Red Bull übernimmt EHC München:Eishockey für München - mit Hilfe aus Österreich

Noch vor zwei Wochen wurde der EHC für "endgültig tot" erklärt. Jetzt sind die Münchner doch noch gerettet. Mit neuem Geld, neuem Hauptsponsor und neuem Namen: EHC Red Bull München. Der Eishockey-Klub ist die neueste Errungenschaft des österreichischen Getränkeherstellers.

Johannes Schnitzler

Den Sonntag verbrachte Christian Winkler größtenteils am Telefon. Der Sportdirektor des EHC München feierte seinen 41. Geburtstag, viele riefen an, um ihm zu gratulieren. Die anderen riefen an, um nachzufragen, ob es tatsächlich wahr sei, dass Winklers Arbeitgeber weiterhin in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) spielen wird. Winkler selbst sprach vom "schönsten Geschenk" und der "besten Nachricht des Jahres", Augenzeugen sehen bereits die spektakulärste Auferstehung seit 2000 Jahren.

Denn noch vor zwei Wochen hatte Geschäftsführer Jürgen Bochanski den EHC für "endgültig tot" erklärt. Aber jetzt, vier Tage vor Ablauf der Frist zur Abgabe der Lizenzierungsunterlagen am Donnerstag, steht der EHC München plötzlich so vital da wie nach einer Frischzellenkur: mit neuem Geld, neuem Geschäftsführer, neuem Hauptsponsor. Und neuem Namen: EHC Red Bull München.

Der österreichische Getränkehersteller und der deutsche Erstligist haben sich auf eine Kooperation geeinigt, zunächst für die kommende Saison. Das bestätigte der EHC am Sonntag: "Die EHC Spielbetriebs GmbH ordnet gleichzeitig ihre Beteiligungsverhältnisse neu. Im Zug der Reorganisation ziehen sich Waldemar Jantz und Jürgen Bochanski als Gesellschafter zurück." Ihre Anteile übernimmt der neue Alleingesellschafter Michael Phillips.

Bochanski, der den EHC von 2002 an aus der Bayernliga in die DEL dirigierte, soll Ehrenpräsident werden, die Geschäftsführung übernimmt der Kaufmännische Leiter Claus Gröbner. Sportdirektor bleibt Winkler. Über das Zustandekommen und das finanzielle Volumen der Partnerschaft haben beide Seiten Stillschweigen vereinbart. Gröbner sagt nur so viel: Um das Budget einzuhalten, werde man "auf der Kostenseite massiv einsparen" müssen. Zuletzt war von einem Jahresetat von knapp vier Millionen Euro die Rede.

Die Stadt München hatte in der vorvergangenen Woche eine Unterstützung des defizitären EHC mit der Begründung ausgeschlossen, einen Profiklub vor der Insolvenz zu retten, sei nicht Aufgabe der Politik. Die Abgesänge auf den EHC und den Eishockeystandort München waren längst geschrieben angesichts eines Minus von rund drei Millionen Euro pro Saison. "Das waren keine Floskeln", versichert Christian Winkler, es habe "Tage der Hilflosigkeit" gegeben. Umso überraschender ist nun die neueste Volte um den Aufsteiger von 2010. Die Verhandlungen mit dem Zweitligisten Schwenningen über den Verkauf der GmbH und der Lizenz sind jedenfalls hinfällig.

Red Bull ist als Sponsor weltweit im Spitzensport aktiv. Unter anderem drehen zwei Teams in der Formel 1 ihre Runden mit dem Logo des Energy-Drinks. Am Standort der RB-Zentrale in Salzburg leistet sich Unternehmensgründer Dietrich Mateschitz einen Fußballklub und ein Eishockeyteam. Eishockey, heißt es, passe zum dynamischen Image des Konzerns. Der Versuch, beim Zweitligisten Starbulls Rosenheim einzusteigen, traf indes auf massiven Widerstand der Traditionalisten.

Von dem Engagement in München, wo die Deutschland-Zentrale steht, verspricht Red Bull sich nun strategische Vorteile auf dem hiesigen Markt. Trotz der Begrenzung auf zunächst ein Jahr gilt ein langfristiges Engagement als sicher. "Wir haben nun Zeit, uns zu bewähren", sagt Claus Gröbner. Red Bull sei eine "extrem starke Marke" und stehe für "höchste Qualität und Solidität".

Vor allem ist der Selfmade-Milliardär Mateschitz dafür bekannt, zu klotzen und nicht zu kleckern. Ähnlich wie die Anschutz Entertainment Group des amerikanischen Milliardärs Philip Anschutz, die in Hamburg und Berlin zwei DEL-Franchises unterhält, lässt sich der österreichische Geschäftsmann den Sport Millionen kosten. Dafür erwartet er Erfolg. Claus Gröbner verspricht sich von der Partnerschaft auch Impulse in die Politik. "Ich hoffe, dass wir das Thema Halle wieder aufgreifen können und auch da schnell ins Operative kommen."

Eine Arbeitsgruppe soll es bereits geben. Eine neue Halle und ein potenter Partner, "das wären Rahmenbedingungen, wie wir sie uns gewünscht haben", sagt Gröbner: "Auch sportlich könnte man dann ganz anders planen." Sportdirektor Winkler würde zum Fünfzigsten sicher auch Glückwünsche zur Meisterschaft entgegennehmen.

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