A. Esch: Economia, cultura materiale ed arte nella Roma del rinascimento

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Titel
Economia, cultura materiale ed arte nella Roma del Rinascimento. Studi sui registri doganali romani 1445-1485


Autor(en)
Esch, Arnold
Reihe
Roma nel Rinascimento. Inedita 36
Erschienen
Anzahl Seiten
X, 467 S.
Preis
€ 50,00
Rezensiert für H-Soz-Kult von
Thomas Frank, Friedrich-Meinecke-Institut, Freie Universität Berlin

Der Titel verweist auf eine Problemkonstellation – Rom in der Renaissance, Wirtschafts- und Finanzgeschichte, Kunstmarkt – und eine Quelle (die römischen Zollregister), mit denen man den Namen des Verfassers seit langem verbindet. Da acht der neun Kapitel auf Aufsätze zurückgehen, die zwischen 1978 und 2006 bereits veröffentlicht wurden, wirkt die im ersten Satz des Buches getroffene Feststellung, es handele sich nicht um einen Neudruck schon publizierter Forschungen, zunächst enigmatisch. Doch sie ist tatsächlich gerechtfertigt, denn Arnold Esch hat die Vorlagen nicht nur den formalen Erfordernissen einer monografischen Neupräsentation angepasst und mit aktualisierten Literaturangaben versehen, sondern auch inhaltlich ausgebaut. Den Kern bildet die Analyse der für die Jahre 1445 bis 1485 weitgehend vollständig im Staatsarchiv Rom erhaltenen, fast 60 Bände umfassenden Register der römischen Zollbehörden. Doch während die Aufsätze, auf denen die langen Kapitel I und II beruhen, nur jeweils zehn Jahre behandelten (1452-1462 bzw. 1470-1480), hat Esch für die hier vorgelegte Neufassung den kompletten Bestand ausgewertet.

Die Zollregister verzeichnen die Waren, die auf dem Landweg (Dogana di S. Eustachio) sowie über See und Tibermündung (Flusshafen Ripa) nach Rom eingeführt oder von dort ausgeführt wurden. Freilich war der Anteil der Exporte am Zollaufkommen verschwindend gering; das eigentlich Relevante sind die Importe – für die Behörden wegen der Einnahmen, für den Historiker, weil er aus zehntausenden Registereinträgen wertvolle Aufschlüsse über die Wirtschaftsgeschichte Roms im 15. Jahrhundert gewinnen kann. Dazu muss er sich aber zunächst Klarheit über den Charakter dieser Quelle verschaffen. Es ging den Zollbeamten nicht darum, vollständige Güterlisten anzulegen, sondern allein darum, die zu entrichtenden Zollgebühren festzuhalten, die sich am Landzoll bei S. Eustachio auf 5 %, am Hafenzoll in der Regel auf 6,5 % des Schätzwerts beliefen. Dass aus den Registern keineswegs ein erschöpfender Überblick über den Warenumschlag in Rom zu gewinnen ist, liegt vor allem an zwei Umständen: Zum einen verzeichneten die Zöllner zwar ein höchst reichhaltiges Warensortiment, jedoch nicht die nach Rom gelieferten Grundnahrungsmittel (Getreide, Wein aus dem Umland, Öl, Fleisch), denn dafür waren andere Behörden zuständig; zum anderen kauften die großen geistlichen Institutionen und vor allem die Kurie zollfrei ein. Da der Landzoll diese privilegierten Importe nicht registrierte, lässt sich über die auf diesem Wege z.B. von Kardinälen eingeführten Güter – vor allem Stoffe – nicht viel sagen. Besser steht es um die Seeimporte, denn die Zollbeamten am Hafen schrieben alles auf, was die Schiffe transportierten (der wichtigste Artikel war Qualitätswein), fügten bei exemten Käufern jedoch den Vermerk nihil – keine Zollgebühren – hinzu.

Es ist ungemein erhellend zu erleben, wie Esch seine Quellen unter sorgfältiger Abwägung der beschriebenen Eigenheiten zum Sprechen bringt und es versteht, das kleinste Detail in einen allgemeinen Problemzusammenhang zu rücken. Selbstverständlich nutzt er neben den Zollregistern auch zahlreiche andere römische und nicht-römische Zeugnisse, wobei Florenz mit seinen engen Verbindungen zur Kurie besondere Aufmerksamkeit erfährt. Die in Kapitel I bis III erörterten Ausgangsfragen zielen darauf zu klären, wie der römische Importmarkt strukturiert war und sich im Laufe des 15. Jahrhunderts veränderte; näherhin, welche Güter in welchen Mengen eingeführt wurden, welche saisonalen Schwankungen festzustellen sind, wer die Importeure über Land und über See waren, wie das Verhältnis zwischen dem von den Zöllnern zu Grunde gelegten Schätzwert und dem Marktwert bestimmter Warengruppen war, welche Rolle der Seeweg für Rom spielte und wie sich die Importe in normalen Jahren von denen in Ausnahmezeiten unterschieden. Ein Ausnahmejahr war das Heilige Jahr 1475, in dem eine deutliche, wenn auch nicht eklatante Zunahme der Importe zu beobachten ist; exzeptionell waren zudem die Phasen, in denen die Kurie nicht in Rom weilte und für die vorgerechnet werden kann, dass die stadtrömische Wirtschaft ohne Papst um ein Drittel oder gar um die Hälfte schrumpfte (S. 98ff., 314).

Die Auswahl der restlichen Kapitel steht im Zeichen einer Verknüpfung der wirtschaftshistorischen Befunde mit der Kunst- und Architekturgeschichte. In dem Warenstrom, den die Import-Stadt Rom absorbierte, sind nämlich häufig Bilder, Skulpturen, Baumaterialien, Produkte des Kunsthandwerks und Bücher zu finden, also Objekte, die für die Entwicklung der Künste und den Ausbau der Stadt unter den Renaissancepäpsten von Bedeutung waren. Flankiert von Abschnitten über den Kunstmarkt und den Import von Baumaterialien für die Kardinalspaläste, bietet das bisher unveröffentlichte Kapitel V eine Edition aller kunsthistorisch relevanten Einträge in den Zollregistern, die im Kapitel IV (dem einzigen englischen Kapitel) im Überblick ausgewertet werden. Einem herausragenden Sonderfall, dem 1445 erfolgten Import der Bronzegrabplatte Papst Martins V., ist ein eigenes Kapitel (VII) gewidmet. Den Abschluss bildet ein Beitrag zur Bedeutung der Stadt Brügge für die Geldüberweisungen von Nordeuropa nach Rom, Indiz einer für den Norden ungünstigen Handelsbilanz, in der die – mittels der Zollregister rekonstruierbaren – Warenexporte nach Rom aber immerhin ein gewisses Gegengewicht herstellten.

Trotz der gelungenen Auswahl der Beiträge ist deren ‚Familienähnlichkeit’ doch so groß, dass Wiederholungen kaum zu vermeiden waren. Viele Warenkataloge und Beschreibungen markanter Einzelfälle finden sich zwei- oder mehrfach wieder: So liest man z.B. von der Freudschen Fehlleistung eines Zöllners, der einen Import von Madonnenbildchen aus Deutschland zu registrieren hatte und zunächst carte di nostra doh(ana) (Zoll) schrieb, sich dann aber in nostra donna korrigierte, an mindestens drei Stellen des Buches. Aus mehreren Aufsätzen, selbst wenn sie gut aufeinander abgestimmt und erweitert worden sind, eine echte Monografie zu machen, ist eben doch ein Aufwand, der über das an den Anfang gestellte Versprechen, keine bloßen Nachdrucke zu liefern, noch erheblich hinausgehen würde. Gleichwohl lohnt sich die Lektüre, und zwar auch für Leser, die nicht speziell an Rom, sondern an einer methodisch vorbildlichen Analyse eines außergewöhnlichen spätmittelalterlichen Quellenbestands interessiert sind.

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