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Meinung Grüne Schandflecken

An was können sich Trittin oder Künast erinnern?

Parteirat Bündnis 90/Grüne Parteirat Bündnis 90/Grüne
Jürgen Trittin und Renate Künast im Jahr 2002. Sie waren zu Zeiten von Rot-Grün Bundesminister, sind noch heute in der Parteispitze. Auf die Gnade der späten Geburt können die beid...en sich jedenfalls nicht berufen
Quelle: pa/ZB
Der Kindesmissbrauch in der Kirche führte bei den Grünen zu Protesten. Doch ihre eigene Vergangenheit betrachten sie lieber mit mythischer Verklärtheit. Es wird Zeit für eine schonungslose Aufklärung.

Die Geschichte der Achtundsechziger, von ihnen selbst erzählt, klingt bisweilen wie ein deutsches Märchen: Es war einmal ein verwunschenes Land mitten in Europa, in dem alte Nazis, böse Papisten und dicke Patriarchen neben rissigen Atomkraftwerken lebten und das dumme Volk mithilfe einer fiesen Zeitung jahrzehntelang in geistiger Umnachtung hielten.

1968 aber wurde Dornröschen endlich von tapferen Recken wach geküsst und befreit; für die notwendige Illumination sorgten brennende Barrikaden. Und wenn sie nicht verloschen sind, dann glühen sie heute noch.

Grüner Selbstbetrug

Ein gerütteltes Maß dieses heldenhaften Selbstbildes ging zwölf Jahre später auf jene Partei über, deren Protagonisten das linke, freiheitliche Erbe von 68 reklamierten. Schon wenig später bildeten sich die Grünen sogar ein, die Bundesrepublik Deutschland „gründlich zivilisiert“ zu haben. Dass es in Wahrheit andersrum war, dass nach dem langen, traurigen Marsch durch die Ödnis von K-Gruppen, Terror, linksradikaler Militanz und konkurrierenden Ideologievereinen mit der Gründung der Grünen für viele verlorene Kinder der Republik endlich ein Ort und eine Organisation gefunden war, mit der man sich in das zivile Deutschland wieder integrieren konnte, blieb lange ungesagt. Die Gründung der Grünen war eben auch ein ideologischer Rückzug, der gekonnt als ökologische Attacke getarnt wurde.

Die Historie der Grünen wird deshalb gern als reine Heilsgeschichte erzählt; und wenn es Irrungen und Wirrungen in ihr gab, dann dienten auch diese nur einer höheren, edlen Sache. Mit dem Bösen, hieß es treffend vor ein paar Tagen in der Hamburger „Zeit“, könnten die Grünen nichts anfangen, „zumindest nicht mit dem Bösen in den Grünen“.

Dass es das Böse bei den Grünen einmal gegeben haben soll, werden die meisten ihrer jungen Mitglieder für ganz unmöglich halten. Den Älteren dämmert es womöglich ein bisschen, wenn heute erwachsene Männer berichten, wie sie von einem grünen Kommunarden sexuell missbraucht wurden.

Die wilden Jahre

Angenehm sind diese Erinnerungen an die frühen, radikalen, anarchistischen Jahre nicht. Man hat diese Zeit regelrecht zugeschüttet und nur ein paar Ikonen aufbewahrt: Turnschuhe, das Bild von Petra Kelly, Sonnenblumen, Fotos von Bartträgern im Bundestag. Was daneben an Irrsinn existierte, wie breit sich Päderasten im grünen Apparat machen konnten, wird einem auch von Google nicht verraten. Die saure Wahrheit steckt zwischen Aktendeckeln aus Altpapier – und in den Erinnerungen mancher Altgrüner, von denen die wenigsten öffentlich reden.

Die Grünen von heute scheinen über ihre eigene, frühe Geschichte wenig zu wissen. Über die Geschichte der katholischen Kirche und den dort an vielen Orten grassierenden sexuellen Missbrauch von Schutzbefohlenen wussten sie dagegen schon immer sehr viel. Dass sie nun den Göttinger Politologen Franz Walter beauftragt haben, das dunkle Kapitel der Partei endlich aufzuklären, ist einerseits ehrenhaft.

Walter wird das sicher ohne Rücksicht auf Verluste tun. Auf der anderen Seite hoffte man freilich, das unliebsame Thema damit für ein, zwei Forschungssemester ausgelagert zu haben. Doch so einfach geht es nicht.

Die Achtundsechziger und der Sex

Die Grünen haben den sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen natürlich nicht erfunden. Aber sie haben über sehr lange Zeit Menschen in ihren Reihen geduldet, die diesen Missbrauch hoffähig und straffrei machen wollten – und selbst daran beteiligt waren. Möglich war das auch, weil zum Erbe von 1968 auch die unselige Politisierung der Sexualität gehört. Prüderie wurde bekämpft.

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Die Familie war suspekt. Diese Institution zu schwächen war linke Ehrensache. Wer gegen Pädophilie argumentierte, sie gar für kriminell erklärte, galt in manchen Zirkeln der Partei mindestens als reaktionär. Kriminalität war keine linke Kategorie. Und Polizei war eigentlich überflüssig. Die Päderasten bei den Grünen salbaderten ja von „Freiwilligkeit“; dass zwischen Kindern und Erwachsenen per se ein Herrschaftsverhältnis besteht, wurde flott negiert.

Der Missbrauch von Kindern geschah im grünen, Post-68er-Milieu vermutlich nicht so häufig wie in der „progressiven“ Odenwald-Schule oder der katholischen Kirche – schon deshalb nicht, weil die Grünen keine Schulen oder Internate unterhielten. Das ideologische Rüstzeug für ihre Verbrechen aber konnten sich Kinderschänder eben auch bei grünen Aktivisten abholen.

Hier haben die Grünen das, was man auf Neudeutsch ein „Alleinstellungsmerkmal“ nennen würde. SPD, CDU und FDP waren Anfang der Achtzigerjahre mehrheitlich alle für Atomkraft. Aber Kinder waren bei ihnen relativ sicher.

Cohn-Bendits Tabuverletzungen

Daniel Cohn-Bendit, 68er-Ikone und grünes Urgestein, schwärmt noch 1982 in einer Talkshow vom „erotischen Spiel“ mit einer Fünfjährigen. Heute beteuert er, es sei nie etwas Anzügliches passiert. Dafür gibt es tatsächlich keinen Beleg. Seine unsägliche Kindersex-Suada aber sollte man sich bei YouTube ansehen. Man ahnt, mit welcher Leichtfertigkeit im alternativen Milieu über Kinderseelen hinweggetrampelt werden durfte, wenn es denn dem Fortschritt diente.

Daniel Cohn-Bendit hat seine Verdienste in der Europa- wie in der Menschenrechtspolitik. Doch manche Tabuverletzungen sind schwer zu verzeihen. Hat er das fünfjährige Mädchen, über das er damals ebenso ungeniert wie großspurig sprach, je um Verzeihung gebeten?

Mit solchen Schandflecken in der Biografie müssen die Grünen nun leben. Wer von ihnen etwas weiß, sollte endlich reden. Dass sich Cem Özdemir und Katrin Göring-Eckardt der Debatte stellen, ist redlich. Aber sie waren damals nicht dabei. Interessanter wäre, an was sich ein Jürgen Trittin oder eine Renate Künast so erinnern könnte.

Gnade der späten Geburt

Auf die Gnade der späten Geburt können die beiden sich jedenfalls nicht berufen. Und auf den frühen Utopie-Überschuss, der die Partei heute noch quält, sollten sie sich nicht rausreden.

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Schließlich gibt es die Opfer des grünen Funktionärs Hermann Meer, der über Jahre als Landesvorstandsmitglied in NRW und danach als Sprecher einer Bundesarbeitsgemeinschaft seinen pädophilen Wahnsinn verbreiten durfte. Er hat ihn auch ausgelebt. Die Opfer leben noch, sie leben nicht gut, manche können die bösen Erinnerungen nur mit Psychopharmaka in Schach halten.

Sie sind kein Kollateralschaden sexueller Befreiung. Die Übergriffe waren sehr gezielt. Sie von höchster Stelle zu bedauern reicht nicht. Was die Grünen für die Opfer von katholischen Päderasten gefordert haben, sollte für die Opfer grüner Päderasten billig sein – auch wenn die Täter keine Soutane trugen, sondern im Gewand des Weltverbesserers angeschlichen kamen.

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