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Lagebericht - August 1940 (MBF)

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BA-MA, RW 35/10, Bl. 3-57

Der Chef der Militrverwaltung in Frankreich[1], Kommandostab[2], Abt[ei]l[un]g. Ia[3], Br.[ief]B.[uch]Nr. Ia 60/40 g.[eheime] K[omman]dos.[ache], Paris, am 2. September 1940

Geheime Kommandosache!

In der Anlage wird der Lagenbericht des Chefs der Milit rverwaltung in Frankreich - Kommandostab fr den Monat August 1940 bersandt. Der Chef der Militrverwaltung In Vertretung Speidel[4]

Hierzu: 1 Lagenbericht.

Verteiler: O.K.H. Gen.Stb.d.H. Gen.Qu. [5] 1.-8. Ausf.[ertigung]

Chef der Mil.Verw. in Frankreich Kommandostab Verwaltungsstab[6] O.Qu. Paris[7] We.Wi.Rs.Stab Frankreich[8] Hh.Nachr.Fhrer[9] General z.b.V. I[10] Mil.Verw.Bez. A[11] Mil.Verw.Bez. B[12] Mil.Verw.Bez. C[13] 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. " " " " " " " " "

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Mil.Verw.Bez. Paris[14] Inspekteur der Kriegsgef.[15]

18. 19.

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Nachrichtlich: Heeresgruppenkommando A Heeresgruppenkommando B Heeresgruppenkommando C Waffenstillstandskommission[16] Marinegruppenkommando-West[17] Kdr. Admiral Frankreich[18] Verb.Stb. Ob.d.L.[19] Militrbefehlshaber in Belgien u. Nordfrankreich[20] Akte Ia 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28.-30. " " " " " " " " "

Lagenbericht des Chefs der Militrverwaltung in Frankreich - Kommandostab fr den Monat August 1940

Inhaltsverzeichnis: I. Lagenbericht der Abteilung Ia II. Lagenbericht der Abteilung Ic III. Lagenbericht der Abteilung IIa und H.[aupt]Qu.[artier] IV. Lagenbericht der Abteilung III V. Lagenbericht der Abteilung Kriegsgefangene VI. Lagenbericht der Abteilung Oberstl[eutnan]t. Otzen[21]

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Anlagen[22]: I. Lagenberichte des Hheren Nachr.[ichten]Fhrers. Anlage 1. Organisation der Nachrichtenverbnde im Bereich der Militrverwaltung in Frankreich 2. Einsatzbereiche der Feldnachrichtenkommandanturen 3. Uebersicht ber die an das Pariser Programm angeschlossenen Rundfunksender 4. Leitungsskizze der Vermittlung Chef der Mil.[itr] Verw.[altung] in Frankreich 5. Nachrichtenverbindungen der Mil.[itr] Verw.[altung] in Frankreich 6. Stand der Instandsetzung des Fernkabelnetzes in Frankreich

II. Ia/ Mil.Geo.-Berichte: Anlage 7. Erkundung der Loire-Uebergnge 8. Kstengebiet zwischen den Flssen Lay und Charente 9. Kstengebiet zwischen den Flssen Charente und Gironde 10. Erkundung der Bretagne

Lagenbericht der Abteilung Ia.

Ia/ Org.[anisation]

I. Kommandanturen. Am 25.8.1940 waren vorhanden: 4 Bezirkschefs 46 Feldkommandanturen 82 Ortskommandanturen I. Klasse 43 Ortskommandanturen II. Klasse 5 Ortskommandanturen III. Klasse[23]

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Der Einsatz neuer OK I, bezw. die Umwandlung von OK II in OK I, sowie das Ausscheiden der OK III ist noch nicht abgeschlossen, z.T. stehen die Entscheidungen des O.K.H. Gen.Qu. noch aus. Im Bezirk A[24] sind 10 Feldkommandanturen und 30 Ortskommandanturen zur Ausbildung f r besonderen Einsatz eingetroffen. Die persnliche Ausstattung aller Kommandanturen ist noch Kommandierungen aus den Landesschtzen-Einheiten angewiesen. II. Landesschtzen-Einheiten. Am 25.8.1940 waren vorhanden: 9 Regimentsstbe 4 Radfahr-Wach-Bat[ai]l[lon]e. 105 Landesschtzen-Bat[ai]l[lon]e. 7 Wach-Bat[ai]l[lon]e. Sicherungs-R[e]g[imen]t.[er] 2 mit 2 Bat[ai]l[lone]n. unzureichend, sie sind auf

General z.b.V.I hat gemss Befehl vom 6.8.[25] seine Ttigkeit als Inspekteur der Landesschtzen- und Wacheinheiten aufgenommen. Die Umgruppierung der Bat[ai]l[lon]e ist noch im Gange. Ein Antrag, die teilweise nur aus 3 Kompanieen [sic!] bestehenden Landessch tzen-Bat[ai]l[lon]e. auf mindestens 4 K[om]p[a]n.[ien] zu verstrken, ist beabsichtigt.

Ia/ Fl.[chtlingsrckfhrung] Die Flchtlingsbewegung zeigt auch im Monat August ein oft t glich wechselndes Bild, und mangels sicherer Unterlagen ist man bezglich der Zahlen vorwiegend auf Schtzungen angewiesen. Z.B. muss die bisher angenommene Gesamtzahl von 800 000 geflchteten Elsass-Lothringern auf etwa 500 000 zurckgesetzt werden. Es ist mit Sicherheit anzunehmen, dass die brigen, ursprnglich geschtzten Flchtlingsziffern hnlich grosse Fehler enthalten. Nach den Meldungen der Bezirkschefs und des Prfekten Marlier[26] befinden sich Ende August 1940 im unbesetzten Gebiet 2 100 000 und im besetzten Gebiet 841 280 Flchtlinge, und zwar:

1. im unbesetzten Gebiet:

1 800 000 Franzosen 131 000 Elssser

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28 800 Lothringer 135 000 Belgier 2 000 Luxemburger 3 000 Hollnder

2. im besetzten Gebiet:

710 810 Franzosen 36 500 Elssser 83 560 Lothringer 9 500 Belgier 300 Luxemburger 610 Hollnder

Ausserdem befinden sich in der Umgebung von Lille[27] etwa 12 000 Lothringer. Es werden tglich in 50 2/3 Zgen etwa 49 300 Flchtlinge zurckbefrdert. Nach Mitteilung der W.V.D.[28] sind bisher insgesamt 1 740 Flchtlingszge mit etwa 1 745 000 Befrderten gelaufen. Auf der Sdlinie[29] ergab eine fr die Woche vom 11. bis 17.8. angeordnete genaue Zhlung einen Grenzbertritt v.[on] durchschnittl.[ich] 60 000 Flchtlingen tglich, whrend Ende August der Tagesdurchschnitt nur noch 38 781 betrug. Eine vorbergehende Steigerung der Heimkehrerzahl ist dadurch mglich, dass die von der franzsischen Regierung vom unbesetzten ins besetzte Gebiet abzugebenden 20 000 Autobusse und Lkw. zur Befrderung der Flchtlinge mit ausgenutzt werden. Die frhere Zahl von 4 Zgen aus dem unbesetzten Gebiet und 4 Zgen aus Bordeaux[30] fr Elssser und Lothringer ist auf 13 Zge erhht worden, und zwar 7 Zge fr Lothringer (6 aus Bordeaux und 1 aus unbesetztem Gebiet) und 6 fr Elssser (3 aus Bordeaux und 3 aus unbesetztem Gebiet). Die franzsischen Behrden wurden nachdrcklich ersucht, durch vorsorgende organisatorische Massnahmen die rechtzeitige Zufhrung der Flchtlinge an die Abfahrbahnhfe und die volle Ausntzung der Zge sicherzustellen. Fr die belgischen Flchtlinge fahren unverndert 10 Zge tglich. Eine Vermehrung der Transportzge ist z.[ur]Z[ei]t. nicht mglich, vielmehr wird in den nchsten Tagen, infolge dringender militrischer Beanspruchung der Strecken, eine Verminderung oder sogar vllige Einstellung der Transporte fr kurze Zeit unvermeidlich sein. Es wird versucht, diese St rung durch Umleitung der Zge soweit wie mglich zu beheben.

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Z.[ur]Z[ei]t. befindet sich eine belgische Abordnung im unbesetzten Frankreich, um die Abbefrderung ihrer Volksgenossen durch Verbesserung der Organisation zu beschleunigen. Fr Luxemburger ist z.[ur]Z[ei]t. tglich ein besonderer Zug eingesetzt. Bei der verh ltnismssig geringen Zahl der luxemburgischen Flchtlinge wird diese Bewegung sich im Rahmen der Gesamtrckfhrung abwickeln. Hollndische Flchtlinge werden im Pendelverkehr durch hollndische Kraftwagenkolonnen abgeholt. Die Zurckfhrung der Flchtlinge wird Mitte Oktober 1940 abgeschlossen sein, wenn nicht unvorhergesehene Strungen in der Planung eintreten. Trotz der Absperrung an der Demarkations- und der Mittellinie [31] ist der Zustrom von Flchtlingen aus dem Sperrgebiet an der Nordostlinie[32] ausserordentlich stark gewesen. Es ist unmglich, mit den verfgbaren Krften die Linien hermetisch abzuschliessen und eine wirksame Sperre aufrecht zu erhalten. Es ist daher jederzeit mglich, dass bei Nacht und Nebel grssere Mengen von Flchtlingen abseits der Strasse in die Sperrzone gelangen. Zur Vermeidung unbefugten berschreitens der Nordostlinie durch franzsische Flchtlinge erfolgte die Herausgabe des Befehls ber die Ausstellung von Passierausweisen, sowie die Herausgabe eines kurzen Merkblattes fr den Sperrposten. Die Ansammlung von Flchtlingen, denen die Heimkehr versagt ist, vor der Nordostlinie hat besonders im Gebiet um Reims[33] und Soissons[34] einen derartigen Umfang angenommen, dass die Ortschaften teilweise jetzt mit bis zu 150% ihrer normalen Einwohnerschaft belegt sind. Die Heeresgruppe C wurde daher veranlasst, in Troyes[35] und Romilly[36] vorerst 3000 Unterkunftspltze fr derartige Flchtlinge freizumachen, um wenigstens einen teilweisen Abschub aus den berbesetzten Gebieten nach Sden zu ermglichen[37].

Ia/ Verk.[ehr] Ausser den Bahnverbindungen Saarbrcken - Luxemburg - Venlo mit dem Reich, besteht jetzt auch eine Verbindung im Sden ber die Strecke Chalons-sur-Saone[38], Belfort[39], Mhlhausen[40], Kolmar[41], Breisach. Die Wasserstrassen sind in ihrem gegenwrtigen Zustand fr Transportbewegungen noch wenig verwendbar. Das Dg-Strassennetz[42] hat bisher den Anforderungen gengt. Soweit es noch verbesserungsbedrftig ist, werden die Instandsetzungsarbeiten fortgesetzt. Die Beschilderung ist durchgef hrt. Bei den im Zuge der Dg-Strassen liegenden Brcken macht sich der Neubau bezw. Umbau von 42 Brcken dringend notwendig. Sonderaufgaben: Abtransport der Reste der ehemaligen belgischen Armee und Jungbelgier aus dem unbesetzten Gebiet Frankreichs nach Deutschland. Ergebnis: Es wurden in 3 Zgen 3630 Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften abtransportiert.

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Ia/ Terr.[43] Im Zuge der Erfassung und Auswertung der Einrichtungen der franz sischen Wehrmacht wurde mit Verfgung Chef d.[er] Mil.[itr]Verw.[altung] in Frankreich, Kommandostab Abt. Ia/ Terr. vom 12.8.40[44] vom O.K.H. Gen.Qu. die Errichtung von bodenstndigen Truppenbungsplatzkommandanturen beantragt mit einer St rkenachweisung, die den Belangen des Aufbaues der zum grossen Teil zerstrten Truppenbungspltze entspricht. Gleichzeitig wurde die Einrichtung von Soldatenheimen[45] auf den Truppenbungspltzen eingeleitet. Um den notwendig werdenden baulichen Vernderungen sowohl auf den bungspltzen, als auch in der Unterbringung der Truppe in den franzsischen Kasernen auf lngere Sicht hin gerecht zu werden, wurde beantragt, wie in den Mil.[itr] Verw.[altungs] Bezirken Abteilungen anzugliedern, die sich wie Heeresbau mter auswirken sollen, um von dieser Zentralstelle aus die verschiedenen Unterkunftsverwaltungen in den Militrverwaltungsbezirken mit den notwendigen Richtlinien zu versehen, und ihnen die entsprechende bauliche Untersttzung zu gewhren.

Ia/ Mess.[46] Die Vorbereitungen fr Regelung und berwachung der durch die Waffenstillstandskommission vom 21.8.40 beschlossenen Wiederingangsetzung des frheren Mil.Karthograph. Instituts[47] durch franzsisches Personal sind getroffen.

Ia/ Stabs-Offz. d.[er] Feldgend.[armerie] Der Dienstbereich der Feldgendarmen bei den Feld- und Ortskommandanturen leidet unter dem Mangel an geeigneten Krften. Die Ttigkeit der Feldgendarmerie der Feld- und Ortskommandanturen erstreckte sich auf Waffensuche, Kontrolle der Waffenabgabe der franzsischen Polizei, Fahndung und Festnahme von englischen Staatsangehrigen, Nachforschungen nach deutschen Emigranten, Nachtstreifen, Preis berwachung und Anbringung von Plakaten gegen Sabotage.

Lagenbericht der Abteilung Ic[48].

1. Innere Lage: Die Verschlechterung der Stimmung hat angehalten. Der Grund hierf r ist in der Rckkehr der geflchteten deutschfeindlichen Intellektuellen, der Verknappung der Lebensmittel, der Preissteigerung und in der Angst vor Hungersnot und Klte zu suchen.

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Die Anwesenheit der deutschen Soldaten wird mehr und mehr als l stig empfunden. Ihr korrektes Verhalten wird als Selbstverstndlichkeit angenommen. Der Verlust des Krieges ist vergessen. Die Missstimmung des Volkes richtet sich in gleicher Weise gegen die eigene Regierung. Man wirft ihr Unttigkeit und Korruption vor. Das Verhalten gegenber den deutschen Soldaten ist dementsprechend zur ckhaltender geworden. Flle von frechem Benehmen und passiver Resistenz kommen vor. Energisch auftretende Soldaten konnten sich jedoch stets Geltung verschaffen. Erziehung aller Wehrmachtsangeh riger zu sicherer, selbstbewusster Haltung ist notwendig. Demgegenber konnte die deutsche Propaganda nur der Verschlechterung der Stimmung entgegenwirken und den Einfluss der zahlreich umlaufenden Gerchte abschwchen. Dank der steigenden Qualitt und der Vielgestaltigkeit der Presse sind die Vorwrfe gegen ihre deutsche Beeinflussung seltener geworden. Im Kstengebiet hat der englische Rundfunk starken Einfluss. In Einzelfllen ist versucht worden, bei der Heimkehr demobilgemachter Soldaten und beurlaubter Kriegsgefangener Kundgebungen zu veranstalten. Die Ordnung konnte mit einfachsten Mitteln ohne Gewaltanwendung sofort wiederhergestellt werden. Der Einfluss der Geistlichkeit auf die Bevlkerung scheint strker zu werden. Die Zunahme des Kirchenbesuches, besonders auch durch die mnnliche Bevlkerung, macht vermehrte Predigtberwachung erforderlich. Immer mehr wird die Kirche zum Hort des Nationalbewusstseins und des Revanchegedankens. Die politische Beeinflussung erfolgt in geschickter, mehr oder minder versteckter Form, meist durch die Ohrenbeichte. Der Kommunismus ist im Anwachsen begriffen. Er findet seinen N hrboden bei den zahlreichen Arbeitslosen, die mit der Unttigkeit der Regierung unzufrieden sind. Die kommunistische Bewegung nimmt auch gegenber der deutschen Besatzung nunmehr eine feindseligere Haltung ein. Zu St rungen der ffentlichen Ordnung ist es nicht gekommen. Die Gegnerschaft gegen das Judentum ist im Wachsen, jedoch noch nicht in der ganzen Bevlkerung verbreitet. Eine am Monatsanfang in der Bretagne aufgelebte Auseinandersetzung zwischen Bretonen- und Franzosentum hat nachgelassen. Anlass zum Eingreifen war nicht gegeben.

2. Innere Sicherheit: Eine ernstliche Gefhrdung der inneren Sicherheit ist nicht aufgetreten. Bei den vereinzelt gemeldeten Schiessereien hat es sich nirgends um planmssige Ueberflle gehandelt. Im Sommegebiet kommen auch weiterhin vereinzelt Angriffe entwichener Kriegsgefangener (besonders Neger) auf deutsche Wachposten vor. Deutschfeindliche Kundgebungen sind nur in einem Fall gemeldet worden. Die Schuldigen sind der gerichtlichen Bestrafung zugefhrt worden.

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Die Sabotageversuche haben zugenommen (meist Besch digungen von Fernsprechleitungen). Strafmassnahmen wurden ergriffen. Die Ttigkeit der Sret Nationale[49] auf innenpolitischem Gebiet war vielfach bemerkbar. Der englische geheime Nachrichtendienst scheint in st rkerem Masse zu spielen. Besondere Ttigkeitsgebiet scheinen neben Bordeaux und Brest[50] die Hafenstdte der Kanalkste und die frher hauptschlich von Englndern besuchten grsseren Badeorte zu sein. Die franzsische Regierung arbeitet am Wiederaufbau des nationalen Lebens nach deutschem Vorbild. Die von ihr ins Leben gerufene Jugendsport-[51] und Kriegsteilnehmerorganisationen[52], sowie der Landdienst[53], dienen der Wehrerziehung. Besonders die Jugendorganisation hngt personell und materiell eng mit der Wehrmacht zusammen. Dem unternommenen Versuch, diese Organisation auch auf das besetzte Gebiet auszudehnen, wird durch eine Verordnung entgegengetreten werden[54]. Bombenangriffe der englischen Luftwaffe gegen das besetzte Gebiet fanden nur vereinzelt statt; in den letzten Tagen haben sie etwas zugenommen. Der angerichtete Personen- und Sachschaden war gering.

3. Zusammenfassung: Die Lage im besetzten Gebiet hat sich nur wenig ver ndert. Stimmung und Verhalten der Bevlkerung sind am schlechtesten in Paris, in den Industrie- und Hafenst dten und in deren Umgebung. Die Zunahme des Kommunismus ist zu beachten. Die innere Sicherheit war nirgends ernsthaft gef hrdet. Energische Massnahmen gegen das Ueberhandnehmen der Sabotageversuche sind angeordnet [55]. Die Zunahme der Ttigkeit der Sret Nationale, illegaler Organisationen und des englischen Nachrichtendienstes bedarf der Aufmerksamkeit.

Lagenbericht der Abteilung IIa/ IIb[56].

1. Neue Strkenachweisung: Infolge dauernder Erhhung des Arbeitsanfalles wurde eine Mehranforderung von Off[i]z.[ieren], U[ntero]ff[i]z.[ieren] und Mannsch.[aften] fr die Abt.[eilung] IIa/ IIb gestellt und dem Vertreter des OKH/AHA[57] Berlin Ob[er]stl[eu]t.[ant] v.[on] Fichte[58] bergeben. Die Entscheidung des OKH steht noch aus.

2. Personalvernderungen: Im Einvernehmen mit den Bezirkschefs A[59], B[60] und C[61] wurden Personalvernderungen bzw.
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Ergnzungen bei den Feld- und Ortskommandanturen durchgefhrt. Eine notwendige Personalbereinigung bei den Kriegsgefangenen-Bezirkskommandanten und deren Befehlsbereichen ist in Angriff genommen.

3. Unterpersonal: Ein fhlbarer Mangel an Unterpersonal, insbesondere an Maschineschreibern und Fahrern, ist zurzeit dadurch eingetreten, dass das Ersatzheer infolge Fehlens der St rkenachweisung die bentigten Ergnzungen nicht in Marsch setzen kann.

4. Abt.[eilung] H.[aupt]Qu.[artiermeister]: In der Berichtszeit sind auf Grund der Strkenachweisung ca. 175 U[ntero]ff[i]z.[iere] und Mannsch. [aften] eingetroffen, sowie 20 neue Fahrzeuge zugewiesen worden. Zur Unterbringung des stndig grsser werdenden Stabes wurden fr Wohn- und Brozwecke 5 weitere Hotels beschlagnahmt. Die Verpflegungsstrke des Stabes betrgt zurzeit 1000 Kpfe.

Lagenbericht der Abteilung III[62].

Der Chef der Militrverwaltung in Frankreich hat im Berichtsmonat als h herer Befehlshaber besttigt: 3 Todesurteile gegen Franzosen, davon 1 wegen Gewaltttigkeit gegen einen deutschen Soldaten; Todesstrafe durch ObdH. gnadenweise in 5 Jahre Zuchthaus umgewandelt; 1 wegen verbotenen Waffenbesitzes (versuchte Verschiebung franzsischer Kriegsmaterials in das unbesetzte Gebiet durch 2 franzsische Eisenbahnbeamte in Poitiers), Entscheidung des ObdH[63] ber Begnadigung steht noch aus; 1 wegen Freischrlerei (Durchschneiden eines Wehrmachtskabels), Gnadengesuch vom ObdH abgelehnt, Vollstreckung angeordnet; 2 Verurteilungen zu Freiheitsstrafen ber 5 Jahren, davon 1 gegen einen Soldaten (10 Jahre Gefngnis wegen unerlaubter Entfernung und Plnderung), 1 gegen einen franzsischen Eisenbahnbeamten (10 Jahre Zuchthaus wegen der obenerw hnten Verschiebung von Waffen usw.); 1 Urteil gegen 2 Offiziere und 3 Wehrmachtbeamte

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(1 Offizier = 6 Monate Gefngnis und Rangverlust wegen militrischer Unterschlagung. Die brigen Stubenarrest wegen Beschlagnahmebruchs an Beutegut im Hafen von Bordeaux). 4 Urteile sind aufgehoben worden, davon 2 gegen Franzosen wegen zu geringer Strafen. ber die Ttigkeit der unterstellten Gerichte liegen keine besonderen Berichte vor.

Lagenbericht der Abteilung Kriegsgefangene.

1. Organisation: Nachdem die letzten Stalagkommandanturen[64] eingetroffen und die Kriegsgefangenenlager bernommen sind, steht nunmehr die Organisation des Kriegsgefangenenwesens in Frankreich, die im Stab des Chefs der Militrverwaltung von der Abt.[eilung] Kriegsgef.[angene] bearbeitet wird. Im Bereich der Militrverwaltungsbezirke befinden sich unmittelbar unterstellt die KriegsgefangenenBezirkskommandanten, denen wiederum in den einzelnen Departements die Stalagkommandanten unterstehen. Fr die Bewachung der Kriegsgefangenen sind den Stalagkommandanten Landessch tzen-Bat[ai]l.[lone] zur Verfgung gestellt worden, von denen die letzten bis Anfang September eingetroffen sein werden. Erschwerend fr die Uebernahme des Kriegsgefangenen-Wesens durch die Stalag-Kommandanten war die bereits gemeldete Unzulnglichkeit in Aufstellung und Ausrstung der LandesschtzenBat[ai]l[lon]e.

2. Verschiebungen innerhalb der Kriegsgefangenen: Die Verteilung der Kriegsgefangenen auf einzelne Bezirke erfolgt nach den Gesichtspunkten des Arbeitseinsatzes. Zuerst musste der Bedarf in Deutschland gedeckt werden. Hierbei kann man rumlich und zeitlich 3 Wellen feststellen: Die 1. Welle bis etwa Ende Juni, Abtransport der Kriegsgef. vornehmlich aus dem Norden in Frankreich nach Deutschland. Die 2. Welle begann ab Mitte Juli, Beendigung etwa 25.8., umfasste den Abtransport der Kriegsgef. im Raum der 1. und 12. Armee[65], etwa 420000 Mann. Die 3. Welle, sie setzt jetzt ein und zieht aus dem besetzten Gebiet berall diejenigen Kriegsgef. heraus, die dort nicht im Arbeitseinsatz gebraucht werden[66]. Der Abtransport erfolgt jetzt im Gegensatz zu fr her durch Abt.[eilung] Kriegsgefangene beim Chef der Milit rverwaltung in Frankreich nach zwei im Einvernehmen mit OKW/ Abt.[eilung] Kriegsgef.[angene] und den zust ndigen Transportkommandanturstellen festgelegten Pl nen. Der erste Plan umfasst etwa 150000 Kriegsgefangene. Die Bewegung drfte Mitte September beendet sein.

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Eine weitere Verschiebung innerhalb der Kriegsgef.[angenen] erfolgte im besetzten Gebiet selbst, und zwar wurden vornehmlich die Mangelgebiete im Nordwesten von Frankreich mit Kriegsgef.[angenen] versorgt. (Etwa 70000 Kriegsgef.[angene]) Ausserdem erfolgte im Laufe des August noch ein Rcktransport von farbigen Franzosen aus Deutschland[67] nach Frankreich. (Etwa 30000) Die gesamte planmssige Raumordnung ist jedoch noch nicht abgeschlossen, weil aus klimatischen Grnden fr den Winter ein Verschieben der Farbigen nach dem s dwestlichen Teil des besetzten Gebietes vorgesehen werden muss und die Vorbereitungen hierfr bereits beginnen.

3. Erfassung und Entlassung der Kriegsgefangenen: Auf Veranlassung des Generalquartiermeisters ist Ende Juli ein Sonderreferat: Kriegsgefangenenbetreuung in der Abt. Kriegsgef.[angene] aufgestellt worden mit dem Zweck, eine m glichst rasche, vorlufige Erfassung der im besetzten Gebiet vorhandenen Kriegsgefangenen vorzunehmen. Hierzu sind besondere Karten gedruckt worden, die die Kriegsgef.[angenen] selbst auszuf llen haben. Die Namen werden in Listen zusammengefasst unter Hilfe franzsischer Stellen und verffentlicht. Die Listen werden in doppelter Ausfertigung an smtliche Brgermeistereien in Frankreich zur Einsicht durch die Zivilbevlkerung verteilt. Bei Entlassung der Kriegsgef.[angene] aus den Lagern muss unterschieden werden: 1. Kriegsgef.[angene], die beurlaubt werden auf Grund besonderer Vorschriften, weil sie von der Wirtschaft bentigt werden, 2. solche, die entlassen werden; Dienstunfhige und Sanittspersonal. Infolge Missbrauchs der Beurlaubungsrechte wurden bis Mitte September die Beurlaubung einzelner Kriegsgef.[angener] aufgehoben. Ueber die Kontrolle der Beurlaubten wird noch berichtet werden.

4. Gefangenenpost und Abwehmassnahmen: Die Gefangenenpost beginnt nach Einrichtung der Postberwachungsstellen anzulaufen. Auch die Abwehr hat sachgemss eingesetzt[68]. Der Verkehr der Kriegsgef.[angenen] mit der Zivilbev lkerung wird verhindert. Die Behandlung der Kriegsgefangenen wird jetzt auf Grund mehrfacher Verfgungen des Chefs der Militrverwaltung straffer gehandhabt; erschwerend ist, dass Kriegsgef.[angene] im eigenen Land oft ohne Aufsicht dem Arbeitseinsatz zugef hrt werden mussten und infolgedessen das Entweichen von Kriegsgef.[angenen] noch immer hufig vorkommt. Vorschriften fr Fahndungen und dergl. sollen hier Abhilfe schaffen.

5. Verwaltung: Uebelstnde in der Beschaffung der Verpflegung fr Kriegsgef.[angene] werden nach und nach beseitigt.
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Die AOK's[69] wissen, dass sie fr die Verpflegung der Kriegsgefangenen sorgen mssen. Schwierigkeiten bestehen im Heranbringen der Verpflegung, da die Ausr stung der Stalags mit Lastkraftwagen noch nicht vollendet ist. Truppennotwendigkeiten bedingten immer noch Verlegungen von Kriegsgef.[angenen]Lagern. Es wird hier Stetigkeit dadurch angestrebt, dass in Zukunft nur in ganz besonders gelagerten F llen Antrgen von Truppenteilen auf Kriegsgef.[angenen] Lagerverlegungen stattgegeben werden soll.

6. Sanittsdienst: Abgesehen von einigen Fllen von Dysenterie[70] ist der Gesundheitszustand der Kriegsgef.[angenen] im allgemeinen gut.

Lagenbericht der Abteilung Oberstltn. Otzen

Am 8.8.40 wurde die Dienststelle des Verbindungsoffiziers bei der Delegation der franzsischen Regierung in Paris im Gebude der Delegation 127, rue de Grenelle als Abt. Otzen eingerichtet. Am 9.8.40 fand die Vorstellung beim Botschafter No l[71] statt, an die sich eine etwa einstndige Unterredung anschloss, ber die Sonderbericht[72] s.[einer]Z[ei]t. gemacht wurde. Anschliessend daran versammelte der Botschafter seine gesamte Delegation und stellte dem Verbindungsoffizier die einzelnen Herren vor. Am 17.8. erkrankte der Botschafter Nol und wurde abberufen. Am 19.8. abends traf der General de la Laurencie [73] als Generalbevollmchtigter der franzsischen Regierung beim Chef der Militrverwaltung in Frankreich in Paris ein. Er wurde an der Demarkationslinie durch den Ordonnanz-Offizier[74] der Abt. Otzen empfangen und nach Paris geleitet. In seiner Begleitung befanden sich vier Offiziere: Colonel Saland [sic !][75] als Chef des Stabes Lieut. Colonel Bers[76] Lieut. Colonel de Laval[77] Capitaine de Coulanges[78] Am 20.8. machte der General de la Laurencie dem Chef der Milit rverwaltung in Frankreich seinen Besuch. Am 21.8. trat die Vereinbarung mit der Waffenstillstandskommission Wiesbaden in Kraft, nach der sich die Mitglieder der franzsischen Waffenstillstandskommission bei ihren Dienstreisen nach Paris bei der Abt.

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Otzen an- und abzumelden haben. Dadurch ist eine Kontrolle ber die Ein- und Ausreisen gegeben. Eine entsprechende Passierscheinstelle wurde in der Delegation de la Laurencie eingerichtet, um den Verkehr zwischen Paris und Vichy zu erleichtern und zu kontrollieren. In der Zeit zwischen dem 23.8. und 26.8. fanden Besprechungen des Generals Besson[79] als Bevollmchtigter fr das Kriegsgefangenenwesen in Paris statt, auf Grund derer der "Contrleur de l'Administration de l'Arme" Bigard[80] als Verbindungsoffizier des Generals Besson fr die Kriegsgefangenenfragen in Paris eingesetzt wurde (31, Boulevard de la Tour Maubourg). Im Monat August reisten verschiedene Minister der franz sischen Regierung in Vichy nach Paris ein, wie Laval[81], Marquet[82] und Bouthillier[83]. Die Herren hielten sich mehrere Tage in Paris auf und hatten Besprechungen mit dem Chef der Militrverwaltung in Frankreich und dem deutschen Botschafter Abetz[84].

Allgemeines: General de la Laurencie verfolgt bisher die von ihm bei seinem Antrittsbesuch zugesagte Linie der Loyalitt. Er hat seine Delegation straffer durchorganisiert. Der Antrag des General de la Laurencie, durch seine Offiziere die franz sischen Prfekten im besetzten Gebiet kontrollieren lassen zu drfen, musste vom Chef der Militrverwaltung abgelehnt werden. Er knnte die Absicht haben, die eigene Stellung im besetzten Gebiet - entgegen den s.Zt. festgelegten Bestimmungen - auszudehnen. Auch seine Bitte, auf seinem Dienstgeb ude die franzsische Flagge hissen zu drfen, wurde abgelehnt. Die Ein- und Ausreisegesuche der Mitglieder der franz sischen Delegation sowie smtlicher Angehriger der franzsischen Regierung in Vichy wurde mit der Einrichtung der Dienststelle ber die Abt. Otzen geleitet und erfuhren dadurch eine wesentliche Beschleunigung und sch rfste Kontrolle. Der mangelhafte Postverkehr zwischen dem besetzten und unbesetzten Gebiet wirkt sich nachteilig aus; so blieben in Paris in der Zeit vom 20.8.-28.8. s mtliche Zeitungen und das "Journal Officiel" aus. Zur Abhilfe wurde der franzsischen Delegation die Entsendung eines Kuriers alle zwei Tage nach Vichy durch den Chef der Militrverwaltung in Frankreich zugestanden. Zusammenfassend besteht der Eindruck, dass fast smtliche Mitglieder der franzsischen Delegation nach dem Abgang Botschafters Nols in Paris sich bemhen, loyal mit den deutschen Dienststellen zusammenzuarbeiten, zum Teil auch Verst ndnis fr die deutschen Belange zeigen, aber doch selbstverstndlich bemht sind, mit allen Mitteln das fr ihr Land Gnstigste herauszuholen.

Lagebericht des Chefs der Militaerverwaltung in Frankreich - Verwaltungsstab fuer den Monat August 1940.

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Inhalt.

A. Allgemeine Organisations- und Personalfragen der Militaerverwaltung - Verwaltungsstab -

B. Die franzoesische Verwaltung und Wirtschaft I. Die Entwicklung des Fluechtlingswesens - dtsch. Fl chtl.-Betreuung II. Die franzoesische Verwaltung 1. Allgemeines, politische Lage 2. Die franzoesische Staats- und Kommunalverwaltung - Handhabung der deutschen Aufsicht 3. Die Polizei a) der franzoesische Ordnungsdienst b) Fremdenpolizei c) Vereinspolizei d) Gesundheitspolizei e) Veterinaerpolizei 4. Justizwesen 5. Finanzwesen 6. Schule und Kultur a) Schulwesen b) Archivwesen

III. Die franzoesische Wirtschaft (I) Gewerbliche Wirtschaft 1. Allgemeines 2. Kohlenwirtschaft

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3. Treibstoffwirtschaft 4. Eisenwirtschaft 5. Kautschukwirtschaft

B. III. (II) Ernaehrung und Landwirtschaft 1. Erzeugung 2. Versorgung (III) Forst- und Holzwirtschaft (IV) Auswaertiger Waren- und Zahlungsverkehr 1. Warenverkehr 2. Zahlungs- und Kapitalverkehr 3. Feindvermoegen (V) Wirtschaftlicher Transportbedarf (VI) Arbeitseinsatz und Sozialwesen (VII) Waehrungs- und Kreditwesen (VIII) Preise 1. Allgemeines 2. Preisbewegungen auf dem Agrarsektor 3. Preisbewegungen auf dem gewerklichen Sektor

C. Sonstiges.

A. Allgemeine Organisations- und Personalfragen der Militaerverwaltung (Verwaltungsstab).

In der Zeit vom 1. bis 31. August 1940 wurden 135 Beamte in Marsch gesetzt, die sich wie folgt verteilen:

Beamtengruppe insges.[amt] Davon entfallen auf:

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allg.[emeine]Verw. Ernhrung Arb.[eits]Einsatz gew.[erb-liche Nah[altung Wirtschaft u.[nd] verkehr Landw.[irtschaft]

Hoeh.[erer] Dienst gehob.[ener] Dienst mittl.[erer] Dienst Sonderfhrer

67

29

29

59

31

16

zusammen

135

64

23

10

34

Damit hat sich der Personalbestand der Feldkommandanturen und insbesondere die Zahl der bei den Feldkommandanturen taetigen landwirtschaftlichen Sachbearbeiter erheblich erhoeht. Es besteht weiterhin noch Bedarf an wirtschaftlichen Referenten in den Industriebezirken, ferner an Beamten des mittleren und gehobenen Dienstes und an Dolmetschern. Die notwendigen Schritte zur Einberufung der Angehoerigen der genannten Berufsgruppen wurden eingeleitet. Viele Ortskommandanturen sind inzwischen dazu uebergegangen, ihre Taetigkeit nicht auf den Ort zu beschraenken, sondern sie auch auf die naehere Umgebung bis zum Umfang eines Arrondissements auszudehnen. Dadurch wuerde sich natuerlich die Anforderung von Verwaltungsbeamten erheblich erhoehen. Ich werde im naechsten Lagebericht auf diese Frage zurueckkommen. Vom 19. bis 21. August 1940 fand in Paris eine Arbeitstagung von ca. 150 Militaerverwaltungsbeamten und Ortskommandanten statt. Die Tagung stand unter der Leitung des Kriegsverwaltungschefs von Pfeffer[85]. Die Teilnehmer wurden durch Referate des KVR Vogel[86] und der OKVR Dr. Gehrhardt[87], Duntze[88] und Dr. Zwick[89] ueber die Militaerverwaltung und ueber Wirtschaftsfragen in Frankreich und Belgien unterrichtet. Die geschichtlich und kunstgeschichtlich bedeutenden Denkmaehler [sic!] in Paris wurden unter sachkundiger Fuehrung gemeinsam besucht. Die Arbeitstagung fand ihren Abschluss durch einen Vortrag des Kriegsverwaltungschefs Dr. Best[90] ueber den politischen Sinn des gegenwaertigen Entscheidungskampfes.

B. Verwaltung und Wirtschaft in Frankreich. B.1. Entwicklung des Fluechtlingswesens. Deutsche Fluechtlingsbetreuung.

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a) Raeumung der Kuestenzone. Im Vordergrund steht die Raeumung des 15 km breiten Guertels laengs der Kanalkueste von der nicht bodenstaendigen Bevoelkerung. Die hiervon betroffenen Fluechtlinge wurden in der Hauptsache in das Innere des Landes abgedraengt. Durch Auflockerung der Sperre an der Mittellinie konnte zwar ein erheblicher Teil dieser Fluechtlinge in die noerdlichen und [unleserlich] Gebiete abfliessen; immerhin sind verschiedene Gebiete des Westens, so insbesondere die Departements Finist re [sic!], Ctes du Nord, Mayenne, Ille et Vilaine von Fluechtlingen noch stark uebersetzt, die die Versorgungslage der bodenstaendigen Bevoelkerung in zunehmendem Masse verschaerfen. Der Abtransport der Fluechtlinge vollzieht sich weiterhin planmaessig im Rahmen der gegebenen Transportmoeglichkeiten. Obwohl nunmehr die Fluechtlinge in groesserer Zahl auch in die stark in Mitleidenschaft gezogenen Gebiete unmittelbar diesseits der Sperrlinie zurueckkehren, hat die Unterbringung bis jetzt zu Schwierigkeiten noch nicht gefuehrt; bei Bedarf werden Baracken erstellt; Bereitstellung von Material fuer weitere Baracken wird vorsorglich veranlasst.

b) Nordostlinie. Nach eingehenden Meldungen versuchten in letzter Zeit in verstaerktem Masse Fluechtlinge verbotswidrig die Nord-Ost-Linie zu ueberschreiten; Vorschub leistete hierfuer die Einstellung von Personenwagen in Gueterzuegen. Die noetigen Abhilfsmassnahmen sind veranlasst. (Auf den Bericht des Kommandostabs nehme ich Bezug.) Im uebrigen waere eine recht baldige Entscheidung, ob die landwirtschaftliche Bevoelkerung ueber die Sperrlinie zu lassen ist, erwuenscht.

c) Deutsche Hilfeleistung bei der Rueckfuehrung. Marschal [sic!] Petain[91] hat unlaengst in seiner Rede erwaehnt[92], welche Hilfe Amerika[93] dem franzoesischen Volke habe angedeihen lassen. Von der deutschen Hilfe hat er nicht gesprochen. Demgegenueber verdient folgendes festgestellt zu werden: Es wurden von den deutschen Truppen ungefaehr 90 Lager eingerichtet, in denen franzoesische Fluechtlinge untergebracht, verpflegt und weitergeleitet wurden. Die Verpflegung uebernahm die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt[94]. Zu diesem Zweck verzichtete die deutsche Wehrmacht nicht nur auf die Inanspruchnahme der von ihr erbeuteteten Proviantlager, sondern stellte darueber hinaus aus den eigenen Heeresbestaenden Verpflegungsmittel in grossem Umfang zur Verfuegung. Die N.S.V. konnte so in der Zeit vom 6. Juni bis zum 20. August ueber 42,6 Millionen Essenportionen an die Fluechtlinge ausgeben. Im Einzelnen wurden ausgegeben und verteilt ueber 5 Millionen Brote, ueber 18 Millionen kalte Verpflegungsportionen, ueber 9,7 Millionen warme Verpflegungsportionen, ueber 7 Millionen Liter Milch oder Getraenke. In 93000 Faellen wurde Krankenhilfe gewaehrt, [95] Kinder und Saeuglinge betreut. Im Dienst der N.S.V. waren ueber 160 Einsatzstellen, 390 Verpflegungsstellen, 130 Milchkuechen, 123 Krankenstationen, 145 Saeuglingsstationen und 480 Kuechen der N.S.V. und der Wehrmacht taetig. Eine der modernsten Einrichtungen des deutschen Roten Kreuzes, das motorisierte Bereitschaftslazarett , das ueber 2000 Kranke und Verwundete fassen kann, wurde in den Dienst der Fluechtlingsfuersorge gestellt und befoerderte insbesondere Kinder, Greise und gebrechliche Personen in ihre Heimat zurueck. Des

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weiteren wurde eine der groessten fahrbaren Verpflegungsstationen der Welt, der deutsche - Hilfszug Bayern[96] - eingesetzt. Er begann seine Taetigkeit in Antwerpen am 30. Mai 1940 und wurde dann in Arras, Lille, Reims und Paris eingesetzt. Von diesen Einsatzorten aus transportierte der Hilfszug die hergestellte Verpflegung mit eigenen Kraftfahrzeugen bis zu einem Umkreis von 200 km zu den jeweiligen Verteilungsstellen. Auf diese Weise hat der Hilfszug ueber 21 Millionen Verpflegungsportionen ausgegeben. Dabei handelte es sich meist um Warmverpflegung. Hierbei war der Zug zum Teil in drei Abteilungen eingesetzt und zwar mit einem stationaeren Teil und zwei motorisierten Teilen. Die gesamte erhebliche Arbeit wurde von den Angehoerigen des Hilfszuges ohne jede fremde Hilfe geleistet. Die vorerwaehnten Portionen wurden zusaetzlich zu den Portionen der N.S.V. ausgegeben. N.S.V. und Hilfszug Bayern haben also zusammen rund 64 Millionen Verpflegungsportionen verteilt. Um den Fluechtlingen, die mit ihren Kraftfahrzeugen geflohen waren, die Rueckkehr zu ermoeglichen, ordneten ferner die deutschen Militaerbehoerden an, dass die deutschen Truppen die Fluechtlinge mit Benzin zu versehen haben. Ausserdem veranlassten die deutschen Eisenbahnbehoerden die Einrichtung regelmaessiger Fluechtlingszuege. So werden z.[ur]Z[ei]t. taeglich 10 Zuege mit belgischen Fluechtlingen nach Bruessel und nach Gent, 25 Zuege mit franzoesischen Fluechtlingen nach Paris und Umgebung und bis 17 Zuege mit Elsass-Lothringern nach ihrer Heimat gefahren. Zur Erleichterung dieses Ruecktransports verzichteten die deutschen Dienststellen auf jeden Passzwang. Nur Dank dieser umfassenden Hilfsmassnahmen vollzieht sich der anfangs so schwierig erscheinende Ruecktransport heute in durchaus geordneten Bahnen. Der deutsche Botschafter hat Laval auf diese Zahlen hingewiesen und um ihre Bekanntgabe im unbesetzten Frankreich gebeten.

d) Uebergabe der Lager an das Franzoesische Rote Kreuz. Gemaess Befehl des Oberkommandos des Heeres zog sich die N.S.V. am Ende des Monats August von der Betreuung der franzoesischen Lagerinsassen zurueck. Sie versorgt jetzt nur noch die deutschen Lagerinsassen in den Elsass-Lothringer Lagern (Dijon[97] und St. Dizier[98]) sowie vorlaeufig noch einige Lager an der Nord-Ost-Linie, welche die jenseits der Nord-Ost-Linie beheimatete Bevoelkerung, insbesondere die landwirtschqftliche [sic!] Bevoelkerung aufgenommen haben. Die N.S.V. wird einen Verwaltungsstab in das Hotel Majestic[99] abordnen, um im engsten Einvernehmen mit der Militaerverwaltung ihre Betreuungsaktion abzuwickeln und notfalls hier und da noch einzugreifen. Vereinbarungsgemaess hat das Deutsche Rote Kreuz einige Lager mit Elsass-Lothringern in der Naehe von Paris uebernommen, die sich aber bald leeren werden. Im uebrigen hat das Deutsche Rote Kreuz die N.S.V. inzwischen auch in der Truppenbetreuung, insbesondere im Bahnhofsdienst, mit ungefaehr 800 Hilfskraeften auf der ganzen Linie abgeloest. Der Beauftragte fuer das Fluechtlingswesen, Kriegsverwaltungschef von Pfeffer, hat dem Hauptamtsleiter Hilgenfeld [100] den Dank des Oberkommandos des Heeres fuer seine vorbildliche Arbeit zum Ausdruck gebracht. Eine gewisse Komplikation trat dadurch ein, dass sich in diesen Tagen ein Vertreter der franzoesischen "Nationalen Hilfe"[101] bei der hiesigen Dienststelle als der Nachfolger der N.S.V. einfuehrte. Vereinbarungsgemaess sollte aber die N.S.V. ihre Arbeit an das franzoesische Rote Kreuz, nicht an die Nationale Hilfe abgeben. Die letztere ist politisch bedenklich, sie arbeitet anscheinend mit juedischem Geld und versucht auf dem Wege ueber die karitative Betaetigung Einfluss auf die Stimmung der Bevoelkerung zu erhalten. Naehere Feststellungen ergaben, dass die N.S.V. ihre Geschaefte allgemein an das franzoesische Rote Kreuz und nur ein Einsatzstab die Geschaefte an die Nationale Hilfe abgegeben hat. Der N.S.V. wurde bedeutet, dass die Abgabe an die Nationale Hilfe unerwuenscht sei. Ob die Versorgung der Lagerinsassen durch das franzoesische Rote Kreuz funktionieren wird, erscheint mir zweifelhaft; da das franzoesische Rote Kreuz erst jetzt zu einer Einheit zusammengeschlossen worden ist und sowohl der Erfahrungen als auch der einheitlichen straffen Fuehrung ermangelt. Man kann sich

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natuerlich auf den Standpunkt stellen, dass es uns gleich bleiben kann, ob das franzoesische Rote Kreuz seine Landsleute gut oder schlecht betreut vor allem wenn man beruecksichtigt, dass die Auffanglager nunmehr an die franzoesische Behoerde uebergeben werden und daher die Lager nicht mehr Lager der mit ihrer Einrichtung beauftragten deutschen Truppen sind. Fuer alle Faelle ist aber eine Oberaufsicht durch die deutsche Militaerverwaltung noetig und wird veranlasst werden.

B. II. Die franzoesische Verwaltung.

1. Allgemeines, politische Lage. a) In der allgemeinen politischen Lage im besetzten franzoesischen Gebiet ist nach den eingegangenen Berichten und Unterlagen eine wesentliche Aenderung nicht eingetreten. Die Haltung der franzoesischen Bevoelkerung ist im allgemeinen korrekt und hoeflich. Das letztere entspricht allerdings dem Nationalcharakter der Franzosen und hat deshalb nichts besonderes zu sagen. Der grossen Menge der Franzosen, insbesondere des franzoesischen Buergertums, fehlt offenbar noch immer das rechte Bewusstsein der Niederlage. Man hat den Eindruck, dass man sich franzoesischerseits keine rechte Vorstellung von den Geschehnissen macht und glaubt, mit Deutschland wie vor dem Kriege als gleichgeordnete Macht verkehren zu koennen. Die Ansicht weiter franzoesischer Kreise, gegenueber der Zeit vor dem Kriege habe sich im Verhltnis zu Deutschland nicht viel geaendert, findet ihre Erklaerung wohl auch in der Tatsache, dass in dem franzoesischen Volk trotz der Hetze - abgesehen von Ausnahmen eine ausgesprochene feindselige Haltung gegen Deutschland nicht vorhanden war. Dem Krieg gegen Deutschland mangelte franzoesischerseits auch die innerliche Begruendung. Typisch dafuer, dass die meisten Franzosen sich ueber alle diese Dinge nicht genuegend klar sind, ist z.B. auch, dass man bei ihnen in verschiedensten Gruenden die Ursache fuer die Niederlage sieht. Es zeigt die mangelnde Kenntnis der politischen Zusammenhaenge, wenn haeufig in Gespraechen als Hauptursache fuer die Niederlage nicht etwa die Fehler der Staatsfuehrung in der Politik gegenueber Deutschland, sondern die Maengel der militaerischen Vorbereitung angegeben werden. Mit der Beruhigung der Verhaeltnisse und der Erholung von dem Schock, den der ploetzliche militaerische Zusammenbruch Frankreichs verursachte, beginnt jedoch die deutschfeindliche Einstellung an Boden zu gewinnen. Das trifft besonders fuer das Buergertum zu, das einen grossen Teil der franzoesischen Bevoelkerung ausmacht. In diesen Kreisen hat man trotz der voellig unerwarteten militaerischen Erfolge Deutschlands die Hoffnung auf dessen endgueltige Niederlage nicht aufgegeben. Diese Hoffnung wird besonders durch die englische Rundfunkpropaganda[102] genaehrt, der jetzt durch systematische Stoerungen von einem Stoersender in Paris deutscherseits entgegengearbeitet wird. Letzte Hoffnung bleibt dabei ein Eintritt der Vereinigten Staaten von Amerika zugunsten Englands in den Krieg. Eine Staerkung der deutschfeindlichen Einstellung der franzoesischen Bevoelkerung wird naturgemaess durch die Entwicklung auf wirtschaftlichem Gebiet, insbesondere durch die eingetretenen Preissteigerungen, das Aufkaufen franzoesischer Warenbestaende durch die deutschen Soldaten und die Verknappung der Lebensmittel usw. herbeigefuehrt. Auch auf anderen Gebieten wirken sich manche Massnahmen nachteilig auf die Stimmung im franzoesischen Volke aus, wie z.B. die Sicherstellung und Fortnahme franzoesischer Kunstschaetze, ueber die bekanntlich auch schon die amerikanische Presse berichtet hat[103]. Durch die Entwicklung auf wirtschaftlichem Gebiete wird besonders die Arbeiterschaft betroffen. Innerhalb der Arbeiterschaft ist man aber ueber die Beurteilung der Lage noch voellig unsicher. Die kommunistische Tendenz ueberwiegt jedoch noch weiterhin . In der Einstellung gegenueber England ist

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zwischen dem franzoesischen Buergertum und der franzoesischen Arbeiterschaft ein Unterschied zu beobachten. Waehrend das Buergertum seine englandfreundliche Einstellung noch keineswegs als Fehler erkannt hat, beurteilt der Arbeiter die Lage nuechterner und ist deshalb der englischen Propaganda unzugaenglicher. Eine ausgesprochen englandfeindliche Haltung liegt die im besetzten Gebiet erscheinende Tagespresse an den Tag. Bemerkenswert ist ferner, dass in dieser Tagespresse haeufig auch mit mehr oder weniger scharfer Kritik gewuerzte Aufforderungen an die franzoesische Regierung enthalten sind, Massnahmen gegen die Arbeitslosigkeit zu ergreifen.

b) Politische Organisationen. Von den im besetzten Gebiet vorhandenen Organisationen spielt z.[ur]Z[ei]t. keine eine besonders ausschlaggebende Rolle. Besondere Beobachtungen sind bis jetzt nur gemacht hinsichtlich der "garde francaise"[104] und der "jeune front"[105]. In Paris fanden am 20.8.1940 judenfeindliche Ausschreitungen der " garde francaise" statt. Die Schaufenster einiger juedischer Geschaefte wurden zerstoert. Welche politische Einstellung die "garde francaise" hat, konnte noch nicht geklaert werden; bemerkenswert war, dass bei einem der Demonstranten das Titelblatt einer Hetzschrift gegen den Fuehrer [106] gefunden wurde. Daher wird zunaechst gegenueber der garde francaise deutscherseits Zurueckhaltung geboten sein. Das gleiche gilt fuer die "jeune front", die sich in ihrem aeusseren Auftreten offenbar an die Formen der N.D.A.P. [sic!][107] anlehnt und eine ausgesprochen antijuedische Tendenz zeigt. Bei der in dem Haus Champs Elyses Nr. 28 untergebrachten Geschaeftsstelle stand kuerzlich ein Doppelposten, der einheitlich mit blauem Hemd, blauer Hose und Schiffchenmuetze bekleidet war und Schulterriemen, Koppel und rote Armbinde trug. Die rote Armbinde hat einen weissen Kreis; in dem weissen Kreis befinden sich vier blaue in Kreuzform angeordnete Pfeile, die mit den Pfeilspitzen nach innen zeigen. An dem Hause war die franzoesische Trikolore angebracht. Es konnte auch beobachtet werden, dass die Mitglieder der "jeune front" durch Erheben des ausgestreckten rechten Armes gruessten. Diese Vereinigungen werden durch die Vereinsverordnung (s.unten) jetzt ein Ende finden.

2.) Die franzoesische Staats- und Kommunalverwaltung.

a) Allgemeines. Die Zusammenarbeit mit den franzoesischen Behoerden hat nur in ganz vereinzelten Faellen zu Beanstandungen Anlass gegeben. Im allgemeinen tr gt die Taetigkeit der franzoesischen Behoerden wesentlich dazu bei, wieder geordnete Verhaeltnisse zu schaffen. Das liegt ja im Interesse der Franzosen selbst. Die Haltung der leitenden franzoesischen Beamten ist korrekt . Den Anordnungen und Wuenschen der deutschen Dienststellen wird Rechnung getragen. Ob die Haltung der uebrigen Beamten, insbesondere derjenigen, die mit dem franzoesischen Publikum hauptsaechlich in Beruehrung kommen, die gleiche ist, kann noch nicht gesagt werden. Infolge der Kuerze der Zeit war es noch nicht moeglich, einen umfassenden Ueberblick ueber die franzoesische Beamtenschaft zu gewinnen.

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b) Handhabung der deutschen Aufsicht. Ueber die Handhabung der deutschen Aufsicht habe ich die in der Anlage beigefuegten Richtlinien[108] erlassen. Ein Hemmnis fuer die Verwaltung des besetzten franzoesischen Gebietes bildet die Sperre gegenueber dem unbesetzten Gebiet und der bisher nur unzureichende Post- und Fernsprechverkehr. Diese Maengel, die an sich nur die franzoesischen Behoerden beruehren, wirken sich auch fuer die deutsche Militaerverwaltung nachteilig aus. Es wird z.[ur]Z[ei]t. geprueft, wie hier Abhilfe geschaffen werden kann. Besondere Schwierigkeiten liegen auch in den Departements vor, die von der Demarkationslinie oder der Nordostlinie durchschnitten werden[109]. Die franzoesische Gemeindeverwaltung ist dem Praefekten straff untergeordnet und bedarf deshalb in vielen Faellen seiner Entscheidung oder Genehmigung. Die durch die Nordostlinie und die Demarkationslinie hervorgerufenen Verkehrssperren verursachen in zahlreichen Faellen ausserordentliche Verzoegerungen, so dass die Gemeinden zu einer ordnungsmaessigen Durchfuehrung der von der Militaerverwaltung gestellten Aufgaben nicht oder nur schwer in der Lage sind. Ich werde hierauf bei dem naechsten Lagebericht noch besonders zu sprechen kommen [110]. Ebenso mehren sich die Klagen ueber das Fehlen franzoesischer Verwaltungsbeamten jenseits der Nordostlinie .

c) Insbesondere Mitwirkung deutscher Dienststellen bei der Ernennung der Praefekten. Nach Andeutungen in der franzoesischen Presse beabsichtigt die franzoesische Regierung, groessere Umbesetzungen in den leitenden Stellen der Praefekturen vorzunehmen. Die Umbesetzungen sind dem Leiter der Verwaltungsabteilung[111] durch den Vertreter der franzoesischen Regierung[112] angezeigt worden. Zur Sicherung eines loyalen Verhaltens der franz. Behoerden wird die franz. Regierung aufgefordert, derartige Besetzungen 14 Tage vorher anzuzeigen mit der Massgabe, dass deutscherseits binnen dieser Frist Einspruch erhoben werden kann.

d) Verkehr der Praefekten mit der franzoesischen Regierung. Meine fruehere Weisung, wonach Praefekten sich nur ueber den Gen.[enral]Deleg.[ierten] in Paris mit ihrer Regierung in Verbindung zu setzen haben, habe ich jetzt aufgehoben, um den Verkehr mit der Zentralbehoerde nicht zu sehr zu erschweren. Eine gewisse Kontrolle ueber den Umfang dieser Dienstreisen bleibt auf dem Wege ueber die Ausstellung der Passierausweise bestehen.

3.) Polizei

a) Ordnungsdienst. Die kommunale Polizei weist, insbesondere in den groesseren Staedten, z.T. noch erhebliche Luecken auf. Die Gendarmerie wird zur Ergaenzung herangezogen, bis eine endgueltige Entscheidung ueber ihr

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Weiterbestehen ergeht. Den franzoesischen Polizeibeamten wurde allgemein die Befugnis eingeraeumt, auch waehrend der Nachzeit [sic!] ihren Dienst zu versehen. Beschleunigter Abbau der entbehrlich gewordenen Hilfspolizei ist verfuegt worden.

b) Fremdenpolizei. Die Frage der Personalausweise fuer Frankreich ist abschliessend geregelt worden. Es verbleibt bei der carte d'identit, die vollkommen ausreicht[113]. Den franzoesischen Behoerden ist aufgegeben worden, dafuer zu sorgen, dass namentlich auch die zurueckkehrenden Fluechtlinge alsbald mit diesen Ausweisen ausgestattet werden. Die Erfassung der Auslaender[114] und die Festnahme der britischen Staatsangehoerigen einschliesslich der Staatsangehoerigen der britischen Dominien, Kolonien, Protektorate, Indiens, Iraks und Aegyptens wurde im wesentlichen abgeschlossen. Die Aktion zur Internierung von englischen Staatsangehoerigen fuehrte zu einer Festsetzung von etwa 1600 solcher Personen. Die Zahl ist im Wachsen. Ein Internierungslager fuer alle diese Personen englischer Staatsangehoerigkeit wird zurzeit in St. Denis eingerichtet.

c) Vereinspolizei. Massnahmen zur Regelung des Vereins- und Versammlungswesens werden veroeffentlicht (s.Anl.[age][115]). Den Vereinen wird grundsaetzlich ohne foermliche Aufloesung eine Betaetigung waehrend der Besatzungszeit verboten werden. Hinsichtlich der Versammlungen hat sich als notwendig herausgestellt, auch die Fachversammlungen polizeilichen Beschraenkungen zu unterwerfen. Infolgedessen sind Versammlungen - vorbehaltlich von Aussnahmen - grundsaetzlich verboten.

d) Gesundheitspolizei. Da dem Verwaltungsstabe noch immer kein Medizinalbeamter zugeteilt worden ist, konnte die eingehende Beaufsichtigung des franzoesischen Medizinalwesens noch nicht in die Wege geleitet werden. Im allgemeinen laesst sich sagen, dass die aerztliche Betreuung der Zivilbevoelkerung durchweg gesichert ist; Wehrmachts- und Gefangenaerzte muessen jedoch in einzelnen Gebieten vorlaeufig nach wie vor eingesetzt bleiben (im ganzen Dep.[artement] Ardennes sind z.B. zurzeit nur zwei Zivilaerzte taetig); es wird sich empfehlen, kriegsgefangene Aerzte aus den Lagern nicht ohne weiteres zu entlassen, sondern den Feldkommandanturen zum Einsatz in notleidenden Gebieten zu ueberweisen. Aus den westlichen Gebieten wird geklagt, dass zivile Krankenanstalten in erheblichem Umfang von der Truppe beansprucht wuerden. Die Klage wird nachgeprueft werden. Aus dem Dep.[artement] Calvados sind zurzeit 153 Typhusfaelle gemeldet; Zwangsimpfung der Hausinsassen und strengste Absonderung der Kranken ist angeordnet; freiwillige Impfungen in groesserem

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Umfange werden durchgefuehrt. Im uebrigen ist, abgesehen von verschiedentlichem Auftreten von Ruhr (ein Fall von Choleraverdacht im Dep.[artement] Somme), Diphtherie und spinaler Kinderlaehmung (Dep.[artement] Sarthe und Eure et Loir), der Gesundheitszustand der Bevoelkerung befriedigend. Die Prostitution wird schaerfstens ueberwacht; verschiedene Bordelle wurden mangels einwandfreier hygienischer Verhaeltnisse geschlossen; die wilde Prostitution, offenbar beguenstigt durch die straffe Ueberwachung der oeffentlichen Haeuser[116], bedarf nach wie vor schaerfster Beachtung. Im Hinblick auf das gehaeufte Auftreten von Typhus werden die Untersuchungen der oeffentlichen Wasserversorgungsanlagen mit Nachdruck fortgesetzt; die Wasserversorgungsverhaeltnisse sind, insbesondere in den suedwestlichen Gebieten (Bretagne, Normandie), denkbar unbefriedigend.

e) Veterinaerpolizei. Die franzoesischen beamteten Tieraerzte haben ihre Taetigkeit in grosser Zahl wieder aufgenommen. Ein Teil, der sich offenbar noch in Kriegsgefangenschaft befindet, ist noch nicht zurueckgekehrt. In einigen Departements ist man daher zur aushilfsweisen Heranziehung von privaten Tieraerzten geschritten. Da die Behandlung von Tierseuchen auch im deutschen Interesse liegt, haben die Truppenveterinaere da, wo es noetig war, ebenfalls Hilfe geleistet. Die Uebersicht ueber den Tierseuchenstand ist noch nicht vollstaendig. Sie ergibt aber immerhin, dass die Maul- und Klauenseuche im allgemeinen milde verlaeuft, jedoch in einigen Departements noch stark verbreitet ist. Die Tollwut, die zu Beginn des Jahres in sechs Departements auftrat, hat sich inzwischen auf weitere 21 Departements verbreitet. Bis zum 15.5.40 sind insgesamt 128 Personen als gebissen gemeldet worden, eine verhaeltnismaessig hohe Zahl. Die Ermittlung ueber Zahl und Zustaende der tieraerztlich wichtigen Einrichtungen, wie Schlachthoefe, Veterinaeruntersuchungsanstalten, Molkereien, Tierkoerperbeseitigung usw. ist im Gange.

4.) Justizwesen. Die franzoesische Rechtspflege kommt allmaehlich wieder in Gang. Eine der vordringlichsten Aufgaben auf dem Gebiete des Justizwesens war die Klaerung der Frage nach der Geltung der franzoesischen Gesetzgebung. Es musste dafuer gesorgt werden, dass das Inkrafttreten franzoesischer Gesetze, die den deutschen Interessen zuwiderlaufen, von vornherein verhindert wird. Zu diesem Zweck ist die franzoesische Regierung ersucht worden, alle Gesetze und Verordnungen vor ihrem Erlass dem Chef der Militaerverwaltung in Frankreich vorzulegen und erst dann in Anwendung zu bringen, wenn der Chef der Militaerverwaltung in Frankreich binnen einer Frist von 6 Tagen keinen Einspruch erhoben hat, oder wenn seinem Einspruch Rechnung getragen worden ist. Es ist jedoch damit zu rechnen, dass die franzoesische Regierung gegen diese Regelung noch Vorstellungen erheben wird. Ein Einzelfall hat die Notwendigkeit ergeben, die Verhaengung von Vorbeugungs- und Strafmassnahmen gegenueber der Bevoelkerung wegen strafbarer Handlungen Einzelner allgemein zu regeln. (Frage der Geiselnahme, Kontributionen usw).

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Ein entsprechender Entwurf wird zurzeit vorbereitet. Dieser soll die einzelnen Massnahmen in Anlehnung an die Haager-Landkriegsordnung[117] rechtlich abgrenzen und vor allem die Zust ndigkeit klaeren. Es ist beabsichtigt, die Befugnis zur Verhaengung solcher Massnahmen im allgemeinen auf die Bezirkschefs[118] zu uebertragen. Im Interesse der einheitlichen Handhabung soll eine Delegation auf die Feldkommandanturen jedoch nicht erfolgen. Ein Entwurf ueber den Rechtshilfeverkehr zwischen den Justizbehoerden im Deutschen Reich und den franzoesischen Justizbehoerden befindet sich zurzeit in Ausarbeitung. Die Verlegung von Strafangefangenenlagern [sic!] in das unbesetzte Gebiet ist im Benehmen mit den franzoesischen Behoerden eingeleitet worden. Die franzoesischen Gefaengnisse wurden gemaess einer vom Chef der Militaerverwaltung erlassenen Anordnung durch die Geheime Feldpolizei nach dem Verbleib verschleppter Deutscher, Italinier [sic!], Belgier und Hollaender ueberholt [119]. Die Ermittlungen hatten in verschiedenen Faellen Erfolg. Z.T. befinden sich in diesen Gefaengnissen noch einige wegen politischer Straftaten oder wegen Spionage von den franzoesischen Gerichten und Militaergerichten verurteilte Deutsche, Elsaesser und Lothringer. Die einzelnen Straftaten werden zurzeit im Zusammenwirken mit der Geheimen Feldpolizei und den deutschen Kriegsgerichten geklaert. Sobald ein abschliessendes Urteil moeglich ist, wird ueber die Feststellungen berichtet werden. Um eine einheitliche Fassung der Verordnungen des Chefs der Militaerverwaltung in Frankreich sicherzustellen, ist die Gruppe Justiz allgemein mit der Mitpruefung und Mitzeichnung aller im Verwaltungsstabe ausgearbeiteten Verordnungsentwuerfe beauftragt worden.

5.) Finanzwesen. Die franzoesische Finanzverwaltung ist groesstenteils wieder im Gang, ist aber in den Raeumungsgebieten in der Hauptsache noch mit Aufraeumungsarbeiten beschaeftigt. In den Raeumungsgebieten wird zunaechst von einer Steuereinhebung mit Ruecksicht auf die durchweg bedraengte Lage der Bevoelkerung und auf das Darniederliegen vieler Gewerbebetriebe meist abgesehen werden muessen. In den suedwestlichen Departements des Militaerverwaltungsbezirks A [120], die von den kriegerischen Ereignissen weniger betroffen wurden, ist die Steuererhebung im Gang. Soweit die Verhaeltnisse ueberblickt werden koennen, scheint der Steuereingang in einzelnen Departements nicht unguenstig zu sein und hinter dem Vorjahr hinsichtlich des Eingangs von direkten Steuern nicht wesentlich zurueckzubleiben. Naehere Erhebungen ueber den Stand der Finanzverwaltung sind dort noch im Gange. Dagegen klagt der Militaerverwaltungschef C[121] darueber, dass es noch nicht moeglich war, einigermassen beachtliche Einnahmen aus Steuern fuer die Gemeinden wieder zu erschliessen. In dem reichen Departement Cote d'Or sind z.B. im ganzen Monat Juli einschliesslich 6 Mill.[ionen] frs Regieeinnahmen nur 17,5 Mill.[ionen] frs vereinnahmt worden. In den anderen Departements liegen die Verhaeltnisse noch wesentlich unguenstiger. Sobald die Ergebnisse der zurzeit schwebenden Untersuchung aus allen Departements vorliegen, wird ein zusammenfassender Bericht vorgelegt werden. Jetzt bereits kann aber festgestellt werden, dass mit derartig geringen Einnahmen die erheblichen Ausgaben der Gemeinden (z.B. Fluechtlingsfuersorge, Arbeitslosenunterstuetzung, Gehaelter) nicht geleistet werden koennen. Die Praefekten haben daher einstweilen mit Zwischenkrediten, die bei der Bank von Frankreich aufgenommen sind, geholfen. Auf laengere Zeit ist ein solcher Weg der Ausgabenfinanzierung, zumal die Ausgaben kuenftig noch erheblich steigen werden, naturgemaess nicht gangbar.

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6.) Schule und Kultur.

a) Schulwesen. Die Arbeiten zur Wiedereroeffnung der franzoesischen Schulen wurden festgesetzt. Nach Mitteilung des Vertreters der Pariser Schulbehoerden[122] besuchen in Paris etwa 50% der Schueler wieder die Schule. Die Zahl ist im Steigen. Erschwert wird die Wiedereroeffnung dadurch, dass viele Schulgebaeude durch die deutsche Wehrmacht belegt sind. Soweit es mit den Interessen der Wehrmacht zu vereinbaren ist, wurde das Notwendige veranlasst, um die Gebaeude den franzoesischen Schulen wieder zur Verfuegung zu stellen. In den Gebieten jenseits der Nordostlinie kommt ein Schulbetrieb nach wie vor nur in ganz geringem Umfange in Betracht, da dort Lehrkraefte und Schueler zum groessten Teil fehlen und vorlaeufig eine wesentliche Erhoehung der Bevoelkerungsziffer nicht zu erwarten ist. Im uebrigen besteht m.[eines]E. [rmessens] fuer diese Gebiete an der Aufnahme des Schulbetriebes durch die franzoesische Schulverwaltung und durch franzoesische Lehrkraefte deutscherseits ueberhaupt kein Interesse. Die Frage, in welchem Umfang der Betrieb der franzoesischen Hochschulen wieder zugelassen werden soll, wird zurzeit noch geprueft. Da der akademische Nachwuchs erfahrungsgemaess besonders national eingestellt ist, hat diese Frage fuer die deutsche Politik besonderes Interesse. Vorgesehen ist zunaechst, dass die Hochschulen ihren Lehrbetrieb Anfang Oktober wieder beginnen.

b) Archivwesen. Die ersten Aufgaben des Archivschutzes[123] sind Sicherung der franzoesischen Archive und Ermittlung des vorhandenen Archivgutes, das deutscher Herkunft oder fuer die deutsche Geschichtsforschung und Politik von Interesse ist. Entsprechend diesen Aufgaben wurde damit begonnen, einen Ueberblick ueber den Stand der franzoesischen Archive und Bibliotheken zu gewinnen, Kriegsschaeden festzustellen und Sicherungsmassnahmen zu treffen. Von den Departementsarchiven ist nur ein Departementarchiv zerstoert (in Orleans[124]). Das in Evreux[125] ist teilweise vernichtet. Von den bedeuteren [sic!] Stadtarchiven werden die Stadtarchive Blois[126] und Vendme[127] als zerstoert gemeldet. Im uebrigen sind nennenswerte Zerstoerungen nicht eingetreten. Dagegen sind von den Franzosen zahlreiche Archive aus den oestlichen Gebieten nach dem inneren Frankreich und nach dem Westen und Sueden gebracht worden. Die meisten abtransportierten Archive befinden sich jedoch im besetzten Gebiet. Nur das Archiv der Stadt Strassburg[128] und der Departements Haut-Rhin (Colmar) und Vosges (Epinal) befinden sich im unbesetzten Gebiet. Die Rueckfuehrung scheitert vorlaeufig noch an Transportschwierigkeiten, lediglich das Departementsarchiv Strassburg konnte bis jetzt wieder zurueckgeschafft werden.- Die Erfassung des Deutschland gehoerenden und interessierenden Archivgutes ist begonnen.

B III. Die Franzoesische Wirtschaft.

(I.) Gewerbliche Wirtschaft.

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1.) Allgemeines. Im Vordergrund der Arbeiten steht der Abtransport von Waren aus dem besetzten franzoesischen Gebiete in das Reich. Er soll, soweit es sich nicht um militaerische Beute [129] handelt, auf rein privatwirtschaftlicher Basis durchgefuehrt werden. Zu diesem Zweck werden nach den in Uebereinstimmung mit dem Reichswirtschaftsministerium und dem Oberkommando der Wehrmacht aufgestellten Richtlinien von sachverstaendigen Aufkaeufern (Vertretern der Reichsstellen bzw. von diesen ausgewaehlten Firmenvertretern) nach Weisungen des Chefs der Militaerverwaltung in Frankreich mit den Eigentuemern der zu uebernehmenden Ware Kaufvertraege abgeschlossen. Auf deutscher Seite tritt als Kaeufer in den Kaufvertraegen grundsaetzlich die Wifo-G.m.b.H.[130] auf, die jedoch zu diesem Zweck keine eigene Organisation im besetzten franzoesischen Gebiet aufzieht, sondern lediglich als zentrale Buchungs- bzw. Durchgangsstelle dienen soll. Die Kaufvertraege beduerfen vor ihrem Abschluss jeweils der Zustimmung des Chefs der Militaerverwaltung in Frankreich, der gleichzeitig mit der Genehmigung des Kaufvertrages die Ware zum Abtransport freigibt. Der Abtransport erfolgt unter Einschaltung der oertlichen Dienststellen (F.K.s[131] und Wirtschaftstrupps). Die Bezahlung der Ware erfolgt nach ihrem Abtransport aus Mitteln eines Sonderkontos bei der Reichskreditkasse[132]. Die Verteilung der Ware im Reich ist alsdann Aufgabe der zustaendigen Reichsstellen. Vor dem Anlaufen dieses Verfahrens sind bereits folgende Waren zum Abtransport freigegeben worden:

4259 299 479 1730 1000 300 60 3500 70 9

t " " " " " " " Fass

Kupfer Kupfervitriel Messing Asbest Kolophonium Kopale Asphalt Wolle u.[nd] Baumwolle Harz Transformatoren

19 289 4054 500 100 200 153 1700 4 6

t " " " " " " " Waggons

Leichtmetall Zink Rohkautschuk Leim Gummiarabikum Schellack Glimmer Weissblech Silbermnzen Sechsspindel Stangenautomaten Fabrikat Acme Staenderbohrmaschinen

232

Handbohrmaschinen

70

eine groessere Anzahl von gewoehnl.[ichen] Werkzeugen wie

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Vorschlaghaemmer, Schraubenzieher, Flachzangen, Wagenhebern, Feilen usw.

2 Diesel-Pressluftaggregate 13 Schleifmaschinen

2 Elektro-Pressluftaggregate 45 Lufthaemmer

Lochkartenmaschinen, Hollerithsystem, Spezifikationen liegen noch nicht vor.

neuester

franzoesischer

Konstruktionen

fuer

Luftwaffe;

2. Kohlenwirtschaft. Die Kohlenlage der besetzten franzsischen Gebiete hat sich auch im August schwierig gestaltet. Die Kohlenversorgung erfolgte in erster Linie aus den Zufuhren des nordfranz sischen Kohlenreviers von Bthune, Lens, Douai, Valenciennes (Nord und Pas de Calais). Im Fahrprogramm der Reichsbahn waren tglich 20 Zge je 1000 t aus diesem Gebiet vorgesehen, die durchweg auch gefahren waren. Die durchschnittliche Zufuhr betrug in der letzten Woche 16000 t je Tag. Ferner stand f r die Kohlenversorgung die Kohlenerzeugung im Gebiet des Chefs der Milit rverwaltung in Frankreich zur Verfgung, und zwar etwa 6500 t je Tag aus dem Gebiet von Blanzy [133] (Monceau les Mines) und Decize[134]. Weitere etwa 2500 t je Tag wurden auf Grund eines Sonderabkommens (Kohle gegen Grubenholz) aus den sdfranzsischen Erzeugungsrevieren im unbesetzten Gebiet ins besetzte Gebiet geliefert. Die aus dem Nordrevier und dem besetzten Gebiet zur Verf gung stehende Gesamtmenge von 25000 t je Tag wurde nach einem genauen Verteilungsplan zu etwa 40% auf die Eisenbahnen, 20% auf die Gaswerke, 20% auf Kleinindustrie, Kleingewerbe, Kchen- und Heizungskohle, 17% auf die Industrie und 3% auf Elektrizittswerke verteilt. Die Kohlenzufuhren aus dem unbesetzten Gebiet wurden zur Befriedigung des vordringlichen Bedarfs der Gas- und Elektrizit tswerke sowie der Gewerbebetriebe (Bckereien etc.) im Gebiet von Bordeaux verwandt. Die geringe Zuweisung an die Elektrizittswerke konnte nur deshalb verantwortet werden, weil auf den Werken noch Vorr te zur Verfgung standen und die Zufhrung von Wasserstrom aus dem Sden erhebliche Erleichterung brachte. In welchem Umfang die Kohlenversorgung des besetzten franz sischen Gebietes in den kommenden Monaten erfolgen kann, hngt vorwiegend von der Kohlenzufuhr aus dem Norden ab. Nach den von der Reichsbahn gegebenen Zusagen soll die t gliche Zugzahl auf 36 Zge je Tag verstrkt werden. Die hierfr erforderlichen Kohlenmengen stehen auf den Nordgruben, die in der vergangenen Woche eine Frderung von 42000 t je Tag erreichten, zur Verfgung. Die Haldenbestnde der Gruben sind auf 950000 t angewachsen. Im Reichswirtschaftsministerium wurde die kohlenwirtschaftliche Gesamtlage des unter deutschem Einfluss stehenden Raumes besprochen. Dabei wurde festgestellt, dass die Kohlenversorgung von ElsassLothringen knftig im wesentlichen vom Reich aus zu erfolgen hat, so dass hierf r keine Mengen mehr aus dem Bereich des Chefs der Militrverwaltung in Frankreich abzugeben sind. Ausserdem hat der Reichskohlenkommissar[135] zugesagt, dass die Kohlenfrderung aus den Departements Nord und Pas de Calais, soweit sie nicht in den beiden Departements selbst verbraucht wird, f r das franzsische Gebiet zur Verfgung gestellt werden soll. Es wird zur Zeit ein F rder- und Verteilungsplan aufgestellt, der mit den beteiligten Stellen abgeglichen werden soll. Der Kohlenplan wird hierbei davon ausgehen, dass die

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Frderung in Mittel- und Sdfrankreich (besetztes und unbesetztes Gebiet) von 12,0 auf 14,5 Mill.[ionen] jhrlich gesteigert wird. Die Kohlenlage wird auch bei gnstiger Entwicklung der Frderung sehr angespannt bleiben. Bei Erfllung aller Voraussetzungen wird es vermutlich gelingen, wie bisher nur den vordringlichsten Bedarf sicherzustellen, ohne dass eine Winterbevorratung vorl ufig in Frage kommt.

3. Treibstoffwirtschaft. Nach Mitteilung des franzsischen Treibstoffkommissars[136] befanden sich Ende Juli dieses Jahres im unbesetzten Gebiet:

250000 15300 41600 152000

Tonnen " " "

Benzin Petroleum Gasl Heizl

Der notwendige Bedarf an Minerallprodukten wird im kommenden Monat im besetzten Gebiet folgender sein:

Friedensverbrauch

gekrzter Monatsbedarf

Wenn nur Vorrte des unbesetzten Gebietes in Anspruch genommen werden, ausreichend fr:

Tonnen 1. 2. 3. 4. Benzin Gasl Petroleum Heizl 125409 18000 4250 40000

Tonnen 17000 2150 2000 16000

Monate cirka 7 " 10 "5 "5

4. Eisenwirtschaft. Infolge der Schwierigkeiten in der Kohle- und Koksversorgung hat die Eisenerzeugung keine

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nennenswerten Fortschritte gemacht. Die Ermittlungen ergaben, dass bei ausreichender Brennstoffversorgung von der eisenschaffenden Industrie des besetzten Frankreichs (ausserhalb der grnen Zone) etwa folgendes monatliches Produktionsprogramm durchgef hrt werden knnte:

3600 32000 12000 800 5700 2300 4400 9700 6700 1000

t " " " " " " " " "

Formeisen, Stabeisen, Walzdraht, Bandeisen, Schienen, Grobbleche, Mittelbleche, Feinbleche, Weissbleche, verschiedene Erzeugnisse.

Die Weissblecherzeugung knnte eventuell auf 9500 t gesteigert werden. Auch sonst k nnten innerhalb des vorstehenden Produktionsprogramms noch Sortenverschiebungen vorgenommen werden. Infolge des starken unmittelbaren Eisenbedarfs der Wehrmachtsteile im besetzten Gebiet beginnen die Lger des hiesigen Eisenhandels sich in einzelnen Profilen zu leeren. Eine Auff llung aus anderen Teilen des besetzten Frankreichs wird nur f r krzere Zeit mglich sein. Es sind daher Schritte unternommen worden, um zum mindesten fr dringende Wehrmachtszwecke den Bezug von bestimmten Eisensorten aus den Bestnden der nordfranzsischen beziehungsweise lothringischen Werke und Handelsvorrte sicherzustellen. Die Verhandlungen mit den franzsischen Verbnden und Regierungsstellen ber die Einfhrung einer Produktions- und Absatzregelung schreiten fort. Voraussetzung f r eine endgltige Regelung bleibt nach wie vor, dass vom deutschen eisenverarbeitenden Sektor eine Wunschliste fertiggestellt wird, in der festgelegt ist, welche franzsischen eisenverarbeitenden Wirtschaftszweige oder Betriebe unter dem deutschen wehrwirtschaftlichen Gesichtspunkt vordringlich mit Eisen versorgt werden sollen. Ferner sind mit den franzsischen Stellen Verhandlungen ber eine Reorganisation der franzsischen Eisenverbnde und des Schrottmarktes im Gang. Auf dem Schrottgebiet ergaben die bisherigen Ermittlungen, dass allein an normalem Handelsschrott - also abgesehen vom Beuteschrott - fr den Abtransport nach Deutschland eine monatliche Menge von rund 25000 t zur Verf gung stehen drfte. Erkundungen in der Normandie und Bretagne ergaben, dass an phosphorhaltigen Erzen in den dortigen Hfen und auf den Werken sofort greifbare Lagerbestnde in Hhe von rund 20000 t liegen. In den dortigen Erzgruben ist die Lage so, dass, sowie die franzsischen Hochfen wieder in Gang kommen

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oder Erztransportmglichkeiten nach Deutschland zur Verfgung stehen, die normale Erzfrderung wieder in Gang gebracht werden kann. An hochwertigen phosphorarmen nordafrikanischen Erzen liegen im ganzen besetzten und unbesetzten Frankreich insgesamt rund 200000 t auf Lager. Hiervon entfallen rund 65000 t auf die Gegend von Marseille[137], der Rest verteilt sich auf die atlantischen H fen und Lothringen. Mit der grssten nordafrikanischen Erzgesellschaft sind Verhandlungen ber Abschlsse eines langjhrigen Liefervertrages nach Deutschland im Gange. Mit dem Rcktransport der von den Franzosen aus Lothringen nach West- und S dwestfrankreich abtransportierten Htten- und Grubenmaschinen wurde begonnen. Zur Rettung der sdfranzsischen Obst- und Gemseernte wurde ausnahmsweise die Lieferung von 1200 t Weissblech vom besetzten ins unbesetzte Gebiet genehmigt. Die franz sische Weissblechindustrie sowie die franzsische Regierung bernahmen hierfr die Verpflichtung, von den aus diesen Weissblechen hergestellten gefllten Konserven 40% der deutschen Wehrmacht zur Verfgung zu stellen und 30% fr die Versorgung der Zivilbevlkerung ins besetzte Gebiet zu liefern.

5. Kautschukwirtschaft. Insgesamt sind bisher 6000 t Rohkautschuk sichergestellt worden. Hiervon sind zum Abtransport freigegeben 4054 t. Abtransportiert wurden bisher 1050 t, fr den Rest sind die Vorbereitungen im Gange. Im besetzten Gebiet liegen drei grssere Fabriken: Goodrich - Colombes Hutchinson - Langle und Wattelez - Colombes (Reifen und technische Gummiwaren), (Fahrradreifen und technische Gummiwaren), (Regenerat).

Goodrich wurde bereits im Juli zur Herstellung von Reifen f r das Wehrmachtsreifenlager Paris mit einem Kautschukkontingent von 90 t und einer Tageserzeugung von 300 Reifen in Gang gesetzt. Das Kontingent wurde inzwischen um 10 t zur Herstellung von technischen Gummiwaren ab September erhht. Hutchinson wurde Anfang August mit einem Monatskontingent von 30 t zur Herstellung von Fahrradreifen und bestimmten technischen Gummiwaren unter der Bedingung in Gang gesetzt, dass bis September 200 t Rohkautschuk aus dem unbesetzten Gebiet der Fabrik zugef hrt werden. Wattelez ist Anfang August mit voller Kapazitt angelaufen, um die hiesigen Betriebe mit Regenerat zu versorgen und auch Regenerat fr das Reich herzustellen. Die Belegschaft wurde aus dem unbesetzten Gebiet zurckgefhrt. Die drei grssten franzsischen Reifenfabriken und demzufolge auch die Hauptkautschukvorr te liegen im unbesetzten Gebiet, whrend sich die Fabriken fr die Zulieferung von Geweben und Chemikalien und ebenso die Hauptabnehmer, die Automobilindustrie im besetzten Gebiet befinden. Diese Sachlage soll dazu benutzt werden, die Franzosen in Gegenleistung f r die Bereitstellung von Geweben und Chemikalien zur Abgabe eines Teiles ihrer Kautschukvorr te und zur Lieferung des berwiegenden

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Teiles der produzierten Reifen in das besetzte Gebiet zu veranlassen. Zu diesem Zweck haben Verhandlungen in Clermont-Ferrand[138], Paris und Wiesbaden[139] stattgefunden. Sie haben inzwischen zu folgendem vorlufigen Ergebnis gefhrt: Die Produktion der franzsischen Reifenindustrie (und damit der monatliche Kautschukverbrauch) wird auf das Existenzminimum beschrnkt. Von den produzierten Reifen wird 50% fr den Bedarf der deutschen Besatzungsbehrden und 50% fr den franzsischen Zivilbedarf im besetzten und unbesetzten Gebiet verwandt. Da der Zivilbedarf Frankreichs zu mehr als der H lfte im besetzten Gebiet liegt (Automobilindustrie), geht insgesamt mehr als 34 der Gesamtreifenproduktion an das Reich beziehungsweise in die besetzten franzsischen Gebiete. Im Zusammenhang mit diesem Bewirtschaftungsplan sollen von der franzsischen Reifenindustrie 5000 t Kautschuk zur sofortigen Lieferung in das Reich angeboten werden. Auf der anderen Seite soll die Versorgung der franzsischen Reifenindustrie mit Geweben und Chemikalien sowie der erforderliche Verkehr von Personen, Gtern und Werten zur Durchfhrung des Programms zwischen besetztem und unbesetztem Gebiet sichergestellt werden. Der Plan soll bis Ende September auf die gesamte Kautschukindustrie ausgedehnt und im gleichen Zuge die endgltige, zur Lieferung aus dem unbesetzten Gebiet angebotene Rohkautschukmenge festgesetzt werden.

(II.) Ernaehrung und Landwirtschaft

1.) Erzeugung. Durch Konzentrierung aller Kraefte, Grosseinsatz von Gefangenen und Truppenhilfe kann die Einbringung der Getreideernte als gesichert angesehen werden. Im Militaerverwaltungsbezirk B[140] ist das Getreide bereits eingefahren, in den Militaerverwaltungsbezirken A [141] und C[142] ist unter Beruecksichtigung der besonderen Schwierigkeiten (gruene Zone[143]) und der klimatischen Verhaeltnisse die Ernteeinbringung soweit fortgeschritten, dass bei guenstigem Erntewetter auch hier die Getreideernte in der 1. Septemberwoche zum Abschluss kommen wird. Trotz erheblicher Schwierigkeiten war es moeglich, im grossen ganzen auch den Bedarf an Bindegarn zu decken. Besonders wertvoll war der Einsatz von Lastkraftwagen der Wehrmacht. Der Befehl zum Zwischenfruchtbau und fuer die Herbstbestellung ist ergangen, Erhebungen ueber Duengerbestand sowie Dngererzeugung sind eingeleitet. Das Umbrechen der Stoppelfelder stoesst bei den Bauern auf starken Widerstand, wird jedoch in Zusammenarbeit mit der Truppe erzwungen. Als vordringliche Arbeit wird zurzeit geprft, in welcher Weise die Landbewirtschaftung, insbesondere die Herbstbestellung in den Gebieten jenseits der Nordostlinie , vor allem in den Departements Somme, Aisne, Ardennes sichergestellt werden kann. Bereitstellung von erheblichen Mengen an Klee und Grassaemereien fuer das Reich und die Luftwaffe ist in die Wege geleitet, u.a. werden f r das Reich eber [sic!] 250 t Inkarnat-Klee zur Verfuegung gestellt werden koennen. Entsprechend dem Wunsche des Reichsernaehrungsministeriums unterstuetzte die Dienststelle den Ankauf von Jersey-Milchkuehen auf den Kanalinseln[144], die fuer Zuechtungsversuche des Kaiser-WilhelmInstutes[145] [sic!] bestimmt sind. Massnahmen zur Erfassung der Schafwolle sind eingeleitet.

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Der Treibstoffbedarf der Fischerei an der Westkueste konnte nur teilweise gedeckt werden.

2. Versorgung. In Verhandlungen mit dem bevollmaechtigten Delegierten des franzoesischen Landwirtschafts- und Versorgungsministeriums[146] wurde gefordert, dass die Lebensmittelrationierung fuer ganz Frankreich mit Wirkung vom 15. September eingefuehrt wird[147]. Vorgesehen sind folgende Rationssaetze: 350 Gramm 350 " 80 " 50 " 500 " Brot je Kopf und Tag Fleisch je Kopf und Woche Butter und Fett aller Art je Kopf und Woche Kaese je Kopf und Woche, Zucker je Kopf und Monat.

Erhoehung der Rationen, insbesondere der Fettrationen haengt von der Einfuhr aus den Kolonien ab. Die erforderlichen Verordnungen werden zurzeit vom franzoesischen Versorgungsministerium vorbereitet; sie werden dem Chef d. Milit.Verw. zur Genehmigung vorgelegt werden. Zur Steigerung der Buttererzeugung sowie zur Regelung des Verkehrs mit Milch und Milcherzeugnissen wird die franzoesische Regierung mit Genehmigung d. Chef d. Milit.Verw. entsprechende Verordnung erlassen. Die Regelung des Verkehrs mit sonstigen Speisefetten wird vorbereitet. Die Massnahmen zur Durchfuehrung der Truppenversorgung wurden weiter ausgebaut und zwar u.a.: 1. Sicherstellung von Obst-, Gemuese- und Fleischkonserven fuer den Reservebedarf des Besatzungsheeres, 2. Ingangsetzung der Fleischkonservenindustrie fuer Auftraege der Wehrmacht, 3. Bereitstellung des lfd. Brotgetreide- und Haferbedarfs. Weizenmehl lagert in den Muehlen in grossen Mengen. Der Abtransport von 150000 t Weizen in das Reich zwecks Umtausch gegen Roggen fuer lfd. Truppenbedarf ist im Anlaufen.

(III.) Forst- und Holzwirtschaft. 1.) In den Waldgebieten ostwaerts der NO-Linie liegen rund 1,2 Mill.[ionen] ha, d.h. beinahe 10% der Gesamtwaldflaeche Frankreichs. Die Holznutzung in diesem Gebiet, die fuer die deutsche Kriegswirtschaft von Bedeutung ist, haengt jedoch von der Besetzung mit geeigneten Forstbeamten ab. Franzoesische Forstbeamte sind bisher hier nicht wieder zugelassen worden. Besprechungen ueber den Einsatz reichsdeutscher Forstbeamten haben sowohl im Reichsforstamt in Berlin als auch bei OKH.Gen.Qu. stattgefunden. Eine baldige Regelung wird als dringlich weiter betrieben.

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2.) Besprechungen mit dem Leiter der franzsischen Staatsforstverwaltung[148] wegen Heranziehung des Privatwaldes zu der Holzaufbringung haben zum Erla des franzsischen Gesetzes vom 6. August 1940[149] gefhrt, wonach alle Waldbesitzer (also Staat, Gemeinden und Private) verpflichtet sind, einen den normalen Holzeinschlag um 50% bersteigenden Einschlag unter der Kontrolle der Staatsforstverwaltung durchzufhren. Bei einer Privatwaldflche von rd. 63% der Gesamtwaldflche Frankreichs, bedeutet dieses Gesetz einen sehr beachtlichen Eingriff in die bisherige vllige Freiheit des Privatwaldes, die der Forstwirtschaft uerst abtrglich gewesen ist. Ob der Einschlag von 150% des Normalen bei Fortfall jeglichen Holzimportes zur Bedarfsdeckung, insbesondere auch f r die deutsche Wehrmacht, ausreichen wird, wird zur Zeit noch geprft. 3.) Der Aufbau einer Organisation aus Waldbesitz aller Arten, Holzhandel und Holzverbraucher, unter Leitung des franzsischen Staates als Organ zur Durchfhrung einer geregelten Holzerzeugungs- und Holzverbrauchswirtschaft, ist unter Mitwirkung der hiesigen Dienststelle im Gange. Diese Organisation soll demnchst der deutschen Militrverwaltung zur Durchbringung ihrer Wnsche zur Verfgung stehen. Volle Kontrolle durch die deutsche Militrverwaltung ist gewhrleistet. 4.) Versorgung der Wehrmacht, insbesondere der Kriegsmarine, mit Schnittholz aller Arten wird weiterhin von hier aus gesteuert und konnte durch Einsatz franzsischer Sgewerke, Durchfhrung besonderer Holzeinschnitte, Sichern der Holztransporte usw., durchgef hrt werden. 5.) Die Versorgung des nordfranzsischen Kohlengebietes mit Grubenholz aus dem Raume Bordeaux (Dep.[artement] Gironde, Landes) ist in Angriff genommen worden. Da Bedarfsdeckung durch Import, wie frher blich, fortfllt, wird Beschaffen und Transport einer Monatsmenge von rd. 120 000 fm [150] Grubenholz von Bordeaux nach Lille erforderlich. Mit diesem lebenswichtigen Transport wird Anfang September begonnen werden. 6.) Mit der in Zusammenarbeit mit der franzsischen Regierung stehenden Organisation des franzsischen Jagdwesens, dem Comit nationale de la chasse, ist zunchst informatorisch Fhlung genommen. Antrge auf Manahmen zur Bekmpfung von Wildschden (Schwarzwild und Kaninchen) und zur Verbesserung des Jagdschutzes werden geprft.

IV. Auswrtiger Waren- und Zahlungsverkehr.

1.) Warenverkehr. Fr die Regelung des Warenverkehrs zwischen dem besetzten und dem unbesetzten Gebiet haben die Bezirkschefs nunmehr allgemeine Anweisungen erhalten, nachdem das Dr ngen der Firmen nach Wiederaufnahme des Warenverkehrs sich erheblich verst rkt hat. Die Einfuhr in das besetzte Gebiet ist genehmigungsfrei gestellt worden, whrend fr die Ausfuhr ein Genehmigungsverfahren eingefhrt worden ist. Da das Genehmigungsverfahren im wesentlichen zentralisiert worden ist und die franzsischen Zentralbehrden in die Vorprfung eingeschaltet werden sollen, ergibt sich hieraus eine erhebliche Erschwerung des Warenverkehrs zwischen dem besetzten und dem unbesetzten Gebiet, eine Folge, die taktisch im Sinne der fr die Verhandlungen der Waffenstillstandsdelegation Hemmen [151] vorgesehenen Linie liegt. Die franzsische Regierungsdelegation ist ber diese Regelung unterrichtet und gleichzeitig ersucht worden, auch alle Genehmigungen zur Warenausfuhr aus dem besetzten Gebiet nach dem Auslande vor Aushndigung an den Antragsteller dem Chef der Milit rverwaltung in
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Frankreich zur Zustimmung vorzulegen. Fr die Ausfuhr nach dem Reich ist eine allgemeine Ausnahme von allen franzsischen Ausfuhrbeschrnkungen verlangt worden. Wie sich das Verfahren einspielen und welche zustzliche Arbeitsleistung sich hieraus ergeben wird, l t sich im Augenblick noch nicht bersehen. Im Berichtszeitraum hat sich der Umfang des Warenabzugs nach Elsa -Lothringen so verstrkt, da in den Grenzgebieten, insbesondere im Militrverwaltungsbezirk C[152], bereits ernstliche Versorgungsschwierigkeiten eingetreten sind. Aus diesem Grunde ist durch eine vorl ufige Anordnung des Chefs der Militrverwaltung die Warenausfuhr nach Elsa-Lothringen und Luxemburg gesperrt worden. Es wird geplant, mit den zustndigen Chefs der Zivilverwaltungen[153] Verhandlungen darber zu fhren, in welchem Umfange eine Warenausfuhr nach Elsa -Lothringen und Luxemburg noch mglich sein soll. Die Warenein- und ausfuhr nach den brigen Lndern ist dadurch unter unsere Kontrolle gestellt, da die franzsischen Bewilligungen fr die Warenausfuhr unserer Besttigung unterliegen und Zahlungen fr die Wareneinfuhr unserer Genehmigung bedrfen.

2.) Zahlungs- und Kapitalverkehr. Der Zahlungsverkehr zwischen dem besetzten und dem unbesetzten Gebiet ist auf Grund der Devisenverordnungen[154] gleichfalls allgemein geregelt worden. Zur Zahlungsmitteleinfuhr (mit Ausnahme von Reichsmark- und Reichskreditkassen-Zahlungsmitteln) bedarf es keiner Genehmigung. Ebenso ist der berweisungsverkehr nach dem besetzten Gebiet frei. F r die Zahlungsmittelausfuhr und den berweisungsverkehr aus dem besetzten in das unbesetzte Gebiet ist gleichfalls ein Genehmigungsverfahren eingefhrt worden. Ein Zahlungsverkehr mit dem Reich ist noch nicht vorhanden, da ein Verrechnungsabkommen zwischen der deutschen und der franzsischen Regierung noch nicht abgeschlossen werden konnte. Die Verhandlungen schweben z.[ur]Z[ei]t. noch in Wiesbaden. Fr den Zahlungsverkehr mit Belgien ist eine beschr nkte Verrechnungsmglichkeit zwischen der Banque de France und der Emissionsbank Brssel in Aussicht genommen. ber diesen Verrechnungsweg sollen in erster Linie wichtige, von den beiderseitigen Milit rverwaltungen gewnschte Warenlieferungen bezahlt werden. Der Allgemeinheit ist diese Verrechnungsregelung nicht zugnglich. Der Zahlungs- und berweisungsverkehr mit dem brigen Auslande unterliegt ebenfalls der Genehmigungspflicht. Im Berichtszeitraum haben Besprechungen eines deutschen Sachverst ndigenausschusses der Waffenstillstandsdelegation mit Sachverstndigen der franzsischen Regierung in Paris stattgefunden. Die Sachbearbeiter der Militrverwaltung waren an diesen Besprechungen beteiligt. Ziel dieser Aussprache mit den franzsischen Sachverstndigen war es, die Mglichkeit einer Angleichung des franzsischen Devisenrechts an das deutsche Devisenrecht zu untersuchen. ber das Ergebnis der Verhandlungen ist der Waffenstillstandskommission ein Gutachten berreicht worden, das die Delegation zum Inhalt einer Note an die franzsische Regierung gemacht hat. Die Antwort der franz sischen Regierung liegt bereits vor. Es ist geplant, die Sachbearbeiter der Milit rverwaltung zu beauftragen, mit

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den franzsischen Sachverstndigen im einzelnen zu untersuchen, welche Bestimmungen des franzsischen Devisenrechts zum Zwecke der Angleichung abge ndert oder ergnzt werden mssen.

3.) Feindvermgen ber die Frage der Behandlung des Feindvermgens hat im Berichtszeitraum eine Besprechung mit Reichskommissar Sperl[155] stattgefunden. Die Besprechung hatte das Ergebnis, da nunmehr in gleicher Weise wie in Norwegen, Holland und Belgien eine Ergnzungsverordnung zur Feindvermgensverordnung erlassen werden soll. Auf Grund dieser Verordnung, die bis zum Ende des Berichtszeitraumes vorgelegt werden wird[156], soll die Rechtsgrundlage fr die Erfassung des Feindvermgens geschaffen werden.

V. Wirtschaftlicher Transportbedarf. Die Auflockerung der Transportlage hlt an. Die SNCF (Socit Nationale des Chemins de Fer Francais) hat die angekndigten Manahmen fr die Wiederaufnahme des ffentlichen Gterverkehrs auf den von ihr betriebenen Strecken durchgef hrt und die Bahnhfe bekanntgegeben, nach denen Transporte wieder angenommen werden. Hierbei ist sichergestellt, da Transporte fr die Wehrmacht und die Militrverwaltung den Vorrang haben. Bei Gtersendungen aus dem besetzten in das unbesetzte Gebiet mu den Versandpapieren die Ausfuhrgenehmigung, fr die ein einheitliches Muster festgelegt wurde, beigefgt werden. Gebrauchtes Verpackungsmaterial kann ohne besondere Genehmigung wiederausgefhrt werden; desgleichen drfen in dem erforderlichen Umfange Eisenbahnwagen, Straen- und Wasserfahrzeuge leer zurckgehen. Um die Kontrolle des Warenverkehrs an den bergangsstellen zu gewhrleisten, ist der Einsatz von deutschen Zollbeamten vorgesehen. Innerhalb der franzsischen Wirtschaft macht sich in zunehmendem Ma e ein Bedrfnis nach Gterverkehr bemerkbar; es konnte im allgemeinen befriedigt werden. Hierbei stehen nach wie vor die Kohlentransporte aus dem nordfranzsischen Kohlengebiet im Vordergrund. Wenn auch die Zahl der gefahrenen Zge gesteigert wurde, reichen die bisherigen Leistungen doch nicht aus, um Paris und die westlichen Gebiete ausreichend mit Kohle zu versorgen. Infolgedessen wurden Kohlenz ge auch aus den mittel- und sdfranzsischen Revieren nach Paris und Bordeaux gefahren. Mit den Transportdienststellen und der SNCF sind Verhandlungen im Gange, um die Pl ne fr den Kohlentransport aus dem Liller Bezirk neu aufzustellen und zu verbessern. Der Abtransport von Spar- und Mangelgtern nach Deutschland wird weiter mit Nachdruck gefrdert, wobei vordringlich die Rumung der franzsischen Seehfen von brennbaren Stoffen (Wolle, Baumwolle usw.) betrieben wird. Ein erheblicher Teil dieser Stoffe ist bereits abgefahren worden. Fr die nchste Zeit fallen u.a. eine Reihe von Gro transporten an: Weizen aus nordfranzsischen Departements nach dem Reich

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Weizen aus dem gleichen Gebiet nach Paris zur Auff llung der dort befindlichen Lger, Hafer monatlich innerhalb der Bezirke der Heeresgruppen f r Zwecke der Wehrmacht, Flachs aus den nrdlich gelegenen Departements nach dem Raume von Gent und Kortrijk, Dngemittel und Kalisalze, hauptschlich aus dem Elsa, nach den Bedarfspltzen der franzsischen Landwirtschaft. Dngemittel und Kalisalze, hauptschlich aus dem Elsa, nach den Bedarfspltzen der franzsischen Landwirtschaft.

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81 000

1 100 000

Fr die Durchfhrung der Transporte steht augenblicklich gen gend Leerraum zur Verfgung. Die Rumung der franzsischen Wasserstraen geht weiter voran. Zurzeit sind der Loire-Kanal von Briare sdwrts, der Canal du Centre und Bourgogne-Yonne-Kanal sowie der ganze Lauf der Seine schiffbar. Der Anschlu von Paris nach dem Liller Bezirk wird Anfang September 1940 hergestellt sein, soda ab Mitte nchsten Monats Kohlentransporte auf dem Wasserwege den Schienenverkehr entlasten knnen. Kahnraum wird durch die Entladung der bisher auf den mittelfranz sischen Wasserstraen blockierten Schiffe gewonnen. Franzsische Handelsreedereien (z.B. die Compagnie des Bateaux vapeur du Nord), die bisher an der Nordwestkste ttig waren, richten in Marseille neue Niederlassungen ein, um ihren dort verf gbaren Schiffsraum fr Lebensmitteltransporte von Nordafrika nach Frankreich einzusetzen. Auf dem Gebiete des Straenverkehrs sind Fahrbereitschaften aus franzsischen Lastkraftwagen in Einrichtung begriffen. Sie sollen auch den Transportraum ersetzen, der z.[ur]Z[ei]t. noch fr wirtschaftliche Aufgaben durch die Truppe bereitgehalten wird. Vordringlich sind auch hier Transporte im Rahmen der Erntearbeiten. ber die Zahl der in Frankreich z.[ur]Z[ei]t. vorhandenen und wieder zugelassenen Kraftwagen werden Feststellungen getroffen. Ab Mitte September sollen die von der franz sischen Regierung gem Artikel 13 des Waffenstillstandsvertrages [157] verlangten Lastkraftwagen aus Sdfrankreich den hauptschlich notleidenden Bezirken zugefhrt werden.

VI. Arbeitseinsatz- und Sozialwesen. Die Zahl der Arbeitslosen steigt, insbesondere in den gr eren Stdten, weiter an. In Gro-Paris wurden am 17. August 1940 223 963 untersttzte Arbeitslose gezhlt. Ein genauer Gesamtberblick ber die tatschliche Zahl der Arbeitslosen ist nicht vorhanden, da eine mit den deutschen Verhltnissen vergleichbare Organisation der Arbeitslosenhilfe nicht besteht. Die restlose Erfassung der Arbeitslosen stt auch deshalb auf Schwierigkeiten, weil viele noch von ihren Ersparnissen leben, andere befrchten, bei ihnen nicht zusagenden Arbeiten, wie Aufr umungs- und Instandsetzungsarbeiten
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angesetzt zu werden. Eine Untersttzung in Geld wird nur in einigen Grostdten gezahlt, in anderen Bezirken werden Scheine fr Mittag- und Abendessen ausgegeben. Arbeitskrfte fr die Landwirtschaft konnten berall zur Verfgung gestellt werden. Die Arbeitslosen der St dte bilden auch weiterhin ein ausreichendes Reservoir fr die Gestellung landwirtschaftlicher Arbeiter. Auer der Entlassung der aus der Landwirtschaft oder aus l ndlichen Gebieten stammenden Arbeitskrfte, die seit 1938 in industriellen Betrieben eingestellt wurden und der Entlassung der weiblichen Gefolgsschaftsmitglieder mit Ausnahme von Kriegerwitwen oder Familienern hrerinnen sind folgende Manahmen zur Bekmpfung der Arbeitslosigkeit getroffen: 1.) Durch Gesetz ber das Arbeitsregime werden die Prfekten ermchtigt, eine Beschrnkung der Arbeitszeit festzusetzen. Ausnahmsweise erforderliche berstunden werden mit dem normalen Stundenlohn bezahlt. Der Unternehmer hat jedoch fr berstunden einen Betrag von 20% des Stundenlohnes in einen Gemeinschaftsfonds einzuzahlen [158]. 2.) Durch Gesetz vom 5.8.1940[159] ist der Staatssekretr fr Finanzwesen[160] ermchtigt, zur Finanzierung von ffentlichen Arbeiten oder Arbeiten im landwirtschaftlichem Interesse den Departements, Gemeinden, Kommunalsyndikaten, anerkannten Syndikatgruppen und landwirtschaftlichen Genossenschaften Vorsch sse zu gewhren. Die Vorschlge werden zugeteilt bis zu einer Hchstgrenze von 500 Millionen Frcs., hiervon entfallen auf Ern hrungsund Landwirtschaftsministerium 300 Millionen frcs., Verkehrsministerium 50 Millionen Frcs., Ministerium des Innern 150 Millionen Frcs. Der Arbeitseinsatz der Kriegsgefangenen hat sich durch die angeordnete Abgabe von einigen 100 000 Kriegsgefangenen nach Deutschland gendert. Die in den einzelnen Bezirken verbleibenden Kriegsgefangenen werden in erster Linie in der Landwirtschaft besch ftigt. Im Raum von Peronne[161] ist ein Erntesonderkommando von 4 000 Kriegsgefangenen eingesetzt worden, ebenso im Raume von Doullens[162]. Im Erntenotstandsgebiet Somme-Oise betrgt die Zahl der fr die Einbringung der Ernte eingesetzten Kriegsgefangenen insgesamt 22 230. Die Transporte auslndischer Arbeitskrfte ins Reich haben begonnen. Bisher sind 2 Transporte aus den Flchtlingslagern nach Deutschland abgegangen. Der erste Transport bestand aus Landarbeitern Slowaken, Polen und Jugoslawen - von denen 300 nach Brandenburg, 200 nach Pommern vermittelt sind. Die rztliche Untersuchung dieser Arbeitskrfte ergab etwa 5% Ausflle. Der zweite Transport aus den Flchtlingslagern bestand aus 500 Landarbeitern und etwa 100 ungelernten Arbeitern. Der voraussichtlich am 29.8.1940 abgehende nchste Transport soll in erster Linie aus Metallarbeitern bestehen. Die Entlohnung der bei den deutschen Dienststellen besch ftigten volksdeutschen und franzsischen Arbeiter und Angestellten wird neu geregelt. Besondere Beachtung erfordert f r diese Arbeitskrfte der Versicherungs- und Unfallschutz. In Frankreich bestanden hierf r 3 Kassen, zur Vereinfachung des Verfahrens sollen aber in Zukunft die entsprechenden Beitr ge nur an eine Stelle abgefhrt werden, die die evtl. Weiterverteilung vornimmt. Ein entsprechender Vorschlag des Generalsekret rs im franzsischen Arbeitsministerium[163] liegt vor. In franzsischen Betrieben, die fr deutsche Dienststellen, insbesondere fr die Luftwaffe arbeiten, sind Lohnauftriebstendenzen beobachtet worden. Den Betrieben ist die Beachtung der bestehenden Lohnstopverordnungen zur Pflicht gemacht.

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VII. Whrungs- und Kreditwesen. Die Rckfhrung von Personal und Akten aus dem unbesetzten Gebiet ins besetzte Gebiet zur weiteren Ingangsetzung des franzsischen Bankenapparates wurde laufend von der Bank von Frankreich und der Bankenvereinigung beantragt. Nach Prfung der Notwendigkeit wurde die Ausstellung entsprechender Ausweise befrwortet. Zahlungsmittelmangel ist nicht mehr zu beobachten. Die im Departement Seine-Inf rieure durch Feldkassen erteilten Vorschsse von insgesamt 2 915 000 Reichsmark sind nunmehr restlos abgedeckt worden. ber die im besetzten Gebiet umlaufsfhigen deutschen Mnzen bestehen vereinzelt Unklarheiten. Da nach der Verordnung ber die Reichskreditkassen vom 18. Mai 1940[164] nur die noch nicht im Verkehr befindlichen Reichskreditkassenmnzen zu gesetzlichen Zahlungsmitteln erklrt worden sind, ist es erforderlich, die Zulassung der sonstigen Reichsmnzen (1 und 2 Pfennig, 1, 2, 5 und 10 Reichs- und Rentenpfennig) zum Zahlungsverkehr auszusprechen. Eine entsprechende Bekanntmachung wird in diesen Tagen ergehen. Die Reichskreditkasse Epernay[165] wurde durch die Truppe nur in sehr geringem Umfange in Anspruch genommen. Ihre Schliessung ist daher im Benehmen mit der Hauptverwaltung der Reichskreditkassen von hier angeordnet worden. Die Pariser Brse wird mit Zustimmung des Oberbefehlshabers des Heeres[166] zunchst geschlossen gehalten[167]. Die Notwendigkeit der Wiederaufnahme der Kursnotierung f r Rentenwerte wird erneut geprft werden, wobei die Einsetzung eines Brsenkommissars in Aussicht genommen ist. Die Franzsische Regierung hat am 24. August 1940 die erste Abschlagzahlung auf die Besatzungskosten fr die Zeit vom 21. bis 31. August 1940 in Hhe von 4,4 Mrd. frs. geleistet. Zahlung erfolgte entsprechend der vorgesehenen Regelung durch Gutschrift bei der Bank von Frankreich zu Gunsten der Reichskreditkasse Paris. Die weiterhin f lligen Zahlungen fr die Zeit vom 25. Juni ab sind fr den 26. August 1940 in Aussicht gestellt worden. Die Ausstattung der einzelnen Reichskreditkassen mit franzsischen Zahlungsmitteln ist von hier veranlasst. Es wird angestrebt, die Wehrsoldzahlungen zur nchsten Dekade nach Mglichkeit bereits mit Zahlungsmitteln franz sischer Whrung durchfhren zu lassen.

VIII. Preise.

1. Allgemeines. Von den franzsischen Behrden ist dem Einzelhandel am 10. November 1939 eine generelle Ausnahmegenehmigung erteilt worden, nach der den grossen Kaufh usern, den Filialgeschften sowie dem gesamten Einzelhandel gestattet wird, die Verkaufspreise um die seitens der Vorlieferanten erfolgten Preiserhhungen zu erhhen, sofern die Vorlieferanten vom Comit National fr Preisberwachung oder den Dpartement-Comits eine Ausnahmegenehmigung zur Preiserhhung erhalten hatten. Die

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Erhhung darf jedoch nur dem absoluten Wert nach weitergegeben werden[168]. Aus einem von der Polizeiprfektur in Paris erstatteten Bericht geht hervor, dass seit dem 1. September 1939 auch dem Grosshandel zahlreiche Preiserhhungen genehmigt worden sind. Sie betragen beispielsweise bei

Herrenkonfektion

19 und 23% (Genehmigung vom 23.3.1940),

Damenkonfektion Wolle knstliche Seide Baumwolle Krawatten Schuhe Hte Wschewaren Strumpfwirkerei (Wolle) Seidene Strmpfe Strumpfwirkerei (Baumwolle) 31,5%, 13%, 24% (Genehmigung vom 27.4.1940), 29% (Genehmigung vom 13.1.1940), 12% (Genehmigung vom 3.2.1940), 22% bis 37%, 32% (Genehmigung vom 30.4.1940), 30 bis 49% (6.4.1940), 24 bis 68% (Genehmigung vom 23.12.1939), 30 bis 49% (Genehmigung vom 30.4.1940).

Diese dem Grosshandel genehmigten Preiserhhungen wirken sich zum grossen Teil im Kleinhandel jetzt erst aus. Eine Gefhrdung des Preisniveaus im Grosshandel bedeutet das ungeregelte Aufkaufen von Waren von Elsass-Lothringen her. Druch die Angleichung des Preis- und Lohnniveaus in Elsass-Lothringen an das Preis- und Lohnniveau in den benachbarten Reichsgebieten (Land Baden und Reichsgau Saarpfalz) ergeben sich ausserordentliche Unterschiede zu dem Preisniveau im besetzten franz sischen Gebiet. Ziffernmssig lsst sich die Steigerung des Preisniveaus in Elsass-Lothringen noch nicht genau angeben. Einen gewissen Anhalt gibt aber, dass in der letzten Zeit die in Elsass-Lothringen gezahlten Lhne und Gehlter um etwa 80 bis 90% erhht worden sind. Die von Elsass-Lothringen her entsandten Aufkufer sind daher in der Lage, ohne weiteres die hiesigen Preise zu berbieten und gleichzeitig vollkommen ungerechtfertigte berhhte Gewinne aus der sich ergebenden Preisdifferenz zwischen dem hiesigen und dem elsass-lothringischen Preisniveau zu erzielen. Um eine unorganische Entwicklung der Grosshandelspreise zu verhindern, ist im Einvernehmen mit den Chefs der Zivilverwaltungen in Lothringen und im Elsass die Warenausfuhr nach Elsass-Lothringen bis zu einer bevorstehenden endgltigen Regelung vorlufig gesperrt worden.

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2. Preisbewegung auf dem Agrarsektor. Die von der franzsischen Regierung vorgelegten Vorschlge ber die Neuregelung der Preise fr Milch, Butter und verschiedene Ksesorten sind mit den Vertretern des franz sischen Landwirtschaftsund Versorgungsministerium durchgesprochen worden. Die Vorschl ge sehen eine Vereinheitlichung der Preise fr Milch und Milchprodukte gleichzeitig mit einer gewissen Aufbesserung der Preise vor. Eine Aufbesserung der Preise ist im Interesse der Steigerung der Produktion von Milch und Milcherzeugnissen, insbesondere Butter, unvermeidbar, da gerade auf dem Fettgebiet die Versorgungslage in Frankreich besonders schwierig ist, und weil das Land nach dem Fortfall der fr her bis zu 50% betragenden Einfuhr ausschliesslich auf die Fettproduktion aus der eigenen Erzeugung angewiesen ist. Gegen die Festsetzung der vorgeschlagenen Preise sind daher Einwendungen nicht erhoben worden. Im einzelnen ist zu dieser Preisneuregelung zu bemerken: Die Erh hung des Milchpreises um 0,10 Fr. je Liter bedeutet eine Vorwegnahme der regelmssig im Oktober saisonmssig vorgenommenen Erhhung des Milchpreises. Der Milchpreis entspricht damit dem Winterpreis f r Milch 1939/40. Der Butterpreis wird jetzt fr das ganze Staatsgebiet einheitlich geregelt. Da bisher einheitliche Preise fr Butter nicht bestanden haben, wirkt sich die durch die Neuregelung eingetretene Erh hung des Butterpreises fr die verschiedenen Departements verschieden aus. F r Paris betrgt sie etwa 2,50 bis 3 Fr. Festgelegt werden zunchst nur der Abgabepreis von der Molkerei oder dem Grossisten und die Markthallenpreise. Die Handelsspanne fr den Einzelhandel wie auch die Handelsspanne f r den Aufkufer, der beim Erzeuger die Landbutter fr den Grosshndler aufkauft, soll departementsweise in Hhe des bisher handelsblichen Satzes festgelegt werden. Die fr verschiedene Ksearten vorgesehenen Preise bringen neben Erhhungen von bis zu 2 Fr. je kg fr einzelne Ksearten, fr andere Ksearten, deren Preise berhht waren, auch Ermssigungen.

3. Preisbewegung auf dem gewerblichen Sektor. Fr die in den unmittelbar an Lothringen angrenzenden Departements [169] liegende Industrie ergeben sich schon erhebliche Kostensteigerungen aus der in Elsass und Lothringen erfolgenden Angleichung des Preisniveaus an das Preisniveau in dem benachbarten Reichsgebiet. So m ssen beispielsweise Werke der eisenverarbeitenden Industrie in Pont Mousson, Belleville, Liverdun und Foug, die in dem Departement Meurthe et Moselle unmittelbar an der Grenze nach Lothringen liegen, mit Erh hungen ihrer Rohstoffpreise und Lhne bis zu 90% rechnen. Das aus Lothringen bezogene Erz hat durch die Festsetzung der Preise in Reichsmark eine Preiserhhung um rund 100% erfahren. Die in den dortigen Werken verwandte Kohle muss zu Reichspreisen von den Saargruben bezogen werden. Dazu kommen Lohnsteigerungen um 80 bis 90%. Laut ausdrcklicher Anordnung smtlicher in Frage kommenden Stellen, vor allem der milit rischen, sollen diese Betriebe schnell in Gang gesetzt und weiter fortgef hrt werden. Da sie jedoch ber eigenes Kapital nicht verfgen, sondern lediglich auf die auf den Werken liegenden Vorr te angewiesen sind, musste eine Verschleuderung der vorhandenen Vorrte (28 000 t Rhren, wovon 4 000 t nach dem Reich gehen, whrend 24 000 t im besetzten franzsischen Gebiet abgesetzt werden) vermieden werden. Um
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daher diesen Werken die weitere Produktion zu erm glichen, musste ihnen die Genehmigung erteilt werden, vorlufig einen Zuschlag von 50% zu den bisherigen Preisen zu erheben.

C. Sonstiges. Zur Abfassung der Monatsberichte und laufenden Unterrichtung der Presse ueber die zustaendige Propagandastaffel wurde fuer den Verwaltungsstab ein Generalberichterstatter eingesetzt, der gleichzeitig die Leitung der Gruppe Propaganda in der Abteilung Verwaltung uebernommen hat [170]. Die neuen Gesichtspunkte, nach denen die Monatsberichte abzufassen sind, konnten in dem vorstehenden Bericht nur insoweit Beruecksichtigung finden, als dies im Hinblick auf die zur Verfuegung stehende Zeit noch moeglich war[171].

Anl.[age] A[172]

Paris, den 26. August 1940

Richtlinien fr die Ausbung der Aufsicht ber die franzsische Verwaltung im besetzten Gebiet durch die deutsche Militrverwaltung in Frankreich A. Die Befugnisse der Militrverwaltung. I. Die Rechtsgrundlage. Die Befugnisse der deutschen Militrverwaltung in Frankreich sind abzuleiten aus dem Waffenstillstandsvertrag vom 22.6.1940[173] und aus den zwischen dem Deutschen Reiche und Frankreich allgemein geltenden vlkerrechtlichen Vereinbarungen.

1. Der Waffenstillstandsvertrag vom 22.6.1940 Der am 22.6.1940 in Compigne[174] zwischen dem Deutschen Reich und Frankreich abgeschlossene Waffenstillstandsvertrag bestimmt unter Z 3: "In den besetzten Teilen Frankreichs bt das deutsche Reich alle Rechte der besetzenden Macht aus. Die franzsische Regierung verpflichtet sich, die in Ausbung dieser Rechte ergehenden Anordnungen mit allen Mitteln zu untersttzen und mit Hilfe der franzsischen Verwaltung durchzufhren. Alle franzsischen Behrden und Dienststellen des besetzten Gebietes sind daher von der franz sischen Regierung unverzglich anzuweisen, den Anordnungen der deutschen Milit rbefehlshaber Folge zu leisten und in korrekter Weise mit diesen zusammenzuarbeiten."

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2. Allgemeine vlkerrechtliche Vereinbarungen. Wenn nach dem Waffenstillstandsvertrag vom 22.6.1940 dem Deutschen Reiche "alle Rechte der besetzenden Macht" zustehen, so ist darunter die umfassende tats chliche Gewalt der kriegerisch besetzenden Macht mit den Einschrnkungen zu verstehen, die sich aus konkreten v lkerrechtlichen Vereinbarungen zwischen den kriegsfhrenden Staaten ergeben. Die einzige fr den Fall einer kriegerischen Besetzung zwischen dem Deutschen Reich und Frankreich geltende v lkerrechtliche Vereinbarung ist das am 18.10.1907 in Den Haag abgeschlossene, von dem Deutschen Reich und von Frankreich unterzeichnete Abkommen betreffend die Gesetze und Gebr uche des Landkriegs (Reichsgesetzblatt 1910, S. 107ff.), das ber "Militrische Gewalt auf besetztem feindlichen Gebiete" bestimmt:

Artikel 42. Ein Gebiet gilt als besetzt, wenn es sich tats chlich in der Gewalt des feindlichen Heeres befindet. Die Besetzung erstreckt sich nur auf die Gebiete, wo diese Gewalt hergestellt ist und ausgebt werden kann.

Artikel 43. Nachdem die gesetzmssige Gewalt tatschlich in die Hnde des Besetzenden bergegangen ist, hat dieser alle von ihm abhngenden Vorkehrungen zu treffen, um nach Mglichkeit die ffentliche Ordnung und das ffentliche Leben wieder herzustellen und aufrechtzuerhalten, und zwar, soweit kein zwingendes Hindernis besteht, unter Beachtung der Landesgesetze.

Artikel 44. Einem Kriegsfhrenden ist es untersagt, die Bevlkerung eines besetzten Gebietes zu zwingen, Ausknfte ber das Heer des anderen Kriegsfhrenden oder ber dessen Verteidigungsmittel zu geben.

Artikel 45. Es ist untersagt, die Bevlkerung eines besetzten Gebietes zu zwingen, der feindlichen Macht den Treueid zu leisten.

Artikel 46. Die Ehre und die Rechte der Familie, das Leben der B rger und das Privateigentum sowie die religi sen Ueberzeugungen und gottesdienstlichen Handlungen sollen geachtet werden. Das Privateigentum darf nicht eingezogen werden.

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Artikel 47. Die Plnderung ist ausdrcklich untersagt.

Artikel 48. Erhebt der Besetzende in dem besetzten Gebiete die zugunsten des Staates bestehenden Abgaben, Zlle und Gebhren, so soll er es mglichst nach Massgabe der fr die Ansetzung und Verteilung geltenden Vorschriften tun; es erwchst damit fr ihn die Verpflichtung, die Kosten der Verwaltung des besetzten Gebietes in dem Umfange zu tragen, wie die gesetzm ssige Regierung hierzu verpflichtet war.

Artikel 49. Erhebt der Besetzende in dem besetzten Gebiet ausser den im vorstehenden Artikel bezeichneten Abgaben andere Auflagen in Geld, so darf dies nur zur Deckung der Bed rfnisse des Heeres oder der Verwaltung dieses Gebietes geschehen.

Artikel 50. Keine Strafe in Geld oder anderer Art darf ber eine ganze Bevlkerung wegen der Handlungen einzelner verhngt werden, fr welche die Bevlkerung nicht als mitverantwortlich angesehen werden kann.

Artikel 51. Zwangsauflagen knne nur auf Grund eines schriftlichen Befehls und unter Verantwortlichkeit eines selbststndig kommandierenden Generals erhoben werden. Die Erhebung soll so viel wie mglich nach den Vorschriften ber die Ansetzung und Verteilung der bestehenden Abgaben erfolgen. Ueber jede auferlegte Leistung wird dem Leistungspflichtungen eine Empfangsbest tigung erteilt.

Artikel 52. Naturalleistungen und Dienstleistungen k nnen von Gemeinden oder Einwohnern nur fr die Bedrfnisse des Besetzungsheeres gefordert werden. Sie mssen im Verhltnisse zu den Hilfsquellen des Landes stehen und solcher Art sein, dass sie nicht f r die Bevlkerung die Verpflichtung enthalten, an Kriegsunternehmungen gegen ihr Vaterland teilzunehmen. Derartige Natural- und Dienstleistungen k nnen nur mit Ermchtigung des Befehlshabers der besetzten Oertlichkeit gefordert werden. Die Naturalleistungen sind so viel wie m glich bar zu bezahlen. Anderenfalls sind dafr Empfangsbesttigungen auszustellen; die Zahlung der geschuldeten Summen soll mglichst bald bewirkt werden.
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Artikel 53. Das ein Gebiet besetzende Heer kann nur mit Beschlag belegen: das bare Geld und die Wertbestnde des Staates sowie die dem Staate zustehenden eintreibbaren Forderungen, die Waffenniederlagen, Befrderungsmittel, Vorratshuser und Lebensmittelvorrte sowie berhaupt alles bewegliche Eigentum des Staates, das geeignet ist, den Kriegsunternehmungen zu dienen. Alle Mittel, die zu Lande, zu Wasser und in der Luft zur Weitergabe von Nachrichten und zur Befrderung von Personen oder Sachen dienen, mit Ausnahme der durch das Seerecht geregelten Flle, sowie die Waffenniederlagen und berhaupt jede Art von Kriegsvorrten knnen, selbst wenn sie Privatpersonen gehren, mit Beschlag belegt werden. Beim Friedensschluss m ssen sie aber zurckgegeben und die Entschdigungen geregelt werden.

Artikel 54. Die unterseeischen Kabel, die ein besetztes Gebiet mit einem neutralen Gebiete verbinden, drfen nur im Falle unbedingter Notwendigkeit mit Beschlag belegt oder zerst rt werden. Beim Friedensschluss mssen sie gleichfalls zurckgegeben und die Entschdigung geregelt werden.

Artikel 55. Der besetzende Staat hat sich nur als Verwalter und Nutzniesser der ffentlichen Gebude, Liegenschaften, Wlder und landwirtschaftlichen Betriebe zu betrachten, die dem feindlichen Staate gehren und sich in dem besetzten Gebiete befinden. Er soll den Bestand dieser G ter erhalten und sie nach den Regeln des Niessbrauchs verwalten.

Artikel 56. Das Eigentum der den Gemeinden und der dem Gottesdienste, der Wohlt tigkeit, dem Unterrichte, der Kunst und der Wissenschaft gewidmeten Anstalten, auch wenn diese dem Staate geh ren, ist als Privateigentum zu behandeln. Jede Beschlagnahme, jede absichtliche Zerst rung oder Beschdigung von derartigen Anlagen, von geschichtlichen Denkmlern oder von Werken der Kunst und Wissenschaft ist untersagt und soll geahndet werden.

II. Befugnisse. Im Rahmen der unter A I wiedergegebenen rechtlichen Bindungen sind die Befugnisse der besetzenden Macht umfassend und durch keinerlei Rechte des anderen Staates eingeschr nkt. Die Souvernitt der landeseigenen Regierung ber das besetzte Gebiet ruht fr die Dauer der kriegerischen Besetzung. Soweit die franzsische Regierung fr das zur Zeit besetzte Gebiet Recht setzt oder
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Verwaltungsmassnahmen durchfhrt, geschieht dies in Erfllung der von ihr im Waffenstillstandsvertrag vom 22.6.1940 bernommenen Verpflichtung zur Durchfhrung der Anordnungen der Besatzungsmacht; angeordnet ist die allgemeine Fortsetzung der staatlichen Funktionen im besetzten Gebiet, soweit sie nicht zur Tatsache der Besetzung oder zu einzelnen Anordnungen der Besatzungsmacht in Widerspruch stehen. Diese Ttigkeit der franzsischen Regierung und ihrer Behrden unterliegt jedoch uneingeschrnkt der Aufsicht und den Weisungen der Besatzungsmacht und kann von dieser jederzeit korrigiert oder untersagt werden.

B. Die Aufgaben der Militrverwaltung.

I. Unmittelbare Verwaltungsaufgaben. Im Rahmen der ihr gem. A zustehenden Befugnisse kann die Milit rverwaltung nach ihrem Ermessen alle Verwaltungsmassnahmen selbst anordnen und mit eigenen Krften durchfhren. Im Hinblick auf die geringe Zahl der eigenen Verwaltungs- und Vollzugskr fte der Militrverwaltung sowie auf ihre unzureichende Kenntnis der Rechtsverhltnisse und der tatschlichen Verhltnisse in dem besetzten Gebiet kann die unmittelbare Wahrnehmung von Verwaltungsaufgaben nur dann in Frage kommen, wenn ein dringendes deutsches Interesse fordert, dass franz sische Behrden mit bestimmten Massnahmen nicht befasst werden. Die unmittelbaren Verwaltungsaufgaben der Milit rverwaltung knnen nur von Fall zu Fall bestimmt werden. Ihre Notwendigkeit wird sich vor allem aus Gesichtspunkten der Kriegsfhrung und der Sicherheit der Besatzung ergeben.

II. Die Aufsicht ber die franzsische Verwaltung im besetzten Gebiet. 1. Zweck der Aufsicht. Zu den "Rechten der besetzenden Macht" gehrt eine umfassende Aufsicht ber alle Zweige der franzsischen Verwaltung im besetzten Gebiet mit dem Zweck, a) zu verhindern, dass von der franzsischen Verwaltung Massnahmen getroffen werden, die den deutschen Interessen zuwiderlaufen, b) die Voraussetzungen fr korrigierende Militrverwaltung in Erfahrung zu bringen, oder zustzliche Verwaltungsanordnungen der

c) die Durchfhrung der Anordnungen der Militrverwaltung durch die franzsischen Behrden zu berwachen.

2. Gegenstand der Aufsicht. In jedem Zweig der franzsischen Verwaltung im besetzten Gebiet hat sich die Aufsicht der Militrverwaltung zu erstrecken auf

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a) die Aufgaben, b) die Organisation, c) das Personal, d) die laufende Ttigkeit der franzsischen Behrden und Dienststellen. 3. Durchfhrung der Aufsicht. a) Uebersicht ber den gegenwrtigen Stand. Zunchst ist eine Uebersicht ber den gegenwrtigen Stand jedes Verwaltungszweiges im besetzten Gebiet zu schaffen, indem von der zustndigen franzsischen Zentralbehrde beschafft werden: aa) die fr die Aufgaben, die Organisation, die Personalbesetzung und die T tigkeit des Verwaltungszweiges massgebenden Gesetze, Verordnungen und Erlasse, bb) eine Uebersicht ber die Behrden und Dienststellen des Verwaltungszweiges im besetzten Gebiet, cc) Eine Uebersicht ber die Kategorien der Beamten und Angestellten des Verwaltungszweiges, ber ihre Besoldung, ber ihre Zahl im besetzten Gebiet und ber ihre Verteilung auf die Behrden und Dienststellen im besetzten Gebiet.

b) Aufsicht ber Vernderungen. Durch Anordnung an die zustndige franzsische Zentralbehrde ist sicherzustellen, dass jede Vernderung gemss B II 3a festgestellten Standes des Verwaltungszweiges dem Chef der Militrverwaltung in Frankreich gemeldet wird. c) Aufsicht ber die Ttigkeit. Die Ttigkeit der franzsischen Verwaltungszweige im besetzten Gebiet ist insoweit zu beaufsichtigen, als zur Erfllung der unter B II 1 bezeichneten Zwecke erforderlich ist; jede unntige Berichterstattung und Errterung ist zu vermeiden, damit der Milit rverwaltung nicht durch die Menge der Einzelheiten und der Kleinarbeit der Ueberblick und die Entschlussfhigkeit verloren geht. aa) Grundstzlich ist die Aufsicht ber die Ttigkeit der franzsischen Verwaltungszweige im besetzten Gebiet dadurch auszuben, dass von den zustndigen franzsischen Zentralbehrden wiederkehrende Berichte nach einem genau vorgeschriebenen Schema angefordert werden, aus denen sich die Ttigkeit der Behrden und Dienststellen und die Ergebnisse dieser T tigkeit sowie die Lage und besondere Ereignisse auf dem betreffenden Sachgebiet ergeben.

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bb) Den Dienststellen der Militrverwaltung - Chefs der Militrverwaltungsbezirke, Feldkommandanten, Ortskommandanten - sind eingehende Weisungen f r die regionale Durchfhrung der Aufsicht ber die Behrden und Dienststellen der einzelnen franzsischen Verwaltungszweige zu erteilen. cc) Soweit es fr dringend erforderlich gehalten wird, ist die Berichterstattung der franz sischen Zentralbehrden regional mit Hilfe der Dienststellen der Milit rverwaltung - unter sorgfltigster Rcksichtnahme auf die schwache Besetzung dieser Dienststellen - auf ihre Richtigkeit und Vollstndigkeit zu berprfen. d) Aufsicht ber das Personal. Um den Gefahren und Schden vorzubeugen, die aus aufsssiger oder feindlicher Haltung des Personals franzsischer Behrden und Dienststellen erwachsen knnen, ist, wenn Anhaltepunkte fr eine solche Haltung vorliegen, eine Ueberprfung oder Beobachtung dieser Personen durch die Geheime Feldpolizei zu veranlassen.

III. Anordnungen der Militrverwaltung. Auf Grund der durch die Aufsicht ber die franzsische Verwaltung im besetzten Gebiet gewonnenen Kenntnisse kann die Militrverwaltung die folgenden Anordnungen treffen:

1. Aenderung des Rechtszustandes. Der im besetzten Gebiet bestehende Rechtszustand kann durch Verordnungen des Chefs der Militrverwaltung in Frankreich gendert werden; in derselben Weise kann zus tzlich neues Recht gesetzt werden. Die Zahl der Verordnungen ist mglichst zu beschrnken, um zu verhten, dass Verwirrung entsteht und durch Nichtausfhrung der Vorschriften das Ansehen der Besatzungsmacht beeintr chtigt wird.

2. Aenderung der Verwaltungsorganisation. Aenderungen der franzsischen Verwaltungsorganisation im besetzten Gebiet knnen veranlasst werden. a) durch Ersuchen an die zustndigen franzsischen Zentralbehrden, b) durch Anordnung der Militrverwaltung. Der Weg zu a) ist grundstzlich vorzuziehen, um zu vermeiden, dass ein Versagen der franz sischen Behrden und Dienststellen auf die Anordnungen der Militrverwaltung zurckgefhrt wird.

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3. Aenderung des Personals. Beamte und Angestellte der franzsischen Behrden und Dienststellen im besetzten Gebiet k nnen aus ihrer Ttigkeit entfernt werden a) durch Ersuchen an die zustndigen franzsischen Zentralbehrden, b) durch Anordnung der Militrverwaltung. Wenn nach der Sachlage die sofortige Entfernung eines Beamten oder Angestellten gem ss b) erforderlich erscheint, wird regelmssig seine Ausweisung aus dem besetzten Gebiet anzuordnen sein. Die Einsetzung von Beamten und Angestellten in franz sische Behrden und Dienststellen kann von der Militrverwaltung nur tatschlich und vorlufig angeordnet werden; zur Herbeifhrung der beamtenrechtlichen Wirkungen ist ein entsprechendes Ersuchen an die zust ndige franzsische Zentralbehrde zu richten.

4. Sachliche Weisungen. Den franzsischen Behrden und Dienststellen im besetzten Gebiet k nnen von den Dienststellen der Militrverwaltung sachliche Weisungen jeder Art erteilt werden, um sie zu einer Aenderung ihrer Ttigkeit oder zu zustzlicher Ttigkeit zu veranlassen.

Anl.[age] B

Abschrift

Paris, den [sic!] August 1940

Der Oberbefehlshaber des Heeres

Der Chef der Militrverwaltung in Frankreich Verwaltungsstab Abteilung Verwaltung

Verordnung

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ber Vereinigungen, Versammlungen, Abzeichen und Beflaggung vom 28. August 1940.

Auf Grund der mir vom Fhrer und Obersten Befehlshaber der Wehrmacht[175] erteilten Ermchtigung verordne ich, was folgt:

1. Vereinigungen. 1. Vereinen, Gesellschaften und sonstigen Vereinigungen, soweit es sich nicht um solche des ffentlichen Rechts handelt, ist die Bettigung verboten. Zulssig ist die Weiterfhrung der Vermgensverwaltung. Auch zu diesem Zweck drfen Versammlungen von mehr als 3 Personen nicht abgehalten werden.

2. Ausgenommen von dem Verbot des 1 ist die Bettigung von Vereinigungen, die satzungsgemss rein wirtschaftliche Zwecke verfolgen, im Rahmen dieser Zwecke.

3. Die Neugrndung von Vereinigungen ist untersagt.

2. Versammlungen. 4. Versammlungen und Umzge drfen nicht stattfinden.

3. Abzeichen. 5. Der Bevlkerung ist das Tragen einer besonderen Tracht und gleichartiger Abzeichen verboten. Es drfen getragen werden: 1. Dienst- und Amtskleidung und Dienst- und Amtsabzeichen,

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2. amtlich verliehene Orden und Ehrenzeichen, 3. von den Mitgliedern der Vereinigungen, deren Bet tigung erlaubt ist, Tracht und Abzeichen dieser Vereinigungen, soweit sie vor Inkrafttreten dieser Verordnung bereits eingef hrt waren.

4. Beflaggung. 6. Der Bevlkerung ist das Beflaggen von Grundstcken und das Fhren von Wimpeln, Standern und sonstigen Abzeichen an Fahrzeugen, soweit es sich nicht um amtliche Abzeichen handelt, verboten.

5. Ausnahmen. 7. Die Verbote der 1-5 gelten nicht fr deutsche Reichsangehrige. 8. Die Chefs der Militrverwaltungsbezirke knnen Ausnahmen von den Bestimmungen dieser Verordnung bewilligen. Sie knnen diese Befugnis im ganzen oder in Bezug auf einzelne Verbote auf nachgeordnete Dienststellen bertragen.

6. Strafbestimmungen. 9. Wer schuldhaft den Vorschriften dieser Verordnung zuwiderhandelt, wird mit Gef ngnis bis zu einem Jahr und mit Geldstrafe oder mit einer dieser Strafen bestraft, soweit nicht nach anderen Bestimmungen hhere Strafen verwirkt sind. Gegen Vereinigungen, die sich schuldhaft den Verordnungen dieser Verordnung zuwider bettigen, kann auf Einziehung des Vermgens erkannt werden. Unbefugt getragene oder gefhrte Gegenstnde werden eingezogen.

7. Inkrafttreten. 10. Diese Verordnung tritt mit ihrer Verkndigung in Kraft. Fr den Oberbefehlshaber des Heeres
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Der Chef der Militrverwaltung in Frankreich. gez. Unterschrift.

[1]

Alfred Streccius (1874-1944). Generalleutnant. Kadett. 1894 Leutnant. Im Ersten Weltkrieg in einem Kampfgeschwader der Luftwaffe. Reichswehr. 1931 Verabschiedung als Generalleutnant. Militrberater in China. 1939 reaktiviert, verschiedene Positionen im besetzten Polen. 1940 Kommandeur der Truppen in den Niederlanden, Chef der Militrverwaltung in Frankreich vom 30. Juni bis 25. Oktober 1940, dann Kommandierender General des stellvertretenden Generalkommandos XVII in Wien. 1943 Mob. Verwendung aufgehoben.
[2]

Aufgabenstellung und Gliederung des Kommandostabes in Abteilungen (Ia, Ib, Ic, IIa, IIb, II, IV etc.) entsprach den blichen hheren deutschen militrischen Kommandobehrden. Obwohl formal deutlich unterschieden kam es infolge mangelnder Abgrenzung im Laufe der Jahre in Einzelfragen immer wieder zu berschneidungen und Kompetenzstreitigkeiten mit den entsprechenden Abteilungen des Verwaltungsstabes des Milit rbefehlshabers. Zur Gliederung Hans UMBREIT, Der Militrbefehlshaber in Frankreich 1940-1944, Boppard 1968, S. 19ff. Die Abteilung Ia ist die Fhrungsabteilung im Kommandostab. Ihr fiel die gr te militrische Bedeutung zu. Sie untergliederte sich in die Sachgebiete Kampfeinsatz, Sicherung und Bewachung, Organisation, Kriegsgefangenenwesen, Pionierwesen, Gasabwehrdienst, Inspektion des Feldgendarmeriedienstes, Bearbeitung militrgeographischer Karten und Erfassung der franzsischen Heeresbchereien. Ein Transportoffizier bearbeitete die Transportanforderungen der Militrverwaltung und der Verkehrsfragen und vertrat die Interessen des Milit rbefehlshabers beim Chef des Transportwesens. Die Abteilung Ia unterstand Oberstleutnant i.G. Helmuth Voelter, sp ter Oberstleutnant Wilhelm Arendts.
[3]

Helmuth Voelter. Oberstleutnant im Generalstab. N here biographische Angaben nicht ermittelt. Wilhelm Arendts (1883-?). Nach 1919 Ttigkeit im Versicherungs- und Bankenwesen. Weitere Angaben nicht ermittelt.
[4]

Dr. Hans Speidel (1897-1984). Oberstleutnant im Generalstab. 1914/18 Kriegsteilnahme. 1915 Leutnant. Reichswehr. 1933-1935 Gehilfe des Militrattaches in Paris. 1937 Ia der 34. Infanteriedivision, bei Kriegsbeginn am Westwall. 1939 Ia des IX. Armeekorps im Westen. August 1940 Chef des Kommandostabs des Milit rbefehlshabers in Frankreich. 1942 Generalstabschef des V. Armeekorps im Osten. 1943 Generalstabschef der Armeeabteilung Lanz, dann der 8. Armee im Osten. April 1944 Generalstabschef der Heeresgruppe B im Westen unter Erwin Rommel (1891-1944). Kontakte zum Widerstand um Ludwig Beck (1880-1944), September 1944 Verhaftung, bis Kriegsende in Haft. 1950 Bevollmchtigter der Bundesregierung fr Wehrfragen (spter im Amt Theodor Blank), 1957-63 erster deutscher Oberbefehlshaber der NATO-Landstreitkrfte in Mitteleuropa.
[5]

Oberkommando des Heeres, Generalstab des Heeres, Generalquartiermeister. "Der Generalquartiermeister leitete und berwachte nach den Weisungen des Chefs GenStdH, dem er unterstellt war, die Versorgung des Feldheeres. Nach den Richtlinien des Chefs GenStdH erlie er die grundlegenden Weisungen fr die Handhabung der vollziehenden Gewalt und fr die Zivilverwaltung im Operationsgebiet. Zugleich bte er als Gerichtsherr die Gerichtsbarkeit ber die Angehrigen des HQu [Hauptquartier] OKH und ber die dem HQu unterstellten, angegliederten und nachgeordneten Truppen und Dienststellen aus." Vgl. Rudolf ABSOLON, Die Wehrmacht im Dritten Reich, Bd. V, Boppard 1988, S. 57. Eduard Wagner (1894-1944). Generalmajor. 1914 bayerischer Leutnant. 1914/18 Kriegsteilnahme. 1919 Freikorps, dann Reichswehr. 1936 Abteilungsleiter im Generalstab, de facto Generalquartiermeister des Heeres, ab Oktober 1940 offiziell Generalquartiermeister des Heeres. Dadurch f r die Militrverwaltungen verantwortlich. Seit 1940 Verbindung zu militrischen Widerstandskreisen. Selbstmord nach dem fehlgeschlagenen Attentat auf Hitler vom 20. Juli 1944.
[6]

Der Verwaltungsstab stand in der Zeit von Juni 1940 bis Juni 1942 unter der Leitung Dr. Jonathan Schmid. Er bestand

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zunchst aus drei, spter aus zehn Abteilungen, der - mit einem vergleichsweise kleinen Personalbestand - als "Aufsichtsverwaltung" die Kontrolle ber die franzsische Verwaltung ausbte. Jonathan Schmid (1888-1945). Jurist und Verwaltungsbeamter. Promotion. 1916/18 Kriegsteilnahme. 1919 Rechtsanwalt in Leonberg, 1923 in Stuttgart. 1923 Mitglied der NSDAP. 1932 Mitglied des W rttembergischen Landtages. 1933 Landtagsprsident. 1933 Ministerialdirektor im Wrttembergischen Innenministerium. 1933-1945 Wrttembergischer Innenund 1933-1935 Justizminister. August 1939 Chef der Zivilverwaltung des Operationsgebietes Heimat. 21. Juni 1940 - 1. August 1942 Chef des Verwaltungsstabes der Militrverwaltung in Frankreich. 1943 Obergruppenfhrer der SA. 1945 in franzsischer Internierung verstorben.
[7]

Dem Oberquartiermeister Paris, Generalmajor Erwin Jaenecke, oblag unter Nutzung des besetzten Gebietes die Versorgung der in Frankreich stationierten Armeen und Besatzungstruppen. Mit der Ernennung Otto von Stlpnagels zum Militrbefehlshaber in Frankreich im Oktober 1940 wurde die Stelle des Oberquartiermeisters Paris in Oberquartiermeister Frankreich umbenannt. Erwin Jaenecke (1890-?). Generalmajor, ab 1.11.1941 Generalleutnant. 1912 Leutnant. 1914/18 Kriegsteilnahme. Reichswehr. 1939 Oberquartiermeister der 8. Armee im Polenfeldzug, dann Oberquartiermeister Oberost in Polen. Juni 1940 bis Januar 1942 Oberquartiermeister Paris (spter Frankreich bzw. West). 1942 Kommandeur der 389. Infanteriedivision, dann des IV. Armeekorps im Osten (Stalingrad). 1943 Kommandierender General des LXXXII. Armeekorps im Westen, dann Oberbefehlshaber der 17. Armee im Osten. 1945 Verabschiedung. Der Wehrwirtschafts- und Rstungsstab unter Leitung von Generalleutnant Franz Barckhausen war bereits vor dem Westfeldzug im Einvernehmen zwischen dem Generalquartiermeister und dem Wirtschaftr stungsamt des OKW zur Vorbereitung der militrischen Verwaltung geschaffen worden. Disziplinarisch unterstand Barckhausen dem Chef der Militrverwaltung bzw. dem MBF, whrend seine Rstungsinspektionen in Saint-Germain, Angers, Dijon und Paris den Bezirkschefs territorial untergeordnet waren. Gegenber der Militrverwaltung vertrat ihr Leiter die Interessen und Forderungen der Wehrmacht auf rstungswirtschaftlichem Gebiet, stand dem MBF bei Fragen der Wehrwirtschaft zur Verfgung und berichtete ber alle entsprechenden Manahmen. Er beaufsichtigte die Rstungsinspektionen bei der Durchfhrung ihrer Auftrge und kontrollierte die im Waffenstillstandsvertrag vorgesehene Abr stung Frankreichs.
[8]

Franz Barckhausen (1882-1956). Generalleutnant. 1903 Leutnant. 1914/18 Kriegsteilnahme. 1919 bernahme in Reichswehr. 1938 Ttigkeit beim OKH, dem Chef des OKW unterstellt. Mrz 1939 Bevollmchtigter des OKW bei den Skoda-Werken in Pilsen. Mai 1939 Leiter einer deutschen Milit rmission in der Slowakei. November 1939 Rstungsinspektor Oberost. 1940 Leiter des Wehrwirtschafts- und Rstungsstabes in Frankreich. August 1943 verabschiedet. Die Aufgabe des Hheren Nachrichtenfhrers, Generalmajor Rudolf Schrader, bestand in der Erfassung, Sicherstellung, Reparatur und berwachung des franzsischen Fernkabelnetzes, der Wiederherstellung von zerstrten Sendern, der Besetzung von Einrichtungen in Paris, die fr den Fernsprechverkehr bedeutsam waren, sowie in der Herstellung von Nachrichtenverbindungen zwischen den einzelnen Dienststellen der Milit rverwaltung.
[9]

Rudolf Schrader (1890-1945). Generalmajor. 1910 Leutnant. 1914/18 Kriegsteilnahme. Reichswehr. 1939 Hherer Nachrichtenfhrer der Heeresgruppe C im Westen. 1940 Kommandeur der Heeres-Nachrichten-Schule, anschlieend Hherer Nachrichtenfhrer beim MBF. 1941 Hherer Nachrichtenfhrer der Heeresgruppe C, dann Nord im Osten. Ende 1944 Hherer Nachrichtenfhrer beim OB West. Der General zur besonderen Verfgung I, Franz von Roques, hatte als Inspekteur der Sicherungseinheiten beim Militrbefehlshaber die Aufsicht ber die in seinem Bereich eingesetzten Regimentsst be und Landesschtzenbataillone, die nun den Bezirkschefs bzw. Feldgendarmerieeinheiten unterstellt wurden. Er war f r Einsatz, Ausbildung und Ausrstung der Besatzungstruppen zustndig. Mit der Amtsbernahme durch Generalleutnant Ottenbacher wurde im September 1942 die offizielle Bezeichnung in Beauftragter General beim Milit rbefehlshaber in Frankreich abgendert.
[10]

Franz von Roques (1877-1967). Generalleutnant z.V. 1897 Leutnant. 1914/18 Kriegsteilnahme. Reichswehr. 1933 als Generalleutnant verabschiedet. 1938 zur Verfgung des Heeres gestellt. 1939 Kommandeur der Ersatztruppen des stellvertretenden Generalkommandos XVII in Wien (Division Nr. 177). Juni 1940 General z.b.V. I als Kommandeur der Landesschtzenbataillone. Mrz 1941 Befehlshaber des rckwrtigen Heeresgebiets 101 (Nord) im Osten. 1943 FhrerReserve, dann Aufhebung der z.V. Bestimmung.

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Otto Ottenbacher (1888- ? ). Generalleutnant. 1908 Leutnant in einem w rttembergischen Infanterieregiment. 1914/18 Kriegsteilnahme. Reichswehr. 1939 Generalmajor und Kommandant der Befestigung L tzen bzw. Kommandeur der Brigade Ltzen (Landwehr) in Ostpreuen. Anschlieend Kommandeur des Infanterie-Ersatz-Bataillons 346 in Allenstein (Ostpreuen). 1940 Kommandeur der Division Nr. 177 in Wien. Anschlieend Kommandeur der 36. Infanteriedivision im Reichsgebiet, ab 1941 im Rulandfeldzug. Befrderung zum Generalleutnant. 1942 mit der Fhrung des XIII. Armeekorps im Osten beauftragt, anschlieend Fhrerreserve. Ab. Juli 1942 Beauftragter General beim Milit rbefehlshaber in Frankreich. Dort 1944 in der Partisanenbekmpfung im Massif Central eingesetzt (Gruppe Ottenbacher). Chef des Militrverwaltungsbezirks A (Nordwestfrankreich) war von Juli 1940 bis Dezember 1941 Kurt Schreiber (1875-?). Generalleutnant (char.), ab 1.2.1941 Generalleutnant z.V. 1895 Leutnant. 1914/18 Kriegsteilnahme. Reichswehr. 1931 Verabschiedung als Generalleutnant. 1939 Kommandeur der Division 430 in der Heimat. 1940 Kommandant der Oberfeldkommandantur 570 (Gent), dann Chef des Milit rverwaltungsbezirks A (Nordwestfrankreich). Dezember 1941 Kommandant von Hannover. 1943 Mob. Verwendung aufgehoben.
[11]

Chef des Militrverwaltungsbezirks B (Sdwestfrankreich) war von Juli 1940 bis Juli 1942 Karl-Ulrich NeumannNeurode (1876-1958). Generalleutnant z.V. 1895 Leutnant. 1914/18 Kriegsteilnahme. Reichswehr. 1933 Abschied als Generalleutnant. 1939 Kommandant von Potsdam, dann Korck 586 des Oberost in Polen. 1940 Kommandeur der 228. Infanteriedivision in Polen. Juli 1940 Chef des Milit rverwaltungsbezirks B. Juli 1942 zunchst Fhrer-Reserve, dann Mob. Verwendung aufgehoben. 1943 z.V. Stellung aufgehoben.
[12]

Chef des Militrverwaltungsbezirks C (Nordostfrankreich) war von Juli 1940 bis Mai 1942 Eduard Freiherr von Rotberg (1872-1967). Generalmajor. Kadett. 1892 Leutnant. 1900/01 Teilnahme an der China-Expedition. Reichswehr. 1914/18 Kriegsteilnahme. Reichswehr. 1925 als Generalmajor verabschiedet. 1940 Kommandant der Feldkommandantur 679 (Biarritz), dann Chef des Militrverwaltungsbezirks C. Mai 1942 zunchst Fhrer-Reserve, dann Mob. Verwendung aufgehoben. Nach dem Krieg in Frankreich angeklagt, aber freigesprochen.
[13]

Neben dem Militrverwaltungsbezirk war in Analogie zur Situation im brigen besetzten Frankreich in Paris zun chst auch eine Standortkommandantur eingerichtet worden. Auf Vorschlag des Milit rbefehlshabers wurden beide Dienststellen am 1.3.1941 vereinigt und einem Kommandanten von Gro-Paris unterstellt.
[14] [15]

Otto Teschner (1869-1948). Generalleutnant (char.). Kadett, 1888 Leutnant. 1914/18 Kriegsteilnahme. Reichswehr. 1923 Verabschiedung als Generalmajor. 1939 als Generalleutnant charakterisiert. 1940 Kommandeur des Kriegsgefangenenwesens im Wehrkreis XI (Hannover). Juni 1940 Inspekteur der Kriegsgefangenen in den Niederlanden, dann Inspekteur der Kriegsgefangenen beim Militrbefehlshaber in Frankreich. November 1940 erneut Kommandeur des Kriegsgefangenenwesens im Wehrkreis XI. 1942 Mob. Verwendung aufgehoben. Gem den Bestimmungen von Artikel 22 des deutsch-franz sischen Waffenstillstandsvertrags wurde die Deutsche Waffenstillstandskommission (WAKO oder DWStK) mit Sitz in Wiesbaden eingerichtet. Sie unterstand dem Oberkommando der Wehrmacht. Ihr Vorsitzender war bis Februar 1941 General Carl Heinrich von St lpnagel, ab 1942 dann General Oskar Vogl. Das Auswrtige Amt war bei der Kommission durch den Vortragenden Legationsrat Andor Hencke vertreten. Zur Wahrnehmung der franzsischen Interessen wurde franzsischerseits ebenfalls nach Artikel 22 eine Vertretung eingesetzt, die Franzsische Delegation bei der Deutschen Waffenstillstandskommission (D lgation Franaise auprs de la Commission Allemande d'Armistice, DFCAA). Unter Leitung von General Charles Huntziger (1880-1941) nahm sie Weisungen von deutscher Seite entgegen. Zum Abdruck der Verhandlungsprotokolle vgl. La Dlgation Franaise auprs de la Commission Allemande d'Armistice. Recueil de documents publi par le Gouvernement Franais, 5 Bde., Paris 1947-1959.
[16]

Carl-Heinrich von Stlpnagel (1886-1944). General. 1905 Fahnenjunker. 1914/18 Kriegsteilnahme als Generalstabsoffizier. Hauptmann und bernahme in die Reichswehr. 1920 Beteiligung am Kapp-Putsch, 1925 Reichswehrministerium. 1927 Major im Generalstab, 1932 Oberst, 1936 Generalmajor, November 1938 bis Juni 1940 Oberquartiermeister I im Generalstab des Heeres, April 1939 General der Infanterie, Juni bis Dezember 1940 Vorsitzender der deutsch-franzsischen Waffenstillstandskommission in Wiesbaden, Februar 1941 Versetzung als Oberbefehlshaber der 17. Armee an die Ostfront, 20. Februar 1942 bis 21. Juli 1944 Militrbefehlshaber in Frankreich. Im Rahmen des Umsturzversuches vom 20. Juli 1944 lie er in Paris die SS-, SD- und Gestapofhrer verhaften. Nach Scheitern des Attentats zur Berichterstattung ins F hrerhauptquartier bestellt und bei einem vergeblichen Selbstmordversuch auf dem Schlachtfeld von Verdun am 22.7.1944 erblindet, wurde er am 30.8.1944 durch den Volksgerichtshof in Berlin verurteilt und in Berlin-Pl tzensee hingerichtet.

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Oskar Vogl (1881-1954). General der Artillerie. Kadett. 1901 bayerischer Leutnant. 1914/18 Kriegsteilnahme. Reichswehr. 1931 Verabschiedung als Generalleutnant. 1939 Artilleriekommandeur 7 im Polenfeldzug. 1940 Kommandeur der 167. Infanteriedivision im Westen, dann Chef einer Heereskontrollinspektion. 1941 bis 1944 Vorsitzender der Waffenstillstandskommission. Andor Hencke (1895-1984). Legationsrat. 1922 Eintritt in den Diplomatischen Dienst. 1922 Attach in Moskau. 1930 Geschftstrger in Kowno. 1933 Konsul II. Klasse in Kiew bzw. Moskau. 1936 Konsul II. Kl. in Prag. 1939 Vertreter des Auswrtigen Amtes beim Reichsprotektor in Bhmen und Mhren. 1939 Vortragender Legationsrat. 1939 Leiter der deutschen Delegation in der Gemischten Zentralkommission des Deutschen Reiches und der UdSSR fr Grenzfragen in Moskau. 1940 Vertreter des AA bei der WAKO. 1943 Deutscher Gesandter in Madrid. 1. M rz 1943 Unterstaatssekretr und Leiter der politischen Abteilung des AA. Charles Huntziger (1880-1941). General. Absolvent der Kriegsakademie St. Cyr und Kolonialinfanterie. 1914/18 Generalstabsoffizier der Orientarmee. Zahlreiche Auslandsmissionen in Rum nien, China, Brasilien. 1933 Chef der Levantetruppen in Beirut. 1938 Mitglied des Obersten Kriegsrats. 1939 Oberbefehlshaber der 2. Armee. 1940 Leiter der Waffenstillstandskommission. Oberbefehlshaber der Armee von Vichy, seit September 1940 Kriegsminister. Verunglckte tdlich bei einem Flugzeugabsturz.
[17]

Das Marinegruppenkommando West, das zusammen mit dem Marinegruppenkommando Ost per Befehl vom 21.8.1939 geschaffen worden war, unterstand Generaladmiral Alfred Saalwchter. Alfred Saalwchter (1883- seit 1945 vermit). Generaladmiral z.V. 1901 Eintritt in die Marine. 1906 Oberleutnant zur See. 1911 Kapitnleutnant. 1914/18 Kriegsteilnahme, Mitglied des Admiralstabs. 1916 Teilnahme an der Skagerrakschlacht. September 1916 Kommandant von U 46, spter von U 94. 1920 bernahme in die Reichsmarine als Korvettenkapit n. 1926 Kommandant des Kleinen Kreuzers Amazone. 1928 Chef des Stabes der Flotte. 1930 Chef der Marine-Wehrabteilung. 1932 Konteradmiral. 1933 Inspekteur des Marine-Bildungswesens. 1935 Vizeadmiral. 1937 Admiral. 1938 Kommandierender Admiral der Marinestation Nordsee. September 1939 Oberbefehlshaber des Marine-Gruppenkommandos West. 1940 Generaladmiral. September 1942 zur Verfgung gestellt. Im Juni 1945 verschleppt und vermutlich in sowjetischer Gefangenschaft gestorben.
[18]

Karlgeorg Schuster (1886-?). Admiral. 1905 Eintritt in die Marine als Seekadett. 1908 Leutnant z. See. 1914/18 vorrangig bei der U-Boot-Waffe in der Ostsee. 1920 bernahme in die Reichsmarine. 1935 bis 1938 II. Admiral der Ostsee. 1939/40 Chef des Sonderstabes Heereswirtschaftskommission im OKW. 22.6.1940 bis 3.3.1941 Kommandierender Admiral Frankreich. 1941 bis 1943 Admiral "Z" Gruppe Sd. 1943 aus dem aktiven Dienst entlassen.
[19]

Verbindungsstab des Oberbefehlshabers der Luftwaffe in Paris.

[20]

Alexander von Falkenhausen (1878-1966). General der Infanterie. Kadett. 1897 Leutnant. 1900/01 Teilnahme an der ChinaExpedition. 1912 Militrattach in Tokio. 1914/18 Kriegsteilnahme, zunchst an der West- und Ostfront, ab 1916 in verschiedenen Stellungen an der Orientfront. Reichswehr. 1930 als Generalleutnant verabschiedet. Mitglied des Landtages in Sachsen, Mitglied der Deutschnationalen Volkspartei. 1934-1938 Milit rberater der chinesischen Nationalregierung. 1939 Kommandierender General des stellvertretenden Generalkommandos IV in Dresden. Seit 1940 Militrbefehlshaber in Belgien und Nordfrankreich. Ablsung am 18. Juli 1944, bis Kriegsende in Haft in den Konzentrationslagern Ravensbr ck und Dachau, 1945 Befreiung. 1948 an Belgien ausgeliefert und 1951 zu zwlf Jahren Zwangsarbeit in Brssel verurteilt, Begnadigung nach 16 Tagen wegen Rettung belgischer Brger vor der SS.
[21]

Wilhelm Otzen (1896-1943). Oberstleutnant. 1914/18 Kriegsteilnahme, Kriegsfreiwilliger, 1915 Leutnant. Reichswehr. Seit 1937 Lehrer an der Kriegsschule in Hannover. Januar 1940 Militrattach in Den Haag. August 1940 Verbindungsoffizier bei der Delegation der franzsischen Regierung in Paris, spter 2. Militrattach in Rom. 1942 Militrattach in Madrid. Dort 1943 tdlich verunglckt.
[22]

Klammer von 1. bis 6., Vermerk: fehlt.

Die Einteilung der Ortskommandanturen in drei Klassen richtete sich nach deren Personalstrke, wobei eine Ortskommandantur III. Klasse ber den kleinsten Mitarbeiterstab verfgte.
[23]

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Militrverwaltungsbezirk Nordwestfrankreich. Nhere Einzelheiten nicht ermittelt.

[25]

Louis Marlier (1877-1958). Verwaltungsbeamter. Brovorsteher in der Prfektur, 1914 Kabinettschef des Prfekten vom Dpartement Aisne und Divisionschef, Generalsekretr zum Wiederaufbau der durch Kriegsereignisse betroffenen Regionen (1918 von Aisne, 1919 von Pas-de-Calais), 1920 Direktor im Ministerium f r befreite Regionen, 1921 Kabinettsdirektor des Polizeiprfekten Alexandre Leuillier (1870-1922), 1922 Prfekt des Dpartement Orne, 1923 Direktor der Sret gnrale, 1924 Prfekt von Korsika, 1929 Prfekt von Oran, 1934 Prfekt des Dpartement Lot-et-Garonne, 1937 Ruhestand, August 1940 Referent fr Flchtlingsfragen bei der DGTO in Paris.
[26] [27]

Departement Nord. Wehrmacht-Verkehrs-Direktion.

[28]

Loire-Linie. Auffanglinie fr den Rckstrom von Flchtlingen seit dem 7. Juli 1940, im Oktober 1940 wieder aufgehoben.
[29] [30]

Departement Gironde.

Seine-Marne-Linie. Auffanglinie fr den Rckstrom von Flchtlingen seit dem 7. Juli 1940, im Oktober 1940 wieder aufgehoben.
[31]

Die Nordostlinie war, wie die Mittel- und S dlinie, im Juli 1940 auf Weisung des OKH als Auffanglinie f r zurckstrmende Flchtlinge eingerichtet worden. Das Gebiet jenseits der Nordostlinie galt dabei als Sperrgebiet. Bis in die Nhe von Dle deckte sich ihr Verlauf mit dem der Demarkationslinie, folgte dann aber berwiegend den Flulufen der Marne, Aisne und Somme, die auch die Grenze bis an die K ste bildete. Im Dezember 1941 wurden die Truppen von dieser Sperrlinie abgezogen.
[32] [33]

Departement Marne. Department Aisne. Departement Departement Aube. Departement Departement Aube. Nhere Einzelheiten nicht ermittelt. Departement Sane-et-Loire. Departement Territoire de Belfort. Departement Haut-Rhin. Departement Haut-Rhin.

[34]

[35]

[36]

[37]

[38]

[39]

[40]

[41]

Gemeint ist hier das Netz der gro en Durchgangsstraen fr den Fernverkehr. Dg-Straen hatten eine Mindestfahrbahnbreite von 5m und eine Verkehrsbreite von 7m. Sie waren mit r mischen Ziffern in Ost-West-Richtung und mit Buchstaben in Nord-Sd-Richtung beschildert und verfgten ber Wegweiser und Ortstafeln nach deutschem Muster. Sie hatten bei Ausbaumanahmen bzw. Reparaturarbeiten Vorrang.
[42] [43]

Territoriale Gliederung.

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[44]

Nhere Einzelheiten nicht ermittelt.

Von allen im Verlauf des Zweiten Weltkrieges von Deutschland besetzten L ndern verfgte Frankreich mit Abstand ber die hchste Anzahl an Soldatenheimen. Sie unterstanden dem Deutschen Roten Kreuz. Auf dem H hepunkt des Ausbaus bestanden im Jahre 1942 rund 270 Heime, in denen ca. 2000 DRK Fhrerinnen und -Helferinnen arbeiteten, Angaben s. Dieter RIESENBERGER, Das Deutsche Rote Kreuz. Eine Geschichte 1864-1990, Paderborn 2002, S. 328.
[45] [46]

Karten- und Vermessungswesen. Institut Gographique National.

[47]

[48]

Die Abteilung Ic unterstand Hauptmann i.G. Kriebel, der von Oberstleutnant i.G. Hans Crome und dieser wiederum von Major Dr. Hans Leo abgelst wurde. Die Abteilung Ic fungierte als politischer Berater des Milit rbefehlshabers, berichtete ber die Stimmung und innere Sicherheit des besetzten Gebietes sowie ber die politische und militrische Lage in Sdfrankreich. Sie arbeitete eng mit der Abwehr und dem SD zusammen. Rainer Kriebel (1908-?). Hauptmann i.G. 1939 im Generalstab des Heeres (Fremde Heere West). 1940 Ic des MBF, ab 7.10.1940 Ia der 33. Infanteriedivision (spter 15. Panzerdivision) im Reichsgebiet und in Afrika. 1942 Ia der 2. Panzerdivision in Ruland. 1943 Lehrer an der Kriegsakademie. 1944 Fhrer des deutschen Verbindungsstabes zur 4. rumnischen Armee, spter zur Waffen-SS berfhrt. Zu Crome und Leo keine nheren biographischen Angaben ermittelt.
[49]

Die nichtuniformierte staatliche Polizei gliederte sich bereits vor 1940 in verschiedene Unterabteilungen, zu denen folgende Dienststellen gehrten: Police judiciaire (Kriminalpolizei), die sich aus den brigades mobiles zusammensetzte, Surveillance du territoire (Spionageabwehr), Renseignements gnraux (innenpolitischer Nachrichtendienst). Im Laufe der Besatzungszeit wurden die brigades mobiles in die Abteilungen "Section des affaires criminelles" und die "Section des affaires politiques (SAP)" untergliedert. Im Oktober 1941 kam die neugeschaffene Police conomique zur Bekmpfung des Schwarzhandels hinzu.
[50]

Departement Finistre. Compagnons de France (Grndung im Juli 1940), cole de cadres d'Uriage (Grndung im August 1940).

[51]

Die Grndung der Lgion franaise des combattants erfolgte am 29. August 1940. Vgl. Journal Officiel vom 30. August 1940, S. 4845: Loi portant cration de la lgion franaise des combattants. Parallel zur Grndung der Lgion wurden alle bereits bestehenden Verbnde von Kriegsteilnehmern aufgelst. Aus ihr ging schlielich der Service d'ordre lgionnaire (SOL) hervor, dem Vorlufer der im Januar 1943 gegrndeten Milice franaise.
[52]

Gemeint sind hier die Chantiers de la jeunesse, die im Juli 1940 von General Joseph de La Porte du Theil gegrndet wurden, vgl. Journal Officiel vom 1. August 1940, S. 4605: Loi relative au sjour dans des groupements de jeunesse des jeunes gens incorpors les 8 et 9 juin 1940 sowie den Lagebericht April/Mai 1941, III 3.
[53]

Joseph de La Porte du Theil (1884-1976). General. Polytechnicien. 1914/18 Artillerieoffizier. Professor an der cole de Guerre. 1930-1935 Fhrer der Scouts de France im Raum Paris. 1940 General der 7. Armee. Nach der Niederlage Begrnder der Chantiers de la Jeunesse. Im Januar 1944 verhaftet und nach Deutschland deportiert, 1947 vor der Haute Cour angeklagt und freigesprochen.
[54]

Durch eine Verordnung vom 28. August 1940 verbot die Besatzungsmacht die Ausdehnung der Chantiers de jeunesse und der Compagnons de France aufgrund des paramilitrischen Charakters der Organisationen. Da ihre Grndung nach Abschlu des Waffenstillstands erfolgte, wurden sie als patriotische, antideutsche Bewegung eingeschtzt, vgl. Verordnungsblatt fr die besetzten franzsischen Gebiete Nr. 7 vom 16. September 1940, S. 76-78: Verordnung ber Vereinigungen, Versammlungen, Abzeichen und Beflaggung. Vom 28. August 1940.
[55]

Vgl. unten Lagenbericht der Abteilung III.

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[56]

Die Abteilung IIa behandelte die Personalfragen der Offiziere, die Abteilung IIb die Personalfragen der Unteroffiziere und Mannschaften.
[57]

Allgemeines Heeresamt. Nhere biographische Angaben nicht ermittelt. Kurt Schreiber, Militrverwaltungsbezirk A (Nordwestfrankreich). Karl-Ulrich Neumann-Neurode, Militrverwaltungsbezirk B (Sdwestfrankreich). Eduard Freiherr von Rotberg, Militrverwaltungsbezirk C (Nordostfrankreich).

[58]

[59]

[60]

[61]

Abteilung III oblag die Rechtsberatung des Milit rbefehlshabers und beaufsichtigte das Wehrmachtgerichtswesen bei den Bezirken und Feldkommandanturen. Sie unterstand Reichskriegsgerichtsrat Lueben, sp ter Oberstkriegsgerichtsrat Dr. Boetticher.
[62] [63]

Walther von Brauchitsch (1881-1948). Generalfeldmarschall. 1900 Kadett. 1909 Oberleutnant. 1912 Versetzung in den Groen Generalstab. 1914/18 Kriegsteilnahme als Generalstabsoffizier. 1921 Major und bernahme in die Reichswehr. 1929 Leiter der Heeresausbildungsabteilung. 1931 Besuch bei der Roten Armee. 1932 Generalmajor und Inspekteur der Artillerie. 1933 Kommandeur der 1. Division und Befehlshaber des Wehrkreises I. 1937 General der Artillerie und Befehlshaber des Gruppenkommandos 4. Februar 1938 bis Dezember 1941 Oberbefehlshaber des Heeres . Nach Kriegsende Verhaftung und Internierung in England und Mnster, im britischen Militrhospital Hamburg verstorben. Stammlagerkommandanturen. Die Kriegsgefangenen kamen nach ihrer Gefangennahme zun chst in Front-Stammlager, die im Operationsgebiet lagen und dem Oberkommando des Heeres (OKH) unterstanden. Von dort wurden sie in Durchgangslager (Dulags) berfhrt, die hinter der Front in den Zustndigkeitsbereich des Allgemeinen Wehrmachtsamtes im Oberkommando der Wehrmacht (OKW) fielen Von dort wurden die Offiziere in Offiziersstammlager (Oflags) sowie Unteroffiziere und Mannschaften in Mannschaftsstammlager (Stalags) berfhrt, die meist im Reichsgebiet lagen.
[64] [65]

Die 1. und 12. Armee standen im August 1940 in Ostfrankreich (Bourgogne, Vogesen, Champagne).

Die Grundlage hierfr lieferte unter anderem der Befehl fr die Vorbereitung der Verwendung bzw. Behandlung der kriegsgefangenen Angehrigen der franzsischen Armee, Anlage zu AOK 1/O.Qu. (Qu.2) vom 26.6.1940 (Abschrift), BA-MA (Freiburg) RH 20-1/218. Whrend Emigranten aus dem alten und neuen Reichsgebiet, die in franz sischer Uniform in Gefangenschaft geraten waren, in der Regel nach einem Standgerichtsverfahren erschossen und Tschechen an die Staatspolizeistelle Prag abgegeben wurden, galten Polen zun chst als Angehrige der franzsischen Armee, vgl. Hans UMBREIT, Auf dem Weg zur Kontinentalherrschaft, in: Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Bd. 5/1, Stuttgart 1988, S. 277.
[66] [67]

Es handelt sich hier um farbige Soldaten, die vor dem Waffenstillstand vom 22.6.1940 in deutsche Gefangenschaft geraten und bereits in Kriegsgefangenenlager in Deutschland verbracht worden waren.
[68]

Gemeint ist hier die Einrichtung von eigenen Dienststellen der Abwehr in Frankreich. Armeeoberkommandos. Ruhr.

[69]

[70]

Lon Nol (1888-1987). Verwaltungsbeamter und Diplomat. 1912 Eintritt in Staatsrat. Seit 1927 Generaldelegierter beim Hohen Kommissar im Rheinland. Prfekt des Dpartement Haut-Rhin. 1931 Generalsekretr im Innenministerium, Leiter der Staatspolizei, Kabinettsdirektor. 1932-1935 franzsischer Gesandter in Prag. 1935-1939 Botschafter in Warschau. 1940 Mitglied der franzsischen Waffenstillstandskommission, am 9. Juli zum Dlgu gnral auprs des autorits allemandes, charg d'assurer la coordination des services administratifs ernannt, stellt er bereit im August 1940 seine Ttigkeit
[71]

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ein und zieht sich nach Toucy/Yonne zurck. Anhnger von Charles de Gaulle. Seit 1947 Mitglied des Rassemblement du Peuple Franais und Vizeprsident des Nationalrats. 1951-1955 Abgeordneter. 1955-1965 Prsident des Verfassungsrats.
[72]

Nhere Einzelheiten nicht ermittelt.

Benoit Lon Fornel de la Laurencie (1879-1958). General. Juli bis Dezember 1940 Generaldelegierter der Franzsischen Regierung in den besetzten Gebieten. Abberufung auf deutschem Druck. Anschlu an die Widerstandsbewegung.
[73] [74]

Name nicht ermittelt.

Richtig : Camille Roger Salland (1887-1973). Colonel. Vertreter der franz sischen Regierung beim deutschen Militrbefehlshaber in Frankreich vom 9. September 1940 bis zum 14. Oktober 1941.
[75] [76]

Colonel Bers. Keine nheren biographischen Angaben ermittelt. Colonel de Laval. Keine nheren biographischen Angaben ermittelt.

[77]

Aleyrac Contaud de Coulanges (d') (1901-1986). Capitaine, Mitglied der Delegation der franz sischen Regierung beim deutschen Militrbefehlshaber in Frankreich vom 9. September 1940 bis zum 15. November 1940. Vom 23. Dezember 1940 bis zum 9. Mai 1941 Mitarbeiter des Direktors des Service de l'Armistice.
[78]

Benot Antoine Marie Besson (1876-1969). Gnral d'arme. Seit dem 20. August 1940 Section de rserve. Vom 6. bis 27. Juli 1940 Inspecteur des 13e et 16e rgions miliaires. Vom 28. Juli bis 20. August 1940 erster Chef des Service des Prisonniers de Guerre. Am 20. August 1940 Section du Cadre, sans emploi.
[79] [80]

Andr Jules Eugne Louis Bigard (1899-1952). Commissaire de l'administration de l'arm e de 2e classe.

[81]

Pierre Laval (1883-1945). Politiker. Rechtsanwalt, ab 1914 Abgeordneter, 1927-40 Senator, seit 1925 zahlreiche Ministerposten (Justiz, Arbeit, Inneres, Kolonien, ueres), 1931-1932 und 1935-1936 Ministerprsident. Von Juli bis zum 13. Dezember 1940 stellvertretender Ministerpr sident, 18. April 1942 Rckkehr ins Kabinett als neuer Regierungschef, Innen-, Auen- und Informationsminister. Befrworter der Kollaborationspolitik. 1945 Flucht nach Spanien, Abschiebung und Auslieferung ber sterreich nach Frankreich. Proze, zum Tode verurteilt und hingerichtet. Adrien Marquet (1884-1955). Seit 1904 Mitglied der SFIO. 1933 Mitbegrnder der Parti Socialiste Franais. 1934 Minister fr Arbeit. Befrworter des Waffenstillstands 1940. 27. Juni bis 6. September 1940 Innenminister. Setzte die Zulassung des Petit Parisien in Paris durch. Anhnger der Kollaborationspolitik, befrwortete Zusammenarbeit seiner Dienststellen mit Gestapo. 1948 zum Verlust seiner B rgerrechte auf 10 Jahre verurteilt.
[82]

Yves Bouthillier (1901-1977). 1931 Kabinettschef des Finanzministers. 1935 Haushaltsverwalter. 1938 Generalsekretr des Finanzministers. Juni 1940 Finanzminister. Unterh ndler beim Waffenstillstandsvertrag 1940. Befrworter einer Politik der 'Rvolution nationale'. September 1940 Secrtaire d'tat aux Finances. An der Absetzung Lavals im Dezember 1940 beteiligt. Februar 1941 Ministre de l'conomie nationale et des Finances. April 1942 Rcktritt anllich der Rckkehr Lavals. Ernennung zum Generalstaatsanwalt am Rechnungshof. Juli 1943 Mitglied des Redaktionskomitees fr eine neue Verfassung, unterzeichnet von Ptain am 30. Januar 1944. September 1943 Mitwirkung an der Redaktion des Vierten Verfassungsakts. Januar 1944 Verhaftung durch die Gestapo und Deportation nach Deutschland. Nach der Befreiung 1947 Verurteilung durch die Haute Cour de Justice zu drei Jahren Gef ngnis und Verlust der Brgerrechte. Mitglied des Verwaltungsrats der Banque commerciale de Paris (Dassault-Konzern), B rgermeister von Saint-Martin-de-R.
[83]

Otto Abetz (1903-1958). Schuldienst. Seit 1931 Anhnger der NSDAP. 1935 Mitarbeiter der "Dienststelle Ribbentrop". Seit August 1940 deutscher Botschafter in Paris, ab September 1944 mit Sitz in Sigmaringen. Juli 1949 Verurteilung zur Zwangsarbeit vom Pariser Militrtribunal. April 1954 Freilassung. 1958 bei einem Autounfall tdlich verunglckt.
[84]

Regierungsprsident Friedrich Pfeffer von Salomon war "Bevollmchtigter fr die Flchtlingsfrsorge beim Oberbefehlshaber des Heeres". Seit August 1940 ging diese Aufgabe auf die Milit rverwaltung ber und Pfeffer von Salomon
[85]

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wurde "Beauftragter fr das Flchtlingswesen". Ab November 1940 war er fr einige Monate stellvertretender Chef des Verwaltungsstabes. Friedrich Pfeffer von Salomon (1892-1968). Regierungsprsident. Berufssoldat. 1909 Leutnant. 1914/18 Kriegsteilnahme. 1918/19 Freikorps. 1920 nach Beteiligung am Kapp-Putsch inhaftiert. 1921 Amnestiert. 1923 als Organisator des "Ruhrkampfes" von den franzsischen Besatzungstruppen in Abwesenheit zum Tode verurteilt. 1925 Mitglied der NSDAP und Gauleiter von Westfalen.1926-1930 Oberster SA-Fhrer. 1931 Chef der Generalinspektion der SA und SS in Kassel. 1932 Mitglied des Reichstages. 1933-1937 Polizeipr sident von Kassel. 1937 SA-Obergruppenfhrer. 1940 Bevollmchtigter fr die Flchtlingsfrsorge beim Oberbefehlshaber des Heeres, danach Stellvertretender Chef des Verwaltungsstabes des Militrbefehlshabers in Frankreich. Am 24.11.1941 aus der Partei ausgeschlossen und 1942 als Regierungsprsident verabschiedet. 1944 verhaftet. Nach dem Krieg entlassen.
[86]

Keine nheren biographischen Angaben ermittelt.

[87]

Oberkriegsverwaltungsrat Dr. Gehrhardt. Vertreter des Leiters der Zentralabteilung und Leiter der Gruppe 1 Organisation und Personalien, dann von September 1942 bis Oktober 1943 Leiter der Zentralabteilung des Verwaltungsstabs.
[88]

Keine nheren biographischen Angaben ermittelt. Keine nheren biographischen Angaben ermittelt.

[89]

Werner Best (1903-1989). Dr. jur., Amtsrichter. In den zwanziger Jahren v lkischer Studentenfhrer und Weggefhrte Ernst Jngers. Promovierter Jurist, Amtsrichter. 1930 Eintritt in die NSDAP, Rechtsberater der Partei in Hessen. 1931 Mitverfasser eines Staatsstreichplans der NSDAP (sogenanntes Boxheimer Dokument). Nach 1933 Karriere im Geheimen Staatspolizeiamt, bei der Sicherheitspolizei und im RSHA. August 1940 bis Juni 1942 Leiter der Abteilung Verwaltung beim Militrbefehlshaber in Frankreich. November 1942 Reichsbevollmchtigter in Dnemark. Mai 1945 Verhaftung in Dnemark, 1945-47 Gefngnisaufenthalte in Dnemark, Paris und Deutschland. 1948 Zeuge im "Wilhelmstra en-Proze". 1948 Gerichtsverfahren in Kopenhagen und zum Tode verurteilt, Revisionsverfahren, Verurteilung zunchst zu fnf Jahren Haft. Mrz 1950 schlielich durch den Obersten Dnischen Gerichtshof zu 12 Jahren Haft verurteilt, August 1951 Freilassung und Abschiebung nach Deutschland. Seit Oktober 1951 als Berater der Zentralen Rechtsschutzstelle ttig, intensive Kontakte zur Freien Demokratischen Partei Deutschlands (FDP), Mitarbeiter in der Kanzlei von Ernst Achenbach bis Dezember 1953. Anschlieend Beschftigung als Justiziar und Mitglied des Direktoriums bei der Hugo Stinnes-Industrie- und Handels GmbH in Mhlheim an der Ruhr. 1969 Verhaftung und berfhrung nach Berlin, erneuter Proze. 1971 Aufhebung des Haftbefehls, 1972 Wiederaufnahme und Anklage der Staatsanwaltschaft. Einstellung des Verfahrens wegen Verhandlungsunfhigkeit.
[90]

Henri Philippe Ptain (1856-1951). Marschall und Chef de l'tat franais. 1877 Eintritt in die Militrschule St. Cyr. Offizierslaufbahn. 1914/18 Kriegsteilnahme, General. 1916/17 Verteidiger von Verdun. 1917 Oberbefehlshaber des franzsischen Heeres, 1918 Marschall von Frankreich. 1929 Mitglied der Acad mie Franaise. 1931 Inspektor fr die Luftverteidigung. 1934 Kriegsminister. Mrz 1939 Botschafter in Spanien. Juni 1940 letzter Ministerprsident der Dritten Republik. Seit Juli 1940 Chef de l'tat franais (Prsident du Conseil). 1944 unter deutscher Bewachung von Vichy ber Belfort nach Sigmaringen verbracht. Stellte sich im April 1945 den franz sischen Behrden. Nach einem Proze im August 1945 in Paris zum Tode verurteilt, jedoch von Regierungschef Charles de Gaulle zu Festungshaft begnadigt.
[91]

Vgl. Rede Ptains vom 13. August 1940, abgedruckt in: Philippe PTAIN, Discours aux Franais. 17 juin 1940-20 aot 1944, Textes tablis, prsents et comments par Jean-Claude BARBAS, Prface de Antoine PROST, Paris 1989, S. 71-79, hier: S. 75.
[92] [93]

Hinzugefgt: und die Schweiz.

Die NS-Volkswohlfahrt (NSV) war nach der Deutschen Arbeitsfront die grte Massenorganisation. 1931 in Berlin als lokaler Selbsthilfeverein gegrndet, expandierte sie unter der Leitung von Erich Hilgenfeldt (1897-1945) in allen Bereichen der Wohlfahrt zu einer reichsweiten und in der ffentlichkeit populren Einrichtung. Sie organisierte u.a. das Winterhilfswerk (WHW), das Hilfswerk "Mutter und Kind" sowie die Kinderlandverschickung und betreute Bombenopfer und Flchtlinge. Ihre finanziellen Mittel erhielt sie durch Mitgliedsbeitrge, Spenden und staatliche Zuwendungen.
[94]

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Hinzugefgt: ueber 600 Entbindungen durchgefuehrt, in ueber 700 000 Faellen.

Die Reichspropagandaleitung richtete den Hilfszug Bayern zur Massenverpflegung bei Parteitagen und Grokundgebungen mit dem Standort Mnchen ein. Whrend des Krieges wurde diese Einrichtung dem OKW zur Truppen- und Flchtlingsversorgung unterstellt.
[96] [97]

Departement Cte-d'Or. Departement Haute-Marne. Sitz des Militrbefehlshabers in Frankreich in der Pariser Avenue Klber.

[98]

[99]

Erich Hilgenfeldt (1897-1945). 1914 Kriegsfreiwilliger. 1915 Leutnant. Nach dem Krieg u.a. in der Baubranche ttig. 1928 im Statistischen Reichsamt. 1929 Eintritt in NSDAP, 1931 Bezirkspropagandaleiter in Berlin, dann Kreisleiter. 1933 Gauinspektor von Gro-Berlin, seit Juli 1933 Hauptamtsleiter der Reichsleitung der NSDAP im Amt f r Volkswohlfahrt, Mitglied des Reichstags. 1945 Selbstmord.
[100]

Der Secours National hatte die Aufgabe "der vom Kriege in Mitleidenschaft gezogenen Zivilbevlkerung materiell wie auch moralisch Beistand zu leisten". Seine Gr ndung war im Oktober 1939 von der Regierung Daladier in Anlehnung an das 1914-1919 ttige Hilfswerk gleichen Namens angeregt worden. Im Oktober 1940 bernahm Ptain die Schirmherrschaft ber die Organisation, die von Prsident Georges Pichat geleitet wurde. Die Vichy-Regierung richtete der de iure privaten Hilfsorganisation ein Spendenmonopol ein (Finanzierung zu ca. 45% aus Spenden, 55% aus der Staatskasse). Der ber 50 000 Aktive zhlende Secours National wurde sozial und propagandistisch zu einer der wichtigsten St tzen des Regimes. Er koordinierte beiderseits der Demarkationslinie die Hilfe f r Flchtlinge, die Familien von franzsischen Kriegsgefangenen und wirkte im weiteren Verlauf des Krieges auch in Gef ngnissen und Internierungslagern. Er untersttzte die Opfer von Luftangriffen; widmete sich aber auch allgemeineren sozialen Problemen wie der Wohlfahrt von alten Menschen und Kindern. Der Secours National folgte bereitwillig den konservativen Sozialvorstellungen des Regimes in Vichy. Im Zuge der Befreiung wandelte sich die Organisation 1944 unter der Prsidentschaft von Raoul Dautry zur Entr'aide franaise, welche erst 1949 per Dekret aufgelst wurde. Zur Grndung vgl. Journal Officiel vom 26. Oktober 1939, S. 12642: D cret relatif la reconstitution de l'uvre du Secours national bzw. Journal Officiel vom 19. Oktober 1940, S. 5329f.: Loi du 4 octobre 1940 relative au Secours national. Zur Auflsung Journal Officiel vom 27. Januar 1949, S. 985: Dcret n 49-110 du 26 janvier 1949 portant liquidation de l'entr'aide fran aise.
[101]

Georges Pichat (1867-1950). Jurist. 1893 Jurist am Conseil d' tat. 191418 Kriegsteilnahme als Jurist im Grand Quartier Gnral. 1919 Conseiller d'tat. 1937 Vizeprsident des Conseil d'Etat. 1938 Prsident der Cour Suprieure d'Arbitrage. 1939-1944 Prsident des Secours national. 1940-1945 Mitglied des Aufsichtsrates der cole des Sciences Politiques. Mitglied der Acadmie und Kommandant der Ehrenlegion. Raoul Dautry (1880-1951). Ingenieur. Im Ersten Weltkrieg Organisator des franz sischen Eisenbahnwesens. 1919 mit dem Wiederaufbau der franzsischen Eisenbahn beauftragt. 1928 Chef der staatlichen franzsischen Eisenbahnen. 1936 erster Generaldirektor der SNCF. 1939-1940 Ministre de l'Armement. 1944-1946 Ministre de la Reconstruction et de l'Urbanisme. 1946 administrateur gnral, dlgu du gouvernment au comit de l'nergie atomique. Gemeint sind hier die Sendungen der BBC, die nach dem Appell von General de Gaulle am 18. Juni 1940 regelmig Rundfunksendungen in franzsischer Sprache ausstrahlte.
[102] [103]

Vgl. die Berichterstattung in den Zeitungen Apollo, August 1937: Artikel von Alexander Watt, Notes from Paris; Art News vom 15. Juli, 16. September, 25. November 1939 und 27. Januar 1940; Magazine of Art vom Juli 1939. Im Laufe der Besatzungszeit berichteten unter anderem noch ber den deutschen Kunstraub in Europa: Washington Post vom 17. Dezember 1941; New York Herald Tribune vom 26. Februar und 10. August 1943. Bewegung, die von Charles Lefebvre nach dem Waffenstillstand im Sommer 1940 in Paris gegrndet wurde. Sie diente dem Parti franais national-collectiviste von Pierre Cl menti (1910-1982) als paramilitrische Formation. Vgl. hierzu auch den Lagebericht Februar 1941, B. I.
[104]

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Bewegung, die von Robert Hersant (1920-1996) nach dem Waffenstillstand in Paris gegr ndet wurde. Sie war die Jugendorganisation des Parti franais national-collectiviste von Pierre Clmenti.
[105]

Adolf Hitler (1889-1945). Fhrer und Reichskanzler, Fhrer der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP). 1914/18 Kriegsteilnehmer, Kriegsfreiwilliger. 1919 Eintritt in die Deutschen Arbeiterpartei (DAP), 1920 Umbenennung in NSDAP. 1920 Entlassung aus der Reichswehr. 1924, nach dem gescheitertem Putsch vom 9. November 1923 in Mnchen zu fnf Jahren Festung verurteilt, am 20. Dezember 1924 aus der Haft in Landsberg vorzeitig entlassen. 1925 und 1927 Verffentlichung des 1. und 2. Bandes von "Mein Kampf" (das sogenannte "Zweite Buch" aus dem Jahr 1928 erscheint erst 1961). 1932 Kandidat fr das Amt des Reichsprsidenten. Am 30. Januar 1933 Ernennung zum Reichskanzler. Nach dem Tod des Reichsprsidenten Paul von Hindenburg seit dem 1. August 1934 "Fhrer und Reichskanzler". Am 4. Februar 1938 bernahme des Oberbefehls ber die Wehrmacht, seit dem 12. Dezember 1941 in Personalunion auch Oberbefehlshaber des Heeres. Am 30. April 1945 Selbstmord im Bunker der Reichskanzlei in Berlin.
[106] [107]

Richtig: NSDAP. Vgl. unten Anlage A.

[108]

Die Demarkationslinie trennte die D partements Ain, Jura, Sane-et-Loire, Allier, Cher, Loir-et-Cher, Indre-et-Loire, Vienne, Charente, Dordogne, Gironde, Landes und Basses-Pyrnes.
[109] [110]

Vgl. dazu die Lageberichte September und Oktober 1940. Werner Best. Benoit Lon Fornel de la Laurencie.

[111]

[112]

Die Einfhrung eines Personalausweises erfolgte per Gesetz vom 27. Oktober 1940. Alle Franzosen ab 16 Jahren erhielten den Ausweis, der eine Gltigkeitsdauer von zehn Jahren hatte. Vgl. Journal Officiel vom 20. November 1940, S. 5740f.: Loi du 27 octobre 1940 instituant la 'Carte d'identit de Franais'. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte in Frankreich keine Ausweispflicht bestanden.
[113]

Auch von franzsischer Seite wurden Manahmen zur Registrierung von Auslndern durchgefhrt. Auslndische Personen ber 15 Jahren aus dem Dpartement Seine wurden am Stichtag des 5./6. August 1940 zur Z hlung verpflichtet. Eigens dafr vorgesehene Formulare wurden an smtliche Hausbesitzer, Verwalter, Hauptmieter und Hausmeister verteilt, die bei abwesenden Personen nhere Angaben zu machen hatten. Bei falschen oder ungenauen Ausknften drohte strafrechtliche Verfolgung. Vgl. Bulletin municipal officiel de la Ville de Paris vom 29. Juli 1940: Ordonnance du 28 juillet 1940 du Prfet de Police concernant le recensement des trangers rsidant dans le dpartement de la Seine.
[114] [115]

Vgl. unten Anlage B.

Handhabe fr die verschrfte berwachung bot unter anderem ein franzsisches Dekret vom Mrz 1940, vgl. Journal Officiel vom 21. Mrz 1940, S. 2103-2105: Application du dcret du 29 novembre 1939 relatif la prophylaxie des maladies vnriennes.
[116] [117]

Haager Landkriegsordnung vom 18. Oktober 1907, vgl. Das Reichsgesetzblatt, Teil I, 1910.

Nordwestfrankreich (Kurt Schreiber), Sdwestfrankreich (Karl-Ulrich Neumann-Neurode) und Nordostfrankreich (Eduard Freiherr von Rotberg).
[118]

Gemeint ist hier die systematische berprfung der franzsischen Internierungslager durch deutsche Dienststellen. Neben der in 19 des Waffenstillstandsvertrag vom 22. Juni 1940 festgehaltenen Forderung auf Auslieferung deutscher Emigranten hatte sich das Reich - ebenso wie wenig spter auch Italien - zustzlich das Recht vorbehalten, die franzsischen Internierungslager zu inspizieren. Neben den von den beiden Waffenstillstandskommission zu diesem Zweck eigens eingesetzten Untersuchungskommissionen beanspruchten insbesondere auf deutscher Seite noch verschiedene andere Dienststellen, allen voran die Gestapo, das Recht, in den franzsischen Lagern Verhaftungen bzw. Freilassungen vorzunehmen. Zu den
[119]

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Lagebericht - August 1940 (MBF)

http://www.ihtp.cnrs.fr/prefets/de/d0840mbf.html

Einzelheiten vgl. Denis PESCHANSKI, La France des camps. l'internement 1938-1946, Paris 2002, S. 160ff.
[120]

Nordwestfrankreich. Eduard Freiherr von Rotberg, Militrverwaltungschef von Nordostfrankreich. Name nicht ermittelt.

[121]

[122]

Nach Anordnung des OKH vom 17. Juli 1940 wurde die Gruppe "Archivschutz" beim Milit rbefehlshaber unter Leitung des Direktors des Staatsarchivs Hannover, Georg Schnath, eingerichtet. Eine Gruppe von 13 Archivaren, darunter fnf Archivdirektoren, nahm zum 1. August ihre Arbeit auf. Ihre Aufgabe bestand aus der Erstellung und Vervollstndigung von Rckforderungslisten, die auch zahlreiche legal von Frankreich erworbene, Objekte enthielt, die fr das Deutsche Reich von kunsthistorischem Interesse waren. Auer in Paris existierten auch in anderen St dten Frankreichs Auenstellen in Besanon, Nancy, Epinal bzw. Bar-le-Duc. Zunchst erfate die Gruppe die Kriegsschden und fhrte die nach West- und Sdfrankreich verlagerten Akten zurck. Besonderes Interesse bekundete der "Archivschutz" an Akten deutscher Provenienz. Einige Archivalien wurden umgehend beschlagnahmt und nach Deutschland verbracht.
[123]

Georg August Fritz Schnath (1898-1989). Militrverwaltungsoberrat. Staatsarchivrat und Staatsarchivdirektor in Hannover. 1938 Akademie der Wissenschaften Gttingen, Vorsitzender der Historischen Kommission f r Niedersachsen. Vom 1.8.1940 bis zum 31.3.1944 Referats- bzw. Gruppenleiter Archivwesen beim Milit rbefehlshaber in Frankreich, 1942 Honorarprofessor an der Universitt Gttingen. 1959 ordentlicher Professor an der Universitt Gttingen, 1967 emeritiert.
[124]

Departement Loiret. Departement Eure. Departement Loire-et-Cher. Departement Loire-et-Cher. Departement Bas-Rhin.

[125]

[126]

[127]

[128]

Grundlage fr die Beutenahme war zunchst der Erlass des Chefs des Oberkommandos der Wehrmacht Nr. 9517/39 Ausl. VI vom 9.11.1939, der den deutschen Dienststellen sehr weitreichende Vollmachten gab. Da "ein Ausschpfen des Beuterechts... jedoch Frankreich aller Mittel berauben, die zur ordnungsm ssigen Verwaltung erforderlich sind, insbesondere die Zahlung der geforderten Besatzungskosten unmglich machen" wrde, wurde er durch einen gesonderten Erlass des OKW/W.F.St./Abt.L.(Ivd) Nr. 0806/40 geh. vom 29.11.1940 betr. Beute und Beschlagnahme im besetzten Frankreich - mit Ausnahme von Elsass und Lothringen - ersetzt. Zum jeweiligen Wortlaut s. BA-MA (Freiburg) RW 35/548 sowie den Lagebericht vom November 1940, II 3, c: Beute, Schrott- und Rohstofftransporte.
[129] [130]

Wirtschaftliche Forschungsgesellschaft. Tanklager-Verwaltung. Feldkommandanturen.

[131]

[132]

Die Reichskreditkasse mit Sitz in Berlin war berechtigt, "zur Versorgung der deutschen Truppen und der deutschen Verwaltungsbehrden in Dnemark, Norwegen, Belgien, Frankreich, Luxemburg und den Niederlanden... Geldzeichen sowie zur Aufrechterhaltung des Zahlungsverkehrs und der Wirtschaft in diesen Gebieten... Reichskreditkassenscheine und Reichskreditkassenmnzen" auszugeben, vgl. Verordnungsblatt fr die besetzten franzsischen Gebiete Nr. 1 vom 4. Juli 1940, S. 16-24, Verordnung ber Reichskreditkassen, hier 1 S. 17. Sitz der RKK in Paris war 43, Boulevard des Capucines, im 9. Arrondissement. Zur Problematik dieser "Art veredelte Requisitionsscheine", die als Hilfswhrung fr die Zeit des bergangs gedacht sich im Laufe der Jahre zu einer ernsthaften Belastung f r die Kontrolle des franzsischen Finanzwesen entwickelten s. Hans UMBREIT, Der Militrbefehlshaber in Frankreich 1940-1944, Boppard 1968, S. 214-216.
[133]

Departement Sane-et-Loire.

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Lagebericht - August 1940 (MBF)

http://www.ihtp.cnrs.fr/prefets/de/d0840mbf.html

[134]

Departement Nivre.

Paul Walter (geb. 1899).jRulanddeutscher. 1918 Kriegsteilnahme. Seit 1926 Mitglied der NSDAP. 1933 Abteilungsleiter der NS-Hago und stellvertretender Reichsbetriebsgemeinschaftsleiter der Reichsbetriebsgruppe Handwerk. 1941 SS-Standartenfhrer beim Stab im SS-Hauptamt. Reichsbeauftragter des Generalfeldmarschalls Hermann G ring fr die Leistungssteigerung im Kohlenbergbau, Leiter der Reichsstelle f r Kohle, Reichsamtsleiter-Verbindungsamt der DAF zum Generalrat der deutschen Wirtschaft.
[135] [136]

Marin Guillaume. Nhere biographische Angaben nicht ermittelt. Departement Bouches-du-Rhne. Departement Puy-de-Dme.

[137]

[138]

Zu den Verhandlungen der deutsch-franzsischen Waffenstillstandskommission in Wiesbaden vgl. La Dlgation Franaise auprs de la Commission Allemande d'Armistice. Recueil de documents publi par le Gouvernement Franais, T. 1, Paris 1947.
[139] [140]

Sdwestfrankreich. Nordwestfrankreich. Nordostfrankreich.

[141]

[142]

Mit der grnen Zone war das Gebiet jenseits der Nordostlinie, das vor allem das Departement Somme umfate, gemeint. Es wurde auch als "reservierte Zone" bezeichnet.
[143] [144]

Die britischen Kanalinseln Jersey, Guernsey, Alderney und Sark waren von der Wehrmacht am 30. Juni und 1. Juli 1940 besetzt worden. Zuvor hatte die britische Regierung jedoch noch 22 656 Menschen von den Inseln evakuiert. Die Kaiser-Wilhelm-Institute unterstanden der Kaiser Wilhelm-Gesellschaft zur F rderung der Wissenschaften (KWG), die 1911 als (natur)wissenschaftliche Gesellschaft gegrndet worden war. Die KWG war die Vorgngerin der heutigen Max-Planck-Gesellschaft zur Frderung der Wissenschaften.
[145] [146]

Name nicht ermittelt.

Die Rationierung von Lebensmitteln und die Einf hrung von Lebensmittelkarten erfolgte ab 23. September 1940. Vgl. Bulletin municipal de la Ville de Paris vom 21. September 1940: Circulaire du 20 septembre 1940 du Prfet de la Seine et du Prfet de Police relative au fonctionnement des cartes de ravitaillement.
[147] [148]

Name nicht ermittelt.

Vgl. Journal Officiel vom 8. August 1940, S. 4656: Loi fixant la possibilit exploiter chaque anne par tous les propritaires forestiers.
[149] [150]

Festmeter (fm). Raumma fr Holz, 1m3 feste Holzmasse (ohne Schichtungszwischenrume).

[151]

Oberregierungsrat Hans Richard Hemmen (1888-1956). Diplomat, Oberregierungsrat. Seit 1919 im Diplomatischen Dienst. Spezialist fr Wirtschaftsangelegenheiten (u.a. Mitwirkung am deutsch-franzsischen Handelsabkommen von 1937). Bis zum Juli 1940 Gesandter in Bern, dann Vorsitzender der Deutschen Waffenstillstandsdelegation fr Wirtschaft. Ab Dezember 1942 deutscher Abgeordneter fr Wirtschafts- und Finanzfragen bei der franzsischen Regierung. Dezember 1943 Leiter der Handelspolitischen Abteilung der Deutschen Botschaft in Paris.
[152]

Nordostfrankreich.

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Lagebericht - August 1940 (MBF)

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Chef der Zivilverwaltung im besetzten Lothringen: Josef B rckel (1895-1944). 1914 Kriegsfreiwilliger. Lehrer und seit 1921 Mitglied der NSDAP. 1926 Leiter des Gaues Rheinpfalz. 1930 Mitglied des Reichstags. 1933 Leiter des Gaues Saarpfalz. 1934 Bevollmchtigter fr das Saargebiet. 1935 Reichskommissar fr die Wiedereingliederung des Saargebietes in das Reich. 1938 Reichskommissar fr die Vereinigung sterreichs mit dem Deutschen Reich, 1939 Reichsstatthalter, 1940 Gauleiter von Wien. 1940 Gauleiter der "Westmark" (Saarpfalz und Saargebiet) und Chef der Zivilverwaltung in Lothringen. 1944 Selbstmord.
[153]

Chef der Zivilverwaltung im Elsa: Robert Wagner (1895-1945). 1914 Kriegsfreiwilliger. Bis 1924 in der Reichswehr. 1923 Teilnahme am Hitler-Putsch. 1925 Gauleiter von Baden, seit 1933 Reichsstatthalter. August 1940 bis Ende 1944 Chef der Zivilverwaltung im Elsa. Verantwortlich fr Judendeportationen aus dem Gau Baden im Herbst 1940. Verhaftung durch US-Militrpolizei und Auslieferung an Frankreich. Standrechtlich erschossen. Chef der Zivilverwaltung in Luxemburg: Gustav Simon (1900-1945). Diplomhandelslehrer. 1925 Eintritt in die NSDAP. 1929 Stadtrat in Koblenz. Seit 1930 Mitglied des Reichstags. 1931 Gauleiter von Koblenz-Trier-Birkenfeld (ab 1942 Gau Moselland durch Einbeziehung von Luxemburg). Seit 1933 Mitglied des Preuischen Staatsrats. August 1940 Chef der Zivilverwaltung in Luxemburg. 1942 Reichsverteidigungskommissar. Selbstmord. Vgl. Verordnungsblatt fr die besetzten franzsischen Gebiete Nr. 2, 10. Juli 1940, S. 38-40: Verordnung ber die vorlufige Regelung des Zahlungsverkehrs zwischen dem besetzten franz sischen Gebiet einerseits und dem Reichsgebiet und dem Ausland andererseits. (Vorlufige Devisenverordnung). Vom 10. Mai 1940. Verordnungsblatt fr die besetzten franzsischen Gebiete Nr. 6, 27. August 1940, S. 67-71: Zweite Verordnung ber die vorlufige Regelung des Zahlungsverkehrs zwischen dem besetzten franzsischen Gebiet einerseits und dem Reichsgebiet und dem Ausland andererseits (2. vorlufige Devisenverordnung). Vom 14. August 1940.
[154]

Friedrich-Franz Sperl (1897-?). Reichskommissar bei der Berliner B rse. 1914/18 Kriegsteilnahme, Kriegsfreiwilliger. Studium der Rechtswissenschaften. 1933 Ministerialrat im Preu ischen Handels- und Reichswirtschaftsministerium. 1935 Reichskommissar an der Berliner Brse, 1937 entlassen. 1938-1941 Vorstandsmitglied der Rheinisch-Westflischen Bodenkreditbank AG (Kln), dann geschftsfhrender Gesellschafter der Firma Telefonbau und Normalzeit Lehner & Co. (Frankfurt a.M.). Juli 1944-April 1945 Gestapohaft. Aufsichtsratmitglied der Industriebank AG (Dsseldorf) und der RheinMain-Bank AG (Frankfurt a.M.).
[155]

Vgl. Verordnungsblatt fr die besetzten franzsischen Gebiete Nr. 10 vom 5. Oktober 1940, S. 97-102: Verordnung zur Durchfhrung und Ergnzung der Feindvermgensordnung. Vom 23. September 1940.
[156]

Im Artikel 13 des Waffenstillstandsvertrags verpflichtete sich Frankreich u.a. dazu, "da in den durch deutsche Truppen zu besetzenden Gebieten alle Anlagen, Einrichtungen und Best nde der [franzsischen] Wehrmacht unversehrt den deutschen Truppen bergeben werden. [...] Das Gleiche gilt fr alle Verkehrsmittel und Verkehrswege, insbesondere f r Eisenbahnen, Straen und die Binnenschiffahrtswege, fr das gesamte Fernmeldenetz sowie f r die Einrichtungen der Fahrwasserbezeichnung und Kstenbefeuerung." Vgl. ADAP, Serie D, Bd. IX, S. 557.
[157] [158]

Vgl. Journal Officiel vom 15. August 1940, S. 4699f.: Loi du 13 aot 1940 relative au rgime du travail.

Vgl. Journal Officiel vom 10. August 1940, S. 4672: Loi relative l'attribution d'avances pour faciliter le financement de travaux publics ou d'intrt agricole.
[159] [160]

Yves Bouthillier. Departement Somme. Departement Somme. Name nicht ermittelt. Vgl. Verordnungsblatt fr die besetzten franzsischen Gebiete Nr. 1 vom 4. Juli 1940, S. 16-24: Verordnung ber

[161]

[162]

[163]

[164]

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Reichskreditkassen. Vom 18. Mai 1940.


[165]

Departement Marne. Walther von Brauchitsch.

[166]

Die Pariser Brse war zu Beginn der Besatzungszeit unter der Auflage wieder er ffnet worden, den Terminhandel und Geschfte mit Valuten und Auslandswerten zu unterlassen. Als die Kurse anstiegen, wurde sie aus berlegungen der militrischen Sicherheit geschlossen. Gegen ber der ffentlichkeit wurde damit argumentiert, da die franzsische Wirtschaft unter dem Kriegsgeschehen derart gelitten habe, da sich keine Kurse festsetzen lieen. Inoffiziell wurde jedoch auf deutscher Seite befrchtet, die Brse knne zu einem Stimmungsbarometer ber die Chancen eines deutschen "Endsieges" werden.
[167] [168]

Nhere Einzelheiten nicht ermittelt.

Von der besetzten Zone grenzte nur das Dpartement Meurthe-et-Mosselle an Lothringen an. Das ebenfalls angrenzende Dpartement Bas-Rhin wurde dem Chef der Zivilverwaltung Elsa zugeschlagen.
[169] [170]

Dr. Parisius (OKVR) im Zivilberuf Landrat. Nhere biographische Angaben nicht ermittelt.

Gemeint ist hier die Verfgung des Chefs der Militrverwaltung in Frankreich vom 18.8.1940, regelmig und nach Gesichtspunkten geordnet, zu berichten, vgl. hierzu auch die Einleitungen zu den beiden folgenden Lageberichten September und Oktober 1940 sowie die Anlage 1 zum Lagebericht November 1940.
[171] [172]

Handschriftlich eingefgt. Abgedruckt in: ADAP, Serie D, Bd. IX, S. 554-558. Departement Oise.

[173]

[174]

Seit dem Tode des Reichsprsidenten, Paul von Hindenburg, und der Verschmelzung der beiden mter am 2. August 1934 fhrte Hitler den Titel Fhrer und Reichskanzler des Deutschen Reiches und Oberster Befehlshaber der Wehrmacht. Obwohl schon in den vorangehenden Jahren immer seltener gebraucht, wurden die beiden Zus tze "und Reichskanzler" "und Oberster Befehlshaber der Wehrmacht" offiziell erst mit Erla vom 1. Mai 1942 gestrichen. Nachdem Hitler sechs Monate zuvor zustzlich auch den Oberbefehl ber das Heer bernommen hatte, lautete die Begrndung: "Der Fhrer wnscht, da die in seiner Person verkrperte Einheit der Fhrung der Nation und ihrer Wehrmacht in seinen persnlichen Erlassen und Entscheidungen auch in formaler Hinsicht deutlich Ausdruck findet." Zitat s. Rudolf Absolon, Die Wehrmacht im Dritten Reich, Bd. 6, Boppard 1995, S. 171.
[175]

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Lagebericht September 1940 (MBF)

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AN, AJ 40/444[1]

Paris, den 2. Okt.[ober] 1940 Der Chef des Verwaltungsstabes[2] A[kten].Z[eichen]. Gen.[eral] Berichterst.[attung]

Geheim An den Chef der Militaerverwaltung in Frankreich[3] Betr.: Lagebericht Monat September. Befehl vom 18. August 1940 K[omman]do Stab Abt. Ia[4]

Hiermit berreiche ich den Lagebericht fr den Monat September[5].

In Vertretung Pfeffer[6]

1 Anlage

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Lagebericht September 1940 (MBF)

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Geheim

Lagebericht

fr den Monat September 1940 - Chef der Militrverwaltung in Frankreich -Verwaltungsstab -

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Lagebericht September 1940 (MBF)

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Inhalt.

Einleitung.

A. Allgemeines Organisatorisches, insbesondere Personalfragen.

B. Die franzoesische Verwaltung 1. Allgemeines und innere Verwaltung, Allgemeines, a) politische Lage. b) Zusammenarbeit mit den franzoesischen Behoerden. 2. Die franzoesische Polizei 3. Die franzoesische Kommunalverwaltung. 4. Schule und Kultur. I. Schulen. II. Hochschulen. III. Kunstschutz. IV. Archivschutz. 5. Die franzoesische Finanzverwaltung. I. Die Staatsfinanzen. II. Die Departements- und Gemeindefinanzen. III. Das Steuer- und Zollaufkommen. IV. Stand der Grenzueberwachung. 6. Das franzoesische Medizinalwesen. 7. Das franzoesische Veterinaerwesen. 8. Das franzoesische Justizwesen.

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Lagebericht September 1940 (MBF)

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A) Das Rechswesen [sic!]. B) Personalverhaeltnisse. 9. Propaganda. A) Presse. B) Film. C) Theater. D) Konzerte. E) Rundfunk. 10. Die franzoesischen Verkehrsverhaeltnisse. I. Kraftfahrzeugverkehr. II. Sonstiger Personenverkehr. III. Gueterverkehr. 11. Strassenbau in Frankreich. 12. Die franzoesische Post.

C. Die franzoesische Wirtschaft. I. Die Organisierung der gewerblichen Wirtschaft. II. Die gewerbliche Wirtschaft im einzelnen. a) Die franzoesische Energieversorgung. b) Die franzoesische Gas- und Wasserversorgung. c) Die franzoesische Kohlenwirtschaft. d) Die franzoesische Eisen- und Stahlwirtschaft. e) Die Eisen verarbeitende Industrie in Frankreich. f) Die franzoesische Metallwirtschaft. g) Die franzoesische Textilwirtschaft.

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h) Die franzoesische Lederwirtschaft. i) Die franzoesische Papierindustrie (Nichts Bessond.[eres] [sic!]) j) Steine und Erden. k) Tabak-[,] Kautschuk und Asbest. l) Die franzoesische Mineraloelwirtschaft. m) Die franzoesische chemische Industrie. III. Die franzoesische Landwirtschaft. a) Erzeugung. b) Versorgung. IV. Die franzoesische Holzwirtschaft. V. Der franzoesische Waren- und Zahlungsverkehr. (I) Waren- und Zahlungsverkehr. (II) Feindvermoegen. VI. Der wirtschaftliche Transportbedarf. VII. Arbeitseinsatz. 1) Entwicklung der Arbeitslosigkeit. 2) Massnahmen zur Bekaempfung der Arbeitslosigkeit. 3) Anwerbung auslaendischer Arbeitskraefte nach Deutschland. 4) Arbeitsbedingungen. VIII. Das franzoesische Bank,- Boersen- und Versicherungswesen. a) Das franzoesische Bankwesen. b) Das franzoesische Boersenwesen. c) Das franzoesische Versicherungswesen. d) Sonstiges. IX. Preisregelung.

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a) Neue Massnahmen der franzoesischen Regierung. b) Zusammenarbeit mit der Militaerverwaltung.

D. Die Entwicklung des Fluechtlingswesens.

E. Das Deutsche Rote Kreuz.

F. Sonstiges.

G. Zusammenfassung.

Anlagen[7]: 1 Befehl des Chefs der Militaerverwaltung v. 31.8.40 betr. Berufung und Abberufung der franz. Beamten. 2 Befehl des Chefs der Militaerverwaltung v. 5.9.40 betr. Verkehrsdisziplin in der franz. Bevlkerung. 3 Befehl des Chefs der Militaerverwaltung v. 12.9.40 betr. Vorbeugungsmanahmen gegen Sabotageakte. 4 Uebersicht ueber die im franzoesischen Verordnungsblatt im Monat September veroeffentlichten Gesetze. 5 Schreiben des Chefs der Militaerverwaltung v. 11.9.40 an die franzoesische Strassendirektion betr. Unterhaltung der Verkehrsstrassen. 6 Schreiben des Chefs der Militaerverwaltung v.12.9.40 an die franzoesische Strassendirektion betr. Meldungen ueber Brueckenbauarbeiten. 7 Aufstellung "Kohlenfoerderung August 1940" 8 Aufstellung der aus dem unbesetzten Gebiet nachgeschobenen Mengen an Vergaserkraftstoff. 9 Richtlinien fuer die Arbeitsanwerbung von auslaendischen und franzoesischen Arbeitskraeften, 10 Arbeitsbedingungen fuer bei deutschen Dienststellen beschaeftigte zivile Hilfskraefte im besetzten Gebiete Frankreichs. 11 Aufnahmen betreffend Fluechtlinge, Lebensmittelverteilung, Brueckenbauten usw.

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12 Zeitungsausschnitte betreffend Besuch des Herrn Reichsministers Dr. Frick[8], betreffend Geruechtemacherei und Judenfrage.

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Einleitung.

Die monatlichen Lageberichte sollen die jeweils in dem Berichtsmonat akut gewordenen Fragen behandeln. Darueberhinaus erscheint es zur Erhaltung des Ueberblicks notwendig, in einer gewissen Reihenfolge nacheinander einzelne Fachgebiete durch eine umfassende und zusammenhaengende Schilderung der gesamten bisherigen Entwicklung herauszuheben. Das ist in diesem Bericht besonders geschehen. Damit andererseits durch die damit bedingte Laenge des Berichtes das Lesen desselben nicht zu sehr erschwert wird, folgt am Schluss eine kurze Zusammenfassung des gesamten Inhaltes.

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Lagebericht September 1940 (MBF)

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A. Allgemeines Organisatorisches, insbesondere Personalfragen. Bericht fr September 1940. 1.) Zahl der im September in Marsch gesetzten Beamten und Sonderfhrer. In der Berichtszeit wurden 58 Militrverwaltungsbeamte (August: 131) und 12 Sonderfhrer (August: 4) in Marsch gesetzt. Davon sind 40 Beamte des hheren Dienstes, 16 Beamte des gehobenen Dienstes und 2 Beamte des mittleren Dienstes. Von den in Marsch gesetzten Beamten gehren der allgemeinen Verwaltung 23, der gewerblichen Wirtschaft 11, der Ernhrungs- und Landwirtschaft 12 und dem Arbeitseinsatz 12 an. Die Zahl der Sachbearbeiter der Gruppe "Archiv-Schutz" in der Verwaltungsabteilung hat sich auf 13 erhht. 2.)Aufbau der Verwaltungsstbe a) bei den Bezirkschefs Fr den Verwaltungsbezirk Bordeauxwurde der Verwaltungsstab neu aufgestellt[9]. Der Aufbau der Verwaltungsstbe bei den brigen Bezirkschefs kann im wesentlichen als abgeschlossen gelten.

b) bei den Feldkommandanturen Bei den Feldkommandanturen ist nach wie vor besonders eine Zuteilung von Beamten des gehobenen und mittleren Dienstes erforderlich.

c) bei den Kreiskommandanturen Die im letzten Monatsbericht aufgeworfene Frage, in welchem Umfange die Kreiskommandanturen mit Militrverwaltungsbeamten zu besetzten sind, wurde weiterhin geprft. Nach den bisherigen Erfahrungen ist es abzulehnen, smtliche Kreiskommandanturen verwaltungsmssig zu besetzen. Auch das OKH[10], das den Herrn Reichsminister des Innern[11] um Zuweisung weiterer jngerer Verwaltungsbeamten fr Kreiskommandanturen hat [sic!], hat neuerdings darauf hingewiesen, dass Verwaltungsbeamte nur wirklich wichtigen Kreiskommandanturen zuzuweisen sind. Unter Beachtung dieser Richtlinien hat der Chef der Militrverwaltung in einer Verfgung vom 28. September 1940 wegen der Anforderung von Verwaltungskrften fr die Kreiskommandanturen folgendes ausgefhrt: "Die Kommandanturen der Militrverwaltung verwalten nicht selbst, sondern sie beaufsichtigen und leiten die franz. Verwaltung. Hierdurch endigt die von deutscher Seite notwendige Verwaltungsarbeit im allgemeinen bei den Feldkommandanturen. Zudem liegt das Schwergewicht der franz. Verwaltung bei den Prfekten. Daraus ergibt sich, dass auch in der Militrverwaltung die Zustndigkeiten im wesentlichen bei denjenigen Dienststellen zusammengefasst werden, die auf der Ebene der Prfekten liegen, also bei den Feldkommandanten. Entsprechend der geringen Bedeutung der Sous-Prfekten kann

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bei den Kreiskommandanturen die selbstndige Verwaltungsarbeit in den Hintergrund treten. Die Kreiskommandanten sind vorwiegend ausfhrende militrische Organe der Feldkommandanten. Sie wachen darber, dass die Befehle der Feldkommandanten einheitlich durchgefhrt und dass die Standortkommandanturen der Truppe, soweit sie fr die Militrverwaltung ttig sein mssen, mit einheitlichen Weisungen versehen werden. Diese Beschrnkung in den Verwaltungsaufgaben ermglicht eine schwache Besetzung der Kreiskommandanturen mit Verwaltungskrfen, soweit solche berhaupt fr erforderlich gehalten werden. Dieser Gesichtspunkt, der sowohl der Sachlage im besetzten Frankreich als auch dem erheblichen Mangel an Beamten in der deutschen Verwaltung Rechnung trgt, ist in Zukunft bei allen Personalforderungen fr die Kreiskommandanturen zu beachten. Sollten in Einzelfllen die Verhltnisse anders liegen, so ist der etwaige Bedarf an Verwaltungskrften mit eingehender Begrndung auf dem Dienstwege... anzufordern."

B. Die franzsische Verwaltung. 1.allgemeine und innere Verwaltung. Allgemeines. a)Politische Lage 1. Politische Stimmung im allgemeinen. (1) Im Vordergrund des Interesses steht die Regierungsumbildung. Dabei wird der Vermutung Ausdruck gegeben, die Umbildung, d.h. die Entfernung der frheren Parlamentarier sei auf Druck der Deutschen erfolgt. Der Person des Marschalls Ptain wird nach wie vor in weiten Kreisen Achtung und Verehrung entgegengebracht; dagegen ist die Persnlichkeit Lavals sehr umstritten; seine Regierung geniesst offensichtlich wenig Vertrauen; es wird ihr vielfach Rckstndigkeit und Unentschlossenheit zum Vorwurf gemacht; anscheinend setzt sich auch immer mehr die Erkenntnis durch, dass in ihr nach wie vor diejenigen Kreise vertreten sind, die Frankreich ins Unglck gefhrt haben. Naturgemss bertrgt sich das mangelnde Vertrauen, das der Regierung in Vichy entgegengebracht wird, auch auf die leitenden franzsischen Verwaltungsbeamten, an deren Massnahmen hufig ebenfalls schrfste Kritik gebt wird, und deren schwierige Stellung z.[ur]Z[ei]t. nicht zu verkennen sein drfte. 2. Der Versuch der franzsischen Regierung ins besetzte Gebiet berzusiedeln, nimmt offensichtlich strkere Ausmasse an. Allgemein glaubt man, dass die Regierung demnchst zurckkehren wird. 3. Im brigen hat sich die Stimmung weiterhin verschlechtert. Man kann deutlich drei Phasen unterscheiden. Zunchst die Phase der allgemeinen Verhetzung bis zum Einrcken der deutschen Truppen, sodann ein Stimmungsumschwung zugunsten der deutschen und jetzt wiederum eine Abnahme der deutschfreundlichen Gefhle. Dies kommt auch deutlich in dem bekannten Brief eines ehemaligen Politikers aus Paris[12] an Marschall Petain vom 22.8. zum Ausdruck. Dort heisst es: "Zunchst was die ffentliche franzsische Meinung anbetrifft, eine unbeschreibliche Verwirrung! Auf die deutsche Besatzung, die offensichtlich viel leichter war als man es befrchtet hatte, reagiert die franzsische Bevlkerung mit einer Art von Gleichgltigkeit. In demselben Masse, wie der Pariser Gewaltakte und

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Hrte der Besatzung gefrchtet hatte, fing er an, die "Freundlichkeit", die korrekte Haltung und die durch die deutschen Truppen wieder hergestellte Ordnung warm zu loben, daher eine Art von "Flitterwochen" zwischen Besetzenden und Besetzten. Mit diesen Flitterwochen ist es zu Ende, gewiss nicht, weil die Haltung der Besatzung dem Anschein nach verndert wre, aber der Pariser hat gefhlt und an vielen bezeichnenden Einzelheiten festgestellt, dass die Deutschen sich nicht damit zufrieden geben, zu besetzen, sondern dass sie sich fest einrichten. Der pariser [sic!] fragt sich also, bis wohin diese Einrichtung geht und ob sie jemals ein Ende nehmen wrde."... Diese Stimmung der Pariserbevlkerung [sic!] ist auch im grossen und ganzen die Stimmung der Franzosen. Im einzelnen sind fr den Stimmungsumschwung von Bedeutung folgende Grnde: a) die erst jetzt beginnende Erkenntnis der Tragweite der franzsischen Niederlage,

b) die zunehmende Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage.

Die Einfhrung der Lebensmittelkarten[13] und das Steigen der Preise einerseits, die Beschrnkung gewisser Lustbarkeiten durch polizeiliche Massnahmen und Massnahmen der Zensur andererseits bedeuten fr den Franzosen die Einschrnkung von Genssen, die die Stimmung des Volkes stark beeinflussen,

c) die zunehmende englische Agitationdurch den Rundfunk und durch andere Massnahmen.

Man hofft immer noch auf die englische Hilfe, dies umsomehr, als man sich von Amerika und neuerdings auch von Russland im Hinblick auf die amerikafreundlichen usserungen der russischen Sender Hilfe verspricht,

d) die Auswirkungen der Rckwanderung der Flchtlingen [sic!]. Diese kommen ziemlich verhetzt und mit fr Deutschland nachteiligen Ansichten hier an und versuchen, sie zu verbreiten.

e) Die Zunahme der kommunistischen Agitation.

Diese verbreitet insbesondere Flugbltter an die Jugendlichen (vergl. unten). Massgebende Personen innerhalb der Arbeitskreise erklren, es wre mglich gewesen, wenige Zeit spter nach dem deutschen Einmarsch in Paris, die sich betrogen fhlende Arbeiterschaft ganz im Sinne des Reiches zu lenken, insbesondere habe man die Stalin-Anhnger, die auf einen Sieg des Proletariats ber ein durch den Krieg geschwchtes Deutschland und England hoffen, die Mehrheit gewinnen. Es bleibt abzuwarten inwieweit die propagandistischen Massnahmen, die demnchst

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eingeleitet werden, noch von Erfolg begleitet sein werden. Die Kommunisten wirken hauptschlich durch Flugbltter sowie durch die im Abzugsverfahren hergestellte Zeitung "Humanite" [sic!][14]. Der Zeitung "La France au Travail"[15] wird kapitalistische Tendenz vorgeworfen. Aus Flugblttern, die in Calais[16] und Dijon[17] vorgefunden wurden, geht hervor, dass die Kommunisten ihren Propagandaapparat weit ausgebaut haben. Die franzsische Polizei hob eine kommunistische Druckerei aus, in der verschiedene Flugschriften und Unterzeichnungslisten hergestellt worden sind. Ausser der "Humanite" [sic!] wurden als Ersatzzeitungen festgestellt: Die "Avant-Garde," die "Vie Ouvrire"[18] und der "Progrs"[19]. Besonders stark scheint eine deutschfeindliche Stimmung in manchen Gemeindeverwaltungen zu bestehen, da in ihnen anscheinend noch Freimaurer und Gesinnungsanhnger der Volksfront sitzen.

2. Sabotageakte, Ausschreitungen, Kundgebungen, Flugbltter und Plakate.

(1). Entsprechend dieser Stimmung nahm die Zahl der deutschfeindlichen Willensbekundungen zu. Auffallend ist, dass die englische Presse Mitte ds. M[ona]ts. ber Sabotageaktein Frankreich berichtete, offensichtlich in der Absicht, zu weiteren solcher Akte anzureizen. Insbesondere wurden in Vesoul[20] die Hauptstrasse in regelmssigen Abstnden von 200m mit Glassplittern bestreut. In einem Kino wurde ein Teil der deutschen Wochenschau fortgelassen. An einem zerstrten franzsischen Denkmal kam es zu nationalen Kundgebungen. Deutsche Telefonleitungen wurden zerschnitten; Franzsinnen in Begleitung deutscher Soldaten wurden fotografiert usw.

(2.) Aus dieser Einstellung heraus wurden ferner wiederholt die von deutscher Seite angebrachten Plakatebeschdigt oder beschmiert. Auf den Plakaten "Die Englnder haben uns dies angetan" wurde das Wort "Englnder" durch "Boches" ersetzt. Auf anderen Plakaten sind die Worte "Vergesst nicht Oran"[21] umgendert in "Vergesst nicht Sedan"[22]. Auch wurden Klebezettel gefunden "L'Angleterre nous sauvera". Von der Bevlkerung wurde dazu geschrieben "bestimmt" oder "hoffentlich recht bald!"[.]

(3.) Die Gerchtenehmen ferner in Form der Flsterpropaganda zu. Nach ihnen hat Luxemburg bei Roosevelt[23] Einspruch gegen die Einverleibung erhoben, sind die Schaufenster in Paris in Wirklichkeit nicht von franzsischen Antisemiten[,] sondern von Deutschen eingeschlagen, ist der Bois de Boulogne nur abgesperrt, weil dort meuternde deutsche Soldaten erschossen werden, ist die Avenue Kleber in Paris gesperrt, weil sich der Fhrer[24] im Hotel Majestic aufhlt, planen englische Piloten einen Angriff auf die grossen Hotels. Es wrde zu weit fhren, alle die sinnlosen Gerchte zu erwhnen. Soweit der Erfolg all dieser feindseligen Gerchte blieb nicht aus. Aus einem Flchtlingszug, der aus dem unbesetzten Frankreich kam, stiegen z.B. 25 Frauen aus Angst vor den Deutschen infolge dieser

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Gerchte aus.

4. Ende vorigen Monats wurden in Arcachon[25] 2 Unteroffiziere und 1 Gefreiter im Dunkeln von einem Radfahrer beschossen. Ein deutscher Oberstabsarzt wurde - vermutlich von einem entwichenen Kriegsgefangenen - durch einen Schuss verletzt. Ein deutscher Arbeiter wurde erschossen.

3.)Kommunistische Bewegung. ber ihre Zunahme ist oben bereits berichtet.

4. Judenfrage. (1.) Die strker werdende Rckwanderung der Juden in das besetzte Gebiet wirkt sich bereits dahin aus, dass diese sich wieder in Hamsterei und Schleichhandel zu bettigen versuchen. (2). Nach einer Meldung des "Matin" aus Vichy ist die franzsische Regierung bereits mit einem Entwurf eines Judengesetzes befasst, der drakonische Massnahmen vorsehen soll[26]. Aus allen freien Berufen sollen die Juden nach Ansicht der Zeitung entfernt werden. Feststeht, dass der Ministerrat beschlossen hat, gegen Juden Abwehrmassnahmen zu ergreifen. Unter anderem soll niemand mehr der Advokatenvereinigung angehren, der nicht einen Franzosen zum Vater hat. Fr den Bereich des besetzten Gebietes ist eine Verordnung der Militrverwaltung ber die Regelung der Judenfrage geplant und in Bearbeitung[27].

5. Antisemitische Stmungen [sic!]. Die "Gardes Francaise" [sic!] und die "Jeunesse Francaise" haben im Berichtsmonat wieder in Paris nachts Schaufenster jdischer Geschfte zerstrt[28].

6. Jugendbewegung. Franzsischerseits wird die Grndung einer franzsischen Staatsjugend nach deutschem und italienischem Vorbild vorbereitet. Die Leistung soll frheren Offizieren sowie den Geistlichen bertragen werden. Inzwischen ist fr das besetzte Gebiet das Vereinsbettigungsverbot ergangen, sodass die Organisation im besetzten Gebiet nicht in Aktion treten kann.

7.) Antienglische Stimmung.

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In der Presse des besetzten Gebietes nimmt unter dem Einfluss der deutschen Propaganda die englischfeindliche Einstellung zu. Der "Paris Soir" brachte von sich aus 2 Seiten Bilder gegen England. Auch einzelne Prediger gehen zum Kampf gegen England ber, so ein Pfarrer in Incarville, dessen Kampfreden erhebliches Aufsehen erregen.

8.)Royalistenbewegung. Der Aufenthalt der franzsischen Royalistenfhrer ist inzwischen ermittelt worden. zwei der fhrenden Persnlichkeiten befinden sich in Vichy, einer in der Nhe von Brssel. Einige Royalistenanhnger verfolgen die fanatische Idee, dem Fhrer die Krone Frankreichs anzubieten, um das Reich Karls des Grossen wieder herzustellen, ein Kennzeichen fr die Vielgestaltigkeit der Meinungen und Bestrebungen.

9.)Logen. Bei einer Aktion gegen zwischenstaatliche Verbnde wurde in der "Mission Laique Francaise"[sic!][29] in Paris Material gefunden, das einen interessanten Einblick in die Ttigkeit dieser Organisation gibt. Aus verschiedenem sichergestellten Material ergibt sich ferner, dass der franz sische General Kern[30] Logenbruder bevorzugt befrderte. Aus einer Liste der freimaurerischen Minister, Kabinettchefs usw. ist zu ersehen, dass die Freimaurer besonders stark im Justizministerium vertreten waren.

10.)Sonstiges. An der Polizeistunde (23 Uhr) wird festgehalten. In einer Reihe von Lokalen in Paris, die noch bestimmt werden und nur fr Wehrmachtsangehrige geffnet bleiben, wird Polizeistunde noch geboten werden.

11.)Zusammenfassung Anzeichen fr die Zunahme einer deutschfeindlichen oder zumindest ablehnenden Haltung der Bevlkerung und einer politischen Aktimitt [sic!] der einzelnen Gruppen sind nicht zu erkennen. Andernfalls wre es verfehlt, hieraus schon zu schliessen, dass die politische Lage im besetzten Gebiet zu irgendwelchen Besorgnissen und zu besonderen Massnahmen Anlass gibt. Denn einerseits heben sich die politischen Krfte gegenseitig auf oder binden sich gegenseitig, andererseits hat keine Gruppe oder Tendenz Kraft genug, um der Besatzung irgendwelche Schwierigkeiten zu bereiten.

b.Zusammenarbeit mit den franzsischen Behrden.

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I.Ernennung neuer Prfekten, Stimmung in der Beamtenschaft. (1) Der Vertreter der franzsischen Regierung im besetzten Gebiet[31] hat durch Schreiben vom 13.9. mitgeteilt, dass die Prfekten folgender Departements neu ernanntsind: Seine-et-Oise, Eure, Manche, Cher, Finistre, Sarthe, Loire Inf.[rieure], Vende Yonne, Marne, Allier, Meuse, Nivre. Ob die betonte Loyalitt der Amtsvorgnger gegenber der deutschen Militrverwaltung hier und da Anlass zur Abberufung gab, hat sich bis jetzt nicht einwandfrei feststellen lassen. Die Militrverwaltung hat mitgeteilt, dass sie gegen die neue Besetzung keinen Einspruch erhebe. Diese Mitteilung der franz. Regierung basiert auf der Vereinbarung, dass die franzsische Regierung vor jeder endgltigen Ernennung der Militrverwaltung Gelegenheit zur Stellungnahme gibt. Im brigen sind ber die Berufung und Abberufung von franzsischen Beamten die in der Anlage beigefgten Richtlinien den unterstellten Bezirkschefs gegeben worden (Erlass des Chefs der Militrverwaltung vom 31.8.40.)[32]

(2) Im allgemeinen kann gesagt werden, dass auch jetzt noch im allgemeinen die Haltung der franzsischen Behrden und Beamten durchaus korrekt ist. Es muss auch anerkannt werden, dass die franzsischen Verwaltungsbeamten - von Ausnahmen abgesehen - nicht nur den Willen, sondern auch durchaus die Fhigkeit haben, eine den deutschen Anforderungen entsprechende Verwaltung zu fhren. Namentlich unter den Prfekten gibt es eine Anzahl von fachlich gut vorgebildeten, klar urteilenden und disponierenden Beamten. Wenn trotzdem die Arbeit der franzsischen Behrden nicht berall befriedigte, so liegt das an den in der besonderen Lage der franzsischen Verwaltunggegebenen Hemmungen. Mangel an Personal und an Akten, stellenweise auch an angemessener rumlicher Unterbringung, Unzulnglichkeit der Verkehrsbedingungen, Schwierigkeiten im Post- und Telefonverkehr machen die Bearbeitung der in grosser Flle ganz neuartigen Aufgaben innerhalb der meist sehr knapp bemessenen Fristen usserst schwierig. Diese Schwierigkeiten gewinnen noch ein Gewicht, wenn wie es im Zuge des grossen franzsischen Verwaltungsrevirement in mehreren Departements der Fall war, ein Wechsel in der Person des leitenden Beamten eintritt, und der neue Behrdenleiter sich unter besonders erschwerten Umstnden in sein Arbeitsgebiet neu einarbeiten muss. Die Haltung der deutschen Dienststellen der Militrverwaltung gegenber den franzsischen Behrden wird ferner dadurch erschwert, dass seitens der Truppe bisweilen Anforderungen gestellt werden, die bei den franzsischen Stellen eine starke Abwehr auslsen und die auch die Militrverwaltung nicht im vollen Umfange vertreten kann. So hat beispielsweise das XXXXIII. A.K.[33] im Bereich der F.K. 751[34] angeordnet, dass smtliche Huser, in welchen Truppen untergebracht werden, von Zivilpersonen gerumt werden mssen.

II. Nachprfung der Gesetzgebung. Dem deutschen Ersuchen, die franzsische[n] Gesetze vor ihrer Inkraftsetzung dem Chef der Militrverwaltung zur Prfung vorzulegen, versuchten die Franzosen mit dem Hinweis auf die franzsische Souveraenitaet zu begegnen. Sie machten deshalb den Gegenvorschlag, nur die Gesetze vorzulegen, durch welche die deutschen Interessen berhrt werden. Als dieser Vorschlag abgelehnt und
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mit dem Erlass einer besonderen deutschen Verordnung gedroht wurde, durch welche die Wirksamkeit der franzsischen Gesetze von deutscher Genehmigung abhngig gemacht wrde, gaben die Franzosen nach, indem sie ihren Gegenvorschlag geschickterweise die Auslegung gaben: Gesetze, die im besetzten Gebiet gelten sollen, berhren stets die deutschen Interessen und werden deshalb vorgelegt.

III. Erleichterung des Verkehrs ber die Demarkationslinie. Auf die Schwierigkeiten, welche die Demarkationslinie und Nordostlinie fr die Verwaltung bedeuten, ist im vorigen Lagerbericht [sic!] besonders hingewiesen worden[35]. Den hier entstandenen Mngeln wird in folgender Weise abgeholfen werden. 1. Ausdehnung des kleinen Grenzverkehrs auf das gesamte Gebiet jedes Departements, welches durch die Demarkationslinie zerschnitten wird[36]. 2. Zulassung von je 1000 Briefen ber die Demarkationslinie in beiderlei Richtung tglich. Fernschreiben und Telegrammverkehr wird gleichfalls eingefhrt, jedoch nicht vor dem 1.11. 3. Die Passierscheinausstellung wird in Zukunft grosszgiger gehandhabt werden. 4. Erleichterung des Gter- und Zahlungsmittelverkehrs wird gleichfalls geprft.

IV. Einheitliche Verhandlung mit der franzsischen Regierung. Durch Befehl des OKH vom 24.8.[37] ist der Chef der Militrverwaltung mit der Federfhrung beauftragt, soweit es sich um Verhandlungen zwischen Militrverwaltung Frankreich und Militrbefehlshaber Belgien[38] einerseits, und der franzsischen Regierung andererseits, handelt.

2. Die franzsische Polizei. A: Das franzsische Polizeipersonal. 1.) Organisation der Polizei. Die franzsische Polizei untersteht dem Minister des Innern[39]. In der Mittelstufe (Departement) ist sie dem Prfekten unterstellt. Dies gilt sowohl hinsichtlich der Kommunalpolizei, der Gendarmerie wie auch der Sonderpolizei (Grenz-, Kriminal- und politische Polizei). Den Prfekten war auch die Garde Rpublicaine Mobile unterstellt, deren Auflsung inzwischen wegen ihres militrischen Charakters, der mit dem Waffenstillstandsvertrag vom 22.6.40[40] nicht zu vereinbaren war,- angeordnet ist. Das zentralistische Prinzip im Aufbau der franz. Polizei ist unverkennbar.

2.) Strke der Polizei.


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a) Die kommunale Polizeiist im wesentlichen ausgefllt. b) Bei der Gendarmerie, die eine Strke von 20000 Mann haben soll, fehlen zunchst 10 000 Mann. Diese sollen durch 7 000 Mann ergnzt werden, welche aus der aufgelsten Garde Republicaine Mobile bernommen werden, ferner aus denjenigen Gendarmen, die sich augenblicklich noch in Gefangenschaft befinden und deren Freigabe beantragt ist. Es ist anzunehmen, dass die dann vorhandene Strke fr die Exekutivpolizei gengt. c) In Paris wurde die Ueberwachung, der Einsatz und die Verwendung der franzsische Polizei verstrkt. d) Jenseits der Nordostlinie, insbesondere im Bereich der FK 684[41] (Militrverwaltungsbezirk A[42]) macht sich der Mangel an hinreichenden Polizeikrften sehr misslich bemerkbar. Der Polizeidienst besonders an der franzsisch-belgischen Grenze muss meist von hchst unzulnglichen Hilfspolizeikrften versehen werden. Der Chef der Militrverwaltung A[43] hlt es fr dringend erwnscht, dass wenigstens soviele [sic!] Polizei zurckgefhrt werden, dass die Ordnung an der franzsisch-belgischen Grenze einigermassen wiederhergestellt werden knnte.

3. Zusammenarbeit. Die Zusammenarbeit in Polizeiangelegenheiten mit franz. Dienststellen vollzog sich reibungslos; die Arbeitsergebnisse knnen durchweg als befriedigend bezeichnet werden. Es ist anzunehmen, dass nach Vollzug des Aufbaues der Exekutivpolizei in dem vorbezeichneten Rahmen die Polizei den an sie gestellten Anforderungen gengen wird. die Garde Republicaine de Paris (es handelt sich hier um eine spezifisch franzsische Representativpolizei/truppe in Paris) ist der Zustndigkeit und dem Einfluss des franz. Kriegsministeriums inzwischen dadurch entzogen worden, dass sie dem Innenministerium unterstellt wurde.

B: Polizeirecht. 1. Fremdenpolizei. a) Bereits im August d[ie]s.[es]J[ahre]s. wurde der Beauftragte der franz. Regierung dafr verantwortlich gemacht, dass die Personalausweispflicht[44] durchgefhrt wird, und dass insbesondere auch die zurckgekehrten Flchtlinge und die aus dem Heeresdienst Entlassenen die "carte d'identit" erhalten. Der Generaldelegierte der franzsischen Regierung hat hierauf die Antwort erteilt, dass die Zivilbevlkerung im Alter von ber 18 Jahren durchweg mit dem vorgeschriebenen Personalausweis versehen sei. Inzwischen ist nochmals Anweisung gegeben, dass bis zum 15. Oktober die Personalausweispflicht restlos durchgefhrt sein muss. b) Von allgemeinen Massnahmen zur Einschrnkung der Freizgigkeit im besetzten franzsischen Gebiet ist bisher abgesehen worden. Es bestehen auch keine regionalen Zuzugs- bezw. Abzugsverbote. Ein Zuzug bezw. Abzug ist praktisch jedoch kaum durchfhrbar, da die erforderlichen Transportmittel fehlen. Es besteht selbstverstndlich eine polizeiliche An- und Ummeldepflicht, insbesondere auch fr

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Hotels, Gasthuser usw. c) Smtliche Auslnderwie Emigrantensind bei den Feldkommandanturen karteimssig erfasst. Fr die internierten mnnlichen Staatsangehrigen Grossbritanniens (einschliesslich der Dominien) vom 16.-65. Lebensjahr ist ein Sammellager in St. Denis eingerichtet worden. Fr engl. Staatsangehrige ber 65 Jahren und Frauen besteht eine tgliche Meldepflicht beim Kreiskommandanten bezw. bei den von diesem zu bezeichnenden Stellen.

2. Verkehrspolizei. Hinsichtlich der Sicherstellung der Verkehrsdisziplin der franzsischen Bevlkerung wurden den Bezirkschefs besondere Weisungen gegeben. In dieser Beziehung wird auf den beigefgten Erlass vom 5. September[45] Bezug genommen.

3. Die franzsische Kommunalverwaltung. A. Allgemeines. Die kommunale Verwaltung leidet im allgemeinen an einer gewissen Schwerflligkeit. Diese erklrt sich u.a. daraus, dass:

(1) ein stark zentralistisches Prinzip in der franzsischen Verwaltung herrscht (2) in der franzsischen Kommunalverwaltung das ehrenamtliche Element stark im Vordergrund steht und sie nur verhltnismssig schwach mit hauptamtlichen Krften ausgestattet ist (3) die Beamten vielfach beraltert sind; es fehlt ihnen daher die erforderliche Initiative und Elastizit t, um sich auf die neuen Aufgaben umzustellen

(4) die auf dem Gebiete der Wirtschaft und der Preisberwachung zu lsenden Aufgaben demgegenber einen verstrkten Einsatz erfordern (5) frher fhrende Persnlichkeiten in den Selbstverwaltungskrperschaften in verstrktem Masse versuchen, auf die Geschfts- und Verwaltungsfhrung der Gemeinden Einfluss zu gewinnen. Infolgedessen muss die deutsche Militrverwaltung von ihrem Aufsichtsrecht stark Gebrauch machen.

B. Die Gemeindefinanzen.

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(1) Von finanziellen Schwierigkeitenbesonderen Ausmasses bei kleineren bezw. mittleren Gemeinden ist nichts bekannt geworden. Allerdings scheinen die Anforderungen der Truppe an Quartierleistung, Unterkunftsgert und sonstigen Leistungen eine gewisse Unordnung in die gemeindlichen Finanzen gebracht zu haben, da nicht hinreichende Klarheit bestand, welche Leistungen die Gemeinden aus eigenen Mitteln zu bestreiten hatten und welche Leistungen von der Truppe zu bezahlen waren. In dieser Richtung ist inzwischen die ntige Klarheit geschaffen worden.

(2) In der Stadt Pariserreichen die monatlichen Einnahmen bei weitem nicht die monatlichen Ausgaben. Der Prfekt[46] hat deshalb bereits 400 Millionen Franken von dem ihm im August von der franzsischen Regierung zur Verfgung gestellten Darlehn in Hhe von 600 Millionen Franken angefordert. Es werden z.[ur]Z[ei]t. die Kassenrechnungen berprft, um festzustellen, welche Ausgaben die Stadt Paris in den vergangenen Monaten fr den Staat vorschussweise bernehmen musste und welche Betrge daher der Stadt zu erstatten sind. Ein in Einnahmen und Ausgaben ausgeglichener Haushaltsplan der Stadt Paris liegt nicht vor, da die voraussichtlichen Einnahmen und Ausgaben sich auch jetzt noch nicht annhernd bersehen lassen. Es ist mit Sicherheit damit zu rechnenn [sic!], dass die Einnahmen weit hinter dem Voranschlag zurckbleiben und die Ausgaben die veranschlagte Summe erheblich berschreiten werden. Den zu erwartenden Fehlbetrag knnte die Stadt ohne weitere Inanspruchnahme staatlicher Hilfe nur sicherstellen, wenn sie eine grosse, langfristige Anleiheaufnimmt.

C. Das Wohlfahrtswesen. 1. Allgemeines. Auf dem Gebiet des Wohlfahrtswesens der Stadt Paris hat sich die Lage wenig gendert. Die Rckkehr weiterer Pariser Einwohner hat zu einer besonderen berlastung der Wohlfahrtspflege nicht gefhrt. Gegenber dem Stand nach der Volkszhlung von 1936 befinden sich jetzt in Paris rund 62v.H. und in der Bannmeile[47] 72v.H. der Einwohner (Stand vom 17.9.40: Paris: 1 751 410, Bannmeile: 1 535 034 Einwohner).

2. Familienunterhalt. Die Zahl der Familienunterhaltsempfnger (Angehrige der zur franzsischen Wehrmacht Einberufenen) beginnt nach dem mir vorliegenden Bericht des Bezirkschefs Paris[48] zu sinken. (Minderung in Paris in der Zeit vom 1.8. bis 15.9.40: 25 240, in der Bannmeile 28 556) jedoch erhielten am 15.9.40 in Paris noch 232 761 und in der Bannmeile 223 138 Personen Familienunterhalt. Es ist hierbei zu bercksichtigen, dass der Familienunterhalt auch noch fr eine gewisse Zeit nach der Entlassung aus der Wehrmacht bezw. nach der Rckkehr zur Familie gezahlt wird, um den Entlassenen die Rckkehr in das Erwerbsleben zu erleichtern. 3. Familienuntersttzung. An Armenuntersttzung wurden in Paris im Monat August 3 182 951 Franken in offener Frsorge

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aufgewendet.

D. Versorgungsbetriebe. (1) Die kommunale Wasserversorgunghat eine Erweiterung erfahren, nachdem die gesprengte Rohrbrcke ber die Yonne durch 3 Dckerleitungen (eine von 300m/m und 2 von 600m/m Durchmesser) ersetzt wurden. Die Anlage ist bereits teilweise im Betrieb und liefert jetzt tglich 65 000
3

m Quellwasser. Damit ist der Quellwasseranteil auf 335 000 3m pro Tag gestiegen.

(2) Der Gasverbrauch der Stadt Paris ist weiterhin im Ansteigen begriffen und hat am 9.9.40 erstmalig die Grenze von 1 000 000 cbm/Tag berschritten. Die Kohlenzufuhr ist in der ersten Septemberhlfte nicht mehr so reichlich wie im August gewesen, jedoch ist die Einstellung der Benzolgewinnung noch nicht angeordnet, weil Benzol, das frher aus Nordfrankreich kam, dringend fr die franzsische Industrie (Reifenindustrie, Lackindustrie) bentigt wird. Auch innerhalb der Bannmeile Paris ist der Gasverbrauch ansteigend und liegt bei rund 750 000 cbm/Tag. Da der Kohlenvorrat hier knapper ist, wurde die Benzolgewinnung schon vor lngerer Zeit eingestellt.

4. Schule und Kultur. I. Schulen. Das franzsische Schulwesen kommt immer mehr in Gang. Aus den jetzt einlaufenden Berichten Militrverwaltungsbezirke geht hervor, dass die Lage gnstiger ist, als sie von dem Vertreter franzsischen Unterrichtsministeriums[49] hier mndlich geschildert wurde. Es ist allgemein nur prozentual geringer Teil der Schulgebude von Militr belegt. Nur in den Gebieten, die fr militrischen Operationen wichtig sind, kann die Schularbeit noch kein normales Gesicht annehmen. der des ein die

II. Hochschulen. Das franzsische Unterrichtsministerium nimmt ein besonderes Interesse an der Wiedererffnung der Hochschulen. Die deutsche Militrverwaltung sieht sich weder veranlasst[,] diese Bestrebungen zu verbieten noch sie durch Freimachung der Rumlichkeiten besonders zu frdern.

III. Kunstschutz[50]. Auf dem Gebiete des Kunstschutzes scheinen die Sonderaktionen von ausserhalb der Militrverwaltung stehenden Stellen eingestellt zu sein. Die Arbeit nimmt im brigen ihren normalen Fortgang.

IV. Archivschutz. 1. berwachung der franzsischen Archive, Massnahmen zur Rckfhrung geflchteter Archivalien:

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a) Verluste. Bei der weiteren Besichtigung der Archive musste - nach Orlans[51] - noch ein zweiter Vollverlust eines franzsischen Staatsarchivs festgestellt werden und zwar in Mzires[52], wo das Departementarchiv der Ardennen bei den Kampfhandlungen im Mai bis auf den Erdboden zerstrt ist. Gerettet sind nur die vorsorglich nach La Roche sur Yon (Dep.[artement] Vende) geflchteten ltesten und wertvollsten Bestnde. Da die wenigen noch nicht besuchten Archive im ussersten Westen und Sdwesten Frankreichs ausserhalb des Bereichs der Kampfhandlungen liegen, darf angenommen werden, dass weitere Schden nicht mehr festzustellen sind. Die Verluste drften sich daher auf Orlans, Mzires und Evreux[53] (Teilbeschdigung) beschrnken. b) Rckfhrung. Die Rckfhrung der geflchteten Archivbestnde wurde, soweit es die Rcksicht auf die Kriegslage zuliess und die Erfordernisse der deutschen Archivschutzarbeit es geboten, in weitem Umfang eingeleitet.

aa) Insbesondere gelang es, den Rcktransport der fr die deutsche Forschung unerlsslichen und in ihren ungeeigneten Bergungsorten recht gefhrdeten Flchtlingsbestnde der Archives Nationales nach Paris in Gang zu bringen, teilweise unter unmittelbarer Mitwirkung der deutschen Wehrmacht, teilweise durch die franzsische Verwaltung selbst, der die erforderlichen Treibstoffmengen aus der franzsischen Zuteilung verschafft wurden. bb) Weitere Rckfhrungen sind angeordnet fr die Flchtlingsbestnde, der stlichen Archive (Besanon[54], Dijon[55], Epinal[56], Nancy[57], Reims[58], Vesoul[59]), die fr die deutsche Forschungs- und Erfassungsarbeit von besonderer Bedeutung sind. An anderen Stellen haben die Franzosen ihre Flchtlingsbestnde bereits aus eigenem Antrieb in die Archive zurckgeholt. cc) Nur in den nrdlichen Kstengegenden verbleiben sie mit Rcksicht auf die Kriegslage grundstzlich in ihren Bergungsorten. Die Bedeutung der deutschen Untersttzung bei der Rettung und Sicherung der Archive wurde vom Generaldirektor der franzsischen Archive[60] gegenber dem Kommissar fr Archivschutz Generaldirektor Dr. Zipfel[61] bei seinem Besuch in Paris vom 19. September mit ausdrcklichem Dank hervorgehoben.

2. Ermittlung und Erfassung des von Deutschland zu beanspruchenden bezw. das Reich interessierenden Archivgutes: Die auf diesem Aufgabengebiet eingeleiteten Massnahmen wurden durch die Rckfhrung der

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Findbcher (Inventare) des Nationalarchivs wesentlich gefrdert. Die planmssige Durchforschung der Bestnde dieses Archivs anhand der Fundbehelfe konnte begonnen, die der Nationalbibliothek und der Kartensammlung des Kriegsministeriums (dessen Aktenbestnde vom Chef der Heeresarchive[62] bearbeitet werden) fortgesetzt werden, wobei bislang weit ber 1000 Handschriften und mehrere Tausend handgezeichnete Karten als Archivgut deutscher Herkunftbestimmt und verzeichnet worden sind, darunter viele, die bisher in Deutschland vllig unbekannt und daher auch in den vorliegenden Rckforderungslisten nicht enthaltensind. Solche sind durch Vermittlung des Kommissars fr den Archivschutz[63] bisher eingegangen von den Staats- bezw. Reichsarchiven Berlin, Bremen, Darmstadt, Dsseldorf, Hannover, Innsbruck, Karlsruhe, Koblenz, Mnchen, Nrnberg, Oldenburg, Osnabrck, Potsdam, Salzburg, Speyer, Stuttgart, Wien und Wolfenbttel, sowie den Stadtarchiven Aachen, Bonn, Erfurt, Kln, Saarbrcken und Worms. Aufgrund dieser Anforderungen und der bisherigen Ermittlungen des Archivschutzes konnte dem vom Fhrer mit der obersten Leitung der Rckfhrung deutschen Kulturgutes beauftragten Reichsminister Dr. Goebbels[64] bereits eine vorlufige Liste von 90 besonders wichtigen Archivgutansprchen an Frankreich vorgelegt werden.

3. Zusammenarbeit mit gleich gerichteten Bestrebungen: a) Mit den in Frankreich ttigen Dienststellen des Chefs der Heeresarchive und der Aktensichtungsstelle des OKW[65]stand der Archivschutz von vornherein in enger Arbeitsgemeinschaft.

b) Gegenber den mit bedeutenden Sondervollmachten des Fhrers ausgestatteten Einsatzstab des Reichsleiters Rosenberg[66]wurde eine Abgrenzung dahin erzielt, dass dieser seine Aktionen nur auf das nicht ffentliche Archivgut in jdischem und freimaurerischem Besitz beschrnkt und Beschlagnahmungen nur mit Hilfe der Dienststellen der Militrverwaltung durchfhrt. c) Mit der Kommission Jagow[67] des Auswrtigen Amtes arbeitete die Gruppe Archivschutz bei der Durchsicht der nach den Loire-Schlssern geflchteten, vom OKW sichergestellten Archiven des franzsischen Aussenministeriums[68] zusammen und wird diese nunmehr voraussichtlich in eigene Obhut nehmen, um sie nach Paris zurckzufhren und der deutschen Forschung zugnglich zu machen.

d) Einen unkontrollierten Eingriff in die Arbeit des Archivschutzes nahm die Zivilverwaltung in Lothringen bezw. die Gauleitung Saarpfalz vor, indem sie einen Teil der nach Ligug[69] bei Poitiers geflchteten Bestnde des Departemental- und Stadtarchivs Metz ohne Mitwirkung und Vorwissen des Chefs der Militrverwaltung zurckholte und dadurch hiesigen Massnahmen vorgriff.

5. Die franzsische Finanzverwaltung. I. Die Staatsfinanzen. 1. Stand der Organisation.

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Im Berichtszeitraum haben sich wesentliche Vernderungen im Franzsischen Finanzministeriumereignet. Diese Vernderungen stehen im Zusammenhang mit der Neubildung der franzsischen Regierung durch das Gesetz vom 6. September 1940 (J.O. Nr. 255[70]). Danach gibt es in Zukunft in Frankreich kein Handelsministerium (ministre du commerce) mehr. Die oberste Sachleitung ist auf dem Gebiet des Innenhandels auf das Franzsische Finanzministerium, auf dem Gebiet des Aussenhandels auf das Aussenministerium bergegangen. Dementsprechend besteht das Franzsische Finanzministerium in Zukunft aus zwei Hauptabteilungen:

1. Finanzabteilung (Generalsekretr Deroy[71]) Diese gliedert sich in: a) die "direction des budgets" (Direktor Dagnicourt[72]) b) die "direction du trsor" (Direktor Brunet[73]) c) die "direction des impts". 2. Handelsabteilung Diese gliedert sich in: a) die "direction de l'conomie gnrale["] (Direktor Zaffreya[74]) b) die "direction des finances extrieures et des changes" (Direktor Couve de Murville[75]) c) die "direction des accords commerciaux" (Direktor Leroy-Beaulieu[76]) d) die "direction des assurances".

Ausserdem gibt es im Franzsischen Finanzministerium einen directeur du personnel et du matriel(Direktor Labarre[77]) und nach wie vor die vier grossen Generaldirektionen: Direkte Steuern, indirekte Steuern, Enregistrement und Zoll. Die "direction des impts" bearbeitet alle diejenigen Angelegenheiten, die der Vereinheitlichung des franzsischen Steuer- und Zollrechts dienen und von gemeinsamer Bedeutung fr die vier grossen Generaldirektionen sind. Wegen der Neuorganisation des Franzsischen Finanzministeriums wird verwiesen auf das Gesetz ber die Organisation des Finanzministeriums vom 30. August 1940 (J.O. Nr. 221[78]) und auf das Decret ber die Ernennungen bei der zentralen Finanzverwaltung vom 4. September 1940 (J.O. Nr. 226[79]).

2. Stand der Abgabengesetzgebung in Frankreich. Die Neuorganisation des Franzsischen Finanzministeriums hat u.a. auch die Bedeutung, dass sie eine Neufassung der zum Teil stark veralteten franzsischen Haushalts-, Steuer- und Zollgesetze
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ermglichen soll. Zurzeit ist insbesondere beabsichtigt, die franzsische Einkommensteuer und den franzsischen Zoll zu modernisieren, den Zoll eventuell nach dem Vorbild der deutschen Reichszlle. Ein Vertreter des Franzsischen Finanzministeriums hat deshalb gebeten, ihm Material des Reichsfinanzministeriums ber Reichszlle zur Verfgung zu stellen. Mit Rcksicht auf diese bevorstehenden Aenderungen des materiellen franzsischen Finanzrechts ist das Franzsische Finanzministerium ersucht worden, in Zukunft alle beabsichtigten Massnahmen, die von Bedeutung fr die franzsischen Finanzen sind, dem Chef der Militrverwaltung so rechtzeitig mitzuteilen, dass dazu Stellung genommen werden kann.

3. Stand der ffentlichen Finanzen in Frankreich. Im Berichtszeitraum ist der Versuch gemacht worden, Unterlagen ber den gegenwrtigen Stand der ffentlichen Finanzen in Frankreich zu beschaffen.

a) Schwierigkeiten einer einwandfreien Ermittlung. Ob dieser Versuch Erfolg haben wird, hngt im wesentlichen vom guten Willen der franzsischen Regierung ab. Die franzsische Regierung wird sich vielleicht auf den Standpunkt stellen, dass Ausknfte ber Einnahmen und Ausgaben im unbesetzten Gebiet und in den Koloniennicht erteilt zu werden brauchen. Wahrscheinlich wird sie auch die finanzielle Lage des franzsischen Staates mglichst schlecht hinstellen, in der Absicht, ihre Lage bei zuknftigen Friedensverhandlungen und schon jetzt bei der Bemessung der Abschlagszahlungen fr Besatzungskosten zu erleichtern.

b) Verfahren zur Aufstellung einer Gesamtstatistik. Deshalb ist angeordnet worden, dass die Bezirkschefs ber die Feldkommandanturen eine eigene Statistikaller Steuer- und Zolleinnahmen durchfhren. Jede FK erhlt die erforderlichen Angaben durch den trsorier payeur gnral ihres Departements und meldet sie ber den Bezirkschef an den Chef der Militrverwaltung. Dieses Verfahren bietet den Vorteil, dass der Feldkommandant und der Bezirkschef in unmittelbarer Verbindung mit den Finanzbehrden des Departements bleiben. Zuknftig wird wie folgt verfahren werden:

a) Der trsoriers payeur genral [sic!] eines jeden Departements meldet allmonatlich zu einem bestimmten Zeitpunkt und nach einem vorgeschriebenen Schema das gesamte Steuer- und Zollaufkommen seiner Departements der FK in dreifacher Ausfertigung. Eine Ausfertigung bleibt bei den Akten der FK und dient dem Feldkommandanten zur jederzeitigen Unterrichtung ber die finanzielle Lage seines Departements. Die zweite Ausfertigung ist fr den Bezirkschef bestimmt, die dritte Ausfertigung geht an den Chef der Militrverwaltung ind [sic!] Frankreich und dient dort zur Aufstellung einer Gesamtstatistik.

b) Die Gesamtstatistik, die aus den Meldungen der FK zusammengestellt wird, soll spter auch als Kontrolle fr die Mitteilungen des Franzsischen Finanzministeriums dienen.

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c) Bisherige Feststellungen. Das Staatsbudget des Jahres 1940 ist noch in Kraft. Es unterscheidet sich von den Budget frherer Jahre dadurch, dass es aus zwei Teilen besteht, aus dem budget civil und aus dem (geheimen) budget militire [sic!]. Das budget civil ist ausgeglichen und liegt vor, das budget miliire [sic!] sollte nach Angaben des Budgetdirektors Dagnicourt lediglich mit Anleihen und Krediten finanziert werden. Das budget civil enthlt auch den zivilen Kolonialdienst, das budget militire [sic!] auch den militrischen Kolonialdienst. Ob und inwieweit das zivile Budget von 1940 eingehaltenwerden kann, darber vermochte der Budgetdirektor des Franzsischen Finanzministeriums keine klare Auskunft zu geben. Es besteht kein Zweifel, dass dieses Budget nicht eingehalten werden kann, weil der franzsische Staat im Laufe des Budgetjahres 1940 vor neue Verhltnisse und Aufgaben gestellt worden ist: Z.B. Wiederaufbau zerstrter Gebiete, Unterhalt und Rckfhrung der Flchtlinge, Abbau der Militrausgaben, Massnahmen zur Behebung der Arbeitslosigkeit, Massnahmen zur Wiederingangsetzung der Wirtschaft. Es sind deshalb Schritte unternommen worden, die zur Ermittlung der bisherigen tatschlichen Ausgaben des franzsischen Staates im Budgetjahr 1940 dienen sollen, und zwar Erhebungen bei der direction du trsor. Die direction du trsorist die vorgesetzte Dienststelle der "trsoriers payeurs gnraux" in den dpartements. Durch den trsor laufen nach franzsischem Recht alle Einnahmen des Staates (mit einigen wenigen Ausnahmen) und alle Ausgaben. Bei einem geregelten Geschftsbetrieb, wie er in Friedenszeiten bestand, wre es danach mglich, erschpfend Ausknfte ber die bisherigen Einnahmen und Ausgaben des franzsischen Staates im Jahr 1940 durch den directeur du trsor zu erhalten. Im gegenwrtigen Zeitpunkt bestehen hier aber Schwierigkeiten. Es fehlen dem trsor noch die Unterlagen aus vielen Departements.

II. Die Departements- und Gemeindefinanzen. Die Departements- und Gemeindefinanzen in Frankreich sind gleichfalls Gegenstand umfangreicher Erhebungen gewesen. Die Haushalte verschiedener Departements und grosser Gemeinden fr die Jahre 1936-1940 sind beschafft und zum Teil bereits an das Reichsfinanzministerium, Berlin, geliefert worden. Auch hier gilt, was zum franzsischen Staatshaushalt gesagt worden ist. Es besteht die grsste Wahrscheinlichkeit, dass der Haushalt 1940 in den wenigsten Fllen eingehalten werden kann. In fast allen Departements und grossen franzsischen Gemeinden sind die Haushalte 1939 und sogar die von 1938 infolge des Kriegs noch nicht abgerechnet worden. Es ist nicht zu erwarten, dass die Franzosen die Uebersicht dadurch erleichtern, dass sie jetzt den Rechnungsabschluss beschleunigen.

III. Das Steuer- und Zollaufkommen. Nach den bisher eingegangenen statistischen Meldungen der Bezirkschefs (s.oben Ziffer 3) scheint das Steueraufkommen zu steigen. In den vom Krieg unberhrten Gebieten ist das Steuer- und Zollaufkommen teilweise hher als in den entsprechenden Zeitabschnitten der Jahre 1939 und 1940.

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Das Departement Charente infrieure (Bordeaux) z.B. hat an direkten Steuern fr Juli 1940 ein Aufkommen von r[un]d. 32 Millionen ffrcs gemeldet gegenber 22,5 Millionen ffrcs im Juli 1939. Diese erhhten Einnahmen sind zum Teil darauf zurckzufhren, dass Frankreich seit Kriegsbeginn seine Steuerarten vermehrt und die Steuerstze erhht hat. Zum Teil sind sie auch ein Ergebnis der Umsatzsteigerung durch Ausverkauf vieler Waren. Es kann daraus nicht der Schluss gezogen werden, dass die finanzielle Kraft Frankreichs in Zukunft steigen wird.

IV. Stand der Grenzberwachung. Im Laufe der Berichtsfrist ist der deutsche Zollgrenzschutz in Frankreich an der Demarkationslinie neu eingesetzt worden. Damit steht jetzt deutscher Zollgrenzschutz an allen Grenzen des besetzten franzsischen Gebiets mit Ausnahme der franzsisch-belgischen Grenze. Hier hatte in den Departements Nord und Pas de Calais der Militrbefehlshaber in Belgien und Nordfrankreich den franzsischen Grenzaufsichtsdienst wieder eingesetzt. Es war auch beabsichtigt, ihn im Departement Ardennes wieder in Ttigkeit treten zu lassen. Dies soll aus Abwehrgrnden unterbleiben. Ein Grenzschutz ist aber auch hier unbedingt erforderlich. Knnen die Wehrmacht oder der deutsche Zoll ihn nicht stellen, so muss der franzsische Grenzaufsichtsdienst wieder eingesetzt werden. Der franzsische Zollbeamte ist im Abwehrdienst ausgebildet. Sitzt er arbeitslos in Zivil in seiner Wohnung, so ist er jeder Kontrolle entzogen und hat mehr Gelegenheit, sich im aktiven Spionagedienst zu bettigen, als wenn er unter deutscher Kontrolle in Uniform - wenn auch mit Waffen - an der Grenze seinen Dienst tut. Auch an anderen Grenzen[,] an denen nach Einsatz des deutschen Zollgrenzschutzes der franzsische Service des brigades nunmehr zurckgezogen ist, bedarf die Frage der nutzbringenden Verwendung dieser franzsischen Zllner schleuniger Lsung. Der franzsische Zollabfertigungsdienst ist an allen Grenzen des besetzten franzsischen Gebiets in Ttigkeit. Dies gilt mit den folgenden Einschrnkungen: a) An der schweizer [sic!] Grenzekan [sic!] von einer Ttigkeit kaum gesprochen werden, da die Grenze gesperrt ist,

b) an der Grenze gegenber Elsass-Lothringen steht noch kein franzsischer Zoll, c) an der Grenze im Departement Ardennes sind keine franzsischen Zollbeamten vorhandene [sic!], deshalb konnte noch kein Abfertigungsdienst wieder eingerichtet werden,

d) an der Demarkationslinieist selbstverstndlich kein Raum fr franzsischen Zoll.

6. Das franzsische Medizinalwesen. 1. Personalien.


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Die rztliche Betreuung der Zivilbevlkerung gestaltet sich allmhlich etwas besser, da nach und nach demobilisierte Aerzte an ihren Wohnort zurckkehren und ihren Dienst am Wohnort bei ihren Kranken aufnehmen. Im Dep.[artement] Seine et Oise haben auch Spezialrzte von Krankenhusern ihren Posten wieder benommen [sic!], sodass sich der Wiederaufbau des Krankenhauswesens normal, wenn auch langsam vollzieht.

2. Seuchen. In Rouen[80] und St. Malo[81] herrscht noch Typhus unter der Zivilbevlkerung. Die Epidemie ist an beiden Orten zum Stillstand gekommen. Vereinzelte Typhusflle sind in Fitz-James, Dep.[artement] Oise und in Clermont[82] vorgekommen (im Bereich der F.K. 580[83]). Die Ruhr in [sic!] Dep.[artement] Oise ist zum Stillstand gekommen und flaut ab. Eine kleine Ruhrepidemie (6 Erwachsene, 6 Kinder krank, davon 3 Kinder und 1 Frau tot) herrscht zur Zeit in Bailly (Gemeinde Romainvillers, Dep.[artement] Seine et Marne)[.] Die Seuchenlage bietet unter Bercksichtigung geringer Schwankungen ein befriedigendes Bild. Die Meldungen ber die ansteckenden Krankheiten sind noch ungenau, da die Schwierigkeiten direkter oder wirtschaftlicher Verbindung zwischen deutschen und franzsischen Behrden noch nicht berall vllig berwunden sind. Die Gruppe med[84] steht jetzt in laufender Verbindung mit dem Obergeneralsekretariat fr das franz. Gesundheitswesen.

7) Veterinaerwesen. I. Allgemeines. 1. Personalien: Im Vergleich zur vorigen Berichterstattung ist eine wesentliche Aenderung nicht eingetreten. Die Einreiseschwierigkeiten bestehen weiter. Die Rueckkehr kriegsgefangener Tieraerzte zoegert sich auch jetzt noch hinaus.

2. Veterinaerpolizeiliche Einrichtungen. Die Ermittlungen ueber die tieraerztlichen wichtigen Einrichtungen wurden zum Teil durch dienstliche Besichtigungen fortgesetzt. Die Ergebnisse sind vor allem deswegen und auch auf laengere Sicht noch nicht spruchreif, weil die Stoerungen in der gesamten Wirtschaft sich in dem Betriebseinsatz und Umfang dieser Unternehmen so stark auswirken, dass Schlussfolgerungen nur sehr bedingt zu ziehen sind.

II. Tierseuchenstand. Nach der von dem Landestierarzt erstmalig nach dem Stande vom 31.8.40 vorgelegten Uebersicht ueber den Tierseuchenstand im Okkupationsgebiet herrschten folgende Seuchen:

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1 2 3 4 5 6 7

Tollwut Rauschbrand Pferderaeude Schafraeude Maul- u.[nd] Klauenseuche Schweinerotlauf Schweinepest

1 6 7 5 31 10 7

Dep[ar]t.[ement] " " " " " "

1 Fall 14 Tiere 41 Pferde 6 Schafherden 2274 Gehoefte 68 Gehoefte 11 Gehoefte

Besonderheiten sind nicht zu vermerken. Ueber den Seuchenstand und ueber die Aufgaben des Veterinaerwesens und der Beteiligung an diesen von deutscher Seite machten der deutsche Referent sowie ein Vertreter der franz. Regierung Ausfuehrungen vor der internationalen und der franzoesischen Presse[85]. Die Sondererhebungen ueber den Ablauf der Tollwut seit Beginn d[iese]s.J[ahre]s. sind noch nicht abgeschlossen. Vermutlich ist die Feststellung der Tollwut nicht wie in Deutschland in jedem Falle abhaengig von einer diagnostischen Impfung, sondern erfolgt gelegentlich nur aufgrund klinischer Wahrnehmungen, wodurch natuerlich Unsicherheiten moeglich sind. Auch in dieser Hinsicht wird eine Klarstellung angestrebt. Gefluegelseuchen sind in Frankreich nicht anzeigepflichtig, sollen aber auch keine wesentliche Rolle spielen. Trotzdem werden sie Gegenstand weiterer Beobachtungen bleiben.

8. Das franzsische Justizwesen. A. Rechtswesen. I. Die franzsische Gesetzgebung. Auf dem Gebiet der franzsischen Gesetzgebung sind die durch die Besetzung entstandenen Rechtsfragen nunmehr geklrt. Smtliche rechtssetzenden Entwrfe der franzsischen Regierung werden - wie oben erwhnt - dem Chef der Militrverwaltung vorgelegt werden, der binnen 6 Tagen Einspruch gegen die Verkndung erheben kann. Die Mglichkeit des Einspruchs hat nicht die Bedeutung, dass der Chef der Militrverwaltung die Verantwortung fr den Inhalt der verkndeten Gesetze oder Verordnungen bernimmt. Ebensowenig hindert sie den Chef der Militrverwaltung[,] nachtrglich die Aufhebung oder Abnderung der verkndeten Gesetze oder Verordnungen zu verlangen oder diese selbst vorzunehmen.

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II. Deutsche Vorbeugungs- und Strafmassnahmen gegenber der Bevlkerung bei Sabotageakten. Die Vorbeugungs- und Strafmassnahmen gegenber der Bevlkerung bei Sabotageakten sind in einem in der Anlage abschriftlich beigefgten, an die Bezirkschefs, Feld- und Kreiskommandanten gerichteten Geheimerlass vom 12.9.1940[86] abschliessend geregelt worden. Der Erlass wird auch den in den besetzten franzsischen Gebieten stehenden Armeen bekanntgegeben. Die Zustndigkeiten zur Verlngerung der einzelnen Massnahmen sind weitgehend zentralisiert und liegen ausschliesslich bei Dienststellen der Militrverwaltung. Entgegenstehende Befehle der Truppe mssen als aufgehoben betrachtet werden.

III. Strafgewalt der deutschen Kreis- und Feldkommandanten. Die Frage einer Strafgewalt der Kommandanten ist geklrt. Den Kreiskommandanten ist durch die im VOBIF Nr. 8 Seite 86 erschiene [sic!] VO vom 10.9.1940 eine polizeiliche Strafgewalt innerhalb eines bestimmten Strafrahmens (Haft bis zu 6 Wochen, Geldstrafe bis zu 30 000.- Reichsmark) eingerumt worden[87]. Die Feldkommandantenhaben nach 1 Absatz 2 dieser VO eine Strafbefugnis nur, soweit ein rtlich zustndiger Kreiskommandant nicht vorhanden ist. Dem Wunsch einiger Feldkommandanten, auch ihnen eine allgemeine polizeiliche Strafgewalt zu verleihen, ist nicht entsprochen worden, weil die Strafrechtspflege unter konkurrierenden Zustndigkeiten erfahrungsgemss leidet und ein Einfluss der Feldkommandanten auf diesem Gebiet durch ihre Eigenschaft als Gerichtsherren bereits sichergestellt ist.

IV. Regelung der Zivilgefangenenfrage. Fr die Behandlung von Zivilgefangenen sindallgemeine Anordnungen in Vorbereitung. Es handelt sich um solche Gefangene[,] deren Freilassung nach dem Wortlaut von Ziffer 19[88] des Waffenstillstandsvertrages nicht ohne weiteres verlangt werden kann. a) Nichtdeutsche, die sich wegen Straftaten zugunsten Deutschlands, Italiens oder NationalSpaniens in Haft befinden, und b) Defaitisten; die Waffenstillstands-Kommission hat es in Bezug auf beide Gruppen dem Chef der Militrverwaltung berlassen, ob er von der franzsischen Regierung die Entlassung dieser Gefangenen fordern will. Bevor eine allgemeine Freilassung angeordnet wird, soll dem Auswrtigen Amt Gelegenheit zur Aeusserung gegeben werden. c) Deutsche, die sich wegen nicht-politischer Straftaten in Strafhaft befinden. Erhebungen ber die einzelnen Flle sind eingeleitet. Je nach der Zahl dieser Gefangenen wird daran gedacht werden, die Strafen in einer im besetzten Gebiet befindlichen, aber unter deutscher Leitung stehenden Strafanstalt zu vollziehen oder die Gefangenen in das Reich zu verbringen. d) Deutsche Fremdenlegionre, die wegen Desertion aus der Fremdenlegion verurteilt sind. Hierwegen ist Fhlung mit dem Auswrtigen Amt aufgenommen worden, um eine einheitliche, alle deutschen Fremdenlegionre umfassende Regelung zu erreichen. Reichs- und Volksdeutsche, die infolge des Krieges interniert wurden, und nach Ziffer 19 des

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Waffenstillstandesvertrages zu entlassen sind, werden der franzsischen Regierung in regelmssigen Zusammenknften mit deren Vertretern namhaft gemacht. Das gleiche gilt fr Reichs- und Volksdeutsche, die sich wegen Straftaten zugunsten Deutschlands in Haft befinden. Die Erledigung dieser Flle, deren Meldung zeitlich meist weit zurckliegt, ist durch den eingeschrnkten post-alischen [sic!] Verkehr mit dem unbesetzten Gebiet ausserordentlich erschwert.

V. Entschdigung deutscher Staatsangehriger. Auch die Entschdigung deutscher Staatsangehriger wird eine umfassende Regelung erfahren. a) Die Rckgabe der bei Ausbruch des Krieges beschlagnahmten deutschen Vermgenwird aufgrund einer von der Waffenstillstandskommission mit der franzsischen Regierung getroffenen Vereinbarung[89] durch einen Erlass des franzsischen Justizministers[90] an die franzsischen Generalstaatsanwlte und durch eine gleichzeitig ergehende Verordnung des Chefs der Militrverwaltung in die Wege geleitet[91]. Fr Verluste, die whrend der Sequestration entstanden sind, hat die franzsische Regierung Ersatz zu leisten.

b) Personenschden, die Reichsangehrige im besetzten Gebiet infolge der eigentlichen Kriegshandlungen erlitten haben, werden nach einem an die Bezirkschefs und Kommandanten ergangenen Erlass vom 20.9.40[92] von den Versorgungsmtern des Reiches behandelt. Die Feldkommandanten knnen jedoch Vorschsse leisten. c) Bezglich der Sachschden, die infolge deutschfeindlicher Massnahmen (z.B. Internierung) oder sonstiger Kriegsereignisse entstanden sind, ist eine Ersatzleistung aus Mitteln des Chefs der Militrverwaltung beabsichtigt. Sobald die finanzielle Seite geklrt ist, wird eine entsprechende Verordnung ergehen.

VI. Deutsche Verordnungen strafrechtlichen Inhalts: Das im besetzten Gebiet geltende deutsche Strafrecht erfhrt durch die Strafbestimmungen neu ergehender Verordnungen besonders auf dem Gebiet des Wirtschaftsstrafrechts eine stndige Erweiterung. Hierbei wird der Grundsatz verfolgt, Strafvorschriften mit besonderem Strafrahmen im Interesse der Uebersichtlichkeit auf ein Mindestmass zu beschr nken. In den meisten Fllen gengt eine Verweisung auf 4 der Kriegssonderstrafrechtsverordnung[93].

VII. Deutsche Verordnungen strafprozessuralen Inhalts. (a) Auf dem Gebiet des gerichtlichen Strafverfahrens wird der geltende Rechtszustand (Kriegsstrafverfahrensordnung, Verordnung des Chefs der Militrverwaltung ber die Rechtspflege im besetzten Gebiet vom 23. Juli 1940)[94] solange beibehalten werden knnen, als das besetzte Gebiet
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Operationsgebiet ist. Hrt es auf, Operationsgebiet zu sein, so wird fr die Deutschen, die jetzt nach 3 Absatz 1 Kriegsstrafverfahrensordnung[95] der Wehrmachtsgerichtsbarkeit unterstehen, eine deutsche Sondergerichtsbarkeit eingefhrt oder die Zustndigkeit der Wehrmachtsgerichte auch fr die zuknftige Besatzungszeit begrndet werden mssen.

(b) Hinsichtlich derjenigen Straftaten, welche Deutsche im besetzten Gebiet begangen haben, bevor dieses Operationsgebiet war, ist beim OKH eine Ergnzung des 3 Kriegsstrafverfahrensordnung vorgeschlagen worden. Um zu verhindern, dass vor franzsischen Gerichten Strafverhandlungen gegen Deutsche wegen derartiger Straftaten stattfinden, bevor die Zustndigkeit der Wehrmachtsgerichte begrndet ist, sind die Bezirkschefs und Kommandanten angewiesen worden, in solchen F llen auf die Absetzung des Verhandlungstermins hinzuwirken.

VIII. Rechtshilfsverkehr. Fr den Rechtshilfsverkehr der Justizbehrden im Deutschen Reich mit den franzsischen Justizbehrden des besetzten Gebietes hat der Reichsminister der Justiz[96] am 13. September 1940 eine auf die Zivilrechtspflege beschrnkte Allgemeine Verfgung verffentlicht[97]. Der Reichsprotektor in Bhmen und Mhren[98] hat fr den Verkehr der Gerichte im Protektorat mit den franzsischen Gerichten ebenfalls nhere Bestimmungen erlassen[99]. Beide Anordnungen greifen der hier geplanten Regelung (Verordnung ber den Rechtshilfeverkehr) nicht vor, weil sie nur an die Behrden des Reiches bzw. des Protektorats gerichtet sind, whrend sie die Richtlinien an die franzsischen Justizbehrden des besetzten Gebietes dem Chef der Militrverwaltung vorbehalten.

IX. Patentwesen. Der Austausch der seit Kriegsausbruch erschienen [sic!] deutschen und franzsischen Patentschriftenzwischen dem Reichspatentamt und der Proprit Industrielle ist auf Wunsch des Reichsministers der Justiz wieder in die Wege geleitet worden.

B. Personalverhltnisse. XII. [sic!] Nachdem die franzsischen Behrden in den meisten Dpartements ihre Ttigkeit wieder aufgenommen haben, kann bersehen werden, inwieweit die gegenwrtige Personalbesetzung einen Fortgang der franzsischen Rechtspflege erlaubt. In einigen Bezirken wird Klage darber gefhrt, dass die franzsischen Justizbeamten in ihre Dienstsitze noch nicht zurckgekehrt seien und dass deshalb zu Notlsungen geschritten werden musste. Der Vertreter der franzsischen Regierung ist zu einem Bericht ber den augenblicklichen Personalbedarf aufgefordert werden. Sollte dem Mangel auf andere Weise nicht abgeholfen werden knnen, so werden fr die Rckkehr franzsischer Richter aus dem unbesetzten Gebiet und vor ihre Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft Erleichterungen geschaffen werden mssen. Auf dem Gebiet der Strafrechtspflege hat die ungengende Personalbesetzung infolge des durch die Kriegsverhltnisse eingetretenen Rckgangs der Kriminalitt

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zu erheblichen Misstnden noch nicht gefhrt.

9.) Propaganda. A. Presse 1) Augenblickliche Lage der Presse. Der Einmarsch der deutschen Truppen, verbunden mit der Evakuierung der Bevlkerung, und die Zerstrungen des Krieges haben eine Reihe von Zeitungen zum Erliegen gebracht. Ermittlungen der Propagandaabteilung ber die Zahl der Zeitungen und ihre Auflagestrke sind zurzeit im Gange. Die fhrenden Zeitungen in Paris sind zurzeit [La] France au travail, Aujourd'hui, le Matin, Paris Soir. Neu erschienen ist jetzt der "Oeuvre". Die Ausfuhr dieser Zeitungen auch ins unbesetzte Gebiet wird gefrdert. Es ist beabsichtigt, in der nchsten Zeit auch den "Petit Parisien" wieder erscheinen zu lassen; dagegen haben "Dernire [sic!] nouvelles" ihr Erscheinen eingestellt. 2) berwachung und Information der Presse. a) berwachung. aa) Zustndigkeit der Propaganda-Staffeln. Die Pressezensur ben die Prop.[aganda] Staffeln aus, und zwar auf Grund von Anweisungen, die sie von der Prop.[aganda] Abt.[eilung]bekommen. Nur dort, wo sich noch keine Dienststellen der Prop.[aganda] Abt.[eilung] befinden, liegt die Zensur in den Hnden der Feld- und Ortskommandanturen. Die Anweisungen bestimmen sowohl die Grundlinien der Pressepolitik als auch die Behandlung besonders akuter Fragen im Einzelfall.

bb) Mitarbeit der Militrverwaltung - Verwaltungsstab. (1) Von diesen Anweisungen wird laufend dem Referenten des Chefs der Militrverwaltung Verwaltungsstab Kenntnis gegeben. (2) Besondere Abmachungen bestehen bezglich der Bcher- und Zeitschriftenzensur. Die Bcherzensurwird in der Weise gehandhabt, dass der Verband der Verlagsbuchhndler eine verantwortliche Vorzensur bernimmt, und zwar nach den ihnen von der Prop.[aganda] Abt.[eilung] gegebenen Richtlinien. Nur zweifelhafte Flle werden der Prop.[aganda] Abt.[eilung] zur Entscheidung vorgetragen. Soweit es sich nicht um politische[,] sondern fachliche Angelegenheiten handelt, also insbesondere Bcher der Fachpresse, werden diese in diesen Fllen den Fachreferenten im Verwaltungsstab zugeleitet. (3) Eine hnliche Anordnung ist bezglich der Fachzeitschriften geplant. Die fachwissenschaftliche Prfung wird hier gleichfalls nicht von der Prop.[aganda] Abt.[eilung][,] sondern vom Verwaltungsstab des Chefs der Militrverwaltung bernommen werden, whrend die politssche [sic!] Zensur bei der Prop.[aganda] Abt.[eilung] verbleibt.
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(4) Schliesslich gilt eine entsprechende Regelung auch fr die Schulbcher, deren fachwissenschaftliche berprfung gleichfalls nicht die Prop.[aganda] Abt.[eilung][,] sondern der Verwaltungsstab Abt.[eilung] Verwaltung vornimmt. Durch besondere Verordnung vom 30.8. Verordnungsblatt Seite 79[100] sind eine Reihe von Geschichtsbcher[n] wegen ihrer Angriffe auf das deutsche Volk und seine Wehrmacht verboten worden.

cc) Mitwirkung der franzsischen Behrden. Nach einer Mitteilung des Paris Soir[101] wird ein neues Pressegesetz von den Franzosen ausgearbeitet. Es soll sich auch auf den Rundfunk erstrecken. Zunchst ist vorgesehen, dass die Zeitungsbesitzer die Namen ihrer gesamten Mitarbeiter der Regierung mitzuteilen haben. Im besetzten Gebiet sind franzsische Dienststellen an der Zensur der Presse nicht beteiligt. Nur in Bordeaux hat sich bereits vor Einrichtung der Prop.[aganda] Staffeln die Handhabung in der Weise entwickelt, dass hier die Zensur gemeinsam von der Feldkommandantur und Prfektur ausgebt wird. Inzwischen sind verschiedene Prfekten wegen Presseauslassungen, insbesondere in der Bretonenfrage[102], gegen einzelne Zeitungen vorgegangen. Auf einen Hinweis deutscherseits, dass Massnahmen gegen die Presse allein Sache der deutschen Stellen sei, haben die Vertreter der franzsischen Regierung hier vorgesprochen und gebeten, das Beispiel von Bordeaux zur Regel zu machen. Eine Mitwirkung der franzsischen Zensur in der Form, dass Zeitungen allgemein nicht nur den deutschen, sondern auch den franzsischen Stellen zur Zensur vorgelegt werden, drfte im Hinblick darauf, dass die Pressepolitik ausschliesslich von deutscher Seite bestimmt werden muss, kaum mglich sein. Ob und inwieweit den Wnschen der Franzosen Rechnung getragen werden kann, wird zurzeit geprft. b) Information der Presse ber Angelegenheiten der Militrverwaltung. Die franzsische Presse erhlt laufend Material ber die Ttigkeit der deutschen Militrverwaltung. aa) Information ber die Lage. Die Referenten des Verwaltungsstabes geben das fr die Presseverffentlichung geeignete Material auf folgendem Wege der Presse: (1) Der Referent nimmt auf Einladung an einer Pressekonferenz teil, wo er den Berichterstattern der franzsischen und auslndischen Presse einen kurzen Vortrag hlt, oder (2) der Referent bergibt eine kurze Darstellung der Prop.[aganda] Abt.[eilung] oder Staffel zur Verwendung als Pressenotiz, oder (3) der Referent bespricht die interessierenden Angelegenheiten seines Fachgebietes mit dem zustndigen Referenten der Prop.[aganda] Staffel, der seinerseits hierber einen Artikel der franzsischen Presse zugehen lsst.

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Welcher Weg im einzelnen begangen wird, hngt von der Lage des Einzelfalles ab. In der Berichtszeit wurde auf diese Weise der Presse Material geliefert ber die Kohleversorgung, die Lage auf dem Arbeitsmarkt, ber den Schutz der Kunstwerke und Archive, ber den Stand der Viehseuchen, ber die Lebensmittelbewirtschaftung und anderes mehr.

bb) Bekanntmachungen. Ausserdem erhalten die Zeitungen zum Abdruck diejenigen Verordnungen und Bekanntmachungen, auf deren Verffentlichung Wert gelegt wird; die Presse erhlt zudem kurze Pressenotizen seitens des zustndigen Referenten ber Inhalt und Zweck der Verordnung.

3) Bisherige Erfahrungen. Die Zusammenarbeit zwischen Prop.[aganda] Abt.[eilung] bzw. -Staffeln, der Militrverwaltung Verwaltungsstab und der franzsischen Presse hat sich gut eingespielt. Im einzelnen hat sich folgendes gezeigt:

a) Umfang der Presseberwachung. (aa) Ausdehnung der Zensur auf Karten, Bilder und Traktate. Ausser Bchern, Zeitungen, Zeitschriften und Flugblttern mssen auch vor allem Skizzen und Kartenzeichnungen der Zensur unterworfen werden. Wiederholt waren jetzt ffentlich ausgehngte Karten zu beschlagnahmen, welche die Demarkationslinie und die verbotene Zone vllig falsch wiedergaben. Ebenso werden jetzt vielfach Ansichtskarten hergestellt, welche die Zerstrung der Ortschaften zeigen. Auch die in den Kirchen verteilten Traktate mit oft pol.[itischem] Inhalt mssen im Auge behalten werden. Fr deutschfeindliche Flugbltter ist durch Verordnung vom 14. September 1940 Verordnungsblatt S. 88[103] allgemein die Ablieferung vorgeschrieben.

(bb) Rechtsgrundlage. Zu all diesen Massnahmen bedarf es einer grundstzlichen Regelung, welche in Zukunft die Rechtsgrundlage fr die gesamte Zensurttigkeit der deutschen Dienststellen bildet. Eine solche Verordnung ist in Vorbereitung.

b) Information der Presse. (aa) Rechtzeitige Information. Auf besonders wichtige Massnahmen der deutschen Militrverwaltung muss die Presse die Bevlkerung rechtzeitigvorbereiten. Deswegen muss das Material der Presse schon recht frh zugefhrt werden.

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(bb) Betonung des Grundsatzes, dass die deutsche Militrverwaltung nur die Aufsicht fhrt, nicht selbst verwaltet. Sowohl in den Pressenotizen als auch in den Pressekonferenzen muss jedoch - von wenigen Ausnahmen abgesehen - der Eindruck vermieden werden, als ob es sich bei den Mancherlei [sic!] Massnahmen der franz. Verwaltung, die diese allerdings vielfach auf Veranlassung der Milit rverwaltung hin durchfhrt, um Massnahmen der Militrverwaltung selbst handelt. So ist beispielsweise auf dem Gebiet der Lebensmittelbewirtschaftung bei der Pressebesprechung nicht ein Vertreter der Milit rverwaltung, sondern ein Vertreter der franzsischen Regierung herausgestellt worden. Soweit Referenten in Pressekonferenzen sprechen, wird insbesondere den auslndischen Berichterstattern gegenber immer wieder betont, dass die Militrverwaltung nur die Aufsicht ausbt, nicht aber beispielsweise selbst den Kampf gegen die Arbeitslosigkeit fhrt. Dieser Grundsatz muss umsomehr betont werden, als die franzsische Presse offensichtlich die entgegengesetzte Tendenz hat. Sie legt bei unpopulren Massnahmen Wert darauf, die Verantwortung den Deutschen zuzuschieben, und die franz sische Regierung hat das gleiche Bestreben. Bezeichnend sind die nachfolgenden Ausfhrungen; in der bekannten Zeitschrift L'Illustration vom 21.9. dort heisst es:

bersetzung:
"Nach den Bestimmungen des Waffenstillstandsvertrages haben die franzsischen Behrden die Pflicht, die Rechte der besetzenden Macht zu respektieren, die bermittlung von Befehlen und Anweisungen sicherzustellen, ber ihre strikte Durchfhrung zu wachen, aber ohne diese auf ihr Konto schreiben zu lassen und mit der Mglichkeit, der Bevlkerung den Unterschied zwischen den Massnahmen, welche auf franzsischer Initiative und denen, die auf andere Initiative ergriffen werden, merken zu lassen.["] (cc) Information der Presse durch franzsische Regierungsvertreter. Aus diesem Grunde werden bei Pressebesprechungen in Zukunft noch mehr als bisher Vertreter der franz. Regierungzu Worte kommen, zumal die Presse heute vielfach von der franzsischen Bevlkerung als eine ins franzsisch bersetzte deutsche Presse angesehen wird. Allerdings hat sich bei den ersten Versuchen gezeigt, dass die franzsischen Regierungsvertreter dazu neigen, unerwnschte Angaben zu machen.

II. Film. a) Allgemeines. Die deutschen Wochenschauen finden allgemein Interesse, wenn auch hin und wieder zu beobachten ist, dass Kinobesucher das Kino erst betreten, wenn die Wochenschau abgelaufen ist. In der Berichtszeit wurden ber das Filmwesen 2 Verordnungen erlassen.

b) Zulassung. 1) Zulassung von Filmen.


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Durch Verordnung vom 9.9. - Verordnungsblatt Seite 80[104] - ist die Zensurpflicht fr alle ffentlich aufzufhrenden Filme vorgeschrieben worden. Zustndig fr die Zensur ist die vom Chef der Militrverwaltung bestimmte Filmprfstelle. 2) Zulassung von Filmtheatern. Durch Verordnung vom 9.9. - Verordnungsblatt Seite 81[105] - ist die Genehmigungspflicht fr die Erffnung von Filmtheatern vorgeschrieben worden. Zustndig fr die Genehmigung ist der Chef der Militrverwaltung, der mit der Durchfhrung die Gruppe Film der Prop.[aganda] Abt.[eilung] beauftragt hat. Das gleiche gilt fr Filmverleihinstitute.

c) Theater. Im Interesse der Theaterbesucher wurde in Paris die Sperrstunde fr die Zivilbevlkerung von 23 Uhr auf24 Uhr verschoben.

d) Konzerte. Die deutschen Militrkonzerte (Platzkonzerte) finden bei der Zivilbevlkerung im allgemeinen wenig Beachtung.

e) Rundfunk. 1) Franzsischer Rundfunk. Der Rundfunk im besetzten Gebiet bekommt sein Informationsmaterial gleichfalls durch die PropagandaAbteilung, welche auch die Zensur bernimmt. Besondere wichtige Mitteilungen des Verwaltungsstabes der Militrverwaltung, insbesondere der Abteilung Wirtschaft, werden nicht nur durch die Presse, sondern auch durch den Rundfunk bekanntgegeben.

2) Englischer Rundfunk. Der englische Sender wird immer noch stark gehrt. Eine weitere Verstrkung der Strungen ist in Vorbereitung[106]. Durch eine Verordnung vom 10. Mai d[iese]s.J[ahre]s. - Verordnungsblatt Seite 6 - ist nur das ffentliche oder im Gemeinschaftsempfang erfolgende Abhren nichtdeutscher Rundfunksendungen verboten worden[107]. Eine Ausdehnung des Verbotes auf das Einzelabhren ist aus grundstzlichen Bedenken bisher unterblieben, ebenso eine Beschlagnahme der in Privathnden befindlichen Radioapparate. Nur auf den besetzten englischen Kanalinseln[108] wird sich die Einziehung nicht vermeiden lassen. Von dem vorstehenden Abhrverbot werden durch eine demnchst erscheinende Verordnung Ausnahmen zugelassen, und zwar fr die deutschen Sender, die franzsischen, hollndischen, belgischen, luxemburgischen, norwegischen Sender, die Sender des Protektorates Bhmen und die Sender des Generalgouvernements. Auf das Abhrverbot wird durch Plakatanschlag besonders hingewiesen werden.

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10. Die franzsischen Verkehrsverhltnisse. I. Kraftfahrzeugverkehr a) Erfassung. Um die gegebenen Verkehrsprobleme lsen zu knnen, war zunchst die Erfassung des vorhandenen Kraftfahrzeugbestandes notwendig. Die erforderlichen Massnahmen wurden angeordnet. Da die Erfassung der Kraftfahrzeuge nach den franzsischen Bestimmungen nur sehr mangelhaft und unzureichend war, ist die Gegenberstellung von Jetztbestand und Friedensbestand nur lckenhaft. Im allgemeinen kann mit einem Rckgang im Kraftfahrzeugbestand von 40-50% gerechnet werden. b) Auffllung des Fahrzeugbestandes. Um diesen Rckgang wenigstens teilweise aufzuholen, wurde in Ausfhrung der Waffenstillstandsbedingungen mit der franzsischen Regierung die Rckfhrung von 20 000 Kraftfahrzeugen aus dem unbesetzten Gebiet in das besetzte Gebiet vereinbart. Die Fahrzeuge laufen bereits ber bestimmte bergangspunkte ein. (Nheres hierber s. unter Ziff.[er] VI). c) Einschrnkungen zwecks Treibstoffersparnis. (a) Zum Zwecke der Treibstoff- und Reifenersparnis wurde der zivile Kraftfahrzeugverkehr durch Verordnung vom 25. August 1940[109] dahin eingeschrnkt, dass nur lebensnotwendige Fahrten durchgefhrt werden drfen. Zur Einhaltung dieser Vorschrift wurden verschrfte Kontrollen eingesetzt. Die Bezirkschefs wurden angewiesen, bei Zuwiderhandlungen mit den schrfsten Strafen, insbesondere mit der entschdigungslosen Einziehung des Kraftfahrzeugs vorzugehen. (b) Weitere Einschrnkungsmassnahmen, wie die Einschrnkung von Fernfahrten und Geschwindigkeitsbegrenzungen bei Wagen mit Reifen, die eine bestimmte Dimension berschreiten, stehen in Erwgung.

d) Verteilung der fabrikneuen Fahrzeuge. Fr die Verteilung der Kraftfahrzeuge aus der franzsischen Neuproduktion wurde in Anlehnung an die im Reiche geltenden Bestimmungen das Bezugscheinverfahren eingefhrt. Da gegenwrtig die gesamte Neuproduktion fr die Wehrmacht beschlagnahmt ist, ist die Zuweisung von Kraftfahrzeugen an die franzsische Wirtschaft auf Einzelflle beschrnkt. Es ist in Aussicht genommen, im Einvernehmen mit den zustndigen Stellen der Wehrmacht, Beutefahrzeuge und nicht mehr frontdiensttaugliche Kraftfahrzeuge im Wege des Bezugscheinverfahrens der franzsischen Wirtschaft zuzufhren.

e) Sonstiges.

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Zur Erleichterung der Transportdurchfhrung, insbesondere bei Massentransporten ist die Erreichtung [sic!] einer Zweigniederlassung der deutschen Speditions-A.G.in Paris in die Wege geleitet. Eine Regelung des auf ein Mindestmass einzuschrnkenden Gterverkehrs nach dem Muster des Reichs-Kraftwagen-Betriebsverbandes[110] ist in Aussicht genommen.

II. Sonstiger Personenverkehr. a) Allgemeines. Im Personenverkehr konnte das vorhandene Verkehrsbedrfnis bisher befriedigt werden. Immerhin ist in Zukunft infolge der oben erwhnten Einschrnkungen mit einer Versteifung der Verkehrslage zu rechnen.

b) Strassenbahn. Die Strassenbahnen sind mit wenigen Ausnahmen in Betrieb. Wehrmachtangehrige geniessen freie Fahrt.

c) Untergrundbahnen. In Paris hat die Untergrundbahn (Metro) vollen Verkehr. Die tgliche Frequenz betrgt 2 500 000 Fahrgste, d.i. um 25% mehr als im Frieden. Die tgliche Einnahme hat bereits 3 000 000 fr[an]cs. erreicht.

d) Omnibuslinien. aa) Zum Verkehr an die Endhaltestellen der Metro von den Vororten aus hat die Gesellschaft fr ffentliche Personentransporte in Paris (S.T.C.R.P.[111]) bisher 11 Omnibuslinieneingerichtet. Diese Gesellschaft hat einen Friedensbestand von 3500 Wagen. Der gegenwrtige Bestand bestrgt [sic!] 1300 Wagen, von denen 150 im Betrieb sind. bb) Im Strassenverkehr spielt gegenwrtig das Fahrrad als Ersatzbefrderungsmittel eine sehr grosse Rolle. Wenn bei Eintritt von Schlechtwetter diese Fahrten nicht mehr unternommen werden knnen, wird sich zwangslufig eine Vermehrung der Omnibuslinien ergeben. Auch die noch immer anhaltende Rckkehr der Flchtlinge und die dadurch bedingte weitere Belebung der Wirtschaft wird eine Verdichtung der Omnibuslinien erfordern, die nur durchgefhrt werden kann, wenn Treibstoff und Bereifung gesichert sind. cc) Zur Ersparung von Benzin und Diesel im Omnibusverkehr sind bereits umfangreiche Versuche und Umstellungen auf Alkoholund Stadtgas eingeleitet. Ferner wird auch eine grosse Anzahl von Omnibussen auf Holzgas umgestellt.

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f) Sonstiger Vekehr. Der Betrieb der Aufzugsanlage auf den Eiffelturm ist noch immer eingestellt. Bei dem Umfang der Schden und den Schwierigkeiten in der Beschaffung und dem Einbau der Ersatzteile drfte der Betrieb erst in 6 bis 8 Wochen aufgenommen werden knnen.

III. Gterverkehr. Auch im Gterverkehr war die Verkehrslage im Grossen und Ganzen ausgeglichen. berbezirkliche Ausgleiche durch Zuweisungen von Lastkraftwagen waren in mehreren Fllen, insbesondere zur Einbringung der Ernte und zur Durchfhrung grsserer Bauvorhaben erforderlich. Auch in diesem Teile des Strassenverkehrs ist bei einer weiteren Belebung der Wirtschaft unter den gegebenen Verhltnissen eine Verschlechterung der Verkehrslage zu erwarten. Um zur Lsung der zu erwartenden Verkehrsaufgaben gerstet zu sein, wurde in Anlehnung an die im Reiche geltenden Bestimmungen der Behrdenaufbau in der Mittel- und inbsesondere [sic!] in der Unterinstanz (Bevollmchtigte fr den Nahverkehr und Fahrbereitschaftsleiter) weiter ausgebildet.

11) Strassenbau in Frankreich. A. Organisatorisches. Die Einrichtung deutscher Baudienststellen entsprechend den franzoesischen Departements-Ingenieuren bei den Praefekturen laesst sich aus Mangel an deutschem Personal nicht durchfuehren. Es stehen nur die Baugruppen bei den Bezirkschefs zur Verfuegung. Aus Mangel an Fachpersonal kann der neu errichtete Militaerverwaltungsbezirk Bordeaux zunaechst nicht mit einer neuen Baugruppe versehen werden. Der diesbezuegliche Dienst ist daher durch die Baugruppe beim Chef des Militaerverwaltungsbezirks B in Angers[112] mit zu versehen.

B. Zusammenarbeit mit der franzoesischen Strassenbauverwaltung. 1.) Die franz. Strassenbaubehoerden des besetzten Gebiets arbeiten formal korrekt. Saemtliche Aufgaben werden bisher ausnahmslos zu langsam durchgefuehrt. Es wurden deshalb die einzelnen Baustellen durch deutsche Fachkraefte ueberwacht. Die Bauarbeiten werden hierdurch erheblich beschleunigt.

2.) Zur straffen Ueberpruefungder franz. Strassenbauverwaltung werden monatlich Berichte und Statistiken verlangt. Damit werden die Baumassnahmen im Strassen- und Brueckenbau, der Geraeteeinsatz und der Materialverbrauch erfasst. Auch ueber ihren Personalbestand und ihre Personalveraenderungen berichtet die franz. Strassenbauverwaltung.

3.) Die franz. Behoerden machen sich ohne Ruecksicht auf die Erfordernisse zur Behebung der Arbeitslosigkeit an zu viele Aufgaben heran, sodass das Bauvolumen rasch uebermaessig gross wird. Hierdurch wird die Bereitstellung von Baugeraeten und Baustoffen fuer kriegswichtige Baumassnahmen

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infrage gestellt. Eine Ueberpruefung und Lenkung der gesamten Bauwirtschaft im gesamten besetzten Gebiet ist deshalb erforderlich und bereits eingeleitet.

C. Strassenbau. Das Strassennetz ist in 3 Klassen eingeteilt worden:

1: Militaerisch wichtige Durchgangsstrassen. Diese Strassen haben eine Mindestfahrbahnbreite von 5m und eine Verkehrsbreite von 7m. Sie sind mit roemischen Ziffern in Ost-West-Richtung und mit Buchstaben in Nord-Sued-Richtung beschildert. Diese Dg.-Strassen erhalten auch Wegweiser und Ortstafeln nach deutschen [sic!] Muster. Diese Strassen werden bevorzugt unterhalten und, wo erforderlich, Strassenkoerper und Bruecken auf den befohlenen Ausbauzustand gebracht.

2: Wichtige, insbesondere auch wirtschaftlich wichtige Strassen. Diese Strassen werden ebenfalls besonders unterhalten, stehen aber den unter A) genannten Durchgangsstrassen nach. Eine Beschilderung nach deutschem Muster wird hier nicht durchgefuehrt. Es ist veranlasst, dass saemtliche franz. Strassenschilder hier wieder im alten Ausmass angebracht werden.

3. Das gesamte uebrige Strassennetz. Auf diesem uebrigen Strassennetz werden Arbeiten nur dann zugelassen, wenn die unter A) und B) genannten Strassen den erforderlichen Ausbauzustand erreicht haben.

D. Brueckenbau[113]. Folgende wichtige Bruecken sind fertiggestellt: a) Bruecke bei Mantes[114], b) Bruecke bei Pontoise[115], beide im Zuge wichtiger Durchgangsstrassen.

12. Post. A. Postverkehr. I. Zwischen dem besetzten und unbesetzten Gebiet Frankreichs.

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a) Briefe. (aa) Umfang. Aufgrund des Par.[agraphen] 1, Abs. 3 der Verordnung ber den Postverkehr usw. vom 18.7.40 (Verordnungsblatt S. 58)[116] in Verbindung mit dem Ausfhrungserlass des Oberbefehlshabers des Heeres[117] vom 20.7.40[118] ist die Befrderung von Briefen und zwar von tglich je 1 000 Briefen aus dem besetzten in das unbesetzte Gebiet und in umgekehrter Richtung zugelassen worden.

(bb) Zulassungsbedingungen. (1) Diese Ausnahme ist nur fr den Schriftverkehr franzsischer Behrden und fr solchen, der von besonders wirtschaftlicherBedeutungist, bestimmt. Die Durchfhrung vollzieht sich in folgender Weise: (2) Die Briefe mssen in franzsischer Sprache abgefasst werden, in Schreibmaschinenschrift geschrieben und offen aufgeliefert werden.

(cc) Verfahren. Sie werden von den franzsischen Dienststellen, bei denen sie aufgeliefert werden, der deutschen Feldpost bergeben, die sie zwecks Prfung der Postprfstelle Paris zuleitet. Fhrt die Prfung zu keinen Beanstandungen, so werden die Briefe von der deutschen Feldpost nach Moulins[119] an der Demarkationslinie befrdert und dort der franzsischen Post zur Weiterbefrderung ins unbesetzte Gebiet in das besetzte befrdert werden sollen [sic!], gilt das Gleiche in umgekehrter Richtung. Im Interesse einer schnelleren Abwicklung der Postberwachung wurde die Abwehrleitstelle in Paris beauftragt, die Einrichtung einer zweiten Postprfstelle in Bordeauxvorzubereiten.

b) Postkarten. Mitte September wurde beantragt, ber die Zahl der vorerwhnten 1000 Sendungen hinaus offene Postkarten zuzulassen, in denen sich die Familienangehrigen in den beiden Zonen nach vorgedrucktem Wortlaut ber ihr persnliches Ergehen berichten knnen. Nach Vorprfung durch die Abwehrleitstelle ist [sic!] dem Antrag zugestimmt. Die Bef rderung der Karten erfolgt grundstzlich auf dem obengeschilderten Wege.

c) Weitere Lockerungen. Eine weitere Auflockerung des Postverkehrs zwischen dem besetzten und dem unbesetzten Gebiet erscheint aus wirtschaftlichen Grnden (wirtschaftlicher Gter- und Warenaustausch) erwnscht und notwendig. Zweckmssig wird die Post nur ber bestimmte Grenzbergnge geleitet und durch eine bodenstndige Kommission berprft.

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II. Zwischen dem besetzten Gebiet und Deutschland. a) Im Interesse des Wirtschaftsnachrichtenverkehrs, also des Verkehrs in wichtigen wirtschaftlichen Angelegenheiten zwischen dem besetzten Gebiet und Deutschland und umgekehrt, ist im Einvernehmen mit der Abwehrleitstelle und dem Armeefeldpostmeister[120] sowie mit Zustimmung des OKH (Heeresfeldpostmeister[121]) ein Briefverkehr zugelassen worden.

b) Verfahren: Die Briefsendung wird vom Absender in einem 2. Umschlag an die Zentralauftragsstelle (Zast)[122] in Paris gesandt. Diese prft die ungeffneten Einzelsendungen und besorgt alsdann die Weiterbefrderung nach Deutschland. Eine weitere Prfung durch die Postberwachungsstelle findet in diesen Fllen nicht statt. Umgekehrt, also von Deutschland ins besetzte Gebiet, ist die Post in gleicher Form an die Rstungsinspektion XII in Wiesbaden zu richten.

B. Fernsprechverkehr. Der Chef der Militrverwaltung A in St. Germain[123] berichtet, dass die Instandsetzung der stark zerstrten Leitungen in den Departements Aisne und Ardennes nur langsam vorwrtsschreitet, da die Einreise von franzsischem Post- und Telegrafenpersonal in diese Gebiete unterbunden sei. Demgegenber htte in den brigen Gebieten des Bezirkes durch Einsatz der P.T.T.[124] die Beseitigung der Kriegsschden an den Leitungen im verstrkten Masse vorwrts getrieben werden knnen. Fr den Fernsprechverkehr vom besetzten ins unbesetzte Gebiet sind durch den Nachrichtenf hrer[125] bestimmte Leitungen freigegeben. berprfung ist sichergestellt.

C. Die franzsische Wirtschaft. I. Die Organisierung der gewerblichen Wirtschaft. a) Notwendigkeit einer solchen Organisation. Bei der Rohstoffbewirtschaftung, d.h. der Regelung der Erzeugung und des Verbrauchs nach der Versorgungslage und nach wirtschafts- und sozialpolitischen Grundstzen - einer in Anbetracht der zum Teil usserst knappen Vorrte hchst dringlichen Aufgabe - hat es sich wegen des engen wirtschaftlichen Zusammenhangsals unerlsslich erwiesen, eine einheitliche, zentrale Regelung fr das ganze franzsische Gebiet, herbeizufhren, namentlich auch deshalb, um Einfluss auf das unbesetzte Gebietund seine Vorrte und Zufuhrmglichkeiten zu bekommen. Im brigen scheint es angebracht, dass die franzsische Regierung die sehr einschneidenden Erzeugungs- und Verbrauchsbeschrnkungen selbst und in eigener Verantwortung [sic!] ein- und durchfhrt.

b) Aufbau und Aufgaben der Organisation. (1) Daher ist die franzsische Regierung, vertreten durch das Ministerium fr industrielle Produktion und Arbeit, dazu bestimmt worden, eine allgemeine Rohstoffbewirtschaftung einzufhren und einen dazu geeigneten Verwaltungsapparat zu errichten. Dies ist geschehen durch ein am 10. September 1940 vom Staatschef[126] unterzeichnetes Gesetz (Loi portant organisation de la rpartition des produits
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industriels; Journal officiel Nr. 230 vom 12.9.1940)[127].

(2) Dieses Gesetz, das im Wesen ungefhr den deutschen Verordnungen ber die Regelung des Warenverkehrs entspricht, sieht eine Bewirtschaftungsaufgabe im Umfange der Bewirtschaftsverordnung fr die besetzten Gebiete vom 27. Mai 1940[128] vor sowie die Grndung eines von einer eigens dafr errichteten Hauptabteilung des Ministeriums fr industrielle Produktion geleiteten Office central de rpartition des produits industriels. Dieses Amt gliedert sich in sogenannte Sektionen[129], selbstndige juristische Personen, geleitet von einem festbesoldeten Beauftragten der Regierung (dem Repartiteur)[130] und nach franzsischem Verwaltungsrecht berwacht von einem Regierungskommissar (einem Beamten des genannten Ministeriums)[131]. Die Sektionen, die wie im Reich fr bestimmte Rohstoffgruppen wie Metalle, Textilien, industrielle Oele und Fette usw. zustndig sind, regeln die Bewirtschaftung durch allgemeine und Einzelanordnungen. Ein Beirat, gebildet aus Industriellen, die der Minister[132] beruft, steht den Repartiteuren zur Seite. Die Sektionen knnen zur Deckung ihrer Unkosten Gebhren erheben. Die Repartiteure, d.h. die verantwortlichen Leiter der Sektionen (Ueberwachungsstellen) werden vom Ministerium fr industrielle Produktion und Arbeit ausgewhlt und nur im Einvernehmen mit dem Chef der Militrverwaltung bestellt. Es mssen charakterlich und politisch einwandfreie Fachleute sein, die in der Wirtschaft ber Vertrauen und Autoritt verfgen. Die Repartiteure, die Beiratsmitglieder und die Angstellten der Repartitions-Sektionen stehen unter gesetzlicher Schweigepflicht; die Anordnungen der Repartiteure geniessen den Strafschutz gemss den Gesetzen vom 11.7.1938[133] und vom 16.8.1940[134]. Auf eine klare Abgrenzung der Aufgaben der Organe der Rohstoffbewirtschaftung (Gesetz vom 10.9.1940) von denen der Organisation der gewerblichen Wirtschaft (Gesetz vom 16.8.40) wird wegen der mglichen Ueberschneidung geachtet. (3) Zunchst werden Sektionen (Ueberwachungsstellen) errichtet fr das Textilgebiet, fr NichteisenMetalle, fr industrielle Oele und Fette und fr Eisen und Stahl. Es werden sich anschliessen Sektionen fr Kautschuk, Asbest und Russ, fr Lederwirtschaft, fr Kohle und fr Zellstoff, Papier und Verpackungswesen (diese als Unterabteilung der Textilsektion). Fr die ersten vier sind die Repartiteure bereits vorgeschlagen und genehmigt worden. Die Errichtung der Sektion fr Nichteisen-Metalle wird im Zusammenhang mit einer eingehenden Bewirtschaftungs-Anordnung erfolgen. Einstweilige Regelungen bestehen durch Dekrete des genannten Ministeriums bereits fr die Textilwaren-Erzeugung (Beschrnkung auf 30% der Verarbeitungsmenge vom Jahre 1938), fr Erzeugung und Verbrauch von Seife (Beschrnkung auf 60g. Fettsuregehalt pro Kopf und Monat) sowie fr Jod. Diese vorlufigen Regelungen werden zu gegebener Zeit durch regelrechte Bewirtschaftungs-Anordnungen der zustndigen Repartiteure abgelst werden. (5)[135] Allgemeine Anordnungendes Office de rpartition knnen, soweit sie nicht wie bisher auf genauen Vorschlgen des Chefs der Militrverwaltung beruhen, nur im Einvernehmen mit ihm getroffen werden. Im brigen ist es erforderlich, dass der Chef der Militrverwaltung durch geeignete Referenten und

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Hilfsarbeiter in den Sektionen vertreten ist, um die Geschftsfhrung zu beraten und zu beaufsichtigen, insbesondere die besonderen Interessen des Reichs wahrzunehmen. Zu diesem Zweck wird ein Kommissar (Generalbeauftragter) fr die Rohstoffbewirtschaftung bei dem Office central de rpartition (Ministerium fr industrielle Produktion und Arbeit)[136] bestellt und entsprechend der franzsischen Verwaltungspraxis je ein Beauftragter fr jede Sektion eingesetzt werden, der wiederum dem Generalbeauftragten untersteht. Das wird erfolgen im Zusammenhang mit einer Verordnung des Inhalts, dass das franz sische Office central de rpartition bzw. dessen einzelne Sektionen als Warenstellen im Sinne der Bewirtschaftungsverordnung vom 27.5.40[137] anerkannt und demgemss zur Durchfhrung der Bewirtschaftungsmassnahmen im besetzten Gebiet ermchtigt werden. (6)[138] Die rechtliche Konstruktion ist klar. Abzuwarten bleibt, wie sie funktioniert. Das hngt entscheidend ab von dem Einsatz geeigneter deutscher Sachbearbeiter, insbesondere solcher, die auch ber gengende Kenntnisse des deutschen Bewirtschaftungswesens verfgen.

II. Die gewerbliche Wirtschaft im einzelnen a.) Die franzsische Energieversorgung. 1. Wiederherstellung der Netzteile. Die Wiederherstellung der zerstrten Netzteile geht ihrem Ende entgegen. Wesentlich ist die Reparatur der 150 Kv Leitung Vendin-Creney[139], Amiens-Rouen[140] und Mohon-Landres[141]. Ihre Fertigung erfolgt zum Teil Mitte, zum Teil Ende nchsten Monats. Der Stromkonsum ist gegen den Vormonat um ungefhr 30% weiter gestiegen.

2. Kohlenanlieferung. Bedauerlicherweise wird fr die Deckung des Energiebedarfs die erforderliche und angforderte [sic!] Kohlenmenge nur in unzureichendem Unfange abtransportiert. So wurde die mit Rcksicht auf die Transportlage schon auf das usserste Minimum begrenzte Kohlenanforderung von 25 000 to fr die Zeit vom 1.-14. September nur zu 65%, das ist mit 16000 to fr Paris, angeliefert. Die fr die Wehrmachtsversorgung, Englandeinsatz[142] dringendst angeforderte Kohle fr die Kstenkraftwerke in Hhe von 11000 to wurde nicht geliefert. Es wurden nur 4000 to antransportiert. Eine daraufhin am 12. September dringendst an Lille gerichtete Anforderung der sofortigen Lieferung von 4000 to, die vor dem 14.9. unbedingt da sein mussten, wurde bis heute berhaupt nicht ausgefhrt. Es werden deshalb in den nchsten Tagen verschiedene Kraftwerke wie beispielsweise Grand-Quvilly bei Rouen, die nur noch einen Vorrat von 3 Tagen besitzen, zum vollstndigen Erliegen kommen, mit allen sich daraus fr die Schlagkraft der Wehrmacht ergebenden Nachteilen. Fr die brigen Gebiete einschl.[ielich] Paris wird nach Lage der Dinge eine scharfe Zwangsherabsetzung des Konsums, von der auch die Industrie schwer betroffen sein wird, unvermeidlich sein. In diesem Zusammenhang wird auf den letzten Lagebericht (fr Monat August) hingewiesen, in dem die

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Schwierigkeiten der Energieversorgung besonders betont wurde und daraufhin zwei Hauptforderungen gestellt wurden.

b.) Die franzsische Gas- und Wasserversorgung. I. Die Gasversorgung. 1.) Allgemeines. Von 415 Gaswerken sind 49 = 12% ausser Betrieb. Der Grund hierfr liegt im Militrverwaltungsbezirk A an Zerstrungen der Rohrnetze, in den anderen Militrverwaltungsbezirken an Kohlemangel. 2.) Personalverhltnisse. Die in Betrieb befindlichen Gaswerke sind in gutem Zustand. Da das Verfahren zur Freilassung von Kriegsgefangenen bis heute nicht endgltig geregelt ist, verfgen die wenigsten Werke ber ausreichend Personal.

3.) Die Gasproduktion. Die Gasabgabe ist weiter angestiegen. Im Raum von Paris (Innen-Paris und Bannmeile[143]) stieg die Abgabe in der Berichtszeit von 1 520 000 auf 1 730 000 cbm = 14%. Die durchschnittliche Steigerung in den Gaswerken der Provinz betrgt 10%. Eine weitere Steigerung ist bei Einsetzen klterer Witterung zu erwarten.

4.) Die Kohlenanlieferung. aa) bisherige Mngel. Die Kohlenversorgung der Gaswerke ist vllig unzureichend; die Stillegung zahlreicher Werke steht bevor. Die fr die Versorgung der Gaswerke zur Verfgung gestellten Kohlenzge htten unter Durchfhrung schrfster Restriktionsmassnahmen ausgereicht[,] um die Versorgung aufrecht zu erhalten bei einem Kohlevorrat von mindestens 14 Tagen in der Provinz und 24 Tagen in Paris. Von den fr die erste Septemberhlfte vorgesehenen 74 Zgen aus Pas-de-Calais sind lediglich 52 eingetroffen. Besonders ist der Militrverwaltungsbezirk Paris hiervon betroffen, dessen Gaswerke (ausser Stadt und Bannmeile Paris) statt 7 Zge nur einen erhalten haben. Die Einsprche der FK und OK[144] gegen die drohende Stillegung von Gaswerkenhufen sich daher. Sowohl die Truppenverpflegung als auch insbesondere die Lazarette sind in starkem Masse von der Bereitstellung von Gas abhngig. Um in dringenden Notfllen auszuhelfen, wurden Zge, die fr die Pariser Gaswerke vorgesehen waren, aufgeteilt und die Kohle daraus an die einzelnen Gaswerke berwiesen. Der Kohlevorrat der Pariser Werke ist dadurch naturgemss gesunken.

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bb) Gegenmassnahmen. Um eine mglichst zweckmssige Verteilung der Kohle zu erreichen, wird zuknftig jedes Gaswerk Kohle in einem Umfang zugewiesen erhalten, der aus dem Verhltnis Einwohnerzahl vor dem Kriege zu Einwohnerzahl + Besatzung abzglich Industrie und Strassenbeleuchtung nach dem Kriege hervorgeht. Durch Einschaltung der Energiereferenten bei den Militrverwaltungsbezirken in die endgltige Festlegung des Verteilungsprogramms ist eine bezirkliche Prfung gesichert; die Energiereferenten der Militrverwaltungsbezirke arbeiten ihrerseits mit franzsischen Vertrauensmnnern in den Dpartements zusammen. Ein solches, allen Ansprchen gerecht werdendes Verteilungsprogramm bleibt Theorie, wenn die vorgesehenen Kohlenmengen nicht angeliefert werden. Es ist daher unumgnglich notwendig, die ausgefallenen Zge nachzuliefern und mindestens die bisher vorgesehenen Zge regelmssig zu stellen, falls nicht eine fr die Truppe schdliche Stillegung von Gaswerken erfolgen soll.

5.) Absatz der Nebenprodukte. Der Absatz der Nebenprodukte findet unter Kontrolle der Besatzungsbehrden statt. Das Ministerium fr Produktion und Arbeit wurde veranlasst, den Koksverkauf zu unterbinden, damit der Bedarf der Truppe sichergestellt werden kann. Erst, wenn hierfr ausreichende Bevorratungen vorgenommen wurden, kann die Abgabe von Koks an die Zivilbevlkerung freigegeben werden.

II. Die Wasserversorgung. b.) Eine stndige Kontrolle der Wasserversorgung ist notwendig, da die hygienischen Verhltnisse viel zu wnschen briglassen. Eine solche Kontrolle muss laufend durch einen Fachmann bei jedem Militrverwaltungsbezirk erfolgen, der seinerseits in Gefahrenfllen die Truppenrzte verstndigt. Da die bisher hierfr zur Verfgung gestellten Sonderfhrer abberufen worden sind, ist deren Ersatz beantragt. Eine Beorderung ist bisher nicht erfolgt, aber vordringlich.

Wi II Referat Energie

c) Die franzsische Kohlenwirtschaft. 1.) Kohlenerzeugung: Das abschliessende Ergebnis im Monat August 1940 zeigt, dass die Kohlenfrderung weiterhin in allen Kohlenrevieren des besetzten und unbesetzten Gebietes gestiegen ist. Erzeugung und Haldenbestnde sind in der beiliegenden Tabelle[145] erfasst. Die Erzeugung Nord und Pas de Calais ist fr den Bereich des Militrbefehlshabers Frankreich deshalb von Bedeutung, weil nach den getroffenen Vereinbarungen diese Kohle in erster Linie fr das besetzte Frankreich zur Verfgung stehen soll. Die Produktion von

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r[un]d. 1,33 Mill.[ionen] to Steinkohle htte bei Bercksichtigung des Verbrauches in Nord und Pas de Calais voll ausgereicht, um die vorgesehene Lieferung von 900 000 to im Monat = 30 Zge/Tag zu erfllen. Eine weitere Steigerung der Kohlenfrderung ist im Laufe des Monats September erfolgt. Die Frderung der dritten September-Woche betrug bereits 480 000 to, was einer Monatsfrderung von fast 2 Mill.[ionen] to entsprechen wrde. Die Steigerung der Frderung im brigen besetzten Gebiet (Blanzy[146] und Dezice[147]) auf 200 000 to = 2,4 Mill.[ionen] to im Jahr ist ebenfalls durchaus befriedigend verlaufen. Entsprechend den mit der Bergverwaltung (Direction gnral des Mines) im Ministerium fr Produktion und Arbeit festgelegten Richtlinien ist auch die Frderung im unbesetzten Gebiet wesentlich gesteigertworden. Sie hat bei der Steinkohle im Monat August bereits die durchschnittliche Monatsfrderung des Jahres 1938, die etwa 800 000 to betrug, um r[un]d. 200 000 to berschritten. Es ist geplant, die Frderung im Interesse einer verstrkten Zufuhr ins besetzte Gebiet weiterhin zu steigern. Als Endziel soll bereits im Oktober eine Frderung von 1,2 Mill.[ionen] to monatlich = 14,4 Mill.[ionen] to/Jahr erreicht werden, was gegenber 1938 eine Steigerung von etwa 50% bedeuten wrde. Insgesamt sind im besetzten und unbesetzten Frankreich im August 1940 r[un]d. 2,8 Mill.[ionen] to gefrdert worden, was etwa 75% der Frderung des Jahres 1938 in dem gleichen Gebiet entspricht.

2.) Kohlenversorgung. a) bisherige Mngel Trotz der verhltnismssig gnstigen Entwicklung der Kohlenfrderung ist die Kohlenversorgung des besetzten Frankreich vllig unzureichend. Die bisherige Kohlenplanung sah vor, dass ausser den Mengen aus Blanzy und Dezice und aus dem unbesetzten Gebiet von insgesamt 1,2 Mill.[ionen] to etwa 900 000 to im Monat = 30 Zge tglich aus Nord und Pas de Calais zur Verfgung gestellt werden sollten, d.h. insgesamt 2,1 Mill.[ionen] to/Monat = 25,2 Mill.[ionen] to/Jahr. Der fr here Verbrauch Frankreichs betrug 70 Mill.[ionen] to/Jahr, wovon 50 Mill.[ionen] to aus eigener F rderung und 20 Mill.[ionen] to aus der Einfuhr gedeckt wurden. Der Verbrauch Elsass-Lothringen betrug 6,6 Mill.[ionen] to[,] der Verbrauch von Nord und Pas de Calais 9,3 Mill.[ionen] to = r[un]d. 16 Mill.[ionen] to. Fr den Bereich des Militrbefehlshabers Frankreich und das unbesetzte Gebiet ergibt sich demnach ein Friedensverbrauch von 54 Mill.[ionen] to. Bei einer Bedarfsdeckung von 25,2 Mill.[ionen] to wrde sich eine 45%ige Versorgung ergeben. Tatschlich sind jedoch infolge mangelnder Zufuhr aus dem Norden nur 15 000 to/Tag ) 450 000 to/Monat angekommen, woraus sich eine Bedarfsdeckung von etwa 37% ergibt. Wenn bercksichtigt wird, dass fr das unbesetzte Gebiet im Hinblick auf die besseren Transportverhltnisse eine Bedarfsdeckung von etwa 60% zugrunde gelegt werden kann und nur ein Frderberschuss von etwa 225 000 to fr das besetzte Gebiet zur Verfgung steht, so wird klar, dass die Bedarfsdeckung im besetzten Gebiet nicht einmal 25%erreicht.

b) Grnde. Eine Besserung kann nur durch eine Verstrkung der Zufuhren aus dem Norden erzielt werden. Die Schwierigkeiten sind teilweise in dem Wagenmangel, teilweise in der Aberkennung der Vordringlichkeit der Transporte nach Frankreich durch den Militrbefehlshaber fr Belgien und Nordfrankreichbegrndet. Es muss in Krze erreicht werden, dass die Kohlentransporte nach
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Frankreich neben dem Selbstverbrauch in Nord und Pas de Calais vorweg befriedigt werden.

c) Gegenmassnahmen (1) Um bei der mangelnden Zufuhr aus dem Norden Schwierigkeiten fr die Versorgung der Wehrmacht zu vermeiden, ist mit der Etra[148] vereinbart worden, dass die Kohlenversorgung der Wehrmacht im Rahmen der Wehrmachtstransporte erfolgt. Das fr die Wehrmachtstransporte aufgestellte Programm sieht vor, dass im Monat Oktober 247 Zge fr die Wehrmacht gefahren werden. Diese Kohle wird von den Wehrmachtdienststellen abgenommen, bezahlt und verteilt.

(2) Die zivile Versorgungund die Versorgung der Wirtschaft, insbesondere der Elektrizitts- und Gaswerke ist nur dann gesichert, wenn die von dem Transportchef[149] zugesagte Zugzahl von 50 Zgen/Tag gefahren wird. Bei 50 Zgen je Tag wrde sich, abgesehen von den Wehrmachtsmengen, im Vergleich zu der frheren Verteilung eine Bedarfsdeckung von 60% ergeben. (3) Fr die Transporte aus dem unbesetzten Gebiet, die ebenfalls bereits wegen Wagenmangel auf Schwierigkeiten stossen, sind die Aufkommensgebiete fr den Monat Oktober wie folgt festgelegt:

Loire Gard et Hrault Auvergne et Bourbonnais Marseille (lignites) La Mure

30 000 50 000 20 000 35 000 20 000 225 000

Mit diesen Mengen soll das gesamte Gebiet des Bezirkschef B[150] versorgt werden.

d) die franzoesische Eisen- und Stahlwirtschaft. 1. Allgemeines, insbesondere Kohlenanlieferung. In dem der eisenwirtschaftlichen Zustaendigkeit des Generalbeauftragten fuer Eisen und Stahl[151] in Lothringen unterstehenden Teilen des Dep[ar]t.[emts] Meurthe-et-Moselle sind die Huettenwerke Homcourt, Pompey, Pont--Mousson angelaufen. Vorlaeufige Walzeisenmonatsproduktion in diesem Bezirk voraussichtlich mindestens 50 000 to. In dem uebrigen besetzten Frankreich (ohne Departement Pas de Calais und Nord) ist infolge der nach wie vor voellig stockenden Kohlenversorgung nicht nur keine eisenindustrielle Belebung eingetreten,

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sondern nach Verbauch der vorhandenen Kohlenbestaende sogar mit Stillegungen bezw. Betriebseinschraenkungen der wenigen ingang befindlichen Walzwerke zu rechnen mit entsprechenden Rueckwirkungen auf die Eisen verarbeitende Industrie. Diese Entwicklung beginnt zu einer immer staerker werdenden Beunruhigung der - bekanntlich ohnehin besonders radikal eingestellten - franzoesischen Metallarbeiterschaft mit ausgesprochen deutschfeindlicher Tendenz zu fuehren. Konzentration aller Anstrengungen auf Verbesserung der Kohlenversorgung ist das zurzeit wichtigste Gegenmittel. Ob und inwieweit darueberhinaus eine Verstaerkung der vorgesehenen lothringischen Eisenabgaben an das besetzte Binnenfrankreich zur Rohstoffversorgung der verarbeitenden Industrien notwendig ist, wird voraussichtlich erst im kommenden Monat ziffernmaessig uebersehbar sein. Zur Ingangsetzung des Huettenwerkes in Caen[152] ist nach Fertigstellung der direkten Bahnstrecke ueber Rouen fuer Oktober die Einrichtung eines Erz- und Kokskohlen-Pendelverkehrs (Erze aus der Normandie nach Nordfrankreich[,] Kohle aus Nordfrankreich nach Caen) in Vorbereitung.

2. Bedarfsdeckung und Kontingentsbewirtschaftung. Von den zustaendigen Reichsstellen ist zur Deckung des zivilen franzoesischen Bedarfs (worunter u.a. auch der Bedarf der franzoesischen Staatsbahnen faellt) ein monatliches Lieferkontingent von vorlaeufig 25 000 to Walzeisen aus der Produktion Lothringens und des Departements Meurthe-et-Moselle festgelegt worden. Die Verteilung dieses Kontingents an die franzoesischen Bedarfstraeger vollzieht sich unter deutscher Kontrolle. Die planmaessige Kontingenstbewirtschaftung [sic!] und Auftragslenkung der in Frankreich Auftraege vergebenden deutschen Bedarfstraeger ist eingeleitet.

3. Arbeitsverhaeltnisse. Fuer die Rueckfuehrung der Berg- und vor allem Huettenarbeiter in die gruene Zone (insbesondere den noch besonders menschenleeren Bezirk von Longwy[153]) sind die erforderlichen organisatorischen Vorbereitungen im Gange.

4. Schrottlieferungen nach Deutschland. Auf dem Schrottgebiet wurde auf handelsueblicher Grundlage fuer das letzte Quartal 1940 ein Abschluss ueber Lieferung von insgesamt 100 000 to normalem Handelsschrott getaetigt. Um den Franzosen einen Anreiz fuer moeglichst schnelle Lieferung zu geben, wurde ein auf den Zeitpunkt der Lieferung abgestellten Preispraemiensystem eingefuehrt. Auf dem Gebiet des Beuteschrotts wird auf Grundlage der bisherigen Erfahrungen mit einer monatlichen Liefermenge aus dem besetzten franzoesischen Gebiet (ausschliesslich gruene Zone) nach Deutschland von schaetzungsweise 70 000 to gerechnet.

5. Erzanlieferung. Laufende privatwirtschaftliche Verhandlungen ueber die Lieferung hochwertiger westfranzoesischer Eisenerze, Kiesabbraende und im unbesetzten Gebiet lagernder nordafrikanischer Erze haben den Zweck, mit diesen Lieferungen sofort beginnen zu koennen, sowie die Entwicklung der Transportverhaeltnisse

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dies gestattet. Die Verhandlungen mit der Leitung der Ouenza-Gesellschaft ueber Abschluss eines langfristigen Liefervertrages (Algerische Erze) wurden fortgesetzt; mit ihrem Abschluss ist fuer naechsten Monat zu rechnen.

6. Organisation fuer Eisenbewirtschaftung. Die personellen und organisatorischen Vorbereitungen fuer die Schaffung einer franzoesischen Eisenbewirtschaftungsstelle unter deutscher Kontrolle sind soweit gediehen, dass ihre Taetigkeit voraussichtlich ab Anfang Oktober einsetzen kann.

e) Die Eisen verarbeitende Industrie in Frankreich. Auf dem Sektor der Eisen verarbeitenden Industrie sind in der Berichtszeit die Arbeiten auf dem Werkzeugmaschinenbau und auf dem Gebiet der Industrie fr rollendes Eisenbahnmaterial zu einem gewissen Abschluss gekommen.

I. Maschinenindustrie. Die bisher in der franzsischen Maschinenindustrie vorgenommenen Betriebsuntersuchungen zwecks Feststellung der Kapazitt und Einsatzfhigkeit der franzsischen Industrie zur Beseitigung dringender Engpsse im Reich umfassen bis jetzt 25 Betriebe. Es handelt sich dabei fast ausschliesslich um Werkzeugmaschinenbetriebe. Bezglich ihres Einsatzes sind 3 Gruppen von Maschinenfabriken zu unterscheiden:

1) Betriebe, deren Erzeugnisse ohne weiteres fr dringende Wehrmachtsprogramme im Reich gebraucht werden knnen. 2) Betriebe, deren Erzeugnisse infolge rckstndiger Konstruktion u.s.w. nicht brauchbar sind, aber deren Fertigungseinrichtungen ausreichen, um Unterauftrge fr deutsche Rstungsbetriebe zu bernehmen und 3) kleinere Betriebe, deren Erzeugnisse fr die Belange des Reiches nicht brauchbar sind und deren Fertigungseinrichtungen auch nicht ausreichen, um Unterauftrge an diese zu vergeben.

Die erkundeten Betriebe haben fast ausnahmsweise ihre Erzeugung in mehr oder weniger starkem Umfange wieder aufgenommen. Auch diese Erzeugung soll tunlichst den deutschen wehrwirtschaftlich wichtigen Betrieben zugefhrt werden. Zu diesem Zweck beabsichtigt das OKW eine zentrale Einkaufsstelle zu grnden, deren Leitung einem erfahrenen Industriellen des Werkzeugmaschinenbaus bertragen werden soll. Diese Gesellschaft wird die fr Zwecke im Reich brauchbaren laufenden Erzeugnisse der franzsischen Maschinenfabriken fr eigene Rechnung aufkaufen und sie nach Feststellung der Dringlichkeit im Bereich der Rstungsinspektionen ber den regional ansssigen

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Werkzeugmaschinenhandel weiter verussern. Diejenigen Betriebe, deren Erzeugnisse fr die Rstungsbetriebe im Reich nicht brauchbar sind; sollen fr Unterlieferungen herangezogen werden. In erster Linie ist beabsichtigt, Unterlieferungen von deutschen Firmen, die fr das Luftwaffenprogramm arbeiten, hier unterzubringen. In Zusammenarbeit mit dem Bevollmchtigten fr die Maschinenproduktion[154] und der zentralen Auftragsstelle sowie unserer Dienststelle werden die deutschen Firmen mit ihren franzsischen Unterlieferanten Verbindung aufnehmen. Seitens der Frima [sic!] Pittler A.-G., Leipzig[,] ist bereits in unserer Dienststelle ein solcher Besuch erfolgt. Es wird sich als notwendig erweisen, dass die deutschen Firmen, die Unterlieferungen vergeben, in den franzsischen Werken einen technischen Treuhnderzwecks Ueberwachung der Produktion und der termingerechten Auslieferung einsetzen. Die Betriebsuntersuchungen in den uebrigen Zweigen des Maschinenbaus werden fortgesetzt.

II. Industrie fuer rollendes Eisenbahnmaterial. a) Lokomotivbau. Der erhoehte Transportbedarf der Kriegswirtschaft sowohl in Deutschland als auch in den besetzten Gebieten veranlasste die deutsche Reichsbahn, eine groessere Bestellung an die franzoesische Industrie fuer rollendes Eisenbahnmaterial zu vergeben. Vorlaeufig ist auf dem Lokomotivbau folgendes Fabrikationsprogramm (Reichsbahn und franzoesische Staatsbahn) vorgesehen:

Besteller Standort der Werke Reichsbahn franzoesische Bahnen S.N.C.F. Cail Denain[155] Fives-Lille Lille[156] Ateliers du Nord de la France Blanc-Misseron[157] Franco-Belge Raismes[158] Acieres du Nord Hautmont[159] Socit Alsacienne Graffenstaden[160] Le Creusot[161] Construction de Locomotives-Nantes[162] 30 50 80 25 15 10 25 25 45 45 45

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Acieries de la Marine Saint Chamond[163]

35

Summe

250

180

b) Waggonbau. Desgleichen erhielten die franzoesischen Waggonbauanstalten von den franzoesischen Bahnen einen Auftrag von 19 500 Gueterwagen, 200 Personenwagen und von 180 Tendern. Die deutsche Reichsbahnhat gleichfalls die Absicht, an die franzoesischen Waggonfabriken einen Auftrag in Hoehe von 4 000 Gueterwagen und 2 000 Tendern zu vergeben.

c) Schwierigkeiten in der Durchfuehrung. Dieses Fabrikationsprogrogramm fuer die Industrie fuer rollendes Eisenbahnmaterial kann aber nur durchgefuehrt werden, wenn die Zulieferindustrien ihre Fabrikation in kuerzester Frist wieder aufnehmen koennen. Ein Teil dieser Werke hat seinen Standort im Dep[ar]t.[ement] Nord, das dem Militaerbefehlshaber fuer Belgien und Nordfrankreich untersteht. Der Schwerpunkt der Produktion liegt aber in dem Ardennengebiet, das r[un]d. 80vH der Giessereien, Schmiedereien und Stanzereien fuer Eisenbahnzubehoerteile auf sich vereinigt. Da bisher die Rueckfuehrung der Arbeiter in diese Gebiete infolge der gruenen Grenze[164] nicht moeglich war, ist dieses vorgenannte Eisenbahnprogramm stark gefaehrdet bezw. seine Durchfuehrung praktisch unmoeglich. Verschaerfend kommt noch hinzu, dass die deutsche Reichsbahn r[un]d. 3000 Vollbahnlokomotiven und r[un]d. 100 000 Gueterwagen aus dem franzoesischen Verkehr herauszieht und auf deutschen Strecken zum Einsatz bringt. Auch dieses rollende Eisenbahnmaterial wird einen laufenden Erneuerungs- und Ersatzbedarf nach sich ziehen, der wiederum auschliesslich aus dem vorerwaehnten Ardennen-Gebiet gedeckt werden muss.

d) Gegenmassnahmen. Unter Beteiligung der franzoesischen Regierung wird nun z.[ur]Z[ei]t. eine Betriebsuntersuchung im Ardennengebiet durchgefuehrt, um vor allem den derzeitigen Zustand und die Einsatzfaehigkeit dieser Werke zu ueberpruefen. Gleichzeitig ist der franzoesische Spitzenverband der Industrie fuer rollendes Eisenbahnmaterial aufgefordert worden, listenmaessig fuer die einzelnen Werke das leitende Personal und die erforderlichen Arbeiter zusammenzustellen und einzureichen. Fuer die Rueckfuehrung der Betriebsleiter und Gefolgschaftsmitglieder soll dann eine Ausnahmegenehmigung beim OKH in Fontainebleau[165] erwirkt werden.

III. Landmaschinenindustrie. Um den fuer die Fruehjahrsbestellung erforderlichen Landmaschineneinsatz sicherzustellen, wird in Zusammenhang mit der Fdration Syndicale Mchanique et Agricole ein Produktionsprogramm ausgearbeitet werden. Die Untersuchungen ueber die gegenwaertige Lage der Fabriken und ihre Erzeugungsmoeglichkeiten sind im Gange.

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IV. Abtransport von Werkzeugmaschinen nach Deutschland. a) Allgemeines. Der Abtransport von Maschinen, vor allem von Engpasswerkzeugmaschinen, hat in der Berichtszeit angehalten. Bis Mitte September sind insgesamt 1 099 Werkzeugmaschinen aus Luftwaffenbetrieben im besetzten Gebiet Frankreichs beschlagnahmt und nach Deutschland versandt worden.

b) Maengel dieses Verfahrens. In dem Masse, wie die franz. Wirtschaft wieder anluft und vor allem die deutsche Industrie die einzelnen franz. Werken [sic!] zu Unterlieferungen heranzieht, wird die Fortfuehrung von Werkzeugmaschinen aus den zivilen Betrieben in entsprechender Weise absinken. Schon jetzt ist es aeussert [sic!] schwierig, zu entscheiden, ob ein Abtransport aus den von uns bis jetzt noch nicht belegten Betrieben, noch genehmigt werden kann.

c) Gegenmassnahmen. Mit der Errichtung der zentralen Auftragsstelle wird aber dieses Problem des Maschinenabtransports einer befriedigender [sic!] Loesung entgegengefuehrt, da aufgrund der Auftragsbelege in den einzelnen Betrieben ersichtlich ist, inwieweit die einzelnen Maschinenarten fuer die Durchfuehrung des Fabrikationsprogramms benoetigt werden oder ob sie fuer andere Zwecke in der deutschen Kriegswirtschaft eingesetzt werden koennen.

f) Metalle.

1. Bestand an Rohstoffen.

Metallklasse

insgesamt bisher erkundete Bestaende to

abtransportierte Gesamtmenge

da.[von] Beute

aus der gew.[erblichen]Wirtschaft to

to

Kupfer Kupferhalbfabrikate Kupfererze

72 953 9 834 2 000

34 189

18 824

15 365

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Bronze Messing Messinghalbfabrikate Blei Bleihalbfabrikate Zinn Zink Nickel Antimon Quecksilber Kalmium Aluminium Aluminiumhalbfabr.[ikate] Magnesium Rotguss Weissmetall

5 173 18 284 29 472 12 723 6 349 3 412 36 462 1 774 1 247 550 16 7 283 4 622 121 233 5 925

355 11 656

132 9 065

223 2 591

1 610

371

1 239

1 046 4 040 166 12 496

819 2 824 101 12 174

227 1 216 65

322

35

35

Ein klares Bild ueber die Gesamtmenge der Rohstoffvorraete wird endgueltig erst dann geschaffen, wenn eine systematische Bestandserhebung durch die augenblicklich ins Leben gerufene franzoesische Zentralverteilungsstelle erfolgt. Die Vorarbeiten dafuer sind begonnen, mit einem endgueltigen Resultat kann jedoch erst nach Ablauf eines Vierteljahres gerechnet werden.

2. Kapazitaeten. Es arbeiten folgende Betriebe der metallerzeugenden und metallverarbeitenden Industrie:

a) Kupferschmelzbetriebe. (1) Werk Poissy[166] der Socit franaise d'affinage de cuivre. Dieses Werk verhuettet Cu-haltige Rueckstaende und bringt Schwarzkupfer mit einem Gehalt von 82 bis 85vH Kupfer aus. Im Flammofen kann dann auf einen Reingehalt von 98,5 bis 99vH maximum weiter

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raffiniert werden. Als Rohmaterial dienen arme Rueckstaende, welche nach Herkunft und in Qualitaet ausserordentlich variieren. Vor der Verhuettung sind alle hochwertigen Rueckstaende sowie vor allem metallische Abfaelle vorlaeufig ausgeschlossen, da die Anlagen zur Darstellung der Zink-Abgase nicht ausreichen. Das Werk hat eine Monatsproduktion von 100 to Raffinadekupfer, welches zum groessten Teil in Form von Granalien hergestellt wird. Der Vorrat an Ausgangsmaterialien in Form von Schlacken, Kraetzen und Aschen erstreckt sich noch auf ca. 6 Monate.

(2) Werk St. Denis[167] der Socit franaise des mtaux et alliages blancs. Der Betrieb verhuettet Kupfer, Zinn und bleihaltige Rueckstaende und hat z.[ur]Z[ei]t. eine Produktion von 300 t Blei, 200 t Kupfer. Die Versorgung aus eigenen Bestaenden ist auf ca. drei Monate gesichert und kann jederzeit durch Zukaeufe aus dem besetzten und unbesetzten Gebiet aufgefuellt werden.

b) Zinkhuetten. Das Werk Creil a.d. Oise der vieille Montagne arbeitet in stark eingeschraenktem Masse auf Galvanisationszink und Zinkoxyd. Die weitere Inbetrieblassung dieser Huette erscheint nur zweckmaessig im Rahmen des sich ergebenden Inlandsverbrauchs an Zinkoxyd. Eine Verstaerkung der Zinkproduktion des Reiches bedeutet diese Huette nicht.

c) Aluminiumwerke. Das von den Vereinigten Leichtmetallwerken gemeinsam mit den Duerener Metallwerken eingerichtete Leichtmetallkontor in Paris hat vor ca. vier Wochen folgende sechs Werke fuer die Aluminiumhalbzeugfabrikation aufgrund von Auftraegen, welche die Luftwaffe nach hier gelegt hat, in Betrieb gesetzt:

1. Le Bourget ) 2. Faremoutien ) Socit der Durala 3. Werk Cuivre et Alliages in Ham, 4. Werk Telliers der Comp. Gnrale lectricit mtaux, 5. Werk Vitry sur Seine Bidaule Eliss. & Cie., 6. Werk St. Denis Comp. franaise des mtaux.

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Diese Werke sind vornehmlich mit der Herstellung von groesseren Schmiedestuecken mit einer ungefaehren Gesamtmonatsproduktion von 1000 t beschaeftigt. Das Leichtmetallbuero beabsichtigt ausserdem noch ein oder zwei Aluminiumschmelzen zur Aufarbeitung der laufend anfallenden Rueckstaende in Betrieb zu nehmen.

d) Die Metall verarbeitende Industrie. Ueber die augenblicklich beschaeftigten Betriebe der metallweiterverarbeitenden Industrie fehlt ein genauer Ueberblick. Sobald die Zentralauftragsstelle ihre Funktion aufgenommen hat, wird ueber alle aus dem Reiche nach hier verlegten Auftraege in einigen Wochen Klarheit herrschen. Soweit wie moeglich, haben die Betriebe fuer ihre Taetigkeit Einzelaufgaben erhalten, um ihre Produktionen mit den im Reich bewaehrten Herstellungsverboten in Einklang zu bringen. Darueberhinaus besteht die Moeglichkeit, dass einige Betriebe ohne Wissen der Wirtschaftsabteilung aus eigenen Stocks noch schwarz arbeiten und unbekannt Auftraege fuer Heeresdienststellen ausfuehren. Der Verbrauch dieser Betriebe duerfte jedoch nicht schwer ins Gewicht fallen. Nach meinen bisherigen Ermittlungen arbeiten noch folgende Werke aus eigenen Stocks mehr oder weniger eingeschraenkt: drei Kabelwerke, neun Walzwerke und sechs Drahtziehereien.

3. Wirtschaftsplanung. Ein praeziser Wirtschaftsplan konnte noch nicht aufgestellt werden. Mit Aufnahme der Taetigkeit der franzoesischen Zentralverteilungsstelle wird sofort eine strikte Verbrauchsregelung auf dem Metallgebiet eingefuehrt. Als naechster Schritt folgt eine allgemeine Bestandserhebung und darnach die genaue Verteilung und Lenkung des Verbrauchs nebst den notwendigen Verwendungsverboten.

g.) Die franzsische Textilwirtschaft. 1.) Rohstofftransporte. Die Rohstofftransporte aus dem besetzten Gebiet nach Deutschland werden in kurzer Zeit abgeschlossen sein. Insgesamt sind 3 000 Eisenbahnwagen mit Baumwolle, Wolleund in geringem Umfang mit Hanf beladen und abtransportiert worden. Es handelt sich ausschliesslich um die Vorrte in den Atlantikhfen, whrend die Vorrte in den Fabriken der franzsischen Industrie voraussichtlich verbleiben sollen. Der Abtransport von Strohflachsaus Nord-West-Frankreich, wo die Ernte des Jahres 1939 noch auf dem Acker liegt[,] ist angeordnet und eingeleitet worden. Es werden etwa 80 000 to Strohflachs nach Belgien verbracht, wo sie gerstet und dann als Flachs oder Werg auf die Spinnereien Deutschlands, Belgiens und Frankreichs verteilt werden. Die Durchfhrung dieses Transportes wird bis Ende des Jahres dauern. Der Abtransport von Textilrohstoffen aus dem unbesetzten Gebiet ist, soweit sich dieser Rohstoff im Eigentum elsssischer, belgischer und hollndischer Textilunternehmungen befindet, eingeleitet

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worden.

2.) Die Zellstoff- und Kunstseidenindustrie. Wie oben ausgefhrt, ist fr Textilien durch eine franzsische Verordnung vom 31.8.40[168] die Bewirtschaftung eingefhrt worden. Von dieser Regelung ist die franzsische Zellwolle- und Kunstseidenindustrie ausdrcklich ausgenommen worden. Diese Industrien sind als einzige Zweige der Textilindustrie angewiesen worden, mit voller Kapazitt zu laufen. Durch Umstellungen und verhltnismssig einfache Erweiterungen wird sogar die Produktion gesteigert werden knnen, und zwar die Kunstseidenproduktion um etwa 1/3 und die Zellwollproduktion um das vierfache. Von deutscher Seite ist die Lieferung des notwendigen Zellstoffs, den Frankreich bisher aus den skandinavischen Lndern und aus Kanada eingefhrt hat, zugesagt worden. Ferner ist eine technische und wirtschaftliche Beratung der franzsischen Industrie eingerichtet worden. Schliesslich ist die von den bisherigen jdischen Eigentmern im trostlosen Zustand verlassene[,] ganz modern eingerichtete Kunstseidenfabrik in Moy[169] unter deutsche kommissarische Verwaltung gestellt worden, die eine baldige Ingangsetzung des Betriebes durchfhren wird.

3.) Organisation der Bewirtschaftung. Die Textilabteilung der allgemeinen Warenstelle ist durch Verordnung des franz sischen Produktionsministeriums errichtet worden. Zum verantwortlichen Leiter ist der Juteindustrielle Robert Carmichael[ 1 7 0 ] bestellt worden. Seine Bestellung sowie auch die Zusammensetzung des Beirats erfolgte im Einvernehmen mit der Militrverwaltung Frankreich. Die neue Organisation wird als erstes die Durchfhrung der obenerwhnten Verordnung vom 31. August 1940 sicherzustellen haben und dann den Aufbau zum Produktionsprogramm fr die einzelnen Teile der franzsischen Textilindustrie in die Hand nehmen mssen. Der Produktionsplan ist fertig fr die Juteindustrie durch die Arbeiten des von Berlin entsandten Dr. Wilhelm Gruber[171] und fr die Kunstseiden- und Zellwollindustrie durch die Arbeiten von Staatsrat Dr. Schieber[172]. Fr die weiteren Produktionsplne sind noch Sachverstndige von Berlin angefordert worden.

h) Die franzsische Lederwirtschaft. I. Hutewirtschaft: 1. Rohhaut- bzw. Rohfellbestnde:bei den Hautesammlern [sic!] fr Anfang September anormal hoch, da neben Anfall August auch unverteilte Teilmengen des Julianfalles darin enthalten waren. Bestand an: Rindhuten 3 900 000 kg berschreitet mit 700 000 kg - 18% die Hhe der provisorischen, monatlichen Rohwaren-Zuteilungskontingente der Gerber.

2. Verteilung der Rohhute bzw. -felle:

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a) an Gerber des von Chef der Militrverwaltung in Frankreich bewirtschafteten Gebietes in voller Hhe der festgesetzten provisorischen Kontingente, b) in Reserve gestellt fr Pas de Calais, Nord und Somme rund 700 000 kg Rindhute, c) Restbestand von 690 000 kg Rindhuten und 63 000 St[]ck. Kalbfellen zum Abtransport in das Reich nach Weisung der Reichsstelle fr Lederwirtschaft vorgesehen. 3. Aussicht fr Entwicklung der Rohhautbestnde: Absinken der im Monat Oktober zur Verteilung bereitstehenden Mengen, da nunmehr nur noch Abfall von einem Monat (August) verfgbar ist. Weiterentwicklung: Infolge Fleischrationierung und dadurch bedingte geringere Abschlachtungen Absinken des Rohhautanfalles, mit Wirkung vom Monat November an um (geschtzt) ein Viertel des Monatsanfalles September.

4. Schwierigkeiten der Rohhauterfassung: a) Strichweise auftretender Mangel an Salz zur Konservierung der Rohware bei Fleischern und Hutesammlern. - Zusage des Produktions-Ministeriums auf beschleunigte Salzversorgung noch nicht wirksam geworden. Waggongestellung vom Leder-Referat veranlasst. b) Unzureichende Versorgung der Hutesammler mit Lastwagen und Treibstoffen. Freistellungsantrge vom Leder-Referat veranlasst, Zusage vom Produktions-Ministerium auf ausreichende Treibstoffversorgung. c) Strichweise - z.B. in den Ardennen - ungengende Besetzung mit Hutesammlern, da diese noch nicht zurckgewandert.

II. Gerbstoff-Wirtschaft: A) Vegetabilische Gerbstoffe: 1. Bestnde bei Extraktfabriken an Extrakten: a) Extrakt aus berseeischenHlzern und Frchten, die auf Kriegszeit nicht neu einzufhren sind, gering. - Auslieferungs- und Abschlussverbot zwecks Ermglichung gelenkter Verteilung veranlasst. b) Unternormale Bestnde an Extrakten aus heimischen Hlzern, da Nachfragen von Gerberseite nach Wiederanlaufen der Betriebe z.T. ber Bedarfshhe. - Auch hier Auslieferungs- und Abschlussverbot. 2. Bestnde an Gerbhlzern: a) bei Extraktfabriken: aa) Ueberseeische Hlzer, die auf Kriegszeit nicht neu bezogen werden knnen, gering. Reichen

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hchstens fr die normale Extraktproduktion von 3 Monaten. bb) Heimische Gerbhlzer ausreichend fr 1 1/2 Monate Produktion. b) auf dem Stamm:Wenig Eiche, dagegen Kastanienholz-Bestand ausreichend, um laufend 100%-ige Kapazitts-Auslastung auf Jahre zu gewhrleisten.

3. Schwierigkeiten:Kastanienholz-Transport vom Wald an Bahnstation bzw. von dort an die Extraktfabrik mangels Benzin bzw. Waggongestellung gefhrdet. - Dagegen ist die Energieversorgung der Extraktfabriken infolge ausschliesslicher Verwendung des extrahierten Holzes als gesichert anzusehen.

4. Produktionsumfang:Bei 100%-iger Auslastung angeblich nicht ausreichend, um smtliche Gerbereien des besetzten franz. Gebietes zu versorgen, geschtzt auf 30% Bedarfsdeckung.

5. Einsatz der Extraktproduktion der unbesetzten Zone: Vom Produktions-Ministerium zugesagt, Umfang noch offen.

6. Einsatz deutscher Extrakte:Vegetabilische Gerbstoffe: In Anbetracht der Ueberproduktion an Fichtenrinde in Deutschland sowie der bei weitem nicht ausgenutzten Extrahierungs-Kapazitt erscheint zustzliche Bereitstellung von Fichtenrinde-Extrakten aus Deutschland als mglich.

B) Gerbsalz: (vor allem Natrium-Bichromat) 1. Bestnde: a) bei Fabriken: ) b) beim Handel: ) unbekannt c) bei Gerbereien ebenfalls unbekannt, aber allgemein fr besetztes Gebiet von geringerer Bedeutung, jedoch fr unbesetzte Zone, wo vornehmlich Kalbfelle verarbeitet werden, dringend bentigt. 2. Produktionsaussichten:Die ausschliesslich in dem von Brssel aus bewirtschafteten Teil Nordfrankreichs gelegenen Werke sind noch nicht smtlich in Betrieb. Betriebsaufnahme der bisher stilliegenden ist nach Bereitstellung des bis dahin mangelnden Salzes gesichert. Zuschussmglichkeit aus dem Reich nach Mitteilung des Pariser I.G. Farben Vertretern[173] [sic!] nur fr Chromalaine und Chromosal, wenig in Natrium-Bichromet.

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C) Sythetische Gerbstoffe: 1. Bestnde:unbedeutend. 2. Produktionsaussichten:Keine eigene Produktion, absolute Abhngigkeit vom Reich. 3. Einsatz deutscher, synthetischer Gerbstoffe: Es liegt bereits eine Zusage der Reichsstelle fr Lederwirtschaft auf Bereitstellung von 1000 t synthetischen Gerbstoffes - 100% Reingerbstoff-Gehalt-) rund 10% des knftigen Jahresbedarfes vor.

III. Ledererzeugung: 1. Produktionshhe: a) in Rindledern: Fr das 3. Vierteljahr 1940 festgesetzte provisorische Kontingente belaufen sich f r smtliche Betriebe der Ledererzeugung auf 40% des Monatsdurchschnittes des ersten Semesters 1939. b) in allen brigen Huten und Fellen: unbeschrnkte Einarbeitung.

2. Rohstoff-Versorgung: a) Rindhute:Ausreichend fr volle Ausnutzung der Produktionskontingente. b) Kalbfelle, Ziegen- und Schaffelle:Ausreichend zur Ermglichung voller Betriebsausnutzung. c) Gerbstoffe: Durchschnittlich knapp, jedoch mindestens fr 3 Wochen Produktion ausreichend. Bis dahin Auffllung der Bestnde auf 2 Monatsbedarfshhe aus beschlagnahmten Gerbstoffbestnden (siehe II A 1a).

3. Halbfabrikate:Hhe unbekannt. 4. Lederbestnde: a) Grsse: Da 50% der in den Monaten Juli und August hergestellten Rindledermengen durch Auslieferungs- und Abschlussverbot fr Lenkungs-Massnahmen blockiert sind, ist der Lederbestand bei Gerbereien, gemessen an der allgemeinen Leder-Mangellage, relativ hoch (insgesamt Produktion eines ganzen Monats). b) Gliederung nach Lederarten:Vorwiegend Unterleder, schweres Oberleder und Geschirrleder, da Mehrzahl der Gerbereien des besetzten Gebietes schwere Rindleder, wenig Kalb-, Schaf- und Ziegenfelle verarbeiten.

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5. Leder-Auslieferung: a) Rindleder: Beschrnkt auf 50% der monatlichen Produktion - infolge starker Nachfrage von Seiten Reparaturgewerbe und Schuhfabriken laufend ausgeliefert -. b) Uebrige Ledersorten: aus Grnden siehe a dito.

IV. Lederaustauschstoff-Erzeugung: 1. Herstellung von Gummisohlen und -abstzen: a) Gegenwrtige Produktion: ) b) Entwicklungsaussichten: ) noch unbekannt.

2. Herstellung von Lederabfall-Pappen: a) Produktionsmglichkeiten: Kapazitten in Hhe von 30% des Friedensbedarfes, vorwiegend fr Hinterkappen und Hausschuhsohlen. b) Versorgung: In Anbetracht gesenkter Leder-Produktion und darin begrndeten geringeren Lederanfalls gegenwrtig Produktionshhe auf hchstens 15% des Friedensbedarfes an Hinterkappen und Ausbaumaterial zu veranschlagen. Da knftig Neuschuh-Produktion gegenber normalen Verhltnissen erheblich gedrosselt, ist die Lage auf dem Gebiet der Herstellung von Austauschstoffen fr Ausbaumaterial als relativ gnstig zu betrachten. Werkstoff-Sohlen fr Strassenschuhe werden bisher in Frankreich nicht hergestellt, hierin absolute Abhngigkeit von Deutschland. - Aussichten: Einsatz der deutschen Ueberproduktion als m glich zu erachten.

3. Herstellung von Holzsohlen. a) Produktions-Kapazitten: unbekannt. - In Anbetracht der knftig stark gesenkten NeuschuhHerstellung werden Holzsohlen jedoch zu einem erheblichen Prozentsatz hierfr eingesetzt werden knnen. b) Holzbestnde: aa) in Fabriken:unbekannt, Nachschub veranlasst. bb) auf dem Stamm:ausreichend fr laufend beliebig gesteigerte Produktion. - Schwierigkeiten: Mangel an Treibstoffen und Waggons fr Transport aus dem Wald in die Fabriken.

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V. Lederverarbeitende Betriebe: A. Schuhfabriken: 1) Lederbestnde: a) Bezogen auf die Verarbeitungskapazitt sehr gering, da Nachschub aus besetztem Gebiet infolge 50% Blockierung der monatlichen Lederproduktion insgesamt auf 20% der Friedensherstellung gesunken. Lage einzelner fr die Herstellung von Wehrmacht-Schuhwerk herangezogner [sic!] Schuhfabriken im Schuhzentrum Fougres gnstiger, da das bentigte Leder von der R.[stungs]In.[dustrie] aus franz. Intendanturbestnden bereitgestellt wird. b) Nachschub aus dem unbesetzten Gebiet: Vor allem Kalboberleder und -futterleder vorlufig noch ungengend, da Austausch noch nicht wieder eingespielt. 2. Bestnde und Nachschub an Austausch-Werkstoffen: Versorgung an Hinterkappen und Hausschuhsohlenmaterial unbekannt. - Aussichten in Bezug auf knftig gedrosselte Produktion und Nachschub-Mglichkeit aus Ueberproduktion Deutschlands nicht ungnstig. 3. Produktion an Lederschuhen:Durch niedrige Lederbezge bestimmt allgemein niedrig. Produktion bis jetzt noch ungelenkt, wenn von R.[stungs]-In.[dustrie]-Auftrgen abgesehen werden kann. 4. Auslieferung von Zivil-Schuhwerk: Bezogen auf normale Verhltnisse unbedeutend.

5. Produktion an Schuhen unter Verwendung von Holz: a) Holzschuhe: Da meistens in Handwerk-Betrieben hergestellt, ist die gegenw rtige Produktion auf 70% der normalen Produktionshhe veranschlagt. - Holzversorgung wird gnstig beurteilt. Nachschub fr sptere Monate nicht sicher gestellt. b) Holzschuhe mit Lederblatt oder Lederschaft: Unzureichende Lederversorgung, deswegen Tendenz rcklufig.

B. Reparatur-Gewerbe: 1. Vorlieferanten des Reparatur-Gewerbes: a) Versorgung mit Leder: aa) Unzureichend infolge 50%-iger Blockierung der Rindleder.

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bb) Knftige Versorgungsmglichkeiten: Sehr beschrnkt, da Reparatur-Gewerbe und NeuschuhHerstellung auf insgesamt 20% der Vorkriegs-Lederherstellung gedrosselt. Das bedeutet jedoch nicht eine Versorgung des Reparatur-Gewerbes mit nur 20% seines Bedarfes, da ein bedeutender Prozentsatz der franz. Lederherstellung in der Vorkriegszeit auf Deckung des Wehrmachtsbedarfes ausgerichtet war. Infolge Mangellage allgemeines Absinken der Qualitten zu beobachten, da nunmehr auch das gewhnlich fr die Neuschuh-Herstellung verwendete, geringere Sohlenmaterial fr Reparaturzwecke herangezogen wird. cc) Schwierigkeiten: Die ohnehin kleinen Vorrte sind durch unkontrollierte Zwangskufe von Wehrmacht-Formationen gefhrdet. b) Versorgung mit Gummisohlen und -abstzen: Angeblich genau so gering wie mit Leder.

2. Versorgung der Reparatur-Schuhmacher: a) in Leder: Stetiges Absinken infolge ungengenden Nachschubs und anormal hohen Reparaturbedarfes (rckkehrende Flchtlinge sowie Wehrmachtsangehrige). - Zeichen der Mangellage: Qualittsverschlechterung infolge Verarbeitung von frher nur zur Neuschuh-Herstellung verwendeten Materials. b) in Gummi: Ebenfalls gering und weiter absinkend, da Nachschub unzureichend.

C. Sonstige lederverarbeitenden Betriebe: Noch kein Ueberblick.

VI. Handel mit Ledererzeugnissen: 1. Schuhwerk:Bestnde des Einzelhandels infolge bedeutender Kufe der Besatzungstruppen und der zurckgekehrten Zivilbevlkerung in den gngigen Grssen nahezu gerumt. Nachschub unbedeutend. 2. Sonstige Ledererzeugnisse:Unbekannt.

VII. Versorgungslage des Letztverbruchers [sic!]: 1. Technische Leder:Tendenz gnstig, da Bedarf der franz. Wirtschaft fr fast alle Gewerbezweige auf einige Monate, bezogen auf den Bedarf der franz. Kriegswirtschaft, allgemein gering. Teilweise ist die Mglichkeit gegeben, in Gang befindliche Aggregate mit Leder der stilliegenden Aggregate auszursten. Neubedarf: der in Monaten gegebenenfalls wieder voll laufenden Industriezweige wird durch dann wirksame Produktionslenkung sicher gestellt, sofern hierfr auch die nordfranz. Gerbereien bzw.

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Riemenfabriken eingesetzt werden knnen (vorlufig von Brssel bewirtschaftet). - In Spezialerzeugnissen abhngig von Belgien. 2. Geschirrleder:Versorgungslage unbersehbar. Tendenz: bernormaler Ergnzungsbedarf, da die franz. Intendantur zusammen mit Gespannen auch das zugehrige Lederzeug beschlagnahmt hatte, das nunmehr Beuteware geworden ist.

3. Schuhwerk:(Angaben stammen vom Direktor fr Textilien und Leder im Produktions-Ministerium, dem ehemaligen General-Intendanten Jarillot[174]). a) Arbeitsschuhwerk:Versorgungslage gnstig, da Landleute und Industriearbeiter als Hauptmasse der franz. Wehrmacht nach Entlassung auf Wunsch neuwertige Wehrmachtsstiefel (knchelhohe Rindlederstiefel) erhalten. Nachschub aus dem in freier Zone befindlichen Stock gegebenenfalls mglich. b) Zivil-Schuhwerk:Laut Jarillot angeblich durchschnittlicher Bestand an Lederschuhen der Bevlkerung des besetzten franz. Gebietes: 3 Paar, davon 1 Paar neuwertige Strassenschuhe. - Nach deutschen Erfahrungsziffern ist hchstens mit einem Bestand von 2 Paar Schuhen zu rechnen. Nachschub: Franzsischerseits ausdrcklich als Problem zweiter Ordnung bezeichnet; Hauptgewicht in der Zivilversorgung wird auf Sicherung des Reparaturbedarfes gelegt.

i) Die franzoesische Papierindustrie. nichts Besonderes.

j) Steine und Erden. 1. Bauxit. Der Bauxit-Trust glaubt als aeusserste Lieferung an Deutschland 60 000 t im Jahr gegenueber einer Anforderung von 400 000 to im Jahr erzeugen zu koennen. Die Verhandlungen mit einem Aussenseiter scheinen dazu zu fuehren, dass die volle Menge von 400 000 t jaehrlich bereits in Kuerze geliefert werden kann. In den naechsten Tagen ist eine Reise des Beauftragten Ankaeufers in das Erzeugungsgebiet vorgesehen.

2. Phosphat. Die Einfuhr der wichtigen nordafrikanischen Phosphate hat noch nicht begonnen. Als Ersatz sind die verkuemmerten Betriebe an der Somme wiedereroeffnet worden. Bestellungen der Firma Kruppliegen bereits vor und werden ausgefuehrt.

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3. Feuerfeste Tone. Die wertvollen Gruben bei Provence[175] stehen wieder in Foerderung und erhielten zum Teil die Genehmigung, auch in die unbesetzte Zone zu liefern; letzteres besonders deshalb, weil die Industrie sehr arbeitsintensiv ist.

4. Kalk und Zement. Die Werke haben den Wehrmachtsbedarf (Rollbahnen fuer Schwerstbomber, Kuestenbefestigungen) voll gedeckt und konnten noch darueberhinaus einen grossen Teil des zivilen Bedarfs befriedigen. Voruebergehend bestand Knappheit an leeren Saecken.

5. Gips. Der ganze Norden wird aus dem Pariser Becken versorgt. Es bestanden Transportschwierigkeiten, die in den letzten Tagen des Berichtsmonats dadurch behoben werden konnten, dass die Kahnfahrt zwischen Paris und dem Norden wieder aufgenommen wurde und der Gips als Rueckfracht in die Kohlenkaehne geladen wird. Dadurch kann auch das alte Preisniveau gehalten werden.

6. Glimmer. Von den beschlagnahmten 170 t wurden die wertvollsten Partien, die 60 t ausmachen[,] nach Deutschland abtransportiert. Gewisse Partien Schellack mit Hilfe derer im Verband mit minderwertigem Glimmer Ersatz fuer die hochwertigen Sorten geschaffen werden kann, wurden freigegeben.

7. Diamanten. Die Erkundung der Diamantvorraete durch das Syndikat ist noch nicht restlos abgeschlossen. Die Beurteilung und der Ankauf der Ware wird zurzeit von einem Beauftragten der Reichsstelle fuer technische Erzeugnisse, Dr. Calzow[176], durchgefuehrt.

8. Optischer Quarz. Die Reichsstelle fuer Waren verschiedener Art beauftragte Dr. Calzow mit dem Aufkauf der Quarze. Die hierfuer noetige optische Einrichtung brachte Dr. Calzow mit und fuehrte bereits betraechtliche Ankaeufe durch.

9. Natursteine. Der Generalinspektor fuer das Strassenwesen[177] erhielt auf Wunsch bereits eine Reihe von vorlaeufigen Gesteinsproben, waehrend die Zusammenstellung der systematischen Proben im Laufe des Berichtsmonats durchgefuehrt wird. Ausserordentlich grosse Bestellungen, die diese arbeitsintensive Industrie auf 3 Jahre voll beschaeftigten, sind konkret angekuendigt. Mit Vorbereitungen fuer die Produktion wurde begonnen.

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10. Ziegelindustrie. Die Ziegelindustrie hat waehrend des Berichtsmonats weiterhin ihre Lage an Fertigware und Kohlevorrat geraeumt. Die Fortfuehrung des Betriebes ist durch Kohlenmangel behindert. Eine eingehende Untersuchung der ganzen Industrie ist in einigen Tagen abgeschlossen.

Fuer die Versorgung der Steinbrueche mit Sprengstoffen wurde ein Schema ausgearbeitet.

k) Tabak-, Kautschuk[-], Asbestindustrie. 1. Tabakindustrie. a) Die Arbeit der franzsischen Tabakregie war im September normal. Der Rohtabakbestand per Ende Juli betrgt: im besetzten Gebiet: 34 150 000 kg im unbesetzten Gebiet: 29 750 000 " b) Die Lieferungen der franzsischen Regie zur Versorgung der franzsischen Kriegsgefangenenhaben E,de [sic!] September eingesetzt und betragen fr den Monat September: 72 000 000 Zigaretten die an 11 Dienststellen im Reichsgebiet verschickt werden. c) Die Belieferung nach Elsass-Lothringen mit Fertigwaren wurde nicht im vorgesehenen Masse durchgefhrt, da die vielen zurckgekehrten Arbeiter in Brot gesetzt werden mussten. 4 Privatbetriebe unter deutscher Leitung haben Mitte des Monats den Betrieb in Elsass-Lothringen aufgenommen und werden mit Rohtabak aus den Bestnden der franzsischen Regie versorgt. Es gehen Ende September 260 000 kg Rohtabak nach Elsass-Lothringen, die fr die dortige Produktion gengen. Die Tabake werden der franzsischen Regie ber das Reichswirtschaftsministerium auf einem Konto bei einer Devisenbank in Berlin gutgeschrieben.

2. Kautschukindustrie. a) Rohkautschuk. Der Abtransport von Rohkautschuk aus dem besetzten Gebiet nach Deutschland ist weiter fortgeschritten. In den nchsten Tagen werden insgesamt von den etwa 4.500 freigegebenen Tonnen 3.400 Tonnen abtransportiert sein.

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b) Reifenbewirtschaftung. Zwecks Erfassung der gesamten Reifenbestnde und Einleitung der Bewirtschaftung derselben ist ber das Ministerium fr Produktion und Arbeit ein Reifen-Verusserungsverbot[178] erlassen worden und zwar gilt dieses Verusserungsverbot fr das gesamte Gebiet Frankreichs. Als Vorbereitungsmassnahme zur Reifenkartesind die Feldkommandanturen mit Weisungen versehen worden, einen Reifen pro Fahrzeug aus den erfassten Bestnden auf Antrag der Fahrzeugbesitzer ber die Prfekturen freizugeben.

c) Kautschukbewirtschaftung. 1.) Der Plan der Bewirtschaftung der Kautschukindustrie in Frankreich (besetzten und unbesetztes Gebiet) ist durch den Abschluss der Verhandlungen in Wiesbaden weiter fortgeschritten. Das in Wiesbaden abgeschlossene Regierungsabkommen[179] sieht die bedingungslose Auslieferung aus dem unbesetzten Gebiet von 5000 Tonnen Rohkautschukvor. Bis zur Feststellung der im unbesetzten Gebiet tatschlich vorhandenen Rohkautschukbestnde ist diese zur Ablieferung gelangende Menge eine vorlufige.

2.) Auf Grund des Regierungsabkommens werden aus dem Liller Bezirk, aus dem Elsass und aus dem Pariser Bezirk Cordgewebe nach dem unbesetzten Gebiet geliefert. Das Syndikat der Textilindustrie wird sofort die ntigen Erhebungen ber die Verarbeitung fr die Reifenindustrie vornehmen und die monatliche Kontrolle der effektiv ausgelieferten Mengen ausben, worber die Militrverwaltung Frankreich laufend unterrichtet wird. Die Situation der Kautschukindustrie macht eine alsbaldige Fabrikationsumstellung, wie Streckung mit Regenerat, Herstellungsvorschriften und Herstellungsverbote, notwendig. Es sind deshalb mit dem Ministerium fr Produktion und Arbeit bereits Verhandlungen gefhrt worden zum Zwecke der baldigen Ernennung eines Repartiteurs fr Kautschuk, Asbest und Russ und die Einrichtung einer Warenstelle.

3.) Mit dem franzsischen Kautschuksyndikat sind bereits die einzelnen Prozentstze fr die Verarbeitung von Rohkautschuk durchgesprochen worden.

4.) Die franzsische Kautschukindustrie ist im brigen angehalten worden, die Einfuhr von Rohkautschuk aus Afrikaber Casablanca, Oran und Marseille und eventuell aus Indochina energisch zu betreiben.

3. Asbest-Industrie. An Asbest der verschiedenen Sorten sind im Ganzen im Bezirk des Militrbefehlshabers Frankreich, also ohne die Dep[ar]t.[ements] Pas de Calais und Nord etwa 6 500 tons Asbest erfasst und sichergestellt worden. Hiervon sind zum Abtransport nach Deutschland annhernd 4 000 tons (davon ca. 900 tons Regierungsstocks) freigegeben worden. Asbest ist in Deutschland ausserordentlich knapp und wird dringend besonders fr Wehrmachtszwecke gebraucht. Die hier zu lassenden Restbestnde gengen

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bei sparsamer Bewirtschaftung und Herausgabe von Herstellungsvorschriften, um die Asbestindustrie 6 Monate zu beschftigen. Es befinden sich im brigen bei Fabrikanten und im Handel Halb- und Fertigfabrikate in sehr grossen Mengen, die den Bedarf der nchsten 2 Monate decken drften.

l) Die franzoesische Mineraloelwirtschaft. I. Die Versorgung der franzoesischen Wirtschaft mit Miniraloel [sic!]. a) mit Treibstoff. Die Versorgung des zivilen Sektors, im besonderen der Landwirtschaft, mit Dieselkraftstoff, bereitet groesste Schwierigkeiten. Da auch der Gen.[eral]Qu.[artiermeister][180] jene Mengen Dieselkraftstoff, die er fuer die Versorgung der Armeen als aeusserste Reserve benoetigt, nur mit groesserter Muehe aus der Heimat heranbekommt, weil es vor allem an Transportmitteln mangelt, so kann von Seiten der militaerischen Stellen in den meisten Departements dem zivilen Sektor nicht ausgeholfen werden. Mit der Gruppe Ernaehrung und Landwirtschaft wurde verschiedentlich verhandelt. Diese Gruppe stellte fuer die franz. Landwirtschaft die Forderung von 5 000 to Dieselkraftstoff als dringendsten Septemberbedarf auf. Vom Gen.[eral]-Qu.[artiermeister] konnten jedoch nur kleinere Mengen Diesenkraftstoff [sic!] freigegeben werden. Es bleibt daher nur der beschleunigte Nachschub von Dieselkraftstoff aus dem unbesetzten Gebiet. Die Franzosen sind auf den Ernst der Situation immer wieder hingewiesen worden. Durch die in diesen Tagen stattfindende Uebergabe der Wirtschaftslager an den Pool im Raum einiger Armeen sollen kleinere Mengen Dieselkraftstoff fuer den zivilen Sektor frei werden. Es ist vorgesehen, diese Mengen nach Moeglichkeit jenen Departements zuzuteilen, die vordringlichen Landwirtschaftsbedarf haben.

b) mit Heizoel. Eine weitere Schwierigkeit tritt schon heute auf dem Gebiet der Versorgung mit Heizoel auf. Bekanntlich werden in Frankreich eine betraechtliche Anzahl von Wirtschaftsbetrieben und Gebaeuden des oeffentlichen Dienstes, wie Lazarette, Schlachthaeuser usw., mit Oelfeuerung beheizt. Dasselbe trifft auch auf eine Anzahl Hotels, im besonderen in Paris, in denen militaerische Formationen untergebracht sind, zu. Da die im besetzten Gebiet vorhandenen Heizoelbestaende aber in erster Linie fuer die deutsche Kriegsmarine reserviert bleiben muessen, so ist schon heute damit zu rechnen, dass fuer die erwaehnten Oelfeuerungen im kommenden Winter nicht genuegend Heizoel vorhanden sein wird. Mit dem Pool wurde am 25.9. sehr eingehend ueber die Heizoel-Situation gesprochen. Da jedoch die Transportfragen noch vollkommen ungeklaert sind, so konnte ein abschliessendes Ergebnis nicht erzielt werden. Auch muss noch eine fuer den 26.9. anberaumte Sitzung mit dem Komm.[andierenden] Admiral Frankreich[181] abgewartet werden.

c) mit Schmieroel. Die Schmieroel-Situation ist ebenfalls wenig guenstig. Obgleich die Franzosen schon vor Wochen aufgefordert wurden, eine genaue Uebersicht ueber die vorhandenen Bestaende, vor allem ueber die einzelnen Schmieroelsorten, beizubringen, ist diese Aufstellung erst jetzt dem Referat uebergeben worden. Bei oberflaechlicher Ueberpruefung dieses Materials muss aber leider gesagt werden, dass die vom Pool gesammelten Bestandsmeldungen nicht stimmen koennen. Es wurde daher in einer Stimmung
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mit dem Pool festgelegt, dass dieser seine Bezirkschefs anweist, eine sofortige SchmieroelBestandsaufnahme vorzunehmen. Solange diese Angaben nicht vorliegen, ist es auch nicht moeglich, sich ein klares Bild zu verschaffen.

II. Nachschub aus dem unbesetzten Gebiet. Der Nachschub aus dem unbesetzten Gebiet in das besetzte Gebiet laesst immer noch durchaus zu wuenschen uebrig, d.h. es rollen bei weitem nicht so viel Zuege an, wie seinerzeit mit den Franzosen festgelegt worden ist. Mit dem augenblicklichen Nachschub ist nicht im entferntesten daran zu denken, dass auch nur die September-Kontingentmenge erreicht wird. Ganz abgesehen davon[,] dass bekanntlich ausser dem Kontingent noch ein zuzaetlicher [sic!] Stock im September ds.Js. von 25 000 cbm nachgeschoben werdne sollte. Dem Pool ist daher erneut geschrieben worden. Es schweben zurzeit Verhandlungen mit ihm bezueglich Festlegung eines neuen Nachschubplanes. Auch ist beabsichtigt, dass der beim Pool als Berater eingesetzte Herr von Kretschmann[182] gemeinsam mit dem leitenden Direktor des Pool, Herrn Normand[183][,] in naechster Woche in das unbesetzte Gebiet, und zwar nach Marseille faehrt, um dort an Ort und Stelle fuer eine beschleunigte Verladung der fuer den Nachschub vorgesehenen Mineraloelmengen zu sorgen.

III. Mineraloeltransport. Die Eisenbahnkesselwagenfrage ist immer noch Gegenstand von ausgedehnten Verhandlungen zwischen den Franzosen einerseits und dem Sachbearbeiter des Referats, sowie der W.V.D.[184] andererseits. Der Abtransport im Raum Bordeaux[185] wird nach wie vor nach Moeglichkeit beschleunigt. An Bodenkraftstoffen sind bisher etwa 7 000 cbm in andere Armeebereiche abtransportiert worden.

IV. Bezahlung der Mineraloele. Bezueglich der Bezahlung jener Mineraloelmengen, die an den N;-Lagern[186] von der Wifo[187] uebernommen wurden, fanden unter Leitung des Mineraloel-Referats Verhandlungen zwischen den Beauftragten der Wifo und dem Pool statt. Nachdem zwischen den Beteiligten eine grundsaetzliche Einigung erzielt werden konnte, ist die Angelegenheit seitens der Wifo dem Wirtschaftsministerium unterbreitet worden. Das RWiM hat sich mit den vorgeschlagenen Preisen auch einverstanden erklaert.

V. Raffinerien. Von den Raffinerien arbeitet im Raum Bordeaux die Raffinerie Ptrole de la Gironde, Bec d'Ambs, weiterhin ist seit dem 8. cr. die Raffinerie der Firma Pechelbronn in Donges[188] mit der Aufarbeitung der dort befindlichen Rohoelmengen von insgesamt 25 000 cbm beschaeftigt. Die Raffinerie Les Consommateurs de la Ptroles in Donges wird am 16. cr.[189] in Betrieb genommen. Bezueglich der Raffinerie Gonfreville d'Archer bei Le Havre[190]muessen noch die fuer die Aufarbeitung vorgesehenen Heizoelmengen, die in Cherbourg[191] lagern; auf ihre Beschaffenheit naeher geprueft werden. Mit dieser

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Aufgabe ist seitens des Komm.[andierenden] Admirals der Ing.[enieur] Zaschke[192] (Eurotank) betraut worden. Im Einvernehmen mit dem Sachbearbeiter des Mineraloel-Referats wird dann nach der laboratoriumsmaessigen Untersuchung des Heizoels die Art der Aufarbeitung festgelegt werden. Mit Ruecksicht auf die Gefahr von Luftangriffen sind die Raffinerien angewiesen, nur in der Zeit von 5 Uhr morgens bis 9 Uhr abends zu arbeiten.

VI. Asphalt und Bitumen. Die Zuteilung von Asphalt und Bitumen fuer Strassenbauzwecke geschieht stets im Einvernehmen mit der Gruppe Wegebau. Fuer die Versorgung der franz. Industrie mit Bitumen wurden genaue Richtlinien ausgearbeitet.

VII. Ergebnis der Wiesbadener Verhandlungen. Am 17.9.40 fand in Wiesbaden eine Sitzung der deutschen Waffenstillstandsdelegation bezueglich Mineraloelfragen statt[193]. Die wesentlichen Punkte dieser Sitzung sind folgende:

1. Nach einer laengeren Abstimmung bezueglich der Mineraloelbestaende und Zufuhren in das besetzte Gebiet, sowie der von der deutschen Wehrmacht vorschussweise an die franz. Wirtschaft zur Verfuegung gestellten Benzinmengen von ca. 50 000 t wird folgendes Ergebnis festgelegt: Bis zum 15.11.1940 sind seitens der franz. Regierung von dem unbesetzten in das besetzte Gebiet folgende Mengen an Kraftfahrzeugstoff (Benzin) zufuehren [sic!]: a) die in den monatlichen Kontingenten fuer das besetzte Gebiet festgelegten Verbrauchszahlen fuer die Monate September, Oktober, und die bis zum 15.11.1940 benoetigten Mengen, b) die zur Bildung eines Reservestocks an Benzin erforderlichen Mengen in Hoehe von 50 000 t. Anschliessend an diese Zufuhren sind diejenigen Benzinmengen aus dem unbesetzten Gebiet in das besetzte Gebiet einzufuehren[,] die erforderlich sind, um die obengenannten Vorschuesse der deutschen Wehrmacht an die franz. Wirtschaft des besetzten Gebietes zurueckzuliefern.

2. Kontingente. a) Benzin. Fuer den Monat September werden die gleichen Kontingente als endgueltig festgelegt, wie sie bisher provisorisch festgelegt waren, und zwar an Benzin 17 000 t fuer das besetzte Gebiet und 13 000 t fuer das unbesetzte Gebiet. Fuer den Oktober werden ebenfalls die gleichen Kontingente festgesetzt. Streckmittel wie Alkohol sind in diesen Mengen nicht enthalten. Die deutsche Regierung betrachtet dieses Zugestaendnis als ein ausgesprochenes Entgegenkommen und als Ausgleich fur die entgegenkommende Haltung der franzoesischen Regierung auf anderen Gebieten. Sie betont an dieser Stelle nochmals, dass die

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Festsetzung eines so hohen Kontingents ausschliesslich der Streckmittel als besondere Erleichterung fuer den Uebergang der franz. Wirtschaft anzusehen ist, und dass das normale Benzinkontingent[,] das sich aus den beschraenkten Vorraeten Frankreichs ergibt, mit 20 000 t je Monat anzunehmen ist.

b) Dieseloel Zu den von der franzoesischen Regierung urspruenglich vorgesehenen Kontingenten an Dieseloel (Gasoel) naemlich:

besetztes Gebiet unbesetztes Gebiet

2 550 t 1 950 t

werden zusaetzlich fuer den Monat Oktober insgesamt bewilligt 1750 t. Diese Menge ist auf Vorschlag der franz. Abordnung festgesetzt, um den Beduerfnissen der Landwirtschaft und der Fischerei zu entsprechen.

c) Heizoel. Fuer den gleichen Zweck wird zu den urspruenglich vorgeschlagenen Kontingenten naemlich

besetztes Gebiet unbesetztes Gebiet ein Zusatzkontingent an Heizoel von

4 570 t 2 285 t 1 500 t festgesetzt.

m) Die franzsische chemische Industrie. Die Gesamtlage der chemischen Industrie Frankreichs hat sich gegenber dem Vormonat gebessert. Die Sodaindustrie ist mit 3 Werken angelaufen, das 4. Werk luft in den nchsten Tagen an. Die Rohstoffversorgung an Pyriten und Phosphaten stellt sich gnstiger als vorherzusehen war, weil der von hier aus erfolgte Druck auf die franzsische Regierung zur Verstrkung der eigenen Gewinnung an Pyriten im europischen Frankreich eine Verdoppelung der bisherigen Pyritgewinnung erwarten lsst. In Verbindung mit dieser gnstigen Rohstofflage kann das Kunstdngerprogramm sowohl in Richtung der Stickstoff- als auch der Phosphatdngemittel ohne nennenswerte Schwierigkeiten durchgefhrt werden. Es wurden alle Vorbereitungen getroffen, damit gengend Schwefelsure und Schwefelkohlenstoff und Sodaprodukte fr die Durchfhrung des Textilprogrammes zur Verfgung stehen. Die Verhandlungen ber das Programm fr Seifen- und Waschmittelsind zum Abschluss gebracht; es ist eine Regelung erzielt, die der deutschen Regelung angepasst ist.

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Mit den franzsischen Produzenten fr Terpentinl und Kolophonium sowie von Jod und Casein sind Verhandlungen nahezu abgeschlossen, denen zufolge Deutschland aus dem diesjhrigen Rohstoffanfall Frankreichs 7 000 t Terpentinl, 30 000 t Kolophonium und 4 000 t Casein erhlt. Ein Programm ist in Vorbereitung zur Ingangbringung der franzsischen Caseinproduktion bei gleichzeitigem Kauf eines erheblichen Teiles dieser Produktion zugunsten Deutschlands. Die franzsische Lack-Industriewird entsprechend der Lage im Reich durch ungengende Rohstoffversorgung allmhlich erheblich eingeschrnkt werden mssen.

III. Die franzsische Landwirtschaft. 1.) Erzeugung: a) Erntebergung. Die Getreideernte ist geborgen. Lediglich in einzelnen Gebieten mit hheren Lagen ist der sptreife Hafer noch einzubringen. Die Buchweizenernte in den Anbaugebieten der Bretagne ist im Gange. Die Kartoffelernte und Grummeternte[194] hat im ganzen Bezirk ebenfalls begonnen und ist zum Teil beendet. Die feuchtere Witterung der letzten 14 Tage hat den Fortgang der Arbeit teilweise verzgert. ber die Ernteergebnisse ist noch kein klares Bild zu gewinnen. Die Ertrge an Weizen und auch an Kartoffeln drften unter dem normalen Standliegen.

b) Herbstbestellung. (aa) Mngel und Schwierigkeiten. Die Neubestellungder Felder hat zu Beginn des Monats mit dem Schlen der Stoppeln allgemein eingesetzt. Der raschen Durchfhrung der Bestellungsarbeiten steht der zum Teil erhebliche Mangel an Betriebsmitteln entgegen. Es fehlt an landwirtschaftlichen Maschinen, insbesondere Traktoren, Treibstoffen, Gespannen, Beizmitteln und Kohle fr den Abdrusch des Getreides. Die geforderte 20%ige Ausdehnung des Weizenanbaus ist in Frage gestellt, wenn die genannten Betriebsmittel - insbesondere die Treibstoffe - fehlen. Das gilt besonders fr die grne Zone. (bb) Gegenmassnahmen. Traktoren sollen zum Teil aus dem Reich geliefert werden. Die Truppe hat Befehl erhalten, Treibstoff fr den Herbstanbau zur Verfgung zu stellen. Auf die besondere Wichtigkeit der tatschlichen Lieferung der Treibstoffe muss hingewiesen werden, da auch die vorhandenen Gespanne nicht ausreichen. Der Bezirk A hat einen Fehlbedarf an Pferden von 8 000 Stck gemeldet. Nach den bisherigen Erfahrungen muss Wert darauf gelegt werden, dass auch tatschlich fr die Landwirtschaft brauchbare Pferde zur Verfgung gestellt werden. Die Organisation "Ostland"[195] hat ihre Ttigkeit zur Sicherung der Landbewirtschaftung in diesen schwierigen Gebieten aufgenommen; der Erfolg der Arbeit wird aber wesentlich von der rechtzeitigen Bereitstellung der erforderlichen Betriebsmittel abh ngen.

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Der Arbeitseinsatz der Kriegsgefangenen wird den gegebenen Verhltnissen neu angepasst. Ein zu starker, pltzlicher Abzug von Kriegsgefangenen aus der Landwirtschaft scheint bedenklich. Nach den Berichten des Bezirks C sollen am 1.10. die bisher eingesetzten weissen Kriegsgefangenen, die auf 60 000 Mann beziffert werden, abtransportiert werden. Der Verbleib von mindestens 35 000 Gefangenen erscheint aber unbedingt notwendig, da der Herbstanbau sonst in Frage gestellt ist. In der grnen Zone mit ihrer dnnen Bevlkerung ist ohne den Einsatz der Gefangenen der Herbstanbau berhaupt unmglich. Der Einsatz der Kriegsgefangenen in grossen Trupps von 150-200 Mann erscheint nicht zweckmssig. Es ist anzustreben, dass wie bei der Ernte kleinere Gruppen angesetzt werden, wenn nicht berhaupt beim Herbstanbau der Einzeleinsatz notwendig ist. Dem Gefangeneneinsatz kommt vor allem in den Gebieten erhhte Bedeutung zu, in denen die Truppe zum Teil erheblich verringert ist.

c) Viehwirtschaft. Der Viehbesatz in den gerumten Gebieten ist unzureichend. Massnahmen zur Auffllung der Bestnde sind eingeleitet. 20 000 Stck dnischen Viehs sollen zur Aufmasteingestellt werden, sodass dann die zum Teil reichlich vorhandenen Rauhfutterbestnde Verwertung finden.

2.) Versorgung: A. Lebensmittelbewirtschaftung.

1. Die Einfhrung der Lebensmittelbewirtschaftung. Dem Vertreter des franzsischen Ernhrungsministeriums wurde in den ersten Wochen nach der Besetzung Frankreichs aufgetragen, fr die hauptschlichsten Warengebiete Versorgungsbilanzen zu erstellen, um anhand dieser Bilanzen die Rationsstze fr die franzsische Zivilbevlkerung festzulegen. Die eingereichten Bilanzen hatten leider nur historischen Wert, da sie die frheren Einfuhren aus den franzsischen Kolonien sowie die Einfuhren aus bersee enthielten. Durch die Gruppe Ernhrung und Landwirtschaft sind daraufhin anhand der vorhandenen Unterlagen und Ausknfte der franzsischen Referenten Bilanzen erstellt worden. Aufgrund dieser Bilanzen wurde der franzsischen Regierung die Einfhrung der Lebensmittelbewirtschaftung aufgegeben und wurden Rationsstze fr die franzsische Zivilbevlkerung festgelegt. Vergleiche mit Bilanzen, die daraufhin nochmals von der franzsischen Regierung erstellt wurden, ergaben, dass die Unterlagen der Gruppe Ernhrung und Landwirtschaft, von geringen Abweichungen abgesehen, zutreffend waren. Mit Wirkung vom 23.9.1940 ist die allgemeine Lebensmittelbewirtschaftung in Kraft getreten[196].

2. Die Rationsstze. Der franzsische Verbraucher(Deutscher Satz fr Normalverbraucher:) erhlt:

pro

Tag

Brot

350 gr

(340 gr)

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" " " " "

Woche " " Monat "

Fett Fleisch Kse Zucker Nhermittel

100 gr 350 gr 50 gr 500 gr 250 gr

(270 gr) (500 gr) (62,5 gr) (1 000 gr) (550 gr)

Die Rationsstze fr die franzsische Zivilbevlkerung mssen als usserst knapp bezeichnet werden, jedoch liegen sie noch nicht so niedrig wie die entsprechenden Stze der deutschen Zivilbevlkerung in den Jahren 1917, 1918 und 1919. Wenn General Hunziger [sic!][197] bei der Waffenstillstandskommission eine Beschwerde einreichte ber die niedrigen Stze bei Fett und Kse, so erscheint das unverstndlich, denn Frankreich wird nicht erwarten knnen, dass das Deutsche Reich aus seinen beschrnkten Vorrten an die franzsische Zivilbevlkerung Lebensmittelmengen abtritt, um die Stze fr die franzsische Zivilbevlkerung aufzubessern. Es ist Schuld der franzsischen Regierung, dass sie die Erzeugung der franzsischen Landwirtschaft jahrelang vernachlssigte und auch keine Vorrte in nennenswertem Umfang einlagerte. Hervorzuheben ist, dass die deutsche Besatzungsarmee bezglich Fett, Kse und Zucker ausschliesslich durch Nachschub aus der Heimat verpflegt wird. Lediglich Zufuhren aus den franzsischen Kolonien werden die Fettversorgungslage des franzsischen Volkes aufbessern knnen. Bekanntlich stehen rund 160 000 t Erdnsse in Dakar zur Verschiffung bereit. In die Rationsstze knnen diese Mengen aber erst eingebaut werden, wenn sie auf franzsischem Boden sind. 3.) Rationierung in den Gaststtten. Ab 30.9.1940 tritt die Rationierung in den Gaststtten in Kraft[198]. Auch Wehrmachtsangehrige und reichsdeutsche Zivilpersonen knnen von diesem Zeitpunkt ab nur gegen Marken Speisen erhalten. Die entsprechenden Massnahmen zur Versorgung der Truppe und der reichsdeutschen Zivilpersonen mit Marken sind bereits durchgefhrt worden.

4. Aussichten. In den kommenden Monaten werden innerhalb der franzsischen Ernhrungswirtschaft mancherlei Umstellungenvorgenommen werden mssen. So wird die Fleischwaren-Industrie hnlich wie in Deutschland weitgehendst in der Herstellung von Dauerwaren beschrnkt werden mssen. Die Brauereien werden im wesentlichen nur soweit weiterarbeiten knnen, wie sie fr die Deutsche Wehrmacht arbeiten. Die Ssswarenindustrie wird aus Mangel an Rohstoffen nicht mehr weiterarbeiten knnen, da sowohl Rohkakao als auch Zucker nicht in gengendem Umfange vorhanden sind.

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Die Versorgung der franzsischen Zivilbevlkerung wird im kommenden Winter zu mancherlei Schwierigkeiten fhren, die nicht ohne weiteres in jedem Fall behoben werden knnen. Die franzsische Regierung wird angehalten werden, einen straffen Kontrollapparat aufzubauen, da mit der zunehmenden Verknappung an Lebensmitteln der Schleichhandel hnlich wie in Polen zunehmen wird.

B. Die Versorgung der Besatzungsarmee aus dem franzsischen Raum. 1. Getreide. Die Besatzungsarmee wird mit 470 000 t Weizen aus dem franzsischen Raum versorgt. Ein grosser Teil dieser Weizenmenge wird nach dem Reich transportiert und gegen Roggenmehl umgetauscht. In Frankreich selbst wird Roggen nur in ganz bescheidenem Masse angebaut.

2. Hafer wird in einer Grssenordnung von 550 000 to der Wehrmacht bergeben.

3. Stroh werden 650 000 t geliefert,

4. Heu 3-500 000 t.

5. Fleischversorgung. Wchentlich werden 8-9 000 Rinderund etwa 17 000 Schweine fr die Besatzungsarmee zur Verfgung gestellt. Daneben wird ein vierwchentlicher Reservebedarf in 10-12 Fleischwarenfabriken hergestellt. Es handelt sich um ein Gesamtprogramm von etwa 120 000 dz Dauerwaren. An Fischkonserven werden der Wehrmacht l[au]f[en]d. insgesamt 6-8 000 t geliefert. Die franz sische Gesamterzeugung betrgt rund 14 000 t im Jahr. Neben dieser laufenden Versorgung erfolgen nachstehende einmalige Lieferungen: 60 000 dz Hlsenfrchte, 80 000 dz Rohkakao, 71 000 dz Kaffee, weitere 20 000 dz werden der Wehrmacht bergeben werden, 400 000 hl Wein,

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mehrere Millionen Flaschen Likr, ebenfalls beabsichtigt die Wehrmacht[,] 10-12 Millionen Flaschen Sekt in Reims zu entnehmen, das bedeutet allerdings, dass die Schaumweinindustrie fr 3 Monate fr die Wehrmacht arbeiten msste und fr den laufenden Konsum nur sehr beschrnkte Mengen zur Verfgung stehen wrden. Ausser diesen genannten Mengen wurden weitere Nahrungs- und Genussmittel wie Reis, Tee, Schokolade in mehr oder minder grossen Mengen an die Wehrmacht bergeben. Die vorstehende Aufstellung zeigt, dass durch die Lieferungen an die Wehrmacht aus dem franzsischen Raum die Heimat in weitem Masse entlastet wird. Durch die bergabe von Kaffee aus franzsischen Bestnden an die Wehrmacht wurden im Reich blockierte Mengen fr die Zivilbevlkerung frei, die mit dazu beitragen, der deutschen Zivilbevlkerung 50-75 g Kaffee im Monat zur Verfgung zu stellen. Die Versorgung der deutschen Besatzungsarmee aus dem franzsischen Raum erfolgte bisher weitestgehend durch Beschlagnahmen und Aufkufe durch die deutsche Intendantur. Ab 15. Oktober d.J. wird die Selbstbeschaffung weitgehend eingestellt. Dafr werden die Anforderungen in der oben angegebenen Grssenordnung an die franzsische Regierung gestellt, die durch Beschaffungskommissionen der Prfekten die Mengen aufbringen lsst. Auf diese Weise wird das gesamte besetzte und unbesetzte GebietFrankreichs organisch zur Versorgung der Deutschen Armee herangezogen. Es werden vor allem dadurch schdliche Eingriffe in die Produktion, die sich im nchsten Jahr sehr nachteilig auswirken wrden, vermieden. Das Hauptaugenmerk muss darauf gerichtet werden, dass besonders im nchsten Jahr die franzsische Landwirtschaft auf dem Ernhrungsgebiet zur Entlastung des Reiches herangezogen werden kann.

IV. Die franzsische Holzwirtschaft. a.) Der Holzeinschlag. 1.) Die geregelte Ingangbringung des Holzeinschlages leidet vielfach unter dem Mangel an Forstpersonal und an Waldarbeitern. Deshalb sind die immer dringlicheren Antrge der franzsischen Generalforstdirektion auf allgemeine Freilassung (oder gegebenenfalls zeitweise Beurlaubung) der kriegsgefangenen Forstbeamten von hier aus stark untersttzt; Entscheidung steht noch aus. Dem Mangel an Waldarbeitern wird nur durch Einsatz von Arbeitslosen und besonders von Kriegsgefangenen beizukommen sein; vorbereitende Massnahmen sind im Gange. Die Beschaffung des erforderlichen Hauungsgertes bereitet ernste Schwierigkeiten. 2.) Am empfindlichsten ist die Verzgerung des Einschlages in dem forstlich bedeutenden Raum jenseits der Nord-Ost-Linie. Dort liegen mit rund 1,2 Mill.[ionen] ha beinahe 10v.H. der Gesamtwaldflche Frankreichs, dabei, mehr als sonst im Lande blich, nutzholztchtige als Hochwald bewirtschaftete Forsten. Es ist dieser Tage Rckkehr nur der untersten Forstdienstgrade (der gardes forestiers) genehmigt. Rckfhrung dieser etwa 800 Beamten mit engsten Familienangehrigen ist im Gange. Es soll versucht werden, den schwerwiegenden Ausfall der entscheidenden Arbeit der von der Rckkehr in jenes Gebiet einstweilen ausgeschlossenen oberen Beamten (7 Landforstmeister, 45 Oberforstmeister,

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Forstmeister und Forstassessoren, 286 Forstamtmnner und Oberfrster) durch Einsatz reichsdeutscher Forstbeamten auszugleichen. Organisationsplan ist aufgestellt. Antrag auf Bereitstellung von 15 Forstmeistern, 100 Revierfrstern und 15 Forstsekretren aus dem Heer ist noch nicht entschieden. Auf jeden Fall bedeutet die Absperrung durch die Nord-Ost-Linie fr die forstliche Erzeugung ein nur mit schwerem Zeitverlust einigermassen zu berwindendes Hemmnis.

b.) Organisation der Holzwirtschaft. Die franzsische Regierung hat unter hiesiger Mitwirkung am 26.9.1940 ein Gesetz ber die Regelung der Erzeugung und der Verteilung forstlicher Produkte erlassen. Danach wird eine Organisation geschaffen, deren Spitze ein "Comit Central des Groupements Interprofessionelles forestiers" ist. Dieses setzt sich unter Fhrung des franzsischen Generalforstmeisters[199] aus Vertretern des Staats-, Gemeinde- und Privatwaldes, der holzbearbeitenden Industrie und des Holzhandels zusammen. Als rtliche Dienststelle des Groupement Interprofessionel wird in jedem Landforstmeisterbezirk (Conservation) ein "Comit Regional" unter Fhrung des Landforstmeister (Conservateur) eingesetzt. Aufgabe der Organisation ist Feststellung des Bedarfs an Holz, Feststellung der Vorr te, Festsetzung und Organisation des ntigen Einschlages, Lenkung des Absatzes und Preisberwachung. Zur Erfassung aller in der Holzwirtschaft ttigen Firmen ist die Einfhrung einer Berufskarte angeordnet, die von den Verwaltungsbehrden unter Mitwirkung der Comits Regionaux ausgegeben wird. Am 19. September 1940 ist das Centralcomit zum ersten Mal zusammengetreten. Sobald die Einrichtung im ganzen arbeitsfhig ist, wird sie der deutschen Militrverwaltung als landeseigene Bewirtschaftungsstelle fr Holz zur Verfgung stehen.

c.) Holzbedarf der Wehrmacht. Die Sicherstellung des Holzbedarfs der Wehrmachtist weiterhin erfolgreich betrieben. a) Der Brennholzbedarf der Besatzungsarmee fr die Wintermonate ist mit 1 500 000 rm berechnet. Er ist dem Comit Central zur Beschaffung aufgegeben. Die einzelnen Intendanturen werden sich mit Waldbesitz oder Brennholzhandel in Verbindung setzen. Die ersten Lieferungen laufen bereits. b) Der grosse Bedarf an Baracken,vor allem bei der Luftwaffe (Flak) konnte bisher weitgehend vom Lager franzsischer Firmen befriedigt werden. Die Neuherstellung von Baracken stsst zur Zeit auf Versorgungsschwierigkeiten mit Schnittholz. Durch das Anlaufen der Sgeindustrie im Jura und in den Vogesen und vor allem in den Landes wird der Schnittholznachschub in Zukunft mehr gesichert sein. c) Der Bedarf der Marine und der Pioniere fr vorbereitende Massnahmen hlt nach wie vor an. Es ist gelungen, diesen vordringlichen Bedarf aus der franzsischen Holzwirtschaft im Rahmen der gesetzten kurzen Fristen zu befriedigen. d) Fr die Marinewerften in Kiel, deren wichtige Ueberseeholzvorrte teilweise verloren gingen, wurden auf Antrag Spezial-Ueberseehlzer erkundet und sichergestellt. Vorbereitende Arbeiten zum Abtransport dieser Hlzer nach Kiel sind im Gange. Die Gesamtplanung auf dem Gebiet des Holzbedarfs fr die Wehrmacht wurde bisher hufig dadurch gestrt, dass einzelne Truppenteile und Kommandobehrden die Beschaffung ohne Mitwirkung der

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Militrverwaltung betrieben. Es ist deshalb im Einvernehmen mit dem OKH Gen.[eral]Qu. [artiermeister], Luftgaukommando Westfrankreich und Kommandierendem Admiral Frankreich ein Befehl erwirkt, wonach jeder Einkauf der Wehrmacht von mehr als 10 cbm Schnittholz oder 10 fM Rundholz je Bedarfsfall, der Genehmigung der zustndigen Dienststelle der Militrverwaltung bedarf.

d.) Grubenholz. Die Grubenholzversorgung fr die nordfranzsischen lebenswichtigen Kohlengruben aus den Kiefernwldern der Landes und der Gironde (r[un]d. 900 000 ha) war zu Anfang des Monats gnstig angelaufen. In letzter Zeit trat eine erhebliche Verzgerung in der Belieferung ein, die auf Verkehrsschwierigkeiten beruhte. Es ist gelungen, diese Schwierigkeiten zunchst zu beheben.

e.) Holztransporte nach Deutschland. Der Abtransport der vorhandenen Vorrte an Ueberseehlzern fr Furnier- und Sperrholzindustriein das Reich auf kommerzieller Grundlage unter Einschaltung der Wifo ist Gegenstand der Errterung. Vorschlge sind dem Herrn Reichsforstmeister[200] unterbreitet. Sollte die heimische Holzwirtschaft die Hlzer erwerben wollen, so msste die franzsische Furnier- und Sperrholzindustrie sich auf die Verarbeitung einheimischer Hlzer umstellen. Die ntigen Hinweise darauf sind ihr von hier aus vorsorglich gegeben.

V. Der franzsische Waren- und Zahlungsverkehr. (I.) Waren- und Zahlungsverkehr. a) zwischen dem besetzten und dem unbesetzten Gebiet. Die weitere Verschrfung der Kontrolle des Waren- und Zahlungsverkehrs zwischen dem besetzten und unbesetzten Frankreich hat eine grosse Zahl von Antrgen auf Erteilung von Genehmigungen zur Ausfuhr von Waren und zur Leistung von Zahlungen nach dem unbesetzten Gebiet hervorgerufen. Bei der Erteilung von Ausfuhrgenehmigungen wird weiter ein strenger Masstab angelegt. In der Regel werden nur solche Ausfuhren genehmigt, die dem unbesetzten Gebiet mittelbar oder unmittelbar wieder zugute kommen. Die Bearbeitung von Antrgen auf Bezahlung von Waren, die aus dem unbesetzten nach dem besetzten Gebiet eingefhrt worden sind, ist krzlich auf die Bezirkschefs und die Feldkommandanten delegiert worden. Solche Zahlungen werden stets genehmigt, um den Warenzufluss vom unbesetzten nach dem besetzten Gebiet aufrecht zu halten. Trotzdem sind bei der Warenbewegung vom unbesetzten nach dem besetzten Gebiet hier und da schon gewisse Schwierigkeiten aufgetreten; eine Anzahl von Prfekten im unbesetzten Gebiet wollen z.B. heute eine Ausfuhr von Waren nach dem besetzten Gebiet nur zulassen, wenn ihnen eine entsprechende Einfuhr in Aussicht gestellt wird. Auf dem Gebiet des Zahlungsverkehrs sind die Bezirkschefs und Feldkommandanten ermchtigt worden, in Hrtefllen Zahlungen bis zu Ffrs. 2 000,- je Person und Monat zu genehmigen. Im brigen wird Antrgen auf Leistungen von Zahlungen nach dem unbesetzten Gebiet gegenber weiterhin starke Zurckhaltung gebt. Diese Massnahmen dienen dem Ziel, die Demarkationslinie fr die Franzosen mglichst fhlbar zu machen, um auf diese Weise die Wiesbadener Verhandlungen ber die
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Einsetzung deutscher Kommissare fr den gesamt franzsischen [sic!] Aussenhandel und Devisenverkehr, sowie die deutsche Kontrolle an der franzsischen Aussengrenze, zu erleichtern[201]. Es kann aber andererseits nicht verkannt werden, dass diese Taktik auf die Dauer zu Schdigungen der franzsischen Wirtschaft fhren wird, die auch auf den besetzten Teil Frankreichs zurckwirken werden. Daher besteht auch deutscherseits ein Interesse an einer baldigen Einsetzung der deutschen Kommissare, deren umfassende Aufsichtsttigkeit es ermglichen wird, die Beschrnkungen im Waren- und Zahlungsverkehr ber die Demarkationslinie weitgehend zu lockern und zum Teil vllig aufzuheben.

b) Zwischen Frankreich und dem Auslande. Fr das Gebiet des Aussenhandels und des Zahlungsverkehrs mit dem Auslande ist mit den zustndigen franzsischen Ministerien abgesprochen worden, dass die erforderlichen Genehmigungen grundstzlich weiter durch die franzsischen Behrden erteilt werden und dass die Zustimmung des Chefs der Militrverwaltung durch einen Vermerk auf den franzsischen Genehmigungen gegeben wird. Ist eine franzsische Genehmigung nicht vorgesehen oder erscheint im Hinblick auf den besonderen Charakter bestimmter Geschfte eine Beteiligung franzsischer Stellen nicht ratsam, so wird die Genehmigung unmittelbar erteilt. Das Verbot der Ausfuhr auslndischer Zahlungsmittel nach dem Ausland ist dahin gelockert worden, dass - entsprechend den im Reich geltenden Bestimmungen - in Zukunft Devisenbetr ge bis zum Gegenwert von Frs: 200,- genehmigungsfrei ins Ausland mitgenommen werden drfen (Reisefreigrenze)[.]

c) Zwischen Frankreich und Deutschland. Gegen den deutschen Wunsch nach einer allgemeinen Aufhebung smtlicher Beschrnkungen fr die Ausfuhr nach dem Reich, hat die franzsische Regierung technische Bedenken vorgebracht. Da sie aber zugestanden hat, smtlichen Ausfuhrantrgen nach dem Reich stattzugeben, ist den deutschen Wnschen hinreichend Rechnung getragen. Die Verhandlungen ber die Angleichung des franzsischen Devisenrechtes an die deutschen Vorschriften sind in Wiesbaden zu einem vorlufigen Abschluss gebracht worden[202]. Die neuen Bestimmungen sollen gleichzeitig mit der vorgesehenen Einsetzung der deutschen Kommissare in Kraft gesetzt werden.

d) Zwischen dem besetzten Frankreich und Elsass-Lothringen. Fr den Warenverkehr zwischen dem besetzten franzsischen Gebiet und Elsass-Lothringen und Luxemburg tritt am 1. Oktober 1940 eine Neuregelung in Kraft[203]. Diese Regelung entspricht der von Berlin gegebenen Weisung, dass Elsass-Lothringen mit den bewirtschafteten Gtern in erster Linie aus dem Reich versorgt werden soll. Diese Gter, die in einer besonderen Liste aufgezhlt sind, werden nur dann nach Elsass-Lothringen aus dem besetzten Gebiet geliefert, wenn die Ausfuhr von den bewirtschafteten Reichsstellen angeordnet worden ist. Fr die brigen Erzeugnisse wird die Ausfuhr aus dem besetzten Gebiet zugelassen, wenn ein Berechtigungsschein des zustndigen Chef[s] der

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Zivilverwaltung[204] vorgelegt wird. Die Erteilung derartiger Berechtigungsscheine ist f r eine Reihe von Waren (Textilien, Schuhe, Geflgel, Milch) jedoch nur innerhalb bestimmter Kontingente zulssig. II. Feindvermgen. Die im Augustbericht erwhnte Ergnzungsund Durchfhrungsverordnung zur Feindvermgensverordnung, ist soeben von Chef der Militrverwaltung gezeichnet worden und wird in diesen Tagen im Verordnungsblatt verffentlicht[205]. In der neuen Verordnung werden die Lnder Belgien, Luxemburg, Holland und Norwegen aus politischen Grnden nicht mehr als Feindlnder bezeichnet. Auch das franzsische Vermgen, wird nicht mehr als Feindvermgen behandelt. Fr belgisches, hollndisches und norwegisches Vermgen schafft die neue Verordnung die Mglichkeit der Schutzverwaltung.

VI. Der wirtschaftliche Transportbedarf. A. Eisenbahn. 1. Augenblickliche Schwierigkeiten. Die Transportlage wird z.[ur]Z[ei]t. von den Bedrfnissen nach grsseren Wirtschaftstransporten weitgehend beeinflusst. Die starke Inanspruchnahme der Transportmittel und -wegeist zum Teil saisonbedingt (Ernte, Weinlese, Flachstransporte). Ausserdem sind durch die berwiegende Benutzung des Schienennetzes und des Eisenbahntransportraums von seiten der Wehrmacht Ausf lle in der Zufuhr von Brennstoffen eingetreten.

2. Gegenmassnahmen. Diesen Schwierigkeiten sind aber durch Zusammenarbeit aller beteiligten Stellen weitgehend entgegengewirkt worden. a) Dem Leerwagenmangelsoll durch eine hier eingeleitete Grossaktion zur Freimachung von Waggons abgeholfen werden. Diese Massnahme wirkt sich bis zum einzelnen Bahnhof herunter aus. Jeder bahnstehende Waggon wird erfasst und entladen, wenn er transportunwrdiges Gut enthlt, oder schnellstens abgefahren, wenn der Empfnger des Gutes zu ermitteln ist. Unbrauchbare Gter oder solche, deren Empfnger nicht ermittelt werden knnen, werden ausgeladen und den franzsischen Ortsbehrden gegen Empfangsbescheinigung bergeben. Mangelgter und wertvolle Beute rollen sofort zur Verarbeitung oder Verwertung bezw. Lagerung in die aufgegebenen Empfangsstellen ab. Durch diese Massnahme werden ebenfalls Strecken und Bahnhfe weitgehend freigemacht. Eine gnstige Wirkung auf die Transportlage wird dadurch bereits im kommenden Monat eintreten. b) Desgleichen werden die Bemhungen fortgesetzt, um die Waggonumlaufzeit zu verringern. Die Wehrmacht-Verkehrs-Direktion (WVD)[206] ist bemht, die technischen Mngel, die zu einer Verlangsamung des Wagenumlaufs fhren, zu beheben. Die Schaffung eines zentralen Wagenbros ist in Vorbereitung.

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3. Aussichten. Wenn im Monat Oktober die Inanspruchnahme von Schiene und Waggon fr militrische Aufgaben zurckgehen, kann erwartet werden, dass dann den Anforderungen der Wirtschaft besser entsprochen wird, um so mehr als ein Teil der nach Deutschland ber Plan hinaus verbrachten Waggons zurckrollen sollen. Im Vordergrund aller Transportbedrfnisse stehen die Kohlenzufauhren [sic!]. Im September konnte aus den gleichen Grnden, die den wirtschaftlichen Transportbedarf einengen, das Kohlenprogramm nicht erfllt werden. Der Mindestforderung von 50 Kohlenzgen pro Tag soll l[au]t. Zusage des Transportchefs im Oktober nachgekommen werden. Den transportdurchfhrenden Stellen wurde ein Ueberblick ber die Transportbedrfnisse der Wirtschaft bis 31.12.1940gegeben. Danach mssen folgende Transporte bewltigt werden: a) fr Ernhrung und Landwirtschaft: die Bewegung von ca. 1 879 000 t b) fr die gewerbliche Wirtschaft: die Bewegung von ca. 1 055 000 t c) fr die Forst- und Holzwirtschaft: die Bewegung von ca. 1 1750 000 t. insgesamt also: 4 534 000 t d.h. ber 4 12 Mill.[ionen] to[.] Neben diesen Bedarfsschtzungen laufen die Anforderungen zur Versorgung der Wehrmacht sowie der Abtransport von Beutematerial und Rohstoffen nebenher. Eine zustzliche starke Belastung des Gterverkehrs ist durch die Elsass-Lothringen-Transporte (besonders evakuierter Gter) eingetreten. Es ist aber anzunehmen, dass diese Transporte Ende kommenden Monats auf ihren Normalstand absinken werden.

B. Binnenschiffahrt. Die Arbeiten zur Fertigstellung der Wasserstrassen werden von den durchfhrenden Stellen mit Nachdruck betrieben. Am 28.9.1940 werden die Verbindungen zum Liller Kohlenbecken nach Douai und Valenciennes[207] hergestellt und befahrbar sein. Vorerst werden ca. 40 Khne mit einem Laderaum von zusammen 8-10 000 t in das Kohlengebiet schwimmen, spter ist mit einer tglichen Bewegung von 8-10 000 t Kohle auf dem Wasserwege zu rechnen. Die Auslastung der Leerkhne wird ebenfalls angestrebt und ist zum Teil bereits mglich geworden (Gips-Transporte). Der WVD wird stndig freigemachter Kahnraum zugefhrt. Dieselbe Grossaktion, die zur Freimachungder Waggons und Schienenwege luft, wird in Krze auch fr den Kahnraum und die Wasserstrassen durchgefhrt werden.

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C. Seeschiffahrt. Z.[ur]Z[ei]t. fallen Kanal- und Atlantikhfen, von geringen rtlichen Kleintransporten abgesehen, so gut wie ganz aus. Bemerkenswert ist die Erffnung von Filialen franzsischer Reedereien, die bisher an der Kanalkste beheimatet waren, in Marseille, um den Afrikahandel (Zufuhr von Lebensmitteln) in Gang zu setzen. Erster Erfolg in dieser Richtung ist die Tatsache, dass Hafen Ste erstmalig Steigerung des Umschlags seit Kriegsbeginn hatte.

D. Kraftverkehr. Die Transportlage im Kraftverkehr ist gegenber dem Vormonat im wesentlichen unverndert. Die fr den Lastkraftwagenbestand im besetzten Gebiet zu ermittelnden Zahlen (s.oben Abschn.[itt] 3.10) sollen nach Vergleich mit dem Friedensbestand des Vorjahres als Grundlage dienen fr die abschliessend der franzsischen Regierung zu bermittelnden Forderung auf Rckfhrung von Lastkraftwagen aus dem unbesetzten in das besetzte Gebietin Ergnzung der bereits mit der Note des Chefs der Militrverwaltung in Frankreich vom 10.8.1940 bermittelten Vorabforderung von 20 000 Lastwagen, wie oben unter Abschn.[itt] 3.10 bereits erwhnt worden ist. Diese Note war am 20.9.1940 Gegenstand einer mndlichen Verhandlung mit dem Bevollmchtigten der franzsischen Regierung fr Verkehrsfragen, Oberst Paquin[ 2 0 8 ] . Diese Verhandlung hatte folgendes Ergebnis: 1.) Nach Behauptung der franzsischen Delegation sind seit dem 1.9.1940 2 659 Lastkraftwagen (unter Einrechnung von Omnibussen) ber die Demarkationslinie in das besetzte Gebiet zurckgefhrt worden. Die Anrechnung dieser Fahrzeuge auf die in der Note vom 10.8.1940 aufgestellte Vorabforderung wird unserseits davon abhngig gemacht, dass die franzsische Regierung den in der Note verlangten, angeblich aus technischen Schwierigkeiten, bisher unterlassenen listenmssigen Nachweis fr die tatschlich zurckgefhrten Lastkraftwagen nachtrglich erbringt. die vor dem 1.9.1940 in das besetzte Gebiet zurckgefhrten, aber bisher von der franzsischen Regierung nicht erfassten Lastkraftwagen knnen gegebenenfalls unter den gleichen Voraussetzungen angerechnet werden. Es wurde im brigen darauf hingewiesen, dass grundstzlich Omnibusse auf die Lastkraftwagenanforderung nicht angerechnetwerden knnen. 2.) Von der franzsischen Delgation wurde zugesichert, dass laufend weitere Lastkraftwagenkolonnennach dem besetzten Gebiet in Marsch gesetzt werden, unter Beachtung des verlangten listenmssigen Anmeldeverfahrens. Die Rckfhrung der Lastkraftwagen wird nach Aussage des Oberst Paquin dadurch erheblich erschwert, dass die franzsische Regierung z.[ur]Z[ei]t. noch keine rechtliche Handhabe besitzt, um auf die Eigentmer der Lastkraftwagen im Sinne der zu erfllenden Rckfhrung einzuwirken. Ein entsprechendes Gesetzwird z.[ur]Z[ei]t. von der franzsischen Regierung vorbereitet und soll in Krze verffentlicht werden[209]. 3.) Da nach Angabe der franzsischen Delegation schtzungsweise mit einem durch den Krieg verursachten Verlust an Lastkraftwagen von 50% des Friedensbestandes gerechnet werden muss, glaubt die franzsische Regierung, voraussichtlich die aufgestellte Forderung zahlenmssig durch Rckfhrung von frher im besetzten Gebiet beheimateten Lastkraftwagen nicht annhernd erfllen zu knnen. Die Delegation wurde auf die gegebenenfalls zu erfllende Ersatzleistung hingewiesen. Hierber soll erneut verhandelt werden, wenn die von den beiden Parteien angestellten Ermittlungen ber den Friedensbestand an Lastkraftwagen zum Abschluss gebracht sind und wenn
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andererseits feststeht, welche Differenzzahl an Lastkraftwagen gegenber dem Friedensbestand von der franzsischen Regierung nicht in das besetzte Gebiet zurckgefhrt worden ist oder zurckgefhrt werden kann. 4.) Die franzsische Delegationhat darum gebeten, fr eine noch nher zu ermittelnde Anzahl beschdigter Lastkraftwagen die erforderlichen Ersatzteile aus dem besetzten Gebieteinfhren zu drfen, um diese Lastkraftwagen nach Ausbesserung in das besetzte Gebiet zurckfhren zu knnen. Dieser Antrag wird nach Eingang der genauen Unterlagen geprft und entschieden. Eine einwandfreie Kontrolle ber die zweckgebundene Verwertung dieser Ersatzteilehat die franzsische Delegation bereits zugesagt.

VII. Arbeitseinsatz. 1. Entwicklung der Arbeitslosigkeit. a) Arbeitslosigkeit. (a) Die Arbeitslosigkeit in Frankreich erstreckte sich in den letzten Jahren vor dem Kriege fast ausschliesslich auf die grsseren Stdte, whrend die landwirtschaftlichen Gebiete und die kleineren Stdte seit langem unter erheblichem Bevlkerungsmangel zu leiden haben. Die gleiche Entwicklung bahnt sich auch jetzt in verstrktem Masse wieder an. Auf dem Lande geht die Arbeitslosigkeit zur ck, seidem die Erntearbeiten und die Feldbestellung unter deutscher Aufsicht durchgefhrt werden, whrend die Arbeitslosenzahlen, insbesondere in Paris und in grsseren Industrie- und Hafenstdten laufend ansteigen. (b) In Paris und Umgebung, wo schon im Frieden fast 2/3 aller Arbeitslosen Frankreichs ansssig waren, betrgt die Zahl der untersttzten Arbeitslosen rund 570 000. Hierin sind 240 000 Arbeitskrfte enthalten, die unmittelbar von den Betrieben im Auftrage der franzsischen Regierung untersttzt werden, da z.[ur]Z[ei]t. keine Beschftigung fr sie vorhanden ist. Am strksten sind die Arbeitslosenzahlen angestiegen in der Metallindustrie, im Baugewerbe, bei den ungelernten Handarbeitern, den Transportarbeitern, den Handels- und Broangestellten und in der Bekleidungsindustrie. Die ausserordentliche Zunahme der Arbeitslosen in diesen Berufen erklrt sich durch die starke Einschrnkung bzw. Stillegung der Rstungsindustrie und der Bauttigkeit, sowie durch den Mangel an Benzin, Transportmitteln und Rohstoffen. c) Im brigen besetzten Gebietsind besonders hervorzuheben die Industrie- und Hafenstdte Rouen und Le Havre mit je 13 000 Arbeitslosen (insbesondere Hafen- und Metallarbeiter). Im Militrverwaltungsbezirk C (Dijon) besteht bei einem Vergleich der Beschftigungsziffern vom 31.4. und 31.8.40 eine Arbeitslosenzahl von 67 000 Krften (vorwiegend Textil- und Metallindustrie, sowie Erzbergbau)/ Im sdlichen Teil des besetzten Gebiets weisen grssere Arbeitslosigkeit auf Nantes(7 000[,] darunter 3 000 Metallarbeiter) und Bordeaux.

a) Arbeitermangel. (a) Diesen Arbeitslosenzahlen stehen einige Bezirke mit Krftemangel fr besondere Aufgaben

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gegenber. Es fehlen im Dep.[artement] Landes geeignete Arbeitskrfte fr die geplanten umfangreichen Holzgewinnungs- und Holznutzungsarbeiten, fr die die Arbeitslosen aus Bordeaux nur in beschrnktem Umfange geeignet sind. Bereits vor dem Kriege herrschte grosser Mangel an Holzarbeitern, die zu einer Hereinholung auslndischer Arbeiter fhrte. Insgesamt sind fr die geplanten Arbeiten im Dep.[artement] Landes 8 200 Arbeiter erforderlich, (davon 3 000 Holzfller und 1 300 Maultiertreiber). Die zustndige FK[210] ist angewiesen, den Einsatz von farbigen Kriegsgefangenen vorzubereiten, die in nchster Zeit im sdlichen Teil des besetzten Gebietes eingesetzt werden sollen[211]. (b) Weitere Schwierigkeiten bereitet in der Gironde die Bergung der Weinernte. Es werden noch etwa 5 bis 6000 Krfte (Frauen und Kinder) bentigt, die aus dem besetzten Gebiet nicht gestellt werden knnen, jedoch im benachbarten unbesetzten Gebiet ansssig sind. Der Einsatz von mnnlichen Arbeitslosen ist mit Rcksicht auf die Art der Arbeiten und die geringen Lhne nicht mglich. Da die Bergung der Weinernte mit Rcksicht auf die voraussichtlich schlechte Ernte im Reich auch im deutschen Interesse liegt, ist die Durchfhrung eines vereinfachten Passierscheinverfahrens fr den vorbergehenden Einsatz von Frauen und Kindern aus dem unbesetzten Gebiet genehmigt worden. c) Jenseits der Nordostliniefehlen nach wie vor insbesondere Bergarbeiter sowie Spezialisten f r bestimmte Wirtschaftszweige (Uhren- und Werkzeugmaschinenindustrie), ferner Forstfachkrfte und landwirtschaftliche Arbeiter. Die geforderte generelle Beurlaubung aller kriegsgefangenen Bergarbeiter wird immer dringlicher. Sie wrde indirekt auch zu einer Entlastung des Krftemangels im Ruhrbergbau fhren, da fortlaufend auslndische Bergarbeiter aus Nordfrankreich herausgezogen und im Ruhrbergbau eingesetzt werden. Die hierdurch entstehenden Lcken mssen vordringlich durch kriegsgefangene Bergarbeiter ausgefllt werden. 2. Massnahmen zur Bekmpfung der Arbeitslosigkeit. a) Bekmpfung der Landflucht. Die Steigerung der Arbeitslosigkeit in Paris und den grsseren Industrie- und Hafenstdten, der ein Krftemangel auf dem flachen Lande gegenber steht, ist u.a. eine Folge der Landflucht, die sich vor und whrend des Krieges durch das Anwachsen der Rstungsindustrie verstrkt hat. Die Arbeitslosigkeit muss dementsprechend in erster Linie dadurch bekmpft werden, dass alle Massnahmen zur Rckfhrung der Bevlkerung auf das Landgefrdert werden[212]. Eine auf deutsche Anregung ergangene Anweisung der franzsischen Regierung an die Prfekten[213] zur Entlassung landwirtschaftlicher Arbeitskrfte anzuordnen, die nach dem 1.9.1938 in industrielle Betriebe eingetreten sind und aus Gemeinden unter 2 000 Einwohnern stammen, hat sich bereits im [sic!] einzelnen Bezirken gnstig ausgewirkt. Fr Paris wird als vorbeugende Massnahme eine Zuzugssperre fr Arbeitskrfte erwogen, wie sie angeordnet in hnlicher Form im Reich fr Berlin und Hamburg bestand.

b) Notstandsarbeiten. Von vordringlicher Bedeutung ist ausserdem die Durchfhrung von Notstandsarbeiten. Fr Paris ist die Aufwendung eines Betrages vorgesehen, der bei 6-stndiger tglicher Arbeitszeitzeit [sic!] etwa 90 000

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Arbeitskrften fr 6 Monate Beschftigung ermglichen wrde. Bis jetzt sind 6 500 Notstandsarbeiter, insbesondere bei Strassenbauten und Ausbauten von Verkehrsmitteln und Energiebetrieben auch ausserhalb von Paris eingesetzt. Weiterhin wird besonders die Gewinnung von Holzkohle durch Pariser Notstandsarbeiter gefrdert, um dadurch der drohenden Einschrnkung verschiedener Betriebe zu begegnen. Die Erweiterung der Notstandsmassnahmen ist z.[ur]Z[ei]t. noch dadurch erschwert, dass Lastwagen, Gerte und Kraftstoffe nicht zur Verfgung stehen. Ausserhalb von Paris sind die Notstandsarbeiten im Departement Seine-Inf rieure besonders weit fortgeschritten, sodass dort bereits eine Abnahme der Arbeitslosigkeit um 6 000 Krfte zu verzeichnen ist. Weitere Massnahmen sind dort fr insgesamt 1/3 aller Arbeitslosen geplant. 3. Anwerbung auslndischer Arbeitskrfte nach Deutschland. Die Anwerbung auslndischer Arbeitskrfte aus Frankreich nach Deutschland ist nach Entsendung von Werbekolonnen durch das Reichsarbeitsministerium nunmehr verstrkt worden. Bisher konnten 5 960 Arbeiter nach Deutschland befrdert werden, davon r[un]d. 40% Polen, 20% Slowaken, 15% Ukrainer, 12% Russen und 7% Jugoslaven. Annhernd die Hlfte der abbefrderten Krfte wird in Deutschland in der Landwirtschaft eingesetzt, die noch dringend Gesindekrfte fr die Hackfruchternte bentigt. Im brigen sind die Krfte fr die Metall- und Bauindustrie bestimmt, wobei es sich ausschliesslich um vordringliche Massnahmen der Marine, Luftwaffe und des Krauchplans [214] handelt. Die angeworbenen Arbeiter stammen insbesondere aus Paris, Argenteuil[215] (Rstungsindustrie), Montargis[216] (Gummifabrik), Orlans[217], Auxerre[218] und Rouen. Ein grosser Teil befand sich in Flchtlingslagern und hatte bereits die Wohnung aufgegeben. Zahlreiche Familienvter aus Flchtlingslagern und auch aus luftgefhrdeten Bezirken (Le Havre) haben bisher die Anwerbung abgelehnt, weil sie sich nicht von ihrer Familie trennenwollen. Die Mitnahme der Familienangehrigen nach Deutschland ist auch bei Familien, die aus der Landwirtschaft stammen, nicht mehr mglich, da in Deutschland Wohnungen fehlen. Es wird erstrebt, derartige Arbeiterfamilien (insbesondere Slowaken und Jugoslawen) jenseits der Nordostlinie auf grsseren Gtern anzusiedeln. Die unteren franzsischen Arbeitseinsatzbehrden begrssen im allgemeinen die Anwerbungsaktion und untersttzen sie, weil die Arbeitslosigkeit dadurch verringert wird. In Unternehmerkreisen ist eine Ablehnung gegen die Abgabe von Krften ins Reich zu spren, die sich ungnstig auswirkt. Die bei der Anwerbung einzuhaltenden derzeitigen Richtlinien werden als Anlage beigefgt[219].

4.) Arbeitsbedingungen. Die Arbeitsbedingungen fr die bei deutschen Dienststellen beschftigten zivilen Hilfskrfte aus Frankreich sind durch Befehl vom 14.9.40 einheitlich geregelt. Danach sind grundstzlich die im jeweiligen Beschftigungsort geltenden ortsblichen Lhne und Gehlter zu bezahlen. Ferner werden Sozialversicherungsbeitrge fr die Krankenversicherung, entsprechend den franzsischen Bestimmungen, abgefhrt sowie Steuern und Beitrge zur Unfallversicherung, die in Frankreich nicht obligatorisch ist. Die ergangene Anordnung wird als Anlage 8[220] beigefgt. Fr kommissarische Verwalter franzsischer Betriebe, die bon [sic!] deutschen Dienststellen bestellt sind und nicht den o.a. Arbeitsbedingungen unterliegen, sollen tgliche Aufwandsentschdigungen je nach Grsse und Umfang des Unternehmens festgesetzt werden.

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VIII. Das franzsische Bank-, Brsen- und Versicherungswesen. a) Das franzsische Bankwesen. 1) Allgemeine Lage im Bankwesen. Die Ttigkeit der franzsischen Banken hat im Berichtsmonat im Zuge der von der Militrverwaltung untersttzten Rckfhrung der Kreditinsitute und ihrer Werte aus dem unbesetzen ins besetzte Gebiet eine mssige Belebung zu verzeichnen, die sich auch auf die Gebiete innerhalb der "Grnen Zone" (insbesondere im Dep.[artement] Somme) erstreckte. Der weiteren Normalisierung des Bankverkehrs sind durch die gegebenen Verhltnisse bewusst Grenzen gesetzt, die sich besonders aus der wirtschaftlichen Sperrung der Demarkationslinie, sodann aus dem Fehlen ausreichender Postverbindungen, den Sicherungsmassnahmen des Devisenschutzkommandos und der Schliessung der Brsen zwangslufig ergeben.

2)Bank von Frankreich. An Stelle des Herrn Fournier[221] ist Herr de Boisanger[222] von der Franzsischen Regierung mit der Leitung der Bank von Frankreich betraut worden. Boisanger gehrt gleichzeitig der Franzsischen Waffenstillstandskommission in Wiesbaden als Vorsitzender der Unterkommission f r Wirtschaftsfragen an. Die Truppengeldversorgung ist von Reichskreditkassenscheinen auf franzsische Zahlungsmittel umgestellt worden. Die Bank von Frankreich stellt den Reichskreditkassen die jeweils bentigten Zahlungsmittel in der angeforderten Menge zur Verfgung. Die Unhandlichkeit der franzsischen Banknoten und das Fehlen gebruchlicher Grssen, wie z.B. des 20-fr[anc]s-Scheins (= 1 RM) haben Truppenzahlstellen und Reichskreditkassen eine nennenswerte Mehrarbeit gebracht. Zwecks Einschrnkung des Barverkehrs ist daher in Zusammenarbeit mit dem Heeresintendanten beim OKH/Gen[eral] Qu[artiermeister] eine Heeresberweisungskasse in Paris geschaffen worden, die zentral alle grsseren Einkufe der Wehrmacht im Girowege ber die Bank von Frankreich begleicht. Auf dem bei der Bank von Frankreich gefhrten Konto "Hauptverwaltung der Reichskreditkassen (Besatzungskosten betr. den Chef der Militrverwaltung in Frankreich)" sind die Abschlagszahlungen der Franzsischen Regierung entsprechend der in Wiesbaden getroffenen Regelung eingegangen. Einschliesslich der geleisteten Flligkeit fr die rckliegende Zeit vom 25.6.-20.8.1940 ist bisher ein Gesamtbetrag von 1 960 000 000 RM gezahlt worden. Zwischen dem franzsischen Finanzministerium und der Bank von Frankreich ist ein Abkommen geschlossen worden, demzufolge sich die Bank von Frankreich zwecks Sicherstellung der Zahlung der Besatzungskosten verpflichtet hat, dem franzsischen Staat vorlufig Vorschsse bis zur Hhe von 50 M[illia]rd.[en] ffrs zu gewhren[223].

3) Private Banken. Die fehlende Verbindung der Bankzentralen mit ihren Niederlassungen im unbesetzten Gebiet erschwert die ordnungsmssige Geschftsfhrung. Zentrale Kassendispositionen und die Aufstellung von Gesamtbilanzen der Institute sind nicht mglich.

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Die Gesamtlage der Banken, wie sie sich aus Gesprchen mit Pariser Grossbankleitern widerspiegelt, wird als tragbar angesehen, insbesondere wird nicht mit grsseren Debitorenausfllen gerechnet. Hier macht sich die besondere Struktur des franzsischen Bankwesens bemerkbar, das strkere Industriebeteiligungen im allgemeinen nicht kennt. Die Banken haben berwiegend eine starke Geldflssigkeit aufzuweisen, die einerseits aus dem Einlagenzuwachs infolge des Ausverkaufs im Warengeschft, andererseits aus dem Mangel an Anlagemglichkeiten zu erklren ist. In der gleichen Richtung wirkt das Wechselmoratorium[224], das durch die Franzsische Regierung nochmals bis zum 30. September verlngert worden ist. Verschiedene franzsische Banken, so z.B. die Banque Transatlantique, sind - und zwar ohne eine Aufforderung deutscher Stellen - dazu bergegangen, ihre jdischen Verwaltungsmitglieder durch Arier zu ersetzen. Ob dieser Arisierungsgedanke der Kreditinstitute sich berall durchsetzen wird, lsst sich noch nicht bersehen. Fr diejenigen auslndischen Banken, die den Bestimmungen der Feindvermgensverordnung[225] unterliegen, ist auf Grund der Geschftsfhrerverordnung ein kommissarischer Verwalter[226] durch den Chef der Militrverwaltung in Frankreich bestellt worden. Der Verwalter hat seine Ttigkeit aufgenommen. Auch in diesem Sektor wird die Rckverlegung des Sitzes der Institute in das besetzte Gebiet weiterbetrieben, um Einflussmglichkeiten zu gewinnen.

4) Reichskreditkassen. Die Reichskreditkassen haben seit dem 10. September mit der Auszahlung in franzsischen Zahlungsmitteln zu Lasten des Besatzungskostenkontos begonnen. Die tatschliche Inanspruchnahme des Besatzungskostenkontos fr den Truppengeldbedarf hlt sich jedoch bisher in bescheidenen Grenzen. Die Reichskreditkassenscheine, die von der Bank von Frankreich aufgenommen sind, werden der Reichskreditkasse Paris unter Anrechnung auf das Besatzungskostenkonto zum Umtausch eingereicht. Hierbei ist Vorsorge getroffen, dass keinesfalls ein Aufruf der Reichskreditkassenscheine, der dem deutschen Interesse nicht entsprechen wrde, durch franzsische Stellen vorgenommen wird. Die von einer Pariser Firma hergestellten Abbildungen der umlaufenden Reichskreditkassenscheine und -mnzen sind zu Flschungen benutzt worden. Die Plakate sind eingezogen; ihre weitere Herstellung ist untersagt worden. Der Neudruck von Abbildungen ist genehmigungspflichtig. Die Bekanntmachung ber die Ausgabe von Reichskreditkassenmnzen (s. Anlage[227]) ist im Verordnungsblatt Nr. 6[228] verffentlicht worden. Eine Ausgabe dieser von den Reichskreditkassen in Reserve gehaltenen Mnzbestnde hat sich in Frankreich bisher nicht als notwendig erwiesen. b) Das franzsische Brsenwesen. In Besprechungen mit dem franzsischen Sonderdelegierten fr Finanzfragen[229] und mit Vertretern der Brsenorganisationen ist wiederholt die dringende Notwendigkeit einer baldigen Wiedererffnung der Pariser Brse vorgebracht worden. Als Grnde werden u.a. das zwingende Interesse des Staates an der

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Bewertung seiner Anleihen (besonders im Hinblick auf die Aufbringung der Besatzungskosten), ferner die Unmglichkeit[,] nach franzsischem Recht amtlich zugelassene Wertpapiere ausserhalb der Brse zu handeln, sowie die Arbeitslosigkeit von Tausenden brotlos gewordenen Brsenangestellten angefhrt. Der Oberbefehlshaber des Heeres hat seine grundstzliche Zustimmung zur kontrollierten Wiedererffnung der Pariser Brse bereits erteilt; zur Zeit werden im Benehmen mit dem RWM die notwendigen Massnahmen fr die Wiederingangsetzung des Brsenverkehrs erwogen. c) Das franzsische Versicherungswesen. Nachdem die englischen Versicherungsgesellschaften zur Einstellung ihrer Ttigkeit im franzsischen Staatsgebiet gezwungen worden sind, musste den deutschen Versicherungstrgern die Mglichkeit erschlossen werden, die entstandene Lcke auszufllen und weitergehend in Frankreich Fuss zu fassen. Beschleunigtes Handeln war notwendig, weil franzsischerseits bereits Bestrebungen zur Poolbildung im Gange sind, die eine berfhrung des grossen englischen Versicherungsgeschfts in franzsische Hnde bezwecken. Andererseits muss der Konkurrenz schweizerischer und italienischer Gesellschaften entgegengetreten werden. In Verhandlungen mit Vertretern der zustndigen franzsischen Ministerien unter Beteiligung deutscher Stellen (RWM und Reichsaufsichtsamt fr Privatversicherung) konnte erreicht werden, dass die der Besttigung deutscher Gesellschaften noch entgegenstehenden grundstzlichen Schwierigkeiten beseitigt wurden. Insbesondere haben die franzsischen Vertreter zugestimmt, dass die deutschen Versicherungsgesellschaften an Stelle des in Frankreich vorgeschriebenen Wertpapierdepots eine Bankgarantie anbieten knnen. ber Konzessionsantrge derjenigen Gesellschaften, deren Zulassung von deutscher Seite ausgesprochen ist, soll unter Nachreichung nicht sofort beibringbarer Unterlagen unverzglich entschieden werden. Ein unorganisches Eindringen der deutschen Versicherungsgesellschaften wird durch Einsetzung eines Generaltreuhnders und weitere Massnahmen verhindert werden. Die Verhandlungen wegen Aufnahme der Geschftsttigkeit der deutschen Gesellschaften in Frankreich stehen vor dem Abschluss.

d) Sonstiges. Der auslndischen Presse in Paris wurde ein berblickber die bisher auf dem Gebiete des Whrungs- und Kreditwesens durchgefhrten Massnahmen gegeben. Die Ntzlichkeit kurzer Pressevortrge muss in Anbetracht der zahlreichen irrigen Auffassungen, die durch Vortrag und Diskussion beseitigt werden konnten, bejaht werden.

BEKANNTMACHUNG Nachstehend wird die von der Hauptverwaltung der Reichskreditkassen erlassene Bekanntmachung ber die Ausgabe von Reichskreditkassenmnzen vom 20. Juli 1940 bekanntgegeben. Fr den Oberbefehlshaber des Heeres

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Der Chef der Militrverwaltung in Frankreich.

Bekanntmachung ber die Ausgabe von Reichskreditkassenmnzen vom 20. Juli 1940. Nach 1 Abs.[atz] 1 der Verordnung ber Reichskreditkassen vom 3. Mai 1940 (RGBl. I S. 774) werden Reichskreditkassenmnzen aus Zink zu 10 und 5 Rpf ausgegeben. Die Gewichte und Abmessungen der in der Mitte mit einem kreisrunden Loch versehenen Mnzen sind folgende:

Gewicht 10 Rpf 5 Rpf 3 1/3 g 2,5 g

Durchmesser 21,0 mm 19,0 mm.

Die mit glattem Rande geprgten Mnzen tragen auf der einen Seite innerhalb des aus einem erhabenen Randstbchen mit Perlenkreis bestehenden Randes in Fraktur die Umschrift "Reichskreditkassen" und am unteren Teile des Randes zwischen zwei viereckigen, auf der Spitze gestellten Punkten die Jahreszahl 1940, darunter das Mnzzeichen. Innerhalb dieser Umschrift ist um die Mitte der Mnze ein grosses, auf die Spitze gestelltes Hakenkreuz angebracht, dessen innere Balken von der das Loch der Mnze umschliessenden Randwulst ausgehen. Auf der anderen Seite befindet sich im oberen Teil der durch das flache Randstbchen mit Perlenkreis und die Randwulst des Loches gebildeten Ringflche ein nach links gerichteter Adlerkopf mit Halsabschnitt. Links und rechts sind je 3 teils bereinanderliegende, gleichgerichtete, senkrecht stehende Eichenbltter mit je einer Eichel nahe am unteren Stielende symmetrisch zur Mitte angeordnet. Im unteren Ringabschnitt befindet sich die Wertzahl 10 bzw. 5, links von der Wertzahl die Abkrzung R, rechts davon die Abkrzung Pf. Hauptverwaltung der Reichskreditkassen.

IX. Preisregelung. a.) Neue Massnahmen der franzsischen Regierung. Infolge des mangelhaft durchgebildeten franzsischen Preisrechts und der unzulnglichen Preisberwachung haben sich besonders auf dem Textil- und Lederwarensektor Preisauftriebstendenzen geltend gemacht. Auf Anregung der deutschen Militrverwaltung haben die franzsischen

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Regierungsvertreter die Vereinheitlichung des materiellen Preisrechtsund einen strafferen Aufbau der Preisbehrden und des Strafvollzuges in Aussicht gestellt. In der Besprechung vom 25. September 1940 haben die Regierungsvertreter mitgeteilt, dass die franzsische Regierung inzwischen folgende Massnahmen getroffen habe:

1. Einrichtung von Preisbehrden. Beim Finanzministerium ist die Direction des prix gebildet worden als oberste Preisbehrde fr das besetzte und unbesetzte Gebiet. Sie ist die Zentralstelle fr den Behrdenaufbau fr die Preisbildung und Preisberwachung und stellt die allgemeinen Richtlinien fr das materielle Preisrecht auf. Als Preisbildungsstellen kommen knftig lediglich in Betracht a) das Comit National, b) das Comit Interministerielund c) die zustndigen Minister. Die Ttigkeit der Comits Departementaux als Preisbildungsstellen kommt knftig in Fortfall. Die Stellung des Comit National und den Comits Interministeriel bleibt die bisherige. Beide Ausschsse bleiben knftig als begutachtende Stellen bestehen. Die Entscheidung liegt beim Minister. Die Erzeugerpreise aller landwirtschaftlichen Produkte setzt knftig der Landwirtschaftsminister[230] fest. Hier ist eine Preisbildungsstelle in der Departementsinstanz zugelassen. Die Pr fekten setzen die Verbraucherpreise auf den rtlichen Mrkten und fr die Handelsgeschfte fest. Sie haben sich an die Erzeugerpreisfestsetzungen des Landwirtschaftsministers und an die Richtlinien der Direction des prix zu halten.

2. Umorganisation der Preisberwachungsbehrde. Die Preisberwachungsbehrden werden grundlegend umorganisiert. Die Preiskontrolle lag bisher in der Hauptsache in den Hnden der allgemeinen Polizei, die die Preisberwachung nur nebenbei durchfhrte und im brigen dafr nicht geschult war. Durch Durchfhrungsanordnungen zu einem Dekret vom 30. Mai 1940[231], das eine Aenderung des Preiskontrollsystems vorsieht, wird in der Zentralstelle ein Zentralamt fr Preisberwachungund bei jedem Prfektenein Preisberwachungssonderamt gebildet werden. Beide Aemter werden mit der erforderlichen Anzahl von Spezialpreisberwachungsbeamten und Preis- und Betriebsprfern ausgestattet werden. Die Beamten dieser Preisbewachungsstellen werden mit anderen als Preiskontrollaufgaben nicht beschftigt werden. Von ihrem Einsatz verspricht sich die franzsische Regierung eine straffe und schnelle Handhabung der Preisberwachung.

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3. Fortentwicklung des Preisrechts. Durch ein Gesetz vom 13. August 1940 (J.O. v. 3.9.40)[232] ist das bisherige Preisstoprecht verschrft worden. Knftig knnen Kostenerhhungen, verursacht durch Kriegseinwirkungen aller Art, hhere Frachten, Versicherungsrisiken und dgl. nicht mehr im absoluten Betrag dem Erzeuger- oder Grosshandelspreis angehngt werden. Solche Preiserhhungen bedrfen nunmehr der Ausnahmegenehmigung durch die Zentralinstanz. Die Genehmigungdarf nur inbesonders gelagerten Ausnahmefllen erteilt werden.

4. Umgestaltung des Preisstrafvollzuges. Die franzsische Regierung ist bereit, auch den Preisstrafvollzug knftig rascher und wirkungsvollerzu gestalten. Dazu wird sich die Strafbefugnis der Verwaltungsbehrden erweitern. Die Chefs des Zentralamts fr Preisberwachung und der Departementalpreisberwachungsstellen werden ermchtigt werden, im Unterwerfungsverfahren im wesentlichen diejenigen Geldstrafen festzusetzen, deren Verhngung nach dem bisherigen Rechtszustand den ordentlichen Gerichten vorbehalten war. Das Recht der Prfekten, temporre Geschftsschliessungen auszusprechen, wird dadurch eine Erweiterung erfahren, dass diese knftig ermchtigt werden sollen, Bestrafungen wegen Preiszuwiderhandlungen ffentlich bekannt zu machen (dieses Recht stand bisher ausschliesslich den Gerichten zu). Die Direction des prix wird berdies der franzsischen Regierung vorgeschlagen, ein Gesetz zu erlassen, wonach das Recht zur Verhngung des Berufsausbungsverbots, das bisher ausschliesslich durch die ordentlichen Gerichte ausgesprochen werden durfte, gleichfalls den Verwaltungsbehrden bertragen werden soll. Durch diese Massnahmenverspricht sich die franzsische Regierung mit Recht eine wirksame Bekmpfung der Zuwiderhandlungen gegen die Preisbestimmungen. b.) Zusammenarbeit mit der Militrverwaltung. Nach dem z.[ur]Z[ei]t. im besetzten franzsischen Gebiet geltenden deutschen Preisstop knnen nur die deutschen Dienststellen Preiserhhungen genehmigen. Im Hinblick darauf wird die franzsische Regierung vereinbarungsgemss knftig Preiserhhungen, die die landeseigenen Preisbildungsstellen fr gerechtfertigt halten, dem Chef der Militrverwaltung zur Zustimmung vorlegen. Es sind solche Preiserhhungen insbesondere auf dem Agrarsektor genehmigtworden, und zwar erhhte Preise (sogenannte Leistungspreise) fr Weizen, Roggen, Hafer und Gerste, nachdem vom Besatzungsheer Wert darauf gelegt wird, mglichst viel Getreide aus franzsischer Erzeugung zur Truppenversorgung und Entlastung der Heimat angeboten zu erhalten. Die Bezirkschefs, Feld- und Kreiskommandanten sind angewiesen worden, selbst keinerlei Preisfestsetzungen vorzunehmen. Die franzsischen Vertreter haben die Meldung der Bezirkschefs besttigt, dass die Preise fr lebenswichtige Gegenstnde aller Art, insbesondere fr Textilien, in der freien Zone durchweg hher liegen als im besetzten Gebiet. Sie fhren dies vor allem darauf zurck, dass in der freien Zone im

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Gegensatz zu dem besetzten Gebiet, wo die deutschen Dienststellen eine straffe Preiskontrolle durch die Prfekten veranlassten, es an einer entsprechenden Preisberwachungsttigkeit fehle. Auf die franzsischen Regierungsvertreter wird immer wieder im Sinne einer einheitlichen Preisregelung fr das unbesetzte Gebiet und besetzte Gebiet eingewirkt. Entsprechende Zusagen sind gegeben worden.

D. Die Entwicklung des Flchtlingswesens.

Allgemeines. Die Rckfhrung der Flchtlinge bis zur Nord-Ost-Linie konnte weiterhin wesentlich gefrdert werden. Die Rckfhrung der belgischen-, hollndischen-, luxemburgischen Flchtlinge kann als beendet angesehen werden; einige noch brige Nachzgler werden in kurzer Zeit die Heimat erreicht haben. Die franzsischen Flchtlinge, soweit sie nicht im Sperrgebiet beheimatet, werden wohl bis Ende Oktober wieder zurck sein. Die Rckfhrung der Elssser und Lothringerknnte transportmssig in der zweiten Oktoberhlfte zum Abschluss kommen; ber entgegenstehende Schwierigkeiten berichte ich weiter unten. Die bisher von den Dienststellen der Militrverwaltung fr das besetzte Gebiet und von der franzsischen Regierung fr das unbesetzte Gebiet mitgeteilten Zahlen der noch nicht heimgekehrten Flchtlinge erscheinen nach den aus den Heimatgebieten der Flchtlinge hierher gelangten Mitteilungen nicht zuverlssig, insbesondere fr die Elssser und Lothringer zu gering. Ich habe daher veranlasst, dass in den Gebieten, an denen ein erhhtes politisches Interesse besteht und fr die mit der Mglichkeit absichtlicher Falschmeldungen seitens der franzsischen Regierung gerechnet werden muss, Erhebungen ber die noch nicht Heimgekehrten angestellt werden, und zwar: a) fr das Elsass durch den Chef der Zivilverwaltung in Strassburg, b) fr Lothringen durch den Chef der Zivilverwaltung in Saarbrcken, c) fr das Sperrgebiet durch die Dienststellen des Chefs der Militrverwaltung in Frankreich und des Militrbefehlshabers fr Belgien und Nordfrankreich.

Im einzelnen ist noch zu berichten:

Demarkationslinie. a) Nach den im Berichtsmonat gegen die Juden erlassenen Verfgungen[233] sind diese an der Demarkationslinie aufzuhalten, besondere Erfahrungen wurden noch nicht gemacht, da kenntliche Juden garnicht [sic!] auftraten. Wenn der Aufenthalt der Juden im besetzten Frankreich nicht mit
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Konzentrationslager bedroht wird, hat das ganze Vorgehen m.[eines] E.[rachtens] auch keinen Erfolg.

b) Seitens der italienischen diplomatischen Vertretung wurde die Rckkehr der aus dem besetzten Gebiet ber Sdfrankreich nach Italien geflchteten italienischen Staatsangehrigen ber die Demarkationslinie erbeten; es handelt sich um 600-800 Personen. Diese R ckkehr steht den Italienern nach den ergangenen Bestimmungen seitens der deutschen Dienststellen frei. Um eine geregelte Rckfhrung zu erreichen, wurde indessen unter Beteiligung der franzsischen Dienststellen vereinbart, dass die Italiener ein bis zwei Sammeltransporte nach Modane[234] und nach Lyon[235] leiten. Dort werden die Transporte von dem Vertreter des italienischen Generalkonsuls in Paris[236] in Empfang genommen, nach der Uebergangsstelle Chalon-sur-Saone[237] geleitet und dort an Hand von Sammellisten und Einzelbescheinigungen der italienischen Dienststellen, den deutschen Behrden bergeben. Auch seitens der ungarischen diplomatischen Vertretung sind hnliche Schritte bei mir eingeleitet worden.

c) Im unbesetzten Frankreich halten sich z.[ur]Z[ei]t. noch etwa 3000 aus dem franz sischen Heere entlassene Slowaken auf, die als Flchtlinge zu gelten haben. Es ist beabsichtigt, diese durch die deutschen Dienststellen fr Arbeitsvermittlung ber die Demarkationslinie in das Innere des Reiches zu schaffen. Soweit es sich hier um Zusammenarbeit mit auslndischen Vertretungen handelt, erfolgen meine Massnahmen im Benehmen mit der Dienststelle des Auswrtigen Amtes (Deutsche Botschaft[238]) in Paris.

d) In der nchsten Zeit werden die franzsischen Heeresbeamten, denen die Rckkehr in das besetzte Gebiet erlaubt ist, die Demarkationslinie berschreiten; die Einzelverhandlungen mit dem Vertreter der franzsischen Regierung stehen vor dem Abschluss.

Nord-Ost-Linie. In der Berichtszeit fllt die neuerliche Fhrerentscheidung ber die Nord-Ost-Linie[239]. Es ergeben sich hieraus fr den Beauftragten fr das Flchtlingswesen[240] besondere Aufgaben, die in dem Bericht vom 28.9.1940, g.Nr. 1011/22/40[241] bereits zum Teil erwhnt wurden. a) Dem Beauftragten der franzsischen Regierung wurde von mir eindeutig erffnet, dass die Flchtlinge aus dem Sperrgebiet bis auf weiteres nicht damit rechnen knnten, in ihre Heimat zurckzukehren und dass die zustndigen Prfekten fr eine ordnungsmssige Unterbringung der Leute vor Eintritt des Winters, an noch nher festzulegenden Orten, verantwortlich gemacht wrden, ferner dass die Prfekten der Bergungsgebiete persnlich dafr verantwortlich gemacht wrden, dass keine wilden Abwanderungen erfolgten.

b) Die Auflsung der noch bestehenden Flchtlingslager an der Nord-Ost-Linie wird keine besonderen

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Schwierigkeiten machen. Wenn es den franzsischen Behrden auch gelingen wird, ertrgliche Wohnund Lebensbedingungen zu schaffen, wird es doch sehr schwer sein, zu verhten, dass die Flchtlinge trotz des ergangenen Verbotes versuchen, der Heimat nher zu kommen oder die Sperrlinien zu berschreiten. Die Feldkommandanturen werden daher angewiesen werden, die Listen der Flchtlinge aus dem Sperrgebiet in den Bergungsgebieten regelmssig berprfen zu lassen. Wer seinen Bergungsort ohne besondere Genehmigung verlsst, muss bestraft werden. Um ein weiteres Anreisen in Richtung Sperrzone zu unterbinden, wurde bereits f r die Verwaltungsbezirke B und Bordeaux eine genaue Kontrolle der in der nchsten Zeit noch abgehenden Flchtlingszge angeordnet. Flchtlinge, die aus dem Sperrgebiet stammen, sollen von der Benutzung der Flchtlingszge ausgeschlossen werden. Diese Massnahmen knnen jedoch nur Erfolg haben, wenn die in dem Sperrgebiet gelegenen Orte sowohl den deutschen Ueberwachungsorganen, wie auch den franzsischen Behrden amtlich bekannt gegeben werden. Die Linie ist den franzsischen Dienststellen ja doch bekannt. Ich beabsichtige daher, ein Verzeichnis der in Betracht kommenden Orte anfertigen und verbreiten zu lassen. Ich bitte um baldige Mitteilung, falls Bedenken bestehen.

c) Die ergangenen Verfgungen ber die Absperrung der Nord-Ost-Linie werden noch immer von einzelnen deutschen Dienststellen nicht mit der erforderlichen Genauigkeit beachtet. Die von den Dienststellen jenseits der Nord-Ost-Linie kommenden Anforderungen von Flchtlingen mssen knftig unterbleiben oder sich auf ganz besonders wichtige Flle im Sinne der dortigen Verfgung vom 21.9.1940 -Az.I B (V).-g.Kdos. Nr. 2845/40[242] beschrnken. Alle derartigen Anforderungen ermuntern den Flchtling, sobald er von ihnen erfhrt, zur Disziplinlosigkeit, und schaffen bei den unteren Dienststellen, sofern nicht bei den vorgesetzten Behrden mit der erforderlichen Strenge geprft wird, Unklarheit. d) Ausser den in der oben genannten dortigen Verfgung erwhnten Personengruppen wurde die Rckkehr von 832 mittleren Forstbeamten in das Sperrgebiet von dort genehmigt. Die Durchfhrung erfolgt aufgrund der Besprechungen mit dem Beauftragten der franzsischen Regierung und dem Directeur gnral des eaux et des frets in der Weise, dass die franzsischen Dienststellen mir eine Liste der in Betracht kommenden Beamten einreichen; diese Liste wird sodann hier von der Gruppe Forstwirtschaft und von der Geheimen Feldpolizei berprft. Nach Genehmigung der Liste ziehen die franzsischen Dienststellen die Forstbeamten in Dijon zusammen, von wo aus sie unter Beteiligung der zustndigen Dienststellen des Bezirkschefs C[243] ber die Nord-Ost-Linie gefhrt werden. Im Hinblick auf die Abgelegenheit der Frstereigehfte muss die Rckfhrung mit Kraftwagen erfolgen, die von den Franzosen gestellt werden. Hinsichtlich der Rckfhrung der hheren Forstbeamten wurde der franzsischen Regierung mitgeteilt, dass hierber eine Entscheidung noch nicht getroffen sei. Ueber die politische Bedeutung dieser Stellungnahme drften sich die franzsischen Dienststellen wohl indessen im Klaren sein.

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e) Zu klren ist noch die Frage, ob an der Nord-Ost-Linie der kleine Grenzverkehr fr die an der Linie Ansssigen eingefhrt werden kann und ob und in welcher Weise bei Flchtlingsfamilien die Familiengemeinschaft wieder hergestellt werden kann, indem sich die Familienangeh rigen innerhalb oder ausserhalb des Sperrgebietes vereinigen knnen. Bisher konnten die Familienmitglieder auch dann nach Hause reisen, wenn sich der grssere Teil der Familie im Sperrgebiet befand.

Elsass-Lothringer. Der Beauftragte der franzsischen Regierung trug hier vor, dass die Rckfhrung der geflchteten Elssser und Lothringer ins Stocken gerate, da unter den Flchtlingen die Frage der Ausweisung aus Elsass und Lothringen lebhaft errtert wrde. Tatschlich ist auch durch Mittelsleute berichtet worden, dass sich zahllose Familien weigern[,] aus Sdfrankreich abzufahren, bevor nicht ihre Aufnahme in Lothringen gesichert sei. Es gehe das Gercht, dass bereits 20 000 Menschen allein aus Lothringen abgeschoben worden seien, und dass die Ausweisung weiterer 100 000 noch bevorstehe. Er bitte dringend um eine Mitteilung, die dazu dienen knne, die Elssser und Lothringer im unbesetzten Gebiet zu beruhigen, sodass der weitere Abtransport glatt vonstatten gehen knne. Es wurde in dieser Angelegenheit bereits ein Fernschreiben an die beiden Chefs der Zivilverwaltungen gerichtet, eine Antwort ging bisher nicht ein. Der Befehlshaber der Sicherheitspolizei fr das Elsass[244] teilte gelegentlich einer Vorsprache hier mit, dass die Ausweisungen aus dem Elsass nicht sehr hoch gewesen und im wesentlichen zum Abschluss gekommen seien, dass aber nach seiner persnlichen Unterrichtung mit grsseren Ausweisungen aus Lothringen noch gerechnet werden msse. Um die unter den im unbesetzten Frankreich befindlichen volksdeutschen Flchtlingen ohne Zweifel weitgehend vorhandene Ungewissheit ber ihr knftiges Schicksal nicht zu vermehren, drfte sich ein Hinausschieben weiterer Ausweisungen um einige Wochen empfehlen, da bis dahin die meisten Lothringer zurck sein werden.

Volksdeutsche im unbesetzten Frankreich. Im brigen muss zur grndlichen Unterrichtung der Volksdeutschen im unbesetzten Gebiet unbedingt etwas geschehen. Es wurde zunchst die Entsendung von Beauftragten des Deutschen Roten Kreuzes zu den Abrstungskommissionen im unbesetzten Gebiet vorgesehen. Die in Betracht kommenden Personen sind vom Prsidium des Deutschen Roten Kreuzes bereits benannt und warten auf ihren Marschbefehl nach hier, wo sie von mir und dem Beauftragten des Deutschen Roten Kreuzes[245] in ihre Arbeit eingewiesen werden sollen. Das Auswrtige Amt in Berlin, das vom Prsidenten des Deutschen Roten Kreuzes[246] um Zustimmung gebeten wurde, hat diese indessen bisher noch nicht erteilt. Die Verfgung des Oberkommandos des Heeres ber die Erleichterungen des Verkehrs ber die Demarkationslinie[247] sehen [sic!] eine schrfere Ueberwachung der franzsischen Verwaltung im unbesetzten Gebiet vor. Es muss ermglicht werden, mehr als bisher Einfluss auf die Behandlung der volksdeutschen Elemente, insbesondere der Elssser und Lothringer, im unbesetzten Frankreich zu gewinnen. Es kommen auch immer wieder Klagen, dass sich noch zahlreiche zivilinternierte Volksdeutsche im unbesetzten Frankreich befnden. Es sind dies Klagen mit genauen Einzelangaben, sodass sie z.T. auf

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Wahrheit beruhen werden. Es wird auch oft geklagt, dass whrend der Bereisung der Lager durch die Abordnung der Deutschen Waffenstillstandskommission die Franzosen die Internierten teilweise beurlaubt, nachher aber wieder festgenommen htten. Bei schrferer Ueberwachung des unbesetzten Gebietes werden auch diese Unzutrglichkeiten beseitigt werden knnen.

E. Das Deutsche Rote Keuz.

1. Die Flchtlingsbetreuung erstreckte sich in erster Linie auf die Betreuung der Elssser und Lothringer in Bahnhfen und in Lagern (Savigny[248], St. Dizier[249], Dijon[250].) Hierbei Einsatz von rzten, Helfern, Schwesternhelferinnen und Helferinnen. 2. Einrichtung von Wehrmachterfrischungsstellen in Paris (Fhrungsdienst Paris) und ausserhalb. Einsatz von DRK-Fhrern und Helferinnen (ca. 150).

3. Der Aufbau von Soldatenheimenschreitet fort. Es befinden sich Ende September etwa 50 Soldatenheime im Aufbau oder sind bereits in Betrieb genommen. Hier Einsatz von Leiterinnen und Helferinnen (ca. 150).

4. Einer neuen Aufgabe hat sich das DRK erschlossen durch Einsatz von mnnlichen und weiblichen Hilfskrften (Helfer und Helferinnen) bei den ambulanten Stationen, die durch die Marinean der Kste eingerichtet werden.

5. Weiteres Anwachsen des Einsatzes der Verpflegungseinheiten (VE). Es sind jetzt im Bereich des besetzten Frankreich etwa 30 solcher Einheiten eingesetzt mit 660 Fhrerinnen und Helferinnen. 6. Internationale Hilfsaktionensind in mssigem Umfange vom Amerikanischen Roten Kreuz, Schweizer Roten Kreuz und vom Internationalen Comit angelaufen und werden nach von mir zu genehmigenden Verteilungsplnen der franzsischen Bevlkerung - zunchst fast ausschliesslich in Paris - zugeleitet.

7. Einen ausserordentlichen Umfang nimmt die Abteilung fr Nachforschungs- und Ermittlungssachen, desgl.[eichen] fr Nachrichtenvermittlung an. Es wird wahrscheinlich sein, dass im Laufe der nchsten Zeit hier noch ein erheblicher Ausbau sich vollziehen wird.

F: Sonstiges. Verschiedene fuehrende Persoenlichkeiten von Staat und Partei erschienen im Berichtsmonat in Frankreich, um sich an Ort und Stelle ueber die Verhaeltnisse in dem besetzten Gebiet Frankreichs zu

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unterrichten. So sprachen Reichsmarschall Goering, Reichsinnenminister Dr. Frick, Reichsfinanzminister Graf Schwerin-Krosigk[251], Reichsorganisationsleiter Dr. Ley[252], Reichsleiter Rosenberg in Paris vor.

G. Zusammenfassung.

A. Organisatorisches. Im September sind 58 Militaerverwaltungsbeamte und 12 Sonderfuehrer in Marsch gesetzt worden. Zahl der Archivschutz-Sachbearbeiter jetzt 13. Den Kreiskommandanturen sollen nur dann Verwaltungsbeamte zugewiesen werden, wenn es sich um wirklich wichtige Kreiskommandanturen handelt.

B. Die franzoesische Verwaltung. 1. Allgemeine und innere Verwaltung, Allgemeines. Politische Lage: Weitere Verschlechterung der Stimmung, Zunahme der kommunistischen Agitation, Zunahme von Sabotaeakten, deutschfeindliche Aufschriften auf den Plakaten, Verteilung deutschfeindlicher Flugblaetter. Bezueglich Entwicklung der einzelnen politischen Richtungen siehe Haupttext. Grund zur Beunruhigung immerhin nicht gegeben, da sich die verschiedenen Kraefte aufwiegen. Zusammenarbeit mit den franzoesischen Behoerden im allgemeinen gut. Franzoesische Gesetze werden fortan vereinbarungsgemaess der deutschen Militaerverwaltung vorher vorgelegt.

2. Polizei. Gemeindepolizei im wesentlichen aufgefuellt. Bei Gendarmerie fehlen noch 10 000 Mann (Auffuellung durch 7 000 Mann entlassene Mitglieder der aufgeloesten Garde Republicaine Mobile vorgesehen). Personalmangel besteht jenseits der NO-Linie, Zusammenarbeit mit deutschen Dienststellen reibungslos. Polizeirechtlich soll jetzt allgemein Personalausweispflicht durchgefuehrt werden. Auslaender sind bei den FK's karteimaessig erfasst. Bezueglich Verkehrspolizei wird auf die Anlage (Erlass vom 5. September)[253] verwiesen.

3. Die franzoesische Kommunalverwaltung. Die Kommunalverwaltung arbeitet ziemlich schwerfaellig. (Starkes zentralistisches System, Ueberalterung der Beamten). Finanzielle Schwierigkeiten vor allem in Paris, naeheres siehe Haupttext.

4. Schule und Kultur. a) Schule: Lage guenstiger, als von den franzoesischen Regierungsvertretern geschildert. b) Hochschule: Wiedereroeffnung wird deutscherseits weder verhindert noch gefordert. c) Kunstschutz: Sonderaktionen von ausserhalb der Militaerverwaltung stehenden Stellen scheinen aufzuhoeren.

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d) Archivschutz: Voellig zerstoert ist ausser dem Archiv Orlans auch das Archiv von Mzieres. Rueckfuehrung des Nationalarchivs nach Paris ist im Gange. (Desgleichen weitere Rueckfuehrungen). Ueber 1 000 Handschriften konnten als Archivgut deutscher Herkunft bestimmt werden. Zusammenarbeit mit anderen deutschen Dienststellen reibungslos.

5. Die franzoesische Finanzverwaltung. Die Organisation und Abgabengesetzgebung wird naeher geschildert (siehe Haupttext). Aufstellung einer Finanzstatistik ist eingeleitet. Nach den bisherigen Feststellungen ist anzunehmen, dass das Staatsbudget nicht eingehalten werden kann. Naehere Feststellungen schweben. Die Etats der Departements und Gemeinden werden gleichfalls nicht eingehalten werden infolge erhoehter Ausgaben, dagegen ist Steueraufkommen gestiegen (neue Steuersaetze und Steuerarten). Zollgrenzschutz steht jetzt an allen Grenzen Frankreichs, ausgenommen an der noerdlichen franzoesisch-belgischen Grenze, wo franzoes. Zollgrenzschutz steht, der in Kuerze abgeloest wird.

6. Gesundheitswesen. Aerztliche Versorgung bessert sich, da Aerzte zurueckkehren. Seuchenstand, abgesehen von einigen Typhusfaellen und einer kleinen Ruhrepidemie, befriedigend. Seuchenmeldungen noch mangelhaft.

7. Veterinaerwesen. Uebersicht ueber den Tierseuchenstand. Naeheres siehe Haupttext.

8. Justizwesen. Strafmassnahmen gegen Bevoelkerung wegen Sabotageakte einzelner Franzosen sind jetzt einheitlich geregelt. Strafgewalt ist den Feldkommandanten bis 30 000 00 Reichsmark und 6 Wochen Haft eingeraeumt. Bestimmungen ueber die Behandlung der Zivilgefangenen und die Entschaedigung der deutschen Staatsangehoerigen sind in Vorbereitung. Ueber den Rechtshilfeverkehr sind neue Vorschriften ergangen, siehe Haupttext.

9. Propaganda. Zusammenarbeit zwischen dem Verwaltungsstab, der Propagandaabteilung und der franzoesischen Presse ist organisiert und bewaehrt sich sowohl auf dem Gebiete der Zensur wie dem der Metallieferung. Schaffung einer Rechtsgrundlage durch Erlass einer besonderen Zensurverordnung wird vorbereitet. Zwei neue Verordnungen regeln das Filmwesen. Eine Bekanntmachung betreffend Rundfunk (Ausnahme vom Abhoerverbot) erscheint in diesen Tagen.

10. Die franzoesischen Verkehrsverhaeltnisse. Statistische Erfassung der Kraftfahrzeuge ist eingeleitet. Kraftfahrzeugverkehr wird auf lebenswichtige Fahrten beschraenkt (Verordnung vom 25. August 40). Fuer Neubezug von Kraftfahrzeugen gilt jetzt

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Bezugsscheinverfahren. In Paris steigt der U-Bahn-Vekehr staendig. Die Omnibuslinien muessen vermehrt werden. Behoerdenaufbau nach deutschem Vorbild (Fahrbereitschaftsleiter) noetig.

11. Strassenbau. In Frankreich sind die Strassen in 3 Gruppen eingeteilt. Die franzoesischen Bauverwaltungen arbeiten zu langsam. Strassenbaustatistik ist veranlasst. Planmaessige Lenkung der Strassenbauwirtschaft ist noetig und eingeleitet.

12. Post: Ueber die Demarkationslinie sind jetzt je 1 000 Briefe pro Tag in beiden Richtungen zugelassen, ausserdem Postkarten mit bestimmtem Inhalt. Nach Deutschland werden gleichfalls Briefsendungen durch Zentralauftragstelle Paris zugelassen. Fuer den Fernsprechverkehr ueber die Demarkationslinie sind bestimmte Leitungen freigegeben worden.

C. Die franzoesische Wirtschaft. I. Die Organisation der gewerblichen Wirtschaft. Behoerdenaufbau: Office central de rpartition des produits industriels im Ministerium fuer industrielle Produktion ist nach Sektionen fuer bestimmte Rohstoffgruppen eingeteilt, daneben ein Beirat. Allgemeine Anordnungen beduerfen der Zustimmung des Chefs der Militaerverwaltung, der auch die Bestellung der Sektionsleiter genehmigt und deutsche Beauftragte bei den Sektionen einsetzt. Sektionen zunaechst nur fuer Textil, Nichteisen-Metalle, Eisen, Stahl und industrielle Oele und Fette vorgesehen.

II. Die gewerbliche Wirtschaft im einzelnen. a) Energie. Netze ziemlich wieder hergestellt [sic!]. Kohlentransport sehr mangelhaft. Stillegung von Kraftwerken infolge Kohlenmangel droht.

b) Gas und Wasser. I. Gas: 12vH der Gaswerke sind ausser Betrieb (Zerstoerungen, Kohlenmangel). Es herrscht Personalmangel. Gasproduktion steigt. Besonderes Verteilungssystem fuer Kohle ist vorgesehen, genuegt aber nicht, wenn nicht genuegend Kohlen angeliefert werden (andernfalls drohen Stillegungen). II. Wasser: Laufende Kontrolle des Leitungswessers [sic!] durch Fachleute noetig. Ersatz fuer die hierfuer eingesetzten, inzwischen abberufenen Sonderfuehrer ist beantragt und sehr dringlich.

c) die franzoesische Kohlenwirtschaft.

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Kohlenfoerderung ist weiterhin gestiegen. Produktion htte fuer die vorgesehenen 30 Zuege pro Tag ausgereicht. Im besetzten und unbesetzten Gebiet sind im August r[un]d 2,8 Millionen to gefoerdert. Das sind ungefaehr 75vH im Jahre 1938. Kohlenversorgung trotzdem voellig unzureichend. Bisherige Bedarfsdeckung in ganz Frankreich etwa nur 37vH, im besetzten Gebiet (Befehlsbereich des Chefs der Militaerverwaltung) noch nicht einmal 25vH. Gruende: Waggonmangel und Aberkennung der Dringlichkeit der Transporte nach Frankreich durch Militaerbefehlshaber Belgien. Bei 50 Zuegen taeglich wuerde sich eine Bedarfsdeckung von 60vH ergeben; Zunaechst soll Wehrmachtsversorgung dadurch sichergestellt werden, dass die Kohlentransporte im Rahmen der Wehrmachttransporte laufen (im Oktober 247 Zuege fuer die Wehrmacht).

d) Die franzoesische Eisen- und Stahlwirtschaft. Mangelhafte Kohlenbelieferung. Fuer den franzoesischen Zivilbedarf (einschliesslich Eisenbahnen) ist ein monatliches Lieferkontingent von vorlaeufig 25 000 to Walzeisen festgesetzt worden. Lieferungen von Schrott nach Deutschland: Handelsschrott 100 000 to fuer das letzte Quartal 1940, Beuteschrott 70 000 to monatlich.

e) Die Eisen verarbeitende Industrie. OKW beabsichtigt Einrichtung einer zentralen Einkaufsstelle. Franzoesische Betriebe, deren Erzeugnisse fuer die deutschen Ruestungsbetriebe nicht brauchbar, sollen zu Unterlieferungen von deutschen Firmen herangezogen werden. Fabrikationsprogramm fuer Lokomotivbau: Waggonbau: 250 Reichsbahn[en], 180 franzoesische Bahnen. 4000 Gueterwagen 2000 Tender 19500 Gueterwagen 200 Personenwagen 180 Tender stoerend: Arbeitermangel (Nordostlinie!) Werkzeugmaschinen: 1099 aus Luftwaffenbetrieben nach Deutschland abtransportiert. ) ) fuer Reichsbahn. ) ) franzoesische Bahnen. )

f) Die franzoesische Metallwirtschaft. Rohstoffbestand und Betriebsverzeichnis siehe Haupttext.

g) Die franzoesische Textilwirtschaft. Abtransport von Rohstoffen nach Deutschland bis jetzt 3 000 Eisenbahnwagen (Wolle, Baumwolle, Hanf). Zellwoll- und Kunstseidenindustrie wird mit voller Kapazitaet laufen (Lieferungen nach

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Deutschland.

h) Die franzoesische Lederwirtschaft. Haeuteerfassung erschwert durch Rueckgang der Schlachtungen, Salz- und Lastwagenmangel, naeheres siehe Haupttext.

i) Die franzoesische Papierindustrie. Nichts besonderes.

j) Steine und Erde. Bauxit: 400 000 to Jahreslieferung an Deutschland bereits in Kuerze wahrscheinlich. Phosphatbetriebe sind wieder eroeffnet, ebenso die Tongruben bei Provence, Wehrmachtsbedarf an Kalk ist gedeckt. Bezueglich Gips sind die Transportschwierigkeiten behoben. 170 to Glimmer sind beschlagnahmt, 60 to nach Deutschland schon abtransportiert. Optischer Quarz wird bereits angekauft. Ziegelindustrie durch Kohlenmangel behindert.

k) Tabak, Kautschuk, Asbest. 1. Tabakindustrie. Arbeit normal, die franzoesische Regie lieferte an Kriegsgefangene im September 72 Millionen Zigaretten. Nach dem Elsass gingen 260 000 kg Rohtabak.

2. Kautschuk. In den naechsten Tagen werden 3 400 to nach Deutschland abtransportiert sein. Fuer Autoreifen ist Reifenveraeusserungsverbot erlassen, Einfuehrung einer Reifenkarte ist in Vorbereitung. Abkommen ueber Lieferung von 5 000 to Rohkautschuk aus dem unbesetzten Gebiet. Dafuer Lieferung von Cordgeweben aus dem besetzten ins unbesetzte Gebiet. Fabrikationsumstellung wie Streckung mit Regenerat ist vorbereitet.

3. Asbest. Beschlagnahmt fuer Deutschland 6 500 to, davon zum Abtransport schon freigegeben 4 000 to.

l) Die franzoesische Mineraloelwirtschaft. Treibstoffversorgung der franzoesischen Zivilbevoelkerung problematisch. Allein fuer franzoesische Landwirtschaft waeren 5 000 to Dieseloel fuer September noetig gewesen, tatsaechlich sind nur geringe Mengen geliefert. Heizoel ist in erster Linie fuer die deutsche Kriegsmarine streng reserviert. Fuer die vielfach in Frankreich ueblichen Oelfeuerungen in Hotels, Anstalten usw. wird Heizoel kaum zur

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Verfuegung stehen. Fuer Schmieroelliegt franzoesische Bestandsaufnahme immer noch nicht vor; fest steht jedoch schon jetzt, dass auch hier die Lage kritisch ist. Nachschub aus dem unbesetzten Gebiet mangelhaft. Neue Massnahmen laufen. Bis 15. November 40 sind in das besetzte Gebiet bestimmte Mengen zu liefern, siehe Haupttext.

m) die chemische Industrie. Deutschland erhaelt voraussichtlich 7 000 to Terpentinoel, 30 000 to Kolophonium, 4 000 to Casein. Versorgung mit Pyrit und Phosphat guenstig. Kunstduengerprogramm durchfuehrbar. Belieferung der Textilindustrie mit Schwefelsaeure, Schwefelkohlenstoff, Sodaprodukten ist sichergestellt. Einschraenkungen der franzoesischen Lackindustrie unvermeidbar.

III. Die Franzoesische Landwirtschaft. 1. Erzeugung: Erntebergung. Getreideernte ist geborgen, Weizenernte unter dem normalen Ergebnis. Herbstbestellung: leidet unter Mangel an Maschinen, Treibstoffen, Gespannen, Feuerungsmitteln. Treibstoff soll von Truppen zur Verfuegung gestellt werden. Organisation "Ostland" ist eingesetzt. Von den 60 000 weissen Kriegsgefangenen muessten 35 000 unbedingt bleiben. Viehwirtschaft: 20 000 Stueck daenisches Vieh sollen eingestellt werden.

2. Versorgung. Lebensmittelbewirtschaftung in Frankreich ab 23. September.

Eingefuehrte Rationssaetze. Frankreich Brot Fett Fleisch Kaese Zucker Naehrmittel pro " " " " " Tag Woche Woche Woche Monat Monat 350 gr 100 " 360 " 50 " 500 " 250 " (Deutschland) (340 gr) (270 ") (500 ") (62,5) (1000) (500)

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Zufuhren aus den franzoesischen Kolonien werden die Fettversorgung aufbessern koennen. Lieferungen an die deutsche Wehrmacht (Programm) 470 000 to Weizen (Umtausch zum grossen Teil im Reich gegen Roggen). - 550 000 to Hafer - 650 000 to Stroh - 3-500 000 to Heu - 60 000 dz Huelsenfruechte, 80 000 dz Rohkakao - 71 000 dz Kaffee - 400 000 hl Wein - mehrere Millionen Flaschen Likoer - 10-12 Millionen Flaschen Sekt. Woechentlich werden 8-9 000 Rinder und 17 000 Schweine zur Verfuegung gestellt, ferner 6-8 000 to Fischkonserven geliefert.

IV. Die franzoesische Holzwirtschaft. Mangel an Forstpersonal und Waldarbeitern. Im NO-Gebiet Einsatz von deutschem Forstpersonal geplant, dazu 800 franzoesische Forstaufseher. Organisation der Holzwirtschaft im Gange (Gesetz vom 26.8.40)[.] Naeheres siehe Haupttext. Holzbedarf der Wehrmacht ist gedeckt. Grubenholzanlieferung ist infolge Waggonmangel erschwert.

V. Waren- und Zahlungsverkehr. Ausfuhrgenehmigung fuer unbesetztes Gebiet unter Anlegung eines strengen Masstabes. Bezirkschefs und Feldkommandanten sind ermaechtigt worden, Zahlungen bis zu 2 000 fr[an]c[s] pro Person und Monat zu genehmigen. Im Verkehr mit dem Ausland ist Genehmigung der franz. Behoerden noetig, die an Zustimmung des Chefs der Militaerverwaltung gebunden ist. Ausfuhr nach Elsass-Lothringen nur im Rahmen der am 1. Oktober inkrafttretenden Neuregelung, naeheres siehe Haupttext. Franzoesisches Vermoegen wird nicht mehr als Feindvermoegen behandelt (Ausfuehrungsverordnung zur Feindvermoegensverordnung).

VI. Wirtschaftlicher Transportbedarf. A) Eisenbahn. Starke Inanspruchnahme der Transportmittel saisonmaessig bedingt. Verschiedene Massnahmen zur beschleunigten Freimachung und zur Verkuerzung der Waggonumlaufzeit sind eingeleitet. Schaffung eines zentralen Wagenbueros steht bevor. Transportbedarf bis 31.12.40: ueber 412 Millionen to. Im Oktober soll die Mindestfoerderung von 50 Kohlenzuegen pro Tag erfuellt werden.

B) Binnenschiffahrt. Beschleunigte Freimachung auch fuer Kahnraum wird organisiert. Verbindung zwischen Liller Kohlenbecken nach Douai und Vallenciennes auf dem Wasserwege ist am 28. September hergestellt.

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C) Seeschiffahrt. Kanal- und Atlantikhaefen fallen fast ganz aus. Verlagerung nach Marseille.

D) Kraftverkehr. Die Verhandlungen mit der franzoesischen Regierung ueber die Rueckfuehrung von 20 000 Lastkraftwagen aus dem unbesetzten in das besetzte Gebiet fuehrten zu einem Ergebnis, naeheres siehe Haupttext.

VII. Arbeitseinsatz. In Paris allein r[un]d 570 000 Arbeitslose. Ansteigen der Zahl in der Industrie, Abnahme auf dem Lande. In einzelnen Bezirken sogar Mangel an bestimmten Arbeitskraeften, z.B. an Holzarbeitern. Fuer die Weinernte werden noch 5-6 000 Kraefte gebraucht. Besonderer Mangel an Arbeitskraeften im NO-Gebiet. Bekaempfung der Landflucht durch Rueckfuehrung aufs Land, Entlassung landwirtschaftlicher Arbeiter aus der Industrie, Zuzugsperre nach Paris bereits auf deutsche Anregung von den franzoesischen Behoerden geplant oder angeordnet. Notstandsarbeiten insbesondere in Paris sind eingeleitet. Fast 6 000 auslaendische Arbeiter konnten nach Deutschland vermittelt werden.- Die Arbeitsbedingungen fuer zivile Hilfskraefte bei den deutschen Dienststellen sind einheitlich geregelt worden.

VIII. Das franzoesische Bank,- Boersen- und Versicherungswesen. a) Bankwesen: Maessige Belebung. Neuer Leiter der Bank von Frankreich (de Boisanger)[.] Truppengeldversorgung jetzt in Franken statt in Reichskreditkassenscheinen. Einrichtung einer Heeresueberweisungskasse in Paris - Privatbanken zeigen starke Geldfluessigkeit. - Wechselmoratorium bis 30. Sept.[ember] verlaengert.

b) Boerse: Nachdem Ob.[erbefehlshaber]d.[es]H.[eeres] Wiedereroeffnung zugestimmt hat, wird jetzt diese vorbereitet.

c) Versicherung: Ausfall der englischen Versicherungsgesellschaften. Ersetzung derselben durch deutsche Gesellschaften ist in die Wege geleitet.

d) Sonstiges: Abschlagszahlungen auf Besatzungskosten sind eingegangen.

IX. Preisregelung: Preise steigen. Neue Massnahmen der franzoesischen Regierung: Einrichtung besonderer Preisbehoerden und besonderer Preisueberwachungsbehoerden, Verschaerfung des Preisstopps durch Gesetz vom 13.

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August 40. Strafvollzug wird erleichtert (Strafbefugnis der verwaltungsbehoerden [sic!] wird erweitert). Preiserhoehungen beduerfen der Zustimmung des Chefs der Militaerverwaltung. Bezirkschefs, Feld- und Kreiskommandanten ist Preisfestsetzung verboten. Im unbesetzten Gebiet liegen die Preise durchweg hoeher als im besetzten.

D: Das Fluechtlingswesen. Allgemeine Rueckkehr der Belgier, Hollaender und Luxemburger beendet, Franzosen werden bis Ende Oktober zurueck sein, soweit es sich nicht um das NO-Gebiet handelt, Elsass-Lothringer in der 2. Oktoberhaelfte. Wegen Rueckkehr der gefluechteten Italiener ist das weitere Veranlasst [sic!], ebenso wegen Abtransports von 3 000 Slovaken (Heeresentlassene) nach Deutschland. Rueckkehr von franzoesischen Heeresbeamten und 832 Forstbeamten ins besetzte Gebiet steht bevor. Die Aufloesung der Fluechtlingslager an der NO-Linie wird keine besonderen Schwierigkeiten machen.

E: Das deutsche Rote Kreuz. Fluechtlingsbetreuung auf den Bahnhoefen und in den volksdeutschen Lagern. Einrichtung von Wehrmachtserfrischungsstellen und Soldatenheimen (50 Soldatenheime). Einsetzung von 30 Verpflegungseinheiten mit 660 Kraeften. Ausbau des Nachforschungs- und Ermittlungs-dienstes fuer Vermisste.

F: Sonstiges. Verschiedene fuehrende Persoenlichkeiten waren in Paris.

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Anlage 1

Der Oberbefehlshaber des Heeres Der Chef der Militrverwaltung in Frankreich Paris, den 31. August 1940 Verwaltungsstab Abteilung Verwaltung

Az. V - in 110 An die Bezirkschefs A, B und C

Betreff: Berufung und Abberufung von franzsischen Beamten. Die Berufung und Abberufung von franzsischen Beamten ist grundstzlich Aufgabe der franzsischen Verwaltung. Die Militrverwaltung hat aber darber zu wachen, dass die franzsischen Behrden nicht mit Beamten besetzt werden, die zu einer loyalen Zusammenarbeit mit den Dienststellen der Wehrmacht nicht bereit sind und die Erfllung des Besatzungszweckes gefhrden oder erschweren. Da die Militrverwaltung keine gengende Personalkenntnis besitzt, um die Verantwortung fr eine richtige Besetzung der franzsischen Beamtenstellen zu bernehmen, ist gegenber den Massnahmen der franzsischen Verwaltung auf diesem Gebiet Zurckhaltung geboten. Die Militrverwaltung wird sich grundstzlich nicht dafr einsetzen, dass einer bestimmten Person ein bestimmtes Amt bertragen oder belassen wird. Auch die Tatsache, dass ein Beamter eine Zeitlang mit den Dienststellen der Militrverwaltung loyal und reibungslos zusammengearbeitet hat, ist kein ausreichender Grund, sich gegen die bertragung seines Amtes an einen anderen auszusprechen. (Dies kann nur dann in Betracht kommen, wenn die Annahme begrndet ist, dass der Beamte gerade wegen seines loyalen Verhaltens ersetzt werden soll.) Dasselbe gilt, wenn ein von der Besatzung eingesetzter Kommissar durch einen von der franzsischen Verwaltung zu ernennenden Beamten ersetzt werden soll. Da die Bestellung eines Kommissars nur einen provisorischen Zustand schafft, dessen endgltige Ordnung Sache der franzsischen Verwaltung ist, so braucht darin durchaus keine Beeintrchtigung des Ansehens der Wehrmacht erblickt zu werden. Die von der franzsischen Verwaltung ernannten oder zur Ernennung vorgesehenen Beamten sind in der

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Regel nur dann abzulehnen, wenn Tatsachen die Annahme rechtfertigen, dass sie ihr Amt in einer die Interessen der Wehrmacht verletzenden oder gefhrdenden Weise fhren werden. Selbstverstndlich hat die Militrverwaltung zu jeder Zeit das Recht, die Abberufung von Beamten zu fordern, wenn es sich herausstellt, dass sie sich nicht loyal verhalten oder dass sie den Anforderungen ihres Amtes nicht gewachsen sind. Gerade deshalb ist es nicht erforderlich, schon vor ihrer Ernennung umfangreiche Nachforschungen ber ihre Vergangenheit und ihre Fhigkeiten anzustellen oder gar ihrer Ernennung "vorsorglich" zu widersprechen. Unmittelbarer Eingriffe in die franzsische Personalverwaltung hat sich die Militrverwaltung grundstzlich zu enthalten. Nur wenn feststeht, dass die zustndigen franzsischen Dienststellen nicht bereit oder fhig sind, einen unhaltbaren Zustand alsbald selbst zu beseitigen, hat die Milit rverwaltung einzugreifen. Da ihre Massnahmen jedoch keinen endgltigen Charakter haben und namentlich das beamtenrechtliche Verhltnis der Betroffenen nur von der franzsischen Verwaltung geordnet werden kann, ist die franzsische Aufsichtsbehrde jeweils sofort von den getroffenen Massnahmen zu unterrichten. Massnahmen gegen Prfekten sind den Bezirkschefs vorbehalten, welche mich zur Unterrichtung der franzsischen Regierung gegebenenfalls sofort zu verstndigen haben. Der Vertreter der franzsischen Regierung ist mit dem abschriftlich beigefgten Schreiben[254] veranlasst worden, die Militrverwaltung in Zukunft im voraus von ihren Massnahmen hinsichtlich der Prfekten, Generalsekretre bei den Prfekturen, Unterprfekten und Brgermeister zu unterrichten. Ich ersuche, auf die gewissenhafte Erfllung dieser Forderungen durch die franzsischen Behrden zu achten und bei der Stellungnahme zu ihren Massnahmen die vorstehenden Richtlinien zu Grunde zu legen.

In Vertretung: gez. Dr. Schmid. Beglaubigt: [Unterschrift] Stabsfeldwebel. Verteiler: Bezirkschef " " Kommandostab Vorrat A B C 60 50 60 5 15 190 zugleich fr die Feldund Ortskommandanten

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Der Oberbefehlshaber des Heeres Der Chef der Militrverwaltung in Frankreich Paris, den 31. August 1940 Verwaltungsstab Abteilung Verwaltung

Az. V - in 110 An den Vertreter der franzsischen Regierung Beim Chef der Militrverwaltung in Frankreich

Herrn General de Fornel de la Lauronoie Paris 127, rue de Grenelle.

Zur Sicherung eines loyalen Verhaltens der franzsischen Behrden ersuche ich, bei der Berufung und Abberufung von Prfekten, Generalsekretren der Prfekturen, Unterprfekten und Brgermeistern knftig wie folgt zu verfahren: 1) Jede beabsichtigte Berufung oder Abberrufung eines Prfekten sowie jede beabsichtigte Anordnung, dass ein Prfekt, der geflchtet war, auf sein Amt zurckkehren soll, ist mir vorher anzuzeigen. Falls binnen einer Frist von 14 Tagen eine Einwendung nicht erhoben wird, so steht der Durchfhrung der geplanten Massnahmen nichts im Wege. Von jeder erfolgten Berufung eines Prfekten ist mir Mitteilung zu machen. Neuernannte Prfekten, sowie auf ihr Amt zurckkehrende Prfekten, die geflchtet waren, sind anzuweisen, sich alsbald bei dem zustndigen Bezirkschef und bei dem Feldkommandanten ihres Departements vorzustellen und ihnen eine Abschrift der Ernennungsverfgung, bezw. der Verfgung, durch die ihre Rckkehr angeordnet ist, vorzulegen.

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2) Bei den Generalsekretren der Prfekturen, den Unterprfekten und den Brgermeistern ist das gleiche Verfahren zu beobachten mit dem Unterschied, dass die Anzeigen an den zustndigen Feldkommandanten zu erstatten sind.

In Vertretung: gez. Dr. Schmid. Beglaubigt: [Unterschrift] Stabsfeldwebel.

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Anlage 3 (Sabotageakte)

Paris, den 12. Sept. 1940 Der Oberbefehlshaber des Heeres Der Chef der Militrverwaltung in Frankreich Verwaltungsstab. Abteilung Verwaltung

Az. V ju Nr. 77/40 geh.

Geheim!

An a.) die Chefs der Militrverwaltungsbezirke A, B, C, D und Paris b.) die Feldkommandanten und Kreiskommandanten.

Betreff: Vorbeugungsmanahmen gegen Sabotageakte ........ Anlagen.

Einige Vorflle der letzten Zeit geben Anlass, die Vorbeugungsmassnahmen gegen Sabotageakte bekanntzugeben.

folgenden

Richtlinien

fr

die

I. In Fllen von Sabotage, von Angriffen gegen Besatzungsangehrige usw. kann je nach der Sachlage eine Mitverantwortung der Bevlkerung des Ortes oder des engeren Bereiches festgestellt werden, die zu Massnahmen Anlass gibt, durch die die Bevlkerung von der knftigen Begehung oder Frderung oder Duldung solcher Taten abgeschreckt werden soll.

Als Vorbeugungsmanahmen kommen in Betracht: 1.) Beschrnkungen der persnlichen Bewegungsfreiheit und des ffentlichen Lebens, z. B. durch zeitlich beschrnktes oder unbeschrnktes Verbot, bestimmte Ortsteile (etwa in der Umgebung von Wehrmachtsanlagen) zu betreten, Ausgehverbot fr bestimmte Tageszeiten, Verbot, sich auf der Strasse
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in Gruppen zu bewegen oder aufzuhalten, Verbot des Alkoholausschanks, befristetes oder dauerndes Schliessen von Vergngungssttten und ffentlichen Lokalen, von Parks u. ., insbesondere dann, wenn sie Schauplatz feindseliger Handlungen waren oder Vereinigungspunkte unzuverlssiger Elemente sind. Ausser bei Gefahr im Verzug sind von den Feld- und Kreiskommandanten umfangreichere Massnahmen dieser Art erst nach Rckfrage beim Bezirkschef anzuordnen. 2.) Heranziehung der Bevlkerung selbst zur Aufrechterhaltung der ffentlichen Ordnung durch ihren Einsatz im Wach- und Sicherungsdienst. Diese Massnahme ist insbesondere anzuwenden bei Durchschneidungen von Fernsprechkabeln, indem an den Fernsprechleitungen Tag und Nacht Landeseinwohner als Posten aufgestellt werden und jeder Posten fr die Unversehrtheit des Kabels in seinem Bereich persnlich verantwortlich gemacht wird. Fr die Anordnung gilt das unter 1.) Gesagte. 3.) Sicherheitsleistung mit ffentlichen Mitteln. Zulssig ist es, von den Gemeindeverwaltungen die Hinterlegung von Geldbetrgen bei einer zu bezeichnenden Dienststelle der deutschen Militrverwaltung oder eine sonst geeignete Sicherstellung von Geldbetrgen zu deren Gunsten zu verlangen unter gleichzeitiger Androhung an die Bevlkerung, dass der hinterlegte Betrag im Falle feindseliger Handlungen dem Deutschen Reich verfllt. Die hinterlegten Betrge haben die Gemeindeverwaltungen in jedem Falle sofort auf die einzelnen Einwohner nach Massgabe ihrer Leistungsfhigkeit umzulegen und von ihnen einzuziehen. Fr die Durchfhrung des Rckgriffs sind die Brgermeister verantwortlich. Zur Anordnung solcher Sicherheitsleistungen ermchtige ich die Bezirkschefs. Die verfallenen Betrge sind an die Zahlmeisterei des Bezirkschefs abzufhren und bei Kapitel VIII E 230 Spalte "Einnahmen der Verwaltung" zu buchen.

4.)Festnahme von Geiseln. Geiseln sind Landeseinwohner, die mit ihrem Leben fr ein einwandfreies Verhalten der Bevlkerung einzustehen haben. Die Verantwortung fr ihr Schicksal soll also in die Hnde ihrer Landsleute gelegt werden. Der Bevlkerung muss deshalb ffentlich angedroht werden, dass fr feindselige Handlungen Einzelner die Geiseln haftbar gemacht werden. Als Geiseln kommen nur franz sische Staatsanghrige in Betracht. Geiseln knnen nur fr Handlungen haftbar gemacht werden,die nach ihrer Festnahme in der ffentlichen Bekanntmachung begangen werden. In der Geiselnahme ist die grsste Zurckhaltung geboten. Denn es lsst sich im Augenblick der Festnahme nie voraussehen, ob nicht die sptere Exekution der Geiseln aus politischen Grnden unerwnscht ist und unterbeleiben muss. Unterbleibt aber die Exekution, obwohl neue feindselige Handlungen begangen worden sind, so erschttert die zwecklose Geiselnahme das Ansehen der

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Besatzung. Im brigen ist die Wirksamkeit der Geiselnahme zur Vorbeugung gegen feindselige Handlungen fragwrdig, wenn nicht zufllig eine besonders enge Solidaritt der Tter mit den Geiseln besteht; Fanatiker und Verbrecher nehmen auf das Leben der Geiseln keine Rcksicht. Die Entscheidung ber die Festnahme von Geiseln bertrage ich den Bezirkschefs. Sie ist nach sorfltiger Prfung der Umstnde nur anzuordnen, wenn mit schweren Gewalttaten zu rechnen ist und andere geeignete Sicherungsmittel nicht zur Verfgung stehen. Bis zur Entscheidung des Bezirkschefs knnen bei Gefahr im Verzug die Feld- und Kreiskommandanten geeignete Persnlichkeiten ihres Bezirks einstweilen in Verwahrung nehmen. Die Entscheidung ber die Exekution festgenommener Geiseln behalte ich mir in jedem Fall vor.

5.) Strafmassnahmen. Wenn die Bevlkerung in der Umgebung des Tatortes durch ihr bisheriges Verhalten gegen die deutsche Wehrmacht feindselige Handlungen begnstigt oder durch passiven Widerstand gegen die Aufklrung frherer Sabotageakte bswillige Elemente zu solchen Taten ermutigt hat, knnen einmalige StrafMassnahmen gegen die gesamte Bevlkerung verhngt werden. Als Strafmassnahmen kommen insbesondere in Betracht: a) Die auch als Vorbeugungsmittel geeigneten unter 1.) und 2.) erwhnten Massnahmen: Beschrnkung der Bewegungsfreiheitund des ffentlichen Lebens sowie die Heranziehung der Bevlkerung zum Wachund Sicherungsdienst. Fr die Anordnung dieser Massnahmen gilt das oben Gesagte. b) Freiheitsbeschrnkungen mit reinem Strafcharakter, z. B. die nchtliche Kasernierung von Teilen der mnnlichen Bevlkerung. Ausser bei Gefahr im Verzug ist diese Massnahme von den Feld- und Kreiskommandanten erst nach Rckfrage beim Bezirkschef anzuordnen. c) Geldstrafen, die von den Gemeinden in empfindlicher Hhe zu bezahlen sind. Die Verhngung von Geldstrafen bleibt den Bezirkschefs vorbehalten. Fr den auch hier zu fordernden Rckgriff der Gemeinden auf ihre Einwohner und die rechnungsmige Behandlung gilt das unter 3) Gesagte. "Kontributionen" sind keine Geldstrafen, sondern Zwangsauflagen in Geld der in Art. 9 und 51 HLKO und Ziff. 9 der Arbeitsrichtlinien fr die Militrverwaltung erwhnten Art, die nur fr die Bedrfnisse des Heeres oder der Verwaltung des besetzten Gebietes verwendet werden drfen. Der Ausdruck "Kontributionen" ist daher zu vermeiden; es ist ausdrcklich von Geldstrafen zu sprechen.

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6.) Ueberwachung der franzsischen Behrden. Zur erfolgreichen Bekmpfung der Sabotageakte aus Kreisen der Zivilbevlkerung ist es erforderlich, auch das Verhalten der franzsischen Behrden auf diesem Gebiet zu beobachten. Versagen sie wegen Unfhigkeit oder wegen mangelnden guten Willens zur Mitarbeit, so sind die Behrdenleiter und die massgebenden Sachbearbeiter vorbehaltlich weiterer Massnahmen - aus ihren Dienststellen zu entfernen. Die Feld- und Kreiskommandanten sind ermchtigt, Beamten und Angestellten der franzsischen Behrden die Ausbung des Dienstes vorlufig zu untersagen. Die Entscheidung ber die endgltige Entfernung aus ihren Dienststellungen und ihre etwaige Ausweisung aus dem besetzten Gebiet behalte ich mir vor.

II. Bei jeder geeigneten Gelegenheit sind die franzsischen Behrden und die Bevlkerung darauf hinzuweisen, dass sie damit zu rechnen haben, bei feindseligen Handlungen einzelner Zivilpersonen als mitverantwortlich behandelt zu werden.

III. Ueber alle umfangreichen Massnahmen im Sinne dieses Erlasses, insbesondere ber die Verfallserklrung von Geldbetrgen, die Festnahme von Geiseln und die Verhngung von Geldstrafen, ist mir zu berichten. Abdrucke fr die Feld- und Kreiskommandanturen liegen bei; die fr den Bereich des Bezirkschefs D bestimmten bei B.

Fr den Oberbefehlshaber des Heeres Der Chef der Militrverwaltung in Frankreich gez. Streccius.

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Anlage 9 Paris, den 2. September 1940 Der Oberbefehlshaber des Heeres Der Chef der Militrverwaltung in Frankreich Verwaltungsstab Wirtschaftsabteilung III Wi VII/5610/40

RICHTLINIEN fr die Anwerbung von auslndischen oder franzsischen Arbeitskrften

Bei der Anwerbung von Arbeitskrften fr Deutschland sind folgende Punkte zu bercksichtigen: 1. Die Auswahl hat sorgfltig zu erfolgen, so ass die Auftrge so erfllt werden, wie die Anforderung von Facharbeitern, Angelernten oder Ungelernten Krften vorgesehen ist. Infolgedessen mu auch auf dem berweisungsschein einwandfrei die Ttigkeit und der Beruf der betreffenden Arbeitskrft[e] eingetragen sein. 2. Das Lebensalter der angeworbenen Krfte soll grundstzlich nicht ber 45 Jahre hinausgehen, Nur in Ausnahmefllen, wenn die betreffende Person eine hochwertige Fachkraft darstellt und auerdem ber den Durchschnitt hinaus rstig und arbeitsfhig ist, kann bis zu 48 Jahren gegangen werden. Bei der rztlichen Untersuchung ist gleichfalls entsprechend den erlassenen Vorschriften ein scharfer Mastab anzulegen, da mit Personen, welche doch in stark vernderte klimatische und Ernhrungsverhltnisse kommen und in kurzer Zeit anfllig werden knnten, dem Reiche nicht gedient ist. 3. Solange keine gegenteilige Anweisung erfolgt, kommen nur ledige Personen und leidggehende infrage. Nur in der Landwirtschaft knnen bis auf Widerruf noch verheiratete kinderlose Ehepaare angesetzt werden. 4. Die geworbenen Personen sind anzuhalten, folgendes mitzugringen: Arbeitskleidung einschl. dauerhaftem Schuhwerk Mundovrrat fr 2 Tage asssteck Ausweis und Arbeitspapiere, mglichst mit Lichtbild 5. Das Mitnehmen alkoholischer Getrnke auf die Fahrt ist streng untersagt. Es wird dafr Sorge getragen werden, ass Kaffee oder Tee vor dem Abtransport ausgegeben wird, ebenso wie es angestrebt wird, stets fr einen Tage [sic!] Reiseverpflegung mitzunehmen.

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6. Geldmittel drfen nach Deutschland nur im Hchstbetrage von RM 10,- = 200 Franken in Reichskreditkassenscheinen mitgenommen werden. Die Mitnahme von 10 Zigarren, 25 Zigaretten oder eine entsprechende Menge von Tabak ist gestattet. Andere zollpflichtigen Waren drfen nicht mit ber die Grenze genommen werden. 7. Den Anweisungen der - am besten durch eine weie Armbinde gekennzeichneten - Transportbegleiter ist unbedingt Folge zu leisten. Das Verlassen des Zuges auf freier Strecke ist wegen der damit verbundenen Lebensgefahr verboten. Auch auf Stationen darf nur nach vorheriger Bekanntgabe ausgestiegen werden. 8. Die nach Deutschland vermittelten Arbeitskrfte arbeiten unter den gleichen Bedingungen wie die deutschen Arbeiter, d.h. sie erhalten gleichen Lohn bei gleichwertiger Leistung und entsprechende Zulagen bei gleicher Leistungssteigerung. Die Lebenshaltungskosten sind auf den Auftr gen vermerkt und gleichfalls bekanntzugeben. Es empfiehlt sich grundstzlich, nicht die Hchstlhne bekanntzugegen, damit spterhin keine Enttuschungen eintreten, da erfahrungsgem stets mit den gnstigsten Bedingungen gerechnet wird. 9. Die angeworbenen Arbeitskrfte sind bei der Bekanntgabe der Lohnbedingungen darauf aufmerksam zu machen, ass ihre Unterbringung entweder in Privatquartieren, in Wohnlagern, oder in Ledigenheimen stattfindet. 10. Jeder Verheiratete kann monatlich RM 125,- jeder Ledige Mk. 80,- Lohnersparnisse an seine in Frankreich lebenden Angehoerigen schicken. Diese Summen entsprechen etwa 2/3 eines normalen Durchschnittslohnes. Solche auslaendischen Arbeitskraefte, die Angehoerige in ihrem Heimatlaendern haben, duerfen nicht damit rechnen, dass sie Lohnersparnisse dorthin ueberweisen koennen. 11. Die Verhandlung mit den franzoesischen Dienststellen ueber die Weiterzahlung der Unterstuetzungen an zurueckbleibende Angehoerige in Frankreich wird in den naechsten Tagen gefuehrt. Es ist anzunehmen, dass die franzoesische Verwaltung sich mit einer Weiterzahlung einverstanden erklaert. 12. Der Postverkehr kann, solange ein allgemeiner Postverkehr zwischen Frankreich und Deutschland nicht eingefuehrt ist, nur durch Postkarten stattfinden, die selbstverstaendlich in Deutschland einer Pruefung unterliegen. Den Angeworbenen ist jedoch nur bekanntzugeben, dass sie sich durch Postkarte mit ihren Angehoerigen in Verbindung setzen koennen. 13. Bei der Anwerbung auslndischer Arbeitskrftedrfen spanische oder tschechische Arbeitskrfte nicht angeworbene werden. Es kommen der Reihefolge nach etwa folgende Auslnder in Frage: Slowaken, Jugoslawen, Italiener, Georgier, Weirussen bezw. Groukrainer, Ukrainer (Galizier), Polen. Galizier, die meist als Polen angesehen werden, sind an ichrem orthodoxen Glaubensbekenntnis als Ukrainer zu erkennen. Soweit eine auslndische Vertretung vorhanden ist, wie z.B. bei den Italienern und Jugoslawen, ist es erwnscht, ass diese Vertretung ein Visum in dem Pass des Auslnders

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erteilt. Es ist selbstverstndlich, ass den Auslndern von dieser Reihenfolge nichts bekannt werden darf. Ich verweise auf den Vermerk ber die Unterredung in der Abwehrstelle Paris[255]. Fr den Oberbefehlshaber des Heeres Der Chef der Militrverwaltung im Auftrage gez. Eckelmann

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Anlage 10 Paris, den 14. September 1940

Der Oberbefehlshaber des Heeres Der Chef der Militrverwaltung in Frankreich Verwaltungsstab Wi VII/5358/40.

Betrifft: Arbeitsbedingungen fr die bei deutschen Dienststellen beschftigten Hilfskrfte aus den besetzten Gebieten Frankreichs. --------1.) Den bei deutschen Dienststellen unmittelbar neu eingestellten Angestellten und Arbeitern aus Frankreich sind, auch soweit es sich um Reichs- und Volksdeutsche handelt, die im jeweiligen Beschftigungsort geltenden ortsblichen Lhne und Gehlter zu bezahlen. Als ortsblich gelten diejenigen Vergtungen, die den Arbeitern und Angestellten der freien Wirtschaft in Frankreich gezahlt werden. Eine Zugrundelegung der Bezge der staatlichen franzsischen Arbeiter und Angestellten verbietet sich wegen der andersartigen Bedingungen, unter denen diese sonst beschftigt werden. (Dauer-Angestelltenverhltnis). Das laut Bekanntmachung fr das besetzte Gebiet vom 20. Juni 1940(Verordnungsbl. fr das besetzte franzsische Gebiet Nr. 1 vom 4. Juli 1940) erlassene Verbot der Erhhung von Lhnen ber den Stand am Tage der Besetzung hinaus ist strengstens einzuhalten. Nur in Ausnahmefllen, d. h. beim Vorliegen besonderer Leistungen, die durch den tariflichen Rahmen nicht erfasst sind, knnen in Einzelfllen entsprechend hhere Vergtungen gewhrt werden. Hierbei darf jedoch keinesfalls ber den tariflichen Stand im Reich hinausgegangen werden. Bei Gruppen von Gefolgschaftsmitgliedern ist hierzu die Genehmigung des Chefs des zustndigen Militrverwaltungsbezirks einzuholen. Auskunft ber die ortsblichen Vergtungen und Lhne erteilen die inspecteurs du travail bei den Prfekturen jedes Departements und die Brgermeistereien (mairies). Jn Zweifelsfllen kann eine Auskunft des Chefs des zustndigen Militrverwaltungsbezirks eingeholt werden. Als Anhaltspunkt fr die Lohnhhe kann auch der letzte Lohnzettel (bulletin de salaire) des franzsischen Arbeitgebers dienen, sofern der Arbeitnehmer in gleicher Weise wie an seinem frheren Arbeitsplatz beschftigt wird. Fr Hilfskrfte, denen neben der Vergtung in Geld freie Verpflegung zusteht, kann bei Nichtgewhrung der Verpflegung dafr ein angemessener Satz festgesetzt werden. 2.) Die Arbeitszeit in Frankreich ist nach den franzsischen Gesetzen z. Zt. grundstzlich die
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40-Stundenwoche. Nach der Kriegsgesetzgebung konnte sie auf 60 Stunden erhht werden. Laut Gesetz ber das Arbeitsregime vom 15.8.1940 kann der Prfekt fr eine Provinz, ein Gewerbe oder fr ein oder mehrere Unternehmen eine krzere Arbeitszeit als 40 Stunden festsetzen. Erforderliche berstunden werden nur mit dem normalen Stundenlohn ohne Zuschlge bezahlt, jedoch hat der Unternehmer fr die berstunden einen Beitrag von 20% des normalen Stundenlohnes in einen Gemeinschaftsfonds zu entrichten. Fr die bei deutschen Dienststellen beschftigten Angestellten und Arbeiter aus Frankreich kann die Arbeitszeit aus dienstlichen Grnden von der franzsischen Regelung abweichen. Fr Hilfskrfte mit Stundenlohn ist fr berstunden nur der einfache Stundenlohn ohne Zuschlge zu vergten. Die Zahlung des Beitrages von 20% in den Gemeinschaftsfonds kommt fr deutsche Dienststellen nicht in Betracht. Soweit Wochen- oder Monatslhne gezahlt werden, knnen fr die ber 50 Stunden pro Woche hinausgehenden Arbeitsstunden angemessene Pauschalvergtungen entsprechend der geleisteten Mehrarbeit festgesetzt werden, jedoch nicht ber 1/4 des Wochen- oder Monatsgehalts hinaus. Soweit Arbeitsbereitschaft vorliegt, insbesondere auch bei Hotelpersonal, kann die der Mehrarbeit entsprechende Pauschalvergtung bis 20% des Wochen- oder Monatslohnes betragen.

3.) Sozialversicherung, Unfallschutz, Steuern. Von den 1 500 Frcs. im Monat nicht bersteigenden Bezgen sind bei den aus Frankreich" eingestellten Beschftigten einzubehalten:

Fr " "

Sozialversicherung Steuern

4% 5% -9%

Und zuzglich der Arbeitgeberanteile

fr "

Sozialversicherung Unfallversicherung

4% 4% 17%

bei einem Postamt fr das fr den Sitz des Unternehmers zustndige Provinzialbro fr soziale Versicherung (service rgional des assurances sociales) einzuzahlen. Ein Verzeichnis der Bros liegt an

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(Anlage 1)[256]. Dieses Bro verteilt die Beitrge an die einzelnen Kassen der Sozialversicherung, der Unfallversicherung und der Finanzverwaltung. Zu jeder Beitragszahlung ist dem Provinzialbro fr soziale Versicherung eine Liste mit Namen und Vornamen des Beschftigten, seiner Versicherungsnummer, Bruttolohn, Arbeitnehmeranteil fr Sozialversicherung, Steuern, Nettolohn, Arbeitgeberanteil und Summe des eingezahlten Betrages sowie der Anschrift der Dienststelle einzureichen. Soweit die Lohnlisten diese Angaben enthalten, gengt die bersendung einer Durchschrift. Jeder franzsische Arbeiter hat eine Versicherungsnummer, bei Aufnahme der Beschftigung hat er diese der Dienststelle mitzuteilen. Fr reichsdeutsche Arbeitnehmer wird keine franzsische Steuer einbehalten, fr diese sind daher nur 12% Beitrge abzufhren. Durch Bezahlung der Beitrge ist der Beschftigte in der franzsischen Sozialversicherung und gegen Betriebsunflle versichert. Jm Falle der Erkrankung ist Meldung durch den Arbeitgeber bei dem f r den Sitz des Betriebes zustndigen Provinzialbro zu erstatten, bei Betriebsunfllen beim Brgermeister. Die Meldungen mssen sofort, sptestens innerhalb 48 Stunden erstattet werden. 4.) Zu den Vergtungen und Lhnen werden Familienbeihilfen (Kinderzuschlge)an alle Beschftigten nach anliegender Liste (Anlage 2)[257] gezahlt. Bei den Abzgen gem Ziffer 3.) bleibt die Familienbeihilfe auer Ansatz. 5.) Der Arbeitnehmer hat nach einer Beschftigungszeit von 4 Monaten Anspruch af 1 Tag Urlaub fr jeden Monat der Beschftigung. Der Urlaub kann nach den betrieblichen Erfordernissen sowohl tatschlich gewhrt als auch durch Bezahlung der Tage abgegolten werden. 6.) Kndigung. Die Dauer der Beschftigung ist unbestimmt. Mit dem Arbeitnehmer ist zu vereinbaren, da das Arbeitsverhltnis vom Arbeitgeber mit tglicher, vom Arbeitnehmer mit mindestens 14-tgiger Kndigungsfrist gelst werden kann. 7.) Arbeitsvertrag. Fr den Fall des Abschlusses schriftlicher Arbeitsvertrge liegt ein Vertragsmuster an. (Anlage 3)[258].

8.) Diese Regelung tritt sptestens mit dem 1. Oktober 1940 in Kraft. Vorstehende Regelung gilt nicht fr die aus dem deutschen Reich abgeordneten Angestellten und Arbeiter. Andere, dieser Regelung entgegenstehende Bestimmungen sind mit dem Zeitpunkt des Jnkrafttretens dieser Regelung nicht mehr anzuwenden.

Fr den Oberbefehlshaber des Heeres

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Der Chef der Militrverwaltung i.E. gez.Streccius.

Verteiler siehe Anlage.

Der Verteiler fehlte in der Vorlage, ebenso Seite 108, die aus dem Bestand BA-MA (Freiburg) RW 35, 284 ergnzt werden konnte.
[1] [2]

Jonathan Schmid. Alfred Streccius. Fhrungsfragen, Organisation, Territoriale Angelegenheiten. Ein Bericht des Kommandostabes fr den Monat September konnte nicht ermittelt werden. KVCh Friedrich Pfeffer von Salomon, Stellvertretender Chef des Verwaltungsstabes. Hier nur teilweise aufgenommen. Die Nummern der Anlagen wurden handschriftlich erg nzt

[3]

[4]

[5]

[6]

[7]

[8]

Dr. Wilhelm Frick (1877-1946). Jurist. 1903 Assessor im Bayerischen Staatsdienst. 1919 Leiter der Politischen Polizei in Mnchen. 1923 Leiter der Mnchener Kriminalpolizei, Teilnahme am Hitler-Putsch. 1924 Mitglied des Reichstages, 1928 Fraktionsfhrer der NSDAP, 1930 Innen- und Volksbildungsminister in Thringen, 1933 Reichsminister des Inneren, seit 1943 Minister ohne Geschftsbereich und Reichsprotektor in Bhmen und Mhren. Im Nrnberger Proze wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zum Tode verurteilt und hingerichtet.
[9]

Dem Stadtkommandanten von Bordeaux, Moritz von Faber du Faur, wurden am 10. September 1940 die Departements Basses-Pyrnes, Landes, Gironde, Charente und Charente-Inf rieure unterstellt, die bis dahin dem Militrverwaltungsbezirk B zugeordnet waren. Am 21. August 1941 kamen noch die Departements Vienne, Vende und Deux-Svres hinzu. Moritz von Faber du Faur (1886- ? ). Generalleutnant. 1904 Eintritt in die Armee als Einjhriger Freiwilliger, 1906 Leutnant. 1914/18 Kriegsteilnahme. 1918/19 Ttigkeit in der Versorgungsabteilung im Kriegsministerium, 1927 Major, 1931 Oberstleutnant, 1934 Oberst, 1936 Militrattach in Belgrad, 1937 Generalmajor, seit 1939 Generalleutnant, 10. September 1940 bis 15. Januar 1942 Chef des Militrverwaltungsbezirks Bordeaux, 1942 Fhrerreserve, 1943 Inspektor der Wehrmacht in Innsbruck, Oktober 1944 Dienstenthebung und wegen angeblicher Zersetzung der Wehrmacht vor Kriegsgericht gestellt, Freispruch. April 1946 Verhaftung, Anklage in Frankreich wegen Kriegsverbrechen, Freispruch und Haftentlassung.
[10]

Oberkommando des Heeres. Dr. Wilhelm Frick. Wortlaut des Briefes nicht ermittelt.

[11]

[12]

Am 23. September 1940 nahm das Vichy-Regime mit der Einfhrung von Lebensmittelkarten erste Rationierungen vor, die bis zum Frhjahr 1941 sukzessive auf nahezu alle Nahrungsmittel ausgedehnt wurden. Vgl. dazu die Ausfhrungen des MBF zur Versorgungslage. In den Gesetzen, welche die Lebensmittelrationierung mittels Lebensmittelkarten betreffen, wird mehrfach Bezug genommen auf einen Befehl vom 26. Februar 1940, Vgl. Journal Officiel vom 1. Mrz 1940, S. 1510f.: Dcret du 29 fvrier 1940 relatif au recensement de la population et la distribution des cartes de rationnement sowie Journal Officiel vom 10. Mrz 1940, S. 1797f.: Arrt fixant la date et les conditions d'tablissement des cartes de
[13]

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rationnement. Folgende Altersstufen wurden dabei eingeteilt: E (Enfants): bis 3 Jahre; J (Jeunes): 3 bis 12 Jahre; A (Adultes): 12 bis 70 Jahre; T (Travailleurs de force): 12 bis 70 Jahre; C (Cultivateurs): ab 12 Jahre ohne Altersbegrenzung; V (Vieillards): ber 70 Jahre. Die Zeitung L'Humanit erschien seit dem 18. April 1904 ursprnglich als Journal Socialiste Quotidien, spter als Organ der Parti Communiste Franais (PCF). Nach dem Hitler-Stalin-Pakt wurde die L'Humanit per Dcret vom 26. August 1939 verboten, wurde aber im Untergrund weiter gedruckt. Bis zum 17. Juni 1940 waren bereits 55 Ausgaben erschienen.
[14]

Die erste Ausgabe der Tageszeitung La France au Travail kam am 30. Juni 1940 heraus und war fr die Arbeiterklasse als staatlich gelenkter Ersatz der kommunistischen L'Humanit und des sozialistischen Le Populaire bestimmt. Als pro-Laval Zeitung fiel ihre Auflage 1941 innerhalb von nur zwei Monaten von 180 000 auf 60 000 Exemplare, so da sie am 10. November 1941 in La France socialiste umbenannt wurde.
[15] [16]

Departement Pas-de-Calais. Departement Cte-d'Or. Wie die L'Humanit wurde die Vie Ouvrire von der PCF im Untergrund herausgegeben.

[17]

[18]

Die Zeitung Le Progrs erschien bis November 1942 in Lyon als Journal Quotidien Rpublicain, vgl. Yves CAUD, Le Progrs. Un grand quotidien dans la guerre. Juin 1940 - Novembre 1942, Lyon 1979.
[19] [20]

Departement Haute-Sane.

Um die franzsische Flotte einem mglichen deutschen Zugriff zu entziehen, griff die Royal Navy am 3. Juli 1940 bei Oran (Mers el-Kbir) die dort liegenden franzsischen Verbnde an. Drei der vier Schlachtschiffe gingen verloren, etwa 1300 franzsische Matrosen fanden dabei den Tod. Die Vichy-Regierung brach daraufhin die diplomatischen Beziehungen zu Grobritannien ab.
[21]

Mit dem bergang ber die Maas bei Sedan am 14. Mai 1940 hatten die deutschen Truppen die franz sische Verteidigungsstellung durchbrochen. An gleicher Stelle hatte bereits im deutsch-franz sischen Krieg am 2. September 1870 Kaiser Napoleon III. an der Spitze seiner Armee kapituliert.
[22] [23]

Franklin Delano Roosevelt (1882-1945). Jurist und Politiker. 1910 demokratischer Abgeordneter im Senat von New York. 1913-1920 Unterstaatssekretr fr die Marine. 1928 Gouverneur von New York. 1933-1945 32. Prsident der Vereinigten Staaten von Amerika.
[24]

Adolf Hitler. Departement Gironde.

[25]

[26]

Vgl. dazu Journal Officiel vom 18. Oktober 1940, S. 5323: Loi du 3 octobre 1940 portant statut des Juifs sowie Journal Officiel vom 18. Oktober 1940, S. 5324: Loi du 4 octobre 1940 sur les ressortissants trangers de race juive. Verordnungsblatt fr die besetzten franzsischen Gebiete Nr. 9 vom 30. September 1940, S. 92-93: Verordnung ber Manahmen gegen Juden. Vom 27. September 1940.
[27]

Vgl. hierzu auch den Lagenbericht vom August 1940, B, II, 1, b, Politische Organisationen. Mit der "Jeunesse Franaise" sind vermutlich die "Jeunesses Populaires Franaises" (JPF) gemeint, die Jugendorganisation des Parti Populaire Franais von Jacques Doriot. Die JPF waren antisemitisch, antikommunistisch und antikapitalistisch eingestellt, ihre Mitglieder hatten einen Abstammungsnachweis zu erbringen. Die politischen Forderungen gingen bis zu einem Ruf nach einem groen franzsischen Reich mit Wallonien, der franzsischsprachigen Schweiz und dem franzsischsprachigen Kanada.
[28]

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Jacques Doriot (1898-1945). Politiker. 1914/18 Kriegsteilnahme. Generalsekret r der kommunistischen Jugend, Mitarbeiter der Internationale. 1924 Abgeordneter und Mitglied des Politb ros der KPF. 1930 Brgermeister von Saint-Denis. 1934 Ausschlu aus der kommunistischen Partei wegen seiner Zusammenarbeit mit der sozialistischen Linken, Hinwendung zum Faschismus. 1936 Grnder der Parti Populaire Franais (PPF). 1941 Mitbegrnder der Lgion des Volontaires Franais contre le Bolchevisme (LVF). 1944 Versuch zur Grndung einer franzsischen Exilregierung in Deutschland. 1945 bei einem Luftangriff ums Leben gekommen. [29] Richtig: Mission Laque Franaise. Sie wurde 1902 von Pierre Deschamps (Directeur de l'Enseignement Madagascar) und Pierre Foncin (Inspecteur g nral honoraire de l'Instruction publique) gegrndet, um parallel zu den offiziellen Bildungseinrichtungen neue Unterrichtskonzepte und franz sische Kultur in den Kolonien und im Ausland zu verbreiten. Es entstand ein Netzwerk von Schulen, vor allem im Mittleren Osten. Unter der Vichy-Regierung wurde die Gesellschaft 1940 aufgelst und die von ihr herausgegebene Revue de l'Enseignement colonial verboten. Mit Hilfe der "France Libre" und der gyptischen Regierung konnte die Mission Laque jedoch von gypten aus berleben. 1944, nach Aufhebung des Verbots, nahm die Mission ihre Arbeit wieder auf. Zur Ttigkeit vgl. u.a. Mission Laque Franaise. Association pour la propagande de l'enseignement la que aux colonies et l'tranger. Historique, statuts, comits. Confrence de M. Aulard sur les coles d'Orient, Paris 1908.
[30]

Gnral Kern. Nhere biographische Angaben nicht ermittelt. Benoit Lon Fornel de la Laurencie.

[31]

Vgl. unten Anlage 1. Die Richtlinien bestimmten im Einzelnen: "Zur Sicherung eines loyalen Verhaltens der franzsischen Behrden ersuche ich, bei der Berufung und Abberufung von Pr fekten, Generalsekretren der Prfekturen, Unterprfekten und Brgermeistern knftig wie folgt zu verfahren:
[32]

1) Jede beabsichtigte Berufung oder Abberufung eines Prfekten sowie jede beabsichtigte Anordnung, dass ein Prfekt, der geflchtet war, auf sein Amt zurckkehren soll, ist mir vorher anzuzeigen. Falls binnen einer Frist von 14 Tagen eine Einwendung nicht erhoben wird, so steht der Durchfhrung der geplanten Massnahmen nichts im Wege. Von jeder erfolgten Berufung eines Prfekten ist mir Mitteilung zu machen. Neuernannte Prfekten, sowie auf ihr Amt zurckkehrende Prfekten, die geflchtet waren, sind anzuweisen, sich alsbald bei dem zustndigen Bezirkschef und bei dem Feldkommandanten ihres Departements vorzustellen und ihnen eine Abschrift der Ernennungsverfgung bzw. der Verfgung, durch die ihre Rckkehr angeordnet ist, vorzulegen. 2) Bei den Generalsekretren der Prfekturen, den Unterprfekten und den Brgermeistern ist das gleiche Verfahren zu beobachten mit dem Unterschied, da die Anzeigen an den zustndigen Feldkommandanten zu erstatten sind." Das XXXXIII. Armeekorps wurde im Mrz/April 1940 in Hannover aufgestellt und unterstand dem Kommando des Generals der Infanterie Gotthard Heinrici (1886-1971). Im Herbst 1940 lag das Korps mit ihrem Hauptquartier in Nonancourt in der sdlichen Normandie und war mit der Vorbereitung auf die Operation "Seel we" sowie der militrischen Sicherung dieses Raumes beauftragt. Ab Mai 1941 wurde das XXXXIII. Armeekorps innerhalb der Heeresgruppe Mitte bei der 4. Armee im Osten eingesetzt.
[33] [34]

Feldkommandantur von Chartres (Departement Eure-et-Loir). Vgl. den Lagenbericht vom August 1940, B, II, 2b Handhabung der deutschen Aufsicht.

[35]

Es handelte sich um die Departements Ain, Jura, Sane-et-Loire, Allier, Cher, Loir-et-Cher, Indre-et-Loire, Vienne, Charente, Dordogne, Gironde, Landes und Basses-Pyrnes.
[36] [37]

Nhere Einzelheiten nicht ermittelt. Alexander von Falkenhausen.

[38]

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[39]

Marcel Peyrouton (1887-1983). Studium und Promotion in Rechtswissenschaften. Freimaurer. 1910 Redakteur der politischen Abteilung im Afrikareferat des Kolonialministeriums. 1917 Verwalter, 1923 Chefverwalter, 1929 Gouverneur, 1935 Generalgouverneur. Mrz 1936 Absetzung als Generalgouverneur in Marokko durch die Volksfrontregierung, bis 3. Juni 1940 Botschafter in Buenos Aires. 18. Juli bis 6. September 1940 Secrtaire gnral de l'Administration et de la Police. 6. September 1940 bis 16. Februar 1941 Ministre secrtaire d'tat l'Intrieur. Organisator der "brokratischen Revolution" 1940, verantwortlich fr Internierungsgesetze und anti-jdische Gesetzgebung, organisierte die Verhaftung von Pierre Laval. 16. Februar 1941 bis 28. April 1942 Botschafter in Argentinien. Januar bis Juni 1943 Gouverneur von Algerien. Demission bei Ankunft von Charles de Gaulle. Chef eines Bataillons in Marokko bis November 1943. Anhrung vor der Untersuchungskommission des CFLN in Algier, Hausarrest bis Dezember 1948.
[40]

Abgedruckt in: ADAP, Serie D, Bd. IX, S. 554-558. Feldkommandantur von Charleville (Departement Ardennes). Nordwestfrankreich. Kurt Schreiber. Vgl. dazu Lagenbericht vom August 1940, Lagenbericht des Chefs der Milit rverwaltung - Verwaltungsstab, B II, 3b.

[41]

[42]

[43]

[44]

[45]

Anlage 2, hier nicht aufgenommen. Auf Grund der hohen Unfallzahlen wurden darin unter anderem als Hchstgeschwindigkeit auf freier Strecke 80 km/h und in geschlossenen Ortschaften 40 km/h festgesetzt. Achille Villey-Desmesrets (1878-1955). Jurist, Verwaltungsbeamter. 1910 Secrtaire gnral des Dpartements Ille-etVilaine. 1912 Sous-Prfet von Sables-d'Olonne. 1914/18 Kriegsteilnahme als Leutnant. 1918 Prfekt des Departement Hautes-Pyrnes, Arige, Loir-et-Cher, 1919 Haute-Sane, 1921 Aube, 1922 Sane-et-Loire, 1932 Rhne, 1934 Seine. Oktober 1940 Ruhestand und Ernennung zum Prfet Honoraire des Departements Seine. Mitglied des Staatsrates. 1948 Generalinspektor der Verwaltung in auergewhnlicher Mission fr die Departements der zweiten Militrregion.
[46] [47]

Gemeint ist hier die Banlieue, die nhere Umgebung von Paris.

Ernst Schaumburg (1880-1967). Generalleutnant. Kadett. 1899 Leutnant. 1904-1910 Schutztruppe in Deutsch-Sd-WestAfrika. 1914/18 Kriegsteilnahme. Reichswehr. 1931 Kommandeur Infanterieregiment 1. 1933 Kommandant von Berlin. 1937 Landwehr-Inspektion Gro-Hamburg. 1939 Kommandeur der 225. Infanteriedivision im Westen. August 1940 Chef des Militrverwaltungsbezirks Paris, ab Mrz 1941 Kommandant von Gro-Paris. Mai 1943 Fhrer-Reserve, anschlieend Entlassung.
[48]

Der Bereich des Militrverwaltungsbezirks Paris umfate die Departements Seine (das bis zur Gebietsreform im Jahre 1964 die Stadt Paris mit nherer Umgebung umfate), Seine-et-Marne und Seine-et-Oise. Im M rz 1941 wurde durch Zusammenlegung der "Standortkommandantur" und des "Chefs des Milit rverwaltungsbezirks Paris" die neue Dienststelle des "Kommandanten von Gro-Paris" geschaffen, wobei die Departements Seine-et-Marne und Seine-et-Oise ausgegliedert und an den Militrverwaltungsbezirk A angegliedert wurden.
[49]

Name nicht ermittelt.

Das Reichsministerium fr Erziehung beauftragte den Generaldirektor der staatlichen Museen in Berlin, Geheimrat Dr. Otto Kmmel (1874-1952), im Juli 1940 mit der Sicherstellung der franzsischen und ehemals deutschen Kulturgter. Bereits im Mai 1940 war der Kunsthistoriker Franz Wolff Metternich (1893- ? ), seit 1926 Denkmalpfleger in Bonn und Provinzialkonservator der Rheinprovinz, zum Leiter der Gruppe Kunstschutz in Frankreich ernannt worden. Das Referat des MBF arbeitete auf der Grundlage der sogenannten Kunstschutzverordnung des OKH vom 15. Juli 1940, welche die Beschdigung und den Verkauf von Kunstwerken im besetzten Gebiet untersagte. Im Gegensatz zu Kmmel fhlte sich Metternich dem Schutz der Denkmler und Kulturgter verpflichtet. Unter seiner Anleitung setzte er einen Arbeitsstab ein, der nach Vorbild des Marburger Kunsthistorischen Instituts in umfangreicher Weise die Objekte in Frankreich fotografierte und inventarisierte. Gegen den Kunstraub und Plnderungen anderer Organisationen legte Metternich mehrfach Protest ein, was
[50]

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im Juni 1942 zu seiner Absetzung fhrte. Offenbar hat er auch an der Erstellung von "Rckforderungslisten" mitgewirkt. Seine Nachfolge trat Dr. Bernhard von Tieschowitz (1902-1968) an.
[51]

Departement Loiret. Departement Indre. Departement Eure. Departement Doubs. Departement Cte-d'Or. Departement Vosges. Departement Meurteh-et-Moselle. Departement Marne. Departement Haute-Sane.

[52]

[53]

[54]

[55]

[56]

[57]

[58]

[59]

Pierre Caron (1875- ? ). Archivar. Ehemals Chef der Dienststelle fr zivile Kriegsopfer im Innenministerium, Sekretr der Kommission fr Wirtschaftsgeschichte der Revolution und der Kommission f r politische und diplomatische Geschichte des Krieges von 1870-1871, Mitglied des Komitees fr historische und wissenschaftliche Arbeiten, Ritter der Ehrenlegion, Generaldirektor der franzsischen Archive bis April 1941.
[60] [61]

Dr. Ernst Zipfel (1891-?). Generaldirektor des Reichsarchivs. 1910 Offizier. 1914/18 Kriegsteilnahme. 1920 als Hauptmann aus Militrdienst ausgeschieden, bernahme als Hilfsarchivar in das neugegrndete Reichsarchiv in Potsdam. 1922 Promotion zum Dr.rer.pol. 1923 Archivrat. Schriftsteller auf politischem, milit rischem und kriegswirtschaftlichem Gebiet. Mitarbeiter am Deutschen biographischen Jahrbuch, Herausgeber des Buches "Flammende Fronten. Eindrcke und Erlebnisse aus dem Weltkrieg". Kreisabteilungsleiter der NSDAP. Generaldirektor des Reichsarchivs Potsdam.
[62]

Friedrich von Rabenau (1884-1945). General der Artillerie. 1903 Fahnenjunker. 1914/18 Kriegsteilnahme als Generalstabsofffizier. 1922 Mitarbeiter des Truppenamtes im Reichswehrministerium. 1924 Major. 1929 Oberstleutnant. 1932 Oberst und Kommandant von Breslau. 1934 Generalmajor und Chef der Wehrersatzinspektion in Mnster/Westf. 1937 Generalleutnant und mit der Einrichtung eines Heeresarchivs in Potsdam beauftragt. August 1939 Kommandeur der 73. Infanteriedivision im Polenfeldzug. Oktober 1939 Wiederaufnahme der T tigkeit als Chef der Heeresarchive. 1940 General. 30. Juni 1942 Fhrer-Reserve. 1943 auf eigenen Wunsch verabschiedet. Studium der evangelischen Theologie, 1944 Kanzelerlaubnis. Wegen Kontakte zum militrischen Widerstand nach dem 20. Juli 1944 verhaftet und 1945 im KZ Flossenbrg ermordet. Das Heeresarchiv in Potsdam wurde 1936/37 eingerichtet und dem Oberquartiermeister V im OKH nachgeordnet. Rabenau wurde verabschiedet, nachdem der Chef der Heeresarchive mit Wirkung vom 1.7.1942 dem neugeschaffenenen "Beauftragten des Fhrers fr die militrische Geschichtsschreibung" unter der Aufsicht des Oberkommandos der Wehrmacht unterstellt worden war, vgl. Horst MHLEISEN, Friedrich von Rabenau. Soldat, Archivar und Gelehrter. Zu seinem f nfzigsten Todestag, in: Archivalische Zeitschrift 79 (1996) S. 127-140.
[63]

Ernst Zipfel.

[64]

Dr. Joseph Goebbels (1897-1945). Politiker. Studium der Philosophie, Literaturgeschichte und Germanistik in Bonn, Freiburg, Wrzburg und Heidelberg. 1924 Eintritt in die NSDAP. 1925 Gesch ftsfhrer der NSDAP im Gau Rheinland-Nord, Mitarbeiter von Gregor Strasser (1892-1934). 1926 Ernennung zum Gauleiter von Berlin-Brandenburg. 1927 Grndung des NS-Presseorgans Der Angriff. Ab 1928 Reichstagsabgeordneter. 1929 Ernennung zum Reichspropagandaleiter der Partei. Mrz 1933 Reichsminister fr Volksaufklrung und Propaganda, Prsident der Reichsschrifttumkammer. Juli 1944 Generalbevollmchtigter fr den Totalen Kriegseinsatz. Selbstmord mit seiner Frau Magda im F hrerbunker unter der

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Reichskanzlei am 1. Mai 1945. Das Heeresarchiv verfgte in den besetzten Gebieten jeweils ber eigene Einsatzstbe. Das vor Ort beschlagnahmte Schriftgut wurde nach Deutschland abtransportiert und in der Materialsammelstelle West des Oberkommandos des Heeres in Berlin oder in der Aktensammelstelle des Chefs der Heeresarchive in Berlin-Wannsee gesichtet, vgl. Bericht ber die Heeresarchivabteilung Paris 1940 X 17 und Bericht ber die Materialsichtungsstelle West, 1941 III 22, BA-MA (Freiburg) RW 35/483 bzw. Inventar von Quellen zur deutschen Geschichte in Pariser Archiven und Bibliotheken, bearbeitet von einer Arbeitsgruppe unter Leitung von Georg SCHNATH, hg. von Wolfgang Hans STEIN, Koblenz 1986, S.XXXVI.
[65] [66]

Alfred Rosenberg hatte am 5. Juli 1940 von Hitler den Auftrag erhalten, Staatsbibliotheken, Archive und Kanzleien der hohen Kirchenbehrden und Logen zu durchsuchen und fr Deutschland wertvolles Material zu beschlagnahmen. Am 17. Juli 1940 entstand daraus der "Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg" (ERR). Nach dem "Gesamtleistungsbericht" vom 8. August 1944 ber die Erfassung der aus jdischem Besitz stammenden Kulturgter wurden in Frankreich, Belgien und Holland 69 619 Wohnungen erfat, 69 512 komplette Wohnungen abtransportiert, und zwar in 26 984 Waggons oder 674 Eisenbahnzgen, 11 695 516 RM Devisen und Wertpapiere konfisziert und an das Devisenschutzkommando bergeben. Vgl. Dokument L-188, abgedruckt in: IMT, Bd. XXXVIII, S. 25-32: Bericht ber die M-Aktion. Alfred Rosenberg (1893-1946). Politiker, Reichsleiter. Baltendeutscher. 1919 Emigration nach Deutschland, Beitritt zur DAP (Vorgngerpartei der NSDAP). 1923 Hauptschriftleiter des Vlkischen Beobachter, Teilnahme am Hitler-Putsch. 1930 Mitglied des Reichstags. 1933 Leiter des "Au enpolitischen Amtes der NSDAP" fr NS-Parteien im Ausland. 1939 Errichtung des "Instituts zur Erforschung der Judenfrage" mit dem Ziel der Pl nderung aller im jdischen Besitz befindlichen Bibliotheken, Archive und Kunstgalerien. 1940 Chef des "Einsatzstabes Reichsleiter Rosenberg". Juli 1941 Reichsminister fr die besetzten Ostgebiete. Im Nrnberger Hauptkriegsverbrecherproze zum Tode verurteilt und hingerichtet. Unter Aufsicht des Archivleiters des Auswrtigen Amts, Kurt Jagow, wurde im September 1940 auf Anregung von Otto Abetz eine Kommission gebildet, die nach dem Rcktransport der in die Loireschlsser ausgelagerten Akten des franzsischen Auenministeriums nach Paris die Durchsicht dieses Bestands durch ausgew hlte Historiker vornahm. Fr die Arbeit des Sonderkommandos (bestehend aus einer Transportgruppe, Sachbearbeitern sowie einem Mitarbeiter der Gruppe Archivschutz des MBF, Georg Winter) erhielt Jagow 1940 einen Etat von 250 000 RM. Als deutlich wurde, da Jagow im weiteren Verlauf der sogenannten "Aktion Q" den Transfer von Originalquellen nach Berlin plante, zog sich der Mitarbeiter des MBF zurck.
[67]

Kurt Jagow (1890-1945). Archivar. Dr. phil., 1916 Mitarbeiter der Theaterabteilung beim Polizeiprsidenten Berlin, 1919 Referent in der Zivilabteilung, Belgien. 1921 literarischer Beirat des K.F. K hler-Verlages. 1928 Mitleiter des Brandenburgisch-Preuischen Hausarchivs, Hausarchivrat des preuischen Knigshauses. 1939 Mitarbeiter des Politischen Archivs des Auswrtigen Amtes, seit dem 1. September 1940 Referat Archivkommission. Georg Winter (1895-1961). Archivar. Dr. phil. 1921 Eintritt in den Archivdienst, zuletzt Direktor im Geheimen Preuischen Staatsarchiv. 1940 Mitglied der Archivschutzkommission beim Milit rbefehlshaber in Frankreich. 1946 Stadtarchivar in Lneburg. 1952 Grndungsdirektor des Bundesarchivs. Beim Vormarsch der Wehrmacht lagerte das franz sische Auenministerium ca. 750 t Aktenmaterial aus, so da die deutschen Besatzer zunchst ber den Verbleib des Archivguts im Unklaren waren. Ein Sonderkommando fand schlie lich am 16. Juni 1940 in der Pfrtnerloge des Quai d'Orsay eine Karte mit den Auslagerungsorten der Aktenbest nde von franzsischen Ministerien, die in den Raum Tours/Poitiers verbracht worden waren.
[68] [69]

Departement Vienne. Vgl. Journal Officiel vom 7. September 1940, S. 4917f.: Loi relative la composition du Gouvernement.

[70]

Henri Deroy (1900-1979). Jurist. 1926 bis 1947 Professor fr Haushaltsgesetzgebung an der cole libre des sciences politiques, dann am Institut d'tudes Politiques de Paris. 1928 Sous-directeur du Budget. 1935 Directeur de la Caisse des dpts et consignations et de la Caisse d'amortissement. Juli 1940 bis Mai 1943 Secr taire gnral aux Finances publiques. Nach 1944 von dem Haute Cour de Justice nicht belangt. 1945 Gouverneur du Crdit foncier de France.
[71]

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Vizeprsident, dann Prsident der Banque de Paris. Zustzlich in mehreren Gesellschaften Prsident oder Verwalter. Seit 1959 Verwalter der Fondation des Sciences politiques, Vorsitz des Mus e social, des Centre d'tudes, de Documentation, d'Information et d'Action sociales, deren Schatzmeister seit 1947. 1961 Pr sident der Banque de France und Bank der Niederlande, 1967 deren Ehrenprsident.
[72]

Dagnicourt (? -1944). Directeur du Budget im Finanzministerium, nhere biographische Angaben nicht ermittelt.

Jacques Brunet (1901- ? ). 1924 Eintritt in Finanzverwaltung. 1928 Abgeordneter im Kabinett von Raymond Poincar. 1935 stellvertretender Direktor, dann Direktor im Finanzministerium. 1946-1948 Direktor der Bank von Algerien und Tunesien, ab 1949 Prsident-Generaldirektor der nationalen Kreditanstalt, Prsident der Staatskasse fr den nationalen Markt, stellvertretender Prsident der Kasse fr Energie. Offizier der Ehrenlegion.
[73]

Henri Zaffreya ( - ). 1939 Assistant directeur de l'administration centrale des Finances. Mai 1943 Secrtaire gnral auprs du ministre de l'conomie nationale et des Finances.
[74] [75]

Maurice Couve de Murville (1907-1999). Politiker und Diplomat. Literatur- und Juraausbildung. Direktor der Abteilung fr Finanzen. 1943 Bruch mit der Politik Vichys und Anschlu an die gaullistische Widerstandsbewegung. Schlsselstellung beim Franzsischen nationalen Befreiungskomitee (CFLN). Ab 1945 Dienst im Quai d'Orsay (u.a. Botschafter in Kairo, Washington und Bonn). Juni 1958 bis Mai 1968 Auenminister. Mai bis Juli 1968 Wirtschafts- und Finanzminister. Juli 1968 bis Juni 1969 Premierminister.
[76]

Paul Leroy-Beaulieu.

Robert Labarre (1910- ? ). Promovierter Jurist, 1934 Generalsekretr, 1942 Generaldelegierter, ab 1946 Vizeprsident der Nationalen Vereinigung der Handels- und Lebensmittelindustrie, ab 1946 Vorsitzender der Finanzkommission des CNPF, 1957 Generalverwaltungsdirektor der Socit Cusenier, 1968 stellvertretender Generaldirektor von Cusenier, ab 1958 Verwalter der CDC (Dubonnet, Cinzano, Byrrh), 1959 Verwalter der DMS, von Cusenier Belgien und von Cusenier Buenos-Aires sowie ab 1962 der cole commerciale und ab 1967 der franzsischen Gesellschaft fr Diskont, ab 1962 Vizeprsident der nationalen Gewerkschaft der Likrerzeuger, ab 1965 Vorsitzender der nationalen Gewerkschaft der Siruperzeuger. Offizier der Ehrenlegion, Kommandeur des Ordre national du Mrite, Offizier des Mrite agricole.
[77] [78]

Vgl. Journal Officiel vom 3. September 1940, S. 4482: Loi relative l'organisation du ministre des finances. Vgl. Journal Officiel vom 8. September 1940, S. 4930: Dcret portant l'administration centrale des finances. Departement Seine-Maritime. Departement Ille-et-Vilaine. Departement Puy-de-Dme. Feldkommandantur 580 (Amiens). Gruppe Medizinalwesen. Nhere Einzelheiten nicht ermittelt.

[79]

[80]

[81]

[82]

[83]

[84]

[85]

Vgl. unten Anlage 3, auch abgedruckt in: Regina M. DELACOR (Hg.), Attentate und Repressionen. Ausgewhlte Dokumente zur zyklischen Eskalation des NS-Terrors im besetzten Frankreich 1941/42, Stuttgart 2000, S. 78-82.
[86]

Verordnungsblatt fr die besetzten franzsischen Gebiete Nr. 8 vom 23. September 1940, S. 86-87: Verordnung ber die polizeiliche Strafgewalt der Kreiskommandanten im besetzten Gebiet Frankreichs, 10. September 1940.
[87] [88]

Ziffer 19 des Waffenstillstandsvertrages lautete: "Alle im franz sischen Gewahrsam befindlichen deutschen Kriegs- und

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Zivilgefangenen einschlielich der Haft- und Strafgefangenen, die wegen einer Tat zu Gunsten des Deutschen Reiches festgenommen und verurteilt sind, sind unverzglich den deutschen Truppen zu bergeben. Die franzsische Regierung ist verpflichtet, alle in Frankreich sowie in den franz sischen Besitzungen, Kolonien, Protektoratsgebieten und Mandaten befindlichen Deutschen, die von der Deutschen Reichsregierung namhaft gemacht werden, auf Verlangen auszuliefern. Die franzsische Regierung verpflichtet sich, zu verhindern, da deutsche Kriegs- und Zivilgefangene aus Frankreich in franzsische Besitzungen oder in das Ausland verbracht werden. ber bereits auerhalb Frankreichs verbrachte Gefangene, sowie ber die nicht transportfhigen kranken und verwundeten deutschen Kriegsgefangenen, sind genaue Listen mit Angabe ihres Aufenthaltsortes vorzulegen. Die Aufsicht ber die kranken und verwundeten deutschen Kriegsgefangenen bernimmt das deutsche Oberkommando." Zum Text s. Hermann BHME, Entstehung und Grundlagen des Waffenstillstandes von 1940, Stuttgart 1966, Anhang Nr. 2, hier S. 365. Unter dem Vorsitz von Hans Richard Hemmen handelte eine Sonderkommission f r Wirtschaftsfragen bei der WAKO in Wiesbaden im August 1940 eine allgemeine Regelung ber die Handhabung deutschen Vermgens in Frankreich aus. Deutsche Eigentmer konnten knftig ber ihren im besetzten Gebiet befindlichen Besitz wieder verf gen. Im unbesetzten Gebiet sowie in den berseeischen Gebieten hatte die franzsische Regierung fr eine ordentliche Behandlung des Vermgens Sorge zu tragen. Vgl. Protokoll der Sitzung, abgedruckt in: DFCAA, Bd. I, S. 122-123.
[89]

Raphal Alibert (1887-1963). Bis 1923 Professor fr Verfassungsrecht an der cole des Sciences politiques und Mitglied des Staatsrates. Anschlieend Ttigkeit in der freien Wirtschaft. Juni bis Juli 1940 Sous-secrtaire d'tat la prsidence du Conseil. Juli bis Dezember 1940 Garde des Sceaux, ministre-secr taire d'tat la Justice. Dezember 1940 Secrtaire d'tat la Justice, im Januar 1941 wegen Deutschfeindlichkeit aus der Regierung entfernt. M rz 1947 Verurteilung in absentia zum Tode sowie lebenslnglichen Entzug der brgerlichen Ehrenrechte und Beschlagnahmung seines Eigentums. Februar 1959 Amnestie.
[90]

Vgl. Lgislation de l'occupation, vol. I, S. 33-34: Arrt du 21 juin 1940 des autorits militaires allemandes concernant la leve du squestre et de toute autre mesure exceptionnelle de guerre prises par les autorit s franaises contre les biens, droits, et intrts des ressortissants allemands dans le territoire sous les ordres du 'Milit rbefehlshaber Paris'; Lgislation de l'occupation, vol. I, S. 51-52: Arrt du 12 juillet 1940 des autorits militaires allemandes portant application de l'arrt du 21 juin 1940 relatif aux mesures prises par les autorit s franaises contre les biens des ressortissants allemands; Journal Officiel vom 29. Juli 1940, S. 4590: D cret du 28 juillet 1940 levant les mesures de squestre prises l'gard des biens des ressortissants allemands; Journal Officiel vom 2. August 1940, S. 4618: Dcret du 28 juillet 1940 levant les mesures de squestre prises l'gard des biens des ressortissants allemands et des ressortissants italiens.
[91] [92]

Zum Text des Erlasses vom 20.7.1940 vgl. BA-MA (Freiburg) RW Reichspersonenschdenverordnung vom 1.9.1939 s. RGBl 1939, Teil I, 1940, S. 1623.
[93]

35/603.

Zum

Wortlaut

der

Die Kriegssonderstrafrechtsverordnung (KSSVO) hatte Hitler in der politischen Spannungszeit des Sommers 1938 unterzeichnet; sie trat erst kurz vor dem berfall auf Polen am 26. August 1939 in Kraft und setzte sich vor allem mit Fragen der Freischrlerei und Wehrkraftzersetzung auseinander. Sie war allerdings nur ein Notbehelf und konnte lediglich die grten Lcken im geltenden Recht fllen. 4 behandelte die "Zuwiderhandlungen gegen die von den Befehlshabern im besetzten auslndischen Gebiet erlassenen Verordnungen", wobei das Strafma von der Verhngung von Geldstrafen bis zu 15 Jahren Gefngnis variieren konnte. Druck der KSSVO: Reichsgesetzblatt, Teil I, Nr. 147 vom 26. August 1939, S. 1455-1457: Verordnung ber das Sonderstrafrecht im Kriege und bei besonderem Einsatz (Kriegssonderstrafrechtsverordnung). Vom 17. August 1938. Verordnungsblatt fr die besetzten franzsischen Gebiete Nr. 5 vom 29. Juli 1940, S. 59-60: Verordnung ber die Rechtspflege im besetzten Gebiet vom 23. Juli 1940.
[94]

Die auf die Friedensverhltnisse abgestellte Militrstrafgerichtsordnung (MStGO) wurde am 26. August 1939 durch die krzere Verordnung ber das militrische Strafverfahren im Kriege, die sogenannte Kriegsstrafverfahrensordnung (KStVO) ersetzt. Anstelle der Oberkriegsgerichte, die als Berufungsinstanzen entfielen, entschieden nun Feld- bzw. Bordkriegsgerichte
[95]

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sowie Reichskriegsgericht endgltig. 3 Absatz 1 besagte: "Dem Kriegsverfahren sind ferner unterworfen Ausl nder und Deutsche wegen aller von ihnen im Operationsgebiet begangenen Straftaten." Druck der KStVO: Reichsgesetzblatt, Teil I, Nr. 147 vom 26. August 1939, S. 1457-1476: Verordnung ber das militrische Strafverfahren im Kriege und bei besonderem Einsatz (Kriegsstrafverfahrensordnung - KStVO). Vom 17. August 1938. Franz Grtner (1881-1941). Jurist. Dr. jur. 1912 Amtsrichter in Mnchen. 1914/18 Kriegsteilnahme als Reserveoffizier. Als Vertreter der deutschnational orientierten Bayerischen Mittelpartei von 1922 bis 1932 wiederholt Bayerischer Justizminister, dabei unter anderem auch verantwortlich fr die milde strafrechtliche Verfolgung des Hitler-Putsches. Juni 1932 Berufung zum Reichsjustizminister durch die Regierung von Papen. 1933 im Amt besttigt.
[96] [97]

Im Reichsgesetzblatt nicht abgedruckt.

Konstantin Freiherr von Neurath (1873-1956). Diplomat. 1901 Eintritt in den diplomatischen Dienst, zunchst im Auswrtigen Amt in Berlin. 1903 Deutsches Generalkonsulat in London, 1914 Botschaftsrat in Konstantinopel. 1916-1918 Chef des Zivilkabinetts des Knigs von Wrttemberg. 1919 Gesandter in Kopenhagen, 1922 Botschafter in Rom, 1930 Botschafter in London. 1932 bis 1938 Reichsminister des Ausw rtigen. 1937 Beitritt zur NSDAP und Ernennung zum SS-Gruppenfhrer. Februar 1938 bis 1945 Reichsminister ohne Gesch ftsbereich. Mrz 1939 bis September 1941 Reichsprotektor von Bhmen und Mhren. 1946 im Nrnberger Proze gegen die Hauptkriegsverbrecher zu 15 Jahren Gefngnis verurteilt, 1954 vorzeitige Haftentlassung.
[98] [99]

Im Reichsgesetzblatt nicht abgedruckt.

4 der Verordnung ber das Verbot franzsischer Schulbcher bestimmte: "Lehrpersonen, welche von verbotenen Schulbchern zu Unterrichtszwecken Gebrauch machen, werden mit Gef ngnis bis zu einem Jahr und Geldstrafe oder mit einer dieser Strafen bestraft." Verordnungsblatt fr die besetzten franzsischen Gebiete Nr. 7 vom 16. September 1940, S. 79: Verordnung ber das Verbot franzsischer Schulbcher. Vom 30. August 1940.
[100] [101]

Die Vichy-Regierung hatte per Dekret vom 9. Juli 1940 versucht, den Druck und Vetrieb von Zeitungen auch in der besetzten Zone von einer Genehmigung des Prsident du Conseil abhngig zu machen, vgl. Lgislation sous l'occupation, Paris, Gazette du Palais, 16 tomes (mai 1940-juin 1944), t. 1, S. 45. Von der deutschen Besatzungsverwaltung wurde dies als Versto gegen die Bestimmungen des Waffenstillstandes abgelehnt. Als der Vertrieb der Pariser Zeitungen wenig spter in der unbesetzten Zone aufgrund ihrer Kritik an P tain untersagt wurde, kam es zur Spaltung der franzsischen Presselandschaft. Vor dem Hintergrund einer eventuellen R ckkehr der Regierung von Vichy nach Paris unterstrich General Doyen gegenber General Carl-Heinrich von Stlpnagel, am 30. Oktober 1940 die Bedeutung einer einheitlichen Kontrolle der Presse. Der Vorsitzende der Waffenstillstandskommission verwies auf die alleinige Zustndigkeit der Botschaft und machte damit noch einmal unmiverstndlich deutlich, da seitens der deutschen Besatzungsbehrden der Regierung in Vichy in diesem Punkt kein Mitspracherecht einger umt werden sollte, vgl. La dlgation franaise auprs de la commission allemande d'armistice. Recueil de Documents publi par le Gouvernement Franais, tome II, Paris 1950, Annexe II au Compte Rendu N 30, S. 270f. Ein Teil der bretonischen Unabhngigkeitsbewegung (Emsav) strebte die Schaffung eines autonomen bretonischen Staates zum Schutz der "nordischen Rasse" an. Allerdings stie dies bei Hitler aufgrund der geostrategisch wichtigen Lage der Bretagne auf keinerlei Resonanz. Die deutschen Besatzer verhielten sich daher neutral und reserviert gegenber der bretonischen Bewegung, die starke Affinitten zur nationalsozialistischen Ideologie erkennen lie. Als Sprachrohr diente die Zeitung L'Heure bretonne, die vom 14. Juli 1940 bis 4. Juni 1944 erschien.
[102]

Verordnungsblatt fr die besetzten franzsischen Gebiete Nr. 8 vom 23. September 1940, S. 88: Verordnung ber die Ablieferung deutschfeindlicher Flugschriften. Vom 14. September 1940.
[103]

Verordnungsblatt fr die besetzten franzsischen Gebiete Nr. 7 vom 16. September 1940, S. 80-81: Verordnung ber die Zulassung von Filmen zur ffentlichen Vorfhrung. Vom 9. September 1940.
[104]

Verordnungsblatt fr die besetzten franzsischen Gebiete Nr. 7 vom 16. September 1940, S. 81-83: Verordnung ber den Betrieb von Filmtheatern und den Verleih von Filmen. Vom 9. September 1940.
[105]

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[106]

Vgl. dazu die Lageberichte Dezember 1940 und Januar 1941, II, 2.

Verordnungsblatt fr die besetzten franzsischen Gebiete Nr. 1 vom 4. Juli 1940, S. 6-7: Verordnung ber die Einfhrung deutschen Strafrechts und strafrechtlicher Bestimmungen in dem besetzten franz sischen Gebiet. Vom 10. Mai 1940. 6 bestimmte: "Wer nichtdeutsche Rundfunksendungen ffentlich oder im Gemeinschaftsempfang abhrt oder wer die Mglichkeit hierzu schafft, wird bestraft. Ausgenommen hiervon sind nichtdeutsche Sender, die das Besatzungsheer durch ffentliche Bekanntmachung zulsst."
[107] [108]

In der Zeit vom 30. Juni/1. Juli 1940 hatten deutsche Truppen die britischen Kanalinseln Guersey, Jersey, Alderney und Sark besetzt. Richtig: 15. August 1940. Verordnungsblatt fr die besetzten franzsischen Gebiete Nr. 6 vom 27. August 1940, S. 64-65: Verordnung ber die Regelung des zivilen Kraftfahrwesens. Vom 15. August 1940.
[109]

[110]

Der Reichskraftwagenbetriebsverband (RKB) war eine ffentlich-rechtliche Berufsorganisation der Unternehmer des privaten Gterfernverkehrs mit Kraftfahrzeugen. Dem RKB oblag im einzelnen die Ausbildung und Ordnung des Gterverkehrs mit Kraftfahrzeugen, die Einrichtung von Laderaumverteilungsstellen, der Abschlu von Beschftigungsvertrgen mit groen Verladegruppen, die Berechnung und Einziehung des Befrderungsentgelts vom Verlader und Auszahlung an den Unternehmer, die Abfhrung der Befrderungssteuer, der Versicherungsschutz der Mitglieder gegen Transportschden sowie die berwachung der gesetzlichen Pflichten aller am Bef rderungsvertrag Beteiligten. Der RKB hatte gegen ber seinen Mitgliedern Ordnungsstrafgewalt; er bildete die Fachgruppe "Gterfernverkehr" der Reichsverkehrsgruppe "Kraftfahrgewerbe".
[111]

Socit des Transports en Commun de la Rgion Parisienne. Sdwestfrankreich, Karl-Ulrich Neumann-Neurode. Als Anlage waren dem Lagebericht Photos zu den Wiederaufbauarbeiten beigef gt. Departement Seine-et-Oise. Departement Seine-et-Oise.

[112]

[113]

[114]

[115]

Verordnungsblatt fr die besetzten franzsischen Gebiete Nr. 5 vom 29. Juli 1940, S. 58-59: Verordnung ber Post-, Telegramm- und Fernsprechverkehr im besetzten Gebiet Frankreichs. Vom 18. Juli 1940. 1, Abs. 3: "Der Postverkehr ber die Grenzen des besetzten Gebietes hinaus bleibt vorbehaltlich von mir zuzulassender Ausnahmen verboten."
[116] [117]

Walther von Brauchitsch. Nhere Einzelheiten nicht ermittelt. Departement Allier. Dr. Paul Mller. Armeefeldpostmeister bis Herbst 1943. Nhere biographische Angaben nicht ermittelt.

[118]

[119]

[120]

Karl Ziegler (1878-?). Mitglied der NSDAP seit Juli 1933 bis Mitte 1937. Prsident der Ober- bzw. Reichspostdirektion Kln. Januar 1938 Leiter der Personalabteilung im Reichspostministerium. August 1939 bis Mai 1945 Heeresfeldpostmeister.
[121] [122]

In den besetzten Westgebieten koordinierten seit dem 15.9.1940 sogenannte Zentralauftragstellen (Zast) die Vergabe von privaten und Rstungsauftrgen, s. der Reichsmarschall des Grodeutschen Reiches/Beauftragter fr den Vierjahresplan VP 14395 vom 26.8.1940 betr. Planmige Ausnutzung der Wirtschaft der besetzten westlichen Gebiete f r die deutsche Kriegswirtschaft, BA (Berlin) R 22/2808, vgl. Hans UMBREIT, Auf dem Weg zur Kontinentalherrschaft, in: Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Bd. 5/1, Stuttgart 1988, S. 234.

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[123]

Nordwestfrankreich, Kurt Schreiber. Postes, Tlgraphes et Tlphones. Generalmajor Rudolf Schrader. Philippe Ptain.

[124]

[125]

[126]

Vgl. Journal Officiel vom 12.9.1940, S. 4970: Loi portant organisation de la rpartition des produits industriels. In der Folgezeit wurden in den verschiedenen Industriezweigen jeweils entsprechende Sektionen sukzessive eingerichtet und besetzt, so unter anderem in den Bereichen:
[127]

1. Textilien: vgl. Journal Officiel vom 27. September 1940: S. 5174: Arrts portant cration de la section textile de l'office central de rpartition des produits industriels et nomination de membres de cette section (24 et 25 septembre): Berufen wurden als chef de la section textile : Robert Camicha l; als commissaire du gouvernement: M. Deschamps. 2. Metalle auer Eisen: vgl. Journal Officiel vom 9. Oktober 1940, S. 5242-5244: Arrt crant une section des mtaux non fereux (7 octobre) und Journal Officiel vom 23. Oktober 1940, S. 5391f.: Arrt portant nomination la section mtaux non fereux: chef de la section: Jean Barbizet; Commissaire du gouvernement: Ren Norguet. 3. Kautschuk, Asbest etc.: vgl. Journal Officiel vom 23. Oktober 1940, S. 5391: Arr ts portant cration d'une section du caoutchouc, de l'amiante et du noir de fume de l'office central de rpartition des produits industriels et nommant les membres de cette section (17 octobre 1940): chef de la section: Georges Perret; Wirtschaftsvertreter: Bugnet und Hussenot-Dessenouges; Commissaire du gouvernement: Blanchard. 4. Gu-, Roheisen, Eisen und Stahl: vgl. Journal Officiel vom 23. Oktober 1940, S. 5391: Arrts portant cration d'une section fontes, fers et aciers de l'office central de r partition des produits industriels et nommant les membres de cette section (17 octobre 1940): chef de la section: Henri Fayol; Commissaire du gouvernement: Henri Coqueugnot. 5. Leder: vgl. Journal Officiel vom 3. November 1940, S. 5548: Arrt relatif la cration d'une section du cuir de l'office central de rpartition des produits industriels. (29 octobre 1940) sowie. Journal Officiel vom 4. November 1940, S. 5559: Arrt relatif la nomination des membres de la section du cuir de l'office central de r partition des produits industriels (3 octobre 1940): chef de la section: Rgis Ribes; Commissaire du gouvernement: Andr Deschamps. 6. Kohle: vgl. Journal Officiel vom 20. November 1940, S. 5746f.: Arrts portant cration d'une section du charbon de l'office central de rpartition des produits industriels et nommant les membres de cette section (17 novembre 1940): chef de la section: Jacques Thibault; Commissaire du gouvernement: Fauton d'Audon. Vgl. auch Journal Officiel vom 20. November 1940: Arrt nommant un rpartiteur gnral des sections du charbon et du ptrole de l'office central de rpartition des produits industriels: Guillaume (Marin). 7. Minerall: vgl. Journal Officiel vom 20. November 1940, S. 5747: Arrts portant cration d'une section du ptrole de l'office central de rpartition des produits industriels et nommant les membres de cette section (17 novembre 1940): chef de la section: Jean Majorelle; Commissaire du gouvernement: le directeur des carburants; repartiteur gnral Minerall und Kohle (s. oben, 6): Guillaume (Marin). 8. Papier, Karton und Verpackungsmaterialien: vgl. Journal Officiel vom 1. Dezember 1940, S. 5920: Arrts portant cration de la section du papier, du carton et des emballages de l'office central de r partition des produits industriels et nomination du rpartiteur chef et des membres du comit consulatif de cette section (30 novembre 1940): chef de la section: Jean Barbut; Commissaire du gouvernement: directeur des industries chimiques au ministre de la production industrielle et du travail [ohne Namensangabe]. 9. Chemie: vgl. Journal Officiel vom 7. Dezember 1940, S. 6009-6014: Arrts portant cration de la section de la chimie de l'office central de rpartition des produits industriels et nomination du rpartiteur chef de cette section (4 dcembre 1940): chef de la section: Paul Toinet; Commissaire du gouvernement: directeur des industries chimiques au ministre de

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la production industrielle et du travail [ohne Namensangabe, statt dessen enth lt diese Anordnung zustzlich eine Aufschlsselung der betroffenen Chemiezweige]. 10. Fette: vgl. Journal Officiel vom 11 Dezember 1940, S. 6065f.: Arrts portant cration de la section des corps gras industriels de l'office central de rpartition des produits industriels et nommant le rpartiteur chef de cette section (7 dcembre 1940): chef de la section: mile Durier; Commissaire du gouvernement: directeur des industries chimiques au ministre de la production industrielle et du travail [ohne Namensangabe]. 11. Holz: vgl. Journal Officiel vom 25. Januar 1941, S. 410-412: Dcret portant cration du comit d'organisation des industries du bois: prsident Joseph de Muizon, membres du conseil de direction: Albert Charles Ducrot, Claudius Charles, Georges Baron, Andr Sebastien. Im Dezember 1941 lste Paul Charlin Joseph de Muizon als Prsident ab und fr den verstorbenen Georges Baron rckte Georges Videau nach, vgl. Journal Officiel vom 18. Dezember 1941, S. 5436: N 5224 - Dcret du 17 dcembre 1941 modifiant la composition du comit de direction du comit d'organisation des industries du bois. 12. Banken: vgl. Journal Officiel vom 26. Juli 1941, S. 3133: Arrt du 25 juillet 1941 relatif la composition du comit permanent d'organisation professionnelle des banques, prsident permanent: Henri Ardant. Verordnungsblatt fr die besetzten franzsischen Gebiete Nr. 2 vom 10. Juli 1940, S. 41-44: Verordnung ber Bewirtschaftung gewerblicher Waren (Bewirtschaftungsverordnung). Vom 27. Mai 1940.
[127]

Verordnungsblatt fr die besetzten franzsischen Gebiete Nr. 2 vom 10. Juli 1940, S. 41-44: Verordnung ber Bewirtschaftung gewerblicher Waren (Bewirtschaftungsverordnung). Vom 27. Mai 1940.
[128]

Im September 1940 existierten zehn Abteilungen: Verteilungsstelle fr Eisen und Stahl, Nichteisenmetalle, Kohle, Erdl, industrielle Fette, chemische Produkte, Textilien, Papier und Verpackung, Leder, Kautschuk.
[129]

Henri Fayol (geb. 1899), Jean Barbizet, Jacques Thibault, Jean Majorelle (geb. 1894), mile Durier, Lon Toinet (geb. 1886), Robert Carmichal, Jean Barbut, Rgis Ribes, Georges Perret.
[130] [131]

Coqueugnot, Ren Norguet (geb.1888), Fanton d'Andon, Chaintreuil, Andr Blanchard, Deschamps.

Ren Belin (1898-1977). Gewerkschaftler. 1915 Postangestellter, Sekretr der Postgewerkschaft von Lyon. 1930 Sekretr der nationalen Vereinigung der PTT, 1933 Mitglied des nationalen Bros der CGT, 1933-1935 Herausgeber von Le Peuple, Oktober 1936 Grnder der Zeitung Syndicats, eines Organs von Antikommunisten innerhalb der CGT. Wortf hrer der pazifistischen Anhnger und Befrworter des Mnchener Abkommens der Gewerkschaften. Hauptakteur, der den Ausschlu der Kommunisten aus der CGT nach dem Hitler-Stalin-Pakt durchsetzte. Juli 1940 bis Februar 1941 Ministre secrtaire d'tat la production industrielle et au Travail. Februar bis April 1942 Scretaire d'tat au Travail. Verkndete im Oktober 1941 die "Charte de travail", die verbindliche lokale Syndikate schuf und den Berufsverbnden jegliche politische oder konfessionelle Aktivitt untersagte. Verbot des Streikrechts. Vor seiner Entlassung im April 1942 diverse Gesetze zugunsten der Arbeitnehmer verabschiedet, so z.B. die Schaffung eines nationalen Fonds fr Arbeitslosigkeit (11. Oktober 1940), die Schaffung einer einmaligen Gehaltsunterst tzung (29. Mrz 1941), die Reorganisation und Verstrkung der Arbeitsinspektion (31. Oktober 1941). Nach seiner Entlassung als Vorsitzender und Direktor der von ihm gegrndeten Vorsorgestelle der Angestellten der Elektroenergie- und Gasfabriken t tig. Von der Befreiung im August 1944 hielt sich Belin bis Oktober 1947 in Paris versteckt. Entlassung aus der Postverwaltung im September 1944 durch die Suberungskommission der PTT und auf Lebzeiten aus der CGT ausgeschlossen. Oktober 1947 bis Januar 1949 Flucht in die Schweiz. Rckkehr nach Frankreich, nachdem die Haute Cour de Justice eine Urteilsaussetzung zu seinen Gunsten verkndet hatte. Bis 1954 vergeblicher Versuch, in der Gewerkschaft Fu zu fassen, Zusammenarbeit mit diversen Zeitungen (Bulletin de Paris, Revue syndicaliste, Travail et Libert). 1950 bis 1952 Generalsekretr des europischen Komitees fr den wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt, 1959 bis 1965 Brgermeister von Lorrez-le-Bocage.
[132] [133]

Vgl. hierzu die entsprechenden Ausgaben des Journal Officiel vom Juli 1938 und August 1940. Vgl. Journal Officiel vom 18. August 1940, S. 4731-4733: Loi concernant l'organisation provisoire de la production

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industrielle.
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Richtig: (4).

Dr. Wilhelm Weniger ( - ). Delegierter Referent des Reichswirtschaftsministeriums f r Organisation der Rohstoffbewirtschaftung beim MBF. Seit November 1940 Generalbeauftragter des MBF beim Office Central, ab September 1943 Reichsbeauftragter zur besonderen Verfgung in der Leitungsgruppe des Planungsamtes des Generalbevollmchtigten fr Rstungsaufgaben.
[136]

Verordnungsblatt fr die besetzten franzsischen Gebiete Nr. 2 vom 10. Juli 1940, S. 41-44: Verordnung ber Bewirtschaftung gewerblicher Waren (Bewirtschaftungsverordnung). Vom 27. Mai 1940.
[137] [138]

Richtig: (5). Departements Pad-de-Calais und Aube. Departements Somme und Seine-Infrieure. Departements Morbian und Meurthe-et-Moselle.

[139]

[140]

[141]

Am 1. August 1940 hatte Hitler mit seiner Weisung Nr. 17 den verschrften Luft- und Seekrieg gegen England befohlen. Am 13. August 1940 hatte mit dem "Adlertag" die "Luftschlacht um England" zur Vorbereitung der spteren Landung (Operation "Seelwe") begonnen.
[142] [143]

Gemeint ist hier die unmittelbare Umgebung von Paris, die Banlieue. Feldkommandanturen und Ortskommandanturen. Nicht aufgenommen. Departement Ardennes. Richtig: Dezice-Les-Maranges, Departement Sa ne-et-Loire. Eisenbahntransportabteilung.

[144]

[145]

[146]

[147]

[148]

Otto Kohl (1886-?). Generalmajor. 1907 Leutnant. 1914/18 Kriegsteilnahme. Reichswehr. 1939 Bevollmchtigter Transportoffizier der Heeresgruppe Nord im Polenfeldzug, anschlie end Kommandeur der Eisenbahntransportabteilung (Etra) West. 1940 Kommandeur der Etra Paris. 1941 Kommandeur der Wehrmachttransportabteilung Paris. 1942 General des Transportwesens beim OB West. 1944 Kommandierung zur OFK Lille, dann Kommandant der OFK Lyon (590). Oktober 1944 bis Kriegsende Korck 535 der 1. Armee im Westen.
[149] [150]

Karl-Ulrich Neumann-Neurode, Bezirkschef von Sdwestfrankreich.

Kommerzienrat Dr. Hermann Rchling (1872-1955). 1898 bernahme der vterlichen Vlklinger Eisenhtte. Im Erstem Weltkrieg vom franzsischen Militrgericht in Amiens in Abwesenheit zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach dem Krieg Wiederaufbau des Firmenimperiums, da Anteile nach 1919 an den franz sischen Staat fielen. Trat energisch fr den Verbleib des Saarlandes bei Deutschland ein. Seit 1919 Mitglied des Landesrats des Saargebiets. Seit 1926 Geschftsfhrer der Rchlingschen Eisen- und Stahlwerke. 1935 bernahme einiger Firmen in Mitteldeutschland, Aufsichtsratsmitglied in zahlreichen Firmen der Montanbranche. Wehrwirtschaftsf hrer, Leiter der Bezirksgruppe Sdwest der Wirtschaftsgruppe Eisenschaffende Industrie. Juli 1940 Generalbevollm chtigter fr die Werke der Eisen schaffenden Industrie in Lothringen und Meurthe et Moselle-Sd. Seit Juni 1942 Reichsbeauftragter fr Eisen und Stahl in den besetzten Gebieten und Vorsitzender des Prsidiums der Reichsvereinigung Eisen. November 1946 Verhaftung, Mai 1947 Auslieferung an Frankreich. Juli 1948 Verurteilung zu sieben Jahren Haft und Verm genseinzug durch franzsischen Militrgerichtshof
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in Rastatt wegen bergriffen gegen Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter in seinen Firmen. Nach Berufung im Januar 1949 Erhhung der Strafe auf zehn Jahre. August 1951 Freilassung mit der Auflage, das Saarland nicht mehr zu betreten.
[152]

Departement Calvados. Departement Meurthe-et-Moselle.

[153]

Karl Lange (1889-1955). Abbruch der militrischen Karriere als Leutnant und Aufnahme einer kaufm nnischen Ausbildung. Im Ersten Weltkrieg Reserveoffizier. 1923 in der Gesch ftsfhrung des Vereins Deutscher Maschinenbauanstalten (VDMA). 1924 Hauptgesch ftsfhrer des VDMA, kurz darauf dessen geschftsfhrendes Prsidialmitglied. Nach 1933 Hauptgeschftsfhrer der "Wirtschaftsgruppe Maschinenbau" und whrend des 2. Weltkriegs "Bevollmchtigter fr Maschinenproduktion" im Vierjahresplan. 1949 bei der Neugrndung des VDMA erneut deren Hauptgeschftsfhrer.
[154] [155]

Departement Nord. Departement Nord. Departement Nord. Departement Nord. Departement Nord. Departement Bas-Rhin. Departement Sane-et-Loire. Departement Loire-Infrieure. Departement Loire.

[156]

[157]

[158]

[159]

[160]

[161]

[162]

[163]

Gemeint ist hier die sogenannte "Nordostlinie", die n rdlich davon gelegenen Geiete Frankreichs wurden auch als "reservierte Zone" bezeichnet.
[164]

Nach dem Sieg ber Frankreich hatte das Oberkommando des Heeres sein Hauptquartier vor bergehend nach Fontainebleau verlegt. Nach dem Scheitern der "Luftschlacht um England" verlegte es am 30.10.1940 seinen Sitz wieder nach Zossen bei Berlin zurck.
[165] [166]

Departement Seine-et-Oise. Gross-Paris.

[167]

Fr den 31. August 1940 konnte keine entsprechende Verordnung nachgewiesen werden. Das Ministerium fr industrielle Produktion und Arbeit erlie jedoch eine analoge Verordnung am 24. September 1940. Vgl. Journal Officiel vom 27. September 1940, S. 5174: Arrts portant cration de la section textile de l'office central de rpartition des produits industriels et nomination de membres de cette section.
[168] [169]

Departement Aisne. Robert Carmichael (1900-1973). Industrieller. Nhere biographische Angaben nicht ermittelt. Nhere biographische Angaben nicht ermittelt.

[170]

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Walter Schieber (1896- ? ). Industrieller, Staatsrat. Promotion. Gauwirtschaftsberater der NSDAP Gau Thringen. 1942 Chef des Rstungslieferungsamtes im Ministerium Speer. Vorstandsvorsitzender mehrerer Wirtschaftverbnde und Unternehmen.
[172] [173]

Hans Kramer. Nhere biographische Angaben nicht ermittelt. Generalintendant Jarillot. Nhere biographische Angaben nicht ermittelt. Gemeint ist hier vermutlich die Stadt Provins im Departement Seine-et-Marne. Nhere biographische Angaben nicht ermittelt.

[174]

[175]

[176]

Fritz Todt (1891-1942). Ingenieur. 1922 Beitritt zur NSDAP. 1931 Standartenf hrer der SA. Seit Juli 1933 Generalinspektor fr das deutsche Straenwesen, beauftragt mit dem Autobahnbau. Seit Dezember 1938 Generalbevollmchtigter fr die Bauwirtschaft, Grndung der nach ihm benannten "Organisation Todt". Seit Mrz 1940 Reichsminister fr Bewaffnung und Munition, Leitung der gesamten Kriegswirtschaft. Verantwortlich f r den Bau des "Atlantikwalls". 1942 bei Flugzeugabsturz tdlich verunglckt.
[177]

Vgl. Journal Officiel vom 8. September 1940, S. 4936: Arrt du 6 septembre 1940 concernant la dclaration des stocks et l'interdiction temporaire de vente des pneumatiques d'automobiles et de motocyclettes, le 6 septembre 1940.
[178]

Zum deutsch-franzsischen Abkommen vom 10.9.1940 vgl. La Dlgation Franaise auprs de la Commission Allemande d'Armistice. Recueil de Documents, Tome I, Paris 1947 sowie BA-MA (Freiburg) RW 35/261.
[179] [180]

Eduard Wagner. Karlgeorg Schuster. Nhere biographische Angaben nicht ermittelt. Nhere biographische Angaben nicht ermittelt. Wehrmacht-Verkehrs-Direktion. Departement Gironde. Unter Umstnden gemeint: Nachschublager. Wirtschaftliche Forschungsgesellschaft. Departement Loire-Infrieure. Currentis: dieses Monats. Departement Seine-Infrieure. Departement Manche. Nhere biographische Angaben nicht ermittelt.

[181]

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[191]

[192]

Zu den Verhandlungsergebnissen vgl. La Dlgation Franaise auprs de la Commission Allemande d'Armistice. Recueil de Documents, Tome I, Paris 1947, S. 293.
[193]

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[194]

sterreichisch fr Zweites Heu.

Die Militrverwaltung setzte die "Ostdeutsche Landbewirtschaftungs-GmbH" ("Ostland"), sp ter "Reichsland-GmbH" genannt, zur - aus ihrer Sicht - besseren Bewirtschaftung und Verwaltung von franz sischen Gtern ein, wobei sie z.T. Saatgut, Maschinen und Pferde stellte. Sie unterstand der Aufsicht der Abteilung Ern hrung und Landwirtschaft des Militrbefehlshabers und war in Wirtschaftsoberleitungen aufgeteilt. Zu ihrer Aufgabe geh rte die Untersttzung der deutschen Landwirtschaft durch Sonderlieferungen oder durch die Verlegung von Viehherden ins Nordostgebiet. Ferner wies sie die franzsischen Bauern zu rationelleren Anbaumethoden an und schuf daher Beispielbetriebe unter franzsischer Leitung. Zwischenzeitlich wurden Landwirte und Forstbeamte zur Steigerung der Erzeugnisse im Nordostgebiet abgestellt. Da die Ostland ein Gebiet betreute, in das Franzosen die R ckkehr verboten war, verfolgte die Vichy-Regierung ihre Ttigkeiten mit Mitrauen und betrachtete sie als ein Instrument deutscher Annexionspl ne, zumal nach franzsischem Verstndnis hier nicht nur eine Beschneidung der franzsischen Souvernitt, sondern auch ein Versto gegen die Artikel 16 des Waffenstillstandsvertrags und Artikel 46 der HLKO vorlag. Trotz zahlreicher Interventionen, auch von deutscher Seite, bestand die spter unter der Bezeichnung "Reichsland-GmbH" weitergefhrte Organisation bis zum Ende der Besetzung Frankreichs.
[195]

Vgl. Bulletin municipal officiel de la Ville de Paris vom 21. September 1940: Circulaire du 20 septembre 1940 du Prfet de la Seine et du Prfet de Police relative au fonctionnement des cartes de ravitaillement.
[196] [197]

Richtig: Charles Huntziger

Vgl. Bulletins municipals officiels de la Ville Paris du 1er october 1940: Circulaire du 30 septembre 1940 du Prfet de la Seine portant application du rgime de la carte de rationnement dans les restaurants et h tels.
[198] [199]

Name nicht ermittelt.

Hermann Gring (1893-1946). Politiker und Reichsmarschall. Kadett. 1914 Leutnant. 1914/18 Kriegsteilnahme, hochdekorierter Jagdflieger (Orden Pour le Mrite) und Kommandeur des Richthofen-Geschwaders. 1919 bis 1921 Bettigung in der Zivilluftfahrt Skandinaviens. 1922 Beitritt zur NSDAP, 1923 Teilnahme am Hitler-Putsch. Flucht ber sterreich und Italien nach Schweden. 1928 Mitglied des Reichstags. 1932 Reichstagspr sident. Januar 1933 preuischer Innenminister und Chef der preuischen Polizei. Mai 1933 Reichsminister fr Luftfahrt. 1934 Reichsforst- und Reichsjgermeister. 1935 Oberbefehlshaber der Luftwaffe. 1936 Beauftragter f r den Vierjahresplan. 1938 Generalfeldmarschall. 1939 Vorsitzender des Reichsverteidigungsrates. Juli 1940 Reichsmarschall. Seit 1934 Hitlers designierter Nachfolger. Kurz vor Kriegsende Verhaftung und Ausschlu aus der Partei. 1946 Angeklagter im Nrnberger Proze, zum Tode verurteilt, Selbstmord vor der Hinrichtung.
[200]

Mit Datum vom 2. Oktober 1940 erklrte sich Frankreich bereit, seinen Auenhandel der Kontrolle durch einen Deutschen Auenhandelskommissar zu unterstellen, s. La d lgation franaise auprs de la commission allemande d'armistice. Recueil de Documents, Tome II, Paris 1950, S. 24-25.
[201] [202]

Offenbar wurden diese Bestimmungen nicht sofort in Kraft gesetzt, denn die Vichy-Regierung weigerte sich diese drei Kommissare (Auenhandel, Devisen und die Bank von Frankreich) zun chst zu akzeptieren. Eine neue devisenrechtliche Ordnung wurde erst 1942 erlassen. Vgl. VOBIF Nr. 73 vom 10. August 1942, S. 425-430: Devisenverordnung. Vom 1. August 1942. Vgl. auch UMBREIT, Militrbefehlshaber, S. 220 f. Zu den Einzelheiten s. Lettre remis par M. Hemmen lors de la r union du 5 octobre, in: La dlgation franaise auprs de la commission allemande d'armistice. Recueil de Documents publi par le Gouvernement Franais, tome II, Paris 1950, Annexe III S. 26-28, hier S. 27.
[203] [204]

Josef Brckel (Chef der Zivilverwaltung in Lothringen) bzw. Robert Wagner (Chef der Zivilverwaltung im Elsa).

Vgl. Verordnungsblatt fr die besetzten franzsischen Gebiete Nr. 10, vom 5. Oktober 1940, S. 97-102: Verordnung zur Durchfhrung und Ergnzung der Feindvermgensverordnung. Vom 23. September 1940.
[205]

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Die Wehrmachtverkehrsdirektion, die Ende Juni 1940 in Paris (36, avenue Kl ber, spter 29, rue de Berry) eingerichtet worden war, trug fr den strungslosen Verlauf der Transporte auf dem Land-, Schienen- und Wasserweg sorge. Sie unterstand zunchst Oberst Gritz, der spter von General Otto Kohl abgelst wurde.
[206] [207]

Departement Nord.

[208]

Paquin. Oberst der Kavallerie, Mitglied des Generalstabs. September 1940 bis November 1941 beigeordneter Vorsitzender im Kabinett des Kriegsministers General Huntziger. Nhere biographische Angaben nicht ermittelt. Vgl. hierzu auch Journal Officiel vom 25. Oktober 1940, S. 5419-5421: Loi relative la coordination des transports ferroviaires et routiers sowie Journal Officiel vom 27. Oktober 1940, S. 5448f.: Loi relative au rgime des priorits tablir sur les transports de marchandises.
[209] [210]

Feldkommandantur 541 (Mont-de-Marsan).

Laut Lagebricht vom August 1940, V 2, wurden nach dem Ende des Frankreichsfeldzuges ca. 30 000 farbige franzsische Kriegsgefangene aus dem Reich wieder zurck nach Frankreich verlegt.
[211]

Die Forderung der deutschen Besatzer nach R ckfhrung der Bevlkerung in den landwirtschaftlichen Sektor ging einher mit politischen und ideologischen Motiven des Vichy-Regimes. Die von der franz sischen Regierung proklamierte "retour la terre" sollte die politische und soziale Lage in den Gro stdten entspannen, da Hungerrevolten der rmsten Bevlkerungsgruppen in den Stdten zu erwarten waren. Andererseits nahmen l ndliche Arbeit und lndliches Leben einen zentralen Platz in der Wertehierarchie der "R volution Nationale" ein. Das ihr zugrundeliegende Sozialmodell basierte hierbei auf einer reaktionren Verherrlichung der Landwirtschaft, dem Bauernstand und der b uerlichen Kleinfamilie im Rahmen der "nationalen Erneuerung".
[212] [213]

Nhere Einzelheiten nicht ermittelt.

Nachdem die im Rahmen des 1936 eingefhrten Vierjahresplans festgesetzten Planziele zur Steigerung der deutschen Rstungsproduktion sich als unrealistisch erwiesen hatten, legte Carl Krauch am 16. Juli 1938 im Rahmen einer Sitzung in Carinhall, dem Landsitz von Hermann Gring, den Entwurf fr einen "Wehrwirtschaftlichen Neuen Erzeugungsplan" vor (daher auch Carinhall- oder Krauchplan), der am 13. August 1938 - unter dem Eindruck der Sudetenkrise - zum "Schnellplan" weiterentwickelt wurde. Neben Minerall, Kautschuk, Aluminium und Magnesium sollte vor allem die Produktion von Sprengstoff, Pulver und Kampfstoffen nicht nur sichergestellt, sondern auch erheblich gesteigert werden.
[214]

Carl Krauch (1887-1968). Chemiker und Industrieller. Vorstandsmitglied der I.G. Farben, seit 1940 Aufsichtsratmitglied. Leiter der Abteilung Forschung und Entwicklung in der Vierjahresplan-Beh rde. 1938 "Bevollmchtigter fr die Erzeugung von Minerall, Kautschuk und Leichtmetallen, von Schie- und Sprengstoffen und deren Vorprodukten und Hilfsstoffen sowie fr die Erzeugung von chemischen Kampfmitteln", Generalbevollmchtigter fr Sonderfragen der chemischen Erzeugung beim Beauftragten fr den Vierjahresplan. 1947 vom amerikanischen Militrgericht in Nrnberg zu sechs Jahren Haft verurteilt, 1950 freigelassen. 1955 Mitglied des Aufsichtsrates der Huels GmbH.
[215]

Departement Seine-et-Oise. Departement Loiret. Departement Loiret. Departement Yonne. Vgl. unten Anlage 9. Mu richtig heien: 10, vgl. unten Anlage 10.

[216]

[217]

[218]

[219]

[220]

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Nach der Anordnung vom 14.9.1940, die nicht fr aus dem Reich abgeordnete oder entsandte Arbeiter oder Angestellte galt, waren "den bei deutschen Dienststellen unmittelbar neu eingestellten Angestellten und Arbeitern aus Frankreich..., auch soweit es sich um Reichs- und Volksdeutsche handelt, die im jeweiligen Besch ftigungsort geltenden ortsblichen Lhne und Gehlter zu bezahlen. Als ortsblich gelten diejenigen Vergtungen, die den Arbeitern und Angestellten der freien Wirtschaft in Frankreich gezahlt werden. Eine Zugrundelegung der Bez ge der staatlichen franzsischen Arbeiter und Angestellten verbietet sich wegen der andersartigen Bedingungen, unter denen diese sonst beschftigt werden. (DauerAngestelltenverhltnis)." Zu den Vergtungen und Lhnen wurden Familienbeihilfen (Kinderzuschlge) gewhrt. Die Abzge fr Sozialversicherung und Steuern beliefen sich auf 4 bzw. 5% zuz glich der Arbeitgeberanteile von 4% (Sozialversicherung) und 4% Unfallversicherung. Pierre-Eugne Fournier (1892- ? ). Verwaltungsbeamter. Diplom der Rechtswissenschaften an der cole des Sciences politiques. 1919 Finanzinspektor. 1925 Direktor der Haushaltsabteilung. 1929 Sous-gouverneur der Banque de France. 1937 Gouverneur der Banque de France. 1940 bis 1946 Prsident der SNCF, Ehrengouverneur der Banque de France. Pr sident und Verwalter zahlreicher Gesellschaften (u.a. Soci t nationale d'Investissements, Socit parisienne de Placement et de Gestion des Ciments d'Indochine, Verwalter der Compagnie du Canal du Suez, Cr dit National). Groer Offizier der Ehrenlegion, Trger des Croix de guerre 1914-1918 sowie zahlreicher in- und auslndischer Orden.
[221]

Yves Brart de Boisanger ( - ). 1934 bis 1937 zweiter Sous-gouverneur der Banque de France. 1937 bis 1940 Sous-gouverneur der Banque de France. Prsident der Kontrollkommission der Banken. Leiter der Wirtschaftsdelegation bei der Franzsischen Waffenstillstandsdelegation in Wiesbaden. 1940 bis 1944 Gouverneur der Banque de France.
[222] [223]

Vgl. Journal Officiel vom 13. September 1940, S. 4982: Loi approuvant une convention avec la Banque de France et autorisant l'ouverture d'un compte spcial, 25. August 1940.
[224]

Nhere Einzelheiten nicht ermittelt.

Vgl. Verordnungsblatt fr die besetzten franzsischen Gebiete Nr. 1 vom 4. Juli 1940, S. 33-35: Verordnung betreffend das feindliche Vermgen in den besetzten Gebieten der Niederlande, Belgiens, Luxemburgs und Frankreichs (Feindvermgens-Verordnung). Vom 23. Mai 1940.
[225]

Vgl. Verordnungsblatt fr die besetzten franzsischen Gebiete Nr. 10 vom 5. Oktober 1940, S. 97-102, hier: S. 99-100: Verordnung zur Durchfhrung und Ergnzung der Feindvermgensverordnung, 23. September 1940. Der vom Chef der Militrverwaltung bestellte Verwalter, dessen Kosten das Unternehmen zu tragen hatte, war zu allen gerichtlichen und auergerichtlichen Geschften und Rechtshandlungen befugt, die der Betrieb des Unternehmens mit sich brachte. Whrend der Dauer der Verwaltung ruhten die Befugnisse der Leiter und der sonst zur Vertretung oder Verwaltung befugten Personen.
[226] [227]

Vgl. den nachfolgend abgedruckten Text.

Vgl. Verordnungsblatt fr die besetzten franzsischen Gebiete Nr. 6 vom 27. August 1940, S. 72-73: Bekanntmachung ber die Ausgabe von Reichskreditkassenmnzen. Vom 20. Juli 1940.
[228] [229]

Henri Deroy.

Pierre Caziot (1876-1953). Agraringenieur, seit 1924 Inspektor bei der Bodenkreditbank Crdit Foncier. 12. Juli bis 6. September 1940 Minister fr Landwirtschaft und Versorgung. September bis 13. Dezember 1940 Secrtaire d'tat l'Agriculture et au Ravitaillement. Dezember 1940 bis 18. April 1942 Ministre secrtaire d'tat l'Agriculture. Mrz 1947 Verurteilung zum Verlust der brgerlichen Rechte und Beschlagnahmung seines Eigentums durch die Haute Cour de Justice. Begnadigung, nachdem ein von Otto Abetz verfates Telegramm gefunden wurde, worin seine Verhaftung wegen feindseliger Haltung gegenber der Kollaborationspolitik gefordert wurde.
[230]

Gemeint ist hier vermutlich der Rapport du 20 mai du ministre secrtaire d'tat aux finances, s. Journal Officiel vom 18. September 1940, S. 5043f. : Modalits de recrutement, de rmunration et attributions du chef du service central, des chefs du service dpartemental, des contrleurs spcialiss et des agents auxiliaires de contrle de prix, le 17 septembre 1940.
[231]

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[232]

Journal Officiel vom 3. September 1940, S. 4481f.: Loi du 13 aot 1940 relative au maintien des prix.

Am 20. September 1940 wurde den Juden die Rckkehr in das besetzte Gebiet verboten. Vgl. Der ObhH/ Chef d. Mil.Verw. in Frkr./ Kdo.Stab Ia/Fl., Betr.: Manahmen gegen Juden, 20. September 1940, vgl. UMBREIT, Militrbefehlshaber, S. 262.
[233] [234]

Departement Savoie. Departement Rhne.

[235]

Gino Buti ( - ). Direktor der politischen Abteilung, Direktor der Abteilung f r europische und Mittelmeerangelegenheiten im italienischen Auenministerium.
[236] [237]

Departement Sane-et-Loire.

[238]

Die Einrichtung einer Deutschen Botschaft in Paris und die Ernennung von Otto Abetz zum Botschafter erfolgte per Erla Hitlers vom 3. August 1940. Vgl. ADAP, Serie D, Bd. X: Die Kriegsjahre, Bd. 3: 23. Juni bis 31. August 1940, S. 333-334. Im Erla wurden u.a. die Aufgaben der Deutschen Botschaft Paris definiert, die ausdr cklich fr die Behandlung aller politischen Fragen im besetzten und unbesetzten Frankreich verantwortlich war. In der "Fhrerentscheidung" ordnete Hitler an, die Nordostlinie als Sperrlinie f r die Rckkehr franzsischer Flchtlinge beizubehalten und mit allen Krften zu bewachen. An der Nordostlinie befindliche Flchtlingslager sollten aufgelst werden, vgl. Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht (Wehrmachtf hrungsstab), Band I: 1. August 1940 bis 31. Dezember 1941. Zusammengestellt und erlutert von Hans-Adolf JACOBSEN, Frankfurt/Main 1965, S. 974 f.
[239] [240]

Regierungsprsident Friedrich Pfeffer von Salomon. Nicht ermittelt. Nicht ermittelt. Eduard Freiherr von Rotberg, Chef des Militrverwaltungsbezirks von Nordostfrankreich. Vermutlich handelte es sich hier um Gustav Adolf Scheel.

[241]

[242]

[243]

[244]

Gustav Adolf Scheel (1907-1979). Arzt und Gauleiter. Studium der Medizin in Heidelberg. 1930 Eintritt in die NSDAP. Nach 1933 fhrend an der "Suberung" der Heidelberger Universitt von rassisch und politisch nicht genehmen Professoren und Studenten beteiligt. 1934 Gaustudentenfhrer in Baden und Promotion. 1935 Eintritt in die SS. 1936 Reichstudentenfhrer, Fhrer des "Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes" (NSDStB) und "Reichsf hrer der Deutschen Studentenschaft". 1940 bernahme des SD Oberabschnitts Mnchen, unterbrochen durch Ttigkeit als Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD im Elsa. Mai 1941 Hherer SS- und Polizeifhrer (HSSPF) und Fhrer des SS-Oberabschnitts Alpenland. November 1941 Gauleiter des Gaues Salzburg. In Hitlers politischem Testament als Kultusminister bestimmt. Nach 1945 mehrere Inhaftierungen. 1954 bis 1977 selbstndige Arztpraxis in Hamburg. Zum Nachfolger Scheels als Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD im Elsa , SS-Oberfhrer Dr. Fischer, konnten keine nheren biographischen Angaben ermittelt werden.
[245]

Ernst Busse. 1940 Beauftragter des Roten Kreuzes in Paris. N here biographische Angaben nicht ermittelt.

Nomineller Prsident des Deutschen Roten Kreuzes war Eduard Carl Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha (1884-1954). 1914/18 Kriegsteilnahme. Bis zum Thronverzicht 1918 regierender Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha. 1920 in der Brigade Ehrhardt. Mitglied des Bundesvorstandes des Stahlhelms. Dezember 1933 Prsident des Deutschen Roten Kreuzes. 1934 Reichskommissar der Freiwilligen Krankenpflege.
[246]

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Lagebericht September 1940 (MBF)

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Als geschftsfhrender Prsident amtierte Prof. Dr. med. Ernst Grawitz (1899-1945). Reichsarzt der SS und der Polizei. 1936 Chef des SS-Gesundheitsdienstes und stellvertetender (ab 1938 geschftsfhrender) Prsident des Deutschen Roten Kreuzes. Einer der Hauptverantwortlichen fr die an KZ-Hftlingen vorgenommenen medizinischen Experimente. Mai 1945 Selbstmord.
[247]

Nhere Einzelheiten nicht ermittelt. Departement Haute-Marne. Departement Haute Marne. Departement Cte-d'Or.

[248]

[249]

[250]

Johann Ludwig Graf Schwerin von Krosigk (1887-1977). Verwaltungsbeamter. 1909 Eintritt in den preuischen Staatsdienst. 1914/18 Kriegsteilnahme, Reserveoffizier. Monarchist, der DNVP nahestehend. Seit 1920 im Reichsfinanzministerium ttig. 1929 Ministerialdirektor und Leiter der Haushaltsabteilung. Juni 1932 bis April 1945 Reichsfinanzminister. Mai 1945 Chef der gesch ftsfhrenden Reichsregierung unter Dnitz. 1949 Verurteilung im "Wilhelmstraenproze" in Nrnberg zu 10 Jahren Haft. 1951 Entlassung.
[251] [252]

Robert Ley (1890-1945). Reichsorganisationsleiter. Promotion in Chemie. 1914/18 Kriegsteilnahme, Kriegsfreiwilliger, zuletzt Flieger. 1917 bis 1920 in franzsischer Kriegsgefangenschaft. 1923 Mitglied der NSDAP, 1925 Gauleiter von Rheinland-Sd. 1928 als Chemiker bei Bayer wegen antisemitischer Agitation entlassen. 1930 Mitglied des Reichstags. 1932 Stabsleiter der Politischen Organisation (PO) in der Reichsleitung der NSDAP. 1933 Leiter des "Aktionskomitees zum Schutz der deutschen Arbeit" zur Zerschlagung der Gewerkschaften und F hrer der neugegrndeten Deutschen Arbeitsfront (DAF). Begrnder der NS-Gemeinschaft "Kraft durch Freude". Mitglied des Generalrats der Wirtschaft. Mai 1945 Verhaftung. Selbstmord im Nrnberger Untersuchungsgefngnis vor Prozebeginn.
[253]

Anlage 2, hier nicht aufgenommen. Vgl. nachfolgendes Dokument. Nhere Einzelheiten nicht ermittelt. Anlage fehlt. Anlage fehlt. Anlage fehlt.

[254]

[255]

[256]

[257]

[258]

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AN, AJ 40/444

Der Chef des Verwaltungsstabes[1] A[kten].Z[eichen]. Gen.[eneral] Berichterst.[attung] Paris, den 1. Nov.[ember] 1940

Geheim An den Militrbefehlshaber in Frankreich[2] Betr.: Lagebericht Monat Oktober. Befehl vom 18. August 1940 K[omman]do. Stab Abt. Ia

Hiermit berreiche ich den Lagebericht fr den Monat Oktober[3].

2 Anlagen

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Geheim

Lagebericht

fr den Monat Oktober 1940

- Der Militrbefehlshaber in Frankreich -

-Verwaltungsstab -

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Teil 1 - Verwaltung -

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Inhalt. Einleitung.

A. Allgemeines Organisatorisches, insbesondere Personalfragen

B. Die franzsische Verwaltung 1. Allgemeine und innere Verwaltung, Allgemeines a) politische Lage b) Strukturnderungen in der franzsischen Verwaltung c) Zusammenarbeit mit den franzsischen Behrden 2. Die franzsische Polizei 3. Die franzsische Kommunalverwaltung 4. Schule und Kultur I. Schulen II. Hochschulen III. Bibliotheksschutz IV. Kunstschutz V. Archivschutz 5. Die franzsische Finanzverwaltung 6. Das franzsische Medizinalwesen 7. Das franzsische Veterinrwesen 8. Das franzsische Justizwesen 9. Propaganda 10. Die franzsischen Verkehrsverhltnisse

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11. Strassenbau in Frankreich 12. Die franzsische Post C. Flchtlingswesen

D. Das Deutsche Rote Kreuz

E. Zusammenfassung

Anlagen

1. Befehl des Chefs der Militrverwaltung vom 27.9.40 betreffend Die Erforschung und Auswertung der franz. Verhltnisse zum Nutzen des Reiches. 2. Tabelle ber die Kindersterblichkeit und die Geburtenbewegung im Departement Eure 3. Verordnungsblatt ber die besetzten franz. Gebiete Nr.-12. 4. bersicht ber die im Journal Officiel im Monat Oktober verffentlichten Gesetze. 5. bersicht ber die franz. Verfassungsgesetze im Juli (zu dem Abschnitt: Strukturvernderungen in der franz. Verwaltung.) 6. "L'Oeuvre vom 26. Okt. betr. Kommentare zu der Zusammenkunft Hitler-Petain [sic!]. 7. "Der Sieg" vom 10. Oktober "Unverschmte Provokation in Pariser Kinos" "Paris Soir" vom 3. Oktober "die jdische Finanzmacht kontrolliert die franzsische Wirtschaft." 8. Aufnahmen (soweit vorhanden) betreffend typische Brckenbauten, zurckgelassene franz. Kraftwagen und Pariser Strassenbilder.

Einleitung!

Der Lagebericht des Monats Oktober ist kuerzer als der des Vormonats, aber immerhin doch noch ziemlich umfangreich. Eine weitere wesentliche Kuerzung war diesmal wegen der Fuelle des Materials und der grossen Zahl der zu behandelnden Gebiete ohne Einschraenkung des inhaltlichen Wertes leider noch nicht moeglich.- Es wird versucht werden, in dem naechsten Lagebericht - evtl. unter abwechselndem Fortfall nicht gerade unbedingt wesentlicher Referatsberichte - eine noch kuerzere Sachdarstellung zu geben.

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Lagebericht Oktober 1940 (MBF)

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Im uebrigen ist auch diesmal wieder zwecks leichterer Auswertung der gesamte Inhalt des Lageberichtes am Schluss jedes der beiden Teile in einer kurzen Uebersicht zusammengefasst, sodass der Ueberblick durch den Umfang des Berichtes nicht leidet. Dies gilt sowohl fuer den Verwaltungs- wie fuer den Wirtschaftsbericht[4].

A. Allgemeines Organisatorisches, insbesondere Personalfragen

1. Aufbau der Verwaltungsstbe. Bei einigen Feldkommandanten besteht noch immer ein Mangel an Beamten des mittleren und gehobenen Dienstes sowie an Schreibkrften. Die beantragten Beamten treffen nur sehr sprlich hier ein. Die Bezirks-Chefs[5] sind audgefordert [sic!] worden, zu berichten, inwieweit eine Besetzung der Kreiskommandanturen mit Verwaltungsbeamten berhaupt in Betracht gezogen werden kann. Der hiesige Verwaltungsstab wird zum 1.11. d.[ieses]J[ahre]s. seine Geschftsordnung mit Registraturund Kanzleiordnung in Kraft setzen, die den Verwaltungsstben der Bezirkschefs und Feldkommandanturen wertvolle Anregungen bringen drfte. 2. Ttigkeitsabgrenzung. Die praktische Abgrenzung der Befugnisse zwischen der Truppe und den Dienststellen der Militrverwaltung lsst da und dort noch zu wnschen - abgrenzung [sic!] von Kommando- zu Verwaltungsstab bei einigen Feldkommandanturen. Der Befehl des Ob[erbehehlshabers] d. H.[eeres][6], Gen[eral] Qu[artiermeister] Nr. 15645 vom 9.10.1940[7] sowie die Dienstanweisung fr den Militrbefehlshaber in Frankreich OKH Gen[eral] St[ab] d[es] H[eeres] und Gen[eral] Qu[artiermeister] vom 18.10.40[8] drften die notwendige Klrung gebracht haben.

B. Die franzsische Verwaltung

I. Allgemeine und innere Verwaltung A. Die politische Lage 1. Politische Stimmung im Allgemeinen a) Allgemeines. Die Entwicklung der Stimmung ist die gleiche geblieben wie im Vormonat. Sie wird besonders stark beeinflusst durch die Sorgen, welche der Kohlen- und Lebensmittelmangelauslst. Dazu kommen Klagen

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franzsischer Firmen und Handwerker ber eine sehr schleppende Bezahlung ihrer Leistungen und Lieferungen fr die deutsche Wehrmacht. Auch die Tatsache, dass jeder Besatzungsangehrige unbegrenzt Pakete in den Urlaub mitnehmen darf[9], ist bekannt und wirkt sich in der Richtung aus, dass die Ursache der eigenen Notlage immer mehr in Massnahmen der Besatzungsarmee gesucht wird. Bei den Besichtigungsreisen im Bezirk musste immer wieder festgestellt werden, dass durch solche Massnahmen, wie auch durch die selbstndige Verhngung von Kontributionen ber einzelne Gemeinden, die Stimmung in Mitleidenschaft gezogen wird. Durch Befehl des Oberquartiermeisters[10] ist inzwischen angeordnet, dass auf dem Gebiete der Lebensmittelversorgung die Eigenmchtigkeiten der Truppe aufhren. Ganz besonderes Interesse fanden naturgemss die Nachrichten ber die Besprechung zwischen dem Fhrer[11] und Laval[12] bezw. dem Fhrer und Petain[13], wodurch die Friedenshoffnungen der Franzosen sehr gestiegen sind.

b) Gerchtebildung. Im brigen wird die Stimmung weiterhin beeinflusst durch die immer mehr zunehmenden Gerchte. So wurde Reichsmarschall Goering totgesagt. Einzelne Franzosen wollten bereits Trauerparaden in Versailles und die Fahnen auf Halbmast gesehen haben. Der Reichsmarschall soll einem Unfall in Rouen[14] erlegen sein. Der Kartoffelmangel soll auf die Beschlagnahme der deutschen Armee zurckzufhren sein.- In [sic!] Kstengebiet seien die Deutschen 25 km zurckgegangen, da in diesem Streifen alles von den englischen Flugzeugen vernichtet sei. Es werden Weissagungen von Heiligen verbreitet, die dem aberglubischen Volk den gnstigen Ausgang des Krieges verknden.

c) Gegenmassnahmen. aa) Die Gerchte werden gesammeltund es wird ihnen in geeigneter Weise in Pressekonferenzen, in der Presse selbst und durch mndliche Errterungen entgegengetreten. Besonders gnstig wirkt sich in dieser Hinsicht aus, dass gerade in diesen Tagen sich Deutschland zu einer Lieferung von 100 000 to Kartoffeln an die Pariser Bevlkerung verpflichtet hat. Demgegenber muss auf das Verhalten der Franzosen bei der Besetzung des Rheinlandes[15], bei welcher Gelegenheit die franzsische Regierung Schlachtvieh nach Frankreich brachte, verwiesen werden. Ueberhaupt ergibt ein Vergleich zwischen den Besatzungsmethoden der Franzosen in Deutschland und der Deutschen in Frankreich wertvolles Material, um den Anschauungen der Franzosen ber die Auswirkung der deutschen Besatzung wirksam entgegenzutreten. Professor Grimm[16] ist zur Zeit damit beschftigt, solche Vergleiche aufzustellen[17]; sie sollen auch der deutschen Presse in Frankreich zugeleitet werden, um dem einzelnen Soldaten die Mglichkeit zu geben, den Franzosen entsprechend zu antworten, wenn er Klagen von ihrer Seite hrt. bb) Ausserdem fhrt die Prop.[aganda] Abteilung in diesen Tagen eine Prop.[agnda] Aktion zur Hebung der Stimmung durch, ber die im nchsten Monatsbericht noch eingehender berichtet werden wird, zumal eine Reihe von Massnahmen der Militrverwaltung geplant sind, welche propagandistisch ausgewertet werden sollen. Dagegen wird die Flugblattagitation in der bisherigen Weise nicht weitergefhrt. Die franz. Polizei scheint unsere Organisation der Flugbltterverteilung erkannt zu haben und hat bereits verschiedentlich Flugblattverteiler festgenommen.

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cc) Besonders gefhrlich fr die Stimmung erscheinen die zahlreichen Uebersetzungsbros, die wie Pilze aus der Erde schiessen. Sie sind vielfach von Emigranten und Juden besetzt, welche die deutsche Sprache - allerdings oft nur mangelhaft - beherrschen. Eine deutsche Verordnung wird deshalb die Konzessionspflicht fr solche Unternehmungen vorschreiben[18].

2. Sabotageakte und dergleichen a) Gefangenenbefreiung Verschiedene Vorkommnisse gaben Anlass zu einer Verordnung, die unter dem 10. Oktober 1940 - s. anl.[liegendes] Verordnungsbl.[att] Nr. 11[19] - erschienen ist. In dieser Verordnung wird die vorstzliche Vernachlssigung von Bewachungspflichten und die Gefangenenbefreiung mit dem Tode, zumindest mit Zuchthaus oder Gefngnis bestraft. b) Deutschfeindliche Kundgebungen in den Lichtspielhusern. Zu besonders deutschfeindlichen Kundgebungen kam es in den franzsischen Lichtspieltheatern. Das franzsische Publikum applaudierte, wenn durch englische Flieger zerstrte Huser gezeigt wurden und demonstrierte abfllig, wenn Reichsmarschall Gring auf der Leinwand erschien usw. Dieses Verhalten hat bei der Besatzungsarmee erklrlicherweise grosse Emprung hervorgerufen. (Vergl. Zeitungsausschnitt im Anhang[20]). Den Kinobesitzern wurde Schliessung bei Wiederholung angedroht, ausserdem die Festnahme der Rdelsfhrer und unter Umstnden smtlicher Kinobesucher vorbereitet, falls sich die Vorgnge wiederholen. Andererseits zeigt der Vorgang, dass die Wochenschau umgestaltet werden muss. Es soll eine besondere Auslandswochenschau in Berlin hergestellt werden, wobei durch Zustze auf die besonderen Verhltnisse in Frankreich Rcksicht genommen werden kann[21]. In diesem Zusammenhang sei bemerkt, dass die Reichsfilmkammer glaubt, den franzsischen Film vllig verdrngen zu knnen. Leider hat dies bereits zur Folge gehabt, dass sehr wertvolle franzsische Filmdarsteller ins Ausland, insbesondere nach Amerika gegangen sind, statt dass man sie sofort deutscherseits engagiert htte[22]. Es wre zweifellos richtiger gewesen, die franzsische Filmproduktion mit beliebten franz. Filmschauspielern unter deutscher Aufsicht weiter arbeiten zu lassen.

c) Verbotene Vereinigungen Nachdem allen Verbnden die Bettigung im besetzten Gebiet verboten ist[23], scheinen sich neuerdings doch wieder antideutsche Vereinigungen zu bilden. So ist man jetzt einer Association des Combattants auf die Spur gekommen, die ausgesprochen englandfreundlich ist. Nhere Ermittlungen schweben. Dagegen wurde die Bettigung der Frontkmpfervereinigung[24] wieder genehmigt: Leider zog die Presse nicht so mit wie erwartet wurde. Ueberhaupt scheint die Presse teilweise von dem General de Laurencie heimlich beeinflusst zu werden.

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d) Beherbergung von Englndern. In einer Verordnung vom 15. Oktober 1940 (s. anl.[liegendes] Verordnungsbl.[att] Nr. 11)[25], die inzwischen in allen Zeitungen erschienen ist, wird mit Erschiessen bestraft, wer weiterhin noch Englnder beherbergt, ohne diese anzuzeigen.

e) Sonstiges. Im brigen bestanden die Sabotageakte hauptschlich auch im Durchschneiden von Kabeln, Beschmieren von Plakaten usw. Es ergab sich bei den Ermittlungen des fteren, dass es sich nicht um Sabotageakte handelte, wie zunchst angenommen wurde. Es wurden Kabel bisweilen auch durch vorbeifahrende Fahrzeuge oder durch weidendes Vieh beschdigt oder zerstrt[26]. Zur Verhinderung unzulssiger Nachrichtenbermittlungen durch Brieftauben ist ferner eine Brieftaubenverordnung (s. anl.[liegendes] Verordnungsblatt Nr. 11 vom 17. Okt.[ober] 1940)[27] erlassen worden. Um ferner unzuverlssigen Personen die Mglichkeit zu nehmen, fotografische Aufnahmen zu machen, ist durch Verordnung vom 16.9.1940 (s. anl.[liegendes] Verordnungsbl.[att] S. 10 [sic!])[28] das Fotografieren ausserhalb geschlossener Rume von einer Erlaubnis abhngig gemacht worden.

4. Die kommunistische Bewegung. Die franz. Polizeiorgane in Paris beginnen jetzt die kommunistische Bewegung schrfer zu bekmpfen, indem sie kommunistische Funktionre, welche mit Herstellen und Vertreiben von Flugblttern beschftigt sind, festnehmen. Zu diesem Zwecke wurde ein leeres Sanatorium im Dep[ar]t.[ement] Seine-et-Oise als Konzentrationslager fr kommunistische Funktionre eingerichtet[29]. Ungefhr 200 Kommunisten sind dem Lager bereits zugefhrt worden. Die kommunistische Bewegung erhlt durch die Arbeitslosigkeit starken Auftrieb. In den Arbeitspausen werden in den noch in Betrieb befindlichen Werken Flugbltter verteilt. Eine der letzten Nummern der Humanit wurde in 130 000 Stck herausgebracht, ein Zeichen fr die Aktivitt der Kommunisten. Auch herrscht anscheinend ein ausgezeichneter Kurierdienst. Angeblich sollen die Kommunisten geheime Anweisung haben, sich gegenber den Deutschen ruhig zu verhalten, allerdings spricht man in Kommunistenkreisen von der Mglichkeit einer Neuorientierung nach Abschluss des Feldzuges gegen England. Auch wird die Anwerbung von Arbeitskrften nach Deutschland von kommunistischer Seite aus gestrt. Die Franzosen beklagen sich darber, dass die deutsche Besatzung die franzsische Regierung im Kampf gegen die Kommunisten nicht gengend stark untersttze. Solange jedoch die Kommunisten die deutsche Besatzungsarmee nicht angreifen, andererseits der franzsischen Regierung auch noch keine schwerwiegenden Schwierigkeiten bereiten, ist fr die deutsche Besatzungsarmee kein Anlass zum Einschreiten gegeben. Die Franzosen sollen ihre innerpolitischen Angelegenheiten selbst ordnen.

5. Judenfrage

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a) Die deutschen Judenverordnungen. Im Berichtsmonat wurde die deutsche Judenverordnung erlassen[30]. Vor der franzsischen Presse sprach Ministerialrat Dr. Storz[31]. Die Verordnung hat unter der franz. Bevlkerung anscheinend viel Anklang und Interesse gefunden; wenngleich die Verordnung zunchst nur die Anmeldepflicht und Kennzeichnungder jdischen Geschfte vorschreibt[32], ferner den Juden die Rckkehr ins besetzte Gebiet verbietet[33], so schlussfolgert doch mit Recht die franz. Bevlkerung, dass dies nur die Einleitung zu weiteren Massnahmen ist. Da gewisse Kreise in der Bevlkerung nur auf die Kennzeichnung warten, um die Fenster dieser Geschfte einzuschlagen, ist die franzsische Polizei schon jetzt um entsprechende Vorbeugungsmassnahmen ersucht worden. In Ausfhrung dieser ersten Verordnung ist jetzt eine zweite Verordnung erlassen worden, die den Begriff "jdisches Unternehmen" klargestellt hat und die Einsetzung von Kommissaren vorsieht (s. anl.[liegendes] Verordnung Nr. 12)[34]. Durch Vortrge in den Pressekonferenzen und durch Pressenotizen wurde der Auffassung vieler Franzosen entgegengetreten, als sei beabsichtigt, die Geschfte in deutsche Hnde zu berfhren. Das Interesse der Franzosen an diesen Umstellungen wurde stark herausgestellt. Die breite Masse des franzsischen Volkes ist nicht judenfreundlich und sie hat deutsche Massnahmen in dieser Richtung schon lange erwartet. Andererseits hat die Judenverordnung eine gewisse Beunruhigung bei den auslndischen Vertretungen dadurch hervorgerufen, dass die Meldepflicht auch die nichtfranzsischen Juden erfasst. Es ist wahrscheinlich, dass die eine oder die andere Botschaft hiergegen Vorstellung erhebt.

b) Das franzsische Judengesetz. Inzwischen ist nun auch das franzsische Judengesetz verffentlicht worden[35]. Der franzsische Justizminister[36] hat angeblich erklrt, dass Frankreich keine Rassengesetze erlassen wird, sondern nur eine Einschrnkung in der jdischen Bewegungsfreiheit plane, soweit sie zur Sicherung des Staates notwendig sei. Auf jeden Fall ist das Interesse der Oeffentlichkeit jetzt stark auf die Judenfrage gerichtet, und die Zeitungen diskutieren sie lebhaft, dabei wird der bisherige starke Einfluss der Juden auf die franzsische Wirtschaft herausgestellt. (vergl. die anl.[iegende] Zeitungsnotiz[37]). Wenngleich die Juden von gewissen ffentlichen Berufen ausgeschaltet werden, und der Zugang und die Ausbung zu allen brigen ffentlichen Aemtern in Zukunft nur unter bestimmten Bedingungen gestattet ist, so zeigt sich doch eine gewisse Zurckhaltungdadurch, dass Ausnahmen zu Gunsten gewisser Juden zugelassen sind, die sich besonders verdient gemacht haben.

6. Die antisemitische Bewegung. In einzelnen Orten, so z.B. in Dijon[38] scheint die partie franaise nationale collectiviste [sic!][39] an Boden gewonnen zu haben. Sie kmpft gegen den jdischen Einfluss, die Ueberfremdung des franzsischen Volkes und gegen die Vorherrschaft des Kapitals. Ob es sich hier um eine Bewegung handelt, die auf die DauerZustrom erhlt, ist zweifelhaft.

7. Die Jugendbewegung.

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Der Gedanke der Staatsjugend erhlt immer neue Auftriebe. Die Rede des Marschalls Petain bei der Besichtigung eines Jugendarbeitslagers im unbesetzten Gebiet, wobei die Jugendlichen schworen, fr Frankreich zu gehorchen und zu arbeiten bis zum Tode, findet allgemeine Beachtung[40]. Inzwischen sind die staatlichen Jugendorganisationen und die boys scouts durch besonderen Befehl im besetzten Gebiet verboten worden[41].

8. Logen. Die in Paris erffnete antifreimaurerische Ausstellung hat grosses Aufsehen erregt[42]. Die Ausstellung erfreut sich bereits eines starken Besuchs, sodass eine Reihe weiterer Ausstellungen geplant ist.

9. Sonstiges. Anscheinend verlassen amerikanische Staatsangehrige im zunehmenden Masse Paris.

10. Zusammenfassung: Gegenber dem Druck der wirtschaftlichen Verhltnisse und dem Einfluss der englischen und kommunistischen, (z.T. auch amerikanischen) Propaganda bedarf es grosser Anstrengungen seitens der deutschen Propaganda, ein weiteres Herabgleiten der franzsischen Stimmung zu verhindern. Ein Anlass zu irgendwelcher Besorgnis vor grossen Ausschreitungen ist jedoch nicht gegeben.

b. Strukturaenderungen in der franzoesischen Verwaltung. I. Bisheriger Zustand: Betrachtet man den Zustand bis zur Reform, so ergibt sich folgendes Bild:

A: Die Zentralverwaltung. 1. Der Praesident der Republik[43] und die Minister. aa) Nach der demokratisch-parlamentarischen Verfassung uebt das Parlament[44], das aus 2 Kammern besteht, die gemeinsam die Nationalversammlung bilden, nicht nur die Gesetzgebung, sondern auch einen weitgehenden Einfluss auf die Verwaltung aus. Insbesondere waehlt die Nationalversammlung den Praesidenten der Republik. Er ist der oberste Beamte Frankreichs; ihm zur Seite steht ein Zivil- und ein Militaerkabinett. Der Praesident hat jedoch nach der franzoesischen Verfassung nur sehr beschraenkte Rechte. Insbesondere hat er keinen Einfluss auf die Gesetzgebung; er kann lediglich verlangen, dass das Parlament einen Gegenstand zum 2. Mal beraet, falls er mit dem Beschluss nicht einverstanden ist. Ausserdem hat er das Recht der Begnadigung, ferner ernennt er die Beamten, insbesondere die Praefekten. Tatsaechlich ist er jedoch in der Ausuebung auch dieser wenigen Rechte stark behindert,

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einmal dadurch, dass die Nationalversammlung die Stellung des Praesidenten beliebig veraendern, ja die Praesidentschaft beseitigen kann, (in der Praxis allerdings unwahrscheinlich, da der Praesident die Nationalversammlung einberufen und aufloesen kann), im uebrigen aber dadurch, dass die Staatsfuehrung tatsaechlich, soweit es sich um die Verwaltung handelt, mehr bei den Ministern als bei dem Praesidenten liegt, denn der Praesident ist bei Ausuebung seiner Rechte an die Gegenzeichnung der Minister gebunden. In Wirklichkeit vollzieht der Praesident nur den Willen der Minister. Allein die Ernennung des Ministerpraesidenten und der Anspruch auf Gehoer belassen ihm noch eine geringe Einflussnahme.

bb) Die obersten Beamten sind also in Wirklichkeit die Minister. Ihre Ernennung vollzieht sich nach den parlamentarischen Regeln, sodass die Ernennung durch den Praesidenten nur eine formale Bedeutung hat. Jeder Minister hat ein eigenes Kabinett zur Beratung; daneben arbeitet das Ministerbuero als fachlicher Apparat, der die Kontinuitaet der Verwaltung wahrt. Unter den Ministern stehen ferner Unterstaatssekretaere.

2. Der Staatsrat[45]. Neben dem Ministerium steht der Staatsrat als beratendes Organ und als hoechster Verwaltungsgerichtshof. In der Praxis wird er allerdings von der Regierung in gesetzgeberischer Hinsicht kaum zu Rate gezogen, wohl aber bei dem Erlass von Verwaltungsverordnungen, deren Text er oft sogar selbst ausarbeitet. Dadurch, dass der Staatsrat sich auch die Befugnis zulegte, bei Rechsstreitigkeiten ueber die Rechtsgueltigkeit von Dekreten des Praesidenten zu entscheiden, erhielt er auch ein gewisses Kontrollrecht ueber die Verwaltung.

B. Die Departementverwaltung. 1. Der Praefekt. Der Praefekt wird vom Praesidenten der Republik auf Vorschlag des Innenministers [46] ernannt, wobei die 90 Praefektenstellen gewoehnlich unter die Regierungsparteien verteilt werden. Die Praefekten gelten als Pfeiler des zentralistischen Aufbaus. In Wirklichkeit spiegelt sich aber auch in der Departementsverwaltung die obengeschilderte Verwaltungsstruktur wieder [sic!], denn neben dem Praefekten, der als Repraesentant der Staatsgewalt nur in staatlichen Dingen selbststaendig [sic!] ist, steht in Angelegenheiten der Dep[ar]t.[ement]-Selbstverwaltung als eigentliches Beschlussorgan fuer alle wichtigen Angelegenheiten der Generalrat.

2. Der Generalrat. Der Generalrat soll den Willen der Departement-Bevoelkerung verkoerpern. Fuer seine Wahl ist jedes Departement in Kantone aufgteilt [sic!]. Jeder Kanton waehlt ein Mitglied. Der Generalrat hat dem Praefekten gegenueber eine autonome Stellung und kann nur von dem Praesidenten der Republik aufgeloest werden. Er ist fuer alle Angelegenheiten der aktiven Verwaltung zustaendig, soweit sie das Departement betreffen. Der Praefekt ist lediglich Ausfuehrungsorgan. Insbesondere entscheidet der Generalrat ueber den Etat, ueber die Angelegenheiten der Wegebauverwaltung und die Verteilung der Zuschuesse fuer die Gemeindewege. Er entspricht also in seiner Stellung nicht dem Staatsrat[,] sondern dem Parlament. Da er

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nicht staendig zusammentreten kann, um die mancherlei Angelegenheiten zu beraten und zu beschliessen, wird er durch eine Departementkommission vertreten.

3. Die Departementskommission. Die Departementskommission besteht aus 4-7 Mitgliedern und beschliesst ueber weniger wichtige laufende Angelegenheiten, deren Entscheidung sich der Generalrat nicht vorbehalten hat.

C: Die Arrondissementsverwaltung. 1. Der Unterpraefekt. Er ist im grossen und ganzen Ausfuehrungsorgan des Praefekten, bei dem das Schwergewicht der Verwaltung liegt. Der Unterpraefekt hat die Verwaltungsaufsicht ueber die Buergermeister und Stadtraete.

2. Der Arrondissementsrat. Die gleiche Verwaltungsstruktur wie im Departement findet sich auch in dem Arrondissement. Das Bild ist hier nur insofern etwas anders, als das entsprechende Beschlussorgan[,] der "Conseil d'Arrondissement"[,] eine recht geringe Bedeutung hat. Darin liegt jedoch nicht die Anerkennung eines gewissen Fuehrerprinzips, sondern diese Abweichung ergibt sich lediglich aus der Tatsache, dass das Arrondissement im Gegensatz zum Departement keine Gebietskoerperschaft (Selbstverwaltung) ist, sondern ein reiner Verwaltungsbezirk. Der Unterpraefekt hat nur staatliche Aufgaben zu erfuellen; der Arrondissementsrat nimmt nur auf einem Gebiet an der Departements-Selbstverwaltung teil (Beteiligung an der Verteilung der Steuerueberweisung an die Gemeinden).

D: Die Gemeindeverwaltung. 1. Der Buergermeister. Der Buergermeister wird vom Gemeinderat gewaehlt und ist im Wesentlichen dessen Ausfuehrungsorgan. Ihm zur Seite stehen Beigeordnete als Dezernenten. Daneben hat der Buergermeister Auftragsangelegenheiten zu erledigen. Die eigentliche Entscheidung liegt nicht bei ihm[,] sondern beim Gemeinderat.

2. Der Gemeinderat. Der Gemeinderat wird von den Einwohnern gewaehlt und nimmt die gesamte Verwaltung der Gemeindeangelegenheiten wahr. Er kann zu diesem Zweck jede Angelegenheit an sich ziehen.

III. Gruende der Strukturaenderung.

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Die vorstehend dargestellte Struktur ist grundlegend geaendert worden (vergl. die in der Anlage aufgefuehrten Gesetze[47]). Anlass hierzu gaben folgende Umstaende: 1. Die Besetzung des Landesstellt die franzoesischen Verwaltungsbehoerden vor recht schwierige Aufgaben. Die deutschen Stellen konnten und wollten naturgemaess nicht mit irgendwelchen Ausschuessen verhandeln; fuer sie konnte nur ein verantwortlicher Vertreter infrage kommen, der autorisiert war, Anordnungen entgegenzunehmen, Zusagen zu machen und Befehle auszufuehren.

2. Neben diesen aus den tatsaechlichen Verhaeltnissen geborenen Zwang trat weiterhin die Erkenntnis, dass Deutschland seinen ueberraschenden Siegeszug nicht nur seiner militaerischen und technischen, sondern vor allem auch seiner organisatorischen Ueberlegenheit verdankte. Grundlage dieser organisatorischen Ueberlegenheit aber war das Fuehrerprinzip. Die darauf einsetzenden Veraenderungen der Verwaltungsstruktur zeigen Zuege eines Gepraeges, welches das deutsche Vorbild deutlich erkennen laesst.

IV. Der jetzige Zustand. Aufgrund dieser Reform ergibt sich jetzt das folgende Bild: (Hierzu die Uebersicht "Die franzoesischen Verfassungsgesetze" im Anhang).

A: Zentralverwaltung. 1. Der Staatschef und die Minister. aa) Die Nationalversammlung uebertrug durch Verfassungsgrundgesetz vom 10.7. die Staatsgewalt in die Haende des Praesidenten mit der Massgabe, dass die letzte Entscheidung und die Zeichnung der Regierungsakte dem Marschall Petain zusteht, "zu dem Zweck, durch einen oder mehrere Akte eine neue Verfassung fuer den franzoesischen Staat zu veroeffentlichen". Damit wurde der Einfluss des Parlaments im Wesentlichen beseitigt und der Praesident der tatsaechliche Inhaber aller Staatsgewalt. Durch das 1. Ausfuehrungsgesetz vom 11.7.[48] wurde diese Stellung des "Staatschefs" stark herausgestellt[49]. Selbst bei Gesetzgebungsakten ist er nur verpflichtet, die Minister zu hoeren[50]. Senat und Abgeordnetenhaus sind durch das Verfassungsgesetz Nr. 3 vom 11.7.40[51] bis zu anderweitigen Bestimmungen vertagt.

bb) Die Minister selbst sind nur noch Gehilfen des Staatschefs. Ein Teil von ihnen bildet den Ministerrat, den der Staatschef anhoert, waehrend die Gesamtheit der Minister den Kabinattsrat [sic!] bildet, der die Stellungnahme des Ministerrates vorzubereiten hat.

2. Der Staatsrat wird in der neuen Verordnung nicht mehr zrwaehnt [sic!]. Neben dem Ministerrat und dem Kabinettsrat ist fuer ihn kein Platz mehr. Er ist bis jetzt noch nicht offiziell aufgehoben, wahrscheinlich wird man ihn durch einen hoechsten Gerichtshof ersetzen.

B: Die Departementverwaltung.

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Der Praefekt. Die Stellung des Praefekten ist wesentlich gestaerkt worden dadurch, dass der Generalrat ausgeschaltet worden ist.

2. Der Generalrat. Durch Gesetz vom 12. Oktober 1940 Journal Officiell [sic!] vom 13.10.40 sind die Sitzungen der Generalraete suspendiert. Die Funktion des Generalrates wird durch den Praefekten ausgeuebt[52].

3. Departementskommission. Das gleiche ist in diesem Gesetz hinsichtlich der Departementkommission bestimmt. Auch ihre Funktion uebt der Praefekt aus. An die Stelle der Departementkommission tritt jetzt eine Verwaltungskommission (commission administrative) mit nur beratender Taetigkeit. Die Kommission besteht aus 7-9 Mitgliedern, die der Innenminister ernennt.

C: Arrondissementsverwaltung. Hier tritt die gleiche Aenderung ein. Der Arrondissementsrat tritt nicht mehr zusammen. Seine Funktionen nimmt der Unterpraefekt wahr. Eine Verwaltungskommission zur Beratung des Unterpraefekten ist nicht vorgesehen (Gesetz vom 12.10.1940[53]).

D: Die Gemeindeverwaltung. Hier ist bis jetzt eine gesetzliche Aenderung nicht eingefuehrt worden. Der Buergermeister behaelt also nach wie vor seine Abhaengigkeit gegenueber dem Gemeinderat. Da das Schwergewicht der Verwaltung bei dem Praefekten liegt, andererseits die Gemeinderaete in ihrer Zahl nicht so gross sind, dass sie Schauplatz grosser politischer und deutschfeindlicher Demonstrationen werden, ist auch von deutscher Seite aus bisher nicht verlangt worden, dass die Gemeinderaete ihre Taetigkeit einstellen. Immerhin werden die oeffentlichen Sitzungen entsprechend ueberwacht. Die deutschen Dienststellen der Militaerverwaltung sind hierauf besonders hingewiesen worden. Inzwischen hat aber die franzoesische Regierung selbst eingesehen, dass man die Verwaltungsstruktur der Gemeinden, die ja in jedem Staatsgefuege die lebenswichtigen Zellen des Staates sind, der neuen Verwaltungsstruktur der staatlichen Verwaltung anpassen muss. Die Regierung in Vichy bereitet daher eine entsprechende Kommunalreform vor. Ob allerdings auch hier das Fuehrerprinzip verwirklicht wird, bleibt abzuwarten. Dem Vernehmen nach bestehen innerhalb der Regierungskreise noch gewisse Hemmungen.

V. Zusammenfassung und Beurteilung vom deutschen Standpunkt aus. Bis jetzt erfasst die Aenderung der franzoesischen Verwaltungsstruktur nur die Zentral,- die Departements- und die Arrondissementsverwaltung. Die einheitliche Linie ist noch zu vermissen. Ein

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grosses Echo haben diese Reformen in der Bevoelkerung nicht gefunden.- Aus den bisherigen Aenderungen laesst sich schliessen, dass die Franzosen sie in der Hauptsache durchgefuehrt haben, weil sie sich der Notwendigkeit dieser Aenderungen nicht verschliessen konnten, ohne dass sie aus ihrer Ueberzeugung heraus die Grundsaetzlichkeit dieser Aenderung erkennen und als ein neues Lebensgesetz betrachten. Infolgedessen bedeuten die bisherigen Massnahmen noch keineswegs den Ausdruck einer weltanschaulichen Handlung, die den Geist einer grossen nationalen Wiedergeburt in sich traegt, sondern sie ist nur der Ausdruck einer Form, unter der im allgemeinen die alten Auffassungen weiterleben. Die Reform ist ausserdem bezeichnenderweise auf die Person des Marschall Petain abgestellt, der in dem Staatsgesetz vom 10. Juli besonders genannt wird. Vom deutschen Standpunkt besteht kein Anlass, die Anpassung der franzsischen Verwaltung an das deutsche Vorbild zu fordern, wie es auch grundstzlich nicht Aufgabe der Militrverwaltung ist, dem franzsischen Volke nationalsozialistische Lebensprinzipien aufzuzwingen. Andererseits besteht auch kein Anlass[,] die Reform zu verhindern, dies umsoweniger, als die Verwirklichung des Fhrerpinzips die Zusammenarbeit mit der franzsischen Verwaltung nur vereinfachen kann. E[54]. Zusammenarbeit mit den franz. Behrden. Die Zusammenarbeit war weiterhin im grossen und ganzen reibungslos. Ueber Aufbau und Aufgaben der Militrverwaltung in Frankreich und ihre Zusammenarbeit mit den franz. Behrden sprach Ministerialrat Dr. Storz vor der franzsischen- und der Auslandspresse. Auch hierbei konnte die gute Zusammenarbeit betont werden. Die Zusammenarbeit mit den franz. Behrden ermglicht im abgelaufenen Monat den deutschen Referenten auch weiterhin, sich ein Bild ber die Verhltnisse in Frankreich zu verschaffen. Durch die in der Anlage beigefgten Runderlasse[55] sind Massnahmen zur Auswertung dieser Kenntnisse zum Nutzen des Reiches angeordnet. Die Erledigung dienstlicher Ersuchen beansprucht nach wie vor erhebliche Zeit. Die franz. Verwaltung arbeitet zwar langsam, jedoch liegt die Hauptschuld eigentlich weniger bei den franz. Behrden als in der Schwierigkeit der Nachrichten- und Briefbermittlung, ferner in der starken dienstlichen Belastung der franzsischen Behrden, die sowohl die ihr von ihren eigenen vorgesetzten Behrden als auch die von den deutschen Dienststellen aufgetragenen Angelegenheiten zu erledigen haben. Hierauf muss bei der Festsetzung von Berichtsterminen und den Ersuchen zahlreicher statistischer Ermittlungen[56] Rcksicht genommen werden.

2. Die franzoesische Polizei. A) Das franzoesische Polizeipersonal. 1. Taetigkeit der franzoesischen Polizei. Durchweg alle Bezirke heben auch weiterhin die reibungslose Zusammenarbeit mit der franzoesischen Polizeiund ihr einwandfreies und loyales Verhalten hervor. Nur faellt allgemein auf, dass die Polizei beim Einschreiten gegen polizeiwidrige Zustaende nichts [sic!] das wuenschenswerte Mass von Energie und

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Nachdruck aufbringt. Besonders tritt dies auf dem Gebiete der Preisueberwachung[57] und der Verkehrsregelung in Erscheinung. Nach allgemeiner Auffassung liegt diese Erscheinung aber in den frueheren Verhaeltnissen begruendet und duerfte bei dem bisher gezeigten guten Willen auch schnell ueberwunden werden.

2. Staerke der Polizei. Die Staerke der Gendarmerie ist immer noch unzureichend. Im Bezirk C[58] fehlt es besonders jenseits der Nordostlinie an Gendarmerie. Der unzureichende Personalbestand macht sich noch unangenehmer dadurch bemerkbar, dass hin und wieder die Gendarmerie von der Truppe eigenmaechtig fuer ihre Zwecke in Anspruch genommen wird. Ueber diesen Misstand wurde besonders von der FK 602[59] Bezirk A[60] geklagt. Dieser Einzelfall wird zum Anlass genommen werden, den Oberbefehlshaber des Heeres[61] um entsprechende Befehle an die Truppen zu bitten.

3. Bewaffnung der Polizei. Die Bewaffnung genuegt durchweg.- Im Hinblick auf die Verschlechterung der Ernaehrungslage und die deshalb zu erwartenden Unruhen ist auch deutscherseits die Notwendigkeit einer einwandfreien Bewaffnung aller Polizeikraefte zumindest mit Pistole und Hiebwaffe anzuerkennen.

4. Feuerloeschpolizei. Der Aufbau der Feuerloeschpolizei ist nahezu abgeschlossen. In den groesseren Gemeinden ist der Zustand befriedigend. In den kleineren Gemeinden fehlt es vielfach an Personal und an brauchbaren Feuerloeschgeraeten. Besonders im Bezirk A[62] ist der Mangel an Geraet sehr gross.

B) Polizeiliche Massnahmen. 1. Massnahmen gegen Auslaender. Die Aktion gegen die Englaender, Rotspanier und Zigeuner geht weiter. Fast taeglich werden noch Englaender namhaft gemacht. Die kuerzlich eingefuehrte Meldepflicht hat sich sehr bewaehrt[63]. So wurden in Paris in 5 Tagen allein 1000 Englaender gemeldet.

2. Judenerfassung. Die Erfassung der Juden ist noch im Gange. In den grossen Staedten wird sie naturgemaess mehr Zeit in Anspruch nehmen. So wird in Paris z.B. mit etwa 150 000 Juden gerechnet und mit stark 11 000 juedischen Geschaeften. Der Bezirk A klagt darueber, dass die Sperrung der Demarkationslinie gegen juedische Zuwanderer nicht streng genug durchgefuehrt wird. Es werden immer wieder Personen, die ihrem Namen oder Aussehen nach unverkennbar Juden sind, mit deutschen Einreisepapieren angetroffen. Besonderer Bericht wird vorgelegt werden.

3. Verkehrspolizei.
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Ueber die Verkehrsdisziplin der franzoesischen Bevoelkerung wird immer noch geklagt. Jedoch ist der gute Wille der Bevoelkerung ueberall unverkennbar, auch die Polizei legt einen grossen Eifer bei der Unterweisung und Erziehung der Bevoelkerung an den Tag. Ein nachdrueckliches Einschreiten wird der Polizei dadurch erschwert, dass die franzoesischen Verkehrsvorschriften sehr schwierig anzuwenden sind, weil dem franzoesischen Recht die Einrichtung der polizeilichen Strafverfuegung unbekannt ist. Ausserdem sind sie so kompliziert und in so zahlreichen Verordnungen und Geseten [sic!] verstreut, dass man sich nur schwer hindurchfinden kann. Dieser Misstand wird aber dadurch demnaechst von franzoesischer Seite abgestellt, dass eine nach deutschen Weisungen zusammengestellte Verkehrsordnung fuer das gesamte besetzte Gebiet veroeffentlicht wird[64], deren Bearbeitung numehr abgeschlossen ist. Vor allen Dingen muss aber gegen die schlechte Verkehrsdisziplin der Wehrmachtsangehoerigen eingeschritten werden. Es gibt keinen Bezirk, der hierueber nicht die nachdruecklichsten Vorstellungen erhebt. Es ist nicht verwunderlich, dass das schlechte Beispiel der Wehrmacht auf die Bevoelkerung stark abfaerbt und sie in ihrer Laessigkeit und der Geringschaetzung der polizeilichen Bemuehungen nur bestaerkt. Das vor einiger Zeit eingefuehrte Plakat, in dem die wichtigsten Bestimmungen des Verkehrsrechts kurz und uebersichtlich zusammengefasst sind, findet bei der Bevoelkerung allgemeine Beachtung und erweist sich als wirksamer Helfer in der Verkehrserziehung.

4. Vereinspolizei. Die Vereinsverordnung wird vorlaeufig noch grosszuegig gehandhabt. Im Interesse einer einheitlichen Handhabung werden ausfuehrliche Anweisungen ueber die Anwendung der Vereinsordnung vorbereitet. Leider ist das Anwendungsgebiet so umfangreich, dass die Zusammenstellung dieser Ausfuehrungsbestimmungen noch laengere Zeit in Anspruch nehmen wird.

3. Die franzoesische Kommunalverwaltung. A) Zusammenarbeit mit den franzoesischen Gemeindeverwaltungen. Die Zusammenarbeit mit den Kommunaldienststellen hat sich im allgemeinen reibungslos abgewickelt, jedoch musste auch waehrend der Berichtszeit in verschiedenen Faellen gegen Buergermeister wegen Interessenlosigkeit und mangelndes Verstaendnis fuer Gegenwartsfragen eingeschritten werden. Ich verweise auf die generellen Ausfuehrungen im Lagebericht Monat September. Der Buergermeister von Nantes[65] musste auf Anordnung des Feldkommandanten[66] sogar in Haft genommen werden, da er einem Befehl des Kommandanten passiven Widerstand entgegensetzte. Seine Abberufung ist inzwischen in die Wege geleitet worden.

B) Finanzlage der Gemeinden. Es beginnen die Anzeichen sich zu mehren, dass die Gemeinden vielfach mit erheblichen finanziellen Schwierigkeiten zu kaempfen haben, die insbesondere durch das Anschwellen der Unterstuetzungsausgaben verursacht werden. Da jedoch die Berichte der Praefekten stark voneinander abweichen und die auf Seite 29 des Septemberberichtes erwaehnten Ermittlungen noch nicht abgeschlossen sind, laesst sich ein zuverlaessiges Urteil noch nicht abgeben.

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C) Die Finanzlage der Stadt Paris. a) Allgemeines: Der Haushaltsplan der Stadt Paris fuer 1940 ist bereits unter dem Einfluss des Krieges aufgestellt. Bei den Ennahmen [sic!] ist mit erheblichen Ausfaellen gegenueber den Vorjahren gerechnet und die Ausgaben sind auf ein Mindestmass beschraenkt worden, besonders auch auf den Gebieten sozialer Arbeit. Einnahmen und Ausgaben schliessen mit rund 5 Milliarden Franken ab, wobei aber auf der Einnahmeseite zum Ausgleich ein ungedeckter Fehlbetrag von 1,2 Milliarden Franken nachgewiesen wird. Dieser Fehlbetrag sollte zur Haelfte durch eine langfristige Anleihe gedeckt werden. Infolge des ueberraschend schnellen Ablaufs der kriegerischen Ereignisse kam es nicht mehr zu diesem Ausgleich. Die staedtischen Dienststellen mussten nach dem unausgeglichenen Haushaltsplan wirtschaften; sie erhielten nur die allgemeine Anweisung, trotz der schon erwaehnten erheblichen Kuerzungen von 20vH bei den Ausgaben einzusparen, also eine Anweisung, die nur den Wert einer programmatischen Forderung zu weiterer aeusserster Sparsamkeit hatte.

b) Entwicklung der Einnahmen. Zu Beginn des letzten Vierteljahres - das Haushaltsjahr laeuft in Frankreich vom 1. Januar bis 31. Dezember - laesst sich bereits einigermassen schaetzen, wie sich der Jahresabschluss gestalten wird. Von den Steuern werden nur die Centimes additionelles dem Voranschlag entsprechen (1938: 970 Millionen, 1940: 885 Millionen, im Voranschlag also um 85 Millionen gekuerzt.) Es handelt sich bei diesem um Zuschlaege zu staatlichen Steuern, die der Staat durch seine Steuerverwaltung zugunsten der Gemeinde erhebt; der Staat ist verpflichtet, diese Zuschlaege in der vollen Hoehe des genehmigten Anschlages an die Gemeinden abzufuehren; etwaige Mindereinnahmen gehen zu seinen Lasten. Bei den Gemeindegebuehren ist die Mindereinnahme auf 7 Millionen, bei den staatlichen Abloesungsbetraegen frueherer Gemeindeabgaben auf 30 Millionen Franken zu schaetzen. Beim Octroi, einer Gemeinde-accise, die bei der Einfuehrung von Lebensmitteln, Spirituosen, Futtermitteln, Baumaterialien usw. an der Stadtgrenze erhoben wird, duerften die Ausfaelle gegenueber dem Voranschlag 50 Millionen Franken betragen. Sehr erheblich sind die Mindereinnahmen bei den Ertraegen aus dem Grundbesitz. Sie duerften 105 Millionen Franken erreichen; davon entfallen 11 Millionen auf die Nichteinnahme von Parkgebuehren der Droschken und 80 Millionen auf die Minderabgabe von Wasser im zweiten und dritten Vierteljahr. Die von der Stadt konzessionierten Gesellschaften werden, bis auf die Untergrundbahngesellschaft, soweit sie Ertraege an die Stadt abfuehren, weniger abliefern, soweit sie Zuschuesse erhalten, einen erhoehten Zuschuss beanspruchen. Alles in allem wird man nach Aufrechnung einiger Mehreinnahmen die Gesamtmindereinnahmen auf 180 Millionen Frankenschaetzen koennen.

c) Entwicklung der Ausgaben. Bei den Ausgaben ist ein Betrag von 110 Millionen Franken fuer den Schuldendienst der erwaehnten noch aufzunehmenden Anleihe vorgesehen. Da es zur Aufnahme dieser Anleihe, wie ebenfalls erwaehnt, nicht mehr gekommen ist, bleibt dieser Betrag zur Verrechnung fuer andere Zwecke verfuegbar. Die Massnahmen, die nach Kriegsbeginn getroffen wurden, um Einsparungen zu erzielen, fuehrten beim Personalhaushalt zu einer Minderausgabe von 40 Millionen Franken. Die Ausgaben der oeffentlichen Wohlfahrt erscheinen in dem Haushalt der Stadt Paris nur mit dem staedtischen Zuschuss von etwa einer

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halben Million Franken; denn die Assistance Publique ist eine selbstaendige Koerperschaft, deren Einnahmen sich zusammensetzen aus Einnahmen aus eigenem Vermoegen, aus Erstattungen fuer uebernommene Leistungen, aus eigenen Steuern, besonders Kinosteuern, und aus dem staedtischen Zuschuss. Der Zuschuss im staedtischen Haushalt duerfte um 23 Millionen Franken ueberschritten werden. Fuer die Untergrundbahn ist ein Zuschuss von 252 Millionen Franken vorgesehen, der dank ihrer ungewoehnlich starken Inanspruchnahme voraussichtlich um 45 Millionen gesenkt werden kann. Insgesamt werden die Gesamtminderausgaben nach Aufrechnung verschiedener Mehrausgaben auf etwa 172 Millionen Frankengeschaetzt werden koennen.

d) Aussichten. Die Schaetzungen zu Beginn des letzten Vierteljahres schliessen ab mit einer Gesamtmindereinnahme von 180 Millionen und einer Gesamtminderausgabe von 170 Millionen Franken. Der Jahresabschluss weicht demnach voraussichtlich nicht wesentlich von dem Kriegsvoranschlag ab, das heisst, er weist einen Fehlbetrag von rund 1 Milliarde 200 Millionen Franken aus. Es sei nochmals ausdruecklich betont, dass diese Feststellung auf rohen Schaetzungen bei den wichtigsten Ansaetzen beruht. Wesentliche Abweichungen und zwar zu Gunsten der Stadt koennen sich ausserdem aus der von der franzoesischen Regierung geplanten Neuregelung der Erwerbslosenfuersorge ergeben. Es sind im Einzelfall fuer die Stadt mit Sicherheit Minderausgaben zu erwarten; doch ist nicht zu uebersehen, ob nicht der zu erwartende Gewinn durch die Erhoehung der Erwerbslosenzahl ausgeglichen wird. Nach einem am 20.9.1940 [sic!][67] veroeffentlichten Gesetz wird ferner eine einheitliche Organisation der oeffentlichen Verkehrsmittel im Bezirk Paris geschaffen[68]. Danach werden Untergrundbahn und Omnibusbetrieb bis spaetestens am 1. Juli 1941 zusammengelegt. Bis dahin tragen zwar die Stellen, die bisher dazu verpflichtet waren, die Betriebskosten, das heisst also in erster Linie die Stadt Paris und das Seinedepartement, die Fehlbetraege aber sollen durch einen Staatszuschuss gedeckt werden. Der aus diesem Gesetz zu erwartende Gewinn fuer die Stadt ist ebenfalls nicht beruecksichtigt worden. Wenn man die Hauptursache fuer die schlechte Haushaltslage der Stadt Paris in Betracht zieht, naemlich den Verlust des Krieges und seine Folgen fuer die Stadt, so wird man damit rechnen koennen, dass die Stadt Paris beim franzoesischen Staat Hilfe findet, sei es in der Art einer unmittelbaren finanziellen Unterstuetzung, sei es in der Art einer gesetzlichen oder verordnungsmaessigen Ermaechtigung, die die Massnahmen fuer einen Ausgleich ermoeglichten. Fuer die Beseitigung des Fehlbetrages aus eigener Kraft waere in erster Linie erforderlich, dass die Stadt Paris eigene langfristige Anleihen auflegte. Dem Vernehmen nach wird aber der franzoesische Staat vorerst den Anleihemarkt ausschliesslich fuer seinen eigenen Bedarf offen halten. Vorlaeufig hat der franzoesische Staat ein Darlehen von 600 Millionen Franken zu einem Zinssatz von 2% zur Verfuegung gestellt. Die letzten 200 Millionen dieses Darlehens hat die Stadtkasse am 14. Oktober abgerufen. Wenn dieser Betrag verausgabt ist, wird die Stadt erneut an die franzoesischen [sic!] Regierung herantreten muessen. Am Schluss des Jahres werden sich die Schulden der Stadt Paris um die noch aufzunehmenden Staatsdarlehen erhoeht haben. Die langfristigen Schulden betrugen am 1. Januar 1938 16 Milliarden 303 Millionen Franken und rund 28 Millionen hollaendische Gulden. Sie sind seitdem um 600 Millionen Franken gestiegen. Die schwebenden und kurzfristigen Schulden betrugen am 1. Januar 1938 2 Milliarden 347 Millionen Franken und am 1. Oktober 1940 4 Milliarden 19 Millionen Franken, sind also um 1 Milliarde 672 Millionen Franken gestiegen.

e) Mitwirkung der Militaerverwaltung. Die Ueberwachung der oeffentlichen Finanzen durch die Militaerverwaltung ist fuer die franzoesische

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Behoerde und darueber hinaus fuer die gesamte franzoesische Bevoelkerung neben anderen Massnahmen ein sinnfaelliger Ausdruck fuer die Tatsache, dass die eigene staatliche Selbstaendigkeit durch die Besatzungsmacht beschraenkt wird, deren Aufgabe es ist, Misstaende, die zu Stoerungen der oeffentlichen Ordnung fuehren, rechtzeitig zu beseitigen. Hierfuer zwei Beispiele: So war es unmittelbar nach der Besetzung von Paris die vordringlichste Aufgabe des vom Bezirkschef Paris[69] eingesetzten Finanzreferenten zu pruefen, ob und wie lange die staedtische Kassenlage dem taeglichen Geldbedarf voraussichtlich gewachsen sei und mit welchen Mitteln man einem drohenden Versagen der Kasse rechtzeitig begegnen koenne. Die Pruefung ergab, dass der Kassenbestand 140 Millionen Franken war und fuer die staedtischen Ansprueche einschliesslich der zu erwartenden taeglichen Einnahmen schaetzungsweise 10 Tage reichen wuerde. Diese an sich bedrohliche Lage wurde verschaerft, als sich die Stadt Paris gezwungen sah, aushilfsweise Zuschuesse auf Gehaelter und Ruhegehaelter von Staatsbeamten und von staatlichen Militaerunterstuetzungen zu uebernehmen, da die geflohene Regierung den zurueckbleibenden staatlichen Dienststellen keine Zahlungsmittel zureuckgelassen [sic!] hatte. Die Militaerverwaltung erklaerte der Stadt Paris, dass sie nicht dulden wuerde, dass in der Zahlung von Gehaeltern, Unterstuetzungen, Loehnen und laufenden Rechnungen eine Verzoegerung eintrete. Sie vermittelte eine Fuehlungsnahme des Praefekten[70] mit der Reichskreditkasse. Die Reichskreditkasse raeumte darauf zugunsten der Stadt Paris einen Wechselkredit von 10 Millionen RM. bei der franzoesischen Bank ein. Dadurch war die Sorge behoben, dass die Zahlungen der Stadt Paris eingestellt werden koennten. Der Kredit wurde zwar nie in Anspruch genommen; seine Bereitstellung hat aber zweifellos bewirkt, dass die franzoesischen Dienststellen mit erhoehter Energie zur Selbsthilfe griffen und spaeter rechtzeitig dafuer Sorge trugen, dass die Kassenlage nicht zum zweitenmal eine gleich beaengstigende wurde. Bei der bald einsetzenden Pruefung der Pariser Finanzlage im einzelnen zeigte sich, dass der Haushaltsplan der Stadt Paris wesentlich beeinflusst wird durch Einrichtungen, die formell selbstaendig, finanziell aber von der Stadt Paris abhaengig sind, und deren Fehlbetraege zwangslaeufig den Haushalt der Stadt Paris belasten. Von diesen Einrichtungen wurde durch den franzoesischen Zusammenbruch die Omnibusgesellschaft, fuer die im Haushalt des Departements ein Jahreszuschuss von fast einer halben Milliarde Franken nachgewiesen wird, am schwersten getroffen. Die Gesellschaft betrieb vor Kriegsausbruch 3500 Omnibusse. Der gesamte Wagenpark wurde vor der Besetzung von der franzoesischen Regierung beschlagnahmt. Als die Omnibusgesellschaft vom Finanzreferenten geprueft wurden [sic!], waren rund 500 Wagen zur Gesellschaft zurueckgelangt. Sie konnten aber nicht in Betrieb genommen werden, weil die verschiedensten Dienststellen der Truppe und der Militaerverwaltung zur Wahrnehmung ihrer besonderen Aufgaben in den Betrieb der Gesellschaft eingegriffen hatten. Von einer Dienststelle war der gesamte Benzinvorat der Gesellschaft beschlagnahmt worden, von einer anderen das Reifenmaterial, von einer dritten Metalle, von einer vierten die Betriebswerkstaetten usw. Die Gesellschaft hatte also keinerlei Betriebseinnahmen. Ihre fortlaufenden Verpflichtungen aber liefen zum grossen Teil weiter, insbesondere die Zahlung der Gehaelter und Lhne an 20 000 Gefolgschaftsmitglieder. Nach einer finanziellen Pruefung, die naturgemaess die Gesamtlage der Gesellschaft und ihre Bedeutung fuer den Wiederaufbau des Wirtschaftslebens in Paris beruecksichtigen musste, klaerte der Bezirkschef der Militaerverwaltung Paris[71] die Frage der teilweisen Wiederinbetriebnahme der Omnibuslinien in einer gemeinsamen Besprechung aller beteiligten Referenten der Wirtschaft und der Verwaltungsabteilung mit dem Ergebnis, dass Mittel zur Umstellung der Omnibusse auf Ersatzbetriebsstoffe und - nach Fuehlungnahme mit der Truppe - ein gewisser Benzinvorrat fuer die Uebergangszeit bereitgestellt wurden. Es konnten nunmehr zu Gunsten vieler gewerblicher und industrieller Einrichtungen die Zubringerlinien der Omnibusgesellschaft an die Endstellen der Metro wieder eroeffnet und damit die politischen Gefahren gemildert worden [sic!], die sich aus dem Mangel an oeffentlichen Verkehrsmitteln durch das Anwachsen der Erwerbslosigkeit ergeben.

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4. Schule und Kultur I. Schulen

Die franzsischen Schulen haben den Unterricht fast in vollem Umfange wiederaufgenommen. Nur in geringem Umfange zeigen sich Stringen [sic!] infolge Lehrermangels, militrischer Besetzung oder Beschdigung der Schulgebude. Auch in den Fllen, in denen die Schulgebude noch nicht zur Verfgung stehen, hat sich meistens durch Beschaffung von Ersatzrumen der Beginn des Unterrichts ermglichen lassen. Jenseits der Nordost-Linie ist zum Teil ein Notschulbetrieb in Gang gekommen. Ein weiteres umfangreiches Verbot von Schulbchern deutschfeindlichen Inhalts ist in Vorbereitung[72]. Im brigen sind ber die Gestaltung des Unterrichts nachteilige Feststellungen nicht getroffen worden. Nur bei der Hheren Knabenschule in Bar-le-Duc musste wegen aufsssiger und provozierender Haltung der Schler eingeschritten werden. Die Schule wurde auf zunchst 14 Tage geschlossen und die Schler ber 16 Jahre wurden zu Strassenarbeiten herangezogen.

II. Hochschulen. Die franzsischen Hochschulen im besetzten Gebiet haben ihre Ttigkeit, z.T. mit einer erheblich verminderten Zahl von Hochschullehrern, im allgemeinen wiederaufgenommen. Nach den Berichten der franzsischen Regierung ber die Hochschulverhltnisse jenseits der Nordostlinie fallen an der Universitt Nancy[73] eine grssere Zahl von Vorlesungen wegen Abwesenheit der Professoren aus, whrend an der Universitt Besanon[74] der Lehrbetrieb aus demselben Grund grsstenteils nicht wiederaufgenommen zu sein scheint. Ein hoher franzsischer Regierungsbeamter schreibt an eine deutschfreundliche Persnlichkeit: "Der Augenblick zu handeln ist fr die Deutschen gekommen, denn die Kristallisation der freimaurerischen Krfte an der Sorbonne und dem Collge de France macht sichtbar Fortschritte. Alle, die sich noch vor einigen Monaten einen Vorzug daraus machten, uns in den Krieg zu treiben, verwenden ihre ganze Energie darauf, heute unser Unglck noch zu vergrssern." Massnahmen zur Entfernung der deutschfeindlichen Krfte aus der franzsischen Hochschullehrerschaft im besetzten Gebiet sind eingeleitet[75].

III. Bibliotheksschutz. Beim Militrbefehlshaber in Frankreich hat ein Stab von Sachverstndigen fr Bibliotheksschutz seine Arbeit aufgenommen[76]. Seine Arbeit besteht in der berwachung der franzsischen Bibliotheken, in Massnahmen zur Rckfhrung geflchteter Bestnde und in der Ermittlung der von Deutschland zu beanspruchenden Handschriften und Druckwerke. Verluste wurden nicht festgestellt. Auf Grund der von der Preussischen Staatsbebliothek [sic!] in Berlin als Zentralstelle der deutschen Bibliotheken aufgestellten Rckforderungslisten wurde mit den Ermittlungen ber die von Deutschland zu beanspruchenden Stcke in der Bibliothaue [sic!] Nationale in Paris begonnen. Neben der Durchsicht der Kataloge sind bisher rund 500 Handschriften und 400 Druckwerke geprft und karteimssig erfasst worden, die mehr oder weniger fr die Rckfhrung in Frage kommen[77]. Forschungsarbeiten in den Archives Nationales dienen der Ergnzung und Vervollstndigung der in

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Berlin ausgearbeiteten Rckforderungslisten. Bei der Durchfhrung dieser Arbeiten haben die beteiligten franzsischen Dienststellen eine loyale und durchaus korrekte Haltung eingenommen. Mit dem Beauftragten fr das Bibliothekswesen[78] beim Militrbefehlshaber in Belgien und Nordfrankreich[79] wurden in einer Besprechung in Paris die gemeinsamen Richtliniender Arbeit festgelegt[80]. Dagegen sind Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit mit dem Einsatzstab des Reichsleiters Rosenberg zu befrchten infolge der ungengend geklrten Abgrenzung seiner Vollmachten und Auftrge.

IV. Kunstschutz. Die wichtigsten Bergungsorte erhielten militrischen Schutz. Hinsichtlich der Erfassung des jdischen Kunstbesitzes ist eine grundstzliche Regelung zwischen dem "Einsatzstab Rosenberg" und der Kunstschutzverwaltung getroffen worden[81]. Am 29.9.1940 erfolgte in feierlicher Form die Erffnung einiger Abteilungen des Louvre-Museums; ein Fhrer in deutscher und franzsischer Sprache wurde herausgegeben. Die Instandsetzung des Schlosses und Parks von Versailles ist in Angriff genommen worden.- Vom 12.-22.10.40 fand eine Studienfahrt Deutscher Denkmalpfleger in den besetzten Gebieten Belgiens und Frankreichs statt.

V. Archivschutz. Smtliche Staatsarchive - ausgenommen die zwei zerstrten[82] und die zwei stark beschdigten[83] sind wieder im Gange. Rckfhrung der geflchteten Archive wurde fortgefhrt. Ungeklrt ist noch die Rckfhrung der ins unbesetzte Gebiet verbrachten Archivalien. 75 v.H. des Kartonbestandes des Kriegsministeriums - Abt.[eilung] Deutschland - wurde als Raubgut festgestellt. Die r ckgefhrten Archive beweisen, dass Frankreich Kunstwerke im Werte von vielen Millionen im Laufe der Zeit, insbesondere der napoleonischen Zeit, aus Deutschland nach Frankreich verbracht hat. Auf den Archivschutz wird im brigen im nchsten Lagebericht mehr eingegangen werden.

5. Die franzoesische Finanzverwaltung. 1. Stand der Organisation. a) Wiederingangsetzung der Steuerbehoerden. Die Wiederingangsetzung der Steuerbehoerden hat im Berichtsmonat wieder Fortschritte gemacht. Schwierigkeiten bestehen vor allem noch im Gebiet ostwaerts der gruenen Linie[84], wo noch kein ausreichendes Personal zur vollstaendigen Durchfuehrung der Veranlagung und der Steuererhebung vorhanden ist. Im uebrigen besetzten Gebiet kann der Steuerapparat als wieder voll funktionsfaehigbezeichnet werden. Die Durchfuehrung der Steuererhebung leidet in einzelnen Gebieten noch darunter, dass die Behoerdenorganisation in den von der Demarkationslinie durchschnittenen Departements durch die Trennung in besetztes und unbesetztes Gebiet gestoert ist[85]. Die Frage einer Umorganisation in diesen Gebieten wird zurzeit geprueft[.]

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b) Personalveraenderungen. Eine Reihe wichtiger Personalveraenderungen im Gebiete der franz. Finanzverwaltung, vor allem der Trsorie, haben im Berichtsmonat stattgefunden. Es handelt sich um die Neuernennung der Trsoriers payeurs gnraux folgender Departements: Seine, Haute-Saone et Territoire de Belfort, Calvados, Orne, Somme, Allier, Ardennes. Die Personalveraenderungen bei den Trsoriers payeurs gneraux sind im Hinblick auf die Stellung dieser Beamten innerhalb der Dep[ar]t.[ements] von grosser Bedeutung. Gerade wegen der engen Zusammenarbeit der Finanz-Sachbearbeiter bei den Bezirkschefs mit den Trsoriers bedeutet ein Wechsel in diesen Stellungen, vom deutschen Standpunkt aus, oft einen gewissen Verlust, andererseits erscheint es nicht angaengig, lediglich aus diesen Gruenden einem Personalwechsel zu widersprechen.

2. Stand der Abgabengesetzgebung in Frankreich. Auf dem Gebiet des Steuerrechts lagen im Berichtszeitraum eine Reihe von franzoesischen Gesetzentwuerfen zur Begutachtung vor. Von allgemeinerer Bedeutung war ein Gesetzentwurf ueber Aussetzung von Fristen auf steuerlichem Gebiete, wodurch infolge der durch den Krieg bedingten Verhaeltnisse der Ablauf fuer Steuerfristen allgemein als gehemmt bezeichnet wurde. Neue Wege wurden lediglich auf dem Gebiete der Alkoholgesetzgebung beschritten. Durch das Gesetz vom 23. August 1940[86] war durch 2 Massnahmen dem Alkoholmissbrauch entgegengetreten, naemlich durch die Ausschankverbote fuer hoehergradige Apritife [sic!], und an gewissen Wochentagen[87] ganz allgemein fuer alkoholische Getraenke. Gleichzeitig war die Steuer auf Alkohol zu Trinkzwecken erheblich heraufgesetzt worden. Dieses Gesetz ist im Berichtsmonat durch zwei weitere gesetzgeberische Massnahmen ergaenzt worden[88]. Einmal wurden die Verkaufspreise der Monopolverwaltung heraufgesetzt und damit den Preisen der durch die Alkoholabgabe belasteten alkoholischen Getraenke angepasst, zum anderen wurden die bei den groesseren Firmen vorhandenen Vorraete an verarbeitetem oder unverarbeitetem Alkohol einer Nachversteuerung unterworfen, um dadurch die nicht gerechtfertigten Vorteile wegzusteuern, die finanziell staerkere Betriebe aus ihrer Vorratshaltung nach Erhoehung des Alkoholverkaufspreises ziehen wuerden. Zurzeit liegt der Entwurf eines Gesetzes ueber die Einfuehrung einer taxe de rstriction vor, wonach gewisse Luxusverbrauchsgueter, vor allem auch auf dem Ernaehrungsgebiete, einer besonderen Besteuerung unterworfen werden sollen.

3. Stand der oeffentlichen Finanzen in Frankreich. Es ist auch in der Berichtsfrist jede Gelegenheit wahrgenommen worden, eine Uebersicht ueber den Stand der oeffentlichen Finanzen in Frankreich zu gewinnen. Dabei hat sich folgendes Bild ergeben: Der zivile StaatshaushaltFrankreichs mit einem Gesamtvolumen von etwa 90 M[illia]rd.[en] fr[an]cs. ist durch Staatseinnahmen etwa gleichger Hoehe ausgeglichen. Es besteht allerdings, wie im Vormonatsbericht bereits erwaehnt, die Befuerchtung, dass die auf 90 M[illia]rd.[en] fra[n]cs geschaetzten Staatseinnahmen nich[t] in voller Hoehe eingehen werden, wodurch die tatsaechlichen Ausgaben erheblich hoeher liegen wuerden.

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Der Militaerhaushalt kann auf etwa 150 M[illia]rd.[en] fr[an]cs geschaetzt werden. Der groesste Teil dieses Betrages ist bereits durch die kriegerischen Ereignisse im Jahre 1940 verbraucht. Eine Deckung ist nicht vorhanden. Es war beabsichtigt, den Militaerhaushalt mit Kriegsanleihe zu decken; diese Moeglichkeit besteht jetzt nicht mehr. Wahrscheinlich wuerde die Auflage einer Kriegsanleihe jetzt keinen Zweck mehr haben und erfolglos verlaufen. Zu dem Fehlbetrag von 150 M[illia]rd.[en] Militaerhaushalt treten jetzt noch 400 Mill.[ionen] fr[an]cs taegliche Abschlagszahlungen auf Besatzungskosten. Das ergibt fuer das Jahr 1940 einen weiteren ungedeckten Ausgabeposten von r[un]d. 75 M[illia]rd.[en] francs. Ausserdem ist die franz.[sische] Regierung verpflichtet, die Quartierleistungen zu zahlen. Die Hoehe der hierfuer erforderlichen Betraege laesst sich zurzeit nicht abschaetzen. Danach stehen den hoechstens 90 M[illia]rd.[en] ordentlichen Staatseinnahmen in Frankreich Staatsausgaben von mindestens 350 M[illia]rd.[en] fr[an]cs im Jahre 1940 gegenueber. Die Frage, in welcher Weise dieser Fehlbetrag gedeckt werden soll, ist noch offen. Das franzoesische Steueraufkommen im Jahre 1940 betrug bis Ende August 36 771 776 000 fr[an]cs gegenueber 34 998 099 000 bis Ende August 1939. Es erhoehte sich bis Ende September auf 51 196 559 000 fr[an]csgegenueber 45 133 421 000 francs Ende September 1939. Es fehlen jedoch dabei noch Angaben aus einigen Departements im Norden und Osten. Wegen der Steigerung gegenueber 1939 wird auf den September-Bericht Bezug genommen[89]. Die Haushalte der Koloniensind unbekannt. Die Kolonien verfuegen ueber eigene Einnahmen und stellen ihre Haushaltsplaene selbst auf. Der Koloniehaushalt des franz. Staates enthaelt ausser dem Haushalt der zentralen Kolonialverwaltung in Paris nur Zuschuesse an gewisse Kolonien.

4. Stand der Zollschutzorganisation. Die Zollgrenzfragen haben im Berichtszeitraum in zunehmendem Masse im Vordergrund des Interesses gestanden. Die Ueberwachung der verschiedenen Grenzen des besetzten Gebietes durch den deutschen Zollgrenzschutz wurde ergaenzt und vervollkommnet. Waehrend bereits Ende September der deutsche Zollgrenzschutz begonnen hatte, die Uebergangsstellen an der Demarkationslinie zu uebernehmen, wurde nunmehr auch die nordfranzoesisch-belgische Grenze durch den deutschen Zollgrenzschutz besetzt. Hand in Hand mit dieser Ergaenzung und Vervollkommnung in der Grenzueberwachung ging der vor allem aus abwehrmaessigen Gruenden bestehende Wunsch nach Zurueckziehung der franzoesischen Grenzaufsichtsbeamten aus den Grenzgebieten. So wurde der franzoesische service des brigades von der franzoesisch-schweizerischen Grenze und von der franzoesisch-spanischen Landgrenze im besetzten Gebiet zurueckgezogen. Wegen Zureuckziehung [sic!] und Abtransportes der franzoesischen Zollbeamten aus den Kuestengebieten schweben zurzeit noch Verhandlungen. An der alten Reichsgrenze von 1914 zwischen Frankreich und Elsass-Lothringen steht zurzeit offiziell kein franzoesischer Zoll. Nur wenige Beamte der franzoesischen Zollverwaltung, die entweder zu den aus Elsass-Lothringen Vertriebenen gehoeren oder die gruene Zone[90] unbefugt ueberschritten haben, hatten im Bezirk der Departements Meurthe-et-Moselle, Visges [sic!][91] und Territoire de Belfort provisorisch die Wiedereinfuehrung einer Art Zollkontrolle versucht. Die franzoesische Regierung hat in Wiesbaden[92] und in Paris den lebhaften Wunsch vorgetragen, eine franzoesische Zollinie, insbesondere auch an der Grenze gegen Elsass-Lothringen, wiederhergestellt zu sehen. Sie hat die Wiederherstellung einer derartigen Zollinie als conditio sine qua non fuer den Abschluss eines deutsch-franzoesischen
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Verrechnungsabkommens bezeichnet. Die Frage ist zurzeit noch Gegenstand von Verhandlungen.

5. Regelung des Warenverkehrs. Nachdem der deutsche Zollgrenzschutz unter einheitlicher Leitung (Dienststelle des Finanzpraesidenten Lottner[93] in Paris) zusammengefasst ist, ergab sich die Notwendigkeit zur Erteilung einheitlicher sachlicher Weisungen fuer die Ueberwachung des Waren- und Zahlungsmittelverkehrs. Solche Weisungen ergingen insbesondere fuer den Warenverkehr mit Elsass-Lothringen, wo sich Schwierigkeiten fuer die Regelung des Warenverkehrs ergeben hatten. Fuer groessere Apfeltransporte nach Deutschland aus der Normandie und Bretagne wurde eine Sonderregelung erlassen. Eine allgemeine Anweisung an den Zollgrenzschutz fuer die Ueberwachung des Warenverkehrs ueber die Grenzen des besetzten Gebietes wurde ausgearbeitet.

6. Das franzsische Medizinalwesen. 1. Organisation. Die Organisation des franzsischen Gesundheitswesens wird zur Zeit vollkommen umgestaltet. Unmittelbar unter dem Minister (Staatssekretr des Innern)[94] steht der "Obergeneralsekretr fr Gesundheit und Familie"[95]. Ihm sind zur Ausbung der Dienstaufsicht fr alle Dep[ar]t.[ements] 1 Oberdirektor fr Armenwesen und Hygiene (zugleich Vertreter des Obergeneralsekretrs)[96] und 5 Generalinspektoren beigegeben, davon 3 rzte, und zwar einer fr Tuberkulose und Kinderpflege, einer fr Armenwesen, Spitler, Geschlechtskrankheiten und einer fr Hygiene und Geschlechtskrankheiten und 2 Verwaltungsbeamte (ffentliche Gesundheitspflege, Kinderpflege). Dieser Zentrale unterstehen Bezirksinspekteure fr die einzelnen, je mehrere Departements umfassenden Bezirke. Vorgesehen sind 12 Bezirke, von denen zur Zeit 3, und zwar an der Westgrenze, personell besetzt sind. Fr jedes Departement ist am Amtssitz des Prfekten ein Sanittsinspektor (bisher Inspecteur de l'hygiene) vorgesehen. Ihm sind Inspekteure fr Armenwesen, Kinderpflege und Familienwesen beigegeben (Verwaltungsbeamte)[97].

2. Die rztliche Versorgung. Rund 80vH der rzte haben ihre Praxis wieder aufgenommen. Die Pflichtauffassung der franzsischen rzte ist teilweise noch lax, da die Bezahlung mangelhaft ist. Dagegen ist die Zusammenarbeit zwischen der deutschen Militrverwaltung und den Departementsrzten jetzt fast berall reibungslos. Die franzsischen rzte begrssen im allgemeinen die deutschen Massnahmen, die sie bis jetzt von ihrer Regierung angeblich erstrebt hatten. Schwierigkeiten in der rztlichen Versorgungbestehen noch infolge der sehr geringen Benzinzuteilungen und des Mangels an Reparaturmglichkeiten fr die Kraftwagen. Man hat daher von deutscher Seite aus die rzte teilweise bereits mit Wagen und Pferd versehen, damit sie ungehindert ihre Praxis ausben knndn [sic!]. Den rzten sind berdies teilweise Instrumenteabhanden gekommen, so dass die Wehrmacht aus eigenen Bestnden ausgeholfen hat.

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An Zahnrzten besteht Mangel. Die Hebammen sind teilweise schlecht ausgebildet.

3. Seuchenlage: a) Zur Zeit herrscht Typhusunter der Zivilbevlkerung in Le Havre[98] nach Muschelgenuss (95 Flle, ferner in der Umgebung von Angoulme[99] (98 Flle). In der Normandie kommt Lungentuberkulose hufig vor. In Paris werden die Bordellinsassinnen seit 1.10.40 regelmssig klinisch, rntgenologisch und bakteriologisch auf Tbc. untersucht. Die Suglingssterblichkeit ist im allgemeinen gross (90vT gegenber 50vT in Deutschland, s. Tabelle in der Anlage[100]). Bezglich Geschlechtskrankheittritt in den Departements in der Umgebung von Paris zur Zeit die Prostitution stark in Erscheinung, da Dirnen der freien Prostitution aus Paris abwandern. Die Untersuchung der franzsischen Bordellmdchen durch die franzsischen rzte lsst immer noch zu wnschen brig. b) Die Wasser- und Abwasserhygienegibt fast allenthalben noch zu Beanstandungen Anlass. Hausabflle gelangen hufig trotz vorhandener Kanalisation in die Strassenrinnen. c) Die Meldungen ber ansteckende Krankheiten laufen jetzt genauer und pnktlicher ein. Hier ist fraglos schon die neue franzsische Organisation sprbar. Es wirkt sich auch mehr und mehr die Zusammenarbeit des franzsischen Gesundheitsdienstes mit den deutschen Sanittsdienststellen aus.

7. Das franzsische Veterinrwesen. Die tierrztliche Versorgung hat sich durch Beurlaubung kriegsgefangener Tierrzte weiterhin gebessert. Die Veterinrverwaltung ist neu organisiert worden. Mangelhaft ist - nach deutschem Begriff - die Fleischbeschau. Fr die Verpflegung deutscher Wehrmachtsangehriger drfte nur aus Schlachtungen der Schlchtereizge Fleisch bezogen werden.

Stand der Tierseuchen im besetzten Gebiet:

1.)

Tollwut

Dep[ar]t. [ement] Dep[ar]t. [ement]

Tier (Hund)

2.)

Rauschbrand

13

Tiere

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3.)

Rude Schafrude

11

Dep[ar]t. [ement] Dep[ar]t. [ement] Dep[ar]t. [ement] Dep[ar]t. [ement] Dep[ar]t. [ement]

59

Tiere

4.)

Schafherden

5.)

Aphtenseuche (M.K.S.)

43

4212

Gemeinden

6.)

Malleuse (Rotz)

42

Pferde

7.)

Milzbrand

1 2

Pferd Rinder Schweine

8.)

Rotlauf

11

Dep[ar]t. [ement] Dep[ar]t. [ement] Dep[ar]t. [ement]

73

9.)

Schweinepest

Schweine

10.)

ansteckende Blutarmut der Einhufer

11

148

Pferde

Neuorganisation der Veterinrverwaltung Der Chef des Veterinrwesens[101] 3 Generalinspektoren Departements Tierrzte Im brigen wird auf die Veterinrverwaltung im nchsten Lagebericht nher eingegangen werden.

8. Das franzsische Justizwesen. I. Die franzsische Gesetzgebung. hat bisher auf dem Gebiet des Justizwesens nur in einem Falle zur Erhebung eines Einspruchs gefhrt. Es handelte sich um die Einrichtung eines obersten franzsischen Kriegsgerichts, das Angriffe auf "die Einheit und Sicherheit des Vaterlandes" abwehren soll[102]. Da dieses Gericht im unbesetzten Gebiet tagen wird, ist zu befrchten, dass ein Teil der franz. Gerichtsbarkeit vom besetzten Gebiet in das unbesetzte abwandert und damit der notwendigen Beobachtung durch die Militrverwaltung entzogen wird. Im brigen wird geprft, ob die Vorlage von Gesetzentwrfen in minderwichtigen Sachen unterbleiben
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kann. Der franz. Justizminister hat angefragt, ob auf die Mitteilung solcher Entw rfe, die Verwaltungsanordnungen von geringfgiger Bedeutung (z.B. Einrichtung oder Zusammenlegung von Spruchkammern an Gerichten) oder Vernderungen in bestimmten untergeordneten Beamtenkategorien enthalten, verzichtet werden kann. Die Frage ist noch offen, wird aber voraussichtlich positiv entschieden werden.

II. Deutsche Vorbeugungs- und Strafmassnahmen gegenber der Bevlkerung bei Sabotageakten. Der allgemeine Erlass vom 12.9.40[103], der dem Lagebericht vom Monat September beigefgt war, hat klrend gewirkt. Verschiedentlich wurden franzsische Gendarmeriebeamte als Geiseln inhaftiert. Da die Aufklrung von Sabotageakten hierdurch erschwert wird, ist allgemein angeordnet worden, dass von einer Festnahme franzsischer Strafverfolgungsbeamter zu Vorbeugungszwecken grundstzlich abzusehen ist.

III. Regelung der Zivilgefangenenfrage. Antrge auf Entlassung aus Lagern des unbesetzten Gebiets werden nunmehr ausschliesslich von der deutschen Waffenstillstands-Kommission bearbeitet. Es hat sich gerade in diesem Punkte strend bemerkbar gemacht, dass die Militrverwaltung in Angelegenheiten des unbesetzten Gebietes, deren sie sich whrend der ersten Wochen aus praktischen Grnden angenommen hat, von der WaffenstillstandsKommission nur mangelhaft unterrichtet wurde und dadurch in die Lage geriet, sich von der franzsischen Regierung ber ergangene Anordnungen der Waffenstillstands-Kommission belehren lassen zu mssen. Bezglich der Nichtdeutschen, die sich wegen Straftaten zugunsten Deutschlands, Italiens und NationalSpaniens in Haft befinden, und der Defaitisten sind die Verhandlungen mit dem Auswrtigen Amt noch im Gange. Soweitim Einzelfalle beschleunigte Entlassungen angebracht erscheinen, werden sie schon jetzt verfgt. IV. Entschdigung deutscher Staatsangehriger. Die Regelung, die fr die Rckgabe der ehemals beschlagnahmten deutschen Vermgen in Aussicht genommen ist, erfhrt durch die notwendige Beteiligung von Dienststellen des Reiches eine kaum tragbare Verzgerung[104]. An den bereits bekannten Richtlinien wird sich nichts ndern. Es ist beabsichtigt, einen besonderen Beauftragten des Militrbefehlshabers in Frankreich einzusetzen, dem auch die Betreuung des im unbesetzten Gebiet sequestrierten deutschen Vermgens obliegen soll. Die Ersatzleistung fr Sachschden, welche deutsche Staatsangehrige infolge unmittelbarer Kriegsereignisse erlitten haben, wird auf eine Verordnung abgestimmt werden, die der Reichsinnenminister[105] fr seinen Bereich entworfen hat[106]. Es wird daran gedacht, dass Verfahren im zweiten und dritten Rechtszug auf Behrden des Reiches zu bertragen. Die Feldkommandanten sollen hnlich wie bei Personenschden zu Vorschssen ermchtigt werden.

V. Anordnungen strafprozessualen Inhalts.

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Die unausbleibliche Vermehrung der Strafvorschriften, besonders auf dem Gebiete des Wirtschaftsstrafrechts, macht eine Entlastung der Wehrmachtsgerichte unvermeidlich. Ein Teil der Strafsachen wird ihnen bereits vom Kreiskommandanten durch entschlossene Ausbung der ihm verliehenen Strafgewalt abgenommen werden knnen. Es bedarf aber auch der Mglichkeit, die Verfolgung von Zuwiderhandlungen gegen die VO'en[107] des Militrbefehlshabers[108] den franzsischen Gerichten abzugeben. In Anbetracht der dabei auftretenden vlkerrechtlichen Fragen ist eine Entscheidung ber den hierbei einzuschlagenden Weg noch nicht gefallen. VI. Die franzsische Rechtspflege. Die Beschrnkungen des Verkehrs ber die Demarkationslinie machen sich auf dem Gebiet der Rechtspflege besonders einschneidend bemerkbar. Ein Teil der obersten, fr beide Zonen zustndigen Gerichte befindet sich im unbesetzten, ein anderer im besetzten Gebiet. Infolge der Behinderung des Parteien-, Anwalts- und Aktenverkehrs ist die hchstrichterliche Rechtsprechung in vielen Fllen zum Stillstand gekommen. Aber auch die unteren Gerichte sind hufig nicht in der Lage, die notwendigen Zeugen zu vernehmen oder die einschlgigen Akten beizuziehen. Der franzsische Justizminister hat in einer mndlichen Vorsprache um Erleichterungen gebeten. Inwieweit diese gewhrt werden knnen, hngt von dem Stand der Verhandlungen ab, die vor der Waffenstillstands-Kommission ber diesen Punkt im Gange sind.

9. Propaganda. Fr die franzsische Presse wird ein Wirtschaftsdienst eingerichtet, indem die Abt.[eilung] Wirtschaft des Verwaltungsstabes laufend wirtschaftliche Kurznachrichten an die Presse liefert. Das Auswrtige Amt hat laufend um Material ber den deutschen Wiederaufbau in Frankreich zwecks Verwertung in der Auslandspresse gebeten. Einer Zusage Lavals entsprechend werden jetzt Nachrichten hierber auch in das unbesetzte Gebiet gebracht werden.

10. Die franzsischen Verkehrsverhltnisse. Die Eisenbahn leidet immer noch unter Wagenmangel. Deshalb ist die Entlastung durch den Schiffsverkehr auf den wiederinstandgesetzten Kanlen (insbesondere fr Kohlentransporte aus dem Liller Becken) besonders wertvoll. Der Bestand an Kraftfahrzeugenist gegenber dem Friedenstande um 50% gesunken. Aus der Neuproduktion konnten 800 Lkw und 300 landwirtschaftliche Traktoren der franzsischen Wirtschaft zugefhrt werden. Der nachfolgende Vergleich der Fahrzeugdrosselung in Berlin und Paris ergibt, dass eine weitere starke Reduzierung der Fahrzeugzahl nicht mglich ist.

Berlin
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Paris
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Bestand im Frieden PKW LKW 120 000 40 000

jetziger Bestand 19 000 30 000

Bestand im Frieden 250 000 100 000

jetziger Bestand 9-10 000 40 000

Im brigen wird auf die Entwicklung der Verkehrsverhltnisse, insbesondere in Paris, im nchsten Lagebericht nher eingegangen werden.

11. Strassenbau in Frankreich. a) Einmischung von Truppenteilen. Die Gruppe Wegebau muss nach wie vor noch vielfach zwischen Truppenteilen und der franzoesischen Strassenbauverwaltung vermitteln, da Truppenteile immer wieder an die franzoesische Strassenbauverwaltung Befehle geben. Auch wird hierdurch die franzoesische Bauverwaltung an der Durchfuehrung der ihr uebertragenen Aufgaben gehindert.

b) Beschilderung. Die Unterhaltung der von hier aus durchgefuehrten Beschilderung an den militaerisch wichtigen Durchgangsstrassen wurde der franzoesischen Strassenbauverwaltung uebertragen. Diese teilt mit, dass sie sich die Rueckfuehrung der diesbezueglichen Kosten vorbehaelt. Sie begruendet diese Einstellung damit, dass die infragekommenden Arbeiten nur zum Nutzen der deutschen Wehrmacht ausgefuehrt wuerden. Die Rechtsmaessigkeit dieser franzoesischen Auffassung wird noch geprueft.

c) Einsatz der "Organisation Todt"[109] und deutscher Firmen. In der sogenannten gruenen Zone[110] wurden zur Beseitigung der dort zahlreichen Schaeden die "Organisation Todt" und deutsche Unternehmer eingesetzt. Es sind zahlreiche Bruecken hochwassersicher umzubauen. Die Organisation Todt ist allein mit der Raeumung der Kanaele beauftragt und baut die ueber diese Kanaele fuehrenden Strassenbruecken im Benehmen mit der Gruppe Wegebau. Die deutschen Baufirmen sind im Strassenbau eingesetzt.

d) Einsatz von Baugeraeten. Auf Wunsch des Generalbevollmaechtigten fuer die Regelung der Bauwirtschaft, Reichsminister Dr. Todt, hat die Militaerverwaltung den Einsatz von Baugeraeten, Baumaschinen und Baustoffen zu lenken und mit der Erzeugung in Einklang zu bringen. Ausserdem ist die Erfassung aller Baumaschinen und Baugeraete eingeleitet, um sie dem deutschen Interesse nutzbar zu machen und wilde Spekulationen zu verhindern.

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12. Die franzsische Post. 1.) Postverkehr zwischen dem besetzten und dem unbesetzten Gebiet. Zur Frderung des Waren- und Gteraustausches werden seit Mitte Oktober in beiden Richtungen tglich je 500 Auftrags- und Besttigungskarten nach vorgedrucktem Muster zugelassen, die es den Wirtschaftsunternehmen ermglichen, Waren in dem anderen Gebiet zu bestellen, bezw. die Bestellungen entgegenzunehmen und die Zahlungs- und Versandbedingungen mitzuteilen. Nachdem die Briefprfstelle in Paris von 20 Mann verstrkt worden ist, drfen den 1000 Sendungen von Behrden und wichtiger Wirtschaftspost nunmehr auch Anlagen (Rechnungen, Abschriften, Akten) beigefgt werden, die mit dem Inhalt der Schreiben in unmittelbarem Zusammenhang stehen. Der Postverkehr mit den Familien-Nachrichtenkarten hat inzwischen einen erheblichen Umfang angenommen[111]. Seit der Einfhrung Anfang Oktober bis zum 15. Oktober wurden durch die franzsische Postverwaltung verkauft: im besetzten Gebiet Frankreichs rund 4 730 000 FamilienNachrichtenkarten(davon rund 2 000 000 Stck in Paris), im unbesetzten Gebiet Frankreichs rund 6 000 000 Familien-Nachrichtenkarten. Die Aufnahme eines allgemeinen Postverkehrs zwischen dem besetzten und dem unbesetzten GebietFrankreichs ist im Laufe des Monats November zu erwarten. Anfang Oktober wurden dem OKH/GenQu[112] entsprechende Vorschlge unterbreitet, die Aufnahme in einen Entwurf ber den Post-Waren und Personenverkehr fanden, der der Waffenstillstandskommission in Wiesbaden zur Stellungnahme unterbreitet worden ist[113].

2.) Postverkehr zwischen dem besetzten Gebiet Frankreichs und Deutschland. Um den in Deutschland beschftigten franzsischen Bergarbeitern einen Briefverkehr mit ihren Angehrigen zu ermglichen, wurde Anfang Oktober der sogenannte Bergarbeiter-Postverkehr zugelassen. Von den Bergarbeitern und ihren Angehrigen drfen in unbeschrnkter Zahl nach den Auslandsgebhrenstzen freigemachte Briefe und Postkarten versandt werden. Der allgemeine Postverkehr zwischen Deutschland und dem besetzten Frankreich wird in Krze aufgenommen. Das OKH hat am 22.10. in einer Bekanntmachung[114] bestimmt, dass der Postverkehr von Deutschland nach dem besetzten Gebiet Frankreichs in der gleichen Weise zugelassen ist, wie er bisher mit dem nichtfeindlichen Ausland gestattet war. Das OKH/GenQU arbeitet z.Zt. an einer Verordnung, die den Postverkehr vom besetzten Frankreich nach Deutschland regelt[115].

3.) Beurlaubung der kriegsgefangenen Beamten der PTT-Verwaltung. Entsprechned [sic!] eines Befehls des OKH an die Kriegsgefangenenlager in Deutschland und im besetzten Frankreich[116] ist der grsste Teil der kriegsgefangenen PTT[117][-]Beamten bereits beurlaubt, sodass der Personalbestand der Ptt[sic!]-Verwaltung nunmehr zur Durchfhrung des zugelassenen Postverkehrs im allgemeinen ausreicht. Schwierig gestaltet sich indessen der Postverkehr nrdlich der Nordostlinie, da es die Abwehrleitstelle Frankreich bisher abgelehnt hat, Postbeamte ber die Nordostlinie zu lassen.

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C. Flchtlingswesen. Wie bereits in dem Bericht des Flchtlingsbeauftragten[118] vom 16. Oktober d[iese]s.J[ahre]s. zum Ausdruck gebracht, kann die Rckfhrung der Evakuierten und Flchtlinge mit Ablauf des Berichtsmonats im allgemeinen als abgeschlossen angesehen werden, sodass ab 1. November den Flchtlingen - abgesehen von den Elsssern und Lothringern - beim Passieren der Demarkationslinie und der Nordostlinie keine Vergnstigungen mehr zuteil werden. Damit erhlt die Demarkations- und die Nordost-Linie eine erhhte Bedeutung. Wenn die Gesamtzahl der noch nicht in das N.O. Sperrgebiet zurckgekehrten Personen von den Bezirkschefs und der franzsischen Regierung richtig errechnet ist, dann handelt es sich um ungefhr eine halbe Million Menschen. Am 28.10. fuhr einem Wunsch der slowakischen Regierung entsprechend der erste Zug mit slowakischen Rckwanderern von Paris nach Pressburg. Ferner sind etwa 3000 Italienernach Italien auf Wunsch der italienischen Regierung zurckbefrdert. Zur Betreuung der Volksdeutschen in Frankreich wurde dem Chef des Militrverwaltungsbezirkes Paris eine Beratungsstelle fr Volksdeutsche angegliedert. Im brigen wird auf den Bericht des Flchtlingsbeauftragten vom 16.10. d[iese]s.J[ahre]s. Bezug genommen.

D. Das Deutsche Rote Kreuz. 1. Die Fluechtlingsbetreuung wurde in der bekannten Art fortgesetzt. Das Lager Savigny[119] ist durch die Feldkommandantur Versailles im Monat Oktober aufgeloest worden, da der Transport der Elsaesser und Lothringer jetzt direkt ab Bahnhof Paris bewaeltigt werden kann.

2. Die Einrichtung von Soldatenheimen konnte wesentlich verbessert werden. Es hat sich in der Berichtzeit eine bedeutend staerkere Insanspurchnahme [sic!] durch die Wehrmacht ergeben als im Vormonat. Dies gilt in gleicher Weise fuer Paris wie auch fuer die Soldatenheime im uebrigen besetzten Frankreich, ein erfreuliches Zeichen dafuer, wie notwendig diese Betreuungsarbeit ist und wie dankbar sie von den deutschen Soldaten anerkannt wird.

Es bestehen z.Zt.: a) b) c) in Betrieb befindliche[,] fertig eingerichtete Heime im Aufbau befindliche, kurz vor Eroeffnung stehende Heime in Planung befindliche Heime ca[.] 47 47 50

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3. Mit dem Beauftragten des DRK fuer Belgien[120], dem Belgischen Roten Kreuz und dem DRK-Beauftragten fuer Elsass und Lothringen[121] konnte die Zusammenarbeit in allen RK-Angelegenheiten weiter vertieft werden.

4. Die Nachforschungen nach Kriegsgefangenen und Vermissten sowie die Nachrichtenuebermittlungen an Kriegsgefangene und Wanderarbeiter haben einen sehr grossen Umfang eingenommen. So wurden im Monat Oktober bearbeitet: rund 5 000 Nachrichtenuebermittlungen zwischen franzoesischen Kriegsgefangenen und deren Angehoerigen im besetzten Frankreich. rund 1 000 Nachforschungen nach Vermissten aller Nationalitaeten im besetzten und unbesetzten Frankreich. rund 800 Ermittlungen nach franzoesischen Kriegsgefangenen. rund 800 Gesuche um Freilassung franzoesischer Kriegsgefangener wurden an die zustaendigen Wehrmachtsdienststellen weitergeleitet. Einige 100 Nachrichtenuebermittlungen an von deutschen Arbeitsaemtern in Frankreich angeworbene und in deutschen Betrieben (meist Ruestungsbetrieben) eingestellte Wanderarbeiter. (Die Nachrichtenuebermittlung zwischen diesen von ihren Familien getrennt lebenden Arbeitern und ihren Familien war anfaenglich nicht in Fluss gekommen, sodass die Arbeiter in Deutschland, beunruhigt ueber das Schicksal ihrer Angehoerigen, den Arbeitsfrieden ihrer Betriebe zu gefaehrden begannen. Deshalb uebermittelte auf Wunsch der Betriebsfuehrung das DRK durch Kurierpost schnellstens die Benachrichtigungen.) An Kriegsgefangenenpost, die eigentlich nur durch die franzoesischen Postaemter haette abgefertigt werden sollen, wurden rund 120 000 Brief- bzw. Kartensendungen durch das DRK bearbeitet.

5. Die Moeglichkeit, Pakete an franzoesische Kriegsgefangene in Deutschland zu senden, ist durch Befehl des OKW in die Wege geleitet[122]. Wie sehr diese Regelung notwendig war und von der franzoesischen Bevoelkerung begruesst wird, ergibt sich daraus, dass allein in der ersten Woche nach Bekanntgabe dieser Neuregelung, und nur in Paris, 14 500 Pakete zu je 5 kg und 150 000 Pakete zu je 1 kg verschickt worden sind.

6. Eine Liebesgabensendung vom Englischen Roten Kreuz fuer verwundete Englaender im besetzten Frankreich lagert in Genf.

7. Die Weissrussenhilfe[123], die im September und Oktober angelaufen war, kann mit Ablauf des Berichtsmonats abgestoppt werden, da inzwischen eine Gleichstellung mit der franzoesischen Zivilbevoelkerung erreicht werden konnte.

8. Hilfssendungen vom Schweizer und Amerikanischen RK, bestehend aus Kondensmilch, Trockenmilch, Kaese und Schokolade usw. sowie Sanitaetsmaterial und chirugischen [sic!] Instrumenten wurden

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entsprechend den mitgeteilten Bestimmungen an die Zivilbevoelkerung und die Spitaeler verteilt. Insgesamt 56 Waggons[124].

9. Der Hilfszug "Bayern"[125] ist dem Militaerbefehlshaber Frankreich zur Verfuegung gestellt worden und wird von diesem nur im Einvernehmen mit dem Beauftragten des DRK in Frankreich[126] eingesetzt werden. Da zur Zeit eine Notwendigkeit hierzu nicht besteht, bleibt er bis auf weiteres in Reserve.

10. Die Nachrichtenhelferinnen stellen ausschliesslich DRK-Kraefte (Helferinnen) dar, und werden demnaechst im Einvernehmen mit dem OKH vom DRK betreut werden[127].

11. Der DRK-Einsatz fuer die Marine baute sich weiter aus.

12. Eine wesentliche Erweiterung des Aufgabenbereiches des DRK in Frankreich ist durch die Einschaltung im unbesetzten Gebiet entstanden. Im Einvernehmen mit dem Beauftragten fuer das Fluechtlingswesen wurden dort sieben DRK-Fuehrer eingesetzt und den Kontrollkommissionen der Waffenstillstandskommission zugeteilt. Ihre Aufgabe besteht darin, volksdeutsche Fluechtlinge im unbesetzten Gebiet zu ermitteln und zurueckzufuehren, ferner nach vermissten Reichs- und Volksdeutschen und nach Vermissten der Buendnis- und Schutzstaaten sowie auch neutraler Staaten zu forschen.

13. Zusammen mit dem Schweizer Vertreter des Internationalen Roten Kreuzes, Dr. Junod[ 1 2 8 ] aus Genf, wurde am 22.10. das Englaender-Interniertenlager in St. Denis besucht. Herr Dr. Junod unterrichtete sich eingehend ueber die Unterbringung und Versorgung der Internierten. Dabei betonte er in Gespraechen mit den Internierten immer wieder, dass die deutschen Internierten in England nicht in gleicher Weise zuvorkommend behandelt werden, wie die von Deutschland internierten Englaender. Schon dadurch, dass England die internierten deutschen Maenner nach Kanada gebracht und auch Frauen und Kinder interniert habe, sei eine wesentliche Benachteiligung der deutschen Internierten gegenueber den Englaendern gegeben. Herr Dr. Junod konnt sich davon ueberzeugen, dass alles getan ist und getan wird, um das Interniertenlager genau entsprechend den Genfer Bestimmungen zu gestalten. Er war mit der Unterbringung und Behandlung der Internierten sehr zufrieden und konnte nach einer Aussprache, die nur zwischen ihm und den Englaendern stattfand, dem stellvertretenden Lagerkommandanten und auch dem Beauftragten des DRK in Frankreich den Dank der Englaender uebermitteln fuer die Fuersorge, die ihnen von beiden Seiten zuteil wird. Herr Dr. Junod wird versuchen, in London eine gleiche Behandlung fuer die deutschen Internierten zu erreichen.

E. Zusammenfassung.

A. Organisatorisches.
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Mangel an mittleren und gehobenen Beamten sowie an Schreibkrften bei den Feldkommandanturen besteht noch. Ttigkeitsabgrenzung bezglich Militrverwaltung und Truppe sowie bezglich Kommando- und Verwaltungsstab jetzt durch OKH-Befehle klargestellt.

B. Die franzsische Verwaltung. 1. Allgemeine und innere Verwaltung. Allgemeines. a) Politische Lage: Besprechung Hitler-Petain finden grsstes Interesse. Neue Friedenshoffnungen des Volkes. Stimmung sonst weiterhin nicht deutschfreundlich. Bekmpfung der Gerchte und Verhinderung von Sabotageakten. Bezglich der Entwicklung der einzelnen politischen Bewegungen siehe Haupttext. Anlass zur Besorgnis ist vorlufig nicht gegeben. b) Strukturnderung der franz. Verwaltung. Die Zentralverwaltung liegt jetzt in den Hnden des Staatschefs. In den Departements sind die Funktionen des Generalrats auf den Prfekten bertragen worden, dem eine Verwaltungskommission beratend zur Seite steht. Der Arrondissementsrat hat seine Funktionen an den Unterpr fekten abtreten mssen. In der Gemeinde ist das Fhrerprinzip noch nicht durchgefhrt. Die Reform trgt offensichtlich stark formalen Charakter und ist nicht der Ausdruck eines neuen Lebensprinzips. Das Echo im Volk ist gering.

c) Zusammenarbeit mit den franz. Behrden weiterhin im allgemeinen gut.

2. Polizei. Gendarmerie noch nicht weiter stark genug. Auch oft durch deutsche Truppen beansprucht. Bewaffnung ausreichend. Feuerlschpolizei in den kleineren Gemeinden noch mangelhaft, in den grsseren Gemeinden ausreichend. - Allein in Paris sind rund 1000 englische Staatsangehrige gemeldet worden. Judenerfassung gleichfalls noch im Gange. In Paris allein 150 000. Absperrung der Demarkationslinie gegen Juden mangelhaft. - Einheitliche Verkehrsordnung fr das besetzte Gebiet ist in Vorbereitung.

3. Kommunalverwaltung. Zusammenarbeit mit den franz. Gemeindeverwaltungen - von Ausnahmen abgesehen - weiterhin gut. Finanzlage von Paris kritisch, wenn nicht der franz. Staat hilft. 1,2 Milliarden Deffizit [sic!]! Nheres siehe Haupttext.

4. Schule und Kultur.

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a) Schule: Schulen im allgemeinen wieder in Betrieb. Ein weiteres Schulbcherverbot wird vorbereitet. b) Hochschulen im allgemeinen wieder in Betrieb. Entfernung deutschfeindlicher Krfte wird vorbereitet. c) Bibliothekschutz. Aufgabe: Rckfhrung geflchteter Bestnde und Ermittlung der von Deutschland zu beanspruchenden Handschriften und Druckwerke. Arbeit ist im Gange. d) Kunstschutz. Vereinbarung mit Einsatzstab Rosenberg ber Erfassung des jdischen Kunstbesitzes. Feierliche Erffnung des Louvre-Museums. 900 Handschriften und Druckwerke sind als nach Deutschland gehrig bereits festgestellt. e) Archivschutz. Smtliche Staatsarchive - ausgenommen die zwei zerstrten und die zwei stark beschdigten - sind wieder im Gange. Rckfhrung der geflchteten Archive wurde fortgefhrt. Ungeklrt ist noch die Rckfhrung der ins unbesetzte Gebiet verbrachten Archivalien. 75vH. des Kartenbestandes des Kriegsministeriums - Abteilung Deutschland - wurde als Raubgut festgestellt. Die rckgefhrten Archive beweisen, dass Frankreich Kunstwerke im Werte von vielen Millionen im Laufe der Zeit, insbesondere in der napoleonischen Zeit, aus Deutschland nach Frankreich verbracht hat.

5. Die franzsische Finanzverwaltung. Steuerapparat funktioniert wieder. Der Ablauf fr Steuerfristen ist durch besonderes Gesetz gehemmt worden. Die Alkoholsteuer wurde neu geregelt. - Das Staatsbudget weist einen Fehlbetrag von 150 Milliarden Fr[an]cs. aus. Der wahrscheinliche Fehlbetrag ist jedoch rund 260 Milliarden. Die Frage der Deckung ist noch offen. - Der franz. Zollgrenzschutz ist durch deutschen Zollgrenzschutz ersetzt und wird zurckgezogen.

6. Gesundheitswesen. Neuorganisation siehe Haupttext. Die rztliche Versorgung ist jetzt wieder ausreichend sichergestellt. Benzinmangel nachteirig [sic!]. Mangel an Zahnrzten. Seuchenstand siehe Haupttext. 7. Veterinrwesen. Weitere Besserung der tierrztlichen Versorgung durch Beurlaubung kriegsgefangener Tierrzte. Schilderung der Organisation der franz. Veterinrverwaltung. Nheres siehe Haupttext. - Bezglich Seuchen haben Meldedienst und Statistik sich gebessert[.] Tierseuchenstand siehe Haupttext. -

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Fleischbeschau nach deutschen Begriffen mangelhaft. Fleisch fr die deutsche Wehrmacht drfte nur aus Schlachtungen der Schlchtereizge bezogen werden.

8. Justizwesen. Nur gegen einenGesetzentwurf ist bisher Einspruch eingelegt worden. (Einfhrung eines Obersten Franzsischen Kriegsgerichts im unbesetzten Gebiet). Festnahme franzsischer Strafverfolgungsbeamter als Geiseln ist verboten worden. - Ueber die geplanten Massnahmen zur Entschdigung deutscher Staatsangehriger, deren Vermgen beschlagnahmt worden ist siehe Haupttext. Beschrnkungen des Verkehrs ber die Demarkationslinie wirken sich auch fr die Rechtsprechung sehr nachteilig aus.

9. Propaganda. Fr die franzsische Presse wird ein Wirtschaftsdienst eingerichtet, indem [sic!] die Abteilung Wirtschaft des Verwaltungsstabes laufend wirtschaftliche Kurznachrichten an die Presse liefert. Das auswrtige Amt hat laufend um Material ber den deutschen Wiederaufbau in Frankreich zwecks Verwertung in der Auslandspresse gebeten. Einer Zusage Lavals entsprechend werden jetzt Nachrichten hierber auch in das unbesetzte Gebiet gebracht werden. 10. Verkehrsverhltnisse. Eisenbahn leidet noch immer unter Wagenmangel. Daher wertvolle Entlastung durch Schiffahrtsverkehr auf den instandgesetzten Kanlen. Bestand der Kraftfahrzeuge gegenber dem Friedensstand ist im 50vH. herabgegangen. Aus der Neuproduktion konnten 800 LKW und 300 landwirtschaftliche Traktoren der franz. Wirtschaft zugefhrt werden. Weitere starke Reduzierung in Paris nicht mglich. Vergleich:

Berlin Bestand im Frieden PKW LKW 120 000 40 000 jetziger Bestand 19 000 30 000

Paris Bestand im Frieden 250 000 100 000 jetziger Bestand 9-10 000 40 000

Verkehrsverhltnisse in Paris siehe im brigen Haupttext.

11. Strassenbau. Schwierigkeiten bestehen wegen Nachprfung der Strassenbauprojekte, Anforderungen durch Bezirkschefs ist veranlasst. - Unterhaltung der deutschen Beschilderung ist den Franzosen aufgegeben. Kostenpflicht zweifelhaft. - Organisation Todt setzt Kanle und Brcken instand, deutsche

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Unternehmer sind im Strassenbau eingesetzt.

12. Post. Zwischen dem besetzten und unbesetzten Gebiet werden je 500 Auftrags- und Besttigungskarten tglich zugelassen. Ausser den 1000 Postsendungen tglich (vergl. Lagebericht September[129]) sind jetzt auch Anlagen zugelassen. Bis 15. Oktober sind 4 730 000 Familien-Nachrichtenkarten abgegeben worden. Aufnahme des allg.[emeinen] Postverkehrs steht bevor. Zwischen dem besetzten Gebiet und Deutschland ist ein besonderer Bergarbeiter-Postverkehr zugelassen worden. Der allgemeine Postverkehr wird demnchst eingefhrt. Der grsste Teil der kriegsgefangenen Postbeamten ist beurlaubt, sodass ihre Zahl jetzt ausreicht.

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Anlage 1 [zu Teil I] Paris, den 27. September 1940 Der Oberbefehlshaber des Heeres Der Chef der Miliaerverwaltung in Frankreich Verwaltungsstab Abteilung Verwaltung

Az. V. 009 An die Gruppenleiter und Referenten der Abteilung Verwaltung d.[es] Verw.[altungs]Stabes des Chefs der Militaerverwaltung in Frankreich

Betreff: Die Erforschung und Auswertung der franzoesischen Verhaeltnisse zum Nutzen des Reiches.

Der Deutschen Militaerverwaltung in Frankreich ist die Aufgabe gestellt, die landeseigenen Verwaltungszweige im besetzten Gebiet zu beaufsichtigen und zu lenken sowie erforderlichenfalls einzelne im deutschen Interesse dringend notwendige Verwaltungsmassnahmen selbst durchzufuehren. An der Erfuellung dieser Aufgabe nach bestem Koennen mitzuarbeiten, ist die erste Pflicht der zur Militaerverwaltung in Frankreich kommandierten Beamten aller deutschen Verwaltungszweige. Es liegt jedoch im Interesse des Reiches, dass die zur Militaerverwaltung in Frankreich kommandierten Beamten den Zweck ihrer Taetigkeit nicht nur in der Ausuebung bestimmter Fachfunktionen in der Militaerverwaltung erblicken. Jeder Beamte ist vielmehr zugleich Auge und Ohr seines Verwaltungszweiges und soll in dem fremden Land, in dem er zurzeit taetig sein darf, Erfahrungen und Eindruecke sammeln, die einmal zum Nutzen des Reiches verwertet werden sollen. Wenn immer wieder mit Recht bedauert wird, dass dem deutschen Beamtennachwuchs - im Gegensatz zu dem der grossen Kolonialreiche - bisher fast keine Gelegenheit gegeben werden konnte, ausserdeutsche Verhaeltnisse kennenzulernen, so stehen den zur Militaerverwaltung in Frankreich kommandierten Beamten heute Moeglichkeiten zur Erforschung und Auswertung der Verhaeltnisse eines fremden Landes zur Verfuegung, wie sie in normalen Zeiten niemals moeglich waeren. Es muss deshalb als die Pflicht eines jeden im besetzten Frankreich taetigen deutschen Beamten angesehen werden, dass er ueberseine [sic!] taegliche Pflichterfuellung in der Militaerverwaltung hinaus die Gelegenheit wahrnimmt, um selbstaendig im Rahmen und mit den Mitteln seines Interessengebietes in

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die franzoesischen Verhaeltnisse einzudringen und sich moeglichst umfassende Sachkenntnisse und Urteilsmoeglichkeiten zu erarbeiten. Da eine gruendliche Erforschung und Auswertung stets nur in Verbindung mit einer konkreten Zielsetzung erfolgt, empfiehlt es sich, dass jeder Beamte, der die Verpflichtung zu diesen [sic!] vertieften Arbeit zum Nutzen des Reiches empfindet, sich selbst das Ziel setzt, ueber ein ihn interessierendes und ihm zugaengliches Sachgebiet durch eigene Forschung und Verarbeitung einen gruendlichen Bericht anzufertigen. Diese Arbeiten sollen einerseits zur Unterrichtung des Chefs der Militaerverwaltung in Frankreich und seiner Staebe und andererseits als Material fuer die zustaendigen Ressorts im Reiche dienen. Es bestehen auch keine Bedenken dagegen, die Arbeiten so zu gestalten, dass ihr Abdruck in einschlaegigen Zeitschriften erfolgen kann. Der unterzeichnete Abteilungsleiter ist gern bereit, alle sich in diesem Zusammenhang ergebenden Fragen mit den Verfassern solcher Arbeiten zu besprechen. Da es den durchweg wissenschaftlich ausgebildeten Beamten auch eine persoenliche Freude bereiten duerfte, hier durch eigene Forschung und Auswertung eine wissenschaftliche Leistung zu erbringen, wird erwartet, dass diese Anregung mit Verstaendnis aufgenommen wird und dass alsbald fruchtbare Planungen und spaeter wertvolle Ergebnisse gemeldet werden.

Im Auftrage gez. Dr. Best.

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Wirtschaftsbericht

ber die Lage


im Bereich des Militrbefehlshabers

in Frankreich

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Teil II

- Wirtschaft -

Inhalt

I. Allgemeines

II. Gewerbliche Wirtschaft 1. Organisation der Rohstoffbewirtschaftung und der gewerblichen Wirtschaft 2. Auftragslenkung 3. Kohlenwirtschaft a) Kohlenbergbau b) Kohlenversorgung 4. Mineraloelwirtschaft 5. Eisenerzbergbau und Eisenwirtschaft a) Eisenerzbergbau b) Eisenwirtschaft 6. Metallwirtschaft a) Bewirtschaftung b) Rohstoffbestand und -abtransport c) Metallerzeugende Industrie d) Metallverarbeitende Industrie 7. Lederwirtschaft 8. Kautschuk, Asbest, Russ a) Rohkautschuk

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b) Kautschukbewirtschaftung c) Asbest d Russ 9. Tabakwirtschaft a) Die Lieferungen nach Deutschland b) Der Warenverkehr zwischen besetztem und unbesetztem Gebiet

III. Ernhrung und Landwirtschaft, 1. Erzeugung a) Erntebergung b) Herbstbestellung c) Betriebsmittelbeschaffung d) Duengemittel e) Saatgut f) Viehwirtschaft 2. Versorgung a) Lebensmittelrationierung und Versorgung der Zivilbevoelkerung b) Versorgung des Besatzungsheeres aus dem franz.[oesischen] Raum

IV. Forst- und Holzwirtschaft 1. Holzeinschlag 2. Holztransport 3. Harzgewinnung

V. Auswaertiger Waren- und Zahlungsverkehr 1. Zwischen dem besetzten und unbesetzten Gebiet 2. Zwischen Frankreich und den uebrigen besetzten Gebieten

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3. Zwischen Frankreich und Deutschland 4. Zwischen Frankreich und dem Ausland

VI. Wirtschaftlicher Transportbedarf 1. Eisenbahn a) Allgemeine Lage b) Wagenumlauf c) Lenkung der Wirtschaftstransporte d) Kohletransporte e) Ernaehrungs- und sonstige Transporte f) Transporte aus Suedfrankreich und Spanien 2. Binnenschiffahrt 3. Seeschiffahrt 4. Kraftfahrwesen

VII. Arbeitseinsatz und Sozialfragen 1. Entwicklung der Arbeitslosigkeit a) Arbeitslosigkeit b) Arbeitermangel 2. Massnahmen zur Bekaempfung der Arbeitslosigkeit a) Allgemeine Massnahmen b) Notstandsarbeiten 3. Anwerbung von Arbeitskraeften nach Deutschland 4. Arbeitsbedingungen

VIII. Bank-, Boersen- und Versicherungswesen 1. Bankwesen

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a) Allgemeine Lage im Bankwesen b) Bank von Frankreich c) Private Banken d) Reichskreditkassen 2. Boersenwesen 3. Versicherungswesen 4. Sonstiges

IX. Preisregelung 1. Preisentwicklung auf dem Agrarsektor 2. Preisentwicklung auf dem gewerblichen Sektor

X. Zusammenfassung

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Anlagen[130]:

Zeitungsausschnitte (soweit vorhanden) 1. L'Oeuvre vom 25. Oktober 1940 betr.[effend] die wichtigen Erklaerungen des Ackerbauministers Achard 2. Le Matin vom 3. Oktober 1940 betr.[effend] Schuld der franz.[oesischen] Polizei an der Preissteigerung 3. Der Sieg vom 5. Oktober 1940 "An die falsche Adresse" betr.[effend] Preissteigerung

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I. Allgemeines

Die Ausschaltung der Juden aus der franzsischen Wirtschaft ist im besetzten Gebiet in Angriff genommen worden. Die nach der auf Seite 8 des Teils I[131] erwhnten Verordnung zu erstattenden Anmeldungen sind bis zum 31. Oktober 1940 an die zustndigen Unterprfekten, in Paris an den Polizeiprfekten, zu richten. Die franzsische Regierung, die durch ein Gesetz (Loi portant statut des juifs) vom 3.10.1940 (Journal officiel Nr. 266 vom 18.10.1940[132]) mit der Ausschaltung der Juden aus dem Staats- und Wehrmachtsdienst sowie aus dem Knstlerleben begonnen hat, hat entsprechende wirtschaftliche Manahmen von sich aus noch nicht ergriffen. Sie hat jedoch auf Veranlassung der Militrverwaltung die Prfekten im besetzten Gebiet angewiesen, die bei den Verwaltungsstellen eingehenden Anmeldungen zu sammeln, in Listen zusammenzustellen und diese Listen in doppelter Ausfertigung sowohl den zustndigen Feldkommandanten als auch dem franzsischen Ministerium fr Produktion und Arbeit einzureichen. Das Ergebnis bringt die notwendigen statistischen Unterlagen, auf Grund deren die weiteren Manahmen ergriffen werden knnen. Die Einfhrung der Anmeldepflicht hat bereits dazu gefhrt, da fast alle betroffenen Unternehmungen sich bemhen, die Juden aus der Verwaltung und aus der Leitung herauszusetzen. Um eine Strung des Wirtschaftslebens zu vermeiden, ist von einer Beschlagnahme oder Schliessung von Geschften abgesehen worden. Statt dessen ist die Einsetzung kommissarischer Verwalter durch die deutsche Militrverwaltung vorgesehen worden. Mit Genehmigung des Militrbefehlshabers knnen diese Verwalter das Unternehmen verussern. Soweit nicht lebenswichtige deutsche Interessen in Frage stehen, werden vor allem franzsische Verwalter eingesetzt. Bisher sind etwa 20 kommissarische Verwalter bei besonders wichtigen Betrieben bestellt worden. Weitere Einsetzungen stehen bevor. Dabei werden zunchst die wirtschaftlich besonders wichtigen und die besonders stark jdischem Einflu unterliegenden Betriebe herangezogen werden. berflssige jdische Betriebe werden liquidiert und ihre Vorrte anderen Firmen zur Verfgung gestellt werden. Wirtschaftlich notwendige Betriebe werden von den kommissarischen Verwaltern arisiert werden, entweder indem man den bisherigen Eigentmer veranlat, das Geschft oder seinen Anteil an einwandfreie Franzosen zu verussern oder indem der Verwalter das Geschft als Ganzes verussert. Um die Tarnung jdischen Einflusses aufzudecken, erstreckt sich die Meldepflicht auch auf solche jdischen Betriebe, die am 23. Mai 1940 und in der Zeit nachher noch jdisch gewesen sind. Um inzwischen erfolgten unzulssigen Verusserungen vorzubeugen, sieht die erwhnte Zweite Verordnung vor, da jedes derartige Geschft vom Militrbefehlshaber fr nichtig erklrt werden kann. Diese Verordnung sieht auch die Mglichkeit vor, da auf Entscheid des Prfekten, der den deutschen Anweisungen zu folgen hat, ein Unternehmen fr jdisch erklrt werden kann, sofern sich aus den Anmeldungen ergibt, da durch Aktien oder hnliche Beteiligungen ein starker jdischer Einfluss besteht oder aus anderen Grnden, auch solchen persnlicher Art, ein solcher zu vermuten ist[133]. Der Umfang dieser im besetzten Gebiet getroffenen Manahmen, an denen die Franzosen selbst in erster Linie interessiert werden, wird die franzsische Regierung voraussichtlich veranlassen, auch im unbesetzten Gebiet alsbald entsprechende Manahmen zu treffen.

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II. Gewerbliche Wirtschaft.

1. Organisation der Rohstoffbewirtschaftung und der gewerblichen Wirtschaft.

In Durchfhrung des bereits im Vorbericht erwhnten franzsischen Gesetzes betreffend die Organisation der Verteilung von Industrieprodukten vom 10.9.1940 (Journal officiel Nr. 230 vom 12.9.1940[134]) sind ausser den schon errichteten Sektionen fr Spinnstoffe, Nichteisenmetelle, Eisen und Stahl und industrielle le und Fette weitere Sektionen fr Chemie, fr Kautschuk, Asbest und Ru sowie fr Leder geschaffen worden oder in Bildung begriffen. Im engen Zusammenhang mit dieser Organisation der Rohstoffbewirtschaftung vollzieht sich gleichzeitig aufgrund des franzsischen Gesetzes betreffend die vorlufige Organisation der Industrieproduktion vom 16.8.1940 (Journal officiel Nr. 205 vom 18.8.1940[135]) der Aufbau der Organisation der gewerblichen Wirtschaft in Frankreich. Hierdurch wird das Ministerium fr Industrieproduktion und Arbeit ermchtigt, fr die verschiedenen Industriezweige sogenannte Comits d'organisation zu bilden. An ihrer Spitze steht in der Regel ein verantwortlicher Direktor. Die Comits gliedern sich im Sinne von Fachgruppen in Beratungskrperschaften (Commissions consultatives), die von einem Prsidenten geleitet werden. Kommissionen sind bereits errichtet oder in der Bildung begriffen fr die Elektrizittswirtschaft[136], fr die Eisen schaffende und Eisen verarbeitende Industrie[137], fr die Automobil- und Fahrradindustrie[138], fr die Textilindustrie[139] und die Lederwirtschaft[140]. Der entsprechende Handel ist hierbei jeweils einbezogen. Die Rohstoffbewirtschaftung, die Aufgabe der Sektionen des Office central du repartition [sic!] des produits industriels ist, wird durch die nach Industriezweigen gegliederten Comits d'organisation insofern erleichtert werden, als sie zur Unterverteilung auf die einzelnen Betriebe herangezogen werden knnen. Um die notwendigen Unterlagen fr die Bewirtschaftung zu erhalten, hat die franzsische Regierung auf Veranlassung des Militrbefehlshabers in Frankreich und in Zusammenarbeit mit den deutschen statistischen Dienststellen eine allgemeine statistische Erhebungin der franzsischen Industrie vorbereitet. Diese wird hinsichtlich der Erfassung der Rohstoffbestnde durch die Sektionen des Office central sowie hinsichtlich der Erfassung der Leistungsfhigkeit, des Auftragsbestandes, der kapitalmssigen Verflechtung des Arbeitereinsatzes usw. durch die Comits d'organisation durchgefhrt werden, wobei durch Abstimmung der Fragebogen eine Doppelbefragung ausgeschaltet wird.

2. Auftragslenkung. Durch Erlasse des Reichsmarschalls sowie des Reichswirtschaftsministers [141] ber die planmssige Ausnutzung der besetzten Gebiete fr die deutsche Kriegswirtschaft ist angeordnet worden, dass zur Entlastung der deutschen Industrie in weitgehendem Mae Auftrge und Unterlieferungen in die besetzten Gebiete verlegt werden. Als Sammelstelle fr die aus Deutschland zu verlagernden Auftrge rstungswirtschaftlicher und anderer Art von einem Betrag von 5000.- RM aufwrts ist die Zentralauftragsstelle Frankreich

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eingerichtet worden, die ihre Ttigkeit am 15. September 1940 aufgenommen hat. Sie untersteht sowohl dem Wehrwirtschafts- und Rstungsstab Frankreich als auch der Wirtschaftsabteilung des Militrbefehlshabers in Frankreich. Die nach Frankreich verlegten deutschen Rstungsauftrge werden bisher auf 500 Mill.[ionen] RM geschtzt. Hinzu kommen noch zivile Auftrge, deren Erfassung durch die Zentralauftragsstelle gegenwrtig eingeleitet ist. Um ber die Ausnutzung der Industrie durch franzsische Auftrge einen berblick zu erhalten und eine entsprechende Auftragssteuerung zu gewhrleisten, hat die franzsische Reigierung auf Veranlassung der deutschen Militrverwaltung beim Produktionsministerium eine Auftragsauskunftstelle geschaffen, die sich erforderlichen Unterlagen sowohl durch den Verwaltungsapparat (Prfekten, Unterprfekten und Brgermeister) als auch durch die in Bildung begriffene Organisation der gewerblichen Wirtschaft verschaffen wird. Diese Unterlagen werden der deutschen Zentralauftragsstelle Frankreich zugeleitet werden. Mit Hilfe dieses Materials sowie auf Grund der Ergebnisse der unter Ziffer.1 erwhnten allgemeinen statistischen Erhebungen sowie auf Grund des rstungswirtschaftlichen Karteimaterials der Rstungs-Dienststellen wird die Zentralauftragsstelle Frankreich[142] in die Lage versetzt werden, eine umfassende Auftragsteuerung durchzufhren.

3. Kohlenwirtschaft a) Kohlenbergbau Fr die Kohlenerzeugung im Bereich des Militrbefehlshabers Frankreich wird grundstzlich eine volle Wiederinbetriebnahme der Gruben und darber hinaus eine weitgehende Frdersteigerung gegenber der Friedensproduktion angestrebt, da Frankreich auf die eigene Kohlenerzeugung angewiesen ist. Die Kohlenfrderung Frankreichs betrug in der Vorkriegszeit r[un]d. 50 Mill.[ionen] to/Jahr. Hiervon entfallen auf das nordfranzsische Kohlenrevier (Nord und Pas de Calais) 30-33 Mill.[ionen] to, auf Lothringen 7 Mill.[ionen] to und auf die brigen Gebiete r[un]d. 10-12 Mill. to. Im Bereich des Militrbefehlshabers Frankreich liegt das grte Kohlenrevier von Blanzy (Bezirk Dijon[143]) mit einer frheren Jahresfrderung von r[un]d. 2,5 Mill.[ionen] to/Jahr und die kleineren Kohlenreviere von Decize (Bezirk Dijon), Epinac (Dijon) und Faymoreau (Bezirk Nantes[144]) sowie ein Braunkohlenvorkommen im Bezirk Bordeaux[145]. Es sind seitens der Militrverwaltung alle Voraussetzungen geschaffen worden, um die Gruben nach der Besatzung durch die deutschen Truppen wieder in Gang zu setzen und auf volle Frderung zu bringen. Da smtliche Gruben von den militrischen Ereignissen nicht betroffen sind, kam es in erster Linie darauf an, die Bergleute an ihre Arbeitspltze zurckzufhren und die Belieferung der Gruben mit Sprengstoffen, Grubenholz und sonstigen Roh- und Hilfsstoffen sicherzustellen. Die Frderung dieser Gruben hat im Monat September bereits wieder 219 400 to Steinkohle und 40 000 to Braunkohle = r[un]d. 260 000 to erreicht, was einer Jahresfrderung von 3,12 Mill.[ionen] to entspricht. Damit ist die Friedensfrderung in etwa wieder erreicht; eine weitere Steigerung ist nur in geringem Ausmae mglich. Ebenso ist mit der Grubenverwaltung im franzsischen Produktionsministerium festgelegt worden, da die Kohlenfrderung im unbesetzten Gebiet im Interesse einer strkeren Heranziehung fr die Versorgung des besetzten Gebietes voll in Betrieb gesetzt und wesentlich gesteigert wird. Die Leistungsfhigkeit dieser Gruben war in den vergangenen Jahren mit Rcksicht auf ihre geringe Lebensdauer nicht voll ausgenutzt, so da eine Steigerung ber die Friedensfrderung hinaus
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mglich und bereits durchgefhrt ist. Die durchschnittliche Monatsfrderung des Jahres 1938 betrug r[un]d. 800 000 to. Bereits im August wurde eine Frderung von 1 Mill.[ionen] to erreicht; im September betrug die Frderung 981 891 to Steinkohle und 106 300 to Braunkohle - insgesamt 1 088 191 to. Der Plan fr Oktober sieht eine weitere Steigerung auf 1,2 Mill. to im Monat vor, was gegenber 1938 eine Frdersteigerung von etwa 50 % sein wrde. Mit dieser Frderziffer ist die volle Leistungsfhigkeit der Gruben erreicht. Die Frderzahlen im Monat September fr das besetzte und unbesetzte Gebiet sind in der folgenden Tabelle zusammengestellt:

Kohlenfrderung im Monat September 1940. ______________________________ Mineralogische Bezirke Produktion netto Steinkohle I. Besetztes Gebiet: Dijon Nancy Nantes Bordeaux Besetztes Gebiet gesamt: 206 400 7 000 6 000 -219 400 ---40 000 40 000 Braunkohle

II. Unbesetztes Gebiet: Lyon (Bassin de Saint-Etienne[146] (Bassin des Alpes[147] Als[148] Toulouse[149] Clermont-Ferrand[150] Marseille[151] Unbesetztes Gebiet gesamt: 341 045 50 155 268 782 185 930 134 769 1 210 981 891 --3 500 500 -102 300 106 300

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Insgesamt:

1 201 291 1 347 591

146 300

Vom Reichskohlenkommissar[152] ist festgelegt worden, da fr den Bereich des Militrbefehlshabers Frankreich aus der Produktion der nordfranzsischen Gruben fr den zivilien Bedarf r[un]d. 15 Mill.[ionen] to/Jahr = 1,25 Mill.[ionen] to/Monat zur Verfgung stehen. Aus dem unbesetzten Gebiet sind nach dem Abzug des Zechenselbstverbrauchs r[un]d. 12 Mill.[ionen] to/Jahr = 1 Mill.[ionen] to/Monat zur Verfgung. Hieraus ergibt sich fr das besetzte und unbesetzte Gebiet eine Gesamtmenge von 27 Mill.[ionen] to/Jahr = 2,25 Mill.[ionen] to/Monat = 50 % des frheren Bedarfs. Bei voller Erfllung dieser Mengen knnte der derzeitige gedrosselte Wirtschafts- und Zivilbedarf in etwa befriedigt werden. Der vollen Erfllung dieser Bedarfsmenge sind jedoch durch die Transportschwierigkeiten Grenzen gesetzt. Fr den Monat November sind bei den verantwortlichen Transportstellen fr die Befriedigung des Wirtschaftsbedarfs 1,14 Mill.[ionen] to und f r die Wehrmacht 284 000 to angemeldet worden = insgesamt 142 400 to (Aufteilung vergl.[eiche] S. 10/11[153]). Da der Wehrmachtsbedarf im Monat Dezember wesentlich geringer sein wird und nur mit etwa 100 000 to veranschlagen ist, knnte im Monat Dezember die vom Reichskohlenkommissar zugesagte Menge von 1,25 Mill.[ionen] to voll fr den zivilen Bedarf eingesetzt werden. Es wrde dann mglich sein, die Wirtschaft in ihrem bisherigen Umfange aufrechtzuerhalten und den notwendigsten Anforderungen an Hausbrandkohle Rechnung zu tragen. Auf dem Hausbrandsektor wrde nach Beendigung des Winters eine wesentliche Entlastung eintreten, so da dann wieder grere Mengen der Wirtschaft zugefhrt werden knnten. Fr die Aufteilung der Kohle auf die einzelnen Wirtschaftszweige ist folgender Kohlenplan aufgestellt worden:

Kohlenplan

Empfnger

Anzahl der Zge je Tag

Menge in t je Tag

Menge in t je Monat

Gebiete %

1)Wirtschaftsbedarf 12 S.N.C.F. Reichsbahn Paris Norden Osten Gaswerke 7 5 600 168000 Paris Kanalkste 30 15 15 60 9 600 30 0000 Westen 40

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) 20 Bretagne 10 Loire 10 Versch. Elektrizitt 5 4 000 120 000 Paris Kanalkste Bretagne Versch. Hausbrand Kleinindustrie 10 8 000 240 000 Paris u.[nd] 65 Umgegend 20 Normandie 15 Versch.[iedene] 13 3 2 10 400 2 400 1 600 312 000 72 000 48 000 Paris Versch.[iedene] 2 1 600 48 000 Seine-Marne u.[nd] Oise Normandie ) 25 Bretagne 4 3 200 96 000 Paris u.[nd] 40 Umgegend 20 Osten 20 Normandie 10 Bretagne 10 Versch.[iedene] 40 60 60 20 10 10

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1 600

48 000

Seine Inf.[ri-eure] Orne Versch.[idene]

60 40

47

37 600

1 140 000

Empfnger

Anzahl der Zge je Tag

Menge in t je Tag

Menge in t je Monat

Gebiet %

2) Wehrmachtsbedarf 200 000 Heer Luftwaffe Marine Gesamt-Wehrmachtsbedarf 80 000 4 100 284 100

Eine weitere Erleichterung der Kohlenversorgung wird sich ergeben, wenn die Schiffstransporte aus Nord und Pas de Calais in Gang kommen. Hierfr ist ein Plan auf der Grundlage von 10 000 to/Tag = 300 000 to/Monat aufgestellt worden, der sich aus den folgenden bersichten ergibt:

Kohlenverteilungsplan fr die Schiffstransporte aus Nord und Pas de Calais im Monat November 1940 Elektrizittswerke Gaswerke

1.

30 750 to 20 000 to

2.

Industrielieferungen: a) Zuckerfabriken und Destillationen b) Zementwerke c) Sonstige Industrie 22 500 to 22 500 to 64 250 to

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d) Feinkohle fr die Brikettierung

5 000 t

114 250 to

3.

Hausbrandkohle: Marne Seine Seine-et-Oise Seine-et-Marne Oise Seine-Infrieure (Rouen) Aisne Somme 8 000 to 73 000 to 20 000 to 5 000 to 5 000 to 13 000 to 10 000 to 1 000 to Insgesamt: 135 000 to 300 000 to

Reihenfolge der Kohlensendungen auf dem Wasserwege aus den Gruben des nordfranzsischen Kohlenreviers (Nord und Pas de Calais)

1. 2.

Zuckerfabriken (insgesamt) Hausbrand (teilweise) Aisne Somme Oise 10 000 to 1 000 to 5 000 to

22 500 to

16 000 to 22 500 to

3. 4.

Zementfabriken (insgesamt) Kraftwerke (teilweise) Air Comprim Chauffage urbain 1 000 to 3 000 to

4 000 to

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5.

Hausbrand (teilweise) Seine 4 000 to

6.

Industrie (teilweise) Fines pour briquettes 5 000 to 26 750 to 20 000 to 64 250 to 115 000 to Insgesamt: 300 000 to

7.

Kraftwerke (Rest) Gas (gesamt)

8. 9.

Industrie Hausbrand (Rest)

4. Minerallwirtschaft Mit den Franzosen wird weiter verhandelt, um einen strkeren Minerallnachschub aus dem unbesetzten in das besetzte Gebiet zu erreichen. In der ersten Hlfte Oktober kamen vom unbesetzten Gebiet folgende Mengen zur Vorladung:

Benzin "

12 626 14 870

cbm " (Reserve l[au]t. Abmachung mit der Wako[154] zur Einlagerung in Agen[155] und Lyon[156])

Dieselkraftstoff Fuel Oil

4 946 2 220

" to

Die Franzosen haben in Benzin und Dieselkraftstoff das Nachschubprogramm erfllt, whrend in Heizlen die Mengen immer noch viel zu gering sind. Dies beruht darauf, da bisher noch nicht gengend Kesselwagen fr schwarze Produkte vorhanden waren. Die Militrverwaltung hat die Franzosen veranlat, da nunmehr Benzinkessel fr den Heizltransport eingesetzt werden: Fr November 1940 ist folgender vorlufiger Kontingentsplan aufgestellt worden, der lediglich die bezirklich zu verteilenden Mengen jedoch nicht die zentralen Kontingente fr Eisenbahn, Binnenschiffahrt, Post und den franzsischen Treibstoffpool enthlt.

Vorlufiger Kontingentplan fr November 1940

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Kraftstoff

Verwaltungsbezirk

Insgesamt

Nord u.[nd] Pas de Calais

A[157] Vergaserkraftstoff cbm Gemisch.[tes] Kont.[ingent] Benzinreserv.[e] Alkohol R[stungs]-Sonderkont. [ingent] " " " " Dieselkraftstoff cbm Allg.[egemeines] Kont.[ingent] Landwirtsch.[aft] Fischerei Reserve R[stungs]-Sonderkont. [ingent] Fuel Domestique to Allg.[emeines] Kont.[ingent] Landwirtsch.[aft] Reserve R[stungs]-Sonderkont. [ingent] Fuel lgu R[stungs]-Sonderkont. [ingent] to ["] 305 1,5 1047 " 16 " 1,5 " 101 1177 " 32 " 35 " 11 " 213 523 2125 6 2709

B[158]

C[159]

Bordeaux

Paris

4222

2633

1476

3460

14500

1250

815 540 11

509 485 42

285 450 s.B.[160]

668 4400 344

2800 21000 403

-1250 --

184 388 362 34 21

168 356 -31 50

76 205 156 14 s.B.

245 357 -44 71

887 2483 150 158 183

156 139 -28 --

44 78 6 15

50 77 7 3,5

21 121 3 s.B.

270 20 38 100

486 1343 70 120

91 7 10 --

106 15

130 3,5

49 15

1199 80

1789 100

25 --

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Petroleum R[stungs]-Sonderkont. [ingent]

cbm "

96 0,6

133 0,6

77 1,8

37 s.B.

122 15,5

465 18,5

40 --

Der franzsischen Landwirtschaftist bereits vorweg ein Sonderkontingent von 2400 to Dieselkraftstoff zugeteilt worden, das vom Oberquartiermeister Paris mit Rcksicht auf die Dringlichkeit der Herbstbestellung leihweise berlassen worden ist. Verteilung dieser Menge auf die einzelnen Departements ist inzwischen erfolgt. Auerdem wird der vorstehende vorlufige Kontingentsplan fr November 1940 dadurch abgendert werden, da das Kontingent fr die Landwirtschaft zu Lasten der anderen Bedarfstrger auf 3000 to erhht wird. Fr die Pariser Rstungsbetriebesind auerdem vom Kommandierenden Admiral von Frankreich[161] 3000 to Heizl ab Cherbourg[162] leihweise zur Verfgung gestellt worden, die in Paris eingelagert werden sollen. Die Versorgungslage wird abgesehen vom Vergaserkraftstoff, der noch fr etwa 5-6 Monate reicht, sich recht ungnstig gestalten. So fehlt es vor allem an Dieselkraftstoff, Heiz l und Schmierlen. Die im besetzten Gebiet vorgefundenen Heizlbestnde werden von der Kriegsmarine fr sich beansprucht. Die Wehrmachtsbestnde im besetzten Gebiet reichen nach Angabe des Oberquartiermeisters Paris bis zum 15. Dezember 1940 aus. Nach diesem Termin mssen die Armeen aus der Heimat versorgt werden. Lediglich in Dieselkraftstoff, der bei der Verarbeitung der Rohle in den Raffinerien in Donges[163] und Bordeaux anfllt, wird die Wehrmacht noch einige Monate lnger reichen.

5. Eisenerzeugung und Eisenwirtschaft. a) Eisenerzbergbau. Im Eisenerzbergbau in der Normandie und in der Bretagne sind 1939 r[un]d. 2 Mill.[ionen] to gefrdert worden. Ihr Absatz ging an die Ruhr- und Saarhtten und nach Belgien. Durch den Krieg sind die Gruben nicht beschdigt worden. Die Wiederaufnahme der Frderung ist in smtlichen Gruben vorbereitet, soda die volle Leistung nach einer Anlaufzeit von 8-14 Tagen wieder erreicht werden kann.

b) Eisenwirtschaft In der Kohlenversorgungslage der Werke ist durchschnittlich keine Besserung eingetreten. In einer Reihe von Werken (z.B. Caen[164], Basse-Indre, Boucau[165]) sind einzelne Betriebsabteilungen stillgelegt bzw. eingeschrnkt worden. Fr November wird mit einer Besserung der Kohlenzufuhr gerechnet. Die Sektion fr Eisen und Stahlhat inzwischen ihre Ttigkeit aufgenommen. Im Rahmen der von ihr durchzufhrenden Bewirtschaftung werden von ihr zunchst Herstellungs- und Verwendungsverbote erlassen werden, die Gegenwrtig mit den beiden Norddepartements abgestimmt werden, um eine

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gleichmige Regelung fr das gesamte Frankreich herbeizufhren. Mit den Norddepartements sowie mit Brssel, Longwy und Nancy[166] wurde eine Verstndigung ber die Einzelheiten des Kontingentierungsverfahrens erzielt. Gegenwrtig sind Verhandlungen im gange [sic!] ber den Bezug der in dem besetzten und unbesetzten Frankreich noch im grossen Umfang vorhandenen Hmatit-Roheisenvorrte. Es wird versucht, fr mindestens ein halbes Jahr den Bezug von monatlich etwa 20 000 to sicherzustellen. Die Verhandlungen knnten dadurch erleichtert werden, wenn zugesagt werden knnte, da im Austausch gegen diese franzsischen Lieferungen diejenigen Kohlenmengen ganz oder auch nur teilweise zur Verfgung gestellt werden, die in den deutschen Hochfen durch diesen zustzlichen Bezug franzsischen Roheisens erspart werden. Mit der Ouenza-Gesellschaft, die den grten Teil der nordafrikanischen franzsischen Erzgruben kontrolliert, ist ein langfristiges Abkommen im Entwurf fertiggestellt worden, das bis zur Erschpfung der dortigen Gruben, d.h. fr mindestens 60 Jahre, der deutschen Montanindustrie eine Option auf den Bezug von jhrlich 60% der dortigen hochwertigen Eisenerzfrderung zum einem Preise einrumt, der auf 10-15% unter dem jeweiligen Weltmarktpreis gleichwertiger anderer ausl ndischer Erze festgesetzt ist. Da es sich um Hmatit-Eisenerz handelt, wird dieses Abkommen, das noch der Zustimmung der franzsischen Regierung und der deutschen Waffenstillstandskommission bedarf, sowohl quantitativ und qualitativ als auch preislich die Rohstoffversorgung der deutschen Eisenindustrie sehr erleichtern. In dem Abkommen ist auch die Errichtung eines Konsignationslagers von r[un]d. 1 Mill.[ionen] to Ouenza-Erz in Deutschland vereinbart, um hier eine Hmatitreserve zu gewhrleisten und die Schwankungen der jeweiligen Lieferungsmglichkeiten auszuschalten. Da der vorstehende Vertrag erst ab Kriegsende luft, ist fr die Zwischenzeit unter Vorbehalt der beiderseitigen Regierungszustimmung ein Abschlu ber vorlufig 500 000 to Ouenza-Erz zu dem gnstigen Preis von ffrs. 100,-- pro Tonne gettigt. Der Abtransport soll mit drei gecharterten neutralen Schiffen nach Genua erfolgen, von wo die Erze mit deutschen Kohlenleerwagen nach Deutschland weiterbefrdert werden sollen.

6. Metallwirtschaft. a) Bewirtschaftung. Durch eine Verordnung der franzsischen Regierung (Arrt [sic!] crant une section des mtaux l'office central de rpartition des produits industriels et dfinissants ses attributions) vom 7.10.1940 (Journal Officiel Nr. 257 vom 9.10.1940[167]) ist die "Section de Mtaux non ferreux["] geschaffen worden. Ihr obliegt die Bewirtschaftung von Metallen, die zu diesem Zweck unter bernahme der deutschen Einteilung in Gruppen und Klassen gegliedert werden. Sie schreibt ferner eine Erfassung der Metalle vor und drosselt den Verbrauch durch zwei Manahmen: 1) Auf der Grundlage von 1938 ist eine Verbrauchsquote festgesetzt worden, die betrgt fr:

Zinn- und Zinnlegierungen

50%

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Ltzinn und Lagermetalle Aluminium, Legierungen Magnesium und ihre

33 1/2% 100%

Alle brigen Metalle und Legierungen

25%

der entsprechenden monatlichen Verbrauchsmenge 1938.

2) Mit Rcksicht auf die kriegs- und lebensnotwendigen Zwecke sind gleichzeitig Verwendungsverbote erlassen worden, die sich auf folgende Gebiete erstrecken: Baubetriebe, Fahrzeugindustrie, allgemeine Gebrauchs- und Austattungsgegenstnde, Zier- und Kunstgegenstnde, elektrische Freileitungen und Kaltwasserinstallationen, hochzinnhaltige Legierungen.

b) Rohstoffbestand und -abtransport. An Metallen sind bisher festgestellt und abtransportiert worden:

Metallklasse

insgesamt bisher erkundet

abtransportierte Gesamtmenge

Restbestand

Elektrolytkupfer Rohkupfer Kupferhalbmaterial Kupferaltmaterial Messing Bronze

59 000 35 000 17 600 20 000 47 000 7 000

25 000 20 000 1 600 15 500 10 500 500

34 000 15 000 16 000 4 500 36 500 6 500

Zinn

4 000

1 750

2 250

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Nickel

2 650

900

1 750

Blei Bleihalbmaterial

20 000 7 500

2 500 1 000

17 500 6 500

Zink

46 000

21 000

25000

Aluminium Aluminiumhalbfabrikat Aluminiumlegierungen Magnesium

8 000 2 500 3 000 250

1 000 50

7 000 2 500 3 000 200

Quecksilber Antimonvormaterial Antimonrohmaterial Uranerz Kobalerz

800 850 900 470 200

350 50 420 -

450 850 850 50 200

Eine Neuerzeugung an Metallen kann nur in geringem Mae durch Zufhrung von Metallabfllen der verarbeitenden Industrie und durch verstrkte Sammlung der Altmetalle erfolgen, da eine nennenswerte Erzbevorratung nicht vorhanden ist.

c)Metallerzeugende Industrie. Fr die Neuerzeugung aus Metallabfllen und Altmaterialien sind zur Zeit folgende Htten in Betrieb, deren Produktionsumfang auch fr die nchste Zeit ausreicht: Httenwerk

Erzeugung Monatlich

Durchsatz

Derzeitige Produktion

Poissy[168]

Raffinade-Kupfer

150 to

100 to

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(Soc.[it] Francaise) St. Denis[169] (Metaux et Alliages Bis.)

Zinkoxyd Raff. Blei Raff.oder Zementkupfer Zinn

50 to 800 to

50 to 300 to

50 to 30 to 700 to

200 to 10 to 200 to

Creil[170] (La Vieille Montagne)

Zink

2 Leichtmetall-Schmelzen in Paris Rohaluminium

ca. 200 to

Zu erwhnen ist ausserdem die Nickelhtte der Soc. An. Le Nickel in Le Havre[171], die nach anfnglicher Betriebsaufnahme wieder stillgelegt worden ist. Ihre Produktion von jhrlich 5000 to Nickelmetall stammt aus der Verhttung Neucaledonischer Nickelmatte. Das Werk ist augenblicklich noch bevorratet mit 1400 to Nickelmetall. Dieser Posten wird jedoch zweckmigerweise zur Aufarbeitung nach Deutschland abtransportiert.

d) Metallverarbeitende Industrie. Von den in folgender Spalte 2 erwhnenswerten Metallhalbzeugwerken sind die in Spalte 3 aufgefhrte Anzahl augenblicklich mehr oder weniger eingeschrnkt in Betrieb:

Halbzeugwerke

Insgesamt

Zur Zeit in Betrieb

Draht- und Kabelwerke Kabelwerke Stangen- u.[nd] Rhrenwerke Walzwerke Aluminiumhalbzeugwerke

13 8 21 19 16

6 8 9 9 6

Vornehmlich die Draht- und Kabelwerkesind zur Zeit mit Auftrgen deutscher Beschaffungsstellen, insbesondere mit Heeresauftrgen, stark belegt. Sie werden jedoch auch in ihrer Kapazitt fr die weitere Wirtschaftsplanung ausreichen, soda vorlufig keine neuen Betriebe erffnet zu werden brauchen.

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7. Lederwirtschaft. Ab 1. September 1940 waren 50% der monatlichen Ledererzeugung aus Huten franzsischen Privateigentums blockiert. Dieser Prozentsatz ist nach Abstimmung mit dem franz sischen Produktionsministerium wie folgt freigegeben worden:

Sohlleder

2/3 fr das Reparaturgewerbe, 1/3 fr die Neuschuhherstellung.

Geschirrleder, Treibriemen- u.[nd] techn. [isches] Leder

An die Mitglieder der entsprechenden Syndikate nach deren Verteilungsvor-schlag.

Die Versorgungslage auf dem Gebiet der Gerbstoffe verschrft sich, da die Extraktfabriken Schwierigkeiten im Nachschub mit Gerbhlzern haben. Nach den Erhebungen liegen ausreichende Mengen Gerbhlzer an den Bahnstationen, knnen aber mangels Waggons nicht transportiert werden. Die grsste Extraktfabrik der besetzten Zone in Le Havre ist infolge Bombadierung bis auf weiteres arbeitsunfhig. Der Nachschub aus dem unbesetzten Gebiet in Hhe von monatlich 400 t Reingerbstoff = 60% des Bedarfs des besetzten Gebiets ist von den Franzosen zugesagt worden, jedoch sind noch keine Lieferungen eingetroffen.

8. Kautschuk, Asbest, Ru a) Rohkautschuk Von den nunmehr im besetzten Gebiet erfaten 6850 t Rohkautschuk sind etwa 4600 t abtransportiert worden. Der Abtransportsoll eine Hhe von 6000 t erreichen, da im unbesetzten Gebiet Kautschukbestnde liegen, die die Versorgungder gesamten franzsischen Kautschukindustrie fr die nchsten 6 Monate sichern.

b) Kautschukbewirtschaftung Durch die inzwischen errichtete Sektion fr Kautschuk[172] sind fr die einzelnen Zweige der GummiIndustrie Verbrauchsstze auf Grund einer Vergleichszeit festgelegt, auf Grund deren der Repartiteur [173] die einzelnen Firmenkontingente errechnen kann. Bei der Verteilung der Rohkautschukmengen durch den Repartiteur fr die Reifenindustrie[174] ist dem Erstaufrstungsbedarf der Automobilindustrie der Automobilfabriken sowie dem Ersatzbedarf fr bereist laufende Wagen Rechnung getragen worden. Die auf Grund des Wiesbadener Regierungsabkommens vom 10. September 1940[175] zu liefernden 3000 t (2000 t von den ursprnglich festgelegten 5000 t mssen die Italiener erhalten) werden im unbesetzten Gebiet versandfertig gemacht. Die technische Durchfhrung des Transportes (Lsung der Waggonfrage sowie Erledigung der Abnahme-Einzelheiten) ist im Gange.

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Die Abtransporte von Baumwollfden und Cordgeweben aus den im Liller Bezirk, im Elsa und im besetzten Gebiet Frankreichs liegenden Baumwollspinnereien an die Reifenfabriken besonders des unbesetzten Gebietes konnten trotz erheblicher formeller Schwierigkeiten (Waggonsstellung, Stellung von Begleittrupps zur sicheren Verbringung der Ware an den Bestimmungsort) in Gang gesetzt worden.

c) Asbest Auch fr die Asbestindustrieist der Repartiteur[176] (Leiter der Sektion) mit Weisungen fr die Bewirtschaftung der einzelnen Asbestindustriezweige versehen worden. Mit R cksicht auf den Bedarf des Reiches an geeigneten Asbestorten und die in diesem Zusammenhange erfolgten Freigaben zum Abtransport in das Reich ist die franzsische Asbestindustrie nur noch insoweit mit Bestnden versehen, als dies zur Deckung des franzsischen Wirtschafts-Bedarfs erforderlich ist. Zur Umstellung der Fabrikationund Einrichtung auf die verbliebenen Asbestbestnde wird der franzsischen Asbestindustrie Zellulose aus Skandinavien und Finnland zur Verfgung gestellt, ebenso wie die hiesige Glaswolle-Erzeugung (Isoliermaterial) auf eine die Asbestindustrie befriedigende Produktionskapazitt gebracht wird. Hierber haben Besprechungen mit der Textilglasindustrie bereits stattgefunden (Kohlen- und Rohlfrage). d) Ru Die Erfassung der Rubestndein Frankreich (insbesondere amerikanischer Gasru fr die Reifenherstellung) ist von dem Repartiteur vorbereitet worden. In den franzsischen Hfen befinden sich betrchtliche Mengen von Ru (Prisengut). Aus Le Havre sind 200 t Ru bei Rumung des Hafens nach Deutschland abgefahren worden. Der noch in den Hfen liegende Ru mu jedoch zur Versorgung der franzsischen Kautschukindustrie in Frankreich verbleiben.

9. Tabakwirtschaft a) Die Lieferungen nach Deutschland sind voll angelaufen. In der ersten Hlfte des Oktober ist die Septemberquote geliefert worden.

72 Millionen Zigaretten 15 " " 100 000 kg Rohtabak 160 000 kg "

fr " fr "

Kriegsgefangene italienische Arbeiter in Deutschland Lothringen Elsa

Die Oktoberlieferungen fr die Kriegsgefangenen in Hhe von 92 Millionen Zigaretten sind ebenfalls von der Intendantur abgerufen.

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Die Verladungen der Oktoberrate fr Elsa-Lothringen in Hhe von 260 000 kg Rohtabak sind im Gange.

b) Der Warenverkehr zwischen besetztem und unbesetztem Gebiet. Aus dem unbesetzten in das besetzte Gebiet sind eingefhrt worden:

Zigaretten, Schnupftabak, Nikotinsulfate Rohtabak zum Austausch 375 870 kg Fr die Streichholzfabrikation Zubehr u.[nd] Fertigwaren

Wert " "

10 764 175 5 701 369 1 167 030

frs " "

Im Austausch dagegen wurde vom besetzten nach dem unbesetzten Gebiet ausgefhrt: Zubehrteile fr Zigarettenfabrikation und Kautabak Rohtabak 375 903 kg Fr Streichholzfabrikation Holzzuschnitt " " 3 286 089 1 160 040 " "

Wert

784 505

frs.

III. Ernhrung und Landwirtschaft

1. Erzeugung a) Ertebergung.[sic!] Der grte Teil der Kartoffeln ist bereits geerntet. Die Ernte der Zuckerrben und Futterrben ist im Gange und stt infolge des geringen Enrteertrages [sic!] und der verringerten Anbauflche auf keine besonderen Schwierigkeiten. Jedoch konnten verschiedene Zuckerfabriken aus Mangel an Kohlen nicht anlaufen.

b) Herbstbestellung. Sie ist in den bewohnten Gebieten schtzungsweise zu 50% durchgefhrt, in den evakuierten Gebieten, besonders im Dpartement Ardennes jedoch noch weiter zurck. Durch den Einsatz der Ostland[177] wird im Groeinsatz versucht, das Fehlende nachzuholen. Nach wie vor leidet aber die Herbstbestellung unter dem Mangel an Treibstoff. Da Diesel-l im Frhjahr kaum noch vorhanden sein wird, sollen die
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Traktoren, soweit es technisch mglich ist, auf Benzin-Betrieb umgestellt werden. Die Anweisungen an die Maschinen-Industrie sind hierzu bereits ergangen. Die Zufuhr an Treibstoff, besonders aus dem unbesetzten Gebiet, ist aus Mangel an Waggons noch unbefriedigend.

c) Betriebsmittelbeschaffung Die Beschaffung der bentigten Betriebsmittel bereitet laufend die grten Schwierigkeiten. Es besteht ein Mangel an landwirtschaftlichen Maschinen und Ersatzteilen. Zwecks Behebung sollen smtliche Fabriken, auch die Fabriken im Dpartement Ardennes, wieder in Gang gesetzt werden. Notwendig ist dabei, da bei der Vergebung der Eisenkontingente die Fabriken fr landwirtschaftliche Maschinen an bevorzugter Stelle bercksichtigt und beliefert werden. d) Dngemittel. Die Bestellungen sind in der alten Hhe und z.T. darber hinaus erfolgt. Die Vorrte reichen zur Deckung des Bedarfes aus. Aus Mangel an Befrderungsmitteln und wegen Nichtlieferung von Verpackungsmaterial sind bisher nur r[un]d. 10%, schwankend von 2-15% je nach den einzelnen Dngerarten, geliefert worden.

e) Saatgut. Die Beschaffung des Saatgutes fr die Herbstbestellung stt wegen Kohlen- und Treibstoffmangel auf die grten Schwierigkeiten. Es besteht die Gefahr, da nicht aller Weizen vor dem Frost bestellt werden kann. Der rechtzeitige Erdrusch der Feldmuttersmereien ist ebenfalls aus dem gleichen Grunde - Mangel an Kohlen - nicht mglich. Durch Verhandlungen mit dem Reich und der franzsischen Regierung ist erreicht worden, da Frankreich 80 000 to Saatkartoffeln aus dem Reich und aus Holland erhlt[178]. Ein Teil davon mu noch vor Winter an die Bedarfsstellen transportiert werden. Insbesondere handelt es sich hierbei um das Frhkartoffelsaatgut, welches fr Sd-Frankreich und Nord-Afrika bestimmt ist. Desgleichen sind die erforderlichen Manahmen fr Lieferung von Gemsesmereien fr ganz Frankreich und Nord-Afrika getroffen worden.

f) Viehwirtschaft. Die Viehhaltung ist dpartementsweise noch sehr unterschiedlich, sehr gering in den Kriegs- und evakuierten Gebieten im Norden und Nordosten. Auf Grund der durchgefhrten Viehzhlungwerden die ntigen Transporte von den stark besetzten Dpartements in die schwachbesetzten in die Wege geleitet. Zum Teil knnen aber wegen Mangels an Futter die Transporte erst im Frhjahr erfolgen. Aus Mangel an Futter hat sich auch die Hereinnahme von 20 000 Stck dnischen Viehs nicht ermglichen lassen. 30 000 Jungschweine sind vom unbesetzten Gebiet ins besetzte Gebiet gebracht worden, in den kommenden Monaten werden diese Transporte laufend fortgefhrt. Durch den in Krze einzufhrenden Andienungszwang[179] soll erreicht werden, da den Nord- und den Nordostdpartements eine ausreichende Zahl von Pferden zur Verfgung gestellt werden kann.

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Gleichzeitig mit dem Andienungszwang wird eine Zwangstaxe eingefhrt werden.

2. Versorgung a) Lebensmittelrationierung und Versorgung der Zivilbevlkerung. Wenn eine Versorgungsperiode von 4 Wochen auch zu kurz ist, um ein abschlieendes Urteil abgeben zu knnen, so mu doch festgestellt werden, da die Durchfhrung der Rationierungsmanahmen[180], insbesondere auch in den Gaststtten, infolge Fehlens der inneren Einstellung zur unbedingten Notwendigkeit bei den Verbrauchern, Handel, Gewerbe und Regierungsstellen, noch sehr mangelhaft ist. Es wurde daher sowohl in der Presse eine Notiz[181] verffentlicht, als auch vor der franzsischen Pressekonferenz ber die schwierige Versorgungslage und die sich daraus ergebende Notwenigkeit einer straffen Rationierung gesprochen. Dringend erforderlich ist der Aufbau eines Kontrollapparates; der Antrag der franzsischen Regierung, fr diesen Zweck 17 000 gefangene Offiziere und Unteroffiziere zu beurlauben, wurde an die zustndige Stelle befrwortet weitergegeben. Sehr dringlich ist weiterhin der Ausbau des Bezugscheinsystems. Die notwendigen Forderungen wurden an das franzsische Versorgungsministerium gestellt. Auf Veranlassung der Militrverwaltung ist von den franzsischen Dienststellen angeordnet worden, da in Restaurants und Geschften eine Bekanntmachung ausgehngt wird, die eine Abgabe von Speisen und Lebensmitteln auch an Wehrmachtsangehrige nur gegen Marken vorschreibt. Die Fleischzufuhren zu den Groverbrauchszentren sind whrend der Berichtszeit bei Rindern bernormal stark, bei Schafen befriedigend, bei Schweinen auerordentlich schlecht gewesen. Die Fleischrationierung hat sich noch nicht in dem gewnschten Mae ausgewirkt. Die Verhandlungen mit der franzsischen Regierung zwecks Schaffung geeigneter Voraussetzungen fr die Ordnung am Schlachtvieh- und Fleischmarkt wurden zu einem gewissen Abschlu gebracht. In den letzten Tagen des Monats erscheint eine grundlegende Verordnung auf diesem Gebiet. Die franz sische Regierung hat auf Forderung der Militrverwaltung ein Bureau National de la Viande[182] gebildet, welches mit Hilfe sogenannter Regionalbros in den Militrverwaltungsbezirken und den Groupements bei den Dpartements die dringlichsten Aufgaben auf dem Gebiet der Schlachtvieh- und Fleischwirtschaft zu bewltigen hat. Mit dem Bureau National de la Viande wurden in stndiger Zusammenarbeit die Vorbereitungen fr die Einfhrung verschiedener Ordnungsmanahmen getroffen, die der Dringlichkeitsstufe nach in Form von besonderen Reglements zur Verffentlichung kommen werden. Die Vorratsbildung durch Ausnutzung des derzeitigen gnstigen Rinderangebotes wird verstrkt vorangetrieben, und alle Mglichkeiten der Einfrierung von Rindfleisch im Rahmen der durchfhrbaren Schlachtungen vor allem in Paris, aber auch an anderen Pltzen weitgehend ausgenutzt. Die neue milchwirtschaftliche Organisation[183] steht und hat ihre Arbeit aufgenommen. Wenn auch noch kein abschlieendes Urteil gefllt werden kann, so ist doch der Eindruck vorherrschend, da die Mehrzahl der Groupements Interprofessionnels Laitiers[184] nicht mit dem erforderlichen Nachdruck an die durch das Milchgesetz vorgezeichneten Aufgaben herangeht. Schuld daran sind einerseits die Interessengegenstze, zum anderen die unstreitbaren Schwierigkeiten, die ihre Ursache unter vielen anderen Hemmungen darin finden, da Aufbau und Rationierungsmanahmen gleichzeitig durchgefhrt werden mssen. Die Milcherfassung macht nur langsame Fortschritte, was in erster Linie an der teilweise immer noch

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unzureichenden Benzinteilung liegt. Soweit keine greren Beschdigungen zu verzeichnen sind, und sich die Milchsammlung lohnt, drften nunmehr wieder alle Melkereien in Betrieb gesetzt sein. Die Buttererzeugung ist den Verhltnissen und der Jahreszeit entsprechend mig, entspricht aber den vorlufigen Erwartungen. Auch die Kseproduktion reicht mit den Bestnden dazu aus, um den gegenwrtigen Bedarf zu befriedigen. Ein vorzeitiger Aufbrauch der geringen Vorrte an anderen Fetten ist durch Festlegung von Kontingenten fr die Speisel- und Margarineausgabe unterbunden. Fr Schlachtfette wird ein Andienungszwang eingefhrt. Die vom Service de Ravitaillement durchzufhrende Versorgung der Zivilbevlkerung mit Wein konnte nicht im erforderlichen Umfange durchgefhrt werden. Die Grnde hierzu liegen in erster Linie in dem Mangel der fr die Zubringung erforderlichen Kesselwagen, der im wesentlichsten dadurch verursacht wird, da ein Groteil derselben im unbesetzten Gebiet zurckgehalten wird, sowie an dem Mangel an Treibstoffen, die notwenig sind, um die Weinbauerzeugnisse von ihren Produktionssttten an die Verladebahnhfe heranzubringen. b) Versorgung des Besatzungsheeres aus dem franzsischen Raum. Im Verlauf des Monats Oktober wurde der Ankauf des fr die Einheiten der deutschen Besatzungsarmee bentigten Schlachtviehs einer Neuregelung unterzogen. Das bisherige System des Direktankaufs durch die Einheiten selbst und der Deckung des Spitzenbedarfes durch Wi III[185] mit Hilfe privater Ankaufsorganisationen konnte nunmehr auf den bei der franzsischen Regierung errichteten Beschaffungsapparat bertragen werden. Mit Wirkung vom 11.11. an ist der Direktankauf von Schlachtvieh smtlichen Einheiten der auf franzsischem Boden stehenden Besatzungsarmee verboten. Die Einheiten haben ihren Viehbedarf nach festgelegtem Plan termingem bei dem fr sie zustndigen Bezirkschef anzumelden. Der Be-Bezirkschef [sic!] sorgt fr Bedarfsdeckung unter Einschaltung der eigens fr diesen Zweck errichteten Regionalbros. Die Lieferungen werden von den Groupements bei den Ravitaillements dpartemental im Auftrage der Regionalbros ausgefhrt. Fr die berbezirklichen Ausgleiche sorgt Wi III beim Militrbefehlshaber in Frankreich. Der Rindfleischbedarf der Besatzungsarmee konnte im Berichtszeitraum ohne besondere Schwierigkeiten gedeckt werden. In der Versorgung mit Schweinen und Schweinefleisch traten hingegen erhebliche Schwierigkeiten auf. Trotz allem aber wurde auch auf diesem Gebiet eine zufriedenstellende Lieferung erreicht. Die Herstellung von Fleischkonserven, Wurstkonserven, Fleischdauerwaren und Gefrierfleisch fr die Besatzungsarmee nahm ihren Fortgang. Das fr den Monat Oktober gestellte Produktionsprogramm konnte jedoch nicht erfllt werden. In enger Zusammenarbeit mit dem OQu Paris sind die vorbereitenden Arbeiten zur Deckung des Obstund Gemsebedarfsweitergefhrt. Die Sicherstellung wird voraussichtlich auf zwei Wegen erfolgen: a) durch Abschlu von Rahmenvertrgen mit Erzeugern und Erzeugergruppen, b) durch Belieferung von Seiten des Groupement Interprofessionnel de Repartititon de Lgumes et Fruits Frais, Paris.

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Um einen berblick darber zu bekommen, wieweit die Belieferung auf Grund von Rahmenvertrgen erfolgt, und wieweit zustzliche Lieferungen durch das Groupement zu erfolgen haben, hat OQu Paris die Armeen aufgefordert, ihren Bedarf an Obst und Gemse nochmals aufzugeben unter gleichzeitiger Angabe, auf welchem Wege und wo die Eindeckung bislang erfolgt ist. Die Versorgung der Wehrmacht mit Wein und Spirituosen konnte in vollem Umfange erfllt werden. Neben einer Reihe von kleineren Beschaffungen konnten insbesondere Lieferungen in der Hhe von 400 000 hl Rotwein, 7-8 Mill.[ionen] Flaschen Cognac und 50 000 l Fa-Cognac abgeschlossen, sowie die Versorgung der Truppe mit Likren in vollem Umfange sichergestellt werden. Die Versorgung der Truppe mit Sekt hat sich in dem vorgesehenen Rahmen reibungslos abgewickelt. Zur Durchfhrung dieser Beschaffung waren eine Reihe marktordnerischer Manahmen notwendig, die sich im wesentlichen auf die Sicherung der Produktion und deren Verteilung bezogen.

IV. Forst- und Holzwirtschaft.

1. Holzeinschlag. Der restliche Einschlag des vergangenen Wirtschaftsjahres schreitet mit Ausnahme in der Zone westlich der Nord-Ost-Linie[186] ziemlich normal fort. Die Vorbereitungen fr die Holzverkufe auf dem Stock des neuen Wirtschaftsjahres sind im wesentlichen beendet. Vereinzelt wurden bereits Verkufe gettigt. Die Durchfhrung des neuen Einschlages in eigener Regie durch den Waldbesitzer, was bisher in Frankreich nahezu unbekannt war, wurde unter Initiative der franzsischen Staatsforstverwaltung versucht. Bemerkenswert dazu ist der Erfolg im Staatswald Ohiz [187]. Der Stcklohnsatz je Raummeter musste allerdings von der Staatsforstverwaltung mit 18 frs. Bewilligt werden, whrend bisher dort die Holzverkufer beim Selbsteinschlag nur 12 frs je Raummeter zahlten. Schwierigkeiten beim Holzeinschlag bestehen nach wie vor: a) im Raum ostwrts der Nordostlinie. Dort konnte weder die Rckkehr der 832 Gardes Forestiers noch der Einsatz der 130 deutschen Forstbeamten durchgefhrt werden. Es geschieht alles, um die Behebung dieser personellen Schwierigkeiten zu beschleunigen. Mit einem nennenswerten Holzeinschlag in diesem forstlich wichtigen Raum ist vor Behebung dieser Schwierigkeiten nicht zu rechnen. b) stellenweise infolge Mangels an Waldarbeitern und an Hauungsgert. Der Einsatz von Kriegsgefangenenzur Waldarbeit wird zur Behebung dieses Mangels weiter betrieben. Fr das Waldgebiet in den Departements Landes und Gironde ist ein Plan fr den Einsatz von 40 000 farbigen Kriegsgefangenen, die in 162 Arbeitslagern in einer Belegschaftsstrke von 100 bis 1000 Mann untergebracht werden knnen, ausgearbeitet worden. Er luft nach dem krzlich erfolgten Eintreffen der ersten 18 000 Gefangenen an. Die technische Beaufsichtigung der Kriegsgefangenenarbeiter lsst Schwierigkeiten erwarten. Deshalb

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wird die bisher nur in seltenen Fllen erreichbar gewesene Beurlaubung oder Entlassung der kriegsgefangenen franzsischen Forstbeamten und mglichst auch einer gewissen Zahl von gelernten Waldarbeitern als Vorarbeiter weiterhin betrieben. Der Erfolg dieser Bemhungen wird ausschlaggebend sein fr die Durchfhrung des beabsichtigten hohen Holzeinschlages. Die Beschaffung des fehlenden Hauungsgertes auf dem freien Markte ist kaum mglich, ist aber weitere Voraussetzung zur Durchfhrung des Holzeinschlages. Im Bezirk C ist daher der Oberfelzeugstab [sic!][188] Ostfrankreich gebeten, auf Anfordern der Feldkommandaturen das in den Beutesammelstellen vorhandene Hozhauergerat [sic!] leihweise zur Verf gung zu stellen. Ob die dort vorhandenen Vorrte ausreichen, lsst sich zurzeit noch nicht bersehen. Im brigen wird versucht, durch franzsische Dienstellen die Gerte aus dem unbesetzten Gebiet beschaffen zu lassen.

2. Holztransport. Die Holzabfuhr aus dem Wald hat nach wie vor Schwierigkeiten durch Wagen- und Betriebsstoffmangel. Abhilfe wird durch Bereitstellung von Tankscheinen fr die Holzfuhrunternehmer aus dem Reservefonds der Dienststellen der Militrverwaltung betrieben. Die Lieferung von Grubenholzin das Liller[189] Kohlenbecken litt unter starkem Wagenmangel bei der Eisenbahn. Besserung ist in letzter Zeit eingetreten.

3. Harzgewinnung. Die Ernte 1940 in den Departements Landes und Gironde ist fast abgeschlossen. Der Gesamtanfall wird auf nur 50 000 to gegenber 100 000 to in normalen Jahren geschtzt. Von Deutschland wurden fest gekauft 30 000 to Kolophonium und 7 000 to Terpentin. Wchentlich sollen nunmehr mindestens zwei Kolophonuimzge [sic!] in die Heimat gehen. In den Destillationsanstalten stockt die Arbeit, weil infolge Fehlens von Kesselwagen der Terpentin-Abtransport zu langsam vor sich geht. F r das nchste Jahr wird ein Ernteertrag von wiederum mindestens 100 000 to Harz angestrebt. Auch f r Durchfhrung dieses Planes ist Voraussetzung die Behebung des Mangels an Aufsichtspersonal und an Facharbeitern durch Entlassung von Kriegsgefangenen.

V. Auswrtiger Waren- und Zahlungsverkehr.

1) Zwischen dem besetzten und unbesetzten Gebiet Das Bestreben der franzsischen Wirtschaft, trotz der an der Demarkationslinie durchgef hrten Absperrung des Warenverkehrs zu einem umfangreicheren Austausch von Waren zu kommen, hat sich im Berichtsmonat weiterhin verstrkt. Die Zahl der eingehenden Antrge auf Genehmigung der Warenausfuhr in das unbesetzte Gebiet hat erheblich zugenommen, obgleich das Ministre de la Production industrielle als Vorprfstelle angehalten worden ist, nur die wichtigsten Antrge bei Militrbefehlshaber in Frankreich vorzulegen. Nach einer Angabe des Ministre de la Production industrielle sollen bei diesem bis Mitte Oktober etwa 30 000 Antr ge eingegangen sein, von denen nur etwa 9 000 an den Militrbefehlshaber in Frankreich weitergegeben worden sind. Mit Rcksicht auf die

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einzuhaltende politische Linie wurde auch im Berichtsmonat bei der Erteilung der Genehmigungen ein strenger Mastab angelegt und nur solche Antrge genehmigt, bei denen die Warenausfuhr mittelbar oder unmittelbar in deutschem Interesse lag. Lediglich bei der Ausfuhr von Medikamenten und Umzugsgut war es erforderlich, im grsseren Umfang Genehmigungen zu erteilen. Auf Grund der bisherigen Erinnerungen lsst sich mit aller Deutlichkeit voraussehen, dass eine weitere Abschn rung der Demarkationslinie in Krze ernstliche wirtschaftliche und politische Folgen haben wird, und zwar nicht nur fr die franzsische Wirtschaft selbst, sondern auch fr die Versorgung der Besatzungstruppen und fr die im deutschen Interesse arbeitende Industrie des besetzten Gebietes. Das Bestreben franzsischer Stellen im unbesetzten Gebiet, Waren nur dann noch in das besetzte Gebiet herauszulassen, wenn entsprechende Gegenlieferungen erfolgen, wird immer deutlicher sichtbar. Auf dem Gebiet des Zahlungsverkehrs erteilen nunmehr die Bezirkschefs und Feldkommandanturen die erforderlichen Genehmigungen zur Bezahlung der Wareneinfuhraus dem unbesetzten Gebiet. Genehmigungen dieser Art werden nur in Ausnahmefllen verweigert, da es im deutschen Interesse liegt, die Wareneinfuhr nach dem besetzten Gebiet mglichst wenig zu behindern. Im Gegensatz hierzu wird jedoch bei reinen Kapitalzahlungen nach dem unbesetzten Gebiet nach wie vor ein strenger Mastab angelegt. 2) Zwischen Frankreich und den brigen besetzten Gebieten. Die fr den Warenverkehr zwischen Frankreich und Elsa-Lothringen und Luxemburg getroffene Regelung vom 25.9.1940 wird bis zum 30.11. verlngert werden, wobei die Frage, inwieweit die bei kontingentierten Waren fr den Monat Oktober festgesetzten Kontingente auch im Monat November gewhrt werden, noch mit den Vertretern von Elsass und Lothringen besprochen werden muss[190]. Soweit es sich bisher bersehen lsst, hat sich der Warenverkehr mit Lothringen in normalen Grenzen gehalten, whrend elsssische Aufkufer den franzsischen Markt wesentlich strker beansprucht haben. Insbesondere klagen die stlichen Departements an der lothringischen Grenze ber einen unverhltnismssig starken Warenabzug nach dem Elsass. Mit dem Ziel einer Aufnahme des Waren- und Zahlungsverkehrs mit Belgienhaben im Berichtsmonat die ersten Besprechungen mit den Vertretern des M8litrbefehlshabers von Belgien und Nordfrankreich stattgefunden. Von Seiten der franzsischen Regierung war der Wunsch zum Ausdruck gebracht worden, alsbald eine Regelung des Waren- und Zahlungsverkehrs mit Belgien eintreten zu lassen. wie bei einer Besprechung mit den franzsischen Vertretern festgestellt werden konnte, hat die franzsische Regierung zunchst nur das Bestreben, den ungeregelten Warenverkehr der nrdlichen Departements mit Belgien in die Form einer rtlich begrenzten Regelung zu bringen. Es erscheint jedoch zweckmssig zu versuchen, das gesamte Problem des Waren- und Zahlungsverkehrs zwischen Belgien und Frankreich einheitlich zu lsen.

3) Zwischen Frankreich und Deutschland. Solange die Regelung zwischen Frankreich und dem Deutschen Reich nicht in Kraft getreten ist, vollzieht sich der Waren- und Zahlungsverkehr ohne Mitwirkung franzsischer Stellen. Ausfuhrgenehmigungen nach dem Reich werden durch den Militrbefehlshaber in Frankreich erteilt, whrend die Bezahlung der Warenlieferungen in dringenden Fllen durch Vermittlung der Reichskreditkasse, Paris, erfolgt.

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4) Zwischen Frankreich und dem Ausland. Von einem geregelten Waren- und Zahlungsverkehr zwischen Frankreich und dem brigen Ausland kann im Augenblick noch immer[191] nicht gesprochen werden. Nur in vereinzelten Fllen sind franzsische Ausfuhrgenehmigungen vom Militrbefehlshaber besttigt worden. Da eine Verrechnung mit dem Ausland gegenwrtig noch nicht mglich ist, handelte es sich hierbei ausschliesslich um solche Ausfuhren, die bereits vor der Besetzung Frankreichs bezahlt waren, oder deren Bezahlung durch vorhandene Akkreditive oder Bankguthaben sichergestellt war. Das Bestreben, den Waren- und Zahlungsverkehr mit Frankreich mglichst bald wieder aufzunehmen, ist jedoch berall vorhanden. Insbesondere gilt dies fr Schweden, Finnland, Spanien und Jugoslavien [sic!], deren Regierungen in regelmssigen Zeitabstnden durch ihre Handelsattachs Erkundigungen ber die Mglichkeiten der Wiederaufnahme der wirtschaftlichen Beziehungen mit Frankreich einziehen lassen.

VI. Wirtschaftlicher Transportbedarf.

1) Eisenbahn. a) Allgemeine Lage. Der Ausbau der Verkehrswege hat bei den Eisenbahnen inzwischen weitere Fortschritte gemacht. Andererseits sind die wirtschaftlichen Transportanforderungenim Zusammenhang mit der wieder in Gang kommenden franzsischen Wirtschaft derart gestiegen, da der vorhandene Transportraum der SNCF schon jetzt nicht mehr den vorliegenden Bedrfnissen entspricht. Dies ist einerseits bedingt durch den Abzug der an das Reich abgegebenen 85 000 Gterwagen, zum anderen durch den Ausfall von 50 000 Gterwagen, die mit militrischen und wirtschaftlichen Transporten nach Deutschland gelangt sind. Damit hat sich der Gesamtwagenbestand von 410 000 Wagen im Sommer 1940 auf 275 000 Wagen (l[au]t. Zhlung vom 6.10.40) verringert. Dieser Bestand verteilt sich zu 2/3 auf das besetzte und zu 1/3 auf das unbesetzte franzsische Gebiet. Es ist unbedingt erforderlich, da alle in Deutschland befindlichen franzsischen Gterwagen, die ber die planmige Zahl hinaus nicht bernommen werden, beschleunigt zurckgelangen, damit sie hier fr die Transporte eingesetzt werden knnen, die im Rahmen der Gesamtplanung fr Frankreich erforderlich werden. Die Verknappung im Transportraum ist sprbar durch die im Vorbericht angekndigte Bereinigungsaktion[192] entgegengewirkt worden; die bahnstehenden, mit Wirtschaftsgtern beladenen Wagen wurden auf den Weg gebracht oder ausgeladen. Bei Wagen, die mit Kriegsbeute beladen sind, steht diese Manahme noch bevor; die Durchfhrung ist ebenfalls angeordnet.

b) Wagenumlauf. Zur Verringerung im Wagenbestand kommt die verlngerte Umlaufszeit. Die Ursache hierfr ist zunchst darin zu sehen, da grere Strecken als im Frieden bewltigt werden mssen. Die
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Kohle mu z.B. heute teilweise 500 km und mehr nach Orten des nrdlichen, westlichen Frankreichs gefahren werden, die frher von den Hfen aus mit englischer Kohle versorgt wurden. Zur Beschleunigung des Umlaufs ist inzwischen eine Anordnung ber die Verpflichtung zur Sonn- und Feiertagsentladung ergangen[193].

c) Lenkung der Wirtschaftstransporte. Im Einvernehmen mit der ETRA, Paris[194], ist angeordnet worden, da allgemeine Wirtschaftstransporte knftig bei der zustndigen Eisenbahnbetriebsdirektion (EBD) anzumelden sind, die die weitere Durchfhrung bernimmt. Eine militrische Bearbeitung dieser Transporte findet nicht mehr statt. Diese Regelung gilt fr alle Wirtschaftstransporte, wie Kohle, Eisen, Kalk, Getreide, lsaaten, Kunstdnger, Flachs usw., und zwar sowohl fr Transporte innerhalb des besetzten Gebietes als auch fr den Transport nach dem Reichsgebiet und umgekehrt. In gleicher Weise rechnen hierzu auch die Spanientransporte in beiden Richtungen. Grssere Transportaufkommen sind regelmig dem Militrbefehlshaber in Frankreich zu melden, dem auch nach Vereinbarung mit dem Wi-R-Stab Frankreich[195] die im Bereich der Rstungswirtschaft auftretenden greren Vorhaben mitgeteilt werden, um in Verbindung mit den Transportdienststellen einen Ausgleich herbeizufhren und eine Planung aufzustellen.

d) Kohletransporte. Auf dem Gebiet der Kohlenversorgung ist eine zusammenfassende Planung bereits erfolgt. Durch Bestellung eines "Beauftragten des OKH fr den Kohlenversand" mit dem Sitz in Lille (Lens) soll eine Durchfhrung des Programms sichergestellt werden. Das Programm umfat insgesamt 93 Kohlen- und Kokszge aus dem Liller Kohlenbecken, davon sind 60 Zge nach Frankreich (ohne die Nordprovinzen) und 6 Zge nach Deutsch-Lothringen (Httenindustrie) bestimmt. bisher sind diese Forderungen allerdings erst zu etwa 60 v.H. erfllt worden. Es werden aber alle Anstrengungen gemacht, um die volle Leistung zu erzielen. Auch aus dem nicht besetzten Frankreich sind die vorgesehenen Kohlenzge nach dem Bezirken B und Bordeaux nur zum Teil gefahren worden.

e) Ernhrungs- und sonstige Transporte. Neben der Erfllung des Kohlenprogramms wird die Eisenbahn z.[ur]Z[ei]t. vorwiegend durch die saisonbedingten Befrderungen auf dem Ernhrungssektorbeansprucht. Dies gilt insbesondere fr die Zuckerrbenkampagne. Der Abtransport von 200 000 t pfel ins Reich zur Marmelade- und Mostbereitung aus dem Raum um Rennes stiess zunchst auf erhebliche Schwierigkeiten, jedoch konnte in Zusammenarbeit aller beteiligten Stellen die Abfuhr in geschlossenen Zgen in Gang gebracht werden. Gter der gewerblichen Wirtschaft wurden befrdert, soweit deren Verbringung im Interesse der Militrverwaltung liegt oder von ihr angeordnet wurde, dazu treten Rohstoffe und Werkzeugmaschinen im Abtransport nach dem Reich. Allein an Wolle und Baumwolle sind in der Zeit vom 13.8.-15.10.1940 insgesamt 70 Zge mit 33 500 t verladen und nach deutschen Verarbeitungssttten auf den Weg gebracht worden.

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Die Transporte von Grubenholz nach dem Liller Kohlenbecken haben sich verstrkt. f) Transporte aus Sdfrankreich und Spanien. Aus dem unbesetzten Gebiet mehren sich die Anforderungen sowohl in Richtung nach dem besetzten Gebiet als auch nach Deutschland; in letzterem Falle berwiegen Transporte fr die Aluminiumerzeugung (Bauxit), daneben Frchte und Lebensmittel, die bevorzugt gefahren werden.

2) Binnenschiffahrt. Die Arbeiten zur Wiederherstellung der Wasserstraen werden fortgesetzt. Bis Anfang Oktober 1940 wurden die Verbindungen zum Liller Kohlenrevier ber die Oise und den St. Quentin-Kanal[196] in Betrieb genommen; sie sind ausschliesslich dem Kohlentransport vorbehalten. die ersten 20 Kohlenkhne sind bereits vor Paris eingetroffen. Die jetzige Leistung betrgt 2 000 t je Tag; sie soll nach und nach auf 6-9 000 t je Tag gesteigert werden. Leerkahnraum wird laufend nachgeschoben. Auf den Wasserstraen im Bezrik C hat der Schiffsverkehr noch keinen grsseren Umfang angenommen. Erwhnenswert sind lediglich die Kohlentransporte von Monceau-les-Mines[197] nach den Departements Ctes d'or [sic!] und Yonne. Eine Anzahl leerer Tankkhne passierte die Demarkationslinie, um aus Sdfrankreich Wein, l und Benzin fr das besetzte Gebiet zu laden. Leerkahnraum steht in Mittelfrankreich gengend zur Verfgung.

3) Seeschiffahrt. Zwischen den franzsischen Kolonien und den Mittelmeerhfen des unbesetzten Gebietes sind Transporte wie bisher im Gange.

4) Kraftfahrwesen. Die ungengende Ausstattung der Wirtschaft mit Lastkraftwagenerschwert den Gteraustausch, soweit er vor dem Kriege durch motorisierte Transportmittel bewerkstelligt wurde. Diese Transporte sind heute auf Eisenbahn und Wasserstrae angewiesen und belasten den hier vorhandenen Transportraum zustzlich. Durch den Treibstoffmangel wird ausserdem die Ausnutzung der Lastkraftwagen beeintrchtigt, soda teilweise Verzgerungen im Zu- und Abtransport nach und von den Bahnhfen eintreten. Die Lage wird dadurch verschrft, da viele Orte und Betriebe von der nchsten Bahnstation weit entfernt liegen. Die Unternehmen, die sich frher fast ausschlielich des motorisierten Transportes bedienten, knnen sich nur schwer auf die jetzt notwendigen Eisenbahntransporte umstellen.

VII. Arbeitseinsatz und Sozialfragen.

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1) Entwicklung der Arbeitslosigkeit. a) Arbeitslosigkeit. Die Zahl der untersttzten Arbeitslosen im besetzten Gebiet betrug nach der inzwischen berichtigten franzsischen Statistik Anfang Oktober insgesamt 700 000. Die Arbeitslosigkeit ist inzwischen weiter angestiegen und hat Ende d.[es]M[ona]ts. die Gesamtzahl von 956 000 Untersttzten erreicht. Seit Mitte d.[es]M[ona]ts. hat sich die Arbeitslosenzahl nicht mehr wesentlich erhht. Das Pariser Wirtschaftszentrum (Dep.[artement] Seine) zeigte im Laufe d.[es]M[ona]ts. eine Zunahme um mindestens 26 000 Arbeitslose auf insgesamt 527 000 (346 000 Mnner, 181 000 Frauen). Davon werden untersttzt 506 000 Arbeitslose (332 000 Mnner, 174 000 Frauen). Auch im brigen besetzten Gebiet hat die Arbeitslosigkeit im allgemeinen eine ansteigenden Tendenz. Genaue Angaben fr die einzelnen Gebiete werden erst gemacht werden knnen, wenn die statistische Erfassung durch die franzsischen Dienststellen zuverlssiger erfolgt. Die insofern getroffenen Anordnungen werden sich in nchster Zeit auswirken. In einzelnen Gebieten scheint die Zunahme der Arbeitslosigkeit sich zumindest verlangsamt zu haben. Im Bezirk C hat sich die Lage des Arbeitseinsatzes in der Textil-, Metall- und Nahrungsmittelindustrie infolge Wiederinbetriebnahme etwas gebessert. Hierbei hat auch die Auftragserteilung seitens der Rstungsinspektion gnstig mitgewirkt. In der Textilindustrie des Bezirks hatte der bergang zur Kurzarbeit eine gewisse Entspannung zur folge.

b) Arbeitermangel. Den Gebieten mit starker Arbeitslosigkeit stehen nach wie vor Gebiete mit Krftemangel gegenber. Das gilt allgemein fr die Landwirtschaft. In der Forstwirtschaft fhrte der erhhte Holzeinschlag zum Einsatz zahlreicher, ber den blichen Bedarf hinausgehender Arbeitskrfte. Im Nordostgebiet werden fr die von der Organisation Todtdurchgefhrten Aufrumungsarbeiten an der Maas, der Mosel und dem Rhein-Main-Marne-Kanal noch mehrere tausen Erd- und Baufacharbeiter bentigt. Da die Zufhrung von Arbeitskrften aus den westlichen Gebieten (z.B. Paris) infolge der Zugangssperre nicht mglich ist, ist der Einsatz von Arbeitslosen aus dem Gebiet um Lille vorbereitet. 2) Manahmen zur Bekmpfung der Arbeitslosigkeit. a) Allgemeine Manahmen. Die franzsische Regierung hat mehrere Gesetzentwrfe vorbereitet, die der Bekmpfung der Arbeitslosigkeit dienen sollen und vor allem eine straffere Organisation der franz sischen Arbeitsbehrden beabsichtigten. die unverzgliche Inkraftsetzung der Entwrfe ist zu erwarten. Die Gesetze sehen im einzelnen vor: aa) Gewhrung einer Rente an ber 60 Jahre alte Arbeitnehmer gegen die Verpflichtung, dauernd aus dem Erwerbsleben auszuscheiden[198].

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bb) Beschrnkung der Beschftigung von Frauen im ffentlichen Dienst[199]. cc) Verbot der Ausbung einer bezahlten Nebenbeschftigung fr im ffentlichen Dienst beschftigte Beamte, Angestellte und Arbeiter. Den Lohn- und Gehaltsempfngern der privaten Wirtschaft wird verboten, eine ber die gesetzliche Arbeitszeit hinausgehende bezahlte Nebenbeschftigung auszuben[200]. dd) Neugliederung und Ausbau der franzsischen Arbeitsbehrden[201]. ee) Ernennung eines Kommissars zur Zusammenfassung und Durchfhrung aller, der Bekmpfung der Arbeitslosigkeit dienenden Manahmen. Fr die Beschftigung von Arbeitslosen in und um Paris ist ein Sonderkommissar eingesetzt[202].

b) Notstandsarbeiten. Fr die Durchfhrung von Notstandsarbeiten zur Beschftigung von Pariser Arbeitslosensind neuerdings 4 12 Mlld[203]. Frs. zur Verfgung gestellt worden. vorgesehen sind die Beseitigung von ungesunden Wohnvierteln um Paris, Anlage von Sportpltzen, Kanalisationsarbeiten, Strassenbauten und Bauarbeiten an der Untergrundbahn. Bei den umfangreichen Waldarbeiten im Departement Landes sind 3 000 Arbeitslose aus dem Departement Gironde eingesetzt.

3) Anwerbung von Arbeitskrften nach Deutschland Im Laufe d.[ieses]M[ona]ts. wurden r[un]d. 3 000 franzsische und auslndische Arbeitskrfte fr Deutschland angeworben und abtransportiert. Damit erhht sich die Gesamtzahl der Angeworbenen auf 11 300 Arbeitskrfte. Sie wurden angeworben in den Militrverwaltungsbezirken Paris, A (Rouen) und C (Dijon, Besanon[204] und Epinal[205]). In erster Linie handelte es sich um Metallarbeiter, landwirtschaftliche Arbeitskrfte und eine kleinere Anzahl von Bauarbeitern. Der Nationalitt nach setzen sich die bisher angeworbenen Arbeitskrfte wie folgt zusammen:

Polen Slowaken Russen Franzosen

33 15 12 12

v.H " " "

Ukrainer Italiener Jugoslaven [sic!]

12 8 7

v.H " "

Die Schwierigkeiten in der Anwerbung von Arbeitskrften nach Deutschland haben sich weitgehend verstrkt. In St. Denis kam es gelegentlich eines Abtransports zu kommunistischen Kundgebungen. Die feindliche Gegenpropaganda macht weitere Fortschritte. Die franzsischen Betriebsfhrer lassen sobald die Werbekolonnen auftauchen - ihren arbeitslosen Betriebsangehrigen Nachricht zukommen,

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da sie in Krze mit einer Einstellung rechnen knnen. Dadurch schdigen sie die Werbettigkeit erheblich. Gegenmanahmen sind ergriffen. Im November soll die Werbung in den Bezirken der FK Bourges[206], Nantes[207], Rennes[208], Le Mans[209], Tours[210] und Angers[211] aufgenommen werden, gleichzeitig wird Fhlung mit Sammelpunkten auslndischer Arbeiter im unbesetzten Gebiet (Chatenaureux[212]) aufgenommen. Um den Werbeerfolg zu verstrken, ist ferner geplant, Vertreter franzsischer Behrden und Angehrige bestimmter Betriebe nach Deutschland zu einer Besichtigung einzuladen.

4) Arbeitsbedingungen. a) Die Beschftigung von Arbeitskrften aus Frankreich in Deutschland hat die Gewhrung von Leistungen der deutschen Krankenversicherung an die in Frankreich zurckbleibenden Angehrigen dieser Beschftigten erforderlich gemacht. Der Reichsarbeitsminister[213] hat durch Verordnung vom 28.9.40 bestimmt, da den Angehrigen der in Deutschland beschftigten Arbeitskrfte rztliche Behandlung und Betreuung sowie notfalls Krankenhauspflege nach den reichsrechtlichen Vorschriften gewhrt werden[214]. Zur Durchfhrung der erforderlichen Arbeiten soll in Paris eine Zweigstelle der Allgemeinen Ortskrankenkasse Saarbrcken-Land errichtet werden. b) Fr die Baustellen der Organisation Todt in Ostfrankreich (Aufrumungsarbeiten an Flssen und Kanlen und Wiederherstellung von Brcken), bei denen in grsserer Zahl einheimische Arbeitskrfte zum Einsatz kommen, ist eine Lohnregelung erlassen, die neben der Gew hrung von Unterkunft und Verpflegung einheitliche Lohnstze fr die ber mehrere Lohngebiete laufenden Baustellen enthlt. Die Stze entsprechen den ortsblichen, die brigen Arbeitsbedingungen richten sich nach den Bestimmungen ber zivile Hilfskrfte bei deutschen Dienststellen vom 14.9.1940[215].

c) Eine Reihe deutscher Dienststellen hat Angestellte aus dem Reich nach Frankreich abgeordnet, denen nach den gelten Bestimmungen zu den in der Heimat laufenden Bezgen lediglich Beschftigungstagegelder gewhrt werden knnen. Da die Beschftigungstagegelder sich nach 3-wchentlicher Ttigkeit vermindern und freie Unterkunft und Verpflegung im Gegensatz zu den von der Wehrmacht beorderten Beschftigten nicht gewhrt wird, sind diese Bezge nicht ausreichend. Die Angelegenheit ist dem zustndigen Reichsministerium unterbreitet mit der Bitte, die Tagegeldstze zu erhhen.

VIII. Bank-, Brsen- und Versicherungswesen.

1. Bankwesen a) Allgemeine Lage im Bankwesen. Die Ttigkeit der franzsischen Banken hat sich im Berichtsmonat weiterhin im Rahmen begrenzter Mglichkeiten vollzogen. In Gebieten, die durch Kriegsereignisse besonder gelitten haben, konnten die

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entstandenen Schwierigkeiten durch Behelfsmanahmen berwunden werden. Die Wiedererffnung der Brse hat den Banken ein weiteres Bettigungsfeld erschlossen - wenn auch nur in dem durch den eingeschrnkten Effektenhandel mglichen Umfange. Auf dem Lande suchen die Sparkassen ebenfalls wieder ihren Aufgaben nachzukommen. Der gesamte Bank- und Zahlungsverkehr der Kreditinstitute leidet unter der fortdauernden wirtschaftlichen Trennung des besetzten und unbesetzten Gebietes. Die Unterbindung der freien Zahlungen nach dem unbesetzten Gebiet strt nicht nur den notwendigen Wirtschaftsaustausch und lt insbesondere bei den Banken keine geordnete Geschftsfhrung zu, sondern droht in zunehmendem Mae auch deutsche Interessen zu schdigen. Die Lsung der mit der Demarkationslinie zusammenhngenden Fragen, die in die Zustndigkeit der Waffenstillstandskommission fllt, gestattet nunmehr keine weiteren Aufschub.

b) Bank von Frankreich. Die Zusammenarbeit der Bank von Frankreich[216] mit den Reichskreditkassen, die sich aus dem Umtausch der umlaufenden Reichskreditkassenscheine und der Versorgung er Wehrmacht mit franz sischen Zahlungsmitteln ergibt, vollzieht sich reibungslos. Bei auftretenden Schwierigkeiten in der technischen Abwicklung wurde unseren Wnschen von franzsischer Seite bereitwillig entsprochen.

c) Private Banken. Die Arisierungsmanahmen haben, untersttzt durch franzsische Gesetzesmanahmen, auch im Bankwesen sofort praktische Ergebnisse gezeitigt. Bei drei bekannten jdischen Bankfirmen sind vom Militrbefehlshaber kommissarische Verwalter franzsischer Staatsangehrigkeit eingesetzt worden, in einem weiteren Falle ist die Bestellung eines deutschen Verwalters erfolgt [217].

d) Reichskreditkassen. Die Truppengeldversorgung mit franzsischen Zahlungsmitteln und der im Zuge der Umstellung notwendige Umtausch der in Frankreich umlaufenden Reichskreditkassenscheine haben den Reichskreditkassen arbeitsmig eine starke Mehrbelastung gebracht. Die Reichskreditkassen sind auf Grund des OKW-Erlasses vom 19.9.1940[218] betreffend die Zahlungsregelung fr die Wehrmacht in Belgien und Frankreich nunmehr in die Lage versetzt, den Umtausch von Reichsbanknoten und Rentenbankscheinen allgemein vllig einzustellen. Unabhngig von der erfolgten Unterrichtung der Truppen werden die Reichskreditkassen durch Bekanntmachung auf Bahnhfen, in Gasthusern usw. auch die Bevlkerung auf das Verbot der Inzahlungnahme und Inzahlunggabe von Reichsbanknoten und Rentenbankenscheinen eindringlich hinweisen. Die Neuregelung des Zahlungsverkehrs fr die Wehrmacht ist nach vorgenanntem Erla auf folgende Grundlinien abgestellt: Einheiten, Urlauber und Dienstreisende nehmen sowohl bei der Einreise in die besetzten Gebiete als auch bei der Rckkehr nach Deutschland den erfolgten Umtausch ihrer mitgefhrten Zahlungsmittel als Regelfall im Heimatgebiet vor. Es ist Vorsorge getroffen worden, da alle Reichsbankanstalten
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und die privaten Kreditinstitute in ausreichendem Mae mit Reichskreditkassenscheinen ausgestattet sind und da auch die in den besetzten Gebieten geltenden Landeszahlungsmittel in den Grenzstdten geltenden Landeszahlungsmittel in den Grenzstdten fr den Umtauschverkehr zur Verfgung gehalten werden. Mit der Einfhrung der Feldpostberweisung aus der Heimat bis zur Hhe eines Monatswehrsoldes hchstens RM 50,- - ist gleichzeitig jede Verbringung von Reichsbanknoten und Rentenbankscheinen in die besetzten Gebiete untersagt, ausgenommen die Mitnahme von deutschen Zahlungsmitteln in der Hhe von RM 10,- (Reisefreigrenze). 2. Brsenwesen. Dem von franzsischer Seite immer drngender vorgebrachten Wunsch auf Wiedererffnung der Pariser Brse konnte erst nach Erfllung verschiedener Bedingungen entsprochen werden[219]. In den Verhandlungen mit dem franzsischen Regierungsvertreter[220] und den Brsenorganen wurden von deutscher Seite folgende grundstzliche Forderungenerhoben, die Annahme fanden: Der Handel in Auslandswerten und der Terminhandel wird verboten. Juden erhalten keine Zulassungskarten fr die Brse. Jdische Maklerfirmen und Banken knnen an der Brse weder handeln noch durch arische Angestellte vertreten werden. Der Zutritt des Publikums zu den Brsensitzungen ist zu untersagen. Die Anzahl der Zulassungskarten fr die Makler und Banken und deren Angestellte wird erheblich eingeschrnkt. Fr die berwachung des Brsenverkehrs wird ein vorlufiger Beauftragter bestellt. Die Ingangsetzung der Brse kann nur allmhlich erfolgen. Nach Durchfhrung der geforderten Manahmen konnte die Pariser Brse am Montag, den 14. Oktober 1940, wieder erffnet werden. Zunchst wurde nur der Handel in Renten zugelassen. Die Aufnahme der Ttigkeit vollzog sich in ruhiger Form. Der Brsenvorstand war in jeder Weise bemht, die getroffenen Manahmen zu beachten, und auch seitens der Brsenbesucher spielte sich der Verkehr in bester Disziplin ab. Die Kurse wurden gegenber dem letzten Brsentag vom 6. August 1940 auf etwas niedriger Basis festgesetzt. Es bestand lebhafte Nachfrage nach Staatsrenten. Die Umstze in den brigen Rentenwerten und Industrieobligationen waren verhltnismssig klein. Die Nachfrage hilt [sic!] auch im weiteren Verlauf auf fast allen Marktgebieten an, so da sich die Kursbasis auch stndig erhhen konnte. Bei den Staatsanleihen war die regulierende Stelle in der Lage, innerhalb der ersten acht Brsentage etwa ffrs. 100 Millionen abzugeben. die Kurserhhung in den Renten betrug in dieser Zeit ungefhr 4%. Bei den Industrieobligationen war die Kursentwicklung nicht ganz einheitlich. Der Rentenmarkt umfat etwa 1 300 bis 1 400 verschiedene Wertpapiere, die alle zum Handel zugelassen sind. Es wird nunmehr im Benehmen mit den zustndigen Berliner Ressorts in Erwgung gezogen, auch den Aktienmarkt wieder in Gang zu setzen. Die notwendigen Vorarbeiten hierzu sind im Gange. Die Brsen in Bordeaux, Nantes und Lille sind noch geschlossen. An ihre Wiedererffnung kann erst gedacht werden, wenn die Pariser Brse ihre Ttigkeit in vollem Umfange wieder aufgenommen hat.

3 Versicherungswesen.

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Das Reichsaufsichtsamt fr Privatversicherung hat 16 deutschen Sachversicherungsunternehmungen genehmigt, Antrge auf Zulassung zum Geschftsbetriebin Frankreich zu stellen. Soweit bisher Zulassungsunterlagen bei der franzsischen Versicherungsaufsichtsbehrde eingereicht worden sind, haben sich keinerlei Schwierigkeiten ergeben. Frmliche Zulassungsbescheide drften dieser Tage ergehen. Auf Grund der Durchfhrungsverordnung zur Feindvermgensverordnung vom 23.9.1940[221] wurde fr die Versicherungsund Vermgensbestnde der feindstaatlichen (britischen) Versicherungsunternehmungen durch den Chef der Militrverwaltung ein kommissarischer Verwalter[222] bestellt, der die Befugnis hat, seinerseits Unterverwalter einzusetzen. Dem deutschen Versicherungsmarkt wird dadurch der Zugang zu den bisher von der britischen Verischerungswirtschaft gedeckten franzsischen Risiken erschlossen werden.

4. Sonstiges Um die kapitalmigen Verflechtungen zwischen der deutschen und franzsischen Wirtschaft enger zu gestalten und die Einflunahme deutschen Kapitals in Frankreich zu verstrken, hat der Reichswirtschaftsminister verschiedenen deutschen Banken Genehmigungen zum Erwerb von solchen Wertpapieren erteilt, fr die ein besonderes deutsches Interesse besteht; hierbei ist Vorsorge getroffen worden, da die Durchfhrung dieser Wertpapierkufe nach einheitlichen Grundstzen erfolgt und unerwnschte Markterscheinungen vermieden werden.

IX. Preisregelung

1. Preisentwicklung auf dem Agrarsektor. Nach dem Einmarsch hatte sich in dem besetzten franzsischen Gebiet auf dem Agrarsektor ein starker Preisauftrieb infolge der Strung der Transportwege und der Handelsbeziehungen bemerkbar gemacht. diese willkrliche Preisentwicklung ist inzwischen durch Einwirkung der Feldkommandanturen auf die Prfekten aufgefangen und auf den alten Stand zurckgefhrt worden. Die franzsische Regierung hat mit Zustimmung der Militrverwaltung Preiserhhungen fr Weizen, Roggen, Hafer und Gerste vorgenommen[223] als sogenannte Anreizpreise fr vermehrten Anbau, nachdem vom Besatzungsheer Wert darauf gelegt wird, mglichst viel Getreide aus franzsischer Erzeugung zur Truppenversorgung und Entlastung der Heimat angeboten zu erhalten. Der neue Weizenpreis trgt dem inzwischen eingetretenen Steigerungen der Gestehungskosten auf dem Lande nicht Rechnung. Ein gewisser Ausgleich ist der Landwirtschaft bei der Festsetzung der Preise fr Roggen, Gerste und Hafer gewhrt worden. Eine Verteuerung des Brotpreises ist dadurch verhindert worden, dass u.[nter]a.[nderem] der Ausmahlungssatz des Weizens von 62% auf 82% heraufgesetzt worden ist[224]. Auf Anregung der Militrverwaltung wird die franzsische Regierung demnchst die Preise fr

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Rauhfutter und zuckerhaltige Futtermittel einheitlich festsetzen, um zu verhindern, dass bei dem Aufkauf durch die Armee unerwnschte Preissteigerungen stattfinden[225]. Auch der Preis fr die Zuckerrben wird erhht werden, um durch vermehrten inlndischen Anbau den Wegfall der Zuckerzufuhr aus bersee auszugleichen[226]. Dennoch wird der Zuckerpreis fr den Verbraucher nicht erhht werden. Es wird sogar eine Preisermssigung eintreten; weil knftig der Verbrauchszucker unraffiniert ohne Qualittsverschlechterung in den Verkehr gebracht werden wird. durch diese Massnahme wird bei der Zuckerindustrie ein Mehrverbrauch an Kohlen von 300 000 to eingespart werden.

2. Preisentwicklung auf dem gewerblichen Sektor. Auf dem gewerblichen Sektor, insbesondere bei den Textil- und Lederwaren, sind fhlbare Preisauftriebstendenzen aufgetreten. die Grnde sind zu suchen: a) in der ausserordentlich starken Nachfragenach diesen Artikeln, besonders von Seiten der Wehrmachtangehrigen, b) in der Tatsache, dass in den Stdten, vor allem in Paris, eine Reihe von Geschftsinhabern ihre Verkaufsstellen bisher nicht erffnet haben und aus Spekulationsgrnden knftig nicht erffnen wollen, wodurch grosse Bestnde zurckgehalten werden; c) in der Nichtauflockerung der Demarkationslinie, wodurch eine nahezu vllige Gtersperre zwischen der freien Zone und dem besetzten Gebiet fortbesteht; d) in dem Angleich der Preise im Elsass und in Lothringen an diejenigen des Altreiches, der sich, besonders in den stlichen Departements, als Warensog auswirkt; e) in der bisher unzulnglichen Preisberwachung seitens der franzsischen Behrden. Zu a): Nach den Richtlinie fr die Wirtschaftspolitik in den besetzten westlichen Gebieten sollen die Einkufe der Soldaten nicht kleinlich und unntig erschwert werden. Der Einkauf der Zivilbevlkerung hatte, veranlasst durch die Kufe der Wehrmachtangehrigen, zunchst mehr den Charakter von Angstkufen. Er liess inzwischen merklich nach. Die wirtschaftliche Lage eines Grossteils der Bevlkerung (Arbeitslosigkeit, Kurzarbeit) drfe dabei allerdings eine Rolle spielen. In der Textilbranchewerden starkgefragte Artikel, die zur ausgesprochenen Mangelware geworden waren, nach krzeren Zeitrumen immer wieder zum Verkauf gestellt, was auf noch gengende Lagebestnde schliessen lsst. Bei Schuhwaren in den gngigen Grssen hlt die Mangellage vielfach an. Um dadurch entstehenden Preisauftriebstendenzen wirksam zu begegnen, hat die franzsische Regierung eine Verordnung ber eine verschrfte Preisauszeichnung bei zum Verkauf gestellten Schuhwaren erlassen[227]. Zu b): Bei den nicht geffneten Lden handelt es sich in der Hauptsache um solche, die Juden gehren. Insoweit drften die zurckgehaltenen Vorrte demnchst anderweitig in den Verkehr gebracht werden.

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Zu c): Bei Nichtauflockerung der Demarkationslinie ist mit einer weiteren Warenzurckhaltung in der freien Zone solange zu rechnen, als der Geldverkehr aus dem besetzten Gebiet dorthin nicht gelockert werden wird. Die Unterbindung des bisherigen Warenbezuges von bersee infolge der Blockade erweitert die Gtersperre von aussen her. Ersatzimportmglichkeiten ber die Nord- und Ostgrenze sind zurzeit nicht vorhanden. Zu d): Fr die Warenausfuhr aus dem besetzten franzsischen Gebiet nach Elsass und Lothringenist inzwischen eine Regelung getroffen worden, wodurch knftig ein willkrlicher und unkontrollierter Warenausgang verhindert wird[228]. Zu e). Gewisse Preissteigerungen, insbesondere auf dem Textilsektor, rhren daher, dass die franzsische Zentralbehrde fr Preisregelung (Comit National de Survaillance [sic!] des Prix) durch Entscheidung vom 3. November 1939 den grossen Kaufhusern mit Einheitspreisen, den Geschften mit mehrfachen Filialen und dem Einzelhandel allgemein die Genehmigung erteilte, ihren Verkaufspreisen im Kleinhandel die den Vorlieferanten genehmigten Preiserhhungen im absoluten Betrage anzuhngen. Die Preiserhhungsgenehmigungen waren dadurch notwendig geworden, dass die Verkaufspreise der Erzeugerbetriebe nicht mehr in Einklang zu bringen waren mit den stark gestiegenen Preisen der Rohstoffe, die in der Hauptsache von bersee eingefhrt worden waren. Bei den grossen Lagerbestnden der Letztverkufer hatten sich bisher die genehmigten Preiserhhungen nicht ausgewirkt. Bei der starken Kauflust, die fr Textil- und Lederwaren sowie fr Haushaltungsartikel in der letzten Zeit allenthalben eintrat, leerten sich die Lagerbestnde, so dass sich die Kleinhndler nunmehr gezwungen sehen, ihre Bestnde aufzufllen. Sie mssen jetzt die gleichen Waren zu den bereits im Herbst 1939 genehmigten hheren Preisen einkaufen. Obgleich der Kleinhndler die Einkaufspreiserhhungen nur in absoluter Hhe, d.h. ohne entsprechende Erhhung seiner Gewinnspanne, dem frheren Verkaufspreis anhngen darf, so entsteht dadurch fr den Verbraucher, der den gleichen Artikel in derselben Ausfhrung wie frher einkauft, immerhin eine fhlbare Mehrausgabe. Darber hinaus ergibt sich eine mittelbare Preiserhhung dadurch, dass vielfach gangbare Artikel einzelner Warengruppen ausgekauft worden sind, ohne dass sie in gleicher Ausfhrung von den Erzeugerbetrieben nachgeliefert werden knnen. Die Kufer sind infolgedessen gezwungen, anderer teurere Ausfhrungen zu kaufen, die sie unter normalen Umstnden nicht gekauft htten. Fr die Kufer bedeutet dies eine Preiserhhung, weil er die bessere Ausfhrung der Ware unbercksichtigt lsst und lediglich feststellt, dass er fr denselben Gebrauchsgegenstand einen hheren Preis zahlen muss. Im Hinblick auf die Lebenshaltungskosten liegt hierin tatschlich eine Verteuerung. Von Preisberwachungs wegen ist jedoch kein Einschreiten mglich, weil es sich nicht um unzulssige Preiserhhungen handelt, sondern lediglich einerseits um eine Verlagerung in den Markt- bezw. Erzeugungsverhltnissen und andererseits um die Folgen eines anormalen Aufkaufs, der stellenweise Ausverkaufsformen angenommen hat, ohne dass die Mglichkeit besteht, die Bestnde in der alten Sortierung wieder aufzufllen. Auf Anregung der Militrverwaltung haben die franzsischen Behrden wiederholt versucht, den Geschften Mangelwaren des tglichen Bedarfs in den marktgngigen Ausfhrungen zu den alten Preisen zu verschaffen. Die Bemhungen scheiterten aber meistens daran, dass die Fabriken die Produktion eingestellt haben oder sie nur im beschrnkten Umfange, allerdings dann vielfach unter Verwendung teureren Materials, aufrechterhalten knnen. Daneben treten auch ungerechtfertigte Preissteigerungen auf. Manche Geschftsinhaber versuchen

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immer wieder, trotz des von franzsischer und deutscher Seite angeordneten Preisstops die augenblickliche Knappheit an Waren und die gesteigerte Nachfrage durch unzulssige Preisberschreitung in gewinnschtiger Weise auszunutzen. Den franzsischen Regierungsvertretern ist die bisher vllig unzulngliche Preisberwachung durch ihre Polizeiorgane immer wieder vorgehalten worden. Durch einen Artikel, der Anfang Oktober in der franzsische Presse erschienen ist[229], ist der Bevlkerung davon Kenntnis gegeben worden. Durch einen weiteren Zeitungsartikel ist die Bevlkerung aufgefordert worden, Preisberschreitungen den franzsischen Preisbehrden zu melden[230]. Daraufhin gehen allein in Paris tglich rund zweihundert Anzeigen ein, denen in jedem Einzelfall nachgegangen wird. Eine bedeutend straffere und schnellere Handhabung der Preisberwachungin allen Teilen des besetzen Gebietes ist in der letzten Zeit festzustellen. In Paris sind beispielsweise seit der Besetzung rund 37 000 Preisprfungsverfahren durchgefhrt worden. Rund 2 500 Verste sind den ordentlichen Gerichten zur Aburteilung bergeben worden. Von r[un]d. 5 000 Preisprfungsverfahren in der zweiten Septemberhlfte sind in rund 600 Fllen im gleichen Zeitraum Geld- oder Gefngnisstrafenoder Geschftsschlieungenverhngt worden. Dort, wo die Umstnde des Falles eine rasche, energische Bestrafung verlangten, sind auch die deutschen Stellen gegen Preisberschreitungen vorgegangen.

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Zusammenfassung.

I.) Allgemeines. Ausschaltung der Juden aus der Wirtschaft im besetzten Gebiet durch Kennzeichnungzwang [sic!] und Meldepflicht juedischer Unternehmungen. Einsetzung von Kommissaren als Verwalter nach Beschlagnahme oder Schliessung - im allgemeinen Franzosen - vorgesehen. Zur Aufdeckung juedischer Tarnung erstreckt sich Meldepflicht auch auf Betriebe, die am 23. Mai 1940 und nachher noch juedisch waren.

II.) Gewerbliche Wirtschaft. 1.) Organisation der Rohstoff- und gewerblichen Wirtschaft. Bildung von sogenannten comits d'organisation, die sich im Sinn von Fachgruppen in Beratungskoerperschaften gliedern. Die franzoesische Regierung bereitet auf Veranlassung des Militaerbefehlshabers eine allgemeine statistische Erhebung in der franzoesischen Industrie vor.

2.) Auftragslenkung. Einrichtung der Zentralauftragsstelle Frankreich seit 15.9.40 als Sammelstelle fuer die aus Deutschland kommenden Auftraege ruestungswirtschaftlicher und anderer Art von RM 5.000,- aufwaerts. Die nach Frankreich gegebenen Ruestungsauftraege werden bisher auf RM 500 Millionen geschaetzt. Die von der franzoesischen Regierung geschaffene Auftragsauskunftsstelle leitet ihre Unterlagen ueber die Ausnuetzung der Industrie durch franzoesische Auftraege der Zentralauftragsstelle Frankreich zu, die so eine umfassende Auftragssteuerung durchfuehren kann.

3.) Kohlenwirtschaft a) Kohlenbergbau: volle Wiederinbetriebnahme der Gruben und weitgehende Foerderungssteigerung gegenueber der Friedensproduktion wird angestrebt. Auch soll die Kohlen[frderung][231] im unbesetzten Gebiet zur Versorgung des besetzten Gebietes gefoerdert und staerker herangezogen werden. Bezueglich der Foerderzahlen vgl. Tabelle im Haupttext. b) Kohlenversorgung: Nur 50% des frueheren jaehrlichen Kohlenverbrauchs stehen jetzt fuer das besetzte und unbesetzte Gebiet zur Verfuegung. Die Menge koennte bei vollem Anfall den jetzigen gedrosselten Wirtschafts- und Zivilbedarf befriedigen. Doch stehen der Versorung Transportschwierigkeiten im Wege. Bezueglich Aufteilungsplaene s. Haupttext.

4.) Mineraloelwirtschaft. Ueber staerkeren Mineraloelnachschub aus dem unbesetzten ins besetzte Gebiet gehen die Verhandlungen weiter. Waehrend das Nachschubprogramm in Benzin und Dieselkraftstoff erfuellt wurde, sind die Mengen in Heizoelen aus Mangel an Kesselwagen noch viel zu gering. Bezueglich des vorlaeufigen Kontingentsplans s. Haupttext. die Versorgungslage wird sich recht unguenstig gestalten, da es in Zukunft
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vor allem an Dieselkraftstoff, Heiz- und Schmieroelen fehlen wird. Die der Wehrmacht zur Verfuegung stehenden Bestaende reichen bis 15. Dezember 1940, wonach die Wehrmacht aus der Heimat versorgt werden muss.

5.) Eisenerzbergbau und Eisenwirtschaft. a) Eisenerzbergbau: die Wiederaufnahme der Foerderung in der Normandie und Bretagne ist in saemtlichen Gruben vorbereitet. b) Eisenwirtschaft: Die Sektion fuer Eisen und Stahl hat ihre Taetigkeit aufgenommen. Verhandlungen ueber Bezug von monatlich 20.000 t Haematit-Roheisen fuer ein halbes Jahr sind im Gange. Mit der Ouenza-Gesellschaft ist ein langfristiges Abkommen im Entwurf vereinbart, wonach fuer mindestens 60 Jahre der deutschen Montanindustrie eine Option auf den Bezug von jaehrlich 60% der nordafrikanischen Eisenerzfoerderung eingeraeumt wird.

6.) Metallwirtschaft. a) Bewirtschaftung: Der neu geschaffenen "Section de Mtaux non ferreux" obliegt die Bewirtschaftung und Erfassung der Metalle sowie die Verbrauchsdrosselung durch Einfuehrung einer Verbrauchsquote und Erlass von Verwendungsverboten. b) Rohstoffbestand und Abtransport: s. Tabelle im Haupttext. c) Metallerzeugende Industrie: s. Tabelle im Haupttext, Uebersicht ueber die fuer die Neuerzeugung aus Metallabfaellen und Altmaterialien zurzeit arbeitenden Huetten. d) Metall verarbeitende Industrie: Die Kapazitaet der zurzeit mit Auftraegen deutscher Beschaffungsstellen stark belegten Draht- und Kabelwerke reicht fuer die weitere Wirtschaftsplanung aus, so dass vorlaeufig keine neuen Betriebe eroeffnet werden brauchen. Bezueglich Uebersicht der Betriebe vgl. Tabelle im Haupttext.

7.) Lederwirtschaft. Die ab 1.9.40 blokierten [sic!] 50% der monatlichen Ledererzeugung aus Haeuten franzoesischen Privateigentumes sind nach Abstimmung mit dem franzoesischen Produktionsministerium freigegeben worden. die Versorgungslage bezueglich der Gebstoffe verschaerft sich infolge Nachschubschwierigkeiten.

8.) Kautschuk, Asbest, Russ. a) Rohkautschuk: Der Abtransport - bisher 4.600 t - soll insgesamt 6.000 t erreichen, da die Kautschukbestaende im unbesetzten Gebiet die Versorgung der gesamten franzoesischen Kautschukindustrie fuer die naechsten 6 Monate sichern. b) Kautschukbewirtschaftung: Durch Section fuer Kautschuk sind Verbrauchssaetze fuer die Gummiindustrie festgelegt. - Abtransporte von Baumwollfaeden und Cordgeweben an die Reifenfabriken des unbesetzten Gebietes in Gang gesetzt.

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c) Asbest: Die franzoes. Asbestindustrie erhaelt zur Umstellung der Fabrikation Zellulose aus Skandinavien und Finnland. - Die Russbestaende in Frankreich werden erfasst.

9.) Tabakwirtschaft. Die Lieferungen nach Deutschland sind voll angelaufen. Ueber Warenverkehr im einzelnen s. Haupttext.

III.) Ernaehrung und Landwirtschaft. 1.) Erzeugung. Die Kartoffelernte ist zum groessten Teil beendet, die der Zucker- und Futterrueben noch im Gang. Die Herbstbestellung in den bewohnten Bezirken zu ca. 50% durchgefuehrt. Grosseinsatz der Ostland in den evakuierten Gebieten. Mangel an Treibstoff, Maschinen und Ersatzteilen. Vorraete an Duengemittel ausreichend. Beschaffung des Saatgutes fuer Herbstbestellung macht grosse Schwierigkeiten wegen Treibstoffmangel. - Frankreich erhaelt 80.000 t Saatkartoffeln aus dem Reich und Holland. Viehhaltung departementsweise noch sehr unterschiedlich. 2.) Versorgung. Durchfhrung der Rationierungsmassnahmen noch sehr mangelhaft. Kontrollapparat muss aufgebaut und das Bezugscheinsystem ausgebaut werden. Fleischrationierung hatte noch nicht die gewuenschte Wirkung. Schaffung eines Buro National de la Viande fuer die Schlachtvieh- und Fleischwirtschaft. - die neue milchwirtschaft.[iche] Organisation hat Arbeit aufgenommen. Milcherfassung erschwert durch geringe Benzinzuteilung. Buttererzeugung entspricht den vorlaeufigen Erwartungen, Kaeseproduktion kann mit ihren Bestaenden den gegenwaertigen Bedarf befriedigen. Kontingente fuer die Speiseoel- und Margarineausgabe festgelegt. Versorgung der Bevoelkerung mit Wein erschwert durch Kesselwagen- und Treibstoffmangel. Versorgung des Besatzungsheeres aus dem franz. Raum. Der Direkteinkauf von Schlachtvieh durch die Einheiten selbst am 11.11. ersetzt durch Bedarfsanmeldung beim zust.[ ndigen] Bezrikschef, der die dafuer errichteten Regionalbueros einschaltet. - Herstellung von Fleisch- und Wurstkonserven, Fleischdauerwaren und Gefrierfleisch geht weiter. Sicherstellung des Ost- und Gemuesebedarfs ist vorbereitet. Die Versorgung mit Wein und Spituosen wurde voll erfuellt.

IV.) Forst- und Holzwirtschaft. Holzeinschlag fuer das vergangene Wirtschaftsjahr ziemlich normal. Schwierigkeiten im Raum ostw.[rts] der Nordostlinie infolge Personenmangels. Einsatz von Kriegsgefangenen zur Waldarbeit sowie Beurlaubung oder Entlassung der kriegsgefangenen franz. Forstbeamten weiter betrieben. Holzabfuhr aus dem Wald erschwert durch Wagen- und Betriebsstoffmangel. - Harzernte auf nur 50.000 t geschaetzt gegenueber 100.000 t in Normaljahren.

V. Auswaertiger Waren- und Zahlungsverkehr. Zwischen besetztem und unbesetztem Gebiet. Erhebliche Zunahme der Antraege auf Genehmigung der Warenausfuhr in das unbesetzte Gebiet. Weitere Abschnuerung der Demarkationslinie laesst Schwierigkeiten auch fuer die Versorgung der Besatzungstruppen sowie fuer die im deutschen Interesse arbeitende Industrie befuerchten. - Bezirkschefs und Feldkommandanturen erteilen jetzt die erforderl. [iche] Genehmigung zur Bezahlung der Wareneinfuhr aus unbesetztem Gebiet.
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Zwischen Frankr4eich und den uebrigen besetzten Gebieten. Die fuer den Warenverkehr zw.[ischen] Frankreich und Elsass und Lothringen und Luxemburg getroffene Regelung v. 25.9. wird bis zum 30.11.verlaengert. Der Warenverkehr mit Lothringen haelt sich in normalen Grenzen, waehrend elsaess. [ische] Aufkaeufer den franz. Markt wesentlich staerker beanspruchen. - Zwecks Aufnahme des Warenund Zahlungsverkehrs fanden erste Besprechungen mit Vertretern des Mil[i]t.[r] Befehlshaber[s] von Belgien und Nordfrankreich statt. Einheitl.[iche] Loesung des gesamten Problems d.[es] Waren- und Zahlungsverkehrs zw.[ischen] Belgien und Frankreich wird angestrebt.

Zwischen Frankreich und Deutschland vollzieht sich der Waren- und Zahlungsverkehr ohne Mitwirkung franz. Stellen. Zwischen Frankreich und dem Ausland kann von einem geregelten Waren- und Zahlungsverkehr noch immer nicht gesprochen werden. Das Verlangen danach ist jedoch ueberall vorhanden.

VI. Wirtschaftlicher Transportbedarf. Bei den Eisenbahnen erzielte der Ausbau der Verkehrswege weitere Fortschritte. Der Gesamtwagenbestand von 410.000 im Sommer 1940 verringert auf 275.000. Der Verknappung im Transportraum wurde spuerbar entgegengewirkt, indem die beladenen Wagen auf den Weg gebracht oder ausgeladen wurden. Zur Beschleunigung des Umlaufs wurde inzw.[ischen] die Sonn- und Feiertagsentladung angeordnet. Lenkung des Wirtschaftstransportes: Wirtschaftstransporte sind fortan der zustaend.[igen] Eisenbahnbetriebsdirektion anzumelden, die weitere Durchfuehrung selber uebernimmt. groessere Transporte sind dem Militaerbefehlshaber zu melden. Kohlentransporte: Bestellung eines Beauftragten des OKH fuer Kohlenversand mit dem Sitz in Lille. Das Programm umfasst 93 Kohlen- und Kokszuege aus dem Liller Becken taeglich, davon 60 Zuege nach Frankreich, 6 Zuege nach Elsass-Lothringen. bis jetzt allerdings nur zu 60% erfuellt. Ernaehrungs- und sonstige Transporte: 200.000 t Aepfel ins Reichs [sic!] abbefoerdert. Allein an Wolle und Baumwolle sind in der Zeit v. 13.8. bis 15.10. 70 Zuege mit 33.350 t nach Deutschland auf den Weg gebracht worden. Transporte aus Suedfrankreich und Spanien: Anforderung von Zuegen vor allem fuer Bauxit, Fruechte und Lebensmitteltransporte sowie Transittransporte von Spanien nach Deutschland.

Binnenschiffahrt. Die ersten 20 Kohlenkaehne aus dem Liller Becken sind vor Paris eingetroffen. Steigerung von jetzt 2.000 t auf 6-9000 t taeglich wird angestrebt. Seeschiffahrt zwischen den franz. Kolonien und den Mittelmeerhaefen wie bisher. Kraftfahrzeugverkehr leidet wie bisher unter Betriebsstoffmangel.

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VII. Arbeitseinsatz und Sozialfragen. 1.) Entwicklung Arbeitslosigkeit stieg im besetzten Gebiet von 700.000 Anfang Oktober auf 956.000 Ende Oktober (seit Mitte Oktober kaum noch gestiegen). Arbeitermangel auf dem Gebiete der Landwirtschaft und Holzwirtschaft. Auch die Organisation Todt benoetigt im Sperrgebiet noch mehrere Tausend Erd- und Baufacharbeiter. 2.) Massnahmen zur Bekaempfung der Arbeitslosigkeit. Franz. Gesetze enthalten verschiedene Massnahmen, sind in Vorbereitung. Naehreres s. Haupttext. Fuer Notstandsarbeiten in Paris sind 4 12 Milliarden Franken bereit gestellt worden. 3.) Anwerbung von Arbeitskraeften nach Deutschland wurde fortgesetzt. Bis jetzt sind geworben Polen 33%, Slowaken 15%, Russen 12%, Franzosen 12%, Ukrainer 12%, Italiener 8%, Jugoslawen 7%. 4.) Arbeitsbedingungen. Gewaehrung von Leistungen der deutschen Krankenversicherungen an die in Frankreich zurueckbleibenden Angehoerigen der in Deutschland beschaeftigten Arbeitskraefte ist durch Verordnung des Reichsarbeitsmin.[isteriums] durch Verordnung v.[om] 28.9. geregelt. - Lohnregelung fuer die bei der OT[232] eingesetzten einheimischen Arbeitskraefte. Fuer Angestellte aus dem Reich, die von deutschen Dienststellen nach Frankreich einberufen sind, laeuft Antrag auf Erhoehung der Tagegeldsaetze.

VIII. Bank-, Boersen und Versicherungswesen. 1. Bankwesen. Durch Wiedereroeffnung der Boerse ist den Banken weiteres Betaetigungsfeld erschlossen. - Auf dem Lande suchen die Sparkassen ihren Aufgaben nachzukommen. Der gesamte Bank- und Zahlungsverkehr der Kreditinstitute leidet unter der wirtschaftlichen Trennung des besetzten und unbesetzten Gebietes. Die Zusammenarbeit der Bank von Frankreich mit den Reichskreditkassen vollzieht sich reibungslos. - Im Zuge der Arisierungsmassnahmen wurden bei 3 bekannten Pariser Banken kommissarische Verwalter franzoesischer Staatsangehoerigkeit eingesetzt. - Die Reichskreditkassen sind aufgrund des OKW-Erlasses vom 19.9.40 nunmehr in die Lage versetzt, den Umtausch von Reichsbanknoten und Reichsbankscheinen allgemein voellig einzustellen. Bezueglich Neuregelung des Zahlungsverkehrs fuer die Wehrmacht siehe Haupttext.

2. Boersenwesen. Die Pariser Boerse wurde am 14.10.40 wieder erffnet und zunaechst der Handel in Renten zugelassen. Der Handel in Auslandswerten und der Terminhandel ist verboten. Es bestand lebhafte Nachfrage nach Staatsrenten. - Die notwendigen Vorarbeiten zur Ingangsetzung des Aktienmarktes sind im Gange.

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3. Versicherungswesen. 16 deutschen Sachversicherungsunternehmungen ist seitens des Reichsaufsichtsamtes fuer Privatversicherungen genehmigt worden, Antrag auf Zulassung zum Geschaeftsbetrieb in Frankreich zu stellen. Fuer die Versicherungsund Vermoegensbestaende der feindstaatlichen (britischen) Versicherungsunternehmungen, wurde ein kommissarischer Verwalter bestellt, wodurch dem deutschen Versicherungsmarkt der Zugang zu den bisher von der britischen Versicherungswirtschaft gedeckten franzoesischen Risiken erschlossen wurde.

IX. Preisregelung: 1. Preisentwicklung auf dem Agrarsektor. Preiserhoehungen fuer Weizen, Roggen, Hafer und Gerste hat die franzoesische Regierung mit Zustimmung der Militaerverwaltung zugelassen, dafuer Ausmahlungssatz von 62 vH auf 82 vH heraufgesetzt, so dass Verkaufspreis fuer Brot nicht erhoeht worden ist. Der Preis fuer Rauhfutter, zuckerhaltige Futtermittel und Zuckerrueben wird gleichfalls erhoeht werden. Wegen der Gruende s. Haupttext. 2. Preisentwicklung auf dem gewerblichen Sektor. Starke Preisauftriebstendenzen, insbesondere bei den Textil- und Lederwaren infolge starker Nachfrage, infolge von Spekulationen, Nichtauflockerung der Demarkationslinie, der Preise in Elsass und Lothringen und der bisher unzulaenglichen Preisueberwachung. Naehes [sic!] siehe Haupttext. Gegenmassnahmen: Verschaerfte Preisauszeichnungspflicht, inverkehrbringen [sic!] der Waren nicht geoeffneter Laeden, Regelung des Warenverkehrs nach Elsass-Lothringen, Verschaerfung der Preisueberwachung.

[1]

Jonathan Schmid.

Bis zur Einsetzung von General Otto von St lpnagel, der am 25.10.1940 seine Geschfte aufnahm, hatte Generalfeldmarschall Walther von Brauchitsch in Personalunion auch die Funktion des Militrbefehlshabers in Frankreich wahrgenommen. Der Oberbefehlshabers des Heeres zog sich im Oktober 1940 mit seinem Hauptquartier aus Fontainebleau nach Zossen bei Berlin zurck. Das Fhrerhauptquartier hatte sich damit gegen den Plan des OKH durchgesetzt, das die Militrverwaltung der Heeresgruppe A und dem Oberbefehlshaber West zu unterstellten beabsichtigte. Als Dienstsitz whlte von Stlpnagel das Palais Talleyrand.
[2]

Otto Edwin von Stlpnagel (1878-1948). General der Flieger (ab 1.12.1940 General der Infanterie). 1897 Fahnenjunker. 1898 Leutnant. 1914/18 Kriegsteilnahme. 1919 bernahme in Reichswehr. 1921 Oberstleutnant. 1927 Kommandeur Infanterieregiment 7. 1928 Inspekteur der Verkehrstruppen. 1929 Generalmajor. 1931 Verabschiedung als Generalleutnant. 1934 bertritt zur Luftwaffe. 1935 Kommandeur der Luftkriegsakademie. 1936 General der Flieger. Mrz 1939 erneute Verabschiedung. August 1939 Kommandierender General des stellvertretenden XVII. Armeekorps in Wien. 25. Oktober 1940 Militrbefehlshaber in Frankreich. Nach Rcktrittsgesuch im Februar 1942 endgltige Verabschiedung. Nach Kriegsende Verhaftung in Deutschland und Auslieferung an Frankreich, Selbstmord im Pariser Gef ngnis Cherche-Midi noch vor Prozebeginn.

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[3]

Ein Bericht des Kommandostabes fr den Monat Oktober konnte nicht ermittelt werden.

Vgl. zur Problematik der Krzung auch die entsprechende Verfgung des Militrbefehlshabers vom 25.11.1940, Anlage 1 zum Lagebericht November 1940.
[4]

Kurt Schreiber (Chef des Militrverwaltungsbezirks Nordwestfrankreich), Karl-Ulrich Neumann-Neurode (Chef des Militrverwaltungsbezirks Sdwestfrankreich), Eduard Freiherr von Rotberg (Chef des Milit rverwaltungsbezirks Nordostfrankreich).
[5] [6]

Walther von Brauchitsch.

[7]

Der Oberbefehlshaber des Heeres, Generalstab des Heeres, Generalquartiermeister, Nr. 15645/40, Abgrenzung der Befugnisse zwischen der Truppe und den Dienststellen der Milit rverwaltung, 9. Oktober 1940, gez. [Walther] von Brauchitsch, aus: BA-M (Freiburg) RW 35/211, Bl. 154-160.
[8]

Nhere Einzelheiten nicht ermittelt.

Vgl. hierzu OKH/GenstdH/Gen.Qu./Abt.K.Verw.(Qu 5) Nr. 25015/40 vom 12.10.1940 betr. Regelung fr den Versand und die Mitnahme von Waren aus den besetzten Gebieten Belgiens und Frankreichs f r die Angehrigen der Wehrmacht und der eingesetzten Verbnde (Abschrift), BA-MA (Freiburg) RW 5/v.318. Zu den Folgen dieser unbegrenzten Freigabe, die zu einem regelrechten Ausverkauf der franzsischen Geschfte fhrte, s. Hans UMBREIT, Auf dem Weg zur Kontinentalherrschaft, in: Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Bd. 5/1, Stuttgart, 1988, S. 236.
[9] [10]

Generalmajor Erwin Jaenecke. Adolf Hitler.

[11]

Treffen zwischen Hitler und Laval am 22. Oktober 1940 in Montoire. Abdruck der Gespr chsnotiz in: ADAP, Serie D, Bd. XI.1, S. 301-306: Aufzeichnung des Gesandten Paul Otto Schmidt (1899-1970) (B ro RAM). Aufzeichnung ber die Unterredung zwischen dem Fhrer und dem Vizeprsidenten des franzsischen Ministerrates Laval in Anwesenheit des Reichsauenministers auf dem Bahnhof von Montoire-sur-Loir im Arbeitswagen des Fhrers am 22. Oktober 1940.
[12]

Paul Otto Schmidt (1899-1970). Ministerialbeamter. 1923 Dolmetscher im Ausw rtigen Amt. 1933 Legationssekretr. 1936 Legationsrat 1. Kl. 1938 Gesandter. 1940 Gesandter 1. Kl. Als Ministerialdirigent, Leiter des Ministerbros. Begegnung zwischen Hitler und Ptain am 24. Oktober 1940 in Montoire in Gegenwart von Laval und Reichsauenminister Joachim von Ribbentrop (1893-1946). Hitler forderte Frankreich auf, in eine europische Koalition gegen England einzutreten und militrische Beitrge in Afrika zu leisten. Zum Inhalt des Gesprchs vgl. ADAP, Serie D, Bd. XI.1, S. 326-332.
[13] [14]

Departement Seine-Infrieure. Gemeint ist die Besetzung des Rheinlandes von 1918 bis 1930.

[15]

Friedrich Grimm (1888-1959). Jurist. Seit 1914 Rechtsanwalt. Im Ersten Weltkrieg als Dolmetscher ttig, Strafverteidiger am Kriegsgericht. Seit 1921 Strafverteidiger in internationalen Prozessen. 1922 Habilitation, Privatdozent. 1927 a.o. Professor fr internationales Recht in Mnster, Ehrensenator der Universitt Marburg, Vizeprsident der "Deutsch-Franzsischen Gesellschaft". 1933-1945 Mitglied des Reichstags f r die NSDAP. 1937 Rechtsanwalt am Kammergericht in Berlin. 1938 Honorarprofessor an der Universitt Mnster, im vorlufigen Stab von Otto Abetz kurzweilig ttig. Nach 1945 Wiederaufnahme der Geschfte als Rechtsanwalt, in den 1950er Jahren Ehrenprsident des Bundesverbands ehemaliger Internierter und Entnazifizierungsgeschdigter, Forderung nach Generalamnestie.
[16] [17]

Vgl. BA Koblenz, NL 120 Friedrich Grimm.

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[18]

Nhere Einzelheiten nicht ermittelt.

Verordnungsblatt fr die besetzten franzsischen Gebiete Nr. 11 vom 17. Oktober 1940, S. 108: Verordnung zum Schutze gegen Sabotageakte. Vom 10. Oktober 1940.
[19] [20]

Anlage 7. Hier nicht aufgenommen.

Die "Actualits mondiales" enthielten Auszge aus der Deutschen Wochenschau und wurden als kurzer filmischer Nachrichtenberblick regelmig in den Kinos vor dem Hauptfilm in den von Deutschland besetzten Gebieten gezeigt. Durch die Einrichtung eines Wochenschaureferats und die am 21. November 1940 gegr ndete Deutsche Wochenschau GmbH sollte aus der Deutschen Wochenschau eine einheitliche Propagandawaffe mit vermeintlich dokumentarischer Ausrichtung gemacht werden.
[21]

Zu den emigrierten Schauspielern zhlten u.a. Michle Morgan, Jean-Pierre Aumont, Jean Boyer, Jacques Catelain, Marcel Dalio und Jean Gabin.
[22]

Vgl. Verordnungsblatt fr die besetzten franzsischen Gebiete Nr. 7 vom 16. September 1940, S. 76-78: Verordnung ber Vereinigungen, Versammlungen, Abzeichen und Beflaggung. Vom 28. August 1940, hier: 1-3.
[23]

Die Association des Combattants war unter dem Vorsitz von Xavier Vallat bereits im August 1940 gegrndet worden. Vgl. Journal Officiel vom 30. August 1940, S. 4845: Loi du 29 ao t 1940, portant cration de la lgion franaise des combattants. Als Sammelbecken von Angehrigen der extremen Rechten der dreiiger Jahre galt die Association als Einheitspartei im Dienste des Marschalls. Aus ihr ging der "Service d'ordre l gionnaire (SOL)" hervor, der seinerseits wiederum das Reservoir fr die Anfang 1943 gegrndete "Milice franaise" bildete.
[24]

Hier nicht aufgenommen. Vgl. Verordnungsblatt fr die besetzten franzsischen Gebiete Nr. 11 vom 17. Oktober 1940, S. 109-110: Verordnung ber die Anmeldung englischer Staatsangehriger. Vom 15. Oktober 1940.
[25] [26]

Laut Eintragung vom 9.10.1940 im Kriegstagebuch des Armeeoberkommandos 2 (KTB AOK 2/Ic/A.O.) handelte es sich in einem dieser Flle um drei Angehrige einer SS-Polizei-Division, die mehrfach ein deutsches Kabel zerschnitten hatten, "um ein strenges Vorgehen gegen die franzsische Bevlkerung zu provozieren, die nach ihrer Meinung zu milde behandelt wurde", vgl. Hans UMBREIT, Auf dem Weg zur Kontinentalherrschaft, in: Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Bd. 5/1, Stuttgart, 1988, S. 106. Vgl. Verordnungsblatt fr die besetzten franzsischen Gebiete Nr. 11 vom 17. Oktober 1940, S. 104-106: BrieftaubenVerordnung. Vom 20. September 1940. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 15 vom 14. November 1940, S. 125: Bekanntmachung. Vom 5. November 1940.
[27]

Hier nicht aufgenommen. Vgl. Verordnungsblatt fr die besetzten franzsischen Gebiete Nr. 10 vom 5. Oktober 1940, S. 96: Verordnung ber das Fotografieren auerhalb geschlossener Rume. Vom 16. September 1940.
[28]

Es handelt sich hier vermutlich entweder um das Centre de s jour surveill von Baillet, das bereits seit 1939 zur Inhaftierung von Kommunisten und Antimilitaristen bestand, oder um das Centre de s jour surveill von Aincourt.
[29]

Vgl. Verordnungsblatt fr die besetzten franzsischen Gebiete Nr. 9 vom 30. September 1940, S. 92-93: Verordnung ber Manahmen gegen Juden. Vom 27. September 1940.
[30] [31]

Dr. Storz. Kriegsverwaltungsrat. Stellvertreter des Abteilungsleiters der Verwaltung, Werner Best, und Leiter der Gruppe 1 (Allgemeine und innere Verwaltung) der Abteilung Verwaltung im Verwaltungsstab des MBF. Zu Dr. Storz konnten keine nheren biographischen Angaben ermittelt werden. "Geschfte (d.h. wirtschaftliche Unternehmen jeder Art), deren Eigent mer oder Pchter Juden sind, mssen bis zum 31. Oktober 1940 in deutscher und franzsischer Sprache als Judengeschfte gekennzeichnet sein." Verordnungsblatt fr
[32]

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die besetzten franzsischen Gebiete Nr. 9 vom 30. September 1940, S. 92-93: Verordnung ber Manahmen gegen Juden. Vom 27. September 1940, hier: S. 92, 4.
[33]

"Juden, die aus dem besetzten Gebiet geflohen sind, ist die R ckkehr in dieses verboten."ebenda, 2.

Hier nicht aufgenommen. Vgl. Verordnungsblatt fr die besetzten franzsischen Gebiete Nr. 12 vom 20. Oktober 1940, S. 112-114: Zweite Verordnung ber Manahmen gegen Juden. Vom 18. Oktober 1940.
[34] [35]

Vgl. Journal Officiel vom 18. Oktober 1940, S. 5323: Loi portant statut des juifs, le 3 octobre 1940. Raphal Alibert. Anlage 7. Hier nicht aufgenommen. Departement Cte-d'Or.

[36]

[37]

[38]

Richtig: Parti Franais National-Collectiviste. Gegrndet 1934 von Pierre Clmenti (Sportredakteur der radikalen Tageszeitung La Rpublique) zunchst als Parti Franais National-Communiste, nach dem Waffenstillstand von 1940 Umbenennung in Parti Franais National-Collectiviste. 1936 bis 1939 und dann wieder ab 1940 Ver ffentlichung der Zeitschrift Le Pays Libre. Verbreitung von antidemokratischen, antifreimaurerischen und antisemitischen Parolen, Zusammenarbeit mit der Lgion des volontaires Franais contre le Bolchevisme (LVF). 1944 Auflsung der Partei und deren Zeitschrift.
[39] [40]

Text der Rede nicht ermittelt.

Vgl. Verordnungsblatt fr die besetzten franzsischen Gebiete Nr. 7, vom 16. September 1940, S. 76-78: Verordnung ber Vereinigungen, Versammlungen, Abzeichen und Beflaggung. Vom 28. August 1940.
[41]

Im Oktober 1940 wurde im Petit Palais die erste Ausstellung ber Freimaurerlogen gezeigt. Die Pariser Presse, u.a. Illustration, hatte bereits seit September in zahlreichen Artikeln auf das Ereignis vorbereitet. Bis zum Ende der Ausstellung im November 1940 kamen ber 1 000 000 Besucher. Der Erfolg besttigte die Organisatoren, die Ausstellung in weiteren franzsischen Stdten wie Rouen, Bordeaux, Lille und Nancy zu zeigen. Weitere Stationen im Ausland (Br ssel, Berlin, Riga) waren geplant.
[42]

Bis zum 10. Juli 1940 wurde das Amt des Staatsprsidenten von Albert Lebrun (1871-1950) ausgebt. Anschlieend vereinigte Philippe Ptain als "Chef de l'tat franais" Exekutive und Legislative in seiner Person. Vgl. Journal Officiel vom 11. Juli 1940, S. 4513: Loi constitutionnel du 10 juillet 1940.
[43]

In einem Verfassungsakt stimmte die Nationalversammlung in Vichy am 10. Juli 1940 einer nderung der Verfassung der Dritten Republik zu und setzte damit die seit 1870 bestehende republikanische Ordnung und die Verfassung auer Kraft. Die Abgeordnetenkammer (Chambre des dputs) wurde 1946 als "Assemble nationale" durch die Verfassung der IV. Republik neu ins Leben gerufen.
[44] [45]

Conseil d'tat mit Philippe Ptain als Prsident. Marcel Peyrouton. Anlage 5. Hier nicht aufgenommen. Journal Officiel vom 12. Juli 1940, S. 4517: Acte constitutionnel N 1 du 11 juillet 1940.

[46]

[47]

[48]

Das 1. Ausfhrungsgesetz hob Artikel 2 der Verfassung der Dritten Republik vom 25. Februar 1875 auf, in dem die Wahl des Prsidenten und die Dauer seiner Amtszeit reglementiert waren.
[49]

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Journal Officiel vom 12. Juli 1940, S. 4517: Acte constitutionnel N 2 du 11 juillet 1940 fixant les pouvoirs du Chef de l'tat franais.
[50] [51]

Journal Officiel vom 12. Juli 1940, S. 4518: Acte constitutionnel N 3 du 11 juillet 1940.

Journal Officiel vom 13. Oktober 1940, S. 5274: Loi portant suspension des conseils g nraux et des conseils d'arrondissement, le 12 octobre 1940.
[52]

Journal Officiel vom 13. Oktober 1940, S. 5274: Loi portant suspension des conseils g nraux et des conseils d'arrondissement, le 12 octobre 1940.
[53] [54]

Handschriftlich abgendert zu C.

Vgl. unten Anlage 1 zu Teil I des Lageberichts. Der von Werner Best gezeichnete Runderla mahnte den einzelnen Beamten an, auch "Auge und Ohr seines Verwaltungszweiges" in Frankreich sein, um "Erfahrungen und Eindrcke [zu] sammeln, die einmal zum Nutzen des Reiches verwertet werden sollen." Damit sollte dem deutschen Beamtennachwuchs auch die Mglichkeit gegeben werden, auerdeutsche Verhltnisse kennenzulernen und es sollte seine Pflicht sein, "mit den Mitteln seines Interessensgebietes in die franzsischen Verhltnisse einzudringen und sich mglichst umfassende Sachkenntnisse und Urteilsmglichkeiten zu erarbeiten."
[55] [56]

Handschriftlich korrigiert in: Ersuchen um zahlreiche statistische Ermittlungen.

[57]

Vgl. hierzu auch den Artikel: "An die falsche Adresse! Die wachsende Preistreiberei in Frankreich allein Schuld der franzoesischen Behoerden", in: Der Sieg 5.10.1940 bzw. "La police franaise doit s'opposer vite et nergiquement la hausse des prix", in: Le Matin vom 3.10.1940.
[58]

Nordostfrankreich. Feldkommandantur 602 in Laon. Nordwestfrankreich. Walther von Brauchitsch. Nordwestfrankreich.

[59]

[60]

[61]

[62]

Verordnungsblatt fr die besetzten franzsischen Gebiete Nr. 11 vom 17. Oktober 1940, S. 109-110: Verordnung ber die Anmeldung englischer Staatsangehriger. Vom 15. Oktober 1940.
[63]

Vgl. Bulletin municipal officiel de la Ville de Paris vom 11. November 1940: Arr t prfectoral (Prfet de Police) du 9 novembre 1940 sur la circulation.
[64]

Auguste Pageot. Im Mai 1935 zum ersten sozialistischen Brgermeister von Nantes gewhlt. Stimmte am 10. Juli 1940 als Delegierter fr die neue franzsische Verfassung. Am 23. Dezember 1940 als Brgermeister durch die Deutschen entlassen.
[65]

Auguste Pageot (1884- ? ). Politiker. Postbeamter. 1935 Brgermeister von Nantes. 1936-1942 Abgeordneter (LoireInfrieure). Mitglied der SFIO.
[66]

Fritz Hotz (1899-1941). Oberstleutnant. 1940 Feldkommandant von Nantes. Am 20. Oktober 1941 bei einem Attentat der Rsistance in Nantes gettet.
[67]

Richtig: Gesetz verffentlicht im Journal Officiel am 29. September 1940.

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Journal Officiel vom 29. September 1940: Loi du 20 septembre 1940 relative l'organisation unique des transports en commun de voyageurs dans la rgion parisienne et crant un conseil des transports parisiens.
[68] [69]

Bezirkschef von Paris bis 1. August 1940: General der Artillerie Alfred von Vollard-Bockelberg. Ab 1. August: Generalleutnant Ernst Schaumburg. Alfred von Vollard-Bockelberg (1874-1945 vermit). General der Artillerie. Kadett. 1894 Leutnant. 1914/18 Kriegsteilnahme. Reichswehr. 1933 Verabschiedung. 1939 Militrbefehlshaber Posen, dann Oberbefehlshaber Grenzabschnitt Mitte in Polen, zugleich Kommandierender General des stellvertretenden I. Armeekorps in K nigsberg. Juni/Juli 1940 Bezirkschef von Paris, dann Mobilisierungs-Verwendung aufgehoben.
[70]

Achille Villey-Desmeserets. Ernst Schaumburg.

[71]

Im Verordnungsblatt wurde in den folgenden Monaten nur eine Bekanntmachung ver ffentlicht, die ausdrcklich festlegte, da sich das Verbot von vier Schulbchern im August 1940 auf smtliche Auflagen bezog. Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 20 vom 8. Januar 1941, S. 162: Bekanntmachung betr. franzsische Schulbcher. Vom 31. Dezember 1940. Verordnungsblatt fr die besetzten franzsischen Gebiete Nr. 7 vom 16. September 1940, S. 79-80: Verordnung ber das Verbot franzsischer Schulbcher. Vom 30. August 1940.
[72] [73]

Departement Meurteh-et-Moselle. Departement Doubs.

[74]

Die Massnahmen gegen jdische Hochschullehrer wurden nicht, wie im Bereich der Wirtschaft, separat angeordnet, sondern futen auf der "Loi portant statut des juifs" vom 3. Oktober 1940, auf deren Grundlage die Entlassung der Juden aus ffentlichen mtern sowie weitere Repressionsmanahmen gegen Juden erfolgte, vgl. Journal Officiel vom 18. Oktober 1940, S. 5323 : Loi portant statut des juifs, le 3 octobre 1940.
[75]

Das Reichserziehungsministerium hatte im Juli 1940 den seit 1925 amtierenden Generaldirektor der Preuischen Staatsbibliothek, Professor Hugo Andres Krss (1879-1945), zum "Kommissar fr die Sicherung der Bibliotheken und die Betreuung des Buchgutes im westlichen Operationsgebiet" ernannt. Mitte August kam Kr ss nach Paris und nahm Kontakt zur Botschaft und zur Militrverwaltung auf. Ende September 1940 wurde ein entsprechendes Referat eingerichtet, dessen Leitung der Direktor der Stadtbibliothek Breslau, Dr. Ernst Wermke, gefolgt von Dr. Hermann Fuchs (1896-1970) von der Preuischen Staatsbibliothek, bernahm. Der Aufgabenbereich des "Bibliotheksschutzes" erfuhr allerdings durch den Einsatzstab Rosenberg erhebliche Einschrnkungen, der fr sich wiederum die Kontrolle der Bibliotheken von Juden, Freimaurern, Emigranten und bekannten Journalisten und Schriftstellern beanspruchte. ber die Ttigkeit der Gruppe Bibliotheksschutz vgl. BA Berlin, R 21/10 673: Bericht ber die Ttigkeit des Referates Bibliotheksschutz in der Militrverwaltung Frankreich 1940-1944.
[76]

Insgesamt wurden rund 2500 Hand- und Druckschriften auf einer Rckforderungsliste vom Referat "Bibliotheksschutz" zusammengestellt, darunter 1115 Handschriften berwiegend aus der Bibliothque Nationale sowie 1354 Druckschriften.
[77] [78]

KVR Dr. Schreiber, nhere biographische Angaben nicht ermittelt. Alexander von Falkenhausen.

[79]

[80]

In seinem Bericht vom 25. Juli 1941 ber seine Dienstreise nach Paris vom 18.-21.10.1940 schrieb KVR Dr. Schreiber unter anderem: "Die Reise diente der Verstndigung mit der in Paris eingesetzten Gruppe Bibliotheksschutz (Leitung: OKVR Dr. Wermke, Mitarbeiter: KVRte Drs. Von Both, Fuchs, Klaiber und Wegener und weitere 3 Mitarbeiter werden erwartet). Die Gruppe Bibliotheksschutz hat in Paris ihre T tigkeit Anfang Oktober aufgenommen, sie beschr nkt sich in der Hauptsache darauf

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1) die geflchteten Bestnde aufzusuchen, festzustellen und soweit ntig zurckzufhren, 2) die Vorarbeiten fr die Rckforderungslisten an den einheimischen Bibliotheken durchzuf hren. In der am 20. Oktober vormittags stattfindenden Besprechung wurde vereinbart, dass Funde, die das Arbeitsgebiet der anderen Gruppe betreffen, gegenseitig mitgeteilt werden sollen, und dass von Zeit zu Zeit ein Austausch der Erfahrungen stattfinden soll. Die Pariser Gruppe ist in Zusammenarbeit mit dem dortigen Ministerium dabeu [sic!], Feststellungen ber die Kriegsverluste der dem Ministerium unterstellten Bibliotheken einholen zu lassen, deren Ergebnisse, soweit sie die nord-franzsischen Dpartements betreffen, nach Brssel mitgeteilt werden sollen. Die bisherigen Erfahrungen mit den franzsischen Bibliotheken sind gnstig; die Aufnahme durch die Bibliothekare ist fast durchweg zuvorkommend, sodass die Arbeit ohne Schwierigkeiten durchgefhrt werden kann. Die Besichtigung der wichtigeren Bibliotheken erfolgt in 6tgigen Fahrten, die sternfrmig von Paris in der nchsten Zeit durchgefhrt werden. ber die fr den Begriff "altes deutsches Kulturgut" zugrunde zu legenden Grenzen wurde vereinbart, dass keineswegs wie bei der Gruppe Archivschutz die burgundischen Grenzen von 1477 angenommen werden sollten, sondern dass das eindeutig deutsche Gebiet der neueren Zeit als Grenze angenommen sei. Das franz sische Ministerium ist bereit, die Rckfhrung geflchteter Bibliotheksdepots zu erwgen. Der Verbindungsoffizier Major Hartog wurde pflichtgemss aufgesucht, war aber nicht anzutreffen." Vgl. AN AJ 40/37.
[81]

In einer von General Keitel unterzeichneten Anweisung Hitlers vom 17. September 1940 wurde der Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg ermchtigt, die ihm wertvoll erscheinenden Kulturgter, unter Einbeziehung von jdischen Kunstsammlungen, in Frankreich sicherzustellen und nach Deutschland abzutransportieren. Diesbez gliche Einwnde der Militrverwaltung gegen die Durchsuchung, Beschlagnahme und den Abtransport nach Deutschland wurden explizit nicht anerkannt. Rosenberg bzw. sein Reichshauptstellenleiter erhielt hinsichtlich des Zugriffrechts direkte Weisungen von Hitler. bereignungen an den franzsischen Staat erklrte Hitler fr ungltig, sofern sie nach der Kriegserklrung Frankreichs stattgefunden hatten. Vgl. BA Berlin, NS 8/129. Anfang Oktober 1940 einigte sich die Gruppe "Kunstschutz" der Besatzungsbehrden mit dem Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg, da der ERR fr die Beschlagnahme jdischen privaten Kulturgutes zustndig und dieses im Jeu de Paume einzulagern sei .
[82]

Gemeint sind hier die Archive von Orlans (Loiret) und Mzires (Ardennes). Teilweise zerstrt war u.a. das Archiv in Evreux. Gemeint ist die Nordostlinie.

[83]

[84]

Es handelte sich um die Dpartements Ain, Jura, Sane-et-Loire, Allier, Cher, Loir-et-Cher, Indre-et-Loire, Vienne, Charente, Dordogne, Gironde, Landes und Basses-Pyrnes.
[85] [86]

Vgl. Journal Officiel vom 24. August 1940, S. 4765f.: Loi du 23 aot 1940 contre l'alcoolisme.

Das Gesetz vom 23. August sah kein generelles Verbot des Ausschanks alkoholischer Getrnke vor. Das Ausschankverbot, das sich auf Dienstage, Donnerstage und Samstage erstreckt, betraf Aperitife s mtlicher Art, die vom grundstzlichen Verbot (Spirituosen mit einem Alkoholgehalt von 16 Prozent oder mehr und Aperitife auf Weinbasis) ausgenommen worden waren.
[87]

Vgl. Journal Officiel vom 23. Oktober 1940, S. 5389: Loi du 1er octobre 1940 relative aux mesures prendre en cas de relvement des prix de cession des alcools, le 1er octobre 1940.
[88] [89]

Vgl. den Lagebericht September 1940, B 5, 3. Gemeint ist die Nordostlinie. Richtig: Vosges.

[90]

[91]

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Zu den franzsischen Protesten im September und Oktober 1940 vgl. La D lgation Franaise auprs de la Commission Allemande d'Armistice. Recueil de Documents, Tome II, Paris 1947, Verhandlungen vom 6.-13. Oktober 1940, S. 65.
[92] [93]

Nhere biographische Angaben nicht ermittelt. Marcel Peyrouton.

[94]

Bis zum 5. September 1940 bekleidete Jean Ybarnegaray das Amt des Ministre secr taire d'tat la Famille et la Jeunesse. Zur genderten Zuordnung und Ernennung von Serge Huard, mdecin des hpitaux de Paris zum Secrtaire gnral de la sant s. Journal Officiel vom 19.7.1940, S. 4541: Par dcret en date du 18 juillet 1940 ont t nomms: M. le docteur Serge Huard, mdecin des hpiteaux de Paris Scrtaire gnral de la sant. Im Paris Soir, Nr. 83 vom 12.09.1940, S. 3, wurde die Ernennung von M. le docteur Serge Huard zum Scrtaire gnral bekanntgegeben.
[95]

Jean Ybarnegaray (1883-1956). Jurist. Fhrer des Parti social franais. 1940 Ministre d'tat und Ministre des Anciens Combattants et de la Famille franaise in der Regierung Reynaud bzw. Ministre de la Jeunesse et de la Famille vom 12.7.-5.9.1940. Serge Huard (1897-1944). Gynkologe. 1914/18 Kriegsteilnahme. 1929 Promotion. 1933 Chirurgien des hpitaux, 1936 membre associ de l'Acadmie de chirurgie. 1940 secrtaire gnral de la Sant. 1941-1942 secrtaire d'tat la Sant publique. Zur Ernennung von Jean Augustin zum directeur adjoint de l'hygine et de l'assistance publique vgl. Journal Officiel vom 1. August 1940, S. 4607: Dcret du 27 juillet 1940. Zur Ernennung der Generalinspektoren vgl. Journal Officiel vom 20. September 1940, S. 5107: Dcret du 19 septembre 1940 sowie Journal Officfiel vom 24. November 1940, S. 5803: D cret du 22 octobre 1940.
[96]

Per Dekret vom 11. August 1940 wurde das Secrtariat gnral la sant publique dem Ministerium fr Familie und Jugend zugeordnet. "Le secrtariat gnral la sant publique comprend les services de la direction de l'hygi ne et de l'assistance publique", vgl. Journal Officiel vom 18. August 1940, S. 4677: Loi portant sur l'administration centrale du ministre de la famille et de la jeunesse sowie Journal Officiel vom 7. September 1940, S. 4917f.: Loi relative la composition du Gouvernement, le 6 Septembre 1940. Per Rectificatif vom 14. September 1940 wurde das Generalsekretariat in Secrtariat gnral la famille et la sant umbenannt, vgl. Journal Officiel vom 14. September 1940, S. 4994. Vgl. hierzu vor allem die beiden Gesetze im Journal Officiel vom 19. September 1940, S. 5060f.: Loi relative l'organisation du secrtariat d'tat l'intrieur (secrtariat gnral la famille et la sant, le 18 septembre 1940 sowie Loi portant organisation des services de contr le et des services extrieurs du secrtariat d'tat l'intrieur (secrtariat gnral la famille et la sant), le 18 septembre 1940.
[97] [98]

Departement Seine-Infrieure Departement Charente. Anlage 2. Hier nicht aufgenommen. Dr. Bauer. Oberfeldveterinr. Nhere biographische Angaben nicht ermittelt.

[99]

[100]

[101]

Vgl. Journal Officiel vom 5. August 1940, S. 4645: Loi du 19 juillet 1940 relative la fixation pendant la dure du temps de guerre, du nombre, du sige et du ressort des tribunaux militaires.
[102]

Der Oberbefehlshaber des Heeres, Der Chef der Milit rverwaltung in Frankreich, Verwaltungsstab, Abt. Verwaltung, Az. Vju Nr. 77/40 geh., Paris, 12. September 1940, betr. Vorbeugungsmanahmen gegen Sabotageakte. Abgedruckt in: Regina M. DELACOR (Hg.), Attentate und Repressionen, S. 78-82.
[103]

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Die Verordnung wurde schlielich zusammen mit der entsprechenden Durchfhrungsverordnung am 25. Februar 1941 erlassen. Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 23 vom 5. Mrz 1941, S. 185-186: Verordnung ber die Rckgabe des deutschen Vermgens (Rckgabeverordnung). Vom 25. Februar 1941. Ebenda., S. 187-190: Durchfhrungsverordnung zur Rckgabeverordnung vom 25. Februar 1941. Vom 25. Februar 1941.
[104] [105]

Wilhelm Frick.

Die Kriegssachschdenverordnung wurde erst am 30. November 1940 verabschiedet und am 4. Dezember verffentlicht. Vgl. Reichsgesetzblatt, Teil I (1940) Nr. 204 vom 4. Dezember 1940, S. 1547-1556: Kriegssachschdenverordnung vom 30. November 1940. Ebenda, S. 1557-1558: Erste Durchfhrungsverordnung zur Kriegssachschdenverordnung (Kriegsschdenzustndigkeitsverordnung) vom 2. Dezember 1940. Allerdings gab es bereits zuvor eine Sachschdenfeststellungsverordnung, die mehrmals modifiziert wurde.
[106] [107]

Verordnungen. Verordnungen des Militrbefehlshabers.

[108]

Die nach dem Generalinspektor fr das deutsche Straenwesen und Generalbevollmchtigten fr die Regelung der Bauwirtschaft, Fritz Todt, benannte Organisation wurde im Jahr 1938 fr den Bau militrischer Anlagen gegrndet. Todt, der die Koordination des gesamten Bauwesens und seit 1940 der Produktion von Bewaffnung und Munition bernahm, war bereits 1938 die Bauleitung des Westwalls bertragen worden. Mit Kriegsbeginn erhielt die milit risch strukturierte Organisation vor allem ihre Auftrge in den besetzten Gebieten und war fr den Wiederaufbau zerstrter Straen, Brcken und Eisenbahnlinien zustndig. Im Verlauf die Krieges bernahm sie schlielich smtliche militrische Bauaufgaben und rekrutierte Hunderttausende von ausl ndischen Zivil- und Zwangsarbeitern sowie Kriegsgefangene und Hftlinge aus Konzentrationslagern bzw. franzsischen Arbeitslagern fr Auslnder (Groupes de travailleurs trangers, GTE).
[109] [110]

Gebiet jenseits der Nordostlinie. Zur Einfhrung der Postkarten mit vorgedrucktem Text vgl. den Lagebericht September 1940, B, 12 A, I, 2b. Eduard Wagner.

[111]

[112]

Vgl. hierzu auch Compte rendu N 34 du 24 au 30 novembre 1940, in: La Dlgation Franaise auprs de la Commission Allemande d'Armistice. Recueil de documents publi par le Gouvernement Franais, T. 3, Paris 1952, S. 3f.
[113]

Nicht ermittelt. Vgl. aber die ergnzenden Verordnungen ber den Postverkehr durch den Militrbefehlshaber. Druck: Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 15 vom 14. November 1940, S. 125: Verordnung ber den Postverkehr zwischen dem besetzten Gebiet Frankreichs und dem Ausland. Vom 8. November 1940. Ebenda, S. 126-128: Durchfhrungsverordnung zur Verordnung ber den Postverkehr zwischen dem besetzten Gebiet Frankreichs und dem Ausland vom 8. November 1940. Vom 9. November 1940.
[114] [115]

Vgl. dazu den Lagebericht Februar 1941, B II, 2.

Vgl. hierzu auch Compte rendu N 31 pour la priode du 3 au 9 novembre 1940, in: La Dlgation Franaise auprs de la Commission Allemande d'Armistice. Recueil de documents publi par le Gouvernement Franais, T. 2, Paris 1950, S. 311.
[116] [117]

Postes, Tlgraphes, Tlphones. Regierungsprsident Friedrich Pfeffer von Salomon. Departement Haute-Marne.

[118]

[119]

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[120]

Name nicht ermittelt. Name nicht ermittelt. Vgl. hierzu den Lagebericht September 1940.

[121]

[122]

Es handelt sich hier offenbar um die Ttigkeit der "Organisation Weissruthenischer Nationalisten", einem Zusammenschlu national gesinnter Weirussen, "die schon in der Zwischenkriegszeit und whrend des Polenfeldzugs von Deutschland aus die weirussische Diaspora in mehreren europischen Staaten betreut hatten." Vgl. hierzu unter anderem Bernhard CHIARI, Alltag hinter der Front. Besatzung, Kollaboration und Widerstand in Weiruland 1941-1944. Dsseldorf 1998, S. 114. In Frankreich, das nach der Oktoberrevolution und ber das Ende des Ersten Weltkrieges hinaus in Ruland vergeblich auf der Seite der gegenrevolutionren Krfte militrisch interveniert hatte, lebten zu diesem Zeitpunkt ca. 50 000 weirussiche Emigranten.
[123]

In seiner Rede vom 13. August 1940 hatte Ptain ausdrcklich den Vereinigten Staaten und der Schweiz f r ihre Hilfe gedankt, vgl. Philippe PTAIN, Discours aux Franais. 17 juin 1940-20 aot 1944, Textes tablis, prsents et comments par Jean-Claude BARBAS, Prface de Antoine PROST, Paris 1989, S. 71-79, hier: S. 75.
[124] [125]

Der Hilfszug "Bayern" war eine Einrichtung der Reichspropagandaleitung zur Massenverpflegung bei Parteitagen und Grokundgebungen. Seinen Standort hatte er in Mnchen. Nach Einstzen bei Arbeiten am Westwall wurde der Hilfszug dem OKW zur Truppen- und Flchtlingsversorgung unterstellt. Vom jeweiligen Standort aus wurden ber 21 Millionen Verpflegungsportionen in einem Umkreis von 200 km verteilt.
[126]

Generalfhrer Dr. Ernst Busse. Keine nheren biographischen Angaben ermittelt.

[127]

Um den Personalbedarf zu decken, hatte das Deutsche Rote Kreuz dem Heer unmittelbar nach Ende des Frankreichfeldzuges auf dessen Antrag hin aus seiner Reserve mehrere tausend freiwillige Helferinnen zur Verfgung gestellt. Nach einer kurzen Ausbildung in der Nachrichtenschule in Gie en wurden sie meist in Form geschlossener Trupps entweder als Fernsprecherinnen oder als Fernschreiberinnen eingesetzt. Die Nachrichtenhelferinnen trugen beim Einsatz in den besetzten Gebieten Uniform und unterstanden dem Hheren Nachrichtenfhrer Frankreich. Zum Einsatz vgl. auch den Lagebericht Februar 1941, B II, 2.
[128]

Dr. Marcel Junod ( - ). Zu seinen Memoiren vgl. DERS., Le troisime combattant, Paris 1963. Vgl. Lagebericht September 1940, B 12 Anlagen hier nicht aufgenommen. Die Zahlen wurden handschriftlich erg nzt. Vgl. oben Teil I, B I, 5. Vgl. Journal Officiel vom 18. Oktober 1940, S. 5323: Loi du 3 octobre 1940 portant statut des juifs, le 3 octobre 1940.

[129]

[130]

[131]

[132]

Der 2. Absatz des 1b lautete: "Jdisch ist ferner ein Unternehmen, dem ein Entscheid des f r seinen Sitz zustndigen Prfekten zugestellt wird, es stehe berwiegend unter jdischem Einflu.", vgl. Verordnungsblatt fr die besetzten franzsischen Gebiete Nr. 12, vom 20. Oktober 1940, S. 112-114: Zweite Verordnung ber Manahmen gegen Juden. Vom 18. Oktober 1940.
[133]

Vgl. Journal Officiel vom 12.9.1940, S. 4970: Loi portant organisation de la rpartition des produits industriels. Zu den einzelnen Sektionen vgl. den Lagebericht September 1940, C I, Die franz sische Wirtschaft.
[134] [135]

Vgl. Journal Officiel vom 18.8.1940, S. 4731: Loi concernant l'organisation provisoire de la production industrielle, le 16 aut 1940.

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[136]

Auguste Detuf, Repartiteur des Comit d'Organisation de la construction lectrique.

Auguste Detuf (1883-1947). Industrieller. 1924 Generaldirektor der Firma Thomson-Houston. 1928 Prsident der Firma Alsthom. Seit 1936 Generalsekretr des Verbandes der Elektroindustrie. 1940 Repartiteur des Comit d'Organisation de la construction lectrique. Vgl. Journal Officiel vom 23. Oktober 1940, S. 5391: Arrts portant cration d'une section fontes, fers et aciers de l'office central de rpartition des produits industriels et nommant les membres de cette section, le 17 octobre 1940.
[137]

Franois Lehideux (1904-1998). Industrieller. 1933 Administrateur der Renault-Werke. 1935 Grant von RenaultAviation. 1940 im August Prsident des Comit d'Organisation de l'automobile et du cycle, im November Commissaire la Lutte contre le chmage. Februar 1941 Dlgu gnral l'quipement national. Juli 1941 - April 1942 Secrtaire d'tat la Production industrielle, danach erneut Prsident des Comit d'Organisation de l'automobile et du cycle. 1944 verhaftet. 1946 Freilassung. 1949 Freispruch. 1949 Verwaltungsdirektor der Ford-Werke, 1950 bis 1953 Prsident der Ford-Werke.
[138]

Vgl. Journal Officiel vom 27. September 1940: S. 5174: Arrts portant cration de la section textile de l'office central de rpartition des produits industriels et nomination de membres de cette section, le 24 et 25 septembre 1940.
[139]

Vgl. Journal Officiel vom 3. November 1940, S. 5548: Arrt relatif la cration d'une section du cuir de l'office central de rpartition des produits industriels, le 29 octobre 1940 sowie. Journal Officiel vom 4. November 1940, S. 5559: Arrt relatif la nomination des membres de la section du cuir de l'office central de rpartition des produits industriels, le 3 octobre 1940.
[140]

Dr. Walther Funk (1890-1960). Journalist. 1922 bis 1930 Chefredakteur der Berliner Brsenzeitung und Hauptabteilungsleiter in der Reichsleitung der NSDAP. Seit 1932 Mitglied des Reichstags. 1933 Pressechef der Reichsregierung, im Reichsministerium fr Volksaufklrung und Propaganda als Unterstaatssekretr und Vizeprsident der Reichskulturkammer zustndig fr Presse und Rundfunk. Februar 1938 bis April 1945 Reichswirtschaftsminister, Generalbevollmchtigter fr die Kriegswirtschaft. 1939 Reichsbankprsident und Generalbevollmchtigter fr die Wirtschaft. 1943 Mitglied der Zentralen Planung. 1946 im Nrnberger Kriegsverbrecherproze zu lebenslnglicher Haft verurteilt, 1957 aus Krankheitsgrnden entlassen.
[141]

Zur Einrichtung der Zentralauftragstelle (Zast) Frankreich, die die Vergabe von privaten und Rstungsauftrgen koordinieren sollte, s. der Reichsmarschall des Gro deutschen Reiches/Beauftragter fr den Vierjahresplan VP 14395 vom 26.8.1940 betr. Planmige Ausnutzung der Wirtschaft der besetzten westlichen Gebiete f r die deutsche Kriegswirtschaft, BA (Berlin) R 22/2808, Angaben hier n. Hans UMBREIT, Auf dem Weg zur Kontinentalherrschaft, in: Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Bd. 5/1, Stuttgart 1988, S. 234.
[142] [143]

Departement Cte-d'Or. Departement Loire-Infrieure. Departement Gironde. Departement Loire. Departement Isre. Departement Gard. Departement Haute-Garonne. Departement Puy-de-Dme.

[144]

[145]

[146]

[147]

[148]

[149]

[150]

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[151]

Departement Bouches-du-Rhne. Paul Walter. Vgl. oben Teil II, II 2, Tabelle zum Kohlenplan. Waffenstillstandskommission. Departement Lot-et-Garonne. Departement Rhne. Nordwestfrankreich. Sdwestfrankreich. Nordostfrankreich. Siehe Bezirk B. Karlgeorg Schuster. Departement Manche. Departement Loire-Infrieure. Departement Manche. Departement Basses-Pyrnes. Departement Meurteh-et-Moselle.

[152]

[153]

[154]

[155]

[156]

[157]

[158]

[159]

[160]

[161]

[162]

[163]

[164]

[165]

[166]

Vgl. Journal Officiel vom 9. Oktober 1940, S. 5242-5244: Arrt crant une section des mtaux non fereux, le 7 octobre 1940. Zur Personalbesetzung vgl. Journal Officiel vom 23. Oktober 1940, S. 5391f.: Arrt portant nomination la section mtaux non fereux, le 17 octobre 1940. Leiter: Jean Barbizet; Regierungskommissar: Ren Norguet
[167] [168]

Departement Seine-et-Oise. Departement Seine. Departement Seine-et-Oise. Departement Seine-Infrieure.

[169]

[170]

[171]

Vgl. Journal Officiel vom 23. Oktober 1940, S. 5391: Arrts portant cration d'une section du caoutchouc, de l'amiante et du noir de fume de l'office central de rpartition des produits industriels et nommant les membres de cette section, le 17 octobre 1940.
[172]

Georges Perret, vgl. Journal Officiel vom 23. Oktober 1940, S. 5391: Arr ts portant cration d'une section du caoutchouc, de l'amiante et du noir de fum e de l'office central de rpartition des produits industriels et nommant les membres de cette section, le 17 octobre 1940. Zu Georges Perret konnten keine nheren biographischen Einzelheiten ermittelt werden.
[173]

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Lagebericht Oktober 1940 (MBF)

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In diesem Zweig des Repartitionsbros war die Reifenindustrie durch Franois Chavant vertreten, dessen Posten in einem Zusatz vom 9 Dezember eingerichtet wurde, vgl. Journal Officiel vom 9. Dezember 1940, S. 6028: Rectificatif au Journal Officiel du 23 octobre 1940 portant nomination des membres du comit consultatif de la section du caoutchouc, de l'amiante et du noir de fume de l'office central de rpartition des produits industriels et nommant les membres de cette section. Zu Franois Chavant konnten keine nheren biographischen Einzelheiten ermittelt werden.
[174]

Zum Abkommen vom 10. September 1941 vgl. La Dlgation Franaise auprs de la Commission Allemande d'Armistice. Recueil de documents, Tome 1, Paris 1947, S. 249-251.
[175]

Georges Perret, vgl. Journal Officiel vom 23. Oktober 1940, S. 5391: Arr ts portant cration d'une section du caoutchouc, de l'amiante et du noir de fum e de l'office central de rpartition des produits industriels et nommant les membres de cette section, le 17 octobre 1940.
[176] [177]

Ostdeutsche Landbewirtschaftungs-GmbH, spter Reichsland-GmbH.

Vgl. hierzu auch die entsprechende Ankndigung im Rahmen eines Interviews mit Landwirtschaftsminister Achard, "Les importantes dclarations de M. Jean Achard sur le ravitaillement, L'uvre vom 25.11.1940.
[178]

Gemeint ist hier die Verpflichtung zur Vorfhrung von Pferden, die von Vertretern der Wehrmacht bzw. der deutschen Besatzungsbehrden gemustert und bei entsprechendem Bedarf requiriert werden konnten.
[179]

Vgl. den Lagebericht September 1940, III 2, A: Lebensmittelbewirtschaftung. Zur Einf hrung von Lebensmittelkarten, siehe die entsprechende Meldung des Paris Soir Nr. 94 vom 23.09.1940, S. 3: Demain Lundi entre en vigueur de la carte de rationnement.
[180]

Vgl. hierzu die Meldung von Paris Soir Nr. 92 vom 21.09.1940, S. 3: Les restrictions alimentaires seront gales pour tous et les mmes pour les deux zones.
[181]

Vgl. Journal Officiel vom 31. Oktober 1940, S. 5500: Arrt portant cration du bureau national de la viande et de rpartiteurs dpartementaux pour le btail, la viande et les produits drivs, le 29 octobre 1940. Im November wurde die Verordnung modifiziert, vgl. Journal Officiel vom 19. November 1940, S. 5720: Arrt modifiant l'arrt du 29 octobre 1940 portant cration du bureau national de la viande et des r partiteurs dpartementaux pour le btail, la viande et les produits drivs, le 12 novembre 1940. Zur Nominierung der eingerichteten Stelle vgl. Journal Officiel vom 19. November 1940, S. 5736: Arrt nommant les membres du bureau national de r partition du btail, de la viande et des produits drivs, le 14 novembre 1940: tienne Devouge bernahm den Vorsitz; neben den Bromitgliedern und den Generaldelegierten wurde ihm douard Bertaux als Regierungskommissar zur Seite gestellt.
[182]

Vgl. Journal Officiel vom 30. Juli 1940, S. 4593f.: Loi du 27 juillet 1940 relative l'organisation de la production laitire.
[183]

Die Grndung der Groupements Interprofessionnels Laitiers wurde durch das Gesetz zur Organisation der Milchwirtschaft vom 27. Juli 1940 vorgesehen, vgl. Journal Officiel vom 30. Juli 1940, S. 4593f.: Loi du 27 juillet 1940 relative l'organisation de la production laitire.
[184]

Abteilung Wi III (Land), Ernhrung und Landwirtschaft der Wirtschaftsabteilung des Militrbefehlshabers in Frankreich, KVV Chef Dr. Karl Wilhelm Reinhard.
[185]

Die Nord-Ost-Linie war im Juli 1940 auf Weisung des OKH als Auffanglinie f r zurckstrmende Flchtlinge eingerichtet worden. Das Gebiet jenseits der Nordostlinie galt dabei als Sperrgebiet. Bis in die Nhe von Dle deckte sie sich mit der Demarkationslinie, folgte dann aber berwiegend den Flulufen der Marne, Aisne und Somme, die auch die Grenze bis an die Kste bildete. Im Dezember 1941 wurden die Truppen von dieser Sperrlinie abgezogen.
[186] [187]

Vermutlich ist hier der Ort Oiz, Department Sarthe, Ar. Flche gemeint.

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[188]

Richtig: Oberfeldzeugstab. Departement Nord.

[189]

Zu den Problemen, die durch die faktische Abtrennung von Elsa und Lothringen von Frankreich fr die franzsischen Unternehmen eintrat s. das Schreiben des Leiters der franz sischen Wirtschaftsdelegation in Wiesbaden, Yves de Boisanger, vom 16.12.1940 an Hans Richard Hemmen, in: La D lgation Franaise auprs de la Commission Allemande d'Armistice, Tome III, Paris 1952, S. 286f.
[190] [191]

Wort nachtrglich eingefgt. Vgl. den Lagebericht September 1940, C VI, 2.

[192]

Vgl. Journal Officiel vom 27. Oktober 1940, S. 5448f.: Loi relative au rgime des priorits tablir sur les transports de marchandises, le 16 octobre 1940. Grundlage fr diese Verordnung war die Neuregelung der Arbeitskonditionen bei den franzsischen Staatsbahn, vgl. Journal Officiel vom 4. Oktober 1940, S. 5218: Loi relative au rgime au travail des agents de chemins de fer de la Socit nationale des chemins de fer franais, le 3 octobre 1940.
[193] [194]

Eisenbahntransportabteilung Paris. Wirtschafts- und Rstungsstab Frankreich. Departements Oise und Somme. Departement Sane-et-Loire.

[195]

[196]

[197]

[198]

Vgl. Journal Officiel vom 31. Oktober 1940, S. 5486: Loi relative aux limites d'age des fonctionnaires, le 30 octobre 1940. Bereits im September hatte die Vichy-Regierung versucht, erste Ma nahmen zur Verjngung des ffentlichen Dienstes zu ergreifen, vgl. Journal Officiel vom 18. September 1940, S. 5039: Loi portant abaissement des limites d'age des fonctionnaires de l'administration prfectorale. Vgl. Journal Officiel vom 27. Oktober 1940, S. 5447f.: Loi relative au travail fminin, le 11 octobre 1940. Artikel 2 untersagte mit Verkndung des Gesetzes "l'embauchage ou le recrutement de femmes mari es dans les emplois des administrations ou services de l'tat, des dpartements, communes, tablissements publics, colonies, pays de protectorat ou terrioires sous mandat, rsaux de chemins de fer d'intrt gnral ou local ou autres services concds, compagnies de navigation maritime ou arienne subventionnes, rgies municipales ou dpartementales directes ou intresses."
[199] [200]

Vgl. Journal Officiel vom 27. Oktober 1940, S. 5446f.: Loi sur les cumuls d'emplois, le 11 octobre 1940.

Zur Einrichtung von Regional- und Departementb ros des Ministeriums und deren finanzielle Ausstattung vgl. Journal Officiel vom 27. Oktober 1940, S. 5445-5446: Loi relative au placement des travailleurs et l'aide aux travailleurs sans emploi, le 11 octobre 1940.
[201] [202]

Zur Regulierung des Arbeitsmarktes wurde von der Vichy-Regierung am 11. Oktober 1940 das "Kommissariat zur Bekmpfung der Arbeitslosigkeit" (Commissariat la lutte contre le chmage) eingerichtet, dessen Aufgabe in der gruppenweise Zusammenfassung von Arbeitslosen zur Ausfhrung ffentlicher Arbeiten im Auftrage der Ministerien und Staatssekretariate bestand. Das Kommissariat unter der Leitung des Industriellen Fran ois Lehideux wurde zwar dem Arbeitsministerium unterstellt, hatte aber weitgehend autonome Kompetenzen, vgl. Journal Officiel vom 29. Oktober 1940, S. 5461f.: Loi relative l'utilisation des travailleurs sans emploi, le 11 octobre 1940.
[203]

Milliarden. Departement Doubs.

[204]

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[205]

Departement Vosges. FK 668 (Bourges), Departement Cher. FK 518 (Nantes), Departement Loire-Infrieure. FK 581 (Rennes), Departement Ille-et-Vilaine. FK 755 (Le Mans), Departement Sarthe. FK 528 (Tours), Departement Indre-et-Loire. FK 595 (Angers), Departement Maine-et-Loire.

[206]

[207]

[208]

[209]

[210]

[211]

Gemeint ist hier vermutlich Chteau-Arnoux-Saint-Auban im Departement Basses-Alpes, wo ein "d tachement" der Groupes de travailleurs trangers unter der Nr. 712. GTE nachgewiesen ist.
[212]

Franz Seldte (1882-1947). Politiker. 1914/18 Kriegsteilnehmer und Versehrter des 1. Weltkrieges. 1918 Grnder und seit 1924 Bundesfhrer des Stahlhelm, Bund Deutscher Frontsoldaten. 1931 Mitglied der "Harzburger Front" zusammen mit Hitler und Alfred Hugenberg. 1933-1945 Reichsarbeitsminister. 1933/34 Reichskommissar fr den Arbeitsdienst. 1946 in Nrnberg unter Anklage gestellt, vor Prozeerffnung verstorben.
[213] [214]

Nhere Einzelheiten nicht ermittelt. Nhere Einzelheiten nicht ermittelt.

[215]

In den ersten Monaten nach Beginn der Besetzung wurde Dr. Carl Schaefer vom deutschen Militrbefehlshaber vorbergehend zum deutschen Kommissar bei der Banque de France bestellt. Zu seinen Befugnissen vgl. die Verordnung ber die Befugnisse des Kommissars bei der Bank von Frankreich vom 23. Juli 1940, Verordnungsblatt fr die besetzten Gebiete Nr. 4 vom 26. Juli 1940, S. 53f.
[216]

Dr. Karl Schaefer (1890- ? ). Bankprsident. Vorstandsmitglied der Bank von Danzig und der Danziger Hypothekenbank, seit 1938 Bankprsident in Danzig. Seit 1940 Kommissar bei der Bank von Frankreich und Leiter des Bankenaufsichtsamts fr Frankreich.
[217]

Namen nicht ermittelt. Nhere Einzelheiten nicht ermittelt.

[218]

Die Pariser Brse war Anfang August 1940 geschlossen worden. Whrend der Handel mit Renten am 14. Oktober 1940 wieder zugelassen wurde, blieb der Aktienmarkt bis zum 19. M rz 1941 geschlossen. Allerdings blieb der Handel mit Aktien strengen Auflagen unterworfen, vgl.. den Lagebericht Mrz 1941, IV 7..
[219] [220]

General Benoit Lon Fornel de la Laurencie.

Vgl. Verordnungsblatt fr die besetzten franzsischen Gebiete Nr. 10 vom 5. Oktober 1940, S. 97-102: Verordnung zur Durchfhrung und Ergnzung der Feindvermgensverordnung. Vom 23. September 1940.
[221] [222]

Name nicht ermittelt.

Vgl. Journal Officiel vom 11. August 1940, S. 4676: Loi relative la fixation du prix du bl et des crales secondaires, le 10 aot 1940. Zu dessen Ergnzung s. Journal Officiel vom 17. September 1940, S. 5026f.: Fixation du prix des crales secondaires, le 15 septembre 1940.
[223]

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[224]

Vgl. Journal Officiel vom 25. November 1940, S. 5817f.: Loi relative au taux d'extraction des farines panifiables, le 23 novembre 1940. Zur Neufestsetzung der Preise s. Journal Officiel vom 23. Oktober 1940, S. 5390: Ministre de l'Agriculture, Graines fourragres, le 22 ocotbre 1940.
[225] [226]

Traditionell hatte Frankreich bis zum Beginn des Krieges einen Teil seines Bedarfs durch Lieferungen aus der Karibik gedeckt, wo speziell auf den franzsischen Antilleninseln Guadeloupe und Martinique in groem Umfang Rohrzucker angebaut wurde. Vgl. Journal Officiel vom 5. November 1940, S. 5572: Affichage et tiquettage des prix en ce qui concerne la vente au dtail des chaussures, le 23 septembre 1940.
[227]

Gemeint ist hier die faktische Abtrennung von Elsa und Lothringen von Frankreich und die Wiederherstellung der deutschen Zollgrenze von 1914.
[228]

Siehe dazu die Meldung des Paris Soir Nr. 105 vom 04.10.1940, S. 3: Les autorits franaises doivent enrayer la hausse des prix.
[229]

Siehe dazu die Meldung des Paris Soir Nr. 108 vom 07.10.1940, S. 3: La rpression de la hausse des prix va devenir impitoyable.
[230] [231]

Silbe nachtrglich maschinenschriftlich eingefgt. Organisation Todt.

[232]

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AN, AJ 40/443 Paris, 3. Dezember 1940[1] Der Militrbefehlshaber in Frankreich[2] Kommandostab Abteilung Ia Br[ief].B[uch[.Nr. 160/ 40 g[eheime].K[omman]dos[ache]. [...][3]

Geheime Kommandosache

An den Herrn Oberbefehlshaber des Heeres[4]

Beiliegend wird der Lagenbericht fr den Monat November 1940 bersandt

Der Militrbefehlshaber von Stlpnagel

Anlagen: Heft.

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Verteiler:

O.K.H.[5] Adj. Ob.d.H.[6] Adj. Chef Gen.Stb.d.H.[7] Gen.Qu.[8] O.Qu I[9] O.Qu V[10] G.Z.[11] Op. Abt.[12] Org.Abt.[13] O.Qu IV[14] Abt. fremde Heere West[15] Heerwesen-Abt.[16] Chef Transportwesen[17] Chef H.N.W.[18] Chef H Rst und BdE[19] Personalamt[20] =1. =2. =3. u. 4. =5. =6. =7. =8. =9. =10. =11. =12. =13. =14. =15. bis 18. =19. Ausfertigung Ausfertigung Ausfertigung Ausfertigung " " " " " " " " " Ausfertigung Ausfertigung

O.K.W.[21] W F St/L[22] A Ausl.Abw.[23] =20. =21. " "

Militrbefehlshaber in Frankreich Kommandostab Ia Ic IIa III. Kgf.[24] Abwehrleitstelle Prop.Abt.[25] Abt. Otzen[26] Verb.Offz. zur Dienststelle des Auswrtigen Amtes[27] =22. bis 26. =27. =28. =29. =30. =31. =32. =33. =34. =35. u. 36. Ausfertigung Ausfertigung " " " " " " " "

Verwaltungsstab O.Qu. Frankreich[28]

=37. bis 87. =88.

Ausfertigung Ausfertigung

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W.Wi.R.-Stab Frankreich[29] General z.b.V. I[30] Hh.Nachr.Fhrer[31]

=89. =90. =91.

" " "

Mil.Verw.Bez. A Mil.Verw.Bez. B Mil.Verw.Bez. C Mil.Verw.Bez. Paris Mil.Verw.Bez. Bordeaux Standortkommandantur Paris

=92. bis 94. =95. bis 97. =98. bis 100. =101. bis 103. =104. bis 106. =107.

Ausfertigung " " " " "

Nachrichtlich Oberbefehlshaber West[32] Heeresgruppenkommando A """C """D A.O.K.[33] 1 A.O.K. 6 A.O.K. 7 A.O.K. 9 A.O.K. 16 Waffenstillstandskommission Kommandierender Admiral Frankreich[34] General der Luftwaffe Paris[35] Militrbefehlshaber in Belgien und Nordfrankreich[36] =108. =109. =110. =111. =112. =113. =114. =115. =116. =117. =118. =119. =120. u. 121. Ausfertigung " " " " " " " " Ausfertigung " " "

Akte Ia Reserve

=122. bis 140.

Ausfertigung

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Lagenbericht

Monat

November 1940

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Inhalt A) Vordringliche Probleme. B) Lage auf den einzelnen Sachgebieten. I) Politische Lage. II) Verkehrs- und Nachrichtenwesen. (A) Verkehrswesen. a) Eisenbahnverkehr, b) Schiffahrtverkehr, c) Strassenverkehr. (B) Nachrichtenwesen. a) Das militrische Nachrichtenwesen, b) Das zivile franz. Nachrichtenwesen, insbes.[ondere] der franz. Postverkehr. III) Die franz. Verwaltung. 1) Allgemeines, 2) Das franzsische Polizeiwesen, 3) Schule und Kultur im besetzten Frankreich, 4) Die franz. Staats- und Gemeindefinanzen, 5) Das franz. Gesundheitswesen, 6) Das franz. Veterinrwesen, 7) Das Justizwesen im besetzten Frankreich. IV) Die franzsische Wirtschaft. 1) Allgemeines, 2) Die gewerbliche Wirtschaft, 3) Ernhrung und Landwirtschaft, 4) Forst- und Holzwirtschaft, 5) Auswrtiger Waren- und Zahlungsverkehr, 6) Arbeitseinsatz und Sozialfragen, 7) Bank- Brse- und Versicherungswesen, 8) Preisregelung. V) Aufbau der Militrverwaltung. 1) Aufbau der Militrverwaltung, 2) Landesschtzen- und Wacheinheiten, 3) Bodenstndige Sicherung, 4) Bodenstndige Einrichtungen. VI) Die deutsche Exekutive und Gerichtsbarkeit im besetzten franzsischen Gebiet. VII) Kriegsgefangene,

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VIII) Flchtlings- und Rckwandererwesen.

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Anlagen. 1. Befehl des Militaerbefehlshabers vom 25. November 1940 betreffend monatliche Lageberichte. 2. Verzeichnis der wichtigsten franz. Gesetze im Journal Officiel. 3. Kohlenprogramm November 1940. 4. Uebersicht ueber den Bestand und Verbrauch von Mineraloel. 5. Anzeigen ueber Straftaten. (tab.[ellarische] Darstellung) 6. Beutematerial, (tab.[ellarische] Darstellung) 7. Arbeitseinsatz der Kriegsgefangenen im November 1940 (graphische Darstellung) 8. Arbeitsbericht des Deutschen Roten Kreuzes.

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Lagebericht November 1940 (MBF)

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A. Vordringliche Probleme. Der erfreuliche Stimmungsumschwung, der als Folge der Begegnung des F hrers[37] mit Marschall Ptain[38] und Laval[39] in der franzsischen Bevlkerung zu erkennen war, ist in raschem Absinken zu einer gedr ckten schwankenden Stimmung. Die Zustnde sind labiler denn je! Irgendwelche sichtbaren Auswirkungen zu einer Neuordnung der Dinge sind ausgeblieben. Im Gegenteil, die Lothringer-Ausweisung[40] hat nach Tatsache und Form Entrstung bei Regierung und Volk hervorgerufen und Zweifel an dem ehrlichen Willen Deutschlands aufkommen lassen. Trotz all dem w rden auch jetzt noch sichtbare Auswirkungen der Fhrerbesprechung in Anbetracht der franzsischen Massenpsychologie das sicherste Gegengewicht gegen ein weiteres Absinken der Stimmung der franzsischen Bevlkerung und die Erfolgsaussichten der englischen Propaganda sein. Die Notwendigkeit klarer politischer und milit r-politischer Richtlinien zeigt sich immer zwingender, sie d rfen nicht zu spt kommen! Innen- und aussenpolitisch sollte Frankreich ein Anreiz zu aktiver Mitarbeit gegeben werden.

1.) Demarkations- und Nordostlinie. Die wirtschaftlichen Schden der beiden Sperrlinien wirken sich nach wie vor vor allem fr die Besatzungsmacht nachteilig aus. In Bezug auf die Nordostlinie wurden die erbetenen Rechtsgrundlagen noch nicht geschaffen. Die Truppe wird dadurch weiterhin in schwer tragbare Verhltnisse gesetzt. Ein berschreitungsverbot ist daher weder von deutscher noch von franz sischer Seite verffentlicht. Die Folge ist, da das Einsickern der Bevlkerung seinen Fortgang nimmt. Auf den Lagenbericht vom Oktober 1940, Seite 7[41] wird verwiesen.

2.) Abgabe von Kriegsgefangenen an das Reich. Die befohlene Abgabe von 150 000 K[rie]g[sge]f.[angenen] an das Reich stellt einen entscheidenden Eingriff in das wirtschaftliche Leben und in die Verwaltungsmassnahmen dar. Abgesehen von dem zwangslufig entstehenden Produktionsrckgang auf zahlreichen landwirtschaftlichen Gebieten bedeutet die Entfernung der Gefangenen von den Aufgaben des Strassenbaus, des Ausbaus von Flugpltzen und Truppenbungspltzen auch eine Beeintrchtigung der militrischen Interessen. Erst durch die Abgabe selbst und die damit verbundene Stillegung zahlreicher wichtiger Arbeiten wird der Umfang des Schadens in vollem Masse erkennbar sein. Es wird versucht werden, die Arbeitslosen als Ersatz f r die abzugebenen K[rie]g[sge]f.[angenen] heranzuziehen. Man darf sich aber ber den Erfolg keinen hochgespannten Erwartungen hingeben. Der grte Teil der stdtischen Arbeitslosen ist weder krperlich, noch was Bekleidung und Ausrstung betrifft fr lndliche Arbeit wirklich nutzbringend einzusetzen, wie ich bereits in der Ostmark feststellen konnte. Das innenpolitisch schwach fundierte Kabinett Ptain wird sich berdies hten, mit rigorosen Zwangsmassnahmen vorzugehen, um das franzsische Volk nicht immer mehr zu verrgern. Die Besatzungsmacht aber frdert den Gedanken der Annherung nicht, wenn sie ihrerseits Zwangsarbeit einfhren wollte. 3.) Bevlkerungsbewegungen im besetzten franzsischen Gebiet und ihre Auswirkung auf die politische Lage. Hrter als alle Einschrnkungen in Bezug auf das tgliche Leben und auch als die Abgaben an den Sieger sind diejenigen Massnahmen, die die Bevlkerung von Haus und Hof vertreiben. Solange man in dem franz sischen Volke nur den niedergeworfenen Feind sieht, steht irgend welche Rcksichtnahme nicht im Vordergrund der Handlungen. Sollen jedoch die politischen Beziehungen zugunsten spteren Zusammenwirkens im neuen Europa loyaler gestaltet werden, so drfen nicht zu gleicher Zeit solche Massnahmen Anwendung finden, die die Bev lkerung zu erneutem tiefsten Hass veranlassen.

Lothringer Die Rckkehr der ausgewiesenen Lothringer brachte neben Arbeitslosigkeit und wirtschaftlichen Schwierigkeiten die ganze politische Enttuschung der Vertriebenen in die verschiedenen Zufluchtsgebiete hinein.

Bevlkerung Nordostgebiet Die zurckgehaltene Bevlkerung des Nordostgebietes kennt nur einen Gedanken, nmlich die Rckkehr in die engere Heimat. Als Gste fremder Familien halten sie sich fr berflssig. Sie kommen nicht in den Arbeitsprozess hinein, f hlen sich wertlos und bilden in politisch-moralischer Hinsicht eine Zersetzungsquelle. hnliche Erfahrungen wurden bei den deutschen Flchtlingen der westlichen Grenzzone festgestellt. Unter dem Einfluss der ununterbrochenen gewaltigen deutschen Siege konnte sich hier nichts im ungnstigen Sinne auswirken. Anders im geschlagenen Frankreich.

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Durch eine neuere Verfgung werden die Auslnder aus dem Kstengebiet entfernt werden[42]. Hierdurch entsteht wieder eine Volksbewegung von rund 30 000 Menschen. Diese mssen wiederum als Fremdkrper in die Gemeinden und Familien hineingepresst werden, die schon infolge der Zerst rung zahlreicher Ortschaften mit Zwangseinquartierung schwer berlastet sind. Whrend sie bisher zum Teil bodenstndig ihren Unterhalt durch eigene Leistungen verdienten, scheiden sie in den Rckfhrungsgebieten wenigstens zunchst fr den Arbeitsprozess aus und fallen der Wohlfahrtspflege anheim.

Internierung von Englndern Die Internierung von 7000 Englndern bringt zwar einige wirtschaftliche Vernderungen mit sich, wirkt sich jedoch mehr auf die deutsche Wehrmacht, der die schwierige Betreuung von Greisen, Frauen und Kindern zufllt, aus, als auf die franzsischen Behrden und das franzsische Volksleben. Die Evakuierung von 6000 Menschendurch die Einrichtung des Luftwaffenbungsplatzes Sedan ist zweifellos eine grosse Hrte. Die Bevlkerung dieses Gebietes hat mit einer Vertreibung von Haus und Hof so lange nach dem Waffenstillstand und ohne sichtbare Kriegseinwirkung nicht gerechnet. Auf die Einrichtung des bungsplatzes kann jedoch nicht verzichtet werden. Die Vorarbeiten wurden ausserdem schon lange vor der Begegnung des Fhrers mit den franzsischen Staatsmnnern in Angriff genommen. Eine letzte, wenn auch kleine Bevlkerungsverlagerung entsteht durch die Rumung von Stadtteilen der regelm ssig angegriffenen franzsischen Hfen[43]. Zurzeit befinden sich immerhin 13 000 Menschen ausserhalb ihrer regul ren Wohnsitze. Bei der Bewertung aller dieser Massnahmen muss ber cksichtigt werden, wie notwendig gerade im franzsischen Raum eine absolute Beruhigung des Volkslebens fr die Erfllung aller politischen und wirtschaftlichen Ziele ist. Durch die Vlkerwanderung von 8 Millionen Flchtlingen sind Strungen des Volkslebens eingetreten, die nur unter geordneten Verhltnissen beseitigt werden knnen. Es sollte daher allen deutschen Dienststellen zur Pflicht gemacht werden, Massnahmen, die mit einer Verlagerung von Bevlkerungsteilen und neuen Flchtlingsbewegungen verbunden sind, mit den politischen Absichten der obersten F hrung in Einklang zu bringen. Andernfalls entstehen hier Dissonanzen, die zwar eine einzelne Dienststelle in ihrer Tragweite nicht bersehen kann, die aber insgesamt die politische Voraussetzung, mit der die Fhrung rechnet, vllig verschieben kann.

B. Lage auf den einzelnen Sachgebieten. I. Politische Lage. Stimmung der franzsischen Bevlkerung und ihre Grnde. Um ein einigermassen klares Bild ber die zwischen Furcht und oft falscher Hoffnung schwankende Stimmung der franz sischen Bevlkerung zu bekommen, ist es erforderlich, die Haltung des franz sischen Volkes zur eigenen Regierung in Vichy, zu Deutschland und zu England zu untersuchen. In den andauernden schweren wirtschaftlichen und politischen Belastungsproben macht sich immer mehr die geringe ideologische Verankerung der neuen Staatsform bemerkbar. Der Wechsel der Regierungsform war vollzogen worden in der klaren und nchternen Erkenntnis einer totalen Niederlage und der politischen Rckstndigkeit der bisher tragenden politischen Ideen. Der neue politische Gedanke, der bei der Reform des Staates proklamiert wurde (Arbeit, Familie und Vaterland), konnte keine spontane Volksbewegung schaffen - sie war seit langem hier nicht vorhanden. Er blieb wenigstens vorl ufig eine gedachte Grsse. Aber auch unter den Gegnern der Regierung ist eine schlagkrftige politische Willensrichtung nicht feststellbar. Die verschiedensten politischen Gruppen tauchen auf, denen man ihre Herkunft aus der Zeit des Parteiensystems ohne weiteres anmerkt, wenn sie auch teilweise unter faschistischen Formen auftreten. In einer solchen richtungslosen Zeit werden die politischen Anschauungen weitgehend vom usseren her beeinflusst. Das Fehlen eines klaren politischen Denkens lsst Stimmungen und Gegenstimmungen schnell wechseln. Die Opposition und ihre Grnde. Die starke Opposition gegen die Regierung wird wesentlich durch drei Faktoren bestimmt:

a) Wirtschaftliche Nte. Durch die bekannten wirtschaftlichen Nte und Schwierigkeiten, die ohne tiefere berlegung der Regierung und der Besatzungsmacht zur Last gelegt werden. Die grosse Zahl der Arbeitslosen und die Schwierigkeiten der Lebensmittelversorgung, die hauptschlich von der rmeren Bevlkerung getragen werden mssen, da die reicheren Leute sich auf dem Wege des Schleichhandels noch ganz gut versorgen knnen, geben vor allem der kommunistischen Propaganda wichtige Ansatzpunkte (s. unten).

b) Englandfreunde de Gaulle[44]. Die ausgebliebene Invasion, die Widerstandskraft Englands und die Fortschritte im Unternehmen de Gaulle's werden als Stimmungserfolge fr England gewertet. Die ausgezeichnete englische Propaganda, vor allem die englischen Radiosendungen, aber auch FlugblattPropaganda und die Mglichkeit, unter den anglophilen Kreisen gute Aktiv-Propaganda zu treiben, weiss diese Hoffnung zu verstrken. Der englische Rundfunk beherrscht nach wie vor ab 19,15 Uhr den ther[45].

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Lagebericht November 1940 (MBF)

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Unter den Anhngern de Gaulle's kann man 2 Gruppen unterscheiden: Bei der ersten zahlenm ssig strksten, wird die Hoffnung auf den Sieg Englands verbunden mit dem kleinbrgerlichen Wunsch des alten gewhnten [sic!] Lebens der Ruhe und des "wohlsituierten" Friedens. Das Jahrhunderte alte Misstrauen gegenber Deutschland und den deutschen Ideen spielt in den Gedankeng ngen dieser Gruppe entscheidend mit. Politisch erscheint diese Gruppe jedoch nicht gefhrlich, da sich ihre Sympathie fr England nicht aktiv ussert und sie sich abwartend verh lt. Durch tatschliche Erfolge der Regierung knnte ein grosser Teil dieser Gruppe umgestimmt werden. Gefhrlicher kann die zweite Gruppe der England-freundlichen Opposition werden. Sie hat ihre Anhnger vor allem unter Studenten und Schlern, aber auch in einem Teil der Beamtenschaft und der Berufsoffiziere. Man will sich nicht abfinden mit der "2. Rolle", die Frankreich in der politischen Neuordnung zugedacht ist. Die Zusammenarbeit mit Deutschland wird als Verrat an der Sache Frankreichs erklrt. Die Gruppe ist zwar zahlenmssig gering, wie auch die Beteiligung der Bevlkerung an den Demonstrationsversuchen (s. unten) gezeigt hat. Aber allm hlich scheint sie sich zu organisieren, ihre Propaganda (vermutlich mit Untersttzung Englands) wird planmssiger. Ihre politischen Ziele knnen nach ihrer bisherigen Propagandattigkeit etwa folgendermassen umrissen werden: Kampf gegen die Regierung in Vichy, Strkung der seelischen Widerstandskraft gegenber der deutschen propagandistischen "Zersetzung", Passiver Widerstand gegenber der Besatzungsarmee. Aufruf zu aktivem Widerstand und planm ssige Sabotageorganisation konnten bisher noch nicht festgestellt werden. Als Abzeichen dieser Gruppe ist in einzelnen Fllen das Lothringer Kreuz erkannt worden. Die Werbung von Soldaten fr de Gaulle wurde mehrfach festgestellt. Es war mglich, in Nancy[46] eine Werbezentrale auszuheben. Abwehrstellen und GFP[47] fhren den Kampf gegen de Gaule [sic!]-Agenten in verschrftem Masse. c) Fehlende Folgerungen aus den deutsch-franzsischen Besprechungen. Die politischen Ereignisse der Berichtszeit waren nicht geeignet, f r die Regierung und den Gedanken der Zusammenarbeit zu werben. Die deutschfranzsischen Besprechungen beanspruchten zunchst einen grossen Teil der Diskussionen, wobei man feststellen konnte, dass auch anglophile Kreise zum Nachdenken gebracht wurden. Erschien auch die Hoffnung auf einen baldigen Friedensschluss oder zumindest die Bekanntgabe des Vertragswerks im Umriss (Klrung der brennendsten Frage: die Gebietsabtretung) verfrht, so wurden doch positive Massnahmen zur Behebung der dringendsten wirtschaftlichen und psychologischen Probleme erwartet: Aufhebung der Nordost- und Demarkationslinie Erleichterung der wirtschaftlichen und psychologischen (Postverkehr) Auswirkungen der Dem.[arkations] Linie Verminderung der Besatzungskosten Umfassende Lsung der Kriegsgefangenenlage. Die proklamatische Ankndigung der Besprechungen hatte das Ihre getan, um die Erwartung hochzuschrauben. Die Enttuschung war darum gross, als keinerlei Lsungen getroffen wurden.

Lothringer Frage. Die berraschenden Massnahmen in Lothringen haben die regierungsfeindliche Stimmung ganz allgemein verstrkt. Die Tatsache, da Tausende aus Lothringen zur Auswanderung in krzester Zeit gezwungen wurden, hat sich in der franzsischen Bevlkerung sehr schnell herumgesprochen und sehr starke Reaktionen ausgelst. Selbst in loyalen Kreisen herrschen Ratlosigkeit und Zweifel an der Ehrlichkeit der Deutschen, mit Frankreich zu einer Verstndigung zu kommen. Rckwirkungen der deutschen diplomatischen Aktivitt. Die diplomatische Aktion in Deutschland wird im allgemeinen ohne grosses Interesse verzeichnet. Die Reise Molotow's[48] liess die Hoffnung anglophiler Kreise auf eine Verstimmung zwischen Deutschland und Russland als tr gerisch erscheinen[49]. In der Zusammenkunft des Fhrers mit Mussolini[50] habe sich klar erwiesen, dass Italien von seinen Forderungen nicht abgehen wolle [51]. Das starke politische Ressentiment gegenber Italien zeigt sich besonders in der offenen Schadenfreude ber die Niederlage der Italiener in Griechenland [52]. Die Mglichkeit einer Zusammenarbeit mit Deutschland erscheint erschwert, wenn Deutschland Italien grosse Gebietsabtrennungen zugestehe, da hierdurch Frankreich in seiner Ehre angegriffen wrde. Ganz allgemein lsst sich sagen, dass die Stellung Laval's wegen dieser ausgebliebenen Erfolge sehr gelitten hat und dass der Gedanke der Collaboration [53] auch seine loyalsten Anhnger verlieren kann, wenn nicht bald starke Auswirkungen zu verzeichnen sind. Stellung Ptains. Trotz all dieser Schwierigkeiten kann die Stellung der Regierung P tain mangels wirksamer Opposition einer Bewegung von entschlossenen M nnern und infolge der fortschreitenden Festigung der staatlichen Machtmittel weiterhin als einigermassen gesichert betrachtet werden. Als besondere Sttze der Regierung muss ein grosser Teil der buerlichen Bevlkerung angesehen werden, da ein guter Absatz ihrer Ernteprodukte

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gewhrleistet ist und die Bauern in Ptain den Willen zur franzsischen "Statik", zur Beendigung des Krieges und zum endg ltigen Frieden sehen. Die Person Ptains geniesst auch in anderen Kreisen Verehrung. Die oppositionelle Intelligenz, hauptschliche der Stdte, lehnt ihn jedoch ab, da er zu alt und schwach wre, um einen bestimmten Kurs durchzusetzen. Die de Gaulle-Anh nger nennen ihn "le drapeau", um zu kennzeichnen, wie wenig er tatschlich Staatschef sei.

Judenfrage Die Kennzeichnung der jdischen Geschfte[54] hat ein gewisses Echo gefunden, es herrscht Erstaunen darber, wieviele Geschfte in jdischen Hnden sind, und hat daher in dieser Hinsicht einen gewissen Nutzen gehabt. Rassische Erkenntnisse sind jedoch nur in sehr geringem Masse vorhanden. Im allgemeinen wurden die Massnahmen begrsst, wenn dadurch die Ausschaltung und Feststellung der fremdstaatlichen Juden erm glicht wurde. Bei alt eingesessenen franzsischen Juden wurde die Kennzeichnung vielfach als Ungerechtigkeit empfunden. Die Abschwchung der Kennzeichnung durch Aufzhlen von Verdiensten (Kriegsteilnehmer, alt eingesessene Familie) wurde daher meist nicht beanstandet. Im allgemeinen ist folgende Anschauung ber die Judenfrage festzustellen: Eine radikale Lsung wrde zurzeit zu grossen wirtschaftlichen Erschtterungen fhren. Deutschland habe mehrere Jahre zu einer L sung gebraucht. Auch sei zunchst die Frage der Emigration zu klren. Die durch die Verordnung vom 27.9.1940 angeordneten Massnahmen gegen Juden[55] sind im wesentlichen abgeschlossen. Die Juden des besetzten Gebietes sind registriert, ihre Identittskarten sind gekennzeichnet und jdische Geschfte durch ein gelbes Schild kenntlich gemacht. Die genaue Zahl der im besetzten Gebiet vorhandenen Juden und jdischen Geschfte wird noch festgestellt. Im Seine-Departement, also in Gross-Paris, wurden 149 734 Juden gezhlt. Als jdische Geschfte wurden 7 737 Einzelunternehmen und 3 456 Gesellschaften gekennzeichnet. Weitere Ausfhrung bezglich Arisierung jdischen Besitzes vergleiche Abschnitt IV,1.

Kommunisten Die kommunistische Propaganda findet in der politischen Richtungslosigkeit des Volkes und den schwierigen sozialen Verhltnissen ein gutes Bettigungsfeld. Ein Zeichen jedoch, wie schwer die KPF durch das Verbot der Parteien, die Zerschlagung ihres Propagandaapparates, die Festnahme des grssten Teils der kommunistischen Fhrer und die Schwierigkeiten einer illegalen Bet tigung getroffen worden ist, zeigt ihre Propaganda, die ihren Schwerpunkt auf folgende Forderungen legt: Aufhebung des Presseverbots fr alle kommunistischen Zeitungen, Sofortige Befreiung aller verhafteten Kommunisten. Als taktisches Ziel ist auf Grund der Flugblatt- und illegalen Zeitungspropaganda die Schaffung einer Ausgangsbasis zur Wiederbegrndung der Partei durch politische Zersetzung des Volkes und des Staatsgef ges zu erkennen, d.h. die Sammlung unzufriedener Elemente der Arbeiterschaft und des Kleinbrgertums und die Bildung von politischen Zellen. Die Zersetzungspropaganda ist vorwiegend gegen die Regierung, die f hrenden Mnner, die neue Ideologie des Staates und die einschneidenden ("faschistischen") Massnahmen auf dem Gebiet der Wirtschaftspolitik und Jugenderziehung gerichtet. Nach anfnglicher Zurckhaltung wird nun auch gegen die Besatzungsarmee und die deutsche Propaganda Stellung genommen. Das Abgleiten ins anglophile Fahrwasser kann wohl mehr als taktisches Manver zur Schaffung von Unruheherden angesehen werden. Brennpunkte der kommunistischen Werbettigkeit bleiben die Stdte mit ihrer grossen Zahl von Arbeitslosen und Arbeitern. Eine politische Zersetzung der Besatzungstruppe ist zwar programmatisch vorgesehen, wurde aber bisher nur in ganz geringem Umfange durchzufhren versucht.

Katholische Kirche ber das Verhalten der franzsischen Geistlichkeit ist nichts Neues zu berichten. Sie passt sich wendig der Lage an, ihr Auftreten ist korrekt, eine teilweise berwachung der Predigten hat nichts Nachteiliges ergeben. Auf Grund von Waffenfunden in Pfarrhusern des Bezirkes B[56] wurde eine grssere, mglichst unauffllig durchzufhrende Aktion zur Durchsuchung der Pfarrhuser in diesem Bezirk veranlasst. Das Ergebnis steht noch aus. Hervorzuheben ist die Erklrung des Pariser Kardinals Baudrillart[57], der seine Landsleute aus ideellen und materiellen Gr nden eindringlichst zur Sammlung hinter Ptain auffordert[58]. Franzs.[ische] Bevlkerung und Bes.[atzungs]Macht Die franzsische Bevlkerung fgt sich willig in die Massnahmen der deutschen Besatzungsbeh rde; die Zusammenarbeit mit den franzsischen Behrden ist besser geworden. Die Weisungen der franzsischen Regierung beginnen sich hier auszuwirken. Die franzsische Polizei arbeitet im allgemeinen loyal und brauchbar. Gelegentliche Schwierigkeiten sind auf mangelnde Organisationsfhigkeit, fehlenden Ordnungssinn und unbekanntes Arbeitstempo der franzsischen Dienststellen zurckzufhren.

Deutsche Propaganda

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Die deutsche Propaganda gewann zu Anfang des Berichtsmonats, auf der gl cklichen Voraussetzung der erfolgten deutsch-franzsischen Besprechung fussend, sichtlich an Boden. Allgemein konnte festgestellt werden, dass vor allem in der breiten Masse die Erkenntnis wchst, dass die Zusammenarbeit mit Deutschland die einzige Chance ist, die Frankreich besitzt. Man begann sich mit Deutschland zu beschftigen und zu berlegen, ob es in Deutschland nicht doch besser aussieht und zugeht, als man es sich bisher vorgestellt hatte. Man wollte mehr ber Deutschland und vor allem ber seine sozialen Verhltnisse wissen und erfahren. Die zufriedenen Briefe franzsischer Arbeiter aus Deutschland und ihre Geldsendungen wirkten gnstig mit. Diese gnstige Aufnahmebereitschaft hat durch den politischen Schwebezustand einen R ckschlag erlitten, der sich z.T. in antideutscher, anglophiler Stimmung auswirkte. In einer solchen Lage wachsen naturgemss Abwehrbereitschaft und Widerstand gegen die deutsche Propaganda, die aber mit Erfolg ein weiteres Absinken der Stimmung verhindert hat. Zu einer ruhigeren Betrachtung der Lage durch die Bev lkerung hat die Botschaft Scapinis[59] ber die mit Deutschland gefhrten Verhandlungen ber die Kriegsgefangenen beigetragen[60]. Der Berichtsmonat zeigte wieder deutlich, dass der Wille zur deutsch-franz sischen Verstndigung eng verknpft ist mit politischen Erfolgen der Collaboration, das heisst aber, dass eine wirksame Propaganda nur m glich ist, wenn "Beweise" fr eine deutsch-franzsische "Collaboration" vorliegen.

Der deutsche Soldat Erfreulicherweise muss wieder festgestellt werden, dass das korrekte und soldatische Auftreten der deutschen Wehrmacht in der ffentlichkeit das beste Propagandamittel ist. Der einzelne Soldat wird immer als der Vertreter des neuen Reiches und seine klare, saubere Haltung als Ausdruck unseres neuen politischen Willens angesehen.

Innere Sicherheit. Sabotage Die Sabotageakte sind etwa auf der gleichen Hhe wie im vorigen Berichtsmonat geblieben. Wenige berflle auf deutsche Soldaten stehen in ihrer Mehrzahl unter dem Einfluss des Alkohols und haben keinen politischen Hintergrund. Planmssiges Arbeiten von Sabotageorganisationen konnte nirgends festgestellt werden. Die angeordneten Gegenmassnahmen wirken sich erzieherisch gut aus[61]. Es wurde vor allem von der Anordnung der Bewachung[62] und der Freiheitsbeschrnkung der Bevlkerung[63] Gebrauch gemacht.

Deutschfeindliche Kundgebungen. Zu deutsch-feindlichen Kundgebungen geringen Ausmasses kam es am 11.11.1940 in Paris[64] und am 18.11.1940 in Dijon[65]. Die Demonstranten waren durchweg Studenten und Schler hherer Lehranstalten. Die Bevlkerung hat sich kaum daran beteiligt. Es gelang jeweils in k rzester Zeit, die Demonstrationen zu zerstreuen. Als Strafmassnahme wurden die Hochschulen von Paris und Dijon geschlossen. Die Verhafteten wurden den Kriegsgerichten berwiesen. Als am 24.11.40 erneut Demonstrationen von Studenten in Paris angek ndigt wurden, hat die franzsische Polizei vorbeugend etwa 900 Studenten und Schler vorbergehend festgenommen. Zu Demonstrationen kam es nicht.

Zusammenfassung Die Lage hat sich gegenber dem Vormonat stimmungsm ssig verschlechtert. Die Sicherheit der Besatzungstruppen ist nirgends gef hrdet; die kommunistische Bewegung wird weiterhin scharf berwacht. Die deutsche Propaganda wird entsprechend den Erfahrungen ausgerichtet.

II. Verkehrs- und Nachrichtenwesen. 1. Verkehrswesen. Organisation. Im Berichtsmonat wurde im Stabe des Militaerbefehlshabers die Dienststelle des T.O. [66] (an Stelle des Bv. T.O.[67]) eingerichtet. Der T.O. vertritt einheitlich die Transportplanungen des Militaerbefehlshabers gegenueber den Transportdienststellen. Auf Anordnung des Oberbefehlshabers des Heeres wurde ferner der Leiter der Wirtschaftsabteilung, KVCh Dr. Michel[68], mit der einheitlichen Planung und insbesondere mit der infolge Transportraummangels notwendigen Dringlichkeitsabstufung fuer alle Wirtschaftstransporte im besetzten Frankreich und in Belgien betraut.

Eisenbahnverkehr. Allgemeine Lage. In der Berichtszeit wurden weitere Eisenbahnstrecken in Betrieb genommen. So wurde der Pariser Nordring wieder vollkommen dem Betrieb uebergeben und damit ein unmittelbarer Verkehr von dem Pariser Bahnhof St. Lazare nach Cherbourg [69] ermoeglicht. Weiter sind jetzt die Linien Paris-Rouen [70], ParisMelun-Moret[71] und Soissons-Reims[72] wieder befahrbar. Anfang Dezember wird auch die sehr wichtige Marnetalbahn wieder in Betrieb genommen werden. Zur Behebung des Transportraummangels wurden 6000 mit Beutegut beladene, seit Monaten bahnstehende Wagen entladenund abgefahren. An der

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Entladung der noch verbleibenden 1-2000 Wagen wird zurzeit gearbeitet.

Der militaerische u.[nd] wirtschaftliche Transportbedarf . a) Militaertransporte. Wenn auch groessere Truppenbewegungen im November nicht stattfanden, so war dennoch der Wehrmachtverkehr recht lebhaft. Hinzu kamen umfangreiche Kartoffel- und Kohlentransporte, die fuer die Wehrmacht bestimmt waren und an die Empfaenger erhebliche Anforderungen bei der Entladung stellten. Im Durchschnitt wurden taeglich einschliesslich der Kohlenzuege 35 Zuege fuer die Truppe gefahren. Der Abschub von Kriegsbeute wurde auf ein Mindestmass gedrosselt.

b) Wirtschaftstransporte. Der wirtschaftliche Transportbedarf und seine Befriedigung im allgemeinen . Der Wagenmangel hat sich durch den weiteren Abzug von Transportraum einerseits, die zunehmende Wiederbelebung der Wirtschaft andererseits derart verschaerft, dass mit dem der franz. Eisenbahn verbliebenen Wagenbestand nur noch der dringenste [sic!] Transportbedarf befriedigt werden kann. Insbesondere brachte die vorerwaehnte Entladungsaktion noch keine fuehlbare Entlastung. Besonderer Mangel besteht an O-Wagen[73], die fuer Kohlen- und Ruebentransporte benoetigt werden. Der Transportbedarf waechst staendig. Um der sich aus dieser Entwicklung ergebenden Schwierigkeiten nach Moeglichkeit Herr zu werden, sind vor allem drei Gegenmassnahmen noetig

1) straffe Organisation der Transportlenkung. Zu diesem Zweck sind fortan alle Forderungen auf Bereitstellung von Transportraum fuer Wirtschaftsgueter an den Leiter der Wirtschaftsabteilung [74] beim Militaerbefehlshaber als Beauftragten des Ob.d.H.[75] zu richten, der die Anmeldungen in einem Plane zusammenfasst, die Plaene fuer Frankreich und Belgien untereinander ausgleicht und sie mit dem im Reich fuer den Verkehr mit Frankreich und Belgien aufzustellenden Plaenen abstimmt. Soweit nicht alle Transportforderungen beruecksichtigt werden koennen, entscheidet der Beauftragte des Ob.d.H.nach Anhoerung der anmeldenden Stelle, welche Forderung auf dem Bereich der besetzten Gebiete vorweg befriedigtwerden sollen. Ausgenommen von der zentralen Planung sind Transporte von weniger als 500 to, ueber welche die Eisenbahnbetriebsdirektion unter Beteiligung der Feldkommandanten und Bezirkschefs entscheidet.

2) Vermehrung der Transportmittel. Die Rueckgabe aller franz. Gueterwagen aus Deutschland, soweit sie die planmaessig abgegebene Zahl von 85000 Wagen uebersteigen, bildet die unbedingt [sic!] Voraussetzung fuer die Erfuellung der dem Militaerbefehlshaber auf wirtschaftlichem Gebiete gestellten Aufgaben. Die Nichterfuellung dieser Forderung wird sich auch auf die Versorgung der Truppe aus dem Lande in bedenklicher Weise auswirken.

3) Entlastung der Bahn. Zur Entlastung der Schienenwege muss die Beforderung [sic!] gewisser Guetergruppen auf die Strasse verlegtwerden, wobei das Mass dieser Verlagerung allerdings durch die Treibstoffmenge bestimmt wird, die hierfuer zur Verfuegung gestellt werden kann. Eine gewisse Entlastung bringt bereits die Binnenschiffahrt (siehe unten).

Die Transportlage f.[r] d.[ie] hauptsaechlichen Wirtschaftsgueter. a) Kohlentransporte. Kohlentransporte fuer das besetzte Gebiet Frankreichs laufen sowohl aus dem Liller Bezirk als auch aus dem mittel- und suedfranz. Kohlenrevier. Das Lieferungssoll aus dem ersteren Bezirk wurde im November nur zu 85 vH erfuellt. Der Ausfall von 15 vH wiegt umso schwerer, als die geringen Vorraete der Versorgungsbetriebe, Industriewerke und des Kohlenhandels inzwischen aufgezehrt sind. Jeder ausfallende Kohlenzug wirkt sich infolgedessen unmittelbar auf den Betrieb aus. Die Lieferungen aus den mittel- und suedfranz. Revieren haben gleichfalls das Lieferungssoll nicht ganz erreicht. Zur Entlastung des Liller Bezirks ist eine Menge von 5000 to Kohlen taeglich auf den belgischen Kohlenbezirk Mons umgelegt worden. Die franz. Eisenbahnverwaltung stellt den hierzu benoetigten Wagenraum.

b) Grubenholztransporte. Der Grubenholztransport wird ausser durch den Wagenmangel auch noch durch die ausserordentlich weiten Wege behindert. Auch hier droht den Betrieben Einschraenkung.

c) Beute-, Schrott- und Rohstofftransporte.

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Die Abbefrderung von Wirtschaftsbeute wurde ebenso wie die der Kriegsbeute stark gedrosselt [76]. Auch der Schrottversand wurde stark eingeschraenkt, weil ein Teil davon auf die Wasserstrassen verlegt werden kann. Der Abtransport von sonstigen Rohstoffen geht in der vorhergesehenen Weise vor sich.

d) Transport von landwirtschaftlichen Erzeugnissen und Duengemitteln. Besonders dringlich sind Kartoffeltransporte von Deutschland und Holland nach Frankreich und Weizentransporte von Frankreich nach Deutschland einschl.[ielich] Elsass und Lothringen. Daneben laufen Apfeltransporte nach Deutschland; ihr Gesamtumfang musste infolge Transportraummangels auf die Haelfte ermaessigt werden. Auch der Flachstransportnach Belgien bereitete Schwierigkeiten und geht nur schleppend vor sich. Die Versorgung der Besatzungstruppe aus der freien Zone mit Hafer und Rauhfutter mussten ebenfalls auf das unbedingt notwendige Mass herabgesetzt werden, da die Eisenbahnwagen fuer andere dringende Transporte benoetigt wurden. Der Zuckerruebenversand konnte jedoch befriedigend abgewickelt werden. Ausserdem wurden Waloeltransporte aus einem westfranzoesischen Hafen mit besonderen Kesselwagen nach Deutschland in die Wege geleitet. Im Dezember sollen noch r[un]d. 100000 to Stickstoff, 50000 to Kali und 100000 to Superphosphat gefahren werden. Die Erfuellung dieser Forderung ist von der Rueckgabe der vorerwhnten Gueterwagen abhaengig.

e) Spanientransporte. Die ersten Apfelsinenzuege sind an der spanisch-franz. Grenze bereits eingetroffen. Z.T. geht der Transport der Apfelsinen auch mit Seeschiffen nach suedfranz. Haefen, von woaus [sic!] die Fruechte mit der Bahn weiterbef rdert werden. Weitere umfangreiche Transporte von Guetern verschiedener Art aus Spanien, Portugal[77] und den nordafrik.[anischen] Kolonien sollen folgen.

Schiffahrtsverkehr. a) Binnenschiffahrt. Der Wasserstrassenversand aus dem Liller Kohlenrevier[,] der in dieser Verkehrsrichtung au-sschl.[ielich] Kohlentransporten vorbehalten ist, konnte inzwischen auf 4-5000 to taeglich gesteigert werden. Im Bezirk C[78] findet ein reger Schiffahrtsverkehr, z.T. auch mit dem unbesetzten Gebiet (Kohlen- und Grubenholztransporte) statt. Mit der Eroeffnung des Rhein-Marne-Kanals, die bis Ende d[iese]s.J[ahre]s. zu erwarten ist, werden groessere Transporte nach und von dem Reich unter Entlastung der Eisenbahn auf dem Wasserweg uebernommen werden koennen. Anfang 1941 duerfte das gesamte franz. Kanalnetz im Wesentlichen wieder befahrbar sein.

b) Seeschiffahrt. Infolge besonderer Umstaende konnten groessere Wirtschaftstransporte von den Kanalhaefen auf dem Seewegenach dem Reich durchgefuehrt werden. Dadurch wurde vor allem die Kohlenversorgung Ostdeutschlands verbessert. Weitere Ladungen (Beutegut, Messing, Schrott, Kolonialhoelzer, Steine und Erden) gingen mit Seeschiff nach belgischen und deutschen Seehaefen.

Strassenverkehr Kraftfahrzeugverkehr. a) Allgemeine Lage. Der Bestand von Nutzkraftfahrzeugen wurde weiterhin aufgefuellt. Von den 20000 Nutzkraftfahrzeugen aus dem unbesetzten Gebiet (vergl. Lagebericht September S. 48 u. 116ff[79]) sind bereits r[un]d. 5000 Fahrzeuge in das Gebiet suedlich und westlich der Nordostlinie zurueckgefuehrt worden. Die franz. Regierung wird in naechster Zeit weitere 5000 Fahrzeuge bereitstellen. Die aus der Neuproduktionfuer die franz. Wirtschaft zur Verfuegung gestellten Fahrzeuge sind auch weiterhin so zahlreich, dass die Beduerfnisse befriedigt werden konnten. auch [sic!] durch die Instandsetzung von Kraftfahrzeugen auslaend.[ischer] Fertigung wird der franz. Wirtschaft eine grosse Anzahl von Kraftfahrzeugen zugefuehrt werden. Die Aufraeumung der an den Strassen zahlreich herumliegenden Wraks [sic!] wurde veranlasst.

b) Transportbedarf. Im Gegensatz zum Eisenbahnverkehr konnten die Anforderungen an die Strassenverkehrsmittel befriedigt werden. Zur Entlastung der Bahn sind Lastkraftwagen im Nahverkehr entsprechend den Friedensverhaeltnissen verstaerkt einzusetzen. Ein erster groesserer Versuch wird bei der Verteilung von Duengemitteln von den Lagerplaetzen auf die in der Nahzone befindlichen landwirtschaftlichen Betriebe gemacht werden.

Fragen der Verkehrspolizei.

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Die im Lagebericht Okt.[ober] erwaehnte franz. Verkehrsordnung ist nunmehr eingefuehrt[80]. Sowohl die franz. Behoerden als auch die Feldgendarmerie fuehren laufend Verkehrskontrollen durch. Unangenehm bemerkbar macht sich hierbei, dass die neuvorgeschriebenen Ausruestungsstuecke wie Verdunkelungskappen, Beleuchtungsanlagen, Rueckstrahler u.[nd] dergl.[eichen] schwer zu beschaffen sind.

Strassen u.[nd] Brueckenbau Beim Brueckenbau macht sich der Mangel an Baustoffen, insbesondere an Eisen und Zement, sowie an Transportmitteln (Waggon- und Benzinmangel) bemerkbar. Die Gesamtzahl der zerstoerten Strassenbruecken betraegt nach den jetzt vorliegenden Meldungen r[un]d. 1400, wovon etwa 2/3 wieder passierbar sind. Groessere Strassenbauarbeitensind wieder in Gang gekommen. Hauptsaechlich handelt es sich um Umgehungsstrassen und die Beseitigung von Eisenbahnplankreuzungen. Die Beschilderung der militaerisch wichtigen Durchgangsstrassen wurde fortgesetzt und ihre Zweckmaessigkeit fuer Marschbewegungen ueberprueft. Auch innerhalb der Stadt Paris wurden Wegweiser nach deutschem Muster aufgestellt. Vielfach wurden Wegweiser und Durchgangsstrassenschilder allerdings gleich in der ersten Nacht nach ihrer Aufstellung wieder zerstoert oder gewaltsam entfernt.

2. Nachrichtenwesen. a) Das militaerische Nachrichtenwesen. Fernsprechwesen. Gegen Ende Oktober wurden die an der Bahnstrecke Laon[81]-Hendaye liegenden Bahnhoefe mit einer Anzahl von Anschluessen beschaltet, da auf dieser Strecke vom 21.-25.10.40 die Sonderzuege der Reichsregierung liefen[82]. Zweck der Anschluesse war es, dem Fuehrer und den Mitgliedern der Reichsregierung[83] sowie den Pressevertretern die Moeglichkeit zu geben, jederzeit die erforderlichen Gespraeche zu fuehren. Die befohlenen Fernsprechleitungen hierfuer standen zeitgerecht zur Verfuegung und das Unternehmen lief im allgemeinen planmaessig ab. Zur Steuerung der Kohlentransporte aus dem Norden in alle Teile Frankreichs wurden auf Antrag der W.V.D.[84] Bruessel und der ETRA[85] Paris Leitungen zum Liller Kohlenbecken geschaltet. Weiter sind fuer die W.V.D. Paris eine Anzahl Leitungen und Anschluesse fuer das Fernsprechnetz an den Flusslaeufen und Kanaelen geschaltet worden. Insbesondere wurden die Schleusen beruecksichtigt, damit diese zwecks Regelung der Schiffahrt miteinandersprechen koennen. Es handelt sich hierbei um folgende Wasserlaeufe: Marne, Aisne-Marnekanal, Aisne-Seitenkanal, Oise-Seitenkanal, St. Quentin-Kanal, Oise-Kanal, Somme-Kanal, SombreOise-Kanal, Ardennen-Kanal und Ostkanal. Ausserdem wurden auf Antrag der WVD Paris eine Anzahl von Leitungen fuer hochwassergefaehrdete Flusstaelergeschaltet, damit der Hochwasserstand rechtzeitig gemeldet werden kann. Diese gefaehrdeten Flusstaeler befinden sich hauptsaechlich an den Fluessen: Seine mit Marne, Aisne, Oise, Loire, Garonne und Ardour.

Funkwesen. Im Bereich des Militaerbefehlshabers in Frankreich sind folgende Rundfunksender eingesetzt: Grossrundfunksender Allouis[86] mit seinem Langwellensender, mit deutschem Programm, Kurzwellensender Radio-Mondial in Allouis, fuer aussereuropaeische Sendungen in deutsch und franzoesisch. Das franzoesische Programm in Paris geben die Sender: Lafayette und Sud-Ouest in Bordeaux, Poste Parisien in Limours[87], Bretagne in Rennes[88], Normandie in Louvetot[89], fahrb.[arer] Sender in Concarneau[90], fahrb.[arer] Sender in Palaiseau-Villebon[91]. Der im Aufbau begriffene Rundfunksender "Chteau d'Epne" wird voraussichtlich Ende Dezember fertiggestellt wein [sic!]. Der zerstoerte Rundfunksender der PTT in Villebon[92] wurde den Franzosen zum Wiederaufbau freigegeben. Die feste Funkstelle Croix d'Hins wird von den Franzosen betrieben. L[au]t. Entscheidung der Waffenstillstandskommission wurden den Franzosen folgende feste Funkstellen zum Wiederaufbau ueberlassen : Pierre des Corps[93],

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St. Assise[94], Pontoise[95], Senderzentrale Thenioux[96], sowie die Funkempfangsstellen Noiseau[97], Villecresnes[98], Suilly la Tours[99]. Als Funkfeuer fuer die Luftwaffe sind 2 fahrb.[are] Sender an der Kueste und der Rundfunksender Rennes eingesetzt. Ein weiterer Sender ist im Aufbau. Die Sperrzentrale in Argenteuil (Station Radio Cit) arbeitet jetzt mit drei Mittelwellensendern und 2 Kurzwellensendern. Ein weiterer Mittelwellensender und ein weiterer Kurzwellensender werden z.Zt. aufgebaut. Die Funkueberwachung in der Rue Noisiel 1 ist in Betrieb genommen.

Brieftaubenwesen. In den Kuestendep[ar]t[ement]s. von Dept.[ement] Somme bis einschl.[ielich] Dept.[ement] Loire-Inferieure ist aus Gruenden der Abwehr das Halten von privaten Brieftauben verboten[100].

b) Das franz. Nachrichtenwesen, insbesondere das franz. Postwesen . Postverkehr zw.[ischen] d.[em] bes.[etzten] u.[nd] d.[em] unbes.[etzten] Gebiet Frankr. aa) Geldueberweisungsverkehr. Seit dem 7. November 1940 ist die Uebermittlung von Geldbetraegen ueber die Demarkationslinie auf dem Postwege mit jeweiliger Genehmigung des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] bezw. einer ihm nachgeordneten Dienststelle gestattet. Hinsichtlich der Hoehe der zur Ueberweisung zugelassenen Betraege sind keine Grenzen gesetzt.

bb) Postverkehr fuer franz. Pionierkompanien im besetzten Gebiet . Den franz. Pionierkompanien, die im besetzten Gebiet an der Wiederherstellung der Bruecken und Fernmeldeanlagen arbeiten, sind im Briefverkehr zwischen dem besetzten und unbesetzten Gebiet Frankreichs ueber die Familien-Nachrichtenkarten hinaus taeglich 100 Sendungen nach dem unbesetzten Gebiet, den Familienangehoerigen im unbesetzten Gebiet monatlich bis zu 4 Sendungen gestattet worden.

Postverkehr zw.[ischen] d.[em] bes.[etzten] Frankreich u.[nd] d.[em] Ausland. aa) Allgemeiner Postverkehr. Der Oberbefehlshaber des Heeres hat durch Verordnung vom 8.11.40 - VOB iF Nr. 15 S[.] 125[101] - den allgemeinen Postverkehr zwischen dem besetzten Gebiet Frankreichs einerseits und Deutschland, Italien sowie Belgien andererseits eroeffnet. Nach der Durchfuehrungsverordnung des Militaerbefehlshabers in Frankreich vom 9.11.40 - VOB iF 15 S[.] 126-128 - sind zugelassen gewoehnliche und eingeschriebene Briefe und Postkarten, sowie im ausschl.[ielich] geschaeftlichen Verkehr Drucksachen, Geschaeftspapiere, Warenproben und Mischsendungen. Die abwehrmaessigen Beschraenkungen sind im wesentlichen die gleichen, die fuer den Postverkehr von Deutschland nach dem nichtfeindlichen Ausland in der Nachrichtenverordnung vom 2.4.40 (RGBl I S. 843ff)[102] festgelegt sind.

bb) Arbeiterpakete nach Deutschland. Fuer die in Deutschland beschaeftigten franz. Arbeiter ist fuer jeden Arbeiter alle 2 Monate ein Paketim Hoechstgewicht von 5 kg genehmigt worden[103]. Der Inhalt der Pakete hat sich auf Kleidungs- und Waeschestuecke, pers.[ nliche] Bedarfsgegenstaende und Lebensmittel mit Ausnahme reiner Genussmittel sowie auf Rauchwaren zu beschraenken.

III. Die franzoesische Verwaltung. 1.) Allgemeines. Das Verhalten der franz. Verwaltung war weiterhin zufriedenstellend. Der grosse Praefekten- und Unterpraefektenschub ist vorlaeufig abgeschlossen. Die Stellen der Praefekten sind zu etwa 90 vH neu besetzt worden, die der Unterpraefekten und Generalsekretaere zu etwa 50 vH. Die franz. Bevoelkerung begruesst die Neubesetzung. Man verspricht sich von ihr ein schnelleres und besseres Arbeiten der Verwaltungsbehoerden, da es sich fast ausschl.[ielich]

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um fachlich vorgebildetes Personal handelt. Hinzu kommt, dass die Taetigkeit der Vertretungskoeperschaften [sic!] aufgehoert hat, sodass die Praefekten nunmehr voellig selbstaendig arbeiten koennen.

2) Das franz. Polizeiwesen. Entwicklung der Personalverhaeltnisse . Die Erledigung der laufenden sicherheits- und ordnungspolizeilichen Aufgaben ist, soweit es sich nicht ausnahmsweise um Massnahmen der Abwehr handelt, grundsaetzlich Aufgabe der Franzosen. Das deutsche Interesse beschraenkt sich darauf, dass die franz. Polizei ihre Aufgaben soweit erfuellen kann und tatsaechlich erfuellt, als dies zur Erhaltung der oeffentlichen Sicherheit notwendig ist. Waehrend in den Gemeinden die franz. Polizeikraefte im allgemeinen genuegen, besteht auf dem Lande immer noch ein fuehlbarer Mangel, sowohl was die Zahl der Gendarmeriebeamten als auch was ihre Bewaffnung anlangt. Es wird daher weiter versucht werden, diesem Mangel durch Zulassung von Hilfspolizeibeamten, durch Beurlaubung von kriegsgefangenen Gendarmen und durch Erleichterungen in der Bewaffnung abzuhelfen.

Meldepflicht und Internierung der Englaender. Fuer die Englaender auf den engl.[ischen] Kanalinseln ist im Gegensatz zu den Englaendern im besetzten Frankreich eine Meldepflicht nicht vorgeschrieben. Durch eine neue deutsche Verordnung ist lediglich den Englaendern, die erst nach der Besetzung auf den Inseln Aufenthalt genommen haben oder nehmen, eine Meldepflicht auferlegt worden[104]. Die Ueberfuehrung der im besetzten Frankreich internierten Englaender in das Sammellager St. Denis ist dadurch ins Stocken geraten, dass weitere Aufnahmen wegen Ueberfuellung z.[ur]Z[ei]t. unmoeglich sind. Es wird daher wahrscheinlich ein weiteres Lager eingerichtet werden muessen[105].

3. Schule und Kultur im besetzten Frankreich . Schulen. Die Schuelerzahl scheint in den Volksschulen nahezu den Vorkriegsstand wieder erreicht zu haben, in den hoeheren Schulen bleibt sie teilweise noch sehr dahinter zurueck. Fast ueberall macht sich der Lehrermangel fuehlbar, sodass stark mit Aushilfskraeften gearbeitet werden muss. Zur Bereinigung der franz. Schulbuecherhat die franz. Regierung inzwischen den Entwurf eines Ministerialbeschlusses vorgelegt, durch den r[un]d. 350 Buecher fuer die Primaerschulen empfohlen und 27 Buecher verboten werden [106]. Der Beschluss erfasst bei weitem nicht alles im deutschen Sinne Bedenkliche. Aber es ist wenigstens der gute Wille und ein Ansatz auch von franz. Seite gezeigt, aufgrund dessen auch die Atmosphaere des Unterrichts weiter bereinigt werden kann. Unabhaengig hiervon ist den Verlegern der Verkauf zu beanstandender Buecher verboten worden.

Hochschulen. Bereits im Lagebericht Oktober war auf die Entwicklung einer deutschfeindlichen Stimmung bei der Sorbonne hingewiesen[107]. Inzwischen ist es in Paris zu den unter Ziffer I oben erwaehnten Ausschreitungen der Studenten gekommen. Auch in Dijon kam es zu Ausschreitungen der Studenten. Ueber die deutschen Gegenmassnahmen ist oben berichtet worden.

Kunstschutz. a) Baudenkmale. Grundsaetzlich werden die Instandsetzungsarbeiten ganz den Franzosen ueberlassen, falls nicht ausdruecklich unser Rat gewuenscht wird. In manchen Faellen konnte den zustaendigen franz. Architekten die Durchfuehrung ihrer Arbeiten erleichtert werden durch Vermittlung von Ausweisen, Fahrmoeglichkeiten und Material. - Einige Schloesser, die hervorragend baukuenstlerischen Wert haben und durch eine uebergrosse Belegung gefaehrdet sind, wurde von weiterer Belegung befreit.

b) Bewegliche Kunstdenkmale. Es wird eine AusstellungMonet-Rodin fuer Mitte Dezember vorbereitet, wobei Bilder aus deutschem Besitz beteiligt sein werden (vor allem aus Bremen und Berlin)[108].

c) Erfassung juedischen Kunstgutes durch Einsatzstab Rosenberg. Die Zusammenarbeit mit dem ES[109] Rosenberg hat sich in der Berichtszeit im Rahmen der bestehenden Abmachungen sehr gut bewaehrt.

Archivwesen. Die Rueckfuehrung der gefluechteten Archivbestaende ist mit deutscher Hilfe durchgefuehrt und nunmehr im Wesentlichen abgeschlossen. Das Archiv des franz. Aussenministeriums ist nicht in die Obhut des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] uebernommen worden, vielmehr hat das Reichsaussenministerium die Ueberfuehrung dieser Akten aus den Bergungsorten in den Quai d'Orsay und ihre politische Auswertung daselbst durch

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Lagebericht November 1940 (MBF)

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Spezialisten der Nachkriegsforschung selber in die Hand genommen[110]. Der groesste Teil des elsaessischen Kulturgutes, das in das unbesetzte Gebiet entfuehrt war, ist durch Selbsthilfe elsaessischer Gemeinden in die Heimat zurueckgefuehrt worden. In franz. Hand befindet sich leider noch das wichtige Bezirksarchiv Colmar.

4) Die franz. Staats- und Gemeindefinanzen. Der Krieg hat sich bis jetzt auf die Staatsfinanzen und die Gemeindefinanzen sehr verschieden ausgewirkt. Waehrend die Gemeinden - abgesehen von einzelnen Grosstaedten - noch nicht mit ernsten Schwierigkeiten zu kaempfen haben, ja teilweise sogar ihre Einnahmen gegenueber der Vorkriegszeit verbessern konnten, sind die Staatsfinanzen stark erschuettert worden. Im Grossen ergibt sich folgendes Bild:

Die Staatsfinanzen. Wie im Lagebericht Oktober dargelegt[111], stehen fuer 1940 hoechstens 90 Milliarden Franken ordentliche Staatseinnahmen Ausgaben von mindestens 350 Milliarden Fragen [sic!] gegenueber. Wenn auch das Steueraufkommen bis Ende Oktober sich gegenueber dem gleichen Aufkommen im Vorjahre um mehr als 10 vH erhoeht hat (um etwa 6 Milliarden), so ist dies doch weder ein Zeichen fuer eine finanzielle Wiedererstarkung - die Gruende fuer diese Erscheinung sind im September-bericht [sic!] dargelegt worden -, noch kann diese Entwicklung im Hinblick auf das zu erwartende grosse Defizit die Gesamtlage wesentlich veraendern. Im Gegenteil: die Aussichten fuer 1941 sind noch unguenstiger. Denn 1941 werden voraussichtlich 270 Milliarden Franken Ausgaben nur noch 60 Milliarden Einnahmen gegenueber stehen. Es wird also nicht einmal 14 des Ausgabenbedarfs gedeckt. Das deutsche Interesse an dieser Entwicklung beschraenkt sich darauf, ob aus ihr sich die allgemeine Sicherheit beeintraechtigende Erschuetterungen des oeffentlichen Lebens in naechster Zeit ergeben werden, ferner ob Frankreich bald nicht mehr in der Lage sein wird, seinen Verpflichtungen Deutschland gegenueber nachzukommen. Waehrend die erste Frage jedenfalls zunaechst noch verneint werden kann, zumal die reichen Finanzquellen des franz. Staates noch nicht erschoepft sind, muss die 2. Frage voraussichtlich bejaht werden. Jedenfalls hat das franz. Finanzministerium einen erneuten Antrag auf Herabsetzung der Besatzungskosten bereits angekuendigt. Die franz. Regierung beruft sich auch darauf, dass sie waehrend des Krieges fuer eine Armee von 4,3 Millionen Mann jaehrlich nur 56 Milliarden Franken ausgegeben habe, wohingegen fuer die wesentlich geringere deutsche Besatzungsarmee 144 Milliarden Franken jaehrlich, zuzueglich jaehrlich 10 Milliarden Quartierleistungen deutscherseits verlangt werden. Ohne im einzelnen schon jetzt zu der Frage einer Ermaessigung Stellung zu nehmen, muss doch gesagt werden, dass die Entwicklung der franz. Finanzverhaeltnisse auf jeden Fall fuer Deutschland die Notwendigkeit ergibt, alles zu vermeiden, was die franz. Einnahmequellen beschraenkt und die franz. Ausgaben fuer Besatzungszwecke erhoeht. Ausser den taeglichen Abschlagszahlungen von 20 Millionen Reichsmark [112] sollen von den Franzosen an Sachleistungen nur noch die Quartierleistung gefordert werden. Das entspricht auch den Wiesbadener Vereinbarungen[113]. Alle sonstigen Leistungen muessen also als Besatzungskosten aus den taeglichen Abschlagszahlungen der Franzosen beglichen werden. Streitig sind z.Zt. insbesondere die Kosten fuer Wehrmachtstransporte auf franz. Staatsbahnen, sowie die Kosten des unter deutscher Oberhoheit betriebenen Rundfunks im besetzten Gebiet.

Gemeinde- und Dep[ar]t.[ement]-Finanzen. Wenn demgegenueber die franz. Gemeinden sich in einer noch verhaeltnismaessig guenstigen Finanzlagebefinden, so ist das vor allem darauf zurueckzufuehren, dass die Kosten der Arbeitslosenuntersttzung in starkem Umfange von den Gemeinden auf den Staat verlagert worden sind. Darueberhinaus konnten die Gemeinden - aehnlich wie in Deutschland - durch Zurueckstellung nicht besonders dringlicher Aufgaben Einsparungen vornehmen. Auf der Einnahmeseite kamen den Gemeinden aussergewoehnliche Einnahmen wie aus Anleihen, dem Erloes aus Vermoegensveraeusserungen sowie aus Einnahmeresten der Vohrjahre [sic!] zu Hilfe. Insbesondere wurde die Betreibung der Gemeindesteuern, die waehrend der Kriegsereignisse nicht erfolgen konnte, nachgeholt. Etwas anders liegen die Verhaeltnisse bei den Dep[ar]t[ement]s. Diese werden durch die Fuersorgeausgaben in weit groesserem Masse betroffen, denn das Dep[ar]t.[ement] hat den Gemeinden Mittel zur Erleichterung der Fuersorgelasten als Traeger eines kommunalen Lastenausgleiches zur Verfuegung zu stellen. Da aber die Dep[ar]t[ement]s. gleichfalls noch ueber erhebliche Einnahmeueberschuesse verfuegen und die Fuersorgeaufwendungen sich im Verhaeltnis zu den Gesamtaufwendungen noch durchaus in tragbarem Masse halten, ist auch bei den Dep[ar]t[ement]s. zunaechst mit einer ziemlich gesicherten Finanzlage zu rechnen. Im grossen und ganzen zeigt sich also in Frankreich ein aehnliches Bild wie in Deutschland: Die Lage der Staatsfinanzen ist erheblich gespannter als die der Gemeinden und Gemeindeverbaende. Es muss der franz. Regierung ueberlassen bleiben, die sich aus dieser Entwicklung ergebenden Massnahmen zu treffen.

Zollschutzfragen. Nach Aufstellung des deutschen Zollgrenzschutzes an den Grenzen des besetzten Gebietes wurden die franz. Grenzaufsichtsbeamten aus den Grenzgebieten, vor allem aus den Kuestengebieten nur langsam zurueckgezogen, damit die gleichzeitige Bewegung groesserer Menschenmassen unterbleibt. Fuer die franz.-schweizerische Grenze, insbesondere fuer das Gebiet des sogenannten Gexer-Zipfels [114], macht das wirtschaft.[liche] Beduerfnis dieser Gebiete eine wenigstens teilweise Oeffnung der Grenze fuer den Warenverkehr noetig. Fuer Einzelfaelle sind die Grenzen und die Demarkationslinie fuer den Warenverkehr bereits geoeffnet worden.

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5. Dasfranzoesische Gesundheitswesen. Organisation. Die Umgestaltung des franz. Gesundheitswesensmacht weitere Fortschritte. Beim Ministerium des Innern sind 2 Kommissionen gebildet worden, welche alle Fragen der Hygiene und der Sozialfuersorge bearbeiten. Als 3. Kommission ist ein aus 16 Mitgliedern bestehender Rat eingesetzt worden, der die Taetigkeit der Krankenpfleger- und Sozialpflegerschulen ueberwacht. Die franz. Aerzteschaft wird in einem unter staatlicher Leitung stehenden "Ordre des Medizins" zusammengefasst. Die Ausuebung der aerztlichen und zahnaerztlichen Praxis wurde durch mehrere Gesetze neu geregelt. Das deutsche Interesse an dieser Organisation besteht darin, dass ihre straffe Zusammenfassung unter staatlicher Leitung zweifellos geeignet ist, eine auch fuer Deutschland wichtige Besserung der Gesundheitsverhaeltnisse herbeizufuehren.

2) [sic!] Allgemeine Gesundheitslage. Neue Seuchen sind nicht aufgetreten. Pockenschutzimpfungen sind in manchen Dept[artement]s. nur zu etwa 50 vH, auf den Kanalinseln nur zu etwa 2 vH durchgefuehrt. Von diesen Ausnahmen abgesehen ist jedoch der Pockenschutz im allgemeinen zufriedenstellend. Eine zwangsweise Typhus[-] und Paratyphusimpfung wird nur im Bedarfsfalle durchgefuehrt. Ein nennenswerter Dyphtherieimpfschutz fuer Kinder besteht noch nicht. In einigen Dept[ement]s. sind allerdings bereits etwa die Haelfte der Kinder bis zum 10. Lebensjahr immunisiert.

6. Das franzoesische Veterinaerwesen. Allgemeines. Die Stellen der Dep[ar]t[ement]s-Tieraerzte sind fast ueberall wieder besetzt. Dagegen sind prakt.[ischen] Tieraerzte noch nicht ausreichend vorhanden. Diese Tatsache ist auch fuer die Seuchenbekaempfung und damit fuer die deutschen Interessen von Bedeutung, da es in Frankreich keine Kreistieraerzte unter dem Dep[ar]t.[ement]Tierarzt gibt, vielmehr die prakt.[ischen] Tieraerzte in die Seuchenbekaempfung eingeschaltet sind. Die Seuchenbekaempfung leidet ferner unter dem Mangel an Betriebsstoff fuer die Kraftwagen.

Stand der Tierseuchen i. bes.[etzten] Gebiet nach d. Stande v. 15.11.40.

a) b) c) d) e) f) g) h)

Rauschbrand Raeude d.[er] Einhufer Schafraeude Maul- u.[nd] Klauens.[euche] Rotz Milzbrand Rotlauf d.[er] Schweine Schweinepest u[nd] Seuche

10 15 8 44 2 4 11 9

Dep[ar]t[e-ment]s. " " " " " " "

(7) (11) (9) (43) (2) (2) (11) (2)

25 11 12 3659 3 4 54 17

Gemeinden " " " (4212) " " " "

j)

ansteckende Blutarmut der Pferede

11

"

(11)

164

"

Die in Klammern gesetzten Zahlen sind die Zahlen aus dem Tierseuchenstand des Vormonats. Der Ueberblick zeigt einen Rueckgang der Maul- und Klauenseuche. Immerhin ist die Seuche noch recht stark, wenn ihr Verlauf auch verhaeltnismaessig milde ist. Im Hinblick auf die deutschen Interessen an der Seuchenbekaempfung leisten die deutschen Kommandantur- und Truppenveterinaere, wo es noetig ist, Hilfe (vergl. den Augustbericht[115]). Einzelne Dep[ar]t[ement]s.-Aerzte haben bereits ihre Genugtuung zum Ausdruck darueber gebracht, dass ihre eigene Taetigkeit in der Seuchenbekaempfung durch dieses deutsche Eingreifen wesentlich unterstuetzt wird.

Tierkoerperverwertung. Die Tierkoerperverwertung ist, insbesondere was die wirtschaftliche Seite anbelangt, (Gewinnung von Fett, Fleisch- und Knochenmehl) noch mangelhaft. Im uebrigen leiden die Verwertungsanstalten unter Betriebsstoff- und Kohlenmangel. Schritte zur Behebung dieses Uebelstandes sind eingeleitet.

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7. Das Justizwesen im besetzten Frankreich. Erweiterung der deutschen Gerichtsbarkeit. Im Interesse der Abwehr deutsch-feindlicher Elemente ist der Strafschutz durch Erlass neuer Verordnungen weiterhin verstaerkt worden, denn fuer die besonderen Verhaeltnisse des Operationsgebietes reichen die Bestimmungen des Reichsstrafrechts, das nach 1 der VO vom 10. Mai 1940 (VOB iF Nr. 1 S. 6) auch im besetzten Gebiet der deutschen Gerichtsbarkeit zugrunde zu legen ist, nicht aus:

a) Zu den neuen Vorschriften zaehlt zunaechst die " Verordnung ueber Meldepflichten und Aufenthaltsbeschraenkungen" vom 9.11.1940 (VOB iF Nr. 17 S. 143), die vor allem gewisse abwehrpolizeiliche Massnahmen, insbesondere in den Kuestendepartements mit Strafdrohung versieht. Unter die Verordnung fallen auch unbefugte Uebertritte ueber die Nordostlinie oder ueber die franz.-spanische und franz.-schweizerische Grenze, sofern die Sperrlinien als solche genuegend bekanntgemacht werden. In welcher Form dies am zweckmaessigsten geschieht, wird gegenwaertig geprueft.

b) Wo eine Evakuierung von Gebietsteilen, Gebaeuden oder Raeumen, wie es in den Kuestendepts. der Fall ist, auf einen bestimmten Personenkreis beschraenkt wird, besteht die Gefahr von Pluenderungen durch die zurueckbleibende Bevoelkerung. Um dieser Gefahr von vornherein entgegenzuwirken, ist das Pluendern in einer besonderen Verordnungvom 15.11.40 (VOB iG [sic!] Nr. 17 S. 147) unter Todesstrafe gestellt worden. Fuer minder schwere Faelle ist Zuchthaus oder Gefaengnis vorgesehen.

c) Da die Zustaendigkeit der Wehrmachtsgerichte sich auf alle Straftaten im Operationsgebiet, ohne Ruecksicht auf die Staatsangehoerigkeit des Taeters, erstreckt, ist den franz. Strafverfolgungsbehoerden die Vorlage aller Anzeigen und Akten zur Pflicht gemacht worden, soweit es sich um bestimmte besonders wichtige Delikte handelt. Auf Wunsch des OKH[116] ist diese Vorlagepflicht auf alle Straftaten von deutschen und italienischenStaatsangehoerigen ausgedehnt worden.

Erleichterung f.[r] d.[ie] franz. Gerichtsbarkeit. Einige Erleichterungen fuer die franz. Rechtspflege lassen sich vorerst nur auf dem Gebiete des Strafvollzuges, und zwar durch die Raeumung einiger franz. Gefaengnisse ermoeglichen. Weitergehende Wuensche des franz. Justizministers [117] auf Erleichterung des Zeugen- und Anwaltsverkehrs sowie des Gefangenentransports und der Aktenversendung ueber die Demarkationslinie konnten vor einer allgemeinen Einigung in den Fragen der Demarkationslinie nicht erfuellt werden. Das gleiche gilt bezueglich der franz. Wuensche auf Beurlaubung kriegsgefangener Justizbeamter der jenseits der Nordostlinie gelegenen Justizbehoerden im Hinblick darauf, dass ueber deren kuenftige Taetigkeit noch keine endgueltige Klarheit besteht.

Straffmassnahmen [sic!] gegen Sabotageakte. Allgemeine Vorbeugungs- und Strafmassnahmen brauchten in letzter Zeit dank der abschreckenden Wirkung frueherer Vorgaenge nur in geringem Umfange ergriffen zu werden. Stoerend machte sich immer noch das Bestreben der Truppe bemerkbar, derartige Massnahmen von sich aus zu verhaengen, insbesondere der Bevoelkerung neben Geldstrafen und Sicherheitsleistungen in Geld allgemeine "Entschaedigungen" fuer beschaedigte Wehrmachtseinrichtungen aufzuerlegen, ein Vorgehen, das auf die Dauer die einheitliche Handhabung der hierueber nun einmal bestehenden Vorschriften ernstlich gefaehrden muss.

Aufsicht ueber die franz. Gesetzgebung. Die franz. Regierung hat bisher im ganzen 611 Gesetze[,] Verordnungen und dergleichen zur Pruefung vorgelegt. Im Berichtsmonat war die franz. Gesetzgebung besonders taetig (vergl. das Verzeichnis in der Anlage [118]).

Freigabe deutschen Vermoegens. Zur Wahrnehmung der deutschen Interessen ist bei der Rueckgabe des ehemalig sequestrierten deutschen Vermoegens ein Beauftragter des Militaerbefehlshabers ernannt worden[119], der gleichzeitig als Beauftragter der Reichsregierung auch die im unbesetzten Gebiet befindlichen deutschen Vermoegen betreuen wird.

IV) Die franz. Wirtschaft. 1. Allgemeines. Die Bearbeitung der Meldungen der juedischen Geschaefte und juedischen Beteiligungen ist bei der grossen Anzahl dieser Anmeldungen den deutschen Dienststellen nicht moeglich. Sie ist deshalb den Praefekten nach bestimmten Weisungen uebertragen worden, deren Beachtung die Bez.[irks]Chefs kontrollieren. Im uebrigen wird auf den eingehenden Bericht vom 20.11. d[iese]s.J[ahre]s. Wi I[120] 742/40[121] Bezug genommen.

2. Die gewerbliche Wirtschaft. Organisation der Rohstoffbewirtschftung[sic!].

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Fuer Spinnstoffe, Nichteisenmetalle, Kautschuk, Asbest, Russ sowie fuer techn.[ische] Oele und Fette sind umfassende Bewirtschaftungsmassnahmen (Verarbeitungs- und Verbrauchsbeschraenkungen) getroffen worden. Auch fuer Eisen und Stahl sind weitgehende Herstellungs- und Verwendungsverbote erlassen. Durch eine Verordnung, die demnaechst veroeffentlicht wird, werden die Sektionen des Office Central de Rpartition des Produits Industriels auch fuer das besetzte Gebiet anerkannt. Gleichzeitig wird in dieser Verordnung die Entsendung eines Generalbeauftragten des Militaerbefehlshabers in das Office Central[122] sowie die Entsendung von deutschen Beauftragten in die einzelnen Sektionen festgelegt. Damit wird die Wahrung der deutschen Interessen bei der Lenkung der gewerblichen Wirtschaft sichergestellt.

Auftragsvergebung nach Frankreich. Das Gesamtvolumen der in die besetzten franz. Gebiete vergebenen deutschen Auftraege hat sich weiterhin erheblich vergroessert. Allerdings ergeben sich z.Zt. noch gewisse Schwierigkeiten dadurch, dass deutsche Auftraggeber bisweilen Auftraege vergeben, ohne dass die erforderlichen Kontingentscheine bereitgestellt sind; die nachtraegliche Bereitstellung dieser Kontingentscheine ist schwer durchfuehrbar.

Bergbau und Kohlenwirtschaft. Die Kohlenfoerderung ist gegenueber dem Vormonat im besetzten Frankreich unveraendert. Im unbesetzten Gebiet hat die Frderung die Vormonatshoehe inzwischen ueberschritten; sie wird im zunehmenden Umfange zur Belieferung des besetzten Gebietes herangezogen. Bezuegl. der Kohlenversorgung aufgrund der Transportlage siehe oben Ziffer II,1. Eine Gesamtaufstellung ueber Aufkommen und Verteilung der Kohle im Monat November befindet sich in der Anlage[123].

Energiewirtschaft. Alle durch Kampfhandlungen beschaedigten Hochspannungs-leitungen [sic!] sind nunmehr wieder hergestellt und in Betrieb genommen worden. Durch Verbindung mit den Leitungsnetzen des Hinterlandes ist die Energieversorgung der Atlantikhaefen auch fuer den Fall von Feindeinwirkungen sichergestellt worden. Auch die Instandsetzungsarbeiten an den Uebertragungs- und Umspannanlagen sind soweit durchgefuehrt, dass den Energieanforderungen der Erzbergwerkeentsprochen werden kann. Der Strom- und Gasbedarf hat sich weiterhin erheblich erhoeht. Durch diese verstaerkte Nachfrage einerseits, die Verknappung in den Kohlenzufuhren andererseits entstehen fuer die Energieversorgung in manchen Orten bereits erhebliche Schwierigkeiten. So ging z.B. in Paris trotz erhoehter Anlieferung hydraulicher [sic!] Energie aus dem unbesetzten Gebiet der Kohlenvorrat zurueck.

Eisen schaffende Industrie. Die immerhin leichte Besserung in der Kohlenversorgung laesst es zu, fuer den Monat November mit einer Steigerung der binnenfranz. Stahlproduktion von 30000 to im Vormonat auf 40000 to zu rechnen. Nicht eingerechnet sind hierbei die Stahlproduktion in den Bezirken Longwy-Ardennen und im Dep[ar]t. [ement] Meurthe-et-Moselle (ohne Bezirk Longwy). Die Rohstahlproduktion wird im November in diesen beiden Bezirken auf 33000 to gegenueber 14500 to im Vormonat - ausreichende Kohlenversorgung vorausgesetzt - veranschlagt. Ueber den Abtransport von Beuteschrott in das Reich ist oben unter Ziffer II [3, c][124] bereits berichtet worden. Von Mitte Oktober bis Mitte November wurden 40000 to in das Reich abtransportiert. Seit dieser Zeit erfolgte Abtransport auch auf dem Wasserwege, und zwar ueber Gent an die Ruhr. Die Gruben der Normandiehaben bis April 1941 die Lieferung von monatlich 15000 to Erz zur Versorgung des hollaendischen Hochofenwerks Ymuiden uebernommen. Die Reorganisation der franz. Eisenverbaende ist im Gange.

Eisen verarbeitende Industrie. Auch im Bereich der Eisen verarbeitenden Industrie werden staendig neue Auftraege von Deutschland nach Frankreich vergeben, so im Eletro [sic!]-Grossmotoren-Turbinen- und Transformatorbau. Ferner verhandelt die AEG[125] wegen der Unterbringung eines Auftrages von 220 Millionen Franken. Desweiteren ist mir [sic!] groesseren Auftraegen in Kaelte-Maschinen- und Gefrieranlagenbau sowie auf dem Gebiete der feinmechanischen und optischen Industrie zu rechnen. Die franz. Bau- und Werkzeugmaschinenindustrien werden mit Russlandauftraegen [126] bedacht. Schliesslich sind Vereinbarungen ueber die Lieferung von Schleifmaschinen und Drehbaenken an das Reich abgeschlossen.

Schiffbau. Von April 1941 ab werden die beiden franz. Grosswerften in St. Nazaire[127] fuer den Handelsschiffbau zur Verfuegung stehen. Bis dahin sind sie ausschliesslich fuer die deutsche Kriegsmarine beschaeftigt. Die Werften werden voraussichtlich 4 Frachtmotorenschiffe zu je 11000 und 4 zu je 7200 BRT in Auftrag erhalten.

Mineraloelwirtschaft. Die kontingentmaessigen Mengen konnten fast vollstaendig beschaffen werden; die Zuteilung war bei Vergaserkraftstoff und bei Dieselkraftstoffen fuer die

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Lagebericht November 1940 (MBF)

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Landwirtschaft knapp ausreichend. Fuer die Fischerei war die Dieselkraft[stoff]zuteilung dagegen ungenuegend. Die Heizoel- und Petroleumskontingente deckten, wie vorauszusehen, den Bedarf nur zu einem Bruchteil. Fuer die Zukunft ist noch ungeklaert, wie der Bedarf an Heizoelen und besonders Petroleum gedeckt werden soll. Bezueglich der gegenwaertigen Bestaende und Verbrauchsvoranschlaege vergleiche die in der Anlage[128] befindliche Uebersicht.

Chem.[ische] Industrie. Die Gesamtlage ist fast unveraendert. Die Anforderungen, insbesondere seitens der Textilindustrie, steigen. Der Nachfrage konnte jedoch entsprochen werden. Infolge der stockenden Kohlenanlieferung war indessen die voruebergehende Stillegung eines Stickstoffwerkes nicht zu vermeiden. Der fuer das Reich bestimmte Anteil an der chemischen Produktion ist inzwischen im Wesentlichen festgelegt worden.

Techn.[ische] Oele und Fette. Die Versorgungslage wird durch den Rohstoffmangel stark beeinflusst. Der Rohstoffbedarf betraegt z.Zt. nur 7 vH des Jahresbedarfs vor dem Kriege. Besonders wirken sich diese Verhaeltnisse auf die Seifenproduktion aus. Die Versorgung der franz. Bevoelkerung mit Seife ist noch mangelhafter als in Deutschland. Der monatliche Fettsaeuregehalt der Seife wird nur 60 gr betragen - (gegenueber 74 gr in Deutschland.) Hinzu kommt, dass die deutsche Besatzungsarmee aus den franz. Fettbestaenden versorgt werden muss. Auch fuer die franz. Lack- und Farbenindustrie stehen an Fett nur etwa 6-7 vH des Vorkriegsverbrauchs zur Verfuegung. Der groesste Teil der Lack- und Farbenindustrie wird daher zu Betriebsstillegungen gezwungen werden; die noch weiter arbeitenden Fabriken erhalten Einzelkontingente. Die uebrigen Grossverbraucher von Fett (Textil-, Leder-, und Schmiermittelindustrieen) werden voraussichtlich auf 30 vH des Vorkriegsverbrauchs kontingentiert werden.

Papierindustrie. Nachdem Mitte November einige tausend to deutscher Zellulose eingetroffen sind, ist die Rohstoffversorgung der Papierindustrie im allgemeinen gesichert.- Ein empfindlicher Mangel besteht nur an Kraftzellulose, da die skandinavischen Zellulosemengen noch nicht in das deutsch-schwedische Clearing[129] einbezogen werden konnten. Die Versorgung der Papierindustrie mit Hilfsstoffen ist dagegen immer noch knapp. Fuer die Kaolin- und Harztransporte bestehen die Transportschwierigkeiten weiter. Waehrend auf der einen Seite Kraftzellulose fehlt, wird es auf der anderen Seite notwendig, Jutesaecke fuer Mehl, Duengemittel, Viehfutter usw. durch Grossaecke aus Papier zu ersetzen. Dadurch vermehren sich die Schwierigkeiten.

Textilwirtschaft. Die fuer das Reich bestimmten Lieferungen von Jute und Wolle sind nunmehr festgelegt worden. Die verbleibenden Rohstoffe wurden der franz. Industrie zugeteilt. Durch diese Freigabe der Rohstoffe wir sich die Beschaeftigung in der Textilindustrie von 30 vH auf 40-45 vH des Beschaeftigungsumfanges von 1938 erhoehen. Die franz. Regierung ist verpflichtet, erhebliche Mengen der Textilproduktion an das Reich abzugeben. Dank der technischen und organisatorischen Unterstuetzung des Reiches und dank umfangreicher deutscher Zellstofflieferungen wird 1941 die franz. Kunstseiden[-] und Zellwollproduktion sich verdoppeln. Eine Beteiligung des Reiches an dieser Industrie ist beabsichtigt. Die franz. Regierung hat mit den Vorarbeiten fuer die Einfuehrung der Kleiderkartebegonnen[130].

Lederwirtschaft. Die Gerbstoffabriken leiden weiter unter dem Mangel an Gerbholz, der aus Transportschwierigkeiten entsteht. Die bisher beschlagnahmte Haelfte der Oktober- und Novemberproduktion der Gerbereien ist nunmehr zur Bewirtschaftung freigegeben worden. Das Unterleder ist zu 2/3 dem Reparaturbedarf vorbehalten, sodass die Reparaturschuhmacher zwar besser versorgt werden, die Fabriken aber zu Arbeiterentlassungen voraussichtlich gezwungen werden.

Altmaterialerfassung. Eine straff organisierte Altmaterialerfassung fehlte bisher. Auf Veranlassung des Militaerbefehlshabers ist daher eine Erfassung- und Verwertungsstelle fuer Altmaterial eingerichtet worden.

Tabakwirtschaft. Infolge Verschlechterung der Tabakrohstofflage in Europa haben sich die Anforderungen an die franz. Rohtabaklager wesentlich erhoeht. Die Lieferungen der Regie betragen jetzt monatlich je 150 000 kg nach Belgien und Holland, 125 000 kg nach Norwegen und 135 000 kg nach Elsass und Lothringen. Ausserdem werden monatlich 140 000 kg an das deutsche OKH zur Versorgung der franz. Kriegsgefangenen geliefert. Die franz. Tabakregie hat mit der Tuerkei und mit Bulgarien seinerzeit Lieferungsvertraege abgeschlossen[131]. Die diesjaehrigen Lieferungen beider Laender sind bereits bezahlt. Sie sollen zu 1/3 dem Reich zur Verfuegung gestellt werden, das sie je zur Haelfte an Belgien und Holland ueberlaesst. Die Verhandlungen schweben noch.

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Die Transportschwierigkeiten haben sich auch auf die Tabekwirtschaft [sic!] nachteilig ausgewirkt. Nur ein Teil der vorgesehenen Tabaktransporte war moeglich.

3. Ernaehrung und Landwirtschaft. Erzeugung. a) Ernte und Herbstbestellung. Die Zuckerruebenernte ist zum groessten Teil beendet. Die Herbstbestellungsarbeiten gingen bisher normal von statten, wenn auch die Duengemittelanlieferungen immer noch unzureichend sind. "Ostland" [132] kauft zurzeit zur Deckung des fuer die Herbstbestellung dringenden Pferdebedarfs der Nordostdepartements in den westlichen Teilen Frankreichs Pferde auf.

b) Saatgutbeschaffung. Deutschland und Holland liefern je zur Haelfte 100 000 to Saatkartoffeln. Die ersten Transporte werden Anfang Dezember eintreffen. Aus Deutschland koennen die Kartoffeln wegen des Frostes erst im Fruehjahr geliefert werden.

c) Viehwirtschaft. Um die franz. Dauerweiden auszunuetzen, werden Magerschafe unter der Betreuung deutscher Schaefer nach Frankreich gebracht und im Fruehjahr angemaestet nach Deutschland zurueckgeschafft werden.

Versorgung. a) Rationierung. Das Rationierungssystem ist weiter ausgebaut worden. Durch vorschriftwidrige Beschlagnahme seitens deutscher Truppen wird die Ordnung immer noch haeufig gestoert.

b) Getreideversorgung. Infolge der augenblicklichen Herbstbestellung sowie des Mangels an Dieseloel und Kohle sind die Getreideanlieferungen noch sehr knapp. Aus dem gleichen Grunde stoesst die Versorgung der Truppe mit Hafer, Heu und Stroh z.Zt. auf Schwierigkeiten. Dagegen hat sich die Versorgung der Stadt Paris mit Weizen gebessert.

c) Kartoffelversorgung. Von den Kartoffellieferungen aus dem Reichsind bisher nach Paris 13 500 to geliefert. Weitere 30-40 000 to sollen noch vor Eintritt der Frostperiode folgen. Die Restmenge wird im Fruehjahr geliefert werden.

d) Fleischversorgung. Der Fleischbedarf der Truppe konnte gedeckt werden. Dauerware wurde verstaerkt hergestellt. Die Fleischzufuhr nach Paris hat sich dagegen merklich verringert, und zwar deshalb, weil bis jetzt eine Erfassungsorganisation zur Deckung des zivilen Bedarfs fehlt. Zur Behebung dieser Schwierigkeiten wurden Massnahmen mit der franz. Regierung vereinbart, die eine gerechte Verteilung und staerkere Anlieferung an den Markt Paris zur Folge haben werden.

e) Milch- und Fettversorgung. Der saisonmaessige Rueckgang der Milcherzeugung haelt sich infolge der guenstigen Witterung in ertraeglichen Grenzen. Der Butter- und Kaeseausfall entspricht den Erwartungen. Die meisten Molkereien sind wieder in Betrieb genommen, die Milchbelieferung leidet jedoch unter der unzureichenden Benzinzuteilung. Die Ausfaelle der Olivenernte werden durch Zufuhr von pflanzlichem Fett aus Ostafrika ungefaehr ausgeglichen. Die Erfassung der Schlachtfette ist neu geregelt.

f) Eierversorgung. Der Anfall an Eiernist erneut zurueckgegangen, doch ist eine Rationierung in Anbetracht des geringen Anfalls unzweckmaessig.

g) Obst- und Gemueseversorgung.

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Die Versorgung der Truppemit Obst und Gemuese wurde noch besser organisiert. Im uebrigen wurden mehr als 6 000 Waggon Mostaepfel und 3 000 Waggon Tafelaepfel nach Deutschland gefahren. Weitere 3 000 Waggon werden im Dezember verladen. Die vorgesehenen Mengen sind damit noch nicht erreicht. Der Grund liegt auch hier in der schwierigen Transportlage (vergl. oben II 1).

h) Weinversorgung. Die Weinvorraete im europaeischen Frankreich betragen etwa 56 Millionen hl, gegenueber 72 hl im Jahre 1939, in Algier 24 Millionen hl gegenueber 33 Millionen hl im Jahre 1939. Der Truppenbedarf ist befriedigt worden. Das Reich hat die vorhergesehenen Aufkaeufe durchgefuehrt. Schwierigkeiten ergeben sich nur beim Abtransport.

4. Forst- und Holzwirtschaft. Die neuzubildenden Groupements interprofessionels forestiers sind ueberall eingerichtet worden. Ebenso ist das Zentralkomit fuer diese Groupements gebildet worden. Die Mitwirkung der deutschen Militaerverwaltung bei allen Entscheidungen ist durch ein befristetes Einspruchsrecht gesichert.

Holzeinschlag. Der Einschlag geht normal von statten. Schwierigkeiten ergeben sich: a) durch Arbeitermangel. Er soll groesstenteils durch Einstellung von Arbeitslosen behoben werden. Wo diese nicht genuegend vorhanden sind, wird, soweit nach der Abgabe an das Reich noch vorhanden, auf Kriegsgefangene zurueckgegriffen werden.

b) durch Mangel an Hauungsgeraet. Doch konnte mit Hilfe der Oberfeldzeugstaebe bereits teilweise Abhilfe geschaffen werden.

c) durch das Fehlen franz. Forstbeamter. Die Beurlaubungen von kriegsgefangenen Beamten und Waldarbeitern war leider noch nicht zu erreichen.

d) durch das Verbot der Rueckkehr der oberen und mittleren franz. Forstbeamten in den Raum ostwaerts der Nordostlinie. Seit Mitte des Monats November werden aus dem Heere abkommandierte deutsche Forstbeamte eingesetzt. Damit werden die Einschlagarbeiten in allernaechster Zeit in Gang gebracht, zumal die Rueckkehr der untersten franz. Forstdienstkraefte bereits beginnt.

Holztransport. Die Holzabfuhr aus dem Waldevollzieht sich im allgemeinen durchaus befriedigend. Ernster ist die Lage des Holztransportes mit der Bahn. So liegen im Bezirk Bordeaux verladebereit auf den Bahnhoefen etwa 80 000 fm [133] Grubenholz, die im nordfranz. Grubengebiet dringend benoetigt werden. Von den angeforderten 2 925 Wagen wurden nur 1 357 gestellt.

Versorgung der Wehrmacht mit Holz. Der Brennholzbedarf der Truppe ist gesichert. Wegen Versorgung mit Weihnachtsbaeumen ist das Erforderliche gemeinsam mit den franzoesischen Behoerden veranlasst worden. Die Nutzholzanforderung der Truppe zum Ausbau von Winterunterkuenften und dergleichen sind ausserordentlich gestiegen. Schwierigkeiten in der Nutzholzbeschaffung.

a) Schnelles Schwinden aller Vorraete auf den Saegewerken. Diesen Folgen wird durch Einschlagfoerderung und dadurch entgegengetreten, dass auf eine Verwendung von Laubholz, besonders Eiche, an Stelle von Nadelholz hingewirkt wird;

b) Mangel an brauchbaren Unterlagen ueber den Bedarf. Eine zentrale Erfassung der Vorraete und des neuen Einschlags wird angestrebt.

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c) Transportschwierigkeiten. Die franz. Lieferfirmen bekommen keine Eisenbahnwagen gestellt. Die Transporte sollen daher jetzt als Wehrmachtstransporte von Feldkommandantur zu Feldkommandantur laufen.

Holzversorgung v.[on] Elsass-Lothringen. Als Bedarf aus dem Einschlag 1940/41 sind 240 000 fm Grubenholz, 60 000 fm Nadelstammholz und 110 000 fm Laubstammholz fuer Fortfuehrung des Bergbaues und fuer den Wiederaufbau angemeldet. Die Durchfuehrung dieses grossen Programms wird hoffentlich moeglich sein.

Holzversorgung des Reiches. Der Abtransport der in den Haefen lagernden Kolonialhoelzern erfordert noch laengere Zeit. Darueberhinaus sollen an das Reich geliefert werden 200 000 fm Kieferschwellenholz, 200 000 fm Eichenschwellenholz, 1 Million fm Kieferngrubenholz, ferner Edel- und Schaelhoelzer. Die Einschlagsmassnahmen zielen schon jetzt auf die Erfuellung auch dieses Programms hin.

Holzindustrie. Die Holzindustrie klagt nach wie vor ueber Personalmangel, insbesondere in den leitenden Stellen und Mangel an Facharbeitern. Die Antraege auf Freilassung von entsprechenden Kraeften aus der Kriegsgefangenschaft waren bis jetzt fast ausnahmlos ohne Erfolg.

5. Auswaertiger Waren- und Zahlungsverkehr. Waren- und Zahlungsverkehr zw.[ischen] d.[em] bes.[etzten] u.[nd] unbes.[etzten] Gebiet. Da sich der Austausch von Waren zwischen dem besetzten und unbesetzten Gebiet nicht willkuerlich vermindern laesst und sich auf dem Rohstoffgebiet wieder ein verstaerktes Austauschbeduerfnis ergibt, muss immer wieder darauf hingewiesen werden, dass der gegenwaertige Zustand sich auf die Dauer als eine starke Behinderung des Wirtschaftsganges erweist.

Waren- und Zahlungsverkehr zwischen Frankreich u.[nd] d.[em] Deutschen Reich Mit dem Inkrafttreten der deutsch-frabzoesischen [sic!] Verrechnungsregelung vom 14.11. d[iese]s.J[ahre]s.[134] koennen die Reichsstellen ihre Kaeufe nicht wie bisher durch Vermittlung der Reichskreditkasse in franz. Franken bezahlen. Eine offizielle Unterstuetzung der Aufkaeufer, die ihre von der Reichskreditkasse zur Verfuegung gestellten Frankenguthaben noch zur Bezahlung verwenden wollen, ist daher nicht moeglich, sofern nicht besondere Vereinbarungen hierber mit der franz. Regierung getroffen werden.

Waren- und Zahlungsverkehr zwischen Frankreich un[d] dem uebrigen Ausland. Anfang Dezember beginnen in Wiesbaden Verhandlungen ueber den Abschluss eines Verrechnungsabkommens zwischen Frankreich und Belgien. Damit wird ein dringendes Beduerfnis erfuellt. Schon jetzt werden monatlich 150 000 to Kohlen von Belgien geliefert, wie oben erwaehnt wurde. Allerdings wird die franz. Regierung sich wahrscheinlich mit dem offiziellen Kurs auf Reichsmarkgrundlage (100:160) nicht einverstanden erklaeren wollen, sodass eine Einigung schwierig wird. Das fuer den Waren- und Zahlungsverkehr mit der Schweiz ohne deutsche Beteiligung abgeschlossene Abkommen sieht einen fuer Frankreich guenstigen Umrechnungskurs vor (10 Frcs = 1 sfr.)[135][.]

Feindvermoegen. Durch besondere Verordnung ist die Anmeldung von dem Feind gehoerigen Unternehmungen, Beteiligungen, Wertpapieren, Warenbestaenden und Forderungen bis zum 15. Dezember angeordnet worden[136].

6. Arbeitseinsatz- und Sozialfragen. Arbeitslosigkeit. Die Arbeitslosigkeit hat im November nicht mehr zugenommen [137]. Nach der franz. Statistik ergibt sich fuer die 1. Monatshaelfte sogar ein geringer Rueckgang. Selbst in Paris ist die Zahl der Arbeitslosen im Laufe des November zurueckgegangen. Der Grund liegt in umfangreichen Baumassnahmen und in der Wiederbelebung der Wirtschaft vor allemni [sic!] folge der deutschen Auftraege. In einzelnen Arbeitszweigen besteht noch immer sogar ein Arbeitermangel.

Weitere Verminderung der Arbeitslosigkeit.

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Es ist anzunehmen, dass diese ruecklaeufige Entwicklung anhaelt. Besonders fallen hier die Bauten der deutschen Wehrmacht ins Gewicht. Allein bei den Bauarbeiten der Luftwaffe sind ueber 80 000 franz. Arbeitskraefte beschaeftigt. Hinzu kommt die Wiederherstellung der Wasserstrassen in Ostfrankreich durch die Organisation Todt, wobei 1 500 Arbeitslose aus Lille und Nancy eingesetzt sind und noch einige 100 Baufacharbeiter aus Paris in Zukunft beschaeftigt werden. Schliesslich wird die Arbeitseinsatzlage guenstig beeinflusst durch die allmaehliche Ersetzung Kriegsgefangener[138] durch franz. Arbeitskraefte und durch die Ueberfuehrung von Arbeitslosen in die Landwirtschaft.

Anwerbung von Arbeitslosen nach Deutschland. Die Gesamtzahl der nach Deutschland verbrachten Arbeitskraefte belaeuft sich jetzt auf 19 000. Am meisten beteiligt hieran sind die Polen mit 4 700 Mann, es folgen dann die Franzosen mit 4 300 Mann und erst in groesserem Abstand Russen, Slovaken, Ukrainer mit je rund 2 000 Mann. Italiener und Jugoslaven stellen ungefaehr je 1 600 Mann. Unter den Berufen steht an erster Stelle der Bauarbeiter mit 7 500 Mann, es folgen der landwirtschaftliche Arbeiter und der Metallarbeiter mit ungefaehr je 5 500 Mann. Mit steigendem Erfolge wird durch Zeitung und Anschlaege staendig geworben. Durch die Erleichterung des Postverkehrs zwischen dem Reich und dem besetzten Gebiet sowie durch das Anlaufen der Lohnueberweisung wird diese Werbung guenstig beeinflusst. Die in das Reich vermittelten Arbeitskraefte heben in ihren Briefen die - den deutschen Arbeitern selbstverstaendlichen - sozialen Betriebseinrichtungen, die gute Behandlung sowie das kameradschaftliche Zusammenarbeiten mit den deutschen Arbeitern hervor und bringen ihr Erstaunen darueber zum Ausdruck, dass die nach Angabe der engl. Propaganda zerstoerten deutschen Staedte unbeschaedigt sind. Der Einsatz auslaendischer Arbeitskraefte in Deutschland wirkt sich auf diese Weise nicht nur arbeitsmarktpolitisch, sondern auch propagandistisch fuer Deutschland guenstig aus.

7. Bank-[,] Boersen- und Versicherungswesen. Bankwesen. Die Geldfluessigkeit haelt infolge der Raeumung der Warenlager weiter an. Dem kurzfristigen Kreditbeduerfnis des Staates kann daher weitgehend Rechnung getragen werden. Einer Reihe von Banken wurde gestattet, in groesserem Umfange ueberfaellige Wechsel und Schecks zur Einziehung in das unbesetzte Gebiet zu schicken. Der Umlauf an Reichskreditkassenscheinen ist weiter planmaessig verringert worden. Bis jetzt hat die Bank von Frankreich der Reichskreditkasse Paris rd. 540 Millionen Reichsmark zwecks Verrechnung auf Besatzungskostenkonto eingeliefert. Die vorgeschriebenen Abzahlungen auf die Besatzungskosten sind puenktlich geleistet worden; bis zum 20.11. wurden 3,18 Milliarden gezahlt. Zur Erleichterung bargeldloser Zahlung deutscher Wehrmachtskaeufer hat das franz. Finanzministerium unter Aufgabe seiner bisherigen Haltung den franz. Banken die Eroeffnung von RM-Konten bei den Reichskreditkassen gestattet. Im Rahmen der Entjudungsind bisher fuer 10 nichtarische Bankhaeuser kommissarische Verwalter, und zwar ueberwiegend Franzosen, bestellt worden.

Boersenwesen. Die Nachfrage nach Staatsrenten hat erheblich zugenommen [139]. Aus den Interventionsbestaenden konnten bisher nominal insgesamt ungefaehr 400-450 Millionen Franken abgegeben werden. Der Kurs-stand [sic!] hat sich im November erheblich gehoben. Die Kurserhoehungen betragen bis zu 10vH.

Versicherungswesen. Acht Sachversicherungsunternehmen sind inzwischen zum Geschaeftsbetrieb in Frankreich zugelassen worden.

8. Preisregelung. Preisbildung Die franz. Regierung hat in weitgehender Beruecksichtigung der ihr von der deutschen Militaerverwaltung gegebenen Anregungen ein neues Gesetz ueber die Preisregelung erlassen[140]. Danach wird fuer die Preisbildung die Direction des prix als oberste Preisbehoerde beim Finanzministerium errichtet. Preisbildungsstellen der Zentralinstanzen sind kuenftig nur noch die interministeriellen Preisstellen (Beteiligung der zustaendigen Fachminister und des Finanzministeriums) und der Finanzminister [141] allein. Daneben wird ein Zentralpreiscomit eingerichtet, das der Minister vor Erlass seiner Entscheidungen zu hoeren hat. In der Dep[ar]t.[ement]Instanz ist der Praefekt Preisbildungsstelle fuer die Verbraucherpreise landwirtschaftlicher Erzeugnisse.

Preisueberwachung. Fuer die Preisueberwachung, die bisher im Wesentlichen in den Haenden der allgemeinen Polizei lag, wird ein Zentralamt fuer Preisueberwachung und bei jedem Praefekten ein Dep[ar]t.[ement]Amt fuer Preisueberwachung eingerichtet.

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Preiskalkulation. In materieller Hinsicht bringt das Gesetz eine Erschwerung der Preiserhoehungen, da alle Kostenerhoehungen nur mit besonderer Ausnahmegenehmigung der Zentralinstanz bei der Preisfestsetzung beruecksichtigt werden koennen. Als unzulaessige Preissteigerung werden insbesondere der ueberhoehte Einkauf und das ueberhoehte Preisangebot bestimmt. Die Entscheidungen der Preisbildungsstellen ergehen kuenftig in der Form von arrtes und sind damit der Nachpruefung durch die ordentlichen Gerichte entzogen.

Preisstrafrecht. Besonders wichtig ist die Tatsache, dass der Strafrahmen wesentlich verschaerft wird. Die Strafbefugnis der Verwaltungsbehoerden wird gleichfalls erweitert. Der Praefekt kann Geschaeftsschliessungen anordnen, Berufsausuebungen untersagen und solche Strafmassnahmen oeffentlich bekannt machen. Das Beschlagnahmerecht steht jedem Preisueberwachungsbeamten zu. Die Einziehung der Waren kann das Gericht nach Verurteilung zugunsten des Staates anordnen.

Aussichten. Vom deutschen Standpunkt aus gesehen ist diese straffe Organisation der Preisueberwachung und die Verschaerfung der Strafmoeglichkeiten zu begruessen, denn sie laesst erhoffen, dass damit das Anschwellen der Preise in Zukunft wirksamer verhindert wird, was ja auch im unmittelbaren deutschen Interesse liegt.

V. Aufbau der Militrverwaltung. 1. Stbe der Militrverwaltung. Am 25.11.1940 waren vorhanden: 5 Bezirkschefs 47 Feldkommandanturen 144 Kreiskommandanturen 30 Ortskommandanturen I 1 OK. II (587) als Standortkommandantur in Angers eingesetzt; bisher bei Heeresgruppe D.

In der Berichtszeit wurden folgende Kreiskommandanturen verlegt:

Bezirk

K.K.Nr.

umgelegt von:

nach:

Depart.[ement]:

Bezirk

567 667 704 731 747

St. Valry-en Caux Valognes Mzires Melun Falaise Nemours

Dieppe Rouen Charleville Vierzon Vouziers Fontainebleau

Seine Inf.[rieur] Seine Inf.[rieur] Ardennes Cher Ardennes Seine et Marne

A A A A A Paris

Paris

781

Die zur Ausbildung zugewiesenen Feldkommandanturen wurden in die Heimat beurlaubt, bezw. kommandiert, die Ortskommandanturen den Militrverwaltungsbezirken zum Einsatz in grsseren Stdten zur Verfgung gestellt. Von den 30 fr das Unternehmen "Seelwe"[142] bereitgestellten O.K. I.[143] werden im

Militrverwaltungsbezirk A[144] Militrverwaltungsbezirk B[145] Militrverwaltunsbezirk C[146]

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Militrverwaltungsbezirk Paris Militrverwaltungsbezirk Bordeaux

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eingesetzt. Dem Militrverwaltungsbezirk Paris wurde ferner die dem Militrbefehlshaber in Frankreich unterstellte FK. 584 fr den Bereich Paris-West (Dep.[artement] Seine) zugeteilt. Im Bereich Paris-Ost (Dep.[artement] Seine) wurde die bisher dem Stabe des Militrverwaltungsbezirks Paris eingegliederte FK. 757 eingesetzt.[147] Die OK. III 234, 236, 1003 und 1010 wurden nach ihrem Aufstellungsort in die Heimat in Marsch gesetzt. Im November wurden 34 Militrverwaltungsbeamte (16 hhere, 18 gehobene und mittlere Beamte) und 3 Sonderfhrer in Marsch gesetzt. Die Mehrzahl von ihnen wurde den Feldkommandanturen berwiesen. 2. Landesschtzen- und Wacheinheiten. Am 25.11.1940 waren vorhanden: a) 15 Regimentsstbe b) 4 Radfahr-Wach-Bat[ai]l[lon]e. c) 102 L[an]d[es]s.[chtzen]-Bat[ai]l[lon]e. d) 7 Wachbat[ai]l[lon]e. e) Sicherungsregiment 2 mit einem Bat[ai]l.[lon]

Zu a) 1.) Grenz-Inf.[anterie]R[e]g[imen]t. 127 ist dem BdE[148]. unterstellt worden und wird in die Heimat zurcktransportiert. 2.) Die 7 L[an]d[es]s.[chtzen] R[e]g[imen]t.Stbe (Nr. 45, 46, 56, 57, 65, 66 und 95) haben ihre Ttigkeit in den ihnen zugewiesenen Befehlsbereichen aufgenommen.

Zu c) 1.) 3 im Elsass eingesetzte Gefangenen-Bewachungs-Bat[ai]l[lon]e. sind dem BdE. unterstellt worden. 2.) Anstelle des L[an]d[es]s.[chtzen]Bat[ai]l[lons]. 405 ist dem Militrbefehlshaber in Frankreich das L[an]d[es]s.[chtzen]Bat[ai]l.[lon] 425 unterstellt worden.

3. Bodenstndige Sicherung. Bewachungskrfte Durch Verfgung des O.K.H. Gen.St.d.H.[149] II/596/40 geh. v. 25.11.40[150] wurden die Bewachungsaufgaben fr Militrbefehlshaber in Frankreich und die A.O.K.[151] neu abgegrenzt. Zustzliche Bewachungskrfte konnten nicht zur Verfgung gestellt werden. Inwieweit nach einer abermaligen berprfung in Bezug auf die Verringerung der Wachen von seiten des Milit rbefehlshabers den zustzlichen Auftrgen entsprochen werden kann, wird die Praxis ergeben. Es muss weitgehend auf eigene Wachkommandos fr jedes Objekt verzichtet werden. Die einzelnen Bewachungsobjekte mssen mglichst von einer zentralen Ortswache aus versehen werden, soweit es sich nicht um abgelegene Einrichtungen handelt. Eine Reihe weiterer kriegswichtiger Einrichtungen werden durch franz sische Ordnungsorgane bewacht. Diese Organisation setzt eine gutwillige Einstellung der Bevlkerung voraus. Durch sie werden diejenigen Einrichtungen und Anlagen in die Hand der Franzosen gegeben, mit Hilfe derer sie der Truppe bei Feindseligkeiten die grssten Schwierigkeiten bereiten knnen. Dem stetigen Absinken der Bewachungsstrken der L[an]d[es]sch.[tzen]-Bat[ai]l[lon]e. knnte dadurch vorgebeugt werden, da a) der Grundsatz, fr die Wachmannschaften zwischen 2 Wachen einen Ruhetag einzulegen, aufgehoben wird; b) Die Fehlbestnde bei den L[an]d[es]sch.[tzen]- u.[nd] Wach-Bat[ai]l[lon]en. beschleunigt aufgefllt werden; c) die Urlaubsquote von 20% auf 10% herabgesetzt wird;

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d) Die auf Sonder-(Arbeits)Urlaub befindlichen Soldaten von der Istst rke abgesetzt, dem Ersatztruppenteil berwiesen und bei den Feldeinheiten durch Ersatz ergnzt werden. Unter den derzeitigen Umstnden ist die berlastung der L[an]d[es]sch.[tzen]-Bat[ai]l[lon]e. sehr stark. Smtliche zur Verfgung stehenden Krfte sind nach den Meldungen unter schrfster Ausnutzung des Personalbestandes fr die berwachung eingesetzt.

Zollgrenzschutz Der Zollgrenzschutz hat seine Dienststellen im Bereich der belgisch-franz sischen und der Ostgrenze, sowie an der franzsisch-schweizerischen Grenze und an der Demarkationslinie bezogen. Im Kstengebiet werden die franzsischen Zollbeamten herausgezogen, um an anderen Stellen weiter ostw rts verwandt zu werden.

4. Bodenstndige Einrichtungen. Truppenbungspltze Der Ausbau der Truppenbungspltze kann im Grossen als abgeschlossen angesehen werden. Die Belegung der bungspltze durch die A.O.K. wurde in weit grsserem Umfange durchgefhrt, als ursprnglich vorgesehen war. Da sich die Personalbedrfnisse der Truppenbungspltze erst durch den praktischen Einsatz ergaben, mussten die Strkenachweisungen stufenweise entwickelt werden, um berorganisationen vorzubeugen. Entgegen dem Bestreben einiger Truppenteile, sich die Truppen bungsplatzkommandanturen fr die Zeit der Belegung zu unterstellen, muss der Militrbefehlshaber grssten Wert auf deren Selbstndigkeit legen. Die Kommandanten der Truppenbungspltze sind zwar angewiesen, den Wnschen der Truppenteile weitgehendst zu entsprechen, sie mssen aber den Ausbau und die Verwaltung ihres Platzes, von der augenblicklichen Belegung unabhngig, auf lngere Sicht durchfhren knnen. Auf Anforderung der Luftwaffe mussten grssere Gebiete in den Departements Ardennes und Meuse zwecks Anlage des Luftwaffen bungsplatzes Ramorantin gerumt werden. Die zustndigen Feldkommandanturen wurden angewiesen, in Verbindung mit der Wirtschaftsoberleitung "Ostland" die Verschiebung der landwirtschaftlichen Bevlkerung in diejenigen Orte ihres Departements vorzunehmen, in denen landwirtschaftliche Krfte am dringendsten bentigt werden. Die nichtlandwirtschaftliche Bevlkerung ist den industriellen Gebieten der betreffenden Departements zuzuf hren, wo deren Einsatz am zweckmssigsten erscheint.

Soldatenheime Im Monat November 1940 sind 35 Heime erffnet worden, soda zurzeit 78 Soldatenheime in Betrieb sind. Nach Einfhrung der Lebensmittelbewirtschaftung wurde angestrebt, den Soldatenheimen eine zus tzliche Ausstattung mit Lebensmitteln zur Verf gung zu stellen. Ohne die Verabreichung kleiner Zwischenmahlzeiten verliert das Soldatenheim seine Zugkraft. Der Soldat wandert in die franzsischen Restaurants oder Privatfamilien ab, weil er dort etwas bekommt. Das Bestreben, dem deutschen Soldaten in Frankreich eine von der franz sischen Sphre abgesetzte Aufenthaltsmglichkeit zu geben, muss von allen Dienststellen untersttzt werden. Den unter diesen Gesichtspunkten gestellten Antr gen konnte mit Rcksicht auf die allgemeine Ernhrungslage vom O.K.H. nur teilweise entsprochen werden.

Unterkunftsverwaltungen. Die Wirksamkeit der gesamten Organisation von Unterkunftsverwaltungen in Frankreich steht und fllt mit der Genehmigung des hierfr notwendigen Personals. Die Strkenachweisungen sind beim Heeresintendanten/Gen.[eral]Qu.[artiermeister] [152] beantragt. Ausserdem wurde unter dem 25.9.1940 noch einmal zahlenmssig die Zuweisung des militrischen Unterpersonals und der Fahrzeuge erbeten. Bereits Mitte September wurde die berweisung des militrischen Unterpersonals fernmndlich vom Heeresintendanten zugesagt. Das militrische Unterpersonal ist bisher nicht eingetroffen. Kraftfahrzeuge fehlen insgesamt 267. Sie sind durch O.[ber]Qu.[artiermeister] Frankreich[153] bis Mitte Dezember zugesagt. Bezglich der Beamten war vorgesehen, die Unterkunftsverwaltungen mit den berzhligen Beamten der Stalags[154] auszustatten. Das Beamtenpersonal, welches nicht aus den Stalags genommen werden kann, ist erneut bei Gen.[eral]Qu.[artiermeister] angefordert worden. Im Augenblick ist die Organisation nicht in der Lage, der Truppe die schwierigen Arbeiten der Unterkunftsinstandsetzung und Ausstattung abzunehmen, noch dabei nennenswerte Untersttzung zu leisten. Es ist aber eine berechtigte Forderung der Truppen aller Wehrmachtteile, mindestens f r die grsseren Unterknfte bodenstndige Dienststellen, die ihnen die Sorge um die Ausstattung abnehmen, vorzufinden. Ohne geeignete Verwaltung verkommen die einmal eingerichteten Unterk nfte nach mehrmaligem Wechsel der Belegung schnell. Eine geordnete Verwaltung, Verrechnung und Rckgabe der von der Besatzungsmacht in Anspruch genommenen und f r diese Zwecke neu ausgestatteten Unterknfte an die franzsischen Behrden ist ein weiterer Grund fr die Einrichtung deutscher Unterkunftsverwaltungen.

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VI. Die deutsche Exekutive und Gerichtsbarkeit im besetzten franzsischen Gebiet. Kriminalitt Da auf politischem, wirtschaftlichem und sozialem Gebiet keine entscheidenden Ver nderungen eingetreten sind, ist es nirgends zu einer Bedrohung der Sicherheit gekommen. Die Zahl der Vergehen der Bevlkerung gegenber der Besatzungsmacht ist im Steigen begriffen. ber die Entwicklung im einzelnen gibt die beigefgte Zusammenstellung Auskunft. (Anlage 1[155]) Gegenber dem Monat Oktober haben sich die Verhaftungen von 1845 auf 2787 erh ht.

Feldgendarmerie In Bezug auf die Ttigkeit der Feldgendarmerie muss erneut die Dolmetscherfrage zur Sprache gebracht werden. Die Ermittlungen leiden unter dem Mangel an sprachgewandtem Personal. Auch die Frage der ausreichenden Motorisierung der Feldgendarmerie ist noch nicht aufgegriffen worden. Eine hohe Beweglichkeit der Gendarmerie ist aber nach der Auflockerung in der Truppenbelegung notwendig, um auch entlegene, nicht unmittelbar unter deutschem Einfluss stehende Gebiete zu durchdringen. Der Aufbau der Feldgendarmerie bei den Feldkommandanturen und Kreiskommandanturen ist noch im Gange. Nach Abschluss aller Befehlsmassnahmen ergeben sich insgesamt noch 1948 Fehlstellen im Gendarmerie-Bestand. Die Auffllung obliegt in Zukunft den Feldgendarmerie-Feldersatzkompanien. Von Dezember 1940 ab verfgt jeder Militrverwaltungsbezirk ber eine solche Feldersatzkompanie in Strke von 150 Mann. Darber hinaus wird die Einrichtung je einer Feldgendarmerie-Ausbildungskompanie bei den Militrverwaltungsbezirken vorbereitet. Diese Kompanien haben die Aufgabe, in 3-4 wchentlichen Kursen ausgebildete Soldaten fr den Feldgendarmeriedienst zu schulen. Die Strke einer solchen Ausbildungskompanie betrgt rund 125 Mann. In welchem Ausmass auch heute noch die verschiedensten Kampfmittel, Waffen und Munition entdeckt und beschlagnahmt werden, ergibt die beiliegende Aufstellung. (Anlage 2[156])

Gerichtswesen Entsprechend der geschilderten Verstrkung der Straftaten gegenber der Besatzungsmacht hat auch die Ttigkeit der Gerichte im Berichtsmonat weiter zugenommen. Die im Oktober 1940 eingefhrten Strafbestimmungen gegen das unbefugte berschreiten der Demarkationslinie[157] hat fr die betroffenen Gerichte eine entsprechende Mehrbelastung ergeben. Der Militrbefehlshaber in Frankreich hat im Berichtsmonat als hherer Befehlshaber besttigt: 9 Todesurteile gegen Franzosen, 4 Todesurteile gegen Soldaten, smtl.[iche] wegen Fahnenflucht 12 Verurteilungen zu Freiheitsstrafen ber 5 Jahre

davon: 5 gegen Soldaten: 2 wegen Fahnenflucht (je 8 Jahre Zuchthaus) 2 wegen Plnderung (10 Jahre Zuchthaus) 1 wegen Notzucht (12 Jahre Zuchthaus) 7 gegen Franzosen wegen unerlaubten Waffenbesitzes, Kabelsabotage und Hetzpropaganda.

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An besonders bedeutsamen Strafsachen liegen vor: 1. Eine Englnderin, eine Franzsin und ein Franzose wurden wegen Herstellens von Flugblttern, durch die zur Fortsetzung des Krieges an der Seite Englands aufgefordert wurde, zum Tode verurteilt. Das Urteil ist best tigt; die Entscheidung des Ob.d.H. ber die Gnadenfrage steht noch aus. 2. Das Verfahren gegen den kriegsgefangenen franzsischen Hauptmann Girardon[158] wegen Ttung eines deutschen Parlamentrs. Es ist noch nicht abgeschlossen.

3. Gegen 2 englische Offiziere und ihre Hlefer [sic!] auf der Insel Guernesey schwebt ein Verfahren wegen Spionage. Das zustndige Gericht hat das Verfahren eingestellt, weil den Beschuldigten vom deutschen Insel-Kommandanten [159] Straffreiheit zugesichert worden sei. Der Gerichtsherr ist jedoch angewiesen, die Anklage zu verfgen.

VII. Kriegsgefangene. Organisation. Abgabe von Kriegsgef.[angenen] Im Vordergrund der Kriegsgefangenenfragen in Frankreich steht die berraschend befohlene Abgabe von 150 000 K[riegs]g[e]f.[angenen] an das Reich. In zahlreichen Besprechungen wurde anerkannt, dass ein gewisser Minimalbestand an K[riegs]g[e]f.[angenen] in Frankreich verbleiben soll, um die vom Militrbefehlshaber im Auftrage der politischen und wirtschaftlichen F hrung angeordneten Massnahmen arbeitstechnisch zu sichern. Um einen gewissen Teil der K[riegs]g[e]f.[angenen] im Laufe der Zeit nach Deutschland berfhren zu knnen, wurde dem Militrbefehlshaber zugesagt, dass ihm die fr die Anwerbung von Arbeitskrften in Frankreich notwendige Organisation zur Verf gung gestellt wird. Um so strker trifft der nunmehr ohne jeden Ausgleich erlassene Befehl zum Abtransport die milit rischen und wirtschaftlichen Planungen.

Transportbewegungen der K[riegs]g[e]f.[angenen] In Bezug auf die bereits angeordneten Transportbewegungen der K[riegs]g[e]f.[angenen] ergibt sich im Augenblick folgendes Bild: a) Die letzte Welle der Transporte nach Deutschland wurde abgeschlossen; im Monat September und Oktober sind 128 000 K[riegs]g[e]f.[angene] abtransportiert worden. b) Von den farbigen K[riegs]g[e]f.[angene] wurden weitere 11 000 aus Nordfrankreich nach dem Sden abgeschoben, so dass sich bis jetzt in den wrmeren Zonen sdlich der Loire insgesamt 37 600 farbige K[riegs]g[e]f.[angene] befinden. Entsprechend dem Fortschritt im Lagerausbau werden weitere Farbige nach dem S den abgeschoben. Infolge Massierung der farbigen K[riegs]g[e]f.[angenen] im Bezirk Bordeaux ist die Verlegung von 6 weiteren Stalags vorgesehen, so dass schliesslich der Gefangenenbezirk XII[160] ber 9 Stalags verfgen wird.

Bewachung von K[riegs]g[e]f.[angenen] Durch den Abschub der letzten 128 000 K[riegs]g[e]f.[angenen] nach Deutschland stehen nunmehr in Frankreich strkere Bewachungskrfte zur Verfgung. Die Strke der vorhandenen Bewachungseinheiten betrgt jetzt 9% der Gesamtzahl der K[riegs]g[e]f.[angenen] Es fehlen mithin noch 3% an dem vom O.K.W. fr die Bewachung geforderten Satz von 12%. Bei dem Einsatz der farbigen K[riegs]g[e]f.[angenen] in den ausgedehnten und un bersichtlichen Wldern im Bezirk XII wird mit Rcksicht auf die Nhe der Demarkationslinie eine Erhhung der Bewachungsstrke auf mindestens 15% notwendig. Nur mit gengenden Bewachungskrften lsst sich im eigenen Lande der Gefangenen die hohe Zahl von Fluchten verringern. Die fr das Unternehmen "Seelwe" vorgesehenen Stalags und Dulags[161] werden nach Deutschland abtransportiert. Der Bestand an Kriegsgefangenen betrug am 25.11.1940 339 000, einschliesslich der Farbigen, verteilt auf 55 Stalags.

Arbeitseinsatz Die rund 340 000 K[riegs]g[e]f.[angenen] waren im Berichtsabschnitt wie in der beigef gten graphischen Darstellung eingesetzt. (Anl.[age] 3[162]) In der hohen Zahl der im Lager anwesenden K[riegs]g[e]f.[angenen] sind einmal die zur ckgehaltenen 86 000 Farbigen insbegriffen [sic!], und 2. sind die in das Lager tglich zurckkehrenden Gefangenenkolonnen fr Strassenbau, Flugpltze usw. enthalten.

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Die ausserhalb der Lager zur Arbeit eingesetzten K[riegs]g[e]f.[angenen] verteilen sich auf rund 10 000 Arbeitskommandos mit einer Durchschnittsst rke von 20 K[riegs]g[e]f.[angenen] Die Vermehrung der Arbeitskommandos und ihre weitere Zerlegung scheitern an dem Mangel an Bewachungskrften. Infolgedessen knnen zahlreiche Forderungen in Bezug auf kleinste Kommandos oder Einzelgefangene nicht erfllt werden. Im berschwemmungsgebiet an der Loiremndung wurden 1000 K[riegs]g[e]f.[angene] zur Verstrkung der vorhandenen Truppen- und Zivilkrfte eingesetzt.

Einzelheiten. 1. Vom 4. bis 11.11.1940 besuchte der Hauptdelegierte des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz, Dr. Junod, die Kriegsgefangenenlager La Celle/St. Cloud, Val de Grace, Begin und Rouen. Die Lager waren in Ordnung und fanden Anerkennung, wobei das Lager La Celle/ St. Cloud als "Camp modele" [sic!] bezeichnet wurde. 2. Immer wieder drngt sich das Franzsische Rote Kreuz vor, um Kriegsgefangenentransporte zu verpflegen und zu betreuen. Da hiermit erfahrungsgemss eine ganze Reihe unerlaubter Handlungen verbunden sind, wurde allgemein verboten, dass das Franzsische Rote Kreuz franzsische K[riegs]g[e]f.[angene] auf dem Transport und bei der Durchfahrt durch das besetzte Gebiet verpflegt. 3. Eine Kriegsgefangenen-Zeitung erscheint 3x wchentlich und wird unentgeltlich an die Stalags verteilt. 4. Die Entlassung der D.U.[163]-K[riegs]g[e]f.[angenen] schreitet fort. Im Bezirk Belgien und Nordfrankreich befinden sich keine D.U.-K[riegs]g[e]f. [angene] mehr. Auch in den brigen Bezirken nhert sich der Abtransport dieser K[riegs]g[e]f.[angenen] dem Abschluss. 5. Der Gesundheitszustand der K[riegs]g[e]f.[angenen] ist in allen Lagern gut.

VIII. Flchtlings- und Rckwanderungswesen. Flchtlinge 1. Zahl der noch vorhandenen Flchtlinge. In Elsass-Lothringen werden noch erwartet: 36 000 Elssser, davon etwa 10 000 in Strassburg, und 25 000 Lothringer. Hinzu kommen die aus der franzsischen Wehrmacht zu entlassenden und die in Arbeitslagern befindlichen Elsass-Lothringer. Unter die Demobilisierten fallen auch die Soldaten, die in Nordafrika und Syrien standen und im November ber Lyon[164], Chalons s.[ur]S.[ane][165] unter Weitergewhrung der bisherigen Flchtlingsbegnstigung wahrscheinlich noch bis weit in den Dezember hinein der Heimat zustreben. Im Nordostgebiet fehlen nach den jetzt vorliegenden Meldungen noch ungef hr 1 Million Menschen, d.h. es fehlt noch jeder 7. Einwohner, [sic!] Aus Le Havre[166] und Umgebung sind 13 000 Menschen infolge der Kriegseinwirkungen geflohen, sie sind im Departement Seine-Inf.[rieur] vorlufig untergebracht. Wegen der Rumung der Kstenzone vergleiche im brigen die Ausfhrungen oben unter A (vordringliche Probleme). 2. Auflsung der Flchtlingslager. Im November wurden mit Ausnahme der Heimkehrlager St. Dizier [167] und Dijon-Beaune[168] alle Flchtlingslager aufgelst; Unterkunft und Verpflegung den HU-Verwaltungen[169], die vorhandenen Verpflegungsbestnde den AV-Lagern[170] bergeben. Rckwandererwesen. Die Rckkehr der bisher in Frankreich ansssigen Italiener und Slowaken in ihre Heimatlnder ist in vollem Gange.

Sperrlinien. Sondergenehmigung zur endgltigen Rckkehr ins Sperrgebiet[171] haben im Berichtsmonat aus wirtschaftlichen Grnden erhalten: 3 000 Industriearbeiter aus dem Erzbecken von Briey-Longwy[172] (ihr Bergungsgebiet lag im Bezirk Bordeaux) ca. 380 franzsische Eisenbahner aus dem Departement Nord und Pas de Calais. Zur beschleunigten Wiederherstellung der Kanle und Wasserstrassen im gesperrten Nordostraum (Rhein-Marne-Kanal, Maas und Mosel) ist ein befristeter Arbeitseinsatz von 2 500 Facharbeitern aus dem westlich abgrenzenden Gebiet und dem Bezirk Paris genehmigt worden. Die Mittellinie (Seine-Marne-Linie) und die Sdlinie (untere Loire) wurden aufgehoben.

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Demarkationslinie. Um einheitliche und klare Verhltnisse in der Besetzung und Aufgabenverteilung an der Demarkationslinie herbeizuf hren, ist beabsichtigt, in Zukunft nach folgenden Gesichtspunkten zu verfahren: a) Einsatz der GFP, nur an den Abwehrschwerpunkten; sonst Einsatz von Truppe und Zollgrenzschutz, die im Bedarfsfall die GFP anfordern; b) Prfung der von den Bezirkschefs gemeldeten ca. 120 bergnge des kleinen Grenzverkehrs auf Notwendigkeit und zweckmssige Verteilung. In der Berichtszeit sind an der Demarkationslinie folgende bergnge geffnet worden: a) Auf Ansuchen der Wirtschafts-Abteilung die Eisenbahnbergnge bei Seurre[173] und Mouchard[174]; b) der Eisenbahnbergang bei Bourges[175] und der Cherbrcke bei Gievres[176] zum Materialtransport fr die dort liegenden Flughfen.

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Anlage 1

Der Militrbefehlshaber in Frankreich Kommandostab Abtlg. Ia Br.B.Nr. 39/40 Paris, am 25. November 1940

Bezug: . / . Betr.: Monatliche Lageberichte

1.) Die Form der getrennten Berichterstattung des Kommando- und des Verwaltungsstabes [177] kann ich nicht als zweckmssig ansehen. Ich berichte der vorgesetzten Dienststelle verantwortlich als Milit rbefehlshaber. Doppelausfhrungen in einzelnen Berichtsteilen sind hierbei unertr glich. 2.) Die Lagenberichte sind durch die Berichterstatter des Kommando- und des Verwaltungsstabes (Oberstleutnant i.G. Voelter und Landrat Dr. Parisius) in Form eines Einheitsberichtes vorzubereiten, der mir nach Vortrag bei den Chefs des Kommando- und des Verwaltungsstabes zum 1. j[e]d.[en] M[ona]ts. im Entwurf vorzulegen ist. 3.) In den Fragen der politischen Lagenbeurteilung, der Propaganda und der Presse sind die zustndigen Dienststellen des Kommandostabes, in den Fragen der Verwaltungsaufsicht ber die franzsischen Behrden, der Wirtschaft und des Verkehrswesens (Sonderauftrag Min.Dir. Dr. Michel) die Dienststellen des Verwaltungsstabes federfhrend. Notwendige Beitrge auf diesen Sachgebieten sind zum 27. j[e]d.[en] M[ona]ts. den hiernach zustndigen Dienststellen zu bergeben. 4.) Wo sich trotzdem noch sachliche Ueberschneidungen ergeben, sorgen die Berichterstatter fr die einheitliche Abfassung angeeigneter Stelle. 5.) Ziffer 2 der Verfgung des ObdH Chef der Militrverwaltung in Frankreich[178], Kommandostab Abt. Ia vom 18.8.40 ber die Abfassung der Lagenberichte ist durch vorstehende Ziffer 2 und 3 zu ersetzen.

Der Militrbefehlshaber gez. von Stlpnagel

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Anlage 3

Kohlenprogramm November 1940 fr den Bereich des Militrbefehlshabers in Frankreich (ziviler Bedarf) (in 1 000 Tonnen)

Nord und Pas de Calais Eisenbahn Schiff Insges.[amt] Blanzy Decize Epinac Ronchamp Faymoreau Unbe-s. Zu-s.[ammen] Sdbelg.[ien] Falls [etztes] zustzlich Gebiet insges.[amt]

ffentl.[iche]
Bedarfstrger Franz. Eisenbahn Gaswerke Elektr.[ische] Werke Zus.[ammen] Industrie Hausbrand einschl. [iesslich]; (Kl.[ein] Gewerb.[e] bis z.[u] einem Ges.[amt] Monatsbed.[arf] v.[on] 20 000 to) Zus.[ammen] Eisenind. [ustrie] f.[r] Ostfrk. Insges.[amt] 168 100 20.16 29.75 188.15 129.75 15 4 2 0.4 22 V 227.56 140.75 2.50 4.00 230.06 144.75 300 300 41 5.5 0.5 1 170.8 518.9 518.8

568 325 202

49.91 114.25 135

617.91 439.25 357

60 67.5 38

7.5 12 2.5

0.5 2.44 2.1

0.4 5.1 1.3

1 3 1

199.8 82 90.9

887.11 611.29 472.8

6.50 30.00 83.50

893.61 641.29 556.30

1 095 45

299.15 -

1 394.16 45

165.5 -

22 -

5.04 -

6.8 -

5 -

327.7 -

1 971.20 45

120.00 -

2 091.20 45

1 140

299.16

1 439.16

165.5

22

5.04

6.8

372.7

2 016.20

120.00

2 136.20

[1]

85. Ausfertigung von 140 Exemplaren. Otto von Stlpnagel. Stempelaufdruck: Geheime Kommandosache. Walther von Brauchitsch. Oberkommando des Heeres. Adjutantur Oberbefehlshaber des Heeres. Adjutantur Chef des Generalstabs des Heeres. Generalquartiermeister des Heeres.

[2]

[3]

[4]

[5]

[6]

[7]

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Um den Chef des Generalstabes zu entlasten wurden bei Kriegsbeginn ltere Generalstabsoffiziere mit der Leitung bestimmter Aufgabengebiete des Generalstabes betraut. Die Aufgaben der insgesamt 5 mit rmischen Ziffern unterschiedenen Oberquartiermeister waren mit den Arbeitsgebieten des Generalquartiermeisters nicht identisch. "Der Oberquartiermeister I (OQu I) erhielt seine Aufgaben von Fall zu Fall durch den Chef GenStdH zugewiesen. Ggf. konnten ihm auch Abteilungen des GenStdH unterstellt werden. Er war bei Abwesenheit des Chefs GenStdH dessen Vertreter." vgl. Rudolf ABSOLON, Die Wehrmacht im Dritten Reich, Bd. V, Boppard 1988, S. 56.
[9] [10]

"Der Oberquartiermeister V (OQu V) war dem Chef GenStdH unmittelbar unterstellt. Er hatte seinen Dienstsitz in Berlin. Wirtschaftlich war er dem B[efehlshaber]d[es]E[rsatzheeres] angegliedert. Ihm unterstand die 2. Staffel des GenStdH, und zwar: a) uneingeschrnkt: Kriegswissenschaftliche Abteilung; Abteilung fr Kriegskarten- und Vermessungswesen. b) nur wirtschaftlich und hinsichtlich Dienstaufsicht: c) Zentral-Abteilung (2. Staffel).; Abt. Fremde Heeres (2. Staffel); Attach gruppe; Abt. Landesbefestigung (2. Staffel); Horchleitstelle; Organisationsabteilung (2. Staffel); Gruppe Heerestechnik; Ausbildungsabteilung (2. Staffel). Der OQu V bearbeitete die Aufgaben, die ihm vom Chef GenStdH zugewiesen wurden.", vgl. ABSOLON, ebenda S. 58.
[11]

Zentralabteilung im Generalstab des Heeres. Operationsabteilung. Organisationsabteilung.

[12]

[13]

Zentrales Aufgabengebiet des Oberquartiermeisters IV Fremde Heere war die Feindaufkl rung. Ihm unterstand neben den beiden Staffeln Abt. West und Abt. Ost auch die Verbindungsgruppe OKW Ausland Abwehr.
[14]

Die beiden Abteilungen Fremde Heere West und Fremde Heere Ost im Generalstab des Heeres beschftigten sich mit der Beschaffung und Auswertung von Nachrichten ber die jeweilige Strke sowie die Verteilung der Truppen des Gegners und erstellen Gutachten ber dessen Absichten und militrische Mglichkeiten. Feindaufklrung betrieben darber hinaus aber auch das Amt Ausland/Abwehr im Oberkommando der Wehrmacht sowie die Ic Abteilungen der Stbe von Heer, Luftwaffe und Marine. Da diese Dienste in stndiger Rivalitt zueinander standen kam es bis zum Ende des Krieges immer wieder zu Abgrenzungsschwierigkeiten und Kompetenzstreitigkeiten.
[15] [16]

Richtig: Abteilung Heerwesen (Abt. H). Sie war eine Unterabteilung der Amtsgruppe Ersatz- und Heerwesen (Ag EH) der Allgemeinen Abteilung im Allgemeinen Heeresamt (AHA) des Oberkommandos des Heeres. Der Chef des Transportwesens verfgte nach den Magaben des Oberkommandos der Wehrmacht ber die Transportmittel des Reiches, vor allem Eisenbahn und Binnenschiffahrt. Transporte auf den Seewegen fielen dagegen in die alleinige Zust ndigkeit der Kriegsmarine.
[17] [18]

Chef des Heeres-Nachrichtenwesens. Chef der Heeresrstung und Befehlshaber des Ersatzheeres Friedrich Fromm.

[19]

Friedrich Fromm (1888-1945). Generaloberst. 1908 Leutnant. 1914/18 Weltkriegsteilnahme. 1919 bernahme in die Reichswehr. 1934 Chef des Allgemeinen Heeresamtes im Reichswehrministerium. September 1939 bis Juli 1944 Oberbefehlshaber des Ersatzheeres. In die Planungen der Verschrer des 20. Juli eingeweiht, distanzierte er sich nach dem miglckten Attentat und leitete Gegenmanahmen ein. Trotzdem Absetzung und Verhaftung. Im Mrz 1945 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und hingerichtet.
[20]

Richtig: Heerespersonalamt. Es war zustndig fr alle Personalangelegenheiten des Offizierskorps des Kriegsheeres. Oberkommando der Wehrmacht. Wehrmacht-Fhrungsstab/Abteilung Landesverteidigung.

[21]

[22]

Unter der Fhrung von Admiral Wilhelm Canaris befasste sich das Amt Ausland-Abwehr des Oberkommando der Wehrmacht mit der allgemeinen Nachrichtenbeschaffung und deren Auswertung. Es stand in stndiger Rivalitt zu den Abteilungen Fremde Heere West bzw. Fremde Heere Ost im Generalstab des Heeres sowie dem Amt VI (SD-Ausland) im Reichssicherheitshauptamt der SS.
[23]

Wilhelm Canaris (1887-1945). Admiral. 1905 Eintritt in die Marine. 1908 Leutnant zur See. 1914/18 Kriegsteilnahme, zunchst in Sdamerika, dann in Spanien, zuletzt U-BootKommandant. 1919 bernahme als Kapitnleutnant in die Reichsmarine. 1924 Mitarbeiter im pers nlichen Stab des Reichswehrministers. 1928 Kommandant des Panzerschiffs Schlesien. 1934 Festungskommandant von Swinemnde. 1935 Konteradmiral und Chef der Abwehrabteilung des Reichwehrministeriums, seit 1938 Amt Ausland/Abwehr des OKW. 1944 Chef des Sonderstabes Auslandswirtschaftskrieg im OKW. Nach dem 20. Juli 1944 verhaftet, 1945 hingerichtet.
[24]

Kriegsgefangene. Propaganda-Abteilung. Deutscher Verbindungsoffizier zur Franzsischen Regierung.

[25]

[26]

Gemeint ist hier die Dienststelle des spteren Deutschen Botschafters in Paris, Otto Abetz. Als Verbindungsoffizier des Oberkommandos des Heeres und des MBF fungierte Major Schuchardt.
[27]

Karl Schuchhardt (1904-1944 ?). Major i.G. In den 1920er Jahren Eintritt ins Infanterieregiment 15. 1939 Ia der 62. Infanteriedivision in Polen, dann am Westwall. September 1940 Fhrerreserve, Verbindungsoffizier des OKH und des MBF zur Botschaft Paris. Juli 1941 F hrerreserve, anschlieend Gehilfe beim Militrattach in Ankara. 1942 Ic/AO bei der Heeresgruppe A in Sdruland. 1943 Oberst. Attach-Abteilung im OKW/WFSt/Org. Ausb. 1944 vom Personalamt zur Verfgung gestellt, Wiederverwendung nicht beabsichtigt. 1944 oder 1945 gefallen.
[28]

Oberquartiermeister Frankreich Erwin Jaenecke. Wehrwirtschafts- und Rstungsstab Frankreich.

[29]

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[30]

Franz von Roques. Hherer Nachrichtenfhrer Generalmajor Rudolf Schrader.

[31]

Um die Befehlsverhltnisse im Westen zu verbessern und zugleich mit Blick auf die beginnende Verlagerung des militrischen Schwerpunktes nach Osten wurde fr den westlichen Kriegsschauplatz mit Befehl vom 26.10.1940 (ObdH/GenStdH/Op.Abt.(IIa) Nr. 37150/40 g.Kdos. betr. Oberbefehlshaber West) das Amt des Oberbefehlshabers West neu geschaffen, vgl. BA-MA (Freiburg) RW 36/7. Am 30.10.1940 setzte der Oberbefehlshaber des Heeres, Walther von Brauchitsch, Generalfeldmarschall Gerd von Rundstedt zum Oberbefehlshaber West mit Sitz in Saint-Germain ein.
[32]

Gerd von Rundstedt (1875-1953). Generalfeldmarschall. 1893 Leutnant, 1914/18 Kriegsteilnahme, u.a. als Generalstabsoffizier, 1919 Major, 1923 Oberst, 1927 Generalmajor, 1932 General, 1938 Generaloberst, Entlassung aus dem aktiven Wehrdienst, 1939 Reaktivierung als Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Sd whrend des Polenfeldzuges, in Frankreich (nach Frankreichfeldzug Generalfeldmarschall) und Ruland Heeresgruppenfhrer, Dezember 1941 Abberufung ("Fhrerreserve") nach Rcknahme seiner Truppen vor Rostow, Oberbefehlshaber West bis Mrz 1945, Vorsitz des "Ehrenhofes des Deutschen Reiches" der Wehrmacht zum Aussto von Offizieren, die der Verbindung zu Verschwrern des 20. Juli verdchtigt wurden. Nach dem Krieg in amerikanischer und britischer Kriegsgefangenschaft bis 1949.
[33]

Armeeoberkommando. Karlgeorg Schuster.

[34]

Friedrich-Carl Hanesse (1892-?). General der Flieger. 1913 Leutnant. 1914-1918 Weltkriegsteilnahme, zunchst bei der Artillerie, ab 1917 bei der Fliegertruppe. bernahme in die Reichswehr. 1934 bertritt zur Luftwaffe. 1939 Luftattach in Bern. Oktober 1940 bis Sommer 1944 General der Luftwaffe Paris. September 1944 Kommandeur der Luftwaffenergnzung. Februar 1945 verabschiedet.
[35] [36]

Alexander von Falkenhausen. Adolf Hitler. Treffen von Hitler und Ptain in Montoire-sur-le-Loir am 24. Oktober 1940. Zum Inhalt des Gesprchs vgl. ADAP, Serie D, Bd. XI.1, S. 326-332. Treffen von Hitler und Laval in Montoire am 22. Oktober 1940. Zum Inhalt des Gesprchs vgl. ADAP, Serie D, Bd. XI, S. 301-306.

[37]

[38]

[39]

Vor und whrend der Kampfhandlungen waren zahlreiche Einwohner evakuiert worden bzw. ins Innere Frankreichs geflchtet. Nach Einrichtung einer Zivilverwaltung unter Gauleiter Josef Brckel begann im Rahmen der "Germanisierung" eine massenhafte Vertreibung von Juden, sogenannten "Inner-Franzosen" und "Asozialen". Bis Ende September 1940 waren bereits etwa 30 000 Elssser und 24 000 Lothringer ber die Demarkationslinie ins unbesetzte Gebiet abgeschoben worden.
[40] [41]

Vgl. den Lagebericht Oktober 1940 Teil I, B 1, 4. Die kommunistische Bewegung.

Vgl. den Befehl des Militrbefehlshabers vom 7.11.1940 betr. Massnahmen zur Sicherung des Kstengebiets, BA-MA (Freiburg) RW 35/353. Demnach waren bis zum 20.11.1940 aus dem Kstengebiet
[42]

"a) smtliche Personen, die im Sinne des besetzten Landes Auslnder sind und die Staatsangehrigkeit eines Feindstaatesbesitzen oder besessen haben, soweit sie nicht seit dem 1.1.1937 ohne lngere Unterbrechung ihren Wohnsitz oder dauernden Aufenthaltsort im Kstengebiet gehabt haben" auszuweisen. Weiter hie es in dem Erla: "In den franzsischen Departements fallen also Franzosen, auf den besetzten englischen Kanalinseln Englnder nicht unter diese Bestimmung. Im brigen sind Belgier, Niederlnder, Norweger und Polen als Angehrige von Feinstaaten anzusehen." Auszuweisen seien darber hinaus "b) alle Staatenlosen, die die Staatsangehrigkeit eines anderen Feindstaates als des Aufenthaltsortes besessen haben, sowie sie nicht seit dem 1.1.1937 ohne lngere Unterbrechung ihren Wohnsitz oder dauernden Aufenthaltsort im Kstengebiet gehabt haben. c) alle Personen, die seit dem 1.1.1933 aus Deutschland ausgewandert sind,. d) alle Tschechen, die nach dem 1.1.1.1938 aus der ehemaligen Tschechoslowakei ausgewandert sind. e) alle ehemaligenFremdenlegionre, f) alle Zigeuner." Alle brigen Auslnder waren karteimssig zu erfassen und nach Gemeinden oder Verwaltungsbezirken zusammenzufassen. Am 14. August 1941 ordnete der Militrbefehlshaber dann den Abschub aller unerwnschten Personengruppen an, wobei die Ausweisung angesichts der unkontrollierbaren Erfassung der auslndischen Arbeiter speziell bei der Organisation Todt grere Probleme bereitete, vgl. Hans UMBREIT, Der Militrbefehlshaber in Frankreich, Boppard 1968, S. 59. Nach den Angriffen gegen die Hfen im Bereich des Kanals, in denen die deutsche Kriegsmarine im Sommer 1940 im Zuge der Vorbereitungen fr die Landung in England grere Transportschiffkontingente zusammengezogen hatte, konzentrierten sich die britischen Luftangriffe nun zunehmend wieder gegen die Hfen am Atlantik, unter anderem Lorient, Saint-Nazaire und vor allem Brest, da diese H fen den deutschen U-Booten und berwasserstreitkrften als Operationsbasen fr die sogenannte "Schlacht im Atlantik" dienten.
[43]

Charles de Gaulle (1890-1970). General und Politiker. 1909-1912 Besuch der Kriegsschule St. Cyr. Im Ersten Weltkrieg in deutscher Gefangenschaft. 1919 Milit rmission in Polen. 1921 Dozent fr Militrgeschichte in St. Cyr. 1931 im Generalsekretariat fr nationale Verteidigung. 1937 Oberst eines Panzerregiments. 1940 Brigadegeneral und Kommandeur einer Panzerdivision. Juni 1940 Unterstaatssekretr fr nationale Verteidigung. Nach der Kapitulation Frankreichs Aufruf zur Fortsetzung des Kampfes aus dem Exil in London, daraufhin von der Vichy-Regierung in absentia zum Tode verurteilt. 1942 Gr ndung und Vorsitz des Komitees zur Nationalen Befreiung. Ab Juni 1943 Chef der franz sischen Exilregierung und Prsident des Nationalen Befreiungskomitees. Mai 1944 Chef der neugegr ndeten Provisorischen Regierung der Franzsischen Republik. 1945 Ministerprsident und provisorisches Staatsoberhaupt. 1946 Rcktritt. 1947 Begrnder des Rassemblement du Peuple Franais (RPF). 1958 Regierungschef und erster Prsident der Fnften Republik. April 1969 Rcktritt nach gescheitertem Plebiszit ber seine Politik.
[44] [45]

Um 19h15 endete das Programm der deutschen Sender. Zu den Versuchen, die britischen Sendungen zu Stren vgl. den Lagebericht Dezember 1940 / Januar 1941, II, 2. Departement Meurteh-et-Moselle. Geheime Feldpolizei.

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Wjatscheslaw M. Molotow, eigentlich W.M. Skrjabin (1890-1986). Seit 1906 Bolschewik. 1921-1957 Mitglied des Zentralkomitees der KPdSU. 1930-1941 Vorsitzender des Rates der Volkskommissare, seit Mai 1939 Auenminister. Nach Stalins Tod 1953 Entmachtung und Verlust aller mter, 1962 Parteiausschlu. Wiederaufnahme zu seinem 94. Geburtstag. Am 12./13. November 1940 weilte der sowjetische Auenminister Molotow zu einem offiziellen Staatsbesuch in Berlin, um ber den Beitritt der UdSSR zum Dreimchtepakt (Deutschland, Italien, Japan) und die Frage einer m glichen Aufteilung in Interessenssphren nach der Niederlage Englands und der Auflsung des britischen Empire zu sondieren. Zu den Inhalten seiner Gesprche mit Hitler und Auenminister von Ribbentrop vgl. die Aufzeichnungen des Gesandten Paul Schmidt (B ro RAM) bzw. des Botschaftsrats Gustav Hilger (1886-1965), abgedruckt in: ADAP, Serie D, Bd. XI.1, S. 448-478.
[49]

Benito Mussolini (1883-1945). Politiker. 1901 Volksschullehrer. Bis 1914 sozialistischer Journalist. Grndung der eigenen Zeitung Popolo d'Italia, 1914 Ausschlu aus der Sozialistischen Partei. 1915/17 Kriegsteilnahme, nach Verwundung entlassen. 1919 Begr nder der Sammlungsbewegung "Fasci di Combattimento". 1922 "Marsch auf Rom" und Ernennung zum Ministerprsidenten. Errichtung einer Einparteiendiktatur. Seit 1925 "Capo del Governo". 1938 "Erster Marschall des Imperiums", Prsident des Faschistischen Grorates und Oberbefehlshaber der faschistischen Milizen. Nach B ndnissen mit Groindustrie, Kirche und Monarchie Einschrnkung seiner absoluten Machtstellung. Juni 1940 Kriegseintritt an Seite Hitlers. Juli 1943 Entmachtung, Absetzung und Verhaftung durch Knig. September 1943 Befreiung durch deutsche Fallschirmjger. Marionettenregierung der Faschistischen Republik in Sal. 1945 beim Fluchtversuch in die Schweiz von italienischen Partisanen gefangengenommen und erschossen.
[50]

Treffen zwischen Hitler und Mussolini am 4. Oktober 1940 am Brenner zu Gesprchen ber die deutsch-italienische Politik gegenber Frankreich und Spanien bzw. am 28. Oktober 1940 in Florenz. Zu den Inhalten der Gesprche vgl. ADAP, Serie D, Bd. XI.1, S. 210-221: Aufzeichnung des Gesandten Schmidt (B ro RAM). Aufzeichnung ber die Unterredung zwischen dem Fhrer und dem Duce in Anwesenheit des Reichsauenministers und des Grafen Ciano auf dem Brenner am 4. Oktober 1940; ADAP, Serie D, Bd. XI.1, S. 348-357: Aufzeichnung des Gesandten Schmidt (Bro RAM). Aufzeichnung ber die Unterredung zwischen dem Fhrer und dem Duce in Anwesenheit des Reichsauenministers und des italienischen Auenministers in Florenz im Palazzo Vecchio am 28. Oktober 1940.
[51]

Als Reaktion auf die militrischen Erfolge des Reiches, insbesondere aber auch die Nachricht, da Deutschland eine Militrmission nach Bukarest entsandt hatte, um die rumnischen Erdlfelder zu sichern, unternahm Mussolini nach Nordafrika und Somaliland nun auch in Griechenland seinen eigenen "Sonderkrieg". Mit dem Angriff auf dem Balkan hoffte er, seine Stellung im stlichen Mittelmeer ("Mare Nostrum") ausbauen und nicht zuletzt auch den britischen Einflu zurckdrngen zu knnen. Nachdem die griechische Regierung alle italienischen Provokationen zurckgewiesen hatte, rckten am 28. Oktober 1940 sieben italienische Divisionen von dem seit 1939 besetzten Albanien aus in Griechenland ein, stieen dort aber schon bald auf entschlossenen griechischen Widerstand. Nach ihrem Sieg in der Schlacht im Pindus-Gebirge (Epirus), Anfang November, gelang es den Griechen, bis zum Einbruch des Winters im Gegenzug Teile Albaniens zu besetzen. Das Ansehen des "Duce" nahm durch diesen Fehlschlag erheblichen Schaden.
[52]

Im Anschlu an sein Treffen mit Hitler in Montoire hatte P tain in einer Rundfunkansprache, die am 30. Oktober 1940 ausgestrahlt wurde erklrt: "C'est dans l'honneur et pour maintenir l'unit franaise - une unit de dix sicles - dans le cadre d'une activit constructive du nouvel ordre europen, que j'entre aujourd'hui dans la voie de la collaboration.", Philippe Ptain, Discours aux Franais, Paris1989, S. 95.
[53] [54]

Vgl. Verordnungsblatt fr die besetzten franzsischen Gebiete Nr. 9 vom 30. September 1940, S. 92-93: Verordnung ber Manahmen gegen Juden. Vom 27. September 1940. Verordnungsblatt fr die besetzten franzsischen Gebiete Nr. 9 vom 30. September 1940, S. 92-93: Verordnung ber Manahmen gegen Juden. Vom 27. September 1940. Militrverwaltungsbezirk Sdwestfrankreich.

[55]

[56]

Henri-Marie-Alfred Baudrillart (1859-1942). Kardinal. 1878 Schler der cole Normale Suprieure. Lehrer am Gymnasium von Laval und Caen, am Collge Stanislas und am Institut Catholique. Aggrgation in Geschichte, Promotion in Theologie. 1890 Eintritt in Orden und ins Oratorium. 1893 Priesterweihe. 1921 Titularbischof von Himeria (Sizilien), Erzbischof von Laodikeia (Kleinasien) und Mytilene (Lesbos). Januar 1907 Rektor des Institut Catholique in Paris. Seit November 1935 Kardinal. Herausgeber des Bulletin critique, der Revue franaise d'apologtique und des Dictionnaire d'histoire et de gographie ecclsiastiques. Verfasser von zahlreichen historischen und kirchengeschichtlichen Werken.
[57]

Kardinal Baudrillart war ein Anhnger der militrischen Kollaboration mit Deutschland, in der er eine Art erneuerten Bund des christlichen Mittelalters erkannte. In diesem Sinne betrachtete er den Ostfeldzug als Kreuzzug, die LVF war fr ihn ein neues Rittertum. Als er 1942 starb, vertrauter er der Pariser Propaganda sein politisches Testament an, das mit einem Vorwort von Abel Bonnard (1883-1968) verteilt wurde.
[58]

Georges Scapini (1893-1976). Im Ersten Weltkrieg schwer verwundet, kriegserblindet. Vorsitzender des Comit France-Allemagne. Republikaner.1928-1942 Abgeordneter der Seine. 1940 Gesandter, Botschafter, Vertreter fr Kriegsgefangenenfragen in der franzsischen Delegation bei der deutschen Waffenstillstandskommission in Wiesbaden, unterbreitete bereits im Herbst 1940 den Vorschlag zum Austausch von Kriegsgefangenen gegen franzsische Zivilarbeiter. 1945 Verhaftung. 1946 Flucht in die Schweiz. 1949 Verurteilung in Abwesenheit. 1952 Freispruch durch das Militrtribunal.
[59]

Bereits im Juli 1940 war der rechtsextreme Abgeordnete Georges Scapini von Ptain beauftragt worden, mit der deutschen Besatzungsmacht ber die Kriegsgefangenenfrage in Verhandlung zu treten, obwohl der Schutz der Kriegsgefangenen seit September 1939 eigentlich einer neutralen Macht, hier den Vereinigten Staaten oblag. Nach Abschlu eines deutschfranzsischen Abkommens am 16. November 1940 in Berlin bernahm das Vichy-Regime selbst die Verantwortung fr die sich in deutscher Kriegsgefangenschaft befindenden Franzosen. Als Dienststelle wurde der "Service dipolomatique des Prisonniers de guerre" gegrndet. Er hatte seinen Sitz in Paris und unterhielt eine Zweigstelle in Berlin. Im Rang eines Botschafters vertrat Scapini die Auffassung einer notwendigen deutsch-franz sischen Zusammenarbeit und stellte die Kriegsgefangenenfrage in Verhandlungen immer wieder in den Kontext der politischen Kollaboration, vgl. Yves DURAND, La Captivit. Histoire des prisonniers de guerre franais 1939-1945, Paris 1980, S. 315ff.
[60] [61]

Verordnungsblatt fr die besetzten franzsischen Gebiete Nr. 11 vom 17. Oktober 1940, S. 108: Verordnung zum Schutze gegen Sabotageakte. Vom 10. Oktober 1940.

Nach 1 der Verordnung zum Schutz gegen Sabotageakte vom 10. Oktober 1940 wurde zum Tode bestraft, wer vorstzlich die ihm bertragenen Bewachungsaufgaben nicht oder nur ungengend erfllte.
[62]

Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 17 vom 24. November 1940, S. 143: Verordnung ber Meldepflichten und Aufenthaltsbeschrnkungen. Vom 9. November 1940. Bei Zuwiderhandlung gegen Anordnungen ber Meldepflichten oder -beschrnkungen drohte Zuchthaus bzw. Gefngnis, sofern nicht eine hhere Strafe vorgesehen war.
[63]

Seit Beginn der Besatzung hatte sich in Studenten- und Schlerkreisen Widerstand geregt. Im Herbst 1940 war es wiederholt im Quartier Latin zu Unruhen gekommen, insbesondere nach der Verhaftung des renommierten Atomphysikers und Professors am Coll ge de France, Paul Langevin (1872-1946). Am Morgen des 11. November 1940, Jahrestag des Waffenstillstandes von 1918, legten Studenten und Sch ler an der Statue von Ministerprsident Georges Clemenceau (1841-1929) einen Kranz mit der Visitenkarte General de Gaulles nieder. Am Nachmittag defilierten sie auf den Champs-Elyses in Richtung Grabmal des Unbekannten Soldaten am Triumphbogen und skandierten dabei "Vive la France!", "Vive de Gaulle!" und " bas Hitler!". Die Demonstranten wurden zunchst von franzsischen Polizisten bedrngt, dann von deutscher Polizei beschossen. Entgegen der Darstellung von Radio London gab es keine Toten. Die Angaben ber die Verhaftungen schwankten zwischen 105 und 150.
[64] [65]

Departement Cte-d'Or. Als uerer Anla diente auch hier, wie bei den Vorfllen in Paris, die Feiern aus Anla des Jahrestages des Waffenstillstandes von 1918. Transportoffizier.

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Bevollmchtigter Transportoffizier.

Elmar Michel (1897-). Promovierter Jurist. Ministerialdirektor und Leiter der dem Reichswirtschaftsministerium unterstellten Sonderabteilung S. Experte f r Rohstoffbewirtschaftung. Seit Juli 1940 Leiter der Abteilung Wirtschaft im Verwaltungsstab. Ab Mai 1941 deutscher Devisenkommissar. August 1942 Chef des Verwaltungsstabs. Ab April 1943 deutscher Auenhandelskommissar. April 1943 bis September 1944 Chef der Milit rverwaltung. Bis Frhjahr 1945 Leitung eines Abwicklungsstabes in Potsdam. Nach 1945 Proze vom franzsischen Militrgericht, der mit Freispruch endete. Ministerialdirektor im Bundeswirtschaftsministerium (Leiter der Abteilung III: Wirtschaftsfrderung, Handel, Gewerbe, Technik), Prsident des Kuratoriums der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt. Aufsichtsratmitglied der Ufa und der Triumph-Werke in Nrnberg. 1956 Vorstandsvorsitzender von Salamander. Mitglied des Landesausschusses Baden-Wrttemberg der Rhein-Main-Bank.
[68] [69]

Departement Manche. Departement Seine-Maritime. Departement Seine-et-Marne. Departement Aisne bzw. Marne. Offener Wagen. Elmar Michel. Oberbefehlshaber des Heeres, Walther von Brauchitsch. Mit Erlass vom 29..11.1940 (OKW/W.F.St./Abt.L(Ivd) Nr. 0806/40 geh.) hatte das Oberkommando der Wehrmacht bestimmt (zum Text s. BA-MA[Freiburg] RW 35/568, fol.6-11):

[70]

[71]

[72]

[73]

[74]

[75]

[76]

Betr.: Beute und Beschlagnahme im besetzten Frankreich - mit Ausnahme von Elsass und Lothringen Mit Einverstndnis des Reichsmarschalls des Grossdeutschen Reiches, Beauftragen fr den Vierjahresplan wird angeordnet: Nach dem Waffenstillstandsvertrag kann Deutschland im besetzten Frankreich auch weiterhin von Rechts wegen nach dem... Erlass des Chefs des Oberkommandos der Wehrmacht Nr. 9517/39 Ausl. VI vom 9.11.1939 verfahren. Ein Ausschpfen des Beuterechts wrde jedoch Frankreich aller Mittel berauben, die zur ordnungsmssigen Verwaltung erforderlich sind, insbesondere die Zahlung der geforderten Besatzungskosten unmglich machen. 1.) Infolgedessen drfen bis auf weitere im besetzten Frankreich unentgeltlich - als Beute - nur bewegliche Gter, die z.[ur]Z[ei]t. der Beschlagnahme im Besitz oder Eigentum der feindlichen Wehrmacht sind, in den Besitz des Deutsches Reiches bernommen (beschlagnahmt) werden. Dies gilt insbesondere fr: a) Alles Kriegsgert: Waffen, Munition, Gerte, Nachrichten- und Befrderungsmittel, Fahrzeuge, und Betriebsstoffe der feindlichen Wehrmacht. b) Verpflegungsbestnde, Ausrstung, Bekleidung der feindlichen Wehrmacht. c) Rohstoffe, Halb- und Fertigfabrikate und Produktionsmittel (Maschinen), soweit sie zu Einrichtungen der feindlichen Wehrmacht geh ren, d.[as]]h.[eit] z.B. in Kasernen, auf Truppenbungspltzen, in Arsenalen, auf Kriegsmarinewerften usw. sich befinden. d) Vertretbare Gter: Bargeld, Wertpapiere, fllige Forderungen, Konstruktionsplne, Patente der feindlichen Wehrmacht. 2.) Nicht unter Ziffer 1 fallendes Staatsvermgen kann, sofern es geeignet ist, den Kriegsunternehmungen zu dienen, beschlagnahmt werden, inwieweit eine Entschdigung zu zahlen ist, bestimmt der Militrbefehlshaber in Frankreich sowie der Militrbefehlshaber in Belgien und Nordfrankreich fr die Departements Nord und Pas de Calais. 3.) Privateigentum, das geeignet ist, den Kriegsunternehmungen zu dienen, kann nur gegen Entschdigung zugunsten des Deutschen Reiches beschlagnahmt werden. 4.) Natural- und Dienstleistungen knnen von Gemeinden und Einwohnern verlangt werden, sofern es die Bed rfnisse der eigenen Wehrmacht erfordern (z.B. Beutematerial, Arbeitsleistung, Verpflegung). Grundstzlich ist fr diese Leistungen bar zu bezahlen, mit Ausnahme der Quartierleistungen, fr die Bescheinigungen auszustellen sind, deren Einlsung durch die franzsische Regierung zu erfolgen hat. 5.) Die Rechte aus den Ziffern 1-4 drfen nur die folgenden Dienststellen ausben: a) Behrden und Dienststellen des Militrbefehlshabersin Frankreich und des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] in Belgien und Nordfrankreich (insbesondere Bezirksverwaltungschef, Oberfeldkommandantur, Feldkommandantur, Kreiskommandantur) einschliesslich der bei diesen Dienststellen eingesetzten Rstungsdienststellen und Wirtschaftstrupps sowie die Oberfeldzeug- und Luftzeugstbe, in jedem Falle mit der Massgabe, dass vorher der Kreiskommandant in Kenntnis zu setzten ist. Die zustndigen Marinedienststellen wenden sich an den zustndigen Kreiskommandanten. b) Von der Truppe die Kommandeure vom Bataillons- usw.Kommandeur aufwrts, von der Organisation Todt die Oberbauleiter und Leiter der besonderen Einsatzgruppeneinschl. [ielich], jedoch beschrnkt auf Flle, in denen zur Beseitigung dringender Notstnde (z.B. feindliche Landungsversuche, Aufstnde) ein unmittelbares Eingreifen der Truppe erforderlich ist. Auch in den Fllen zu b) ist der Kreiskommandant, und zwar soweit mglich vorher, in Kenntnis zu setzen. 6.) Unberhrt hiervon bleibt der Ankauf von Gegenstnden im Rahmen der bestehenden Anordnungen fr smtliche militrische Dienststellen. 7.) Die Inanspruchnahme von Quartierleistungen regelt sich nach nach [sic!] den von den zustndigen Stellen erlassenen besonderen Bestimmungen. 8.) Die Ziffern 1-7 gelten nicht fr die Beschlagnahme von Schiffen. Hierber folgen besondere Bestimmungen. 9.) Unberhrt hiervon bleibt ferner das Prisenreht. 10.) Diese Regelung tritt mit dem 15. Dezember 1940 in Kraft. Der Chef des Oberkommandos der Wehrmacht

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gez. Keitel. Wilhelm Keitel (1882-1946). Generalfeldmarschall. 1902 Leutnant. 1914/18 Kriegsteilnahme. 1919 bernahme in die Reichswehr. 1929-1934 Leiter der Heeresorganisationsabteilung im Reichswehrministerium. 1935-1938 Chef des Wehrmachtsamtes im Reichskriegsministerium. Seit Februar 1938 Chef des neugebildeten Oberkommandos der Wehrmacht (OKW) und enger militrischer Berater Hitlers. Im Mai 1945 verhaftet und als einer der Hautpangeklagten vom Internationalen Militrgerichtshof in Nrnberg zum Tode verurteilt und gehenkt. Aus Portugal bezog das Deutsche Reich vor allem Fischkonserven. Am 15. Mai 1941 wurde ein Geheimabkommen zwischen beiden Lndern geschlossen, das im Gegenzug fr Sardinen die Lieferung von deutschen Kriegsmaterial an Portugal vorsah, s. An nio LOU, Nazigold fr Portugal. Hitler & Salazar, Wien 2002, S. 63.
[77] [78]

Militrverwaltungsbezirk Nordostfrankreich. Vgl. den Lagebericht September 1940, B 10b bzw. C VI. Vgl. Bulletin municipal officiel de la Ville de Paris vom 11. November 1940: Arr t prfectoral (Prfet de Police) du 9 novembre 1940 sur la circulation. Departement Aisne.

[79]

[80]

[81]

In Hendaye an der franzsisch-spanischen Grenze fand am 23. Oktober 1940 ein Treffen zwischen Hitler und Franco statt, bei dem ber den Kriegseintritt Spaniens und den geplanten Angriff auf Gibraltar verhandelt wurde. Die Gesprche fhrten jedoch zu keinem konkreten Ergebnis. Zum Protokoll vgl. ADAP, Serie D, Bd. XI.1, S. 315-319: Undatierte Aufzeichnung ohne Unterschrift. Aufzeichnung ber die Unterredung zwischen dem Fhrer und dem Caudillo auf dem Bahnhof Hendaye im Salonwagen des F hrers am 23. Oktober 1940.
[82] [83]

Vor allem Reichsauenminister Joachim von Ribbentrop, der Hitler whrend dessen Reise nach Frankreich und Spanien mit seinem eigenen Sonderzug begleitet hatte. Wehrmacht-Verkehrs-Direktion. Eisenbahntransportabteilung. Departement Somme. Departement Seine-et-Oise. Departement Ille-et-Vilaine. Departement Seine-Maritime. Departement Finistre. Departement Seine-et.Oise. Departement Seine-et-Oise. Richtig : Saint-Pierre-des-Corps, Departement Indre-et-Loire. Richtig : Saint-Assise, im Sden von Paris. Departement Seine-et-Oise. Departement Cher. Departement Seine-et-Oise. Departement Seine-et-Oise. Departement Nivre.

[84]

[85]

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[90]

[91]

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[96]

[97]

[98]

[99]

[100]

Mit der Brieftauben-Verordnung vom 20. September 1940 hatte der Oberbefehlshaber des Heeres ohnehin das Halten von Brieftauben in Belgien und im besetzten Gebiet Frankreichs verboten. Vgl. Verordnungsblatt fr die besetzten franzsischen Gebiete Nr. 11 vom 17. Oktober 1940, S. 104-106. Eine Bekanntmachung des Militrbefehlshabers in Frankreich vom 5. November 1940 setzte die Brieftaubenverordnung ab 18. Oktober 1940 in Kraft. Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 15 vom 14. November 1940, S. 125. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 15 vom 14. November 1940, S. 125: Verordnung ber den Postverkehr zwischen dem besetzten Gebiet Frankreichs und dem Ausland. Vom 8. November 1940.
[101]

Reichsgesetzblatt, Teil I, Nr. 95 vom 1. Juni 1940, S. 823-825: Verordnung ber den Nachrichtenverkehr, 2. April 1940; Erste Durchfhrungsverordnung zur Verordnung ber den Nachrichtenverkehr, 13. Mai 1940.
[102]

Neben einem Paket ber 5 Kg durften die franzsischen Kriegsgefangenen noch zwei weitere Pakte von maximal je einem Kg pro Monat erhalten, vgl. Yves DURAND, La captivit. Histoire des prisonniers de guerre franais 1939-1945, Paris 1980, S. 206.
[103]

Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 17 vom 24. November 1940, S. 144-146: Verordnung ber die Meldung englischer Staatsangehriger auf den englischen Kanalinseln. Vom 12. November 1940.
[104] [105]

Weitere Lager befanden sich spter in Drancy und Besanon.

Zur Kontrolle des Unterrichts grndete die franzsische Regierung eine Untersuchungskommission, die den Inhalt von Schulb chern berprfte. Die Herausgeber von Schulbchern waren gehalten, bei Neuerscheinungen innerhalb eines Monats dem Ministerium f r Unterricht ein Exemplar vorzulegen. In jedem Dpartement stand es dem Inspektor der Akademie offen, den Gebrauch von bestimmten Schulbchern zu untersagen. Vgl. Journal Officiel vom 1. Januar 1941, S. 13: Dcret du 13 dcembre 1940 relatif aux livres
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scolaires en usage dans l'enseignement, le 13 dcembre 1940.


[107]

Vgl. Lagenbericht vom Oktober 1940, B 4.

Die Ausstellung Monet-Rodin, die aus Anla des einhundertsten Geburtstags der beiden Maler organisiert und bei der unter anderem Werke von Monet aus den Museen in Bremen und Berlin gezeigt wurden, fand im Dezember 1940 in der Orangerie des Louvre zugunsten der Hilfsorganisation fr Knstler (Entraide des Artistes) statt.
[108] [109]

Einsatzstab.

Der Rckzug des MBF aus der "Auswertung" des beschlagnahmten Archivbestandes des Quai d'Orsay resultierte aus dem Konflikt, der zwischen der Gruppe Archivschutz und dem Sonderkommando der sogenannten "Aktion Q" unter Leitung von Dr. Jagow entstanden war. Als Mitarbeiter der Gruppe Archivschutz zog sich Dr. Georg Winter zur ck, um sich der Verantwortung fr den von Jagow geplanten Abtransport von Archivmaterial nach Berlin zu entziehen. Nachtrglich billigten seine Vorgesetzten seine Entscheidung. Zu den Hintergrnden vgl. BA-MA (Freiburg) RW 35/482.
[110] [111]

Vgl. Lagebericht Oktober 1940, B 5.

Frankreich hatte sich dazu verpflichtet, dem Deutschen Reich t glich 400 Millionen FF Besatzungskosten zu zahlen, die zu einem, Deutschland beg nstigenden Wechselkurs, im Verhltnis von 1 : 20 umgerechnet wurden. Grundlage fr diese Vereinbarung war 18 des Waffenstillstandsvertrages vom 22. Juni 1940, der bestimmt hatte: "Die Kosten fr den Unterhalt der deutschen Besatzungstruppen auf franz sischem Boden trgt die franzsische Regierung.", BHME, Entstehung und Grundlagen des Waffenstillstandes von 1940, Anlage 2, hier S. 367.
[112]

Gemeint ist die deutsch-franzsische Verrechnungsregelung vom 14.11.1940, vgl. DFCAA, vol. II, S. 350 und 369. Siehe auch den Briefwechsel zwischen Yves Brart de Boisanger und Hans Richard Hemmen, abgedruckt in: DFCAA, vol. II, S. 433-442.
[113]

Durch den Verlauf der Demarkationslinie, die nordwestlich von Genf einem weiten Bogen zunchst nach Sden und dann wieder nach Osten bis zur Schweizer Grenze beschrieb, war dieses Gebiet auf drei Seiten eingeschlossen und hnelte einer Enklave.
[114] [115]

Vgl. den Lagebericht August 1940, B II, 3e. Oberkommando des Heeres. Henri Raphal Alibert. Anlage 2. Hier nicht aufgenommen. Dr. Fritz. Oberkriegsverwaltungsrat. Nhere biographische Angaben nicht ermittelt. Abteilung Wi I: Allgemeine Angelegenheiten der Wirtschaftsabteilung. Nhere Einzelheiten nicht ermittelt. Dr. Wilhelm Weniger. Nhere biographische Angaben nicht ermittelt. Vgl. unten Anlage 3. Vorlage Unleserlich. Allgemeine Elektricitts-Gesellschaft.

[116]

[117]

[118]

[119]

[120]

[121]

[122]

[123]

[124]

[125]

Im Anschlu an den Abschlu des Nichtangriffspaktes hatte sich Deutschland als Gegenleistung f r Minerall und Rohstoffimporte aus der UdSSR zur Lieferung von Maschinen und Fertigprodukten verpflichtet.
[126] [127]

Departement Loire-Infrieure. Anlage 4. Hier nicht aufgenommen.

[128]

Nach dem offiziellen Auslaufen im Februar 1933 des Handelsvertrages aus dem Jahre 1926 bestand de facto zwischen Deutschland und Schweden Meistbeg nstigung. Beide Lnder hatten am 28. August 1934 ein Abkommen mit Protokoll ber die Zahlungen im beiderseitigen Warenverkehr unterzeichnet, das am 28. Dezember 1934 noch um ein deutschschwedisches Verrechnungsabkommen erweitert worden war, vgl. dazu die Aufzeichnung des Legationsrates van Scherpenberg vom 20.5.1937 in: ADAP C/VI, Dok. 376 S. 814f. bzw. ebenda S. 262 Anm. 1.
[129]

Zur vorlufigen Regelung bis zur Einfhrung einer Kleiderkarte vgl. Journal Officiel vom 13. Februar 1941, S. 714 f.: Loi du 11 fvrier portant rglementation provisoire de la vente des vtements et articles textiles. Die Einfhrung der Kleiderkarte war von deutscher Seite bei der ersten Besprechung zwischen Vertretern der franzsischen und deutschen Textilindustrie am 12. August 1940 in Paris im Haus der Union Textile gefordert worden, vgl. Hans KEHRL, Krisenmanager im Dritten Reich. 6 Jahre Frieden - 6 Jahre Krieg. Erinnerungen. Mit kritischen Anmerkungen und einem Nachwort von Erwin VIEFHAUS, Dsseldorf, 1973, hier S. 197-199.
[130] [131]

Vgl. Journal Officiel vom 28. Januar 1940, S. 774: Avenant du 8 janvier 1940 l'accord de payement franco-turc du 23 aot 1939. Ostdeutsche Landbeschftigungs GmbH. Festmeter. Vgl. DFCAA, vol. II, S. 350 und 369. Siehe auch den Briefwechsel zwischen Yves Brart de Boisanger und Hans Richard Hemmen, abgedruckt in: DFCAA, vol. II, S. 433-442.

[132]

[133]

[134]

Am 23. Oktober 1940 wurde in Wirtschaftsverhandlungen zwischen der Schweiz und Frankreich ein modus vivendi fr den Auenhandel vereinbart, der u.a. einen Verrechnungskurs von 1:10 festlegte. Zu den weiteren Ergebnissen vgl. Recueil officiel des lois et ordonnances de la Conf dration suisse, 1940, vol. 56/II, S. 1837-1840.
[135] [136]

Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 16 vom 22. November 1940, S. 130-141: Zweite Verordnung zur Durchfhrung und Ergnzung der

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Lagebericht November 1940 (MBF)

http://www.ihtp.cnrs.fr/prefets/de/d1140mbf.html

Feindvermgensverordnung. Vom 18. November 1940. Zur Regulierung des Arbeitsmarktes richtete die Vichy-Regierung am 11. Oktober 1940 das "Kommissariat zur Bekmpfung der Arbeitslosigkeit" (Commissariat la lutte contre le chmage) ein, dessen Aufgabe in der gruppenweise Zusammenfassung von Arbeitslosen zur Ausfhrung ffentlicher Arbeiten im Auftrage der Ministerien und Staatssekretariate bestand. Das Kommissariat war unter der Leitung des Industriellen Fran ois Lehideux zwar dem Arbeitsministerium unterstellt, hatte aber weitgehend autonome Kompetenzen. Vgl. Journal Officiel vom 29. Oktober 1940, S. 5461-5462: Loi du 11 octobre 1940 relative l'utilisation des travailleurs sans emploi, le 11 octobre 1940.
[137] [138]

Der Abtransport der franzsischen Kriegsgefangenen nach Deutschland war zu diesem Zeitpunkt weitgehend abgeschlossen. Der Rentenmarkt war am 14. Oktober 1940 mit Genehmigung der Militrverwaltung wieder erffnet worden. Vgl. Journal Officiel vom 3. September 1940 S. 4481: Loi du 13 aot 1940 relative au maintien des prix. Yves Bouthillier.

[139]

[140]

[141]

[142]

Vorbereitung einer Invasion in England, von Hitler am 16. Juli 1940 befohlen, im September 1940 jedoch wegen der verlorenen Luftschlacht um England auf unbestimmte Zeit verschoben.
[143]

Ortskommandanturen 1. Klasse. Nordwestfrankreich. Sdwestfrankreich. Nordostfrankreich. Richtig: FK 584 Saint-Maurice fr Paris-Ost. FK 757 Neuilly fr Paris-West. Befehlshaber des Ersatzheeres, Friedrich Fromm. Oberkommando des Heeres, Generalstab des Heeres. Nhere Einzelheiten nicht ermittelt. Armeeoberkommando. Eduard Wagner. Erwin Jaenecke. Stammlager. Anlage 1, hier nicht aufgenommen. Auf der Anlage handschriftlich gendert in: Anlage 6. Tabelle hier nicht aufgenommen.

[144]

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[148]

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[154]

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[156]

Verordnungsblatt fr die besetzten franzsischen Gebiete Nr. 11 vom 17. Oktober 1940, S. 107: Verordnung gegen das unbefugte berschreiten der Demarkationslinie. Vom 4. Oktober 1940.
[157]

Es handelt sich unter Umstnden um E. Girardon, Verfasser der Schrift "Organisation du matriel d'artillerie, Paris/Nancy 1896". E. Girardon war Hauptmann der Artillerie, Professor an der cole militaire, Ritter der Ehrenlegion sowie Offizier der Akademie.
[158]

Eugen Frst zu ttingen-Wallerstein (1885-1969). Studium der Rechtswissenschaften. 1909 bis 1918 im diplomatischen Dienst, unterbrochen durch den Kriegsdienst 1914/15. 1923 bis 1930 Chef der Hof- und Vermgensverwaltung des Kronprinzen Rupprecht. 1940 bis 1942 Inselkommandant von Guernsey. 1942 nach Verwundung in Ruland aus dem Heeresdienst entlassen. Nach 1945 Vorsitzender des Verbandes der bayerischen Grundbesitzer und der Vereinigung des Adels in Bayern. Aufsichtsratmitglied der Bayerischen Vereinsbank und der Bayerischen Landwirtschaftsbank.
[159]

Das Kriegsgefangenen-Bezirks-Kommando XII wurde im Juli/August 1940 durch den Wehrkreis VI (Mnster) gebildet und im Raum Bordeaux eingesetzt. Im Dezember 1940 wurde der Gefangenenbezirk XII in Kriegsgefangenen-Bezirks-Kommandant M umbenannt.
[160] [161]

Durchgangslager. Auf der Anlage handschriftlich gendert in: Anlage 7. Darstellung hier nicht aufgenommen. Dienstuntauglich. Departement Rhne. Departement Sane-et-Loire. Departement Seine-Infrieure. Departement Haute-Marne. Departement Cte-d'Or. Heeresunterkunftsverwaltungen.

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Lagebericht November 1940 (MBF)

http://www.ihtp.cnrs.fr/prefets/de/d1140mbf.html

[170]

Armeeverpflegungslager. Grne Zone. Departement Meurthe-et-Moselle. Departement Cte-d'Or. Departement Jura. Departement Cher. Departement Loir-et-Cher. Fr die vorangegangenen Monate konnte lediglich fr den August 1940 ein der Bericht des Kommandostabes ermittelt werden. Walther von Brauchitsch.

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Lagebericht Dezember 1940 - Januar 1941 (MBF)

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AN, AJ 40/443 Paris, den 31. Januar 1941[1]

Der Militrbefehlshaber in Frankreich[2] Kommandostab Abteilung Ia Br[ief].B[uch].Nr. Ia 57/42 g.[eheime]K[omman]dos.[ache]

Betr.: Lagebericht Dezember/Januar Anlage H e f t

Geheime Kommandosache

An den Herrn Oberbefehlshaber des Heeres[3]

Beiliegend wird der zusamengefasste Lagebericht fr die Monate Dezember 1940 und Januar 1941 bersandt.

Der Militrbefehlshaber von Stlpnagel

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Lagebericht Dezember 1940 - Januar 1941 (MBF)

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Verteiler[4]:

O.K.H.[5] Adj. Ob.d.H.[6] Adj. Chef Gen.Stb.d.H.[7] Gen.Qu.[8] O.Qu I O.Qu V G.Z.[9] Op. Abt.[10] Org.Abt.[11] O.Qu IV Abt. fremde Heere West Heerwesen-Abt. Chef Transportwesen Chef H.N.W.[12] Chef H Rst und BdE[13] Personalamt =1. =2. =3. bis 10. =11. =12. =13. =14. =15. =16. =17. =18. =19. =20. =21. bis 24. =25. Ausfertigung " Ausfertigung " " " " " " " " " " Ausfertigung Ausfertigung

O.K.W.[14] W F St/L[15] A Ausl.Abw.[16] =26. =27. " "

Militrbefehlshaber in Frankreich Kommandostab =28. bis 32. Ausfertigung

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Lagebericht Dezember 1940 - Januar 1941 (MBF)

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Ia Ic IIa III. Kgf. Abwehrleitstelle Prop.Abt.[17] Abt. Otzen[18] Verb.Offz. zur Deutschen Botschaft[19] Verwaltungsstab O.Qu. Frankreich[20] W.Wi.R.-Stab Frankreich[21] General z.b.V. I[22] Hh.Nachr.Fhrer[23] Mil.Verw.Bez. A Mil.Verw.Bez. B Mil.Verw.Bez. C Mil.Verw.Bez. Paris Mil.Verw.Bez. Bordeaux Standortkommandantur Paris

=33. =34. =35. =36. =37. =38. =39. =40. =41. u. 42. =43. bis 93. =94. =95. =96. =97. =98. " 100. =101. " 103. =104. " 106. =107. " 109. =110. " 112. =113.

Ausfertigung " " " " " " " " " " " " " " " " " " "

Nachrichtlich Oberbefehlshaber West[24] Heeresgruppenkommando " A C =114. =115. =116. " " "

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Lagebericht Dezember 1940 - Januar 1941 (MBF)

http://www.ihtp.cnrs.fr/prefets/de/d1240_0141mbf.html

" A.O.K.[25] 1 A.O.K. 6 A.O.K. 7 A.O.K. 9 A.O.K. 16 Waffenstillstandskommission

=117. =118. =119. =120. =121. =122. =123. =124. =125.

" " " " " " " " " "

Kommandierender Admiral Frankreich[26] General der Luftwaffe Paris[27] Militrbefehlshaber Nordfrankreich[28] Akte Ia - Reserve in Belgien

und =126. u. 127.

=128. bis 140.

Ausfertigung

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Lagebericht Dezember 1940 - Januar 1941 (MBF)

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Lagebericht

Monat "

Dezember Januar

1940 1941

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Inhalt

A) Vordringliche Probleme B) Die Laval-Krise C) Lage auf den einzelnen Sachgebieten:

I. Politische Lage II. Verkehrs- und Nachrichtenwesen 1) Verkehrswesen 2) Militrische Nachrichten III. Die franzsische Verwaltung 1) Allgemeines 2) Das franzsische Polizeiwesen 3) Die franzsischen Gemeinden 4) Schule und Kultus 5) Die franzsischen Staats- und Gemeindefinanzen 6) Das franzsische Gesundheitswesen 7) Das franzsische Veterinrwesen 8) Das Justizwesen im besetzten Frankreich 9) Das franzsische Post- und Nachr.[ichten]Wesen IV. Die franzsische Wirtschaft 1) Allgemeines 2) Die Entwicklung in den einzelnen Zweigen der gewerblichen Wirtschaft 3) Ernhrung und Landwirtschaft 4) Forst- und Holzwirtschaft

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5) Auswrtiger Waren- und Zahlungsverkehr 6) Arbeitseinsatz und Sozialfragen 7) Bank-, Brsen- und Versicherungswesen 8) Preisregelung V. Aufbau der Militrverwaltung 1) Stbe 2) Landesschtzen- und Wacheinheiten 3) Bodenstndige Sicherung 4) Bodenstndige Einrichtungen VI. Die deutsche Exekutive und Gerichtsbarkeit im besetzten franzsischen Gebiet VII. Kriegsgefangene VIII. Flchtlings- und Rckwandererwesen

Anlagen

1. Arbeitsbericht des Deutschen Roten Kreuzes 2. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers Nr. 19 u. 20 3. Verzeichnis der wichtigsten im Journal Officiel verffentlichten franzsischen Gesetze. 4. Zeitungsausschnitte a) aus "Le Matin" vom 15.12.40 Nr. 20.717 ber die Beisetzung des Herzogs von Reichstadt. b) "Le Petit Parisien" vom 4.1.41 Nr. 23.311 ber die Versorgung von Paris, c) aus "Paris Soir" vom 2.1.41 Nr. 195 ber die Collaboration. 5. Lichtbilder, betr. a) Erffnung der Strecke Paris-Strassburg am 2.12.40,

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b) Hochbetrieb bei der Feldpost vor Weihnachten, c) deutsch-franz. Wirtschaftsverhandlungen, vom 18.1.41. 6. 2 Tabellen ber Entwicklung der Arbeitslosigkeit und Vermittlung von Arbeitskrften nach Deutschland. 7. (Tabellarische Darstellung) Anzeigen ber Straftaten. 8. " " Beutematerial.

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A. Vordringliche Probleme. Die Lage im besetzten franzsischen Gebiet wird gekennzeichnet durch eine erhebliche Verschlechterung der Stimmung in der Bevlkerung (vergl. C I), durch Schwierigkeiten in der Versorgung und die Unsicherheit in Bezug auf Zusammensetzung und Wirkungsmglichkeit der franzsischen Regierung. Trotzdem ist die Sicherheit der Besatzungstruppen nirgends gefhrdet. Aufstandbewegungen oder organisierte Widersetzlichkeiten der Behrden und der Bevlkerung sind nicht in Erscheinung getreten. Die politischen Gegenstrmungen werden scharf berwacht. Die im Novemberbericht zur Sprache gebrachten Probleme hinsichtlich der Demarkations- und Nordostlinie harren unverndert der Lsung. Folgende Erscheinungen und Ereignisse stehen im Vordergrund:

1.) Versorgung der Zivilbevlkerung mit Lebensmitteln und Brennstoffen. Die Versorgung mit Lebensmitteln. Die Schwierigkeiten in der Versorgung mit Lebensmittelnhaben sich im Dezember und Januar wegen des vlligen Mangels an Kartoffeln und des Rckganges des Viehauftriebes verschrft. Die Brotversorgung konnte noch sichergestellt werden. Besonders angespannt ist die Ernhrungslage in Paris. Die Grnde fr die Verschlechterung der Versorgungslage liegen

a) in dem mangelhaften Funktionieren der franz. Verwaltung. Den Verw.[altungs] Behrden fehlt der erforderliche berblick ber die noch vorhandenen Lebensmittel und Viehbestnde. Eine neue Zhlung unter deutscher Kontrolle ist ntig. Die Verw.[altungs] Behrden sind auch nicht in der Lage, energisch gegen den Schwarzhandel vorzugehen. b) In Massnahmen von deutscher Seite, die sich auf die Versorgungslage ungnstig ausgewirkt haben. Hierzu gehren Abgabe der Kriegsgefangenen Abgabe von 30 Fahrkolonnen[29] zu je 110 Pferden, Zurckziehung von 40 000 Leihpferden Die hufig gemeldeten Nachrichtenbermittlung. Schwierigkeiten der Demarkationsund Nordostlinie, sowie der

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Eine etwa als polit.[isches] Druckmittel beabsichtigte vllige Absperrung der Demarkationslinie wrde die Ernhrung der Bevlkerung im besetzten Gebiet aufs strkste beeintrchtigen. Der Versuch, zur Bekmpfung des Schwarzhandels 17 000 Kontrolleure einzusetzen, musste aufgegeben werden, weil die Entlassung dieses Personals aus der Kriegsgefangenschaft nicht genehmigt wurde. Die Zusage[n] der deutschen Wirtschaft wurden hufig nicht eingehalten. Von den in Aussicht gestellten 100 000 to Kartoffeln wurden bis jetzt nur 17 500 to geliefert. Von den 50 000 to Saatkartoffeln ist bis jetzt noch nichts geliefert worden. Die Gesamtzusage von 450 000 to Speisekartoffeln kann daher nicht mit Sicherheit in Rechnung gestellt werden[30]. Von den deutscherseits zugesagten 100 000 to Zucker stammen 70 000 to aus den franzsischen Norddepartements. Mit dieser Abgabe hatte die franzsische Wirtschaft schon als selbstverstndlich gerechnet.

Kohlenversorgung. Witterungsverhltnisse und Transportschwierigkeiten haben die Kohlenversorgung erschwert. Der Verbrauch bersteigt die Produktion. Die Halden nehmen ab, sodass sie Ende Februar erschpft sein werden. Die Mglichkeit einer Produktionssteigerung ist von dem vermehrten Einsatz von Bergarbeitern abhngig. Die franzsischen Bergarbeiter werden jedoch sowohl im deutschen wie auch im franzsischen Bergbau bentigt. Ein Ausgleich ist notwendig. Die Entlassung der kriegsgefangenen Bergarbeiterist eine vordringliche Forderung. Bei voller Anerkennung der Massnahmen des Reiches drfen die Wechselwirkungen in der Sicherstellung der Reichsinteressen im Heimatgebiet und im besetzten franz. Gebiet nicht bersehen werden.

2.) Einheitliche Fhrung und vollziehende Gewalt im besetzten Gebiet. Das Bestreben der Reichsressorts geht dahin, eigene Befehlswege auf ihren Fachgebieten zu den unter den Befehl des Militrbefehlshabers ttigen Dienststellen einzurichten. Die Wahrung einer einheitlichen Fhrung und Ausbung vollziehender Gewalt ist ohnehin durch die enge Berhrung der Massnahmen des Militrbefehlshabers, der Waffenstillstandskommission und der Botschaft in Paris erschwert. Wenn dazu noch Berliner Zentralstellen mit und ohne Sonderbeauftragte, sowie Einsatzstbe von Reichsmtern als selbstndige Dienststellen bercksichtigt werden mssen, so wird die Einheit der Fhrung gefhrdet. Zur nutzbringenden Anwendung vollziehender Gewalt und zur straffen Fhrung der besetzten Gebiete ist es ferner erforderlich, dass der Militrbefehlshaber mit Wehrmachtbefugnissen ausgestattet ist. Diese sind an und fr sich in der bertragung vollziehender Gewalt begrndet, finden aber nicht die gengende Beachtung. Es ist erforderlich, die Fhrungsgrundstze im besetzten franzsischen Gebiet den Reichsstellen und Wehrmachtteilen erneut in Erinnerung zu bringen.

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3.) Durchfhrung der Arisierung. Arisierung der franzsischen Wirtschaft. Die Arisierung der franzsischen Wirtschafthat erhebliche Fortschritte gemacht. 1) Es wurden fr alle jdischgekennzeichneten Geschftemit Strassenlden kommissarische Verwalter eingesetzt[31]. Somit sind diese Geschfte den deutschen Kufern wieder zugnglich. 2) Fr grssere Betriebe sind eine Reihe weiterer Kommissare durch den Milit rbefehlshaber eingesetzt worden. 3) Jdische Unternehmen gehenin grossem Umfang durch Verkauf in arische Hnde ber. 4) Die franzsische Regierung hat ein besonderes Zentralamt zur Mitarbeit bei der Arisierung eingerichtet[32], das bei weiterer Intensivierung seiner Arbeit die deutschen Dienststellen wesentlich entlasten kann. 5) Die franzsische Regierung hat begonnen, die von deutscher Seite ernannten kommissarischen Verwalter auch ihrerseits zu ernennen[33]. Damit ist fr diese Verwalter auch in den Augen der franzsischen Bevlkerung eine ausreichende Rechtsgrundlage geschaffen. Auch in der Arisierung verfolgen die Franzosen eine hinhaltende Taktik, um jede Mglichkeit eines spteren Kurswechsels bercksichtigen zu knnen. Der Abtransport von Waren aus jdischen Geschften nach Deutschland ist angelaufen. Das Tempo der Arisierungsaktionin Frankreich leidet unter der Tatsache, dass die deutschen Dienststellen auf die Mitarbeit franzsischer Behrden angewiesen sind. Ausserdem fehlen die geistigen und politischen Voraussetzungen fr die erfolgreiche Durchfhrung solcher Aktionen. Wenn selbst im nationalsozialistischen Deutschland trotz der dort vorhandenen gnstigen Voraussetzungen die Arisierung einen erheblichen Zeitaufwand erforderte, so ist dies in Frankreich in verstrktem Masse der Fall.

4.) Unberechtigte Aufkufe und Verstsse gegen die Bestimmungen ber die Benutzung der Kraftfahrzeuge. Einreise der Einkaufskommandos Die Einreise von Einkaufskommandos der Wehrmacht, der zivilen Dienststellen und von Einzelpersonen hat einen Umfang angenommen, der die geordnete Bewirtschaftung und Versorgung im franzsischen Gebiet ernstlich gefhrdet. Dabei werden a) die Bestimmungen ber Ankauf von Lebens- und Genussmitteln, Marketenderwaren, Weine und Spirituosen,

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b) die Verfgungen ber die Ausstellung von Passierscheinen, die Kraftfahrzeugbenutzung, den Geldwechsel mit allen Mitteln umgangen.

Besichtigungs- und Vergngungsreisen. Besichtigungs- und Vergngungsreisenfinden noch in grosser Zahl unter fadenscheinigen dienstlichen Begrndungen statt. Zentrale Besprechungen, an denen auch Dienststellen der Ostfront beteiligt sind, werden mit Vorliebe nach Paris verlegt. Das Einreiseverbot fr Frauen ohne Daueranstellung im besetzten Gebiet[34] wird mitunter nicht beachtet. Alle diese Erscheinungen schdigen Moral und Disziplin der im besetzten Gebiet liegenden Truppe. Es ist notwendig, die fr das besetzte Gebiet erlassenen Bestimmungen in Bezug auf Einreise, Ankufe, Geldwechsel und Kraftwagenbenutzung den Heimatdienststellen erneut zur Kenntnis zu bringen und die verantwortlichen Persnlichkeiten zur unbedingten Befolgung zu verpflichten.

5.) Kriegsgefangene. Neuorganisation des K[riegs]g[e]f.[angenen]-Wesens. Die Abgabe von 150 000 K[riegs]g[e]f.[angenen] an das Heimatgebiet ergibt eine vllige Neuorganisation des K[riegs]g[e]f.[angenen]-Wesens. Die Stammlagerbezirke werden von 55 auf 25, einschliesslich von 3 Internierungslagern, verringert. Die freiwerdenden Bewachungsbat[ai]l[lon]e. werden fr die allgemeinen Bewachungsaufgaben eingesetzt. Hierdurch wird es mglich sein, die bisher nicht zu leistende Bewachung der Versorgungseinrichtungen, der Beutebestnde und der wichtigsten Verkehrseinrichtungen sicherzustellen.

Arbeitseinsatz und Bewachung von K[riegs]g[e]f[angenen]. Nach wie vor bedeutet der Arbeitseinsatz der Gefangenen im eigenen Lande hinsichtlich Bewachung und Kontrolle ein schwer zu meisterndes Problem. Eine grosse Zahl von K[riegs]g[e]f.[angenen] ist whrend der Kampfhandlungen und in der unkontrollierten Verwendung bei der Truppe entwichen und hat sich nach eigener Initiative in den Arbeitsprozess wieder eingereiht. Andere K[riegs]g[e]f. [angene] sind beurlaubt und die letzte Kategorie leistet in der Gewerblichen Wirtschaft und in der Landwirtschaft unter mehr oder minder scharfer Bewachung dieselbe Arbeit. Zahlreiche entflohene K[riegs]g[e]f.[angene] haben sich Demob.[ilisierungs] Scheine besorgt oder sind in das unbesetzte Gebiet abgewandert. Die Beaufsichtigung beurlaubter K[riegs]g[e]f.[angener] und die Wiedererfassung entwichener K[riegs]g[e]f.[angener]im eigenen Lande setzt eine Organisation voraus, die nur durch eine bis in das

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kleinste ttig werdende Exekutive mglich ist. Diese besteht innerhalb der Besatzungsmacht nicht, kann auch nicht eingerichtet werden, wenn nicht dem Reich neue erhebliche Krfte entzogen werden sollen. Die franzsische Polizei leistet verstndlicherweise gegen ihre eigenen Landsleute nicht die ntige Untersttzung. Eine Verschrfung der Strafmassnahmen gegenber den Behrden und der franzsischen Exekutive wrde die Stimmung in immer strkerem Masse belasten. Die Folge wre eine rasch absinkende Produktivitt des Wirtschaftsapparates und damit wieder eine Schdigung der Gesamtkriegfhrung.

6.) Die Nordostlinie. Sperrung der Nordostlinie. Unzureichende berwachungskrfte und der Mangel der beantragten Strafbestimmungen fr das unbefugte berschreiten haben dem Militrbefehlshaber veranlasst, die Undurchfhrbarkeit der hermetischen Sperrung der Nordostlinie in einem Sonderbericht[35] zu melden.

B. Die Laval-Krise. Die politische Lage der Berichtszeit (Dezember/Januar) wird bestimmt durch den "Staatsstreichversuch von Vichy" vom 13.12.40[36], dessen aussen- und innenpolitischen Grnde in zwei Hauptmomenten aufgezeigt werden mssen: in der aussenpolitischen Lage Frankreichs und ihrer Rckwirkung auf die Politik der "Collaboration," und den innerpolitischen Verhltnissen und ihrer Rckwirkung auf die Politik der "Collaboration." Die aussenpolitische Lage Frankreichs und ihre Rckwirkung auf die Politik der "Collaboration". Der Kernpunkt des aussenpolitischen Programms Pierre Lavals und damit der bisherigen franzsischen Regierung war der Gedanke der aufrichtigen Zusammenarbeit mit Deutschland. Diese Politik zog die Folgerungen aus dem Zusammenbruch Frankreichs und dem Glauben an den Endsieg Deutschlands. Sie wurde zu einem Bekenntnis zur kontinentalen Solidaritt unter Anerkennung des Fhrungsanspruches Deutschlands, was Laval am 19.10.1940 auch dem damaligen Chef der Militrverwaltung[37] gegenber ausgesprochen hat[38]. Laval nahm aus berzeugung eindeutig Stellung gegen England und sprach seine Entschlossenheit offen aus (29.11. und 10.12.), die de Gaulle-Bewegung in Afrika mit Waffengewalt niederzuschlagen[39], auch dann, wenn ein Zusammenstoss mit England auf afrikanischem Boden dadurch ausgelst wrde, der praktisch durch Mers el-Kebir[40] und Dakar[41] schon erfolgt war. Die fr die Franzosen "revolutionre" Fhrung der Aussenpolitik wurde in der allgemeinen Geistesverwirrung nach dem Zusammenbruch zunchst nur von wenigen begriffen, es bestand aber die Aussicht, dass sich im Laufe der Zeit Frankreich in ein neues Europa hineinfinden wrde. Diese Hoffnung hat sich nicht erfllt.

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In den letzten Monaten sind Widerstnde unvorhergesehener Art gegenber einer rckhaltlosen Politik der "Collaboration" eingetreten. Im letzten Bericht wurde schon die Widerstandskraft Englands und die ausgebliebene Invasion erwhnt, die eine Hoffnung auf einen englischen Sieg wach werden liessen. In der Berichtszeit konnten die Englnder Erfolge im Mittelmeerraum gegen Italien erzielen[42] und propagandistisch auswerten, verbunden mit Gerchten ber eine angebliche Vertrauenskrise in Italien. Die Reden Roosevelts[43], amerikanische Versprechungen einer umfangreichen Hilfeleistung durch den neuernannten Botschafter[44] kommen hinzu. Wenn man auch in fhrenden Kreisen Frankreichs nicht mit einer Niederlage Deutschlands rechnet, so erwartet man doch einen sogenannten "Weissen Frieden,"[45] in dem auch Frankreich eine bessere Rolle als die ihm von Deutschland zugedachte einnehmen wrde. Als Aktivum der franzsischen Polizei wird folgendes angesehen:

a) Die "Schlsselstellung" Weygands[46], der bei einer etwaigen nderung der bisherigen deutschen Politik (z.B. Besetzung von Westfrankreich, Eingriffe Deutschlands in die innere Politik Frankreichs) jederzeit das franzsische Kolonialreich und die Kolonialarmee selbstndig machen oder auf die Seite Englands bringen knnte[47]. In diesem Falle msste auch mit einer klaren Entscheidung der franzsischen Flotte zugunsten Englands gerechnet werden. b) Die Wichtigkeit der Westkste Afrikas (Dakar), der ["] Sdwestflanke Europas," fr alle Kriegfhrenden, nicht zuletzt fr eine amerikanische Hilfe an England. c) Die amerikanische Pression auf Frankreich (Entsendung des Botschafters Leahy[48]). Die Politik der "Collaboration" hat an Boden verloren, zumal nach franzsischer Auffassung Deutschland bisher (6 Monate seit dem Waffenstillstandsvertrag) nichts getan hat, was bei den Franzosen fr eine Zusammenarbeit werben knnte. Noch hngt die Drohung grsster Gebietsabtretungen hauptschlich an Italien - (Nordostlinie, Savoyen, Nizza, Korsika, Tunis, Kolonien), ber Frankreich. Die Ausweisung der Elssser und Lothringer[49], denen 6000 bad.[ische] Juden als angebliche Lothringer untermischt waren[50], wurde nicht als Einzelereignis empfunden, sondern geradezu als Symptom, fr das Laval verantwortlich gemacht wird. Man wird in Zukunft mit folgenden Erscheinungsformen der "Collaborations"-Politik rechnen mssen. a) Rckhaltlose, aufrichtige Politik der Verstndigung im Sinne Pierre Lavals. Sie findet zurzeit nur wenige Anhnger. b) Eine Politik der Verstndigung unter gewissen Vorbehalten. Sie wird von denen vertreten, die es mit Deutschland, aber auch mit England nicht verderben wollen, einen "Weissen Frieden" erhoffen und darum eine Politik des Hinhaltens und Abwartens befrworten. Eine solche Politik sollte durch Lavals Sturz ermglicht werden.

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Lagebericht Dezember 1940 - Januar 1941 (MBF)

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c) Hinterhltige "Collaborations-"Politik. Sie wird vertreten von Anhngern Englands und de Gaulles. Man will durch sie die Waffenstillstandsbedingungen erleichtern, erwartet aber den Endsieg Englands.

Die innerpolitischen Verhltnisse und die Collaboration. Es war eine politische Fiktion, als der neue Staat die bisherigen politischen Strmungen und Ideen beseitigte, in der Annahme, es wrden neue aufbauende Krfte und Ideen frei. So wurden durch gesetzliche Verfgung die bisherigen politischen Quellen verstopft, aber sie fliessen unterirdisch weiter und erscheinen in vernderter Form, weil keine neuen tragenden Ideen aufbrachen. Einzelheiten ber das innerpolitische Bild gehen ber diesen Bericht hinaus. So gegenstzlich die verschiedenen politischen Strmungen sind, so finden sie sich in der Ablehnung Deutschlands und der Politik einer deutsch-franzsischen Verstndigung. Bei den Interessengruppen, die bisher im parlamentarischen System von grsstem Einfluss waren, offiziell durch den neuen Staat ausgeschaltet wurden, aber immer noch wirksam sind, (Grossfinanz, Juden, Freimaurer usw.) ist das ohne weiteres klar. Aber auch die politischen Bewegungen, die geduldet sind, oder z.T. offizielle Frderung erfahren, zeigen antideutsche Tendenzen. Dies gilt z.T. von der katholischen und royalistischen Bewegung, vor allem im unbesetzten Gebiet. Die katholische Bewegung, die in der Zeit der Demokratie im wesentlichen unterirdischen Einfluss hatte, gewinnt an Bedeutung. Die antireligise Gesetzgebung wird in zunehmendem Masse abgebaut. (Aufhebung der Ausnahmebestimmungen der Gesetze von 1905 gegen die Orden)[51]. Die Vertreter des Staates beteiligen sich mehr an religisen Veranstaltungen. Der hhere kathol.[ische] Klerus stellt sich einheitlich hinter die Regierung Ptain. (Aufrufe zur Untersttzung Ptains als Gewissenspflicht)[52]. Die Worte der Verstndigung von Bischfen des besetzten Gebietes, vor allem des Pariser Kardinals Suhard[53], drfen nicht ber andere Tendenzen der katholischen Bewegung hinwegtuschen[54]. Auch die royalistische Bewegung ist wacher geworden, ihre Tendenzen sind bis in fhrende Kreise, teilweise auch beim Offizierskorps - vielfach im Generalstab - festzustellen. So knnen auch offiziseStrmungen zu Widerstandsbewegungen werden. Gibt es nun Mnner mit politischem und psychologischem Einfluss, die neue Ideen verwirklichen knnen? Zu den vielen Fiktionen der franzsischen Staatsreform gehrt die Abschaffung "parteipolitisch" gebundener Minister und ihre Ersetzung durch "Sachminister". Sie knnen mit einer einheitlichen politischen Idee wirken. Bei ihrem Fehlen entspricht dem widerspruchsvollen Volkswillen auch eine uneinheitliche Zusammensetzung der fhrenden Mnner, die sich fast alle aus egozentrischen Motiven bekmpfen. Der innerpolitische Machtkampf, der bisher durch Parteien und Interessengruppen (Grossfinanz, Judentum) gefhrt wurde, wird im neuen franzsischen Staat, wie immer, auf persnlichmenschlichem Gebiet ausgetragen. Es geht um die Gewinnung von persnlichem Einfluss, "Wiedereinsteigen in das Geschft," um Machterweiterung und um Ausschaltung der Gegner. Der Kampf wird nicht nur in der Regierung, sondern im ganzen Staatsapparat gefhrt.

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Erleichtert werden Kampf und Intrigen durch das hohe Alter des Marschalls Ptain, der mit seinen bald 85 Jahren (April) den vielen Einflssen nicht den ntigen Widerstand entgegensetzen kann. Vielleicht ist es gerade dieses Bewutsein seiner Grenzen, das bei ihm die Angst vor "Selbstndigkeitsgelsten" und vor dem "bergangenwerden" hervorruft, ein wesentlicher Ansatzpunkt fr die Intrigen beim Sturze Lavals. Wer die Erbschaft als Staatschef, mit der gerechnet werden muss, antreten kann, steht vllig dahin. Niemand hat die Autoritt des Marschalls, Politiker am allerwenigsten. So richten sich mancher Augen auf Admiral Darlan[55] und General Weygand, denen die Niederlage nicht zur Last gelegt wird. Die Fhrung einer zielbewussten Aussenpolitik wird nur bei einer Homogenitt der Auffassungen im Aussen- und Innenministerium mglich sein. Laval hatte bersehen, dass die Aussenpolitik seines Landes im Wesentlichen eine Funktion einer richtigen Innenpolitik sein musste. Durch sein geschichtliches Verdienst um die grosse Reform des Staates, durch seine klare Einsicht und starke Energie hatte er anfangs Oberhand gewonnen. Das Ausbleiben von "Erfolgen" seiner Aussenpolitik (s.[iehe]d. [ort]), strker ausgedrckt, die latente Krisis der Politik der "Collaboration", hatten jedoch den Widerstand geweckt und die verschiedensten Gegner sich gegen ihn zusammenschliessen lassen. Da die staatliche Exekutive - im weitesten Sinne des Wortes - in der Hand der Geg-ner [sic!] lag, war es nicht allzu schwierig, Laval zu Fall zu bringen, zumal auch der engste Mitarbeiterkreis des Marschalls feindlich gegen Laval und seine Politik eingestellt war und leichtes Spiel durch die psychologischen Rckwirkungen verschiedenster Art bei Ptain und im Ressentiment des Volkes hatte. So wird auch vielfach das deutsche Festhalten an der Einzelperson Laval nicht verstanden. Die Grnde zum "Staatsstreichversuch in Vichy" liegen also neben den persnlichen Intrigen in folgendem: Mass und Tempo der "Collaboration" gingen beim Fehlen praktischer Auswirkungen Masse, Regierung und wohl auch dem Marschall Ptain zu weit. Laval hat es versumt, im Sinne seiner Ideen einen sicheren Regierungs- und Beamtenapparat zu schaffen. Er hat seinen Feinden die Steuerung der Innenpolitik berlassen. Die tragende Volksbewegung fehlt!

C. Lage auf den einzelnen Sachgebieten. I. Die politische Lage. Zunahme der Stimmungsverschlechterung. Die Stimmungsverschlechterung der Bevlkerung gegenber Deutschland hat zugenommen. Unfreundlichkeit, ja Feindseligkeiten gegen die deutsche Besatzungsmacht wird meist nicht usserlich bekundet, jedoch sehr stark empfunden. Die Grnde fr dieses Absinken der Stimmung sind vor allem in den Rckschlgen der Verstndigungspolitik und den Erfolgen der Englnder gegenber Italien zu suchen (s.o.)[.]

Auswirkung durch den Abtransport der 150 000 K[riegs]g[e]f.[angenen] nach Deutschland. Noch immer sind die erhofften Erleichterungen der Bestimmungen ber die Demarkationslinie und

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Nordostlinie nicht eingetreten. Auch die Tatsache, dass fr die Entlassung der K[riegs]g[e]f.[angenen] der Rahmen viel enger gezogen war, als zunchst angenommen wurde, hat enttuschend gewirkt. Der Abtransport von 150 000 K[riegs]g[e]f.[angenen] nach Deutschland wird weiterhin als Gegenbeweis einer Verstndigungspolitik aufgefasst. Die Reaktion auf die Ausweisung der Elssser, Lothringer und bad.[ischen] Juden hlt an. Ausgewiesene Priester und fhrende Persnlichkeiten Elsass' und Lothringens durchziehen das unbesetzte Gebiet und halten Vortrge ber die seelische und materielle Not der Elssser und Lothringer mit Aufforderungen zur ffentlichen Hilfeleistung. Der Verzicht auf Elsass und Lothringen verluft nicht so reibungslos, wie er anfangs erwartet werden konnte.

Sturz Lavals. Der Sturz Lavals als des Hauptverteters der Verstndigungspolitik wird im Zuge der Verschlechterung der Stimmung begrsst und Laval als der Typ des Geschftspolitikers, der die Interessen des Landes seinem politischen Erfolg opfert, vielfach bezeichnet. Gerchte aller Art laufen vermehrt um. Sie werden von den Collaborationsfeinden und dem englischen N.[achrichten]D.[ienst] zur Beunruhigung in die Welt gesetzt. Etwas dmpfend auf die bergrossen Hoffnungen in die Strke und den Sieg Englands wirkten die Truppenverschiebungen in den Grenzgebieten, die whrend der Regierungskrise durchgefhrt wurden. Die Befrchtungen des Einmarsches, bezw. Durchmarsches durch das unbesetzte Gebiet, erregte die ffentliche Meinung sehr stark und hat dazu beigetragen, die tatschliche Lage Frankreichs wieder einmal deutlich zu machen, die immer bereitwillig und schnell vergessen wird.

Kommunistische Propaganda. Auch die kommunistische Propaganda sucht Nutzen aus der wachsenden antideutschen Stimmung zu ziehen, ihre propagandistische Terminologie ist dieselbe geblieben. Die scharfen Massnahmen der franzsischen Polizei gegen die kommunistischen Funktionre wirken sich aber gut aus. Der kommunistischen Bettigung wird damit Vorsicht und Zurckhaltung auferlegt, die Propaganda hat an Einheitlichkeit verloren. Die wirtschaftliche Notlage breitester Kreise, die sich in der Berichtszeit erheblich verschrft hat, drckt naturgemss die Stimmung sehr. Wurde anfangs die Lebensmittelverknappung dem Wohlleben der Besatzungsmacht bedingungslos zur Last gelegt, so beginnt allmhlich die Einsicht durchzudringen zum Teil als Wirkung der deutschen Propaganda - [,] dass die franzsischen Behrden durch die Desorganisation der Verteilung und die mangelnde Energie, dem Schwarzhandel und den Hamsterkufen zu begegnen, daran mitschuldig seien[56]. Abhilfe durch Militrbefehlshaber in Frankreich ist im Gange. Die Stimmung wurde auch dadurch beeinflusst, dass Deutsche aus dem Reich mit unbegrenzten Mitteln, unbekmmert um den Preisstand, in immer steigendem Mass fr den Franzosen unerreichbare Gegenstnde aufkaufen. Noch drckender fr alle Franzosen war die grosse Kohlennot; durch sie wird die Lebensmittelverknappung erst gesundheitsschdigend und schwerer zu tragen.

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Gesamturteil. Die antideutsche Einstellung hat sich versteift. Frankreich, das lngere Zeit nach der Niederlage noch vllig mutlos, desorientiert und verzweifelt war, beginnt sich "zu fangen". Auf Kosten des deutsch-franzsischen Verstndigungswillens kehrt allmhlich ein nationales Selbstbewusstsein zurck. Eine einheitliche politische Willensbildung und Zielrichtung haben sich aber noch nicht herausgestellt. Immer noch sind es Stimmungen, die Einfluss auf die politische Meinung haben. Die antideutsche Haltung ist mehr abwartender Natur und fhrt noch nicht zur Aktivitt. Ob die von der Regierung gesttzten politischen Bewegungen geeignet sind, eine politische Willensbildung und damit eine Konsolidierung des Staates herbeizufhren, kann noch nicht bersehen werden. Bis jetzt erscheint das innerpolitische Interesse nur auf einen kleineren Teil des Volkes (vor allem der Intelligenz) beschrnkt zu bleiben. Die Masse wird immer dem folgen, der es unternimmt, ihre wirtschaftliche Notlage zu bessern.

Die deutsche Propaganda. Die Arbeit der deutschen Propaganda leidet unter der fehlenden politischen Entscheidung. Sie kann von den Mglichkeiten einer Zusammenarbeit nur ganz allgemein sprechen, ohne klar umrissene Einzelheiten der kommenden Ordnung aufzuzeigen. Die Feindpropaganda bietet dagegen die lockendsten Bilder ihrer Kriegsziele. Die vielen Ereignisse der Berichtszeit, die die Stimmung und antideutsche Einstellung in so starkem Umfange verschlechterten, belasten naturgemss auch die Propagandattigkeit. Die Arbeit muss sich meist in der Bekmpfung aufkommender feindlicher Stimmungen erschpfen. Ein solcher "Kampf um Stimmung" ist mhsam und begleitet von Rckschlgen. Dass der gesamte Propagandaapparat whrend der franzsischen Regierungskrise in den Dienst der Politik gestellt werden musste, hat die Arbeit nicht erleichtert. So durfte die Presse des besetzten Gebietes auf Wunsch der Botschaft bis Anfang Januar berhaupt keine Meldungen ber die Vorgnge in Vichy bringen, whrend die Weltpresse einschliesslich der deutschen Zeitungen und die Radiosender der Welt Einzelheiten und Berichte brachten. Es darf nicht Wunder nehmen, dass dadurch die Glaubwrdigkeit der unter deutscher Aufsicht arbeitenden franzsischen Presse gelitten hat. Dass es der dann einsetzenden Pressekampagne gelang, die Regierung in Vichy und die anglophilen Elemente unter politischen Druck zu setzen, hat diesen Nachteil z.T. wieder aufgehoben.

berfhrung des Herzogs von Reichstadt[57].


Die berfhrung des Herzogs von Reichstadt, die in hervorragendem Masse geeignet war, fr Deutschland zu werben, hatte infolge geringer Vorbereitungszeit (12 Stunden) nicht den propagandistischen Erfolg, den man erwarten konnte. Auch fiel dieses Ereignis mit dem Beginn der Regierungskrise zusammen, die von den unsinnigsten Gerchten begleitet war und daher die Gemter in Erregung hielt.

Propaganda durch Rundfunksend[un]g. Die englischen und sonstigen auslndischen Rundfunksendungenhaben infolge des frhen Sendeschlusses der deutschen Sender[58] immer noch die weit bessere Wirkungsmglichkeit und bestimmen die ffentliche Meinung ber die Ereignisse des Krieges und der Politik.
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Eine Tiefenwirkung unserer Propagandakann ohne Klrung der politischen Lage nicht erwartet werden, auch sie hngt vom Aufzeigen praktischer Beweise der Verstndigungspolitik ab.

Auftreten der deutschen Wehrmacht. Das Auftreten der deutschen Wehrmachtin der ffentlichkeit ist im Allgemeinen korrekt und soldatisch. Der Soldat ist immer noch der beste Aktivpropagandist, wenn sich auch Flle von Disziplinlosigkeit, die Ansehen und Nimbus der deutschen Wehrmacht Abbruch tun, gezeigt haben. Dass immer noch zahlreiche deutsche Soldaten aller (!) Dienstgrade trotz mehrfachen Verbotes und der selbstverstndlichen nationalsozialistischen Pflicht ihre Einkufe in jdisch-bezeichneten Geschften gettigt haben, hat in der franzsischen Bevlkerung einen falschen Eindruck ber die Einstellung zur Judenfrage hinterlassen. Abhilfe ist hier durch Militrbefehlshaber Frankreich geschaffen.

Innere Sicherheit. Sabotage. Die Sabotageflle halten sich etwa in der gleichen Hhe wie in den Vormonaten. Planmssige Sabotageorganisationen konnten nirgends festgestellt werden. Wurden die Tter gefasst, so wurden sie dem Kriegsgericht bergeben und der Vorfall propagandistisch ausgewertet. Blieb der Tter unbekannt, so erwiesen sich die verhngten Straf-massnahmen [sic!] (bei den Kabelzerschneidungen, die die Mehrzahl der Sabotagehandlungen einnehmen, die Bewachung der Leitung durch die Zivilbevlkerung), wirksam. Anzahl und Umfang nach, vor allem aber wegen der vlligen Planlosigkeit der Handlungen, gefhrden die vorkommenden Sabotageflle in keiner Weise die innere Sicherheit der Besatzungstruppe. Dies trifft auch auf die vereinzelt vorkommenden berflle auf Wehrmachtsangehrigezu, da sie in den meisten Fllen mit starkem Alkoholgenuss oder sonstigem falschen Verhalten der deutschen Wehrmachtsangehrigen verbunden sind und nicht durch politischen Aktivismus veranlasst wurden.

Deutschfeindliche Kundgebungen. Zu deutschfeindlichen Kundgebungen kam es nur vereinzelt, die aber in ihrer Art derart harmlos waren, dass man sie eher als "Stimmungsusserungen" bezeichnen kann.

II. Verkehrs- und Nachrichtenwesen. 1. Verkehrswesen

Organisation:

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Zur Beratung und Unterstuetzung des Militaerbefehlshabers in Fragen der Spedition ist bei seinem Verwaltungsstab im Einvernehmen mit dem Reichsverkehrsminister[59] eine Dienststelle Reichsgruppe Spedition und Lagerei eingerichtet worden. Ferner sind zur Durchfuehrung von Gueterspeditionen nach Deutschland sieben deutsche Speditionsfirmeneingesetzt worden, die - noetigenfalls unter Heranziehung franz. Firmen - den Gueterverkehr abfertigen, soweit nicht militaerische oder Verwaltungsstellen selbst verladen.

Eisenbahnverkehr. Allgem.[eine] Lage: Die Wiederherstellungsarbeiten an den Schienenwegen wurden durch den fuer Frankreich ungewoehnlich harten Winter stark behindert und hinausgezoegert. Der franz. Wagenbestand in Frankreich verminderte sich im Dezember und Anfang Januar um 2 000 Wagen woechentlich. Zufolge der wiederholten Vorstellungen des Militaerbefehlshabers hat der Reichsverkehrsminister im Einverstaendnis mit dem Transportchef[60] nunmehr angeordnet, dass ab sofort 30 000 franz. Gueterwagen an die franz. Bahnverwaltung zurueckgegeben werden. Aus Betriebsruecksichten wird jedoch die Rueckfuehrung etwa 2 Monate in Anspruch nehmen, sodass eine Entlastung der Lage erst nach und nach zu erwarten ist. Die offenen Wagen werden restlos zur Erfuellung des Kohleprogramms eingesetzt werden. Neben der Verknappung an Transportraum wirkt sich auch der Mangel an Lokomotiven unliebsam aus. Verschiedentlich konnten beladene Guerterzuege [sic!] infolge Lokomotivmangels erst verspaetet abgefahren werden. Die mit allen Mitteln zwecks Beschleunigung des Wagenumlaufs betriebene Entladung von Gueterwagen wird durch den fruehen Eintritt der Dunkelheit stark behindert. Die Entladung der mit Wirtschafts- und Kriegsbeute beladenen Wagen ist bereits in drei Bezirken restlos durchgefuehrt und steht in den uebrigen Bezirken vor dem Abschluss.

Der militaerische Transportbedarf: 1. Truppentransporte: Die Anforderungen von Wehrmachtstruppentransporten waren in der Berichtszeit wider Erwarten hoch.

2. Urlaubsverkehr: Im Urlaubsverkehr traten waehrend der Weihnachtsperiode in zahlreichen Faellen Schwierigkeiten infolge Ueberfuellungein und zwar dadurch, dass die Truppe sich nicht an die festgesetzten Urlaubsquoten hielt. Verstaerkt wurden die Schwierigkeiten durch Frost und starken Schneefall, sodass die Zuege vielfach liegen blieben und vielstuendige Verspaetungen hatten. Voruebergehend musste Einstellung des Urlauberverkehrs angeordnet werden. Durch weitgehenden Einsatz von Truppen war es moeglich, den Eisenbahnverkehr innerhalb 48 Stunden wieder in Fluss zu bringen. (Im Kraftwagenverkehr war die Lage noch schlechter).

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3. Nachschub: In der Berichtszeit, besonders um die Jahreswende, entstanden erhebliche Schwierigkeiten bei der Entladung von Wehrmachtsnachschub. Insbesondere steht die Zahl der eingehenden Stroh- und Heuwaggons auf einer bisher nicht erreichten Hoehe. Die Zahl der nicht entladenen Wagen betrug tageweise ueber 8 000, davon allein ueber 3 000 Waggons mit Heu und Stroh. Die Ursachen liegen in den Witterungseinfluessen und in dem durch den Abtransport der Kriegsgefangenen und durch verstaerkte Wehrmachtsbeurlaubungen hervorgerufenen Mangel an Arbeitskraeften, vielfach auch in mangelnder Vorsorge fuer ausreichende Lagermoeglichkeiten. Die Schwierigkeiten haben sich jetzt gebessert. Das Baustoffprogramm fuer die Organisation Todt (fuer Bauvorhaben an der Westkueste) ist Anfang Dezember angelaufen.

4. Abschub: Infolge der Abnahmeschwierigkeiten im Reich wurde am 15.12. bis zum 15.1. der Abtransport militaerischer Beute nach dem Reich gesperrt. Wirtschaftsbeute wurde auch weiterhin als Wirtschaftsgut gefahren. Mitte Januar setzte der Abtransport der Pferde aus Frankreich, Belgien und Holland mit insgesamt mehr als 100 000 St[]ck. wieder ein.

Der wirtschaftl.[iche] Transportbedarf: Die Wiederbelebung der franz. Wirtschaft, der im verstaerkten Masse Produktionsauftraege aus dem Reich zugewiesen werden, hat eine Zunahme der Transportanforderungenund damit eine Verschaerfung der Mangellage an Transportraum hervorgerufen. Schon das Dezemberprogramm konnte infolge unzureichender Wagengestellung und der durch Witterungsverhaeltnisse verursachten Betriebsschwierigkeiten nicht restlos durchgefuehrt werden. Die Nachholung dieser Transporte im Januar wird zu nicht unerheblichen Abstrichen an dem Januartransportprogramm fuehren. Die obenerwaehnten Erleichterungs- und Abhilfemassnahmen konnten den grundsaetzlichen Transportraummangel bis jetzt nur wenig mindern.

Die Transportlage f.[r] d.[ie] Hauptsaechlichsten Wirtschaftsgueter. a) Kohlentransporte: Das Kohlenprogramm fuer den Versand aus dem Liller Becken konnte im Dezember infolge Wagenmangels nur mit 80 vH ausgefuehrt werden. Im Januar ist die Leistung sogar zeitweilig auf 60 vH abgesunken. Der Grund ist in dem Ausfall des Wasserweges, auf dem pro Tag bis zu 6 000 to befoerdert wurden, zu suchen, vor allem aber in dem Ausfall infolge betrieblicher Schwierigkeiten (Einfrieren der Kohlenwaeschen). Auch in den mittel- und suedfranz.Kohlenrevieren ist das Lieferungssoll nur bis zu 70 vH erreicht worden. Mangels jeglicher Reserve beim Verbraucher hat die Minderleistung in der Kohlenzufuhr zeitweise zu Betriebsstillegungen gefuehrt (vergl. unten "Bergbau und Kohlenwirtschaft").

b) Grubenholztransporte:

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Der Abtransport von Grubenholz aus dem Bezirk Bordeaux hat eine leichte Steigerung erfahren; im ganzen gesehen laesst jedoch der Zulauf von Grubenholz zu den Zechen immer noch zu wuenschen uebrig.

Schiffsverkehr Binnenschiffahrt: Die fortschreitende Instandsetzung der Wasserstrassen und die Zunahme der Binnenschiffahrt macht nunmehr auch eine zentrale Planung der Wasserstrassentransportenotwendig. Anmeldung und Planung der Transporte erfolgen im Rahmen des Monatsprogramms. Als wichtigstes Ereignis ist die am 16. Dezember erfolgte Wiederinbetriebnahme des Rhein-MarneKanals, welche unmittelbare Transporte zwischen Frankreich und Deutschland ermoeglicht, zu verzeichnen. Die Belastungsfaehigkeit dieser Strecke wurde fuer Januar mit 25 000 to[,] fuer Februar mit 40 000 to und fuer Maerz mit 50 000 to angegeben. Durch die Wiederherstellung des Airekanals[61] wird nach Eintreten des Tauwetters der Einsatz von r[un]d. 400 bisher in diesem Kanalsystem blockierten Kaehnen moeglich. Die Fahrt in Richtung Paris wird nach wie vor hauptsaechlich dem Kohlentransport vorbehalten bleiben; bei der Rueckfahrt sollen vorwiegend Schrottransporte ausgefuehrt werden. Voraussichtlich wird es moeglich sein, taeglich etwa 4 000 to Schrott in Gent zur Weiterbefoerderung ins Reich anzudienen. Die Weiterfahrt ueber Lille hinaus nach Gent wird dadurch ermoeglicht, dass die verlaengerte Umlaufszeit durch den zusaetzlichen Schiffsraum jener 400 Kaehne ausgeglichen wird. Der Verkehr auf den Kanaelen des Bezirkes C[62] hat zugenommen. In Gimouille[63] ist ein Umschlagplatz eingerichtet worden, ueber den im Laufe der naechsten Zeit etwa 50 000 to Schrott nach Deutschland verfrachtet werden sollen. Hierfuer werden hauptsaechlich die belgischen Kaehne eingesetzt, die auf den verschiedenen Kanaelen des Bezirks seit dem Waffenstillstand unbeschaeftigt gelegen haben. Die Raeumungsarbeitenan den Fluessen und Kanaelen wurden durch Hochwasser und den hierauf folgenden Frost erheblich gestoert, doch sind jetzt alle bedeutenden Wasserstrassen von den Brueckentruemmern und sonstigen Schiffahrtshindernissen befreit worden. Allerdings erleidet der Transporteinsatz eine empfindliche Behinderung durch das am 21.12. erfolgte Zufrieren saemtlicher Kanaele. Dadurch, dass sich bei Beginn der Frostperiode zahlreiche Leerkaehne in die Zechenhaefen fluechteten, wo sie inzwischen beladen werden, ist jedoch mit verstaerktem Zugang an Kohle auf dem Wasserwege, sobald dieser frei ist, zu rechnen. Auf der Seine ist die Schiffahrt wegen Treibeis, Oeffnung der Schleusen und Wehre seit dem 9.1. nur noch unterhalb Rouen imgange.

Seeschiffahrt: Die Verfrachtung von Wirtschaftsguetern aus den Kanalhaefen nach dem Reich dauert an. In naechster Zeit werden weitere 10 000 to Schrott verladen werden. Die Lebensmittel- und Rohstofftransporte aus den franz. Kolonien sowie Spanien und Portugal nach Marseille und anderen Mittelmeerhaefen nehmen zu. In Marseille trafen allein im Laufe der letzten Wochen 65 Schiffe mit r[un]d. 80 000 to Lebensmitteln aus Nordafrika ein.

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Strassenverkehr: a) Allgemeines: Mit Ruecksicht auf die grosse Ausdehnung der Schneeverwehungen mussten umfangreiche Zivilkolonnen eingesetzt werden, die zeitweise durch Truppeneinheiten und Arbeitsdienst verstaerkt wurden. So konnten alle Durchgangsstrassen und anschliessend auch die B-Strassen[64] sehr bald wieder befahrbar gemacht werden. Vereiste Stellen wurden gestreut und wie im Reich mit Kennzeichnungsfaehnchen versehen.

b) Kraftfahrwesen - Entlastung der Bahn. Die Anforderungen an die Strassenverkehrsmittel konnten sowohl im Personen- als auch im Gueterverkehr noch befriedigt werden. Doch ist die Transportlage in einigen Bezirken bereits - vor allem infolge der Kuerzung der Treibstoffkontingente und der Reifenknappheit - recht gespannt. Die Ersatzteilbeschaffung stoesst gleichfalls, insbesondere in Paris, auf Schwierigkeiten. Infolge dieser Umstaende und infolge der Schneeverwehungen und Landstrassenvereisung war die Entlastung der Bahn durch Uebernahme von Strassentransporten nur beschraenkt moeglich. Immerhin konnten 32 000 to Superphosphat auf den Strassenverkehr uebernommen werden. Zurzeit wird geplant, die Ueberfuehrung von 5000 Lastkraftwagen ueber die Nordostlinie mit der Befoerderung von Hafer fuer die Wehrmacht zu verbinden.

c) Strassen- und Brueckenbau. Das in der Berichtszeit aufgetretene Hochwasser hat hauptsaechlich das Flussgebiet der Loire betroffen. Doch blieben saemtliche Bruecken im Zuge der Durchgangsstrassen- mit einer Ausnahme - unversehrt. Durch starkes Treibeis wurden 3 Schiffsbruecken ueber die Seine abgetrieben (davon 2 bei Rouen). In Rouen wurde der Verkehr durch eine 25 to Faehre aufrechterhalten. Um den steigenden Anforderungen an Baugeraet, Baumaschinen und Baustoffen gerecht werden zu koennen, wurde die Organisation aller franz. Baufirmen angeordnet und eine systematische Erfassung saemtlicher Materialien in die Wege geleitet.

2) Militaerisches Nachrichtenwesen. Fernsprechwesen: Beim Militaerbefehlshaber in Frankreich wurde eine neue Grossvermittlung in Betrieb genommen, die saemtliche Dienststellen zusammenfasst und von dem PTT-Netz [65] vollkommen unabhaengig ist. Die Gespraeche finden nunmehr ausschliesslich auf selbstgeschalteten Leitungen statt. Eine grossere [sic!] Anzahl von franz. Firmen entsendet taeglich ihre Vertreter zum hoeheren Nachrichtenfuehrer[66], um die Zulassung zum Fernsprechverkehr zu erreichen. Die Zulassung wird in Zusammenarbeit mit der Abwehrleitstelle Paris bearbeitet. Im allgemeinen werden die Gespraeche innerhalb des besetzten Gebietes mit Ausnahme der Kuestenzone ohne weiteres zugelassen. Besondere Pruefung ist nur erforderlich fuer die Kuestenzone, fuer Gespraeche in die Naehe der schweizer [sic!] Grenze, ueber die Demarkationslinie nach Sueden ins unbesetzte Gebiet und ueber die Nordostlinie in das Gebiet Nordfrankreich und Belgien. Gespraeche nach dem Ausland und den franz. Kolonien werden bisher nicht zugelassen.

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Fuer den Verkehr der in Frankreich fuer die deutsche Wehrmacht arbeitenden Ruestungswerke war es erforderlich, Fernsprech- und Fernschreibleitungen nach Deutschland zur Verfuegung zu stellen. Nachdem nunmehr von der Ruestungsinspektion und der Abwehrleitstelle 11 Fernsprechteilnehmer fuer Gespraeche mit Deutschland zugelassen worden sind, wird der Fernsprech- und Telegrammverkehr von Paris nach Berlin aufgenommen:

Leitung " " "

R R 02 R 03 R4

1 Fernsprechleitung Telegrafenleitung """ Fernsprechleitung

Paris-Berlin "" Stuttgart-Berlin Paris-Frankfurt/M.

Der Betrieb wird von den franz. Beamtinnen wahrgenommen. Die Oberaufsicht fuehrt ein deutscher Obertelegrafeninspektor. Bei Pruefung des Betriebes durch den hoeheren Nachrichtenfuehrer wird ordnungsmaessige Ausfuehrung des Dienstes, gute Sprechverstaendigung und regelmaessiges Arbeiten festgestellt. Der Verkehr war bisher sehr gering.

Funkwesen: Auf dem kuerzlich fertiggestellten Sender Chatiau d'Epone erfolgen vorerst nur Probesendungen. Der Senderschluss ist fuer saemtliche Sender einheitlich auf 19,15 Uhr festgesetzt. Ausnahmen hiervon machen nur die Sender Allouis[67], Rennes[68] und der fahrbare Sender III, der an Stelle des neuen fahrbaren Senders D bis zu dessen voelliger Betriebsbereitschaft arbeitet. Diese 3 Sender senden taeglich bis 22,15 Uhr und stehen ausserdem fuer Funkfeuer der Luftwaffe zur Verfuegung. Die Einrichtung der Rundfunkueberwachungsstelle hat sich bestens bewaehrt. Eine Stoerung des englischen Nachrichtendienstes in franzoesischer, italienischer, hollaendischer, deutscher und spanischer Sprache wurde durchgefuehrt und hatte sehr gute Ergebnisse. Da der Englaender zeitweise den Nachrichtendienst ueber 5 Sender gleichzeitig gab, aber nur 2 Stoersender auf Kurzwelle vorhanden waren, wurde eine Stoerung durch minutenlanges Springen auf die einzelnen Sender erreicht. Am 17.1. ist ein 3. Kurzwellenstoersender in Betrieb genommen worden, wodurch die Stoerungen in Zukunft noch besser durchgefuehrt werden koennen. Durch die Rundfunkueberwachungsstelle wurde festgestellt, dass die von Argenteuil ausgehenden Stoerungen des feindlichen Nachrichtendienstes in Paris unwirksam sind, da die Bodenwelle nicht so weit reicht und die Raumwelle noch nicht hoerbar ist, da Paris im toten Winkel liegt. Auf Welle 30,77 wurde wieder ein franz. Schwarzsender festgestellt, dessen Sendungen restlos gestoert wurden. Durch enge Zusammenarbeit der Rundfunkueberwachungsstelle mit dem Auswaertigen Amt und den Stoersendern wurde nicht nur eine gute Stoerung[,] sondern auch eine weitgehende Auswertung des feindlichen Nachrichtendienstes fuer eigene Zwecke sichergestellt.

III. Die franzsische Verwaltung.

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1. Allgemeines. Wenn auch im Zuge eines allgemeinen Personalwechsels in den leitenden Stellen vorgenommene Neubesetzung mit Fachkrften, wie bereits im Novemberbericht betont, die Leistungsfhigkeit der franzsischen Verwaltung zurzeit durch den weitgehenden Umbau der franzsischen Verwaltungs- und Wirtschaftsorganisationen einerseits, die vielen Anforderungen deutscher Stellen andererseits so stark beansprucht, dass sie die ihr gestellten Aufgaben kaum noch erfllen kann. Besonders nachteilig zeigt sich die Tatsache, dass in der franzsischen Kommunalverwaltung das ehrenamtliche Element sehr stark vorherrscht. Diesen jetzt mit Arbeit berhuften ehrenamtlichen Krften kann mit Amtsenthebung nicht gedroht werden, denn sie sind froh, wenn sie ihr Amt los werden. Infolgedessen mssen immer wieder die deutschen Stellen, die eigentlich nur die Aufsicht ber die franzsische Verwaltung fhren sollten, selbst ttig werden, um berhaupt zum Ziel zu kommen. Die Folge ist dann ein erhhter Personalbedarf der deutschen Dienststellen. Zur Vereinfachung des Verfahrens und im Hinblick auf die bisherigen Erfahrungen wird in Zukunft die franzsische Regierung nur noch die Umbesetzung der Prfektenstellenund der gleichwertigen sowie der leitenden Stellen in den Zentralbehrden anzeigen, damit erforderlichenfalls deutscherseits Einspruch erhoben werden kann.

2. Das franz. Polizeiwesen. Allgemeines: Allgemein ist festzustellen, dass die franz. Polizei allmhlich besser durchzugreifen versteht. Doch fllt nach wie vor auf, dass sie gegen "kleine Leute" ungleich schrfer auftritt als gegen einflussreiche und reiche Persnlichkeiten. Hier scheinen bei der Polizei noch Hemmungen aus der demokratischparlamentarischen Zeit zu bestehen, whrend welcher sie bei einem scharfen Durchgreifen gegen diese Kreise nicht in der erforderlichen Weise von oben gedeckt wurde. Die franz. Polizei wird deutscherseits hierauf besonders berwacht werden. Entwicklung der Personalverhltnisse. Der Personalmangel ist noch nicht behoben. Gendarmerie und Kommunalpolizei bedrfen noch eines weiteren Ausbaues. Die franz. Regierung lehnt sich hierbei in ihren Vorschlgen sehr stark an das deutsche Vorbild an. Sie zeigte dabei das Bestreben, die Polizei zu militarisieren, ein Versuch, dem natrlich sofort entgegengetreten wurde. Auslnderpolizei. Am 15. Dezember 1940 wurden die bisher nicht internierten Englnder (Frauen, Greise und Kinder) festgenommen. Allein im Mil.[itr]Verw.[altungs]Bez.[irk] Paris wurden fast 2 000 Frauen, Greise und Kinder verhaftet. Inzwischen ist entsprechend der fr das Reich getroffenen Regelung[69] die Entlassung der Kinder unter 16 Jahren, der Frauen mit Kindern unter 16 Jahren, der Gebrechlichen und smtlicher Frauen sdafrikanischer und australischer Staatsangehrigkeit angeordnet worden. Die dadurch mgliche Auflockerung der Lager macht eine bessere Unterbringung der verbleibenden Internierten

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mglich[70]. Bei der Bevlkerung hat die Festnahme der Englnder natrlich lebhaftes Interesse erregt. In einzelnen Orten soll die Aktion, die formal nach der Staatsangehrigkeit durchgefhrt wurde, verstimmend gewirkt haben. Das berichten z.B. der Feldkommandant in Angers[71] von der Internierung englischer Nonnen, die in der Krankenpflege ttig waren. In den Kstengebieten machte zunchst die Unterbringung der Besatzungen und Reisenden, die sich auf den von deutschen Kriegsschiffen aufgebrachten Schiffen befanden, gewisse Schwierigkeiten, die jedoch inzwischen in der Hauptsache behoben worden sind. Eine ganz besonders starke Arbeitsbelastung brachte den Feldkommandanten weiterhin die angeordnete Aufstellung der Auslnderkartei, durch die auch die deutschen Emigranten erfasst werden[72]. In den Kstendepartements wirkte sich in gleicher Weise die aus Abwehrgrnden angeordnete Aktion auf dem Gebiete der Auslnderpolizei aus, der in den landeinwrts gelegenen Departements die Unterbringung der aus den Kstendepartements abgeschobenen unerwnschten Auslnder entsprach. Die Mitarbeit der franz. Behrden ist dabei nur in beschrnktem Masse mglich. Derartige Massnahmen knnen den Feldkommandanturen nur zugemutet werden, wenn ihnen gengend Personal berwiesen wird.

3.) Die franz. Gemeinden. Bereinigung der Kommunalverwaltung. Die Gemeinden fhren die Bereinigung ihrer Verwaltung von jdischen Beamten und Angestelltendurch[73]. Allein der Seineprfekt[74] entliess 71 jdische Beamte und 55 jdische Angestellte.

Kommunalreform. Die franzsische Regierung hat nunmehr auch mit einer Kommunalreform[75] begonnen. Brgermeister, Beigeordnete und Gemeinderte der Gemeinden ber 2 000 Einwohner werden in Zukunft nicht mehr gewhlt, sondern vom Staat berufen. Die Reform ist in zweierlei Hinsicht nur eine halbe Massnahme: a) Die Vormachtstellung des Gemeinderates gegenber dem Brgermeister ist bestehen geblieben; das Fhrerprinzip ist - im Gegensatz zu den Reformen in der Zentralinstanz, in den Departements und Kreisen - in den Gemeinden nicht eingefhrt worden. Wahrscheinlich wird die franzsische Regierung sich damit begngen, die gewhlten Brgermeister, Beigeordneten und Gemeinderte als nunmehr vom Staat berufen zu besttigen, sodass alles beim alten bleibt. b) Die Reform bezieht sich nur auf ungefhr 7% der Gemeinden, denn 93% aller Gemeinden hat weniger als 2 000 Einwohner. Das Reformgesetz selbst bezeichnet sich als eine vorlufige Massnahme. In der franzsischen Presse wird die Reform stark kritisiert.

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4.) Schule und Kultur. Allgemeines. Zum Staatssekretr fr das Unterrichtswesen (in der Regierung in Vichy) wurde Prof. Terracher [ 7 6 ] , zum Vertreter desselben in Paris Prof. Granclaude[ 7 7 ] , bisher Prof. an der Universitt Bordeaux, ernannt. Terracher war frher u.a. Rektor der Universitt Strassburg und hat als solcher wiederholt ffentlich den franzsischen Charakter des Elsass behauptet. Auch bei der Rckfhrung der Universittseinrichtungen nach Strassburg hat Terracher Deutschland gegenber eine dementsprechende Haltung gezeigt. Man wird also das Verhalten dieser Mnner in der nchsten Zeit besonders sorgfltig im Auge behalten mssen.

Hochschulen. Die franzsischen Hochschulen in Paris sind nach Weihnachten wieder erffnet worden. An den Demonstrationen am 11. November 1940 auf den Champs Elyses[78], die zur Universittsschliessung fhrten, waren, wie sich nachtrglich herausgestellt hat, weniger Studenten als Schler hherer Schulen beteiligt. Die franzsische Unterrichtsverwaltung in Paris tut, soweit man sieht, alles, um einer Wiederkehr derartiger Ereignisse vorzubeugen. Auch die Universitt in Dijon[79], die im Hinblick auf die Beteiligung von Studenten an einer Demonstration gegen die Parti franais national-collectiviste[80] vorbergehend geschlossen worden war, ist inzwischen wieder erffnet worden.

Schulen. Nach einigen anonymen Anzeigen soll an den Schulen eine proenglische Propaganda betrieben werden. Die Anzeigen haben sich jedoch bisjetzt nicht besttigt. In verschiedenen Bezirken haben die Inspektoren die Schler der einzelnen Schulen zusammengerufen und sie zur Besonnenheit und Ruhe ermahnt. Dabei wurde angeblich festgestellt, dass die berwiegende Mehrzahl der Schler die Unbesonnenheit einiger weniger, wie sie in den Vorgngen vom 11. Nov.[ember] 1940 zum Ausdruck kam, ablehnt. Die Bereinigung der franzsischen Schulbcher steht kurz vor dem Abschluss; eine Liste der endgltig zu verbietenden Lehrbcher soll im Einvernehmen mit der Deutschen Botschaft aufgestellt werden.

Archivwesen: Wie wertvoll die deutscherseits veranlasste Rckfhrung der franz. Archive gewesen ist, zeigt sich jetzt nach Eintritt des Winterwetters. Die franz. Archive wren zum grossen Teil den Witterungseinflssen zum Opfer gefallen, da sie in den Bergungsgebieten mehr als notdrftig untergebracht waren. Der letzte noch nicht zurckgebrachte Flchtlingsbestand des Nationalarchivs auf Schloss Talcy (Loir-et-Cher) ist durch die Witterung (Schnee, Eis, Schmelzwasser) schwer gefhrdet; sein Rcktransport nach Paris ist veranlasst.

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Kunstschutz: Die franz. Regierung hat Einwendungen gegen die vom Einsatzstab Rosenberg durchgefhrte Beschlagnahme herrenlosen jdischen Kunstgutes[81] erhoben und unter Hinweis auf die franz. Gesetzgebungund die Grundstze des Vlkerrechts Herausgabe des Kunstgutes verlangt. Ueber den Fortgang der Angelegenheit wird berichtet werden.

5.) Die franz. Staats- und Gemeindefinanzen. Die Staatsfinanzen. Die ungnstige Prognose, die der Entwicklung der Staatsfinanzen im Lagebericht November gestellt wurde, wird durch den Staatshaushalt besttigt, der jetzt fr das erste Trimester des Jahres 1941 aufgestellt worden ist. Im ordentlichen Haushalt sind Ausgaben von fast 24,5 Milliarden, im ausserordentlichen Haushalt Ausgaben von ber 15 Milliarden, in den sogenannten angegliederten Haushalten Ausgaben von ber 3 Milliarden Franken vorgesehen. Diesen ber 42,5 Milliarden Franken Gesamtausgaben in den ersten 3 Monaten gegenber sind die voraussichtlichen Einnahmen nicht angegeben. Es steht aber wohl schon jetzt fest, dass die Einnahmen nicht annhernd ausreichen werden, die Ausgaben zu decken, zumal die Besatzungskosten in dem Haushaltsplan nicht enthalten sind.

Die Gemeinde- und Departementsfinanzen. a) Im allgemeinen. Bis jetzt hat lediglich das Dep.[artement] Indre-et-Loire und die Stadt Tours (ausser Paris) mit ernsten finanziellen Schwierigkeiten zu kmpfen, sodass dort voraussichtlich grssere Steuererhhungen durchgefhrt werden mssen. Tatschlich aber ist die Finanzlage der Departements und insbesondere der Gemeinden sehr viel schlechter, als es den Anschein hat. Wie bereits im Lagebericht November ausgefhrt[82], handelt es sich bei den gnstigen gemeindlichen Einnahmen nicht um laufende ordentliche Einnahmen, sondern zum grossen Teil nur um - durch die besonderen Verhltnisse bedingte - einmalige ausserordentliche Einnahmen. Des weiteren sind die Gemeinden in weitgehendem Masse ihren Schuldverpflichtungen, insbesondere gegenber dem franz. Staate, der in der Zeit der Evakuierung fr sie eingesprungen war, nicht nachgekommen. Die Gemeinden leben also zum grossen Teil von der Substanz, von nicht zurckgezahlten Darlehn und unbezahlten Rechnungen. Die missliche Finanzlage der Gemeinden macht daher besondere staatliche Hilfsmassnahmen ntig. Demgemss sieht ein neues franz. Gesetz vor, dass denjenigen Gemeinden, in denen infolge des Krieges der Steuerausfall ein gewisses Mass berschreitet oder in denen im Januar 1941 die Bevlkerung noch weniger als 50 vH im Vergleich zur letzten Einwohnerzhlung betrgt, zum Ausgleich ihres Haushalts staatliche Beihilfen gewhrt werden knnen[83]. Ebenso werden den Dep[ar]t[ement]s., denen solche Gemeinden angehren, staatliche Beihilfen gegeben werden. Soweit Gemeinden infolge des Krieges ausserstande sind, rechtzeitig die entsprechenden Entschlsse zu fassen, wird der Prfekt oder

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Unterprfekt ermchtigt, nach den Gutachten eines besonderen Finanzausschusses die Jahresplne und Haushaltsrechnungen festzusetzen. Auch sind neue eingehende Vorschriften ber die Gewhrung von Darlehn an Gemeinden erlassen worden. Endlich erfahren die Gemeinden noch eine besondere Entlastung dadurch, dass jetzt der Staat die Hauptlast der Erwerbslosenf rsorge bernommen hat und die Gemeinden hierzu zu hchstens 20 vH, die Dep[ar]t[ement]s. berhaupt nicht heranziehen kann. Es bleibt abzuwarten, inwieweit diese staatlichen Hilfsmassnahmen eine wesentliche Verbesserung der gemeindlichen Finanzlage herbeifhren werden. Schon im Hinblick auf die starke Verquickung der Gemeindeverwaltungen mit der Wirtschaft, insbesondere der Versorgungswirtschaft, besteht deutscherseits ein Interesse daran, dass die franz. Gemeindeverwaltungen nicht zusammenbrechen.

b) Die Finanzlage von Paris: Der Seineprfekt hat nunmehr die Nachtragshaushaltsplne 1940 sowie den vorlufigen Haushaltsplan fr 1941 aufgestellt. Der bisherige Haushaltsplan sah einen Fehlbetrag von 1.200 Millionen Fr[an]cs. vor. Die Nachtragshaushaltsplne bringen kein wesentlich anderes Bild. Verminderten Einnahmen treten Einsparungen infolge der Neuregelung der Erwerbslosenf rsorge und der Uebernahme der Zuschsse fr die Untergrundbahn und die Omnibusgesellschaften auf den Staat gegenber. Die Untergrundbahn weist an sich eine starke Steigerung des Verkehrs auf. In der Zeit vom 15. Juni bis 14. Juli 1940 wurden 17 Millionen Fahrgste, in der Zeit vom 15.11. bis 14.12.1940 77 Millionen Fahrgste befrdert. Untergrundbahnen und Omnibusgesellschaften sind jetzt bis zur Grenze ihrer Leistungsfhigkeit ausgenutzt. Trotzdem arbeitet die Untergrundbahn mit Verlustund zwar infolge der hohen Personalkosten, denn die U-Bahn hat zustzlich zu ihren 14 000 Mann Personal noch 4 000 Angestellte und Arbeiter der z.[um]Teil stilliegenden Omnibusverkehrsgesellschaften bernehmen mssen. Der Haushaltsplan der Stadt Paris fr 1941 sieht schon jetzt einen neuen Fehlbetrag von 740 Millionenvor, der Departementshaushaltsplan ist ausgeglichen. Ein neuer Einnahmeausfall erwchst der Stadt Paris durch die Aufhebung des Stadtzolles auf gewisse Lebensmittel im Interesse der Lebensmittelbelieferung der Hauptstadt, doch soll dieser Ausfall gleichfalls durch den Staat ausgeglichen werden, wie der franzsische Staat sich wahrscheinlich berhaupt zu weiteren grosszgigen Sttzungsaktionen gegenber den Gemeinden wird bereit finden lassen mssen. Insbesondere die Rckgabe des deutschen Vermgens in Frankreich. Die franz. Regierung hat durch Verordnung vom 8.7.40 die franz. Zwangsverwaltung deutschen Eigentums aufgehoben[84]. Der von der Reichsregierung bestellte Beauftragte fr das deutsche Vermgen in Frankreich[85] hat mit der franz. Regierung ber das Verfahren wegen beschleunigter Rckgabe des deutschen Vermgens und wegen Entschdigung Deutscher fr Vermgenseinbussen beraten. Diejenigen, die als Sequester[86] oder in anderer Eigenschaft deutsches Vermgen im besetzten Frankreich in Hnden haben, werden demnchst durch Verordnung zur Anmeldung dieses Vermgens veranlasst werden[87].

6.) Das franz. Gesundheitswesen.

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Aerzliche Versorgung: Die rztliche Versorgung bessert sich weiterhin infolge Rckkehr der Zivilrzte. An manchen Orten insbesondere im Bezirk A[88] - wird allerdings die Bevlkerung durch kriegsgefangene Sanittsoffiziere betreut, die nach Artikel 12 des Genfer Abkommens entlassen werden mssen[89], sofern sie nicht in Kriegsgefangenenlagern und Kriegsgefangenenlazaretten Dienst tun. Notfalls werden nach wie vor deutsche Sanittsoffiziere sich der Zivilbevlkerung annehmen. Eine bisher nur vereinzelt aufgetretene Verknappung der Arzneimittel konnte durch bezirksweisen Ausgleich behoben werden. Im Bezirk Bordeaux wurde der Bezug der Arzneimittel aus dem unbesetzten Gebiet gestattet.

Allgemeine Gesundheitslage. Smtliche ansteckenden Krankheiten werden 10-tgig erfasst. Ab 1. Januar ist eine einheitliche Seuchenerfassungfr die unterstellten Truppen, die Kriegsgefangenen und die franz. Bevlkerung angeordnet worden. Die bisher bestehenden endemischen Typhusherde haben sich bisjetzt nicht ausgebreitet. In einigen Dep[ar]t[ement]s. nehmen allerdings Tuberkulose, Scharlach, Dyphterie, Masern und Keuchhusten zu. Die hiergegen angeordneten Massnahmen werden von den franz. Aerzten gewissenhaft ausgefhrt. Die scheinbar steigende Zahl der Geschlechtskrankheiten findet ihre Erklrung in der jetzt besseren statistischen Erfassung der Erkrankten. Im brigen hat auf deutsche Veranlassung hin das franz. Innenministerium eine den deutschen Ansprchen und Auffassungen Rechnung tragende Handhabung des Prostitutions- und Bordellwesens angeordnet[90].

7.) Das franz. Veterinrwesen. Allgemeines. Die Anfang Januar erfolgte Beurlaubung von 139 kriegsgefangenen franzsischen Tierrzten wird zu einer auch im deutschen Interesse gelegenen weiteren Verbesserung der tierrztlichen Versorgung des franzsischen Tierbestandes fhren.

Stand der Tierseuchen nach dem Stand vom 31.12.1940.

a) Rauschbrand b) Rude der Einhufer c) Schafrude d) Maul- und Klauenseuche e) Rotz

9 23 7 42 1

(10) (15) (8) (44) (2)

Departements " " " "

24 460 14 2336 1

(25) (11) (12) (3609) (3)

Gemeinden " " " "

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f) Milzbrand g) Rotlauf der Schweine h) Schweinepest i) ansteckende Blutarmut j) Tollwut

2 7 1 13 1

(4) (11) (9) (11)

" " " " "

2 40 1 163 1

(4) (54) (17) (164) (-)

" " " " "

Die in Klammern gesetzten Zahlen sind die aus der Tierseuchenbestandsbersicht im Lagebericht November (Stand vom 15.11.1940). Die Uebersicht zeigt, dass der Tierseuchenstand im allgemeinen unbedenklich ist. Stark zugenommen hat nur die Rude der Einhufer. Es handelt sich hier um eine Erscheinung, die teilweise saisonmssig bedingt ist. Die Bekmpfung wird deutscherseits durch Bereitstellung von Begasungszellen aus den Militrbestnden untersttzt. Zum Teil ist die zahlenmssige Zunahme auch auf eine erhebliche Verbesserung des Meldewesens zurckzufhren. Auch die Schafrude hat zugenommen, sodass bei einer etwaigen Ausfuhr von Schafen nach Deutschland die veterinr-polizeilichen Vorsichtsmassnahmen zu beachten sind. Dagegen geht die Maulund Klauenseuche stndig zurck; sie verluft weiterhin milde. Neu hinzugekommen ist ein Fall von Tollwut, vorausgesetzt, dass es sich wirklich um Tollwut gehandelt hat. Die Feststellungen der franz. Veterinrverwaltung sind meist nicht durch den Impfversuch im Laboratorium erhrtet.

8.) Das Justizwesen im besetzten Frankreich. Erweiterung der deutschen Gerichtsbarkeit. Zahlreiche Personen, die beim Versuch, die Nordostlinie oder die Landesgrenze zu berschreiten, festgenommen wurden, mussten mangels Rechtsgrundlagen wieder freigelassen werden. An sich wrde ein Versuch, die Linien zu berschreiten, unter den Strafschutz des 2 der Verordnung ber Meldepflichten und Aufenthaltsbeschrnkungen vom 1. November[91] vorigen Jahres fallen (vergl. Lagebericht vom November[92]). Voraussetzung ist jedoch, dass ein Verbot im Sinne dieser Verordnung erlassen wird. Die Bekanntmachung eines entsprechenden Verbots liegt zurzeit im Entwurf dem OKH zur Entscheidung vor. Weiter ist geplant, die Zustndigkeit der Wehrmachtsgerichte auf solche Straftaten auszudehnen, die vor dem Einrcken der deutschen Truppen im besetzten Gebiet von den deutschen oder italienischen Staatsangehrigen begangen worden sind[93]. Die Zustndigkeit der franz. Gerichte soll grundstzlich weiterbestehen, jedoch der deutsche Gerichtsherr ermchtigt sein, im einzelnen die Entscheidung der Strafsache dem Wehrmachtsgericht zu bertragen.

Einrichtung deutscher Zivilgerichte im besetzten Gebiet. Fr Ansprche nach den Grundstzen des Kriegsschadenersatzes ist der Rechtsweg nicht gegeben. Die Ansprucherhebenden werden an ihr Land verwiesen. Gewisse Ansprche zwischen Reichsdeutschen und Franzosen knnen aber nicht nach diesen Grundstzen des Kriegsschadensersatzes behandelt

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werden. Die Zustndigkeit franz. Gerichte scheidet aus, weil sie, abgesehen von dem Hindernis der Exterritorialitt zahlreicher Reichsdeutscher, mit dem noch bestehenden Kriegszustand unvereinbar wre. Das Gleiche gilt fr die Einrichtung gemischter Gerichte. Die deutschen Heimatgerichte f r zustndig zu erklren, wrden die franz. Staatsangehrigen als eine Ausschliessung des Rechtsweges empfinden. Es ist deshalb beabsichtigt, einige wenige deutsche Zivilgerichte im besetzten Gebiet einzurichten[94].

9.) Das franz. Post- und Nachrichtenwesen. Postverkehr zwischen dem besetzten und unbesetzten Gebiet Frankreichs. Mit Zustimmung der Abwehrleitstelle Frankreich sind die bis Mitte Dezember infolge der zahlenmssigen Begrenzung zurckgehaltenen 22 000 Auftragsund Auftragsbesttigungskartenber die Demarkationslinie befrdert worden.

Postverkehr zwischen dem besetzten Gebiet Frankreichs und dem Ausland. Ab 1. Januar 1941 ist der zivile Postverkehr von den britischen Kanalinseln Jersey und Guernsey nach dem besetzten Gebiet Frankreichs sowie nach Deutschland, Italien und Belgien zugelassen[95]. Ein Postverkehr zwischen dem unbesetzten Gebiet Frankreichs und Elsass-Lothringenfr in diesen Gebieten ansssige oder von dort vertriebene Einwohner ist vom OKH abgelehnt worden.

Postverkehr zwischen dem besetzten Gebiet Frankreichs und Deutschland. Den Angehrigen der in Deutschland ttigen franzsischen Arbeiter wurde gestattet, an Stelle der sonst zugelassenen 2 monatlichen Postpakete bis zu 5 kg einmalig Pakete bis zum Hchstgewicht von 20 kg 2 monatlich, beschrnkt auf die Monate Januar und Februar, zu versenden. Der Reichswirtschaftsminister[96] hat die Einrichtung eines Geldberweisungsverkehrs durch die Post mit Deutschland abgelehnt[97].

Neuregelung des Post- und Fernmeldeverkehrs. Das OKW hat durch VO ber den Post- und Fernmeldeverkehr in den besetzten Westgebieten vom 30.12.40 - erscheint demnchst im VOBiF[98] - die Militrbefehlshaber in Frankreich, sowie in Belgien und Nordfrankreich ermchtigt zu bestimmen, in welchem Umfange der Post- und Fernmeldeverkehr in den besetzten Gebieten freigegeben wird. Die bisher von Dienststellen der deutschen Wehrmacht erteilten Genehmigungen bleiben grundstzlich in Kraft. Die VO ber den Post-, Telegramm- und Fernsprechverkehr im besetzten Frankreich vom 8. Juli 1940 - VOBiF Nr. 5, Seite 58 - tritt mit der Verffentlichung der neuen VO ausser Kraft.

IV. Die franzsische Wirtschaft:

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1. Allgemeines: Organisation der deutschen Wirtschaftsverwaltung. Personalverhaeltnisse: Die Auftragsverlaengerung, die im Interesse des Reiches straff durchzufuehrende Rohstoff- und Warenbewirtschaftung, die Entjudung sowie verschiedene andere neue Aufgaben haben fuer die Militaerverwaltung einen solchen Arbeitsanfall ausgeloest, dass eine baldige Verstaerkung der Dienststellen nicht zu umgehen ist.

Entjudung der franz. Wirtschaft: Fuer alle als juedisch gekennzeichneten Geschaefte sind im Dezember 1940 kommissarische Verwalterbestellt worden[99]. Die sachgemaesse Verwertung der von den Verwaltern uebernommenen Warenbestaende und die Ueberfuehrung der Unternehmen in arische Haende bezw. die Liquidation der Geschaefte wird gegenwaertig von den deutschen und franz. Dienststellen mit Nachdruck betrieben. Die franz. Regierung hat als zentrale Dienststelle hierfuer den "Service du Contr le des Administrateurs Provisoires"[100] eingerichtet. Dem Leiter der Dienststelle ist ein deutscher Berater[101] zugeteilt worden. Von deutscher Seite wird die bevorzugte Ueberfuehrung der industriellen Schluesselunternehmen besonders verfolgt.

Freigabe der "Landprisen". Anfang Dezember ist in Berlin eine grundsaetzliche Einigung in der Frage der "Landprisen" (Beutegut auf dem Lande, insbesondere in den Haefen) erzielt worden. Hiernach erfolgt die Freigabe der Landprisen durch die Marine jeweils sofort auf Anforderung und gegen Hinterlegung des Kaufpreises. Im spaeteren Prisenverfahren wird lediglich ueber die Rueckzahlung des eingezahlten Preises entschieden.

Statistik: Die Ergebnisse der auf Veranlassung des Militaerbefehlshabers[102] im September 1940 vom Minister fuer industrielle Produktion und Arbeit[103] angeordneten allgemeinen wirtschaftlichen Erhebung sind in Uebersichten und graphischen Darstellungen zusammengefasst und allen interessierten Dienststellen zugeleitet worden. Ausserdem steht die Schaffung einer umfassenden Zentralkartei der franz. Wirtschaftsunternehmen vor dem Abschluss, die aufgrund der Septembererhebung erstellt wird. Teile der Karte [sic!] konnten dem OKH (Wehrwirtschafts- und Ruestungsamt) fuer Erkundungsarbeiten bereits zur Verfuegung gestellt werden. Die Vereinheitlichung der franz. Wirtschaftsstatistik (vor allem in Gliederung und Fragestellung) ist eingeleitet.

Auftragsverlagerung nach Frankreich: Die Auftragsverlagerung macht weitere erhebliche Fortschritte. Die hiesige Zentralauftragsstelle hat im Dezember folgende Auftraege genehmigt:

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1. Heer 2. Kriegsmarine 3. Luftwaffe 4. Wifo[104] 5. Mineraloelbau 6. Reichsbahn 7. Privatfirmen

RM " " " " " " RM

12 440 731,00 2 916 287,00 4 921 137,55 955 000,00 446 050,00 65 500 000,00 42 452 786,33 129 631 991,88

Zur Beschleunigung und Ausweitung der Auftragsverlagerung fand ab 16. bis 18.12.40 in Paris eine erste gemeinsame Arbeitstagung deutscher Wirtschaftsgruppen mit den entsprechenden franz. "Comits d'Organisations"[105] in Anwesenheit von Vertretern der beteiligten deutschen und franz. Behoerden statt. Die in fuenf Arbeitsausschuessen gefuehrten Einzelbesprechungen haben weitere Moeglichkeiten fuer die Auftragsverlagerung ergeben. Ein staendiger Erfahrungsaustausch ueber die Fertigungsmethoden, die in Deutschland entwickelten Moeglichkeiten zur Rohstoffersparnis und zur Verwendung von Austauschwerkstoffen sowie ueber die Grundsaetze der Massenanfertigung wird als Ergebnis der ersten Tagung vorbereitet. Einige deutsche Wirtschaftsgruppen werden zur Erleichterung des Geschaeftsverkehrs mit dem Organisationscomits [sic!] staendige Vertreter nach Paris entsenden. Die Zustaendigkeitsbereiche der Organisationscomits sollen nach Moeglichkeit mit den Arbeitsbereichen der entsprechenden deutschen Wirtschaftsgruppen in Uebereinstimmung gebracht werden.

2. Die Entwicklung in den einzelnen Zweigen der gewerblichen Wirtschaft. Bergbau- und Kohlenwirtschaft. Im Dezember wurde das nordfranz. Programm zu 83,9 vH durchgefuehrt; es entfielen auf die Belieferung der Haushalte, der Kleinindustrie und des Kleingewerbes 83,3 vH des Solls. Eisenbahndienstkohlen und Wehrmachtskohlen wurden fast in den vorgesehenen Mengen angeliefert. Die Lieferungen aus dem unbesetzten Gebiet erreichten 83 vH, die aus Belgien etwa 50 vH der vorgesehenen Mengen. Im Januar trat eine Verschaerfung der Kohlenversorgungslage ein und zwar insbesondere durch Stillstand der Waeschen infolge der Kaelte. Verkehrsschwierigkeiten infolge der Witterung verminderten die Kohlenabfuhr per Bahn auf 60 vH des Solls. Da die Versorgung der Gas- und Elektrizitaetswerke, der Eisenbahn und der Wehrmacht nicht gefaehrdet werden durfte, konnte der Hausbrand nur mit 60 vH, die Industrie nur mit 54 vH des Solls beliefert werden; Betriebsstillegungen konnten auch in wichtigen Industriezweigen nicht vermieden werden. Der Lieferungsausfall des Januar ist durch erhoehten Transport nach dem Abflauen der Kaelte nicht mehr aufzuholen. Eine Erhoehung der Produktion - auf weite Sicht - wird insbesondere durch Rueckfuehrung und

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Neuanwerbung von Bergleuten, durch Verstaerkung der Grubenholzzufuhr und durch Besserung der Ernaehrungslage der Bergarbeiter erstrebt, zumal mit einem weiteren erheblichen Ansteigen des Industriebedarfs infolge der Auftragsverlagerung zu rechnen ist.

Energiewirtschaft: Die Stromentnahme ist fast im ganzen besetzten Gebiet erheblich gestiegen, und zwar nicht nur infolge der Jahreszeit, sondern auch infolge der Erhoehung der Industriebeschaeftigung und der Aufstellung elektr.[ischer] Oefen. Trotz der Einschraenkungsmassnahmen hat sich der Gasverbrauch im Berichtszeitraum um 25 bis 30 vH gesteigert. Eine Steigerung um 10 vH ist durch die Minderung seines Heizwertes begruendet; die Verbrauchserhoehung ist ferner auf die Umstellung gewerblicher Betriebe von Oel auf Gas - auch der Baeckereien - und in Paris auf die Indienststellung gasbetriebener Omnibusse zurueckzufuehren.

Erzbergbau, Eisen- und Stahlerzeugung. Die Frderung der Eisenerzgruben Westfrankreichs (Normandie und Anjou-Bretagne) hat sich weiterhin erhoeht. Infolge der Transportschwierigkeiten haben sich die Erzvorraete der Gruben auf 300 000 to erhoeht. In Ostfrankreich konnten die Haldenbestaende dagegen verringert werden. Im Minette-Gebiet besteht fuer die Erreichung des vom Reichsmarschall[106] befohlenen Foerderprogramms ein weiterer Bedarf von 17 000 Bergarbeitern. Die Rohstahlproduktion wurde seit Oktober 1940 wie folgt gesteigert:

to Im Dep[ar]t.[ement] Meurthe-et-Moselle ohne Longwy-Ardennes im uebrigen besetzten Frankreich ohne die beiden Norddepartements im unbesetzten Gebiet " 20 000 " von von " 7 500 7 000 29 000 auf "

to 11 900 11 000 40 000 r[un]d. 30 000

Das auf 25 000 to Eisen festgesetzte Lieferkontingent der benachbarten besetzten Westgebiete hat sich als keinesfalls ausreichend erwiesen, da ein erheblicher Teil des franz. Eisenbedarfs (Unterhaltung der franz. Bahnen, die Wiederherstellung von Verkehrsanlagen, Herstellung landwirtschaftl.[icher] Maschinen, Lebensmittelkonservenerzeugung) im deutschen Interesse nur in gewissem Umfange gedrosselt werden kann.

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Schiffbau: Den franz. Werften wurden von deutschen Reedereien als erste Bauserie vier 11 000-Tonner, zwei 9 000-Tonner und zwei 7 000-Tonner endgueltig in Auftrag gegeben. Nach Fertigstellung dieser Schiffe ist vorgesehen, weitere vier 11 000-Tonner und vier 9 000-Tonner zu bestellen.

Metallerzeugende- und metallverarbeitende Industrie: Die Erkundung der in den Betrieben befindlichen Metallbestaende ist weitgehend abgeschlossen. Von diesen Bestaenden sind in das Reich abtransportiert etwa:

55 33 66 60 53

vH " " " "

der " " " "

Rohkupferbestaende Bleibestaende Zinnbestaende Zinkbestaende Nickelbestaende (Rohmaterial) " " "

Die metallverarbeitende Industrie ist zu etwa 35 vH beschaeftigt. Davon entfallen 25 vH auf den franz. Bedarf. Die Innehaltung der Verwendungsverbote wird von den deutschen und franz. Dienststellen besonders ueberwacht.

Mineraloel: Die Bestaende an Vergaserkraftstoff decken den Bedarf etwa bis zum April d[iese]s.J[ahre]s., falls Alkohol im bisherigen Umfange weiterhin zugeteilt wird. Die Bestaende an Dieselkraftstoff koennen nur bis zum Februar gestreckt werden, obwohl lediglich die Landwirtschaft, und auch diese nur knapp ausreichende Mengen erhaelt. An Heizoel konnte im Dezember nur ein Teil der kontingentsmaessig vorgesehenen Mengen den Verbrauchern zugefuehrt worden [sic!]; nachdem aber unterdessen aus deutschen Marinebestaenden 30 000 to Heizoel zur Verfuegung gestellt sind, koennen nunmehr die kontingentsmaessigen Mengen bis Maerz ds.Js. verausgabt werden. Die wichtigsten Schmieroelartenkonnten infolge stiller Reserven der franz. Industrie so gestreckt werden, dass der Bedarf bis April/ Mai d[iese]s.J[ahre]s. knapp gedeckt ist.

Chemische Industrie: Die Stickstoff- und Sodaerzeugungwird durch die schwierige Transportlage sehr beeintraechtigt. Infolge Kohlenmangels und uebermaessigen Anwachsens der Sodalager waren in der Sodaindustrie im Januar Betriebsstillegungen nicht zu vermeiden. Die
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wehrwirtschaftlich

wichtigen

Lieferungen

fuer

das

Reich

an

Azeton,

Holzkohle

und
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Schwefelkohlenstoffwaren besonders durch den teilweisen Abzug von Kriegsgefangenen gefaehrdet. Die I.G. Farbenindustrie hat sich im Januar an dem groessten franz. Chemiekonzern, Etabl.[issement] Kuhlmann, in Hoehe von 51 vH des Kapitals beteiligt[107].

Kautschuk: Zur moeglichst lueckenlosen Bewirtschaftung der Automobilreifen ist eine Reifenkarte fuer die franz. Kraftfahrzeughalter eingefuehrt worden[108]. Die kurz vor Weihnachten ins Stocken geratenen wichtigen Kautschukverhandlungen in Wiesbaden sind im Januar erfolgreich abgeschlossen worden, nachdem die franz. Regierung unter Einwirkung des Militaerbefehlshabers[109] zu einem Gegenvorschlag gebracht werden konnte[110].

Techn.[ische] Oele u.[nd] Fette: Der allgemeinen Versorgungslage entsprechend ist die Fettsaeuremenge fuer die franz. Bevoelkerung ab 1.1.1941 auf monatlich r[un]d. 50gr herabgesetzt worden[111]. Der Fettsaeuregehalt der Einheitsfeinseife wird damit auf 20 vH (vorher 30 vH) und der der Kernseife auf 30 vH (vorher 40 vH) verringert.

Glas- und keramische Industrie: Die franz. Glas- und keramische Industrie hat erhebliche deutsche Auftraege erhalten. Zwischen der deutschen und franz. Hohlglasindustrie und den beiderseitigen keramischen Industrieen [sic!] fanden aussichtsreiche Kartellverhandlungen statt.

Textilwirtschaft: Zur Verteilung der Textilrohstoffe und zur Regelung der Erzeugung ist ein "Textilplan" vorbereitet worden, dessen Unterzeichnung durch die franz. Regierung bevorsteht. Danach werden die Wollvorraete des besetzten Gebietes fuer deutsche Zwecke, und zwar zum groessten Teil in Form von Rohwollieferungen z.T. in Lieferungen von Garn und Fertigwaren bereitgestellt. Der weitaus ueberwiegende Teil der Baumwollvorraete des besetzten Gebietes wird ebenfalls dem Reich zur Verfuegung gestellt. Die Beschaeftigung der Woll- und Baumwollindustrie des besetzten Gebietes wird durch Zufuehrung von Rohstoffen aus der unbesetzten Zone gesichert. Um die Einfuhr von Textilien aus Ueberseezu ermoeglichen, ueberlaesst das Reich alle weiteren Rohstoffeinfuehren [sic!] der franz. Industrie und behaelt sich lediglich das Recht vor, Fertigwarenlieferungen aus diesen Rohstoffeinfuehren zu beanspruchen. Die franz. Regierung wird fuer das gesamte franz. Gebiet die Kleiderkarte und fuer eine Uebergangszeit eine Bezugsscheinregelung einfuehren[112]. Da die Wehrmachtsinteressen in dem Textilplan ausreichend beruecksichtigt sind, kann eine Begrenzung der Soldateneinkaeufe hingenommen und die Ausdehnung der Bezugsscheinpflicht und Kleiderkartenregelung auf die Wehrmachtsangehoerigen zugestanden werden.
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Lederwirtschaft: Bezugsscheinpflicht: Mit Gesetz vom 5. Januar 1941 ist die Bezugsscheinpflicht fuer Arbeitsschuhwerk, Gebrauchsschuhwerk, leichtes Strassenschuhwerk und Pantoffeln eingefuehrt worden[113]. Die Zahl der je Kopf der Bevoelkerung bis zum 15. Februar 1941 auszugebenden Bezugsscheine ist bezirklich unter Beruecksichtigung der Vorraete des Schuheinzelhandels festgelegt worden. Fuer Paris ist die Ausgabe von 13 Bezugsscheinen fuer je 1 000 Koepfe der Bevoelkerung vorgesehen. In laendlichen Distrikten, vor allem in Suedfrankreich, wird in dem ersten Zuteilungsabschnitt eine geringere Zahl von Bezugsscheinen verausgabt werden.

Reparaturbedarf: Im besetzten Gebiet sind etwa 70 000 Kilo Sohlenleder aus der Erzeugung des Monats Dezember dem besetzten Gebiet fuer den Reparaturbedarf zur Verfuegung gestellt worden, sodass etwa 470 000 Paar Schuhe neu besohlt werden koennen. Die fuer die Neubesohlung freigegebene Menge entspricht einer Jahresversorgung der Bevoelkerung mit mehr als 2 Paar Sohlen. Die angespannte Versorgungslage wird eine weitere Erleichterung durch die Verweisung der Wehrmachtsangehoerigen auf das Wehrmachtskontingent erfahren.

Rauchwarenhandel: Die Wifo (Wirtschaftliche Forschungsgesellschaft) hat Edelfelle im Werte von 2 Millionen Reichsmarkzum Weltmarktpreis fuer Exportzwecke des Reiches erstanden. Ferner hat sie fuer etwa 20 Millionen Reichsmark Kaninfelle fuer das Reich und fuer Belgien gekauft.

Steine-Erden: Die Abschluesse ueber r[un]d. 200 000 to Bauxitlieferungen aus Suedfrankreich nach dem Reich hat die franz. Regierung anerkannt. Das Material ist z.T. bereits gewonnen und kann von Halde verladen werden. Schwierigkeiten liegen in der Treibstoff-Sprengstoff- und Waggonversorgung der Betriebe sowie in der stillen Opposition des Bauxitsyndikats.

Papierindustrie: Zwischen der deutschen und der franz. Zigarettenindustrie ist ein umfangreiches Lieferabkommen getroffen worden, das dem Reich den Markt in Belgien, Holland, Norwegen und Osteuropa sichert. Der franz. Inlandsmarkt wird kuenftig zur Rohstoffersparnis nur noch mit Papieren beliefert, die mit Zellstoff verschnitten sind.

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3. Ernaehrung- und Landwirtschaft. (1.) Erzeugung: Herbstbestellung: Nach den durchgefuehrten Erhebungen der Feldkommandanturen hat sich die Anbauflaeche des Winterweizensum etwa 20 vH gegenueber 1939 vergroessert. Auch bei der Wintergerste und beim Roggen ist in einer betraechtlichen Anzahl von Dep[ar]t[ement]s. eine Zunahme der Anbauflaeche festzustellen, waehrend nur in wenigen Dep[ar]t[ement]s. die Flaeche des Vorjahres nicht ganz erreicht wurde. Spaetkartoffeln, Futter- und Zuckerrueben sowie Koernermais sind eingebracht. Diese Leistung ist nur dadurch moeglich gewesen, dass die Militaerverwaltung durch Bereitstellung von Gefangenen durch Einsatz von Pferden und Gespannfuehrern geholfen und in die Organisation der Arbeit regelnd eingegriffen hat. Die Treibstofflage wurde durch ein Sonderkontingent der deutschen Wehrmacht voruebergehend erleichtert. Druscharbeiten mussten, um die Ernte der Hackfruechte und die Bestellungsarbeiten rechtzeitig durchzufuehren, weitgehend in die Wintermonate hineingeschoben werden. Das bis in den Dezember guenstige Wetter gestattete die Durchfuehrung von Feldarbeiten waehrend eines verhaeltnismaessig langen Zeitraums. Die Anlieferung von Handelsduenger blieb wegen der grossen Transportschwierigkeiten erheblich hinter der normalen Hoehe zurueck. Man wird infolgedessen fuer 1941 mit einem Rueckgang der ha-Ertraege rechnen muessen, der vielleicht die Wirkung der Anbauflaechensteigerung wieder aufhebt. Bezueglich der Erschwerungen durch Abzug der Kriegsgefangenen und Pferde wird auf die Ausfuehrungen zu Eingang des Lagebericht verwiesen.

Fruehjahrsbestellung: Die Aussichten fuer die Fruehjahrsbestellung sind ausgesprochen unguenstig, wenn nicht noch eine besondere Unterstuetzungsaktion eingeleitet wird. Durch die Beurlaubung der kriegsgefangenen Betriebsleiter der baeuerlichen Betriebe kann eine betraechtliche Erleichterung geschaffen werden. Der Einsatz von staedtischen Arbeitslosen in der Fruehjahrsbestellung ist vorbereitet, es ist aber zweifelhaft, ob dieses schwierige Experiment die erwuenschte Wirkung haben wird. Bei den Treibstoffen ist eine besondere Knappheit an Gasoel und Rohoel festzustellen, wodurch der volle Einsatz der reinen Dieseltraktoren erschwert wird. Bei den Halbdieselmotoren wird eine Umstellung auf Benzin und Alkohol erstrebt.

Viehwirtschaft: Die Knappheit an Oelkuchen hat einen unguenstigen Einfluss auf die Milcherzeugung. Ein neues Gesetz ueber den Oelfruchtanbau und die Verwertung versucht, die Erzeugung von Pflanzenfetten und eiweisshaltigen Oelkuchen zu foerdern. Eine Auswirkung dieser Massnahme kann jedoch erst fuer 1942 erwartet werden. Infolge der Wehrmachtslieferungen von Hafer- und Rauhfutter herrscht ein empfindlicher Mangel an Pferdefutter. Das Schlachtgewicht der Schweine ist erheblich zurueckgegangen, da es sowohl an dem notwendigen Kraftfutter (Mais und Gerste), wie an dem Grundfutter (Kartoffeln) fehlte. Auch bei den Rindernist das durchschnittliche Schlachtgewicht merklich zurueckgegangen.

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Die kuenftige Entwicklung der landwirtschaftlichen Erzeugung haengt weitgehend von der Aufbesserung der Erzeugerpreise, der Lieferung der notwendigen Betriebsmittel und der Wiederherstellung der Vertrauensgrundlage ab. In letzter Hinsicht hat vor allem auch die Einloesung der Requisitionsscheine Bedeutung.

(2.) Versorgung. Allgemeines: Die Rationierung wird, durch die Mangellage bedingt, schaerfer als bisher von den franz. Stellen durchgefuehrt. Festzustellen ist jedoch, dass Schiebergeschaefte nach wie vor bluehen. Durch ruecksichtslose Verhaftungen wird man erst mit der Zeit diese fuer die Wirtschaft schaedlichen Elemente ausschalten koennen.

Getreideversorgung: Die Brotversorgung konnte bisher im gesamten besetzten Gebiet sichergestellt werden. Erhebliche Schwierigkeiten mussten allerdings bei der Weizenzufuhr nach Paris, Nancy und Bordeaux ueberwunden werden, da die Transporte nur sehr schleppend vorwaerts gehen. Die fuer Paris dringend erforderliche Brotgetreidereserve von r[un]d. 120 000 to musste wiederholt angegriffen werden, da die Zufuhren den laufenden Bedarf nicht deckten. Fuer die Monate Februar, Maerz und April ist deshalb ein Plan fuer die Versorgung der Grosstaedte aufgestellt worden. Der Ausdrusch geht nur schleppendvor sich, da Arbeitskraefte, Kohle und Treibstoff fehlen.

Viehversorgung: Die Truppenversorgung im franz. Raum und die Viehlieferungen nach Nordfrankreich konnten nur mit aeusserster Anstrengung erfuellt werden. In den Staedten Paris, Nancy[114] und Bordeaux[115] traten erhebliche Luecken in der Versorgung auf, die nicht befriedigt wurden. Auch in den naechsten Monaten werden sich noch mancherlei Spannungen ergeben. Die franz. Regierung hat die Zusicherung gegeben, durch Zwangsauflagen an Viehueberschussgebietedes besetzten Gebietes und verstaerkte Lieferungen aus dem unbesetzten Gebiet die Versorgung der Grosstaedte zu bessern.

Fettversorgung: Der zugebilligte Rationssatz von 100 gr pro Kopf und Woche konnte befriedigt werden. Es fehlte allerdings besonders fuer die aermere Bevoelkerung das billige Oel. Durch Zufuhren aus dem unbesetzten Gebiet soll dieser Notlage abgeholfen werden. Zur Innehaltung des jetzigen Rationssatzes muss eine straffe Milchablieferungsfrist an die Molkereien durchgefuehrt werden, da die Bauernbutter schwer zu erfassen ist und allzuleicht im Schwarzhandel abgesetzt wird. Eine entsprechende Forderung an die franz. Regierung wurde gestellt.

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Kartoffelversorgung: Kartoffel [sic!] stehen seit mehreren Wochen in den Grosstaedten ueberhaupt nicht mehr zur Verfuegung. Bei den Transporten aus Deutschland duerften sich hinsichtlich der Lieferung noch mancherlei Schwierigkeiten und Verzoegerungen ergeben.

Gemueseversorgung: Durch die scharfe Kaelte und die starken Schneefaelle blieben die Blumenkohlzufuhren aus der Bretagne und Normandie vollstaendig aus. Mit dem Umschlag des Wetters ist mit reichlicheren Zufuhren zu rechnen. Es kann dann die Mangellage auf anderen Gebieten z.T. ausgeglichen werden.

4. Forst- und Holzwirtschaft. Holzeinschlag: Die Holzverkaeufe sind zum groessten Teil ueberall getaetigt. Im Bezirk C[116] sind seit Anfang Januar wegen Kaelte und hoher Schneelage die Einschlagsarbeiten ins Stocken gekommen. Abgesehen von den Witterungsunbilden haben sich jedoch Schwierigkeiten ergeben, und zwar vorallem [sic!] im Arbeitseinsatz:

Schwierigkeiten. Die Erfahrungen sind mit den eingestellten Arbeitslosen im allgemeinen nicht gut. Die Zuweisung der angeforderten Kraefte durch die franz. Behoerden nimmt unwahrscheinlich lange Zeit in Anspruch. Die Eignung zur Waldarbeit wird nicht sorgfaeltig genug geprueft. Ausruestung mit Bekleidung usw. ist haeufig unzweckmaessig.

Folgen: Folge davon: Geringe Leistung und baldige Wiederaufgabe der Arbeit. Die Zahl der nach kurzer Zeit die Arbeitsplaetze wieder verlassenden Arbeitslosen muss auf etwa 60 vH geschaetzt werden.

Gegenmassnahmen: Diesen Schwierigkeiten kann nur dadurch begegnet werden, dass die franz. Regierung gesetzlich eine Arbeitsdienstverpflichtung und ein Verbot des willkuerlichen Arbeitsplatzwechsels einfuehrt. Der Einsatz an Kriegsgefangenenbeschraenkt sich meist auf Farbige, da leider weisse Kriegsgefangene

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nur an ganz wenigen Stellen zur Verfuegung stehen. Bei Dijon[117] wurde ein Versuch mit Algeriern eingeleitet. Bei OKH laeuft jetzt ein neuer Antrag auf Freilassung der kriegsgefangenen Waldarbeiter, da der Auftrag auf beschleunigten und stark erhoehten Holzeinschlag sonst nicht erfuellbar ist. Im Raum ostwaerts der Nordostliniesind von den aus dem Heer kommandierten Forstbeamten, deren Einsatz das Fehlen der franz. Beamten in jenem Raum ueberbruecken soll, bis jetzt 69 Forstleute eingesetzt.

Holztransport: Im Bezirk C hat die hohe Schneelage den Holztransport mit Achse einstweilen ganz zum Erliegen gebracht. Im Bezirk Bordeaux wird der Transport des Holzes aus dem Walde durch den Mangel an Futter fuer die Maultiere beeintraechtigt. Da Abhilfe aus der oertlichen Landwirtschaft nicht moeglich erscheint, sind Versuche imgange, die benoetigten rund 5 000 to Futtermittel aus Wehrmachtsbestaenden zu bekommen. Die Holzwirtschaft klagt zunehmend ueber schlechte Waggongestellung und ueber Mangel an Dieseloel. Im Bezirk C wurde zur Foerderung der Holzabfuhr im Dezember 1940 ein Sonderkontingent von 126 000 Ltr und im Januar ein solches von r[un]d. 100 000 Ltr Benzin der Forst- und Holzwirtschaft zur Verfuegung gestellt, davon dem Generalsyndikat des Grubenholzhandels im Dezember 40 000 Ltr und im Januar r[un]d. 14 000 Ltr unmittelbar zur Abfuhr von r[un]d. 140 000 fm Grubenholz.

Grubenholzbeschaffung: Im Bezirk Bordeaux vermindern sich die vorhandenen Vorraete an Grubenholz zusehends; der Bestand fuer Anfang Januar ist auf nur 50 000 fm zu schaetzen. Da Bordeaux das wichtigste Grubenholzbeschaffungsgebiet ist, ist dort der Kriegsgefangeneneinsatz im Holzeinschlag das brennenste Problem. Im Januar muessen r[un]d. 225 000 fm Holz im Bezirk Bordeaux geschlagen werden, davon wuerden etwa 25 vH gleich r[un]d. 56 000 fm auf Grubenholz entfallen, sodass mit dem Vorrat von 50 000 fm r[un]d. 106 000 fm Grubenholz zur Januarverladung sich ergeben. Diese Menge wuerde den Bedarf der Kohlengruben des Centre du Midi und des Pas de Calais aus dem Raume Bordeaux decken. Im Februar muss der Einsatz der Kriegsgefangenen und weiteren Arbeitslosen soweit gediehen sein, dass der Bedarf an Grubenholz aus neuem Einschlag vollstaendig gedeckt wird, auch wenn ein Teil der bisher im Holzeinschlag taetigen freien Arbeiter in die dann beginnende Harzarbeit abwandern sollte.

Versorgung der Wehrmacht mit Holz: Die Anforderungen der drei Wehrmachtsteile und der Organisation Todt an Rundholz und Schnittholzsind immer noch im Ansteigen. Die Frage der Befriedigung wird immer ernster. Die Lager sind ueberall, besonders im Bezirk B[118] und im Bezirk Bordeaux, fast voellig erschoepft. Im uebrigen scheint manche Anforderung nicht so dringend und in ihrem Umfang so begruendet, wie sie dargestellt wird. Eine Dringlichkeitsabstufung wird noetig, da die meiste [sic!] sehr kurzen Liefertermine von den Saegewerken nicht mehr eingehalten werden koennen.

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Auch beim Sperrholzmuss die Bewirtschaftung immer schaerfer werden. Die Anforderungen von Firmen und Truppe, die im Auftrage der Wehrmacht arbeiten, uebersteigen erheblich die Neuanfertigung.

Harznutzung: Bis Ende Dezember sind aus dem Bezirk Bordeaux nach Deutschland transportiert worden: 3 040 to Terpentin und 6 684 to Kolophonium. Die vorliegenden Liefervertraege lauten insgesamt auf 7 000 to Terpentin und 30 000 [to] Kolophonium. Die Transporte, die zunaechst als Wehrmachtstransporte gingen, laufen jetzt als Wirtschaftstransporte und gehen planmaessig weiter. Die Rohharzgewinnung wird 1941 noch verstaerkt werden.

Organisation innerhalb der Militaerverw[altung]: Bei der bisherigen duennen Personalbesetzung ist die Erledigung aller anfallenden Aufgaben nicht mehr moeglich, zumal bei den Feldkommandanturen ueberhaupt kein Forstmann vorhanden ist. Die uebliche aushilfsweise Uebernahme der Forst- und Holzgeschaefte durch andere Referenten der Feldkommandanturen reicht schon jetzt nicht mehr aus.

5. Auswaertiger Waren- und Zahlungsverkehr. Zwischen dem besetzten und dem unbesetzten franz. Gebiet: Die Antraege auf Erteilung von Ausfuhrgenehmigungen und Genehmigungen auf dem Gebiete des Zahlungsverkehrs haben sich weiter vermehrt. Im Sinne der von Berlin gegebenen Linie wird die Demarkationslinie scharf betont, und es werden grundsaetzlich nur solche Antraege genehmigt, fuer die ein dringendes deutsches Beduerfnisvorliegt, oder die aus Haertegruenden notwendig erscheinen. Durch das gegenwaertige Verfahren wird die Erfuellung der deutschen Verlagerungsauftraege, die z.T. in starkem Umfange auf Zulieferungen aus dem unbesetzten Gebiet angewiesen sind, erheblich erschwert.

Zwischen Frankreich und den uebrigen besetzten Gebieten: Die fuer den Warenverkehr zwischen Frankreich und Elsass-Lothringen getroffene Regelung ist bis zum 28. Februar 1941 verlaengert worden[119]. Die Verlaengerung der Kontingente bleibt jedoch den einzelnen Besprechungen mit den Fachreferenten ueberlassen. Die imgang befindliche Rueckfuehrung elsasslothringischer Guthaben und Werte wird dadurch erschwert, dass das franz. Finanzministerium im Hinblick auf die im Elsass und in Lothringen eingefuehrten deutschen Devisenbestimmungen die elsaessischen und lothringischen Guthaben in ganz Frankreich hat sperren lassen. Dem franz. Finanzministerium wird mitgeteilt werden, dass die Besatzungsbehoerde die getroffenen Massnahmen nicht anerkennt. Sofern die franz. Regierung die Massnahmen nicht von sich aus rueckgaengig macht, soll sie durch eine Verfuegung des Bankenkommissars[120] aufgehoben werden.

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Das Protokoll ueber den Verrechnungsverkehr zwischen Frankreich und Belgien ist in Kraft getreten[121]. Damit ist der normale Zahlungsverkehr zwischen beiden Laendern wieder eroeffnet. Den deutschen Wuenschen entsprechend werden die Zahlungen ueber Zentralclearing abgewickelt. Ueber ein Mindestprogramm des beiderseitigen Warenaustausches sind bereits vorlaeufige Abreden zwischen den beiden Militaerbefehlshabern[122] getroffen worden.

Zwischen Frankreich u.[nd] d.[em] Deutschen Reich. Der Warenverkehr vollzieht sich zunaechst fast ausschliesslich in einseitiger Richtung (nach Deutschland) [123] . Die Warenausfuhr nach dem deutschen Reich hat sich durch den Abschluss des Verrechnungsabkommens[124] und die damit geschaffene Moeglichkeit eines normalen Zahlungsverkehrs erheblich verstaerkt. Im Zuge der Vergebung deutscher Verlagerungsauftraege und der damit verbundenen Lieferung von Rohstoffen und Vorprodukten wird jedoch auch die Wareneinfuhr aus dem Reich in den naechsten Monaten in verstaerktem Masse zunehmen. Trotzdem wird sich ein erheblicher Saldo zugunsten Frankreichsergeben. Dieser wird z.T. etwas dadurch verkleinert werden koennen, dass die franz. Schuldner die Rueckzahlung deutscher Vorkriegsguthaben aufnehmen. Leider stellen auch nach dem Abschluss des Verrechnungsabkommens deutsche Dienststellen Devisengenehmigungen aus, die den Einkaeufern die Bezahlung von Waren und Vermoegenswerten ausserhalb des Verrechnungsabkommens nicht nur gestatten, sondern in einzelnen Faellen sogar vorschreiben. In einer grossen Anzahl solcher Faelle konnte durch unmittelbare Besprechungen mit den franz. Behoerden ein tragbarer Ausgleich erzielt werden. Jedoch ist hierbei die Verhandlungsposition auf deutscher Seite ausserordentlich schwierig, da die Franzosen stets auf den eindeutigen Wortlaut der Verrechnungsregelung hinweisen. Falls von deutscher Seite Wert darauf gelegt wird, bestimmte Zahlungen nicht ueber Verrechnungsabkommen abzuwickeln, steht die Moeglichkeit offen, dass zwischen den beiden Regierungen ein anderer Zahlungsweg vereinbart wird. Die Dienststellen sind hierauf hingewiesen worden.

Zwischen Frankreich u.[nd] d.[em] Auslande: Leider besteht fuer den Militaerbefehlshaber noch keine Rechtsgrundlage, sich in die Verhandlungen der franz. Regierung mit dritten Laendern einzuschalten, da diese Verhandlungen ausschliesslich von Vichy aus gefuehrt werden. Auch aus diesem Grunde ist es dringend geboten, moeglichst bald mit der franz. Regierung sich in der Frage der Bestellung eines deutschen Aussenhandels- und Devisenkommissars zu einigen.

6. Arbeitseinsatz und Sozialfragen (1;) Entwicklung der Arbeitslosigkeit. Allgemeines: Die Gesamtzahl der Arbeitslosen im gesamten besetzten Frankreich, die Mitte November noch r[un]d. 947 000 betragen hat, ist infolge der Wiederbelebung der Wirtschaft und aus sonstigen im Lagebericht November erwaehnten Gruenden bis 4. Januar auf 673 000, also um rund 30 vH zurueckgegangen. Auf das Dep[ar]t.[ement] Seine entfielen am 4. Januar d[iese]s.J[ahre]s. 414 000 Arbeitslose. Von den uebrigen Dep[ar]t[ement]s. im Bereich des Militaerbefehlshabers weisen nur noch das Dep[ar]t.[ement]

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Seine-et-Oise (68 000 Arbeitslose) und das Dep[ar]t.[ement] Seine-Inferieure (49 000 Arbeitslose) grssere Arbeitslosigkeit auf. Nennenswert ist noch die Zahl der Arbeitslosen in dem Dep[ar]t.[ement] Somme (r[un]d. 10 000)[,] Gironde (r[un]d. 8 000)[,] Loire-Inferieure (r[un]d. 5 000) und Calvados (r[un]d. 5 000). Naeheres s. Anlagen[125].

(2.) Arbeitseinsatz. Landwirtschaft: Der Bedarf an landwirtschaftlichen Arbeitskraeften der infolge des Abtransports von Kriegsgefangenen und der bevorstehenden Fruehjahrsbestellung besonders gross und dringlich ist, wird in erster Linie durch den Einsatz von staedtischen Arbeitslosen befriedigt werden muessen. Die franz. Dienststellen haben entsprechende Massnahmen bereits eingeleitet.

Gewerbe und Industrie: Der Bedarf an Arbeitskraeften fuer Baumassnahmen der deutschen Dienststellen (insbesondere Luftwaffe und Marine) hat sich im Dezember und Januar besonders erhoeht. Im Laufe des Januar wurden weitere 2 000 Arbeitskraefte aus Paris bei deutschen Dienststellen ausserhalb von Paris eingesetzt. Im noerdlichen Teil des besetzten Gebietes wurden ausserdem belgische Arbeitskraefte und hollaendische Spezialarbeiter in groesserem Umfange voruebergehend eingesetzt. Dementsprechend macht sich ein zunehmender Mangel an Baufacharbeitern fuehlbar. Ebenso nimmt in der Metallindustrie der Mangel an Spezialfacharbeitern aufgrund der deutschen Auftraege weiter zu.

Massnahmen zur Bekaempfung der Arbeitslosigkeit: Zur Bekaempfung der Arbeitslosigkeit hat das franz. Kommissariat zur Bekaempfung der Arbeitslosigkeit[126] eine groessere Anzahl von Arbeitsstellen eingerichtet. Es handelt sich vorwiegend um Bauarbeiten, daneben aber auch um Forstarbeiten. Bei einer Trennung von der Familie erhaelt diese eine Trennungsentschaedigung. Neben der ortsueblichen Entlohnung, unentgeldlicher Unterkunft und Bezahlung von Wochenendheimfahrten empfangen die Arbeitslosen eine einmalige Bekleidungsbeihilfe zur Erleichterung der Arbeitsaufnahme.

(3.) Anwerbung von Arbeitskraeften nach Deutschland. Umfang: Angefordert nach dem Reich sind zurzeit r[un]d. 30 000 Arbeitskraefte. Naeheres s. Anlage[127]. Im Dezember 1940 sind 2 802, im Januar 1941 1 350 Arbeitskraefte vermittelt worden. Insgesamt wurden bisher 23 200 Arbeitskraefte ins Reich ueberfuehrt. Naeheres s. Anlagen[128].

Anwerbung v.[on] Frauen:


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Es ist beabsichtigt, nunmehr auch Frauen in groesserem Umfange fuer die metallverarbeitenden Betriebe in Deutschland als Anlernkraefte anzuwerben. Fuer die Textilindustrie liegen bereits Anforderungen fuer r[un]d. 1 000 Frauen vor.

Organisatorische Massnahmen: In dem Bezirk Paris, dem weitaus ergibigsten [sic!] Werbegebiet, sind jetzt 9 Werbestellen eroeffnet[129]. Ausserdem wurde ein Auffanglager fuer 400 Personen eingerichtet, das die von auswaerts eintreffenden Arbeitskraefte bis zum Abgang der Haupttransporte in Paris voruebergehend aufnimmt. Da in der Zeit vom 15. Dezember bis 10. Januar keine Transportzuege gestellt werden konnten, musste die Anwerbung in dieser Zeit eingeschraenkt werden. Diese Pause wurde benutzt fuer eine Propaganda, die entfaltet wurde durch Zeitungsartikel, Flug- und Merkblaetter und Vorfuehrung eines Films, der die Anwerbetaetigkeit auf der deutschen Werbestelle bis zum Abtransport der Arbeitskraefte darstellt und in der Wochenschau der franz. Lichtspielhaeuser laeuft.

Aussichten: Auf die Anwerbung werden sich in der Folgezeit verschiedene Umstaende voraussichtlich guenstigauswirken. Briefe franz. Arbeiter aus Deutschland und die Weihnachtsurlauber haben in zahlreichen Faellen die hier noch arbeitslosen Arbeitskameraden bestimmt, sich fuer den Einsatz im Reich zur Verfuegung zu stellen. Das immer mehr sich einspielende Geldueberweisungsverfahren traegt gleichfalls dazu bei, die Stimmung fuer die Arbeitsaufnahme in Deutschland zu verbessern. Insgesamt wurden bisher RM 350 000,- Lohnersparnisse nach Frankreich ueberwiesen. Die Bereitstellung von 1[,25][130] Millionen Reichsmark fuer den Militaerbefehlshaber durch den Reichsfinanzminister[131] zur Unterstuetzung der zurueckgebliebenen Familienangehoerigen wird sich gleichfalls guenstig auswirken. Die Schwierigkeiten der Anwerbung liegen nicht nur in dem Widerstande, der aus der Bevoelkerung heraus der Werbung entgegengesetzt wird, sondern auch in der Erteilung von Auftraegen der deutschen Wirtschaft an die franz. Industrie, die in ausserordentlich starkem Masse Arbitskraefte [sic!] binden. Es muss damit gerechnet werden, dass hierdurch die Anwerbung immer schwieriger wird.

7. Bank,- Boersen- und Versicherungswesen: (1.) Bankwesen. Entwicklung des Bankwesens: Allgemeines: Nach Bezirksberichten der Bank von Frankreich sind bei den Kreditinstituten debitorische Konten ueberwiegend im Verschwinden begriffen und allgemein Erhoehungen der Einlagenbestaendezu verzeichnen. Die Einlagen uebersteigen vielfach den Stand von 1939; in einem Falle (Societe Nancienne [sic!]) erreichten die Kreditorensummen einen seit mehreren Jahren nicht verzeichneten Hoechststand. Bei den Sparkassen ergibt sich eine aehnliche Entwicklung. Die Einzahlungen beginnen die Abhebungen

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zu bersteigen. Der Grund duerfte in dem allgemeinen Warenausverkauf und in der Schwierigkeit, die Warenlager zu ergaenzen, zu suchen sein. Die Kreditgewaehrung, insbesondere das Wechseldiskontgeschaeft, ist bei dieser Sachlage bedeutungslos geworden, zumal auch die Lieferanten deutscher Stellen im allgemeinen Barzahlung erhalten und demgemaess kein Kreditbeduerfnis haben. Entsprechend ist auch der Rediskontverkehr der Kreditinstitute bei der Bank von Frankreich stark geschrumpft. Die Banken legen ihre fluessigen Mittel groesstenteils in kurzfristigen Staatstiteln an, dagegen ist die Zeichnungsbereitschaft fuer diese Werte bei Industrieunternehmungen nur gering.

Devisenerfassung: Das Devisenschutzkommando Frankreich fuehrt auf persoenliche Anordnung[132] des Herrn Reichsmarschalls eine Aktion zur gewaltsamen Oeffnung aller derjenigen Bankschliessfaecher durch, deren Inhaber auf wiederholte Aufforderung hin sich zu einer freiwilligen Oeffnung nicht entschliessen konnten. Die erfassten Devisenwerte werden auf offenes Depotkonto umgelegt und dort sichergestellt.

Arisierung der Banken: Die Einsetzung von kommissarischen Verwaltern bei juedischen Banken ist nunmehr zum Abschluss gekommen. Insgesamt sind fuer 32 nichtarische Kreditinstitute Verwalter bestellt worden, darunter zwei deutsche[133] bei Kreditinstituten[,] auf die Einfluss zu nehmen deutsches Interesse besteht. Bei der Mehrzahl der Banken handelt es sich um kleine Institute, deren Geschaeft voellig darniederliegt und die ohne Schaden fuer die franz. Kreditwirtschaft liquidiert werden koennen. In den anderen Faellen wird eine baldige Arisierung erstrebt.

Einfuhr deutscher Zahlungsmittel: Die verbotene Einfuhr von innerdeutschen Zahlungsmitteln hat offensichtlich infolge der verschaerften Bestimmungen nachgelassen[134]. Fuer die noch in den Haenden der Zivilbevoelkerung vorhandenen Bestaende an Reichsbanknoten und an Rentenbankscheinen ist eine beschraenkte Einloesungsmoeglichkeit durch die Reichskreditkassen unter genauer Pruefung der Einzelfaelle vorgesehen.

Requisitionsscheine: Die seit dem 25. Juni 1940 von deutschen Truppen und Dienststellen ausgestellten Empfangsbescheinigungen (Requisitionsscheine) sind nunmehr vom OKW zur Bezahlung durch die franz. Behoerden aufgerufen worden. Die Auszahlung der Betraege wird durch die oertlichen franz. Gemeinderechn-er [sic!] vorgenommen.

Besatzungskosten: Die Bank von Frankreich hat die faelligen Abschlagszahlungen auf die Besatzungskosten mit kurzer, offenbar auf einem Missverstaendnis beruhender Unterbrechung fortlaufend geleistet. Der Gesamtbetrag der bisherigen Zahlungen beziffert sich nach dem Stand vom 10. Januar 1941 auf 4,2 Milliarden Reichsmark, den die franz. Regierung durch Vorschuesse bei der Bank von Frankreich in fast gleicher Hoehe finanziert hat.
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(2.) Boersenwesen. Entwicklung des Boersenwesens: Allgemeines: Im Monat Dezember 1940 liessen die Umsaetze gegenueber dem Vormonat etwas nach. Die Kursentwicklung war leicht rueckgaengig. Zu staerkeren Kurseinbussen kam es bei Staatsrenten in der ersten Haelfte des Januar 1941 infolge der Regierungskrise und der Liquidierung des Termingeschaeftes vom Mai 1940. Die Aufloesung dieser schwebenden Termingeschaefte wurde in drei Boersensitzungen glatt durchgefuehrt.

Staatspapiere: Nach dem Praemienerklaerungstage bestand in den Staatsrenten noch ein Angebotssaldo von r[un]d. 62 Millionen Fr[an]cs., das teilweise der Interventieonsfonds [sic!] uebernahm. Nach Ablauf der Terminliquidation machte sich wieder ein leichtes Anziehen der Rentenkurse bemerkbar.

Industriepapiere: Die Umsaetz [sic!] in Industrieobligationen und sonstigen Werten sind klein. Die Kursbildung war etwas ruecklaeufig.

Aktienboerse: Das franz. Finanzministerium hat wegen der Wiedereroeffnung der Aktienboerse einen neuen Gesetzentwurf eingereicht, der z.Zt. noch geprueft wird[135].

(3.) Versicherungswesen. Entwicklung des Boersenwesens: Allgemeines: Die Zahl der zum Geschaeftsbetrieb in Frankreich zugelassenen deutschen Sachversicherungsunternehmen hat sich inzwischen auf 15 erhoeht. Die franz. Aufsichtsbehoerde hat an alle in Frankreich arbeitende in- und auslaendischen Gesellschaften die Forderung gerichtet, einen Repraesentanten im unbesetzten Gebiet zu unterhalten.

Britische Versicherungsunternehmen: Die Auswirkungen der zweiten Verordnung zur Durchfuehrung und Ergaenzung der Feindvermoegensverordnung[136] haben insofern Schwierigkeiten gebracht, als eine Weiterfuehrung des

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Geschaefts der britischen Versicherungsunternehmungen, insbesondere eine Regulierung der Schadenfaelle nicht ohne weiteres moeglich ist. Unter diesen Umstaenden gewinnt der Plan, eine etwa dem 14 des deutschen Versicherungsaufsichtsgesetzes entsprechende Uebertragung der britischen Versicherungs- und Vermoegensbestaende auf die deutschen Gesellschaften herbeizufhren, erneut an Bedeutung. Die Verhandlungen hierueber schweben noch.

Feindvermoegen: Bis jetzt sind Meldungen von Feindvermoegen (engl.[ische] Beteiligung, Guthaben usw.) eingegangen.

r[un]d.

1.100 Anmeldungen feindlicher Beteiligung,

von

Firmen

mit

"

2.500 Anmeldungen von Forderungen engl.[ischer] Glaeubiger,

"

2.000 Anmeldungen von sonstigen Vermoegensgegenstaenden.

Warenlager sind fast garnicht gemeldet worden, da sie schon frueher erfasst und verwertet worden sind, unter den sonstigen Vermoegensgegenstaenden befinden sich vor allem Grundstuecke und Wertpapiere. An Feindguthaben bei den franz. Bankensind festgestellt:

r[un]d. " " " " " "

560 Millionen 470 000 470 000 180 000 150 000 120 000 110 000

Ffr[anc]s. engl.[ische] Pfund gypt.[ische] Pfund belg.[ische] Fra[n]cs. Pesetas USA-Dollar kanadi[ische] Dollar

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" "

190 000 140 000

Lire schweizer Fr[an]cs.

und geringe Betraege von anderen Valuten. Bei Betrieben mit erheblicher feindlicher Beteiligung werden deutsche Verwalter eingesetzt.

8. Preisregelung. Allgemeines: Nach Einfuehrung der Preisstoppgesetzgebung[137] und der Rationierungsmassnahmen machte sich in der besetzten und freien Zone ein starker Schleichhandel, vor allem bei den rationiertenWaren, bemerkbar, die zu erheblichen Ueberpreisen z.T. bis zu 300 vH ueber die festgesetzten Hoechstpreise hinaus verkauft wurden.

Ansteigen der Preise: Gleichzeitig stellte nach Klagen des Einzelhandels der Grosshandel vielfach keine oder falsche Rechnungen aus, um ungerechtfertigte Preiserhoehungen zu verschleiern. Nach Berichten von franz. Einkaeufern aus dem besetzten Gebiet erfolgten im unbesetzten Gebiet, wo noch erhebliche Vorraete, insbesondere auf dem Textilsektor angetroffen wurden, auf allen Gebieten starke unzulaessige Preissteigerungen. Dies insbesondere bei Rohstoffen, deren Preise z.B. in Marseille und Lyon innerhalb weniger Wochen um 50 bis 80 vH gestiegen waren, wobei Fabriken und Grosshaendlerfast nur noch auf Lager arbeiteten, um sich bei kuenftigen Preissteigerungen einen muehelosen Mehrverdienst zu sichern.

Gegenmassnahmen: Hiergegen ist die franz. zentrale Preisbehoerde von Preisueberwachungswegen scharf vorgegangen. Darueberhinaus hat sie in weitgehender Beruecksichtigung der ihr von der deutschen Militaerverwaltung gegebenen Anregungen das materialle [sic!] Preisrecht wirksam ergaenzt. Sie hat u.a. Grundsaetze ueber die Bildung des gerechtfertigten Erzeugerpreises aufgestelltund sie saemtlichen industriellen Wirtschaftsgruppen zur Beachtung mitgeteilt. Ferner hat sie eine Verordnung ueber die Verpflichtung des Verkaeufers, dem Wiederverkaeufer Rechnungsbelege ueber die verkaufte Ware auszuhaendigen, und eine solche ueber die Berechtigung zur Haltung von Warenvorraetenerlassen, wobei sie die vorhandenen ungerechtfertigten Warenvorraete anmeldepflichtig gemacht hat. Der Aufbau der franz. neuen Preisueberwachungsorganisationist im grossen und ganzen abgeschlossen. Die Ausstattung der Preisueberwachungsaemter mit Speizlbeamten [sic!] hat erreicht, dass nunmehr schneller und schaerfer gegen unzulaessige Preissteigerungen vorgegangen wird[138].

Preisentwicklung auf dem Agrarsektor: In der Preisbewegung auf dem Agrarsektor ist eine merkliche Beruhigung eingetreten, nachdem nahezu fuer elle [sic!] landwirtschaftlichen Erzeugnisse Hoechstpreise festgesetzt worden sind[139].
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Preisentwicklung auf dem gewerblichen Sektor: Das Ansteigen der Preise innerhalb gewisser Branchen hielt an. Die Ursache liegt in den vielfach erhoehten Rohstoffpreisen und Gestehungskosten der Erzeugerbetriebe. In der Eisen verarbeitenden Industrie z.B. wirkten sich preisverteuernd vor allem Rohmaterialveraenderungen aus, so z.B. durch den Uebergang vom Thomasstahl[140] zum Martinstahl[141] infolge Mangels an phosphorhaltigen Erzen. Ausser diesen wohl nicht zu vermeidenden Preiserhoehungen wirken sich aber auch Umstellungsmassnahmen und unzureichende Kapazitaetsausnuetzung kostenerhoehend und damit preissteigernd aus. Dies tritt zurzeit besonders bei den Verlagerungsauftraegenhervor.

Verlagerungsauftraege u.[nd] Preise. Bei der zunehmenden Verlagerung solcher Auftraege fuer die Wehrmachtsfertigung und den zivilen Sektor muss von vornherein die Gefahr, dass die Auftragsverlagerung zu Preiserhoehungenim deutschen Inland fuehrt, ausgeschaltet werden. Das Gesamtpreisniveau in den besetzten franz. Gebieten liegt z.Zt. noch unter dem des Reiches. Trotzdem ist die Gefahr, dass die Auftragsverlagerung zu Preiserhoehungen fuehrt, nicht von der Hand zu weisen, einmal von der Rohstoffseite her (Uebergang zum Bezug deutscher Rohstoffe wirkt sich im allgemeinen verteuernd aus) und sodann von der Preisseite her (Umstellungsmassnahmen, mangelhafte Kapazitaetsausnutzung, Lohnentwicklung und die Absicht der Einfuehrung gleitender Preise durch die franz. Regierungsstellen.) Der Preisfrage bei der Auftragsverlagerung wird daher besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Die Einschaltung in die Preispruefung der Industrievereinbarungen ist sichergestellt. Z.Zt. werden die Preise der sehr bedeutenden Verlagerungsauftraege der Elektroindustrie geprueft. Die Verhandlungen verlaufen guenstig, da die franz. Unternehmen Entgegenkommen zeigen. Das Ergebnis dieser Preisverhandlungen wird verwendet werden bei den gleichfalls ingangbefindlichen Verhandlungen innerhalb der Eisen,Stahl- und Blechwarenindustrie.

V. Aufbau der Dienststellen des Militrbefehlshabers. 1.) Stbe Am 19.1.1941 waren vorhanden:

5 47 144 30

Bezirkschefs Feldkommandanturen Kreiskommdanturen Ortskommandanturen I.

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O.K. II (587) als Standortkommandantur in Angers eingesetzt; bisher bei Heeresgruppe B.

In der Berichtszeit wurden folgende Kommandanturen verlegt:

F.K. 758

(Mil.[itr]Verw.[altungs]Bez.[irk] Paris) wurde infolge der Rumung von Versailles nach St. Cloud,

F.K. 736 O.K. I/838

(Mil.[itr]Verw.[altungs]Bez.[irk] B[142]) von Neuville du Poitou nach Poitiers von Laigle (Mil.[itr]Verw.[altungs]Bez.[irk] A[143]) als Standortkommandantur nach Reims (Mil.[itr]Verw.[altungs]Bez.[irk] C[144]) verlegt.

4 beurlaubte E-Feldkommandanturen[145] wurden zu den Einsatzorten zurckberufen. Smtliche Fahrkolonnen, die dem Militrbefehlshaber in Frankreich zur Verfgung gestellt worden waren, traten zu ihren Divisionen zurck. In der Berichtszeit wurden 33 Militrverwaltungsbeamte (27 hhere, 6 gehobene und mittlere Beamte) in Marsch gesetzt. Die Mehrzahl von ihnen wurden den Feldkommandanturen berwiesen. Die Vorarbeiten fr die neue Dienststelle "Kommandant von Gross-Paris"[146] sind soweit getroffen, dass die Neuorganisation am 1.3.1941 durchfhrbarist. 2.) L[an]d[es]sch.[tzen]- und Wacheinheiten. Am 19.1.1941 waren vorhanden: a) 15 Regimentsstbe b) 4 Radfahrwach-Bat[ai]l[lon]e. c) 102 L[an]d[es]sch.[tzen]-Bat[ai]l[lon]e. d) 7 Wach-Bat[ai]l[lon]e. e) Sicherungsregiment 2 mit 1 Bat[ai]l.[lon].

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Zu c) 1.) Das L[an]d[es]sch.[tzen]-Bat[ai]l.[lon] 221, bisher eingesetzt beim K[riegs]g[e]f. [angenen]-Lagerbezirk III St. L[147] und das L[an]d[es]sch.[tzen]-Bat[ai]l.[lon] 454, bisher eingesetzt im K[riegs]g[e]f.[angenen] Lagerbezirk IX Le Mans[148] sind aus der Kriegsgefangenenbewachung ausgeschieden. Das L[an]d[es]sch.[tzen]-Bat[ai]l.[lon] 221 hat das Radfahr-Wach-Bat[ai]l.[lon] 613 in Granville[149] und Kanal-Inseln, das L[an]d[es]sch.[tzen]-Bat[ai]l.[lon] 454 das RadfahrwachBat[ai]l.[lon] 620 in Le Mans abgelst. 2.) Die Radfahr-Wach-Bat[ai]l.[lone] 613 und 620 werden in den Militrverwaltungsbezirk Paris verlegt.

Kriegsgef.[angenen]-Bew.[achungs]Bat[ai]l[lon]e. Infolge Verlegung von K[riegs]g[e]f.[angenen] haben einzelne L[an]d[es]sch.[tzen]-Bat[ai]l[lon]e. ihren Standort gewechselt.

3.) Bodenstndige Sicherung. Bewachungskrfte. Durch Verfgung OKH/ Gen.[eral]St.[ab]d.[es]H.[eeres] vom 25.11.40[150] und Zusatzverfgung Militrbefehlshaber in Frankreich vom 7.12.40[151] wurde die Durchfhrung der Bewachungsaufgaben in Frankreich zwischen den Wacheinheiten des Militrbefehlshabers in Frankreich und der Feldtruppe (AOK[152]) neu abgegrenzt. Darnach [sic!] wird die Bewachung der rein militrischen Objekte den Armeen bertragen. Im einzelnen ist fr die Durchfhrung der Bewachungsaufgaben verantwortlich: 1) Der Militrbefehlshaber in Frankreich: a) Fr Bewachung der K[riegs]g[e]f.[angenen] und Internierten, b) fr Bewachung der eigenen Unterknfte und Versorgungseinrichtungen, c) fr Bewachung der fr die Wirtschaft und die Kriegswirtschaft wichtigen Bestnde und Wirtschaftsbetriebe, d) fr Bewachung der Beutelager, e) fr Bewachung der Kunstbauten von besonderer militrischer Wichtigkeit an Strassen, Eisenbahnen und Wasserstrassen, soweit ihre Beschdigung Strungen zur Folge haben wrde, deren endgltige Wiederherstellungsdauer einen Monat und mehr erfordert.

2) Die A.O.K.: a) Fr Bewachung der Unterknfte, Einrichtungen und Lager der Truppe,

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b) fr Bewachung von Nachrichtenanlagen von entscheidender militrischer Bedeutung, c) fr Bewachung smtlicher bodenstndigen militrischen Einrichtungen, d) fr Bewachung der dem Heer bertragenden Objekte der Kriegsmarine und Luftwaffe. Eine Unterstellung von ausreichenden Wacheinheiten unter die Bezirkschefs war bisher nicht mglich. Die Notwendigkeit einer militrischen Bewachung aller zurzeit gesicherten Objekte ist unter Anlegung eines scharfen Mastabes berprft worden. Die Krftebemessung fr die dem Heer bertragenen Objekte der Kriegsmarine und Luftwaffe muss ebenfalls verringert werden. Eine gewisse Entspannung in der Bewachungsfrage tritt nunmehr durch die Heranziehung der freiwerdenden Gefangenenbat[ai]l[lon]e. ein. Da der Abtransport der Gefangenen noch luft, hat sie sich in der Berichtszeit noch nicht ausgewirkt.

4.) Bodenstndige Einrichtungen. Truppenbungsplatzk[omman]d[an]t[u]ren. Die Truppenbungsplatzkommandanturen befinden sich noch im Aufbau, da der tatschliche Personalbedarf erst durch den praktischen Einsatz ermittelt werden konnte. Die Truppenbungsplatzkommandanten erhielten die Rechte und Pflichten eines Standortltesten. Infolge des hufigen Wechselns in der Belegung und der schwierigen Verwaltungs- und Instandsetzungsarbeiten fr Unterbringung und Ausbildung der Truppen drfen die Befugnisse der Kommandanten von der jeweils anwesenden Truppe nicht geschmlert werden. Entsprechende Antrge sind dem O.K.H. vorgelegt.

Soldatenheime In der Berichtszeit sind 43 neue Soldatenheime erffnet worden, sodass zurzeit 131 Heime in Betriebsind. 21 Heime sind in Vorbereitung und stehen unmittelbar vor der Erffnung. Die Soldatenheime erfreuen sich besonders in der Winterszeit eines regen Zuspruchs. Die Schwierigkeitenin der Lebensmittelversorgung der Heime sind behoben.

Heeresunterkunftsverwaltungen. 54 Heeresunterkunftsverwaltungenbefinden sich im Aufbau. Die K.St.N.[153] sind noch nicht genehmigt. (Vergl. Bericht vom November 1940[154]). Hieraus ergeben sich Personalschwierigkeiten, die den Wirkungsgrad der Unterkunftsverwaltungen herabsetzen. Ohne Unterpersonal und Kfz. sind die Aufgaben der Heeresunterkunftsverwaltungen nicht durchfhrbar. Die notwendige Kasernierung der Truppen vollzieht sich infolge-dessen [sic!] zu langsam. Disziplin und Ausbildung hngen weitgehend von ihr ab.

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Der Militrbefehlshaber ist ohne die Zuweisung des erforderlichen Personals nicht in der Lage, den ausserordentlich zahlreichen Antrgen der Truppen in Unterkunftsangelegenheiten zu entsprechen.

VI. Die deutsche Exekutive und Gerichtsbarkeit im besetzten franzsischen Gebiet. Allgemeine Lage. Infolge der Verschlechterung der Stimmung der franz. Bevlkerung haben die Verfahren wegen Beleidigung und Gewalttaten gegen Wehrmachtsangehrige, deutschfeindlichen Kundgebungen, Sabotageakten, unbefugten berschreiten der Sperrlinien und Briefschmuggel zugenommen. Unter den Strafsachen gegen Wehrmachtangehrige haben Verkehrsunflle und Fahnenflucht eine Steigerung erfahren. Insgesamt hat die Ttigkeit der Gerichte abgenommen.

Feldgendarmerie Die berwachung der franzsischen Polizei und Gendarmerie ergab keine ernsteren Beanstandungen. In der Verkehrsberwachung sind die franzsischen Polizeiorgane energischer geworden. Dagegen ist ihr Vorgehen gegen die Preistreiberei nach wie vor sehr lssig. bersicht ber die durch die Feldgend.[armerie] verfolgte Kriminalitt und die Beschlagnahmungen vergl. Anlage 7[155] und 8[156]. Auf die ungengende Motorisierung der Feldgend.[armerie] und den Mangel an Dolmetschern muss erneut hingewiesen werden. Vergl. Lagenbericht November 1940[157]. Die fr die Militrverwaltungsbezirke vorgesehenen Feldersatz-Komp.[anien] sind eingetroffen und in der Einrichtung begriffen.

Gerichtswesen Der Militrbefehlshaber in Frankreich hat im Berichtsmonat als hherer Befehlshaber besttigt: 9 Todesurteile gegen Franzosen davon 1 wegen Stellens von Autofallen 4 wegen Gewalttat gegen deutsche Wehrmacht (Angriffe auf deutsche Wehrmachtsangehrige)

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1 wegen Strassenraubs bei Verdunkelung 2 wegen Durchschneidens von Wehrmachtkabeln 1 wegen unbefugter Nachrichtenbermittlung. 5 Todesurteile gegen Soldaten davon 4 wegen Fahnenflucht 1 wegen Notzucht (im Gnadenwege umgewandelt in 7 Jahre Zuchthaus) 1 Todesurteil gegen 1 Reichsdeutschen (Zivil) wegen Zersetzung der Wehrkraft[158]. 16 Verurteilungen zu Freiheitsstrafen ber 5 Jahre davon 6 gegen Soldaten: 2 wegen Fahnenflucht und Plnderung (15 J.[ahre] Zuchthaus bezw. 8 J.[ahre] 1 Mon.[at] Zuchthaus) 2 wegen Fahnenflucht (11 J.[ahre] Zuchthaus bezw. 6 J.[ahre] Zuchthaus) 1 wegen verbotenen Umfangs [sic!] mit Kriegsgefangenen und unerlaubter Entfernung (7 J.[ahre] Gef.[ngnis]) 1 wegen Ungehorsams und ttlichen Angriffs (5 Jahre 3 Mon.[ate] Zuchthaus)

10 gegen Franzosen: 2 wegen unbefugten Waffenbesitzes (12 J.[ahre] Zuchthaus bezw. 10 J.[ahre]Zuchthaus) 1 wegen Krperverletzung mittels berfalls und unbefugten

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Waffenbesitzes (berfall auf 1 Soldaten) (15 Jahre Zuchthaus) 2 wegen feindbegnstigender Hetzpropaganda durch Flugbltter (je 10 Jahre Zuchthaus) 1 wegen Gewalttat gegen Wehrmachtangehrige und versuchten Totschlags (6 Jahre Zuchthaus) 1 wegen Einbruchdiebstahls und unbefugten Waffenbesitzes (7 Jahre Zuchthaus) 2 wegen Durchschneidens von Wehrmachtkabeln (je 10 Jahre Gefngnis) 1 wegen Landesverrats (lebensl.[nglich] Zuchthaus).

An besonders bedeutsamen Strafsachen liegen ausser den im Novemberbericht gemeldeten vor:

1. Das Gericht der Standortkommandantur Paris hat am 4.1.41 drei deutsche Soldaten wegen Fahnenflucht und einen deutschen Emigranten, der ihnen Unterkunft und Zivilkleidung verschafft hatte, wegen Zersetzung der Wehrkraft zum Tode verurteilt. Das Urteil ist besttigt und am 8.1.41 vollstreckt worden.

2. Vor dem Gericht der Feldkommandantur 679 in Biarritz fand am 9.1.41 die Hauptverhandlung gegen 3 junge Franzosen statt, die es unternommen hatten, sich der Armee des Rebellen de Gaulle anzuschliessen. Zwei wurden zum Tode, der dritte, der zurzeit der Tat noch jugendlich war, zu 10 Jahren 9 Mon.[aten] Gefngnis verurteilt. Das Urteil ist noch nicht besttigt.

3. Bei dem Gericht der Feldkommandantur 723 in Caen schwebt zurzeit ein Ermittlungsverfahren gegen mehrere franzsische Gefangenenaufseher in Lisieux und Caen wegen Misshandlung deutscher Kriegsgefangener. Gegen 3 Beschuldigte ist Haftbefehl ergangen.

VII. Kriegsgefangene. Organisation Die Kriegsgefangenenorganisation erfuhr durch die Abgabe von 150 000 K[riegs]g[e]f.[angenen] nach

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dem Heimatgebiet eine erhebliche Belastung, einmal durch die mit der Verringerung des Bestandes verbundene Neugliederung und andererseits durch die Neuorientierung des gesamten Arbeitseinsatzes.

Fluchtversuche von Kriegsgef.[angenen]. Jeder bevorstehende Abtransport in das Reich hat eine neue Fluchtwelle zur Folge. Die Fluchtversuchewaren umso zahlreicher, als die Transportbewegung unmittelbar vor den Weihnachts- u. Neujahrsfeiertagen begann. Die Wiedereinbringung geflohener K[riegs]g[e]f.[angener] stsst auf grosse Schwierigkeiten, da diese zum Teil vor der Registrierung entwichen sind, zum Teil vllig unkontrolliert beim Abrcken von den Truppen und anderen Dienststellen entlassen oder beurlaubt wurden. Ein grosser Teil ist von den Arbeitskommandos, die in der ersten Zeit der Besatzung mangels von Bewachungskrften den Brgermeistern unterstellt wurden, entflohen. Polizei und Zivilbevlkerung untersttzen die entwichenen K[riegs]g[e]f.[angenen] mit allen Mitteln. Die deutsche Gendarmerie ist fr die Wiedereinbringung viel zu schwach. Sie msste sich zudem auf die Listenfhrung der franzsischen Behrden sttzen. Eine grundstzliche berprfung der Einwohnerlisten zur Feststellung, ob die vorhandenen Wehrpflichtigen demobilisiert, beurlaubt oder entwichen sind, wrde den Franzosen eine Art Wehrkartei in die Hand geben. Ihre Auswertung wrde auf deutscher Seite einen nicht zu rechtfertigenden Personalaufwand erfordern. Infolge dessen ist auch die Einrichtung einer deutschen Kontrollorganisation ohne die hierfr notwendige Exekutive wirkungslos. Etwa wiedererfasste K[riegs]g[e]f.[angene] mssten der Wirtschaft als Arbeitskrfte zur Verfgung gestellt werden. Den Kontrollstellen verbliebe eine unproduktive Papierarbeit. Es ist daher beabsichtigt, sich auf diejenigen Flle der Wiedererfassung zu beschrnken, die sich im Rahmen der normalen berwachung des Personenverkehrs ergeben. Die Wiederergreifung auf Grund zu beanstandender Personalpapiere hat zudem nicht die politischen Folgen einer gross aufgezogenen Fahndungsaktion, deren Ergebnis zu der politischen und wirtschaftlichen Belastung in keinem Verhltnis stehen wrde. Verwendung des Personals der Stbe. ber die sich aus der Verringerung des Gefangenenbestandes ergebende anderweitige Verwendung des Personals der Bezirks- und Stalagstbe[159], die neue Lagereinteilung und Befehlsgliederung sowie die Verwendung der freiwerdenden L[an]d[es]sch.[tzen]-Bat[ai]l[lon]e. werden Sonderberichte vorgelegt. Bis 20.1.41 waren von den abzugebenden 150 000 K[riegs]g[e]f.[angenen] 120 000 nach Deutschland abgefahren. Der Bestand an K[riegs]g[e]f.[angenen] betrug an diesem Tage rund 180 000, hiervon 85 000 farbige K[riegs]g[e]f.[angene]. Die Frontstalags 220, St. Denis, 111, Drancy[160] und 142, Besancon[161] sind mit internierten Englndern belegt. Insgesamt wurden auf Grund des Befehls zur Internierung der Englnder[162] 4193 Personen festgenommen.

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Arbeitseinsatz. Die im Bereich des Militrbefehlshabers in Frankreich verbleibenden weissen K[riegs]g[e]f. [angenen]decken nicht annhernd den Bedarf an Arbeitskrften. Die K[riegs]g[e]f.[angenen] mssen in erster Linie in der Landwirtschaft eingesetzt werden, alle brigen Bedarfstrger mssen vorwiegend farbige K[riegs]g[e]f.[angene]beschftigen, deren Arbeitsleistung bei klterer Witterung usserst gering ist.

VIII. Flchtlings- und Rckwanderungswesen. 1.) Flchtlingsbewegung. Flchtlinge. Die kalte Jahreszeit, die Einstellung der Flchtlingszge, sowie die Aufhebung der Passierscheinfreiheit und anderer Vergngstigungen haben den Flchtlingsrckstrom sehr eingeschrnkt. Die im unbesetzten Gebiet sich noch aufhaltenden Flchtlinge haben im brigen zurzeit auch kaum die Mglichkeit, einen Passierschein zu bekommen; die Einrichtung einer Passierscheinstelle im unbesetzten Gebiet ist beabsichtigt. Eine Ausnahme von Passierscheinzwangwurde nur bei den Personengruppen gemacht, die durch ihre versptete Demobilisierung nicht in der Lage waren, rechtzeitig in ihre Heimat zurckzukehren. Sie wurden durchwegs in Sonderzgen heimbefrdert.- Ausgenommen vom Passierscheinzwang wurden ferner die zurckkehrenden volksdeutschen Flchtlinge.

Nordostlinie. Der illegale Zustrom von Flchtlingenist infolge einer Verstrkung der Kontrollmassnahmen wesentlich zurckgegangen. Eine erneute Feststellung der Zahl der in das Sperrgebiet noch nicht zurckgekehrten Personen ist angeordnet worden. Sondergenehmigungen wurden zur Rckfhrung von 23 000 Berg- und Industriearbeitern nach Briey und Longwy[163] erteilt. Weitere Antrge wurden abgelehnt. Der Grundsatz der Einheit der Familie wurde auf das Sperrgebiet ausgedehnt; geflchtete Familienangehrige drfen zu ihrem im Sperrgebiet sich befugt aufhaltenden Familienoberhaupt zurckkehren. Elssser und Lothringer. Die Demobilisierung bezw. Entlassung aller in der franzsischen Wehrmacht sowie in den franzsischen Jugendlagern noch befindlichen Elssser und Lothringer wurde inzwischen angeordnet. Der Rcktransport ist noch nicht abgeschlossen.

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2.) Rckwanderung. Rckwanderer. In Zusammenarbeit mit der slovakischen Delegation in Paris und mit Untersttzung des Deutschen Roten Kreuzes wurden 2 500 Slovaken in 4 Sonderzgen nach Pressburg zurckgefhrt. Weitere Transporte sind in Vorbereitung.

3.) Rckwanderung und Entlassung franz. Zivilgefangener. Franz. Zivilgefangene. Von Deutschland wurden in das besetzte Gebiet 2 Sonderzge mit rund 2 000 Zivilgefangenennach Reims bezw. Chalons-sur-Marne[164] geleitet, von wo sie in ihre Heimatbezirke entlassen wurden.

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Anlage 6

Entwicklung der Arbeitslosigkeit: Besetztes Gebiet (einschlielich Pas de Calais und Nord).

Stichtag

Arbeitslose insgesamt

davon Maenner

unterstuetzte Arbeitslose Insgesamt:

16.11.40 23.11. " 30.11. " 7.12. " 15.12. " 22.12. " 28.12. " 4.1.41

947.000 916.000 897.000 875.000 735.000 707.000 700.000 663.000

595.000 568.000 554.000 539.000 447.000 427.000 421.000 394.000

728.000 682.000 656.000 522.000 645.000 600.000 592.000 555.000

Departement Seine

16.11.40 23.11. " 30.11. " 7.12. " 15.12. " 22.12. " 28.12. "

530.000 502.000 499.000 493.000 480.000 465.000 448.000

339.000 317.000 314.000 310.000 301.000 290.000 279.000

520.000 492.000 489.000 484.000 472.000 457.000 440.000

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4.1. " [sic!]

414.000

255.000

407.000

Anlage 6

-2 -

Vermittlung von Arbeitslrften nach Deutschland.

Von den angeforderten 30.000 Arbeitskraeften entfallen auf:

Metallarbeiter Bauarbeiter Tiefbauarbeiter ungelernte Arbeiter sonst.[ige] Arbeiter

11.000 11.000 1.500 3.300 1.200 30.000

Von den nach Deutschland vermittelten 23.20.. Arbeitskraeften entfallen auf:

Franzosen Polen Russen Italiener Slovaken Ukrainer Spanier

6.310 5.440 2.583 2.172 2.092 1.811 405

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Ungarn Belgier Sonstige

181 104 207 23.200

Von den verschiedenen Berufen entfallen auf: Bauarbeiter Metallarbeiter landwirtschaf[t]l[iche] u.[nd] sonst.[ige] Arbeiter 9.683 7.066 6.471 23.200

[1]

47. Exemplar von 140 Ausfertigungen. Otto von Stlpnagel. Walther von Brauchitsch. Vgl. im Folgenden auch den Verteiler zum Lagebericht November 1940. Oberkommando des Heeres. Adjutantur Oberbefehlshaber des Heeres. Adjutantur Chef des Generalstabs des Heeres. Generalquartiermeister Edouard Wagner. Zentralabteilung im Generalstab des Heeres. Operationsabteilung. Organisationsabteilung. Chef des Heeres-Nachrichtenwesens. Chef der Heeresrstung und Befehlshaber des Ersatzheeres Friedrich Fromm.

[2]

[3]

[4]

[5]

[6]

[7]

[8]

[9]

[10]

[11]

[12]

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[14]

Oberkommando der Wehrmacht. Wehrmacht-Fhrungsstab/Abteilung Landesverteidigung. Amt Ausland-Abwehr. Propaganda-Abteilung. Deutscher Verbindungsoffizier bei der franzsischen Regierung.

[15]

[16]

[17]

[18]

Mit Erla vom 20.11.1940 hatte Hitler die bisherige "Dienststelle des Bevollm chtigten des Auswrtigen Amtes beim Militrbefehlshaber in Frankreich" in "Deutsche Botschaft in Paris" umbenannt, Vgl. Akten zur deutschen Auswrtigen Politik, Serie D, Bd. XI, S. 535 Nr. 368. Als Verbindungsoffizier des Oberkommandos des Heeres und des MBF fungierte Major Karl Schuchardt.
[19] [20]

Oberquartiermeister Frankreich Erwin Jaenecke. Wehrwirtschafts- und Rstungsstab Frankreich. Franz von Roques. Hherer Nachrichtenfhrer Generalmajor Rudolf Schrader. Gerd von Rundstedt. Armeeoberkommando. Karlgeorg Schuster. Friedrich-Carl Hanesse. Alexander von Falkenhausen.

[21]

[22]

[23]

[24]

[25]

[26]

[27]

[28]

Als Kolonne definiert man im militrischen Sinne eine in sich geschlossene Formation von Krften und Mitteln, deren Teile hintereinander in festgelegten Abstnden aufgestellt sind bzw. die sich mit gleichbleibenden Abst nden, gleicher Geschwindigkeit in gleicher Richtung bewegen. In diesem Sinne bezeichnet der Begriff hier 30 Zge mit Pferdegespannen.
[29] [30]

Vgl. dazu den Lagebericht November 1940, II 3, d bzw. IV 3, b.

In der Bekanntmachung vom 12. Dezember 1940 erm chtigte der Militrbefehlshaber die Prfekten bzw. den Polizeiprfekten von Paris, kommissarische Verwalter fr jdische wirtschaftliche Unternehmen zu bestellen, wenn es sich um an der Strae liegende offene Lden handelte. Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 21 vom 26. Januar 1941, S. 166.
[31] [32]

Als Reaktion auf die deutschen Anordnungen vom 27.9.1940 und 18.10.1940 wurde am 9. Dezember 1940 der Service du contrle des administrateurs provisoires (SCAP) mit Sitz in Paris (zun chst 5, rue de Florence, ab April 1941 1, place des Petits-Pres, im ehemaligen Gebude der Banques Dreyfus) eingerichtet und wurde seitens des Milit rbefehlshabers durch Dr. Amon (Nachfolger: Dr. Kadelbach, spter Dr. Stenger) kontrolliert, vgl. M.-T. CHABORD, J. POUSSEL (Hg.), Inventaire des archives du Commissariat gnral aux questions juives et du Service de restitution des biens des victimes des lois et mesures de spoliation (AJ 38), Paris 1998, S. XIV. Zum Archivbestand der Dienststelle vgl. AN, AJ 38/321-1108. Vgl. Brief von La Laurencie, Dlgation Gnrale du Gouvernement Franais dans les territoires occups, an die Prfekten (auer Paris und Departement Seine), Objet: Nomination des commissaires-g rants pour les entreprises isralites, Paris, 15. Dezember 1940. Abgedruckt in: CDJC, Les juifs sous l'occupation. Recueil des textes officiels franais
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et allemands 1940/1944, Paris 1982, S. 32-34.


[34]

Nhere Einzelheiten nicht ermittelt. Nhere Einzelheiten nicht ermittelt.

[35]

Gemeint ist die Absetzung von Ministerprsident Pierre Laval durch Philippe Ptain am 13. Dezember 1940 und dessen anschlieende Verhaftung.
[36] [37]

Alfred Streccius. Nhere Einzelheiten nicht ermittelt.

[38]

[39]

Bei seinen Besuchen in der Deutschen Botschaft am 29. November und 10. Dezember 1940 hatte Pierre Laval in Begleitung von General Charles Huntziger und Admiral Franois Darlan seine Plne zur Niederschlagung der de GaulleBewegung in Afrika dem stellvertretenden Chef des Wehrmachtf hrungsstabs im OKW, General Walter Warlimont, erlutert. Vgl. Herv COUTAU-BGARIE, Claude HUAN, Lettres et notes de l'Amiral Darlan, Paris 1992, S. 203: Tagebucheintragungen Darlans vom 29. und 30. November sowie vom 10. Dezember 1940. Walter Warlimont (1894-1976). General. 1914/18 Kriegsteilnahme. 1919 Freikorps M rcker. 1920 bernahme in die Reichswehr. 1936 Bevollmchtigter des Reichskriegsministers bei General Franco im Spanischen B rgerkrieg. 1937 Oberstleutnant im Wehrmachtsamt. 1939 Chef der Abteilung Landesverteidigung im Oberkommando der Wehrmacht (OKW). 1944 General der Artillerie. Nach dem Krieg zu lebenslanger Haft verurteilt, 1957 entlassen. Der algerische Hafen von Mers el-Kbir (Oran) war seit 1935 einer der Sttzpunkte der franzsischen Flotte im Mittelmeer. Am 3. Juli 1940 erffneten britische Schlachtschiffe unter dem Befehl von Admiral James F. Somerville (1882-1949) das Feuer, nachdem sich Admiral Marcel Gensoul (1880-1973) geweigert hatte, die dort vor Anker liegenden Schiffe den Briten zu bergeben (Operation Catapult). 1300 franzsische Matrosen kamen dabei ums Leben, lediglich das Schlachtschiff Strasbourg konnte entkommen.
[40]

Vom 23. bis 25. September 1940 hatte General de Gaulle, unterst tzt von britischen Marineeinheiten unter dem Oberbefehl von Admiral Cunningham, mit Frei-Franzsischen Streitkrften versucht, die Hafenstadt Dakar im Senegal einzunehmen (Operation "Menace"). Er scheiterte jedoch am Widerstand Vichy-treuer Truppen unter dem Gouverneur General Franois Boisson (1894-1948).
[41]

Der weitere italienische Vorsto aus Libyen ber die gyptische Grenze bis Sidi Barani seit September 1940 konnte im Dezember nach einem britischen Gegensto abgewehrt werden, was zum Verlust der Cyrenaika fhrte. Italien richtete daraufhin ein Hilfegesuch an Deutschland. Zur gleichen Zeit erlitt Italien auch im Krieg gegen Griechenland, welches von Grobritannien untersttzt wurde, schwere militrische Rckschlge.
[42] [43]

Franklin Delano Roosevelt hatte in seiner Rede vom 29. Dezember 1940 von den USA als "Arsenal der Demokratie" gesprochen, vgl. The Public Papers and Addreses of Franklin D. Roosevelt, 4 vol. 1937-1940, New York 1950. William D. Leahy (1875-1959). Amerikanischer Admiral und Diplomat. 1899 Eintritt in die Marine. 1918 Kapitn. 1930 Konteradmiral. Seit 1935 Fhrer der Schlachtschiffe. 1937 bis 1939 Chef des Admiralstabs, anschlie end Gouverneur von Puerto Rico. November 1940-1942 amerikanischer Botschafter in Vichy. Chef des Arbeitsstabes von Prsident F.D. Roosevelt. Bis 1949 Oberbefehlshaber der Streitkrfte unter Prsident Harry Truman (1884-1972).
[44]

Der Begriff "weier Frieden" ist mglicherweise ein Verweis auf eine Idee whrend des Ersten Weltkrieges, einen Frieden ohne Annexionen und Kontributionen zu erreichen. Nach dem Waffenstillstand 1940 hegte man in Frankreich, insbesondere im konservativen Lager, die Hoffnung auf einen Friedensvertrag mit Deutschland, in dem Frankreich als gleichwertiger Partner in Hitlers neuem Europa anerkannt wrde.
[45]

Maxime Weygand (1867-1965). General. 1914/18 Kriegsteilnahme, Divisionsgeneral. 1920 Militrberater in Polen. 1923 Hoher Kommissar in Syrien. 1930 Chef des Generalstabs der Armee. 1931 Aufnahme in die Acadmie Franaise. Juni bis
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September 1940 Ministre de la Dfense nationale. Generaldelegierter der Franzsischen Regierung und Oberkommandierender der franzsischen Truppen in Nordafrika. Amtsenthebung am 18. November 1941 aufgrund Dr ngen Hitlers. 1942 Verhaftung und Deportation nach Deutschland. 1945 Verurteilung durch die Haute Cour. Freilassung im Mai 1946, Urteilsaussetzung und Wiedereinsetzung seiner Rechte im Mai 1948. General Weygand galt als Befrworter einer hinhaltenden Politik gegenber Deutschland, die den Besatzern Untersttzung verweigerte und die Rckkehr Frankreichs an die Seite Englands und der USA vorbereitete. Am 26. Februar 1941 unterzeichnete er mit dem amerikanischen Charg d'Affaires in Vichy, Robert Murphy (1894-1978), das sogenannte Weygand-Murphy-Abkommen, das die Lebensmittelversorgung Nordafrikas durch die USA sicherte.
[47] [48]

Leahy traf am 8. Januar 1941 in Vichy ein. Zu den Beziehungen Frankreichs zu den USA s. auch die Aufzeichnung des Botschafters Dieckhoff vom 24.11.1940, ADAP D XI,2 Dok. 394 S. 583-585.sowie Anlage 2 zum Lagebericht Februar 1941. Im Jahre 1940 wurden etwa 100 000 Einwohner Lothringens und etwa 10 000 Einwohner des Elsa nach Frankreich ausgewiesen. Vgl. ADAP, Serie D, Bd. XI, Dokumente Nr. 271, 278, 282, 331, 337, 338, 354, 367.
[49]

Am 20. Oktober 1940 deportierten die Gauleiter Robert Wagner und Josef B rckel rund 6000 Juden aus Baden, der Pfalz und einigen Orten Wrttembergs nach Sdfrankreich in das Internierungslager Gurs, ohne die franzsischen Behrden zuvor in Kenntnis gesetzt zu haben. Die Vichy-Regierung war von der Annahme ausgegangen, da es sich bei den Deportationszgen um ausgewiesene Lothringer handeln wrde. Vgl. dazu Oktoberdeportation 1940: Die sogenannte 'Abschiebung' der badischen und saarpflzischen Juden in das franzsische Internierungslager Gurs und andere Vorstationen von Auschwitz, fnfzig Jahre danach zum Gedenken, hrsg. von Erhard R. WIEN, Konstanz 1990.
[50]

Gemeint ist hier die Trennung von Kirche und Staat, die Frankreich im Jahre 1905 vollzog. Im Journal Officiel lt sich bis zu diesem Zeitpunkt lediglich ein Gesetz nachweisen, welches die Gesetze vom 7. Juli 1904 ber die Abschaffung des Ordensunterrichts bzw. vom 1. Juli 1901 ber den Vereinigungsvertrag aufhob. Vgl. Journal Officiel vom 4. September 1940, S. 4489-4490: Loi abrogeant la loi du 7 juillet 1904 et l'article 14 de la loi du 1er juillet 1901.
[51] [52]

Vgl. AN, 2 AG/493: Brief von Kardinal Linart an Ptain, Lille, 21. November 1940.

Emmanuel Clestin Suhard (1874-1949). 1898 Priesterweihe. 1899 Professor an einem theologischen Seminar. 1928 Bischof von Bayeux. 1930 Erzbischof von Reims. 1935 Kardinal. 1940 Erzbischof von Paris.
[53]

Unter dem jngeren Klerus gab es Tendenzen, sich dem Kurs der Kirche zur Unterst tzung des Vichy-Regimes zu widersetzen. So notierte sich Kardinal Suhard bei einem Treffen der Di zesan-Priester am 13. Dezember 1940 den Namen eines Dissidenten: Monseignore Chevrot, Priester von St. Franois-Xavier in Paris. Insbesondere unter den Ordensangehrigen, vor allem bei den Jesuiten und Dominikanern, stie die Kollaborationspolitik Vichys auf Kritik.
[54]

Franois Xavier Darlan (1881-1942). Admiral und Politiker. 1914/18 Kriegsteilnahme, Marineartillerie. 1926-1928 Direktor im Marinekabinett. 1929-1934 Reorganisator der Marine. 1934-1936 Kommandeur des Atlantik-Geschwaders. 1936-1939 Vizeadmiral und Chef des Generalstabs der franz sischen Flotte im Fernen Osten, Chef des Militrkabinetts, seit 1939 Amiral de la flotte. Juni/Juli 1940 Ministre de la Marine militaire et de la Marine marchande. Juli 1940 Secrtaire (spter Ministre secrtaire) d'tat la Marine. Februar 1941 Vice-prsident du Conseil, ministre des Affaires trangres, de la Marine et de l'Information, bis 18. Juli 1941 noch Secr taire d'tat l'Interieur. Zustzlich ab November 1941 Ministre d'tat secrtaire d'tat la Guerre. Bis April 1942 weiterhin Oberbefehlshaber der Streitkrfte. November 1942 bertritt in Algerien zu den Alliierten, kurz darauf Opfer eines von Monarchisten geplanten Attentats.
[55] [56]

Vgl. Le Petit Parisien Nr. 23.311 vom 4.1.1941, Le ravitaillement de Paris sera-t-il enfin organis ?

Napolon II. (Franois Charles Joseph Napolon Bonaparte) (1811-1832). Einziger Sohn von Napolon I. und MarieLouise von Habsburg. Bei seiner Geburt zum Knig von Rom proklamiert. Wird nach Abdankung seines Vaters 1814 am Hofe in Wien erzogen. Die Hundert-Tage-Kammer erkennt ihn als Napol on II. an, jedoch nicht die Alliierten. Lebt bei Franz II., dem Kaiser von sterreich, seinem Grovater mtterlicherseits. Seit 1817 Herzog von Reichstadt. Stirbt im Alter von 21 Jahren an Tuberkulose. 14.12.1940 berfhrung seiner sterblichen berreste mit Zustimmung Hitlers von Wien nach Paris in den Invalidendom.
[57]

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[58]

Die deutschen Sender beendeten ihr Programm um 19 Uhr 15.

Julius Dorpmller (1869-1945). Seit 1893 im preuischen Eisenbahndienst. 1907 bis 1917 in China. 1922 Prsident der Reichsbahndirektion Oppeln. 1926 bis 1937 Generaldirektor der Deutschen Reichsbahn. Seit Februar 1937 Reichsverkehrsminister.
[59]

Rudolf Gercke (1884-1947). Generalleutnant, 1.4.1942 General der Infanterie. 1904 preuischer Leutnant. Reichswehr. 1923 verabschiedet. 1933 Wiedereintritt. 1939-1945 Chef des Feldtransportwesens. Sein Vertreter in Paris ist General Otto Kohl.
[60] [61]

40 km langer Kanal im Departement Nord, der die Flsse Lys und Dule verbindet. Militrverwaltungsbezirk Nordostfrankreich. Departement Nivre.

[62]

[63]

Das Straennetz des besetzten Frankreichs wurde zu Beginn der Besatzung von den Deutschen in drei Kategorien eingeteilt: 1. strategisch bedeutsame Durchgangsstra en (A-Straen). 2. Wichtige Querverbindungsstraen (B-Straen). 3. briges Straennetz (C-Straen).
[64] [65]

Telefonnetz der staatlichen Telefongesellschaft Postes, T lgraphes, Tlphones. Generalmajor Rudolf Schrader. Departement Cher. Departement Ille-et-Vilaine. Nhere Einzelheiten nicht ermittelt.

[66]

[67]

[68]

[69]

Von dieser Regelung waren insgesamt 1300 britische Staatsangeh rige betroffen, vgl. Lagebericht Februar 1941, B III, 2, Auslnderpolizei.
[70] [71]

Feldkommandantur FK 595. Vgl. dazu auch die Ausfhrungen zur franzsischen Polizei im Lagebericht September 1940, B 2, B, c.

[72]

Die Entlassung von jdischen Beamten und Angestellten aus der Verwaltung basierte auf dem Judenstatut vom 3. Oktober 1940. Vgl. Journal Officiel vom 18. Oktober 1940, S. 5323: Loi portant statut des juifs, le 3 octobre 1940. Fr eine bergangszeit regelte das Dekret vom 26. Dezember 1940 die Gehaltsbez ge. Vgl. Journal Officiel vom 7. Februar 1941, S. 606f.: Dcret du 26 dcembre 1940 portant rglement d'administration publique pour l'application de la loi du 3 octobre 1940 sur le statut des juifs, le 26 dcembre 1940.
[73]

Charles Magny (1884-1945). Verwaltungsbeamter. Promovierter Jurist. 1908 Sous-Prfet von Florac, 1912 von Guincamp, 1918 von Arles, dann Secrtaire gnral des Departements Loire-Infrieure. 1921 Prfekt des Departement Tarn, 1924 Meuse, 1929 Marne, 1934 Bouches-du-Rhne. 1936 ministre plnipotentiaire, Honorarprfekt. Oktober 1940 Prfekt des Departements Seine, September 1942 Honorarprfekt des Departement Seine. Preistrger der Acadmie franaise.
[74]

Vgl. Journal Officiel vom 12. Dezember 1940, S. 6074-6075: Loi du 16 novembre 1940 portant rorganisation des corps municipaux, le 16 novembre 1940.
[75]

Adolphe Terracher (1881-?). Professor fr franzsische Literatur. Direktor fr das hhere Schulwesen, Dezember 1940 bis Januar 1944 Generalsekretr fr Schulwesen.
[76]

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[77]

Nhere biographische Angaben nicht ermittelt. Vgl. dazu die Ausfhrungen zur politischen Lage im Monatsbericht November 1940, B, 6. Departement Cte-d'Or. Vgl. dazu die Ausfhrungen zur Franzsischen Verwaltung im Monatsbericht Oktober 1940, B, 6.

[78]

[79]

[80]

Als "herrenloser" Besitz galt das nach dem Entzug der franz sischen Staatsangehrigkeit vom Vichy-Regime eingezogene und unter Zwangsverwaltung bzw. Liquidation gestellte Verm gen. Vgl. Journal Officiel, 24. Juli 1940, S. 4569: Loi du 23 juillet 1940 relative la dchance de la nationalit l'gard des Franais qui ont quitt la France. Gem Artikel 2 des Gesetzes wurde der Besitz von ausgebrgerten Franzosen unter Zwangsverwaltung gestellt bzw. versteigert. Der Erls ging an den Secours National. Die gleiche Verfahrensweise galt fr ausgebrgerte Franzosen, die franzsische Territorien auerhalb des Mutterlandes verlassen hatten. Vgl. Journal Officiel, 13. September 1940, S. 4983: Loi du 10 septembre 1940 relative la dchance de la nationalit l'gard des Franais qui auront quitt les territoires d'outre-mer. Darber hinaus lie die Vichy-Regierung alle auf der Grundlage des Gesetzes vom 10. August 1927 erfolgten Einbrgerungen von einer Kommission berprfen. Vgl. Journal Officiel, 23. Juli 1940, S. 4567: Loi du 22 juillet 1940 relative la rvision des naturalisations.
[81] [82]

Vgl. den Lagebericht November 1940, B III, 4.

Vgl. Journal Officiel vom 25. Dezember 1940, S. 6257-6258: Loi du 22 d cembre 1940 portant modification de dispositions financires intressant les dpartements et les communes, le 22 dcembre 1940.
[83] [84]

Nhere Einzelheiten nicht ermittelt. Dr. Fritz. Von franzsischen Behrden eingesetzte Zwangsverwalter.

[85]

[86]

Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 23 vom 5. Mrz 1941, S. 185-190: Verordnung ber die Rckgabe des deutschen Vermgens (Rckgabeverordnung). Vom 25. Februar 1941, hier: Artikel 2; Durchfhrungsverordnung zur Rckgabeverordnung vom 25. Februar 1941. Vom 25. Februar 1941.
[87] [88]

Nordwestfrankreich.

Artikel 12 der Genfer Konvention, Ausgabe 1929: "Les personnes d signes dans les articles 9, 10 et 11 ne pourront tre retenues aprs qu'elles seront tombes au pouvoir de la partie adverse".
[89] [90]

Im Journal Officiel nicht ermittelt. Bereits im Juni 1940, nach Abschluss des Waffenstillstandes, leiteten die deutschen Besatzungstruppen sowie die entsprechenden Dienststellen, Ma nahmen zur Reglementierung der Prostitution ein. Diesen folgten im Juli weitere richtungsweisende Verf gungen des OKH. Am 16.7.1940 bestimmte der Heeresarzt, Dr. Ott, gesonderte, wehrmachteigene Bordelle einzurichten, um den Geschlechtsverkehr deutscher Soldaten mit geschlechtskranken Frauen zu unterbinden. Des weiteren folgte am 29.7.1940 die Anweisung des Generalquartiermeisters im Generalstab des Heeres, bestehende Bordelle zu requirieren und fr deutsche Soldaten freizugeben. Zugleich wurden Direktiven zur Verfolgung prostitutionsverdchtiger Frauen sowie zur Eindmmung und Unterbindung der Straenprostitution erlassen. Die franzsische Seite untersttzte die deutschen Sanittsdienststellen bei der Umsetzung ihrer Anweisungen. Die Lageberichte der Leitenden Sanittsoffiziere hoben regelmig die gute Zusammenarbeit hervor. Die Umsetzung der deutschen Manahmen durch franzsische Behrden erfolgte in der zweiten Jahreshlfte 1940 zuerst auf Regionalebene. Brgermeister und Prfekten erlieen Neuordnungen zur berwachung der Prostitution und des Bordellbetriebs. Ende Dezember 1940 erlie die Vichy-Regierung schlielich einen 30seitigen Modellerla, der, ebenso wie die deutschen Anweisungen, die Prostitution auf kontrollierte Huser beschrnkte, auerhalb derer die Prostitution verboten war. Vorgesehen war auch eine strenge Kontrolle sowie eine medizinische und polizeiliche Erfassung der Prostituierten. Diese

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Manahmen, die das franzsische Gegenstck den deutschen Juli-Erlassen darstellten, waren nicht nur Ausdruck der deutsch-franzsischen Kollaboration, sondern deckten sich auch mit den Vorstellungen des Vichy-Regimes, hinsichtlich seiner Frauen- und Familienpolitik sowie der Ideologie der Rvolution nationale, vgl. Insa MEINEN, Wehrmacht und Prostitution im besetzten Frankreich, Bremen 2002. Richtig: 9. November 1940. Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 17 vom 24. November 1940, S. 143: Verordnung ber Meldepflichten und Aufenthaltsbeschrnkungen. Vom 9. November 1940.
[91] [92]

Vgl. den Lagebericht November 1940, B III, 2.

Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 22 vom 10. Februar 1941, S. 182: Verordnung ber die Zustndigkeit der Wehrmachtgerichte. Vom 16. Januar 1941. Die Aburteilung von strafbaren Handlungen, begangen durch deutsche oder italienische Staatsangehrige, erfolgte nur dann durch ein Wehrmachtsgericht, wenn der Gerichtsherr die besondere Belange erklrte (siehe 1).
[93]

Dieser vom Militrbefehlshaber im gesamten Verlauf der Besatzungszeit wiederholt ausgesprochenen Forderung wurde nie statt gegeben. Vgl. den Lagebericht Dezember 1941/Januar 1942, B IV, 7, Deutsche und Zivilrechtspflege sowie den Lagebericht Juni 1944, B I, 6, Franz. Justiz.
[94]

Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 22 vom 10. Februar 1941, S. 178-182: Verordnung ber den Post- und Fernmeldeverkehr in den besetzten Westgebieten. Vom 30. Dezember 1940; Erste Durchfhrungsverordnung zur Verordnung des Oberbefehlshabers des Heeres vom 30. Dezember 1940 ber den Post- und Fernmeldeverkehr in den besetzten Westgebieten. Vom 1. Februar 1941.
[95] [96]

Dr. Walther Funk.

Als Folge dieser Beschrnkung kam es in der Folgezeit zu Verzgerungen bei der berweisung von Geldern durch franzsische Arbeiter an ihre Familien, Beispiele hierzu vgl. Helga Bories-Sawala, Franzosen im "Reichseinsatz". Deportation, Zwangsarbeit, Alltag, Erfahrungen und Erinnerungen von Kriegsgefangenen und Zivilarbeitern, Frankfurt/Main, Bern, New York 1996, Band 2, S. 249.
[97]

Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 22 vom 10. Februar 1941, S. 178 f.: Verordnung ber den Post- und Fernmeldeverkehr in den besetzten Westgebieten. Vom 30. Dezember 1940.
[98]

Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 21 vom 26. Januar 1941, S. 166: Bekanntmachung. Vom 12. Dezember 1940.
[99]

Service du Contrle des Administrateurs Provisoires (SCAP), 5, rue de Florence, Paris 8e. Er wurde als Reaktion auf ein entsprechendes Anschreiben von Otto von Stlpnagel hin am 12. Dezember 1940 durch das Ministre de la Production Industrielle et du Travail eingerichtet.
[100] [101]

Kriegsverwaltungsrat Dr. Stenger. Nhre biographische Angaben nicht ermittelt. Hier noch Walther von Brauchitsch. Otto von Stlpnagel wurde erst im Oktober 1940 ernannt. Ren Belin. Wirtschaftliche Forschungsgesellschaft.

[102]

[103]

[104]

Die Grndung der Comits d'Organisations basierte auf einem Gesetz vom 18. September 1940, vgl. Journal Officiel vom 19. September 1940, S. 5070f.: Loi du 18 aot 1940 sur l'organisation de la distribution des produits indispensables la production agricole. Das Gesetz sah die Einrichtung von interprofessionellen Organisationen vor, insbesondere in folgenden Bereichen : 1. Bodenverbesserung und Dung, 2. dem Pflanzenschutz dienliche Produkte, 3. Viehnahrung, 4. Saat und Anpflanzung, 5. Garbenbindung. Vgl. ergnzend auch noch Journal Officiel vom 11. Dezember 1940, S. 6056: Loi du 30 novembre 1940 relative aux comits de gestion des groupements interprofessionnels de rpartition, le 30 novembre 1940.
[105]

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[106]

Hermann Gring, hier in seiner Eigenschaft als Beauftragter f r den Vierjahresplan.

Die Beteiligung bildete die Vorstufe auf dem Weg zur Grndung des Unternehmens Francolor am 18.11.1941, an der die IG-Farben mit 51% ebenfalls die Aktienmehrheit hielt, s. AN F12 9574.
[107]

Vgl. Journal Officiel vom 22. Januar 1941, S. 328 f.: Arrt du 9 janvier 1941 concernant la vente aux particuliers et aux services publics des pneumatiques le 9 janvier 1940.
[108] [109]

Otto von Stlpnagel.

Zu Verlauf und Ergebnis der Verhandlungen s. Annexe V au Compte Rendu N 40 sur les Livraisons de Caoutchouc d'Indochine l'Allemagne, in: La Dlgation Franaise auprs de la Commission Allemande d'Armistice, Tome III, S. 501-527.
[110] [111]

Vgl. Journal Officiel vom 11. Dezember 1940, S. 6065-6066: Section des corps gras industriels, 7. Dezember 1940, le 7 dcembre 1940. Vgl. Journal Officiel vom 13. Februar 1941, S. 714f.: Loi portant rglementation provisoire de la vente des vtements et articles textiles, le 11 fvrier 1941.
[112] [113]

Vgl. Journal Officiel vom 5. Januar 1941, S. 74: Loi relative au ravitaillement de la population en chaussures, le 3 janvier 1941; Journal Officiel vom 6. Januar 1941, S. 86: Arrt fixant les conditions d'application de la loi du 3 janvier 1941 relative au ravitaillement de la population en chausssures, le 3 janvier 1941.
[114]

Departement Meurthe-et-Moselle. Departement Gironde. Militrverwaltungsbezirk Nordostfrankreich. Departement Cte-d'Or. Militrverwaltungsbezirk Sdwestfrankreich.

[115]

[116]

[117]

[118]

Zur Neuregelung des Warenverkehrs zwischen dem besetzten franz sischen Gebiet, Elsass-Lothringen und Luxemburg vom 1.10.1940 s. den Lagebericht vom Oktober 1940, B V, d.
[119] [120]

Dr. Carl Schaefer.

[121]

Vgl. Journal Officiel vom 23. Januar 1941, S. 358-359: Instruction relative au protocole sur les payements franco-belges du 11 janvier 1941. Zum Abschlu des franzsisch-belgischen Verrechnungsabkommens vgl. ferner Journal Officiel vom 21. Juli 1940, S. 4563: Avis concernant la parit d'change des francs belges contre francs fran ais; Journal Officiel vom 1. November 1940, S. 5528: Avis relatif aux changes de monnaies et billets belges et franais. Otto von Stlpnagel (Militrbefehlshaber in Frankreich) und Alexander von Falkenhausen (Milit rbefehlshaber in Belgien und Nordfrankreich).
[122]

Die Ausfuhr von Waren aus dem besetzten franzsischen Gebiet war nur mit Genehmigung des Militrbefehlshabers bzw. der von ihm ermchtigten Stellen zulssig. Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 21 vom 26. Januar 1941, S. 168-169: Durchfhrungsverordnung zur Verordnung zur Regelung der Aus- und Einfuhr in den besetzten Gebieten der Niederlande, Belgiens, Luxemburgs und Frankreichs vom 23. Mai 1940. Vom 10. Januar 1941.
[123] [124]

Zur deutsch-franzsischen Verrechnungsregelung vom 14.11.1940 vgl. DFCAA, vol. II, S. 350 und 369.

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[125]

Vgl. unten Anlage 6.

Zur Grndung eines Kommissariats zur Bekmpfung der Jugendarbeitslosigkeit vgl. Journal Officiel vom 20. Dezember 1940, S. 6186: Loi portant cration d'un commissariat au chmage des jeunes, le 9 dcembre 1940.
[126] [127]

Es handelte es sich bei diesen Anforderungen um: 11 000 Metallarbeiter, 11 000 Bauarbeiter, 1 500 Tiefbauarbeiter, 3 300 ungelernte Arbeiter sowie 2 000 sonst. Arbeiter, vgl. unten Anlage 6. Bei den nach Deutschland vermittelten Arbeitskrften handelte es sich um: 6 310 Franzosen, 5 440 Polen, 2 583 Russen, 2 172 Italiener, 2 092 Slowaken, 1 895 Jugoslawen, 1 811 Ukrainer, 405 Spanier, 181 Ungarn, 104 Belgier und 207 Sonstige. Davon waren 9 663 Bau- und 7 066 Metallarbeiter, s. ebenda.
[128]

Die Werbestellen wurden zunchst in Paris zur Rekrutierung von Franzosen fr die Arbeit in Deutschland eingerichtet. Auerdem bereisten Werbekolonnen das besetzte Gebiet, um den Arbeitseinsatz in Deutschland zu propagieren. Gleichzeitig wurden in den Internierungslagern in der unbesetzten Zone Arbeiter angeworben.
[129] [130]

Lesart unsicher. Lutz Graf Schwerin von Krosigk.

[131]

Das Devisenschutzkommando unterstand Hermann Gring und ffnete in den Pariser Banken vornehmlich die Bankschliefcher jdischer Eigentmer. Fanden sich darin Kunstgter, so wurden diese anschlieend meist vom Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg bernommen und ins Reich abtransportiert.
[132] [133]

Namen nicht ermittelt.

Vgl. Verordnungsblatt fr die besetzten franzsischen Gebiete Nr 6 vom 27. August 1940, S. 73f.: Bekanntmachung ber gesetzliche Zahlungsmittel. Vom 27. Juli 1940
[134]

Vgl. Journal Officiel vom 5. Mrz 1941, S. 1014: Loi relative la forme et la ngociation des actions, le 28 fvrier 1941. Ibid., S. 1014f.: Loi portant limitation des dividendes et des tantimes, le 28 fvrier 1941. Journal Officiel vom 9. Mrz 1941, S. 1083f.: Arrt relatif l'application de la loi du 28 fvrier 1941 sur la forme et la ngociation des actions, le 8 mars 1941. Die Wiedererffnung des Aktienmarktes wurde von der Militrverwaltung am 19. Mrz 1941 gestattet. Zunchst durfte nur mit franzsischen Werten gehandelt werden, die m glichen Kurserhhungen und Kursrckgnge waren zudem begrenzt.
[135]

Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 16 vom 22. November 1940, S. 130-141: Zweite Verordnung zur Durchfhrung und Ergnzung der Feindvermgensverordnung. Vom 18. November 1940.
[136] [137]

Vgl. Journal Officiel vom 3. September 1940 S. 4881: Loi du 13 aot 1940 relative au maintien des prix.

In Anlehnung an das Dekret vom 9. September 1939 ber die Regelung der Preise in Kriegszeiten sowie an das Dekret vom 30. September 1940 ber die Zusammensetzung des interministeriellen Preiskomitees, berwachten die VichyBehrden die Preisentwicklung und setzten ein interministerielles Preiskomitee ein. Vgl. Journal Officiel vom 18. September 1940, S. 5043-5044: Modalits de recrutement, de rmunration et attributions du chef du service central, des chefs du service dpartemental, des contrleurs spcialiss et des agents auxiliaires de contrle des prix, 17. September 1940; Journal Officiel vom 19. September 1940, S. 5079-5080: Comit interministriel des prix, 18. September 1940.
[138]

Vgl. Journal Officiel vom 2. August 1940, S. 4613f.: Loi relative la fixation des prix des produits et denres agricoles, 30. Juli 1940; Journal Officiel vom 2. Oktober 1940, S. 5210: Fixation des prix des produits et denres agricoles (Btail sur pied: porcin), le 30 septembre 1940; Journal Officiel vom 30. Oktober 1940, S. 5473-5475: Prix maxima des graines de semence potagres, le 28 octobre 1940; Journal Officiel vom 31. Oktober 1940, S. 5496f.: Fixation des prix maxima des haricots de semence potagres, le 29 octobre 1940; Journal Officiel vom 15. November 1940, S. 5692: Fixation des prix de
[139]

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divers produits et denres agricoles (Lgumes secs), le 3 novembre 1940.


[140]

Beim heute nur noch selten angewandten Thomas-Verfahren (benannt nach S.G. Thomas) zur Stahlerzeugung aus phosphorreichen Eisenerzen wird durch die am Boden befindlichen D senffnungen des mit basiertem Futter ausgekleideten Hochofens Luft in das flssige Roheisen geblasen. Die Begleitstoffe des Eisens verbrennen unter heftiger Wrmeentwicklung, so da eine uere Wrmezufuhr nicht erforderlich ist. Der nach diesem Verfahren hergestellte Thomasstahl enthlt neben Eisen 0,05% bis 0,5% Kohlenstoff, bis 0,3% Silicium, bis 0,9% Mangan, bis 0,08% Phosphor und bis 0,07% Schwefel. Er dient zur Fertigung von Schienen, Profileisen und Blechen.
[141]

Das Siemens-Martin-Verfahren (benannt nach Friedrich und Wilhelm Siemens sowie nach E. und P. Martin) zur Stahlerzeugung gilt als Herdfrischverfahren, bei dem die unerwnschten Begleitstoffe durch Einwirkung heier, oxidierender Flammengase und durch die Frischwirkung des von Schrott oder oxidischen Eisenerz abgegebenen Sauerstoff entfernt werden. In Westeuropa und Japan wurde das Siemens-Martin-Verfahren durch die Sauerstoffblasverfahren weitgehend verdrngt, stellt aber in den USA und in Ruland noch eines der wichtigsten Stahlerzeugungsverfahren dar.
[142]

Sdwestfrankreich. Nordwestfrankreich. Nordostfrankreich. Ersatz-Feldkommandanturen.

[143]

[144]

[145]

Auf Ersuchen von Otto von Stlpnagel wurden die Dienststellen des "Chefs des Militrverwaltungsbezirks Paris" und die "Standortkommandantur" des Kommandanten von Paris in die neue Beh rde eines "Kommandanten von Gross-Paris" berfhrt und dem Militrbefehlshaber unterstellt. Der Kommandant von Gross-Paris fungierte als Bezirkschef im Departement Seine, whrend die Departements Seine-et-Marne und Seine-et-Oise dem Milit rverwaltungsbezirk Nordwestfrankreich zugeordnet wurden. Das Amt des Kommandanten von Gross-Paris bernahm Ernst Schaumburg, der auerdem die Aufgaben der Stadtkommandantur Paris sowie den Befehl ber die Truppen in seinem Bereich ausbte.
[146] [147]

Departement Manche. Departement Sarthe. Departement Manche. In den Bestnden des BA-MA (Freiburg) nicht ermittelt. Nhere Einzelheiten nicht ermittelt. Armeeoberkommando. Kriegsstrke-Nachweisungen. Vgl. Lagenbericht November 1940, B V, 4.

[148]

[149]

[150]

[151]

[152]

[153]

[154]

[155]

Hier nicht aufgenommen. Laut Anlage 7 wurden im Zeitraum vom 11.11.1940 - 10.1.1941 bei den deutschen Dienststellen insgesamt 34 722 (Vormonat: 11297) Anzeigen und 40 898 Berichte und Ermittlungen (Vormonat: 15 949) registriert.
[156]

Aufstellung ber beschlagnahmte oder sichergestellte Gegenstnde, hier nicht aufgenommen. Vgl. Lagebericht November 1940, B VI.

[157]

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Nach 5 der Kriegssonderstrafrechtsverordnung wurde wegen "Zersetzung der Wehrkraft" mit dem Tode bestraft: "1. Wer ffentlich dazu auffordert oder anreizt, die Erf llung der Dienstpflicht in der deutschen oder einer verb ndeten Wehrmacht zu verweigern, oder sonst ffentlich den Willen des deutschen oder verbndeten Volkes zur wehrhaften Selbstbehauptung zu lhmen oder zu zersetzen sucht; 2. Wer es unternimmt, einen Soldaten oder Wehrpflichtigen des Beurlaubtenstandes zum Ungehorsam, zur Widersetzung oder zur T tlichkeit gegen einen Vorgesetzten oder zur Fahnenflucht oder unerlaubten Entfernung zu verleiten oder sonst die Manneszucht in der deutschen oder einer verbndeten Wehrmacht zu untergraben; 3. Wer es unternimmt, sich oder einen anderen durch Selbstverst mmelung, durch ein auf Tuschung berechnetes Mittel oder auf andere Weise der Erfllung des Wehrdienstes ganz, teilweise oder zeitweise zu entziehen." Neben der Todesstrafe waren fr minder schwere Flle Gefngnis- bzw. Zuchthausstrafen und Einziehung des Vermgens als Strafma vorgesehen. Vgl. Reichsgesetzblatt, Teil I, vom 26. August 1939, S. 1455-1457: Verordnung ber das Sonderstrafrecht im Kriege und bei besonderem Einsatz (Kriegssonderstrafrechtsverordnung). Vom 17. August 1938, hier: S. 1456.
[158] [159]

Stammlagerstbe. Beide im Departement Seine-et-Oise. Departement Doubs. Zu den Internierungsmanahmen vgl. auch den Lagebericht November 1940, A 3. Departement Meurthe-et-Moselle. Beide im Departement Marne.

[160]

[161]

[162]

[163]

[164]

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AN, AJ 40/443

Paris, den 7. Mrz 1941[1] Der Militrbefehlshaber in Frankreich[2] Kommandostab Abteilung Ia Br[ief].B[uch].Nr. Ia 136/41 g.[eheime] K[omman]dos.[ache]

Betr.: Lagebericht Februar 1941 Anlage H e f t

Geheime Kommandosache An den Herrn Oberbefehlshaber des Heeres[3]

Beiliegend wird der Lagebericht fr Februar 1941 vorgelegt.

Der Militrbefehlshaber von Stlpnagel

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Verteiler[4]:

O.K.H.[5] Adj. Ob.d.H.[6] Adj. Chef Gen.Stb.d.H.[7] Gen.Qu.[8] O.Qu I O.Qu V G.Z.[9] Op. Abt.[10] Org.Abt.[11] O.Qu IV Abt. fremde Heere West Heerwesen-Abt. Chef Transportwesen Chef H.N.W.[12] Chef H Rst und BdE[13] Personalamt 1. 2. 3. u. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. bis 18. 19. Ausfertigung " " " " " " " " " " " " " "

O.K.W.[14] W F St/L[15] A Ausl.Abw.[16] 20. 21. " "

Militrbefehlshaber in Frankreich Kommandostab 22. bis 26. "

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Ia Ic IIa III. Kgf. Abwehrleitstelle Prop.Abt.[17] Abt. Beumelburg[18]

27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34.

" " " " " " " "

Verb.Offz. zur Deutschen Botschaft[19] Verwaltungsstab O.Qu. Frankreich[20] W.Wi.R.-Stab Frankreich[21] General z.b.V. I[22] Hh.Nachr.Fhrer[23] Etra Paris[24] Mil.Verw.Bez. A Mil.Verw.Bez. B Mil.Verw.Bez. C Mil.Verw.Bez. Bordeaux Kommandant von Grossparis[25]

35. u. 36. 37. bis 87. 88. 89. 90. 91. 92. 93. bis 95. 96. bis 98. 99. bis 101. 102. bis 104. 105.

" " " " " " " " " " " "

Nachrichtlich Oberbefehlshaber West[26] Heeresgruppenkommando A 106. 107. " "

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Heeresgruppenkommando C Heeresgruppenkommando D A.O.K.[27] 1 A.O.K. 6 A.O.K. 7 A.O.K. 9 A.O.K. 15 A.O.K. 16 Waffenstillstandskommission Kommandierender Admiral Frankreich[28] General der Luftwaffe Paris[29] Militrbefehlshaber Nordfrankreich[30] Akte Ia - Reserve in Belgien

108. 109. 110. 111. 112. 113. 114. 115. 116. 117.

" " " " " " " " " "

118. und 119. u. 120.

" "

121. bis 140.

"

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Lagebericht Februar 1941

Inhalt

A) Vordringliche Probleme B) Lage auf den einzelnen Sachgebieten I) Die politische Lage in Frankreich II) Verkehrs- und Nachrichtenwesen 1) Verkehrswesen 2) Militrisches Nachrichtenwesen III) Die franzsische Verwaltung 1) Allgemeines 2) Das franzsische Polizeiwesen 3) Schule und Kultur 4) Die franzsischen Staats- u. Gemeindefinanzen 5) Das franzsische Gesundheitswesen 6) Das franzsische Veterinrwesen 7) Das Justizwesen im besetzten Frankreich 8) Das franzsische Post- u. Nachrichtenwesen IV) Die franzsische Wirtschaft 1) Allgemeines 2) Die Entwicklung in den einzelnen Zweigen der gewerblichen Wirtschaft 3) Ernhrung und Landwirtschaft 4) Forst- und Holzwirtschaft

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5) Auswrtiger Waren- und Zahlungsverkehr 6) Arbeitseinsatz 7) Bank- und Brsenwesen 8) Preisregelung V. Aufbau der Dienststellen des Militrbefehlshabers in Frankreich. 1) Stbe 2) Landesschtzeneinheiten 3) Bewachungskrfte 4) Bodenstndige Einrichtungen VI. Die deutsche Exekutive und Gerichtsbarkeit im besetzten franzsischen Gebiet. VII. Kriegsgefangene VIII. Flchtlings- und Rckwandererwesen

Anlagenverzeichnis

1.) Die de Gaulle-Bewegung 2.) Beziehung Frankreich - USA. 3.) Arbeit des Deutschen Roten Kreuzes 4.) Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich (fehlt) 5.) Tierseuchenstand 6.) Entwicklung der Arbeitslosigkeit in den jetzt besetzten Gebieten 7.) Merkblatt ber Ankufe von Lebensmitteln im besetzten Gebiet Frankreich[s] (fehlt) 8.) Ergebnis ber die Untersuchung von 41 000 Pariser Arbeitslosen 9.) bersicht ber die nach Deutschland vermittelten Facharbeiter 10) Brsennotierungen

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11.) Deutsch-franzsische Firmenzusammenschlsse 12.) Ardenner Kleineisenindustrie 13.) Verzeichnis der wichtigsten franzsischen Gesetze im Journal Officiel 14.) Einsatz der Feldkommandanturen im besetzten Gebiet Frankreichs nach dem Stand vom 1.3.41 15.) Anzeigen ber Straftaten (tab.[ellarische] Darstellung) 16.) Beutematerial (tab.[ellarische] Darstellung).

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A. Vordringliche Probleme

1.) Bewachungsaufgaben. Infolge Abgabe von 28 Landesschtzen- und Wachbat[a]l[lo]n.[e] reichen die Krfte des Militrbefehlshabers zur Durchfhrung der bertragenen Wachaufgaben nicht mehr aus. Neuregelung wird durch O.K.H. im Mrz erfolgen. Die Bewachung smtlicher Beutelager muss vom Chef H Rst und BdE[31], dem die Lager unterstehen, bernommen werden. (s. Seite 42[32])

2.) Schwierigkeiten des Arbeitseinsatzes. Der Arbeitseinsatz in der Forst- und Landwirtschaft ist weiterhin ganz besonders erschwert. Grnde: a) Ausfall der Wanderarbeiter (frher r[un]d. 200 000) b) Ausfall durch Kriegsgefangene (r[un]d. 300 000) c) Rckkehrverbot fr das Nordostgebiet[33]. d) Landflucht. e) Ungeeignetheit der Arbeitslosen fr land- und forstwirtschaftliche Arbeiten. f) Mangel an entsprechenden Arbeitsorganisationen. Gesamtausfall r[un]d. 600 000-700 000 Arbeitskrfte. Die Folgen davon sind, dass sowohl Frhjahrsbestellung wie Holzeinschlagprogramm in Frage gestellt sind. Abhilfe ist mglich und wird vorgeschlagen durch: a) Austausch weisser Gefangener aus Frankreich gegen in Deutschland befindliche, gefangene Landwirte[34], b) Abgabe gefangener land- und forstwirtschaftlicher Facharbeiter nach Frankreich (s. Seite 32[35]).

3.) Einsatz der Kriegsgefangenen. Durch Fortfall von Bewachungskrften ist der frher Kriegsgefangenen unmglich geworden. (Fluchten) durchgefhrte Einzeleinsatz von

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Um diese weitere Erschwerung des Arbeitseinsatzes zu beheben, wird vorgeschlagen: a) die Mehrzahl der in Frankreich befindlichen weissen K[riegs]g[e]f.[angenen], soweit sie nicht der Kategorie b) angehren, nach Deutschland zu berfhren; b) dafr aus dem Reich kriegsgefangene Land- und forstwirtschaftliche Spezialarbeiter und Bergleute in ihre Heimatorte zu beurlauben[36]. Die bereits genehmigten Beurlaubungen kriegsgefangener Landwirte durch den Militrbefehlshaber reichen zur Deckung des Bedarfs nicht entfernt aus.

4.) Lkw.- Transportlage. Es sind im Betrieb: 121 000 Lkw. mit 276 000 to Nutzlast. Das entspricht der Hlfte des Vorkriegsbestandes. Der Vorrat an nicht in Betrieb befindlichen Lkw. ist verschwindend gering. Jede Verminderung des Bestandes macht Erschtterungen des Wirtschaftslebens, auch soweit sein normaler Ablauf im unmittelbaren Reichsinteresse liegt, unvermeidlich. (s. Seite 16 [37])

B. Lage auf den einzelnen Sachgebieten.

I. Die politische Lage in Frankreich. Die derzeitige politische Lage in Frankreich wird bestimmt

a) durch die Neutralisierung des deutsch-franzsischen Verhltnisses; Grundlage dafr ist also zurzeit der Waffenstillstandsvertrag. b) Die Versuche der Vichy-Regierung, den deutschen Standpunkt sich anzugleichen, und die fehlende politische Collaboration auf das wirtschaftliche Gebiet zu bertragen; c) Durch die Lage in Nordafrika, die rebus sicstandibus ungeklrt bleiben muss. General Weygand sucht das Empire und dazu seine Krfte in Nordafrika mglichst stark und intakt zu halten, um sie als reale Macht einerseits bei einem Friedensvertrag in die Wagschale [sic!] werfen zu knnen, andererseits auch allen anderen Mglichkeiten gewachsen zu sein. ber die de Gaulle-Bewegung siehe Anlage 1).

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Eine energische Bekmpfung de Gaulles in Afrika, die bei den Dezemberbesprechungen von Admiral Darlan und General Huntziger in Aussicht gestellt wurde[38] mit dem Beginn Anfang Mrz 1941, wird von Vichy zurzeit nicht in die Tat umgesetzt. Rckwirkungen der militrischen Ereignisse in Lybien [sic!][39] sind mglich.

Regierungsumbildung Am 25.2. [sic!][40] hat Admiral Darlan eine neue Regierung aus 5 Ministern[41] und 8 Staatssekretren[42] gebildet. Neugeschaffen wurde die Stelle eines Generaldelegierten fr die deutsch-franzsische Zusammenarbeit[43] unter besonderer Betonung der deutsch-franzsischen Wirtschaftsverhandlungen[44]. Die Struktur der neuen Regierung zeigt eine Zusammenfassung der Krfte, denn im Rat der 5 "zuverlssigen" Minister sind die wesentlichen Staatsfunktionen (usseres, Inneres und Marine, Landesverteidigung, Justiz, Finanzen und Volkswirtschaft, Ackerbau) vereinigt, um dem lhmenden innerpolitischen Machtkampf vorzubeugen. - Die Geschfte der brigen Ressorts werden durch Generalsekretre gefhrt. Admiral Darlan vereinigt neben der Vizeprsidentschaft in seiner Hand das Aussen-, Innen- und Marineministerium. Der Staatschef hat die Ministerprsidentschaft trotz gegenteiliger Vorschlge beibehalten. Hierbei mgen persnliche Grnde des "dauphin" Darlan eine Rolle gespielt haben. Im neuen Kabinett sind die "Politiker" weitgehend durch "Fachleute" ersetzt: Neue Mnner: der Staatssekretr fr industrielle Produktion Pucheu[45], der federfhrend in der franzsischen Schwerindustrie ttig war, der Generaldelegierte fr die Arbeitsbeschaffung[46], Lehideux, der als Betriebsfhrer die Renault-Werke Anfang August 1940 in Gang gesetzt und das Organisationskomitee fr die franz. Autoindustrie nach der Besatzung geleitet hat, der Generaldelegierte fr die deutschfranz. Wirtschaftsbeziehungen[47], Barnaud, einer der begabtesten franzsischen Wirtschaftsfhrer, bei Kriegsbeginn Vertreter Frankreichs im englischen Blockadekomitee. Er kommt aus dem Bankhaus Worms und hat sich fr die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Deutschland eingesetzt. Die Regierungsbildung zeigt die Tendenz, durch Betonung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit, die durch Laval begonnene totale (politisch-militrische und wirtschaftliche) Zusammenarbeit in den Hintergrund treten zu lassen. Unter dem Druck der militrischen und wirtschaftlichen Lage erscheint ihre Bemhung wahrscheinlich, das Vertrauen Deutschlands zu gewinnen.

Steuerungsversuch der Innenpolitik des bes.[etzten] Gebietes Das innerpolitische Bild hat sich gegenber dem Vormonat wenig verndert. Die deutsche Botschaft versucht neben dem Einfluss auf die franzsische Regierungspolitik, der durch die machtpolitischen Umstnde sichergestellt ist, Einfluss auf die Gestaltung des innerpolitischen Lebens zu nehmen. Die geschieht durch die Sammlung von Mnnern und Krften, die eine Verstndigung mit Deutschland zu ihrem aussenpolitischen Programm gemacht haben. Zudem soll mit der von der Botschaft gesteuerten politischen Bettigung dieser Gruppen ein Druck auf die Vichyregierung ausgebt werden. In der Berichtszeit wurden daher auf Wunsch des Botschafters zentral fr das besetzte Gebiet fr folgende politischen Gruppen eine Ausnahmebewilligung vom Grndungs- und Bettigungsverbot erteilt:

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Das Rassemblement National Populaire[48] a) Rassemblement National Populaire b) Parti Francais National - Collectiviste (Clementi[49]) c) Ligue Francaise[50] (Constantini[51] [sic !]) d) Groupe Collaboration[52] e) Le Feu[53] (Maurice Delaumay [sic!][54]) In den Gruppen Clementi und Constantinis [sic !] sind ausgesprochene Aktivisten organisiert, die fr die "Collaboration" eintreten. Die "Groupe Collaboration" wendet sich vorwiegend an das intellektuelle Franzosentum, um durch Vortrge bedeutender deutscher und franzsischer Persnlichkeiten (u.a. sprachen von deutscher Seite Prof. v. Srbik[55] und Prof. Grimm) den Gedanken der "Collaboration" zu vermitteln. Das "Rassemblement National Populaire" soll die grosse Auffangorganisation der politisch aktiven, sich fr eine Collaboration einsetzenden Krfte werden. Unter den Grndern sind Deloncle[56], Dat[57], Spinasse[58], Marquet, Cathala[59], Luchaire[60], Suarez[61] zu nennen. Fontenoy[62], der Vertraute Lavals, hat in einer Rundfunkansprache die Grndung der Bewegung und ihr Programm verkndet:

a) Aussenpolitisch: Enge Zusammenarbeit mit Deutschland b) Innerpolitisch: Ein auf die Volksgemeinschaft gesttzter nationaler Ordnungsstaat c) Wirtschaftlich: Eine auf korporativer Basis gelenkte Volkswirtschaft.

Eine erste Versammlung von rund 7000 Personen am 23.2. in Paris verlief reibungslos[63]. Im ganzen gesehen scheint die Resonanz dieser Sammelbewegung, die eine "Complexie oppositorium" ist, bisher gering zu sein[64]. Das RNP scheint wegen seiner personellen Zusammensetzung und seines zunchst stark demagogischen Auftretens besonders von den lndlichen Kreisen, aber auch von der stdtischen Bevlkerung der Provinz, auf Ablehnung zu stossen. Die bisherigen Trger des Collaborationsgedankens in der Provinz sind enttuscht darber, dass eine sogenannte Volksnationale Sammelbewegung, hinter der nach ihrer Auffassung schtzend und frdernd deutsche Stellen stehen[65], sich zum Teil auch aus Leuten mit umstrittenem Ruf zusammensetzt[66]. Ein endgltiges Urteil muss der weiteren Entwicklung vorbehalten bleiben.

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Gewerkschaften. Durch die Organisationen der "Collaboration" wird versucht, die Kreise der politischen Mitte und der gemaessigten Linken zu erfassen. Durch die weiter erfolgte Genehmigung der Gewerkschaften ist auch dem franzoesischen Arbeitertum wieder eine gewisse Form fuer seine Betaetigung gegeben[67]. Neben der erwuenschten sozialen Betaetigung besteht durch planmaessige Neuerung der Gewerkschaften die Moeglichkeit, auf die politisch fuehrungslos gewordene Arbeiterschaft Einfluss zu gewinnen und sie in den Kampf gegen den Kommunismus einzuspannen. Die Auswirkung der Aufhebung des Betaetigungsverbotes fuer die Gewerkschaften[68] muss abgewartet werden[69].

Widerstandsbewegungen. Dem Kommunismus kommt die Haerte des Winters und die zwangslaeufige wirtschaftliche Notlage zugute. Der scharfe Zugriff der franzoesischen Polizei wirkt sich aber gut aus. Dadurch werden nicht nur fuehrende Kommunisten und einzelne Zellen ausgeschaltet, sondern auch die finanziellen Mittel und die sonstigen Moeglichkeiten allmaehlich zerschlagen. Diese Behinderung ist in der kommunistischen Propaganda zu erkennen, es erscheinen nur wenige neue Hetzschriften und Flugblaetter. Der Nachdruck kommunisterischer [sic!] Betaetigung scheint auf der Mundpropaganda, auf der Beschriftung von Mauern und Haeusern und der Schmierzettelpropaganda zu liegen.

De Gaulle. De Gaulle-Bewegung siehe Anlage 1.

Kirche und Klerus. Die antideutsche Tendenz der kirchlichen Kreise konnte in der Berichtszeit weiterhin festgestellt werden. Es mussten 10 Geistliche festgenommen werden, die im Verdacht stehen, Kriegsgefangenen zur Flucht verholfen, Hetzreden gehalten oder antideutsche Flugblaetter verteilt zu haben. Einzelne Bischoefe mussten belehrt werden, dass auch Hirtenbriefe und bischoefliche Artikel in Kirchenblaettern der Zensur unterliegen. Die antideutsche Propaganda wird z.T. geschickt getarnt unter Zitaten aus der geistlichen Literatur oder Faelschung von Papstreden und Bibelworten. Die Ueberwachung ist verschaerft.

Stimmung der Bevlkerung und Wirkungen deutscher Propaganda. Kabinettsumbildung und Berufung Darlans, Grndung des Rassemblement National Populaire (R.N.P.) und der Meinungsstreit fr oder gegen Vichy kennzeichneten die politische Lage im Monat Februar im besetzten Gebiet von Frankreich. Die Gemter der Franzosen werden durch die latente politische Bewegung nicht mehr so bewegt wie dies noch vor einigen Monaten bei hnlichen Anlssen etwa der Fall war. Die allgemeine Stimmungslage wird in erster Linie durch die Lebensmittelknappheit, den Kohlenmangel und die neuerdings erfolgte Einfhrung der Textilbezugsscheine[70] negativ bestimmt. Zumal die Schuld fr diesen Mangel - durch die hheren Beamten und Prfekten geflissentlich

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vorbereitet - in weitem Mass den Deutschen zugeschoben wird. Hinzu kommt die immer noch bei einem sehr grossen Teil der Bevlkerung vorhandene Hoffnung auf den englischen Endsieg, eine Hoffnung, die durch die amerikanische Hilfe fr England[71] und die Misserfolge der Italiener[72] gestrkt worden ist. Aus diesem Grunde ist die Aufnahmebereitschaft fr die gegnerische Propaganda - England, de Gaulle Kommunisten - zurzeit strker als bisher. Die deutsche Propaganda hat sich bemht, die Auswirkungen der innerpolitischen Ereignisse so zu lenken, wie es im deutschen Interesse notwendig war. Auf dem Gebiet der Presse hat sich dabei gezeigt, dass die Zeitungen Dank der intensiven Arbeit der Pressebetreuer, fast durchweg befriedigend mitgezogen haben, erklrlicherweise in Paris strker als in der Provinz. Durch den Rundfunk ist die Arbeit der Presse wirkungsvoll untersttzt worden, was sich besonders in dem Eingang von vielen hunderten von positiven franzsischen Hrerbriefen gezeigt hat. Auch auf kulturellem Gebiet mehren sich infolge der stark eingesetzten Aufklrungsarbeit die Stimmen einsichtiger Franzosen, die erkannt haben, dass allein die Annherung an Deutschland Erfolg und Fortschritt bringen kann. Die Aktivpropaganda benutzte diese Ansaetz [sic!], um sie durch die Herausgabe von Flugblaettern und Broschueren noch zu verstaerken. Dies alles darf jedoch nicht darueber hinwegtaeuschen, dass die Mehrzahl der Franzosen allem Deutschen gegenueber noch immer feindselig eingestellt ist. Militaerische Erfolge der Achsenmaechte im kommenden Fruehjahr werden die Stimmung wesentlich beeinflussen. Sie spielen eine weit groessere Rolle als alle politischen Versuche und sind die unfehlbar wirkende Aktivpropaganda, wie sie auch heute noch der deutsche Soldat macht.

Innere Sicherheit. Die Sabotageakte - fast ausschliesslich Kabelzerschneidungen - haben sich im Berichtsmonat gegenueber dem Vormonat erhoeht, hauptsaechlich im Kuestengebiet der Normandie, insbesondere Caen, Cherbourg und Avranches. Verschaerftes Durchgreifen ist angeordnet. Es gelang, eine Sabotageorganisation der de Gaulle-Bewegung auszuheben. Deutschfeindliche Kundgebungen in der Oeffentlichkeit fanden nicht statt. Ueberfaelle auf deutsche Soldaten sind nur in wenigen Faellen gemeldet. Dagegen werden italienische Soldaten in Bordeaux desoefteren beschimpft und mit beleidigenden Aeusserungen belaestigt. Die innere Sicherheit des Landes ist nicht gefhrdet.

II. Verkehrs- und Nachrichtenwesen.

1. Verkehrswesen. Organisation. Einheitl.[iche] Vertretung der wirtschaftl.[ichen] Transportanforderungen. Ueber das Verfahren fuer die Aufstellung des monatlichen wirtschaftlichen Transportprogramms sind inzwischen zusammenfassende Richtlinien ergangen. Nachdem auch fuer Belgien und Nordfrankreich

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sowie fuer Holland gleichlautende Anordnungen erlassen worden sind, ist in den besetzten Westgebieten die Transportplanung nunmehr geregelt. Zur Kontrolle der tatsaechlich gefahrenen Programmtransporte und zur Sicherung einer rechtzeitigen Wagengestellung sollen in kuerze [sic!] die deutschen Eisenbahnueberwachungsaemter im besetzten franzoesischen Gebiet eingeschaltet werden[73].

Eisenbahnverkehr. Die allgemeine Eisenbahnbetriebslage wurde zeitweilig unguenstig durch Schnee- und Frosteinwirkungen beeinflusst, wodurch etwa 500 km der Fernsprech- und Fernmeldeanlagen zerstoert wurden, deren Wiederherstellung mit den bisher eingesetzten Kraeften etwa vier Monate beanspruchen wird. Die Transportlage ist wesentlich beeinflusst durch weitere gesteigerte Forderungen fuer Wehrmachtszwecke. Hinzu kommt, dass mit der in Aussicht gestellten Verstaerkung des rollenden Materials durch Rueckfuehrung der bisher ueberplanmaessig im Reich zurueckgehaltenen franzoesischen Eisenbahnwagen vorlaeufig nicht gerechnet werden kann. Hinsichtlich der rechtzeitigen Wagengestellung im Rahmen des Allgemeinen Wirtschaftsprogramms (Awi-Programm) ist eine Besserung zu verzeichnen. Die Zahl der nicht puenktlich entladenen Wagen ist gegenueber dem Vormonat erheblich gestiegen.

Der militaerische Transportbedarf. 1. Urlauberverkehr. Durch die Beschraenkung der Urlauberquote ab 27.2.41 ergibt sich eine Beschraenkung des SF[74]-Zugverkehrs, die voraussichtlich Mitte naechsten Monats wirksam werden wird.

2. Abschub. Die Zahl der nach dem Reich mit militaerischer Beute und wehrwirtschaftlichen Guetern gefahrenen Zuege ist immer noch betraechtlich. Ausserdem wurden in 73 Zuegen Pferde abgefahren. Hinsichtlich der Transporte fuer Bauvorhaben Westkueste[75] haben sich am Monatsende Ausladeschwierigkeiten ergeben, sodass voruebergehend eine Zulaufsperre angeordnet werden musste.

Waffenstillstandstransporte (Wastitransporte) sind wieder in staerkerem Umfange gefahren worden als in der vergangenen Berichtszeit.

Der wirtschaftliche Transportbedarf. Frachtenleitstellenverfahren. Auf Veranlassung des Reichsverkehrsminister[s][76] wird das fuer die Wirtschaftstransporte im Suedosten eingefuehrte Frachtenleitstellenverfahren[77] auch auf die besetzten Gebiete ausgedehnt.

Die Transportlage f.[r] d.[ie] hauptsaechl.[ichen] Wirtsch.[afts]gueter.

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a) Allgemeine Wirtschaftstransporte. Da fuer die weitere Zukunft noch mit einer wesentlichen Steigerung der Wehrmachtstransporte zu rechnen ist, wodurch entsprechende Auswirkungen auf die Awitransporte[78] unvermeidbar werden, muss noch staerker als bisher eine Verlagerung der Awitransporte auf den Wasserweg angestrebt werden. Das Schrottprogramm konnte voll abgewickelt werden.

b) Kohlentransporte: Die Kohlenhaldenbestaende im Liller Kohlenbecken sind nahezu restlos geraeumt, sodass die Zufuehrung von Leerraum vorerst bis Ende Februar um 3-4 Zuege taeglich gedrosselt wurde. Gleichfalls konnten nur r[un]d. 2/3 der zugefuehrten Leerkaehne Ladung erhalten. Das Kohlenabfuhrprogramm Frankreich (OKH) wurde auf Schiene und Landweg zu etwa 91 vH, auf dem Wasserwege zu 70 vH erfuellt. Fuer Kohlenabfuhrprogramm Belgien belaufen sich die Zahlen fuer Schiene, Land und Wasserweg insgesamt auf 90 vH.

c) Grubenholztransporte: Die Wagengestellung fuer Grubenholz im Bezirk Bordeaux war zufriedenstellend. Der Bahnversand koennte ohne weiteres noch gesteigert werden; die Schwierigkeiten ergeben sich jedoch hauptsaechlich aus Mangel an Facharbeitskraeften fuer den Holzeinschlag.

d) Duengemitteltransporte: Die fuer die Fruehjahrsbestellung notwendigen Transporte von Duengemitteln sind im Rueckstand und fordern besondere Beruecksichtigung. Die Wagengestellung fuer die Anfuhr von Stickstoffduenger bleibt bis in den Monat Februar hinein unzureichend; in letzter Zeit konnte jedoch eine Besserung verzeichnet werden. Gleichfalls ist die vermehrte Zuweisung von Wagenraum fuer den Transport von Kaliduenger aus dem Elsass in die Wege geleitet.

Schiffsverkehr. Binnenschiffahrt. Die Transportlage auf den Wasserwegen litt stark unter der Behinderung durch Eisgang und Hochwasser der Fluesse. Die Schiffahrt ist auf Seine und Oise Mitte Februar, auf der Marne am 24.2. wieder ingang [sic!] gekommen, untere Saone und untere Rhone sind noch gesperrt. Infolge Verzoegerung der Wiederherstellung des Rhein-Rhonekanals und der Unterbrechung bei Briare[79] (Loire-Seitenkanal) und Corre[80] (Ostkanal-Suedzweig) kann im Bezirk C[81] der vorhandene Schiffsraum bei weitem nicht ausgenuetzt werden; die Zahl der unbeschaeftigt liegenden Schiffe in Chalons s.[ur] S.[ane][82] ist auf 150 gestiegen. In der ersten Haelfte des Monats verkehrten auf dem Rhein-Marnekanal 89 Kaehne in Richtung Strassburg und 27 Kaehne in Richtung Paris. Die Kuerzung des Dieseloelkontingents fuer die Binnenschiffahrt gibt zu staerksten Bedenken Anlass; bei der angespannten Lage auf der Eisenbahn muessen Wirtschaftstransporte vermehrt auf den Wasserweg verlagert werden; deshalb muss die Aktionsfaehigkeit der Binnenschiffahrt unter allen Umstaenden gewaehrleistet werden.
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Seeschiffahrt: Die Verschiffung von Wirtschaftsguetern von den Kanalhaefen nach dem Reich steht im Rahmen des verfuegbaren Transportraums vor dem Abschluss. Die Verfrachtung von Schwefelkiesabbraenden und Beutegeraet von den Atlantikhaefen nach dem Reich ist angelaufen.

Strassenverkehr. a) Allgemeines. Die Verkehrsstoerungen durch Schneefaelle und Vereisung der Strassen hielten noch bis Anfang Februar an. Durch Einsatz von Zivilkolonnen[,] die an manchen Stellen durch Kriegsgefangene und Gruppen verstaerkt wurden, konnten die Behinderungen wenigstens auf den Dg-Strassen[83] schnellstens beseitigt werden.

b) Kraftfahrwesen. Die Verpflichtung der franzoesischen Regierung zur Rueckfuehrung von r[un]d. 5 000 Nutzkraftfahrzeugen aus dem unbesetzten Gebiet in das Gebiet noerdlich und oestlich der NO-Linie ist von der Waffenstillstandskommission aufgehoben worden, wogegen die franzoesische Regierung ausserhalb des Rahmens dieser Verpflichtung ungefaehr 3 500 Nutzkraftfahrzeuge in die genannte Zone und 800 Lastkraftwagen fuer Elsass und Lothringen einfuehren wird. Die Verordnung ueber den grenzueberschreitenden Gueterfernverkehr wird in kuerze [sic!] inkraft treten[84].

Zivile Lkw als Transportmittel. aa) Fuer eine genaue Erfassung des Bestandes der in privatem und oeffentlichen Besitz in Frankreich vorhandenen Lkw fehlen die Unterlagen. Da jedoch die Zahl der nicht eingesetzten Lkw verschwindend gering ist, gibt der Bestand der zugelassenen Fahrzeuge einen hinreichend genauen Annaeherungswert.

bb) Es sind vorhanden (in runden Zahlen) 121 000 Lkw mit 276 000 to Nutzlast, das entspricht etwa der Haelfte des Vorkriegsbestandes.

cc) Gliederung der Einzelnutzlast: bis 1 to 1-2 to 44 000 30 000 Lkw "

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2-3,5 to 3,5-5 to 5-7,5 to ueber 7,5 to

20 000 13 000 10 000 4 300

" " " "

Durchschnittsnutzlast pro Lkw etwa 2,2 to.

dd) Gliederung nach Verwendungszweck: Nutzlast Fuer im Reichsinteresse arbeitende Betriebe Fuer lebenswichtige Betriebe (Gas, Wasser,elektr.[ische] Werke, Lebensmittelversorgung, dringendste Anund Abfuhr von Bahnhoefen. Fuer Wehrmachtszwecke eingesetzt 6 000 Lkw " 30 000 " 71 000 Lkw " 164 000 to 5 000 Lkw mit 36 000 to

ee) Die Brauchbarkeit der Wagen ist gemessen an deutschen Verhaeltnissen gering und nimmt durch dauernden Verschleiss (Mangel an Reifen und Ersatzteilen) laufend ab.

ff) Jede Verminderung des jetzigen Bestandes durch Aufkaeufe fuer Wehrmachtszwecke verschlechtert die Gesamtlage ebenso wie die zunehmenden Anforderungen fuer voruebergehende oder laufende Gestellung von Lkw aus dem durch die N.[ahverkehrs]B[e]v.[ollmchtigen] des Militaerbefehlshabers in den Departements aufgestellten franzoesischen "Fahr-Bereitschaften" fuer Zwecke der Versorgung und der Durchfuehrung von Bauvorhaben aller Art (Lager und Barackenbauten, Flugplaetze, Strassenbauten, Einsatz fuer Marine, RAD[85], OT.[86] usw.)[.] Bei staerkeren Eingriffen sind schwere Erschuetterungen des Wirtschaftslebens, auch soweit es das Reichsinteresse beruehrt, unvermeidlich.

c) Strassen- und Brueckenbau. Allgemeines: Durch das Hochwasser - in Frankreich das staerkste seit langer Zeit - und durch Eisgang sind einige Bruecken im Zuge von Nebenstrassen beschaedigt oder zerstoert worden, sodass sie voruebergehend gesperrt werden mussten. Durch laufende Wiederherstellung nur geringfuegig zerstoerter Bruecken

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werden vorsorglich mehr und mehr Uebergaenge seitlich der Hauptverkehrsstrassen geschaffen, zumal der Ausfall saemtlicher Bruecken in der Gegend von Rouen (untere Seine) zu schwerwiegenden Verkehrsstoerungen auch fuer Truppenverschiebungen gefuehrt hat. Eine planmaessige Lenkung des Brueckenneubauprogramms stellt den Wiederaufbau zunaechst nur der wichtigsten Bruecken sicher.

Schwierigkeiten i.[n] d.[er] Bauwirtsch.[aft]. Infolge der umfangreichen Wehrmachtsbauten geht die Anforderung von Zement weit ueber die Erzeugung hinaus. Auch die franzoesischen Behoerden fordern fuer zivile Bauten erheblich mehr als in den Vormonaten. Die Gesamtanforderung betrug je Monat etwa 235 000 to, also 110 000 to mehr, als die augenblickliche Erzeugung im besetzten Frankreich betraegt, eine Anforderung, die andererseits im Hinblick auf die starken Kriegszerstoerungen verstaendlich ist. Die Lage auf dem Gebiete der Bauwirtschaft ist infolgedessen kritisch geworden. Als Gegenmassnahmen sind zusaetzliche Belieferung aus Belgien und scharfe Kontingentierungen eingeleitet worden. Da der Wehrmachtsbedarf dem zivilen Bedarf unter allen Umstaenden vorgeht, konnte der letztere nur zu 20 vH gedeckt werden. Auch Steinbrueche und Kiesgruben koennen den Anforderungen nicht mehr genuegen, sodass eine zwangsweise Lenkung erforderlich wird.

2.) Militaerisches Nachrichtenwesen.

Fernsprechwesen: Mit dem 1.2.41 wurde eine Durchfuehrungsverordnung des Militaerbefehlshabers in Frankreich ueber den Post- und Fernmeldeverkehr in den besetzten Gebieten Frankreich und Belgiens und auf den besetzten englischen Kanalinseln veroeffentlicht[87]. Die Verordnung besagt in der Hauptsache: 1.) In der Kuestenzone wird der Fernsprechverkehr innerhalb der einzelnen Ortsnetze freigegeben; der Fernsprechverkehr ueber das Ortsnetz hinaus bedarf von Fall zu Fall der Genehmigung der deutschen Behoerde. 2.) Der oeffentliche Fernsprech- und Telegrammverkehr im uebrigen Befehlsbereich wird freigegeben, soweit es die Belange der deutschen Wehrmacht zulassen. 3.) Der Fernsprech- und Telegrammverkehr mit dem Deutschen Reich sowie mit dem unbesetzten Gebiet Frankreichs ist nur mit besonderer Genehmigung gestattet, sonstiger Fernmeldeverkehr ueber den Befehlsbereich des Militaerbefehlshabers Frankreich hinaus ist verboten. 4.) Der Teilnehmer-Fernschreibverkehr ist verboten. Die Verordnung tritt mit dem 1.3.41 in Kraft.

Vom Reichspostministerium ist vorgesehen, die internationale Fernmeldekommission wieder arbeiten zu lassen, und zwar handelt es sich hier um

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1) Systme fondamental europen de rfrence pour les transmissions tlphoniques (SFERT) 2) Commission consultative international (CCIF).

Diese beiden Kommissionen hatten ihren Sitz bis zum Ausbruch des Krieges in Paris. Die Mitglieder bestanden aus Vertretern aller europaeischen Staaten. Ihre Aufgabe war es, das Fernkabelnetz Europas instand zu halten und damit einen einwandfreien Fernmeldeverkehr aller europaeischen Staaten untereinander zu gewaehrleisten. Es ist vorgesehen, im Laufe des Monat Maerz von der SFERT die Arbeiten, an denen sich auch Deutschland beteiligen wird, wieder aufnehmen zu lassen. Die Frage betreffs Aufnahme der Arbeit durch die CCIF ist noch ungeklaert. Durch den Schneefall und den Sturm in den Naechten vom 2. zum 3.2. und vom 3. zum 4.2. waren die Telegraphengestaenge an der Eisenbahn, insbesondere im Maastal und an den von Paris nach Sueden gehenden Strecken viele Kilometer weit umgebrochen. Die Wiederherstellung der Linien, die als Gemeinschaftsgestaenge ausser den Bahnleitungen auch Leitungen der Wehrmacht und der PTT[88] tragen, wird laengere Zeit erfordern. Zahlreiche Schaltungen von Ersatzleitungen waren daher notwendig.

Funkwesen. Die Funkabwehr (Abwehr von Schwarz- bezw. feindlichen Geheimsendern) war bisher ausschliesslich Aufgabe der Polizei. Auf Befehl des OKW ist jedoch jetzt fuer diesen Zweck eine Kompanie aufgestellt worden, die mit allen technischen Mitteln ausgeruestet ist[89].

Nachrichtenhelferinnen. Da in Paris nunmehr ueber 800 Nachrichtenhelferinnen eingesetzt sind, ist es dem Nachrichtenstab zbV. 638, dem die wirtschaftliche Versorgung bislang oblag, nicht mehr moeglich, alle N.H.[90] entsprechend zu betreuen. Es wurde vom Hoeheren Nachrichtenfuehrer in Frankreich deshalb beim OKH die Aufstellung eines besonderen Stabes beantragt, der ausschliesslich die Aufgabe hat, saemtliche Nachrichtenhelferinnen in Paris wirtschaftlich, geistig und gesundheitlich zu betreuen sowie fuer puenktliche Stellung der Abloesungen fuer die Pariser Fernsprech- und Fernschreibvermittlungen im Befehlsbereich des Hoeheren Nachrichtenfuehrers in Frankreich und des Chefs des Transportwesens[91] zu sorgen. Dem Antrag wurde stattgegeben und demgemaess sind die Nachrichtenhelferinnen in Paris zur Nachrichtenhelferinnen-Ersatzabteilung 51 zusammengefasst worden[92].

III. Die franzoesische Verwaltung.

1. Allgemeines. Massnahmen gegen Juden. Die franzoesische Regierung hat bisher in der Durchfuehrung der von ihr selbst gegen die Juden getroffenen Massnahmen im besetzten Gebiet nicht viel Eifer gezeigt. Schon aus diesem Grunde erscheint
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es notwendig, die Loesung des Judenproblems von deutscher Seite mit Energie vorwaerts zu treiben[93]. Zu diesem Zweck sind Verhandlungen mit der franzoesischen Regierung ueber die Schaffung eines zentralen Judenamtes in Paris eingeleitet worden, das neben der Erfassung und Ueberwachung aller Juden alle mit der Behandlung des Judentums zusammenhaengenden Fragen unter deutscher Aufsicht bearbeiten soll[94]. Erwogen wird ferner die Unterbringung aller nichtfranzoesischen Juden in Konzentrationslagern[95]. Die Internierung der Juden deutscher, ehemals oesterreichischer, tschechoslowakischer und polnischer Staatsangehoerigkeit wurde schon vor geraumer Zeit angeordnet. Darueberhinaus legt der Sicherheitsbeauftragte in Frankreich[96] Wert auf die baldige Internierung aller auslaendischer Juden; da sich ihre Zahl auf etwa 100-120 000 belaeuft, macht die Internierung auch erhebliche technische Schwierigkeiten. Durch ein franzoesisches Gesetz vom 4.10.1940 ist die rechtliche Grundlage fuer die Internierung der Juden geschaffen[97]. Sie soll daher auch von der franzoesischen Regierung durchgefuehrt werden - schon um dadurch Schwierigkeiten aussenpolitischer Art von vornherein weitgehend vorzubeugen. Die Aufgabe der Militaerverwaltung und der sonstigen deutschen Dienststellen beschraenkt sich darauf, die restlose Durchfuehrung des franzoesischen Gesetzes sicherzustellen und bei der Loesung der damit verbundenen technischen Schwierigkeiten mitzuwirken. Auf wirtschaftlichem Gebiet ist die franzoesische Regierung erneut aufgefordert worden, die bisher im besetzten Gebiet von deutscher Seite getroffenen Massnahmen nunmehr auch im unbesetzten Gebiet durchzufuehren und in ganz Frankreich die in dem franzoesischen Gesetz vom 3. Oktober 1940 bereits auf anderen Gebieten, insbesondere gegen Anwaelte und Aerzte vorgesehenen Massnahmen auch tatsaechlich durchzufuehren[98]. Sollte die franzoesische Regierung dies ablehnen, so werden weitere Massnahmen im besetzten Gebiet in Erwaegung zu ziehen sein.

2. Das franzoesische Polizeiwesen.

Allgemeines: Die deutsche Besatzung und die franzoesische Polizei sorgten auch im Berichtsmonat fuer Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung, sodass nennenswerte Stoerungen unterblieben. In einigen Vororten von Paris kam es zu rasch zerstreuten Zusammenrottungen von Frauen, welche die - nicht woechentlich begrenzten - Lebensmittelkarten zu schnell verbraucht hatten und nun von den Buergermeistern neue Lebensmittelkarten sowie auch Kohlenkarten forderten. Die franzoesische Polizei arbeitet im allgemeinen weiterhin gut und zuverlaessig. Aus bestimmten Gebieten liegen Berichte ueber gewisse Anzeichen fuer das Vorhandensein gaullistischer Einfluesse vor. Im Bezirk Paris meldete die Polizeipraefektur von sich aus einige Faelle von Waffenunterschlagung und verbotenen Waffenbesitzes franzoesischer Polizeibeamter und uebergab die Schuldigen den deutschen Behoerden zur weiteren Strafverfolgung. Nach Berichten aus Paris und aus der Provinz greift die franzoesische Polizei jetzt - insbesondere bei der Preisueberwachung - schaerfer durch, weil sie durch die deutschen Behoerden besser gedeckt wird als vorher durch ihre eigenen Aufsichtsbehoerden.

Ordnungspolizei:
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Die Reorganisation der franzoesischen Gendarmerie nimmt ihren Fortgang. Der Generalbevollmaechtigte der franzoesischen Regierung[99] hat nunmehr Gendarmerieoffiziere als Verbindungsoffiziere zu den einzelnen Bezirkschefs ernannt. - Der Fehlbestand von etwa 5 000 Mann laesst sich nur schwer auffuellen.

Feuerloeschwesen: Feuerloeschgeraete sind im allgemeinen in befriedigendem Zustande und ausreichender Zahl vorhanden, es fehlt lediglich an leistungsfaehigen Grossgeraeten, Abhilfe, soweit moeglich, wird veranlasst.

Auslaenderpolizei. Nach Abschluss der Internierung der britischen Staatsangehoerigen werden die Bezirkschefs zur Ueberpruefung einiger Zweifelsfaelle nach bestimmten Richtlinien ermaechtigt. Bisher wurden im Zuge der Entlasstungsaktion [sic!] 1 300 britische Staatsangehoerige unter 16 oder ueber 65 J. bezw. Frauen und Kinder aus dem Internierungslager Besanon[100] entlassen. Generalarzt Dr. Oswald[101] besichtigte im Beisein des Generalsekretaers des Internationalen Roten Kreuzes in Genf, Dr. Junod, am 28. Januar das Internierungslager. Dabei ergab sich, dass die von dritter Seite erhobenen Beanstandungen gegenstandslos oder bereits durch den weiteren Lagerausbau beseitigt waren.

3. Schule und Kultur.

Allgemeines. Der franzoesische Unterrichtsminister Chevalier[102] ist durch den bisherigen Rektor der Pariser Akademie, Carcopino[103][,] ersetzt worden. Ueber die Person des neuen Ministers laesst sich noch nichts genaues sagen[104].

Hochschulen: Drei Hochschulprofessoren wurden wegen politischer Unzuverlaessigkeit verhaftet. Sie sind inzwischen vorlaeufig wieder auf freien Fuss gesetzt worden.

Berufsschulen. Aus militaerischen Gruenden ist der Ausbildungsunterricht fuer Radiotechniker und Funker verboten worden.

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4. Die franzoesischen Staats- und Gemeindefinanzen.

Einloesung von Empfangsbescheinigungen. Die Vorarbeiten sind abgeschlossen. Die Richtlinien des Militaerbefehlshabers vom 12. Januar 1941[105] sind allen beteiligten Stellen zugeleitet.

Quartierleistungen. Der Heeresintendant[106] hat jetzt klargestellt, inwieweit von der Besatzungsmacht geforderte bauliche Massnahmen als Quartierleistungen zu Lasten des franzoesischen Staates gehen. Ebenso sind jetzt die Quartierentgelte, die der franzoesische Staat an den Quartierwirt zu zahlen hat, festgelegt worden.

Stand der Staatsfinanzen. Die franzoesische Staatsschuld hat sich innerhalb von 4 Monaten (vom 31.8.40 bis 31.12.40) um ueber 68 Milliarden Franken erhoeht. Von den jetzt rund 630 Milliarden Gesamtschulden betragen die kurzfristigen Schulden rund 246 Milliarden; in der Hauptsache handelt es sich um Schatzwechsel. Rund 2/3 der Gesamtschuld sind schwebende Schuld.

5. Das franzoesische Gesundheitswesen.

Aerztliche Versorgung. Die bereits im vorigen Lagebericht angedeuteten Schwierigkeiten[107] sind nunmehr eingetreten. Die zur Betreuung der franzoesischen Kriegsgefangenen ueberzaehlig eingesetzten und aushilfsweise mit der aerztlichen Betreuung der Zivilbevoelkerung beauftragten kriegsgefangenen Sanitaetsoffiziere werden nunmehr, dem Genfer Abkommen entsprechend, entlassen. Damit entsteht gerade im NO-Gebiet[108] ein starker Mangel an Aerzten, der nur dadurch behoben werden kann, dass franzoesischen Aerzten die Rueckkehr in dieses Gebiet gestattet wird; andernfalls besteht erhoehte Seuchengefahr auch fuer die Besatzungsarmee. Aus dem Zivilinternierungslager St. Denis wurden nach entsprechender Roentgen-Reihenuntersuchung saemtliche Tuberkulosenkranken oder an Tuberkulose verdaechtigen Lagerinsassen entfernt.

Allgemeine Gesundheitslage. Die Gesundheitslage ist nach wie vor befriedigend, insbesondere ist eine groessere Grippeepidemie bis jetzt nicht aufgetreten.

6. Das franzoesische Veterinaerwesen.

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Tierseuchenstand: Die Maul- und Klauenseuche und der Rotlauf der Schweine haben weiterhin abgenommen; die Raeude der Einhufer und Schafe dagegen noch stark zugenommen. Im uebrigen vergl. die Tabelle in der Anlage Nr. 5[109]. Neuerdings laeuft die franzoesische Regierungsdelegation fuer die besetzten Gebiete unter Berufung auf die Misstimmung unter den Muselmanen Sturm gegen das Verbot des Schlachtens ohne vorherige Betaeubung (Schaechten)[110]. Es waere bedauerlich, wenn diesem Ansinnen aus politischen Erwaegungen heraus nachgegeben werden muesste, da das Schaechten die grausamste aller Tierquaelereien darstellt.

7. Das Justizwesen im besetzten Frankreich.

Erweiterung der deutschen Gerichtsbarkeit. Die im Vorbericht bereits erwaehnte Absicht, die Zustaendigkeit der Wehrmachtsgerichte auf solche Straftaten auszudehnen[111], die vor dem Einruecken der deutschen Truppen von deutschen und italienischen Staatsangehoerigen im besetzten Gebiet begangen worden sind, ist jetzt durch die Verordnung vom 16.1.41 (vergl. Anlage[112]) verwirklicht worden[113]. Da jedoch die Zahl der Italiener und der gegen sie schwebenden Strafverfahren verhaeltnismaessig hoch ist, werden die Wehrmachtsgerichte grundsaetzlich nur die politischen Delikte an sich ziehen, nicht dagegen unpolitische, zu denen z.B. auch Verstoesse gegen franzoesische fremdenpolizeiliche Vorschriften zu rechnen sind.

Einrichtung einer deutschen Strafanstalt. Bei der franzoesischen Strafanstalt in Poissy (Seine-et-Oise) wird als selbstaendige Abteilung eine deutsche Strafanstalt eingerichtet werden. Hierzu werden vorlaeufig 11 deutsche Strafvollzugsbeamte eingesetzt. Elsaesser, Lothringer und Luxemburger, ja auch Tschechen, Polen, falls diese als Deutsche behandelt werden wollen, werden den Volksdeutschen gleichgestellt. Weibliche Haefltinge werden in das Reich abgeschoben[114].

Rechtspflege im NO-Gebiet. Die Lage im Nordostgebiet wird immer unhaltbarer. Beispielsweise konnten in Vervins[115] infolge Personalmangels etwa 1 500 Gendarmeriestrafanzeigen bis jetzt nicht bearbeitet werden. Eine Zunahme der Kriminalitaet muss die Folge sein.

8. Das franzoesische Post- und Nachrichtenwesen.

Postverkehr zwischen dem bes.[etzten] u.[nd] d.[em] unbes.[etzten] Gebiet Frankreichs . Es wurden gewaehrt:
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1. Erleichterungen fuer die Dienststelle des Botschafters Scapini[116], 2. Ausnahmsweise eine einmalige Nachrichtenuebermittlung fuer Angehoerige der franzoesischen Kriegsmarine, die sich in Afrika aufhalten.

Postverkehr zwischen d.[em] bes.[etzten] Gebiet Frankr.[eichs] u.[nd] Deutschland u.[nd] d.[em] nichtfeindl.[ichen] Ausland. Dem Militaerverwaltungsbezirk C[117] wurde ein Briefwechsel mit den Schweizer Energiegesellschaften genehmigt. Die Postvermittlungstaetigkeit der Zentralausgleichstelle Frankreich wurde eingestellt.

IV. Die franzoesische Wirtschaft.

1. Allgemeines. Einreise der Einkaufsk[omman]dos. Aufgrund der im Vormonatsbericht dargelegten Verhaeltnisse ueber unberechtigte Aufkaeufe und Verstoesse gegen die Vorschriften ueber Geldwechsel und Kraftfahrzeugbenutzung wurde Antrag ueber die erforderlichen Massnahmen an OKH Gen.[eral]St.[ab]d.[es]H.[eeres]/ Gen.[eral]Qu.[artiermeister] eingereicht. Die Dienststellen und Gruppen im besetzten Gebiet sind hiervon unterrichtet (s. Anlage Nr. 7 mit Merkblatt[118].)

Rohstoffbewirtschaftung. In Paris fand die erste gemeinsame Arbeitstagung der deutschen Reichsstellen fuer die Ueberwachung und Regelung des Warenverkehrs und des Reichskommissars fuer Altmaterialverwertung [119] mit den franzoesischen Repartiteuren statt. Die Besprechungen waren sehr fruchtbar und haben die dringend erforderliche unmittelbare Zusammenarbeit der Rohstoffbewirtschaftungsstellen nunmehr auf allen Gebieten eingeleitet.

Auftragsverlagerung. Der Gesamtwert der nach Frankreich gegebenen Auftraege ist in der Berichtszeit um 80 Millionen Reichsmark auf schaetzungsweise 1,5 Milliarden Reichsmark gestiegen. Zahlreiche Beschaffungsstellen und Privatunternehmer holen immer noch nicht die Genehmigung der Zentralauftragsstelle ein, sodass dieser die restlose Erfassung und Lenkung der verlagerten Auftraege noch nicht moeglich ist. Die Auftragsverlagerung wird eine weitere Foerderung durch die vom "Haus der Technik" jetzt in Paris veranstaltete "Deutsche technische Ausstellung"[120] erfahren, in welcher deutsche Fertigungen gezeigt werden, die nach Moeglichkeit nach Frankreich verlagert werden sollen. Zurzeit wird die Durchfuehrung der Auftraege durch Mangel an Kohle, Mineraloel und Transportraum beeintraechtigt.

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Handel: Die Pariser Messer [sic!] 1941 wird voraussichtlich im Mai im Rahmen der Kriegsmesse 1940 stattfinden.

2. Die Entwicklung in den einzelnen Zweigen der gewerblichen Wirtschaft.

Kohlenbergbau: Im Februar haben sich erstmalig in der Versorgung der oeffentlichen Bedarfstraeger, insbesondere der Elektrizitaets- und Gaswerke erhebliche Schwierigkeiten ergeben. Infolge Abnahme der Haldenbestaende in den letzten Monaten ist die Kohlenversorgung fast ausschliesslich von der laufenden Foerderung abhaengig. Die letzten Haldenbestaende, die im wesentlichen minderwertige Sorten enthalten, werden spaetestens Ende Maerz erschoepft sein. Der Anfall an Fett-[,] Gas- und Gasflammkohle aus frischer Foerderung reicht nicht aus, um Gaswerke, Elektrizitaetswerke, Huettenindustrie und Kokereien voll zu versorgen. Die notwendige erhebliche Erhoehung der Foerderung ist nur durch Einsatz weiterer Bergleute moeglich, vor allem aber durch eine grundlegende Versorgung der Bergwerke mit Grubenholz. Solange die beantragte Entlassung der 15 000 kriegsgefangenen Bergleute und die Rueckfuehrung der noch vorhandenen Fluechtlinge nicht erfolgt ist, wird sogar die Foerderung der seinerzeit im OKH-Programm festgelegten Kohlenmengen infrage gestellt[121].

Steine u.[nd] Erden. Infolge Treibstoff- und Waggonmangels konnten die ersten Bauxittransporte erst in der letzten Februarwoche verladen werden. Kaolin kann, falls genuegend Kohle und sonstige Betriebsmittel angeliefert werden, kuenftig voraussichtlich mit monatlich 3 000 to geliefert werden. Die Foerderung von Phosphatkreide soll auf etwa 5 000 to monatlich gesteigert werden.

Mineraloele: Im dringenden Reichsinteresse waere an sich eine Erhoehung der Kontingente unbedingt noetig. Tatsaechlich koennen aber schon jetzt die vorgesehenen Kontingente nicht voll zugeteilt werden. An Dieseloel fehlen fuer April bis Mai 35 000 to. Die fuer den gleichen Zeitraum benoetigten Heizoelmengen koennen nur durch Heranziehung von 17 000 to Rohoel beschaffen werden, die urspruenglich auf Bitumen verarbeitet werden sollten, und denen ausserdem 6 000 to Halbfabrikate beigemischt werden sollten.

Energieversorgung. Ueber die Kohlenanlieferung ist bereits oben unter "Kohlenbergbau" das Noetige gesagt. Es fehlt vor allem an Gasflammkohle. Die franzoesischen Energiewerke werden deshalb, soweit wie moeglich, unter Beteiligung deutscher Fachleute auf die Verwendung von Magerkohle umgestellt. Die Gaswerke werden ihre Erzeugung um 10 vH erhoehen muessen, um den staendig steigenden Bedarf zu befriedigen.

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Eisen u.[nd] Stahl: Der Mindestbedarf an Eisen und Stahl belaeuft sich auf 131 000 to. Davon entfaellt mehr als die Haelfte auf die franzoesische Eisenbahn und Landwirtschaft. Wegen des grossen deutschen Interesses an der Leistungsfaehigkeit dieser Bedarfstraeger ist die inzwischen beantragte Erhoehung des jetzigen Bezugskontingents um 41 000 to dringend noetig. Die Metallmobilisierung erstreckt sich zurzeit vor allem auf folgende Erfassungsmoeglichkeiten: 1. Einziehung der Metallmuenzen aus Kupfer und Nickel und Ersatz derselben durch Papiergeld und Zinklegierungen. 2. Erfassung der entsprechenden Haushaltungsgegenstaende Pflichtueberlassung einer festgesetzten Menge. durch freiwillige Abgabe oder

3. Auswechslung der Tuerbeschlaege fuer Griffe, und Installationseinrichtungen in Haeusern und Verkehrsmitteln. 4. Einschmelzung nicht kuenstlerisch wertvoller Denkmaeler. 5. Auswechslung der Bierleitungen und Bierpumpen. 6. Einschmelzung aller Kirchenglocken aus Bronze[122]. Um die Mitarbeit der franzoesischen Oeffentlichkzit [sic!] zu gewinnen, wird die Metallaktion allein formell von der franzoesischen Regierung durchgefuehrt und die Mitarbeit der Bevoelkerung als nationale Pflicht gekennzeichnet[123], wobei darauf hingewiesen wird, dass hierdurch allein die Beschaeftigung der Industrie gewaehrleistet und damit ein erneutes Ansteigen der Arbeitslosigkeit verhindert werden kann.

Eisen- u.[nd] Metall verarbeitende Industrie: Im Zuge der Auftragsverlagerung wurden auf dem Gebiete der Werkstoffverfeinerung Auftraege ueber Stahldraht im Gesamtwerte von RM 320 000,- ueber Hacken und Feilen im Werte von ueber RM 450 000,- erteilt. Von der Ardenner Kleineisenindustrie hatten am 1. Februar von 381 Betrieben bereits 79 die Arbeit wieder aufgenommen; bezueglich Art und Groesse der Betriebe s. Anlage 12[124].

Maschinenbau: Der Gesamtwert der vom Reich bestellten Maschinen hat sich im letzten Monat um 17 Millionen Reichsmark auf 127 Millionen Reichsmark erhoeht. Zur Bewaeltigung dieser Auftraege musste die Arbeitszeit verlaengert werden, sie wird auf 60 Stunden in kuerze [sic!] gesteigert werden muessen[125].

Chemische Industrie: Infolge unzureichender Kohleversorgung, Hochwasser usw. konnten die Lieferungen in das Reich meist nur aus Reservebestaenden bestritten werden. Die Beteiligung des deutschen Kapitals an den

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franzoesischen chemischen Industrieen [sic!] hat weitere Fortschritte gemacht. (s. Anlage 11[126])

Technische Oele: Durch Anordnung des franzoesischen Repartiteurs[127] sind fuer Fettrohstoffe und die entsprechenden Halbund Fertigprodukte Bestandsanmeldungen sowie die Verkaufsund Verarbeitungsgenehmigungspflicht vorgeschrieben worden. Die Lackproduktion ist in Hoehe von jeweils 60 vH dem Wehrmachtsbedarf vorbehalten. Die Kunstlederindustrie wird infolge Auftragsverlagerung aus Deutschland weiter beschaeftigt werden koennen. Ebenso wird die franzoesische Linoleumindustrie voraussichtlich auf ein weiteres Jahr Beschaeftigung haben, ohne dass Leinoel als Hauptrohstoff zur Verfuegung gestellt zu werden braucht.

Kautschuk, Asbest u.[nd] Russ. Seit dem 1. Januar werden Automobilreifen nunmehr planmaessig in das Reich geliefert. Diese Lieferungen erfordern einschliesslich Erstausruestung der in Frankreich fuer das Reich hergestellten Kraftfahrzeuge monatlich 790 to Kautschuk. Im 4. Vierterljahr [sic!] 1940 betrug der Kautschukverbrauch hierfuer 450 to. Die Zuteilungen von Russ erfolgen in Hoehe von 30 vH des Verbrauchs im Jahre 1938. Einfuhren aus dem Reich und aus Belgien sind spaeter erforderlich.

Glas- und Keramik: Das Sammeln von Altglas[,] insbesondere von leeren Flaschen, ist eingeleitet und verspricht guten Erfolg. Die Einheiten der Wehrmacht, die monatlich r[un]d. 4 Millionen Flaschen gefuellt erhalten, geben allerdings weiterhin nur einen geringen Hundertsatz zurueck. Die keramische Industrie ist infolge Kohlenmangels auf r[un]d. 30 vH der Erzeugung des Jahres 1938 zurueckgegangen.

Textilindustrie: Durch Gesetz vom 11. Februar ist eine Verbrauchsregelung fuer Textilien getroffen, und zwar zunaechst in Form der Bezugsscheinpflicht, die den Uebergang zur Einfuehrung der Kleiderkarte bildet[128]; die Kleiderkarten werden in etwa 8 Wochen verteilt werden koennen.

Lederindustrie: Rohleder konnte den Gerbereien nur in Hoehe von 70 vH der vorgesehenen Kontingente zugeteilt werden. Auch die Zuteilung an schwerem Leder ist gekuerzt worden; sie gestatten die Herstellung von 100 000 Paar Arbeitsschuhen fuer den Bedarf des Reiches und die knappe Deckung des dringendsten Reparaturbedarfs. Die Schuhfabriken beschaeftigen ihre verminderten Gefolgschaften durchschnittlich 20-30 Stunden woechentlich.

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Papierindustrie: Die vom Reich uebernommenen Zellstofflieferungen gestatten der franzoesischen Papierindustrie eine Beschaeftigung nur in Hoehe von 30 vH der Vorkriegserzeugung. Es ist daher eine Einfuhr von Papierrohstoffen oder Fertigpapier aus den skandinavischen Laendern noetig. Diese Lieferungen koennen jedoch vorlaeufig nicht durchgefuehrt werden, da die Zahlungsmoeglichkeiten mit Skandinavien noch nicht geregelt sind.

Altmaterialerfass[un]g. Die franzoesische Regierung hat die grundsaetzliche Pflicht zur Sammlung und Weiterleitung von Altmaterial aller Art allgemein festgelegt[129]. Zur Erhoehung des Aufkommens werden zusaetzliche Sammelaktionen franzoesischer Organisationen eingeleitet werden[130]. Zur Durchfuehrung des Gesetzes ist eine franzoesische Erfassungs- und Verwertungsstelle hierfuer bei der Zentralstelle des Office Centrale de repartition des Produits Industriels eingerichtet worden, zu welcher der Militaerbefehlshaber zwecks Wahrung der deutschen Interessen einen Beauftragten entsandt hat[131].

3. Ernaehrung und Landwirtschaft.

(1) Schwierigkeiten des Arbeitseinsatzes in der Land- und Forstwirtschaft . Die Zahl der land- und forstwirtschaftlichen Arbeitskraefte, die schon von Anfang an gering war, verknappt sich immer mehr. Der Gesamtausfall duerfte sich auf 600-700 000 Arbeitskraefte belaufen[132].

Gruende fuer den Arbeitermangel. I. Die Gruende sind folgende: (1) Fortfall der Wanderarbeiter. Im besetzten Gebiet wurden vor dem Kriege 200-250 000 auslaendische Wanderarbeiter beschaeftigt. Diese fallen jetzt restlos fort. Die spanische Regierung hat ihren Staatsbuergern die Arbeitsaufnahme im Ausland verboten[133]. Gegen den Arbeitseinsatz von Saisonarbeitern aus Belgien hat der Militaerbefehlshaber Belgien Einspruch erhoben[134]. Auch aus dem uebrigen Ausland sind keine Arbeiter hereinzubekommen.

(2) Ausfall durch Kriegsgefangene. Nach einer jetzt durchgefuehrten Erhebung fehlen ausserdem noch r[un]d. 300 000 kriegsgefangene Bauern, landwirtschaftliche Fachkraefte und Landarbeiter, die sich jetzt in Deutschland befinden[135].

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(3) Rueckkehrverbot fuer das Nordostgebiet. Im Nordostgebiet sind der Landwirtschaft ueberdies durch das Rueckkehrverbot starke Kraefte entzogen[136]. Ein grosser Teil von ihnen befindet sich im unbesetzten Gebiet, weil Personen, die im Nordostgebiet wohnen, bestimmungsgemaess nicht nicht [sic!] ueber die Demarkationslinie gelassen werden.

(4) Landflucht. Infolge der Landflucht war der Getreideanbau bereits 1936 auf 50 vH des Standes von 1890 gesunken[137]. Seitdem hat die Landflucht sich infolge der guten Verdienstmoeglichkeiten in der Ruestungsindustrie noch erheblich verstaerkt. Die Verlegung von industriellen Grossauftraegen nach Frankreich einerseits, die verschiedenen Grossarbeitseinsaetze deutscher Dienststellen im besetzten Gebiet andererseits und der oft in Erscheinung tretende Mangel einer gegenseitigen Abstimmung der Beduerfnisse und Anforderungen dieser Dienststellen haben die Lage im besetzten Gebiet noch kritischer gestaltet.

(5) Ungeeignetheit der Arbeitslosen fuer land- und forstwirtschaftliche Arbeiten . Der durchaus berechtigten Klage ueber Mangel an geeigneten Arbeitskraeften in der Land- und Forstwirtschaft wird von mancher Seite mit dem Hinweis auf die in Frankreich noch vorhandene, fuer deutsche Begriffe grosse Zahl von Arbeitslosen, begegnet. Tatsaechlich fehlen aber in den laendlichen Gebieten die Arbeitslosen heute schon. Die staedtischen Arbeitslosen, insbesondere die Arbeitslosen aus den Grosstaedten (Paris, Rouen) folgen jedoch nur widerwillig dem Zwang, den die Behoerden unter Androhung einer Unterstuetzungsentziehung auf sie ausueben. Die franzoesische Regierung erwaegt zurzeit sogar die Frage, Arbeitslosen, welche sich weigern, land- oder forstwirtschaftliche Arbeiten aufzunehmen, die Lebensmittelkarten zu entziehen[138]. Die Ergebnisse einer solchen zwangsweisen Landverschickung kann man sich vorstellen. Deshalb verspricht auch eine allgemeine Dienstverpflichtung fuer die Landwirtschaft keinen grossen Erfolg. Zu dem Mangel an gutem Willen tritt der Mangel an koerperlicher Leistungsfaehigkeit, worueber noch unter "Arbeitseinsatz" berichtet wird.

(6) Mangel an entsprechenden Arbeitsorganisationen. Ein franzoesischer Arbeitsdienst[139] besteht zwar, aber nur im unbesetzten Gebiet. Aus politischen Gruenden sind der franzoesische Arbeitsdienst und die Compagnons de France[140] im besetzten Gebiet nicht zugelassen.

Folgen des Arbeitermangels: II. Die Folgen bleiben nicht aus. (1) Eine ordnungsmaessige Fruehjahrsbestellung ist unter den jetzigen Verhaeltnissen nicht moeglich. Insbesondere laesst sich der Plan, ueber die bisherigen landwirtschaftlich genuetzten Flaechen hinaus auch die Brachflaechen in Nutzung zu nehmen, nicht ausfuehren[141]. Desweiteren muss damit gerechnet werden, dass die Mehrerzeugung, die infolge der bereits bei der Herbstbestellung erreichten
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Vergroesserung der Weizenanbauflaeche zu erwarten war, durch allgemeine Mngel in der Fruehjahrsbestellung wieder entfaellt.

(2) Erzeugung. Fruehjahrsbestellung. Duengeranlieferung Voraussichtlich koennen 50 vH des Stickstoffbedarfs in diesem Fruehjahr befriedigt werden, jedoch nur 25 vH des Bedarfs an Phosphorsaeure und etwa 30 vH des Kalibedarfs.

Bespannung: Die Besatzungstruppe stellt 4-800 Pferde je Departement auf 2 Monate der Landwirtschaft zur Verfuegung. Im Nordostgebiet verbleibt ein Pferdebedarf von etwa 5 000 Pferden.

Viehwirtschaft: Die Departements Nord und Pas de Calais fordern ca. 37 000 Stueck Magervieh zum Besatz der Weiden an. Die Anforderung kann, wenn ueberhaupt, dann nur aus dem unbesetzten Gebiet befriedigt werden.

(3) Versorgung Allgemeines: Nach Aufzehrung der bisher vorhandenen Vorraete treten die niedrigen Rationssaetze jetzt in ihrer vollen Haerte in Erscheinung. Brot wird zurzeit mit 325 gr pro Kopf und Tag ausgegeben. Der Rationssatz wird ab 1.4. auf 250 gr gesenkt werden muessen, obgleich Katoffeln [sic!] voellig fehlen. Die mangelhafte Ernaehrung fuehrt bereits zu einem Nachlassen der Arbeitsleistungen in den Betrieben und damit zu einer Produktionsverringerung. Leider wird auch die Fleischration beachtlich gesenkt werden muessen, doch soll dies voraussichtlich bis 1.5. hinausgeschoben werden, da dann wahrscheinlich bereits Fruehkartoffeln und Gemuese in staerkerem Masse vorhanden sind.[142] Infolge der mangelhaften Anlieferung der von Deutschland zugesagten Kartoffeln liefern auch die Franzosen Hafer usw. nur recht zoegernd an. Allerdings duerfte bei beiden Lieferungen der Grund hauptsaechlich in den Transportschwierigkeiten zu finden sein. Es fehlt noch die Lieferung von rund 350 000 to Hafer, 350 000 to Stroh und 150 000 to Heu.

4. Forst- und Holzwirtschaft.

Auch auf forstwirtschaftlichem Gebiet ist infolge Verknappung der Arbeitskraefte die Erfuellung des im dringenden Reichsinteresse gelegenen Holzeinschlagprogramms infrage gestellt. Antrag auf Beurlaubung von 1 800 kriegsgefangenen Forstbeamten und Waldarbeitern ist gestellt.

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5. Auswaertiger Waren- und Zahlungsverkehr.

(1) Waren- und Zahlungsverkehr. Zwischen dem bes.[etzten] u.[nd] d.[em] unbes.[etzten] Gebiet. Der Verkehr mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen zwischen dem unbesetzten und dem besetzten Gebiet wurde im Einvernehmen mit der franzoesischen Regierung vereinfacht.

Zwischen Frankreich u.[nd] Elsass-Lothringen. Die im Vorbericht erwaehnte Sperrung der elsaessischen und lothringischen Guthaben in ganz Frankreich hat jetzt der franzoesische Finanzminister[143] auf dem Gebiete des Wertpapierverkehrs gemildert. Es werden infolgedessen voraussichtlich bedeutende Wertpapierbestaende nach Elsass und Lothringen zurueckgebracht werden koennen.

Zwischen Frankreich u.[nd] Holland. Entsprechend einer Vereinbarung ueber den Verrechnungsverkehr vom 1. Februar 1941[144] werden die Zahlungen auf dem Wege des Zentralclearings ueber Berlin geleistet.

Zwischen Frankreich u.[nd] Belgien. Die Einfuehr [sic!] von 5 000 Ffrs. bezw. 3 000 Bfrs. mit Genehmigung der zustaendigen Devisenbehoerde ist von beiden Laendern fuer den Reiseverkehr gestattet worden.

Zwischen Frankreich u.[nd] d.[em] Deutschen Reich. Die Zahlungen der Wifo[145], des Generalluftzeugmeisters[146] und des Kommandierenden Admirals in Frankreich werden in Zukunft im Verrechnungsverkehr geleistet, sofern die Lieferungen nicht fuer die Wehrmacht in Frankreich bestimmt sind. Der franzoesische Finanzminister hat fuer Waren, die im direkten Durchgangsverkehr aus Deutschland kommen oder nach Deutschland gehen, die franzoesischen Ein- und Ausfuehrverbote [sic!] aufgehoben[147].

(2) Feindvermoegen. Die im Vorbericht als feindliches Guthaben in Franken (bei den franz. Banken) angegebene Summe von 560 Millionen Franken hat sich inzwischen durch eine neue Meldung der Bank von Frankreich um Rund [sic!] 500 Millionen Franken erhoeht.

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6. Arbeitseinsatz.

(1) Entwicklung der Arbeitslosigkeit. Allgemeines: Die Gesamtzahl der Arbeitslosen, die im vorigen Lagebericht mit 673 000 angegeben wurde, ist jetzt auf 571 000, also um r[un]d. 10 vH, zurueckgegangen. Zieht man die 50 000 Arbeitslosen in den Departements Nord und Pas de Calais ab, so ergibt sich fuer den Gesamtbereich des Militaerbefehlshabers in Frankreich also nur noch eine Arbeitslosenziffer von r[un]d. 520 000. Interessant ist ein Ueberblick ueber die Entwicklung der Arbeitslosigkeit, berechnet auf das jetzt besetzte Gebiet. Waehrend im Dezember 1935 die Arbeitslosigkeit sich auf 660 000 Personen erstreckte, fiel im Jahre 1939 infolge der zunehmenden Kriegsruestung die Arbeitslosenzahl auf 220 000 ab (August 1939). Wenn auch diese Zahl bisher noch nicht wieder erreicht werden konnte, so liegt immerhin die jetzige Arbeitslosenzahl schon wieder unter der Zahl von 1935. 43 vH der Arbeitslosen sind Frauen, da die Frauen in Frankreich infolge des Frauenueberschusses weitgehend auch zu Maennerarbeiten herangezogen waren und jetzt erst entlassen werden. (Naeheres s. Anlage 6[148]).

(2) Arbeitseinsatz. Einsatzfaehigkeit. Insgesamt 41 000 Pariser Arbeitslose wurden unter deutscher Aufsicht aerztlich untersucht. Die Untersuchung ergab, dass fast 40 vH nicht einsatzfaehig waren[149], waehrend 26 vH nur als beschraenkt arbeitsfaehig erklaert werden konnten - leichte Arbeiten - (vergl. im uebrigen die Anlage 8[150]).

Einsatz in der gewerbl.[ichen] Wirtsch.[aft]. Die deutschen Dienststellen in Frankreich haben fuer Bauarbeiten der Marine und der Luftwaffe zurzeit rund 35 000 Arbeitskraefte angefordert. Die Arbeitslosen werden hauptsaechlich aus Paris und Rouen genommen. Der Bezirkschef B[151] hat ueberdies den Praefekten die Einstellung der nicht im deutschen Interesse liegenden Bauarbeiten befohlen.

(3) Anwerbung von Arbeitskraeften nach Deutschland. Umfang der Anwerbung: Die Zahl der nach Deutschland vermittelten Arbeitskraefte betraegt jetzt 30 000. Die erhoehte Anwerbung ist auf eine Verstaerkung der Propaganda zurueckzufuehren. Doch verstaerkte sich andererseits auch die Gegenpropaganda. So fanden z.B. in Le Havre[152] beim Abtransport der Arbeiter Gegendemonstrationen statt, sodass Militaer und Polizei einschreiten mussten. Interessant ist auch hier wieder die Aufteilung nach Berufsgruppen und Nationalitaeten. In den Berufsgruppen marschieren die Bauarbeiter mit ueber 13 000 Mann bei weitem an der Spitze. Es folgen dann erst mit ueber 9 000 Metallarbeitern und mit 7 600 die landwirtschaftlichen und sonstigen Arbeiter. Unter den Nationalitaeten sind die Franzosen mit 9 600 und die Polen mit 6 200 Arbeiter[n] am staerksten
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vertreten. (Siehe im uebrigen die Anlage 9[153]). Die Versuche der Waffenstillstandskommission, aus dem unbesetzten Gebiet franzoesische Arbeitslose nach Deutschland zu ueberfuehren, sind dadurch vereitelt worden, dass die in 4 Lagern erfassten r[un]d. 2 000 Arbeitskraefte von den Franzosen in andere Arbeiten ueberfuehrt oder aus den Lagern hinausgezogen wurden. Zurzeit ist eine neue Anwerbungskommission im unbesetzten Gebiet.

Propaganda: Die Propaganda wurde durch Werbeplakate und regelmaessige Artikel in der franzoesischen Presse verstaerkt durchgefuehrt. Ebenso sprach ein aus Potsdam auf Urlaub gekommener franzoesischer Arbeiter im Rahmen einer Rundfunkreportage ueber seine Eindruecke in Deutschland. Endlich wurde auch eine Werbebroschuere herausgegeben, die durch die Werbestellen verteilt wurde.

Lohngeldueberweisungen: Bis zum 22. Februar wurden insgesamt RM 651 000,- Lohngelder nach Frankreich ueberwiesen (Stand nach dem vorigen Lagebericht RM 350 000,-.)

Transport: Anfang Maerz tritt ein verbesserter Fahrplan inkraft.

(4) Arbeitsbedingungen. Loehne: Deutsche Dienststellen zahlen leider immer wieder erheblich hoehere Lhne als nach dem Lohnstopp zulaessig sind. Grundsaetzlich soll an den bisherigen Loehnen festgehalten werden. Fuer die Arbeiter bei den Bauvorhaben der Organisation Todt an der Westkueste sind besondere Arbeitsbedingungen festgelegt[154]. Fuer deutsche Betriebe und Dienststellen soll ein Sonntagszuschlag von 50 vH festgesetzt werden.

7. Bank- und Boersenwesen.

(1) Bankwesen. Allgemeines: Die starke Fluessigkeit auf dem Geldmarkt hat zu einer weiteren Senkung des allgemeinen Zinsniveaus gefuehrt.

Devisenerfassung:
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Die zwangsweise Oeffnung der Bankschliessfaecher[155] hat Proteste verschiedener neutraler Staaten ausgeloest. Antraegen auf Freigabe von Gold- und Devisen wird im allgemeinen nur stattgegeben, wenn Verkauf an die Reichskreditkasse erfolgt. Fuer Edelmetalle ist eine Bewirtschaftung fuer gewerbliche Zwecke eingefuehrt worden[156].

Besatzungskosten. Das Besatzungskostenkonto weist ein Guthaben von fast 2,5 Milliarden Reichsmark auf. Insgesamt sind bisher 5 Milliarden Reichsmark eingezahlt worden.

(2) Boersenwesen. Allgemeines: Infolge starker Nachfrage stiegen die Kurse von Staatsrenten auf etwa 6 vH, bei den 4%igen Renten sogar ueber 7,5 vH ueber Kurs (vergl. Anlage 10[157]).

8. Preisregelung.

Allgemeines: Preisentwicklung auf dem Ernaehrungssektor. Auf dem Ernaehrungssektor sind vielfach Preisrueckgaenge bis zu 10 vH gegenueber den Preisen der letzten Monate des Vorjahres festzustellen.

Auf dem gewerblichen Sektor. Auf dem gewerblichen und industriellen Sektor stiegen die Preise weiter, jedoch liess infolge der Rationierungsmassnahmen die Preissteigerung auf den entsprechenden Preisgebieten nach. So kam es insbesondere bei den Schuhwaren zu einem Stillstand in der Preisbewegung. Waren, die frueher zurueckgehalten worden sind, kommen jetzt zum Vorschein. Aehnliche Erscheinungen zeigen sich auf dem Textilgebiet.

Schwarzhandel: Die franzoesische Preisueberwachung ist schlagartig auf die Erzeuger- und Grosshandelsbetriebe ausgedehnt worden. Umfangreiche Schwarzlager und erhebliche Preisverstoesse wurden festgestellt. Die oberste franzoesische Preisbehoerde hat ferner zur besseren Kontrolle der Lagerbestaende den Personenkreis, der berechtigt ist, Warenvorraete zu halten, scharf eingeengt und die Lagerbestaende anmeldepflichtig gemacht[158]. Nach einem zurzeit vorliegenden franzoesischen Gesetzentwurf soll das franzoesische Sondergericht

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(Cour Martiale) fuer die Aburteilung von Preistreiberei, Hamsterei und unzulaessigen Warenzurueckhaltungen auf dem Ernaehrungs- und gewerblichen Sektor zustaendig werden, damit besonders krasse Faelle des Schleich- und Schwarzhandels wirksam bekaempft werden koennen[159]. Es ist dabei daran gedacht, je eine Kammer in der freien und in der besetzten Zone einzurichten.

V. Aufbau der Dienststellen des Militrbefehlshabers in Frankreich. 1.) Stbe. Am 1.3.41 wurde die Dienststelle "Kommandant von Gross-Paris"[160] neu gebildet und die Dienststelle des Bezirkschefs Paris aufgelst. Die Departements Seine-et-Marne und Seine-et-Oise treten unter Bezirkschef A[161]. Es sind vorhanden: (siehe Anlage 14[162]) 4 Bezirkschefs Kommandant von Gross-Paris 43 Feldkommandanturen 144 Kreiskommandanturen. Zur Abgabe bereitgestellt sind: 30 O.K. I und 1 O.K. II. Infolge Einziehung von F.K. haben bernommen:

Die

Aufgaben

der

F.K. 599 Dijon

der

Bez.[irks] Chef C[163] (f.[r] Departement Cote d'Or)

"

"

"

"

610 Amiens

die

F.K. 580 Beauvais (Departement Somme u. Oise)

"

"

"

"

679 Biarritz

"

F.K. 541 Mont de Marsan (Dep.[artement]Basses

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Pyrnes, Dep. Landes) " " " " 725 Niort " F.K. 605 La Roche (Dep.[artement] Deux Sevres und Vende).

In der Berichtszeit wurden 18 Kriegsverwaltungsbeamte (11 hhere, 7 gehobene und mittlere Beamte) und 3 Sonderfhrer neu eingesetzt. Aus der Militrverwaltung wurden 22 Kriegsverwaltungsbeamte (13 hhere, 9 gehobene und mittlere Beamte) und 5 Sonderfhrer entlassen. Die Neuzuteilungen und Entlassungen erfolgten berwiegend bei den Feldkommandanturen. 2.) Landesschtzeneinheiten. Es sind am 1.3.41 vorhanden: 9 Reg[imen]ts. Stbe 86 L[an]d[es]sch.[tzen] Bat[ai]l[lon]e. (davon 48 Wachbat[ai]l[lon]e. mit 192 Komp.[anien] und 38 Gef.[angenen]Bewachungsbat[ai]l[lon]e. mit 143 Komp.[anien]) Zu anderweitiger Verwendung sind bereitgestellt: 6 Landesschtzen-Reg[imen]ts.Stbe 16 L[an]d[es]sch.[tzen]-Bat[ai]l[lon]e. (davon 9 Bat[ai]l[lon]e. mit je 6 Komp.[anien] und 7 Bat[ai]l[lon]e. mit je 4 Komp.[anien]) 7 Wach-Bat[ai]l[lon]e. (mit je 4 Komp.[anien]) 4 Radfahr-Wachbat[ai]l[lon]e. (mit je 3 Komp.[anien]) 1 Sich.[erungs]Reg[imen]ts.Stab mit 1 Sich.[erungs]Bat[ai]l.[lon] (mit 3 Komp.[anien]) Der Einsatz der Bat[ai]l[lon]e. ist in der Umgliederung. (Neue Einsatzkarte wird Bericht am 1.4.41 beigefgt).

3.) Bewachungsaufgaben. Bewachungskrfte Die durch die Abgabe von K[riegs]g[e]f.[angenen] nach Deutschland (Dezember/Januar) freigewordenen Landesschtzeneinheiten waren in der ersten Februarhlfte in Umgruppierung zur bernahme der bisher nicht zu leistenden Bewachungsaufgaben, als durch Befehl zur Heranziehung von 28 L[an]d[es]sch.[tzen]- und Wachbat[ai]l[lon]en. ab 1.3.41 zu anderweitiger Verwendung eine vllig neue Lage entstand.

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Die verbleibenden Einheiten reichen nicht mehr aus, um die bisher bertragenen Aufgaben zu erfllen, auch dann nicht, wenn auf jede bewegliche Einsatzreserve verzichtet wird. Es wurde daher vom Militrbefehlshaber beantragt:

1) Neugliederung der Verteilung der Bewachungsaufgaben. Nach dem Stande vom 1.3.41 verfgt der Militrbefehlshaber fr Sicherungsaufgaben ber 202 Komp.[anien]. Hiervon sind 106 Komp.[anien] als "vergatterte Wache" eingesetzt. Das bedeutet, dass im Durchschnitt die Mannschaften 1 wachfreien Tag haben. Bei Herausziehen einzelner Komp.[anien] fr Ausbildungszwecke mssen bereits Dauerwachen gestellt werden. O.K.H. hat die Notwendigkeit einer Neuregelung der Aufteilung der Bewachungsaufgaben anerkannt. Sie wird im Laufe des Mrz durchgefhrt. Fr die Bewachung der zahlreichen Beutelager sind vom Militrbefehlshaber noch immer rund 1200 U[ntero]ff.[iziere] und Mannschaften eingesetzt. Das entspricht bei dem gegenwrtigen Ist-Stand etwa 13 Komp.[anien], wobei die Ablsung noch nicht bercksichtigt ist. Da diese Beutelager in die Verfgungsgewalt des Chef H[eeres] Rst[ung] und BdE bergegangen sind, wurde beantragt, die Bewachung auch durch Kommandos aus dem Ersatzheer zu bernehmen. 2) Auffllung der Fehlstellen der Wacheinheiten. Die tatschliche Ist-Strke der Komp.[anien] bleibt im Durchschnitt erheblich unter der Soll-Strke. Das Eintreffen angeforderten Ersatzes dauert ausserordentlich lange. Die aus der Heimat eintreffenden Ergnzungen sind meist nur unzureichend ausgebildet und vielfach erst seit vier Wochen eingezogen, so dass sie zunchst nicht einsatzfhig sind. Unter diesen Umstnden wrde es eine Erleichterung bedeuten, wenn die R.-Urlauber[164] zu den Ersatztruppenteilen versetzt und die dadurch freigewordenen Stellen aufgefllt werden knnten.

3) Umgestaltung des K[rie]g[s]f.[angenen]-Einsatzes. Der unter dem Zwange mangelnder Bewachungskrfte frher durchgefhrte Einzeleinsatz von K[riegs]g[e]f.[angenen] hat sich nicht bewhrt. Fluchten waren die Folge. Sie haben a) die Zahl der Arbeitskrfte stark vermindert, b) das Ansehen der Besatzungsmacht geschdigt. Eine wenigstens teilweise Hortung der K[riegs]g[e]f.[angenen] in den Stalags[165] wie sie durch Abgabe der 28 Bat[ai]l[lon]e. aufgezwungen wre, wrde die Arbeitskrfte lahm legen. Es wurde daher vorgeschlagen, die gesamten in Frankreich befindlichen weissen K[riegs]g[e]f.[angenen] nach

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Deutschland abzutransportieren und dafr aus dem Reich namentlich bezeichnete und nach Stalagszugehrigkeit ermittelte franzsische K[riegs]g[e]f.[angene] in ihre Heimatorte zu beurlauben und zwar a) Vorarbeiter, Spezialarbeiter und Forstbeamte zur Untersttzung der dringend erforderlichen und beschleunigt durchzufhrenden Grubenholz- und Harzgewinnung; b) Bergarbeiter fr die Kohlengruben; c) Bauern mit einem landwirtschaftlichen Besitz ber 20 ha. Bisher ist nur eine Entscheidung dahin ergangen, dass der Militrbefehlshaber berechtigt ist, aus den in Frankreich befindlichen K[riegs]g[e]f.[angenen] Bergarbeiter und Landwirte zu beurlauben. ber Beurlaubungen aus den Heimatstalags liegen noch keine Mitteilungen vor.

4.) Bodenstndige Einrichtungen. Truppenbungsplatzk[omman]d[an]turen. Die Truppenbungsplatzkommandanturen erhielten neue K.St.N.[166] Bei grossen Pltzen ist fr den Kommandanten eine R-Stelle und ausserdem 1 Platzmajor in B-Stelle und 1 Adjutant in K-Stelle[167] vorgesehen. Die zu Versorgungszwecken ntigen Lkw. wurden nicht bewilligt.

Soldatenheime 143 Heime sind im Betrieb. (Zugang im Februar 12). 27 Heime sind in Vorbereitung. ber die Einrichtung von besonderen Soldatenheimen durch KdF[168] ist Entscheidung bei O.K.W. beantragt.

Heeresunterkunftsverwaltungen. Die H.U.V. sind immer noch nicht voll arbeitsfhig, weil Unterpersonal und Kfz. fehlen. O.K.H. hat durch Erlass vom 25.1.41 die K.St.N. fr H.U.V. genehmigt. Es stehen den 57 H.U.V. bisher insgesamt 14 Lkw. (2t) zur Verfgung. 42 H.U.V. haben keine Lkw. Mit den in den K.St.N. vorgesehenen pferdebespannten Fahrzeugen knnen die H.U.V. ihre Aufgabe nicht erfllen, da der Arbeitsbereich sich ber das Gebiet eines Departements erstreckt. Zur Befrderung von Gerten und anderen Unterkunftsbedrfnissen mssen zurzeit Lkw. der Wirtschaft des Landes entzogen werden. Ehemalige militrische Liegenschaften der Franzosen, Kasernen, Barackenlager usw. wurden durch H.U.V. hergerichtet und fr die Unterbringung der Truppe zur Verfgung gestellt.

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VI. Die deutsche Exekutive und Gerichtsbarkeit im besetzten franzsischen Gebiet.

Allgemeines Im Berichtsmonat hat die Ttigkeit der Gerichte zugenommen. Kabeldurchschneidungen, unbefugtes berschreiten der Demarkationslinie, Waffenbesitz und Begnstigung des Feindes (de GaulleAnhnger) spielen die Hauptrolle.

Feldgendarmerie Die Zusammenarbeit der Feldgendarmerie und der franzsischen Polizei und Gendarmerie kann als gut bezeichnet werden. bersicht ber die durch die Feldgendarmerie verfolgte Kriminalitt und Beschlagnahmungen vergl. Anlagen 15 u.[nd] 16[169]. Bei den Feldgend.[armerie]-Ersatzkomp.[anien] macht die Ausbildung gute Fortschritte. Die Auswahl der Ergnzungsmannschaften durch die Wehrkreiskommandos entspricht aber nicht in allen den Anforderungen. Schwer und mehrfach vorbestrafte Leute, dergl.[eichen] geistig Minderwertige, Analphabeten usw. sollten nicht als Nachwuchs zu einer Feldgend.[armerie]-Ersatzkomp.[anie] entsandt werden. Die Kraftwagenfrage bedarf noch immer der Lsung.

Gerichtswesen Der Militrbefehlshaber in Frankreich hat im Berichtsmonat als hherer Befehlshaber besttigt:

18 Todesurteile gegen Landeseinwohner davon 6 wegen Gewalttaten gegen d[eu]tsch.[e] Wehrmacht (1 Angriff mit Beil auf Soldat 2) gemeinsamer Angriff auf Soldat ) 9 wegen Begnstigung des Feindes (de Gaulle-Anhnger) 1 wegen verbotenen Waffenbesitzes und fahrlssiger Krperverletzung. 1 wegen Freischrlerei (Strung eines Eisenbahnsignals) 1
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wegen

deutschfeindlicher

Kundgebung,

verbotenen

Waffenbesitzes

und

Nichtablieferung
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deutschfeindlicher Flugschriften.

3 Todesurteile gegen Soldaten und zwar 3 wegen Fahnenflucht.

16 Verurteilungen zu Freiheitsstrafen ber 5 Jahren davon 2 gegen Soldaten: 2 wegen Fahnenflucht (8 u.[nd] 9 Jahre Zuchthaus)

14 gegen Landeseinwohner: 3 wegen verbotenen Waffenbesitzes (7, 10 und 7 Jahre Zuchthaus) 1 wegen deutschfeindlicher usserungen, Nichtablieferung von deutschfeindlichen Flugschriften und verbotenen Waffenbesitzes (10 Jahre 6 Mon.[ate] Zuchthaus) 1 wegen Gewalttat (Schiessen auf de[u]tsch.[en] Soldaten - 8 Jahre Zuchthaus) 8 wegen Begnstigung des Feindes (de Gaulle-Anhnger - 1mal lebensl.[nglich], 2mal 10 Jahre, 4mal 8 Jahre, 1mal 6 Jahre Zuchthaus) 1 wegen deutschfeindlicher Kundgebung und Krperverletzung (8 Jahre Zuchthaus)

36 weitere Verurteilungen davon 8 gegen Soldaten (einschl.[ielich] 7 gegen Offiziere) 28 gegen Landeseinwohner

14 Freisprche davon 1 gegen Soldaten (Off[i]z.[ier]) und 13 Landeseinwohner

27 Urteile wurden aufgehoben

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davon 2 gegen Soldaten und 25 gegen Landeseinwohner.

Besonders bedeutsame Strafsachen 1.) Strafsachen aus dem Bericht fr Dezember 40 und Januar 41. a) In der Strafsache gegen die Englnderin Harle ist die Todesstrafe in lebenslngliches Zuchthaus im Gnadenwege umgewandelt worden. b) In der Strafsache gegen den franzsischen Hauptmann Girardon ist Freispruch erfolgt.

2.) Neue Strafsachen In der Strafsache gegen den franzsischen Staatsangehrigen Perron, der vom Gericht der Feldkommandantur 752[170] wegen Gewalttat gegen die deutsche Wehrmacht zum Tode verurteilt war, hat der ObdH das Gnadengesuch fr den Verurteilten, fr das sich die Bretonische Partei einsetzte, abgelehnt. O.K.H. teilt nach Anfrage beim Auswrtigen Amt hierzu mit, dass besondere aussenpolitische Gesichtspunkte im Hinblick auf die sogenannte Bretonische Bewegung ausser Betracht bleiben knnen, "da eine Frderung dieser Bewegung nicht im Rahmen der von uns betriebenen Politik liegt." [171] Das Urteil wurde am 25.2.41 vollstreckt.

VII. Kriegsgefangene

Organisation Der Bestand an K[riegs]g[e]f.[angenen] am 20.2.41 von rund 130 000 K[riegs]g[e]f.[angenen] einschliesslich rund 82 000 farbiger K[riegs]g[e]f.[angener] verteilt sich auf 22 Frontstalags[172]. Durch die Verringerung der K[riegs]g[e]f.[angenen]-Zahl konnten 9 K[riegs]g[e]f.[angenen]-Bez. [irks]K[omman]d[an]t[ur]en, 31 Frontstalgs-Kommandanturen und 4 Auflag[173]-Kommandanturen zur Verfgung gestellt werden. Diese Neugliederung war am 15.2.41 durchgefhrt. Die K[riegs]g[e]f.[angenen]-Organisation verfgt jetzt ber: 4 K[riegs]g[e]f.[angenen]-Bez.[irks]Kommandanturen 22 Frontstalags 3 Frontstalags, die Interniertenlager verwalten und

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173 Landesschtzenkompanien. Seit 8.2.41 sind 11 Frontstalag-Kommandanturen zu anderweitiger Verwendung abtransportiert. Bezirk Paris hat seine K[riegs]g[e]f.[angenen] an Bezirk A[174] abgegeben.

Arbeitseinsatz Stark beeinflusst wird der Arbeitseinsatz durch die geringe Zahl der zur Bewachung zur Verfgung stehenden Wachmannschaften, da bei der Landwirtschaft nur grssere Kommandos eingesetzt werden knnen, die abwechselnd geschlossen an den Arbeitsstellen arbeiten.

Lagerbesuche Im Laufe des Monats Januar fanden sowohl durch den Prinzen Kane[175] als auch durch die Vertreter der YMCA[176] weitere Lagerbesuche statt. Die Berichte der Stalagkommandanten waren durchweg gnstig.

Botschafter Scapini Die franzsische Regierung hat mit Zustimmung des Fhrers seit 11.12.40 die Aufgaben einer Schutzmacht gem.[] Artikel 86 des Genfer Abkommens von 1929 fr die franzsischen K[riegs]g[e]f.[angenen] bernommen[177] und mit Durchfhrung dieser Aufgaben den Botschafter Scapini beauftragt.

VIII. Flchtlings- und Rckwandererwesen.

Nordostlinie. Den gemss dem Scapini-Abkommen[178] entlassenen Kriegsgefangenen und den aus der Schweizer Internierung Entlassenen wurde die Einreise in das Sperrgebiet erlaubt, soweit sich dort noch ihre Familien befinden.

Elssser und Lothringer Unter den Elsssern und Lothringern im unbesetzten Gebiet wird starke Propaganda gegen Deutschland getrieben. Gegenmassnahmen sind eingeleitet. Bis jetzt wurden rund 10 000 aus der franzsischen Wehrmacht und den franzsischen Jugendlagern entlassene Elssser und Lothringer (vergl. Bericht des Vormonats) rckgefhrt. Ausserdem wurden rund 120 to Akten, Archive und Registraturen nach Strassburg transportiert. Auch wurde mit der Rckfhrung der Strassburger Universittseinrichtungen nunmehr begonnen.

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Anlage 1 Die de Gaulle-Bewegung

1. Zur Person de Gaulle's Charles de Gaulle, geb. am 22.11.1890 in Lille, gehrte zu den wenigen Offizieren des franzsischen Heeres, die ausgeprgte Vorstellungen vom Verlauf eines modernen Krieges im Zeitalter der Technik ffentlich bekannten. Entgegen den Anschauungen von der Abwehr als der "strkeren Form" und der Undurchdringlichkeit einer Befestigungsfront (Maginot-Linie) vertrat er die Anschauung, dass der Angriff starker Panzerkrfte und grosser Fliegerverbnde eine Kriegsentscheidung auch heute noch erreichen knne. Ein Durchbruch der Festungsfront werde die Aufrollung des ganzen Verteidigungssystems zur Folge haben! Seine operativen Anschauungen, die er in mehreren Verffentlichungen vertrat, fanden jedoch keine militrischen Anhnger. Verstndnis fr seine Ideen von der "Stossarmee" fand er nur in Reynaud[179], der 1935 in der Kammer einen Gesetzesentwurf zur Aufstellung von 10 Panzer- und motorisierten Divisionen einbrachte. Seine modernen Fhrungsgrundstze hat er nach dem Urteil der Generale Weygand und Huntziger in der praktischen Truppenfhrung nicht anzuwenden vermocht. Nach den Unternehmungen von Oran[180] und Dakar[181] wurden in England Stimmen laut, de Gaulle durch Catroux[182] zu ersetzen. Es wrde jedoch an de Gaulle als "politischem Symbol" festgehalten. Bei den jngsten militrischen Unternehmungen der "freien Franzosen" hat er die militrische Fhrung nicht bernommen[183]. Gleichwohl ist er seiner ganzen Art, in seinem Denken und Handeln Offizier und nicht Politiker. Als der General die Aufgabe bernahm, den Krieg mit Hilfe Englands fortzusetzen, betrat er erstmalig politisches Gebiet. Diese Tatsache gibt den Schlssel zum anfnglichen Fehlen einer klaren Linie und zu Improvisationen.

2. Beginn der Aktion de Gaulles und seine Ziele De Gaulle war am 7. Juni 1940 vom Ministerprsidenten Reynaud als Brigade-General in das Kriegsministerium berufen und sofort nach England mit Hilfeforderungen entsandt worden. Als er nach Frankreich zurckkehrte, war die Regierung nach Bordeaux geflchtet und Reynaud abgesetzt. Daraufhin begab sich de Gaulle eigenmchtig nach London zurck und entfaltete sofort nach dem Waffenstillstand eine rege Rundfunk-Werbettigkeit; er rief alle Franzosen auf, unter seiner Fhrung den Kampf gegen Deutschland fortzusetzen[184]. Er erklrte den Zusammenbruch Frankreichs ausschliesslich aus militrischen Grnden, d.h. den Unterlassungssnden der Parlamentarier in den Fragen einer modernen Bewaffnung und Ausrstung der Wehrmacht. Auch sei die Armee lediglich fr die Defensive und den Stellungskrieg geschult gewesen. Er war der berzeugung, dass Frankreich keinen Grund hatte, um Waffenstillstand zu bitten, solange die
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Flotte unbesiegt, das Kolonialreich mit seinen grossen Hilfsquellen milit rpolitischer und wirtschaftlicher Art unversehrt war. Hierzu kamen noch die weitgehenden Hilfsversprechen Englands im Falle der Fortfhrung des Krieges vom Empire aus. Durch den Abschluss des Waffenstillstandsabkommens war die Mglichkeit zur Wiedergewinnung der alten Macht Frankreichs dahin, wenn nicht Flotte und Imperium selbstndig den Kampf weiterfhrten. Da alle fhrenden Persnlichkeiten in vlliger "Geistesverwirrung" zu leben schienen, bernahm de Gaulle in eigener Verantwortung die Kriegsfunktionen, die die Regierung in Vichy aufgegeben hatte und machte sich zum Fhrer der "freien Franzosen". Hierzu versuchte er zunchst Flotte und Kolonialreich auf seine Seite zu ziehen. Er appellierte an den Nationalstolz und verwies auf die grossen Persnlichkeiten in Frankreichs Geschichte, die niemals die Waffen ausgeliefert htten. Er schildert immer wieder die vernichtenden wirtschaftlichen, geistigen und moralischen Folgen der Kapitulation fr jeden Franzosen und bezichtigte Ptain der Versklavung Frankreichs. Er geisselte die "Handlanger der Knechtschaft", die den "sehr alten" und "greisen" Marschall wie eine Marionette vorgeschoben, in Wirklichkeit aber schon lange die verrterische Niederlegung der Waffen im Dunkeln vorbereitet htten. Diese erste Propaganda war also vor allem ein Appell an das Gefhl der Franzosen. Er grndet ein provisorisches "franzsisches Nationalkomitee"[185], um aus ihm spter eine "rechtmssige Regierung" zu bilden. Diese erste Aktion de Gaulles endet mit einem Fehlschlag. Es gelingt im dank Admiral Darlan weder die franzsische Flotte noch das Empire zum bertritt zu veranlassen. Durch die Lhmung des Handelsverkehrs, die Schwierigkeiten des Nachrichten- und Flugverkehrs und die englische Propaganda, zum Teil aber auch durch die Unentschlossenheit der Regierung in Vichy, ihre Machtmittel auszunutzen, gelang es de Gaulle, territoriale Erfolge in Zentralafrika durch eine Aufstandsbewegung im Tschadgebiet[186] zu erreichen. Trotz dieser "Erfolge" muss sich de Gaulle umstellen; er muss nun in England die Truppe schaffen, die er zu seinen militrischen Aktionen zur Gewinnung des franzsischen Empire einsetzen kann. Zwar hatte er schon gleich mit Beginn seiner Ttigkeit zu seinen Fahnen gerufen, aber das war mehr eine Manifestation des Widerstandswillens. Jetzt wird die milit rische Werbung zum Kernpunkt des Unternehmens. Die Arbeit des "Nationalkomitees" beschrnkt sich daher im Einverstndnis mit der britischen Regierung und deren finanzieller Untersttzung auf die Anwerbung von Freiwilligen fr die "franzsische Legion". In diese Werbung treffen die Gegenmassnahmen der franzsischen Regierung. Sie fordert die nach Grossbritannien geflchteten Franzosen auf, bis zum 5.8.40 in ihre Heimat zurckzukehren, da sie sonst zum Tode verurteilt wrden[187]. Am 2.8.40 wird de Gaulle vom Militrgericht des 13. Bezirks im Abwesenheitsverfahren wegen Verrats, Anschlags auf die ussere Sicherheit des Staates und Desertation ins Ausland in Kriegszeiten zum Tode, zur militrischen Degradierung und zum Verlust seines Vermgens verurteilt. Der Kriegsminister Weygand verfgte die Urteile[188]! Viele franzsische Staatsangehrige vor allem der Kriegsmarine folgen der Aufforderung von Vichy, nach Frankreich zurckzukehren. Die britische Regierung widersetzt sich im allgemeinen nicht, da sie den Versuch einer politischen Einflussnahme auf Vichy noch nicht aufgegeben hat.

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Genaue Informationen ber die zahlenmssige Strke der in die "franzsische Legion" eingetretenen Freiwilligen fehlen. Auf jeden Fall haben die Freiwilligen der in Grossbritannien lebenden Franzosen bei weitem nicht gengt, um militrische Aktionen durchfhren zu knnen. Aus dieser Lage - dem misslungenen Versuch, die Flotte zu sich herberzuziehen, den wenigen Teilerfolgen in Afrika und der geringen Strke einer in England aufgebauten und zusammengestellten Truppe - ergeben sich fr de Gaulle folgende militrische Ziele: a) Verstrkte Propaganda und Werbung fr den Eintritt in die Streitkrfte der "freien Franzosen" unter den im Mutterland lebenden Franzosen, b) Einrichtung von Werbebros und Organisationen des Abtransportes nach England, c) Beschaffung von Munition und Waffen aus Frankreich, d) passiver Widerstand der franz. Rstungsarbeiter. Zur Durchfhrung dieser militrischen Ziele ist die Schaffung einer geistigen Widerstandsfront gegenber der Regierung von Vichy notwendig. Damit beginnt die politische Aktion de Gaulle's, seine Widerstandsbewegung.

3. Die Propaganda der de Gaulle-Bewegung Die Hauptargumente der Propaganda beruhen naturgemss auf der aussenpolitischen Zielsetzung. Der sichere Endsieg Englands bietet fr Frankreich die verlockendsten Aussichten. Es wird auf die Abmachung de Gaulle's mit der englischen Regierung hingewiesen, nach der "die Regierung ihrer britischen Majestt fest entschlossen ist, beim Sieg der alliierten Armeen Frankreich seine ganze Grsse und Unabhngigkeit wiederzugeben". Die Erfolge Englands im Mittelmeer und die Angriffe der RAF auf Deutschland sollen die ungebrochene Kampfkraft Englands beweisen; sie beleben die Propaganda de Gaulle's ebenso wie die Hilfeleistung der USA. Die Vichy-Regierung wird angegriffen unter der Devise: "Die Mnner des neuen franzsischen Staates haben Frankreich verraten, um sich selbst an die Macht und damit ins Geschft zu bringen, sie stehen alle im Solde Deutschlands und verstecken ihre Absichten hinter der Person des Marschalls". Verstrkt wurden diese Angriffe gegen den aussenpolitischen Kurs Vichys, als die Politik der Zusammenarbeit in ein aktives Stadium trat. "Es kann keine Zusammenarbeit zwischen Siegern und Besiegten geben, mit dem Wort "Collaboration" soll nur die vllige Unterwerfung Frankreichs verschleiert werden". Zu innerpolitischen Problemen und Fragen nimmt die Propaganda keinerlei Stellung. "Die Fortfhrung des Krieges verlange die Zusammenfassung aller Krfte, eine Strung oder Schwchung durch innnerpolitische, soziale oder wirtschaftspolitische Programme und Meinungen schw che nur die Kampfkraft. Das Gesetz des Krieges verlange, dass auch innerpolitische Gegner zusammenstnden, die sich bis zum deutschen Einbruch nie Auge in Auge sehen konnten". Diese Einstellung erlaubt, Anhnger der verschiedensten politischen Lager zu erfassen.
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Die gelegentliche Stellungnahme de Gaulles und seiner Propaganda zur innerpolitischen Gestaltung Frankreichs nach dem "Sieg" geht nicht ber die gewohnten Schlagworte und Allgemeinpltze hinaus: "Neben den Freiheitsrechten msse die kommende Ordnung die soziale Sicherung eines jeden gewhrleisten. Die richtige Organisation der kollektiven Krfte, von den Diktaturen so erfolgreich fr missbruchliche Zwecke benutzt, wrde sowohl jedem Volksmitglied als der Gesamtheit Mglichkeiten eines reichhaltigen Lebens erffnen. Neben der Wiederherstellung der Freiheitsrechte hofften die "freien Franzosen" auch an dem Neubau der nationalen und internationalen Ordnung auf einer gerechten sozialen und demokratischen Grundlage mitwirken zu knnen". Im Grunde enthlt dieses "weitgespannte" innerolitische [sic!] Programm nichts Neues. Es erstrebt die Wiederherstellung der "alten guten Zeit". Die de Gaulle-Propaganda versucht also im wesentlichen eine stimmungs- und gefhlsmssige Beeinflussung Frankreichs mit der Absicht der Werbung Freiwilliger, des Ansporns von Aktivisten zu Sabotageakten, kurz der Erweckung des Widerstandswillens. Sie operiert daher mit den Wunschtrumen der Franzosen auf die Niederwerfung des Eindringlings, auf die Revanche am "Nazideutschland" und auf der Wiederherstellung des bisherigen Lebens in Ruhe und Sicherheit. Sie fordert eine "franzsische Geisteshaltung" des "Glaubens und Hoffens" auf die Zukunft eines "wiedererstarkten, unabhngigen und unversehrten Frankreichs". De Gaulle fordert aber das Volk auf, "Geduld zu haben und in den Herzen die Hoffnung auf Englands Sieg zu nhren und die Flamme des Vaterlandes zu bewahren". Gegenber der deutschen Besatzungsmacht sollen die Franzosen eine korrekte, aber passive verachtende Haltung einnehmen". Die Aufforderung zur "manifestation muette" am 1.1.41 ist hierfr bezeichnend. Zusammenfassend ist zu sagen: Die Propaganda de Gaulle's ist aussenpolitisch mit der englischen Propaganda verkoppelt. Ein innerpolitisches Programm fehlt der "Stimmungspropaganda", die das Nationalgefhl strken soll. Sie verzichtet darauf, die Gesamtheit des Volkes im aktivistischem Sinne zu beeinflussen.

4. Die Wirkungen des Gaullismus Die Wirkungen des Gaullismus mssen beurteilt werden in der Wirkung auf die Gesamtheit des Volkes (Schaffung einer geistigen Widerstandsbewegung), Im Erfolg der Freiwilligenwerbung fr die "Streitmacht der freien Franzosen".

Die geistige Widerstandsbewegung Der totale Zusammenbruch Frankreichs im Sommer des letzten Jahres hatte eine allgemeine Lhmung

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der geistigen und seelischen Krfte des Volkes zur Folge. Die Bitte um Waffenstillstand war im Gegensatz zur Darstellung de Gaulle's nicht die Tat einer verbrecherischen Regierung, sondern der Schrei eines ganzen Volkes nach Beendigung des Krieges. Das Unternehmen de Gaulle's und seine Propaganda wurden daher anfangs in Frankreich kaum beachtet. Auch war das Gefhl, von England im Stich gelassen zu sein, zunchst so stark, dass die Aktion de Gaulles wenig Verstndnis fand. Eine gewisse Konsolidierung der Verhltnisse und die Entwicklung der politischen und militrischen Lage im Herbst und Winter haben zu einer Besinnung auf die nationalen Belange gefhrt. Die Aussichten Englands auf den Sieg schienen zu wachsen. De Gaulle erschien zunehmend als der Prototyp des nationalen Franzosen, als Verfechter franzsischer Selbstndigkeit und franzsischer Macht, als "Symbol". Er gewann stimmungsmssig vor allem im franzsischen Brgertum Boden, besonders in der Normandie und Bretagne. Eine gnstige Widerstandsbewegung, die auch ihre organisatorische Form gefunden htte, hat sich daraus nicht entwickelt. Im Vordergrund der politischen Errterungen der breiten Masse stehen die materiellen Sorgen des Tages. Mag de Gaulle die nationale Hoffnung vieler Franzosen sein, eine wesentliche aktivistische Bewegung ist nicht im Entstehen. Das Mass der Erfolge der deutschen Waffen wird das Schwinden der Hoffnungen auf de Gaulle bestimmen.

Erfolg der Freiwilligen-Werbung Die Werbung fr die Streitkrfte der "freien Franzosen" wird nachteilig beeinflusst durch die hohe Zahl der K[riegs]g[e]f.[angenen], das aktive Element des franzsischen Volkes, durch das franzsische bergangsheer und den Arbeitsdienst, durch die Kampfmdigkeit bezw. die Unlust am Soldatentum, die auch die Freiwilligenwerbung des fr[an]z.[sischen] bergangsheeres erschweren, durch die psychologische Einstellung der franz. Jugend[,] durch die Schwierigkeiten des Transportes nach England bezw. den afrikanischen Sttzpunkten de Gaulles[189], durch die schweren Strafen, mit denen die deutschen Behrden und, cum grano salis auch die franzsischen, ein aktives Eintreten fr de Gaulle ahnden. Frdernd auf eine Werbung Freiwilliger wirken sich die schwierigen sozialen und wirtschaftlichen Verhltnisse aus, die de Gaulle durch Zahlung von hohen Geldprmien beim Eintritt in seine Truppe auszunutzen versteht. Selbstverstndlich sprechen fr den Erfolg einer Werbung von Freiwilligen auch die ideellen Grnde mit, die infolge Verschlechterung der Stimmung gegen Deutschland und der allgemein politischen Lage verstrkt ins Bewusstsein der Jugend treten. Die Werbung Freiwilliger hat bisher gewisse Erfolge gehabt (Aufdeckung von Menschenschmuggel ber die Demarkationslinie und den Kanal). Die Verstrkung, die die "freien franzsischen Streitkrfte" dadurch erfahren, fllt nicht

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ins Gewicht.

Bildung von Sabotageorganisationen Die Zahl der monatlichen Sabotagehandlungen im besetzten Gebiet ist seit Juli des letzten Jahres etwa gleich geblieben (lediglich im letzten Monat hat sie infolge der Stimmungsverschlechterung etwas zugenommen). Da von einer strkeren Wirkung der de Gaulle-Propaganda erst gegen Ende des Jahres 1940 gesprochen werden kann, so hat sich der Gaullismus bisher aktivistisch nicht besonders ausgewirkt. Zwei Organisationen von Gaullisten wurden ausgehoben, eine hatte neben der Sammlung von Freiwilligen gewisse Sabotageabsichten, die andere suchte Zellenbildung in der Pariser Polizei.

5. Massnahmen der franz. Regierung gegen den Gaullismus Die franzsische Regierung hat am 23. Juli 1940 die nach Grossbritannien geflchteten Franzosen aufgefordert, bis zum 5. August 1940 in ihre Heimat zurckzukehren. Am 2. August 1940 wurde General de Gaulle in absentia verurteilt. Als im September die Werbung fr die Streitkrfte de Gaulles und fr Sabotageakte in ein aktives Stadium trat, erliess der franzsische Innenminister am 24. Oktober 1940 einen Geheimerlass[190] an die Prfekten gegen die aufrhrerische Ttigkeit der Parteignger des Exgenerals de Gaulle. Die Durchfhrung der Verordnung wurde rtlich verschieden gehandhabt. Im allgemeinen war das Einschreiten der franzsischen Polizei und der anderen Regierungsstellen gegen die de GaulleBewegung lssig. Die Lavalkrise[191] und die sich daraus ergebende Versteifung der deutschfranzsischen Bemhungen hat die Nachlssigkeit des Einschreitens gegen die Parteignger de Gaulles vermehrt. Als sich aber mit Beginn des Jahres 1941 die aufgedeckten F lle von Menschenschmuggel vermehrten, hat der Militrbefehlshaber in Frankreich den Generaldelegierten der franzsischen Regierung fr die besetzten Gebiete, Botschafter de Brinon[192], ersucht, den Gaullismus durch schrfere Regierungsmassnahmen zu bekmpfen. De Brinon hat diesem Ersuchen sofort durch eine Presseverffentlichung (s. Anlage[193]) Rechnung getragen. Am 3. Mrz 1941 erschien im Journal Officiel ein Dekret[194], das in Ausdehnung des Gesetzes vom 23. Juli 1940 den Verlust der Staatsbrgerschaft von Personen vorsieht, die ausserhalb Frankreichs dadurch Verrat begehen, dass sie durch Propaganda uns [sic!] sonstige feindliche Akte sich gegen die Gemeinschaft bezw. deren Wiederaufbau vergehen. Zur Zeit ist die de Gaulle-Bewegung zu keiner akuten Gefahr geworden; sie wird scharf berwacht.

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Lagebericht Februar 1941 (MBF)

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bersetzung
Der Radiosender Vichy gegen die durch das Ausland inspirierte antifranzsische Propaganda. Der nationale Sender hat die durch England inspirierte Propaganda, welche durch ihre Manver versucht, den Glauben der Franzosen in die Politik der Zusammenarbeit, wie sie von Marschall Ptain verfolgt wird, zu erschttern, schrfstens gegeisselt. Man muss sich fragen, sagte der Sprecher, wieso man hoffen kann, dass so grobe Lgen Erfolg haben knnten. gibt es heute einen einzigen Franzosen, der nicht weiss, dass der Marschall die Ehre Frankreichs durch sein Wort eingesetzt hat und dass wir dieses Wort gegen alles und jeden halten werden? Wer hat denn Frankreich in seinen Kolonien angegriffen und wer hat unsere mit Lebensmitteln beladenen Schiffe geraubt und in seine Hfen eingefhrt? Niemand anderes als England mit seiner Armee und seiner Flotte. Alle Angriffe, die wir seit dem Waffenstillstand erfahren haben, kamen von England, dem selben England, das heute die de-Gaulle-Radiosendungen inspiriert. Es ist auch heute auffallend, dass unsere Feinde von gestern nie an unserem Wort gezweifelt haben, whrend unsere ehemaligen Verbndeten uns jetzt sogar noch in den Augen der Welt verdchtigen wollen. Dieselben Lgen werden auch bezglich der Politik der Zusammenarbeit in die Welt gesetzt. Deutschland hat uns diese Politik in Montoire angeboten und der Marschall hat sie frei angenommen und sie uns befohlen. Die Franzosen, die sich im Ausland zu antifranzsischen Handlungen hergeben, werden ihre Nationalitt verlieren. Der Nationale [sic!] Sender hat schliesslich an die glcklichen Ergebnisse der Zusammenarbeit auf wirtschaftlichem Gebiet erinnert und besttigt, dass die Regierung entschlossen sei, gegen die Lgenpropaganda der Franzosen in London vorzugehen. Ein Gesetz, welches im Journal Officiel verffentlicht werden wird, ergnzt die Massnahmen, welche schon frher ergriffen worden sind, um Franzosen, die sich in der Fremde einer antifranz sischen Handlung hingegen, die Nationalitt zu entziehen. Dieses Gesetz bestimmt, dass Entzug der Nationalitt der bis jetzt nur auf die Franzosen angewendet wurde, welche das franzsische Hoheitsgebiet zwischen dem 10. Mai und dem 30. Juni 1940 verlassen hatten, nun auch fr jene Franzosen gilt, welche ausserhalb des franzsischen Hoheitsgebietes durch Handlungen, Reden oder Schriften die Pflichten verletzen, die ihnen als Staatsbrger obliegen.

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Lagebericht Februar 1941 (MBF)

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Anlage 1 b

bersetzung
Der franzsische Botschafter und Generalbevollmchtigte im besetzten Gebiet[195] wnscht die jungen Franzosen und ihre Eltern au Ereignisse der jngsten Zeit aufmerksam zu machen und wendet sich hiermit in der eindringlichsten Weise an ihren Patriotismus und an ihre Vernunft. Seit einiger Zeit versuchen fremde Agenten durch eine stets gleichbleibende Propaganda, die sich einmal moralischer, zum anderen mal materieller Argumente bedient, die jungen Leute dazu zu berreden, in die unbesetzte Zone berzutreten; dort wrden sie Schutz vor angeblichen Gefahren finden und ausserdem interessante Instruktionen erhalten. Nun haben Eltern, nachdem sie das Verschwinden ihrer Kinder gemerkt hatten, erfahren, dass diese sich weit weg in traurigem Zustand befinden und ihre Handlungen bedauern. Es ist auch vorgekommen, dass wertvolle Burschen von bekannten Antipatrioten, welche Werber fr das Ausland und den Aufstand geworden sind, missbraucht wurden. Es ist ferner vorgekommen, dass die Opfer dieser schlechten Ratgeber, welche selbst der Hauptteil der Schuld trifft, auf Grund der Kriegsgesetze Todesstrafen ausgesetzt wurden. Bei allen diesen Gelegenheiten hat sich die Generaldelegation der Regierung im besetzten Gebiet darum bemht, von den Besatzungsbehrden Verstndnis und Gnade erwirken. Sie muss offen bekennen, dass die deutschen Besatzungsbehrden sich immer wohlwollend gezeigt haben und dass sie sich sogar in einem besonders schlimmen Fall der letzten Zeit den Gnadengesuch nicht verschlossen haben. Aber die deutschen Militrbehrden, die die Kriegsgesetze anwenden mssen, knnen auch nicht immer Gnade vor Recht ergehen lassen. Sie haben deshalb auch mitgeteilt, dass sie im Falle des sich Mehrens der berschreitung der Dem.[arkations] Linie durch Mnner im waffenfhigen Alter, die Urteile der Kriegsgerichte strikte durchfhren lassen wrden. Nun ist es die Aufgabe des Botschafters Frankreichs und Abgesandten der Regierung, die Franzosen gegen sich selbst und gegen diese immer strafbaren Handlungen, strafbar auch wenn die unberlegt sind, zu verteidigen. Er teilt ihnen mit, dass sie im Falle einer Widersetzlichkeit gegen die Befehle der deutschen Behrden sich den Verfolgungen und Strafen, wie sie im Militrstrafgesetzbuch festgelegt sind, aussetzen. Er teilt ihnen ferner mit, dass sie sich durch den Versuch, sich fremden Mchten zur Verfgung zu stellen, gegen den Willen des Marschalls einstellen, der von ihnen verlangt, Frankreich dort zu dienen, wo er es ihnen befiehlt; sie setzen sich dadurch auch im Gegensatz zu den Interessen des eigenen Landes. Die Werbettigkeit der schlechten Franzosen in der Fremde kann den Verlust der Nationalitt fr dieselben herbeifhren. Die Regierung hat beschlossen, die Anwendung des Gesetzes vom 23. Juli 1940 noch auszudehnen, durch welches die Franzosen getroffen werden, welche die Absicht gezeigt haben, sich dem Verfahren zu entziehen, welches gegen Mitglieder der Gemeinschaft, die das franz sische Gebiet zwischen dem 10.

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Mai und dem 30. Juni verlassen haben, eingeleitet worden war. Es schien zweckmssig, den Bereich dieses Gesetzes auszudehnen und zwar auf Franzosen, die nicht nur Frankreich verlassen, sondern sich ausserhalb des franzsischen Gebietes durch ihre Handlungen, Reden oder ffentliche und private Schriften sich gegen die Aufgabe der nationalen Wiederaufrichtung Frankreichs gestellt haben. Ein neues Gesetz, welches am 3. Mrz im Journal Officiel verffentlicht werden wird, gibt die Mglichkeit, die politischen Handlungen ffentlicher und privater Natur, die von unseren Ausgewanderten in der Fremde unternommen werden, zu berwachen und durch die Strafe der Aberkennung der franzsischen Nationalitt, alle Akte, die dem Interesse und Ansehen Frankreichs abtrglich sind, zu ahnden und zu unterdrcken.

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Anlage 2

Beziehungen Frankreich - USA.

Die wachsende Einflussnahme der USA auf fhrende Persnlichkeiten der franzsischen Regierung hauptschlich whrend der Krise - hat zur Versteifung der franzsischen Haltung gegenber Deutschland und zum Widerstand gegen die "Collaboration" beigetragen.

Die Rolle d.[es] Beobacht.[ers] Nach dem Waffenstillstand und der Einleitung der deutsch-franzsischen Verstndigungspolitik verbreitete sich in einem groen Teil der amerikanischen ffentlichkeit eine Mistimmung gegenber Frankreich. Auch in Regierungskreisen stieen die Bemhungen Vichys um ein besseres Verstndnis in USA fr die Lage Frankreichs (Lebensmittellieferungen!) auf Ablehnung. Die Regierung der USA hatte zwar trotz innerer Widerstnde die Regierung Ptain als rechtmssige franzsische Regierung anerkannt, im brigen aber beschrnkte man sich auf die Rolle des Beobachters. Die Grnde fr das Eingreifen Nach der Begegnung von Montoire (25.10.40) versuchten die USA die Beziehungen zu Frankreich zu aktivieren, die durch das Interesse an Englands Sieg, an der Neutralisierung der franzsischen Flotte und des franzsischen Empire bestimmt sind. Das Ausbleiben sichtbarer Ergebnisse von Montoire und die Laval-Krise fielen mit dem Auftreten des neuen Botschafters, Admiral Leahy, des frheren Chefs der Operationsabteilung des amerikanischen Kriegsministeriums, zusammen. Der Zeitpunkt war fr Leahy gnstig. Die Ttigkeit Leahys Der neue USA-Botschafter entfaltete sofort eine intensive Ttigkeit; er steht in stndigem Kontakt mit allen Mitgliedern der franzsischen Regierung und der Mehrzahl der hheren Regierungsbeamten, mit denen er entgegen den diplomatischen Gepflogenheiten Besprechungen fhrt. Er bittet magebende Persnlichkeiten der Wirtschaft und des ffentlichen Lebens zu sich und bearbeitet in vielfltiger Beziehung die magebenden Trger der Regierung. Diese systematische Einflussnahme von USA wirkt sich auf die Haltung der leitenden Kreise des unbesetzten Gebietes aus.

Die amerikanische Propaganda Die Propaganda-Abteilung der USA-Botschaft verfgt ber eingeschrnkte Geldmittel. (Der Haupttreuhnder dieser erheblichen Mittel scheint der amerikanische Generalkonsul Bigham [196] zu sein,
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der ein besonders getarntes Konto bei der Barclays Bank Ltd. in Marseille, 13 Rue de la Cannebire, unterhlt, ber das viele Millionen Franken pro Monat umgesetzt werden. - Die Abhebungen erfolgen dort ausnahmslos in bar.)

Zusammenarbeit mit England Grobritannien versucht durch seine engen Verbindungen mit USA im unbesetzten Frankreich Einfluss zu gewinnen. Unter dem Schutz der exterritorialen amerikanischen Persnlichkeiten ist jede Art von englischer Bettigung mglich. So ist z.B. in einer Abteilung des USA-Konsulats in Marseille eine Stelle des englischen Roten Kreuzes untergebracht, mit der angeblichen Aufgabe, die "minderbemittelten" Englnder in Frankreich zu untersttzen und zu betreuen. (Leitung: Zwei englische Hauptleute (Piercy[197] und Ley[198]), mit USA-Pssen). Die an der Cte d'Azur lebenden Englnder sind fast ausnahmslos vermgende Industrielle und Grosskaufleute. Die Stelle soll unter anderem 1.000 internierte britische Offiziere und Soldaten mit stillem Einverstndnis der franzsischen Behrden auf englischen Boden abtransportiert haben.

USA und die franz. Kolonien Das Interesse Amerikas an Afrika zeigte sich deutlich durch die Reise des Geschftstrgers Murphy (frher in Paris) nach Afrika Anfang Januar (Algier, Casablanca, Dakar). In Algier und Dakar traf Murphy, der von amerikanischen See-Offizieren begleitet worden sein soll, mit General Weygand zusammen[199]. Einwandfreie Nachrichten ber den Inhalt des persnlichen Handschreiben Roosevelts an Marschall Ptain anlsslich seiner Amtseinfhrung liegen nicht vor[200]. Es soll dem Marschall USA-Hilfe auf dem Gebiet der Rohstoff-, Lebensmittel- und Kriegsmaterial-Lieferungen fr Nordafrika zugesichert worden sein unter der Bedingung des franzsischen Verzichts auf "Collaboration" mit Deutschland[201]. Die USA versuchen zielbewusst eine Besserung der Beziehungen zu Frankreich und eine verstrkte Einflussnahme im "Empire", um hier gegebenenfalls einen politischen und milit rischen Druck ausben zu knnen (marokkanische Flankenstellung).

[1]

79. Ausfertigung von 140 Exemplaren. Otto von Stlpnagel. Walther von Brauchitsch. Vgl. hierzu den Verteiler zum Lagebericht November 1940. Oberkommando des Heeres. Adjudantur Oberbefehlshaber des Heeres. Adjudantur Chef des Generalstabs des Heeres.

[2]

[3]

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[8]

Generalquartiermeister Eduard Wagner. Zentralabteilung im Generalstab des Heeres. Operationsabteilung. Organisationsabteilung. Chef des Heeres-Nachrichtenwesens. Chef der Heeresrstung und Befehlshaber des Ersatzheeres Friedrich Fromm. Oberkommando der Wehrmacht. Wehrmacht-Fhrungsstab/Abteilung Landesverteidigung. Amt Ausland-Abwehr. Propaganda-Abteilung.

[9]

[10]

[11]

[12]

[13]

[14]

[15]

[16]

[17]

Walter Beumelburg (1894-1944). Major. 1914 Leutnant in einem Pionier-Bataillon. 1919 Mitglied der paramilitrischen Organisation Escherich (Orgesch), ab 1923 in der Privatwirtschaft t tig. 1932 Leiter der Nachrichtenabteilung in der Reichsrundfunkgesellschaft, 1933 Intendant des Sdwestdeutschen Rundfunks und Prsident der Reichsrundfunkkammer, Mrz 1934 Intendant des Reichssenders Berlin. 1940 Major und Verbindungsoffizier des Militrbefehlshabers in Frankreich beim Generalbevollmchtigten der Franzsischen Regierung fr die besetzten Gebiet. 1944 gefallen
[18] [19]

Major Karl Schuchardt. Oberquartiermeister Frankreich Erwin Jaenecke. Wehrwirtschafts- und Rstungsstab Frankreich. Franz von Roques. Hherer Nachrichtenfhrer Generalmajor Rudolf Schrader. Eisenbahntransportabteilung Paris.

[20]

[21]

[22]

[23]

[24]

Ernst Schaumburg. Der Militrverwaltungsbezirk Paris, der die Departements Seine (bis 1964 die Stadt Paris und die nhere Umgebung), Seine-et-Marne und Seine-et-Oise umfate, wurde im Mrz 1941 mit der "Standortkommandantur" zur neuen Dienststelle "Kommandant von Gro-Paris" zusammengelegt, wobei die Departements Seine-et-Marne und Seineet-Oise ausgegliedert und an den Militrverwaltungsbezirk A angegliedert wurden.
[25] [26]

Gerd von Rundstedt. Armeeoberkommando. Karlgeorg Schuster. Friedrich-Carl Hanesse. Alexander von Falkenhausen.

[27]

[28]

[29]

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[31]

Chef der Heeresrstung und Befehlshaber des Ersatzheeres: Generaloberst Friedrich Fromm. Vgl. unten V 3.

[32]

Der Landesteil jenseits der Nordostlinie galt seit der Beginn der Okkupation als Sperrgebiet, in das die Rckkehr von Flchtlingen verboten war, zur Problematik dieser Regelung vgl. die regelm ig wiederkehrenden Hinweise in den vorangehenden Lageberichten.
[33]

Etwa 30% der franzsischen Kriegsgefangenen in Deutschland, d.h. ca. 500 000 Mnner, kamen aus der Landwirtschaft. Dieser Verlust an Arbeitskrften hatte erhebliche Folgen, da es zu Versorgungsschwierigkeiten fr die Bevlkerung kam.
[34] [35]

Vgl. unten IV 3.

In einem Rundschreiben vom 18. Februar 1941 teilte Gring dem Militrbefehlshaber mit, da er Rckfhrungen angesichts der angespannten Arbeitslage in Deutschland grunds tzlich untersagt habe, vgl. AN, AJ 40/846: Rundschreiben des Beauftragten fr den Vierjahresplan an den Militrbefehlshaber in Frankreich und die Reichskommissare in den Niederlanden und Norwegen, 18. Februar 1941.
[36] [37]

Vgl. unten II 1.

[38]

Bei ihrem Besuch am 29. November 1940 in der Deutschen Botschaft hatten Pierre Laval, General Huntziger und Admiral Darlan ihre Plne zur Bekmpfung des Widerstands in Afrika gegenber General Walter Warlimont, dem stellvertretenden Chef des Wehrmachtfhrungsstabs im OKW, erlutert. Vgl. die Tagebucheintragungen Darlans vom 29. und 30. November sowie vom 9. Dezember 1940, in: Herv COUTAU-BGARIE, Claude HUAN, Lettres et notes de l'Amiral Darlan, Paris 1992, S. 203.
[39]

Bis zum Eintreffen des Deutschen Afrika-Korps in Tripolis am 11. Februar 1941 hatte die 8. britische Armee bereits Tobruk, Benghasi und El-Agheila erobert. Bis Mitte April 1941 gelang es den Truppen der "Achse" unter Fhrung von General Rommel, die gesamte Cyrenaika zur ckzuerobern. Erwin Rommel (1891-1944). Generaldfeldmarschall. 1910 Eintritt in Armee, 1912 Leutnant, 1914/18 Kriegsteilnahme, 1917 Verleihung des Ordens Pour le mrite 1918 Hauptmann, 1919 bernahme in Reichswehr, 1932 Major, 1933 bis 1935 Bataillonskommandant in Goslar, 1935 Verbindungsoffizier der Reichsjugendfhrung im Reichswehrministerium, 1937 Oberst, Kommandant des Fhrerhauptquartiers in der Sudetenkrise, bei der Besetzung der Tschechoslowakei und beim berfall auf Polen, 1939 Generalmajor, 1940 Fhrer einer Panzerdivision beim Westfeldzug, seit Februar 1941 kommandierender General des Deutschen Afrika-Korps in Libyen, ab August 1941 der Panzergruppe Afrika, seit Juni 1942 Generalfeldmarschall, Januar 1942 bis Februar 1943 Oberbefehlshaber der Panzerarmee Afrika, Februar/Mrz 1943 Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Tunis, Mrz 1943 Eichenlaub mit Schwertern und Brillanten zum Ritterkreuz, August 1943 Oberbefehlshaber der Heeresgruppe B zur Verteidigung Italiens, Dezember 1943 bis Juli 1944 Befehlshaber der Heeresgruppe B in Nordfrankreich, Juli 1944 Verwundung, Aufgrund seiner Verstrickung in das Attentat vom 20. Juli von Hitler im Oktober 1944 vor die Wahl gestellt, beging er Selbstmord. Staatsbegr bnis.
[40]

Richtig: 23.2.

Franois Darlan (Vizeprsident des Ministerrates, Innen- und Auenminister), Yves Bouthillier (Finanzminister), Joseph Barthlemy (Justizminister), Charles Huntziger (Kriegsminister), Pierre Caziot (Landwirtschaft).
[41]

Jean-Marie Bergeret (Luftfahrt), Jrme Carcopino (Nationale Erziehung und Jugend), Jacques Chevalier (Familie und Gesundheit), Charles Platon (Kolonien), Pierre Pucheu (Industrielle Produktion), Ren Belin (Arbeit), Jean Berthelot (Kommunikation), Jean Achard (Ernhrung).
[42]

Jacques Barnaud (1893-1962). Absolvent der cole polytechnique. 1920 Finanzinspektor, Mitarbeiter bei den Nouveaux Cahiers. 1928 Generaldirektor der Banque Worms, 1930 Gesch ftsfhrer. Juli 1940 Direktor des Ministerbros von
[43]

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Industrie- und Arbeitsminister Ren Belin (Directeur du cabinet du ministre). Februar 1941 Generaldelegierter f r die deutsch-franzsischen Wirtschaftsbeziehungen (Dlgu gnral aux Relations conomiques franco-allemandes), Verwalter der franzsischen Raffinerien am Atlantik. April 1942 Staatssekret r fr die deutsch-franzsischen Wirtschaftsbeziehungen. November 1942 Rcktritt. Oktober 1944 Verhaftung, kurz darauf Freilassung. Wiederaufnahme der Geschfte in der Banque Worms, Verwalter und Aufsichtsratmitglied in zahlreichen Unternehmen, Grnder der Compagnie financire de recherches ptrolires. Die am 23. Februar 1941 gegrndete Dlgation gnrale aux relations conomiques franco-allemande (DGRE) unterstand dem Finanzminister. Neben der Waffenstillstandsdelegation und dem Industrie- und Arbeitsministerium sollte die DGRE die Verhandlungen in Wirtschaftsfragen mit den Besatzungsbehrden koordinieren. Ab Dezember 1941 wurden bei ihr die Verhandlungen um die Anwerbung von franzsischen Arbeitern zentralisiert. Als sich die Besatzer in der Frage der Arbeiteranwerbungen schlielich direkt an die zustndigen Ministerien wandten, verlor die Behrde zunehmend an Bedeutung und wurde am 9. Dezember 1942 aufgel st. Vgl. zur Arbeitsbeschreibung der Organisation: Journal Officiel vom 13. April 1941, S. 1592f.: N 1519. - Dcret du 5 avril 1941 instituant des chargs de mission auprs de la dlgation gnrale aux relations franco-allemandes.
[44]

Pierre Pucheu (1899-1944). Unternehmer und Politiker. Absolvent der cole Normale Suprieure. Unternehmer. Februar bis Juli 1941 Secrtaire d'tat la Production industrielle. Juli/August 1941 Secrtaire d'tat l'Intrieur. August 1941 bis April 1942 Ministre de l'Intrieur. Flucht nach Algerien 1943, dort Verhaftung. Im Mrz 1944 vom Militrtribunal in Algier durch das Comit Franais de Libration Nationale (CFLN) als erster Minister Vichys wegen Verrats verurteilt und exekutiert. Whrend seiner Haft verfate Pucheu seine Memoiren: Ma vie. Notes crites Ksar-es-Souk, la prison civile de Mekns et la prison militaire d'Alger, Paris 1948.
[45]

Vgl. Ernennungsgesetz vom 23. Februar 1941, abgedruckt in: Journal Officiel vom 25. Februar 1941, S. 896: Dlgu gnral l'quipement national, le 23 fvrier 1941.
[46]

Vgl. Ernennungsgesetz vom 23. Februar 1941, abgedruckt in: Journal Officiel vom 25. Februar 1941, S. 896: Dlgu gnral l'quipement national, le 23 fvrier 1941.
[47]

Am 24. Januar 1941 fanden sich Parlamentarier, Gewerkschafter, Frontk mpfer und Vertreter des Mouvement Social Rvolutionnaire (MSR) zu einer konstitutiven Versammlung ein, um ber das Programm einer neu zu grndenden Partei zu beraten. Radio Paris gab am 1. Februar 1941 die Gr ndung der "nationalen Volksbewe-gung" (Rassemblement National Populaire, RNP) bekannt, auf die sich der "tat franais" sttzen sollte. Das Programm der neuen Partei war ein Konglomerat von Forderungen der konservativen Rechten, wie zum Beispiel die Themen der nationalen Gemeinschaft, der Moralvorstellungen, des Stellenwerts von Erziehung und Familie, sowie der reformorientierten, um Verstndigung mit Deutschland bemhten Linken, hier vor allem den Bemhungen um Zusammenarbeit mit dem Sieger, der europ ischen Kooperation und der staatlichen Kontrolle der Wirtschaft. An der Spitze des RNP stand Marcel Dat, der sich insbesondere auf die Untersttzung des Deutschen Botschafters, Otto Abetz, berufen konnte.
[48]

Pierre Franois, genannt Clmenti (1910-1982). Sportjournalist. 1934 Grndung des Parti franais nationalcommuniste mit Maurice Maurer und Mathieu Degeilh. Herausgeber von Le Pays libre. Wegen antisemitischer und antifreimaurerischer uerungen mehrfach verurteilt. 1940 Umbenennung der Partei in Parti franais national-collectiviste. Kodirektor des Pariser Komitees der Lgion des volontaires franais contre le bolchvisme (LVF). 1942 Einsatz an der Ostfront mit der LVF. Nach 1945 Flucht ins Ausland. 1969 Grndung des rechtsradikalen Ordre nouveau.
[49]

Die Grndung der Ligue Franaise ging zurck auf das Jahr 1914. Parteivorsitzende waren u.a.: General Pau, Emilie Bertin, Louis Barthou, Lon Bourgeois, Gabriel Hanoteaux, Jules Isaac, C lestin Jonnart, Alexandre Millerand, Abb Wetterl. 1940 gab Kommandant Costantini, der Direktor von L'Appel, der Bewegung einen anti-englischen sowie antisemitischen Charakter und befrwortete die Einheit Europas. Die Ligue Franaise war vehementer Verfechter der Politik von Marschall Ptain im besetzten Gebiet, erlangte aber nur in Paris und Dijon eine gewisse lokale Bedeutung.
[50] [51]

Richtig: Pierre Costantini (1889-1986). 1914/18 Kriegsteilnahme als Offizier, mehrfach ausgezeichnet. 1939/40 Reserveoffizier der franzsischen Luftwaffe. 1940 Grnder der Ligue Franaise d'puration, d'entraide sociale et de collaboration europenne. Mitbegrnder der Lgion des volontaires franais contre le bolchvisme (LVF), wobei er sich

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Lagebericht Februar 1941 (MBF)

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mit der Forderung einer LVF-Fliegerstaffel gegenber den Deutschen nicht durchsetzen kann. Januar 1942 Grndung einer eigenen kollaborationistischen Miliz. 1943 Gr ndung der Union des journalistes anti-maons. 1944 Flucht nach Deutschland. 1952 zu einer Haftstrafe verurteilt. Im September 1940 von Alphonse de Chteaubriant als Nachfolger des Comit France-Allemagne gegrndet, gehrten der Groupe Collaboration an: Georges Claude, Cardinal Alfred Baudrillart, Abel Bonnard, Abel Hermant und Jean Weiland. Sie fungierte als Herausgeber der Cahiers Franco-allemands/Deutsch-franzsische Monatshefte.
[52]

Grndung der Bewegung zu Beginn der Okkupation durch den Abgeordneten Maurice Delaunay. Durch Plakatanschlge in Paris verkndete Le Feu die Rettung des Vaterlandes durch Fran ois-Henry Promthe. Dessen Zeitung, La Tempte, stellte allerdings aufgrund von lyrischen Versen die Seriositt des Unternehmens in Frage.
[53] [54]

Richtig: Maurice Delaunay.

Heinrich Ritter von Srbik (1878-1951). sterreichischer Historiker. 1912 bis 1922 Professor in Graz, 1922 bis 1945 in Wien. 1929/30 Unterrichtsminister. 1938 bis 1945 Prsident der Akademie der Wissenschaften in Wien. Vertreter einer gesamtdeutschen Geschichtsauffassung unter Rckbesinnung auf den alten Reichsgedanken.
[55]

Eugne Deloncle (1890-1944). Absolvent der cole Polytechnique. Mitglied der Action franaise. Antikommunist und Antirepublikaner. 1935 Grndung des Comit secret d'action rvolutionnaire (CSAR, genannt La Cagoule). 1940 Mouvement social rvolutionnaire. 1944 von der Gestapo aufgrund seiner Kontakte zu Mitgliedern der deutschen Abwehr, die sich am Widerstand gegen Hitler beteiligt hatten, ermordet..
[56]

Marcel Dat (1894-1955). Professor der Philosophie. 1928 bis 1936 und 1939/40 Abgeordneter, zunchst Sozialist, seit 1933 Neo-Sozialist. Januar bis Juni 1936 Luftfahrtminister. 1941 Grnder (zusammen mit Eugne Deloncle) und Fhrer des Rassemblement national populaire (RNP). Mitglied der Miliz. Auf deutschen Druck im Mrz 1944 zum Secrtaire d'tat au Travail ernannt. September 1944 bis April 1945 Beauftragter f r Nationale Solidaritt bei der franzsischen "Exil-Regierung" in Sigmaringen. 1945 Flucht nach Italien. In Abwesenheit zum Tode verurteilt. 1947 Unterschlupf in einem Kloster in Turin, galt bis zu seinem Tode als verschollen.
[57]

Charles Spinasse (1893-1979). Professor fr Kunstgeschichte. 1924 bis 1942 Abgeordneter des Departements Corr ze fr die SFIO. Juni 1936 bis Juni 1937 Ministre de l'conomie nationale. Mrz bis April 1938 Ministre du Budget. 1941 Redakteur der Wochenzeitschrift L'Effort, dann von Le Rouge et le Bleu. Anhnger der Kollaboration.
[58] [59]

Pierre Cathala (1888-1947). Jurist und Politiker. Seit 1911 Anwalt in Paris. 1914/18 Kriegsteilnahme, Verletzung und Kriegsgefangenschaft. Mitglied einer Gruppe von Kriegsveteranen und Intellektuellen. 1922/23 Mitglied des Parti radical. 1928 und 1932 Abgeordneter von Pontoise. Mrz 1930 Sous-secrtaire d'tat au Travail et la Prvoyance sociale. Januar 1931 Sous-secrtaire d'tat la prsidence du Conseil et l'Intrieur, charg de l'Intrieur. Sous-secrtaire d'tat la prsidence du Conseil et l'Intrieur. Juni 1935 bis Januar 1936 Landwirtschaftsminister. 1938 Grndung der Unabhngigen radikalen Partei. September 1939 Mobilisierung in der Militrjustiz. Juli bis Dezember 1940 Generalsekretr der PTT. April 1942 bis August 1944 Ministre secrtaire d'tat aux Finances. Januar 1944 zustzlich Secrtaire d'tat l'agriculture (bis Mrz 1944 noch au ravitaillement). August 1944 untergetaucht. M rz 1947 Verurteilung durch die Haute Cour de Justice in Abwesenheit. Jean Luchaire (1901-1946). Journalist. Vertreter einer deutsch-franz sischen Verstndigung. 1927 Grnder von Notre Temps. 1932 Bekanntschaft mit Otto Abetz auf dem 3. Deutsch-franz sischen Jugendkongre in Mainz. Chefredakteur von Le Matin. November 1940 Grndung von Le Nouveau Temps. Juni 1941 Grndung der nationalen Pressevereinigung. Regierungskommissar bei der nationalen Pressevereinigung. September 1943 Unterzeichnung eines Memorandums zur Kollaboration zusammen mit D at und Darnand. Juli 1944 Aufruf zum Kampf gegen die R sistance. Flucht nach Sigmaringen. September 1944 bis April 1945 Informations- und Pressekommissar der franzsischen Delegation zur Verteidigung der nationalen Interessen, verantwortlich f r die Zeitung La France und die Radiostation Ici la France. 1945 Flucht nach Italien, Verhaftung in Meran. Auslieferung an den Justizhof der Seine. 1946 zum Tode verurteilt und exekutiert.
[60]

Georges Suarez (1890-1944). Korrespondent der Agentur Havas in Wien. 1922 Rckkehr nach Paris. Mitarbeiter von L'Echo national, Le Temps, Le Sicle, Chefredakteur von Gringoire. Mitglied des Parti Populaire Franais. 1938
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Chefredakteur von Notre Temps und der Pariser Tageszeitung Aujourd'hui. Bewunderer Ptains. Verfasser von "Ptain ou la dmocratie? Il faut choisir" (1941) und "L'agonie de la paix" (1942). 1944 Verhaftung und Hinrichtung wegen Kollaboration.
[62]

Jean Fontenoy (1899-1945). Journalist. Diplom in orientalischen Sprachen. Korrespondent der Agentur Havas in der Sowjetunion, dann in China. Bis Anfang der 1930er Jahre militanter Kommunist. Mitarbeit bei L'Insurg, L'Emancipation nationale, La Libert, Je suis partout. 1938 Nationalrat. 1938 Preistrger der Marianne. Januar 1940 Engagement in der finnischen Armee. Vermittler zwischen Laval und Abetz. Grndung von La Vie nationale und des Mouvement social rvolutionnaire. Februar 1941 Vorstand des Rassemblement national populaire. Beteiligung an Grndung der Agence franaise d'information et de presse (AFIP). Mitglied der Lgion des volontaires franais contre le bolchevisme (LVF) und Kampf an der Ostfront. Oktober 1941 bis Juni 1942 Leiter der Wochenzeitung Rvolution nationale. Dezember 1943 beigeordneter Generaldirektor des franzsischen Informationsbros. Mitarbeit von Combat. April 1945 Selbstmord in Berlin. 1948 Verurteilung zum Tode in Abwesenheit durch Justizhof der Seine, der ber seinen Suizid nicht informiert war. Durch ffentliche Auftritte suchte der RNP sich zu profilieren. Bei der Propagandaveranstaltung am 23. Februar 1941 in der Pariser Salle Wagram waren mehrere Tausend Zuschauer zugegen.
[63]

Zu einer hnlichen Einschtzung kamen die Prfekten in ihren monatlichen Berichten. So erwhnen die Prfekten der Departements Seine-et-Marne, Calvados und der Gironde nur geringe bzw. keine Mitgliederzulufe. Im Allgemeinen stie der RNP bei der Bevlkerung auf Ablehnung. Im Gegensatz zu diesen Aussagen kontrastieren die offiziellen Angaben der Partei. Die Zeitung L'Oeuvre verkndete am 4. Februar 1941 rund 9000 Beitritte, am 11. Februar 21 000 und am 27. Februar 200 000 Mitglieder. Beim ersten Parteikongre im Juni gab Dat die Zahl von 500 000 Mitgliedern bekannt.
[64]

Der RNP berief sich insbesondere auf die Unterst tzung der Deutschen Botschaft, die mit dem Hinweis auf ihr "besonderes politisches Interesse" die Grndung der Partei befrwortet hatte. Vgl. PA AA, Deutsche Botschaft Paris, Bd. 1312/Pol. 3 Nr. 4: Schleier an den Militrbefehlshaber in Frankreich, Paris, 12. Februar 1941.
[65]

Rudolf Schleier (1899-1959). Kaufmann und Diplomat. 1935-1938 Leiter der Landesgruppe Frankreich der Auslandsorganisation der NSDAP. 1940 Stellvertreter des Botschafters Abetz in Paris. 1941 Botschaftsrat und Gesandter. 1944 Leiter der Informationsstelle XIV (Antijdische Auslandsaktion) im Auswrtigen Amt. Zu den Grndern des RNP gehrte u.a. der Chef des Mouvement social rvolutionnaire (MSR), Eugne Deloncle, der sich als vielfacher Frontkmpfer ausgezeichnet hatte. Nach dem 6. Februar 1934 hatte er die terroristische Gruppierung "La Cagoule", die Bezeichnung fr das "Comit secret d'action rvolutionnaire (CSAR)", angefhrt, die durch Kontakte zur Armee ber ein betrchtliches Potential von Waffen und Munition verfgte und durch spektakulre Bombenanschlge und Morde von sich Reden machte. Zu ihren Opfern gehrten u.a. die vor Mussolini nach Frankreich geflohenen Brder und Antifaschisten Roselli. Auch der Anschlag auf den Sitz des franz sischen Unternehmerverbandes im Jahre 1937 hatte die Cagoule zu verantworten. Das Ziel der Organisation war zun chst der Sturz der Volksfrontregierung, ferner das Ende der Dritten Republik. Der Regierung gelang es jedoch, die Gruppe 1937 auszuheben und ihre Fhrer in spektakulren Prozessen mit Gefngnis zu bestrafen. Zahlreiche Anhnger kamen indessen im Jahre 1939 frei und gingen in die Armee. Zu Beginn der Okkupation untersttzte ein Teil ihrer Anhnger die Regierung von Ptain, andere schlossen sich de Gaulle an. Deloncle whlte einen dritten Weg und begrndete am 1. September 1940 in Paris das Mouvement social rvolutionnaire.
[66]

Ein Bettigungsverbot fr Gewerkschaftsverbnde war am 16. August 1940 erlassen und am 9. November 1940 in einem Dekret verfgt worden. Vgl. Journal Officiel vom 18. August 1940, S. 4731-4733: Loi concernant l'organisation provisoire de la production industrielle, le 16 aot 1940. Die Confdration franaise des travailleurs chrtiens wurde Anfang November 1940 aufgelst. Vgl. Journal Officiel vom 12. November 1940, S. 5653 f.: Dcrets portant dissolution de divers groupements sur le plan national, le 9 novembre 1940.
[67]

Eine formale Aufhebung des Bettigungsverbots fr Gewerkschaften konnte nicht nachgewiesen werden. Statt dessen entwickelte die Vichy-Regierung, insbesondere der Minister fr Arbeit und industrielle Produktion Ren Belin, Plne zur Zentralisierung der Wirtschafts- und Interessensverbnde, die im Oktober 1941 als "Charte du Travail" verabschiedet wurden. Die Ausarbeitung dieses Vorhabens wurde im Februar 1941 einem Komitee zur beruflichen Organisation (Comit de l'organisation professionnelle, C.O.P.) bergeben.
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Am 2. Februar 1941, bei der ersten ffentlichen Kundgebung von Gewerkschaftern nach der franz sischen Niederlage, sprachen sich die Redner nicht nur fr eine Kollaboration mit den Deutschen aus, sondern bekannten sich zudem zur Politik der Prsenz der Sieger. Die Notwendigkeit der Zusammenarbeit mit den Arbeitgebern wurde ebenso befrwortet wie die Integration der Gewerkschaften in den Staat. Zum Kongrebericht vgl. L'Atelier vom 8. Februar 1941.
[69]

Vgl. Journal Officiel vom 13. Februar 1941, S. 714f.: Loi portant rglementation provisoire de la vente des vtements et articles textiles, le 11 fvrier 1941; S. 719f.: Rglementation provisoire de la vente des vtements et articles textiles, le 11 fvrier 1941.
[70]

Am 6. Februar 1941 hatte das amerikanische Reprsentantenhaus den republikanischen Antrag auf Festsetzung einer Hchstgrenze fr die Hilfeleistung an Grobritannien abgelehnt.
[71] [72]

In Nordafrika verloren die Italiener Ende Januar 1941 Tobruk an das 13. britische Korps. Unmittelbar zuvor hatte der Chef des italienischen Heeres-Generalstabs das OKW um Unterst tzung gebeten. Die Entscheidung, deutsche Truppen zu entsenden, konnte die Niederlage jedoch nicht mehr aufhalten. Im Februar wurde Genua durch das Gibraltar-Geschwader der britischen Mittelmeerflotte angegriffen. Die Befrderung von Wirtschafts- und Rstungsgtern fiel zwar grundstzlich in den Zustndigkeitsbereich des Chefs des Wehrmachttransportwesens, doch galt im Prinzip auch w hrend des Krieges "der Friedensgrundsatz, da die Wirtschaft ihre Transporte in unmittelbarer Verbindung mit den Verkehrstrgern durchzufhren hatte. Von den zustndigen militrischen Stellen sollte nur dann regelnd eingegriffen werden, wenn die besonderen Kriegsverhltnisse dieses erforderten. Eine Anmeldung und Bearbeitung der Wirtschaftstransporte wie diejenigen fr die Wehrmacht war gleichfalls nur in Ausnahmefllen vorgesehen. Daher bauten sich die zentralen Wehrwirtschafts- und R stungsbehrden whrend des Krieges innerhalb ihrer eigenen Gliederung eine entsprechende kriegswirtschaftliche Transportorganisation auf, die ihre Interessen in den verschiedenen Bereichen vertrat. Da aber der Chef des Transportwesens auch im Normalfall - zumindest indirekt - die Menge des fr Wirtschaftstransporte zur Verfgung stehenden Wagenraumes festsetzte, wurde zur besseren Zusammenarbeit auf hchster Ebene anfangs der "Reichstransportausschu " unter Vorsitz des Generalbevollmchtigten fr die Wirtschaft und mit Beteiligung des Reichsverkehrsministeriums und des Transportchefs gebildet. Er ist spter jedoch kaum noch in Erscheinung getreten; auftauchende Probleme und Forderungen wurden dann meist in direkter Verhandlung auf den einzelnen Ebenen geregelt." Horst RHODE, Das deutsche Wehrmachttransportwesen im Zweiten Weltkrieg. Entstehung Organisation - Aufgaben, Stuttgart 1971, S. 165.
[73] [74]

Sonderzug fr Fronturlauber.

Bereits im Sommer und Herbst 1940 wurden an der franz sischen Atlantikkste und auf den britischen Kanalinseln zahlreiche Grobaustellen von der Wehrmacht und der Organisation Todt eingerichtet, die einen st ndig steigenden Bedarf an Arbeitskrften nach sich zogen. Es wurden K stenbefestigungen angelegt, zivile und militrische Flughfen sowie Hafenanlagen und U-Bootbunker gebaut.
[75] [76]

Julius Dorpmller.

Die Einrichtung von Leitstellen erfolgte, um "die verschiedenen Faktoren f r einen reibungslosen Zugverkehr, wie Beund Entladung, Abruf, Zufuhr, Dringlichkeit und Bedarf militrischer oder aller Gtertransporte, noch genauer und umfassender mit der Leistungsfhigkeit der Bahnen in Einklang zu bringen....". Die Leitstellen bernahmen "jeweils fr ein greres Gebiet die Steuerung der Wirtschafts- oder Nachschubtransporte". Eine dauerhafte Verbesserung der Transportlage konnten jedoch auch sie nicht herbeifhren, weil es nicht gelang, "alle Bedarfstrger an einen Tisch zu bringen, geschweige denn eine klare Abgrenzung der Verantwortlichkeit zu schaffen." Der Reichsminister f r Bewaffnung und Munition, Rstungsamt, Gr. Verkehr Nr. 5497/42 vom 2.7.1942, Zitate hier nach Horst ROHDE, Das deutsche Wehrmachttransportwesen im Zweiten Weltkrieg. Entstehung - Organisation - Aufgaben, Stuttgart, 1971, S. 161.
[77] [78]

Allgemeine Wirtschaftstransporte. Departement Loiret. Departement Haute-Sane.

[79]

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[81]

Nordostfrankreich. Departement Sane-et-Loire. Durchgangsstraen.

[82]

[83]

Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 24 vom 19. Mrz 1941, S. 192-197: Verordnung ber den grenzberschreitenden Gterkraftverkehr zwischen den besetzten franz sischen Gebieten und dem Deutschen Reich. Vom 22. Februar 1941. Die Verordnung traf mit ihrer Verkndigung am 19. Mrz 1941 in Kraft.
[84] [85]

Reichsarbeitsdienst. Organisation Todt.

[86]

Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 22 vom 10. Februar 1941, S. 179-182: Erste Durchfhrungsverordnung zur Verordnung des Oberbefehlshabers des Heeres ber den Post- und Fernmeldeverkehr in den besetzten Westgebieten (VOBIF S. 178). Vom 1. Februar 1941. Die Verordnung selbst vom 30. Dezember 1940 wurde erst in derselben Ausgabe vom 10. Februar 1941, S. 178-179, verffentlicht.
[87] [88]

Postes, Tlgraphes, Tlphones. Nhere Einzelheiten nicht ermittelt. Nachrichtenhelferinnen. Generalmajor Otto Kohl.

[89]

[90]

[91]

Zur Problematik des verstrkten Einsatzes von Frauen in der Wehrmacht als Nachrichtenhelferinnen vgl. den Befehl des Militrbefehlshabers in Frankreich. Verhalten weiblicher Angestellter. 15. Mai 1941, abgedruckt in: Ursula von GERSDORFF, Frauen im Kriegsdienst 1914-1945, Stuttgart 1969, hier Dok. 144, S. 329ff. sowie die Lageberichte April/Mai 1941, II 2 und April/Mai 1942, II 6.
[92]

Die mit der "Judenfrage" in Frankreich befaten Stellen hatten sich am 3. Februar 1941 getroffen, um die weitere Behandlung der Juden nach den im Reich angewandten Richtlinien abzustimmen. Vgl. das Besprechungsprotokoll, aus: CDJC, XXVI-13. Abgedruckt in: Serge KLARSFELD, Vichy-Auschwitz, S. 364-365.
[93]

Am 29. Mrz 1941 richtete Vichy unter der Aufsicht des Regierungschefs ein zentrales Kommissariat fr Judenfragen ein, das der Regierung Vorschlge zur gesetzlichen Behandlung der jdischen Bevlkerung unterbreitete sowie antijdische Manahmen empfahl. Des weiteren koordinierte es die Judenpolitik der verschiedenen franz sischen Behrden Vgl. Journal Officiel vom 31. Mrz 1941, S. 1386: N 1450. - Loi du 29 mars 1941 crant un commissariat gnral aux questions juives.
[94]

Die Internierung von jdischen Auslndern im unbesetzten Gebiet war bereits per Gesetz vom 4. Oktober 1940 angewiesen worden. Vgl. Journal Officiel vom 18. Oktober 1940, S. 5324: Loi du 4 octobre 1940 sur les ressortissants trangers de race juive, le 4 octobre 1940. Ende Januar 1941 hatte der Beauftragte des Chefs der Sicherheitspolizei und des SD fr Belgien und Frankreich, Helmut Knochen, in einem Brief an den Chef der Milit rverwaltung die Errichtung von Konzentrationslagern fr fremdstaatliche Juden gefordert. Vgl. Schreiben vom 28. Januar 1941, aus: CDJC, V-64. Abgedruckt in: Serge KLARSFELD, Vichy-Auschwitz, S. 363-364.
[95] [96]

Helmut Knochen (geb. 1910). Studium der deutschen und englischen Philologie. 1934 Promotion zum Doktor der Philosophie. 1932 Eintritt in NSDAP und SA. 1936 Ernennung zum SS-Untersturmfhrer und hauptamtlichen Mitarbeiter des SD, Wechsel zum RSHA. Juni 1940 Entsendung als SS-Sturmbannfhrer mit einem Sonderkommando nach Frankreich zur berwachung von NS-Gegnern, Beauftragter des Chefs der Sicherheitspolizei und des SD f r Belgien und Frankreich. Mai

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1942 Ernennung zum Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD, Leitung der Gestapo und des SD in Frankreich. 18. August 1944 Abberufung nach Berlin und Amtsenthebung, Versetzung zur Waffen-SS. Juni 1946 Verurteilung von einem britischen Gericht zu lebenslanger Haft. Im Oktober 1946 den franz sischen Behrden bergeben. Anklage und Verurteilung zum Tode vom Pariser Militrgericht im Oktober 1954, im April 1958 nach Gnadenerla des franzsischen Prsidenten Charles de Gaulle zu lebenslnglicher Zwangsarbeit verurteilt, Dezember 1959 erneuter Gnadenerla und Reduzierung der Strafe auf 20 Jahre Zwangsarbeit, im Dezember 1962 Begnadigung und Ausreise nach Deutschland. Danach bis zu seiner Pensionierung als Versicherungsmakler in Offenbach ttig. Vgl. Journal Officiel vom 18. Oktober 1940, S. 5324: Loi du 4 octobre 1940 sur les ressortissants trangers de race juive, le 4 octobre 1940.
[97] [98]

Vgl. Journal Officiel vom 18. Oktober 1940, S. 5323: Loi du 3 octobre 1940 portant statut des juifs, le 3 octobre 1940.

Gemeint ist der Generaldelegierte der franz sischen Regierung in den besetzten Gebieten, Fernand de Brinon, dem in seinem Zustndigkeitsbereich die Gendarmerie unterstellt war.
[99] [100]

Departements Doubs.

Richtig: Dr. med. Wilhelm Owald (1883-1942). 1911 Assistenzarzt. Reichswehr. 1937 Korpsarzt. 1939 Leitender Sanittsoffizier beim Militrbefehlshaber in Posen, anschlieend Korpsarzt des Stellvertretenden Generalkommandos XXI. Armeekorps in Posen. 1940 Leitender Sanittsoffizier beim Chef der Militrverwaltung in Frankreich. 1941 Generalstabsarzt und Korpsarzt beim Stellvertretenden Generalkommando VII. Armeekorps in Mnchen.
[101] [102]

Jacques Chevalier (1882-1962). 1903 bis 1905 Studium in England. Seit 1909 Professor der Philosophie in Chateauroux, Lyon und Grenoble. 1938 Rektor in Grenoble. September 1940 bis Februar 1941 Secr taire gnral (ab Dezember 1940 Secrtaire d'tat) l'Instruction publique. Februar bis August 1941 Secrtaire d'tat la Famille et la Sant. Bis 1944 Leiter des Travail obligatoire in Grenoble. Juni 1944 vom Maquis gefangen genommen und zu 20 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. 1947 entlassen. Jrme Carcopino (1881-1970). Althistoriker. 1912 bis 1920 Professor in Algerien. 1914/18 Kriegsteilnahme in der Orient-Armee. 1920 bis 1937 Professor an der Sorbonne. 1937 bis 1940 Direktor der cole franaise in Rom, Rektor der Akademie von Paris und Direktor der cole normale suprieure (ENS). Februar 1941 bis April 1942 Secrtaire d'tat l'ducation nationale et la Jeunesse. Rckkehr als Direktor der ENS. 1944 Verhaftung und Proze . 1945 Urteilsaussetzung. 1947 Rehabilitierung. 1951 Ehrendirektor der cole franaise in Rom.
[103]

Vgl. hierzu auch den Lagebericht Mrz 1941, B III, 3. Carcopino stand der Politik der Vichy-Regierung zun chst distanziert gegenber. Seine Kontakte als "Normalien" und Literat, insbesondere seine Teilnahme am Zirkel von Hervieu, dem in der Vorkriegszeit Ptain vorstand, bewogen ihn jedoch dazu, nach dem Ausscheiden von Laval als Minister eng mit Admiral Darlan zusammenzuarbeiten. Carcopino respektierte die Kirche und festigte die Rechte des Staates. Wie auch seine Vorgnger berwachte Carcopino die Einhaltung der rassischen und politischen Gesetze in staatlichen Einrichtungen wie zum Beispiel die Anwendung des numerus clausus fr jdische Studenten an Universitten.
[104] [105]

Nhere Einzelheiten nicht ermittelt. Name nicht ermittelt. Vgl. den Lagebericht Dezember 1940/Januar 1941, III 6. Militrverwaltungsbezirk C (Nordostfrankreich). Tabelle hier nicht aufgenommen.

[106]

[107]

[108]

[109]

Schchten, hebrisch: schahat (schlachten). Bezeichnung fr die nach den Vorschriften des jdischen Religionsgesetzes vollzogene Schlachtung rituell reiner, zum Genu erlaubter Tiere. Durch einen Schnitt durch Speise- und
[110]

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Luftrhre sowie Halsschlagader wird ein vollstndiges Ausbluten des Tieres bewirkt.
[111]

Vgl. den Lagebericht Dezember 1940/Januar 1941, III 8. Anlage hier nicht aufgenommen.

[112]

Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 22 vom 10. Februar 1941, S. 182: Verordnung ber die Zustndigkeit der Wehrmachtsgerichte. Vom 16. Januar 1941. Die Wehrmachtsgerichte konnten strafbare Handlungen aburteilen, wenn der Gerichtsherr besondere Belange zur Aburteilung feststellte.
[113]

Diese Manahme wurde aufgrund Personalmangels bereits nach kurzer Zeit aufgegeben, vgl. dazu den Lagebericht Mrz 1941, B III, 6.
[114] [115]

Unterprfektur des Departements Aisne. Service diplomatique des Prisonniers de guerre. Nordostfrankreich. Hier nicht aufgenommen. Hans Heck. Nhere biographische Angaben nicht ermittelt.

[116]

[117]

[118]

[119]

[120]

Am 16. Februar 1941 wurde im Petit Palais eine deutsche technische und industrielle Ausstellung in Gegenwart von deutschen und franzsischen Vertretern aus Politik und Wirtschaft erffnet. Unter den Besuchern befanden sich u.a. Otto von Stlpnagel, Generalleutnant Franz Barckhausen, Generalkonsul Rudolf Schleier, Admiral Karlgeorg Schuster, General Albrecht Schubert, Elmar Michel sowie sein Vertreter Dr. Burandt. Von franz sischer Seite nahmen teil: Fernand de Brinon, der Prfekt des Departements Seine Charles Magny, Fran ois Lehideux, Jean Bichelonne, der Prsident des Stadtrates von Paris Peuch sowie der Prsident der Handelskammer Lassale. Zur Berichterstattung vgl. u.a. Le Petit Parisien vom 11., 16. und 17. Februar sowie Pariser Zeitung vom 17. Februar 1941. Auf die Antrge der Militrverwaltung auf Rckfhrung qualifizierter Kriegsgefangener nach Frankreich, teilte Hermann Gring dem Militrbefehlshaber in einem Rundschreiben vom Februar 1941 mit, da aufgrund der angespannten Arbeitsmarktlage in Deutschland Rckfhrungen von Kriegsgefangenen aus dem Reich zu unterbleiben htten. Vgl. AN, AJ 40/846: Rundschreiben des Beauftragten f r den Vierjahresplan an den Militrbefehlshaber in Frankreich und die Reichskommissare in den Niederlanden und Norwegen, 18. Februar 1941.
[121]

Der Forderung Hitlers, smtliche Kirchenglocken in den besetzten Gebieten abzuhngen und zum Nutzen der deutschen Kriegsindustrie einzuschmelzen, stellte sich die Regierung in Vichy vehement entgegen. Untersttzung fand sie beim Militrbefehlshaber Otto von Stlpnagel, der den Standpunkt Vichys als berzeugter Christ teilte. Gegen eine Lieferung von ca. 30 000 Tonnen Kupfer gelang es Frankreich, als einziges besetztes Land Westeuropas eine Ausnahmeregelung in der "Glockenfrage" zu erzwingen.
[122] [123]

Entsprechende gesetzliche Bestimmungen konnten hierzu im Journal Officiel nicht ermittelt werden.

[124]

Tabelle hier nicht aufgenommen. Im Vergleich zum Februar 1938 hatten sich die Betriebe der Ardenner Kleineisenindustrie im gleichen Berichtsmonat 1941 sowohl in der Anzahl der Betriebe als auch in der Gre der Gefolgschaft drastisch reduziert. So existierten z.B. von den im Jahre 1938 registrierten 111 Beschlagteil- und Eisenwarenfabriken 1941 deren nur noch 13. Im Mrz 1941 drngte die Militrverwaltung auf eine allgemeine gesetzliche Erhhung der Arbeitszeit. Nach Gesprchen zwischen dem Leiter der Wirtschaftsabteilung des Milit rbefehlshabers, Elmar Michel, mit Jacques Barnaud, Franois Lehideux und Jean Bichelonne wurde die sukzessive Erhhung der Arbeitszeiten in verschiedenen Branchen der Industrie vereinbart. Vgl. AN, 3 W 51: Besprechungsprotokoll vom 24. Mrz 1941.
[125]

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Tabelle hier nicht aufgenommen. Zu Zusammenschl ssen bzw. Kapitalbeteiligungen kam es z.B. bei I.G. Farben und Rhne-Poulenc, Henkel & Co. und Savonnerie Unilever, Dr. L.C. Marquardt und Rh ne-Poulenc sowie zwischen der Deutschen Gold- und Silberscheideanstalt (Degussa) mit der Soci t de l'Electro-Chimie. Die Sidolwerke (Siegel & Co.) erwarben die jdische Firma Cybo.
[126] [127]

mile Durier.

Vgl. Journal Officiel vom 13. Februar 1941, S. 714f.: Loi du 11 fvrier 1941 portant rglementation provisoire de la vente des vtements et articles textiles, le 11 fvrier 1941. Zur Einfhrung der Karte s. den Lagebericht Juni/Juli 1941, B V, 2.
[128]

Vgl. Journal Officiel vom 24. Januar 1941, S. 368: Loi du 23 janvier 1941 concernant la rcupration et l'utilisation des dchets et vieilles matires, le 23 janvier 1941.
[129] [130]

Der Secours National wurde von Innenminister Pucheu mit der Sammlung von Altkleidern beauftragt. Vgl. Journal Officiel vom 28. Mrz 1941, S. 1343: Rcupration des vtements usags, le 20 mars 1941.
[131]

Name nicht ermittelt.

Der Arbeitskrftemangel in der Landwirtschaft hatte verschiedene Ursachen. Urspr nglich eine Folge der Einberufungen zur Armee im Jahre 1939 versch rfte sich die Situation, als beim Vormarsch der deutschen Truppen im Mai/Juni 1940 viele Familien ihre Hfe verlieen, die dann durch Kriegshandlungen oft auch noch zerstrt wurden. Da ein Teil der Flchtlinge in den ersten Monaten der deutschen Besatzung an der R ckkehr gehindert bzw. die in Kriegsgefangenschaft geratenen Landarbeiter und Bauern in Lager nach Deutschland verlegt wurden, blieb dem Agrarsektor ein bedeutender Anteil von Erwerbst tigen auf Dauer entzogen. Vgl. auch den Lagebericht Dezember 1940/Januar 1941, B IV, 6, 2.
[132] [133]

Nhere Einzelheiten nicht ermittelt. Nhere Einzelheiten nicht ermittelt.

[134]

Nach Schtzungen betrug der Anteil der Kriegsgefangenen rund 13 Prozent der m nnlichen Erwerbsttigen im Agrarsektor. Vgl. Michel CPDE, Agriculture et alimentation en France durant la Deuxime guerre mondiale, Paris 1961, S. 193.
[135] [136]

Die beiden auch in landwirtschaftlicher Hinsicht bedeutsamen Departements Nord und Pas-de-Calais waren administrativ vom Rest Frankreichs getrennt. Erschwerend hinzu kam, da jenseits der sogenannten Nordostlinie fast ausschlielich fr den Verbrauch der Besatzungstruppen produziert wurde und dar ber hinaus durch umfangreiche Requisitionen und Aufkufe der Besatzungsmacht sowie Beschlagnahmungen durch die "Ostlandgesellschaft" der franz sischen Bevlkerung ein bedeutender Teil der Agrarproduktion entzogen wurde. [137] Nach den offiziellen statistischen Angaben betrug die franz sische Getreideproduktion (ohne Nordafri-ka und die

Kolonien) im Jahre 1889 83,2 und im Jahre 1936 70,1 Millionen Doppelzentner, vgl. Statistique Agricole Annuelle. d. Ministre de l'Agriculture. Paris 1890 bzw. fr das Jahr 1937, AN, F10 (Agriculture), Service d'tudes et de documentation. Statistiques.. Zur Entlastung der angespannten Lage in den Stdten und als Manahme gegen die Landflucht hatte die VichyRegierung in Absprache mit den Besatzungsbeh rden mit dem Transfer von stdtischen Arbeitslosen auf das Land begonnen. Die Manahme des "Kommissariats zur Bekmpfung der Arbeitslosigkeit" erwies sich jedoch als Fehlschlag, weil die Erwerbslosigkeit im Frhjahr 1941 bereits rcklufig war und immer weniger Arbeitslose durch Entzug von Untersttzungszahlungen entsprechend unter Druck gesetzt werden konnten. Auch zogen die meisten Arbeitslosen eine Beschftigung in der Industrie oder im Handel einem schlecht bezahlten Einsatz in der Landwirtschaft vor. Laut einer Untersuchung der Militrverwaltung (Anlage 8 zu diesem Lagebericht, hier nicht aufgenommen) waren von 41 000 Pariser
[138]

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Lagebericht Februar 1941 (MBF)

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Arbeitslosen 38% fr eine Beschftigung in der Landwirtschaft zu alt, arbeitsunfhig oder zu gebrechlich, 26% nur zu leichten Arbeiten geeignet und nur 21% fr mittelschwere bzw. 11% fr schwere Arbeiten geeignet. Bereits im Oktober 1940 hatte die Vichy-Regierung die gesetzlichen Grundlagen zur Beschftigung von Arbeitslosen geschaffen. Vgl. Journal Officiel vom 29. Oktober 1940, S. 5461-5462: Loi du 11 octobre 1940 relative l'utilisation des travailleurs sans emploi, le 11 octobre 1940.
[139] [140]

Angesichts der hohen Arbeitslosigkeit unter Jugendlichen, die nach der Flucht aus ihren Heimatdepartements nicht die Mglichkeit zur Rckkehr hatten, suchte die Vichy-Regierung seit dem Juli 1940 in Zusammenarbeit mit Vertretern der Pfadfinder- und Sportverbnde, der Gewerkschaften und christlicher Vereinigungen nach Strukturen zur Integration dieses Personenkreises. Sie schuf die "Compagnons de France", die jungen Erwachsenen im Alter von 16 bis 30 Jahren eine nationale, moralische und berufliche Ausbildung vermitteln sollte. Mit blauen Uniformen bekleidet leisteten sie nach dem Motto "Unir pour servir" ihren Dienst, fr den sie symbolisch einen Franc pro Tag erhielten. In einem seiner ersten Appelle an die franzsische Bevlkerung vom 25. Juni 1940 hatte Staatschef Ptain dazu aufgerufen, das brachliegende Land zu bewirtschaften, das er als einen Teil des Vaterlandes betrachtete. Mystifizierend verherrlichte er im Sinne der "Rvolution nationale" in seiner Rede lndliche Arbeit und lndliches Leben: "La terre, elle ne ment pas. Elle demeure votre recours. Elle est la patrie elle m me. Un champ qui tombe en friche, c'est une portion de la France qui meurt. Une jachre nouveau embave, c'est une portion de France qui renat." Vgl. PTAIN, Discours aux Franais, hier S. 67.
[141]

Vgl. Journal Officiel vom 29. Mrz 1941, S. 1362-1363: Rationnement du pain, de la viande, du fromage et des matires grasses pour le mois d'avril 1941, le 28 mars 1941.
[142] [143]

Yves Bouthillier.

Vgl. Journal Officiel vom 15. Februar 1941, S. 747f.: Dcret portant publication du protocole relatif l'application aux payements franco-hollandais de l'accord de compensation pour les payements franco-allemands, le 8 fvrier 1941 sowie ergnzend hierzu auch Journal Officiel vom 29. Mrz 1941, S. 1367f.: Instruction n 11 relative au protocole sur les payements franco-hollandais du 1er fvrier 1941.
[144] [145]

Wirtschaftliche Forschungsgesellschaft.

[146]

Ernst Udet (1896-1941). Generaloberst. 1914/18 Kriegsteilnahme als Jagdflieger, dann als Kunstflieger und Flugzeugindustrieller ttig. 1935 Oberst im Reichsluftfahrtministerium, 1936 Chef des Technischen Amtes im Luftfahrtministerium, Februar 1938 Generalluftzeugmeister, Juli 1940 Generaloberst der Luftwaffe, November 1941 Selbstmord. Vgl. Journal Officiel vom 14. Mrz 1941, S. 1146-1157: Instruction relative au rglement des importations et des exportations de la mtropole en temps de guerre.
[147] [148]

Nach diesen Angaben hatte sich die Arbeitslosigkeit in den besetzten Gebieten wie folgt entwickelt: Dezember 1935: 660 000; 1936: 515 000; April 1939: 310 000; Juli 1939: 265 000; August 1939: 220 000. Zu denjenigen, die als nicht-einsatzfhig eingestuft wurden, gehrten Personen ber 60 Jahre, fr Auenarbeiten Ungeeignete, Gebrechliche, vllig Arbeitsunfhige sowie vorbergehend Arbeitsunfhige.
[149]

Unter den Arbeitslosen befanden sich 21 Prozent, die f r mittelschwere und 11 Prozent fr krperliche Arbeiten geeignet erschienen sowie fr einen Einsatz bei landwirtschaftlichen Arbeiten, Bauarbeiten u.a. Arbeiten in Betracht gezogen werden konnten.
[150] [151]

Karl-Ulrich Neumann-Neurode. Departement Seine-Infrieure.

[152]

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[153]

Anlage hier nicht aufgenommen. Bei den Arbeitern handelte es sich um: 9606 Franzosen, 6207 Polen, 3051 Russen, 3315 Italiener, 2172 Slowaken, 2216 Jugoslawen, 2041 Ukrainer, 326 Ungarn, 179 Belgier und 887 Sonstige. Die bei der Organisation Todt beschftigten Arbeiter wurden in Lagern nach dem Vorbild der Frontarbeiterlager zusammengefat und nach deutschen Grundstzen entlohnt. Zur Lage der Frontarbeiter am Atlantikwall vgl. die Berichterstattung in der Pariser Zeitung vom 5. Februar 1941, S. 6.
[154]

Gemeint ist hier die zwangsweise ffnung der Schliefcher durch Angehrige des Devisenschutzkommandos, vgl. hierzu auch den Lagebericht Dezember 1940/Januar 1941, B IV, 7.
[155]

Vgl. Journal Officiel vom 20. Februar 1941, S. 826: Mtaux non ferreux, le 19 fvrier 1941; Journal Officiel vom 2. Mrz 1941, S. 979f.: Rpartition de l'or industriel, le 22. fvrier 1941.
[156] [157]

Anlage 10 hier nicht aufgenommen. Vgl. Journal Officiel vom 9. Februar 1941, S. 650: Loi du 8 fvrier sur la dtention des stocks, le 8 fvrier 1941.

[158]

Ein Gesetz, das die Zustndigkeit des Sondergerichts (cour criminelle spciale) auf die Bekmpfung des Schwarzhandels ausdehnte, wurde am 3. April 1941 verffentlicht. Vgl. Journal Officiel vom 3. April 1941, S. 1434f.: N 1287. - Loi du 21 mars 1941 portant cration d'une cour criminelle spciale. Vgl. auch die Berichterstattung in Le Petit Parisien vom 17. Mrz 1941, S. 3.
[159]

Die Zusammenlegung der Dienststellen war von Otto von Stlpnagel nach seiner Ernennung zum Militrbefehshaber in Frankreich veranlat worden. Erster Kommandant von Gross-Paris war Ernst Schaumburg.
[160] [161]

Kurt Schreiber. Karte hier nicht aufgenommen. Eduard Freiherr von Rotberg.

[162]

[163]

Rstungs-Urlauber. Gemeint sind hier jene Soldaten, die nach dem Ende des Frankreichfeldzuges zwar zum Rstungseinsatz in die Heimat zurckgeschickt, formal aber nicht als Soldaten aus ihren Einheiten entlassen worden waren.
[164] [165]

Stammlager. Kriegsstrke Nachweisung. Gemeint sind hier die verschiedenen deutschen Besoldungsgruppen R, B und K. Kraft durch Freude.

[166]

[167]

[168]

[169]

Anlagen hier nicht aufgenommen. In der Zeit vom 13. Januar bis 12. Februar 1941 wurden 16 869 Anzeigen erstattet bei 28636 Berichten und Ermittlungen. In der Mehrzahl der F lle lagen Vergehen gegen die Verkehrsordnung (6645) vor, wegen mangelnder Verdunkelung (2784) und Diebstahl (1008).
[170]

Feldkommandantur Quimper (Finistre).

Im Unterschied zur bretonischen Bewegung Emsav, die eine st rkere politische und kulturelle Eigenstndigkeit forderte, trat der Parti national breton (PNB) offen fr eine Unabhngigkeit der Bretagne ein. Fransez Debauvais und Olter Mordrel, die nach dessen Verbot im Oktober 1939 nach Deutschland ins Exil gegangen waren, hatten nach ihrer Rckkehr im Sommer 1940 den PNB wiederbegrndet, fanden fr ihre Bemhungen um eine Loslsung jedoch bei der deutschen Besatzungsmacht keine Untersttzung. Die Vichy-Regierung unterstellte die Bretagne erneut einem Prfekten.
[171]

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[172]

Frontstammlager. Auffanglager. Nordwestfrankreich.

[173]

[174]

Es handelt sich hier unter Umstnden um den senegalesischen Schriftsteller und Politiker Cheikh Hamidou Kane (geb. 1928).
[175] [176]

Young Men's Christian Association.

Nach Artikel 86 waren die Vertreter einer Schutzmacht und ihre zugelassenen Delegierten ermchtigt, sich ohne Ausnahme an alle rtlichkeiten zu begeben, wo Kriegsgefangene untergebracht sind. Sie haben Zugang zu allen Rumen, die mit Kriegsgefangenen belegt sind, und knnen sich mit diesen, im allgemeinen ohne Zeugen, pers nlich oder durch Vermittlung von Dolmetschern unterhalten. Die Militrbehrden sind vom Besuch der Vertreter bzw. der zugelassenen Delegierten der Schutzmacht zu benachrichtigen. Vgl. Abkommen ber die Behandlung der Kriegsgefangenen vom 27.7.1929, o.O. 1945, S. 32.
[177] [178]

Gemeint ist das am 16.11.1940 in Berlin zwischen Deutschland und Frankreich unterzeichnete Abkommen, mit dem die Vichy-Regierung von den Vereinigten Staaten die alleinige Verantwortung f r die franzsischen Kriegsgefangenen in Deutschland bernommen hatte. Paul Reynaud (1878-1966). Rechtsanwalt. 1928 bis 1940 Abgeordneter der gem igten Rechten. Februar bis Mai 1932 stellvertretender Ministerprsident und Justizminister. 1935 Untersttzung der Plne Charles de Gaulles zur Neugliederung und Motorisierung der Armee. Mrz bis Juni 1938 Justizminister, Gegner des Mnchener Abkommens. 1938 bis 1940 Finanzminister, Abwertung des Francs. Mrz bis Juni 1940 Ministerprsident und Auenminister. Mai 1940 Verteidigungsminister. 1942 Auslieferung an Deutschland, 1943 bis 1945 Internierung in Deutschland. 1946 bis 1962 Abgeordneter der Unabhngigen Republikaner. 1948 Finanz- und Wirtschaftsminister. 1949 bis 1954 Vorsitzender des Wirtschafts- und Finanzausschusses des Europarats. 1953/54 stellvertretender Ministerprsident.
[179]

Um die franzsische Flotte einem mglichen deutschen Zugriff zu entziehen, griff die Royal Navy am 3. Juli 1940 bei Oran (Mers el-Kbir) die dort liegenden franzsischen Verbnde an. Drei der vier Schlachtschiffe gingen verloren, etwa 1300 franzsische Seeleute fanden dabei den Tod. Die Vichy-Regierung brach daraufhin die diplomatischen Beziehungen zu Grobritannien ab.
[180]

Nachdem sich mit Kamerun, franzsisch-Kongo und dem Tschad der berwiegende Teil von Franzsischquatorialafrika zu De Gaulle als dem Fhrer des Freien Frankreich bekannt hatte, unternahm der General am 23. September 1940 mit Frei-Franzsischen Streitkrften einen Landungsversuch in der Hafenstadt Dakar. Da die Regierung in Vichy jedoch unmittelbar zuvor 5 Kreuzer aus Toulon zur Verst rkung nach Dakar entsandt hatte, musste sich de Gaulle trotz Untersttzung durch britische Marineeinheiten nach zweit gigen Kmpfen ergebnislos zurckziehen. Nach der erfolgreichen Abwehr des Landungsversuches durch Gouverneur General Fran ois Boisson (1894-1948) bekannte sich Franzsisch-Westafrika weiter zur Regierung in Vichy.
[181] [182]

Georges Albert Catroux (1877-1969). General. Absolvent der Offiziersschule St. Cyr. Kolonialoffizier in Nordafrika und Indochina. 1914/18 Kriegsteilnahme. 1939 bis 1940 Generalgouverneur von Indochina. Schliet sich bereits 1940 Charles de Gaulle an und hat einen Sitz im Conseil de d fense de l'empire. Juni 1941 von de Gaulle zum Dlgu gnral, plniponitaire und commandant en chef in der Levante ernannt. L t in dieser Funktion im Herbst 1941 die Unabhngigkeit Syriens und des Libanons proklamieren. Vermittler im Streit zwischen de Gaulle und General Giraud. Juni 1942 Commissaire (ab November 1942 Commissaire d'tat) charg des Affaires musulmanes im Comit franais de Libration nationale (CFLN), ab Juni 1944 in der Provisorischen Regierung) und Generalgouverneur von Algerien. Setzt in diesen Funktion die franzsische Staatsbrgerschaft fr einen Teil der muslimischen Bevlkerung durch. September 1944 bis November 1945 Ministre d'tat dlgu en Afrique du Nord. 1945 bis 1948 Botschafter in Moskau. 1956 kurzzeitig Ministre rsident en Algrie, Rcktritt nach Kundgebungen von Algerien-Franzosen gegen ihn. 1961 Mitglied des Haut

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Tribunal Militaire im Proze gegen die Putsch-Generle Challe und Zeller. Von Franzsisch-quatorialafrika aus hatten franzsische Truppen am 12. November 1940 unter der F hrung von General Leclerc Gabun erobert. Im Februar 1941 stie er von Fort Lamy ber Faya-Largeau im Norden des Tschad ber 1700 Km nach Libyen vor. Nach der Eroberung der italienischen Oase Koufra am 2. M rz 1941 leisteten er und seine Soldaten den sogenannten "Schwur von Koufra" mit dem Versprechen, den Kampf so lange fortzusetzen bis die franzsische Flagge wieder ber Metz und Strasburg weht).
[183]

Leclerc, richtig: Philippe de Hauteclocque (1902-1947) Marschall. 1940 Capitaine, schliet sich nach der Niederlage unter dem Pseudonym Leclerc General de Gaulle in London an. 1940 Gouverneur des Tschad. 1941 General, 1943 Teilnahme an der Befreiung Tunesiens, Oberbefehlshaber der 2e Division blinde. 1944 Teilnahme an der alliierten Landung in der Normandie, Befreiung von Paris (25.8.1944) und Straburg (23.11.1944). 1945 Vormarsch bis nach Berchtesgaden. 1945 Militrgouverneur in Indochina, 1947 als Inspekteur der Armee in Nordafrika tdlich abgestrzt.
[184]

Zum ersten Aufruf de Gaulles, mit dem er sich nicht erst nach, sondern bereits vier Tage vor der Unterzeichnung des deutsch-franzsischen Waffenstillstandes an die franzsische Bevlkerung gewandt hatte (Appel du 18 juin) vgl. Charles de GAULLE, Discours et messages, Band 1, Paris 1970, S. 3f. Die britische Regierung hatte Charles de Gaulle am 28. Juni 1940 offiziell als F hrer der Freien Franzosen anerkannt und am 7. August ein formales Abkommen unterzeichnet. Die Gr ndung des Comit national franais erfolgt am 24. September 1941 bzw. die des Comit franais de la Libration nationale am 3. Juni 1943.
[185]

Nach den Neuen Hebriden (22.7.1940) hatte sich am 26. August zun chst der Kamerun zu de Gaulle bekannt. Noch am gleichen Tage wechselten aufgrund des von ihm am 20. August 1940 verkndeten "Manifeste aux Franais de l'Afriquequatoriale franaise" auch franzsisch-Kongo sowie zwei Tage spter, am 28. August 1940 mit dem Tschad der berwiegende Teil von Franzsisch-quatorial-Afrika in das Lager de Gaulles. Im September 1940 folgten schlie lich Tahiti und Neu-Kaledonien. Obwohl sein Landungsversuch in Dakar (23.-25.9.1940) scheiterte, verkndete de Gaulle am 27. Oktober 1940 in einer Rede in Brazzaville die Grndung des Conseil de dfense de l'Empire.
[186]

Vgl. Journal Officiel vom 24. Juli 1940, S. 4569: Loi du 23 juillet 1940 relative la dchance de la nationalit l'gard de Franais qui ont quitt la France. Loi du 23 juillet 1940 relative la dchance de la nationalit l'gard de Franais qui ont quitt la France.
[187]

Nachdem zunchst mit Wirkung vom 22. Juni 1940, dem Tag des deutsch-franz sischen Waffenstillstandes, seine zeitweise Ernennung zum General aufgehoben und er nur einen Tag sp ter in den Ruhestand versetzt worden war, hatte de Gaulle am 28. Juni 1940 die Aufforderung erhalten, sich innerhalb von fnf Tagen in Toulouse in Gefangenschaft zu begeben. In Abwesenheit wurde er daraufhin zunchst vom Militrgericht von Toulouse am 4. Juli 1940 zu vier Jahren Haft und einer Geldstrafe von 100,- Frs. verurteilt. Gegen dieses Urteil erhob die Regierung in Vichy Einspruch. Das Militrgericht von Clermont-Ferrand verurteilte ihn daraufhin wegen Desertion und Ttigkeit fr eine fremde Macht unter Verlust aller seiner militrischen Dienstgrade in Abwesenheit zum Tode und bestimmte die Einziehung seines Verm gens.
[188]

Eine sichere Verbindung mit den Gebieten in Zentralafrika war von London aus in der Regel zunchst nur auf dem Luftweg mglich, meist mit Zwischenlandungen in Lissabon (Portugal), Bathurst (Gambia) oder Freetown (Sierra Leone). Die franzsischen Offiziere erhielten aus Grnden der Tarnung zu diesem Zweck britische P sse, vgl. Christine LEVISSETOUZ, Philippe Leclerc de Hautreclocque (1902-1947). La lgende d'un hros, Paris 2002, S. 45.
[189] [190]

Nhere Einzelheiten nicht ermittelt. Gemeint ist die Entlassung und Verhaftung Lavals am 13. Dezember 1940.

[191]

[192]

Fernand de Brinon (1885-1947). Journalist und Politiker. Studium der Rechtswissenschaften. Ab 1909 Journalist. Seit 1920 Befrworter einer deutsch-franzsischen Freundschaft. Grndung des Comit France-Allemagne mit Otto Abetz. Februar 1941 Dlgu gnral du gouvernement dans les territoires occup s, ab April 1942 zustzlich Secrtaire d'tat auprs du chef du gouvernement. In Sigmaringen Vorsitz der Dlgation gouvernementale franaise. 1945

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Verhaftung, Proze vor der Haute Cour. 1947 zu Tode verurteilt und hingerichtet.
[193]

Zur deutschen bersetzung der Erklrung s. unten Anlage 1b.

Vgl. Journal Officiel vom 3. Mrz 1941, S. 993: Loi modifiant la loi du 23 juillet 1940 relative la dchance de la nationalit l'gard des Franais qui ont quitt la France, le 28 fvrier 1941.
[194] [195]

Fernand de Brinon.

Charles Clive Bigham (1872-1956). 2nd. Viscount Mersey. Diplomat und Schriftsteller. Weitere biographische Angaben nicht ermittelt.
[196] [197]

Nhere Biographische Angaben nicht ermittelt. Nhere Biographische Angaben nicht ermittelt.

[198]

[199]

Ergebnis der Begegnung zwischen Murphy und Weygand war am 26.2.1941 die Paraphierung eines Abkommens, in dem die USA neben Lebensmitteln wie Tee und Zucker auch die Lieferung von Mineral l und Kohle zusagten, um den Fortbestand des Wirtschaftslebens in Franzsisch-Nordafrika zu sichern. Im Gegenzug akzeptierte Frankreich die Entsendung amerikanischer Vertreter, die als Konsul vor Ort berwachen sollten, da die amerikanischen Hilfslieferungen nicht nach Frankreich weiter transportiert bzw. den deutschen Truppen in Nordafrika zur Verf gung gestellt wurden. Durch einen Notenaustausch zwischen Darlan und Botschafter Leahy wurde das Abkommen am 10.3.1941 frmlich ratifiziert. Robert Daniel Murphy (1894-1978). Amerikanischer Diplomat. 1921-1925 Konsul in M nchen, 1930 stellvertretender amerikanischer Geschftstrger in Paris, ab Juni 1940 in Vichy, 1944 politischer Berater von General Eisenhower und der Militrregierung in Deutschland, 1949-1952 Botschafter in Br ssel, 1952/53 in Tokio. 1954-1959 stellvertretender Unterstaatssekretr im Auenministerium. 1954 als Sonderbotschafter Vermittler zwischen Jugoslawien und Italien, 1958 zwischen Tunesien und Frankreich.
[200]

Text des Handschreibens nicht ermittelt. Am 23.11.1940 hatte Washington die Ernennung des neuen amerikanischen Botschafters, Admiral Leahy, bekanntgegeben, der am 8. Januar 1941 in Vichy eintraf. Zu den Instruktionen des amerikanischen Prsidenten fr den knftigen Botschafter, die vermutlich vom 20.12.1940 datieren, s. Foreign Relations of the United States. Diplomatic Papers (FRUS) 1940, vol. II, Washington 1957, S. 425-429. Neben der Frage mglicher Untersttzungslieferungen Frankreichs an Deutschland galt die Sorge Roosevelts vor allem jenen Einheiten der franzsischen Flotte, die laut 8 des deutsch-franzsischen Waffenstillstandsvertrages "...fr die Wahrung der franzsischen Interessen in ihrem Kolonialreich der franz sischen Regierung freigegeben" worden waren. So sollten insbesondere die beiden modernen franzsischen Schlachtschiffe Jean Bart und Richelieu nicht in deutsche Hnde fallen. Zur deutschen Einschtzung des Wandels in der amerikanischen Haltung gegen ber der Regierung in Vichy vgl. die Aufzeichnung des Botschafters Dieckhoff vom 24.11.1940, ADAP D XI,2 Dok. 394 S. 583-585 sowie den Lagebericht Dezember 1940, B c.
[201]

Admiral Darlan informierte die deutsche Seite erst am 23. April, wobei er jedoch die Vorgeschichte der Vereinbarung zu verschleiern suchte, vgl. den Bericht von Schleier an RAM vom 24.4.1941, ADAP D XII, Nr. 395, S. 522f.

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AN, AJ 40/443

Paris, den 5. April 1941[1] Der Militrbefehlshaber in Frankreich[2] Kommandostab Abteilung Ia Br.[ief]B.[uch]Nr. Ia 235/41 g.[eheime]K[omman]dos.[ache][3]

Betr.: Lagebericht Mrz 1941 Anlage H e f t

Geheime Kommandosache An den Herrn Oberbefehlshaber des Heeres[4]

Beiliegend wird der Lagebericht M rz 1941 vorgelegt.

Der Militrbefehlshaber von Stlpnagel

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Verteiler:

O.K.H.[5] Adj. Ob.d.H.[6] Adj. Chef Gen.Stb.d.H.[7] Gen.Qu.[8] O.Qu I O.Qu V G.Z.[9] Op. Abt.[10] Org.Abt.[11] O.Qu IV Abt. fremde Heere West Heerwesen-Abt. Chef Transportwesen Chef H.N.W.[12] Chef H Rst und BdE[13] Personalamt 1. 2. 3. u. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. bis 18. 19. Ausfertigung " " " " " " " " " " " " " "

O.K.W.[14] W F St/L[15] A Ausl.Abw.[16] 20. 21. " "

Militrbefehlshaber in Frankreich Kommandostab Ia Ic IIa 22. bis 26. 27. 28. 29. " " " "

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III. Abwehrleitstelle Prop.Abt.[17] V.O.V.F.[18] Verb.Offz. zur Deutschen Botschaft

30. 31. 32. 33. 34. u. 35.

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Verwaltungsstab O.Qu. Frankreich[19] W.Wi.R.-Stab Frankreich[20] Hh.Nachr.Fhrer Etra Paris[21] Mil.Verw.Bez. A Mil.Verw.Bez. B Mil.Verw.Bez. C Mil.Verw.Bez. Bordeaux Kommandant von Gross-Paris

36. bis 86. 87. 88. 89. 90. 91. bis 93. 94. bis 96. 97. bis 99. 100. bis 102. 103.

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Nachrichtlich Oberbefehlshaber West Heeresgruppenkommando A Heeresgruppenkommando D A.O.K.[22] 1 A.O.K. 6 A.O.K. 7 A.O.K. 9 A.O.K. 15 A.O.K. 16 104. 105. 106. 107. 108. 109. 110. 111. 112. " " " " " " " " "

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Waffenstillstandskommission Kommandierender Admiral Frankreich General der Luftwaffe Paris Militrbefehlshaber Nordfrankreich Akte Ia - Reserve in Belgien

113. 114.

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115. und 116. u. 117.

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118. bis 130.

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Inhalt

A) Vordringliche Probleme B) Lage auf den einzelnen Sachgebieten I) Die politische Lage in Frankreich

II) Verkehrs- und Nachrichtenwesen 1) Verkehrswesen 2) Militrisches Nachrichtenwesen III) Die franzsische Verwaltung 1) Allgemeines 2) Das franzsische Polizeiwesen 3) Schule und Kultur 4) Die franzsischen Staatsfinanzen 5) Das franzsische Gesundheits- und Veterinrwesen 6) Das Justizwesen im besetzten Frankreich 7) Das franzsische Postwesen IV) Die franzsische Wirtschaft 1) Allgemeines 2) Die Entwicklung in den einzelnen Zweigen der gewerblichen Wirtschaft 3) Ernhrung und Landwirtschaft 4) Forst- und Holzwirtschaft 5) Auswrtiger Waren- und Zahlungsverkehr 6) Arbeitseinsatz 7) Bank-, Brsen- und Versicherungswesen 8) Preisregelung

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V. Aufbau der Dienststellen des Militrbefehlshabers in Frankreich. 1) Stbe 2) Landesschtzeneinheiten 3) Bewachungsaufgaben 4) Bodenstndige Einrichtungen VI. Die deutsche Exekutive und Gerichtsbarkeit im besetzten franz sischen Gebiet.

VII. Kriegsgefangene

VIII. Flchtlings- und Rckwandererwesen

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Anlagenverzeichnis[23]

1.) Arbeit des Deutschen Roten Kreuzes 2.) Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich (23, 24, 25 und 26) 3.) Tierseuchenstand 4.) Entwicklung der Arbeitslosigkeit in den jetzt besetzten Gebieten 5.) Brsennotierungen 6.) Verzeichnis der wichtigsten franzsischen Gesetze im Journal Officiel 7.) bersicht der gemeldeten, erkundeten und abtransportierten Metallmengen 8.) Verzeichnis der V-Betriebe (Versorgungsbetriebe) 9.) Einsatzkarte der Feld- u. Kreiskommandanturen (15.3.41) 10.) Einsatzkarte der L[an]d[es]sch.[tzen]Reg[imen]ts.Stbe und Dep.[artement]Bat[ai]l[lon]e. (15.3.41) 11.) Einsatzkarte der Frontstalags, Intern.[ierungs]Lager u.[nd] Wachbat[ai]l[lon]e. (15.3.41) 12.) Einsatzkarte der Soldatenheime (15.3.41) 13.) Anzeigen ber Straftaten (tab.[ellarische] Darstellung) 14.) bersicht beschlagnahmter oder sichergestellter Gegenst nde (tab.[ellarische] Darstellung) 15.) Beutematerial (tab.[ellarische] Darstellung)

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A. Vordringliche Probleme.

1.) Die Bewachungsfrage. Die nach den Abgaben verbliebenen Einheiten reichen f r sachgemsse Erfllung der laufenden Bewachungsaufaben nicht aus. Die im Gange befindlichen Abl sungen der Truppen der AOKs. erschweren zudem einen planmssigen Einsatz der Bewachungseinheiten und zwingen zu kurzfristigen Aushilfen. Whrend die Bezirkschefs und Feldkommandanten angewiesen wurden, bei der berprfung der zu bewachenden Objekte den schrfsten Mastab anzulegen, treten an den Militrbefehlshaber in Frankreich alle Wehrmachtteile mit neuen Bewachungsanforderungen heran. Zahlreiche Beutelager, die bisher von Truppen der AOKs. bewacht waren, bleiben nach Verschiebung der Divisonen ohne Sicherung. Die sofortige bernahme der Bewachung durch Krfte des Chef H Rst und BdE.[24] (vergl. OKH/ GenStdH/ GenQu Abt. K. Verw. (Qu 4/ Org) Nr. II/ 1176/41 geh. vom 13.3.41[25]) ist dringend erforderlich. Verschrft werden die Schwierigkeiten in Sonderfllen. Als solche werden genannt die durch OKH/GenStdH/Org. Abt. II. Nr. 93/41 g.Kdos. befohlenen Massnahmen, die Niederkmpfung von Fallschirmjgern durch besondere Krfte[26], ber die der Militrbefehlshaber nicht verfgt, der Streckenschutz fr die vom Chef des Transportwesens[27] festgelegten Notstrecken bei inneren Unruhen, die Aufstellung von Wehrmachthilfskommandos zur Bekmpfung von Schadenfeuern bei Luftangriffen u.a.m. 2.) Gefhrdung der Auftragsverlagerung durch die Demarkationslinie. Die Fertigung franzsischer Erzeugnisse fr Deutschland hat inzwischen derart an Raum gewonnen, dass sie aus der deutschen Kriegswirtschaft kaum noch fortzudenken ist. Der Auftragseingang allein im Mrz bertrifft den des Vormonats um mehr als das Dreifache. Die Ausfhrung dieser Auftrge hngt ausschlaggebend davon ab, dass die beauftragten franzsischen Firmen entsprechende Unterauftrge an andere franzsische Firmen weitergeben knnen, die sich zum Teil im besetzten, zum gr ssten Teil aber auch im unbesetzten Gebiet befinden. Diese naturnotwendige Ausweitung der Auftragsverlagerung wird jedoch durch die ausserordentlich einschneidenden Beschrnkungen in Frage gestellt, welche die Demarkationslinie fr den gesamten Personen- und Nachrichtenverkehr mit sich bringt. Die Demarkationslinie wird fr die Ausfhrung der Verlagerungsauftrge aber auch noch in anderer Weise tglich kritischer. Voraussetzung fr die reibungslose Abwicklung der Auftragslieferungen ist - neben der Mglichkeit der Unterlieferungen - die Steuerung der franz sischen Rohstoffbewirtschaftung im deutschen Interesse. Zu diesem Zweck ist bekanntlich dem franz sischen Zentralamt ein deutscher Generalbeauftragter [28] und jeder Sektion der nach deutschem Vorbild geschaffenen Organisation der franz sischen Rohstoffbewirtschaftung ein deutscher Kommissar zugeteilt (vergl. Seite 57 ff des Lageberichtes vom 2.10.40 [29]). Die franzsischen Repartiteure werden nun in stndig steigendem Masse durch die Demarkationslinie zur Einrichtung von Nebenstellen im unbesetzten Gebiet gezwungen, die infolge der Abschliessung durch die Demarkationslinie ziemlich selbstndig arbeiten mssen, whrend andererseits die Mglichkeit, von deutscher Seite aus auf sie Einfluss zu nehmen, naturgemss sehr begrenzt ist. Das Gleiche gilt im Verh ltnis der den franzsischen Sektionen zugeteilten deutschen Kommissare zu den Nebenstellen, welche die Comit s d'Organisation gleichfalls im unbesetzten Gebiet einrichten mssen, um ihren Aufgaben gerecht zu werden. Die Folge dieser zunehmenden Verselbstndigung der Rohstoffbewirtschaftung im unbesetzten Gebiet ist ein stndiges Schwinden des deutschen Einflusses und darberhinaus eine Gefhrdung der gesamten Rohstoffbewirtschaftung.

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3.) Einseitigkeit der "Collaboration" in ihrer Auswirkung auf Versorgungslage und Wirtschaft. Eine Feldkommandantur gibt aus ihrer Praxis heraus eine anschauliche, wohl f r das gesamte besetzte Gebiet Frankreichs gltige Darstellung der Collaborations-Frage. Sie schreibt: "Immer wieder erklren Franzosen in persnlichen Gesprchen bei Erwhnung des Begriffs "Collaboration": "Collaboration heisst einseitige wirtschaftliche Ausbeutung Frankreichs." Einzelne Gegenvorstellungen ntzen ebenso wenig wie Pressecampagnen [sic!] oder Plakataktionen. Der Franzose sieht und h rt tglich, weiss also, dass Frankreich zurzeit keine einzige wirkliche Gegenleistung, wie sie ihm im Rahmen der Collaboration vorschwebt, erhlt: Rckkehr der Kriegsgefangenen, Auflockerung oder gar Aufhebung der Demarkationslinie und der Nordostlinie, Ausstattung der Industrie mit Rohstoffen usw. Die unbedeutenden Lieferungen aus Deutschland fallen demgegenber nicht ins Gewicht, soweit sie nicht berhaupt durch ungengende ffentliche Herausstellung unbekannt bleiben. Die englische Propaganda verwertet alle diese Tatsachen und Erscheinungen mit einem Erfolg, dem die deutsche Propaganda bisher nichts Wirkungsvolles entgegenzustellen wusste." Die Ausfhrungen zeigen, wie sich die Einseitigkeit der "Collaboration" nachteilig auf die gesamte Stimmung in der Bevlkerung und damit auch auf die Bereitwilligkeit zur Ausfhrung deutscher Verlagerungsauftrge - bei aller Anerkennung ihres Wertes fr die Bekmpfung der Arbeitslosigkeit - auswirkten, eine Folge, die man nicht bersehen darf.

B. Lage auf den einzelnen Sachgebieten.

I. Die politische Lage in Frankreich.

Nach der Regierungsumbildung am 25.2. hat Admiral Darlan auf allen Gebieten eine starke Aktivitt entfaltet, sein "Neuer Kurs" wird bestimmt: 1.) durch die Absicht, das in vier Teile auseinanderklaffende Frankreich - frei[e] Zone, besetztes Gebiet, Nordafrika und brige Kolonien - wieder zu einer usseren und inneren Einheit zu bringen und zu sichern, 2.) durch den Versuch, vor Beginn der deutschen Frhjahrsoperationen[30] das Verhltnis zu Deutschland zu klren und eine Basis praktischer Zusammenarbeit zu finden, 3.) bis zur endgltigen Kriegsentscheidung die Tr nach USA (England?) offen zu halten, 4.) durch die Zwangslage, mit allen Mitteln die Versorgung Frankreichs mit Lebensmitteln sicherstellen zu mssen. Der Ernst der franzsischen Versorgungslage machte beschleunigte Massnahmen erforderlich, um die durch die englische Blockade verstopften berseeischen (kolonialen und amerikanischen) Quellen freizubekommen. Darlan kndigte den Schutz der franzsischen Handelsschiffahrt durch Seestreitkrfte an+) , der am 31.3. an der nordafrikanischen Kste bei Nemours[32] praktisch wurde. Den Willen zur Sicherung der Versorgungslage kennzeichnen weiter die Erkl rungen Ptain's, Darlan's und Achard's[33] vor amerikanischen Pressevertretern in Vichy[34]: Die englische Blockade schdige weder die deutsche Kriegfhrung noch das deutsche Volk, sondern richte sich nur gegen Frankreich, Deutschland zeige mehr Grosszgigkeit und Verstndnis als England, und habe u.a. zwei
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Millionen Zentner requirierten Getreides der Bev lkerung des besetzten Gebietes zur Verfgung gestellt (Darlan)[35]. Achard gab bekannt, da die franzsische Regierung die USA um die Lieferung von 5 Millionen Zentnern Getreide fr das unbesetzte Gebiet ersucht habe, da selbst Nordafrika jetzt an Getreidemangel leide. Es seien bereits ber 100 franzsische Handelsschiffe durch britische Kreuzer gekapert worden. Die Verhandlungen mit den USA um Lieferung von Lebensmitteln und die Frage der Sicherung der Seewege durch die franzsische Kriegsmarine begegnen folgenden Schwierigkeiten[36]: Amerika frchtet durch Lieferung von Lebensmitteln an Frankreich eine mittelbare Unterst tzung der deutschen Kriegfhrung. Die Kontrollforderungen von USA, die vielfach politischen Erpressungen gleich zu setzen sind, erscheinen infolge der deutsch-franzsischen Beziehungen (Waffenstillstandsvertrag) fr Frankreich nicht tragbar[37]. Die franzsische Kriegsmarine ist trotz der zugestandenen Erleichterungen nur beschr nkt verwendungsfhig (Treibstoffmangel!). Die Versuche zur Abhilfe der schwierigen Ernhrungslage zeigen zurzeit den Willen der franz sischen Regierung, die noch zur Verfgung stehenden Machtmittel zur aussenpolitischen Sicherung einzusetzen. Dar ber hinaus versucht Admiral Darlan die Einheit Frankreichs und seines empire's [sic!] fester zu fgen (Besprechungen mit General Weygand, General Huntziger, Kolonialminister Platon [38] und Luftfahrtminister Bergeret). Darlan hat hierbei nach einem Kommuniqu und entsprechenden Nachrichten die Verteidigungsmassnahmen des afrikanischen Kolonialreichs "gegen jeden Angriff" berprft[39]. Gemss den von Marschall Ptain bernommenen Verpflichtungen und im Rahmen des Waffenstillstandsabkommens soll die Verteidigung von den franzsischen Truppen mit allen Krften durchgesetzt werden. Ergnzend zu diesem Kommuniqu wurde erklrt, dass sich die Verteidigungsbereitschaft nicht allein auf die berseeischen Besitzungen, sondern auch auf die Verbindungswege zwischen dem Mutterland und seinen Besitzungen beziehe. Diese Erkl rungen wurden von Weygand am 12.3. in der nordafrikanischen Presse unter Betonung der "Integrit t" des Imperiums und der Solidaritt mit dem Mutterlande besttigt[40]. Am 21.3. erklrte Weygand einem amerikanischen Journalisten zur Frage der Zusammenarbeit mit einer anderen interessierten Macht, dass er die Zukunft nicht voraussehen k nne, aber in jedem Falle die Entscheidung des Marschalls[41] unbedingt befolge[42]. Der Versuch zur Strkung und Vereinheitlichung Frankreichs seines empire kann neben den fast zwangsl ufigen Sicherungsmassnahmen in der Absicht erfolgen, eine reale Macht bei Friedensverhandlungen als Tauschobjekt zu benutzen und gegebenenfalls auch allen anderen M glichkeiten gewachsen zu sein (vgl. Lagebericht Februar 1941). Aus diesem Zusammenhang heraus knnen die Schwierigkeiten in der Frage der deutschen Marokko-Kontrolle erklrt werden[43]. Die deutsche Marokko-Kontrolle strt naturgemss die franzsisch-amerikanischen Beziehungen und erschwert die Versorgungsverhandlungen mit USA. Im Zuge des planmssigen Vorgehens Admiral Darlans zur usseren und inneren Festigung Frankreichs sucht er in zahlreichen Besprechungen mit Prfekten die Verwaltung des Landes einheitlich auszurichten. Seine etwa alle 10 Tage wiederholten Reisen nach Paris haben ebenfalls den Zweck, Einfluss auf die Verwaltung des besetzten Gebietes zu nehmen. Hauptschlich gelten sie jedoch der Vertiefung der deutsch-franzsischen Beziehungen und der Abstimmung seiner Politik mit der Politik des Reiches. Admiral Darlan bem ht sich durch Aufrechterhaltung des persnlichen Konnexes mit den zustndigen militrischen und politischen Stellen schwebende Fragen einer schnelleren Lsung zuzufhren und eine Sphre des Vertrauens zu schaffen, die die Wiederaufnahme der Politik von Montoire zum gegebenen Zeitpunkt ermglichen kann. In der jetzigen Lage die Politik Lavals einer totalen Zusammenarbeit fortzufhren, erscheint ihm politisch nicht zweckmssig. Wenn er auch Realpolitiker ist, um die grossen Mglichkeiten einer Collaboration fr die Zukunft Frankreichs einzusehen, so hemmen die Verfolgung einer restlosen "Collaboration":

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die nach franzsischer Auffassung noch ungeklrte Gesamtkriegslage, Die Notwendigkeit der USA-Hilfe in Fragen der Versorgung, Die derzeitige Volksstimmung, die auf eine deutsch-franz sische Annherung unter dem Druck der Besatzungsmacht wegen fehlender sichtbarer Beweise negativ reagieren w rde. Die Form der Regierungsfhrung ist wohl diktatorisch, aber Admiral Darlan bedarf zu eigener St tzung der Autoritt des Marschalls und der staatlichen Machtmittel (Wehrmacht, Regierungsorgane, Polizei), die einer totalen Collaboration zurzeit nicht mehr so aufgeschlossen sind wie unmittelbar nach Montoire. So liegt auch im Berichtsmonat das Gewicht der deutsch-franz sischen Beziehungen auf dem wirtschaftlichen Gebiet. Admiral Darlan hat, um eine franzsische Stimme zu nennen, "die sentimentale Zusammenarbeit durch eine praktische ersetzt".

Stimmungsbericht Eine klare Linie in der politischen Willensbildung des franz sischen Volkes besteht nicht. Die schwankende, kriegsmde Stimmung wird strker durch die militrischen, politischen und wirtschaftlichen Tatsachen beeinflusst, als durch unsere politische Propaganda, die im allgemeinen ohne besondere Anteilnahme aufgenommen wird. (Dabei scheint nur das gesprochene Wort - Vortrag von Prof. Grimme [sic!] [44] in Bordeaux[45], der gut besucht war - neben kulturellen Veranstaltungen Widerhall zu finden). Die beste Propagandawirkung geht nach wie vor von dem einwandfreien Auftreten der Wehrmacht aus, wobei die Darstellung ihrer Strke anlsslich der Truppenverschiebungen berall besonderen Eindruck gemacht hat. Die Tatsachen, die f r oder gegen Deutschland wirkten, sind: 1.) militrische und aussenpolitische, 2.) wirtschaftliche, 3.) innenpolitische.

Zu 1.) Die deutschen kriegerischen Erfolge zur See ("Scharnhorst" und "Gneisenau", U-Boot-Krieg)[46] und in Afrika (Korps Rommel), der Beitritt Bulgariens und Jugoslaviens zum Dreierpakt [47] haben die Hoffnung auf Englands Sieg und damit die Wirkung der englischen Propaganda zurckgedrngt. Der "Umfall" Jugoslaviens lste aber schlagartig eine antideutsche Welle aus[48]. (Antideutsche Kundgebungen in Marseille und Lyon, Schm ckung des Denkmals Knig Alexanders[49] in Paris mit Blumen, Aufforderung des englischen Rundfunks, zu Ehren des "Heldenknigs" Peter II[50] in der Nacht vom 28./29.3. berall in der ffentlichkeit den Buchstaben "V" (victoire) anzubringen, der - meist von Jugendlichen - vielfach nachgekommen wurde.)

Zu 2.) Trotz aller Hinweise auf die englische Blockade, die mangelhafte Versorgung aus dem unbesetzten Gebiet und trotz aller Aufklrungen durch die Presse sucht man bei der Besatzungsmacht die Hauptschuld f r die Knappheit der Lebensmittel und Verbrauchsgter. Antideutsche Flsterpropaganda findet in der Not der Bevlkerung einen fruchtbaren Boden und wird durch die fr April angekndigte weitere Krzung der Lebensmittelrationen[51] gefrdert. Der Landwirtschaft bereitet die Beschaffung von Arbeitskr ften, die Bereitstellung von Saatgut und Futtermitteln und die neue Pferdemusterung ernste Sorge. Gnstig wirkt sich dagegen die Erfassung der Schuh- und Spinnstoffwaren aus, durch die die uferlos gewordenen Privatkufe, auch deutscher Dienststellen abgestellt wurden. In wirtschaftlich interessierten Kreisen hat die

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Berichterstattung ber die Leipziger Messe guten Widerhall gefunden[52]; neben allgemeinen Eindrcken von der deutschen Wirtschaftskraft und Organisation wurden insbesondere die aus den Messeeindrcken sich ergebenden neuen Mglichkeiten der wirtschaftlichen Zusammenarbeit behandelt. Die wirtschaftliche Zusammenarbeit scheint den besten Ansatzpunkt zu einer Besserung der allgemeinen Stimmung gegen ber Deutschland zu bieten.

Zu 3.) Daher findet auch der neue Kurs Darlans Anklang und wirkt beruhigend. Solcher Beruhigung dienten vor allem auch die Berichte der in Frankreich weilenden franz sischen Arbeitsurlauber aus Deutschland. Die eigene soziale Lage wurde mit den Arbeitsbedingungen des Reiches verglichen. Presse, Rundfunk und Aktivpropaganda haben das weitgehend ausgenutzt, sodass diese Dinge bis ins kleinste Dorf bekannt geworden sind und in vielen Franzosen ein anderes Bild vom neuen Deutschland haben erstehen lassen. Der Kurs Darlans, der das Gewicht der deutsch-franz sischen Beziehungen auf das wirtschaftliche Gebiet verlagert, kommt der allgemeinen franzsischen Neigung, klare Entscheidungen und einen politischen Umbruch zu vermeiden, entgegen. Er belsst die lndlichen und brgerlichen Schichten bei ihrer bisherigen teilweise chauvinistischen Einstellung. Die Verehrung fr Ptain wchst, auch in linksgerichteten Kreisen, wie auch aus der weiten Verbreitung seines Bildes hervorgeht. Wenn auch von einer ernst zu nehmenden aktiven Einstellung gegen Deutschland zurzeit nichts zu merken ist, so glimmt die Bereitschaft dazu, besonders bei der chauvinistischen Jugend, unter der Decke. Bei evtl. auftretenden politischen oder militrischen Schwierigkeiten in der Kriegfhrung kann die Masse des franzsischen Volkes aktiver in ihrem Verhalten gegenber der Besatzungsmacht werden. In diesem Sinne arbeitet auch die nach wie vor starke englische Propaganda. Das bisherige Verbot, englische Rundfunknachrichten in Gemeinschaft zu hren[53], auch auf den Einzelempfang auszudehnen, ist erwogen. (Einziehung der Rundfunkempfangsgerte wre dazu Erfordernis!)

Die politischen Bewegungen Das "Rassemblement National Populaire" hat infolge der Politik Darlans einen Stoss erlitten. Die Opposition gegen Vichy - ein Grundgedanke der Sammelbewegung - ist weitgehend hinf llig geworden. So konnte der Anfangserfolg nicht erweitert werden; in der Provinz wird das R.N.P. vielfach als von der Pariser Presse und der deutschen Fhrung "gemacht" angesehen.

Kommunismus Wesentliche neue Beobachtungen ergaben sich nicht. Die scharfen Zugriffe der franz sischen Polizei halten an und schrnken die Aktionsmglichkeiten ein, sodass die Propaganda immer wieder neue Mittel und Wege suchen muss. Die Wirkung des Kommunismus steht in keinem Verhltnis zu der fr eine Zersetzungsarbeit so gnstigen wirtschaftlichen und sozialen Notlage.

De Gaulle-Bewegung Auf die Anlage 1. zum Bericht vom 8.3.41[54] des Militrbefehlshabers wird hingewiesen. Es muss immer wieder betont werden, dass de Gaulle fr viele Franzosen die Hoffnung auf Englands Sieg symbolisiert (was noch keine aktive Anhngerschaft an seine Bewegung oder eine Zustimmung zu seinem milit rischen Wollen einschliesst). Das ist umso natrlicher, weil sonst in Frankreich weder ein Politiker noch eine politische Bewegung so ganz auf die englische Karte gesetzt haben. Die immer wieder als beunruhigend gemeldeten Transporte wehrfhiger Mnner von Sdfrankreich nach Afrika sind fast durchweg die Transporte Freiwilliger f r die franzsische Kolonialarmee[55], die laut den Berichten der Kontrollkommissionen die ihr zugestandenen St rken noch nicht berall erreicht hat.

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Der immer noch anhaltende Personenschmuggel ber die Demarkationslinie (insbesondere Wehrfhiger) kann nicht als eine ins Gewicht fallende militrische Strkung der Streitkrfte de Gaulles angesehen werden, kennzeichnet aber die politische Haltung [56]. Zur Abwehr ist die Einrichtung von Konzentrationslagern und Aburteilung durch ein Sondergericht vorgesehen, spterer Abschub in Arbeitslager in den Osten des Reiches wird beantragt.

Innere Sicherheit Die Sabotageakte - wiederum zum grssten Teil Kabelzerschneidungen - haben sich gegen ber dem Vormonat vermindert. Dies trifft besonders auf die Kstengebiete zu, wo im Bereich der Feldkommandantur 722 [57] und 723[58] die Sabotageakte fast um 50% zurckgegangen sind. (Im Vormonat 20, in diesem Monat 11 Flle.) Der Rckgang ist auf die einschneidenden Gegenmassnahmen zur ckzufhren; trotzdem sind die Kstengebiete aber in unverhltnismssiger Strke an den Sabotagefllen noch beteiligt. (Viele Meldungen von Sabotagef llen waren auf natrliche Ursachen und auf bewusste und unbewusste Tuschungsflle deutscher Wehrmachtangehriger zurckzufhren.) Deutschfeindliche Kundgebungen in der ffentlichkeit fanden nicht statt, wenn man nicht die "Malaktion" in der Nacht vom 28./29.3.[59] darunter rechnen will. In Kinos kam es zuweilen zu vereinzelten stillen Kundgebungen des Protestes gegen deutsche Wochenschauen. Auf die geringe Strke der Sicherungstruppen wurde bereits mehrmals hingewiesen. Die berwachung an der Demarkationslinie ist nicht gew hrleistet. Zurzeit sind auf den Kilometer 2 Mann Bewachungskr fte des Zollgrenzschutzes eingesetzt[60]. Durch das Herausziehen von GFP[61]-Gruppen aus Frankreich ist auch der Einsatz von GFP-Kr ften an der Demarkationslinie unzureichend. Bei der derzeitigen berwachung kann mit einer Abnahme des illegalen berschreitens und des Briefschmuggels trotz aller Massnahmen nicht gerechnet werden. Auch die Flucht entwichener Kriegsgefangener wird durch die mangelnde Sicherung an der Demarkationslinie erleichtert. (Sondermeldung ist hierber vorgelegt[62]). Die innere Sicherheit ist zurzeit nicht gefhrdet.

II. Das Verkehrs- und Nachrichtenwesen.

1. Verkehrswesen. Allgemeines Die unvermindert starken Anforderungen der Wehrmacht sowie der Wirtschaft infolge der umfangreichen Auftragsverlagerung brachten eine weiterhin anhaltende Anspannung der Transportlage. Fuer die Monate April bis Juli 1941 wurde wie bisher ein Vierteljahresprogramm als Rahmenprogramm aufgestellt, fuer dessen Durchfuehrung die jeweils monatlich aufzustellenden Transportplaene verbindlich sind.

Eisenbahnverkehr Die allgemeine Betriebslage war trotz der hohen Anforderungen befriedigend. Der Streckenausbau ist weiter fortgeschritten. Die Zuteilung der von der S.N.C.F. fuer Ausbau und Unterhaltung der Verkehrswege und des rollenden Materials angeforderten Mindestkontingente an Eisen und Stahl ist nach den Zusagen der zustaendigen

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Stellen als gesichert anzusehen. Betriebliche Unfaelle fuehrten ebensowenig wie die feindlichen Fliegerangriffe zu wesentlichen Stockungen. Dagegen besteht immer noch starker Mangel an Gueterwagen. Die hohe Zahl der Transporte nach dem Reich hat einen weiteren Abfluss von franzoesischem Bahnmaterial nach Deutschland mit sich gebracht, trotz der Rueckfuehrung franzoesischer Gueterwagen in Leerzuegen, die in der Mehrzahl als Schadwagen zurueckkehren. Die Zahl der nicht rechtzeitig entladenen Wagen ist weiterhin um etwa 1 300 Wagen gestiegen, sodass die ETRA durchgreifende Abhilfemassnahmen treffen musste. In anderen Faellen traten Transportverzoegerungen durch nicht rechtzeitige Bereitstellung der abzubefoerdernden Wagen auf, sodass zukuenftig nur noch versandbereitstehende und mit den noetigen Versandunterlagen versehene Gueter zum Abtransport angemeldet werden duerfen. Die Faelle der Beraubung von Gueterzuegen sowie Ungluecksfaelle bei Wehrmachtsangehoerigen infolge eigenen Verschuldens mehren sich zusehends, sodass besondere Massnahmen erwogen werden.

Urlauberverkehr. Der militaerische Transportbedarf. Der ab 15.3. infolge Verringerung der Urlauberquote um 40 vH eingeschraenkte SF-Verkehr[63] hat sich reibungslos abgewickelt. Die ab 20.3. befohlene Urlaubssperre brachte die erwartete Verringerung des Verkehrs.

Abschub. Neben umfangreichen Truppentransporten ist die Zahl der mit militaerischer Beute, wehrwirtschaftlichen Guetern und Pferden nach dem Reich gefahrenen Zuege immer noch sehr hoch.

Allgemeine Wirtschaftstransporte. Der wirtschaftliche Transportbedarf. Der Abtransport von Schrott, Erzen, Abbrnden, Metallen, Suedfruechten und Wein nach Deutschland wurde verstaerkt sowie die Abfuhr groesserer Vorraete von Waloel[64] im Pendelverkehr mit Kesselwagen nach Ludwigshafen/ Rhein eingeleitet. Durch Wagenmangel wurden insbesondere die Duengemitteltransporte beeintraechtigt, jedoch gelang es, durch Verhandlungen mit den Heimat-Transportdienststellen, wenigstens die Kalitransporte aus dem Elsass wieder verstaerkt ingang zu bringen. Die angedienten Kohlenmengen konnten auf Schienen und Wasserstrassen voll abgefahren werden. Lediglich Mangel an Haldenbestaenden und unzureichende Foerderung machten die Erfuellung des Programms unmoeglich. Die Transporte von Zellstoff, Papier und Mineraloel aus Deutschland nach Frankreich wurde glatt abgewickelt; Speise- und Saatkartoffeln konnten wegen der Witterungsverhaeltnisse bisher nur ganz unzureichend angeliefert werden (s. u.[nten] IV 3).

Schiffsverkehr Binnenschiffahrt Der Gueterverkehr auf der Wasserstrasse hat sich bei starker Zunahme der Transporte reibungslos abgewickelt. Der noch im Vorbericht erwaehnte brachliegende Schiffsraum ist nunmehr voll in Anspruch genommen. Der Kohlenverkehr aus dem Liller Raum wird von bisher 6 000 to taeglich auf 10 000 to gesteigert werden (z.[ur]Z[ei]t. 8 000 to).

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Der Schiffsverkehr auf der Oise , der wegen des hohen Wasserstandes eingestellt war, wurde ab 13.3. in vollem Umfange wieder aufgenommen. Seit dem 19.3. ist der Orlans-Kanal wieder schiffbar. Der Verkehr auf dem RheinMarne-Kanal leidet nach wie vor unter dem Mangel an Dieselkraftstoff fuer Selbstfahrer.

Seeschiffahrt In den Atlantikhaefen sollen in naechster Zeit spanische Erze fuer Deutschland und Belgien umgeschlagen werden. Besondere Bedeutung kommt auch den Rohstoff- und Lebensmitteltransporten im Mittelmeer aus spanischen, nordund westafrikanischen Haefen nach Ste, Marseille, Nizza, Modane, Port Vendres und Genua zu. Befoerdert werden hauptsaechlich Apfelsinen, Oelkuchen, Erdnuesse, Kolonialprodukte, Eisenerze und Phosphat. Wegen der beiden amerikanischen Lebensmittelschiffe, die juengst in Marseille ihre Ladung loeschten, sei auf die Erklaerung de Brinons vor amerikanischen Pressevertretern verwiesen: "2 Schiffe sind eine schoene Geste, aber auch nicht mehr als eine Geste"[65].

Strassenverkehr a) Allgemeines. Durch Einsatz immer zahlreicher Nutzkraftfahrzeuge konnten die im mittelbaren und auch im unmittelbaren Interesse der Wehrmacht noetigsten Wirtschaftstransporte - wenn auch nur unter groessten Anstrengungen - durchgefuehrt werden. Erstmalig wurde in groesserem Umfange die Stellung ziviler Nutzkraftfahrzeuge unmittelbar fuer die Wehrmachtseinheiten angefordert.

b) Kraftfahrwesen Abgabe von Fahrzeugen aus der Neuproduktion Seit der Zuteilung entsprechender Kontingente, also seit September 1940 sind der franzoesischen Wirtschaft (im weiteren Sinne) - einschliesslich einer Anzahl von deutschen im besetzten Gebiet eingesetzten Firmen und Dienststellen - bisher 7 360 Lkw, 164 Pkw und 33 Kraftomnibusse ueberlassen worden.

Grenzueberschreitender Gueterfernverkehr. Waehrend schon vor Erlass der Verordnung ueber den grenzueberschreitenden Gueterkraftverkehr[66] ein erheblicher grenzueberschreitender Gueterkraftverkehr vom deutschen Reich aus nach dem besetzten franzoesischen Gebiet stattfand, kann von einem nennenswerten Verkehr in umgekehrter Richtung auch jetzt noch nicht gesprochen werden.

c) Strassen- und Brueckenbau Zustand der Strassen und Bruecken Die Dg-Strassen[67] nebst ihren Ergaenzungsstrassen sind durchweg ebenso wie die Bruecken im Zuge von Dg-Strassen gut befahrbar. Die Bruecken weisen allgemein eine Tragfaehigkeit von mindestens 16 to auf, mit Ausnahme der Behelfsbruecke ueber die Maas bei Ste[...,] [68] deren Tragfaehigkeit auf 3 to herabgesetzt werden musste.

2. Militaerisches Nachrichtenwesen .

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Fernsprechwesen Am 1. Maerz 1941 erfolgte die allgemeine Freigabe des oeffentlichen Fernmeldeverkehrs (1. Durchfuehrungsverordnung im Februarbericht,)[69] mit den Beschraenkungen, die im Interesse der deutschen Wehrmacht notwendig sind[70]. Aufgrund dieses Entgegenkommens der deutschen Behoerden nahm der franzoesische Fernsprechverkehr erheblich zu, sodass die franzoesischen Leitungen (Fz.-Leitungen) [71] nicht ausreichten. Es wurden durch die PTT[72] daher taeglich neue Leitungen angefordert, die zur Verfuegung gestellt wurden. Zahl der seit 1.3.41 genehmigten Fz.-Leitungen: 200. Das Fernkabelnetz im Bereich des Hoeheren Nachrichtenfuehrers Frankreich ist mit 795 700 km Kabelleitungen beschaltet. Davon entfallen auf das franzoesische Behoerdennetz 60 000 km. Der Verkehr auf den Fernsprech- und Fernschreibleitungen, die fuer die in Frankreich arbeitenden deutschen Behoerden und Firmen ins Reich geschaltet wurden, nimmt stetig zu. Die Statistik ergibt, dass die Anzahl der auf diesen Leitungen hergestellten Verbindungen im Maerz d[iese]s.J[ahre]s. um fast das Doppelte gestiegen ist.

Funkwesen Der Sender Radio Cit im Stadtgebiet von Paris, der kurz vor der Besetzung der Stadt durch die Franzosen zerstoert wurde, soll auf Befehl des OKW wieder aufgebaut und in Betrieb genommen werden. Der Sender wird mit einer Leistung von 20 kW voraussichtlich Ende April betriebsfaehig sein.

III. Die franzoesische Verwaltung.

1. Allgemeines Zusammenarbeit mit der franzoesischen Verwaltung In der franzoesischen Zentralverwaltung zeigt sich nach Neubildung des Kabinetts eine staendige Konsolidierung. Immer staerker tritt der Finanzminister Bouthillier in den Vordergrund. Er leitet gegenwaertig 4 Ressorts: das Finanzministerium, das Wirtschaftsministerium, das Arbeitsministerium und das Verkehrsministerium. Damit ist die gesamte Wirtschaftsfuehrung Frankreichs (mit Ausnahme des Landwirtschaftsministeriums) in die Hand des Finanzministers gelegt. Darueberhinaus ergreift der Finanzminister jede nur moegliche Gelegenheit zur Kontrolle auch der uebrigen Ressorts auf dem Wege ueber die Ausgabenbewilligung und Ausgabenkontrolle. Bouthillier ist zurzeit unter den Ministern und Staatssekretaeren zweifellos der Mann mit den meisten Befugnissen. Die Bedeutungslosigkeit des vor kurzem geschaffenen Nationalrats[73] fuer die Gesetzgebung und Verwaltung wird immer deutlicher. Nach der jetzt veroeffentlichten Verfassung des Nationalrats besitzt diese Versammlung keinerlei Initiativrecht. Sie darf nur auf Anordnung des Staatschefs zusammentreten. Es ist ihr verwehrt, ueber Angelegenheiten, die ihr nicht zur Beratung unterbreitet worden sind, sich gutachterlich zu aeussern oder Anregungen zu geben. In die Arbeitsausschuesse koennen die Staatssekretaere [74] jederzeit ihre Kommissare entsenden. Das Bestreben des Staatschefs, das Fuehrerprinzip in jeder Weise zu wahren, ist deutlich erkennbar. Die franzoesische Oeffentlichkeit hat jedoch hierfuer bis jetzt noch wenig Verstaendnis, wie einige lebhafte Presseangriffe gegen dieses Gesetz beweisen[75]. Ueberhaupt erfreut sich die franzoesische Verwaltung bei einem grossen Teil der franzoesischen Oeffentlichkeit

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anscheinend keines besonderen Ansehens. Der "Petit Parisien" warf ihr in diesen Tagen vor, dass sie den Fortschritt hindere, sei es, dass es sich um Verkehrsfragen, wie die Umstellung des Kraftverkehrs auf Gasantrieb, sei es, dass es sich um Ernaehrungsfragen, wie die Gewinnung von Pflanzenoel handele [76]. Hierzu duerfte zu einem gesissen [sic!] Teil auch die Begruendung beitragen, unter welcher die franzoesische Regierung jetzt laufend Buergermeister, Beigeordnete und Gemeinderatsmitglieder aufgrund des Gesetzes vom 16. November 1940 ueber die Neuorganisation der Gemeindeverwaltungen [77] abberuft. Den abberufenen Buergermeistern, Beigeordneten usw. werden in den amtlichen Verlautbarungen Parteilichkeit, eigennuetzige Wahrnehmung der Dienstgeschaefte, persoenliche Machenschaften und dergleichen vorgeworfen. Allein die Nummer 23 des Journal Officiel bringt die Aufloesung von 60 Gemeinderaeten und die Abberufung von 37 Buergermeistern, Beigeordneten und Mitgliedern kommunaler Koerperschaften mit derartigen Begruendungen [78]. Die Zusammenarbeit mit den franzoesischen Verwaltungsbehoerden ist nach wie vor gut. Die Einsetzung eines Generalbeauftragten fuer die deutsch-franzoesische Zusammenarbeit auf wirtschaftlichem Gebiete[79] durch die franzoesische Regierung und die durch den Botschafter de Brinon uebermittelten Erklaerungen des Marschalls Ptain ueber seine Abneigung gegen den "ungehorsamen General" (de-Gaulle) [80], seinen ernsten Willen zur "Collaboration" und seine Parteinahme fuer die "Defaitisten" werden ihrerseits dazu beitragen, die franzoesischen Verwaltungsbehoerden in ihrer Zusammenarbeit mit den deutschen Dienststellen anzuspornen.

Arisierungsmassnahmen Der im Vorbericht[81] bereits erwaehnte Plan der franzoesischen Regierung, ein Judenamt[82] einzurichten[83], ist inzwischen verwirklicht worden, indem ein Generalkommissar fuer Judenfragen namens Xavier Vallat[84] eingesetzt wurde[85]. Diese Tatsache sowie die Bekanntgabe des Ergebnisses der letzten Judenstatistik hat das Interesse der franzoesischen Oeffentlichkeit fuer die Judenfrage erneut wachgerufen [86]. Es wird darauf hingewiesen, dass allein in Paris und Vororten sich noch fast 65 500 juedische Familien aufhalten, sodass die Gesamtzahl der hier wohnhaften Juden auf 20 000 [sic!][87] bis 300 000 zu schaetzen ist, und dass nur ungefaehr ein Viertel von ihnen die franzoesische Staatsangehoerigkeit besitzt, waehrend wie der neue Judenkommissar der franzoesischen Presse gegenueber betonte, die meisten Juden aus dem Osten zugewandert seien [88]. Eine Anordnung der franzoesischen Regierung ueber die Arisierung des Rechtsanwaltsberufes steht bevor[89]. Damit werden allein in Paris von 2750 Rechtsanwaelten 500 juedische verschwinden. Der Seinepraefekt[90] beabsichtigt ueberdies den sofortigen Abbruch des Ghettoviertels von Paris, das eines der unsaubersten Stadtviertel ist[91]. Den franzoesischen Standpunkt kennzeichnete Vallat dahin, dass die Ostjuden als ein fremdes Element bezeichnet werden muessen, das nicht assimiliert werden kann; deshalb muessten gegen sie Abwehrmassnahmen ergriffen werden, und zwar, wie er woertlich erklaerte, "nicht mit Hass oder aus dem Wunsche nach Repressalien heraus", sondern "aus einem nationalen Geiste". Dass Frankreich im uebrigen noch weit davon entfernt ist, das Wesen der Arisierung als eine Massnahme der Rassenerhaltung zu erkennen, ergibt die Einberufung von 4 nordafrikanischen Eingeborenen in den franzoesischen Nationalrat[92], die von Vichy aus mit folgenden bezeichnenden Worten kommentiert wird: "Diese Entscheidung des Marschalls zeigt wieder, dass unsere mohamedanischen Brueder Franzosen wie die katholischen oder evangelischen Glaubensgenossen sind. Sie ist ein Beweis fuer die Grundeinheit Frankreichs von den Kuesten der Nordsee bis zu den fernen Kuesten Nordafrikas."

2. Das franzoesische Polizeiwesen. Allgemeines Nennenswerte Stoerungen der oeffentlichen Ordnung sind auch weiterhin nicht vorgefallen.

Ordnungspolizei

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Luftschutz Das gesamte im besetzten Gebiet geltende Luftschutzrecht und die Organisation des franzoesischen Luftschutzes wird jetzt neu geregelt. Einzelheiten folgen in dem naechsten Monatsbericht [93].

Sicherheitspolizei Die Kriminalitaet in der franzoesischen Bevoelkerung steigt an. Ein wesentlicher Grund fuer diese Erscheinung liegt in dem Mangel an franzoesischen Polizeibeamten, insbesondere in der Sperrzone.

Personalverhaeltnisse Es ist untragbar, dass tausende von Anzeigen unbearbeitet liegen bleiben, weil, insbesondere wiederum im Gebiet jenseits der NO-Linie, die Effektivstaerke der Polizei der Zahl der Bevoelkerung keineswegs entspricht. Es sei nur der Fall der Stadt Nancy[94] erwaehnt, wo von 35 friedensmaessigen Kriminalbeamten tatsaechlich 4 Dienst tun. Eine Auffuellung der Polizei durch Beurlaubung von kriegsgefangenen Beamten und eine Verstaerkung der Polizei im Sperrgebiet dadurch, dass den jetzt im unbesetzten Gebiet zurueckgehaltenen oder in dem nicht gesperrten besetzten Gebiet taetigen franzoesischen Beamten die Rueckkehr in die Sperrzone deutscherseits gestattet wird, ist daher unvermeidbar und aeusserst dringlich.

Legitimationszwang. Die auf deutsche Veranlassung hin demnaechst erfolgende allgemeine Einfuehrung einer neuen Identitaetskarte (mit Fingerabdruck, Lichtbild usw.)[95] wird die auch im deutschen Abwehrinteresse liegende polizeiliche Kontrolle der franzoesischen Zivilbevoelkerung wesentlich erleichtern, zumal eine solche Kontrollmoeglichkeit in Frankreich durch das Fehlen jeglicher Meldebestimmungen bis jetzt sehr erschwert ist.

Verwaltungspolizei Nachdem das Auswaertige Amt ueber die Unterbringung der deutschen Frauen in dem englischen Internierungslager auf der Isle of Man Guenstiges hat feststellen und mitteilen koennen [96], wird eine Verlegung des Internierungslagers Besanon[97] in den Kurort Vittel[98] vorbereitet, wo neben einer Verbesserung der Unterbringung insbesondere eine groessere Moeglichkeit der Bewegung im Freien gegeben ist.

Vereinspolizei Die Ueberwachung des Vereinslebens erfordert nach wie vor die angespannte Aufmerksamkeit der Militaerverwaltung. Auf dem Gebiete des politischen Vereinswesens ist festzustellen, dass die bisher zugelassenen politischen Gruppen in der Provinz nur sehr geringen Wiederhall [sic!] finden und dort - abgesehen von der Plakatpropaganda - kaum in Erscheinung treten.

Verkehrspolizei Fuer den Strassenverkehr im besetzten Gebiet wurde eine deutsche Verkehrsordnung erlassen[99]. Die franzoesische Regierung hat eine Verkehrsverordnung gleichen Inhalts erlassen [100]. Die Vereinheitlichung der Verkehrsvorschriften bedeutet einen wesentlichen Fortschritt in der Bekaempfung der Verkehrsgefahren.

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3.) Schule und Kultur. Die Person des neuen Unterrichtsministers Der neue franzoesische Unterrichtsminister Carcopino hat in einer Rundfunkansprache seine Absichten und Ziele dargelegt[101]. Er steht nicht, wie sein Vorgaenger Chevalier, im klerikalen Lager, sondern ist liberaler Herkunft. Er erblickt auf dem Gebiete der Erziehung sein Hauptziel in der Ueberwindung der innerfranzoesischen Gegensaetze, d.h. vor allem in der Beseitigung der zersetzenden marxistischen und kommunistischen Einfluesse. Seinem Vorgaenger Chevalier hatte die Presse politische Einseitigkeit vorgeworfen. Man habe, heisst es in einem Artikel in der Zeitschrift "La Gerbe" vom 27. Maerz 41 sehr aufschlussreich, laizistische Lehrer ihres Amtes enthoben, obwohl sie sich der Kriegspsychose entgegengestellt haetten, waehrend Hochgradfreimaurer von den Massnahmen verschont geblieben seien[102]. Carcopino hat in dieser Hinsicht gerechte Massnahmen angekuendigt. Carcopino hat in seiner Rundfunkansprache ferner das wohlwollende Verstaendnis hervorgehoben, das er als Rektor der Sorbonne beim Militaerbefehlshaber in Frankreich gefunden habe. Es muss bestaetigt werden, dass er in der Zeit seines Rektorats durchaus loyal mit den deutschen Besatzungsbehoerden gearbeitet hat, sodass er von politischen Gegnern als "Gauleiter der Sorbonne" bezeichnet wurde.

Der Kampf um den Religionsunterricht in der Schule Im uebrigen beschaeftigt sich die Oeffentlichkeit, insbesondere die Presse, jetzt sehr stark mit der Frage des Religionsunterrichts in der Schule. Ein Gesetz von 1882 enthielt den Grundsatz, dass ein Religionsunterricht nur ausserhalb der Schulgebaeude erteilt werden darf; es bestimmte deshalb, dass an den staatlichen Volksschulen ausser dem Sonntag ein Tag in der Woche vom Unterricht freibleibt, um den Eltern Gelegenheit zu geben, ihren Kindern Religionsunterricht ausserhalt [sic!] der Schulgebaeude erteilen zu lassen. Im Jahre 1923 wurde das Wort "Gott" auch im Moralunterricht ausdruecklich verboten. Der Vorgaenger von Carcopino erwirkte unter dem 6. Januar d[iese]s.J[ahre]s. eine Aenderung dieses Gesetzes von 1882 dahin, dass der Religionsunterricht als fakultativer Unterricht in den Stundenplan der staatlichen Volksschulen aufgenommen wurde[103]. Damit kam die bisherige Bestimmung, dass sich aller Religionsunterricht ausserhalb der Schulgebaeude vollziehen muss, in Wegfall. Ausserdem blieb an diesen Schulen auch weiterhin ein Vormittag in der Woche fuer den Religionsunterricht frei. Bereits im November 1940 war die Erwaehnung Gottes im Moralunterricht wieder zugelassen worden[104]. Carcopino hat das Gesetz ueber den Religionsunterricht von 1882 unter dem 10. Maerz d[iese]s.J[ahre]s. erneut[105] und zwar dahin abgeaendert, dass der im Rahmen des Stundenplanes fuer oeffentliche Volksschulen fakultativ zu erteilende Religionsunterricht ausserhalb der Schulgebaeude zu erteilen ist, damit, wie der Minister erklaerte, eine klare Scheidung der Bereiche des Geistlichen und des Lehrers beibehalten werde. Im uebrigen solle, so erklaerte der Minister, im Moralunterricht das Wort "Gott" durch die Worte "Geistige Werte, Vaterland, christliche Zivilisation" ersetzt werden[106]. Die Presse hat sich in zwei Lager gespalten, die fuer und gegen diese Neuerung leidenschaftlich Stellung nehmen.

Hochschulen Carcopino hat Massnahmen angekuendigt und z.T. schon getroffen, welche den Universitaeten ihren korporativen Charakter erhalten sollen, der, wie er sagte, seit 125 Jahren jeden Wechsel des Regimes ueberdauert hat und die Unabhaengigkeit der wissenschaftlichen Arbeit sichert[107].

Schulen Wenn auch nach wie vor deutschfeindliche Betaetigung von Schuelern und Lehrern hin und wieder vorkommen, so ist doch andererseits zu beobachten, dass an den hoeheren Schulen in steigendem Masse als Hauptsprache Deutsch gewaehlt wird, sodass das franzoesische Unterrichtsministerium eine zweite Generalinspektor-Stelle fuer den Deutschunterricht hat einrichten muessen[108]. (Bisher gab es nur fuer den englischen Unterricht 2 GeneralinspektorStellen).

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In diesem Zusammenhang sei erwaehnt, dass auch das Interesse der Erwachsenen fuer die deutsche Sprache erheblich gewachsen ist, wie dies die hohe Besucherzahl der vom deutschen Institut [109] eingerichteten deutschen Sprachkurse beweist, (in Paris allein 6 000 Teilnehmer)[110].

Bibliothekschutz Aus einer umfangreichen Sammlung von Stichen zur Geschichte Frankreichs wurden ueber 250 Karikaturen des deutschen Militarismus entfernt und in den Raeumen des Kupferstichkabinetts sichergestellt.

Vorgeschichte Archaeologie Eine Meldepflicht fuer alle Bodenfunde vor- und fruehgeschichtlicher Zeit, die bei Erdbewegungen zutage kommen, wurde fuer die Truppe eingefuehrt[111] und auch der Organisation Todt sowie dem Reichsarbeitsdienst vorgeschlagen.

Archivschutz Der zum Abtransport des Colmarer Archivs ins unbesetzte Gebiet entsandte franzoesische Archivbeamte kehrte unverrichteter Sache wieder zurueck, da die franzoesische Regierung die Angelegenheit erst vor der Waffenstillstandskommission eroertern will[112].

4. Die franzoesischen Staatsfinanzen.

Allgemeine Finanzlage des franz. Staates. Der franzoesische Finanzminister[113] hat jetzt den Haushaltsplan fuer das 2. Trimester des Jahres 1941 vorgelegt [114]. Danach sind insgesamt 6,7 M[illia]rd.[en] Fr[an]cs. an Ausgaben fuer das 2. Trimester weniger vorgesehen als fuer das 1. Trimester. Ausserdem sind die fuer das 1. Trimester eroeffneten Kredite nach Angabe des franzoesischen Budgetdirektors[115] nicht voellig verbraucht worden. Diese Ersparnis bei den franzoesischen Staatsausgaben ist auf die strenge Ausgabenkontrolle des franzoesischen Finanzministers zurueckzufuehren. So macht Artikel 16 des neuen Haushaltsgesetzes fuer das 2. Trimester die Staatssekretaere persoenlich haftbar fuer jede Massnahme, die eine Vermehrung der gesetzlich vorgesehenen Ausgaben nach sich zieht. Auch der neue franzoesische Haushaltsplan enthaelt keine Berechnung oder Schaetzung der voraussichtlichen Staatseinnahmen. Die Budgetdirektion schaetzt jedoch die Einnahmen des Jahres 1941 auf hoechstens 65 M[illia]rd.[en] Fr[an]cs., d.h. auf nicht einmal die Haelfte des Ausgabenvoranschlags (ohne die Besatzungskosten) und noch nicht einmal ein Viertel der Gesamtausgaben einschliesslich Besatzungskosten (145 M[illia]rd.[en] Besatzungskosten und r[un]d. 140 M[illia]rd.[en] sonstige Ausgaben). Dabei darf jedoch nicht uebersehen werden, dass in den letzten Monaten ein Lastenausgleich zwischen den Gebietskoerperschaften und dem Staat zum Vorteil der Gebietskoerperschaften vorgenommen ist, sodass die Bezirkschefs in letzter Zeit die Lage der oeffentlichen Finanzen der in ihrem Gebiet gelegenen Gebietskoerperschaften als guenstig bezeichnen konnten.

Besatzungskosten Der von den Franzosen bis 21. Maerz geleistete Gesamtbetrag an Abschlagszahlungen auf Besatzungskosten belief sich auf RM 5,6 Milliarden (= 112 M[illia]rd.[en] Fr[an]cs.) Das Konto wies am 21. Maerz d[iese]s.J[ahre]s. einen Guthabenbestand von RM 2 721 922 222 (= r[un]d. 54 M[illia]rd.[en] Fr[an]cs.) aus.

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5. Das franzoesische Gesundheits- und Veterinaerwesen.

(1.) Gesundheitswesen.

Aerztliche Versorgung und Seuchenstand. Die Versorgung der Bevoelkerung mit Aerzten und Medikamenten sowie die Seuchenlage ist weiterhin im allgemeinen befriedigend.

(2.) Veterinaerwesen.

Tieraerztliche Versorgung Weitere 36 kriegsgefangene Tieraerzte wurden in ihre Heimatorte im besetzten Gebiet beurlaubt, sodass die tieraerztliche Versorgung jetzt - von den in den frueheren Lageberichten erwaehnten Ausnahmen abgesehen - im allgemeinen gewaehrleistet ist.

Tierseuchenstand Die Maul- und Klauenseuche nimmt weiter ab, die Raeude der Einhufer und Schafe dagegen weiterhin zu (siehe die Tabelle in der Anlage[116]). Die Zunahme dieser Seuchen erklaert sich - neben jahreszeitlicher Bedingtheit hauptsaechlich a) bei der Raeude der Einhufer 1. aus dem Mangel an Begasungszellen, der trotz Zulassung der Begasung von Zivilpferden in den Armeepferdelazaretten immer noch besteht, 2. aus dem Mangel an Holz zum Bau neuer Zellen, 3. aus dem Mangel an Gummistoff zur Herstellung von Halsmanschetten. Abhilfe wird versucht. b) Bei der Schafraeude aus der Unmoeglichkeit, das allein wirksame Badeverfahren vor der Schafschur (Mai/Juni) vorzunehmen.

Fleischbeschau Neuerdings ist die Anmeldepflicht zur Fleischbeschau fuer alle ausserhalb der oeffentlichen Schlachthaeuser erfolgenden Privatschlachtungen, soweit sie fuer den "oeffentlichen Verbrauch" bestimmt sind, vorgeschrieben worden, was immerhin einen erheblichen Fortschritt bedeutet [117].

6. Das Justizwesen im besetzten Frankreich.

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Erweiterung der deutschen Strafgerichtsbarkeit Das unbefugte Ueberschreiten der NO-Linie, das bisher (vergl. Lagebericht fuer Dezember/ Januar [118]) nicht strafbar war, wird nunmehr nach Entscheidung des OKW durch eine besondere Verordnung unter Strafe gestellt werden[119]. Bei der Kennzeichnung der Sperrlinien wird auf militaerische Notwendigkeiten Ruecksicht genommen. Da Urteile franzoesischer Gerichte gegen Anhaenger de Gaulle's zu milde ausfielen, wurden die franzoesischen Strafverfolgungsbehoerden angewiesen, Verfahren dieser Art zur Aburteilung der Taeter an die Wehrmachtgerichte abzugeben[120].

Einrichtung einer deutschen Strafanstalt. Von der beabsichtigten Einrichtung einer deutschen Strafanstalt als selbstaendiger Abteilung der Strafanstalt in Poissy (vergl. den letzten Lagebericht [121]) musste abgesehen werden, da die fuer die Bewachung benoetigten Kraefte aus militaerischen Gruenden nicht zur Verfuegung gestellt werden koennen. Die infragekommenden Strafgefangenen werden nunmehr in das Reichsgebiet abgeschoben.

7. Das franzoesische Postwesen.

Postverkehr zwischen dem bes.[etzten] Frankreich und Deutschland Es wurden weitere Erleichterungen gewaehrt, und zwar a) den im besetzten Gebiet Frankreichs bei der deutschen Wehrmacht beschaeftigten Hollaendern, Belgiern und Luxemburgern durch Zulassung von Lohngeldueberweisungen an die Angehoerigen in der Heimat (ueber Verrechnungskasse Paris), b) den im besetzten Gebiet Frankreichs wohnhaften Angehoerigen der in Deutschland beschaeftigten franzoesischen Arbeiter durch Erhoehung des Hoechstgewichtes fuer Pakete an ihre Angehoerigen in Deutschland von bisher 5 auf 20 kg[122].

Postverkehr zwischen dem bes.[etzten] Frankreich u.[nd] d.[em] uebrigen Ausland. Der erweiterer [sic!] Postverkehr zwischen dem besetzten Gebiet Frankreichs und Holland, Daenemark und Norwegen wird voraussichtlich zum 10.4. wieder aufgenommen[123].

IV. Die franzoesische Wirtschaft.

1. Allgemeines Auftragsverlagerung Im Monat Maerz sind aus dem Reich Auftraege im Werte von insgesamt 250 Millionen Reichsmark verlagert worden (gegen 80 Millionen im Vormonat), sodass der Gesamtbetrag der Auftragsverlagerung sich jetzt auf r[un]d. 2,35 Milliarden Reichsmark belaeuft. (einschl.[ielich] d.[er] nachtr.[glich] gemeldeten). Infolge der ueberaus knappen Versorgung der franzoesischen Wirtschaft mit Betriebsmitteln und Rohstoffen ist es

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notwendig geworden, die im deutschen Interesse arbeitenden Betriebe zwecks ihrer bevorzugten Versorgung als sogenannte "V-Betriebe" (Vorzugsbetriebe) zu kennzeichnen. Sie werden neben den Ruestungsbetrieben nach besonderen Richtlinien bevorzugt beliefert[124]. Dazu gehoeren alle Versorgungsbetriebe, Betriebe der Urproduktion und besonders wichtige Verarbeitungsbetriebe (siehe Anlage[125]).

2. Die Entwicklung in den einzelnen Zweigen der gewerblichen Wirtschaft.

Kohlenbergbau u.[nd] Kohlenversorgung Die Haldenbestaende in den Norddepartements sind fast vollstaendig abgefahren. Die Erschoepfung der Haldenbestaende ist dadurch noch unerwartet beschleunigt worden, dass im Februar ausser-planmaessig und ohne jede Kontrolle 346 000 to von den Halden auf dem Landwege abgefahren worden sind. Bei dem geringen Anfall an Fett- und Flammkohle konnten die Gas- und Elektrizitaetswerke sowie die Huettenindustrie nur auf Kosten der uebrigen wehrwichtigen Industrie notduerftig beliefert werden. Staatssekretaer Pucheu bezeichnete kuerzlich vor der franzoesischen Presse eine rasche und erhebliche Steigerung der Kohlenproduktion mit Recht als das dringendste Gebot der Stunde[126]. Sie liegt auch im vordringlichen deutschen Interesse. Die im vorigen Lagebericht [127] als unbedingt notwendig bezeichnete Bereitstellung von 15 000 Bergleuten war schon aus Mangel an kriegsgefangenen Bergleuten nur zu einem geringen Teile moeglich.

Baustoffe Der Mangel an Zement haelt an. In den kommenden Monaten wird der im Gegensatz zum Zivilbedarf bisher noch voll gedeckte Zemtentbedarf der Wehrmacht voraussichtlich nur noch unter erheblichen Abstrichen erfuellt werden koennen, da der unmittelbare Wehrmachtsbedarf bereits im April auf 300 000 to ansteigt, waehrend die Erzeugung infolge Kohlenmangels vorerst nicht ueber die jetzt produzierten 120 000 to gesteigert werden kann und auch mit weiteren Lieferungen aus Belgien und Nordfrankreich (bisher 100 000 to) nicht mehr zu rechnen ist.

Mineraloel Trotz der verstaerkten Auftragsverlagerung erfuhr die Mineraloelversorgung eine gewisse, wenn auch nur voruebergehende Erleichterung, weil a) einige tote Bestaende in die Bewirtschaftung einbezogen worden konnten, b) die technische Umstellung der Betriebe auf die Verwendung von Kohle oder Energie gut fortschreitet, c) die franzoesischen Dienststellen veranlasst werden konnten, weitere 13 000 to Heizoel-Lourd aus Nordafrika herueberzuschaffen und d) in den Vormonaten infolge der fuer Frankreich ungewoehnlichen Schneeverhaeltnisse Restbestaende verblieben waren.

Die Bestaende an Vergasertreibstoff decken noch einen Teil des Junikontingents, waehrend Leuchtpetroleum noch in Hoehe einiger Monatskontingente zur Verfuegung steht. An Gasoel ist nur der Aprilbedarf voll gedeckt, waehrend fuer Mai bereits ein Nachschub von 4 000 to erforderlich wird.

Energieversorgung Infolge der mangelhaften Kohlenanfuhr in der ersten Haelfte Maerz drohten einige wichtige Energiebetriebe,

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besonders die fuer die Wehrmacht wichtigen Kraftwerke an der Kueste und die Pariser Gaswerke, die nur noch fuer wenige Tage Kohlen hatten, zu erliegen. Die Schwierigkeiten konnten nur dadurch behoben werden, dass die Gaswerke noch vor den franzoesischen Bahnen vordringlich beliefert wurden. In der zweiten Maerzhaelfte konnten jedoch bei den wichtigsten Energiebetrieben schon wieder kleine Reservelager angelegt werden und zwar infolge eines leichten Rueckgangs des Stromverbrauchs und infolge des zunaechst noch erheblichen, jetzt aber bereits wieder ruecklaeufigen Einsatzes von Wasserkraftstrom. Die Untersuchungen ueber die Verwendungen von Magerkohle (siehe den Vormonatsbericht [128]) sind abgeschlossen: nach Aenderung der Feuerungsanlagen wird der Anteil der Fettkohle von 80 vH auf 40-50 vH des Gesamtkohleverbrauchs gesenkt werden.

Eisen und Stahl Die Rohstahl- und Roheisenproduktion konnte nach den jetzt vorliegenden genauen Zahlen auch im Februar in allen Erzeugungsgebieten arbeitstaeglich gesteigert werden. Unter der Voraussetzung genuegender Koks- und Kokskohlenanlieferung waere vor allem im Gebiet Longwy-Ardennen durch Inbetriebnahme weiterer Hochoefen noch eine wesentliche Steigerung der Erzeugung und zwar bis zu einer Menge von monatlich 100 000 bis zu 120 000 to an Stelle von jetzt 39 000 to moeglich. Auf die im Vorbericht erwaehnte Eingabe ist eine Erhoehung des binnenfranzoesischen Bezugskontingents auf 80 000 to zugesagt worden, eine Erhoehung, die der franzoesische Staatssekretaer fuer industrielle Produktion, Pucheu, kuerzlich in einer Erklaerung vor der franzoesischen Presse als deutsches Entgegenkommen besonders wuerdigte[129].

Metalle Die Aufrechnung der vom Repartiteur[130] zum 31.12.40 angeforderten Anmeldungen aller Lagervorraete an Metallen ist jetzt abgeschlossen worden. In den Anlagen befindet sich eine Uebersicht ueber die Bestandsmeldungen fuer das besetzte und das unbesetzte Gebiet, die Erkundungsergebnisse und die abtransportierten Mengen[131].

Maschinenbau Der Wert der nach Frankreich verlagerten deutschen Maschinenbauauftraege hat sich im Maerz gegenueber dem Vormonat um 28 Millionen Reichsmark auf etwa 155 Millionen Reichsmark, d.h. um rund 65 vH erhoeht. Die kuerzlich wieder geforderte Beschleunigung des Abtransportes gebrauchter Werkzeugmaschinen in das Reich waere nicht zweckmaessig, da sich noch nicht uebersehen laesst, welche franzoesischen Betriebe noch verlagerte Auftraege uebernehmen werden. Da die deutschen Bedarfsanforderungen vielfach aus der franzoesischen Neuproduktion befriedigt werden koennen, ist es vorerst zweckmaessig, nur diejenigen gebrauchten Maschinen abzutransportiern [sic!], die im Reich sofort benoetigt werden und fuer die ausnahmsweise fabrikneue Maschinen nicht lieferbar sind.

Chemie Infolge der ungenuegenden Kohlenzufuhr war auch im Maerz die Auswertung der fuer das Reich wichtigen Kapazitaeten unmoeglich. So konnten Soda und Aeznatron nur sehr beschraenkt hergestellt werden. Die Zufuhr deutscher Kohle fuer Sodalieferungen an das Reich ist angelaufen. Die franzoesische Regierung hat nunmehr dem Vertrage zwischen der IG-Farbenindustrie und dem Konzern Kuhlmann ueber die deutsche Beteiligung von 51 vH an einem neuen umfassenden Farbenkonzern zugestimmt [132]. Nach dem Inkrafttreten dieses Vertrages werden Farben vom besetzten Gebiet in das unbesetzte wieder ausgefuehrt werden.

Oele u.[nd] Fette

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Der Reichsstelle fuer industrielle Fettversorgung in Deutschland werden 25 vH der Erdnusslieferungen alter Ernte ueberlassen werden, die seit dem 1. September 1940 aus ueberseeischen franzoesischen Besitzungen eingefuehrt worden sind. Die gleiche Beteiligung gilt fuer das vom 1. Oktober 1940 bis zum 30. September 1941 eingefuehrte Palmkernoel. Demgemaess werden in Kuerze 10 000 to Erdnussoel und 2 600 to Palmkernoel in deutschen Kesselwagen ins Reich abgefahren werden. Ausserdem ist eine Prise Waloel von 23 000 to nach Bordeaux eingebracht worden, deren Abtransport in das Reich eingeleitet ist. (siehe Ziffer II 1).

Kautschuk, Asbest, Russe Mit dem zustaendigen franzoesischen Repartiteur [133] wurde die Ueberlassung weiterer 1 000 to Kautschuk an das Reich vereinbart. An Altgummi werden dem Reich 3 100 to ueberlassen werden.

Glas u.[nd] Keramik Die geringe Versorgung der Glasindustrie mit Rohstoffen und Betriebsmitteln, insbesondere mit Soda und Kohle, hat zu einem weiteren Rueckgang der Erzeugung auf jetzt nur noch 45 vH der Vorkriegsproduktion gefuehrt. Die franzoesische Regierung hat inzwischen den deutsch-franzoesischen Vertraegen ueber die Lieferung von 250 000 qm Drahtglas und 24 000 to Hohlglas zugestimmt[134]. In der keramischen Industrie besteht neben empfindlichem Kohlenmangel starker Bedarf an Kaolin, das einerseits in erheblichen Mengen ins Reich abgefahren, andererseits verstaerkt von der Seifenindustrie benoetigt wird.

Leder Durch verminderte Zuteilung an schwerem Leder fuer den franzoesischen Zivilbedarf wurde es moeglich, Leder zur Herstellung von 150 000 Paar Arbeitsschuhen, die fuer das Reich bestimmt sind, zur Verfuegung zu stellen. Der Rohstofflage entsprechend werden auch in den Monaten Maerz und April Bezugsscheine zum Einkauf von neuem Schuhwerk nur annaehernd [?][135] vH der Gesamtbevoelkerung ausgegeben werden, wobei an Stelle von derbem Gebrauchsschuhwerk Bezugsscheine vor allem fuer leichte Fantasieschuhe ausgegeben werden sollen.

Tabak Im Maerz wurden 711 897 kg Rohtabak in das Reich verladen, womit auch die infolge Waggonmangels im Januar und Februar nicht abtransportierten Mengen nunmehr abgesandt worden sind.

Textilien Da die nach dem Spinnstoffabkommen den Franzosen verbleibenden Baumwollvorraete selbst bei weitestgehender Beschraenkung der Verarbeitung im Oktober d[iese]s.J[ahre]s. aufgebraucht sein werden, wird ein grosses neuzeitliches Zellwollwerk in Roanne (im unbesetzten Gebiet) [136], an dem der "Deutsche Kunstseide- und Zellwollring" mit 33 vH des Kapitals beteiligt ist, mit deutscher Unterstuetzung und deutschen Maschinen eingerichtet und noch im Laufe des Jahres in Betrieb genommen. Die Tageserzeugung soll sich noch vor Jahresende auf 75 to belaufen.

3.) Ernaehrung und Landwirtschaft.

(1.) Erzeugung

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Stand der Fruehjahrsbestellung Allgemeines Die Fruehjahrsbestellung ist im Gange, leidet aber unter dem im letzten Lagebericht geschilderten Personalmangel. Fuer den Traktorenbetrieb muessen auch im April groessere Treibstoffmengen, insbesondere Dieseloel, als Sonderkontingent der Landwirtschaft zugefuehrt werden.

Duengeranlieferung Die Duengeranlieferungen leiden wie bisher unter Waggonmangel.

Saatgutbeschaffung Dieselben Schwierigkeiten ergeben sich zurzeit bei der Beschaffung der Leinsaat aus Belgien. Von den in Frankreich benoetigten 7 000 to Leinsaat sind aus Belgien erst 250 to nach Frankreich gerollt. Der Flachsanbau in Frankreich wird dadurch infrage gestellt. Ebenso sind infolge der bisherigen Frostgefahr erst jetzt die ersten Wagen mit deutschen Saatkartoffeln eingetroffen. Es wird erwartet, dass die versprochenen 50 000 to deutscher Saatkartoffeln bis 15.4. geliefert werden. Dagegen sind hollaendische Saatkartoffeln bis auf einen kleinen Rest nach Frankreich geliefert.

Erntevorbereitungen. Die franzoesische Regierung ist aufgefordert worden, unverzueglich Sisal in den afrikanischen Kolonien aufzukaufen, damit fuer die neue Ernte ausreichende Mengen Bindegarn der Landwirtschaft zur Verfuegung stehen. Den franzoesischen Landmaschinenfabriken muessen unbedingt groessere Eisenkontingente zur Verfuegung gestellt werden, andernfalls bis zum Herbst die Einsatzbereitschaft der Landmaschinen in sehr bedenklichem Umfange zurueckgehen wird.

Schaedlingsbekaempfung Die franzoesischen Fabriken sind beauftragt, die Kartoffelkaeferbekaempfungsgeraete bis Anfang Mai sowie Kalkarsen zu liefern. Ebenso sind die zur Bekaempfung der Reblaus notwendigen Kupfer- und Schwefelsaeuremengen zugesagt worden.

(2.) Versorgung. Allgemeines Der franzoesische Staatssekretaer fuer Ernaehrung, Achard, ging in diesen Tagen in laengeren Darlegungen auf die franzoesische Versorgungslage ein. Er wies darauf hin, dass die jetzigen Schwierigkeiten die Auswirkung einer 50-jaehrigen land- und bauernfeindlichen Regierungspolitik seien. Dabei hob er den Wert der deutsch-franzoesischen Zusammenarbeit angesichts der schwierigen Versorgungslage in Frankreich besonders hervor. (s. Anlage[137]) Um den natuerlichen Ausgleich der Lebensmittelversorgung zwischen dem besetzten und dem unbesetzten Gebiet zu ermoeglichen, wurde folgende Lieferungsvereinbarung getroffen: Aus dem besetzten Gebiet werden nach dem unbesetzten Gebiet versandt:

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a) b) c) d)

800 000 200 000 100 000 300 000

to to to to

Weizen Zucker Kleie Kartoffeln

Im Wege des Austausches schickt die unbesetzte Zone in das besetzte Gebiet:

a) b) c) d) e) f) g)

190 000 600 000 600 000 100 000 60 000 8 000 18 Mill.

Stueck " " to to to hl

Vieh Kleinvieh Kaelber und Schweine Salz frisches Gemuese Kaese Wein

Im uebrigen sind erhoehte Lebensmittellieferungen aus den franzoesischen Kolonien vorgesehen.

Fleischversorgung Der bisher geltende Fleischrationssatz konnte in den Grosst dten nur z.T. gedeckt werden (in Paris nur zu 70 vH). Bereits ab 1. April wird daher der Fleischrationssatz f r Normalverbraucher von 360 auf 250g gesenkt[138]. Gewisse Ausnahmen werden fr Grosstdte und weiterhin fr Schwerarbeiter zugelassen[139]. Die Viehlieferungen an die deutsche Wehrmacht erreichten bei weitem nicht die vorgesehene Hhe, und zwar weniger infolge mangelnder Initiative der Franzosen, als infolge des Mangels an schlachtreifen Tieren. Ein grosser Prozentsatz der angelieferten Schweine, wie der Rinder, ist nicht als schlachtreif anzusprechen. Auch aus diesem Grunde war die Senkung der Fleischration unbedingt ntig.

Brotversorung Im Hinblick auf die Weizenvorratslage wird ab 1.4. die Brotration von 300 g pro Kopf und Tag auf 275 g gesenkt[140]. Fr Schwerarbeiter tritt zunchst eine Senkung von 400 g auf 350 g ein, jedoch wird nach Pr fung der grossen Zahl der Schwerarbeiter (jetzt 5 Millionen Menschen) ab 1.5. f r Schwerarbeiter der Rationssatz wieder auf 400 g erhht werden.

Milch- und Fettversorgung Die zugebilligten Rationsstze bei Vollmilch und Fett konnten durchweg erfllt werden. Bei einer Wochenration

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von 100 g Fett kann allerdings kein Arbeiter auf die Dauer eine volle Arbeitsleistung erbringen. Die weitere Entwicklung der gesamten Fettsituation hngt in erster Linie von Zufuhren aus Dakar ab. Der bisherige Kserationssatz wird fr April von 200 g auf 300 g je Kopf und Monat erhht[141]. Diese Erhhung ist jedoch nur als Geste zu werten, da sie keinerlei Ausgleich f r die starke Senkung der Fleischration bedeutet. Gemseversorgung Die Gemseanlieferung war im Mrz[,] insbesondere bei Blumenkohl, gut. Eine Gesamterleichterung in der Ernhrung wird erst eintreten, wenn die diesj hrige Kartoffelernte eingebracht worden ist.

Futtermittelversorgung Die Futterlage hat sich dadurch gebessert, dass in einem grossen Teil der Departements das Vieh auf die Weide gebracht werden konnte. Die Haferanlieferungen an die deutsche Wehrmacht verliefen im besetzten Gebiet infolge des starken deutschen Drucks befriedigend, doch sind die Lieferungen aus dem unbesetzten Gebiet infolge Transportschwierigkeiten so mangelhaft, dass bei dem jetzigen Tempo 10 Monate bis zur Erfuellung des Lieferungsprogramms vergehen werden.

4. Holz- und Forstwirtschaft

(1.) Forstwirtschaft Organisation Die in der gesperrten Zone eingesetzten insgesamt 91 deutschen Forstbeamten treten jetzt infolge Ablaufs des Kommandos in die Wehrmacht zurueck. Es ist sehr bedauerlich, dass die Organisation nicht beibehalten werden kann.

Holzeinschlag Die Hoehe des bisher getaetigten Einschlages kann im Durchschnitt mit nicht mehr als 35 vH des Solls geschaetzt werden. Die aus militaerischen Gruenden vor allem in der Normandie und in der Bretagne erfolgten zahlreichen Waldsperrungen machen dort einen Holzeinschlag vielfach ganz unmoeglich. Es wird mit allen verfuegbaren Mitteln versucht, die wertvolleren Laubhoelzer und vor allem Grubenholz vordringlich vor den uebrigen Holzsorten zu Boden zu bringen. Im uebrigen soll grundsaetzlich der Holzeinschlag, auch beim Laubholz in den geringen Sorten, ueberall als Sommereinschlag fortgefuehrt werden.

Arbeitseinsatz Der Einsatz farbiger Kriegsgefangener macht erhebliche Fortschritte[142]. Der Einsatz von Arbeitslosen ist weiterhin unbefriedigend geblieben. In Chaumont[143] und St. Di[144] sind zur Umschulung von Arbeitslosen Waldarbeiterschulungslager eingerichtet. Beteiligung der Truppe am Grubenholzeinschlag ist wegen zahlreicher militaerischer Bedenken - von einigen kleineren Anfaengen abgesehen - noch nicht zum Zuge gekommen, wird aber weiter angestrebt.

Holzbedarfstraeger

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Die Wehrmacht und die Organisation Todt sind nach wie vor die groessten Holzbedarfstraeger. Die gesamte Holzwirtschaft arbeitet zum ueberwiegenden Teil fuer die deutsche Wehrmacht. Im Bezirk C[145] konnten bisher alle Auftraege der drei Wehrmachtteile und der OT[146] untergebracht werden. Die uebrigen Bezirke werden Auftraege, die fuer sie schwer erfuellbar sind, in den Bezirk C leiten koennen.

Grubenholz Die Grubenholzaufbringung, besonders fuer die Kohlengruben in Nordfrankreich mit einem Bedarf von 150 000 fm je Monat, macht ernste Sorgen, da die Anlieferung infolge Schwierigkeiten im Abtransport, insbesondere von Einschlagsort bis zum Bahnhof (Ueberschwemmungen, Wegeverhaeltnisse, Mangel an Transportmaterial) bisher auf nicht mehr als etwa 50 vH des Monatsbedarfs kam. Es wird damit gerechnet, dass ab April 1941 die Monatslieferungen um etwa 50 vH auf insgesamt 90 000 fm gesteigert werden koennen.

(2.) Holzwirtschaft Verlagerung v.[on] Auftraegen der deutschen Wehrwirtschaft auf die franz. Holzindustrie. Die deutsche Holzindustrie und Wehrwirtschaft versucht zunehmend, Auftraege an die franzoesische Industrie zu erteilen. Bei der angesichts der Forderungen der Wehrmacht und der Bergwerke allgemein schwierigen Holzversorgungslage kann eine Auftragsverlagerung einstweilen nur mir [sic!] groesster Vorsicht erfolgen.

Harznutzung Der Abtransport von Terpentin und Kolophonium aus alter Ernte aufgrund der Ankaeufe des Reiches im Raume Bordeaux geht planmaessig weiter. Es wurden bis 15.3.41 nach Deutschland geliefert: Terpentin 3 798 to Es sind noch zu liefern: Liefersoll insgesamt: 3 202 " 7 000 to Kolophonium 14 031 to 15 963 " 30 000 to

5. Auswaertiger Waren- und Zahlungsverkehr.

Zwischen Frankreich u.[nd] d.[en] uebrigen bes.[etzten] Gebieten Die franzoesische Regierung hat nunmehr auch von sich aus Bestimmungen erlassen, wonach der Waren-verkehr [sic!] von und nach den von Deutschland besetzten Westgebieten einer franzoesischen Genehmigung nicht mehr bedarf[147].

Zwischen Frankreich u.[nd] Elsass u.[nd] Lothringen Fuer den Warenverkehr zwischen Frankreich und Elsass und Lothringen ist mit Wirkung vom 1.3.1941 [sic!][148] insofern eine Neuregelung eingetreten, als fuer Ausfuhren aus den besetzten franzoesischen Gebieten nunmehr eine Ausfuhrgenehmigung des Militaerbefehlshabers erforderlich ist[149]. Im Zahlungsverkehr zwischen Frankreich und Elsass und Lothringen macht sich der Mangel eines

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Verrechnungsabkommens sehr stoerend bemerkbar, da die franzoesische Regierung nach Einfuehrung der Devisenbewirtschaftung und der Reichsmarkwaehrung in Elsass und Lothringen den Abfluss von Zahlungen nach Elsass und Lothringen moeglichst erschweren will, um bei der spaeteren Einfuehrung eines Clearingverkehrs sich entsprechende Gegenforderungen zu erhalten. Die Bezahlung laufender Warenlieferungen hat die franzoesische Regierung jedoch allgemein genehmigt.

Zwischen Frankreich u.[nd] d.[em] uebrigen Ausland Der Militaerbefehlshaber hat der Verordnung zur Inkraftsetzung des im Vorbericht erwaehnten franzoesischfinnischen Verrechnungsabkommens[150] widersprochen, weil in der Frage des Kursverhaeltnisses eine Einigung bisher nicht erzielt worden ist.

6. Arbeitseinsatz und Sozialfuersorge.

I. Arbeitseinsatz (1.) Allgemeines Entwicklung der Arbeitslosigkeit Die Zahl der im Bereich des Militaerbefehlshabers bei den franzoesischen Arbeitsnachweisen gemeldeten Arbeitslosen betrug am 15. Maerz insgesamt 412 000 gegen 520 000 im Vormonat. Die Arbeitslosigkeit nimmt also weiterhin stark ab. Von den verbleibenden Arbeitslosen ist nur ein Viertel bis hoechstens ein Drittel tatsaechlich einsatzfaehig. Ueber die Entwicklung seit November v.[origen]J[ahre]s. und die Verteilung der Arbeitslosigkeit auf die einzelnen Departements vergleiche die Anlage[151].

Arbeitslosenunterstuetzung Von den Arbeitslosen erhielten am 15. Maerz r[un]d. 87 vH Arbeitslosenunterstuetzung aus staatlichen Mitteln. Ueber die Arbeitgeber empfingen noch r[un]d. 29 000 und ueber die Buergermeistereien noch rd. 1 000 Arbeitslose Unterstuetzung.

(2.) Arbeitseinsatz Einsatz in der Landwirtschaft Auf Draengen der deutschen Dienststellen hat die franzoesische Regierung nunmehr zum Zweck des verstaerkten Einsatzes von Arbeitskraeften in der Landwirtschaft 3 Gesetze erlassen. Danach wird: a) die Moeglichkeit geschaffen, Arbeitskraefte in die Landwirtschaft zwangsweise zurueckzufuehren[152]. b) fuer Jugendliche im Alter von 17-21 Jahren fuer das Jahr 1941 ein Landdienst geschaffen[153]; Jugendliche, die sich dem Einsatz im Landdienst entziehen, koennen in besonderen Arbeitslagern untergebracht werden. c) die Beschaeftigung von landwirtschaftlichen Arbeitskraeften bei oeffentlichen Bauten vom 1. Maerz bis 1. November sowie die berufsfremde Beschaeftigung solcher Arbeiter bei oeffentlichen Einrichtungen oder aus oeffentlichen Mitteln subventionierten Unternehmen verboten [154].

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Einsatz in der Bauwirtschaft: In der Berichtszeit mussten fuer deutsche Bauarbeiten r[un]d. 10 000 franzoesische Bauarbeiter ausserhalb ihres Wohnortes eingesetzt werden. Die weitere Gestellung von Bauarbeitern begegnet bei dem Mangel an Baufacharbeitern solchen Schwierigkeiten, dass im weiteren Umfange die zurzeit ingang befindlichen zivilen Bauvorhaben eingestellt werden muessen, um die dadurch freiwerdenden Arbeitskraefte deutschen Baustellen zuzufuehren.

(3.) Anwerbung von Arbeitskraeften nach Deutschland. Umfang der Anwerbung Die Gesamtzahl der bisher nach Deutschland angeworbenen Arbeitskraefte konnte auf r[un]d. 39 500 Personen gegenueber 30 000 Personen nach dem Stande des Vormonats erhoeht werden. Die Verteilung auf die Berufsgruppen und Nationalitaeten ist ungefaehr die gleiche geblieben. Doch verdient hervorgehoben zu werden, dass sich der Anteil der Franzosen verhaeltnismaessig stark erhoeht hat (von r[un]d. 9 600 im Vormonat auf r[un]d. 13 600), eine Folge der guenstigen Nachrichten, welche die nach Deutschland vermittelten franzoesischen Arbeiter ihren Angehoerigen und Arbeitskameraden in Frankreich gegeben haben. Auch wird die Anwerbung jetzt wesentlich durch einen Erlass [155] des franzoesischen Arbeitsministers[156] erleichtert. Danach werden diese Arbeiter von dem Verbot, im Auslande Kriegsmaterial herzustellen, befreit und auch von sonstigen Nachteilen geschuetzt. Die franzoesischen Arbeitseinsatzstellen wurden angewiesen, mit den deutschen Dienststellen loyal zusammenzuarbeiten. Erstmalig wurden auch Arbeitskraefte aus dem unbesetzten Gebiet angeworben, und zwar insgesamt 927, wovon 681 ins Reich gingen. Zurzeit ruht die Werbung im unbesetzten Gebiet, bis verschiedene Fragen mit der franzoesischen Regierung geklaert sind.

Ausbildung In den vom Oberbefehlshaber der Luftwaffe[157] und dem Oberkommando der Kriegsmarine eingerichteten Ausbildungswerkstaetten in Paris werden die Angeworbenen vor ihrem Abtransport kurz in den deutschen Arbeitsmethoden ausgebildet.

Lohngeldueberweisungen Die Gesamtsumme der an die Angehoerigen ueberwiesenen Lohnersparnisse ist auf ueber 1 Million Reichsmark gestiegen (gegen 651 000,- RM nach dem Stande im Vormonat). Die franzoesischen Arbeiter sollen fortan mit Rotwein und Zigaretten sowie, wenn moeglich, auch mit franzoesischen Tageszeitungen versorgt werden.

II. Sozialfuersorge (1.) Arbeitszeit Durch ein auf Ersuchen des Militaerbefehlshabers[158] von der franzoesischen Regierung erlassenes Gesetz wird der Staatssekretaer fuer Arbeit[159] ermaechtigt, die gesetzliche Arbeitszeit ueber die bisherige Hoechstgrenze von 40 Stunden fuer bestimmte Berufe, Arbeiten und Bezirke auf 48 Stunden zu erhoehen [160]. Mehrarbeit ueber 48 Stunden hinaus bis hoechstens 54 Stunden ist in Einzelfaellen mit Genehmigung des Arbeitsinspektoers[161] [sic!] weiterhin zulaessig. Der Mehrarbeitszuschlag betraegt 10 vH. Ausgenommen von dieser Regelung sind gewisse Betriebe wie Bergwerke, Steinbrueche usw. Zunaechst ist die 48-Stundenwoche im Baugewerbe, bei oeffentlichen Arbeiten, in der Baustoffindustrie und in der Metall- und Metallverarbeitenden Industrie eingefuehrt worden.

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(2.) Unterstuetzung fuer alte Lohnempfaenger. Alte Lohnempfaenger erhalten fortan eine Altersversorgung, und zwar a) Lohnempfaenger, die nach dem 50. Lebensjahr 5 Jahre betriebstaetig waren und dann aus dem Erwerbsleben ausgeschieden sind, b) Lohnempfaenger von 60-65 Jahren, wenn sie als arbeitsunfaehig anerkannt worden sind, c) Lohnempfaenger ueber 65 Jahre, wenn sie ohne ausreichende Einkommen sind. Der Unterstuetzungssatz ist ziemlich bescheiden. Ein Empfaenger von Altersunterstuetzung in Paris erhaelt fuer sich und seine Frau monatlich r[un]d. RM 25,-.

7. Bank-, Boersen- und Versicherungswesen. (1.) Bankwesen Allgemeines Die starke Geldfluessigkeit haelt an. Das franzoesische Finanzministerium konnte daher ohne besondere Muehe seinen laufenden Haushaltsfehlbetrag (ohne Besatzungskosten) von schaetzungsweise monatlich 5 Milliarden Fr[anc]s. sowie darueberhinaus einige Raten der Besatzungskostenzahlungen durch Ausgabe kurzfristiger Schatzscheine decken. Wegen allzustarker Beanspruchung von Kassenmitteln hat jedoch die Bank von Frankreich am 20. Februar dem Finanzministerium vorsorglich den Kredit zur Bezahlung der Besatzungskosten von 85 auf 100 Milliarden Fr[anc]s. erhoehen muessen[162].

Notenumlauf Infolge der Abschoepfung fluessiger Geldmarktmittel durch den Staat und der geringen Inanspruchnahme des Besatzungskostenkontos haelt sich der Notenumlauf seit laengerer Zeit ziemlich gleichbleibend auf einer Hoehe von r[un]d. 225 Milliarden Fr[anc]s.

Zinssatzentwicklung Mit der zunehmenden Erleichterung der Geldmarktlage hat die Bank von Frankreich den Diskontsatz am 17. Maerz 1941 von 2 auf 134 vH herabgesetzt - (niedrigster Stand seit Gruendung des Waehrungsinstituts im Jahre 1803) [163]. Der Zinsfluss der kurzfristigen Schatzscheine wurde zum gleichen Zeitpunkt um 14 vH herabgesetzt und betraegt jetzt je nach Laufzeit 134 bis 3 vH.

Dividendenstop Desweiteren wurde die angekuendigte Dividendenbegrenzung durchgefuehrt. Franzoesische Aktiengesellschaften und Gesellschaften m.b.H.[164] werden kuenftig keine hoeheren Dividenden zahlen duerfen als in einem der drei letzten Geschaeftsjahre vor dem 1. Januar 1940. Doch darf die Dividende unbeschadet dieser Vorschrift bei bestehenden Gesellschaften hoechstens 6 vH, bei Neugruendungen hoechstens 8 vH betragen [165].

Organisatorisches

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Zur Erleichterung des Geldumtauschs sind nunmehr Wehrmachtwechselstellen in Maastricht, Luxemburg, Homburg, Trier, Metz und Muehlhausen eingerichtet worden.

(2.) Boersenwesen. Aktienboerse Nach einer Pause von etwa 9 Monaten, die zu gruendlichen Vorbereitungen benutzt wurde, konnte die Pariser Aktienboerse am 19. Maerz 1941 wieder eroeffnet werden[166]. Der Kreis der gehandelten Aktien wurde auf franzoesische Werte einschliesslich Kolonialpapiere beschraenkt, auslaendische Aktien und Werte mit ueberwiegendem Auslandscharakter bleiben ausgeschlossen. Es besteht nur Kassehandel mit fortlaufender Notierung. Termingeschaefte sind verboten. Um uebertriebene Kursausschlaege zu vermeiden, wurde die Erhoehungsmoeglichkeit auf 3 vH pro Tag begrenzt; Kursrueckgaenge werden nur bis 5 vH taeglich zugelassen. Die Aktienboerse hat sich im bisherigen Verlauf in durchaus zufriedenstellender Weise entwickelt. Die Boerse eroeffnete erwartungsgemaess mit fester Tendenz. Nach wenigen Tagen trat aber, von den Nebenwerten ausgehend, ein Tendenzumschwung ein, der als Ursache vornehmlich die drohende Spekulationssteuer hatte. Es kam bei lebhaften Umsetzen, die in einzelnen Werten 400 bis 500 Auftraege umfassten, staerkeres Angebot hervor, das auf der ganzen Linie betraechtliche Kursrueckgaenge ausloeste. Auch die schweren Werte wurden hievon betroffen, Repartierungen bildeten daher eine Seltenheit. Die Zahl der notierten Aktien haelt sich auf etwa 40 vH der zugelassenen Werte. In Friedenszeiten betrug der Durchschnitt der taeglich notierten Werte etwa 50-60 vH.

Rentenboerse Die Pariser Rentenboerse behielt ihre feste Haltung bei. Die Umstze in Staatsrenten sind gegenueber dem Vormonat gestiegen (siehe Anlage[167]).

(3.) Versicherungswesen. Uebernahme der engl.[ischen] Versicherungen. Die deutsch-franzoesischen Versicherungsverhandlungen in der zweiten Maerzwoche in Paris haben in allen wesentlichen Fragen zu einer Einigung gefuehrt. Danach werden u.a. die britischen Versicherungs- und Vermoegensbestaende auf die in Frankreich arbeitenden deutschen Versicherungsgesellschaften uebertragen werden. Der Leiter der franzoesischen Versicherungsuafsichtsbehoerde [168] [sic!] hat grundsaetzlich seine Mitwirkung zugesagt. Bis zur Uebernahme der Versicherungsbestaende durch die deutschen Gesellschaften ist eine 100%ige Rueckversicherung als Zwischenloesung zugelassen.

Feuerversicherung Zur Sanierung des franzoesischen Feuerversicherungsmarktes, der durch die staendigen Praemienunterbietungen der britischen Versicherungsunternehmungen notleidend geworden ist, wird, den versicherungstechnischen Anforderungen entsprechend, der Feuerversicherungstarif um etwa 30 vH erhoeht. Dabei hat der Leiter der franzoesischen Versicherungsaufsichtsbehoerde den in Frankreich arbeitenden deutschen Versicherungsgesellschaften gewisse Zugestaendnisse gemacht, damit sie sich waehrend einer noch zu begrenzenden Anlaufszeit einen Anfangsbestand schaffen.

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8. Preisregelung. Das Preisrecht im deutsch-franzoesischen Warenverkehr. (a) Preisregelung fuer Waren, die von Deutschland nach Frankreich eingefuehrt werden.

Warenverkehr von Deutschland nach Frankreich. Erfordernis der Ausnahmebewilligung. Da der Preis fuer Waren aus Deutschland schon im Hinblick auf das Kursverhaeltnis gegenueber dem Vorkriegskurs auf dem franzoesischen Markt sich preiserhoehend auswirkt, muss zwecks Wahrung des Preisstops der franzoesische Importeur die Ausnahmebewilligung der franzoesischen Zentralpreisbehoerde zur Einfuhr deutscher Waren beantragen. Die Ausnahmegenehmigung wird grundsaetzlich erteilt, wenn der vom deutschen Lieferanten geforderte Preis das zulaessige deutsche Preisniveau nicht uebersteigt.

Foertfall [sic!] der Exportzuschuesse Inzwischen sind jedoch Schwierigkeiten aufgetreten, gewisse deutsche Exportgueter, z.B. Rohglas, zum deutschen Inlandpreis auf dem franzsischen Markt ueberhaupt abzusetzen, weil die deutschen Exportfirmen fuer Warenlieferungen nach Feindlaendern, zu denen Frankreich noch rechnet, nicht den Exportzuschuss nach dem Zusatzausfuhrverfahren erhalten und infolgedessen mit den Preisen auf dem Auslandsmarkt nicht konkurrieren koennen. Schrittweiser Abbau dieser Exportzuschuesse nur in dem Tempo, in dem die Preise in Frankreich eine Steigerung erfahren, ist daher noetig, wenn der franzoesische Markt nicht den deutschen Exportfirmen verloren gehen soll.

(b) Preisregelung fuer Waren, die von Frankreich nach Deutschland ausgefuehrt werden.

Warenverkehr von Frankreich nach Deutschland. Preisnormierung in Deutschland Franzoesische Gueter und Leistungen duerfen im innerdeutschen Geschaeftsverkehr nur mit Genehmigung des Reichskommissars fuer die Preisbildung[169] zu hoeheren als den jeweils zulaessigen Handelspreisen berechnet werden (Reichsgesetz v. 17.2.41, Reichsgesetzbl.[att] I S. 100)[170].

Fortfall der Gleitpreise Im besetzten Frankreich liegen die Preise z.T. noch sehr erheblich unter den deutschen. Trotzdem koennen die sehr umfangreichen Auftragsverlagerungen nach Frankreich zu einer Preiserhoehung in Deutschland fuehren, da von den franzoesischen Auftragsfirmen fuer ihre Lieferungen nach Deutschland immer wieder Gleitpreise gefordert werden, die sie mit der Wahrscheinlichkeit spaeterer Lohnsteigerung und Preiserhoehungen von Rohstoffen sowie Steuererhoehungen begruenden. Inzwischen haben aber die franzoesischen Dienststellen die franzoesischen Industrievertreter mit entsprechenden Anweisungen versehen, sodass in Zukunft voraussichtlich wieder Festpreise vereinbart werden. Hinsichtlich dieser Festpreise ist nun folgendes zu beobachten:

Verhaeltnis der franz. Festpreise z.[um] innerdeutschen Preisniveau a) bei den landesueblichen Leistungen halten sich die Preise in dem seinerzeit in Wiesbaden[171] ausgehandelten

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Rahmen und damit unter dem deutschen Preisniveau, b) bei den nicht landesueblichen Leistungen, welche die Mehrzahl bilden, erfolgt die Preiskalkulation auf der Selbstkostengrundlage, wobei die Auftraege zunaechst zu einem Richtpreis vergeben werden. Es ist Sorge dafuer getragen, dass die Richtpreise, die zurzeit nicht ueber dem deutschen Preisniveau liegen, sobald wie moeglich in echte Festpreise umgewandelt werden. Wenn auch zunaechst der starke Preisaufstieg in Frankreich noch einigermassen abgefangen werden konnte, so ist doch die Gefahr weiterer Preiserhoehungen durchaus akut, sodass - zumindest auf gewissen Warengebieten - eine Warenausfuhr von Frankreich nach Deutschland unmoeglich wird, oder aber die innerdeutschen Preise gefaehrdet. Deshalb ist schon jetzt die Frage der Preisverbilligung zu pruefen. Mittel des deutschen Reiches werden dabei ausscheiden. Eine Subvention durch den franzoesischen Finanzminister duerfte bei der Finanzlage Frankreichs auch kaum infrage kommen. Dagegen ist es vielleicht moeglich, die franzoesische Wirtschaft zu einem dem deutschen Zusatzausfuhrverfahren aehnlichen Verfahren zu veranlassen oder einen Preisausgleich zwischen den bis jetzt zu recht verschiedenen Preisen erfolgenden Lieferungen nach Deutschland herbeizufuehren.

V. Aufbau der Dienststellen des Militrbefehlshabers. 1.) Stbe. Am 1.4.41 waren vorhanden (vgl. Einsatzkarte Anlage 9[172]): 4 Bezirkschefs[173] Kommandant von Gross-Paris[174] 43 Feldkommandanturen 144 Kreiskommandanturen. Am 12.3.41 ist der General zbV.I[175] aus dem Befehlsbereich des Militrbefehlshabers in Frankreich zwecks anderweitiger Verwendung ausgeschieden. Den Chefs der Milit rverwaltungsbezirke und dem Kommandanten von Gross-Paris wurden die in ihren Bezirken eingesetzten L[an]d[es]sch.[ tzen]-Reg[imen]ts.Stbe und L[an]d[es]sch. [tzen]-Bat[ai]l[lon]e. unterstellt. Vom gleichen Zeitpunkt ab haben die Bezirkschefs die volle Unterstellung der Stalag-Bat[ai]l[lon]e. unter die Stalag-Kommandanten, der Departements-Bat[ai]l[lon]e. unter die Feldkommandanten verfgt. Die zur Abgabe bereitgestellten F.K. und O.K.[176] wurden abtransportiert. nderungen in der Besetzung der Kriegsverwaltungsbeamten whrend der Berichtszeit: 10 hhere, 12 " , 2 Sonderfhrer 1"

Zugang: Abgang:

7 gehob.[ene] u.[nd] mittl.[ere] Beamte, 6"""",

Die nderungen erfolgten berwiegend bei den Feldkommandanturen. 2.) Landesschtzeneinheiten.

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Es sind am 1.4.41 vorhanden: 9 L[an]d[es]sch.[tzen]Reg[imen]ts.Stbe 86 L[an]d[es]sch.[tzen]Bat[ai]l[lon]e. davon

45 38

Bat[ai]l[lon]e. "

mit 182 " 143

K[om]p.[anien] "

in den Depart.[ements] in d.[er] K[riegs]g[e]f.[angenen] Bew.[achung] beim O.Qu.Fr.[177]

"

" 10

"

Die zu anderweitiger Verwendung bereitgestellten Bewachungseinheiten wurden abtransportiert. (Einsatz der verbleibenden L[an]d[es]sch.[tzen]Bat[ai]l[lon]e. siehe Karte Anlage 10[178]). Zur Verstrkung der Feuerkraft wurde bei OKH eine Verdoppelung der Ausstattung mit M.[aschinen]G.[ewehren] beantragt.

3.) Bewachungsaufgaben. (siehe vordringliche Probleme). Bewachungskrfte In Verbindung mit den Armeen werden nach vom Ob. West[179] gegebenen Richtlinien neue Bewachungsplne aufgestellt.

4.) Bodenstndige Einrichtungen. Soldatenheime 153 Heime sind in Betrieb, (Zugang im Februar 10). (s. Einsatzkarte Anlage 11[180]). 17 Heime sind in Vorbereitung. Die geistige Betreuung der Soldaten in den Soldatenheimen wird stetig weiter ausgebaut.

Heeresunterkunftsverwaltungen Die Besetzung der H.U.V. mit Beamten ist durchgefhrt. Unterpersonal gem.[] K.St.N.[181] ist zum Teil eingetroffen. Die nach der K.St.N. zustndigen Pkw. und Lkw. wurden bei O.Qu./H.mot.[182] angefordert.

Wehrmachtsstrafanstalten Im Berichtsmonat ist unter dem 10.3.41 eine grundlegende Verf gung ber den Vollzug von Freiheitsstrafen und Untersuchungshaft im Befehlsbereich des Milit rbefehlshabers in Frankreich ergangen[183]. In dieser Verfgung sind Richtlinien ber Einrichtung von Wehrmachtanstalten gegeben und ein Vollstreckungsplan ist aufgestellt

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worden. Festsetzung von bleibenden Planstrken fr die Wehrmachtsstrafanstalten ist beantragt worden.

VI. Die deutsche Exekutive und Gerichtsbarkeit im besetzten franz sischen Gerichte.

Allgemeines Im Berichtsmonat ist die Ttigkeit der Gerichte die gleiche geblieben. Kabeldurchschneidungen, unbefugtes berschreiten der Demarkationslinie und Begnstigung des Feindes (de Gaulle-Anhnger) spielen wie im Vormonat die Hauptrolle.

Feldgendarmerie. Die Zusammenarbeit der Feldgendarmerie mit der franz sischen Polizei und Gendarmerie ist nach wie vor gut. Ein schrferes Vorgehen der franzsischen Polizei gegen Verkehrsbertretungen ist zu bemerken. Die Ausbildungslehrgnge bei den Feldgend.[armerie] Felders.[atz] Komp.[anie] f r Angehrige der Feldgendarmerie, die nicht der Ordnungspolizei entstammen, haben begonnen. Die im Lagebericht Februar erwhnte Kraftwagenfrage bedarf noch immer der Lsung.

Gerichtswesen. Der Militrbefehlshaber in Frankreich hat im Berichtsmonat als hherer Befehlshaber besttigt:

8 Todesurteile gegen Landeseinwohner davon: 1 wegen Freischrlerei (Schiessen auf notgelandeten deutschen Flieger) 2 wegen verbotenen Waffenbesitzes und ttlichen Angriffs auf einen Wehrmachtsangehrigen 1 wegen Verbergung entwichener Kriegsgefangener (Verschaffung von Identit tskarten und Zivilkleidern) 2 wegen Gewalttat gegen einen deutschen Wehrmachtsangeh rigen (Krperliche Misshandlung) 2 wegen fortwhrender Begnstigung des Feindes (Verbringung englischer und franzsischer Kriegsgefangener ber die Demarkationslinie)

2 Todesurteile gegen Soldaten und zwar 2 wegen Fahnenflucht.

7 Verurteilungen zu Freiheitsstrafen ber 5 Jahren

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smtliche gegen Landeseinwohner davon: 2 wegen Landesverrats (lebenslngliches Zuchthaus und 5 Jahre Zuchthaus 1 Monat Gefngnis) 2 wegen Gewalttat gegen deutsche Wehrmachtsangehrige (8 Jahre Zuchthaus und 10 Jahre Gefngnis) 1 wegen Begnstigung des Feindes und Verabredung des Landesverrats (10 Jahre Zuchthaus) 1 wegen Nichtablieferung deutschfeindlicher Flugschriften (7 Jahre Zuchthaus) 1 wegen deutschfeindlicher Kundgebung (8 Jahre Zuchthaus)

25 weitere Verurteilungen davon: 13 gegen Soldaten (einschl.[ielich] 7 gegen Offiziere) 12 gegen Landeseinwohner 9 Freisprche davon: 1 Soldat und 8 Landeseinwohner 4 Urteile wurden aufgehoben davon: 1 gegen Soldaten (Sonderfhrer) 3 gegen Landeseinwohner.

Besonders bedeutsame Straftaten: 1) Das Gericht des Kommandanten von Gross-Paris (Abt.[eilung] B) hat am 7.3.41 die franzsische Staatsangehrige Bonnefous, eine geborene Englnderin und den franzsischen Geistlichen Rgniez Edouard wegen Begnstigung des Feindes (91b RStGB.) zum Tode verurteilt. Die beiden Angeklagten haben in zahlreichen Fllen englischen Kriegsgefangenen zur Flucht ber die Demarkationslinie und weiter nach England verholfen. In dem gleichen Verfahren sind gegen weitere 5 Mittter lngere Freiheitsstrafen ausgesprochen worden. Das Urteil ist besttigt, ber die Vollstreckung steht die Entstehung des Ob.d.H. noch aus. 2) Das Gericht der Feldkommandantur 722 in St. L[184] hat 15 franzsische Staatsangehrige wegen Begnstigung des Feindes verurteilt, und zwar 2 zum Tode, 12 zu lebensl nglichem Zuchthaus, 1 (Jugendlicher) zu 10 Jahren Gefngnis.

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Lagebericht Mrz 1941 (MBF)

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Die Verurteilten, unter ihnen 11 Flieger und 2 Seeleute versuchten in einem gekauften Fischerboot mit Motor nach England zu kommen, um dort in die R.A.F.[185] einzutreten, sie wurden von einem Kstenbewachungsschiff in der Nhe der Insel Guernsey aufgebracht. Auch dieses Urteil ist besttigt, ber die Vollstreckung steht die Entscheidung des Ob.d.H. noch aus[186]. 3) Das Gericht der Feldkommandantur 748 St. Brieuc [187] hat einen franzsischen Fleischer, der 2 Wehrmachtsangehrige mit seinem Fleischermesser angriff und dem einen 9 Messerstiche beibrachte, zum Tode verurteilt. Auch dieses Urteil ist besttigt, die Entscheidung des Ob.d.H. ber die Vollstreckung steht noch aus[188].

VII. Kriegsgefangene.

Organisation Bestand an K[riegs]g[e]f.[angenen] rund 125 000 (darunter 82 000 farbige K[riegs]g[e]f.[angene]). Der Militrbefehlshaber in Frankreich verfgt nunmehr ber: 4 K[riegs]g[e]f.[angenen] Bezirkskommandanten 22 Frontstalags fr K[riegs]g[e]f.[angene] 3 Frontstalags fr Interniertenlager 143 Landesschtzenkomp.[anien] (vgl. Einsatzkarte Anl.[age] 12[189]).

Von den zu anderweitiger Verwendung bereitgestellten Einheiten der K[riegs]g[e]f.[angenen] Organisation sind abtransportiert 7 K[riegs]g[e]f.[angenen] Bezirkskommandanten 31 Frontstalags[190].

Abtransportbereit stehen ausserdem 2 K[riegs]g[e]f.[angenen] Bezirkskommandanten 14 Frontstalags.

Arbeitseinsatz Die durch die Umorganisation des K[riegs]g[e]f.[angenen] Wesens (Abgabe von Stalags und Wacheinheiten) bedingte Neugliederung ist nunmehr vollendet, sodass die verfgbaren K[riegs]g[e]f.[angenen] voll dem Arbeitseinsatz zugefhrt werden knnen.

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Beurlaubungen Durch Verfgung des O.K.H. wurden eine Reihe von Arbeitsgruppen fr Beurlaubung freigegeben:

a) Kriegsgefangene Landwirte im besetzten Gebiet. Die Beurlaubungsaktion luft seit 4.3.41.

b) Kriegsgefangene Landwirte aus Stalags im Reich. Von denen in Aussicht gestellten 7000 k[riegs]g[e]f.[angenen] Landwirten sind bis 25.3.41 3 550 beim Frontstalag 194[191] eingetroffen und von dort aus beurlaubt worden. Weitere Transporte sind angek ndigt.

c) Kriegsgefangene Steinkohlenbergarbeiter aus dem bes.[etzten] Gebiet. Ihre Beurlaubung ist seit 5.3.41 im Gange. Kriegsgefangene Steinkohlenbergarbeiter aus deutschen Stalags: In Aussicht gestellt ist die Zufhrung von 2000 K[riegs]g[e]f.[angenen], die jedoch noch nicht eingetroffen sind. d) K[riegs]g[e]f.[angene] fr die Forstwirtschaft. Es ist die Beurlaubung von 1 800 K[riegs]g[e]f.[angenen] dieser Gruppe in Aussicht gestellt.

e) Kriegsgefangene Werftfacharbeiter. Rckfhrung von etwa 2000 K[riegs]g[e]f.[angenen] ist in Aussicht gestellt. Bis 22.3.41 wurden laut Mitteilung O.K.W. 665 Beurlaubungsflle entschieden.

VIII. Flchtlings- und Rckwandererwesen. Flchtlingsbewegung Der Flchtlingsstrom war im Berichtsmonat strker als in den Vormonaten und wird mit der zum 1.4. vorgesehenen Einrichtung einer Passierscheinstelle f r das unbesetzte Gebiet in Moulins[192] weiter ansteigen. Allein an demobilisierten franzsischen Soldaten, Handelsmatrosen und Jugendlagerinsassen wurden insgesamt 5 500 Mann in Sondertransporten in das besetzte Gebiet hineingelassen. Die Kontrolle an der Demarkationslinie wird seit bernahme durch den Zollgrenzschutz schrfer und sachkundiger vorgenommen.

Nordostlinie Nach den letzten Feststellungen sind in das Sperrgebiet noch nicht zur ckgekehrt: R[un]d. 690 000 Flchtlinge.

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Sie verteilen sich auf Militrverwaltungsbezirk A mit r[un]d. 300 000, den Militrverwaltungsbezirk C mit r[un]d. 170 000 und die Nord-Departements mit r[un]d. 220 000. Die Zahlen sind jedoch aus verschiedenen Grnden nicht ganz zuverlssig, die tatschlichen Zahlen werden niedriger liegen (Einberechnung der noch im unbesetzten Gebiet dienenden Soldaten, Kriegsgefangenen usw.).

Elssser und Lothringer Nach einer amtlichen Zhlung befinden sich im unbesetzten Gebiet noch r[un]d. 25 000 Elssser, deren Rckkehr erwnscht ist.- Das elsssische und lothringische Flchtlingsgut wird zurzeit zurckgefhrt. Rckwanderung Zwei weitere Transporte mit rund 1 500 Slovaken wurden nach Pressburg abgefertigt.

[1]

84. Ausfertigung von 130 Exemplaren. Otto von Stlpnagel. Stempelaufdruck: Geheime Kommandosache. Walther von Brauchitsch. Oberkommando des Heeres. Adjudantur Oberbefehlshaber des Heeres. Adjudantur Chef des Generalstabs des Heeres. Generalquartiermeister Zentralabteilung im Generalstab des Heeres. Operationsabteilung. Organisationsabteilung. Chef des Heeres-Nachrichtenwesens. Chef der Heeresrstung und Befehlshaber des Ersatzheeres Friedrich Fromm. Oberkommando der Wehrmacht. Wehrmacht-Fhrungsstab/Abteilung Landesverteidigung. Amt Ausland-Abwehr. Propaganda-Abteilung. Verbindungsoffizier beim Vertreter der franzsischen Regierung. Oberquartiermeister Frankreich. Wehrwirtschafts- und Rstungsstab Frankreich.

[2]

[3]

[4]

[5]

[6]

[7]

[8]

[9]

[10]

[11]

[12]

[13]

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[21]

Eisenbahntransportabteilung Paris. Armeeoberkommando.

[22]

Darber hinaus waren dem Bericht noch folgende Zeitungsausschnitte beigef gt: Anlage 16: Dieu et la Patrie, Artikel von Marcel Dat in: L'uvre Nr. 92.90 vom 28.3.1941; Anlage 17: Le Parti de la France, Artikel von Henri Lebre in: Le Cri du Peuple Nr. 158 vom 27.3.1941; Anlage 18: Le Ravitaillement de la France. Dclarations de M. Archard in: La vie Industrielle Nr. 87 vom 26.3.1941.
[23] [24]

Chef der Heeresrstung und Befehlshaber des Ersatzheeres Friedrich Fromm. Nhere Einzelheiten nicht ermittelt.

[25]

Am 26. Februar 1941 wurde im Kriegstagebuch des OKW ein Befehl Hitlers vermerkt, die wichtigsten Werke der Rstungsindustrie gegen Sabotageakte feindlicher Fallschirmjger zu schtzen. Vgl. Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht, Bd. I: 1. August 1940-31. Dezember 1941, S. 336.
[26] [27]

Rudolf Gercke. Wilhelm Weniger. Vgl. den Lagebericht September 1940, C, I, 2.

[28]

[29]

Am 6. Februar 1941 erlie das OKW die Weisung fr das Unternehmen "Sonnenblume". Vom 8. bis 11. Februar 1941 wurde der erste deutsche Konvoi ber Neapel nach Tripolis verschifft. Am 12. Februar traf Generalleutnant Erwin Rommel in Libyen ein, der mit Wirkung vom 15. Februar 1941 zum Befehlshaber des "Deutschen Afrikakorps" ernannt worden war. Im Osten begannen whrenddessen die Vorbereitungen fr den Einmarsch deutscher Truppen in Bulgarien, den Hitler am 28. Januar 1941 beschlossen hatte. Auerdem hatte das OKH am 31. Januar 1941 die Aufmarschanweisung fr das Unternehmen "Barbarossa", den Angriff auf die Sowjetunion, fertiggestellt.
[30] [31]

Text der Originalanmerkung in der Vorlage:

+ Regierungserklrung des 10.3. in Vichy: "Wenn die Methoden, die man gegen Frankreich anwendet, sich nicht ndern, ist Frankreich entschlossen, dem ein Ende zu setzen, indem es seine Handelsschiffe durch Kriegsschiffe eskortieren lsst. Admiral Darlan hat diese Erklrung in vollem Einvernehmen mit Marschall Ptain und den Mitgliedern des franzsischen Kabinetts abgegeben." und Erklrungen des General Nogus in Tanger. Vgl. dazu die Meldung des Le Petit Parisien vom 11. Mrz 1941, S. 1: Le chef de la marine fran aise ne tolra plus que nos btiments de commerce soient saisis et que les Franais meurent de faim. Am 27. Mrz 1941 meldete die Pariser Zeitung, da franzsische Handelsschiffe tatschlich von franzsischen Kriegsschiffen begleitet wurden. Am 30. Mrz 1941 waren franzsische Handelsschiffe, die auf dem Weg vom Atlantik ins Mittelmeer waren und nach franzsischen Angaben Reis und Zucker fr die Bevlkerung in Algier geladen hatten, von britischen Kriegsschiffen in franz sischen Hoheitsgewssern angehalten und kontrolliert worden. Franzsische Kstenbatterien hatten daraufhin das Feuer erffnet, das von den britischen Schiffen erwidert wurde. Aufgrund des Zwischenfalls drohte die britische Regierung vorbergehend mit einer Blockade des Hafens von Marseille, da die Regierung in London Vichy nicht nur des Transports kriegswichtiger Gter beschuldigte, sondern sie auch der Begnstigung der Verlegung weiterer deutscher Truppen nach Afrika verdchtigte. Am 31. Mrz 1941 wurde in Tripolis die 15. Panzerdivision ausgeschifft.
[32]

Jean Achard (1908-1953). In der Zwischenkriegszeit Prsident der Allgemeinen Vereinigung der Rbenbauer. Dezember 1940 bis Juli 1941 Staatsminister fr Landwirtschaft und Ernhrung. Im Gegensatz zu Landwirtschaftsminister Caziot teilte er nicht die traditionelle Auffassung des Bauernstands. Seine Ideen hnelten eher denen von Landwirtschaftsminister Jacques Leroy Ladurie, der die Konzentration der landwirtschaftlichen Nutzbarmachung favorisierte und der Produktivit t den Vorzug gab. Seine Aufgaben bestanden in der Versorgung der Bevlkerung unter wachsender Kontrolle der Besatzer, was ihn zunehmend unpopulr und zu einer Zielscheibe von Angriffen der Pariser Presse werden lie. Im Juni 1946 verkndete der Hohe Gerichtshof zu seinen Gunsten eine Urteilsaussetzung wegen Widerstandsaktivitten.
[33]

Am 10. Mrz 1941 empfing Marschall Ptain in Anwesenheit von Darlan und Achard die amerikanische Presse und bat die USA um Getreidelieferungen fr das unbesetzte Gebiet. Vgl. Herv COUTAU-BGARIE, Claude HUAN, Lettres et notes de l'Amiral Darlan, S. 313-314: Rception de la presse amricaine lundi 10.3.41.
[34]

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In der Erklrung an die Presse besttigte Ptain die Aussage Darlans, die Deutschen htten den Franzosen im besetzten Gebiet zehn Millionen Zentner requiriertes Getreide zurckgegeben. Vgl. ebenda, S. 314.
[35]

Bei den mhsamen Verhandlungen um amerikanische Getreidelieferungen f r Frankreich war Grobritannien ber die Botschaften in Madrid und amerikanische Vermittler eingeschaltet.
[36] [37]

Neben den amerikanischen Bedingungen waren es vor allem britische Forderungen, die die Verhandlungen erschwerten. Zu den Konditionen gehrten: 1. Kontrolle bei der Verteilung in Nordafrika und im unbesetzten Gebiet, 2. Versicherung, da die entladenen Schiffe unverzglich in die USA zurckkehren knnten, 3. Versicherung Frankreichs, da es unter keinen Umstnden die im Waffenstillstandsvertrag festgehaltenen Bedingungen zugunsten der besetzenden Macht ndere, Beteuerung Frankreichs, bei der Versorgung Nordafrikas unter keinen Umstnden den Einflu von auslndischen Militrs zu dulden, die eine Kontrolle der franz sischen Hfen, des Luftraums und der Kommunikationswege im franz sischen Afrika gefhrdeten. Den britischen Bedingungen stimmte Darlan zu. Vgl. Herv COUTAU-BGARIE, Claude HUAN, Lettres et notes de l'Amiral Darlan, S. 314-315: Aufzeichnung Darlans vom 22. M rz 1941. Charles Platon (1886-1944). Admiral. Absolvent der cole suprieure de la Marine. 1936-1939 Organisator der Blockade im Spanischen Brgerkrieg. 1940 Leiter der Verteidigung Dnkirchens. 1940-1943 Secrtaire d'tat aux Colonies. 1943 von Laval aus dem Amt gedrngt. 1944 von der Arme secrte entfhrt und ermordet.
[38]

Bereits Anfang Mrz hatte der amerikanische Botschafter Leahy aus Vichy gemeldet: "In any event both the Marshall [Ptain] and Darlan insisted that France is prepared to resist an attempt at invasion of French Africa no matter who the invader", vgl. The Ambassador in France (Leahy) to the Secretary of State vom 4.3.1941, FRUS 1941 II, S. 231-234, hier S. 233. Am 10. Mrz 1941 drohte Darlan vor amerikanischen Korrespondenten in Vichy, "that if British interference with food shipments were to persist, he would be forced to ask permission to convoy French food ships with the French Navy and fight for their protection." Vgl. Anmerkung 31 zum Telegramm von Premierminister Churchill an Prsident Roosevelt vom 12.3.1941, FRUS 1941 II, S. 119. In der Folgezeit wurde von franzsischer Seite jedoch offiziell dementiert, da entsprechende Manahmen tatschlich ergriffen worden seien.
[39]

"Le gouvernement franais et son chef, le marchal Ptain, sont dcids dfendre cote que cote contre toute attaque l'empire colonial franais. L'unit entre la mre patrie et l'Afrique du Nord va trouver son expression dans le fait que quelques hautes personnalits musulmans vont tre appeles faire partie du Conseil national. Par ce geste, la France montrera que l'esprit de loyaut entre la mre patrie et l'empire est intact. D'autre part, cette entr e des musulmans au Conseil national sera la rcompense de la fidlit tmoigne la France par les colonies. Cette fidlit n'a jamais t mise en doute." Erklrung Weygands, abgedruckt in Les Nouveaux Temps vom 13.3.1941, hnlich auch in Le Matin vom gleichen Tag.
[40] [41]

Philippe Ptain.

Weygand hatte am 26.2.1941 mit dem amerikanischen Vertreter, Robert Murphy, anl lich dessen Inspektionsreise durch Nordafrika, ein Abkommen paraphiert, in dem die USA neben Lebensmitteln wie Tee und Zucker auch die Lieferung von Minerall und Kohle zusagten, um den Fortbestand des Wirtschaftslebens in Nordafrika zu sichern. Im Gegenzug hatte er fr Frankreich die Entsendung amerikanischer Vertreter zugestanden, die als Konsul vor Ort berwachen sollten, da die amerikanischen Hilfslieferungen nicht nach Frankreich weiter transportiert wrden. Durch einen Notenaustausch zwischen Darlan und Leahy war das Abkommen am 10.3.1941 frmlich ratifiziert worden.
[42]

[43]

Im Rahmen der Verhandlungen der Waffenstillstandskommission in Wiesbaden hatte das OKW bereits am 15. Juli 1940 vergeblich von Frankreich die Bereitstellung von 8 Flugpltzen in Marokko, Verfgungsrecht ber Nachrichtenverbindungen, Wetterstationen und die Eisenbahn Tunis-Rabat sowie die Bereitstellung von Schiffsraum im Mittelmeer gefordert. Der Landungsversuch von de Gaulle in Dakar und die Abfallbewegungen in Zentralafrika diente dem OKW als Argument, bei Hitler erneut auf eine engere Kontrolle des franzsischen Kolonialreiches zu drngen. Nach einem ersten vergeblichen Versuch am 22. September traf im Oktober 1940 eine Studienkommission des Auswrtigen Amtes unter Fhrung des Legationsrates Theodor Auer in Casablanca ein. Nachdem im Auftrag des Wehrwirtschafts- und Rstungsamtes zunchst eine Minerallkontrollkommission Marokko eingerichtet worden war, entsandte schlielich im Februar 1941 auch das OKW eine eigene Mission, die ab Mrz 1941 offiziell als Kontrollkommission Afrika (KIA) firmierte, zu deren T tigkeit s. Karl Volker NEUGEBAUER, Die deutsche Militrkontrolle im unbesetzten Frankreich 1940-1942. Zum Problem der Sicherung der Sdwestflanke von Hitlers Kontinentalimperium, Boppard 1980.
[44]

Richtig: Friedrich Grimm.

Am 7. Mrz 1941 hielt Professor Grimm unter der Schirmherrschaft des Deutschen Instituts einen Vortrag in Bordeaux, bei dem er seine Ideen ber eine loyale Zusammenarbeit Frankreichs mit dem Reich entfaltete. Unter den Zuh rern befand sich Adrien Marquet, ehemaliger Minister und Brgermeister von Bordeaux. Zur Berichterstattung vgl. Le Petit Parisien vom 8. Mrz 1941, S. 3.
[45]

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Im Mrz 1941 wurde Island in das erweiterte Operationsgebiet deutscher U-Boote miteinbezogen. Ende des Monats durchbrachen die Schlachtschiffe "Scharnhorst" und "Gneisenau" von Deutschland kommend die Dnemarkstrae und operierten im Atlantik gegen den britischen Schiffsverkehr.
[46]

Nachdem am 1. Mrz 1941 Bulgarien dem Dreimchtepakt beigetreten war, bermittelte Prinzregent Paul von Jugoslawien (1893-1976) Hitler am 4. Mrz die Bereitschaft seines Landes zum Beitritt. Nach deutschen Zugest ndnissen trat Jugoslawien am 25.3.1941 dem Dreimchtepakt bei.
[47]

Zwei Tage nach dem Beitritt Jugoslawiens zum Dreim chtepakt kam es am 27.3.1941 in Belgrad zum Staatsstreich. Die Regierung von Ministerprsident Dragisa Cvetkovic wurde gestrzt, Prinzregent Paul floh nach Griechenland. Der neue Knig Peter II. (1923-1970) berief die Regierung unter Dusan Simowic (1882-1962). In Belgrad kam es zu antideutschen Demonstrationen. Die ver nderte politische Lage auf dem Balkan veranlate Hitler in einer Besprechung in der Reichskanzlei mit den Chefs der Wehrmachtsteile zur Ankndigung der "Zerschlagung" Jugoslawiens. Vgl. Hitlers Weisungen fr die Kriegfhrung 1939-1945. Dokumente des Oberkommandos der Wehrmacht, hg. von Walther HUBATSCH, Frankfurt a.M. 1962, S. 106-108: Weisung Nr. 25 vom 27. Mrz 1941.
[48]

Alexander I. (1888-1934). Knig von Jugoslawien. Er fiel 1934 bei seiner Ankunft in Marseille zusammen mit dem damaligen franzsischen Auenminister Louis Barthou (1862-1934) einem Attentat zum Opfer. Vor dem Denkmal in Marseille kam es am 28. Mrz 1941 zu Demonstrationen, s. P. LIMAGNE, Ephemerides de quatre anes tragiques, Villeneuve-de-Berg 1987, S. 123.
[49]

Peter II. (1923-1970). 1934-1945 Knig von Jugoslawien, ging nach der Besetzung seines Landes im Jahre 1941 nach Gro britannien, spter in die USA ins Exil.
[50] [51]

Einzelheiten dazu unten unter IV 3.

Eine ausfhrliche Berichterstattung findet sich u.a. in Le Petit Parisien vom 16. Mrz 1941. Die Pariser Zeitung verffentlichte aus diesem Anla unter dem Titel "Reichsmesse Leipzig - Das Schaufenster des Vierjahresplans" eine Sonderbeilage. vgl. Pariser Zeitung vom 27. Februar 1941, S. 9-16.
[52]

Vgl. Journal Officiel vom 3. November 1940, S. 5538: Loi du 28 octobre 1940, interdisant la rception de certaines missions radiophoniques sur la voie publique et dans les lieux ouverts au public, le 1er novembre 1940.
[53] [54]

Gemeint ist hier Anlage 1 zum Lagebericht Februar 1941, vom 7.3.1941.

Zustzlich zu den Transporten wehrfhiger Mnner nach Nordafrika wurde auf einer Ministerratssitzung in Vichy Ende 1940 entschieden, auch "militante" und "gefhrliche" Personen aus sdfranzsischen Internierungslagern nach Nordafrika abzuschieben. Zunchst waren vier Transporte geplant. Am 2. und 11. Mrz 1941 verlieen zwei Einschiffungen mit "unerwnschten" Franzosen den Hafen Port-Vendres verlieen. Hinter dem Abtransport verbargen sich nicht zuletzt auch wirtschaftliche Motive: Mit den neuen Arbeitskrften in Nordafrika beabsichtigte die Vichy-Regierung, ein lang geplantes Projekt - den Bau der Trans-Sahara-Eisenbahn - zu realisieren. Vgl. u.a. AN, 3 W/312, Bl. 19: Ministre de l'Intrieur, Direction de la Police du Territoire et des Etrangers, Proc s-verbal de la runion tenue le 29 janvier 1941 au sujet du transfert en Afrique du Nord de 5 000 fran ais et trangers indsirables, Vichy, 29.1.1941.
[55]

Das unbefugte berschreiten der Demarkationslinie war mit der Verordnung vom 4. Oktober 1940 ausdr cklich verboten. Vgl. Verordnungsblatt fr die besetzten franzsischen Gebiete Nr. 11 vom 17. Oktober 1940, S. 107: Verordnung gegen das unbefugte berschreiten der Demarkationslinie. Vom 4. Oktober 1940.
[56] [57]

Feldkommandantur St. L (Manche). Feldkommandantur von Caen (Calvados).

[58]

Gemeint ist hier das nchtliche Anbringen von "V"-Zeichen (V-Aktion), mit der auf Betreiben des britischen Rundfunksenders BBC die Franzosen ihre Sympathie fr den jugoslawischen Knig Peter II. zum Ausdruck bringen sollten.
[59]

Seit Februar 1941 bernahm der Verstrkte Grenzaufsichtsdienst (VGAD), die unter der Aufsicht von Zollinspektoren f r diese Aufgabe entsprechend ausgestattet waren, von der Armee zunehmend den Zollgrenzschutz. Die deutschen Soldaten wurden unterdessen im Zuge der Vorbereitung des Unternehmens "Barbarossa", dem geplanten Angriff auf die UdSSR, abgezogen.
[60] [61]

Geheime Feldpolizei. Nicht ermittelt.

[62]

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[63]

Sonderzug fr Fronturlauber.

[64]

Es handelte sich hier vor allem um die Ladung der drei von dem deutschen Hilfskreuzer Pinguin (Schiff 33) am 14./15.1.1941 in der Antarktis gekaperten norwegischen Walkochereien, die nach Bordeaux als Prise eingebracht worden waren. Die uerung von Fernand de Brinon konnte nicht ermittelt werden. Die Ankunft der "Gold Harbour", des ersten der amerikanischen Versorgungsschiffe, wurde in der franzsischen Presse zwar ausfhrlich gewrdigt (vgl. hierzu die Berichte in L'uvre "Devant la rprobation mondiale Churchill doit c der", vom 20.3.1941 bzw. "Washington interdirait le d part des deux navires chargs de bl destination de la France non-occupe" vom 4.4.1941), der Versuch des amerikanischen Botschafters Leahy, die Aktion propagandistisch zu nutzen, fhrte aber auch zu kritischen Kommentaren. So schrieb Le Petit Parisien am 12.3.1941 unter der berschrift " propos de l'arrive du navire amricain": "On remarque notamment que tandis que l'ambassadeur de France Washington est rduit faire des dmarches humiliantes et que la France possde des capitaux considrables bloqus aux tats-Unis, l'ambassadeur amricain relate avec beaucoup de bruit l'arrive d'un vaisseau amricain Marseille. Au lieu de cette philanthropie au compte-gouttes, la France prfrerait pouvoir acheter des marchandises qui lui sont ncessaires et les acheminer, librement vers ses ports. La gnrosit d'un groupe d'Amricains ne saurait faire oublier que le gouvernement de Washington ne trouve rien redire aux procds inhumains du blocus britannique. La postrit, conclut-on Vichy, jugera svrement l'attitude anglo-saxonne au cours de cette guerre."
[65]

Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 24 vom 19. Mrz 1941, S. 192-197: Verordnung ber den grenzberschreitenden Gterkraftverkehr zwischen den besetzten franzsischen Gebieten und dem Deutschen Reich. Vom 22. Februar 1941.
[66] [67]

Durchgangsstraen. Unleserlich, gemeint ist vermutlich Stenay, Department Meuse.

[68]

Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 22, 10. Februar 1941, S. 179-182: Erste Durchfhrungsverordnung zur Verordnung des Oberbefehlshabers des Heeres vom 30. Dezember 1940 ber den Post- und Fernmeldeverkehr in den besetzten Westgebieten (VOBIF S. 178), 1. Februar 1941.
[69]

Zu den Einschrnkungen gehrten: Auer-Betrieb-Legung von ffentlichen Sprechstellen, Zulassungsantrge fr Ferngesprche und bei der Aufgabe von Telegrammen, Verbot der Aufgabe von Telegrammen durch Fernsprecher, Genehmigung fr Gesprche und Telegramme mit dem Deutschen Reich und dem unbesetzten Gebiet Frankreichs, Verbot des Fernmeldeverkehrs mit Departements Nord und Pas-de-Calais, Verbot des Teilnehmer-Fernschreibverkehrs.
[70] [71]

Feldzeug-Leitungen. Postes, Tlgraphes, Tlphones.

[72]

Zur Schaffung des Conseil national vgl. Journal Officiel vom 24. Januar 1941, S. 366: Loi crant un conseil national, 22. Januar 1941, le 22 janvier 1941.
[73] [74]

Gemeint sind hier die 8 Ressortminister.

Zu den Reaktionen der Presse s. unter anderem: Un Conseil National est cr . Il est compos de 200 membres dj nomms par dcret, La Croix vom 25.1.1941; La Composition du Conseil National. Le Marchal Ptain a voulu que toutes les catgories sociales fussent reprsentes, Le Figaro vom 26.1.1941; Le Marchal a cr un Conseil National. Cette assemble consultative comprendra 188 membres, Le Petit Parisien vom 25.1.1941; Le Conseil National est cr. En attendant la nouvelle Constitution, Paris-Soir vom 25.1.1941.
[75]

Vgl. Le Petit Parisien vom 27. Mrz 1941, S. 3: L'administration ne devrait compromettre ni l' quipement national ni le ravitaillement du pays. Et pourtant!...
[76]

Zur Neuorganisation der Gemeindeverwaltungen vgl. Journal Officiel vom 12. Dezember 1940, S. 6074f.: Loi portant rorganisation des corps municipaux, le 16 novembre 1940.
[77] [78]

Vgl. Journal Officiel vom 23. Januar 1941, S. 345-357. Jacques Barnaud.

[79]

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Whrend der gemeinsamen Autofahrt auf dem Weg zum Treffen mit Hitler in Montoire am 24.10.1940 notierte Fernand de Brinon ber sein Gesprch mit Ptain: "Je parle cette occasion du livre du gnral de Gaulle, Vers l'arme du mtier, que j'ai admir. Marchal me dit pour la premire fois sa phrase souvent entendue depuis sa bouche: C'est un serpent que j'ai rchauff dans mon sein." AN 411, AP 6, Zitat hier nach Gilbert JOSEPH, Fernand de Brinon, l'aristocrate de la collaboration, Paris 2002, S. 273. Im Gesprch mit Hitler erklrte Ptain wenig spter: "Frankreich wrde die Ereignisse von Oran [britischer Angriff auf die franzsische Flotte bei Mers el-Kbir, d. Bearb.] und den Angriff auf Dakar nicht vergessen. Diese letztere Aktion sei auf Anstiften Englands von einem schlechten Franzosen, einem franzsischen General, der sein Vaterland verleugnet habe, angefhrt worden. Derartige Dinge dulde das heutige Frankreich nicht mehr, und so sei dieser Offizier denn auch sofort zum Tode, zur Beschlagnahme seines Vermgens und zur dauernden Ausweisung aus Frankreich verurteilt worden. Damit htte die Gerechtigkeit ihren Lauf genommen." Zitat nach Andreas HILLGRUBER, Staatsmnner und Diplomaten bei Hitler. Vertrauliche Aufzeichnungen 1939-1941, M nchen 1969, S. 141.
[80] [81]

Vgl. den Lagebericht Februar 1941, B III, 1. Commissariat Gnral aux Questions Juives (CGQJ).

[82]

Vgl. Journal Officiel vom 31. Mrz 1941, S. 1386: N 1450. - Loi du 29 mars 1941 crant un commissariat gnral aux questions juives, le 29 mars 1941.
[83]

Xavier Franois Vallat (1891-1972). Politiker. 1914/18 Kriegsteilnahme als Offizier, 1919 bis 1924 sowie 1928 bis 1942 Mitglied der Abgeordnetenkammer als Vertreter des Departement Ardche, 1936 bis 1939 Mitglied der national-sozialen Republikanischen Partei, Januar 1940 Vizeprsident der Abgeordnetenkammer, Mrz 1941 bis Mai 1942 Generalkommissar fr Judenfragen (Commissariat Gnral aux Questions Juives, CGQJ), 1945 bis 1947 Haft, Dezember 1947 Verurteilung zu zehn Jahren Gefngnis durch den Hohen Gerichtshof, Dezember 1949 Begnadigung und Entlassung.
[84] [85]

Vgl. Journal Officiel vom 31. Mrz 1941, S. 1387: Questions juives, le 29 mars 1941.

[86]

Laut Aufzeichnung einer Besprechung in der deutschen Botschaft in Paris am 28.2.1941 hatte der deutsche Sicherheitsdienst (SD) zu Beginn des Jahres 1941 "eine vorbildliche Kartei" angelegt, "in der die gesamten Juden von Paris in vierfacher Weise aufgezeichnet sind. Auerdem sind von seiten des SD gewissenhafte Zhlungen durchgefhrt worden, die ergeben haben, dass in Paris z.[ur]Z[ei]t. etwa 65 000 jdische Haushaltsvorstnde vorhanden sind, dass also mit Frauen und Kindern etc. mit r[un]d. 200 000 Juden in Paris zu rechnen ist. Von diesen 200 000 sollen etwa 75% nicht franzsischer Nationalitt sein, darunter ein relativ kleiner Teil deutscher Juden." vgl. Serge KLARSFELD, Vichy-Auschwitz, S. 365-366: Aufzeichnung betr. Zentrales Judenamt in Paris, 28. Februar 1941.
[87]

Richtig: 200 000.

Vgl. dazu auch die knappe Meldung " Paris les trois cinquime des juifs sont des trangers" in: Paris-Soir vom 28.3.1941 bzw. den Artikel "Frankreich fhrt Judengesetze durch. die Aufgaben Xavier Vallats - Keine Schleichwege mehr?" der Pariser Zeitung, vom 1.4.1941.
[88]

Der Ausschlu von jdischen Rechtsanwlten fand im Sommer 1941 statt. Vgl. Journal Officiel vom 17. Juli 1941, S. 2999f.: N 2956. - Dcret du 16 juillet 1941 rglementant, en ce qui concerne les juifs, la profession d'avocat.
[89] [90]

Charles Magny. Gemeint ist hier das 3. Arrondissement, das Marais-Viertel.

[91]

[92]

Es handelte sich um die Algerier Ibnon Zekri Ahmed, Sisbane Cherif, Boukerdenna Abderrahmane und Benchiha Boucif. Vgl. Journal Officiel vom 25. Mrz 1941, S. 1299: N 1290. - Dcret du 22 mars 1941 compltant la reprsentation de l'Algrie au Conseil national par la dsignation de membres musulmans.
[93]

Vgl. den Lagebericht April/Mai 1941, B III 7. Departement Meurthe-et-Moselle.

[94]

Eine Identittskarte war in Frankreich bereits im Oktober 1940 eingefhrt worden, vgl. Journal Officiel vom 20. November 1940, S. 5740f.: Loi instituant la "Carte d'identit de Franais", le 27 octobre 1940. Unterlagen ber eine nderung oder Neufassung des Gesetzes lieen sich im Journal Officiel fr das Jahr 1941 nicht nachweisen.
[95] [96]

Nicht ermittelt.

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[97]

Departement Doubs. Departement Vosges.

[98]

Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 26 vom 28. Mrz 1941, S. 202-214: Verordnung zur Regelung des Straenverkehrs im besetzten Gebiet Frankreichs (Straenverkehrsordnung). Vom 13. Mrz 1941.
[99]

Vgl. Journal Officiel vom 18. Mrz 1941, S. 1209-1212: Loi modifiant et compltant pour la zone occupe le rglement gnral sur la police de la circulation et du roulage, le 5 mars 1941.
[100] [101]

Zum Inhalt der Radioansprache vgl. Le Petit Parisien vom 17. Mrz 1941. Vgl. La Gerbe vom 27. Mrz 1941, S. 4: On rvoque des instituteurs... Vgl. Journal Officiel vom 26. Februar 1941, S. 918: Loi relative l'instruction religieuse, le 6 janvier 1941.

[102]

[103]

Im Rahmen der vom tat franais ausgegebenen Divise "Travail, Famille, Patrie" war im November 1940 der Moralunterricht in Schulen ausdrcklich wiedereingefhrt worden. Vgl. Journal Officiel vom 5. Dezember 1940, S. 5980-5981: Programmes de morale, d'instruction civique et droit usuel, le 23 novembre 1940.
[104] [105]

Vgl. Journal Officiel vom 12. Mrz 1941, S. 1112: Loi sur l'instruction religieuse, le 10 mars 1941.

In seiner Radioansprache gab Carcopino bekannt: "J'ai ensuite revis les programmes d'instruction morale dans les coles primaires. Par respect pour la libert de conscience, aussi bien des croyants que des incroyants, j'y ai remplac la mot 'Dieu', que M. Lon Brard y avait fait disparatre en 1923 et qu'un de mes prdcesseurs y a rtabli le 23 novembre, par la formule: les valeurs spirituelles, la patrie, la civilisation chrtienne." Vgl. Le Petit Parisien vom 17. Mrz 1941.
[106]

So verkndete Carcopino u.a.: "L'Universit de France (...) garde un prestige que notre dfaite n'a pas entam. C'est grce lui que (...) j'ai trouv auprs des autorits allemandes courtois accueil et bienveillante comprhension. C'est grce lui que d'Europe ou d'Amrique continuent d'affluer au ministre des Affaires trangres les invitations qui demandent nos matres de prter leur talent et leur savoir en dehors de nos frontires." Zu seinen weiteren Absichten vgl. die Auszge aus seiner Radioansprache in: Le Petit Parisien vom 17. Mrz 1941.
[107] [108]

Nach den Beobachtungen der Mitarbeiter stieg, parallel zur Zahl der Teilnehmer an den Sprachkursen, die das Deutsche Institut in Paris und in seinen Auenstellen kostenlos anbot, auch an den franz sischen Schulen das Interesse am Deutschunterricht. Im Schuljahr 1942/43 berflgelte Deutsch als erste Fremdsprache Englisch in einem Verhltnis von 2:1.
[109]

Das von Karl Epting geleitete Deutsche Institut in Paris mit Sitz im Palais Talleyrand, der ehemaligen polnischen Botschaft in der Rue Saint-Dominique 57 (im 7. Pariser Arrondissement), bestand seit September 1940. Das Institut fungierte zugleich als Kulturabteilung der Deutschen Botschaft und Epting war als Direktor bis 1942 zugleich Kulturreferent der Mission. Das Institut, das sich als Zentrum deutscher Kultur und Wissenschaft in Frankreich verstand, war das erste deutsche Kulturinstitut auf franzsischem Boden und wichtigstes Propagandainstrument der Besatzungsmacht. Es war zugleich das grte der vom Deutschen Reich whrend des Krieges in den besetzten Lndern unterhaltenen Deutschen Wissenschaftlichen Institute (DWI). Neben einer Bibliothek bot es regelmig Sprachkurse an und veranstaltete Vortrge und Konzerte. Auerdem verfgte es ber eine Kunsthistorische Abteilung (Leiter: Hermann Bunjes); eine Archivabteilung (Georg Schnath); eine Abteilung Forstwirtschaft und Bodenkunde (Paul Vageler und Franz Heske) sowie einer Abteilung zur Verbreitung deutschen Schrifttums in Frankreich. Karl Epting (1905-1979). Historiker und Romanist. 1928 Dr. phil., danach Leiter des Studentenwerks in Tbingen. 1931 Leiter der Abt. fr studentische Selbsthilfe und Gemeinschaftsarbeit des Weltstudentenwerks in Genf. 1934 Leiter des DAAD-Bros in Paris. 1940-1944 Direktor des Deutschen Instituts. 1943 Habilitation in Berlin. Nach dem Krieg Oberstudiendirektor in Heilbronn.
[110]

Das Deutsche Institut in Paris beobachtete ein steigendes Interesse an der deutschen Sprache und einen Andrang zu seinen Sprachkursen, was aufgrund des Lehrermangels gelegentlich zu den berlegungen fhrte, sich fr die Freilassung politisch zuverlssiger franzsischer Deutschlehrer aus der Kriegsgefangenschaft einzusetzen. Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 25 vom 27. Mrz 1941, S. 199-200: Zweite Verordnung ber die Erhaltung von Kunstschtzen im besetzten Gebiete Frankreichs. Vom 3. Mrz 1941. Von dieser Bestimmung waren Kunstwerke ausgenommen, die sich im Privateigentum oder im Kunsthandel befanden, sofern deren Wert nicht eine Million Francs berstieg.
[111] [112]

Die Bestnde des Departementalarchivs Haut-Rhin in Colmar waren bereits vor dem Beginn des deutschen Angriffs nach Auch

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(Departement Gers) ausgelagert worden. Die Verhandlungen ber eine Rckfhrung blieben lange ohne Ergebnis und wurden erst durch kurz vor dem Einmarsch deutscher Truppen in Sdfrankreich beendet, vgl. dazu den Lagebericht Juni/September 1942, II 2, Archivwesen.
[113]

Yves Bouthillier.

Vgl. Journal Officiel vom 1. April 1941, S. 1402f.: N 1443. - Loi du 29 mars 1941 fixant les crdits applicables aux dpenses du deuxime trimestre de l'exercice 1941.
[114] [115]

Dagnicourt. Anlage 3, hier nicht aufgenommen. Vgl. hierzu unter anderem Journal Officiel vom 22. Februar 1941, S. 861-864: Rglement No 2 du bureau national de la viande. Vgl. Lagebericht Dezember 1940/Januar 1941, B III, 8.

[116]

[117]

[118]

Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 33 vom 15. Mai 1941, S. 260-261: Verordnung gegen das unbefugte berschreiten der Grenzen und militrischen Sperrlinien des besetzten franzsischen Gebietes und ber die Aus-, Ein- und Durchfuhr von Waren. Vom 28. April 1941.
[119]

Durch einen Erla vom 12.12.1940 waren die Feldkommandanten und Bezrikschefs bereits zuvor ermchtigt worden, Sicherungshaft fr 7 bzw. 14 Tage in solchen Fllen anzuordnen, in denen ein ordentliches Strafverfahren aus irgendwelchen Gr nden nicht mglich war. Zur Erweiterung der Wehrmachtgerichtsbarkeit vgl. Die Polizeiverwaltung unter dem Militrbefehlshaber in Frankreich 1940-1942, BA-MA (Freiburg) RW 35/338 bzw. Hans UMBREIT, Der Militrbefehslahber in Frankreich 1940-1944, Boppard 1968, S. 236f.
[120] [121]

Vgl. den Lagebericht Februar 1941, B III, 7.

Zeitlich befristet auf die Monate Januar und Februar 1941 hatte man das Hchstgewicht der Pakete bereits schon einmal von 5 auf 20 Kg erhht.
[122]

Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 29 vom 17. April 1941, S. 241-243: Zweite Durchfhrungsverordnung zur Verordnung ber den Post- und Fernmeldeverkehr in den besetzten Westgebieten vom 30. Dezember 1940. Vom 2. April 1941.
[123]

Bei der Verteilung von deutschen Auftrgen wurden im besetzten Gebiet die fr die Versorgung und den lebensnotwendigen Bedarf arbeitenden Unternehmen (V-Betriebe) bzw. die fr die deutsche Kriegswirtschaft produzierenden Rstungsbetriebe (R-Betriebe) bevorzugt behandelt. Whrend die V-Betriebe durch die Militrverwaltung kontrolliert wurden, unterstanden die R-Betriebe den Inspektoren des Wehrwirtschafts- und Rstungsstabes. Im Frhjahr 1942 belief sich die Zahl der ausgewhlten V- und R-Betriebe auf 8600. Sie hatten monatlich ber den Stand der Bestellungen und der Auslieferungen zu berichten, so da die Bezirkschefs und Feldkommandanten die bentigten Rohstoffe rechtzeitig ordern konnten.
[124]

Anlage 8. Demnach galten als V-Betriebe: "Alle Versorgungsbetriebe (Gas-, Wasser- und Elektrizittswerke). Alle Betriebe der Urproduktion (z.B. Kohlen- und Erzbergbau). Alle Betriebe, deren Produktion im gesamtwirtschaftlichen oder im deutschen Interesse von besonderer Wichtigkeit ist.
[125]

Diese sind: 1.) in der ersten Verarbeitungsstufe diejenigen Betriebe, die als Vorlieferanten fr weitere wichtige Verarbeitung (insbesondere Engpassproduktion) oder zur Sicherstellung der Ernhrung von Bedeutung sind. 2.) In den weiteren Verarbeitungsstufen diejenigen Betriebe, die a.) fr die Bedrfnisse der Wehrmacht arbeiten, b.) im Rahmen der Auftragsverlagerung mit mindestens 40vH der Kapazit t des Betriebes mit deutschen Auftrgen belegt worden sind, c.) fr die Ernhrung der Bevlkerung von besonderer Bedeutung sind."
[126]

Vgl. Pariser Zeitung vom 2. April 1941, S. 6: Regierung fordert Erhhung der Kohlenfrderung. Vgl. den Lagebericht Februar 1941, B IV 2.

[127]

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[128]

Vgl. den Lagebericht Februar 1941, B IV 2. Vgl. Pariser Zeitung vom 2. April 1941, S. 6: Regierung fordert Erhhung der Kohlenfrderung. Jean Barbizet. Anlage 7, hier nicht aufgenommen.

[129]

[130]

[131]

Gemeint ist die Grndung des Unternehmens Francolor am 18.11.1941, an der die IG-Farben mit 51% die Aktienmehrheit hielt, s. AN F12 9574.
[132] [133]

Georges Perret. Nhere Einzelheiten nicht ermittelt. Unleserlich.

[134]

[135]

Der deutsche Generalreferent fr Sonderaufgaben im Reichswirtschaftsministerium, zustndig fr Ausntzung der Rohstoffe in besetzten Gebieten erinnerte sich spter: "1941 wurde ein leerstehendes Gebude in Roanne an der Loire nach entsprechenden Umbauten fr die Fabrikation bestimmt. Trotz Transportschwierigkeiten, die durch die Zoll- und Devisengesetze verschrft wurden, die zwischen dem besetzten und dem unbesetzten Gebiet Frankreichs bestand, wurden die Arbeiten in einem erstaunlichen Tempo vorangetrieben, so da die Produktion bereits im Frhjahr 1942 anlaufen konnte." Vgl. Hans KEHRL, Krisenmanager im Dritten Reich. 6 Jahre Frieden - 6 Jahre Krieg. Erinnerungen. Mit kritischen Anmerkungen und einem Nachwort von Erwin VIEFHAUS, Dsseldorf, 1973, hier S. 200.
[136]

Hans Kehrl (1900-1984). Industrieller. Besuch des Technikums fr Textilindustrie in Reutlingen und der Weberschule in Aachen, 1923 Eintritt in vterlichen Betrieb in Cottbus, 1926 bernahme des Betriebs nach Tod des Vaters, 1933 Prsident der Industrie- und Handelskammer fr Niederlausitz, SS-Brigadefhrer, Gauwirtschaftsberater der NSDAP, Gau Kurmark, 1936 Hauptreferent im Amt f r Roh- und Werkstoffe im Vierjahresplan, 1938 bis 1942 Generalreferent f r Sonderaufgaben im Reichswirtschaftsministerium, zustndig fr Ausntzung der Rohstoffe in besetzten Gebieten, 1942/43 Hauptabteilungsleiter Industrie im Reichswirtschaftsministerium, bis 1945 Leiter des Rohstoffamtes sowie Chef des Planungsamtes im Reichsministerium f r Rstung und Kriegsproduktion, 1945 Verhaftung, 1949 Verurteilung im Wilhelmstraenproze zu 15 Jahren Gefngnis, 1951 Entlassung, weiterhin als Wirtschaftsberater ttig. Anlage 18, Kopie eines Artikels aus La Vie Industrielle vom 26. Mrz 1941, hier nicht aufgenommen. In seiner Erklrung kndigte Achard Einschrnkungen der Lebensmittelzuteilungen an. Nach seinen Ausfhrungen verfgte Frankreich nur noch ber die Hlfte seiner normalen Ernhrungsquellen.
[137]

Vgl. Journal Officiel vom 29. Mrz 1941, S. 1362f.: Rationnement du pain, de la viande, du fromage et des mati res grasses pour le mois d'avril 1941, le 28 mars 1941.
[138] [139]

Nach Artikel 7 des genannten Gesetzes erhielten Verbraucher der Kategorie T eine Zusatzration in Hhe von 120 g.

Vgl. Journal Officiel vom 29. Mrz 1941, S. 1362f.: Rationnement du pain, de la viande, du fromage et des mati res grasses pour le mois d'avril 1941, le 28 mars 1941.
[140]

Vgl. Journal Officiel vom 29. Mrz 1941, S. 1362f.: Rationnement du pain, de la viande, du fromage et des mati res grasses pour le mois d'avril 1941, 28. Mrz 1941.
[141] [142]

Vgl. hierzu auch den Lagebericht vom September 1940, C VII, 1. Prfektur des Departements Haute-Marne. Unterprfektur des Departements Vosges. Nordostfrankreich. Organisation Todt.

[143]

[144]

[145]

[146]

Vgl. Journal Officiel vom 14. Mrz 1941, S. 1146-1157: Instruction relative au rglement des importations et des exportations de la mtropole en temps de guerre.
[147]

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[148]

Die Verordnung trat am 15. April 1941 in Kraft.

Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 28 vom 3. April 1941, S. 224-238: Verordnung ber den kleinen Grenzverkehr zwischen Elsa, Lothringen, Luxemburg und dem besetzten franzsischen Gebiet. Vom 26. Mrz 1941.
[149]

Aufgrund des Einspruches des Militrbefehlshabers erklrte sich die franzsische Regierung zu einem Verrechnungskurs von 100,Finnmark zu 100,- Ffr bereit. und somit konnte das am 28. Februar 1941 zwischen Frankreich und Finnland vereinbarte Verrechnungsabkommen am 27. April 1941 verffentlicht werden. Vgl. Journal Officiel vom 27. April 1941, S. 1791f.: N 1390. - Dcret du 27 mars 1941 portant publication et mise en vigueur de l'accord de payement entre la France et la Finlande sign le 28 fvrier 1941.
[150]

Anlage 4, hier nicht aufgenommen. Von den gemeldeten 412 000 Arbeitslosen (davon 226 000 Mnner) entfielen auf das Departement Seine 273 000 (147 000); Seine-et-Oise 64 000 (44 000) sowie Seine-Inf rieure 27 000 (19 000). In den beiden Departements Nord und Pas-de-Calais waren 35 000 bzw. 12 000 Arbeitslose gemeldet.
[151]

Vgl. Journal Officiel, 22. Mrz 1941, S. 1265: Loi sur la rquisition de la main-d'oeuvre adulte ncessaire l'excution des travaux de la campagne agricole de 1941, le 9 mars 1941. Die Durchfhrung des Gesetzes, das allgemein die Dienstverpflichtung mnnlicher Franzosen zur Arbeit in der Landwirtschaft ermglichte, oblag den Prfekten und Arbeitsinspektoren. Es bezog sich auf das "Gesetz zur Organisation der Nation in Kriegszeiten" vom 11. Juli 1938, das die Dienstverpflichtung fr Arbeiten "im Interesse der Nation" im Rahmen der rstungswirtschaftlichen Mobilisierung vorgesehen hatte.
[152]

Am 10. Mrz 1941 fhrte die Vichy-Regierung einen "zivilen Landdienst" (Service civique rural) f r Jugendliche im Alter von 17 bis 21 Jahren ein. Vgl. Journal Officiel, 22. Mrz 1941, S. 1265: Loi sur le service civique rural, le 10 mars 1941.
[153]

Vgl. Journal Officiel, 22. Mrz 1941, S. 1266: Loi portant interdiction de l'emploi de la main-d'oeuvre agricole dans les divers chantiers de travaux non agricoles, le 9 mars 1941.
[154]

Arbeitsminister Belin forderte die Prfekten und die Arbeitsverwaltung in einem Rundschreiben vom 29. M rz 1941 auf, loyal mit den deutschen Dienststellen bei der Anwerbung von Arbeitskrften fr Deutschland zusammenzuarbeiten. Das Anbringen von Propagandaplakaten sowie die Anwesenheit von Werbern in franzsischen Arbeitsmtern wurde ausdrcklich erlaubt. Den fr Deutschland ttigen Arbeitnehmern sicherte Belin die gleichen Rechte der Sozialversicherung zu. Vgl. Bulletin du Ministre du Travail, N 1-4 (1941), S. 4.
[155] [156]

Ren Belin. Hermann Gring.

[157]

Am 24. Mrz 1941 konferierte der Leiter der Wirtschaftsabteilung des MBF, Elmar Michel, mit Barnaud, Lehideux und Bichelonne im Hotel Majestic ber den Einsatz von franzsischen Arbeitskrften zu Gunsten des Deutschen Reiches. Einen Tag spter verabschiedete die franzsische Regierung die Erhhung der Arbeitszeit. Zum Protokoll der Besprechung vgl. AN, 3 W 51: Haute Cour de Justice, Affaire Barnaud, Akte "Dossiers de procdure", Protokoll vom 24. Mrz 1941.
[158] [159]

Ren Belin. Vgl. Journal Officiel vom 26. Mrz 1941, S. 1307: N 1359. - Loi du 25 mars 1941 relative la duree du travail.

[160]

Die regional organisierten Arbeitsinspektoren unterstanden dem Prfekten, erhielten ihre Anweisungen aber direkt vom Arbeitsminister. Sie berwachten die Einhaltung der arbeitsrechtlichen Vorschriften und bten die staatliche Kontrolle in den Betrieben ihres Bezirks aus.
[161]

Am 20. Februar 1941 schlossen der Staatsminister fr Finanzen, Yves Bouthillier, und der Leiter der Bank von Frankreich, Yves Brart de Boisanger, eine Konvention, die dem franzsischen Staat eine Krediterhhung auf eine Milliarde Francs fr die Zahlung der Besatzungskosten garantierte. Abdruck des Vertrags in: Journal Officiel vom 22. Mrz 1941, S. 1266f.: Loi approuvant une convention passe entre le ministre secrtaire d'Etat aux finances et le gouverneur de la Banque de France, le 22 fvrier 1941.
[162] [163]

Vgl. Le Petit Parisien vom 16. Mrz 1941, S. 1: Les taux de l'escompte de la Banque de France est ramen de 2 1,75%. Gesellschaften mit beschrnkter Haftung.

[164]

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Vgl. Journal Officiel vom 5. Mrz 1941, S. 1014f.: Loi du 28 fvrier 1941 portant limitation des dividendes et des tanti mes, le 28 fvrier 1941.
[165]

Die Pariser Brse war Anfang August 1940 geschlossen worden. Whrend der Rentenmarkt bereits im Oktober 1940 wieder erffnet wurde, blieb der Aktienmarkt bis zum 19. Mrz 1941 geschlossen. Allerdings war der Handel strengen Auflagen unterworfen.
[166] [167]

Anlage 5, hier nicht aufgenommen. Name nicht ermittelt.

[168]

Das Amt des Reichskommissars fr Preisbildung bte Min.Dir Dr. Erich Flottmann (nhere biographische Angaben nicht ermittelt) kommissarisch aus, nachdem Reichskommissar Josef Wagner (1889-1945) im Januar 1941 aufgrund von Differenzen mit der Parteileitung und wegen seiner kirchlichen Einstellung seines Amts enthoben worden war.
[169]

Vgl. Reichsgesetzblatt, Teil I, 1941, S. 100: Verordnung ber die Preisbildung fr Einfuhren aus den besetzten belgischen und franzsischen Gebieten, 17. Februar 1941.
[170] [171]

Gemeint ist hier die deutsch-franzsische Verrechnungsregelung vom 14.11.1940, vgl. DFCAA, vol. II, S. 350 und 369. Hier nicht aufgenommen.

[172]

Kurt Schreiber (Nordwestfrankreich), Karl-Ulrich Neumann-Neurode (Sdwestfrankreich), Eduard Freiherr von Rotberg (Nordostfrankreich), Moritz von Faber du Faur (Bordeaux).
[173] [174]

Ernst Schaumburg.

Franz von Roques. Dem General zur besonderen Verfgung I unterstanden als Inspektor der Sicherungseinheiten beim Militrbefehlshaber bis zu diesem Zeitpunkt die in Frankreich eingesetzten Regimentsst be und Landesschtzenbataillone. Sie wurden nun den Bezirkschefs bzw. Feldgendarmerieeinheiten unterstellt.
[175] [176]

Feld- und Ortskommandanturen. Erwin Jaenecke, Generalquartiermeister Frankreich. Hier nicht aufgenommen. Gerd von Rundstedt. Hier nicht aufgenommen. Kriegsstrke-Nachweisung. Oberquartiermeister/ Heeresmotorisierung. Nhere Einzelheiten nicht ermittelt. Departement Manche. Royal Air Force. Das Urteil wurde besttigt und vollstreckt, vgl. den Lagebericht April/Mai 1941. Departement Ctes-d'Armor. Das Urteil wurde besttigt und vollstreckt, vgl. den Lagebericht April/Mai 1941. Hier nicht aufgenommen. Frontstammlager.

[177]

[178]

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[180]

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Chlons-sur-Marne (Frontstalag 194). Departement Nivre.

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Lagebericht - April - Mai 1941 (MBF)

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AN, AJ 40/443 Paris, den 31. Mai 1941[1] Der Militrbefehlshaber in Frankreich[2] Kommandostab Abteilung Ia Br.[ief]B.[uch]Nr. Ia 420/41 g.[eheime] K[omman]dos.[ache][3]

Betr.: Lagebericht Mrz 1941 Anlage H e f t

Geheime Kommandosache

An den Herrn Oberbefehlshaber des Heeres[4]

Beiliegend wird der Lagebericht April/Mai 1941 vorgelegt.

Der Militrbefehlshaber von Stlpnagel

Lagebericht fr die Monate April/Mai 1941

Verteiler[5]:

O.K.H.[6] Adj. Ob.d.H.[7] = 1. Ausfertigung

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Adj. Chef Gen.Stb.d.H.[8] Gen.Qu.[9] O.Qu I O.Qu V G.Z.[10] Op. Abt.[11] Org.Abt.[12] O.Qu IV Abt. fremde Heere West Heerwesen-Abt. Chef Transportwesen Chef H.N.W.[13] Chef H Rst und BdE[14] Personalamt

= 2. = 3. u. 4. = 5. = 6. = 7. = 8. = 9. = 10. = 11. = 12. = 13. = 14. = 15. bis 18. = 19.

" " " " " " " " " " " " " "

O.K.W.[15] W F St/L[16] A Ausl.Abw.[17] =20. =21. " "

Militrbefehlshaber in Frankreich Kommandostab Ia Ic IIa III. Abwehrleitstelle =22. bis 26. =27. =28. =29. =30. =31. " " " " " "

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Lagebericht - April - Mai 1941 (MBF)

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Prop.Abt.[18] V.O.V.F.[19] Verb.Offz. zur Deutschen Botschaft[20]

=32. =33. =34. u. 35.

" " "

Verwaltungsstab O.Qu. Frankreich[21] W.Wi.R.-Stab Frankreich[22] Hh.Nachr.Fhrer[23] Etra Paris[24] Mil.Verw.Bez. A Mil.Verw.Bez. B Mil.Verw.Bez. C Mil.Verw.Bez. Bordeaux Kommandant von Gross-Paris[25]

=36. bis 86. =87. =88. =89. =90. =91. bis 93. =94. bis 96. =97. bis 99. =100. bis 102. =103.

" " " "

" " " " "

Nachrichtlich Oberbefehlshaber West[26] zugl.[eich] fr =104. bis 107. AOK[27]s. Waffenstillstandskommission Kommandierender Admiral Frankreich[28] General der Luftwaffe Paris[29] Militrbefehlshaber Nordfrankreich[30] Akte Ia - Reserve in Belgien =108. =109. =110. und =111. "

" " " "

=112. bis 125.

"

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Inhaltsverzeichnis

A. Vordringliche Probleme B. Die Lage auf den einzelnen Sachgebieten I) Die politische Lage II) Das Verkehrs- und Nachrichtenwesen 1.) Das Verkehrswesen 2.) Militrisches Nachrichtenwesen III) Die franzsische Verwaltung 1) Allgemeines 2) Die franzsische Polizei 3) Schule und Kultur 4) Das franzsische Finanzwesen 5) Das franzsische Gesundheitswesen 6) Das franzsische Veterinrwesen 7) Das Justizwesen im Besetzten Frankreich 8) Das franzsische Post- und Nachrichtenwesen 9) Deutschtum und Rckwanderung IV) Die franzsische Wirtschaft 1) Allgemeines 2) Die Entwicklung in den einzelnen Zweigen der gewerblichen Wirtschaft 3) Ernhrung und Landwirtschaft 4) Forst- und Holzwirtschaft 5) Auswrtiger Waren- und Zahlungsverkehr 6) Arbeitseinsatz und Sozialfrsorge
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7) Bank-, Brsen- und Versicherungswesen 8) Preisregelung V) Aufbau der Dienststellen des Militrbefehlshabers 1) Stbe 2) Landsschtzen- Einheiten 3) Bewachungsaufgaben 4) Bodenstndige Einrichtungen VI) Die deutsche Exekutive und Gerichtsbarkeit im besetzten Gebiet VII) Kriegsgefangene

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Anlagenverzeichnis

1.) Sonderbericht ber die Landbewirtschaftung und Frhjahrsbestellung in der Sperrzone. (Ref. Wi III/3-Ostland) 2.) Arbeitsbericht des Deutschen Roten Kreuzes. 3.) Verzeichnis der wichtigsten franzsischen Gesetze im Journal Offiziel [sic!]. 4.) Anzeigepflichtige Krankheiten innerhalb der Zivilbevlkerung des besetzten Gebietes. 5.) Arzneimittellage in Paris. 6.) Tierseuchenstand 7.) Die Lebensmittellage in Paris. 8.) Rohstoffeinkufe der Wifo. 9.) Metall-Plan. 10.) Entwicklung der Arbeitslosigkeit. 11.) Anwerbung von Arbeitskrften nach Deutschland. 12.) bersicht ber die Kursentwicklung der Staatsrenten und einiger fhrender Aktien. 13.) Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers (N 28-33).[31] -Nur in Ausfertigung 1-1514.) Zeitungsausschnitte.[32] -Nur in Ausfertigung 1-15. 15. Einsatzgliederung der dem Mil.[itr] Bef.[ehlshaber] in Frankreich unterstellten Stbe und Einheiten. (fehlt, wird nachgereicht) 16.) Einsatzkarte der Feld- und Kreiskommandanturen Stand: 1.5.41 mit Bericht[igun]g. 17.) Einsatzkarte der L[an]dsch.[tzen]Reg[imen]ts.Stbe und Dep.[artement] Bat[a]l.[ione] Stand: 1.5.41 mit Bericht[igun]g. 18.) Einsatzkarte der Frontstalags, Int.[ernierungs]Lagern und Wachbat[a]l[ion]e. Stand: 1.5.41 mit Bericht[tigun]g. 19.) Einsatzkarte der Soldatenheime Stand: 1.5.41

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20.) Einsatzkarte der Feldnachrichtenkommandanturen Stand: 15.5.41 21.) Anzeigen ber Straftaten (tab.[ellarische] Darstellung). 22.) bersicht ber beschlagnahmte oder sichergestellte Gegenstnde etc. (tab.[ellarische] Darstellung). 23.) bersicht ber Beutematerial (tab.[ellarische] Darstellung).

A. Vordringliche Probleme

1.) Versorgungslage. Die Versorgung der Bevlkerung hat sich zunehmend verschlechtert und ist besonders in den Bezirken Paris und Bordeaux angespannt. Sie wird vor allem durch den Mangel an Fett, Fleisch und Kartoffelbelieferung gekennzeichnet. Die Verpflegung der Truppe hat unter dem jahresmssig bedingten Rckgang der Fleischqualitten und Nachschubschwierigkeiten in der Kartoffelbelieferung gelitten.

Vordringliche Massnahmen zur Sicherung der Ernte sind notwendig: Verstrkung des landwirtschaftlichen Arbeitseinsatzes durch die beantragte Beurlaubung k[riegs]g[e]f. [angener] franzsischer Bauern aus Deutschland. Erhhung des Eisenkontingentes fr Landmaschinen und Ersatzteile. Mithilfe der Truppe in der Kartoffelkferbekmpfung (berwachung). Abzweigung von 4000 t Kupfer aus der franzsischen Metallsammlung zur Herstellung von Sulfat, das fr den Weinbau dringend bentigt wird. Einzelheiten siehe Abschnitt IV 3.

2.) Bewachungsaufgaben. Die Bewachungskrfte des Militrbefehlshabers reichen infolge Abgabe von 28 L[an]d[es]sch. [tzen]Bat[ai]l].[lonen] und Vermehrung der Aufgaben (Schutz vllig truppenleerer Rume, Bekmpfung von Fallschirmjgern, Luft- und Feuerschutz u.a.m.) nicht mehr voll aus. Das vermehrte Heranziehen franzsischer Sicherungsdienste kann nur einen bedingten Ausgleich schaffen.

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Einzelheiten siehe unter Abschnitt IV 3.

3.) Das Preisproblem. Bei der nur relativen franzsischen Preisstabilitt ist knftig mit einem Steigen der franz. Preise fr einen Teil der zu verlagernden Fertigungen und damit mit einer Gefhrdung des deutschen Preisniveaus und der Unterbringung der Verlagerungsauftrge berhaupt zu rechnen. In diesem Sinne laufen immer mehr Meldungen der deutschen Auftragsverlagerer ein. Mittel zur Verbilligung solcher preislich notleidenden Fertigungen stehen nicht zur Verfgung. Nhere Begrndung siehe unten Ziff. IV 8. Es sind deshalb Verhandlungen mit den Franzosen eingeleitet mit dem Ziele, dass die neunprozentige Produktionssteuer, welche die Franzosen im Wiesbadener Preisrahmen[33] zurzeit fordern, fortfllt. Nur wenn sich dies erreichen lsst, ist die Unterbringung der nach Frankreich verlagerten Fertigungen im Reichsgebiet ohne Gefhrdung des deutschen Preisniveaus knftig gesichert. Andererseits sind Waren, die Frankreich von Deutschland bentigt (Zucker, Kunstdnger und dergl.) fr die Franzosen hufig zu teuer. Da manche franzsischen Lieferungen nach Deutschland aber zur Voraussetzung haben, dass die Franzosen die von ihnen bentigten Waren aus Deutschland billig erhalten, liegt - wie unten ausgefhrt wird - insoweit eine Verbilligung der Warenlieferung nach Frankreich im dringenden deutschen Interesse und selbst auch dann, wenn sich diese Verbilligungen durch Ausgleichsabgaben oder hnliche Massnahmen, wie sie u.U. aber nicht immer mglich sind, wettmachen lassen. Denn man wird im allgemeinen unbedingt nach dem Grundsatz verfahren mssen, da es im Kriege in Deutschland nicht so sehr auf die finanziellen Auswirkungen, auf Ausgleichsabgaben und Zlle wie vielmehr ausschlaggebend auf eine mglichst weitgehende Forcierung der Wareneinfuhr nach Deutschland im Interesse der deutschen Wirtschaft und Versorgung ankommt.

4.) Das Problem der Besatzungskosten. Die tglichen Gutschriften des franzsischen Staates fr das deutsche Besatzungskostenkonto auf der Bank von Frankreich haben zu einem Kontobestand von fast 3 Milliarden RM (Stand vom 10.5.41) gefhrt. Ohne Gefhrdung der franzsischen Whrung wird es kaum mglich sein, den Gesamtbetrag der "usseren" (d.h. in Deutschland entstehenden) Besatzungskosten nach Deutschland zu transferieren. Deshalb wird deutscherseits von den Franzosen bei den Verhandlungen ber die Herabsetzung der Besatzungskosten verlangt, dass zur Abdeckung der usseren Besatzungskosten ein mglichst hoher Betrag in nach Deutschland transferierbaren Werten - also nicht lediglich in franzsischen Bankguthaben - geleistet wird. Wenn die Transferierung der usseren Besatzungskosten nach Deutschland gelingt und wenn ausserdem noch die Abschlagszahlungen heruntergesetzt werden, wie dies den Franzosen unter gewissen Bedingungen schon in Aussicht gestellt ist, so muss schon jetzt damit gerechnet werden, da dann die aus den tglichen berweisungen laufend zur Verfgung stehenden Frankenbetrge fr die inneren Besatzungskosten nicht mehr ausreichen. Demgegenber muss aber festgestellt werden, da geringere aber realisierbare Leistungen Frankreichs

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fr Deutschalnd wertvoller sind als hohe Zahlungen, die sich nicht transferieren lassen. Einzelheiten siehe unten Abschnitt III 4b.

B. Die politische Lage auf einzelnen Sachgebieten

I. Die politische Lage.

Die franz. Politik, die sich seit dem 13.12.1940 im Schwebezustand befand[34], wurde nach der stetigen Vorbereitung durch die wirtschaftliche Zusammenarbeit zu Beginn der Berichtszeit in politische Entscheidungen gedrngt. Der Besuch des Admirals Darlan beim Fhrer am 11.5.41[35] bedeutete die Wiederaufnahme der Gedanken von Montoire[36].

1.) Die wirtschaftliche Zusammenarbeit. Darlan ging, als er am 25.2.41 seine Regierung bildete, vom dem Gedanken aus, dass nach Scheitern des Versuchs einer totalen "Collaboration" (Laval) zunchst nur der Weg der wirtschaftlichen Zusammenarbeit aus der verfahrenen Lage herausfhren knne. Hier konnten die beiden Partner in sachlicher Arbeit, ohne politische Ressentiments, zusammengebracht werden. Hatte sich das wirtschaftliche Zusammengehen erst einmal ntzlich erwiesen, so durfte eine Schwchung der collaborationsfeindlichen Stimmung erhofft werden. Umfang und Erfolg dieser Zusammenarbeit zeigen die Bedeutung der "Collaboration" f r das Reich und die Bereitwilligkeit der franz. Seite. Auf dem Gebiet der gewerblichen Wirtschaft ist die Verlegung deutscher Auftrge mit einem Wert von bisher etwa 2,65 Milliarden RM erreicht. Es handelt sich lediglich um Bestellungen kriegs- und lebenswichtiger Waren, darunter einen beachtlichen Teil der unmittelbaren Rstung des Reiches. Die Bewirtschaftung aller wichtigen Rohstoffe wird unter Verwertung deutscher Erfahrungen, Aufsicht und Steuerung durch die Wirtschaftsabteilung durch franz. Dienststellen durchgefhrt. In einer Sonderregelung auf dem Metallgebiet sagt die franz. Regierung ausserdem die Durchfhrung einer Metallmobilisierung, auch im unbesetzten Gebiet zu und garantiert ferner die Lieferung von 30 000 to. Kupfer[37]. Die Hereinnahme von Rohstoffen aus den franz. Kolonien ist ein weiterer Erfolg der wirtschaftlichen Zusammenarbeit. Fr die Nachkriegszeit erscheint durch Beteiligung deutschen Kapitals an wichtigen franz. Industrieunternehmen sowie durch den Abschluss marktregelnder Vereinbarungen zur Sicherung des deutschen Absatzes in Frankreich und zur Aufteilung der auswrtigen Mrkte die Fortdauer der

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wirtschaftlichen Zusammenarbeit gesichert. Die ausserordentlich hohen landwirtschaftlichen Erzeugnisse wren ohne den guten Willen der franz. Landwirtschaft nicht mglich gewesen. Die Bereitstellung der fr die deutschen Zwecke bentigten Holzmengen war ebenfalls nur durch den vollen Einsatz der franz. Wirtschaft einschliesslich der Forstdienststellen m glich. Dabei konnten bedeutende Lieferungen an das Reich durchgefhrt werden (1 Million Stck Eisenbahnschwellen, 117 000 fm Rundholz, r[un]d. 16 000 fm Schnittholz). Die Ermittlungen der grssten Teils des feindlichens Verm gens ist im wesentlichen dadurch ermglicht worden, dass die franz. Wirtschaft die vorgeschriebenen Anmeldungen weitgehend erstattet hat; eine annhernd vollstndige Erfassung wre auf anderem Wege praktisch nicht durchfhrbar gewesen. Auch die berfhrung der englischen Versicherungs- und Vermgensbestnde in deutsche Hand ist unter Beteiligung franz. Stellen durchgefhrt worden[38]. Die loyale Mitarbeit des franz. Verkehrswesens hat die Durchfhrung der Wehrmachts[-] und kriegswichtigen Ziviltransporte ohne wesentlichen Einsatz deutscher Kr fte, die berlassung erheblichen rollenden Materials und Kahnraums auch aus dem unbesetzten Gebiet und die schnelle Wiederherstellung zerstrter Verkehrsanlagen gestattet. Die angespannte Arbeitseinsatzlage des Reiches ist durch die Vermittlung von bisher ber 50 000 franz. Arbeiter[n] und Arbeiterinnen fr die deutsche Industrie zustzlich gemildert worden. Diese Vermittlung wurde durch die franz. Dienststellen untersttzt und gefrdert[39]. Auf dem P r e i s g e b i e t hat die franz. Regierung in organisatorischer wie in sachlicher Hinsicht allen wesentlichen Wnschen entsprochen und damit u.a. die Auftragsverlagerung ohne Gefhrung des Preisniveaus dem Reich erleichtert und zugleich die Mglichkeiten zu Rohstoff- und Warenaufkufen durch die zustndigen deutschen Stellen und die Truppe erhht.

2.) Im Vorfeld der Entscheidung Der Versuch Lavals zur "totalen Collaboration" war gescheitert an a) der ungeklrten Gesamtkriegslage b) der Tatsache, dass Frankreich auf die Lebensmittel von bersee (USA) angewiesen war c) der Volksstimmung, wobei die collaborationsfeindliche Haltung eines Teils der Regierungsmitglieder, der Wehrmacht, der Polizei und der Verwaltung besonders ins Gewicht fiel.

Wie hat sich Darlan zu diesen vier Widerstnden verhalten? a) Die Gesamtkriegslage musste sich im Frhjahr zwangslufig klren, damit war ein "Termin" fr

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den Ablauf der Bemhungen Darlans gegeben. Die deutschen Balkanerfolge[40] haben die Stellung Darlans und die Stimmung des franz. Volkes gestrkt. Das pltzliche bergreifen des Krieges auf den nahen Osten (Irak, Syrien)[41] musste Darlan zu einer klaren Stellungnahme zwingen.

b) Die Versorgungslage Gesamtfrankreichs ist ernst. Darlan erkannte die Pflicht sofortiger Abhilfe. Die wesentlichste Hilfe schien bei der USA zu liegen, mit denen man es also nicht verderben durfte. Nach langwierigem Hin und Her von Verhandlungen, Zu- und Absagen, Versprechen und Drohungen, einem Spiel, in dem sich Amerika (das seine alte Liebe zu Frankreich immer wieder beteuerte) und England (das "leider" die Blockade nicht lockern drfte) geschickt die Blle zuwarfen, erkannte Darlan, dass "Amerika mit dem Schinken nur winke, um ihn dann sogleich wieder im Eisschrank zu verstecken." Nunmehr liess Darlan die Rcksicht auf die USA fallen, da das Problem der Versorgung um die einzige Mglichkeit seiner Lsung in absehbarer Zeit gebracht schien. Beschleunigt wurde die Klrung des Verhltnisses zu den USA (England!) durch den Zwischenfall von Nemours (30.3.)[42]. c) Die berwindung der collaborationsfeindlichen Stimmung hat Darlan weniger durch propagandistische Bearbeitung der ffentlichkeit[43] als durch die berzeugungskraft der Tatsachen (s. wirtschaftliche Zusammenarbeit) und durch sachliche und personelle Massnahmen versucht. Der Wille zur Konzentration und zur Ausrichtung der Ressorts auf die Politik Darlans tritt hervor. Da der Staatschef[44] die Ministerprsidentschaft behlt, wird der Mythos des Marschalls der Sanktionierung Darlans geschickt dienstbar gemacht. Darlan selbst vereinigt neben der Vizeprsidentschaft Aussen-, Innen- und Marineministerium in seiner Hand; er hlt also die Schlsselstellungen. Die brigen 4 Ministerien[45] werden zuverlssigen Mnnern bertragen[46], whrend alle anderen Ressorts von Fachleuten in der Stellung von Staatssekretren verwaltet werden[47]. Die nchsten Bemhungen Darlans gelten der Zusammenfassung des Gesamtstaates in seinen vier getrennten Teilen (besetztes, unbesetztes Gebiet, Nordafrika, das brige Kolonialreich). Er whlt dafr den Weg der persnlichen Fhlungsnahme auf zahlreichen Reisen, den er auch zu den deutschen fhrenden Stellen in Paris hufig geht, und durch Bestellung der fhrenden Mnner von bersee. Ein Erfolg zeigt sich in den Erklrungen der verschiedenen Gouverneure, dass das franz. Kolonialreich gegen jeden Angriff verteidigt werde. In der Verwaltung des Landes beginnt Darlan, unzuverlssige Persnlichkeiten durch Mnner seines Vertrauens, besonders Offiziere, zu ersetzen und erstrebt eine strkere Vereinheitlichung durch Zusammenfassung verschiedener Departements zu Provinzen. Organisatorische Massnahmen zum Neuaufbau des staatlichen und sozialen Lebens sind im Gange. Als politische Kerntruppe seiner Regierung im unbesetzten Gebiet whlt Darlan die Legion des Combattants, die er frdert und ausbaut. ber seine Massnahmen gegen die de Gaulle-Bewegung wurde berichtet. Der wichtigste aussenpolitische Schritt ist der Austritt Frankreichs aus dem V lkerbund[48], ein Strich unter alte, liebgewordene Illusionen Frankreichs.

3.) Der 11. Mai 1941 Anfang Mai drngt die Lage, besonders die Entwicklung in Nordafrika und Syrien, zur Entscheidung.

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Sie fllt am 11.5. in Berchtesgaden, und findet ihre Fortsetzung in den deutsch-franz. Verhandlungen, die seit dem 20.5. in Paris stattfinden[49]. Ptain und der Ministerrat billigen Darlans Schritt einmtig. In einem kurzen Appell stellt Ptain sich rckhaltlos hinter ihn und fordert das franz. Volk auf, in glubigem Vertrauen seinen Fhrern zu folgen. Die englisch-amerikanische Propaganda zieht alle Register, um Frankreich vor diesem "Verrat" zu warnen. Roosevelt richtet einen persnlichen Appell an das franz. Volk[50]. So hat Frankreich gewhlt, ein Weg zurck wird kaum mehr mglich sein.

4.) Darlan und seine Politik Diese Entwicklung ist das Werk Darlans und versteht sich aus seiner Persnlichkeit. Darlan ist 60 Jahre alt, hat seinen Weg in der franz. Marine gemacht und ist in seinem ganzen Wesen soldatisch geprgt. Es ist eine nchterne Natur, jeglichen Schlagworten und Theorien, seien es alte oder neue, abgeneigt und durch und durch Wirklichkeitsmensch, der die Politik als die Kunst des Mglichen versteht und sich dabei auf Mnner und praktische Massnahmen verlsst. Sein Verhltnis zu Ptain hat sich immer mehr vertieft. Die alte Abneigung des franz. Marineoffiziers gegen England ist durch die Ereignisse von Mers el[-]Kebir[51] und Dakar[52] verschrft worden. Amerika hat er durchschaut, was sein erstaunliches Wort bei der bernahme des Aussenministeriums: "England hat zwei Feinde, Hitler und Roosevelt" unmissverstndlich zeigt. Seine Haltung Deutschland gegenber, vor dessen militrischen Leistungen er hchste Achtung empfindet, wird allein bestimmt durch die nchterne Erwgung, was er vom Reich fr Frankreich erhoffen zu drfen glaubt. Das Grundmotiv des Mannes und seiner Politik ist der Wunsch, den neuen franz. Staat zu bauen, wie er die franz. Flotte gebaut hat.

5.) Widerstnde und Hilfen Darlans Einfluss im franz. Volk ist seit der Regierungsbernahme gewachsen. Die strksten Hindernisse aussenpolitischer und innenpolitischer Art hat er aber jetzt noch zu nehmen. A u s s e n p o l i t i s c h handelt es sich hauptschlich um USA, die in ihrem Vertreter, Admiral Leahy, einen gefhrlichen Gegenspieler nach Vichy entsandt haben. Wenn auch die franz. Schiffe in amerikanischen Hfen unter Bewachung gestellt und die franz. Guthaben in Amerika blockiert sind, so haben die USA die Tr noch nicht zugeschlagen. Leahy hat - nach einer amerikanischen Rundfunkmeldung - noch vor der Rckkehr Darlans bei Ptain gedroht, dass jede militrische Zusammenarbeit zwischen Frankreich und Deutschland als Neutralittsbruch Frankreichs aufgefasst werden msse. Leahy kann sich in seinem Kesseltreiben gegen Darlan nicht nur auf seinen gl nzend organisierten und finanzierten Propagandaapparat sowie die eifrige Untersttzung der jdischen und freimaurerischen Kreise verlassen, sondern vor allem auch auf die traditionelle Liebe des franz. Volkes zu USA, die sich auch noch in der letzten Zeit bei der kleinsten amerikanischen Geste berschwnglich geussert hat. Der Bedrohung des afrikanischen Empire durch Amerika kommt auch in diesem Zusammenhang besondere Bedeutung zu.

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I n n e n p o l i t i s c h gilt es, das tief verwurzelte Misstrauen gegen Deutschland wenigstens so weit zu berwinden, dass das Volk Darlan bei dem Versuch seiner neuen Politik nicht hindert. Das wird berhaupt nur mglich sein, wenn Darlan dem Volke fhlbare Erleichterungen, nicht nur Gesten, von deutscher Seite vorweisen kann. Die letzten Berichte aus allen Teilen des besetzten Gebietes erklren, dass von einem Umschlag der collaborationsfeindlichen Stimmung noch so gut wie nichts zu spren ist. Bei den hier kommenden Auseinandersetzungen ist auch zu fragen, ob der Soldat Darlan es fertig bringen wird, das politische Intrigenspiel seiner gerissenen Gegner zu zerreissen. Die strkste Sorge muss ihm aber die Ernhrungslage machen, um so mehr, als hier Deutschland wohl kaum wesentliche Hilfe geben kann. Wenn aber das Volk wirklich leidet, wird es kaum in der Stimmung sein, eine Verstandespolitik mitzumachen, die seinen ltesten wie seinen frischesten Gefhlserlebnissen widerspricht. In diesem Zusammenhang muss auch die Frage L a v a l gesehen werden. Zweifellos wrde die bertragung eines wesentlichen Amtes an Laval die sicherste Gewhr fr eine deutschfreundliche Politik Frankreichs bieten. Bei der allgemeinen Ablehnung, die Laval heute im franz. Volk erfhrt, (bezeichnend ist die usserung Doriots, dass Afrika bei einer Betrauung Lavals abgesprungen wre) wrde Darlan durch Laval belastet werden. Die Gefahr bestnde, dass dann, ber kurz oder lang, Darlan m i t Laval von der Volksstimmung weggefegt wrde. Zusammenfassend ist also zu sagen: Gegenber den schweren Widerstnden, mit denen Darlan zu rechnen hat (Notlage des Landes, deutschfeindliche Stimmung, amerikanisch-englische Intrige) kann er ausser seiner eigenen Kraft und die seiner Mitarbeiter nur auf zwei Hilfen rechnen: Erleichterungen in den Waffenstillstandsbedingungen und schnelle deutsche Erfolge.

Englische Fliegerbomben sind auf franz. Mandatsgebiet gefallen und haben franz. Soldaten gettet[53]. Die Ereignisse in Syrien, mgliche in Nord- und Westafrika, knnen Darlan schneller auf seinem Wege vorwrtstreiben, als er es mit Rcksicht auf die Stimmung des Volkes wnschen mag, und er hat nun die schwere Aufgabe, das franz. Volk von der Richtigkeit seines Weges zur einzig mglichen Erhaltung des Mutterlandes und des Empire zu berzeugen.

Stimmungsbericht Die Stimmung hat sich im ganzen nicht gendert. Die Zusammenarbeit mit Deutschland wird gefhlsmssig vom berwiegenden Teil der Bevlkerung noch abgelehnt. Eine Auswirkung der neuen Politik Darlans bahnt sich erst an. Die Entwicklung der Widerstandsbewegung und ihre propagandistische Einwirkung auf die Bevlkerung ist aus der gleichzeitig mit dem Lagebericht April/Mai zur Verteilung kommenden Anlage "Die deutschfeindliche Propaganda und ihre Bekmpfung"[54] zu ersehen.

Innere Sicherheit

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Sabotage: Die Kurve der Sabotageakte - fast ausschliesslich Kabelzerschneidungen - stieg zu Anfang April im Zusammenhang mit der Jugoslavien-Krise an, um nach einigen Tagen wieder etwa auf die Durchschnittslinie zurckzugehen. Mrz - 30 Flle April- 65 Flle (davon 24 "Jugoslavenflle"[55]) Mai - 21 Flle

Einheitlich gesteuerte und organisierte Sabotage konnte nicht festgestellt werden.

Deutschfeindliche Kundgebungen: Fr den Tag der Jungfrau (11.5.)[56] hat der englische Rundfunk zu de Gaulle-Demonstrationen aufgefordert. Es blieb aber im ganzen besetzten Gebiet ruhig; ein Umzug in Bordeaux verlief geordnet und hatte keine deutschfeindliche Spitze. In Paris kam es, nachdem die erlaubten Kundgebungen des R.N.P. am Vormittag in Ruhe verlaufen waren[57], nachmittags bei den Tuilerien zu deutsch-feindlichen Rufen und zum Auspfeifen einzelner Wehrmachtsangehriger (Ansammlungen von 1500-2000 Personen, 42 Verhaftete). Eine Rcksprache des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] mit Admiral Darlan und eine Weisung an alle Prfekten und Brgermeister galt einer letzten Warnung und zuknftigen Verhinderung. Demarkartionslinie: Auf die infolge Krfteabzugs ungengende abwehrmssige Sicherung wurde im letzten Lagebericht hingewiesen[58]. Durch die zugestandenen Erleichterungen ist die abwehrmssige berwachung weiter aufgelockert worden. Bisher lief der gesamte Postverkehr ber die Briefprfstelle. Von tglich etwa 200 000 Postsendungen wurden etwa 120 000 berprft (wobei die Auswertung gutes Nachrichtenmaterial ergab). Nunmehr ist die berprfung der Post bei der weitaus hheren Zahl der anfallenden Postsendungen nur noch zu einem geringen Teil mglich. Dadurch gelangen viele Nachrichten aus dem unbesetzten Gebiet und damit aus den Feindstaaten, zu denen die Grenze des unbesetzten Gebietes offen steht, unberprft ins besetzte Gebiet. Die bermittlung militrischer Meldungen aus dem besetzten ins unbesetzte Gebiet ist ebenfalls erleichtert. Wenn auch die bisherigen deutschen Sicherungsmassnahmen durch den blhenden Briefschmuggel bereits in strkerem Umfang durchbrochen wurden, so erleichtert doch die Lockerung der Postbestimmungen den antideutschen Nachrichtendienst.

Die Erweiterung der Bestimmungen fr den Grenzbertritt (Familienangelegenheiten) kommt vom abwehrmssigen Standpunkt aus einer Aufhebung der Demarkationslinie gleich, da die Genehmigung der Passierscheine auf Grund von Unterlagen erfolgen muss, die im unbesetzten Gebiet ausgestellt wurden und nicht nachzuprfen sind.

Wertung: Infolge des geringen Aktivismus der deutschfeindlichen Bewegungen ist die innere Sicherheit

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des Landes nicht gefhrdet.

Die deutschfeindliche Propaganda im besetzten Frankreich und ihre Bekmpfung

A. Die deutschfeindlich Propaganda Voraussetzungen Gemeinsame Zge der verschiedenen Propagandarichtungen Formen - Verbreitung - Umfang - Organisation

Die Verschiedenen Propagandarichtungen

1.) Die nationalistische, insbesondere gaullistische Propaganda Hrerkreis - politische Haltung - Schrift und Druck - Funk - Presse - Organisation - Wirkung "Probemobilmachungen" - Sabotageakte - Werturteil

2.) Die kommunistische Propaganda Richtlinien - Organisation - Themen - Propaganda durch Unruhen - Flugbltter - die Parteizeitung Umfang - Wirkung - Bekmpfung - Werturteil 3.) Die kirchliche Propaganda 4.) Die Propaganda der Freimaurer und Juden 5. Unmittelbare Feindpropaganda

B. Die Bekmpfung der deutschfeindlichen Propaganda

1.) Die mittelbare 2.) die unmittelbare Bekmpfung

A. Die deutschfeindliche Propaganda Voraussetzungen Der Boden fr deutschfeindliche Propaganda ist beraus fruchtbar infolge

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1.) der seelisch-geistigen Verfassung des Volkes - ratlos und ohne Fhrung flchten sich die Franzosen zu berlebten Idealen oder verkrampfen sich in Utopien; es fehlt die mitreissende neue Idee und damit die Parole fr eine Bewegung "Frankreich erwache!"

2.) der allgemein politischen Lage des Landes - die Anwesenheit einer fremden Militrmacht, das Los der Kriegsgefangenen, der Wartezustand des Waffenstillstandes, die Unsicherheit der politischen Zukunft.

3.) der Versorgungslage des Landes - die Ernhrungslage , sehr beengt, in einzelnen Teilen (Bezirk Bordeaux) schon usserst angespannt, verschrft sich. Die ungewohnte und dazu schlechte Rationierung der Verbrauchsgter, der Schwarzund Schleichhandel. Missverhltnisse zwischen Lhnen und Preisen. Proletarisierung weiter Kreise, z.B. der Beamten und Lehrer (ein Hilfspolizist in Bordeaux erhlt 1200 frs. monatlich).

4.) der Arbeitslosigkeit - zwar hat die Arbeitslosigkeit erheblich abgenommen, nmlich von 1,5 Millionen im August 40 auf 460 000 am 15.4.41 (Zahlen des Franz. Arbeitsministers); aber der Rest bildet noch einen starken Unruheherd.

Gemeinsame Zge der verschiedenen Propagandarichtungen Formen: Die Propaganda erfolgt durch Wort, Rede, Schrift, Druck, Bild und Funk. Die verbreitetste und wirkungsvollste Form ist gewiss die Flsterpropaganda, die in einem unter fremder Militrzensur stehenden Leben und bei dem dadurch erzeugten Misstrauen gegenber allen erlaubten usserungen ppig ins Kraut schiesst. Die Rede als Propagandamittel findet ihre Mglichkeiten unter diesen Umstnden nur vor kleinen Gruppen, wie sie besonders von den Kommunisten zusammengebracht werden. Die Hauptmittel der organisierten Propaganda sind Schrift und Druck, oft untersttzt durch das Bild. Von symbolischen Zeichen (V, Lothringer-Kreuz) ber den Schmier- und Klebezettel, das primitive, durch Holzstempel vervielfltigte Blatt, den Schreibmaschinenzettel, das auf Fliesspapier abgezogene Blatt bis zu gedruckten und bebilderten Zetteln sind alle Formen vertreten. Auch Klebezettel in deutscher Sprache wurden gefunden, und es wird angenommen, dass die Kommunisten Spezialisten fr deutschsprachige Propaganda ausbilden. Eine sehr grosse Bedeutung kommt schliesslich der Funkpropaganda zu. Vor allem der englische Rundfunk, aber auch Schweizer Sender sowie die Sender des unbesetzten Gebietes und des "Freien Frankreich" in Afrika werden eifrig gehrt. "Die Couplets des englischen Unterhaltungsprogramms kann

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man berall auf den Strassen pfeifen hren." So sehr sich die Propagandaerzeugnisse inhaltlich je nach ihrer Richtung unterscheiden, so bereinstimmend sind die Stilformen. Man findet: das einprgsame Schlagwort, die wirkungsvolle Antithese, das (oft unfltige) Schimpfwort, die Drohung, das Versprechen, die Ironie und die Satire, die Persiflage (meist in Gedichtform, z.B. Pater noster des Gaullistes, Marseillaise Italienne, wobei fr die antiitalienische Propaganda bezeichnend ist, dass sie ausschliesslich mit Witz und Hohn arbeitet), schliesslich begrndete Darlegungen, Programme und historische Betrachtungen. Auch in der Phantasielosigkeit (auf die Dauer gesehen) ist sich die Propaganda der verschiedenen Richtungen gleich. Es werden immer wieder die selben Schlagworte und Motive verwendet. Da solche abnutzen, kann ganz allgemein ein Erlahmen des Interesses im Verlaufe der dreivierteljhrigen Besatzugszeit angenommen werden.

Verbreitung: Die Verbreitung erfolgt auf allen erdenklichen Wegen: durch Ankleben an Hauswnden und in Bedrfnisanstalten, Metrobahnen und -stationen Verteilung von Hand zu Hand (oft unter Empfehlung des Schneeball- und Kettenbriefsystems, durch Niederlegen in Hausfluren und Briefksten als Versand durch die Post an beliebige Adressen oder bestimmte Berufsgruppen

Umfang: Auch zur Frage des Umfanges der Propaganda lassen sich Gemeinsamkeiten feststellen. Zunchst, dass die Propagandawelle im ganzen stndig steigt und sinkt, aber auch rtlich (meist aus personalen Grnden) oder zeitlich (aus politischen, z.B. Jugoslavienkrise, oder sozialen Grnden, z.B. Kohlenknappheit im Mrz) einmal strker ansteigt. Es lsst sich genau nachweisen, dass im gleichen Rhythmus die Sabotageakte als Auswirkungen der Propaganda ansteigen und abfallen.

Organisation: ber die Propaganda aller Schattierungen ist zu sagen, dass eine einheitliche Planung und Lenkung nicht erfolgt. Wohl sind hier und da rtliche Anstze dazu festgestellt worden, auch dahingehende Richtlinien mgen (vor allem bei den Kommunisten) ausgegeben sein; aber zu einer Durchfhrung ist es nicht gekommen. Ebenso wie alle bisher erfolgten deutschfeindlichen Kundgebungen und Taten sind auch die Propagandaerzeugnisse insgesamt durchaus das Werk von Einzelnen oder einzelnen Gruppen und mehr das Ergebnis stimmungsmssiger Reaktion als von Plan und Fhrung.

Die verschiedenen Propagandarichtungen

1.) Die nationalistische, insbesondere gaullistische Propaganda Hrerkreis: Sie wendet sich vornehmlich an die Jugend, besonders die gebildete, national empfindende

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Jugend, und findet hier gnstige Aufnahme infolge genau derselben Umstnde, die auch die deutsche Nachkriegsjugend radikal nationalistisch geformt haben (die Schmach der Niederlagen, das Fehlen zukunftsreicher Parolen und echter Jugendfhrer bei einer Regierung der "Verstndigung", keine Mglichkeiten positiver politischer Bettigung, politisch und sozial dunkle Zukunft, Proletarisierung der gebildeten Schichten, jugendlicher Taten- und Abenteurerdrang berhaupt). Andererseits wird die direkte Propaganda fr de Gaulles Armee gehemmt durch die besondere psychologische Einstellung erheblicher Teile der franz. Jugend, die allgemeine Kriegsmdigkeit, die grosse Zahl der Kriegsgefangenen, bei denen sich gewiss die kmpferischen Elemente der Jugend befinden, die Bildung des bergangsheeres und des Arbeitsdienstes, die wieder gerade aktive Elemente aufsaugen, die Schwierigkeiten der Transporte nach England und Afrika, schliesslich auch die Massnahmen der franz. Regierung und der deutschen Besatzung mit ihren schweren Strafen. Als besonders gaullistische Gebiete werden allgemein die Bretagne und die Normandie bezeichnet. Die Sorbonne in Paris, einige hhere Schulen in Dijon und Bordeaux sind als gaullistische "Zentren" erkannt worden.

Politische Haltung: Die Propaganda arbeitet ausschliesslich mit nationalistischen Schlagworten im Sinne der Revanche, wendet sich nur an das Gefhl und verzichtet vllig auf nchterne Begrndung sowie auf bestimmte Programmierung. Aussenpolitisch sttzt sie sich ganz auf das Versprechen Englands, "Frankreich in seiner vollen Grsse und Mchtigkeit" wieder herzustellen. Innenpolitische und soziale Fragen werden bewusst ausgeschieden, weil sie "die Kampfkraft schwchen." Hier begngt man sich mit allgemeinen Redensarten von einem freien und sozial gerechten Frankreich der Zukunft. Die gaullistische Rundfunksendung vom 1.5., die sich ausnahmsweise einmal an die Arbeiter wendete, beschrnkte sich auf den Appell, nicht fr den Unterdrcker zu arbeiten. Auch der belgische Sender im Kongo wendet sich nur gegen den Einsatz belgischer Arbeiter in Deutschland. Der Kampf gegen Vichy wird ebenfalls nur mit aussenpolitischen Grnden gefhrt. "Vichy hat Frankreich verraten." - "Collaboration ist Unterwerfung." Whrend lange die Person Ptains aus dem Spiel gelassen wurde und es hchstens hiess, die Deutschen, nicht Ptain regierten Frankreich, hat der de-Gaulle-Sender "France libre" am 25.4. zum ersten Mal den Marshall angegriffen, der Hetzsender "K H 9960" sich dann sogar zu unfltigen Anwrfen gegen ihn verstiegen. Darlan und alle brigen Regierungsmitglieder wurden stets als Verrter behandelt. Weygand, vorher ausdrcklich anerkannt, wird erst seit Mitte April angegriffen.

Schrift und Druck: Die Propaganda in Schrift und Druck ist ziemlich eintnig und wenig umfangreich. Beispiele von Flugschriften:

"Pantagruel wnscht fr 1941 allen Franzosen den Sieg fr England, Griechenland und die wackeren Franzosen des Freien Frankreich."

"Wir fahren gegen Engelland; der kleine Invasionsdolmetscher."

"Freie und franzsische Meinungen."

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"Die britische Luftwaffe gegen Deutschland."

"Geschlagen vielleicht - unterworfen nie!"

Funk: Die Mundpropaganda beherrscht das Feld. Sie erhlt ihre Parolen vom Rundfunk, der das wichtigste Propagandamittel der Nationalisten ist. Am bedeutungsvollsten ist der englische Rundfunk, der vornehmlich (wenn auch nicht ausschliesslich) gaullistisch arbeitet. Dazu kommen die gaullistischen Sender Brazaville, Leopoldville, La Vrit, K H 9960 sowie Radio Congo und Radio Belgique. Presse: Starke mittelbare Untersttzung findet die gaullistische Propaganda durch die Haltung der nationalistischen Presse im unbesetzten Gebiet, die unter dem Deckmantel der Objektivitt bisher alle fr Deutschland gnstigen Dinge ignorierte, in den Hintergrund drngte oder durch geschickte Aufmachung und Gegenberstellung entwertete, dafr aber alles fr Deutschland Ungnstige um so strker hervorhob. Durch Eingreifen Darlans wird hier - auf persnliche Einwirkung des Militrbefehlshabers - Wandel geschaffen werden.

Organisation: Von einer Organisation der gaullistischen Propaganda kann man nicht sprechen. Das Gerippe einer solchen mag bestehen. Man will folgende Gliederung festgestellt haben:

1.) Werber und Schlepper (Rabatteurs), 2.) Aussteller falscher Papiere (oft in den Brgermeistereien), 3.) Anlaufstellen (Hotels und Cafs), 4.) Menschenschmuggler (Passeurs).

Mgen auch von solchen Gliederungen aus Vorstsse ins besetzte Gebiet erfolgt sein, mgen sich auch hier und da Werbekreise gebildet haben, eine ausgebaute Organisation ist bisher nicht festgestellt worden. Die durch die bisher umfangreichsten Verhaftungen (von r[un]d. 120 Personen) in einem Raume (Belfort[59] und Besanon[60]) ausgelste Erwartung, dass man eine geschlossene Organisation ausgehoben habe, hat sich nicht besttigt. Bei 53 Verhafteten, die der de Gaulle-Werbung berfhrt wurden, hat sich einwandfrei ergeben, dass sie unabhngig voneinander als einzelne oder als kleine Grppchen gearbeitet hatten. Wirkung: Die Wirkung hat, nach allgemein bereinstimmendem Eindruck, seit April erheblich abgenommen. Abgesehen von den deutschen Balkanerfolgen ist diese Entwicklung wohl der klareren Haltung Vichys und besonders auch des Marshalls zuzuschreiben. Whrend die franz. Polizeiorgane im unbesetzten (und z.T. auch im besetzten) Gebiet vorher Gaullisten mit aufflliger Milde behandelten, hat sich das seitdem gendert. Z.B. hat sich in einem Gaullistenprozess das Militrgericht in ClermontFerrand[61] im April in Abwesenheit 4 Angeklagte zum Tode, 12 zu lebenslnglicher Zwangsarbeit, 6 zu

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20, 18 zu 10 Jahre und 10 zu 1 Jahr Gefngnis verurteilt. In Ganat (Nordafrika) wurden in dem ersten der dort anhngigen Gaullistenprozesse Mitte Mai 1 Polizeiinspektor zu 2 Jahren, 1 zweiter zu einem Jahr Gefngnis verurteilt. "Probemobilmachungen": Einen bndigeren Schluss auf die Wirkung der de GaulleRundfunkpropaganda aber lassen die 3 "Probemobilmachungen" des Gaullismus zu, die der englische Rundfunk veranstaltet hat, indem er zu bestimmten Demonstrationen an bestimmten Tagen aufrief. Die Aufforderung zu einer "manifestation muette" am 1.1.41 und 5.1.41 blieb ohne Erfolg. Auch der Appell zum Tage der Jungfrau am 11.5. blieb ohne Widerhall im ganzen Lande bis auf Paris, wo aber nur in geringem Umfange und auch durchaus nicht in der geforderten Form demonstriert wurde. Der einzige Fall, wo die Propaganda des Rundfunks Erfolg hatte, und zwar in erheblichem Umfang, war die V-Aktion[62] Ende Mrz fr Knig Peter von Jugoslavien[63]. Doch wurden als Tter fast berall ausschliesslich Jugendliche, ja sogar Schulkinder festgestellt.

Sabotageakte: Eine zweite, noch stichhaltigere Probe auf die Wirkung der Propaganda bieten die Sabotageakte, die schon hier angezogen werden knnen, weil sie doch wohl im ganzen auf das nationalistische Konto zu schreiben sind. Ein deutlicher Gleichlauf zwischen der nationalistischen Propagandawelle und der Kurve der Sabotageakte lsst sich jedenfalls deutlich nachweisen. Die Zahl der Sabotageakte ist ausserordentlich gering; auch ist einheitlich gesteuerte und organisierte Sabotage bisher nirgends erkannt worden. Der Rckschluss, der sich hieraus auf die Wirkung der Propaganda ziehen lsst, beweisst um so mehr, als sich die hufigste Form der Sabotage, die Kabelzerschneidung, ohne grosses persnliches Risiko leicht ausfhren lsst. Werturteil: Whrend von einer organisierten Propaganda der Nationalisten oder gar von einer Gefhrdung der Sicherheit durch eine solche keine Rede sein kann, hat die englische und gaullistische Propaganda aber doch zweifellos bewirkt, dass in weiten Kreisen der Bevlkerung des besetzten und unbesetzten Gebietes das Vaterlandsgefhl gestrkt und eine Atmosphre der Bereitschaft zur Arbeit gegen Deutschland geschaffen wurde. Ob diese Bereitschaft sich weiter verstrken oder gar zu ersten Taten fhren wird, hngt von der weiteren Entwicklung der Gesamtlage ab. Jedenfalls ist fr den Admiral Darlan eine Stimmung geschaffen, mit der er zu rechnen hat, und die er berwinden muss, wenn er seine Politik fortsetzen will.

2.) Die kommunistische Propaganda. Die nationalistische Propaganda, ganz abgesehen davon, dass ihre strksten Quellen im Ausland fliessen, ist ein spontanes Ergebnis der geschichtlichen Lage. Sie wird im ganzen und im einzelnen improvisiert und ist eigentlich nur der natrliche Widerhall der Stimmung eines besiegten Volkes. Die kommunistische Propaganda dagegen stellt ein altes Geschft mit gelernten Arbeitern dar, und wenn deren erste und zweite Garnitur auch ausgehoben wird, so geht die Arbeit nach den erprobten Grundstzen doch weiter.

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Richtlinien: Die Richtlinien der KPF fr die Propaganda werden gesammelt in einer Sonderschrift "Das Leben der Partei", die unregelmssig, grundstzlich aber vierteljhrlich unter Leitung von Maurice Thorez[64], Jacques Duclot [sic!][65], Marty[66], Cachin[67], Franchon [sic!][68] erscheint. Das Heft fr das 1. Vierteljahr 1941 befiehlt fr die Aussenpolitik: a) Verherrlichung der Zuwartepolitik Russlands und Kampf dem Krieg fr, wie gegen England

b) Kampf auch der Collaboration als der Versklavung

fr die Innenpolitik: a) Wiederaufnahme der Ttigkeit in den Betrieben, b) Eindringen in die Syndikate, c) Eroberung des flachen Landes, d) Bearbeitung der Frauen und Jugendlichen.

Organisation: Das illegale Komitee sitzt in Paris. Jeder Bezirk soll einen Delegierten haben, der allein die Parolen der Dritten Internationale kennt und verbreitet. Er hat eine kleine Zahl Mitglieder als Gehilfen, die im Hintergrunde bleiben. Die Verbindung mit den Propagandisten geschieht durch erprobte Mittelsmnner. Die Propagandisten machen die Arbeit und werden ihrem Schicksal berlassen, wenn sie verhaftet werden. Frauen, Auslnder und naturalisierte Auslnder sollen die unteren Propagandakader bilden. Nur kleine Zusammenknfte! Fabrikszellen werden neu organisiert. In Heereseinheiten und bei der Polizei sollen Zellen gebildet werden. Haushalts- und Arbeitslosenkomitees werden geschaffen, ebenso Komitees fr die heimkehrenden Kriegsgefangenen. Eindringen in die reformistischen Gewerkschaften, um sie auszuhhlen. Junge Arbeitslose sollen von Aktiven sorgfltig berwacht werden, um sie vor faschistischen Einflssen zu bewahren. Die taktische Fhrung liegt in der Hand der Komintern, die durch die offizielle Sowjetvertretung in Paris "legale" Wirkungsmglichkeiten haben. Themen: Die Flsterpropaganda, sowie die Propaganda in Schrift und Druck, die in allen Formen verwendet wird, geht von der tatschlichen Not der Massen (Lebensmittel- und Kohlenmangel, Missverhltnis zwischen Lohn und Preis, Schwarzhandel, der von den Behrden geduldet werde) aus und legt sie im kommunistischen Sinne aus.

Wichtigste Propagandathemen:

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a) Die franz. Kapitalisten (Generalstab und Rechtsparteien) haben den Krieg willentlich verloren, um die Volksfront zu vernichten b)Vertreter der Trusts beherrschen die Regierung. c) Die charte du travail (Arbeitsstatut) wird absichtlich verzgert. d) Die Arbeitslosenuntersttzung reicht nicht aus. e) Gegen Laval und Petain. f) Ptain ist nicht sozial, sondern reaktionr. g) Gegen die Kirche. h) Gegen England und Deutschland fr Russland. i) Gegen Militarismus und Gewaltpolitik. j) Gegen Versailles und ein zweites Versailles. k) Fr Elsass-Lothringen. l) Gegen die Arbeit in Deutschland.

Propaganda durch Unruhen: Mit allen Mitteln sollen rtliche Unruhen hervorgerufen werden, besonders Hungerdemonstrationen der Frauen vor ffentlichen Gebuden oder Lebensmittelgeschften. Mit geflschten Vorladungen werden Frauen von Kriegsgefangenen auf die Brgermeistereien bestellt, wo sie markenfreie, verbilligte Lebensmittel empfangen sollten. Als in Dijon[69] infolge Transportschwierigkeiten vorbergehender Mehlmangel eintrat, wurden durch die Parole "Jetzt gibt's vier Tage kein Brot" Auflufe vor den Bckereien verursacht. An Streiks ist im besetzten Gebiet bisher nur einer gelungen, und zwar in der Firma L'incombustibilit in Paris Sd mit 3000 Arbeitern, der aber nach einem Tage beigelegt wurde. Anlass war die Einfhrung eines Akkordlohnes. Flugbltter: Die Flugbltter sind sehr zahlreich und mannigfaltig. Themen: a) Der Kapitalismus, das ist der Erzfeind. b) Die Reichen und die Kriegsgewinnler sollen zahlen. c) Die Knechtung, die durch den kapitalistischen Krieg droht, kann nur durch den antikapitalistischen abgewendet werden.

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Bezeichnende Flugblatt-Titel: Wir klagen an. Die Stimme von Paris Die Kommunistische Partei will. Revolution und Gegenrevolution. Paysans de France.

Periodische Erscheinungen:

Das Arbeiterleben. Die Wahrheit.

L'Avant Garde (Kritik an den Arbeitslagern). Rsistance. Le Proltaire. Le Combat. L' Enschane. ) ) ) im Bergbaugebiet )

Die Flugbltter werden rtlich hergestellt oder kommen aus dem unbesetzten Gebiet (bei Chlon sur Saone[70] ber die Demalinie[71]); in Paris angefertigte werden durch die Beifahrer von Lastwagen in die Provinz befrdert. Die Parteizeitung: Die wichtigste periodische Verffentlichung ist l'Humanit. Die laufenden Nummern sind verschiedenartig, werden also rtlich hergestellt. Doch gibt es auch eine zentrale, in Maschinendruck hergestellte Ausgabe, die ausserhalb von Paris, vielleicht sogar im Ausland, gedruckt und wohl durch die Sowjetvertretung in Paris nach Frankreich geschafft wird. Zeitweise wurde eine einheitliche Redaktion der rtlichen Ausgaben durch sog.[enannte] Zentraltype (Matritzen mit Leitartikeln) versucht. Die Zentralausgabe erscheint ziemlich oft; die Verteilung ist aber sehr unregelmssig. Mangels ausreichenden Materials werden oft ltere Flugschriften aus dem vergangenen Jahr als Ersatz fr eine neue Ausgabe verbreitet. Umfang: Der Umfang der Propaganda, besonders der Flugblattverteilung, lsst sich zahlenmssig natrlich nicht genau angeben. Er schwankt rtlich und zeitlich. Die Zahl der wchentlich
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gefundenen, neuen Flugblatt-Typen schwankt in der letzten Zeit zwischen 19 (dabei 4 gedruckte) und 50 (5). Whrend der eine Bezirk eine erhebliche Zunahme feststellt, meldet der andere zur selben Zeit ein deutliches Nachlassen. Am 1.5.41, fr welchen Tag eine besondere Propaganda-Aktion vorbereitet war, setzten die Kommunisten in einem einzigen Pariser Bezirk allein 3 Propaganda-Gruppen ein. In welchen Zahlen das einzelne Flugblatt zur Verteilung kommt, lsst sich auch nicht sicher sagen. Die rtliche Ausgabe der Humanit soll nicht mehr als 500 Stck betragen. In Marseille sollen 3 Funktionre wchentlich 500-2000 Flugbltter hergestellt und verteilt haben. Einen gewissen Eindruck vermgen die Zahlen der Propagandaschriften zu verschaffen, die in einer Woche in einem Bezirk (Le Havre und Rouen) gefunden wurden:

am 1. " " 3. 4.

Mrz 1 " " " " 5

Klebezettel in wenigen Exemplaren " vielen "

45 Stck der rtlichen Humanit 12 verschiedene Handzettel L' Avant Garde in mehreren Exemplaren.

vom 5.-8. am 8.

Besonders lebhaft ist die Propagandattigkeit in den Arbeitervierteln von Paris, dem Bergbaugebiet, den Departements Nord und Somme.

Wirkung: Nach bereinstimmenden Beobachtungen in den letzten Monaten beginnt das Interesse f r die kommunistische Propaganda zu erlahmen, zumindest hatten die grossen Anstrengungen nicht den erwarteten Erfolg. In einer Geheimsitzung im 10. Pariser Bezirk zu Anfang Mrz soll der Sonderbeauftragte der Komintern Sergieff[72] ausdrcklich diese Klage ausgesprochen haben. Auch die Leitung der KPF beschwerte sich am 22.4. ber nachlassendes Interesse. Der Bestand der illegalen Gliederungen sei im ersten Vierteljahr 1941 erheblich zurckgegangen; ebenso die Propagandattigkeit. Bekmpfung: Diese Entwicklung ist vor allem das Ergebnis der erfolgreichen Bekmpfung des Kommunismus durch die deutschen Organe und die franz. Polizei, die zur Festnahme der wichtigsten Funktionre, zur Aushebung von Flugblattverteilungsstellen und zur Verhaftung von Agenten f hrte. Nach Meinung der franz. Polizei und auch der deutschen Stellen ist der kommunistische Apparat ernstlich getroffen. Die Kommunisten arbeiten seitdem mit ungeschulten Leuten. Unsicherheit und Verfahrenheit wird berall festgestellt. Nach Angaben des in Frankreich eingesetzten SD[73] fehlt es der franz. Polizei, die den Kampf gegen den Kommunismus sehr eifrig fhrt, an geschultem Personal. Dennoch wurden seit Juli 1940 bis 1.5.1941 im Bereich des Polizeiprfekten von Paris[74] allein 2 208 Kommunisten festgenommen. Auch im unbesetzten Gebiet geht die franz. Polizei scharf vor. In Marseille wurden Ende Mrz 60 ehemalige kommunistische Deputierte zur Zwangsarbeit nach Nordafrika abgeschoben. In Senones[75] wurden 8 Kommunisten wegen Absingens der Internationale zu 3-6 Monaten Gefngnis verurteilt.
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Werturteil: Trotz allem bleibt die kommunistische Propaganda bei der Not der Massen und der fortschreitenden Proletarisierung des Mittelstandes eine ernste Gefahr fr Frankreich, die z.Zt. nur durch die Anwesenheit der Besatzungsmacht gebannt wird und bei kurzfristiger Zur ckziehung der deutschen Soldaten gewiss sofort akut werden wrde. Hier sei auch noch bemerkt, dass trotz der Anweisung, die deutsche Wehrmacht kommunistisch zu durchsetzen (die Flugbltter in deutscher und auch in italienischer Sprache mehren sich), bisher noch nicht ein einziger derartiger Versuch festgestellt worden ist.

3.) Die kirchliche Propaganda. Die Haltung der katholischen Geistlichkeit ist im allgemeinen vorsichtig und zurckhaltend. Deutschfeindlichkeit liess sich nur in vereinzelten Fllen nachweisen. Die Durchsuchung katholischer Pfarrhuser nach Waffen in einem grsserem Bezirk ergab ein minimales Ergebnis. Der Klerus war nie deutschfreundlich und will die national-sozialistische Weltanschauung nicht verstehen. Der Idee der Collaboration tritt er aber nher aus Zweckmssigkeitsgrnden, und weil der Marshall als treuer Sohn der Kirche auch die Stellung des Katholizismus in Frankreich strken will. Auffllig ist das starke Hervortreten der Kirche in der Tagespresse in Bild und Wort (kirchliche Persnlichkeiten, Veranstaltungen, Gedenktage, Gebude). Eine ausgesprochen offene oder geheime Propagandattigkeit kirchlicher Stellen konnte bisher nicht erkannt werden, womit nicht ausgeschlossen ist, dass Geistliche in deutschfeindlichem Sinne wirken.

4.) Die Propaganda der Freimaurer und Juden. Eine Propaganda dieser Gruppen im besetzten Gebiet gibt es nicht mit Ausnahme der Flsterpropaganda, die von den Freimaurern und Juden sicherlich in sehr gehssiger deutschfeindlicher Weise betrieben wird. Dagegen strmen aus dem unbesetzten Gebiet, dessen Presse zum grossen Teil freimaurerisch und jdisch beeinflusst ist, durch zahllose Kanle die Parolen dieser Richtungen und die von ihnen vertretenen Stimmungen auch ins besetzte Gebiet. Es ist zu hoffen, dass Ptain und Darlan ihren Entschluss, die Juden- und Freimaurerfrage zu lsen, bald in die Tat umsetzen.

5.) Unmittelbare Feindpropaganda. Von der Wirkung des englischen und des gaullistischen Rundfunks war schon die Rede. Dazu kommen Flugbltter, die von englischen Flugzeugen abgeworfen werden, sowie das Propagandamaterial, das durch den englischen Nachrichtendienst aus dem unbesetzten Frankreich und aus England (durch Schnellund U-Boote sowie durch Ballons und Brieftauben) ins besetzte Gebiet geschafft wird.

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Die Einwirkung des englischen Rundfunks kann nach bereinstimmender Meinung aller Beobachter nicht hoch genug eingeschtzt werden. Die Strsender sind leider vllig unzureichend, sie reichen nur knapp aus, wenigstens in Paris den Empfang einigermassen zu stren. Der Empfang der englischen Sender ist in den meistens Bezirken ausgezeichnet. Nach den letzten Entscheidungen ist nicht mehr zu erwarten, dass neue Strsender aufgestellt werden. Dem von verschiedenen Stellen vorgeschlagenen Radikalmittel, der Einziehung aller Rundfunkgerte, stehen ausschlaggebende politische Bedenken der eigenen Beeinflussung gegenber.

B. Die Bekmpfung der deutschfeindlichen Propaganda. Wenn auch die innere Sicherheit des Landes durch die deutschfeindliche Propaganda nicht gefhrdet ist, so schafft sie doch eine Atmosphre der Bereitschaft zur Arbeit gegen Deutschland und gewinnt dadurch politische Bedeutung. Diese verschrft sich mit den zunehmenden wirtschaftlichen und sozialen Schwierigkeiten wie der wachsenden Ungeduld des franz. Volkes. Die Bekmpfung der deutschfeindlichen Propaganda ist also eine Aufgabe von politischer Tragweite.

1.) Die mittelbare Bekmpfung. Durch deutsche Gegenpropaganda knnen die Wirkungen der deutschfeindlichen Propaganda nicht aufgehoben, nur abgeschwcht werden, da dieselben Umstnde, die diese nhren, jene lhmen, nmlich: 1.) der ganze Jahrhundert alte "Deutschlandkomplex" der Franzosen, der heute zuletzt auf Angst beruht und daher, als in einem Minderwertigkeitsgefhl wurzelnd, nicht von aussen berwunden werden kann. 2.) Das besondere Misstrauen, dass der Besiegte und "Unterdrckte" allem entgegenbringt, was von dem fremden Herrn im Lange [sic!] kommt. Daher haben den relativ strksten Erfolg noch die Propagandaschriften gehabt, die als franzsische oder englische getarnt waren und zum Teil als deutsche nicht erkannt wurden. Auf jeden Fall ist es das Ziel des Propagandastils, die Franzosen auf franzsisch anzusprechen. 3.) Der Unterschied zwischen der eigenen Lebenslage und der der fremden Besatzung. 4.) Die Tatsache, dass die deutsche Propaganda in der jetzigen politischen Lage den Franzosen nicht viel "Positives" bieten kann.

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Diesen vier schweren Widerstnden stehen nur zwei Hilfen gegenber, nmlich die beiden Formen, in denen das wirkliche Deutschland dem Franzosen im besetzten Gebiet unmittelbar sichtbar wird: der deutsche Soldat mit seiner vorbildlichen Haltung und die Deutschlandberichte franz. Kriegsgefangener und Arbeiter. Mit all diesen Feststellungen soll die Notwendigkeit der deutschen Gegenpropaganda nicht berhrt, ihr Wert nicht bestritten werden. Jedoch ergibt sich aus ihnen die entscheidende Rolle der unmittelbaren Bekmpfung und ihr Vorrang in jedem Falle, wo die Hrte des Machteinsatzes mit der Rcksichtnahme der Werbung streitet.

2.) Die unmittelbare Bekmpfung. Sie geschieht durch berwachung der deutschfeindlichen Propaganda, durch Zugriff gegen ihre Personen und Einrichtungen, durch Ahndung und Verhtung ihrer ttlichen Auswirkungen. Die ganze Darstellung der deutschfeindlichen Propaganda zeigt, dass ihre berwachung in weitem Masse gelingt. Es ist, wie man wohl sagen darf, bisher erreicht, dass wir die Propaganda im wesentlichen unter Kontrolle haben, d.h. aber unschdlich machen (in Hinsicht auf die innere Sicherheit). Der Zugriff gegen die Propagandisten, gegen Zentren der Propaganda und ihre Einrichtungen (Herstellung- und Verteilungsstellen von Schriften) findet im kommunistischen Felde naturgemss mehr lohnende Ziele als im nationalistischen. Unter eifriger Mithilfe der franz. Polizei ist es gelungen, den alten Propagandaapparat der Kommunisten lahmzulegen. Da es bei den Nationalisten einen solchen Apparat nicht gibt, richtet sich der Zugriff hier ausschliesslich gegen Einzelne oder kleine Gruppen. Dabei hat die franz. Polizei bisher wenig Eifer gezeigt. Die Auswirkung der schrferen Haltung Vichys gegenber dem Gaullismus steht hier noch aus. Die Tat, in die die Propaganda sich auswirkt, ist der Angriff auf Personen und Einrichtungen der Wehrmacht, dessen hufigste, weil ungefhrlichste Form, die Sabotage darstellt. Ihre Ahndung erfolgt durch strenge und sofortige Bestrafung des entdeckten Tters. Wirkungsvolle Bekanntgabe der Bestrafung an die breitere ffentlichkeit richtet sich unmittelbar gegen die Propaganda und wirkt zugleich im Sinne der Verhtung. Beiden Aufgaben dienen wirkungsvoll die Shnemassnahmen gegen die gesamte Bevlkerung bei Mitverantwortlichkeit sowie die Vorbeugungsmassnahmen. (Beschrnkungen der persnlichen Bewegungsfreiheit und des ffentlichen Lebens, Einsatz der Bevlkerung im Wach- und Sicherungsdienst, Sicherheitsleistung mit ffentlichen Mitteln, Festnahme von Geiseln). Die ganze unmittelbare Bekmpfung ist geleistet von dem harten Willen zur Einschchterung durch die Macht, einem Willen, der durch die Rcksicht auf Gerechtigkeit nicht abgeschwcht, sondern nur ausgerichtet wird. Die dauernd geringe Zahl der Sabotageakte wie der Handlungen gegen die Besatzungsmacht berhaupt beweist, dass der Kampf nach diesen Grundstzen mit Erfolg gefhrt wird. Den Umfang des umittelbaren Kampfes aber beleuchten einige Zahlen aus der Zentralhaftkartei.

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In der Zeit vom 16.4. bis 15.5.41 wurden hier insgesamt 5005 Festnahme- bezw. Einlieferungs- und 3042 Entlassungsmeldungen von Zivilisten bearbeitet.

Festgenommen bezw. eingeliefert wurden in derselben Zeit wegen

Sabotage Personen- und Briefschmuggel Beleidigung deutschfeindlicher Propaganda Gaullismus Spionage

72 251 142 226 33 144

II. Das Verkehrs- und Nachrichtenwesen

1.Verkehrswesen (1) Allgemeines Organisatorisches: Zwecks geordneter Durchfhrung des Transportplans und rechtzeitiger Wagengestellung wurden auf Veranlassung der Etra-Paris[76] fr den Bereich des Mil.[itr] Bef.[ehlshabers] in Fr[an]k.[reich] und der OFK Lille die deutschen Eisenbahnberwachungsmter eingeschaltet. Ab 1. Mai haben die Versender der im Transportplan aufgenommenen Transporte den Bedarf an Eisenbahnwagen fr einen Zeitraum von jeweils 10 Tagen bei den berwachungsmtern vorzumelden. Die Anforderung von Binnenschiffraum wurde neu geregelt. Mit Wirkung ab 1. Mai werden Binnenschiffe fr Transporte in deutschem Interesse nur noch gegen Vorlage von "Transportscheinen" zur Verfgung gestellt. Auf Veranlassung der Transportdiensstellen wurden fr den Fall strkerer betrieblicher Einschrnkungen Sonderplne im Benehmen mit den Bedarfstrgern aufgestellt. Diese Plne umfassen denjenigen Mindestbedarf an Transportraum, der unter allen Umstnden bereitgestellt werden muss. Hierzu gehren der Hauptteil der Kohlentransporte, das Grubenholz, die Lebens- und Futtermittel sowie einige kriegsentscheidend wichtige Rohstoffe.

Betriebslage: Die Betriebslage war befriedigend. Auch durch betriebliche Unflle und Feindeinwirkung traten keine wesentlichen Strungen ein.

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(2) Eisenbahnverkehr

a) Allgemeines Allgemeine Fragestellung: Im Allgemeinen ist eine Erleichterung der Betriebslage in den mittel- und westfranz. Gebieten zu verzeichnen. Gnstig gestaltet sich die Wagenlage im Militrverwaltungsbezirk B[77] als Folge des verstrkten Zulaufs von Baustofftransporten. Im Pariser Raum und insbesondere im Bereich von Nancy blieb die Wagenlage gespannt. Im Militrverwaltungsbezirk C[78] traten zum Teil Ausflle bei den franzsischen Wirtschaftstransporten auf, die sich bei der zunehmenden Auftragsverlagerung als unmittelbare Schdigung deutscher Interessen auswirken. Im April glichen sich die ber die zugestandene Anzahl hinaus im Reich befindlichen franz. Wagen mit den deutschen Wagen in Frankreich aus. Zum Ausbau von Gleisen und Brcken sowie zur Wiederherstellung im Winter zerstrter Fernsprechleitungen waren deutsche und franz. Truppen eingesetzt. Die Wiederherstellung der Fernsprechleitungen wird im Laufe des Monats Juni beendet sein.

b) Militrischer Transportbedarf Militrischer Transportbedarf: Durchfhrung zahlreicher Bewegungen und Truppen-Einzeltransporte sowie starker Nachschub- und Wirtschaftsverkehr verursachten weiterhin eine st ndige Anspannung der Transportlage.

Urlaubsverkehr Personenverkehr: Auch nach Aufhebung der Urlaubssperre am 2.4. waren die SF-Zge[79] im allgemeinen nur schwach bis mittelmssig besetzt. Sie wurden ab 18.4. um 6 verringert. Seit Einsetzen der Urlaubssperre am 5.5. ist die Zahl der SF-Zge auf 10 herabgesetzt.

Baustofftransporte Gterverkehr: Die Baustofftransporte fr die Bauvorhaben der Org.[anisation] Todt, Luftwaffe und Kriegsmarine bildeten nach wie vor das Hauptkontingent der Nachschubtransporte. Es kam auch wieder zu zeitweisen Stauungen in den Ausladerumen, besonders im Bezirk Rennes, infolge mangelnder Entladung, teilweise auch durch Einwirkung feindlicher Flieger. Weitere Schwierigkeiten traten dadurch auf, dass Umleitungen zu anderen Zielbahnhfen als ursprnglich angegeben, erfolgen mussten. Ein grosser Teil der Schwierigkeiten konnte durch sorgfltige Planung, straffe Lenkung und sofortige Gegenmassnahmen der Transportleitstellen West und Nord beseitigt werden.

Nachschubtransporte

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Die Nachschubtransporte im April verteilen sich etwa zu 1/3 auf Transporte aus dem Reich und 2/3 auf Transporte innerhalb des besetzten Gebietes. Es wurden gefahren

aus dem Reich innerhalb d.[es] bes.[etzten] Gebietes (davon 816 f.[r] Heer) aus dem unbes.[etzten] Gebiet

505 1418

Zge "

196

"

Abschubtransporte An Abschub wurden im gleichen Monat gefahren nach dem Reich 340 Zge und 13 906 Einzelwagen und innerhalb der besetzten Gebiete 83 313 Einzelwagen mit Werkzeugmaschinen, Schrott, Rohstoffen, militrischer Beute und Sonstigem.

Pferdetransporte. Die Pferdetransporte nach dem Reich waren am 10. April beendet. Insgesamt (d.h. aus Frankreich, Belgien und Holland) wurden seit 15.11.40 101 000 Pferde abtransportiert.

c) Wirtschaftlicher Transportbedarf. Wirtschaftl.[icher] Transportbedarf Erz- und Schrotttransporte: Die Abtransporte von Eisenerzen aus der Normandie und der Bretagne sowie von Handels- und Beuteschrott nach Deutschland konnte in erhhtem Umfange fortgesetzt werden. Oeltransporte: Die im Bereich Bordeaux als Prise[80] eingebrachten grsseren Vorrte an Wall (insgesamt 22 800 t) wurden bis Mitte Mai bereits zur Hlfte abgefahren. Die bentigten Kesselwagen wurden von der Minerallstelle und der Luftwaffe bereitwillig zurVerfgung gestellt; der Abtransport wird bis Mitte Juni beendet sein.

Bauxittransporte: Die Bauxitfuhren aus dem unbesetzten Gebiet wurden glatt bewltigt; eine Erhhung ist vorgesehen.

Kohle- und Grubenholztransporte: Die planmssige Kohlelieferung aus dem Liller Bezirk hngt nach wie vor von der Frderung der Gruben ab; Transportraum steht ausreichend zur Verfgung. Aehnlich liegen die Verhltnisse bei der Grubenholzlieferung aus Dep.[artement] Landes (Bez.[irk] Bordeaux); infolge jahreszeitlich bedingter Schwierigkeiten im Abtransport des Holzes aus dem Wald konnte der volle fr die Abbefrderung verfgbare Transportraum auf der Eisenbahn nicht in Anspruch genommen werden.

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Zellstoff-, Papier- und Mineralltransporte. In der Richtung aus Deutschland nach Frankreich ergaben sich bei den Zellstoff-, Papier- und Mineralltransporten keine Anstnde; vorbergehend fehlte es im Bezirk Nancy[81] an Eisenbahnwagen fr die Weiterbefrderung der auf dem Wasserweg ankommenden Sendungen.

Landwirtschaftliche Transporte. Auf dem Sektor der Ernhrung und Landwirtschaft gestaltete sich die Verkehrslage gnstig, insbesondere konnte die fr die Frhjahrsbestellung bentigte restliche Menge an Kunstdngemitteln noch rechtzeitig beigebracht werden. Kali- Dngesalz aus dem Elsass wurde sogar berplanmssig gefahren, whrend sich der Versand von Stickstoff aus dem Liller Bereich und von Toulouse im Rahmen der Produktionsmglichkeiten hielt. Im Monat Mai sind die Phosphatsendungen aus Nordafrika angelaufen.

(3) Schifffahrtsverkehr.

a) Binnenschifffahrt: Binnenschifffahrt Allgemeines: Der Schiffsverkehr verlief auf den Hauptbinnenwasserstrassen usserst rege. Auf der Strecke Paris/Gent wickelte sich der Kreislauf: Kohle von Lille nach Paris, Schrott und Erz von Paris nach Gent und Baustoffe von Gent nach Lille im grossen gesehen reibungslos ab. Whrend im April im Liller Bezirk noch Kahnraum auf Grund mangelnder Kohleanlieferung brach lag, trat Anfang Mai zeitweise ein Fehlbedarf an Khnen auf; inzwischen hat sich der Nachschub an Kahnraum wieder eingespielt. Auch der Verkehr zwischen Paris und Strassburg hat in zufriedenstellender Weise zugenommen. Auf dieser Strecke wurden in der Hauptsache Schrott, Soda, Aetznatron, Kalksteine, Kreide, Minette und Abbrnde gefahren. Im Gegenzug zu den Sodatransporten konnten 14 000 t Kohle im Monat aus dem Saargebiet herangefhrt werden. Kahnraummangel trat vorbergehend im Raum Nancy auf. Ungengende Treibstoffzuteilung im April beeintrchtigte den Einsatz von Motorschiffen namentlich auf den Mittelfranzsischen Wasserstrassen.

Bauten: Die Wiederherstellungsarbeiten an den Binnenwasserstrassen wurden im April teilweise durch Mangel an Betriebsstoff fr Arbeitsmaschinen und an Arbeitskrften erheblich verzgert. Die Fertigstellung des franz. Abschnitts des Rhein-Rhne-Kanals verzgerte sich weiterhin infolge Mangels an Baumaterial. Der Sdflgel des Ostkanals konnte Ende April fr den Verkehr freigegeben werden, sodass eine direkte Verbindung zwischen Nancy und Lyon[82] hergestellt ist. Weiter wurden folgende Wasserstrassen wiederhergestellt und im Mai dem Verkehr zugnglich gemacht:

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Somme-Kanal von St. Valery bis Abbville[83]:

Somme von St. Simon bis zur Schleuse Clery (westl.[iches] Peronne[84]);

obere Scarpe von Corbehem bis Roeux[85].

b) Seeschiffahrt. Die Verfrachtung von Schwefelkiesabbrnden aus den Atlantikhfen nach dem Reich ist mit der Abfahrt der verfgbaren Dampfer zunchst abgeschlossen. Der Erz- und Zinkblendetransport von Nordspanien nach franz. Atlantikhfen geriet aus politischen Grnden[86] zeitweise ins Stocken; durch Einsatz deutscher und italienischer Dampfer wird eine regelmssigere und erweiterte Anfuhr angestrebt. Desgleichen soll die Zufuhr von Frischfrchten, Plpe und Trockenfrchten sowie von Erzen und Schwefelkies aus Westspanien nach franzsischen Mittelmeerhfen zum Weitertransport nach Deutschland auf der bisherigen Hhe gehalten werden. Die Erz- und Phosphattransporte aus Nordafrika laufen in Zukunft ber Marseille-Caronte statt wie bisher ber Genua. Die Transporte gehen geschlossen nach Strassburg, wo sie auf den Rhein bernommen werden. Die bentigten Eisenbahnwagen stellt die deutsche Reichsbahn aus dem f r Italienkohle vorgesehenen Wagenpark zur Verfgung. Aus den franz. Kolonien (Westafrika, Antillen, Madagascar und Indochina) sind in den 6 Wochen der Berichtszeit rund 40 franz. Seeschiffe in Hfen des unbesetzten Gebietes eingetroffen; die Ladung besteht in berwiegendem Masse aus Kolonialprodukten fr das unbesetzte Frankreich. Absicht der franz. Regierung ist es, den Verkehr mit den berseeischen Besitzungen wieder regelmssig zu gestalten.

(4) Strassenverkehr a) Allgemeines. Strassenverkehr: Die angespannte Lage im Kraftverkehr, infolge der Treibstoffverknappung besteht unverndert weiter. Eine Entlastung der Eisenbahn durch Uebernehmen grsserer Wirtschaftstransporte auf den Strassenverkehr musste daher aussscheiden.

b) Zustand der Strasse. Der Zustand der Dg-Strassen[87] ist im allgemeinen noch als gut zu bezeichnen. Es ist aber unmglich, mit der zur Verfgung gestellten Bitumen-Menge Frhjahrsausbesserungen in dem an sich notwendigen Masse durchzufhren, sodass in Zukunft mit einer Abnahme der Gte der Strassendecken gerechnet
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werden muss.

c) Zustand der Brcken. Im Rahmen der Baustoffzuteilung ist es bisher mglich gewesen, von insgesamt 2151 zerstrten Brcken endgltig wiederherzustellen: Im Vew.[altungs] Bezirk A[88] im Verw.[altungs] Bezirk B im Verw.[altungs] Bezirk C 97 Brcken 10 Brcken 83 Brcken -------------insgesamt: 190 Brcken

Weitere 357 Brcken befinden sich im Bau. Insgesamt stehen ausserdem 1120 Behelfsbr cken zur Verfgung.

d) Baustofflage. Whrend im Monat April 1941 die Zementanforderungen in Frankreich durch Zufuhren aus Belgien und dem Reich befriedigt werden konnten, sind diese Zufuhren fr den Monat Mai erheblich vermindert worden und werden im Juni noch weiter abnehmen durch den Fortfall der Lieferungen aus dem Reich. Trotz der geringen Kohlenzufuhr zu den franz. Zementwerken konnte die Produktion durch vermehrte Erzeugung von Hochofenzement gesteigert werden.

e) Kraftfahrzeugsverkehr. Am 15. Mai waren bei der Wehrmacht und bei deutschen Organisationen r[un]d. 9800 LKW, 80 ZGM[89] und 50 Kom[90] aus zivilem Bestand eingesetzt. Weitere 5700 to Laderaum werden demnchst fr den Bedarf der Luftwaffe und Marine dem zivilen Sektor entnommen. Ausserdem ist die Musterung von ber 100 fr Wassertransport geeigneten Kesselwagen, die fr Wehrmachtszwecke gekauft werden sollen, im Gang. Aus der Neuproduktion wurden im April 171 Nutzkraftfahrzeuge an die franz. Wirtschaft abgegeben.

f) Verkehrsberwachung. In Paris wurden durch Streifen der Polizeiprfektur Fahrzeugkontrollen auf Rennpltzen durchgefhrt. Nach einem Bericht der Prfektur wurden an einem Sonntag 288 Beanstandungen gemeldet. Es wurden Geldstrafen und Verwarnungen verhngt. Bei nachweislich missbruchlicher

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Benutzung werden knftig die Wagen entschdigungslos beschlagnahmt.

2.) Militrisches Nachrichtenwesen. Fernsprechwesen: Der private Fernsprechverkehr - insbesondere deutscher Rstungsfirmen - hat so zugenommen, dass die Leitung Berlin - Paris hierdurch whrend der Tagesbetriebszeit stndig belegt war. In den Kstengebieten werden die wichtigsten Kabelverbindungen und Verstrkermter infolge der Luftgefahr zurzeit umgelegt.

Funkwesen: Fr die wachsenden Aufgaben der Kriegs- vor allem der Seekriegsfhrung wurden mehrere Kurz- und Langwellensender der Sendezentrale St. Assise in den Dienst der deutschen Wehrmacht gestellt. Die Inbetriebnahme des Senders Radio Cit hat sich verzgert (voraussichtlich gegen den 10. Juni 1941).

Nachrichtenhelferinnen: Durch vermehrten Einsatz von Nachrichtenhelferinnen knnen entsprechend den Forderungen O.K.H. zwei Fernsprechbetriebskompanien fr andere Aufgaben herangezogen werden. Fr die in Paris eingesetzten 972 Nachrichtenhelferinnen wurde ein Erholungsheim mit Sportanlagen und Freibad in Betrieb genommen[91].

Nachrichtenmittel-Industrie-Kartei: Zur Vervollstndigung des berblicks ber das Nachrichtenwesen fremder Staaten dient eine beim Hheren Nachrichtenfhrer Frankreich eingerichtete Nachrichtenmittel-Industrie-Kartei, die einen berblick ber ganz Frankreich geben soll, auch Firmen anderer Lnder und die technischen Besonderheiten der einzelnen auslndischen Nachrichtengerte erfasst.

III. Die franzosische Verwaltung. 1.Allgemeines

Zusammenarbeit mit den franz. Dienststellen: Die Zusammenarbeit ist auch weiterhin im allgemeinen gut. Nur in Vesoul[92] musste die Abberufung des franzsischen Prfekten[93] veranlasst werden, weil er es an einer korrekten Zusammenarbeit mit der deutschen Militrverwaltung fehlenliess [sic!]. Ueber smtliche Prfekten des besetzten Gebiets in Frankreich wurden systematisch Unterlagen und

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Beurteilungen gesammelt. Da diese noch nicht vollstndig eingegangen sind, ist eine abschliessende Auswertung noch nicht mglich. Schon jetzt ergibt sich aber der Eindruck, dass die franzsischen Prfekten in den allermeisten Fllen von den fr ihr Departement zustndigen Feldkommandanten recht gnstig beurteilt werden. Gegenber dieser Tatsache fllt es auf, dass manche Sonderdienststellen, z.B. die Abwehrstellen und die Dienststellen der Propagandaabteilung in Frankreich auf Grund von Unterlagen, die meist franz. Ursprungs sind, zu abweichenden Ergebnissen kommen. Hier drfte hufig die persnliche und innerpolitische Einstellung der franzsischen Gewhrsmnner eine wesentliche Rolle spielen.

Reform der franz. Staatsverwaltung: Innerpolitisch steht jetzt die Diskussion ber die Wiedereinfhrung von Provinzen im Vordergrund pressepolitischer Auslassungen. In einer Regierungserklrung Petains war die Wiedereinfhrung von Provinzen in Aussicht gestellt, die Durchfhrung dieses Projekts wurde dann aber bis nach dem Krieg verschoben. Inzwischen kam der Gedanke, Provinzen wiedereinzufhren, in der franzsischen Oeffentlichkeit nicht zur Ruhe, zumal nachdem in einer Pressekonferenz beim Militrbefehlshaber in Paris ein Kriegsverwaltungsbeamter (Landrat) ber die deutsche Verwaltungsorganisation berichtet hatte. Tatschlich hat die bisherige schablonenhafte, willkrliche Einteilung Frankreichs in 89 Departements an Stelle der frheren 7 Provinzen, die natrliche Einheiten waren, wie die Pariser Zeitung in dem als Anlage beigefgten Artikel "Der Halskragen" mit Recht hervorhebt[94], eine "Nivellierung nach unten", eine Loslsung von allen landsmannschaftlichen Bindungen, eine Zentralisierung nach Paris und eine Verkmmerung der Landstdte bewirkt. Besonders stark zeigte sich das Bedrfnis fr eine mehr regionale, grssere Bezirke umfassende Einteilung auf polizeilichem und wirtschaftlichem Gebiete. Infolgedessen hat die franzsische Regierung am 19. April zunchst einmal ein Gesetz ber die Einteilung Frankreichs in polizeiliche und wirtschaftliche Regionen erlassen. Unter grundstzlicher Beibehaltung der Dpartements werden gewisse Prfekten mit besonderen Befugnissen gegenber Nachbarprfekten innerhalb dieser neugebildeten Regionen ausgestattet[95]. Damit ist der erste Schritt zur Wiedereinfhrung provinzieller Verbnde getan.

Reform der Gemeindeverwaltung: Am 10. Juni tritt in Vichy eine Kommission des Nationalrates zusammen, um eine Reform der Gemeindegesetze auszuarbeiten. 26 Mitglieder sind von Marshall Petain bereits ernannt worden. Im brigen kam es franzsischerseits zu einer ganzen Reihe von Personalvernderungen: Neu- und Abberufungen, Besttigungen und Entlassungen von Brgermeistern, Beigeordneten und Gemeinderten. Die meisten Brgermeister wurden jedoch in ihrem Amte besttigt, da sie sich als loyal erwiesen hatten. U.a. wurde Pierre Laval als Brgermeister von Aubervilliers besttigt, worin die Presse eine weitere Entspannung in den politischen Beziehungen zwischen Vichy und Paris erblickt. In einzelnen Departements nehmen die Rcktrittsgesuche der ehrenamtlichen Brgermeister infolge der starken Arbeitsberlastung sehr zu. Massnahmen gegen Juden: Die franz. Regierung hat mit der Ausfhrung des von ihr bereits am 4.10.40 erlassenen Gesetzes[96] und der s.[einer]Z[ei]t. ergangenen Anordnung ber die Internierung von Juden fremder Staatsangehrigkeit (vgl. Lagebericht vom 7. Mrz[97]) jetzt mit der Untersttzung der deutschen Dienststellen begonnen. Die Verwaltung und Bewachung der Lager liegt in den Hnden der franzsischen Behrden. Die Lager sind vorlufig mit 3747 mnnlichen Juden aus Paris - meist ehemalige polnische Staatsangehrige - belegt worden, welche die franzsische Polizeiprfektur in

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Paris im Einvernehmen mit den deutschen Dienststellen auswhlte. In Paris wurde des weiteren ein franz. Forschungsinstitut fr Judenfragen[98] und ein Generalkommissariat fr Judenfragen[99] eingerichtet[100]. Zum Generalkommissar ist der ehemalige Generalsekretr fr Veteranen im franz. Innenministerium, Xavier Vallat, ernannt worden, allerdings nur vorlufig bis zum 28.9.1941. Durch ein weiteres Gesetz hat die franz. Regierung den Generalkommissar zum Erlass der ntigen Durchfhrungsbestimmungen - insbesondere zur Verwertung eingezogenen jdischen Eigentums - ermchtigt[101]. Nach der Persnlichkeit des Generalkommissars Vallat scheint es unwahrscheinlich, dass er zu einer radikalen L sung der Judenfrage in Frankreich Entscheidendes beitragen wird. Die Pariser Presse greift ihn schon jetzt wegen seiner nachsichtigen Massnahmen an. Auch im unbesetzten Gebiet nimmt das Interesse fr das Judenproblem - Pressenachrichten zufolge stndig zu. Die massenweise Flucht in- und auslndischer Juden vor den einrckenden deutschen Truppen nach Sdfrankreich hat dort zu einer berfllung des Landes mit Juden gefhrt. Die franz. Regierung hat deshalb ein besonderes Komitee zur Lsung des Auslnderproblems geschaffen. Des weiteren hat jetzt die franz. Regierung das im Oktober 1940 von ihr ausgesprochene Verbot fr Juden, Offiziere zu werden, auf die Unteroffiziere erweitert. Ferner bestimmt ein neues franz. Gesetz, dass alle jdischen Beamten innerhalb von 2 Monaten aus ihrem Amt auszuscheiden haben[102]. Im brigen nimmt auch innerhalb der Bevlkerung des unbesetzten Gebietes die judenfeindliche Stimmung anscheinend stndig zu. So kam es im Anschluss an die Vorfhrung des Films "Jud Sss"[103] zu judenfeindlichen Aeusserungen der Bevlkerung. Der Erlass eines neuen "Judenstatuts" durch die franz. Regierung steht Pressenachrichten zufolge bevor[104].

2. Das franzsische Polizeiwesen. Allgemeines: Die ffentliche Ruhe und Ordnung im besetzten franz. Gebiet konnte auch weiterhin in vollem Umfange aufrechterhalten werden. Die grossen politischen Ereignisse hatten zwar erhebliche psychologische und stimmungsmssige Rckwirkungen auf die franz. Bevlkerung zur Folge, fhrte jedoch im usseren Lebenslauf nicht zu ernstlichen Strungen der ffentlichen Ordnung. Die franz. Polizei zeigte sich ihren Aufgaben durchaus gewachsen. Ihr Eingreifen bei den verschiedenen geringfgigen Demonstrationen und Menschenansammlungen (V-Aktion, 11. Mai, Zusammenrottungen von Frauen vor Brgermeistereien, um Lebensmittel zu fordern) hatte berall Erfolg. Besondere Vorgnge von polizeilichem Interesse: Der 1. Mai 1941 - durch Gesetz der franz sischen Regierung ist der 1. Mai zum franzsischen Feiertag erklrt worden[105] - ist im besetzten Gebiet Frankreichs ohne Zwischenflle verlaufen. Der Militrbefehlshaber hatte vorbeugend fr diesen Tag

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Versammlungsruhe angeordnet. Der deutscherseits gestattete Verkauf von Abzeichen zu Gunsten des franzsischen Hilfswerks an diesem Tage fhrte zu keinerlei Zwischenfllen. Den grossangelegten Bestrebungen der Kommunisten, den 1. Mai zu einem Tag des klassenkmpferischen Protestes zu machen, war jeder Erfolg versagt. Am Jeanne d'Arc-Tag (11. Mai 1941) war die Veranstaltung von Jeanne d'Arc-Feiern nicht erlaubt worden. In beschrnktem Umfange waren formlose Niederlegungen von Blumen und Krnzen an den Jeanne d'Arc-Denkmlern zugelassen worden, darunter eine solche des "Rassemblement Nationale Populaire". Die Durchfhrung der anlsslich des am 25. Mai 1941 stattfindenden Muttertages von der franz. Regierung geplanten Veranstaltungen - Verteilung von Medaillen an Mtter auf den Brgermeistereien, besondere Kinderveranstaltungen und Theaterauffhrungen, Versammlungen der Mtter in den Gemeindefestslen - ist genehmigt worden[106]. Es ist jedoch strengstens untersagt worden, irgendwelche Umzge zu veranstalten. Ordnungspolizei: Die von der franzsischen Regierung geplante Umorganisation der franz. Gendarmerie und Komunalpolizei ist soweit gediehen, dass in Krze ein endgltiger Vorschlag erwartet werden kann. Der Fehlbestand an Beamten der franzsischen Gendarmerie wird durch die von OKW verfgte Beurlaubung von weiteren 2935 Gendarmerie-Offizieren und -Beamten aus der deutschen Kriegsgefangenschaft erheblich herabgemindert. Infolge des immer noch geringen Istbestandes an sonstigen franz. Polizeibeamten wurden in beschrnktem Umfange mit deutscher Genehmigung nach besonderen deutscherseits gegebenen Richtlinien weitere Hilfspolizeibeamte eingestellt.

Verwaltungspolizei, Allgemeines: Durch Gesetz vom 23.4.41, dessen Anwendung im besetzten Gebiet Frankreichs ausgesetzt bleibt, werden alle franz. Polizeibehrden dem Innenminister unterstellt[107] und wird in diesem Ministerium der Posten eines Generalsekretrs fr die Polizei neu geschaffen[108]. In der Stufe unter dem Ministerium sind die Regionalprfekten die eigentl.[ichen] Trger der Polizeigewalt unter Ausschaltung der Prfekten alten Stils. Die Franzosen werden wahrscheinlich versuchen, die Ausdehnung des Gesetztes auf das besetzte Gebiet zu erreichen. In Paris wurde Admiral Bard[109] zum Polizeiprfekten ernannt[110]. Bard gilt als persnlicher Vertrauensmann des Admirals Darlan.

Auslnderpolizei: 87 serbische Studenten und sonstige Reprsentanten der gefhrlichen serbischen Intelligenz wurden festgenommen und interniert. Fast smtliche Internierten haben einen Antrag auf Entlassung vorgelegt. Das OKH ist um die Weisung gebeten worden, wie diejenigen jugoslavischen Staatsangehrigen zu behandeln sind, die aus Gebieten stammen, die jetzt unter deutscher Zivilverwaltung oder italienischer, ungarischer oder bulgarischer Verwaltung stehen bezw. dem neugebildeten kroatischen Staat[111] angehren.

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Das Interniertenlager fr britische Frauen und Greise ist Anfang Mai von Besanon nach Vittel[112] verlegt worden (vgl. den letzten Lagebericht[113]). Die Zahl der internierten britischen Staatsangehrigen betrgt z.Zt. etwa 1600 Frauen und Mnner. Mit Entlassungen grsseren Umfanges drfte nicht mehr zu rechnen sein. Die fr das Kstengebiet bereits im November 1940 zur abwehrmssigen Sicherung angeordneten besonderen Massnahmen (Ausweisung von Auslndern, die die Staatsangehrigkeit eines Feindstaates besitzen, Meldepflicht und Aufenthaltsbeschrnkungen fr alle brigen Auslnder, soweit gegen ihre freie Beweglichkeit Bedenken bestehen, Ausweispflicht fr die gesamte Bevlkerung der Kstengebiete, frhzeitige Sperrstunde) werden jetzt verschrft durchgefhrt.

Gewerbepolizei: Dagegen musste im Interesse der Lebensmittelversorgung das absolute Verbot des Gewerbebetriebs im Umherziehen in den Kstengebieten gelockert werden, indem die Feldkommandanten ermchtigt wurden, von dem Verbot Ausnahmen zu bewilligen. Vereinspolizei: Fr die Ueberwachung der Vereinsttigkeit wurden weitere Richtlinien fr die Feldkommandanten herausgegeben. In der Berichtszeit wurden noch zwei weitere politische Parteien, "Le Front Franc"[114] und "Le Francisme"[115], genehmigt. Es sind nunmehr 6 politische Parteien im besetzten Gebiet genehmigt. Der Organisation "Le Feu" und dem "Rassemblement-Nationale-Populaire" wurde die Bildung einer besonderen Jugendorganisation erlaubt. Von den genehmigten politischen Parteien tritt am strksten das "Rassemblement-Nationale-Populaire" in Erscheinung - allerdings nur in Paris -. Zu irgendwelchen Zwischenfllen hat seine Ttigkeit noch nicht gefhrt. Ausserhalb von Paris sind die politischen Parteien nur wenig hervorgetreten. Die Notwendigkeit polizeilichen Einschreitens hat sich nirgends ergeben. Der mit deutscher Zustimmung gebildete Selbsthilfeausschuss der russischen Emigranten in Frankreich wurde formell genehmigt und zwar als einzige Vertretung der russischen Emigranten in Frankreich. Im April wurden 2 weitere franzsische Gewerkschaften wieder zugelassen. Es sind nunmehr 43 Gewerkschaften im besetzten Gebiet genehmigt. Schliesslich wurden mehrere Lager des Scrtariat la Jeunesse genehmigt. Vergngungspolizei: Das Tanzverbot fr die franzsische Bevlkerung wurde aufgehoben[116] aus der psychologischen Erwgung, dass wenn die Franzosen trotz der schmachvollen Niederlage ihres Vaterlandes tanzen wollen, es im deutschen Interesse liegt, sie nicht daran zu hindern. Die Erteilung der Erlaubnis fr Tanzveranstaltungen erfolgt nach Richtlinien, die den Prfekten von den Feldkommandanten gegeben werden. Aus sicherheitspolitischen Grnden scheint es nicht angngig, den franzsischen Behrden in dieser Hinsicht vollkommen freie Hand zu lassen.

3. Schule und Kultur

(1) Das franzsische Schul- und Hochschulwesen.


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Organisatorisches: Zu den Aufgaben des franzsischen Unterrichtsministeriums gehrt nicht nur die schulische sondern auch die gesamte ausserschulische Betreuung der franzsischen Jugend (Sport, Arbeitsdienst - Chantiers de la Jeunesse[117] -, Jugendorganisationen, ausserschulische Berufsfortbildung, Betreuung der jugendlichen Arbeitslosen). Der Generalsekretr fr die Jugend im franzsischen Unterrichtsministerium[118], dem ein wesentlicher Teil dieser Aufgabengebiete obliegt, erhlt durch ein neues franzsisches Gesetz, in dem die Aufgaben des Ministeriums eine organisatorische Zusammenfassung finden, ausserordentliche Vollmachten[119].

Politische Stimmung in der Lehrer- und Schlerschaft: Unter den Schlern, insbesondere der hheren Schulen, zeigten sich im April anlsslich des Balkan-Feldzuges Anzeichen einer deutschfeindlichen Stimmung, die allerdings im wesentlichen nur in der massgeblichen Beteiligung Jugendlicher an der erwhnten V-Aktion ihre Ausdruck fand. Diese Haltung ist in erster Linie der natrlichen Neigung der Jugend zur Opposition, teilweise auch der Haltung sowohl der rechts- wie der linksgerichteten franzsischen Lehrer- bezw. Professorenschaft zuzuschreiben. Da es zu weiteren wesentlichen Kundgebungen einer deutschfeindlichen Gesinnung nicht gekommen ist, herrscht bei den Feldkommandanten und Bezirkschefs sowie bei der Deutschen Botschaft in Paris Uebereinstimmung darber, dass in solchen Fllen vermieden werden muss, unter den franzsischen Jugendlichen unntige Mrtyrer fr eine deutschfeindliche Gesinnung zu schaffen.

(2) Deutsche Kulturveranstaltungen Besuch deutscher Kulturveranstaltungen: Dass das Interesse fr alles Deutsche stark ist, findet einen Ausdruck nicht nur in der bereits im vorigen Lagebericht erwhnten starken Beteiligung an den vom Deutschen Institut veranstalteten deutschen Sprachkursen, sondern auch in der ausserordentlich stark steigenden Zahl der Hrer der deutschen Lektoren an den franzsischen Hochschulen sowie der Besucher der deutschen Kulturveranstaltungen des Deutschen Instituts[120]. Eine unaufdringliche Kulturpropaganda findet hier eine interessierte Aufnahme. Die Theaterauffhrungen der Berliner Staatsoper in Paris fanden jedesmal vor ausverkauftem Hause statt[121].

(3) Kunstschutz, Vorgeschichte und Archologie. Die Wiederherstellung von im Feldzuge beschdigten Baudenkmlern macht im allgemeinen gute Fortschritte. U.a. ist die auf deutsche Veranlassung hin erfolgte Wiederherstellung des Schlosses und Parkes von Versailles zu nennen (Spiegelsaal und Friedenssaal sind bereits wieder im ursprnglichen Zustand). Eine schonende Behandlung des Kunstgutes erhht das Ansehen der Deutschen Wehrmacht, whrend andererseits bergriffe und mutwillige Zerstrungen - die gerichtlich weiterverfolgt werden - dazu angetan sind, einer antideutschen Hetze willkommenes Material zu liefern.

Es ist deshalb geplant, auf Grund der bisherigen Erfahrungen in erhhtem Masse durch Tagesbefehle und Aehnliches belehrend auf die Truppe einzuwirken.
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Vorgeschichte und Archologie: Die Organisation Todt und der Reichsarbeitsdienst haben eine der militrischen Meldepflicht (vgl. letzten Lagebericht[122]) entsprechende Meldepflicht fr Bodenfunde vor- und frhgeschichtlicher Zeit eingefhrt, Merkbltter ber Bodenfunde wurden verteilt.

(4) Archivschutz Sicherstellung von Archiven: Zwei gefhrdete Schlossarchive, eines davon besonders wertvoll, wurden sichergestellt.

Rckfhrung von Archiven nach Elsass und Lothringen: Die wenigen noch im besetzten Gebiet befindlichen elsssischen und lothringischen Gemeindearchive werden nach und nach erfasst und heimgeschafft.

Archivdurchsicht: Eine erste Leihsendung von zunchst 50 Kartons Akten konnten zu Studienzwecken an das Rasse- und Siedlungshauptamt der SS nach Berlin abgefertigt werden[123]. Auf Antrag des Reichsfinanzministeriums wurden die Akten der Reparationskommission im Nationalarchiv[124] von Beamten des Reichsfinanzministeriums durchgesehen.

4. Das franzsische Finanzwesen. a) Zollbehandlung der Verlagerungsauftrge. Das zunehmende Einsetzen der deutschen Auftragsverlagerung nach Frankreich rckte die Frage der Zollbehandlung der damit zusammenhngenden Warentransporte in den Vordergrund.

Zollbehandlung deutscherseits: Deutscherseits ist die Angelegenheit durch den Erlass des Reichsministers der Finanzen[125] vom August 1940 bereits im Sinne einer vlligen Freistellung von deutschen Eingangsabgaben (nicht von jeder Zollabfertigung!) geregelt.

Zollbehandlung franzsischerseits: Fr die franzsischen Zlle ist von der Verordnung vom 10. Mai 1940 ber die Erhebung von Zllen in den besetzten Westgebieten auszugehen, nach der den Franzosen die Erhebung ihrer Zlle und die Durchfhrung ihrer Zoll- und Steuergesetze grundstzlich gestattet ist[126]. Fr die Flle vorbergehender Einfuhren oder vorheriger Ausfuhr mit nachfolgender (Compensations)-Einfuhr kennt das franzsische Zollrecht nur die Einrichtung der sogenannten admission temporaire, die im Grundsatz etwa dem deutschen Zollvormerkverkehr entspricht, jedoch in ihrer Ausgestaltung sehr schwerfllig und beschrnkt ist. Bei den in Wiesbaden im April des Jahres

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gepflogenen Verhandlungen wurde franzsischerseits versucht, unter allen Umstnden mit den bestehenden franzsischen Zollbestimmungen auch bei den vernderten Verhltnissen auszukommen. Die Franzosen waren bereit, auf Grund einer Generalklausel in ihrem Zollgesetz ber Ausnahmen bei besonderen Fllen weitgehende Erleichterungen in der Zulassung und Durchfhrung der admission temporaire zuzugestehen. Die Wiesbadener Verhandlungen scheiterten jedoch an der Frage der sogenannten mittelbaren Wehrmachtsauftrge, deren vllige Freilassung von jeder Zollbehandlung deutscherseits gefordert wurde[127].

Jetziger Zustand: Nach nahezu 8 Wochen vertragslosen Zustandes haben die praktischen Notwendigkeiten jedoch zu weitgehender Anwendung der von den Franzosen ursprnglich angebotenen Erleichterungen gefhrt, wobei von deutscher Seite stillschweigend auch die sogenannten mittelbaren Wehrmachtsauftrge dem Regime der erleichterten und erweiterten admission temporaire unterworfen wurden. Dieses Verfahren hat sich inzwischen eingespielt und wurde in einer Ende Mai d.[ieses]J.[ahres] beim OKW Wi-R-Amt abgehaltenen Besprechung der beteiligten Stellen praktisch gebilligt und als Grundlage fr weitere Verhandlungen mit den Franzosen angesehen.

Weiterbehandlung in der Zukunft: Sollten sich in Zukunft dennoch Schwierigkeiten, insbesondere Verzgerungen herausstellen, so bleibt dem Militrbefehlshaber immer noch die Mglichkeit, durch eine Zusatzbekanntmachung zu der oben erwhnten Verordnung ber die Erhebung von Zllen die vllige Freistellung der Auftragsverlagerung von jeder franzsischen Zollabfertigung einseitig anzuordnen.

b) Die Regelung der Besatzungskostenfrage. Auf die Schwierigkeiten in der Regelung der Besatzungskostenfrage ist schon oben hingewiesen worden.

Bisherige Entwicklung: Nach Ziffer 18 des Waffenstillstandsvertrages trgt die franzsische Regierung die Kosten fr den Unterhalt der deutschen Besatzungstruppen auf franzsischem Boden. Auf diese Besatzungskosten, deren Hhe erst spter festgestellt werden kann, haben die Franzosen gemss Anordnung der Waffenstillstandsdelegation tgliche Abschlagszahlungen von 20 Mill.[ionen] RM zu leisten. Diese Betrge sind bisher alle 10 Tage in Raten von 200 Mill.[ionen] RM auf der Bank von Frankreich dem Besatzungskostenkonto gutgeschrieben worden. Der Gesamtbetrag, der bis zum 10. Mai in Form solcher Gutschriften geleistet worden ist, beluft sich auf 6 600 Mill. RM. Das Konto wies am 10. Mai einen Guthabenstand von 2 925 013 391 RM auf, so dass bisher r[un]d. 3 675 Mill.[ionen] RM vom dem Konto abgehoben worden sind.

Frage des Zahlungscharakters: Die Zahlungen sind "Abschlagszahlungen", d.h. Teilbetr ge einer spter endgltig festzusetzenden Summe, keine Pauschalzahlungen. Wenn auch im einzelnen ber den Zahlungscharakter deutscher- und franzsischerseits manchmal nicht volle bereinstimmung besteht, so besteht doch insofern bereinstimmung, als grundstzlich abgesehen von den Quartierleistungen - haben diesen Zahlungen weitere Leistungen als

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Besatzungsleistungen in Anspruch genommen werden.

Frage der Zahlungshhe: Die franzsische Regierung hat wiederholt gegen die Hhe der Abschlagszahlungen Einwendungen erhoben und in mehreren Eingaben Herabsetzung dieser Zahlungen beantragt. ber diese Antrge fanden im Mai eingehende Verhandlungen zwischen den beiden Waffenstillstandsdelegationen statt, die jedoch zu keinem endgltigen Ergebnis gefhrt haben[128]. Es handelt sich vor allem hierbei um zwei Fragen:

1. Was gehrt zu den Besatzungskosten? Die Franzosen behaupten, dass zwischen Operationstruppen und Besatzungstruppen unterschieden werden msse und dass ihnen nur die Kosten der eigentlichen Besatzungstruppen, nicht aber der Operationstruppen zur Last fallen. Diese Behauptung ist nicht gerechtfertigt. Bei den Waffenstillstandsverhandlungen ist deutscherseits niemals ein Unterschied zwischen Besatzungstruppen und Operationstruppen gemacht worden. Die Kosten fr alle in Frankreich stehenden Truppen mssen also aus Besatzungskostenkonto gedeckt werde.

2. Wie hoch sind die Besatzungskosten? Die Franzosen erstreben eine Ermssigung der Abschlagszahlungen um die Hlfte, also auf 10 Mill.[ionen] tglich. Sie weisen dabei u.a. auf die inzwischen eingetretene Verringerung der Besatzungsarmee hin. Sie ussern weiterhin den Wunsch, dass auch die Quartierleistungen, die bisher neben den regelmssigen Abschlagszahlunegn, wie erwhnt, von ihnen getragen wurden, in Zukunft auf Besatzungskostenkonto bernommen werden. Die Quartierleistungen werden von den Franzosen auf 10 Mill.[ionen] RM monatlich, also auf etwa 330 000 RM tglich, geschtzt. Die Franzosen bitten schliesslich, die durch die Bekanntmachung des Militrbefehlshabers vom 9. Januar[129] herbeigefhrten Steuerbefreiungen fr Wehrmachtsauftrge aufzuheben, da diese Befreiung eine betrchtliche Erhhung der Besatzungskosten bedeute. Fr den Fall, dass dies nicht mglich sei, mchten sie die franzsische Leistung, die in dem Ausfall an Steuereinnahmen liegt, bei der Festsetzung der Besatzungskosten bercksichtigt wissen. Ausserdem erstreben die Franzosen noch in einer Reihe anderer Fragen finanzielle Erleichterungen und Zugestndnisse in der Zahlungsweise. So wnschen sie u.a. eine starke Einschrnkung der Bargeldzahlung und mchten die Bedrfnisse der deutschen Truppe grundstzlich durch Leistungen in natura befriedigt wissen. Die Franzosen gehen bei ihren Antrgen also von der Annahme aus, dass die tatschlichen Besatzungskosten niedriger sind als ihre Zahlungen. Auch diese Annahme ist falsch:

Die Besatzungskosten bestehen aus sog.[enannten] inneren und usseren Besatzungskosten, d.h. denjenigen Kosten, die in Frankreich entstehen (innere Besatzungskosten) und solchen, die in Deutschland fr die in Frankreich stehenden Besatzungstruppen zu leisten sind, z.B. Familienunterhalt
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fr die Familienangehrigen der in Frankreich stehenden Soldaten (ussere Besatzungskosten). Praktisch sind bisher nur die inneren Besatzungskosten gezahlt worden. Die usseren Besatzungskosten sind jedoch bedeutend hher als die inneren. Die tglichen 20 Mill.[ionen] RM reichen also zur Deckung der inneren und usseren Besatzungskosten nicht aus. Wenn sich trotz der Hhe der Besatzungskosten, wie sie tatschlich entstehen, auf dem deutschen Konto bei der Bank von Frankreich ein Guthaben von fast 3 M[illia]rd.[en] RM angesammelt hat, so hat das zwei Grnde: aa) Aus dem Besatzungskostenkonto sind noch erhebliche Betrge fr Einlsung von Requisitionsbescheinigungen, Reichskreditkassenscheinen sowie zur Bezahlung von sonstigen Leistungen aus der zurckliegenden Zeit zu zahlen. Das Guthaben wird also in nchster Zeit noch starke Abhebungen erfahren.

bb) Die usseren Besatzungskosten konnten bisher nicht gezahlt werden, weil die Transferierung grsserer Betrge nach Deutschland erhebliche Schwierigkeiten bereitet. Frage des Transfers: Ohne Gefhrung der franzsischen Whrung wird es - wie oben erwhnt kaum mglich sein, den Gesamtbetrag der usseren Besatzungskosten nach Deutschland zu transferieren. Und hierin liegt das Hauptproblem. Der franzsische Notenumlauf, der vor dem Kriege etwa 120 M[illia]rd.[en] frc betragen hat, ist bis November 1940 auf r[un]d. 215 M[illia]rd.[en] frc gestiegen und betrgt zurzeit [sic!] etwa 250 M[illia]rd.[en] frc. Im Falle grosser Abhebungen wre eine sprunghafte Erhhung des Notenumlaufs unvermeidlich. Denn da der Kassenbestand der Bank an Banknoten nicht annhernd die Hhe dieser usseren Besatzungskosten erreicht, msste die Bank, da sie auch durch Rckziehung der Kredite sich diese Bestnde kaum aus der Wirtschaft wird verschaffen knnen, den Notenumlauf entsprechend erhhen. Jede wesentliche Erhhung des Notenumlaufs bedeutet aber naturgemss eine Gefahr fr die Whrung, an deren Stabilisierung bezw. Stabilbleiben auch deutscherseits ein Interesse besteht. Selbst wenn es aber auch der Bank m glich wre, dem Reich ohne Gefhrdung der Whrung die entsprechenden Notenbestnde zur Verfgung zu stellen, so knnten diese Frankenbetrge in Deutschland weder als Zahlungsmittel noch - bei der immerhin bestehenden Unsicherheit der Whrung als Deckung fr eine Erhhung des deutschen Banknotenumlaufs Verwendung finden.

Deshalb wird deutscherseits von den Franzosen bei den Verhandlungen ber die Herabsetzung der Besatzungskosten verlangt, dass zur Abdeckung der usseren Besatzungskosten ein mglichst hoher Betrag in nach Deutschland transferierbaren Werten - also nicht lediglich in franzsischen Bankguthaben - geleistet wird. In erster Linie kommen dafr Sachleistungen, auslndische Wertpapiere, wirtschaftliche Beteiligungen und Gold aus franzsischem Staatsbesitz in Betracht. Es wird eine vordringliche Aufgabe der nchsten Verhandlungen zwischen den zustndigen deutschen und franzsischen Stellen sein, Deutschland diese Transferierungsmglichkeiten zu verschaffen. Sollte dieses Ziel nicht zu erreichen sein, so bliebe die Mglichkeit, aus dem Besatzungskostenkonto in einer den usseren Besatzungskosten entsprechenden Hhe deutsche Zahlungen an franzsische Lieferfirmen im Rahmen der Auftragsverlagerung und franzsischen Rohstofflieferungen zu leisten und

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dafr Deutschland wie bisher mit der Zahlung der usseren Besatzungskosten zu belasten. Abgesehen davon, dass auch hierbei die Bank von Frankreich die Gutschriften fr Deutschland realisieren und dabei den Notenumlauf erhhen msste, berufen sich die Franzosen darauf, dass ein solches Verfahren das deutsch-franzsische Clearing-Abkommen verletzen wrde, demzufolge alle Zahlungen fr Exportlieferungen nach Deutschland ber Clearingkonto laufen mssen, eine Vereinbarung, an deren Beachtung die Franzosen im Interesse ihrer Einkaufsmglichkeiten in Deutschland sehr interessiert sind. Unter der Voraussetzung, dass mit den Franzosen eine bereinstimmung in dieser Frage sowie ber einige andere politische und wirtschaftliche Fragen erzielt wird, ist, obgleich schon die jeweiligen Zahlungen zur Begleichung der vollen tatschlich entstehenden Besatzungskosten nach deutscher Rechnung nicht ausreichen, deutscherseits eine Ermssigung der tglichen Besatzungskosten auf 15 Mill.[ionen] RM in Aussicht gestellt worden. Die Franzosen haben diese Summe zu Beginn der Verhandlungen bereits in der Presse bekanntgegeben. Die Verhandlungen der Waffenstillstandsdelegation haben jedoch noch nicht zu einem endgltigen Ergebnis gefhrt, so dass die Abschlagszahlungen in der bisherigen Hhe zunchst weitergeleitet werden mssen.

5. Das franzsische Gesundheitswesen. (1) rztliche Versorgung der Zivilbevlkerung Versorgung durch Zivilrzte: Durch die Rckfhrung von 540 franzsischen rzten und Apothekern in das Sperrgebiet wird die rztliche Versorgung der Zivilbevlkerung nunmehr berall sichergestellt. In ganz vereinzelten Landgemeinden noch bestehende Mngel werden behoben, sobald die angeforderten Rckfhrungsgesuche vorliegen. Die franzsische Regierung hat ein Gesetz erlassen, das kriegsgefangenen rzten die Wiederaufnahme ihrer Praxis an ihren alten Praxissitzen nach Rckkehr aus der Kriegsgefangenschaft gewhrleistet[130]. Bereitstellung von Krankenhusern: Die deutschen Sanittsdienststellen achten darauf, dass fr die franz. Zivilbevlkerung gengend Krankenhaus- und Transportmittel - auch fr Katastrophenflle zur Verfgung stehen. Versorgung mit Arzneimitteln: Die Arzneimittellage lsst in manchen Departements noch zu wnschen brig. Es wird berall daran gearbeitet, den Mangel zu beheben, teilweise durch Errichtung von Ausgleichslagern, teilweise durch Einkufe im unbesetzten Gebiet. Anscheinend beziffern aber auch hier wieder einmal die Franzosen ihre Anforderungen zu hoch, um mglichst viel zu bekommen. Ein Bericht ber die Arzneimittellage im Bereich Gross-Paris liegt als Anlage[131] bei.

(2) Allgemeine Gesundheitslage

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Seuchenlage: a) Bei den Erwachsenen sind Epidemien nicht aufgetreten. Typhus kommt nur in vereinzelten Fllen vor, im ganzen Bereich des Bezirks Bordeaux z.B. 25 Flle. Ein weiteres Umsichgreifen konnte verhtet werden. Im Bezirk A ist unter der Zivilbevlkerung eine Zunahme der Malaria im Dept. Loire Infrieure zu beobachten, die aber zahlenmssig nicht ins Gewicht fllt. Allgemein wird ein Anstieg der Lungentuberkulose gemeldet. Vielleicht handelt es sich aber hierbei auch nur um eine scheinbare Zunahme, weil die Anmeldepflicht fr Tuberkulose ja erst auf deutsche Veranlassung hin in Frankreich eingefhrt worden ist und jetzt erst richtig zu funktionieren beginnt. Auffallend ist immerhin, dass der Zugang von Lungentuberkulosekranken insbesondere aus den Kstengebieten in deutschen Wehrmachtseinrichtungen stark steigt. Im Bezirk C wird z.[ur] Z[ei]t. ein Versuch damit gemacht, alle Flle von offener Lungentuberkulose nach Mglichkeit zu asylieren.

Die Geschlechtskrankheiten steigen leicht (insbesondere Lues). Im Bezirk C wurden gemeldet 23 Lues und 192 Go-[132], im Bezirk A 15 Lues und 150 Go-. Bei Polizeirazzien werden bis zu 50% der aufgegriffenen Frauen als geschlechtskrank getroffen. Diese Zahl kann jedoch nicht verallgemeinert werden, da von den Razzien fast nur Frauen zweifelhaften Rufs betroffen werden. Bordelle sind verschiedentlich wegen Verringerung der Belegungsdichte berflssig geworden.

Infolge des in Spanien herrschenden "Flecktyphus", der von Madrid sich nun auch auf die Provinzen ausdehnen soll, ist an der spanischen Grenze in Hendaye eine Grenzsanittsstelle eingerichtet worden. Ihr Betrieb liegt vollkommen in den Hnden deutscher Sanittsoffiziere, wodurch gewissenhafte Durchfhrung der bertragenen Aufgaben gewhrleistet ist. In Bordeaux und Bayonne[133] werden auch die von Spanien kommenden Schiffspassagiere in gleicher Weise berwacht. Von dringenden dienstlichen Notwendigkeiten abgesehen ist der Grenzbertritt gesperrt. Im besetzten Frankreich sind bisher Flle von Fleckfieber nicht aufgetreten. In einem franzsischen Kriegsgefangenenlazarett sind 2 Leprakranke untergebracht. Im brigen wird auf die in Anlage befindliche Seuchenbersicht[134] verwiesen. Z.[ur]Z[ei]t. besteht jedenfalls keinerlei Seuchengefahr fr die deutsche Besatzung.

b) Bei Kindern sind in verschiedenen Teilen des besetzten Frankreichs Kinderkrankheiten - in leichter gutartiger Form - noch ziemlich verbreitet. So sind im Bereich A noch immerhin in einem Monat 359 Flle von Masern, 106 Flle Diphterie, und 48 Flle von Scharlach aufgetreten, im Bezirk C 450 Masernflle, 193 Scharlachflle und 237 Diphterieflle. Die Erkrankungen an Diphterie und Scharlach gehen teilweise bereits zurck. Im Bezirk C werden die Diphterie-Schutzimpfungen fortgefhrt. Die Grippeerkrankungen sind berall vollkommen abgeflaut. Rckwirkung der Ernhrungslage auf die allgem. Gesundheitslage: Nach den Berichten der

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franzsischen Gesundheitsbehrde hat die Lebensmittelverknappung zwar die Arbeitsleistung, nicht aber die allgemeine Gesundheitslage bisher nennenswert beeinflusst. Auch der Milchmangel[135] hat zu einer erhhten Suglingssterblichkeit in messbaren Grenzen kaum gefhrt. Gesundheitslage in den Interniertenlagern: Es bestehen 3 Lager: in Drancy und in St. Denis[136] fr Mnner und in Besanon bezw. jetzt in Vittel fr Frauen und Kinder. Der Gesundheitszustand in smtlichen Lagern ist gut. Aus dem Interniertenlager in Besanon (jetzt in Vittel) wurden auf Befehl des OKH smtliche deutschen Pflegekrfte zurckgezogen.

(3) Zusammenarbeit mit der franz. Medizinalverwaltung und rzteschaft Zusammenarbeit: Die willige, fleissige und verstndnisvolle Mitarbeit der franz. Amtsrzte und der franz. rzteschaft verdient hervorgehoben zu werden. Auch die franz. Polizei arbeitet bei der Bekmpfung der Geschlechtskrankheiten willig und meist recht eifrig mit.

Sonstige Gesundheitslage: Presseberichten zufolge hat eine Untersuchung der heranwachsenden franz. Jugend ergeben, dass von 8 000 Gesellen im Alter von 19-20 Jahren 81% gesundheitlich so schlecht beurteilt werden mssen, dass der Arzt ihnen beim Dienst in den Werksttten und bei sportlichen Wettkmpfen Schonung empfahl bezw. sie fr alle derartigen Bettigungen fr ungeeignet erklrte. Bei den jungen Leuten von 15-20 Jahren bedrfen sogar, wie festgestellt wurde, 97% Schonung und berwachung. Das Untersuchungsergebnis wirft, wenn es sich hier auch um Grossstadtjugend handelt, ein grelles Licht auf den Gesundheitszustand der franz. Jugend.

6.) Das franz. Veterinrwesen Allgemeines: Einer Reihe von franzsischen Tierrzten wurde die Rckkehr in die gesperrte Zone gestattet und zwar 12 Tierrzten in das Dep[ar]t.[ement] Aisne, 2 in das Dep[ar]t.[ement] Haute Sane und 1 in das Dep[ar]t.[ement] Doubs. Ferner wurden die bisher noch in Kriegsgefangenschaft gewesenen Dozenten der Tierrztlichen Hochschule Alfort-Paris nach Paris beurlaubt. Damit ist eine wesentliche Verbesserung in der tierrztlichen Versorgung erreicht worden.

Tierseuchenstand: Die Maul- und Klauenseuche (MKS) hat weiterhin im ganzen merklich abgenommen. Bei der Pferderude ist die Zunahme nicht mehr so stark wie in den Wintermonaten. Die Gesamtzahl der verseuchten Gemeinden hat sogar leicht abgenommen, whrend die verseuchten Gehfte und die Zahl
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der befallenen Tiere noch eine geringe Zunahme aufweisen. Die Schafrude hat noch etwas zugenommen.

Der Stand der brigen Tierseuchen ist durchaus gnstig. (Zahlenbersicht s. Anlage[137].) Fleischbeschau: Durch eine besondere "Instruktion" hat der franzsische Veterinrdienst die Untersuchung auf Finnen auch auf die Rinder ausgedehnt, whrend sie bisher nur bei Schweinen vorgeschrieben war.

Tierkrperbeseitigung: Die franzsische Regierung bereitet ein Tierkrperbeseitigungsgesetz vor. Dem Betriebsleiter der Tierkrperbeseitigungsanstalt in Charleville (Dep[ar]t.[ement] Ardennes) und 2 Gehilfen wurde die Rckkehr in das Sperrgebiet genehmigt.

7.) Das Justizwesen im besetzten Frankreich

Franzsische Rechtspflege: Die franzsische Regierung hat die Entlassung von 400 Strafvollzugsbeamten erbeten und einen weiteren Freilassungsantrag fr 260 richterliche Beamte angekndigt. Da eine erfolgreiche Bekmpfung der Kriminalitt bei der gegenwrtigen Besetzung der franzsischen Justizbehrden - vor allem in den nrdlichen Departements - nicht mglich ist (vgl. den Lagebericht vom 7.3.41[138]), werden die Antrge von hier aus untersttzt werden. Deutsche Strafrechtspflege: Die im letzten Lagebericht angekndigte Verordnung ber die Bestrafung des unbefugten berschreitens militrischer Sperrlinien, insbesondere der NO-Linie, ist unter dem 28. April 1941 ergangen. In der Verordnung ist gleichzeitig der Warenverkehr ber die Sperrlinien und die franzsischen Landesgrenzen geregelt worden[139]. Die Rechtsetzung des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] Durch Zusammenfassung der bisher vom Militrbefehlshaber erlassenen Verordnungen und Bekanntmachungen soll das deutsche Verordnunsrecht bersichtlicher gestaltet werden. Es ist beabsichtigt, einige wenige Verordnungen zu schaffen, die fr das jeweilige Sachgebiet alle noch geltenden Vorschriften enthalten.

8. Das Franzsische Post- und Nachrichtenwesen.

Postverkehr zwischen dem besetzten Gebiet Frankreichs und dem Ausland: Ausser der bereits im letzten Lagebericht erwhnten Zulassung des Postverkehrs nach Holland, Dnemark und Norwegen[140] wurde im Postverkehr zwischen Deutschland und dem besetzten Frankreich (einschl. der britischen Kanalinseln)

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der Postverkehr fr Pckchen bis zum Gewicht von 1000 gr zugelassen. Der Militrbefehlshaber in Belgien und Nordfrankreich hat die beiden Departements Pas de Calais und Nord - (VO. des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] in Belgien und Nordfrankreich, 39. Ausgabe, S. 568) - in dieser Hinsicht dem brigen besetzten Frankreich gleichgestellt.

Postverkehr zwischen dem bes.[etzten] u.[nd] dem unbes.[etzten] Gebiet Frankreichs: In Auswirkung des neuen deutsch-franzsischen Abkommens werden gewhnliche Postkarten mit eingedrucktem Postwertzeichen in unbeschrnkter Zahl zugelassen. Die Postkarten mssen die genaue Absenderangabe tragen und in deutscher oder franz. Sprache unter ausschliesslicher Verwendung von deutschen oder lateinischen Schriftzeichen leicht lesbar abgefasst sein. Geldberweisungen werden fr das besetzte Gebiet Frankreichs bei einer franz. Postdienststelle in Paris gesammelt und der Briefprfstelle Paris zur abwehrmssigen berprfung unmittelbar zugefhrt. Postverkehr v.[on] Wehrmachtsangehrigen m.[it] Zivilpers.[onen]: Der bisher verbotene Briefverkehr zwischen Wehrmachtsangehrigen und den im besetzten Gebiet Frankreichs wohnenden Zivilpersonen ist durch V[er]f[gung] des OKW vom 27.3.41 - Allg.[emeine] Heeresmitteilungen vom 21.4.41, 11. Ausgabe, Vf Nr. 376/41[141] - mit den gewissen Einschrnkungen zugelassen worden.

9. Deutschtum und Rckwanderung (1) Flchtlingsbewegung Flchtlinge allgemein: Der Flchtlingsstrom ist mit der Erffnung der Passierscheinstelle in Moulins[142] sehr stark angewachsen. Zur Beschleunigung der Flchtlingsbewegung sind daher wieder Sammeltransporte vorgesehen, da zehntausende von Flchtlingen fr die Rckfhrung in Frage kommen. Der erste Transport ist am 27. Mai ber die Demarkationslinie geleitet worden. berdies wurden insgesamt 17 000 demobilisierte franzsische Soldaten, Handelsmatrosen und Insassen der Jugendlager ber die Demarkationslinie in Sammeltransporten in das besetzte Gebiet hereingelassen.

Elssser u.[nd] Lothringer: Aus Lothringen wurden r[un]d. 7 000 abwandernde Personen in Sammeltransporten in das besetzte und unbesetzte Gebiet berfhrt, was die Stimmung der noch zurckzufhrenden elsssischen und lothringischen Flchtlinge und Rckwanderer nachteilig beeinflusst hat. Der Direktion fr das Flchtlingswesen im franz. Ministerium des Innern liegen zahlreiche Gesuche von Studenten aus dem Elsass und aus Lothringen um Anstellung in den verschiedenen Zweigen der franz. Staatsverwaltung vor. Diese bringt der Einstellung dieser jungen Leute, insbesondere der Ausgesiedelten besonderes Interesse entgegen.

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Im Zuge der Behrdenrckfhrung sind nach anfnglichen Widerstnden der franz. Dienststellen weitere Teile der Strassburger Universittseinrichtungen zurckbefrdert worden. Ebenso haben die franz. Dienststellen nunmehr die Rckgabe des Flchtlingsgutes aus dem unbesetzten Gebiet nach dem Elsass und nach Lothringen zugesagt.

2. Rckwanderung. Organisatorisches: Fr die rund 20 000 in Frankreich ansssigen Luxemburger hat der Chef der Zivilverwaltung in Luxemburg[143] die Dienststelle "Volksdeutsche Bewegung der Luxemburger in Frankreich" mit dem Sitz in Paris errichtet[144]. Der Reichskommissar fr die Festigung des deutschen Volkstums[145] hat eine Nebenstelle der Einwanderungszentralstelle errichtet, die in Zusammenarbeit mit der Beratungsstelle fr Volksdeutsche die Rckfhrung der deutschen Volkszugehrigen aus Frankreich durchfhren wird.

Slowakentransporte: In der Berichtszeit sind 2 Transporte mit r[un]d. 1 100 Slowaken nach Pressburg abgegangen.

IV. Die franzsische Wirtschaft.

1. Allgemeines. (1) Wirtschafsmassnahmen [sic!] der franzsischen Regierung Unter den von der franzsischen Regierung in der Berichtszeit getroffenen Wirtschaftsmassnahmen steht die Verkndung eines Zehnjahresplanes im Vordergrund des ffentlichen Interesses[146]. Bezeichnend fr diesen Plan ist, dass er nicht allein in seiner Entstehung, sondern auch in seinem Inhalt das Vorbild der Vierjahresplanes[147] deutlich erkennen lsst. Der franz. "Generaldelegierte fr den Zehnjahresplan", Francois Lehideux, bringt damit zum erstenmal [sic!] eine neue, deutschen Ideen von Kapital und Arbeit entsprechende Wirtschaftsauffassung in einem grosszgigen Wirtschaftsplan praktisch zum Ausdruck, wobei eine klare Abkehr von den bisherigen liberalistischen Vorstellungen erkennbar ist. Vom deutschen Standpunkt aus muss allerdings darauf geachtet werden, dass durch diese franz. Massnahme deutsche Interessen, insbesondere auf dem Gebiete des Arbeitseinsatzes und der Rohstoffbewirtschaftung nicht beeintrchtigt werden. Daneben sind verschiedene Reformen der franzsischen Wirtschaftsorganisationen und des franzsischen Wirtschaftslebens in Angriff genommen. Beim franz. Wirtschafts- und Finanzministerium wurde zu diesem Zweck eine wirtschaftliche Studienkommision geschaffen[148]. Insbesondere erfuhr der franz. Handel eine grundlegende Reform, indem eine einheitliche Organisation des gesamten franz. Handels geschaffen wurde[149]. Auch beabsichtigt man, die franz. Handelskammern in Zukunft eine sehr viel wichtigere Rolle im Wirtschaftsleben spielen zu lassen als bisher. Und schliesslich will man mglichst bald das "Statut der berufsstndischen Gliederung", das in Anlehnung an das deutsche
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Vorbild das Gewerkschaftswesen reformieren soll, sowie die Charte du Travail (Gesetz der nationalen Arbeit) herausbringen. Als Einleitung zu der Neuorganisation der franz. Wirtschaft hat die Regierung die Auflsung der grossen Industriekartelle (Arbeitgeberverbnde) verfgt[150], ohne allerdings z.[ur]Z[ei]t. etwas Gleichwertiges an ihre Stelle setzen zu knnen. Darber hinaus hat die Regierung eine Reihe wirtschaftfrdernder Massnahmen ergriffen. Um der lebenswichtigen Industrie Arbeitsmglichkeiten zu geben, will die franz. Regierung ihr weitgehende Industriekredite durch Garantiebernahmen verschaffen. Zur Frderung der Landwirtschaft hat der Finanzminister[151] 200 Millionen fr die Wiederbewirtschaftung aufgegebenen Landes zur Verfgung gestellt[152], und durch ein Gesetz vom 18.4. ber die Neuordnung und Zusammenlegung des franz. Grundbesitzes wird eine Bereingung der bisher sehr weitgehenden Bodenzersplitterung eingeleitet[153]. Ausserdem wird am 1.6. franzsischerseits eine Ausstellung "Das Europische Frankreich" in Paris erffnet werden, die aufzeigen soll, inwieweit die franz. Wirtschaft bei der kommenden europischen und vor allem bei der bereits bestehenden deutsch-franz. Zusammenarbeit mitarbeiten kann[154].

(2) Die Kollaboration auf wirtschaftlichem Gebiete Die neue deutsch-franz. Vereinbarung ber die Gefangenenentlassungen, Erleichterungen im Verkehr ber die Demarkationslinie usw. hat die Kollaborationsfreudigkeit der Franzosen sehr gestrkt. Sie sehen jetzt zum ersten Mal erhebliche - vor allem politische - deutsche Gegenleistungen. Unter diesem Gesichtspunkt hat auch der deutsch-italienisch-franzsische Vertrag ber die Zusammenarbeit der Automobilindustrien[155] der drei Lnder ein starkes und freudiges Echo in den franz. Wirtschaftskreisen hervorgerufen, und zwar nicht nur, weil die Automobilindustrie in Frankreich 800 000 Menschen ernhrt, sondern weil hier ein grosser Vertrag unter parittischer Beteiligung der Sieger und des Besiegten zustande gekommen ist, worauf Lehideux mit besonderer Genugtuung in einem Presseinterview hingewiesen hat[156]. Die Auftragsverlagerung schreitet inzwischen weiter fort. Der Wert der allein in der Berichtszeit verteilten Auftrge beluft sich auf 550 Millionen, sodass der Gesamtwert der bisher erteilten Auftrge fast 3 Milliarden erreicht.

(3) Entjudung Entjudung der Geschfte: In der Provinz konnte die Entjudung dem Abschluss bereits nahegebracht werden. Die bisher jdischen Unternehmen wurden hier bereits zum grossen Teil in arische Hand berfhrt. Auch in Paris wurden in der Entjudung grosse Fortschritte erzielt. Die Zahl der zu erfassenden Unternehmen hat sich im Laufe der Ermittlungen auf etwa 15 000 erhht. Hierzu treten die kapitalsmssig nicht ausschlaggebenden Beteiligungen, die aber hufig mit sehr grossem persnlichen Einfluss verbunden sind. Eine Aufstellung der franz. Zeitung "Au Piloir" [sic!] [157] gibt den jdischen Anteil in den verschiedenen Berufskreisen Frankreichs an[158]. Danach ist der jdische Anteil im Bankwesen 57%, im Diamanten- und Juwelenhandel 45%, im Pelzwarenhandel 56%, im Musikverlegergeschft 71%, in der Feinmanufaktur 61%, im Konfektionsgeschft 47%, in der

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Seidenwarenindustrie 38% und im Schulwarengeschft 44%. Die endgltig durchgefhrten Entjudungen betragen in Paris etwa 900. Ein Teil dieser Arisierungen ist freiwillig erfolgt und wird nunmehr eingehend nachgeprft. Beschftigungs- u.[nd] Berufsverbote: Zur Beschleunigung der Entjudung wurde eine dritte Verordnung ber Massnahmen gegen Juden erlassen[159]. Sie verbietet fr alle Gewerbe, Juden als leitende Angestellte oder als Angestellte im Verkehr mit der Kundschaft zu beschftigen und untersagt den Juden, in den von ihnen hauptschlich betriebenen Gewerben als Unternehmer ttig zu sein. Damit ist den Juden eine weitere wirtschaftliche Ttigkeit praktisch unmglich gemacht. Organisatorisches: Die Bestellung der Kommissare wurde, soweit sie nicht bereits den Prfekten bertragen war, nunmehr dem Service du Contrle berlassen, bei dem der Beauftragte der Militrverwaltung[160] neben der allgemeinen Beaufsichtigung auch fr die Wahrung etwaiger spezieller deutscher Interessen fr die Auswahl der Kommissare sorgt. bernahmeschwierigkeiten: Erhebliche Schwierigkeiten ergeben sich bei der endgltigen berfhrung der Unternehmen in arische Hand, weil die schlechte wirtschaftliche Lage und die Ungewissheit der knftigen Entwicklung die Bereitschaft zur bernahme jdischer Unternehmen hemmt und sich ausserdem die Vermgen vieler Betriebe teilweise im unbesetzten Gebiet befinden. Stimmungsmssige Auswirkung: Die Entjudung ist im Laufe der Zeit nicht ohne Einfluss auf die Stimmung der Bevlkerung geblieben. Obwohl die Massnahmen gegen die Juden an sich unpopulr sind, hat sich der Franzose im allgemeinen wieder daran gewhnt, zwischen sich und den Juden zu unterscheiden. Er nimmt ihr Ausscheiden aus der Wirtschaft als Tatsache hin. Auch die erw hnte dritte, sehr einschneidende Verordnung hat keinen starken Protest hervorgerufen. Eine Rckkehr der Juden bei vernderten Verhltnisse wrde kaum sehr populr sein. Den Juden gegenber ist die gesicherte Grundlage fr die wirtschaftliche Arisierung in psychologischer Hinsicht die berzeugung, dass sie nach dem Kriege auch rumlich Frankreich verlassen mssen.

Verhalten der franz. Regierung: Der Widerstand der franz. Regierung gegen eigene durchgreifende Massnahmen vermindert sich. Die Vertretungsmacht der eingesetzten Kommissare auch fr das unbesetzte Gebiet durchzusetzen, ist allerdings noch nicht gelungen; die allgemeine Freigabe des Warenverkehrs ber die Demarkationslinie macht deshalb gewisse Gegenmassnahmen erforderlich, um die unerwnschte Abwanderung des jdischen Vermgens in das unbesetzte Frankreich zu verhindern. Im brigen wird auf die Ausfhrungen oben unter Ziff.[er] III 1 (Verwaltung, Allgemeines) Bezug genommen.

2. Die Entwicklung in den einzelnen Zweigen der gewerblichen Wirtschaft Kohlebergbau u.[nd] Kohleversorgung: Die Kohlenversorgungslage hat sich im Berichtszeitraum weiter verschlechtert. Da die Haldenbestnde im Departement Nord und Pas de Calais erschpft und die

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Kohlenzufuhren aus Belgien im April auf rund 20 00 t gegenber 70 000 bis 90 000 t in den Wintermonaten herabgesunken sind, stehen fr die Gesamtversorgung monatlich etwa 200 000 t Kohle weniger als in den Wintermonaten zur Verfgung. In den kleineren Frderungsgebieten des besetzten Gebietes konnte die Kohlefrderung zwar in Hhe von 140 v.H. der Friedensproduktions [sic!] weiter gehalten werden, die notwendige Frdersteigerung im Departement Nord und Pas de Calais ist jedoch nicht eingetreten. Sie betrgt dort nach wie vor 95 000 t. Auch die Zuteilung fr die Wehrmacht wurde auf ein Mindesmass [sic!] gedrosselt. Eine Winterbevorratung kann zur Zeit nicht durchgefhrt werden. Die Industrieversorgung liegt bei etwa 35v.H. des tatschlichen Bedarfs. Damit knnen nicht einmal die Rstungsbetriebe voll versorgt werden. Teilweise mussten sogar lebens- und wehrwichtige Betriebe stillgelegt werden. Auch die Auftragsverlagerung ist weitgehend beeintrchtigt. Die Versorgung der Gas- und Elektrizittswerke sowie der Eisenbahn konnte im grossen und ganzen sichergestellt werden. Eine Verbesserung der Kohlenlage ist nur durch die Frdersteigerung im Departement Nord und Pas de Calais mglich. Bei Rckfhrung der im Reich noch vorhandenen 8000 franzsischen kriegsgefangenen Bergleute knnte in den genannten Departements eine Frdersteigerung von etwa 200 000 t erzielt werden. An das Reich knnen Kohlen aus den franzsischen Produktionsgebieten nicht abgegeben werden.

Minerall: Unter Bercksichtigung der aus dem Reich zugesagten Mengen (39 000 t Dieselkraftstoff) konnten die Kontingente in dem Berichtszeitraum auf der bisherigen Hhe gehalten werden. Der Nachschub fr den Monat April wurde trotz erheblicher Schwierigkeiten rechtzeitig verladen. Die Kontingente fr Juni/Juli im Vergaserkraftstoff und in Heizlen wurden herabgesetzt. Es wird versucht, 5 000 t Vergaserkraftstoff auf dem Wasserwege aus Rumnien durch den Kanal von Korinth nach Marseille zu bringen.

Eisen und Stahl: Die Roheisen- und Rohstahlproduktion stellte sich in den Monaten Mrz und April 1941 in den einzelnen Gebieten wie folgt:

Mrz

Binnenfrankreich

unbesetztes Frankreich

Longwy Ardennes

Meurthe-et Moselle

Pas-de-Calais Nord

Roheisen Rohstahl

2 100 42 100

14 100 45 000

28 700 22 100

45 500 38 700

48 100 75 400

April Roheisen Rohstahl 1 700 41 460 13 500 40 200 28 700 24 600 42 500 35 000 52 100 76 700

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Die ungnstige Koks- und Kohleversorgung vor allem der stlichen Randgebiete longwy-Ardennes [sic!] und Meurthe et Mosellt [sic!]-Sd hat nicht nur die lngst vorgesehene Inbetriebnahme weiterer Hochfen unmglich gemacht, sondern auch dazu gefhrt, dass ein weiterer Hochofen bei Mont-Saint-Martin (Longwy) gedmpft werden musste, was einen Ausfall von etwa 4000 t Roheisen pro Monat bedeutete. Von 66 in diesen beiden Gebieten vorhandenen Hochfen sind gegenwrtig nur 12 in Betrieb. Dass durch diese ungnstige Koks- und Kohleversorgung und dem daraus resultierenden Produktionsrckgang an Roheisen und Rohstahl auch die Bemhungen zur Verlagerung deutscher Auftrge empfindlich gestrt werden, kann mit Bestimmtheit vorausgesagt werden. Metalle: Auf Verhandlungswegen wurde der Metallplan fr das erste Halbjahr gendert (nheres siehe Anlage[161]).

Maschinenbau: Die Verlagerung deutscher Auftrge an Betriebe der franzsischen Maschinenindustrie umfasst Ende Mai Werte von etwa 220 Millionen gegenber 168 Millionen Ende Mrz. Die aus der franzsischen Produktion zur Verfgung stehenden Werkzeugmaschinen wurden vorwiegend fr den Ausbau der Marine- und Flugzeugsttzpunkte und in franzsischen Betrieben mit deutschen Wehrmachtsauftrgen eingesetzt. Chemie: Infolge der unzureichenden Kohleversorgung konnten die Kapazitten der Soda-tznatron und Calciumcarbid schaffenden Werke und die Mglichkeiten der Holzverkohlung nur zu etwa 60% ausgenutzt werden, whrend sich die Wnsche des Reichs auf Lieferung dieser Produkte laufend steigern und neue Vertrge auf Lieferung von Chlor, Trichlorthylen, Aceton, Holzkohle, Terpentinl, Kolofonium und Trthanolamin abgeschlossen wurden. Technische le und Fette: Rckwirkend ab 1. April 1941 sollen nach einer Vereinbarung mit der franzsischen Regierung zunchst bis zum 30. November 1941 monatlich je 300 t Leinsaat bzw. Leinl in das Reich abtransportiert werden. Ferner hat die franzsische Regierung zugestanden, Deutschland mit 25% an den in den Kolonien vorhandenen Vorrten an Palml zu beteiligen. Es ist daher bis Ende 1941 mit einer Lieferung von 4 500 t Palml zu rechnen. Nach Genehmigung der Vereinbarung durch die Reichsstelle fr technische le und Fette wird der franzsische Leinlplan in Kraft treten. Danach stehen der gesamten franzsischen Industrie monatlich 700 t Leinl zur Verfgung. Die franzsische Lack- und Farbindustrie erhlt davon 200 bis 300 t, von denen wiederum 60% fr den mittelbaren und unmittelbaren deutschen Wehrmachtsbedarf vorgesehen sind.

Kautschuk, Asbest und Russ: Die in Casablanca ausgeladenen 3 000 t Kautschuk aus Indochina werden in kleinen Mengen laufend nach Marseille geschafft.

Textilien: In Verlngerung des am 30.9.1941 ablaufenden deutsch-franzsischen Spinnstoffabkommens

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wurde eine Anschlussplanung bis zum 30.6.1942 festgelegt. Danach kann fr das Wollgebiet unter Einschluss der franzsischen und nordafrikanischen Schur und der gesteigerten Zellwollerzeugung das Bewirtschaftungskontingent in der bisherigen Hhe aufrechterhalten werden. Das Reich erhlt neben einer gleichen Quote aus der Fertigwarenproduktion wiederum ein Drittel der Schur des Jahres 1941. Auf dem Baumwollgebiet musste dagegen die monatliche Verarbeitungsmenge von rund 6 700 t ab 1. August auf 4 500 gekrzt werden. Durch bevorzugte Kohlenversorgung erreichte die Kunstseide und Zellwollindustrie die Sollproduktion in Hhe von 2 500 t Kunstseide und 1 500 t Zellwolle. Der Ausbau des Zellwollwerkes in Roanne[162] wurde unter Mitwirkung deutscher Spezialingenieure in Angriff genommen.

3. Ernhrung und Landwirtschaft

(1) Erzeugung. Frhjahrsbestellung; Allgemeines: Die Frhjahrsbestellung ist mit Ausnahme von Mais, Rben und zum Teil auch von Kartoffeln im wesentlichen beendet. Trotz der vorhandenen Schwierigkeiten ist das Ergebnis der Bestellungsarbeiten befriedigend. Die Felder der kriegsgefangenen Bauern wurden von den Nachbarn mitbestellt.

Einsatz von Kriegsgefangenen: Der Einsatz der Kriegsgefangenen whrend der Frhjahrsbestellung war unbedeutend, da nicht gengend Bewachungsmannschaften zur Verfgung standen (weil bei den Bestellungsarbeiten im allgemeinen der Einsatz grsserer Gruppen nicht mglich ist.) Die Entlassung einer Anzahl kriegsgefangener Bauern hat die landwirtschaftliche Produktion zweifellos gefrdert. Der Einsatz des franz. Bauern und der franz. Buerin ist mit geringen Ausnahmen durchaus zufriedenstellend. Dagegen lsst der Einsatz der stdtischen Arbeitslosen viel zu wnschen brig; ein hoher Prozentsatz ist bereits vorzeitig in die Stadt zurckgekehrt[163].

Saatgutbeschaffung: Der Saatgutbedarf an Hafer, Gerste und Weizen konnte befriedigt werden. Es musste jedoch weitgehend auf wirtschaftseigenes Saatgut zurckgegriffen werden. Der Flachsbau ist gegenber dem Vorjahr um ca. 65% gesteigert worden. Auch hier stand erstklassiges Saatgut nur in geringer Menge zur Verfgung, da der Hauptlieferant (Baltikum) ausfiel. Zuckerrbensamen ist nicht ausreichend vorhanden, weshalb mit einer Verringerung der Anbauflche gerechnet werden muss, zumal auch die notwendigen Arbeitskrfte fr den Rbenanbau nicht zur Verfgung stehen. Besondere Schwierigkeiten ergaben sich beim Anbau von Kartoffeln, da Saatkartoffeln nicht ausreichend zur Verfgung standen und nur sehr stockend aus Holland und Deutschland eingetroffen sind. In einigen Fllen mussten Speisekartoffeln Verwendung finden, die zum Teil von den Armeeverpflegungslagern vorschussweise zur Verfgung gestellt wurden und zurckerstattet werden mssen. Soweit Kartoffeln nicht zu beschaffen waren, wurde die fr Kartoffeln vorgesehene Flche grsstenteils mit Hafer bebaut. Dngemittelbeschaffung: Die Frage der Dngemittelversorgung der einzelnen Gebiete konnte trotz der grossen Transportschwierigkeiten im Rahmen der verfgbaren Mengen noch einigermassen

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zufriedenstellend gelst werden. Es gelangten bei Kali etwa 50%, bei Stickstoff etwa 60% und bei Phosphorsure etwa 25% des Bedarfes vor dem Kriege zur Verteilung. Da jedoch die franz. Normaldngung weit niedriger ist, als im Reich, drfte der Ernteertrag durch den diesjhrigen Kunstdngermangel erheblich beeintrchtigt werden. Treibstoffbeschaffung: Den Bemhungen der Militrverwaltung ist es gelungen, ausreichende Treibstoffmengen zu erhalten. Eine Verzgerung der Bestellungsarbeiten war jedoch nicht zu vermeiden, zumal auch ein Mangel an Pferden zu verzeichnen ist.

Ernteaussichten u.[nd] Erntevorbereitungen, allgemeines [sic!]: Der Stand der Wintersaaten ist als "mittel" zu bezeichnen, whrend der Sommersaatenstand gnstiger ist. Die Entwicklung der Saaten bleibt jedoch infolge der anhaltenden kalten Witterung gegenber den Durchschnittsjahren um 2 bis 3 Wochen zurck. - Das kalte Wetter der letzten Wochen hat auch dazu beigetragen, dass der Graswuchs auf den Grnflchen zurckgeblieben ist. Andererseits musste zum Teil das Vieh, bedingt durch den Mangel an Heu und Stroh, sehr zeitig ausgetrieben werden, sodass es bereits kahle Weideflchen gibt und zum Mhen bestimmte Wiesen abgehtet werden mssen. Klee, Luzerne und Esparsette zeigen im allgemeinen einen befriedigenden Stand, sind jedoch in der Entwicklung gegenber frheren Jahren ebenfalls zurck. - Auch in der Obstbaumblte sind durch den fortwhrenden Witterungswechsel Schden aufgetreten. Beerenfrchte stehen dagegen sehr gut, es ist mit einer reichlichen Ernte zu rechnen. In verhltnismssig gutem Zustand befinden sich im allgemeinen die Weingrten. Der Bedarf des Weinbaues an Kupfersulfat betrgt etwa 80 000 t (Frankreich ohne Kolonien). Es werden etwa 60 000 t verfgbar sein. Hinzu treten die Vorrte bei Hndlern und Landwirten, die im allgemeinen etwa 10 000 t betragen. In einzelnen Gebieten nimmt die Frhkartoffel- und Artischockenernte ihren Anfang. Landmaschinenproduktion: Der jhrliche Eisenbedarf betrgt mehr als 200 000 t, zugeteilt wurden jedoch nur 60 000 t. Verhandlungen zwecks Erhhung des Kontingentes verliefen erfolglos. Bindegarnbeschaffung: Die Versorgung Frankreichs mit Bindegarn stsst auf die grssten Schwierigkeiten. Es wird versucht, die vorhandene Lcke durch Lieferung von Papierbindegarn und Papierhandseilen deutscher und franzsischer Produktion auszufllen. Silobau: Eine Silobauaktion wird vorbereitet. In 4 Bezirken wurden Einsuerungslehrgnge mit gutem Erfolg abgehalten. Die Lehrgnge fanden grosses Interesse bei den Landwirten. Fr den Bau von Silos in grossem Massstab konnte bisher noch kein Material (Zement und Eisen) zur Verfgung gestellt werden.

Mastfutter: Die Versorgung der Schweinebestnde mit Mastfutter kommt allmhlich gnzlich zum Erliegen. Es kann daher nicht verhindert werden, dass die Zahl der Schweine zurckgeht. In einigen

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Departements sind die Gewichte der fr Versorgung abzuliefernden Schweine bereits auf 70 kg Lebendgewicht herabgesunken.

Schdlingsbekmpfung: Die Vorbereitung zur Kartoffelkferbekmpfung in dem Sperrgebiet sind abgeschlossen. Das erforderliche Kalkarsen (720 t) wurde aus Deutschland eingefhrt. 15 960 Rckenspritzen und 190 pferdefahrbare Spritzen wurden bei der Firma Vermorel in Villefranche im unbesetzten Gebiet in Auftrag gegeben und sind bis auf einen kleinen Teil bereits ausgeliefert. Fr das brige Gebiet hatte das franzsische Landwirtschaftsministerium die Verantwortung fr eine rechtzeitige Vorbereitung der Kartoffelkferbekmpfung bernommen. Praktisch sind jedoch keinerlei Vorbereitungen getroffen worden[164]. Von Seiten der Militrverwaltung wurden Rohstoffe zum Bau von Spritzgerten rechtzeitig zur Verfgung gestellt. Trotzdem waren 4 Wochen vor Beginn der Bekmpfungsarbeiten fr dieses Gebiet noch keine Spritzgerte abgerufen worden,obwohl noch 27 000 Stck bentigt wurden. Desgleichen fehlten noch 2 000 t Arsenspritzmittel. Die Militrverwaltung hat deshalb im letzten Augenblick die Gerteverteilung fr das gesamte Bekmpfungsgebiet selbst in die Hand genommen und weiterhin veranlasst, dass aus Deutschland noch 1 800 t Kalk- bzw. Bleiarsen eingefhrt werden. Die Vorbereitungen zur Kartoffelkferbekmpfung knnen daher noch rechtzeitig abgeschlossen werden.

(2) Versorgung. Allgemeines: Die Nahrungsmittelverknappung hat sich auf einzelnen Gebieten sogar noch weiter verschrft. Eine am 9. April 1941 in Kraft gesetzte Verordnung ber den Verkehr mit bezugsbeschrnkten Lebens-, Genuss- und Futtermittel[165] sieht deshalb strenge Strafen bei bertretungen gegen die Rationierungsvorschriften sowohl fr Wehrmachtsangehrige, reichsdeutsche Zivilpersonen als auch die Landeseinwohner vor[166]. Insbesondere ist durch diese Verordnung den Dienststellen der Militrverwaltung die Mglichkeit gegeben, den Schwarzhandel zu bekmpfen sowie unberechtigte Eingriffe in die Ernhrungswirtschaft auszuschalten. Besonders schwierig gestaltete sich die Versorgung der Grosstdte und Zuschussgebiete. Die kartenmssig vorgesehenen Rationsstze konnten verschiedentlich nicht eingehalten werden. So mussten z.B. in Paris wegen der geringen Fleischzuteilung im Monat Mai anstelle von 180 g Fleisch 250 g Nhrmittel ausgegeben werden. Die Rationen der franzsischen Zivilbevlkerung fr Normalverbraucher in den Monaten April und Mai ergeben sich aus der Anlage[167].

Fr Schwer- und Schwerstarbeiter wurde im Laufe des Monats Mai eine Zusatzkarte fr Fleisch und Fett eingefhrt. Der Zusatz-Rationssatz ergibt sich gleichfalls aus der Anlage [168]. Mit Rcksicht darauf, dass die Rationen fr Brot und Fleisch ab 1.4. gesenkt wurden, konnte infolge der etwas gnstigeren Versorgungslage eine Erhhung der Fettration um 25 g pro Woche, der

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Kseration um 20 g pro Woche vorgenommen werden.

Brotversorgung: Die Brotgetreideversorgung ist ausreichend; Anschluss an die neue Ernte scheint nach letzten Bilanzen zumindest fr das besetzte Gebiet gesichert. Die Erhhung der Ration fr Jugendliche im Alter von 14-20 Jahren wird beantragt werden. Der dadurch entstehende Mehrverbrauch ist gering und bilanzmssig tragbar. Futtermittelversorgung: Die Haferaufbringung fr die Wehrmacht kann als erfllt angesehen werden. Die Aufbringung ist bis auf einige Restbezirke eingestellt. Die Futtergetreideversorgung des zivilen Sektors ist vollkommen ungengend; es ist mglich, dass man in geringem Umfange in den folgenden Monaten, zur Deckung der dringendsten zivilen Bedrfnisse insbesondere der gewerblichen Pferdehaltung, auf die Haferbestnde der Wehrmacht zurckgreifen muss. Kartoffelversorgung: Die Frhkartoffellieferungen werden sich infolge des schlechten Wetters verzgern. Die Kartoffellieferungen aus Deutschland, die mit der 1. Rate von 100 000 t bis Ende Mai durchgefhrt sein sollten, haben bis jetzt erst rund 50 000 t erreicht und laufen wegen Lieferschwierigkeiten im Reich nur langsam weiter. Die Speisekartoffelversorgung war daher, insbesondere unter Bercksichtigung des dringenden Kartoffelbedarfs zu Saatzwecken, nach wie vor unzureichend.

Zuckerversorgung: Die Zuckerversorgung verluft normal. Die Transporte aus Deutschland nach Marseille zur Versorgung der Kolonien haben begonnen. Die Versorgung der Kolonien mit Zucker ist auch nach Lieferung der 30 000 t aus dem Reich nach wie vor vollkommen unzureichend.

Fleischversorgung: Die Schwierigkeiten in der Fleischversorgung haben sich im April und Mai, wie erwartet, derartig zugespitzt, dass zu einer Reihe von Massnahmen schrfster Art zwecks Behebung dieses Zustandes geschritten werden musste. Es war dem Staatssekret r fr Versorgung[169] und seinen Beschaffungsorganisationen nicht gelungen, die erforderlichen Schlachtviehauftriebe sicherzustellen. Auf Grund der mit der franzsischen Regierung gefhrten Verhandlungen erhielten die Ankaufskommisionen strengste Anweisung, die Schlachtviehumlagen notfalls durch Requirierung aufzubringen. Trotzdem war die Marktbeschickung unzureichend und schwankt zwischen 50-100% des Bedarfs. Die Qualitt des Schlachtviehs liess sehr zu wnschen brig. Um den Milchviehbestand zu schonen, hat die franzsische Regierung ein Rinderschlachtverbot in 48 berschussdepartements erlassen[170]. Auch die Einfhrung einer Ablierferungsprmie fr Schlachtvieh und einer Preiserhhung fr smtliche Schlachtvieharten hat zu einer Verbesserung der Marktantriebe nicht wesentlich beigetragen. Die franzsische Regierung hat deshalb um die Genehmigung gebeten, den Fleischrationssatz weiter herabzusetzen.

Die Versorgung des Besatzungsheeres ist im allgemeinen befriedigend verlaufen. Dagegen mussten die Zuteilungen an die Reichsstelle fr Tiere und tierische Erzeugnisse, Aussenstelle Paris, fr das Konservenprogramm eingeschrnkt werden. Die Lieferungskontingente fr Elsass und Lothringen konnten trotz aller Spannungen ordnungsgemss durchgefhrt werden. Das Kontingent betrgt zurzeit 1000 Rinder pro Woche.
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Milch- und Fettversorgung: Infolge der ungnstigen Witterung verzgert sich die Milchschwemme um etwa 4 Wochen und wird auch nicht mehr den normalen Umfang erreichen. Damit bleibt der Milchanfall erheblich hinter den Erwartungen zurck, zumal auch die Auswirkungen des Futtermangels noch nicht behoben sind.

Der Butteranfall im Mai drfte dementsprechend nicht auf 15-16 000 t, sondern nur auf etwa 12 000 t zu veranschlagen sein. Es ist deshalb nicht mglich, grssere Buttermengen einzulagern. Eine Entlastung erfhrt die bereits eingeleitete Einlagerungsaktion durch die Erleichterung des Warenverkehrs zwischen dem besetzten und dem unbesetzten Gebiet. Nunmehr knnen zu Gunsten der lstapelung grssere Buttermengen fr den sofortigen Verbrauch eingesetzt werden. Obst- und Gemseversorgung: Die Obst- und Gemseversorgung war im Monat April noch stark angespannt, hat sich jedoch im Mai gebessert. Frischgemse konnte, insbesondere auch aus Algier und Marokko, herangefhrt werden, auch aus Sdfrankreich wurden beachtliche Mengen geliefert. Infolge der sehr niedrigen Fleisch- und Fettrationen ist der Gemseverbrauch etwa um das 5-8fache gestiegen, zumal eine Ausweichmglichkeit zur Kartoffel nicht besteht. Bei dieser Lage musste die fr den Monat April vorgesehene Ausfuhr von 8000 t Blumenkohl nach Deutschland und von 5000 t nach Belgien unterbleiben. Ferner wurden ab April bis Mitte Mai rund 1 400 t Karotten und speisefertige Rote RbenSalate aus Deutschland eingefhrt. Die Preise steigen fast dauernd, so dass Obst und Frischgemse von der Arbeiterbevlkerung kaum noch gekauft werden knnen. Preissenkungsmassnahmen sind eingeleitet.

Weinversorgung.: Der Verbrauch an Wein steigt. Zum anderen halten die Erzeuger die Vorrte zurck. Es tritt daher bereits ein Mangel auf. Dieser hat dazu gefhrt, dass die franz. Regierung eine ffentliche Bewirtschaftung von Wein und Weinbauerzeugnissen in Aussicht genommen hat. Insbesondere sollen die am 15.9.1941 unverkauft lagernden Weinbestnde der Beschlagnahme verfallen. Ferner ist eine Kontingentierung der einzelnen Departements und auch des Exports geplant. Die allgemeine Marktlage hat u.a. auch zu Stockungen in der Wehrmachtsbelieferung gefhrt. Diese sind jedoch auch auf den Mangel an Flaschen und Fssern zurckzufhren. Das Transportproblem kann im allgemeinen als gelst angesehen werden. Die Lieferungen nach dem Reich sind in vollem Gange. Es muss jedoch unter allen Umstnden dafr gesorgt werden, dass die franz. Kesselwagen wieder nach Frankreich zurcklaufen und nicht anderweitig in Anspruch genommen werden. Ein Sonderbericht ber die Landbewirtschaftung und Frhjahrsbestellung in der Sperrzone wird beigefgt[171].

4. Forst und Holzwirtschaft Holzeinschlag: Die Hhe des Gesamteinschlages im Wirtschaftsjahr 1940/41 betrgt im Durchschnitt etwa 55 v.H. des Solls.

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Arbeitseinsatz; Die Frage des Arbeitseinsatzes ist nach wie vor entscheidend f r die Durchfhrung des kriegswirtschaftlich immer wichtiger werdender Holzeinschlages. Zur Abwicklung des 150-prozentigen Einschlages sind fr das besetzte Gebiet 159 000 Arbeiter erforderlich. Die Beschftigtenzahl beluft sich auf 50 000, sodass sich also ein Fehlbestand von 100 000 Arbeitern errechnet. Dieser Fehlbestand knnte durch folgende Massnahmen ausgeglichen werden: a) Beurlaubung der 25 000 kriegsgefangenen Wald- und Holzarbeiter (bisherige Beurlaubung: r[un]d. 400 Forstbeamte, 1 200 Arbeiter). b) Intensivierung der Arbeit und damit erhhte Arbeitsleistung (bisher bei der franzsischen Mentalitt ohne Erfolg). c) Einsatz von Kriegsgefangenen aus Lagern. d) weiterer Einsatz von Arbeitslosen (geeignete Arbeitslose sind kaum noch verfgbar). e) Hilfeleistung aus der Truppe durch Arbeitskommandos (Pionierkommandos und Motorsgen wurden stellenweise zur Verfgung gestellt). Der Einsatz von Hauptschlich [sic!] schwarzen Kriegsgefangenen machte Fortschritte. Schwierigkeiten bezglich Bewachung und Unterbringung wirken verzgernd. Die Arbeitsleistungen sind bisher im allgemeinen sehr gering (Tagesleistung beim Holzeinschlag 0,5 bis 1 fm gegen eine Normalleistung von ca. 3 Fm je Mann.

Holztransport: Der Nahtransport vom Einschlagsort zum Werk oder zur Bahn. oder Kahnverladung ist ein ernstes Problem geworden. Zugtier-, Futter-, Lastkraftwagen- und Treibstoffmangel wirken immer mehr erschwerend. Vor allem fehlt es aber an Kraftfahrzeugen (6-to-Lastkraftwagen). Die zunehmenden Beschlagnahmungen fr Zwecke der Wehrmacht und der Organisation Todt wirken sich sehr nachteilig aus. Neue Fahrzeuge konnten wegen der Auslieferungssperre nicht eingesetzt werden. Es besteht ein vordringlicher Sofortbedarf von mindestens 50 schweren Lastkraftwagen. Der Generalbevollmchtigte fr das Kraftfahrwesen ist um Freigabe aus der franzsischen Produktion gebeten. Entscheidung steht noch aus. Wehrmacht und Organisation Todt: Die unverndert hohen Holzanforderungen der Wehrmacht, insbesondere der Luftwaffe, der Kriegsmarinewerften in den Atlantikhfen und des Oberfestungsbaustabes der Marine sowie der Organisation Todt konnten befriedigt werden. Die Auffllung der erschpften Holzlager und damit die sehr notwendige neue Vorratsbildung ist bisher leider nicht mglich gewesen.

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Grubenholz: Die Grubenholzversorgung des gesamten franzsischen Kohlenbergbaus lastet allein auf der franzsischen Forstwirtschaft. Infolgedessen sind alle Wnsche auf einen Grubenholzexport, auch nach Elsass und Lothringen, als unerfllbar einstweilen zurckgestellt. Andererseits ist mit einem Grubenholzimport nach Frankreich vorerst nicht zu rechnen. Alle Nte des Holzeinschlages (Arbeitseinsatz, Gertebeschaffung usw.) und des Transportes (Lastkraftwagen) wirken sich gerade hier hemmend aus. Eine Besserung der Lage ist zu erhoffen. Der Jahresbedarf an Grubenholz fr ganz Frankreich ist fr die Zeit 1.4.41 bis 31.3.42 auf insgesamt 2,5 Millionen fm allein auf das nordfranzsische Kohlengebiet entfallen. Der Einschlag ist derart vorwrtsgetrieben, dass nach dem Stande vom 30.4.41 im besetzten Gebiet insgesamt mehr als 400 000 fm Grubenholz, davon allein im Bezirk Bordeaux etwa 130 000 fm, fertig aufgearbeitet im Walde liegen und des Abtransportes harren. Das zeigt eindringlich die Notwendigkeit einer Lsung des Transportproblems. Holzausfuhr nach Deutschland und Elsass-Lothringen: An tatschlichen Kaufabschlssen fr das Reich sind bis jetzt bekannt geworden: 500 000 Stck Schwellen 69 000 fm Laubrundholz (davon 60 000 fm Eiche), 5 500 fm Laubschnittholz (davon 4 200 fm Eiche). Bedenklichen Umfang haben die Holzanforderungen von Elsass und Lothringen auf dem Wege des Berechtigungsscheinverfahrens angenommen. Da die von den Chefs der Zivilverwaltung ausgegebenen Berechtigungsscheine erst seit 1.4.41 vor der Ausfhrung hier genehmigungspflichtig sind, ist jetzt erst ein eindeutiger berblick ber die Holzanforderungen mglich. Allein der Chef der Zivilverwaltung Elsass[172] hat innerhalb der letzten beiden Wochen Berechtigungsscheine ber 19 200 fm Laubrundholz, 21 800 fm Nadelrundholz, 6 000 fm Laubschnittholz und 7 300 Nadelschnittholz zur Genehmigung hier vorgelegt. Die Ausfuhr des Nadelrund- und Schnittholzes bedeutet eine ernste Belastung der franzsischen Holzwirtschaft, durchkreuzt die Absicht, die Holzausfuhr nach Elsass und Lothringen auf die vorgesehenen Gesamtausfuhrmengen anzurechnen und gefhrdet die Bedarfsdeckung fr Wehrmacht und Organisation Todt aus dem Lande. Errterungen zur Klrung dieser Verhltnisse sind im Gange. Fr die lothringischen Erzgruben ist als Sondermassnahme die Aufbringung von 80 000 fm Nadelstammholz der Klassen 2a und 2b bernommen. Holzausfuhr nach Belgien und Holland kann nur in wenigen Sonderfllen zugestanden werden, da sie in jedem Falle zu Lasten der fr das Reich vorgesehenen Holzmengen geht. Auftragsverlagerung: Im Benehmen mit der Fachgruppe der holzverarbeitenden Sgeindustrie ist eine monatliche Hchstmenge von 3 000 Zimmereinrichtungen (Schlafzimmer und Kchen) zur Auftragsverlagerung auf die franzsische holzverarbeitende Industrie vorgesehen.
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Das fr eine solche Auftragsverlagerung bentigte Laubschnittholz wird aus der franzsischen Forstwirtschaft beschafft werden. der Bedarf an Nadelschnittholz und wahrscheinlich auch an Sperrholz wird aber zu erheblichen Teilen aus dem Reich geliefert werden mssen. Marktordnung: Lediglich fr das Sperrholz ist seit dem 1.5.41 eine volle Bewirtschaftung unter weitgehender Mitwirkung der Dienststellen der Militrverwaltung in Kraft. Von den 21 franzsischen Sperrholzfabriken arbeiten zur Zeit wieder 20, und Bemhungen, auch das letzte noch fehlende Werk wieder anlaufen zu lassen, sind im Gange. Im Einvernehmen mit den franzsischen Stellen ist der Absatz so gelenkt, dass fr Mai 66 2/3 v.H. und fr Juni 75 v.H. der Produktion fr den Bedarf der Wehrmacht und der Auftragsverlagerung vorbehalten bleiben. Abgabe von Sperrholz ist nur noch in einem geregelten Einkaufsscheinverfahren zulssig.

Harznutzung: Der Abtransport der aus der Ernte 1940 in das Reich zu liefernden Kolophonium- und Terpentinmengen, insgesamt 30 000 to Kolophonium und 7 000 to Terpentin, ist so weit fortgeschritten, dass jetzt nur noch 8 400 to Kolophonium und 1 200 to Terpentin zu liefern sind.

5. Auswrtiger Waren- und Zahlungsverkehr. Zwischen dem besetzten u.[nd] d.[em] unbesetztem franz. Gebiet: Auf Grund der Vereinbarung zwischen der deutschen und der franz. Regierung vom 17. Mai 1941 [sic!][173] sind im Waren- und Zahlungsverkehr zwischen dem besetzten und dem unbesetztem franzsischen Gebiet mit Wirkung vom 20. Mai 1941 grundlegende nderungen eingetreten[174]. Die Verbringung von Waren aus dem besetzten nach dem unbesetzten franz. Gebiet bedarf mit Ausnahme bestimmter Erzeugnisse der Holzwirtschaft (Rohstoffe und Halbzeuge) keiner Genehmigung des Mil.[ilitr]Bef.[ehlshabers] mehr. Das gleiche gilt fr den Zahlungsverkehr zwischen den beiden Zonen. Lediglich fr die Verbringung von Gold, anderen als franz. Zahlungsmitteln und auslndischen Wertpapieren aus dem besetzten nach dem unbesetzten franz. Gebiet ist noch eine Genehmigung des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] erforderlich. Um ein unkontrolliertes Abfliessen von Waren aus dem besetzten ber das unbesetzte Gebiet nach dem Auslande zu verhindern, wird mit der franz. Regierung darber verhandelt werden, dass fr bestimmte Waren Ausfuhrgenehmigungen nach dem Auslande oder nach bestimmten Lndern berhaupt nicht mehr oder nur noch in beschrnktem Umfange erteilt werden. Zwischen Frankreich u.[nd] Elsass u.[nd] Lothringen: Die im Vorbericht erwhnte Regelung fr den Warenverkehr zwischen Frankreich und Elsass und Lothringen[175] ist durch eine neue Anordnung bis zum 31.7.1941 verlngert und der Warendurchgangsverkehr aus dem unbesetzten franz. Gebiet durch das besetzte franz. Gebiet nach Elsass und Lothringen gleichfalls der Genehmigung des Mil.[itr]Bef. [ehlshabers] unterworfen worden. Diese Regelung ist erforderlich geworden, da aus den meisten Gebieten bereits eine einheitliche Warenbewirtschaftung fr ganz Frankreich eingerichtet ist und infolgedessen auch die bisher nicht kontrollierten Waren-Einkufe im unbesetzten Gebiet der Kontrolle des

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Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] unterstellt werden mssen. Zwischen Frankreich u.[nd] d.[em] deutschen Reich: In der Frage der Zollbefreiung fr die Zulieferungen zu deutschen Verlagerungsauftrgen haben smtliche Beteiligten sich mit der vorlufigen Anwendung des franz. Verfahrens des erweiterten Veredlungsverkehrs einverstanden erklrt. Eine erhebliche Vereinfachung dieses Verfahrens wird noch dadurch eintreten, dass nach einem franzsischen Gesetzentwurf die wichtigsten Rohstoffe und Halbzeuge auf die Eisen-, Stahl-, Metall-, Textil- und Ledergebiet vom Einfuhrzoll ganz allgemein befreit werden. Der deutsche Debet-Saldo im deutsch-franz. Verrechnungsverkehr hat sich im Berichtszeitraum (Stand von 30.4.41) auf Rm 144 000 000,- erhht, und zwar steht einem franz. Guthaben in Hhe von RM 286 000 000,- ein deutsches Guthaben von RM 82 000 000 gegenber. Zwischen Frankreich u.[nd] dem brigen Auslande: Nachdem die franz. Regierung in der Frage des Verrechnungskurses zwischen Finmark und franz. Franken dem deutschen Wunsche entsprochen hat, ist der Einspruch des Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] gegen das franzsisch-finnische [176] Verrechnungsabkommen zurckgezogen worden. Der Verrechnungskurs betrgt demnach 100,Finmark : 100,- ffrs. Im franzsisch schwedischen Warenverkehr liegen dem Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] eine Anzahl von privaten Kompensationsgeschften zur Genehmigung vor. Entsprechend der Weisungen des Reichswirtschaftsministeriums wird auf eine Anpassung der Verrechnungskurse an das Kursverhltnis des deutsch-franzsischen Verrechnungsabkommens geachtet werden. Diese Massnahme ist allerdings nur bei denjenigen Verrechnungsgeschften von Bedeutung, bei denen in beiden Whrungen fakturiert wird. Bei alleiniger Fakturierung in franz. oder schwedischer Whrung kann die Kursdifferenz durch entsprechende Preisfestsetzungen ausgeglichen werden, ohne dass die Mglichkeit einer Einflussnahme besteht.

6. Arbeitseinsatz und Sozialfrsorge.

1. Arbeitseinsatz.

(1) Arbeitslosigkeit. Entwicklungen der Arbeitslosigkeit: Bei den franzsischen Arbeitsnachweisen waren im Bereich des Militrbefehlshabers in Frankreich am 10. Mai 1941 insgesamt 316 000 Arbeitslose (153 000 Mnner, 163 000 Frauen) gegenber 804 000 am 2. September 1940 gemeldet. Weitere Zahlen siehe Anhang[177]. Von den 267 000 untersttzten Arbeitslosen waren 132 000 Mnner, von denen mehr als 1/3 ber 60 Jahre alt waren. Bei den Frauen waren etwa 1/5 ber 60 Jahre alt. Der Anteil der Arbeitseinsatzfhigen unter den Arbeitslosen nimmt mit dem Absinken der

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Arbeitslosenzahlen weiterhin ab. Die franzsischen Arbeitsmter bezeichnen auf Grund durchgefhrter rztlicher Untersuchungen etwa 42% als nicht einsatzfhig. Bei Zugrundelegung deutscher Masstbe drfte die Einsatzfhigkeit noch geringer sein.

(2) Arbeitseinsatz. Einsatz in der Landwirtschaft: Durch das Kommissariat zur Bekmpfung der Arbeitslosigkeit wurden bisher etwa 4 000 Arbeitslose aus Paris in der Landwirtschaft zum Einsatz gebracht. Demjenigen, der die Arbeit nicht annimmt, wird die Arbeitslosenuntersttzung entzogen. Fr die laufende Rckfhrung von Arbeitskrften in den Landwirtschaftsberuf wurden bisher ca. 3 500 Arbeitskrfte erfasst. Die Erfassung geschieht auf Grund freiwilliger Meldungen. Die Arbeitslosen erhalten eine Umsiedlungsbeihilfe in Hhe der Arbeitslosenuntersttzung fr 7 Monate. Ausserdem sind bisher 5 000 Meldungen landwirtschaftlicher belgischer Saisonarbeiter eingegangen. Schliesslich wurde der Einsatz Kstendepartements angeordnet. landwirtschaftlicher Arbeitskrfte aus den evakuierten

Einsatz in der Bauwirtschaft: Der Bedarf an Arbeitskrften fr Baumassnahmen der Org.[anisation] Todt an der Westkste ist inzwischen im allgemeinen gedeckt. Der Bestand der Arbeiter an den 5 Grossbaustellen betrug am 1.5.1941 rund 42 000. Bei den O.T.-Bauten sind infolge der wiederholten englischen Fliegerangriffe eine nicht unerhebliche Anzahl franzsischer Arbeitskrfte abgewandert.

(3) Anwerbung von Arbeitskrften nach Deutschland. Umfang: Die Gesamtzahl der bisher angeworbenen Arbeitskrfte beluft sich bis zum 20.5.1941 auf 50 926 Personen, davon 5 916 Frauen. (Nhere Aufgliederung siehe Anlage[178].) Vom 1.4.-20.5. wurden 11 431 Personen nach Deutschland vermittelt. Der Anteil der ins Reich vermittelten Franzosen ist bemerkenswert. Whrend der Gesamtanteil bis Mrz nur 34,4% betrug, ist er jetzt auf 44,6% angewachsen. Im Monat Mrz waren etwa die Hlfte der in diesem Monat angeworbenen Arbeitskrfte Franzosen; ihr Anteil erhhte sich im April auf 69% und im Mai auf 75,6 %. Die Anwerbung von Frauen hat auch im Berichtszeitraum gute Fortschritte gemacht.

Besonderheiten der Anwerbung: z.Zt. ist eine Abordnung des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] i.[n] Fr[an]kr. [eich] zur Anwerbung von Arbeitskrften in den Internierungslagern des unbesetzten Gebiets ttig.

2. Sozialfrsorge

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A. Fr die Arbeiter im besetzten Gebiet. (1) Franzsische Massnahmen. Franzsische Sozialfrsorge: In der Presse des besetzten Gebiets wird der Ruf nach einer Neuordnung des Lohnniveaus immer dringlicher, wobei man vor allem Parallelen mit den deutschen Lhnen zieht und darauf hinweist, dass in Frankreich noch hunderttausende von kleinen Beamten Monats-Gehlter von 1 100-1 500 Fr. (=55 - 75 RM), qualifizierte Arbeiter Wochenlhne von 350 Fr. (=17.50 RM) und einfache Arbeiter in manchen Gegenden Stundenlhne von 3-4 Fr. (=15-20 Rpf), Frauen von 2 Fr. (=10 Rpf) beziehen. Der Staatssekretr fr Arbeit, Ren Belin, unternahm eine grosse Inspektionsreise nach dem Sden Frankreichs, um durch persnliche Unterhaltungen mit Arbeitgebern und Arbeitnehmern sich ein Bild von der wirtschaftlichen Lage zu machen. Anscheinend unter dem Eindruck dieser Reise erklrte er vor Pariser Pressevertretern sich eindeutig fr eine Anpassung der Lhne zunchst der anormal niedrigen - an die z.Zt. sehr stark gestiegenen Kosten der Lebenshaltung. Wer Frankreich kennt, weiss, dass selbst die Realisierung dieser Forderungen nicht ohne Schwierigkeiten vor sich gehen wird. Nicht nur aus wirtschaftlichen Grnden, sondern ebenso sehr, weil das Jahrfnft der sozialen Kmpfe und Krisen von 1934-39 auf beiden Seiten Misstrauen und Verbitterung zurckgelassen hat. Auch politisch sehen die Arbeiter, dass sie bisher nicht die ihnen gebhrende Bercksichtigung gefunden haben. In den "Conseil National" wurden zwar zahlreiche Gewerkschaftsvertreter, sozialistische Abgeordnete, Mnner aus dem Arbeiter- und Handwerkerstand berufen; der "Conseil" ist aber bis heute noch nicht zusammengetreten. Die Verstimmung unter der Arbeiterschaft knpft also an konkrete Ereignisse an, und in sie mischt sich die allgemeine Sorge der Volksmassen um die Zukunft. Die franz. Regierung versucht ihrerseits - abgesehen von dem zu erwartenden Vorstoss in der Lohnfrage auch in anderer Hinsicht ihre soziale Einstellung zu bekunden und dadurch den Arbeiterkreisen, die nach einer sozialen Revolution streben, den Wind aus den Segeln zu nehmen.

Sozialgesetze: So hat die franz. Regierung eine Reihe sozialer Gesetze erlassen, die eine Besserung der Lebensverhltnisse der arbeitenden Bevlkerung erreichen sollen. a) Die durch Kompensationskassen erfolgenden Zahlungen an Familienuntersttzungen fr Familien mit Kindern sind durch ein Gesetz vom 29.3.41[179] betrchtlich erhht. b) Der Urlaub fr das Jahr 1941 ist durch eine Verordnung vom 18.4.41[180] in demselben Umfang wie im Vorjahr festgelegt worden. c) Durch ein Gesetz vom 21.3.41 wird die Anwendung des Code du Travail auf Beschftigte, deren Beschftigungsverhltnisse bisher nicht geklrt waren, bestimmt[181]. d) Durch Gesetz vom 12.4.41 ist erstmalig in diesem Jahr in Frankreich der erste Mai zum gesetzlichen Feiertag erklrt worden[182]. Smtlichen Arbeitern war der Verdienstausfall fr diesen Tag zu bezahlen. Sonstige Massnahmen: Es wurden ferner Massnahmen zur Baufinanzierung fr Kinderreiche, die

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Gewhrung von Geburtenprmien[183] und der baldige Erlass eines Arbeitsgrundgesetzes, das eine Regelung des Arbeitsrechts bringen soll, der sogen. "Chartes du Travail", in Aussicht gestellt. Wenn auch heute noch nicht zu bersehen ist, wohin diese sich jetzt abzeichnende soziale Entwicklung fhren wird, so steht doch heute schon fest, dass gerade die sozialen Verhltnisse in Deutschland, welche die Franzosen jetzt durch die deutsche Besatzung und durch die Verschickung zahlreicher Landsleute nach Deutschland nher kennen lernen, dem sozialen Gedanken und den Reformbestrebungen in Frankreich einen erheblichen Auftrieb geben.

(2) Deutsche Massnahmen Deutsche Sozialfrsorge: a) Die Arbeitsbedingungen fr zivile Hilfskrfte aus Frankreich bei deutschen Dienststellen und fr deutsche Arbeiter des Baugewerbes wurden neu geregelt (Erhhung der Familienbeihilfe). b) Hinsichtlich der Sozialversicherung der bei deutschen Dienststellen beschftigten zivilen Hilfskrfte aus dem besetzten Frankreich wurden die Unfallversicherungsbeitrge herabgesetzt[184]. c) Durch Bildung von Lohnkommissionen bei den Bezirkschefs und einer Reihe von Feldkommandanturen mit der Aufgabe, die tariflichen oder ortsblichen Lhne und die bei deutschen Dienststellen und franzsischen Unternehmen tatschlich gezahlten Lhne zu ermitteln, soll erreicht werden, dass diese Lhne allmhlich wieder einander angeglichen und unberechtigte berzahlungen zurckgefhrt werden.

B. Fr die nach Deutschland vermittelten Arbeiter. a) An Lohngeldern wurden whrend der Berichtszeit bis zum 20.5.41 877 482,39 RM berwiesen. Damit wurde bis zum 20.5.41 ein Gesamtergebnis von 2 228 496,57 RM ( = 44 569 931,50 Fr.) erreicht. b) Die deutsche Krankenkasse in Paris hat vom 26.3. bis zum 10.5. etwa 250 000 Frs. fr franzsische Versicherte aufgewendet. c) Im Postverkehr zwischen den franz. Arbeitern in Deutschland und ihren Angehrigen in Frankreich wurden weitere Erleichterungen eingefhrt.

7. Bank-Brsen- und Versicherungswesen.

(1) Bankwesen. Allgemeines: Die Geldflssigkeit hlt an. Infolgedessen konnte der Finanzminister den Fehlbetrag seines Haushalts weiter kurzfristig durch Schatzscheinausgabe und Notenbankkredit decken.

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Auf dem Gebiet des langfristigen Staatskredits sind mit Erfolg die ersten Konversionsversuche eingeleitet worden. Der Crdit National hat eine Anleihe von 2,5 M[illia]rd.[en] frs. herausgebracht. Besatzungskosten: Fr Besatzungskosten sind auf das bei der Bank von Frankreich gefhrte Konto bisher 6,6 M[illia]rd.[en] RM eingezahlt worden. Hiervon stammen unverndert 5,0 M[illia]rd.[en] RM aus dem Sonderkredit der Notenbank; der Rest von 1,6 M[illia]rd.[en] RM meist wohl zur Hauptsache aus Mitteln des Geldmarktes abgeschpft, ein geringerer Teil von der Notenbank zu Lasten der kurzfristigen Vorschsse vorgestreckt worden. Der Notenumlauf der Bank von Frankreich stellte sich Ende April auf 232 M[illia]rd.[en] Ffrs. Ihm stehen allein an kurz- und langfristigen Forderungen an den Staat - unter Einschlu der vorgestreckten Betrge fr Besatzungskosten - ca. 210 M[illia]rd.[en] Ffrs gegenber. Schliefachffnungen: Die Schliefachffnungsaktion des Devisenschutzkommandos ist im wesentlichen durchgefhrt[185]. Organisatorisches: Eine zentral Effektendepot- und Girokasse ist durch franzsisches Gesetz geschaffen worden[186]. Die Arisierung der jdischen Bankgeschfte schreitet voran. Die Reichskreditkasse Tours[187] ist am 24. Mai geschlossen worden.

(2) Brsenwesen. Aktien und Rentenbrse: Die Baisse-Bewegung am Pariser Aktienmarkt, die die Hausse von Mitte Mrz abgelst hatte, kam Anfang April zunchst zum Stillstand, um dann nach kurzer Ruhepause einer erneuten, ziemlich starken Aufwrtsbewegung Platz zu machen, sodass es in vielen Fllen nur mglich war, Kurse mit starken Repartierungen festzusetzen. In manchen Worten reichte sogar das Mittel der Repartierung nicht aus, sodass reine Geldkurse notiert werden mussten. Sp ter fhrten dann die Ankndigung der neuen Anleihe des Crdit National, die Verkufe von Aktien aus jdischer Hand und die Befrchtung wegen der Auswirkungen der Regierungsmassnahmen ber die Dividendenbegrenzung und die Erfassung der Spekulationsgewinne wieder zu erheblichen Kursrckgngen. Die Umstze erreichten den niedrigsten Stand seit Wiedererffnung der Brse. Die Notierungen der Aktien sind jetzt ziemlich frei von Repartierungen. Die Liquidierung des Terminhandels in Auslandswerten fand am 22.5. statt. Der Markt der festverzinslichen Werte ist in guter Verfassung. Provinzbrse: Von den Provinzbrsen wurde am 15. Mai die Brse zu Bordeaux erffnet. Die Kursfestsetzung erfolgt unter Anlehnung an die Pariser Kurse. Die Umstze waren bisher unbedeutend. Die Wiedererffnung der Brse zu Lille, die wegen der dort gehandelten Kohlenwerte eine etwas grssere Bedeutung besitzt, erfolgt am 4. Juni d.[ieses]J[ahres].

(3) Versicherungswesen.

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Italienische Beteiligung am franz. Vers.Wesen: Am 28. Mrz 1941 hat der Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] i.[n]Fr[an]kr.[eich] Kenntnis davon erhalten, dass am 16.2.1941 ein deutsch-italienisches Abkommen in Rom unterzeichnet worden ist[188], in dem italienischen Versicherungsgesellschaften zugestanden wurde, in den von deutschen Truppen besetzten Gebieten den italienischen Versicherungsgesellschaften und ihren Tochtergesellschaften die Mglichkeit zu geben, ihre Ttigkeit aufrecht zu erhalten, normal zu entwickeln und einen angemessenen Anteil an freiwerdenden Versicherungsbestnden zu erhalten. Die Frage, inwieweit den italienischen Versicherungsgesellschaften in Frankreich noch Bestnde der britischen Versicherungsgesellschaften in Frankreich zugewiesen werden sollen, wird z.[ur]Z[ei]t. im Auswrtigen Amt zusammen mit dem Reichswirtschaftsministerium und dem Pr sidenten des Reichsaufsichtsrates fr Privatversicherung[189] geprft.

8. Preisregelung

Allgemeines: Dem hemmungslosen Preisauftrieb auf allen Gebieten, insbesondere whrend des deutschen Vormarsches, ist eine Phase gefolgt, in der sich in Auswirkung der franzsischen Preis- und Lohnpolitik die Aufwrtsbewegung wesentlich verlangsamt. Rechtsgrundlage: Diese Politik wird energisch fortgefhrt. Die gesetzlichen Voraussetzungen sind nunmehr in ausreichendem Masse geschaffen worden: 1. Das sachliche Preisrecht und das Preisstrafrecht ist soweit entwickelt worden, dass Preiserhhungen nur dort zugelassen werden, wo es aus volkswirtschaftlichen Grnden unbedingt geboten erscheint, und dass bei Zuwiderhandlungen ein wirksames Einschreiten mglich ist. 2. Der Aufbau der Preisbehrden ist abgeschlossen. Sie arbeiten mit zunehmendem Erfolg, insbesondere auf dem Gebiet des Preisstrafrechts, das jetzt rasch, energisch und mit sichtbarer Wirkung gehandhabt wird. Verbilligung der franz. Einfuhr nach Deutschland: Auf die Notwendigkeit einer Verbilligung der franzsischen Einfuhr nach Deutschland ist oben hingewiesen. Die im vorigen Lagebericht bereits angedeuteten, vielleicht vorhanden Wege einer solchen Verbilligung stellten sich bei einer nheren Prfung als nicht gangbar heraus: 1. Subvention durch den franzsischen Finanzminister scheidet in Anbetracht der Finanzlage Frankreichs von vornherein aus (vgl. Lagebericht vom 5.4., S. 49[190]). 2. Die in dem genannten Lagebericht des weiteren angedeutete Mglichkeit eines Preisausgleiches nach dem Vorbilde des deutschen Zusatzausfuhrverfahrens stellt sich ebenfalls als unmglich heraus. Das Wiesbadener Abkommen hat in den dort zugestandenen Preisen bereits eine Verteuerung der nach Frankreich verlagerten Fertigungen und damit ein Z.A.v.[191] zur Verbilligung des deutschen Warenverkehres nach Frankreich zugelassen. 3. Auch ein Preisausgleich zwischen den verlagerten Fertigungen zu niedrigeren und hheren Preisen als den Reichspreisen lsst sich nicht durchfhren, Zwar gibt es Fertigungen, die zu einem weit unter Reichspreisen liegenden Preise nach Deutschland gehen, sodass der deutsche Abnehmer einen
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erheblichen Gewinn erhlt, den man ohne weiteres durch einen Ausgleichsabgabe zur Verbilligung der teuren, ber Reichspreisen liegenden Fertigungen einschrnken knnte. Schon jetzt sind aber die deutschen Auftraggeber bei dem immer mehr zutage tretenden Wettbewerb um die Inbesitznahme der Kapazitt der franzsischen Betriebe bereit, Preiszugestndnisse zu machen. Sie wren bei Einfhrung solcher Ausgleichsabgaben auf den Gewinn oft erst recht zu solchen Preiszugestndnissen geneigt, sodass der mit einer solchen Massnahme angestrebte Zweck nicht erreicht wrde. 4. Mittel des Reiches zur Verbilligung der Auftagsverlagerung stehen nicht zur Verfgung. Infolgedessen bleibt als einzige Verbilligungsmglichkeit brig, die in Wiesbaden zugelassenen sogen. [annten] "politischen" Preise abzubauen. Diese politischen Preise sind den Franzosen seinerzeit als Ausgleich dafr zugestanden, dass die fr Deutschland gnstige neue Festsetzung des Whrungsverhltnisses sich preiserhhend auf die Waren auswirken musste, die Frankreich von Deutschland einfhrte. In diesen "politischen" Preisen ist u.a. ein Zuschlag erhalten, den der franzsische Staat zur Verbilligung der Warenausfuhr aus Deutschland benutzt. Mglicherweise kann den Franzosen der ihnen in Wiesbaden zugestandene Whrungsvorteil anderweitig, vielleicht bei der Verhandlung der Besatzungskosten, gewhrt werden. Von diesen Fllen abgesehen verdient aber, wie eingangs erwhnt, ganz allgemein das Preisproblem im Interesse einer mglichst weitgehenden Ausfuhr nach Deutschland besondere Beachtung. Man wird immer mehr versuchen mssen, die Preisdifferenzen in dieser Richtung auszunutzen. Wenn beispielsweise Frankreichs Kolonien nur Erdnsse liefern, wenn, sie Zucker bekommen und zwar zu einem erschwingbaren Preise, dann muss eben versucht werden, deutschen Zucker - knstlich verbilligt zu liefern, denn sonst wandern die bei dem Fettbedarf in Deutschland unbedingt ntigen Erdnsse nach Amerika oder einem anderen Lande ab, das Zucker zu entsprechenden Preisen liefern kann. Ebenso kann Frankreich Lebensmittel produzieren und nach Deutschland nur liefern, wenn es deutschen Kunstdnger zu fr Frankreich tragbarem Preis bekommt. Derartige Verbilligungsaktionen lassen sich unter Umstnden ohne Inanspruchnahme ffentlicher Mittel durch Erhebung einer Ausgleichsabgabe auf billige Einfuhrwaren, z.B. auf franzsische Getreide oder dergl. durchfhren. Aber auch wenn derartige Ausgleichsabgaben nicht mglich sind, muss unbedingt nach dem oben aufgestellten Grundsatz verfahren werden, dass es fr Deutschland im Kriege ausschlaggebend auf eine mglichst weitgehende Forcierung der Wareneinfuhr im Interesse der deutschen Wirtschaft und der Versorgung ankommt.

V. Aufbau der Dienststellen des Militrbefehlshabers. (vgl. Einsatzgliederung Anl.[age] 15[192])

1.) Stbe. Am 1.6.41 waren vorhanden: (vgl. Einsatzkarte Anl.[age] 16[193]): 4 Bezirkschefs[194] Kommandant von Gross-Paris

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38 Feldkommandanturen 142 Kreiskommandanturen. Die gegenber dem Stande vom 1.4.41 gemss O.K.H. vom 30.4.41 zu anderweitiger Verfgung herangezogenen F.K. 528 Tours F.K. 549 Orleans F.K. 551 Vesoul F.K. 581 Rennes F.K. 749 Angouleme, und K.K. 508 Bedon K.K. 763 Vire, sind befrdert bezw. werden in den nchsten Tagen verladen. Die bernahme der durch den Abzug der Feld- bezw. Kreiskommandanturen freigewordenen Bezirke durch Nachbarabkommen ist am 1.5.41 durchgefhrt worden. Die neuen Befehlsbereiche sind aus der Anlage 16 ersichtlich. Durch anliegende Verf[]g.[ung] Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] Fr[an]kr.[eich] vom 27.5.41[195] wurde fr die Verwaltung zweier unter einer Feldkommandantur vereinigter Departements angeordnet, da der Feldkommandant fr die Verwaltung beider Departements zustndig ist. Er kann in dem Departement, in dem er nicht seinen Sitz hat, den am Sitz des Prfekten befindlichen Kreiskommandanten beauftragen, in seinem Namen und nach seiner Weisung die franz sische Verwaltung zu beaufsichtigen. nderungen in der Besetzung der Kr.[iegs]Verw.[altungs] Beamten whrend der Berichtszeit: Zugang: 21 hhere, 32 gehob.[ene] u.[nd] mittl.[ere] Beamte, 8 Sonderf[]hr.[er] Abgang: 36 hhere, 19 gehob.[ene] u.[nd] .mittl.[ere] Beamte, 7 Sonderf[]hr.[er] Die nderungen erfolgten berwiegend bei Feldkommandanturen. Die Feldnachrichtenkommandanturen 8,21 und 27 wurden am 1.5.41 fr andere Aufgaben herausgelst. Nunmehr bestehender Einsatz der F.N.K. Skizze Beilage 20[196]. 2 Fernsprechbetriebs-Komp.[anie] knnen fr andere Aufgaben zur Verfgung gestellt werden.

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2.) Landschtzeneinheiten Es sind, gegenber dem Stande vom 1.4.41 unverndert, vorhanden: 9 L[an]d[es]sch.[tzen]Reg[imen]ts.Stbe 86 L[an]d[es]sch.[tzen]Bat[ai]l.[lone] (Einsatz siehe Anlage 17[197]). Den im letzten Lagebericht[198] erwhnten Antrag auf Verdoppelung der Ausstattung mit l.M.G.[199] ist durch O.K.H. stattgegeben. Zuknftige Ausstattung: 6 l.M.G. je L[an]d[es]sch.[tzen]-Komp.[anie] 525 l.M.G. (t) im Anrollen. Rest folgt nach berholung. Die einheitliche Umbewaffnung der Land[es]sch.[tzen] Einheiten mit franzsischen Gewehren ist zum Teil durchgefhrt und wird fortgesetzt. Die Ausbildung der Einheiten, deren Nachersatz nur sehr unvollkommen ausgebildet aus der Heimat berwiesen wird, leidet durch den starken Einsatz in der Bewachung. Ein Ausbildungsleiterlehrgang ist in Aussicht genommen. Lehrgnge fr Kompanie- und Zugfhrer, Offz.[iers]Anwrter, Unterfhrer und Unterfhreranwrter sind teils im Gange, teils in Vorbereitung.

3.) Bewachungsaufgaben. Seit der Abgabe von 18 L[an]d[es]sch.[tzen]Bat[ai]l.[lonen] sind die dem Militrbefehlshaber zur Verfgung stehenden Krfte aufs usserste beschrnkt. Eine Reihe neuer Aufgaben liess diese Verknappung besonders in die Erscheinung treten (etwaige Bekmpfung von Fallschirmjgern und Luftlandetruppen, verstrkter Luft- und Feuerschutz). Ein Befehl ber Massnahmen zur Bekmpfung etwaiger grsserer Unruhen in Paris[200] ist durch Ob.West[201] erlassen worden. Durch die bedeutenden Truppenverschiebungen der letzten Zeit sind besonders in dem mittleren Gebiet des besetzten Frankreichs sehr erhebliche truppenleere Rume entstanden, in denen die umfangreichen Bewachungsaufgaben fast ausschliesslich den L[an]d[es]sch.[tzen]Einheiten zufallen mussten. Da diese dort zugleich die alleinigen Reprsentanten der deutschen Wehrmacht sind, ist dringend anzustreben, da der Nachersatz an Offizieren und Mannschaften besser ausgewhlt wird, als er zurzeit in offenbarer Verkennung der Aufgaben der Besatzungstruppen aus der Heimat gestellt wird. Die Oberfeldzeugstbe haben lediglich die Bewachung der Beutelager des Heeres bernommen, diejenige der Lager der Luftwaffe und der Marine dagegen abgelehnt. Ein vermehrtes Heranziehen franzsischer Sicherheitsdienste wurde durchgefhrt und wird bei fortschreitender Entspannung der politischen Lage noch weiterhin mit Nachdruck angestrebt werden.

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Diese sind jedoch zahlen- und ausrstungsmssig nur schwach. (Eine Regelung der Befugnisse franzsischer Sicherheitsdienste gegenber deutschen Uniformtrgern befindet sich in Vorbereitung). Durch Aufhebung der Lager mit weniger als 20 K[riegs]g[e]f.[angenen] wurde eine gewisse Ersparnis von Bewachungskrften erzielt, die jedoch nicht nennenswert ins Gewicht fllt. Der geringe Ausbildungsstand erfordert eine gewisse Ausbildung, die nur durch Herausziehen kleinster Einheiten aus dem Wachdienst mglich ist. Ausserdem bedingen die oben erwhnten Aufgaben das Bereithalten wenigstens geringer beweglicher Reserven. Eine Neuregelung der Bewachungsfrage ist daher unerlsslich geworden, wird aber nicht vor dem 15.6.41 mglich sein. Bei Ob.West ist beantragt, die Bewachungsaufgaben folgendermassen zu erfllen: in vorwiegend truppenbelegten Rumen durch die Truppe, in truppenfreien Rumen durch die Einheiten des Militrbefehlshabers, in den vom Truppen schwach belegten Rumen durch Einigung zwischen Militrbefehlshaber und Truppe nach Weisung von Ob.West.

Luftschutz: Zusammen mit Luftschutzkommando 3 und den beiden Luftgaukommandos wurde der Luftschutz weiter ausgebaut und durch Einrichtung von Wehrmacht-Hilfskommandos zum Schutz der Unterknfte und Wehrmachtsanlagen gefrdert. Eine im Entwurf vom Reichsluftfahrtminister[202] genehmigte allgemeine Luftschutzverordnung fr das besetzte franzsische Gebiet[203] wird in Krze verffentlicht werden. Umlagerungen von Lgern aus Hfen und aus der Nhe luftempfindlicher Objekte gemss Verfgung des Reichsluftfahrtministeriums wurden zur Durchfhrung gebracht und die Befehlsregelung bei Luftangriffen auf die Hafenstdte durchgefhrt. Von den Luftgauen sind Verbindungsoffiziere zu den Bezirkschefs und den luftschutzwichtigsten Feldkommandanturen abgestellt. Erschwerend fr die Durchfhrung aller Massnahmen ist die Gebietsgliederung der Luftgaue Westfrankreich, Belgien/Nordfrankreich, Mnchen und Wiesbaden, die alle in den Befehlsbereich des Militrbefehlshabers hineinreichen und die Verwaltungsbezirke, zum Teil sogar die Departements durchschneiden.

Feuerschutz: Der Feuerschutz im Kstengebiet wird durch die fr die allernchste Zeit verfgte Wegziehung des Reg[imen]ts.Stabes und eines Abt.[eilung]Stabes mit 3 Komp.[anien] des Feuerschutzpolizei-Reg[imen]ts. "Sachsen" eine empfindliche Schw chung erfahren. Im Bereich des Militrbefehlshabers verbleiben dann nur noch ein Abt.Stab mit Staffel und eine Kompanie zum Schutz der Hfen Le Havre[204] und Cherbourg[205]. Den Schutz der wichtigen Atlantikhfen werden SHD-Abt[eilungen] (mot)[206] der Luftwaffe verantwortlich bernehmen. Bei dem Pariser franzsischen Feuerwehr-Reg[imen]t. ist eine motorisierte Einsatztruppe als bewegliche

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Reserve fr auswrtige Hilfeleistungen geschaffen worden.

4.) Bodenstndige Einrichtungen. Soldatenheime: Im Betrieb: 183 Heime (Zugang seit 1.4.41: 30) (siehe Anl.[age] 19[207]) In Vorbereitung: 22 Heime Im Einsatz "Soldatenheime" sind 593 Dauereinsatzkrfte und 139 Urlaubsvertretungen des D.R.K ttig. Bei Paris wurde ein DRK-Schulungsheim fr diese Krfte erffnet. Die Lebensmittelversorgung der Soldatenheime hat sich weiterhin verschlechtert. Antrge auf weitere Erffnungen von Soldatenheimen liegen in grosser Zahl vor. Ob bei der augenblicklichen Versorgungslage die Errichtung durchgefhrt werden kann ist fraglich. Die bestehenden Heime erfreuen sich guten und stndig wachsenden Besuches. Truppenbungspltze: Fr die Aufnahme je eines verstrkten Inf.[anterie]Reg[imen]ts. ist der Truppenbungsplatz Valdahon[208] fertiggestellt, die Pltze Mourmelon[209] und Suippes[210] in Arbeit. Nach dem Ausbau werden die Pltze fr Winterunterbringung geeignet sein. Der Fortschritt der Arbeiten leidet unter dem empfindlichen Zementmangel. Zur Vermeidung von Flurschden und Zerstrung technischer Einrichtungen (z.B. Energieanlagen) ist mit Ob.West vereinbart, dass die Feldkommandanten bei der Auswahl der Gelnde fr Feld- und Schiessbungen beratend hinzugezogen werden. Unterkunftsregelung: Die Unterkunftsregelung begegnete in besonders kriesenbeschdigten Gegenden (z.B. Ardennes) oder infolge besonderer Verhltnisse (wiederholte Luftangriffe, Einrichtung von Scheinanlagen im Kstenstreifen um St. Nazaire/ Lorient) vermehrten Schwierigkeiten, namentlich infolge starker Massierung von Arbeitskrften (O.T.[211]) zum Bau von Marinesttzpunkten und Kstenbefestigungen. Die im Einsatz stehende Luftwaffe wurde bevorzugt untergebracht. Bei Truppenverlegung freiwerdende Unterknfte - ausser Schulen und wirtschaftlich wichtigen Gebuden wurden aus Grnden der Tarnung weiter freigehalten. Schwierig ist die Unterbringung der am 1.6.41 im Raume um Paris neu aufzustellenden Panzerbrigade, insbesondere wegen der Anforderung von Hallen und technischen Werksttten. Bedenklich erscheint die Hufung von Disziplinlosigkeit in den Unterk nften (Diebstahl, Verwahrlosung, mutwillige Zerstrung, Mitnahme von Mobiliar und Einrichtungsgegenstnden). Einzelflle wurden Ob.d.H. bezw. Ob.West vorgelegt. Die Unterschutzstellung von Wohnungen und Gebuden fremder Staatsangehriger durch ihre diplomatischen Vertretungen - mehrere tausend Flle - wurde unter Mitwirkung der Deutschen Botschaft

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bei den Vertretungen neu geregelt. Vorerst ist diese Arbeit eingestellt worden, da nach Mitteilung der Deutschen Botschaft die auslndischen Vertretungen in Paris voraussichtlich aufgehoben werden. Standortarrestanstalten: Die Festsetzung der beantragten Planstrke ist noch nicht erfolgt. 30 aus der Heimat eingetroffene Unteroffiziere wurden verteilt: grsstenteils zum Wehrmachtsgefngnis ParisFresnes, dann zu den Standortarrestanstalten Rouen[212], St. Quentin[213], Orleans[214] und Laon[215].

VI. Die deutsche Exekutive und Gerichtsbarkeit im besetzten franzsischen Gebiet . Allgemeines: Die Ttigkeit der Gerichte in der Berichtszeit hat sich nicht verndert. Es ist jedoch fast berall eine Zunahme der Strafsachen festzustellen. Bei Heeresangehrigen stehen weiter im Vordergrund Eigentumsvergehen, Ungehorsam, ttlicher Angriff gegen Vorgesetzte - wesentlich durch Alkoholmissbrauch begnstigt -; Straftaten nach 175 u.[nd]f.[olgend] RStGB[216]. haben sich in letzter Zeit vermehrt. Eine starke Zunahme weisen die bertretungen der Verkehrsvorschriften auf. Bei Landeseinwohnern blieben verbotener Waffenbesitz, deutschfeindliche Kundgebungen und Gewalttaten gegen die deutsche Wehrmacht, Frderungen der de Gaulle-Bewegung und unberechtigtes berschreiten der Demarkationslinie die Hauptstraftaten. Die im V.O.Bi.F Nr. 33 geregelte Frage der Nordostlinie[217] wird von den Gerichten begrsst. Gerichtswesen: Der Militrbefehlshaber in Frankreich hat in den Berichtsmonaten als hherer Befehlshaber besttigt: 39 Todesurteile gegen Landeseinwohner davon: 22 wegen Feindbegnstigung 9 wegen Gewalttaten gegen Soldaten (Angriffe auf Soldaten mit Gewehrkolben, Malerpinseln, Faust, durch Fusstritt ins Gesicht usw.) 3 wegen Gewalttaten und Mord 1 wegen Gewalttat und Totschlag 2 wegen Angriffs eines deutschen Kraftfahrers und Totschlags mit Gewehrkolben 1 wegen unbefugten Waffenbesitzes und Bedrohung 1 wegen Kabeldurchschneidens.

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2 Todesurteile gegen deutsche Soldaten und zwar wegen Fahnenflucht.

37 Verurteilungen zu Freiheitsstrafen ber 5 Jahren davon: 3 gegen deutsche Soldaten: 1 wegen unerlaubter Entfernung, Betruges, Urkundenflschung (zu 12 Jahren Zuchthaus) militrischer Unterschlagung, Diebstahls,

1 wegen Wachverfehlung und ttlichen Angriffs auf Vorgesetzten (7 Jahre Zuchthaus) 1 wegen Unzucht und Gewaltanwendung (175a RStGB.) u.[nd] gefhrlicher Krperverletzung (8 Jahre Zuchthaus) 34 gegen Landeseinwohner: 4 wegen Beihilfe zur Flucht und Briefschmuggels (2x 15 Jahre Zuchthaus und 2x 10 Jahre Zuchthaus) 4 wegen Spionage (je lebensl.[nglich] Zuchthaus) 19 wegen Feindbegnstigung (13x lebensl.[nglich] Zuchthaus, 2x 10 Jahre Gefngnis, 1x 7 Jahre Gefngnis) 1 wegen unbefugten Verkehrs mit Kriegsgefangenen und berschreitens der Demarkationslinie (5 Jahre 6 Monate Zuchthaus) 1 wegen Unbrauchbarmachung eines Verkehrsmittels (8 Jahre Zuchthaus) 1 wegen Briefschmuggels und Beihilfe zum berschreiten der Demarkationslinie (812 Jahre Zuchthaus).

33 weitere Verurteilungen davon: 17 gegen Soldaten (einschl.[ielich] 9 Offizieren) 16 gegen Landeseinwohner

13 Freisprche davon: 3 Soldaten (einschl.[ielich] 1 Einstellung)


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10 Landeseinwohner

29 Urteile wurden aufgehoben davon: 7 gegen Soldaten 22 gegen Landeseinwohner.

Die beiden Todesurteile gegen Soldaten sind vollstreckt. Von 39 Todesurteilen gegen Landeseinwohner sind 15 vollstreckt 8 von ObdH in Zuchthausstrafe umgewandelt, fr 16 steht die Entscheidung ObdH noch aus. Bei den ausstehenden Entscheidungen und den in Zuchthausstrafen umgewandelten Todesurteilen handelt es sich durchweg um Mitlufer der de Gaulle-Bewegung, die sich darin nicht fhrend bettigt haben. Besondere bedeutsame Straftaten: Die Entscheidung ber die Vollstreckung der im Mrzbericht[218] erwhnten Todesurteile gegen die Franzsin Bonnefous und den franzsischen Geistlichen Rgliez Edouard durch Ob[erbefehlshaber] d[es] H[eeres] steht noch aus. Die Todesurteile gegen die beiden franzsischen Staatsangehrigen (Gericht der Feldkommandantur 722 in St. L[219]) sind vollstreckt. Ebenso das Urteil gegen den franzsischen Fleischer (Gericht der Feldkommandantur 748 in St. Brieuc[220]), die alle im Mrz-Bericht erwhnt sind. Allgemeines Auftreten: Zahlreiche Gerichte fhren Klage ber ein das deutsche Ansehen schdigendes Auftreten von Angehrigen der Reichsbahn und der O.T., nachlssiger Anzug, hufige Trunkenheit, usw. Landeseinwohner, die diese uniformtragenden Einheiten nicht immer von der Wehrmacht unterscheiden knnen, mssen dadurch einen allgemein ungnstigen Eindruck erhalten. Feldgendarmerie: Die Ausbildung des bisher grossenteils schlecht ausgew hlten Ersatzes geht erfolgreich vorwrts. Der neu zugewiesene Ersatz gibt weniger Anlass zu Klagen. Zusammenarbeit mit fr[an]z.[sischer] Polizei u.[nd] Gendarmerie: Die Zusammenarbeit der deutschen Feldgendarmerie mit den franzsischen Sicherheitsorganen ist weiterhin gut.

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VII. Kriegsgefangene: Organisationen: Bestand:

rund rund zus. rund

18 000 78 000 96 000

weisse farbige Kgf.

Organisation des Militrbefehlshabers in Frankreich: 4 K[riegs]g[e]f.[angenen] Bezirkskommandanten 22 Frontstalags fr Kriegsgefangene 3 Frontstalags fr Interniertenlager 38 L[an]d[es]sch.[tzen]Bat[ai]l[lon]e. mit 143 L[an]d[es]sch.[tzen]Komp.[anien] (Einsatzkarte Anl.[age] 18[221]).

Beurlaubung: Ausser den Abgngen durch Tod, Flucht und d.u.-Entlassungen[222] und Einzelbeurlaubungen sind folgende grssere Verschiebungen gegenber dem letzten Bericht eingetreten: 11 000 K[riegs]g[e]f.[angene] nach Deutschland zum Austausch fr die in die Landwirtschaft beurlaubten K[riegs]g[e]f.[angenen] abbefrdert; 13 222 k[riegs]g[e]f.[angene] Landwirte beurlaubt (OKH v.[om] 28.2.41) 568 k[riegs]g[e]f.[angene] Bergleute beurlaubt (OKH v.[om] 26.2.41) 298 kinderreiche K[riegs]g[e]f.[angene] beurlaubt. Aus Deutschland wurden ber Chalons s.[ur]M.[arne] beurlaubt: 7 057 k[riegs]g[e]f.[angene] Landwirte 3 864 kinderreiche K[riegs]g[e]f.[angene] 2 414 Sanitter 1 395 Forstleute

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584 Werftarbeiter 322 Industriearbeiter 196 sonstige, z.B. Feuerwehrleute, Rstungsarbeiter, Veterinre usw. nach Lille: 2 056 k[riegs]g[e]f.[angene] Bergleute in Marsch gesetzt.

Unterbringung: Trennung der Lager nach weissen und farbigen K[riegs]g[e]f.[angenen] ist weitgehend durchgefhrt. Arbeitseinsatz: Am Ende der Berichtszeit sind von den zum Arbeitseinsatz verfgbaren K[riegs]g[e]f. [angenen] rund 80% eingesetzt, davon wieder etwa 35% (rund 23 300 K[riegs]g[e]f.[angene]) in Landund Forstwirtschaft. Der Einsatz in kleinbuerlichen Betrieben wurde durch die Unmglichkeit der Bewachung, der Einsatz bei der Frhjahrsbestellung ganz allgemein dadurch erschwert, dass hierfr in erster Linie nicht Arbeitskrfte, sondern Bespannung und Maschinen bentigt werden. Ein strkerer Einsatz ist von jetzt ab laufend zur Pflege der Hackfrchte, zur Heu- und sonstigen Ernte mglich, und es ist damit zu rechnen, dass Mitte Juni rund 96% der verfgbaren Arbeitskrfte zum Einsatz gebracht werden.

K[riegs]g[e]f.[angenen] Betreuung: Mit in der Berichtszeit fertiggestellten Listen sind insgesamt bis jetzt in 96 Listen ca. 913 000 K[riegs]g[e]f.[angene] erfasst. Der Abschluss der listenmssigen Erfassung steht bevor.

Flucht von K[riegs]g[e]f.[angenen]: Die getroffenen Verhinderungsmassnahmen waren erfolgreich, sodass die Fluchten von 6 512 im Januar auf 1 202 im April zurckgegangen sind.

[1]

51. Exemplar von 125 Ausfertigungen. Otto von Stlpnagel. Stempel: Geheime Kommandosache; Militrverwaltung Frankreich Verwaltungsstab, 4. Juni 1941. Walther von Brauchitsch. Vgl. hierzu den Verteiler zum Lagebericht November 1940. Oberkommando des Heeres. Adjudantur Oberbefehlshaber des Heeres.

[2]

[3]

[4]

[5]

[6]

[7]

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[8]

Adjudantur Chef des Generalstabs des Heeres. Generalquartiermeister Eduard Wagner. Zentralabteilung im Generalstab des Heeres. Operationsabteilung. Organisationsabteilung. Chef des Heeres-Nachrichtenwesens. Chef der Heeresrstung und Befehlshaber des Ersatzheeres Friedrich Fromm. Oberkommando der Wehrmacht. Wehrmacht-Fhrungsstab/Abteilung Landesverteidigung. Amt Ausland-Abwehr. Propaganda-Abteilung. Verbindungsoffizier beim Vertreter der franzsischen Regierung. Major Karl Schuchardt. Oberquartiermeister Frankreich Erwin Jaenecke. Wehrwirtschafts- und Rstungsstab Frankreich.

[9]

[10]

[11]

[12]

[13]

[14]

[15]

[16]

[17]

[18]

[19]

[20]

[21]

[22]

Am 1. April 1941 wurde der Hhere Nachrichtenfhrer, Generalmajor Rudolf Schrader, abgelst. Nachfolger wurde Generalmajor Friedrich Kersten.
[23]

Friedrich Kersten (1887-?). Generalmajor, ab 1.10.1942 Generalleutnant. 1911 Leutnant. 1914/18 Kriegsteilnahme. Reichswehr. 1939 Nachrichtenfhrer der 4. Armee im Polenfeldzug, dann Nachrichtenf hrer im Reichsprotektorat Bhmen und Mhren. 1941 Nachrichtenfhrer der 18. Armee im Rulandfeldzug. April 1941 bis September 1943 H herer Nachrichtenfhrer beim Militrbefehlshaber in Frankreich. 1943/44 Kommandeur des Kriegsgefangenenwesens im Wehrkreis XI. 1945 Verabschiedung.
[24]

Eisenbahntransportabteilung Paris. Ernst Schaumburg. Im Mai 1941 wurde Gerd von Rundstedt durch Erwin von Witzleben als Oberbefehlshaber West abgelst.

[25]

[26]

Erwin von Witzleben (1881-1944). Generalfeldmarschall. 1892 Kadettenanstalt, seit 1901 aktiver Offizier, 1933 Ernennung zum Kommandeur der 3. Division in Berlin, 1934 Berufung zum Kommandierenden General, Befehlshaber der 1. Armee im Polen- und Frankreichfeldzug, seit Juli 1940 Generalfeldmarschall nach Sieg ber Frankreich, ab Mai 1941 Oberbefehlshaber West bis zu seiner Entlassung am 14. Mrz 1942. Stand seit 1939 in Verbindung zu Widerstandskreisen, die ihn als Oberbefehlshaber der Wehrmacht vorsahen. Nach gescheiterten Attentat auf Hitler Verhaftung am 21. Juli 1944 und Hinrichtung am 8. August 1944 in Berlin-Pltzensee.
[27]

Armeeoberkommando.

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Der bisherige kommandierende Admiral Frankreich, Karlgeorg Schuster, wurde im M rz 1941 abgelst. Nachfolger wurde Otto Schultze.
[28]

Otto Schultze (1884-1966). Generaladmiral. 1900 Eintritt in die Kaiserliche Marine. 1903 Leutnant zur See. Im Ersten Weltkrieg Kommandant eines U-Bootes, Trger des Ordens Pour le Mrite. 1918 Korvettenkapitn. 1928 Kapitn zur See und Kommandant von Kiel. 1930 Inspekteur des Bildungswesens der Reichsmarine. 1935 Kommandierender Admiral der Marinestation der Nordsee. 1937 in den Ruhestand versetzt. 1939 Admiral z.V.. 1941 General-Admiral und Kommandierender Admiral in Frankreich. September 1942 ausgeschieden.
[29]

Friedrich-Carl Hanesse. Alexander von Falkenhausen. Handschriftlicher Zusatz: fehlt. Handschriftlicher Zusatz: fehlt. Gemeint ist hier die deutsch-franzsische Verrechnungsregelung vom 14.11.1940, vgl. DFCAA, vol. II, S. 350 und 369. Gemeint ist hier die Entlassung von Pierre Laval durch Ptain am 13. Dezember 1940.

[30]

[31]

[32]

[33]

[34]

[35]

Am 11. Mai 1941 traf Admiral Darlan auf dem Berghof in Berchtesgaden mit Hitler zusammen. Zur Verlauf des Gesprchs vgl. ADAP, Serie D, Bd. XII.2, S. 636-644: Undatierte Aufzeichnung des Gesandten Schmidt (B ro RAM), Aufzeichnung ber die Unterredung zwischen dem Fhrer und Admiral Darlan auf dem Berghof am 11.5.1941 in Anwesenheit des Reichsauenministers sowie den Bericht Darlans ber den Verlauf seiner Gesprche mit Hitler und Ribbentrop am 11. und 12. Mai 1941 in: H. COUTEAU-BGARIE, C. HUAN , Lettres et notes de l'Amiral Darlan, S. 322-325, Voyage en Allemagne. Mit dem Treffen zwischen Hitler und Ptain in Montoire am 24. Oktober 1940 wurden die Weichen gestellt f r die Politik der Kollaboration. Ptain verband - hnlich wie zwei Tage zuvor auch schon Laval bei seinem Treffen mit Hitler am gleichen Ort - die Hoffnung, durch seine Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit Deutschland Frankreich einen zentralen Platz in der neuen europischen Ordnung sichern zu knnen. Vgl. ADAP, Serie D, Bd. XI.1, S. 326-332.
[36]

Vgl. Journal Officiel vom 15. Oktober 1941, S. 4440: N 4291. - Loi du 11 octobre 1941 relative l'enlvement des statues et monuments mtalliques en vue de la refonte, le 11 octobre 1941.
[37]

Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 16 vom 22. November 1940, S. 130-141: Zweite Verordnung zur Durchfhrung und Ergnzung der Feindvermgensverordnung, 18. November 1940.
[38]

Neben den Arbeitsmtern vermittelte vor allem das Kommissariat zur Bekmpfung der Arbeitslosigkeit (Commissariat la lutte contre le chmage) Arbeitskrfte fr den innerfranzsischen Einsatz im Dienste der deutschen Wirtschaft.
[39] [40]

Am 6.4.1941 hatte entsprechend Hitlers Weisung Nr. 25 vom 27.3.1941 um 5 Uhr 15 der Balkanfeldzug gegen Jugoslawien und Griechenland begonnen. Am 17. April kapitulierte die jugoslawische Regierung, am 21. April 1941 die griechische Armee. Vom 24.-29. April 1941 rumten daraufhin die britischen Truppen die griechische Halbinsel (Operation Demon) und bildeten auf der Insel Kreta einen Brckenkopf. Als Reaktion auf den Aufstand im Irak unter der Fhrung von Raschid Ali al Gailani flogen britische Flugzeuge am 2. Mai 1941 von Habbaniya im Westirak aus Luftangriffe gegen die irakische Armee. 6 deutsche Bomber und 3 Zerstrerflugzeuge, die unter Fhrung von Oberst Werner Junck am 12. Mai ber Damaskus und Palmyra in Syrien nach Mossul verlegt worden waren, griffen daraufhin in der Zeit vom 14.-29. Mai 1941 britische Stellungen im Irak an. Als Vichy ebenfalls den Aufstndischen Untersttzung gewhrte, wurden von der britischen Luftwaffe seit dem 15. Mai 1941 auch Ziele in Syrien angegriffen. Nachdem die Vichy-Truppen in Palmyra am 2. Juli kapituliert hatten, wurde am 12. Juli 1941 in Syrien zwischen Vichy und Grobritannien ein Waffenstillstand geschlossen. Vgl. auch den Lagebericht Juni/Juli 1941, I.
[41]

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Raschid Ali al Gailani (1892-1965). Politiker. 1933, 1936-1938 und 1940-1941 Premierminister des Irak. Nach Putschversuch 1941 von den Brieten ausgewiesen.
[42]

Vgl. hierzu den Lagebericht Mrz 1941, B I, 4.

Neben dem Hinweis auf seine Entgegenkommen in der Frage franz sischer Rstungslieferungen an das Reich und der Einrichtung des Generalkommissariats fr Judenfragen betonte Darlan in einem Schreiben an Botschafter Otto Abetz vom 2. Mai 1941 hierzu jedoch auch: "J'ai amorc la radio une violente campagne anti-gaulliste et anti-anglaise qui commence porter ses fruits. J'ai suspendu des journaux de la zone libre dont l'action risquait de contrarier mes efforts et les chtirait plus svrement si les circonstances l'exigent." s. H. COUTEAU-BGARIE, C. HUAN, Lettre et notes de l'amiral Darlan, Dok. 194, S. 319-321, Zitat hier S. 320.
[43] [44]

Philippe Ptain. Justiz, Finanzen und Wirtschaft, nationale Verteidigung, Landwirtschaft. Joseph Barthlemy, Yves Bouthillier, Charles Huntziger und Pierre Caziot.

[45]

[46]

Jean Bergeret (Staatsminister fr Luftfahrt), Jrme Carcopino (ffentlicher Unterricht), Ren Belin (Arbeit), Pierre Pucheu (industrielle Erzeugung), Charles Platon (Unterstaatssekret r fr die Kolonien), Jean Achard (Unterstaatssekretr fr Ernhrung und Versorgung), Jean Berthelot (Unterstaatssekretr fr Verkehr).
[47]

Nach Rumnien und Dnemark (am 11. bzw. 26. Juli 1940) hatte Frankreich am 18. April 1941 offiziell seinen Austritt aus dem Vlkerbund erklrt, vgl. Andr KASPI, La Deuxime Guerre mondiale, chronologie commente, Paris 1990, S. 193.
[48]

Seit dem 20. Mai 1941 fanden in Paris Verhandlungen in der Deutschen Botschaft mit der Franzsischen Regierung ber die Untersttzung deutscher Kriegshandlungen in Syrien/Irak und Nordafrika statt. Die Ergebnisse mndeten am 28. Mai in die Unterzeichnung der sogenannten "Pariser Protokolle", die Vereinbarungen ber eine deutsch-franzsische Zusammenarbeit zu Lande, zu Wasser und in der Luft in Syrien, im Irak, in Nord- sowie West- und quatorialafrika enthielten. Darber hinaus sicherte Darlan den Deutschen zu, der deutschen Marine den Hafen von Dakar als Sttzpunkt im Sdatlantik zur Verfgung zu stellen. Als Gegenleistung fr politische und wirtschaftliche Konzessionen seitens der Besatzer fate die Vichy-Regierung einen Kriegseintritt gegen England und die Vereinigten Staaten ins Auge. Jedoch verweigert der Ministerrat die Unterzeichnung der Vereinbarungen und stellte seinerseits Forderungen, die fr die deutsche Seite unannehmbar waren: Rckkehr zur Einheit des nationalen Territoriums (au er Elsa-Lothringen), Verringerung der Besatzungskosten, allmhliche Rckkehr der Kriegsgefangenen. Zum Wortlaut der Pariser Protokolle vgl. ADAP, Serie D, Bd. XII.1, S. 743-750.
[49]

In einem Appell an das franzsische Volk vom 15. Mai 1941 erinnerte Prsident Roosevelt an die Gefahr, welche die Kollaboration der Vichy-Regierung mit Deutschland fr die westliche Hemisphre darstellte. Dem franzsischen Volk, das die Ideale von Freiheit und freien Institutionen bewahrte, sicherte er Unterst tzung zu. Vgl. The public papers and adresses of Franklin D. Roosevelt, Bd. 10: 1941, New York 1950, S. 158-162.
[50]

Beschieung und Versenkung der in Mers el-Kbir vor Anker liegenden franzsischen Flotte durch britische Schiffe am 3.7.1941.
[51] [52]

Gescheiterter Landungsversuch frei-franzsischer und britischer Truppen am 23.-25.9.1940 in Dakar.

ber britische Bombenangriffe auf Syrien und die tunesische Hafenstadt Sfax, bei denen franzsische Soldaten ums Leben kamen, berichteten u.a. die Pariser Zeitung und Le Petit Parisien in ihren Ausgaben vom 19. bzw. 29. und 30. Mai 1941.
[53] [54]

Vgl. den folgenden Teil dieses Berichts. Gemeint sind hier Aktionen, die im Zusammenhang mit dem Beginn des Krieges gegen Jugoslawien vom 6.4.1941 standen.

[55]

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Am 11. Mai wurde der Nationalfeiertag von Jeanne d'Arc in ganz Frankreich begangen. ber die Feierlichkeiten berichtete u.a. Le Petit Parisien in seine Ausgaben vom 11. und 13. Mai 1941.
[56]

In der Kundgebung des Rassemblement national populaire, die im gro en Saal des Palais de la Mutualit stattfand, betonte Marcel Dat in seiner Rede den europischen Charakter der Figur Jeanne d'Arcs und hob den "humanen" Sinn ihrer Mission hervor. Dat appellierte, die Werte der Erde und des Bodens (les vertus de la terre et du sol) sowie das Geheimnis und die Realitt der hherwertigen Gemeinschaft der Nationen (le sens du sacrifice et la r alit de cette communaut suprieure aux nations) zu erkennen, das er im noch aufzubauenden Europa zu sehen vermochte. Zur Berichterstattung ber die Veranstaltung des RNP vgl. Le Petit Parisien vom 13. Mai 1941, S. 1 und 3.
[57] [58]

Vgl. den Lagebericht Mrz 1941, B I, innere Sicherheit. Departement Haut-Rhin. Departement Doubs. Departement Puy-de-Dme.

[59]

[60]

[61]

[62]

In seinen Sendungen hatte der britische Rundfunksender BBC, dessen Erkennungszeichen mit den ersten Takten der 5. Symphonie von Beethoven (3 mal kurz, ein mal lang) als Synonym f r das Funkzeichen "V" (= Victory bzw. Victoire) stand, die franzsische Bevlkerung dazu aufgerufen, in der Nacht vom 28. auf den 29.3.1941 durch Anbringen eines groen "V" ihre Sympathie fr Knig Peter von Jugoslawien zum Ausdruck zu bringen. Nicht zuletzt durch Winston Churchill wurde das "V"-Zeichen schon bald zum Symbol fr die Entschlossenheit zum Widerstand. Nach dem berfall auf die Sowjetunion reagierte Reichspropagandaminister Goebbels auf deutscher Seite mit dem Anbringen gro er Propagandaplakate, auf denen in Paris und in anderen groen franzsischen Stdten unter dem Zeichen "V" fr "Viktoria" die militrischen Erfolge des Reiches im Osten herausgestellt wurden. Beispiele hierzu s. Franois de LANNOY, Paris en Guerre 1939-1944, Paris 1994, S. 176-179. Am 13.9.1941 schrieb Goebbels ber seine Manahme: "Die V-Aktion ist in smtlichen Gebieten vollkommen erledigt. Ich bekomme Berichte, die davon sprechen, da von diesem englischen Propagandatrick berhaupt nicht mehr die Rede ist. Ich lasse deshalb auch die letzten Anklnge daran in unserer Propaganda allmhlich verschwinden. Immerhin werde ich auf der Lauer stehen, und sollten die Englnder einen neuen Versuch machen, die V-Propaganda zu intensivieren, so werde ich gleich wieder mit unserer Gegenaktion beginnen." Vgl. Die Tageb cher von Joseph Goebbels. Im Auftrag des Instituts fr Zeitgeschichte und mit Untersttzung des Staatlichen Archivdienstes Ru lands herausgegeben von Elke Frhlich Teil, II: Diktate 1941-1945, Bd. 1, Mnchen 1996, S. 411.
[63]

Vgl. dazu den Lagebericht M rz 1941, B, 1.

Maurice Thorez (1900-1964). Parteifhrer. Bergarbeiter, dann Bauarbeiter, 1920 bertritt von SFIO zur Kommunistischen Partei Frankreichs, seit 1924 Mitglied des Zentralrats, 1925 Mitglied des Politbros der PCF, 1928 bis 1939 Abgeordneter, seit 1930 Generalsekretr der PCF, Vertreter einer Volksfrontpolitik, Verteidiger des deutsch-sowjetischen Nichtangriffsvertrags, September 1939 Mobilisierung, Oktober 1939 Flucht nach Moskau via Stockholm und Riga, November 1939 Verurteilung zu sechs Jahren Gefngnis wegen Desertion durch Militrtribunal, Februar 1940 Verlust der franzsischen Staatsbrgerschaft, Unterzeichner des Appells vom 10. Juli 1940, Januar 1944 Antrag bei Delegation des CFLN in Moskau zur Rckkehr nach Algerien, November 1944 Rckkehr nach Frankreich, November 1945 bis Januar 1946 Staatsminister in erster Regierung de Gaulles ohne Gesch ftsbereich, 1946 bis 1964 Mitglied der Nationalversammlung, 1946/47 stellvertretender Ministerprsident und Staatsminister, 1964 Rcktritt als Generalsekretr, dann als Prsident der Partei.
[64] [65]

Richtig: Jacques Duclos (1896-1975). Politiker. Seit 1920 militanter Kommunist, 1926 Abgeordneter und Mitglied des Zentralkomitees, 1931 Mitglied des Politbros, beauftragt mit Missionen in Belgien und Spanien, Parteileitung in Br ssel nach Weggang von Maurice Thorez nach Moskau, Kontakte in Paris zur Deutschen Botschaft und Verhandlungen um Wiederzulassung der Zeitung L'Humanit, Unterzeichner des Appells vom 10. Juli 1940, der die Vichy-Regierung und den britischen Imperialismus anprangerte, 15. Mai 1941 Appell zur Bildung einer "nationalen Front", Anhnger eines militanten Widerstands gegen Besatzungsmacht, Ende 1942 Plne fr eine Allianz mit Gaullisten, 3. Oktober 1943 Anweisung zur Beteiligung an provisorischer Regierung, 1944 bis 1958 Abgeordneter der PCF, Senator.

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Andr Marty (1886-1956). Politiker. Mitglied der PCF von 1923 bis 1953, 1924 bis 1928 Abgeordneter des Departements Seine-et-Oise, 1929 bis 1932, 1936 bis 1940 und 1946 bis 1954 Abgeordneter des Departements Seine, Mitglied der beratenden und der verfassunggebenden Versammlung, Sekret r der Internationalen, Organisator der Internationalen Brigaden, stellvertretender Direktor der Humanit, Freimaurer.
[66]

Marcel Cachin (1869-1958). Politiker. Seit 1891 Mitglied des Parti ouvrier fran ais. Teilnahme an Kongre der Sozialisten 1904 in Amsterdam und Paris, 1914 Abgeordneter, 1917 diplomatische Mission in Ruland, 1918 bis 1958 Direktor der L'Humanit, 1935 Mitglied des Politbros der PCF und Senator, 1946 Abgeordneter.
[67]

Richtig: Benot Frachon (1892-1975). Gewerkschaftler. Mitglied der PCF, seit 1933 Generalsekret r der Confdration Gnrale du Travail Unitaire (CGTU), 1936 Sekretr der Confdration Gnral du Travail (CGT) nach Wiedervereinigung der Gewerkschaften, seit Oktober 1939 im Untergrund, Organisator der im Untergrund agierenden PCF, 22. August 1944 Aufruf zum Generalstreik, 1944 bis 1967 Generalsekretr der CGT.
[68] [69]

Departement Cte-d'Or. Departement Sane-et-Loire. Demarkationslinie. Nhere biographische Angaben nicht ermittelt. Sicherheitsdienst.

[70]

[71]

[72]

[73]

Camille Marchand (1873-1972). Polizeibeamter. 1894/95 Infanterie, anschlie end Vertreter des Parfmhauses Bourgeois, 1904 Polizeibeamter der Stadt Paris, 1914 Polizeikommissar, 1922 Abteilungsleiter, 1928 beigeordneter Direktor der stdtischen Polizei, 1931 Direktor, 1936 Generaldirektor, Februar 1941 Abgeordneter in der Funktion des Polizeiprfekten, Februar bis Mai 1941 Interimspolizeiprfekt von Paris, Ruhestand.
[74] [75]

Departement Vosges. Eisenbahntransportabteilung-Paris. Sdwestfrankreich. Nordostfrankreich. Sonderzge fr Fronturlauber.

[76]

[77]

[78]

[79]

[80]

Es handelte sich um 3 von dem deutschen Hilfskreuzer Pinguin ( Schiff 33) am 14./15.1.1941 in der Antarktis aufgebrachte norwegische Walkochereien, die mit ihrer Ladung nach Bordeaux als Prise eingebracht worden waren.
[81]

Departement Meurthe-et-Moselle. Departement Rhne. Departement Somme. Departement Somme. Departement Pas-de-Calais.

[82]

[83]

[84]

[85]

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[86]

Nhere Einzelheiten nicht ermittelt. Durchgangs-Strassen Nordwestfrankreich. Zugmaschienen. Kraftomnibus.

[87]

[88]

[89]

[90]

Fr die Betreuung und Unterbringung der Nachrichtenhelferinnen in eigenen Wohnheimen galten grundstzlich die gleichen Richtlinien wie fr die ab Sommer 1942 in den Bros der verschiedenen militrischen Dienststellen eingesetzten Stabshelferinnen, vgl. hierzu Befehl des Militrbefehlshabers in Frankreich. Getrennte Unterbringung von weiblichen Gefolgschaftsmitgliedern. 23.7.1941 bzw. Schreiben des Milit rbefehlshabers in Frankreich. Heimordnung fr Stabshelferinnenwohnheime. 6.7.1942, abgedruckt in: Ursula von GERSDORFF, Frauen im Kriegsdienst 1914-1945, Stuttgart 1969, Dok. 151 S. 338f. bzw. Dok. 172, S. 365f. sowie den Lagebericht April/Mai 1942, II 6.
[91] [92]

Departement Haute-Sane.

Gemeint ist hier Jacques Henry, der abgelst und zum Prfekten in den Landes ernannt wurde, diesen Posten aber nicht antreten konnte, da ihm die Deutschen den Zutritt zum besetzten Gebiet verweigerten, vgl. Journal Officiel vom 4. Mai 1961, S. 1960: N 1973. Dcret du 4 mai 1941 portant nominations (administration prfectorale).
[93]

Jacques Louis Georges Henry (1895- ? ). Verwaltungsbeamter und Jurist. 1914 Eintritt in den Verwaltungsdienst. 1914/18 Kriegsteilnahme. Anwalt an der Cour d'Appel in Toulouse. Verschiedene Verwendungen in der Verwaltung. 1938 Prfekt der Haute-Sane. 1941 abberufen und fr die Landes nominiert. 1941 Prfekt der Creuse. Im April 1943 Prfekt in Korsika, im August 1943 in den Pyrenes orientales und im November 1943 in Is re. 1944 zur Disposition gestellt. 1945 verabschiedet.
[94]

Anlage fehlt.

Vgl. Journal Officiel vom 22. April 1941, S. 1722f.: N 1768. - Loi du 19 avril 1941 instituant des prfets rgionaux, le 19 avril 1941 sowie ebenda, 27. April 1941, S. 1791: N 1857. - Dcret du 26 avril 1941 modifiant l'article 2 du dcret du 19 avril 1941 attribuant certains prfets les pouvoirs des prfets rgionaux, le 26 avril 1941.
[95]

Vgl. Journal Officiel vom 18. Oktober 1940, S. 5324: Loi du 4 octobre 1940 sur les ressortissants trangers de race juive, le 4 octobre 1940.
[96] [97]

Vgl. den Lagebericht Februar 1941, B III, 1.

Institut d'tudes des questions juives unter Leitung des ehemaligen Kolonialoffiziers Paul S zille. Das Forschungsinstitut organisierte die antisemitische Ausstellung im Palais Berlitz. Zu seinem "Freundeskreis" zhlten Anfang 1942 rund 11 000 Mitglieder. An die ffentlichkeit trat das Institut u.a. mit seinen Publikationen "Informations juives" (10 000 Exemplare Auflage) und "Je vous hais".
[98] [99]

Commisariat gnral aux questions juives.

Vgl. Journal Officiel vom 31. Mrz 1941, S. 1386: N 1450. - Loi du 29 mars 1941 crant un commissariat gnral aux questions juives, le 29 mars 1941.
[100] [101]

Vgl. Journal Officiel vom 31. Mrz 1941, S. 1387: Questions juives, le 29 mars 1941.

Vgl. Journal Officiel vom 5. Mai 1941, S. 1901-1903: N 1499. - Loi du 3 avril 1941 modifiant ou compltant les lois du 17 juillet 1940 concernant les magistrats, fonctionnaires et agents civils ou militaires relevs de leurs fonctions, du 13
[102]

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aot 1940 fixant la limite d'ge des agents des services ext rieurs du ministre des affaires trangres, du 12 septembre 1940 portant abaissement des limites d'ge des fonctionnaires de l'administration prfectorale, du 3 octobre 1940 portant statut des juifs, du 11 octobre 1940 sur le travail fminin et du 26 novembre 1940 fixant la limite d'ge des gouverneurs gnraux, gouverneurs et rsidents suprieurs des colonies, le 3 avril 1941. In Artikel 3 bestimmte das vorgenannte Gesetz die Entlassung von Juden aus dem ffentlichen Dienst. Die Erstauffhrung des unter der Regie von Veit Harlan 1940 gedrehten Films fand in Paris im Februar 1941 im Lichtspielhaus Colise in Anwesenheit von bekannten Vertretern des deutschen und franz sischen Films statt. In den Hauptrollen spielten Ferdinand Marian, Heinrich George, Werner Krau und Kristina Sderbaum. In verschiedenen Filmsequenzen setzte Harlan Juden aus dem Ghetto Lublin ein. Die 1827 verffentlichte Novelle von Wilhelm Hauff basierte auf Akten des Wrttembergischen Staatsarchivs. In seinem als authentisch ausgegebenen Historienfilm stellte Harlan die historische Figur des Joseph S-Oppenheimer entsprechend den rassistischen Propagandaabsichten des NS-Regimes als Abbild des kriminellen und amoralischen Juden dar, der mit Finanztricks das Herzogtum Wrttemberg ruiniert und Rassenschande betreibt. Nach Filmvorfhrungen kam es hufig zu antisemitischen Ausschreitungen. Nach dem Krieg wurde der Film in einem Gerichtsverfahren als "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" eingestuft. Zur zeitgenssischen Berichterstattung vgl. Pariser Zeitung vom 16. Februar 1941, S. 4.
[103] [104]

Vgl. hierzu den Lagebericht Juni/Juli 1941, B V, 2, Entjudung.

Vgl. Journal Officiel vom 20. April 1941, S. 1698: N 1661. - Loi du 12 avril 1941 instituant le 1er mai comme jour fri, fte du travail et de la concorde sociale, le 12 avril 1941. Auf deutscher Seite vgl dazu: BA-MA (Freiburg) RWD 19/2 (1941, Nr. 2-7): Der MBF, Verwaltungsstab, Abt. Wirtschaft, Wi VII/773/41, Betr.: Arbeitsleistung am 1. Mai, Paris, 18. April 1941.
[105]

In diesen Zusammenhang gehrt auch die Verlngerung der Antragsfrist fr die im Jahr 1940 geborenen Kinder zur Erlangung einer staatlichen Prmie, vgl. Journal Officiel vom 11. April 1941, S. 1563f.: N 1430. - Dcret du 13 mars 1941 portant modification du dcret du 30 dcembre 1939 relatif l'institution de primes la premire naissance, le 13 mars 1941.
[106]

Vgl. Journal Officiel vom 6. Mai 1941, S. 1917f.: N 1803. - Loi du 23 avril 1941 portant organisation gnrale des services de police en France, le 23 avril 1941.
[107]

Henri Chavin (1889- ? ). Verwaltungsbeamter. Anwalt, 1914 Mobilisierung, 1920 Kabinettschef des Prfekten des Departements Mayenne, 1921 Prfekt des Departements Somme, 1922 des Departements Nord, 1923 Unterpr fekt von Chteaubriant, 1929 Unterprfekt von Segr, 1932 ziviler Kabinettsdirektor des Marineministers Georges Leygues (1857-1933), 1933 Unterprfekt von Bthune, 1936 Kabinettsdirektor des Landwirtschaftsministers Paul Thellier (1899-1944), Prfekt des Departements Basses-Alpes, 1936 Prfekt des Departements Vaucluse, 1938 Haute-Vienne, 1939 Constantine, 1940 Generaldirektor der nationalen Sicherheit, August-September 1941 Generalsekretr der Polizei, Mitglied des Staatsrates, September 1944 Suspendierung von mtern, Oktober 1944 Widerrufung der Suspendierung. Obwohl Chavin nur kurz als Generalsekretr fr die Polizei amtierte, wurden whrend seiner Amtszeit auf der Grundlage des Gesetzes vom 23. Juli 1940 zur Denaturalisierung von den ihm unterstellten Dienststellen 4000 Ausl nder des Landes verwiesen. Seine kurzer Verbleib im Amt reichte jedoch nicht aus, die Strukturen der Polizei dauerhaft zu modifizieren.
[108]

Franois Bard (1889-1944). Konteradmiral. Absolvent der Marineschule, 1918 Leutnant zur See, 1926 Kapitn, September 1940 Prfekt des Departements Haute-Vienne, Mrz 1941 Konteradmiral, Chef des Generalstabs von Admiral Laborde, seit Mai 1941 Polizeiprfekt von Paris, Juni 1942 Rckkehr ins Marineministerium, dann franzsischer Botschafter in Bern.
[109]

Vgl. Journal Officiel vom 15. Mai 1941, S. 2046: N 2109. - Dcret du 14 mai 1941 portant nomination d'un prfet de police, le 14 mai 1941.
[110] [111]

Nach dem Einmarsch deutscher Truppen hatte Generalstabsoberst Slavko Kvaternik (1887-1946) am 10. April 1941 den unabhngigen Staat Kroatien proklamiert.
[112]

Departement Vosges.

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[113]

Vgl. den Lagebericht Mrz 1941, B III, 2.

Le Front Franc, 1936 von Jean Boisel (1891-1951) gegrndet, agitierte unter der Parole "Racisme International Fascisme" und verffentlichte die Zeitschrift Le Reveil du Peuple.
[114]

Le Francisme, 1933 gegrndet und von der Volksfront-Regierung aufgelst, wurde von seinem Grnder Marcel Bucard (1895-1946) unmittelbar nach seiner Freilassung aus deutscher Kriegsgefangenschaft 1941 wiedergegrndet. Die Bewegung gab die Zeitschrift Le Franciste heraus.
[115]

Eine entsprechende Verordnung fr Frankreich konnte im Journal Officiel nicht nachgewiesen werden. In Deutschland konnte "Der Reichsminister des Innern... Ausnahmen von der Vorschrift des 1 der Polizeiverordnung ber Tanzlustbarkeiten im Kriege vom 27. September 1939 (Reichsgesetzbl. I S. 1949) zulassen", s. Fnfte Polizeiverordnung ber Tanzlustbarkeiten im Kriege. Vom 25. Februar 1941, RGBl I 1941 S. 124f.
[116]

Unmittelbar nach der Niederlage, am 1. August 1940, waren die Chantiers von der Regierung in Vichy mit dem erklrten Ziel eingerichtet worden, durch eine sechsmonatige Dienstpflicht als Auffangbecken f r die aus dem Wehrdienst entlassenen Jugendlichen zu dienen. Von den deutschen Besatzungsbeh rden auf Grund ihres paramilitrischen Charakters fr die besetzte Zone am 18.8.1940 verboten (vgl. den Lagebericht August 1940, II 2), wurden die Chantiers de la Jeunesse im brigen Frankreich unter der Fhrung von Joseph de La Porte du Theil am 18. Januar 1941 mit der Einrichtung eines Generalkommissariats mit Sitz in Chtelguyon bei Vichy und 6 regionalen Kommissariaten (in Marseille, Clermont-Ferrand, Lyon, Toulouse, Montpellier und Algier, die ihrerseits wiederum jeweils zwischen 8 und 10 Lager zu je 1500 bis 2200 Mnnern verwalteten) zu einer staatlichen Einrichtung. Nach dem November 1942 von den Deutschen im Rahmen der Requirierung von Arbeitskrften fr den "Reichseinsatz" teilweise aufgehoben, wurden die Chantiers offiziel erst per Gesetz vom 10. Juni 1944 aufgelst. In den Jahren zwischen 1940 und 1944 gehrten den Chantiers insgesamt ca. 400 000 franzsische Jugendliche zeitweise an.
[117] [118]

Pierre Caziot.

Vgl. Journal Officiel vom 17. Juni 1941, S. 2529f.: N 1766 - Loi du 23 avril 1941 portant rorganisation du secrtariat d'tat l'ducation nationale et la jeunesse, le 23 avril 1941.
[119]

Nach einer Anzeigenkampagne in den Pariser Tageszeitungen f r die im Oktober 1940 beginnenden Sprachkurse hatte das Deutsche Institut innerhalb von 2 Wochen ca. 5 000 H rer gewonnen. Diese Zahlen stiegen einschlielich der im besetzten Gebiet eingerichteten Au enstellen des Instituts ber 11 649 Hrer im Dezember 1941 bis auf 14 894 im November 1942 an. An den franzsischen Schulen berflgelte im Schuljahr 1942/43 Deutsch als erste Fremdsprache Englisch in einem Verhltnis von 2:1. Auch die Kultur- und Vortragsveranstaltungen, die das Institut regelm ig in der Maison de la Chimie, 28 rue Saint-Dominique im 7 Arrondissement veranstaltet, verzeichneten in dieser Zeit hohe Besucherzahlen und diente den Mitarbeitern als Argument, um in ihren Berichten den Erfolg ihrer Arbeit zu unterstreichen, vgl. dazu E. MICHELS, Das Deutsche Institut in Paris, S. 65ff. sowie Frank-Rutger HAUSMANN, "Auch im Krieg schweigen die Musen nicht". Die Deutschen Wissenschaftlichen Institute im Zweiten Weltkrieg., G ttingen 2001, S.100-130.
[120] [121]

Mit einem Sonderzug trafen am 16. Mai 1941 das Ensemble und die Musiker der Berliner Staatsoper ein, die auf Einladung des Deutschen Instituts nach Paris kamen. Zu den Darbietungen in der Oper gehrten "Tristan und Isolde", "Die Entfhrung aus dem Serail", "Die Meistersnger von Nrnberg" sowie "Der fliegende Hollnder". Das Orchester, das noch weitere Konzerte gab, wurde von Herbert von Karajan dirigiert. ber die Auffhrungen berichteten Le Petit Parisien in seinen Ausgaben vom 17., 20., 22. und 24. Mai 1941 sowie die Pariser Zeitung in ihren Ausgaben vom 17., 18., 19., 22. und 24. Mai 1941.
[122]

Vgl. den Lagebericht Mrz 1941, B III, 3.

Insgesamt wurden dem Rasse- und Siedlungshauptamt 353 Archivkartons zur Ahnenforschung der SS zur Verfgung gestellt. Vgl. BA-MA (Freiburg) RW 35/344: Einsatzergebnisse der Gruppe Archivwesen in der Militrverwaltung Frankreich 1940-1944, S. 10.
[123]

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[124]

Es handelte sich um den Bestand AJ 6 Commission Interalli e des Rparations (C.R.) in den Archives Nationales. Lutz Graf Schwerin von Krosigk.

[125]

Die in den besetzten Gebieten Belgiens, Luxemburgs und Frankreichs geltenden Bestimmungen ber die Erhebung von Zllen sowie der gleichzeitig mit ihnen zu erlegenden Abgaben und Geb hren galten aufgrund der Verordnung vom 23. Mai 1940 als weiterhin in Kraft. Vgl. Verordnungsblatt fr die besetzten franzsischen Gebiete Nr. 2 vom 10. Juli 1940, S. 46: Verordnung ber die Erhebung von Zllen in den besetzten Gebieten Belgiens, Luxemburgs und Frankreichs. Vom 23. Mai 1940.
[126]

Zu den Verhandlungen im April 1941 vgl. La Dlgation Franaise auprs de la Commission Allemande d'Armistice. Recueil de Documents, Tome IV, Paris 1957, S. 256-358.
[127]

Zu den Verhandlungen vom 11.-18.5.1941 vgl. La Dlgation Franaise auprs de la Commission Allemande d'Armistice. Recueil de Documents, Tome IV, Paris 1957, S. 411-420.
[128] [129]

Zu den verschiedenen Steuerregelungen vgl. BA-MA (Freiburg) RW 35/1185.

Vgl. Journal Officiel vom 9. Juni 1941, S. 2390-2391: N 2237 - Loi du 26 mai 1941 modifiant les lois des 30 novembre 1892 et 26 juillet 1935 sur l'excercice de la mdecine et de l'art dentaire, le 26 mai 1941.
[130] [131]

Anlage 5, hier nicht aufgenommen. Gonorrhoe. Departement Basses-Pyrnes. Anlage 4, hier nicht aufgenommen.

[132]

[133]

[134]

[135]

Die Vichy-Regierung reagierte auf die zunehmenden Versorgungsschwierigkeiten mit dem Versuch einer gesetzlichen Neuregelung der Milcherzeugung, s. Journal Officiel vom 7. Juni 1941, S. 2358: N 2370. - Loi du 1er juin relative l'organisation de la production laitre, le 1er juin 1941 sowie ebenda vom 20. Juli 1941, S. 3046: N 2728. - Loi du 30 Juin 1941 relative l'organisation de la production laitire, le 30 juin 1941.
[136]

Departement Seine. Anlage 6, hier nicht aufgenommen. Vgl. den Lagebericht Februar 1941, B III 7.

[137]

[138]

Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshaber in Frankreich Nr. 33 vom 15. Mai 1941, S. 260-261: Verordnung gegen das unbefugte berschreiten der Grenzen und militrischen Sperrlinien des besetzten franzsischen Gebietes und ber die Aus-, Ein- und Durchfuhr von Waren. Vom 28. April 1941.
[139] [140]

Vgl. den Lagebericht Mrz 1941, B III 7. Nicht ermittelt. Departement Allier. Gustav Simon.

[141]

[142]

[143]

[144]

Die "Zentraldienststelle der Volksdeutschen Bewegung der Luxemburger in Frankreich" befand sich in der Avenue Hoche, in Paris im 8. Arrondissement.

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Heinrich Himmler (1900-1945). Reichsfhrer SS. 1917 Fahnenjunker im bayerischen Infanteriereiment 9. 1919 Freikorps. 1922 Diplomlandwirt. 1922 Eintritt in die NSDAP. 1923 Teilnahme am Hitler-Putsch. 1925 Gaugeschftsfhrer, dann stellvertretender Gauleiter fr Niederbayern. 1927 stellvertretender, 1929 Reichsfhrer SS. 1933 Polizeiprsident von Mnchen, dann Kommandeur der politischen Polizei in Bayern.. 1934 bernahme der Gestapo in Preuen von Hermann Gring. 1936 Chef der Deutschen Polizei. 1939 Reichskommissar fr Festigung des deutschen Volkstums. 1943 Reichsinnenminister. 1945 Oberbefehlshaber des Ersatzheeres und Chef der Heeresr stung. Im April 1945 nach Gesprchen mit Graf Bernadotte von Hitler aller seiner mter enthoben, begeht nach Verhaftung durch die Briten Selbstmord.
[145]

Vgl. Journal Officiel vom 4. Mai 1941, S. 1893f.: N 1561. - Loi du 6 avril 1941 relative l'quipement national, le 6 avril 1941.
[146]

Whrend im Januar/Februar 1933 die Losung Hitlers "Gebt mir vier Jahre Zeit" Wahlpropaganda war, stand hinter dem Vierjahresplan vom Sommer 1936 die konkrete Forderung, Deutschland in vier Jahren militrisch und wirtschaftlich kriegsfhig zu machen. Zu diesem Zweck wurde eine Oberste Reichsbeh rde unter Leitung eines Beauftragten fr den Vierjahresplan geschaffen, zu dem Hitler Hermann Gring ernannte. 1940 verlngerte Hitler dessen Vollmachten um weitere vier Jahre. Zu den Forderungen Hitlers im Einzelnen s. Wilhelm TREUE, Hitlers Denkschrift zum Vierjahresplan 1936, in: VfZ 3 (1955) S. 184-210.
[147]

Vgl. Journal Officiel vom 7. Mai 1941, S. 1945: N 1900. - Dcret du 4 mai 1941 portant nomination du dlgu gnral responsable et des membres du comit de direction du comit d'organisation du commerce, le 4 mai 1941.
[148]

Vgl. Journal Officiel vom 7. Mai 1941, S. 1944f.: N 1900. - Dcret du 4 mai 1941 portant cration du comit gnral d'organisation du commerce, le 4 mai 1941.
[149] [150]

Nhere Einzelheiten nicht ermittelt. Yves Bouthillier.

[151]

Vgl. Journal Officiel vom 15. Mai 1941, S. 2046: N 1211. - Loi du 17 mars 1941 accordant une nouvelle tranche d'avance de 200 millions de francs en vue de l'application de la loi du 27 ao t 1940, le 17 mars 1941.
[152]

Vgl. Journal Officiel vom 18. April 1941, S. 1658-1662: N 1071. - Loi du 9 mars 1941 sur la rorganisation de la proprit foncire et le remembrement, le 9 mars 1941.
[153]

Am 31. Mai 1941 erffnete Fernand de Brinon in Gegenwart von Otto von Stlpnagel und Vertretern der Diplomatie und Armee im Grand Thtre die Ausstellung "Das europische Frankreich". Neben Kreationen aus der Modewelt konnten die Besucher den Fortschritt der Wasserkraft, der Eisenbahn und des Handwerks verfolgen. Die Ausstellung wurde von Theater-, Kino-, Marionetten-, Tanz- und Gesangveranstaltungen umrahmt. Vgl. Le Petit Parisien vom 1. Juni 1941, S. 1 und 5.
[154]

Der Generalbevollmchtigte fr das Kraftfahrwesen, Generalmajor Adolf von Schell, der Leiter der italienischen Vereinigung der Automobilindustrien, Prsident Acutis, und der Leiter des Organisationskomitees der franzsischen Automobilindustrie, Franois Lehideux, grndeten am 1. Mrz 1941 einen Ausschu zur Vorbereitung einer zuknftigen engen Zusammenarbeit der europischen Automobilindustrien. Im Komitee waren unter dem Vorsitz von Oberst Th nissen, dem Chef des Stabes beim Bevollmchtigten fr das Kraftfahrwesen, Deutschland, Frankreich und Italien mit jeweils f nf Delegierten vertreten. Als Ziel war geplant, Organisierung und Rationalisierung der Produktion und der Verteilung des europischen Automobilmarktes ebenso abzustimmen wie die au ereuropischen Beziehungen der drei Automobilindustrien. Unterausschsse waren zustndig fr die Regelung der Typenfragen, die Standardisierung, die Marktorganisation, den Export und die Verkehrsgesetzgebung.
[155]

Adolf von Schell (1893-1967). Generalleutnant. 1914/18 Kriegsteilnahme, Leutnant. Reichswehr. 1938 Oberst und Amtsgruppenchef im Oberkommando des Heeres, zugleich Generalbevollm chtigter fr das Kraftfahrwesen und Unterstaatssekretr im Reichsverkehrsministerium. 1940 Generalmajor. 1942 Generalleutnant. 1943 Kommandeur der 25. Panzerdivision im Osten und in Dnemark. 1944 verabschiedet.

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Die Vereinbarung der Automobilindustrien wurde vor allem deshalb begr t, weil die franzsische Automobilindustrie als gleichberechtigter Partner mit Deutschland und Italien zusammenarbeiten sollte. Wie Lehideux in einer Pressemitteilung erklrte, war zunchst nicht geplant, das Komitee in ein Kartell zu verwandeln. Der vorl ufige Charakter des Komitees wurde damit begrndet, da gegenwrtig keine endgltigen Abreden ber die zuknftige Zusammenarbeit mglich sind, jedoch Vorbereitungen getroffen werden mssen, um nach Kriegsende mit einer Rationalisierung und Kostensenkung beginnen zu knnen, um dem vorauszusehenden Grobedarf gerecht zu werden. Vgl. Pariser Zeitung vom 4. Mai 1941, S. 7.
[156] [157]

Richtig: Au Pilori.

Die Angaben der Zeitung Au Pilori bezogen sich ausschlielich auf den jdischen Anteil in Berufszweigen in Paris und galten nicht fr Gesamtfrankreich. Vgl. Au Pilori vom 15. Mai 1941, S. 5. Wie im Bericht des Militrbefehlshabers gab auch die Pariser Zeitung am 22. Mai 1941 flschlicherweise den ermittelten Prozentsatz von Juden fr die gesamte franzsische Wirtschaft an.
[158]

Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 32 vom 5. Mai 1941, S. 255-258: Dritte Verordnung ber Manahmen gegen Juden. Vom 26. April 1941.
[159] [160]

Dr. Stenger. Keine weiteren biographischen Daten ermittelt. Anlage 9, hier nicht aufgenommen. Departement Loire, vgl. dazu auch den Lagebericht M rz 1941, V 2, Textilien.

[161]

[162]

Mit einem entsprechenden Gesetz versuchte Vichy gezielt die R ckkehr von Familien auf das Land zu frdern, s. Journal Officiel vom 31. Mai 1941, S. 2262f.: N 2293. - Loi du 30 mai 1941 relative au retour la terre des familles d'origine paysanne.
[163]

Zum Erla einer entsprechenden Verordnung vgl. Journal Officiel vom 4. Juni 1941, S. 2322: Arrt du 3 avril 1941 rendant obligatoire la lutte contre le doryphore.
[164]

Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 30 vom 20. April 1941, S. 245-250: Verordnung ber den Verkehr mit bezugsbeschrnkten Lebens-, Genu- und Futtermitteln. Vom 9. April 1941.
[165]

Mit strengen kriegsgerichtlichen Strafen ahndete der Militrbefehlshaber die bertretung der Rationierungsvorschriften. Die Ausstellung von Wehrmachtbezugscheinen oder anderen Bescheinigungen wurde k nftig mit Geldbuen oder Gefngnisstrafe geahndet. Auerdem war bereits der Versuch einer Tuschung strafbar. Vgl. Pariser Zeitung vom 27. April 1941, S. 4.
[166]

Anlage 7. Demnach waren im April und Mai pro Woche fr Normalverbraucher folgende Stze vorgesehen: Brot 1925 gr (Arbeiter 2 450 gr); Fleisch 250 gr; Fett 100 gr (erhht auf 125 gr); Kse 50 gr (erhht auf 70 gr); Zucker 500 gr (Monat); Nhrmittel (Teigwaren) 250 gr (Monat); Kaffee-Ersatz 250 gr (Monat).
[167]

Anlage 7. Fr Schwer- und Schwerstarbeiter galten pro Woche im Mai 1941 folgende Stze: Fleisch 100 g bzw. 200 g.; Fett 70 g bzw. 140 g.
[168] [169]

Jean Achard.

Vgl. Journal Officiel vom 15. Juni 1941, S. 2502f.: N 2394. - Loi du 9 juin 1941 ayant objet le maintien du cheptel dans les exploitation agricoles.
[170] [171]

Anlage 1, hier nicht aufgenommen. Robert Wagner.

[172]

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Lagebericht - April - Mai 1941 (MBF)

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[173]

Richtig: 7. Mai 1941.

Zwischen den deutschen Behrden und Admiral Darlan wurde vereinbart, die Demarkationslinie fr den Waren- und Geldverkehr zu ffnen. Zivilpersonen erhielten die Erlaubnis, zwischen beiden Zonen im Falle von schweren Erkrankungen und Todesfllen naher Verwandter zu verkehren. Fr Postkarten ohne Ansicht wurde der Postverkehr freigegeben. Neben den genannten Erleichterungen wurde au erdem eine Herabsetzung der Besatzungskosten vereinbart. Zu weiteren Auswirkungen des Abkommens vgl. Pariser Zeitung vom 8. Mai 1941, S. 6.
[174] [175]

Vgl. den Lagebericht Mrz 1941, B IV 5.

Vgl. Journal Officiel vom 27. April 1941, S. 1791f.: N 1390. - Dcret du 27 mars 1941 portant publication et mise en vigueur de l'accord de payement entre la France et la Finlande sign le 28 fvrier 1941.
[176] [177]

Anlage 10, hier nicht aufgenommen.

[178]

Anlage 11. Nach Berufsgruppen handelte es sich um 19 205 Metallarbeiter, 18 947 Bauarbeiter und 12 774 Sonstige. Hiervon waren 22 705 Franzosen, 7 464 Polen, 6 698 Russen, 6 009 Italiener, 5 318 Serben und Sonstige sowie 2 732 Slowaken. Vgl. Journal Officiel vom 11. April 1941, S. 1555: N 1448. - Loi du 29 mars 1941 portant cration d'une allocation de salaire unique.
[179]

Richtig: 18.4.1941, vgl. Journal Officiel vom 23. April 1941, S. 1730: N 1660 - Loi du 12 avril 1941 relative au rgime des congs pays en 1941. Den Minenarbeitern wurden weitere 4 Tage zugestanden, vgl. Journal Officiel vom 19. Juni 1941, S. 2569: Arrt du 24 mai dterminant la dure du cong des ouvriers des mines de houille en 1941, le 24 mai 1941.
[180]

Vgl. Journal Officiel vom 9. April 1941, S. 1523: N 1262. - Loi du 21 mars 1941 relative la situation, au regard de la lgislation du travail, de certaines catgories de travailleurs.
[181]

Vgl. Journal Officiel vom 20. April 1941, S. 1698: N 1661. - Loi du 12 avril 1941 instituant le 1er mai comme jour fri, fte du travail et de la concorde sociale.
[182]

Vgl. Journal Officiel vom 9. April 1941, S. 1522f.: N 1549. - Loi du 15 fvrier 1941 modifiant le dcret du 29 juillet 1939 relatif la famille et la natalit franaise.
[183] [184]

Nhere Einzelheiten s. BA-MA (Freiburg) RW 36/1405. Vgl. Monatsbericht vom Dezember 1940 und Januar 1941, B IV 7, 1.

[185]

Vgl. Journal Officiel vom 8. Juli 1941, S. 2854: N 2534 - Loi du 18 juin 1941 relative la cration d'une caisse centrale de dpts et de virements de titres.
[186] [187]

Departement Indre-et-Loire.

Gemeint ist hier vermutlich die Auerkraftsetzung des (nicht verffentlichten) Abkommens vom 28. Mai 1938 ber die Regelung von Zahlungen aus dem Versicherungsverkehr, durch ein neues Abkommen vom 26. Februar 1941, vgl. Reichsgesetzblatt 1941, Teil II, S. 88 bzw. ebenda Teil I, Sachverzeichnis, S. 61.
[188] [189]

Name nicht ermittelt. Vgl. den Lagebericht Mrz 1941, B IV, 8b, b. Zusatzausfuhrverfahren.

[190]

[191]

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[192]

Anlage hier nicht aufgenommen. Anlage hier nicht aufgenommen.

[193]

Kurt Schreiber (Nordwestfrankreich), Karl-Ulrich Neumann-Neurode (S dwestfrankreich), Eduard Freiherr von Rotberg (Nordostfrankreich), Moritz von Faber du Faur (Bordeaux).
[194] [195]

Anlage fehlt. Anlage hier nicht aufgenommen. Anlage hier nicht aufgenommen. Vergl. den Lagebericht Mrz 1941, B V, 2. Leichtes Maschinengewehr. Nhere Einzelheiten nicht ermittelt. Gerd von Rundstedt. Hermann Gring.

[196]

[197]

[198]

[199]

[200]

[201]

[202]

Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 35 vom 5. Juni 1941, S. 269-270: Verordnung ber den Luftschutz im besetzten franzsischen Gebiet. Vom 28. Mai 1941.
[203] [204]

Departement Seine-Infrieure. Departement Manche. Motorisierte Sicherheits- und Hilfsdienst-Abteilungen. Anlage hier nicht aufgenommen. Departement Doubs. Departement Marne. Departement Marne. Organisation Todt. Departement Seine-Infrieure. Departement Aisne. Departement Loiret. Departement Aisne.

[205]

[206]

[207]

[208]

[209]

[210]

[211]

[212]

[213]

[214]

[215]

Als Folge der Strafrechtsnovelle vom 28.6.1935 war laut 175 Reichs-Strafgesetzbuch in Deutschland grunds tzlich jede Form der Unzucht mit einem anderen Mann strafbar und nicht nur, wie bis dahin beischlafhnliche Handlungen zwischen
[216]

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Lagebericht - April - Mai 1941 (MBF)

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Mnnern. Darber hinaus definierte 175 a vier verschiedene Formen der mnnlichen Homosexualitt, die mit Zuchthaus bis zu zehn Jahren bestraft werden konnten. Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshaber in Frankreich Nr. 33 vom 15. Mai 1941, S. 260-261: Verordnung gegen das unbefugte berschreiten der Grenzen und militrischen Sperrlinien des besetzten franzsischen Gebietes und ber die Aus-, Ein- und Durchfuhr von Waren. Vom 28. April 1941.
[217] [218]

Vergl. den Lagebericht Mrz 1941, B VI. Departement Manche. Departement Cte-du-Nord. Anlage hier nicht aufgenommen. Entlassungen wegen Dienstuntauglichkeit.

[219]

[220]

[221]

[222]

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AN, AJ 40/443

Der Militrbefehlshaber in Frankreich[1] Kommandostab Abteilung Ia Br.[ief]B.[uch] Nr. 830/41 g.[eheime] K[omman]dos.[ache] Paris, den 31. Juli 1941[2]

Betr.: Lagebericht Juni/Juli 1941

Anlagen:

1 Heft Lagebericht 1 Heft Anlagen

Geheime Kommandosache ! An den Herrn Oberbefehlshaber des Heeres[3]

Beiliegend wird der Lagebericht Juni/Juli 1941 vorgelegt.

Der Militrbefehlshaber von Stlpnagel

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Verteiler[4]:

O.K.H.[5] Adj. Ob.d.H.[6] Adj. Chef Gen.Stb.d.H.[7] Gen.Qu.[8] O.Qu I O.Qu V G.Z.[9] Op. Abt.[10] Org.Abt.[11] O.Qu IV Abt. fremde Heere West Heerwesen-Abt. Chef Transportwesen Chef H.N.W.[12] Chef H Rst und BdE[13] Personalamt 1. 2. 3. u. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. bis 18. 19. Ausfertigung " " " " " " " " " " " " " "

O.K.W.[14] W F St/L[15] A Ausl.Abw.[16] 20. 21. " "

Militrbefehlshaber in Frankreich Kommandostab 22. bis 26. "

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Ia Ic IIa III. Abwehrleitstelle Prop.Abt.[17] V.O.V.F.[18] Verb.Offz. zur Deutschen Botschaft[19]

27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. u. 35.

" " " " " " " "

Verwaltungsstab O.Qu.West[20] W.Wi.R.-Stab Frankreich[21] Hh.Nachr.Fhrer[22] Wehrmachttransportleitung Paris[23] Mil.Verw.Bez. A Mil.Verw.Bez. B Mil.Verw.Bez. C Mil.Verw.Bez. Bordeaux Kommandant von Gross-Paris[24]

36. bis 86. 87. 88. 89. 90.

" " " " "

91. bis 93. 94. bis 96. 97. bis 99. 100. bis 102. 103.

" " " " "

Nachrichtlich Oberbefehlshaber West[25] zugl. fr AOK's[26] 104. bis 107. "

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Waffenstillstandskommission Kommand.[ierender] Admiral Frankreich[27] General der Luftwaffe Paris[28] Militrbefehlshaber Nordfrankreich[29] Akte Ia - Reserve in Belgien

108. 109. "

110. und 111.

" "

112. bis 125.

"

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Geheime Kommandosache!

Der Militrbefehlshaber in Frankreich Kommandostab Abteilung Ia Br. B. Nr. 830/41 g.[eheime] K[omman]dos.[ache]

Lagebericht fr die Monate Juni/Juli 1941[30]

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Inhaltsverzeichnis

I. Die politische Lage

II. Aufbau der Dienststellen des Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] in Fr[an]kr.[eich] 1) Stbe 2) L[an]d[es]sch.[tzen]-Einheiten 3) Bewachungsaufgaben 4) Militrisches Nachrichtenwesen 5) Bodenstndige Einrichtungen 6) Kriegsgefangene III. Exekutive und Gerichtsbarkeit

IV. Die franzsische Verwaltung 1) Allgemeines 2) Polizeiwesen 3) Schule und Kultur 4) Finanzwesen 5) Gesundheitswesen 6) Veterinrwesen 7) Justizwesen 8) Post- und Nachrichtenwesen 9) Deutschtum und Rckwanderung V. Die franzsische Wirtschaft 1) Allgemeines (Vordringliche Probleme)

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2) Die Entwicklung in den einzelnen Zweigen der gewerblichen Wirtschaft 3) Ernhrung und Landwirtschaft 4) Forst- und Holzwirtschaft 5) Auswrtiger Waren- und Zahlungsverkehr 6) Arbeitseinsatz und Sozialfrsorge 7) Bank-, Brsen- und Versicherungswesen 8) Preisregelung

VI. Verkehrswesen

I. Die politische Lage. Ostfeldzug Die erfolgreichen Operationen gegen die UdSSR[31] - die Verwirklichung der europischen Sendung des Reiches - der franzsische Kampf gegen England in Syrien und seine Liquidation[32] haben in ihrer Auswirkung keine grundlegende Wandlung in der Haltung der franzsischen Regierung und des franzsischen Volkes herbeigefhrt. Geisteshaltung des fr[an]z.[sischen] Volkes Die zuerst gnstige Reaktion auf den unerwarteten Schlag gegen den Bolschewismus machte bald wieder der alten Lethargie und Unentschiedenheit Platz, obwohl der "antibolschewistische Kreuzzug" dem Gedankengang des "francais [sic!] moyen" entsprach.

Grnde: Die Sowjet-Union liegt fr das franzsische politische Denken ausserhalb der "Gefahrenzone", sie bedroht durch ihren Dynamismus und ihre imperialistischen Ziele "nur sehr mittelbar" die securit; nur die Furcht vor dem Kommunismus weckte anfnglich Zustimmung. Ein grsserer Teil der franzsischen Bevlkerung, verwhnt durch die deutschen Blitzkriege und ohne jede Vorstellung von Raum und Strke der UdSSR, schienen selbst durch grosse Erfolgsmeldungen propagandistisch nicht gefasst zu sein. Die Verlngerung der Gesamtkriegsdauer und damit der Besatzungszeit ist der hauptschlichste point de vue, der durch die vermehrten britischen Luftangriffe[33] mit ihren zwangslufigen Rckwirkungen noch beeindruckt wird. So enttuscht der Widerhall des deutschen Freiheitskampfes im Osten. Die Anteilnahme an der Werbung fr die franzsischen Freiwilligenverbnde zum Kampf gegen den Bolschewismus[34] blieb bisher

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gering; die Vichyregierung hat sich erst am 25. Juli an der Aufstellung interessiert gezeigt - wohl mehr aus Grnden der ratio als des Herzens[35]. Die Widerstandsbewegungen erhielten naturgemss Auftrieb[36]. Die Kommunisten, denen durch den deutsch-russischen Nichtangriffspakt vom August 1939 der Wind aus den Segeln genommen war, frischten alte Propagandaideen auf, das anglophil-gaullistische Lager glaubte, durch angebliche "Schwchezeichen" (vermehrte englische Luftangriffe, schiefe Vergleiche mit 1812[37]) neue Ansatzpunkte fr seine Whlarbeit gewinnen zu knnen. Ewig Unverbesserliche glaubten Morgenluft zu wittern und hofften, dass sich Deutschland und die UdSSR gegenseitig "auffrssen". Wenn auch die Auswirkung der deutschen Ostoperationen auf die franzsische Gesamthaltung nicht strker war, so konnte aber auch die gesteigerte deutsch-feindliche Propaganda keine entschlossenere Stellungnahme des franzsischen Volkes gegen Deutschland herbeifhren. Selbst der Verlust Syriens blieb ohne wesentlichen Einfluss; er verstrkte nur die Zweifel ber Darlans "richtigen Weg" [38]. Der Verlust Syriens, mit dem man franzsischerseits gerechnet hatte, konnte die Gemter nicht mehr spontan erregen.

Die Unentschiedenheit des franzsischen Volkes erwies sich am deutlichsten im Verlaufe des 14. Juli, der trotz gesteigerter Hetzpropaganda und zahlreicher alarmierender Nachrichten - von unbedeutenden Zwischenfllen abgesehen - im ganzen besetzten Gebiet sehr ruhig verlief. Vorbeugende Massnahmen und der soldatisch gute Truppenvorbeimarsch (Panzerkampfwagen) am 9.7. in Paris hatten freilich auch das Ihre getan. Hin- und hergerissen zwischen der deutsch-feindlichen Tradition und der Einsicht in die Mglichkeiten und Notwendigkeiten einer deutsch-franzsischen Zusammenarbeit weiss der einzelne Franzose nicht, was er tun soll. Die franzsische Fhrung aber, die Richtung geben knnte, scheint sich in vielem selbst noch nicht klar zu sein und fhlt sich durch angebliches deutsches Hinhalten enttuscht.

Haltung der frz. Regierung. Aussenpolitik Admiral Darlan hatte seinen neuen Kurs eingeschlagen in der Absicht, das Problem der deutschfranzsischen Beziehungen vom Statut des "diktierten Waffenstillstandes" auf das Gebiet der freiwilligen Zusammenarbeit zweier souverner Staaten herbeizufhren. Als die Durchfhrung der Pariser Protokolle[39] Frankreich in einen Konflikt mit Gro-Britannien brachte (Syrien), glaubte Darlan den Zeitpunkt zu einer nderung der franzsischen Situation fr gekommen: Frankreich knne nicht unter den Beschrnkungen des Waffenstillstandes in einen offenen Krieg eintreten. Solche Gedankengnge fhrten zu der Note vom 14.7., die Verhandlungen erstrebte unter Hinweis auf das vermehrte Risiko und die Gefhrlichkeit der Lage[40]. Argumente der Note:

Schwchung des militrischen Potentials in Nordafrika infolge Verlagerung von Einheiten nach Syrien; gesteigerte Feindseligkeit Englands und Amerikas gegen Frankreich

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wachsende militrische Vorbereitungen fr einen Zugriff auf Frankreichs koloniale Besitzungen, Dakar zwangslufige Schwchung der deutschen Luftabwehr im besetzten Gebiet Verstrkung der englischen Luftangriffe auf die franzsische Industrie; Schwchung der Regierung durch den Verlust Syriens gegenber der ffentlichen Meinung infolge angeblichen Ausbleibens "sichtbarer deutscher Zugestndnisse".

Obwohl sich die Note eindeutig auf die Seite Deutschlands stellt und sogar erstmalig mit Italien in Verhandlungen eintreten will, knnte man daraus doch vielleicht auch schliessen, dass Frankreich die derzeitige deutsche Ostbindung fr eigene politische Vorteile ausntzen will. Jedenfalls glaubt Darlan so scheint es wenigstens - das Risiko eines offenen Kampfes gegen England und USA nur bernehmen zu knnen, wenn er ber Frankreichs Zukunft in Europa Klarheit erhlt und den Massen greifbare Vorteile seiner Politik aufzeigen kann[41].

Innenpolitik In der Innenpolitik hat sich die Situation noch nicht einwandfrei geklrt. Darlan hat fr das Innenministerium den tatkrftigen Pucheu zu seinem Staatssekretr gemacht, um das lngst notwendige revirement unter den Prfekten durchzufhren. Die vom Militrbefehlshaber wiederholt und eindringlich ausgesprochene Forderung einer energischen und klaren Planung und Fhrung in der Versorgung Gesamtfrankreichs einschliesslich bersee wurde noch nicht erfllt. Wohl ist der zweifelhafte Achard ausgebootet[42], Caziot blieb aber vorlufig trotz des Druckes des Militrbefehlshabers in einer nur formellen Konzentration ohne neue, energische und fachlich hervorragend durchgebildete Hilfskrfte.

Folgerungen Der Druck der Versorgungslage und die Not der arbeitenden Massen infolge des Missverhltnisses zwischen Preisen und Lhnen wird gemildert werden, wenn er von einem Frankreich mit festen Zukunftsideen ertragen werden kann. Auch die Neigung zu einer praktischen Zusammenarbeit mit Deutschland drfte sich dann erhhen. Es bedarf vielleicht nur[43] eines berzeugenden Anstosses, um die Bahn frei zu machen fr den Gedanken der europischen Zusammenarbeit unter der Fhrung Deutschlands, das allein die Freiheit des Handelns zur Verwirklichung besitzt - auch zum Heile Frankreichs!

Innere Sicherheit Die Zahl der Sabotageflle ist trotz der verstrkten kommunistisch-gaullistischen Propaganda zurckgegangen. (von 54 im Juni auf 37 im Juli). Die Abwehrlage ist aber nur scheinbar gnstiger geworden. Whrend der Gegner frher Aktiv-Krfte aus dem besetzten Gebiet fortzog, versucht er in

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letzter Zeit, die deutsch-feindlichen Elemente in der franzsischen Bevlkerung zu erfassen und fr Spionage und Sabotage besonders in lebenswichtigen und Rstungsbetrieben vorzubereiten. Der englische Nachrichtendienst brachte auf dem Seewege und durch Fallschirmsprung mit Funk- und Sendegert ausgerstete Hauptagenten ins besetzte Gebiet, die verhaftet wurden. Ein verstrkter Einsatz von Brieftauben und von Freiballons mit Flugblttern wurde vor allem im Kstengebiet festgestellt. Einheitlich gesteuerte und organisierte Sabotage konnte nicht festgestellt werden. Doch haben sich zum ersten Male Anschlge auf Eisenbahnanlagen (im selben Raume in wenigen Tagen 4) ereignet. Die Untersuchung ist noch nicht abgeschlossen. Das Vorliegen kommunistischer Sabotage kann als sicher angenommen werden. Eine Erhhung der Bewachung ist aus Krftemangel (s. S. 5[44]) nicht mglich. Erstmalig wurden an zwei Stellen Flugbltter gefunden, die die Wehrmacht kommunistisch zu zersetzen suchen, indem sie die Soldaten auffordern, mit dem Krieg und dem Hinmorden von Frauen und Kindern durch Fliegerangriffe ein Ende zu machen. Die kommunistische Bewegung, die durch den Krieg im Osten einen starken Auftrieb erfuhr, wrde sich wohl gefhrlicher ausgewirkt haben, wenn sie nicht durch die Aktion Theoderich[45] fhrerlos geworden wre. Durch die an der Demarkationslinie eingetretenen Erleichterungen hat sich der Verkehr an der Demarkationslinie mehr als verdoppelt. Im vergangenen Monat haben die bei der Passierscheinstelle VI in Paris eingegangenen Antrge die Zahl von 50 000 und in Moulins[46] von 20 000 berschritten. Die Zahl der monatlichen Aufgriffe wegen illegalen berschreitens bewegt sich unverndert zwischen 3 000 bis 3 500. Die Gerichte bei den Feld- und Kreiskommandanturen knnen nur die schweren Flle ahnden, leichte Flle (mehr als die Hlfte) werden eingestellt. Infolge des Fehlens einer einheitlichen Leitung und Organisation der deutsch-feindlichen Krfte ist die innere Sicherheit des Landes nicht gefhrdet.

II. Aufbau der Dienststellen des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] in Fr[an]kr.[eich] (vgl. Anlage 1[47]) 1.) Stbe: Stand 1.8.41 (vgl. Anlage 2[48]) 4 Bezirkschefs[49] Kommandant von Gross-Paris 38 Feldkommandanturen 142 Kreiskommandanturen.

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Es wurden verlegt: F.K. 541 von M[on]t. de Marsan nach Biarritz (Dep.[artement] Basses Pyrnes) K.K. 896 von Asnires nach St. Denis (Dep.[artement] Seine) Wehrgeologenstelle 8 ist ausgeschieden. Die weiteren Wehrgeologenstellen sind zur Abgabe gemeldet. Druckereizug (mot) 14 ist in Armeekartenstelle (mot) 514 beim Mil.[itr]Bef[.ehlshaber] in Fr[an]kr. [eich] umgewandelt worden.

nderung in der Besetzung der Kr.[iegs]Verw.[altung]Beamten whrend der Berichtszeit:

Zugang: 35 hhere Beamte Abgang: 67 hhere Beamte 30 gehobene Beamte und 9 mittlere Beamte 9 Sonderfhrer. 19 gehobene Beamte und 13 mittlere Beamte 2 Sonderfhrer

2.) L[an]d[es]sch.[tzen]-Einheiten. Stand 1.8.41 9 L[an]d[es]sch.[tzen]-Reg[imen]ts.Stbe 85 L[an]d[es]sch.[tzen]B[a]t[ai]l[lon]e. (davon 3 zum Einsatz durch O.Qu. West) bestimmt) s[iehe]. Anlage 3[50]). L[an]d[es]sch.[tzen]Bat[ai]l.[lon] 390 wurde auf Befehl O.K.H. an die 7. Armee abgegeben. Die von O.K.H. bewilligten 1 019 l.M.G.[51] (t[52]) sind eingetroffen. (Zuteilung von 3 weiteren l.M.G. fr jede L[an]d[es]sch.[tzen]-Komp.[anie]). Der Ausbildungsstand der Truppe ist nach den Berichten der [tzen]Reg[imen]ts.Kommandeure zufriedenstellend, er leidet aber unter der Bewachungsaufgaben. L[an]d[es]sch. berzahl an

Der aus der Heimat eintreffende Ersatz ist zum grssten Teil mangelhaft ausgebildet, teilweise krperlich behindert und in seiner soldatischen Haltung unsicher.

3.) Bewachungsaufgaben. Die Einheiten des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] in Fr[an]kr.[eich] sind zahlenmssig den vordringlichen

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Bewachungsaufgaben nicht mehr gewachsen, so dass Sabotageakte an Eisenbahnstrecken, Energieversorgungsanlagen und anderen Objekten nicht vllig verhindert werden konnten. Die franzsischen Sicherheitsdienste wurden im vermehrten Umfange zu Bewachungsaufgaben herangezogen. Die Bewachung der Objekte an den von OKH/Chef des Tr[an]sp[.ort]Wesens[53] neu festgelegten Transportstrassen wurde im Benehmen mit den AOK's neu geregelt. Dagegen konnte der Streckenschutz auf den "Notfahrplanstrecken" im Falle innerer Unruhen, soweit es sich dabei nicht um normalerweise bereits bewachte Transportstrassen handelt, nicht sichergestellt werden. Die Bewachung der Verstrkermter und der Lager von bereits deutscherseits bernommenen Fertigprodukten in den Pulver- und Sprengstoffbetrieben wurde zustzlich bernommen. Da die erforderliche berwachung der Transporte von den Pulver- und Sprengstoffbetrieben bis zum Abnehmer in der Heimat nicht mehr mglich ist, wurde OKH/ Chef H Rst und BdE gebeten, dem Wi.R.Stab Frankreich fr diese Zwecke ein stndiges Transportkommando zur Verfgung zu stellen. Die Verlegung von Ersatztruppen aus dem Bereich der Wehrkreise V[54] und XII[55] in das Gebiet des Mil.[itr]Bef.[ehlshaber]. in Fr[an]kr.[eich] brachte hinsichtlich der Bewachungsaufgaben keine Erleichterungen[,] sondern eine Erschwerung. Die Ersatztruppen drfen zu Bewachungsaufgaben nicht herangezogen werden. Das von ihnen belegte Gebiet ist von Truppen der Armeen entblsst, dem Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] in Fr[an]kr.[eich] fielen damit die Bewachungsaufgaben in diesen Rumen zu. In den von Truppen nicht belegten Departements sind aus L[an]d[es]sch.[tzen]-Bat[ai]l[lo]n.[en] Jagdkommandos zur Bekmpfung von Fallschirmjgern und Luftlandetruppen gebildet worden.

4.) Militrisches Nachrichtenwesen. In der Berichtszeit wurden aus dem Bereich des Hheren Nachrichtenfhrers Frankreich nachstehende Einheiten herausgezogen: 1 Nachrichtenabteilungsstab 2 Fernsprech-Betriebs-Komp.[anien] 3 Fernsprech-Betriebs-Zge. Durch Vereinfachung im Betrieb, Zusammenlegen von Vermittlungen und vermehrten Einsatz von Nachrichtenhelferinnen wurde ein Ausgleich fr die ausgeschiedenen Einheiten geschaffen. Der Einsatz der Feldnachrichten-Kommandanturen, der Rundfunksender und der Nachrichtenhelferinnen ergibt sich aus den Anlagen 4, 5, 6[56].

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5.) Bodenstndige Einrichtungen. Truppenbungsplatzk[omman]d[an]turen. Auf allen Truppenbungspltzen wurde der Ausbau fr grer[e] Fassungsvermgen durchgefhrt. Insbesondere wurde der Truppenbungsplatz Souges [ 5 7 ] zur Unterbringung von 300 Offizieren, 6 000 Unteroffizieren und Mannschaften, 2 000 Pferden und 2 500 Fahrzeugen ausgebaut.

Soldatenheime 198 Heime sind in Betrieb (vgl. Eins.[atz]Karte Anl.[age] 7[58]), davon 15 Heime im Zugang 8 Heime in Vorbereitung. Damit hat die Einrichtung von Soldatenheimen einen vorlufigen Abschluss erreicht.

Standortarrestanstalten Die Standortarrestanstalten sind aus dem Bereich der Truppenteile in die bodenst ndige Organisation bernommen worden. Die Festsetzung der beantragten Planstrke fr die Standortarrestanstalten ist noch nicht erfolgt.

Unterkunftsrume Fr eine Evakuierung der Kstenzone bei Kampfhandlungen sind vorbereitende Massnahmen getroffen.

Feuerschutz Vom Feuerschutzpolizei-Regiment "Sachsen" sind verblieben: I. Abteilungsstab und I. Abteilungsstaffel (Le Havre[59]) 6. Kompanie (Le Havre - Cherbourg[60]) 4. Kompanie (Le Mans[61]).

6.) Kriegsgefangene. Organisation Bestand an K[riegs]g[e]f.[angenen]:

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647 weisse 71 260 farbige 71 907 K[riegs]g[e]f.[angene]

Der Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] in Fr[an]kr.[eich] verfgt ber

4 K[riegs]g[e]f.[angenen]-Bez.[irks]Kommandanten 20 Frontstalags[62] fr K[riegs]g[e]f.[angene] 1 Frontstalag fr Ing.[enieur]Lager 38 L[an]d[es]sch.[tzen]Bat[ai]l[lon]e. mit 143 Komp.[anien] (Eins.[atz]Karte Anl.[age] 11[63])

Zum Abtransport sind bereitgestellt 4 Frontstalags.

Beurlaubungen u.[nd] Entlassungen Als Weltkriegsteilnehmer wurden entlassen:

aus Stalags des Reiches aus Frontstalags in Fr[an]kr.[eich]

23 607 2 976 26 583

Als kinderreiche Vter oder lteste Shne wurden beurlaubt:

aus Stalags des Reiches aus Frontstalags in Fr[an]kr.[eich] entlassen: aus Frontstalags in Fr[an]kr.[eich]

10 140 83 124 10 347

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Aufgrund der allgemeinen Beurlaubungs- und Entlassungsverfgung des O.K.W. fr weisse k[riegs]g[e]f.[angene] Franzosen

wurden bisher

Beurlaubt Entlassen

1 816 463 2 279

K[riegs]g[e]f.[angene] " "

Die Gesamtdurchfhrung, die noch rund 273 weisse K[riegs]g[e]f.[angene] umfat, wird in kurzer Zeit beendet sein.

Arbeitseinsatz Die verfgbaren K[riegs]g[e]f.[angenen] sind dem Arbeitseinsatz zugefhrt.

K[riegs]g[e]f.[angenen]-Betreuung Die Verffentlichung der K[riegs]g[e]f.[angenen]-Listen ist mit Nr. 100 abgeschlossen worden. Sie umfassten 948 272 franz. K[riegs]g[e]f.[angene] Die franzsischerseits einheitlich von dem "Service des prisonniers de guerre" gesteuerte Liebesgabenversorgung der K[riegs]g[e]f.[angenen] hat im grossen Umfange Bekleidung, Lebens- und Genussmittel etc. aufgebracht. Von den 6 Versorgungszentren hat allein das Versorgungszentrum Paris in der Berichtszeit 9 Transporte mit 53 Lkw. bei den ihm zugeteilten Lagern abgeliefert.

Fluchten von K[riegs]g[e]f.[angenen] Die Anzahl der Fluchten ist weiterhin zurckgegangen. In letzter Zeit haben die frher fast fehlenden Fluchtversuche von farbigen (nicht schwarzen) K[riegs]g[e]f.[angenen] zugenommen, da sie sich durch die Entlassung der weissen K[riegs]g[e]f.[angenen] benachteiligt fhlen.

Gesundheitszustand Der Gesundheitszustand der K[riegs]g[e]f.[angenen] ist gut. Besondere Aufmerksamkeit wurde der Tbc.-Frage gewidmet. Verdchtige werden nach Mglichkeit durch Rntgen-Reihenuntersuchungen im Frhstadium untersucht und im Erkrankungsfalle sofort als D.U.[64] ins unbesetzte Gebiet entlassen. Als Folge der Tbc.-Frsorge ist der Stand in den K[riegs]g[e]f.[angenen]-Lagern von 20-16% auf 6-4%

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zurckgegangen.

III. Exekutive und Gerichtsbarkeit.

Feldgendarmerie Die Zusammenarbeit zwischen der Feldgendarmerie und franzsischen Polizei und Gendarmerie blieb reibungslos. Die Einfhrung der gebhrenpflichtigen Verwarnung hat sich bewhrt. Hierdurch besserte sich die Verkehrs-Disziplin und die Zahl der Anzeigen ging zurck, so dass die Feldgendarmerietrupps und die Gerichte entlastet wurden. In der Berichtszeit wurden 56 839 gebhrenpflichtige Verwarnungen erteilt. bersicht ber Anzeigen, Beschlagnahmen oder sichergestellte Gegenstnde usw., Beutematerial vergl. Anlagen 8[65], 9[66], 10[67].

Gerichtswesen Der Militrbefehlshaber in Frankreich hat in den [sic!] Berichtszeit als hherer Befehlshaber besttigt:

22 Todesurteile gegen Landeseinwohner wegen Feindbegnstigung, Gewalttat, Spionage, Freischrlerei, Wehrmittelbeschdigung, Beherbergung entwichener K[riegs]g[e]f.[angener]. Von diesen Strafen sind 2 vollstreckt, 4 in zeitige Zuchthausstrafen durch das O.K.H. umgewandelt; bei den restlichen steht die Entscheidung des Ob.d.H. noch aus.

6 Todesurteile gegen Soldaten wegen Fahnenflucht

44 Verurteilungen zu Freiheitsstrafen ber 5 Jahren. davon:

5 gegen Soldaten: wegen Sittlichkeitsverbrechens, Unzucht, Rckfalldiebstahls, unerlaubter Entfernung, Zersetzung der Wehrkraft und ttlichen Angriffs auf Vorgesetzte.

39 gegen Landesinwohner:

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wegen verbotenen Waffenbesitzes, Landesverrats, Meineids, Feinbegnstigung, deutschfeindlicheer [sic!] Kundgebungen, Sabotage, Kabeldurchschneidung, Spionage, Gewalttaten gegen die deutsche Wehrmacht, Beherbergung von entwichenen K[riegs]g[e]f. [angenen].

78 weitere Verurteilungen davon:

18 gegen Soldaten (einschl.[ielich] 6 Offizieren) 60 gegen Landeseinwohner.

18 Freisprche, davon 6 Soldaten - 12 Landeseinwohner

15 Urteile wurden aufgehoben, davon: 9 gegen Soldaten - 6 gegen Landeseinwohner

Bei den Straftaten von Wehrmachtangehrigen spielt der bermssige Alkoholgenuss immer noch die Hauptrolle. Bei dem Gericht der Feldkommandantur 750 in Vannes[68] sind 6 Urteile gegen hhere franzsische Beamte ergangen; unter ihnen befand sich auch der Prfekt des Departements Morbihan, Piton[69]. Bei allen Strafsachen handelte es sich um Verbergen englischen und franzsischen Heeresgutes. Der Militrbefehlshaber in Frankreich hat in allen Fllen die Strafvollstreckung bis zur Beendigung des Kriegszustandes ausgesetzt. Im Sabotagefall des Elektrizittswerks Pessac[70] am 8. Juli 1941 sind die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen. Die Anordnung der Strafvollstreckung bei lngeren Freiheitsstrafen von Landeseinwohnern in Deutschland scheint auf die Bevlkerung einen starken Eindruck gemacht und die abschreckende Wirkung der Strafen wesentlich erhht zu haben.

IV Die franzsische Verwaltung.

1. Allgemeines.

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Einsetzung von Regionalprfekten[71]: Nach lngeren Verhandlungen hat die franzsische Regierung Ende Juni einen Plan fr die Einteilung des besetzten Gebietes in Regionen vorgelegt, dem der Militrbefehlshaber zustimmen konnte[72]. Demnach sollen 10 Regionen eingerichtet werden (s. Kartenanlage 14)[73]. Die Einrichtung der Region Paris ist zunchst zurckgestellt. Die Aufgaben der Regionalprfekten beschrnkten sich im besetzten Gebiet auf die Lebensmittelversorgung und die Preisbildung und -berwachung fr Lebensmittel. Der bertragung von polizeilichen Zustndigkeitenan Regionalprfekten ist vom Militrbefehlshaber nicht zugestimmt worden. Durch die Abberufung des franzsischen Versorgungsministers Achard hat sich die Aufnahme der Ttigkeit der Regionalprfekten verzgert. Auch sind die zu ihrer Untersttzung vorgesehenen Wirtschaftsintendanten noch nicht ernannt.

2. Polizeiwesen Allgemeines Die ffentliche Ruhe und Ordnung im besetzten franzsischen Gebiet konnte in der Berichtszeit in vollem Umfange aufrecht erhalten werden. Der franzsische Nationalfeiertag am 14.7. ist ohne ernste Strungen verlaufen. Die Strungsparolen der Kommunisten hatten keinen Erfolg. Hierzu hat u.a. wesentlich die am 22.6. erfolgte Internierung aller Sowjetbrger und die Verhaftung der brigen Aktivkommunisten von deutscher Seite beigetragen. Es sind insgesamt etwa 1 300 Personen im Lager Compigne interniert, deren Einzelberprfung zur Zeit luft. Besondere Vorgnge von polizeil.[ichem] Interesse DieWerbung fr die franzsische Legion zum Kampf gegen den Bolschewismus ist angelaufen. Eine Werbeversammlung am 18.7. in Paris verlief planmig und ohne jede Strung[74]. Der Chef der Partei "Le Front Franc"[75], Boissel[76], ist nebst einigen weiteren fhrenden Mnnern dieser Partei durch Versammlungsbeschlu seines Amtes enthoben worden, weil er angeblich die Ziele der Bewegung verraten hat. Die Partei wird vorlufig von einem Zweimann-Comit, bestehend aus dem Generaldelegierten[77] und dem Generalsekretr[78], geleitet.

Ordnungspolizei Pflichtverletzungen der franzsischen Gendarmerie- und Polizeibeamten sind in grerem Umpfange nicht vorgekommen. In einigen Fllen pflichtwidrigen Handelns (unerlaubten berschreitens der Dema-Linie[79] durch Gendarmen, Nichteinschreiten eines Polizeikommissars bei deutschfeindlichen und kommunistischen Kundgebungen in Rennes[80], de-Gaulle-Propaganda in einer Abteilung der Pariser

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Polizeiprfektur u..) wurde sofort durchgegriffen und eine Verschrfung der Dienstaufsicht durch die deutschen Behrden angeordnet.

Sicherheitspolizei. Internierungslager. Die im Lager Drancy befindlichen Briten wurden ins Lager St. Denis, die Jugoslaven ins Lager Compigne[81] berfhrt. Das Haftlager Romainville[82] blieb bestehen. Franzsische Jugendlager Das "Secrtariat Gnral de la Jeunesse" baut mit Einverstndnis der zustndigen deutschen Dienststellen das Jugendlagerwesen[83] aus, wodurch die zum groen Teil arbeitslose und dadurch gefhrdete franzsische Jugend unter Aufsicht gestellt und beschftigt wird. Es sind eine Reihe von Jugendlagern zugelassen worden. Genehmigt wurden ferner landwirtschaftliche Jugendarbeitseinsatzlager, landwirtschaftliche Durchgangslager und Erwerbslosendurchgangslager, mit Ausnahme der Kstengebiete. Auch dieErrichtung von Kinderferienlagern (Ferienkolonien und Ferienheime) wurde - auer in den Kstengebieten - weitgehend gestattet. Dagegen wurde die Errichtung von Jugendhusern (zu vergleichen mit unseren HJ-Heimen[84]) nach wie vor abgelehnt. Die berwachung aller Lager durch Dienststellen der Militrverwaltung ist veranlat.

Erteilung von Waffenscheinen Die Feld- und Kreiskommandanturen knnen das Fhren von Schuwaffen durch Zivilpersonen in Ausnahmefllen gestatten, wenn die Berufsausbung jeweils eine besondere Gefahrenlage fr den Antragssteller mit sich bringt, soda eine Schuwaffe unerllich ist. Verwaltungspolizei. Auslnderpolizei In den an der Kste oder in der Nhe der Kste gelegenen Orten sind die fr die Kstendepartements geltenden Sicherungsmanahmen verschrft worden. Ein Einreiseverbot fr Sommergste und Eigentmer von Sommerhusern ist ergangen und Verlegung genehmigter Lager in rckwrtige Gebiete angeordnet worden. Die Ausstellung der Identittskarten fr alle Einwohner der Kstengebiete war bis 30.6.41 abgeschlossen[85].

Vereinspolizei Vereine, deren unpolitischer Zweck ohne weiteres aus der Satzung ersichtlich ist, knnen ohne besondere Genehmigung zugelassen werden. Bei diesen Vereinen soll eine laufende berwachung unterbleiben.
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Die Verantwortung dafr, da ein Verein nur die in der Satzung angegebenen Zwecke verfolgt, wurde vom Brgermeister auf den Prfekten verlagert.

3. Schule und Kultur

Lehrermangel im Nord- Ost- Gebiet Whrend der Schulbetrieb in den meisten besetzten Departements wieder in normalen Bahnen verlaufen kann, macht sich im Nord-Ost-Gebiet der Mangel an Lehrkrften empfindlich strend bemerkbar.

Politische Haltung der franz. Jugend An der im allgemeinen ablehnenden oder doch abwartenden Einstellung der franzsischen Jugend Deutschland gegenber hat sich nichts wesentliches gendert. Im Anschlu an die im letzten Lagebericht erwhnte V-Aktion[86] hat der franzsische Unterrichtsminister Carcopino neuerdings ein scharf gehaltenes Rundschreiben an die Akademie-Rektoren gerichtet, in dem strengste Strafmanahmen gegen Schler und Lehrpersonen angedroht werden, die sich zu unbesonnenen politischen Kundgebungen hinreien lassen[87].

Freies Schulwesen Bei der groen Bedeutung des freien katholischen Schulwesens in Frankreich ist die Feststellung von Interesse, da der Kampf des Reiches gegen Sowjetruland einen gnstigen Widerhall in kirchlichen Kreisen findet. Die Tendenz des franzsischen Unterrichtsministeriums, das freie Schulwesen zu untersttzen, um es damit zugleich einer strkeren staatlichen Schulaufsicht zu unterwerfen, hlt nach neueren Erlaen [sic!] an[88]. Ferienreise der Schler u.[nd] Studenten Um zu verhindern, da die von ihrer Familie durch die Demarkationslinie getrennten Schler und Studenten die lange Ferienzeit unbeaufsichtigt und deshalb politischer Verleitung leichter ausgesetzt verbringen mssen, sind mit Genehmigung des Militrbefehlshabers vom franzsischen Unterrichtsministerium umfangreiche Transporte organisiert worden, die im ganzen etwa 8 000 jungen Leuten die Reise zu den Angehrigen ermglichen. Das franzsische Unterrichtsministerium hat dieses Entgegenkommen auch als soziale Manahme dankbar begrt. Kartoffelkferbekmpfung Die franzsische Unterrichtsverwaltung hat bereitwillig die gesamte Schuljugend durch mehrere unterrichtsfreie Tage fr die Manahmen zur Bekmpfung des Kartoffelkfers zur Verfgung gestellt. In gleicher Weise konnte die Schlerschaft auch fr die Altmaterialerfassung herangezogen

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werden.

Deutsche Kultureinrichtungen Durch die Grndung eines deutschen Schulvereins ist nunmehr die Errichtung einerdeutschen Schule in Paris fr den Beginn des neuen Schuljahres im Herbst sichergestellt. Die Erffnung eines deutschen Kindergartens hat bereits stattgefunden. Die kulturpolitischen Veranstaltungen sowie die Sprachkurse der deutschen Institute finden nach wie vor bei dem verstndigungswilligen Teil der franzsischen Bevlkerung eine gnstige Aufnahme, soda sich die Errichtung neuer Zweiginstitute in Tours[89], Poitiers[90] und Angers[91] als notwendig erwies.

Bibliothek-[,] Kunst-[,] Archivschutz InBrest[92] wurde die Stadtbibliothek (80 000 Bnde) durch engl.[ische] Bomben vllig zerstrt; Handschriften und Inkunabeln konnten jedoch durch rechtzeitige Evakuierung gerettet werden. Die an der Kste gelegenen Schlsser und Museen wurden planmig von Kunstwerken freigemacht, wobei in allen Fllen die Forderung des Kunstschutzes mit den militrischen Bedrfnissen in Einklang gebracht wurde. Fr die staatlichen und nichtstaatlichen Archive in der Bretagne und Normandie, die zum Teil durch die englischen Luftangriffe bereits schweren Schaden gelitten haben, muten energische Frsorge- und Schutzmanahmen ergriffen werden. Die aus den Departements Nord und Pas-de-Calais nach West- und Innerfrankreich geschafften Archivbestnde wurden in ihren Bergungsorten berprft. Vorgeschichte u.[nd] Archologie Von Januar bis 20. Juli 1941 sind rund 200 Museen und Privatsammlungen, fr die teilweise auch Schutzmanahmen durchgefhrt werden muten, sowie etwa 50 vor- und frhgeschichtliche Befestigungsanlagen, von denen Luftaufnahmen hergestellt werden sollen, besucht worden. Die Aufnahme und Durcharbeitung der frnkischen Bodenfunde in Frankreich ist in Angriff genommen worden.

Ermittlung u.[nd] Erfassung d[eu]tsch.[en] Archivgutes; Inventarisierung, Fotokopierung Der im April aufgestellten Rckforderungsliste[93] des deutschen (niederlndischen, belgischen) Archivgutes wurde Ende Juni ein erster Nachtrag sowohl aus den Archiven wie aus den Bibliotheken nachgereicht. Weiteres Archivgut deutscher Herkunft ergibt sich tglich durch die Weiterarbeit an der Inventarisation der franzsischen Archive und Bibliotheken fr die deutsche Geschichtsforschung, welche in den Pariser Bibliotheken im August abgeschlossen sein kann. Die Fotokopierungsaktion, zeitweise mit drei, dauernd mit zwei Kontophot- Gerten, wird bei einer wchentlichen Durchschnittsleistung von 3 500 Aufnahmen pro Apparat fortgefhrt. Die Vermittlung von Ausknftenaus franzsischen Archiven und ihrer Benutzung durch deutsche
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Forscher und Dienststellen nimmt stndig zu.

4. Finanzwesen

Steuer- u.[nd] Haushaltsfragen Der Haushaltsplan 1941 im Journal Officiel Nr. 181 vom 1. Juli 1941 verffentlicht[94], weist gegenber den Voranschlgen fr das erste und zweite Trimester 1941 zwei wesentliche Unterschiede auf: 1. Das Budget erstreckt sich auf das ganze Jahr. 2. Es werden darin auch die Einnahmen aufgefhrt, die auf 68 205 013 635 fr[anc]s. geschtzt werden. Die Schtzung der Einnahmen ist nach einer usserung des franzsischen Finanzministeriums sehr vorsichtig vorgenommen und eher zu niedrig als zu hoch. Die tatschlichen Einnahmen knnten um etwa 1 bis 2 M[illia]rd.[en] fr[anc]s hher sein. DieAusgaben des ordentlichen Haushaltes sind auf 96 959 905 069 fr[anc]s (Art.[ikel] 1) und die des auerordentlichen Haushaltes auf rund 37 233 959 374 fr[anc]s veranschlagt (Art.[ikel] 7). Es ergibt sich somit ein Fehlbetrag von r[un]d. 1/3 des ordentlichen Ausgabeetats und von r[un]d. 50 v.H. des gesamten Ausgabeetats einschlielich der auerordentlichen Ausgaben. Der Fehlbetrag soll hauptschlich durch Ausgabe neuer Schatzanweisungen gedeckt werden. Das wird bei der derzeitigen Flssigkeit des Geldmarktes mglich sein. Auf lange Sicht gesehen, kann der wachsenden Verschuldung aber nur durch eine Steigerung der Einnahmen des Staates entgegengewirkt werden. In den Haushaltsplan sind nicht aufgenommen die Einnahmen und die Ausgaben der Caisse Autonome, die etwa 9 M[illia]rd.[en] fr[anc]s betragen und des Budgets Annexes, die etwa 8 M[illia]rd.[en] fr[anc]s betragen. Hinsichtlich der im Etat ausgewiesenen Rstungsausgaben, die eine immerhin bemerkenswerte Steigerung erfahren haben, liegt der Haushaltsplan zur Zeit der Waffenstillstandskommission in Wiesbaden zur Prfung vor. Die Besatzungskosten, die auf einem Sonderkonto gefhrt werden, erscheinen nicht im Haushaltsplan. Sonst wrde sich der Fehlbetrag von 66 M[illia]rd.[en] auf r[un]d. 190 M[illia]rd.[en] fr[anc]s. erhhen.

Zoll- und Grenzfragen Einen berblick ber den Einsatz der franzsischen Zollverwaltung an den Grenzen des besetzten Gebietes gibt die Tabelle in Anlage 15[95].

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5. Gesundheitswesen Seuchenlage Keine Seuchen mit Ausnahme gutartiger Masernepidemie in verschiedenen Departements. Allgemein rcklufige Bewegung der meldepflichtigen Krankheiten. Todesflle an Tbc. haben zugenommen. Die Tbc.-Beratungsstellen werden weiter ausgebaut. Geschlechtskrankheiten, besonders verbreitet auer in Paris in den Hafenstdten, sind im Ansteigen begriffen, insbesondere Flle an frischer Lues[96], aber die Ermittlung und damit Ausschaltung der Ansteckungsquellen macht Fortschritte. Die sanitre berwachungsstelle an der franz.[sisch]-span.[ischen] Grenze ist weiterhin voll in Betrieb. Flle von Fleckfieber oder Fleckfieberverdacht wurden durch sie bis jetzt nicht festgestellt.

Wasser- und Abwasserverhltnisse Im Bezirk Bordeaux[97] sind viele Wasser colihaltig, die getroffenen Manahmen wirken sich gnstig aus. Im Departement Vosges ungnstige Wasserverhltnisse durch fehlerhafte und veraltete Anlagen, sowie vernachlssigte Beaufsichtigung. Zur Behebung wre vollkommener Neubau der ganzen Wasserversorgung erforderlich.

Zusammenarbeit Die Zusammenarbeit zwischen deutscher und franz. Medizinalverwaltung verluft berall reibungslos und wird z.T. von den deutschen Behrden lobend anerkannt. Auf Anregung des Militrbefehlshabers werden von den Franzosen Erhebungen ber den Gesundheitszustandder Jugenddurchgefhrt. Auerdem wurde ihnen anheimgegeben, schon jetzt eine entsprechende Versorgung der Rachitis-gefhrdeten Kinder fr den Winter in Angriff zu nehmen.

rztl.[iche] Versorgung
Dierztliche Versorgung durch Zivilrzte ist berall gesichert.

Arzneimittellage Die Arzneimittellage ist teilweise knapp, besonders auf den beiden Kanalinseln[98]. In einem Bezirk herrscht Insulinmangel, in anderen Gebieten Mangel an Fetten, len und Alkaloiden. Ankauf im unbesetzten Gebiet ist teilweise veranlasst. Fr Insulin wurden bereits die erforderlichen Rohmaterialien zugefhrt. Krankenhausbehandlung d.[er] Zivilbevlkerung Die Krankenhausbehandlung der Zivilbevlkerung ist berall sichergestellt. Weitere Krankenbetten sind abgegeben. In Brest wurde durch Fliegereinwirkungen ein grosses, gut ausgestattetes Krankenhaus zerstrt. Abhilfe ist in Angriff genommen.
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Ernhrungslage Die Ernhrungslage ist in verschiedenen Departements unterschiedlich und wirkt sich auf den Gesundheitszustand besonders bei der Jugend durch Entwicklungshemmungen, sowie durch Zunahme der Todesflle an Tbc. und ungnstigen Verlauf der einzelnen Krankheitsbilder aus. Gleiche Verhltnisse bei Tbc.-kranken Erwachsenen. Bei gesunden Erwachsenen beginnt die Arbeitsleistung abzunehmen.

Zivilinterniertenlager Die gesundheitlichen Verhltnisse in den Zivilinternierten- Lagern sind einwandfrei.

6. Veterinrwesen Allgemeines Nach grundstzlicher Zustimmung des OKH zur Rckkehr von 38 franzsischen Tierrzten in die Sperrzone ist auch in diesem Gebiet endgltige Sicherstellung der tierrztlichen Versorgungzu erwarten. Von den noch in Kriegsgefangenschaft befindlichen Ziviltierrzten wurden gem Anordnung des OKW 70 im besetzten Gebiet beheimatete franzsische Tierrzte beurlaubt und 79 aus dem unbesetzten Gebiet stammende in dieses Gebiet entlassen, womit die Freilassung der kriegsgef. [angenen] franzsischen Ziviltierrzte in der Hauptsache abgeschlossen sein drfte.

Fleischbeschau u.[nd] Nahrungsmittelkontrolle Im besetzten Gebiet sind die Schlachtungen von Rindern, Klbern und Schweinen stark zurckgegangen, die von Ziegen und Schafen haben erheblich zugenommen, whrend sich die Pferdeschlachtungen annhernd auf der gleichen Hhe hielten. Der Stand der Tierseuchen ergibt sich aus der Tabelle in Anlage 16[99].

7. Justizwesen

Deutsche Strafrechtspflege. Luftschutz Zur Schaffung eines einheitlichen Luftschutzrechtes fr das besetzte franzsische Gebiet erging eine Verordnung vom 28.5.1941[100], die den Bezirkschefs die Ermchtigung zum Erla nherer Anordnungen gibt und Zuwiderhandlungen unter Strafe stellt. Zur Entlastung der Wehrmachtgerichte wird die franzsische Regierung unter Aufhebung des bisherigen vllig unzureichenden franzsischen Luftschutzrechtes ein der deutschen VO entsprechendes franzsisches Gesetz erlassen, das die Grundlage fr die Aburteilung der Landeseinwohner durch die franzsischen Gerichte bilden wird. Das neue franzsische Gesetz wird bemerkenswerter Weise nicht nur fr das besetzte, sondern auch fr

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das unbesetzte Gebiet gelten[101].

Verordnung zur Bekmpfung des Kartoffelkfers Um die Mitarbeit der Bevlkerung bei der Bekmpfung des Kartoffelkfers zu steigern, erging am 26.6.1941 eine VO[102], welche Zuwiderhandlungen gegen die zur Bekmpfung getroffenen Anordnungen unter Strafe stellt.

Freigabe des deutschen Vermgens Der Arbeitsanfall bei der Wiedereinweisung der deutschen Eigentmer in ihr in Frankreich beschlagnahmtes Vermgen hat sich erheblich gesteigert. Infolge Personalmangels und der oft erheblichen Schwierigkeiten, besonders auch bei der Nachprfung der arischen Abstammung der Eigentmer der sequestrierten Vermgen, wird der Abschlu der Verfahren noch einige Zeit in Anspruch nehmen.

Einsatz von franz. Strafgefangenen bei landwirtschftl.[ichen] Arbeiten Zur Entlastung der berfllten franzsischen Strafanstalten und gleichzeitig zur nutzbringenden Verwertung der Arbeitskrfte wird der Einsatz von Strafgefangenenbei landwirtschaftlichen Arbeiten betrieben. Hierbei ergeben sich Schwierigkeiten in der berwachung, da ein groer Teil des franzsischen Gefngniswachpersonals sich in deutscher Kriegsgefangenschaft befindet. Die Beurlaubung von 400 Strafvollzugsbeamten ist beantragt.

Aufsicht ber die franz. Justiz Bei der Bekmpfung der de-Gaulle-Bewegungtragen die franzsischen Gerichte den Interessen der Besatzungsmacht zuweilen nicht gengend Rechnung. So hat ein Pariser Gericht eine Volksschullehrerin, die Werbeschriften fr de-Gaulle verbreitet hatte, lediglich zu einer Gefngnisstrafe von zwei Monaten mit Strafaufschub verurteilt. Da dieses Urteil untragbar erschien, hat das Wehrmachtgericht das Verfahren in die deutsche Gerichtsbarkeit bernommen und auf eine Zuchthausstrafe von zwei Jahren erkannt. Im brigen vollzieht sich die Zusammenarbeit mit den franzsischen Justizbehrden reibungslos.

8. Post- und Nachrichtenwesen

Postverkehr zw.[ischen] d.[em] bes.[etzten] Gebiet Frankr.[eichs] u.[nd] d.[em] Ausland Der zivile Postverkehr zwischen dem besetzten Frankreich und Deutschland sowie dem zugelassenen neutralen Ausland steigt stndig an. In den ersten 8 Monaten des zugelassenen Postverkehrs sind 9 705 Beutel mit Briefpost aus dem besetzten Frankreich abgesandt worden.

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Im Tagesdurchschnitt werden zur Zeit etwa 30 Pakete an franzsische Arbeiter in Deutschland verschickt.

Postverkehr zw.[ischen] d.[em] bes.[etzten] u.[nd] unbes.[etzten] Gebiet Frankreichs Neben der Briefprfstelle Paris hat am 3.6.1941 die Briefprfstelle Bordeaux ihre Ttigkeit aufgenommen. Sie prft alle Sendungen in abgehender und ankommender Richtung des Verwaltungsbezirks Bordeaux zuzglich der 3 Departements Vienne, Deux Svres und Vende. Zugewiesen sind ihr die bisher zugelassenen Karten (gewhnliche Postkarten, Familien-NachrichtenKarten, Handelskarten) und tglich in jeder Richtung 200 Sendungen von Behrden- und wichtiger Wirtschaft[s]post. Zur Zeit durchlaufen tglich in jeder Richtung die Briefprfstelle Paris etwa 200 000 Sendungen, die Briefprfstelle Bordeaux rund 60 000 Sendungen. Seit Mitte Juni ist auch der Postauftragsdienst zugelassen, dessen abwehrmige Sicherung durch die Leitung aller Auftrge ber die Briefprfstellen Paris und Bordeaux gewhrleistet ist. Zur besonderen berwachung des franzsischen Postdienstes auf Einhaltung der vom Militrbefehlshaber in Frankreich gegebenen Anordnungen fr den Zonenpostverkehr hat das OKW 4 Postbeamte aus dem Reich der Abwehrleitstelle in Frankreich zugeteilt. Die besetzten englischen Kanalinseln zhlen seit Mitte Juni 1941 postalisch zum besetzten Gebiet Frankreichs.

9. Deutschtum und Rckwanderung Flchtlingsbewegung. Allgemeines Die Rckkehr der Flchtlingeaus dem unbesetzten Gebiet wird insbesondere wegen der Knappheit an Transportmitteln noch lngere Zeit anhalten. Rckkehr der Flchtlinge in das Sperrgebiet Auf Grund von Presseberichten, nach welchen industrielle und landwirtschaftliche Betriebsfhrer sowie Beamte in das Sperrgebiet zurckkehren knnten, und auch sonstige Erleichterungen gewhrt wrden, melden sich bei den Feldkommandanturen und Kreiskommandanturen ungewhnlich viele Antragsteller fr Passierscheine, whrend die deutschen Dienststellen keine verbindliche Auskunft geben knnen, sondern laut Weisung von OKH und OKW nach den bisherigen Bestimmungen verfahren mssen. Dies hat eine erhebliche Mistimmung in der Bevlkerung hervorgerufen.

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Die Vorbereitungen fr eine etwa erforderlich werdende Rumung der franzsischen Kanalkste von der Zivilbevlkerung sind im Gange. Elssser u.[nd] Lothringer Die Chefs der Zivilverwaltung[103] haben als Endtermin fr die Rckkehr der elsssischen und lothringischen Flchtlinge den 1. Okt.[ober] 1941 vorgesehen. Rckwanderer Die Beratungsstelle fr Volksdeutscheist mit der Gruppe Deutschtum und Rckwanderung vereinigt worden. Die von den Dienststellen des Militrbefehlshabers erfaten deutsche[n] Volkszugehrigen werden nunmehr von der inzwischen errichteten Nebenstelle der Einwandererzentralstelle auf ihre Eignung zur Rckkehr nach Deutschland berprft. Die Betreuung der Rckwanderer liegt im brigen nach wie vor bei den Dienststellen des Militrbefehlshabers, wie auch die gesamten entstehenden Kosten auf den Wehrmachtshaushalt bernommen werden. In St. Germain wurde ein Heimkehrlager fr volksdeutsche Rckwanderer errichtet.

Ausgewiesene u.[nd] Ausgesiedelte Der Chef der Zivilverwaltung in Lothringen hat fr die Einreichung von Antrgen auf Rckkehr der etwa zu Unrecht Ausgewiesenen und Ausgesiedelten als Endtermin den 5.7.1941 festgesetzt.

V. Die franzsische Wirtschaft

1. Allgemeines Vordringliche Probleme 1. Kohlenlage Die Kohlenversorgungder franzsischen Wirtschaft hat sich im Berichtszeitraum insbesondere durch den Bergarbeiterstreik in Nordfrankreich weiter verschlechtert[104]. Nur durch Rckgriff auf Notbestnde konnten die Gas- und Elektrizittswerke sowie die Eisenbahnen und Rstungswerke in Betrieb gehalten werden. Dagegen waren die Kohlelieferungen fr die sonstige Industrie und den Hausbrand fast vollstndig unterbrochen. Chemische Werke, Glasfabriken und vor allem Werke der Eisen und Stahl schaffenden Industrie - darunter das bedeutendste franzsische Gurhrenwerk Pont-et-Mousson[105] mussten infolge Kohlemangel stillgelegt werden. Auch bei Zementfabriken, die fr dringende Wehrmachtsbauten liefern, bei Schiffswerften sowie auf die fristgerechte Ausfhrungaus Deutschland verlagerter Auftrge zeigten sich Rckwirkungen.

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Gegen Ende des Berichtszeitraumes sind durch Feindwirkungen, die Ausflle bei mehreren Anlagen Nordfrankreichs bis zu 20% zur Folge hatten, neue Unregelmigkeiten in der Kohlefrderung entstanden. Nachdem die Sicherheitsbestnde zum Teil aufgezehrt sind, knnen weitere Unregelmigkeiten in der Frderung ohne ernsthafte Schwierigkeiten fr die gesamte franzsische Wirtschaft kaum noch aufgefangen werden. Zur Besserung der Kohlenlage durch Produktionssteigerung mu erneut die bereits fters gestellte Forderung auf Rckfhrung der kriegsgefangenen Bergleute erhoben werden.

2. Verflechtung der d[eu]tsch.[en] u.[nd] franz. Wirtschaft Die Fragen der wirtschaftlichen Beziehungen und Verflechtungen zwischen Deutschland und Frankreich mssen im Verhandlungswege gelst werden, damit die gefundene Regelung auch nach dem Ende der Besatzung Bestand hat und nicht mit Aussicht auf Erfolg rechtlich angegriffen werden kann. Bei den Verhandlungen trugen die beteiligten Franzosen den Tatsachen Rechnung, die sich aus dem verlorenen Kriege ergeben. Die franzsische Regierung versucht allerdings, die Verflechtung beider Wirtschaften dadurch zu berwachen, da sie den endgltigen Abschlu von Vereinbarungen in steigendem Mae von ihrer Genehmigung abhngig macht. Im allgemeinen erhob die franzsische Regierung keine besonderen Einwendungen, wenn eine deutsche Minderheitsbeteiligung vereinbart werden sollte. Anders war es dagegen beim Erwerb von Mehrheiten oder ganzer Unternehmungen. Einer besonderen vordringlichen Lsung bedrfen diejenigen Flle, in denen kommissarische Verwalter in fr Deutschland wichtigen Unternehmungen eingesetzt sind. Schon wegen der Dauer der Besatzung lie sich ein Provisorium in der Regel nicht lnger halten. Es wurde in den meisten Fllen ntig, mit den privatrechtlich Betroffenen im Verhandlungswege eine endgltige Lsung zu finden. Durch den kommissarischen Verwalter selbst die Unternehmung in andere Hnde zu bertragen, empfiehlt sich grundstzlich nicht. Seine auf der deutschen Geschftsfhrungsverordnung und damit der Haager Landkriegsverordnung beruhende Befugnis kann spter rechtlich als eine vorbergehende Kriegsmanahme angesehen und sein Recht, eine ber die Kriegsdauer hinausgehende Lsung zu finden, mit Aussicht auf Erfolg in Zweifel gezogen werden. Ebenfalls vordringlich ist die Regelung ber die Eigentumsverhltnisse an dem ehemals franzsischen Vermgen in Elsa-Lothringen. Solange die Rechtsverhltnisse nicht geklrt sind, knnen die deutschen Besitzer unmglich grere Mittel investieren und damit die Betriebe planmig auf lange Sicht ausnutzen. Die bestehende Unklarheit belastet aber auch unntig die deutsch-franzsischen Beziehungen. So haben sich besonders bezgl.[ich] der groen wirtschaftlichen Unternehmungen, deren Vermgen sich auf Frankreich und Elsa-Lothringen erstreckt, im Berichtszeitraum unerwnschte Beunruhigungen ergeben. Es ist dringend erforderlich, auf diesem Gebiet vorbehaltlich der endgltigen Lsung im Friedensvertrag eine eindeutige Lsung zu finden. Bei der derzeitigen Lage ist es auerordentlich schwierig, wirtschaftlich berechtigte Wnsche der Zivilverwaltung in Elsa-Lothringen im besetzten Frankreich durchzusetzen.

Sonstiges Auftragsverlagerung In dem Berichtszeitraum wurden Auftrge im Werte von etwa 400 Millionen RM verlagert.

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Entjudung Bei der Entjudung der franzsischen Wirtschaft wurde weiter darauf Bedacht genommen, die Entjudung in Frankreich nicht als eine deutsche Angelegenheit erscheinen zu lassen. Im Besonderen wurde der bergang der einzelnen Unternehmungen in arische Hnde nachgeprft. Das durch die franzsische Regierung erlassene Judenstatut erkennt zum ersten Mal im Grundsatz die Verdrngung der Juden aus der franzsischen Wirtschaft an[106]. Eine Reihe wirtschaftlicher Berufe wurde den Juden vllig verschlossen, fr die brigen kann eine Verordnung Einschrnkungen verfgen. Die praktische Durchfhrung des Gesetzes wird zeigen, wie weit es der franzsischen Regierung mit der Entjudung ernst ist.

2. Die Entwicklung in den einzelnen Zweigen der gewerblichen Wirtschaft. Erzbergbau Die Erzfrderung Frankreichs ohne die Gebiete Nordfrankreichs und Meurthe-et-Moselle stieg ber[107] den Vormonaten im besetzten Gebiet von 85 625 t im Mai auf 105 771 t im Juni; im unbesetzten Gebiet stehen 13 570 t im Mai 12 740 t im Juni gegenber.

Baustoffe Die Zementanforderungenvon 290 000 t fr kriegswichtige Bauvorhaben der Wehrmacht konnten bei der auf die Kohleversorgung zurckzufhrenden verringerten Produktion der Zementfabriken des besetzten Gebietes nur mit 70% erfllt werden. Minerall Die Gesamtkontingente fr Augustan Minerall werden bei dem weiter verringerten Nachschub um 20% gesenkt werden. Zur Deckung des unbedingt notwendigen Bedarfs wurden einige tote Bestnde mobilisiert und ein Dreiergemisch (1/3 Alkohol, 1/3 Benzol und 1/3 Benzin) eingefhrt.

Energieversorgung Der Industriebedarf an Strom steigt weiter an. Die Wasserkraft, die noch im Mai 4-5 Millionen kWh betragen hat, ist bis auf tglich 600 000 kWh zurckgegangen. Der Kohlebedarf fr die Stromgewinnung ist daher ausserordentlich gestiegen. Weitere Verbrauchseinschrnkungen werden im August unumgnglich. Verordnungen zur Begrenzung der Gasentnahme haben zu einem Rckgang des Verbrauchs um etwa 10% gefhrt.

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Eisen und Stahl Die rcklufige Bewegung in der Roheisen- und Stahlproduktion zeigt die Tabelle in Anlage 17[108]. Der Rckgang ist, da Schrott und Arbeitskrfte in gengendem Mae vorhanden sind, lediglich auf die ungengende Kohleversorgung zurckzufhren.

Metalle Der verstrkte Aufkauf und Abtransport metallischer Rohstoffe und Halbfabrikate fhrte laufend zu Schwierigkeiten in der Zuteilung. Auf dem Kupfergebiet sind Sortenschwierigkeiten entstanden. Infolgedessen muten fr die Elektrofertigung Metallrohstoffe wieder aus dem Reich zugefhrt werden. Die Entwicklung der NE-Metallerzeugung, des Verbrauchs und des Abtransportes nach dem Reich im ersten Halbjahr 1941 ergibt sich aus der Tabelle in der Anlage 17[109]. Der weitere Abtransport im zweiten Halbjahr 1941 stt auf Schwierigkeiten. Die verfgbaren Metallmengen sind in kleineren Posten auf viele einzelne Lager verteilt und das zur Abfuhr erforderliche Benzin steht nicht in dem erforderlichen Mae zur Verfgung.

Maschinenbau Die Verlagerung deutscher Auftrgean Betriebe der franzsischen Maschinenindustrie umfate Ende Juni Werte von etwa 230 Millionen RMgegenber 204 Millionen RM (berichtigt) Ende Mai. Die steigende Nachfrage nach Werkzeugmaschinen konnte aus der franzsischen Produktion nicht voll gedeckt werden. Aus der Schweiz wurde eine Anzahl Werkzeugmaschinen eingefhrt. Die Anwendung von deutschen Austauschwerkstoffen wurde insbesondere auf dem Gebiet der Speziallegierungen vorangetrieben.

Chemie Die weitere Verschlechterung der Kohlenversorgung zwang zur Konzentrierung der Produktion auf die wichtigsten Chemiebetriebe. Andere Werke muten, obwohl sie ebenfalls dringend bentigte Produkte herstellen, stillgelegt werden. Ein Fabrikationsplan fr die Holzverkohlung wurde festgelegt.

Glas- und Keramik Die Verschrfung der Kohlenlagezwang auch hier zur Stillegung einer Reihe von Glashtten. Zur Zeit wird ein Produktionsplan aufgestellt, der die vollkommene Unterbindung der Herstellung von Beleuchtungs-, Trink-, Tisch-, Schank-, Zierglas usw. vorsieht.

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Fr das gesamte Gebiet der Keramikwurden zwischen der Wirtschaftsgruppe keramische Industrie und dem franzsischen Organisations-Comit markt- und preisregelnde Vereinbarungen getroffen.

Textilien Die vorlufige franzsische Bezugscheinregelung wurde durch die Herausgabe der franzsischen Kleiderkarte[110] abgelst. Gleichzeitig wurde fr deutsche Zivilpersonen eine neue Regelung der Bezugscheinmglichkeit gegen Umtausch der deutschen Kleiderkartenpunkte getroffen und fr Wehrmachtsangehrige eine der belgischen Regelung angepate zustzliche Einkaufsmglichkeit fr Textilien und Schuhwerk geschaffen.

Papier Fr jede Papierfabrikwurde mit Wirkung vom 1.6.1941 ab ein Fabrikationsprogramm aufgestellt[111].

Tabak Die franzsische Regie hat ihre Produktion auf 50% des Mittels der Jahre 1938/39 herabgesetzt.

3. Ernhrung und Landwirtschaft Erzeugung Frhjahrsbestellung Die Frhjahrsbestellung ist in der 1. Junihlfte restlos beendet worden. Die Pflegearbeiten an den Hackfrchten konnten in normalem Umfang durchgefhrt werden. Mit der Heuerntewurde versptet begonnen. Das gnstige Wetter ermglichte es, die mengenmig zufriedenstellende Ernte in guter Qualitt einzubringen. Das Wachstum auf den Weiden war gnstig. Die vor einigen Monaten aus Westfrankreich in die nordstlichen Weidegebiete gebrachten 20 000 Rinderbeginnen schlachtreif zu werden. Die Marktbelieferung hat eingesetzt. Die Milcherzeugung, deren jahreszeitliches Ansteigen wegen der kalten Witterung ungewhnlich spt im Frhjahr einsetzte, wurde durch den guten Stand der Weiden gnstig beeinflut. Mit dem Rcktransport der aus dem Reich in die Ardennen gebrachten 23 000 Schlachtschafe ist begonnen worden. Die Schweinehaltung ging aus Mangel an Kraftfutter weiter zurck. Die geplante Aushebung weiterer 5 000 Pferde fr die Wehrmacht wird die Knappheit an Zugtieren verstrken.

Ernteaussichten Im Juli begann die Ernte der Wintergerste, des Roggens und Weizens. Die Ernteaussichten sind mittel bis gut. Da nur etwa 1/3 des Normalbedarfs an Bindegarn zur Verfgung steht, wird sich die Getreideernte wesentlich in die Lnge ziehen. Es wird dadurch das Risiko der Wetterschden erhht.
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Erntehilfeeinsatz Die Arbeitsmarktlage ist auerordentlich angespannt. Der Gro-Einsatz von Studenten, Hochschlern und Dienstverpflichteten - insgesamt etwa 70 000 Mann - zur Erntehilfe f r die Zeit vom 1.8.-1.10. wurde vorbereitet.

Versorgung mit Landmaschinen u.[nd] Treibstoff Die Versorgung mit Landmaschinen und Ersatzteilen ist auerordentlich schwierig. Die Versorgung mit Treibstoff lies [sic!] zu wnschen brig. Fr die Herbstbestellung bestehen wegen der Treibstoffversorgung ernste Befrchtungen. Die Kalitransporte zur Auffllung der Lager werden planmig durchgefhrt. Die Stickstofferzeugung litt unter Kohlenmangel und Feindeinwirkung. Kartoffelkfer u.[nd] Schdlingsbekmpfung Der Kampf gegen den Kartoffelkfer wurde mit Energie gefhrt. Die noch fehlenden Spritzgerte konnten zumeist rechtzeitig verteilt werden. Aus dem Reich wurden weitere Mengen Kalk- und Bleiarsen geliefert. Das Absuchen der Kartoffelfelder durch Schulkinder und das Spritzen wurden planmig durchgefhrt. Dank der verschiedenen Manahmen konnte der Schaden so stark eingedmmt werden, da keine wesentliche Ertragsminderung zu erwarten ist. Der Bedarf des Weinbaues an Kupfersulfat zur Schdlingsbekmpfung lie sich nicht restlos befriedigen, doch ist bei richtiger und sparsamer Verwendung die Ernte gesichert. Die Aussichten fr die Weinernte sind gut.

Versorgung Allgemeines Die Lebensmittelversorgungblieb in der Berichtsperiode weitgehend angespannt. In den Rationsstzen sind nur unwesentliche Vernderungen eingetreten. Den Landwirten und Landarbeitern wird fr die Zeit der Ernte vom 15.7.-15.8. eine zustzliche Brotration von 100 gr je Tag gewhrt. Um das Einmachen zu erleichtern, erhielten smtliche Verbraucher die Sonderzuteilung einer Zuckerration fr einen Monat. Der Rationssatz fr Kaffee bezw. Kaffeersatz wurde mit Wirkung vom 1.6. von 250 gr auf 150 gr monatlich herabgesetzt[112]. Von der wchentlichen Fleischration des Normalverbrauchers in Hhe von 250 gr konnten im Juni 1941 nur 125 gr, im Juli 150 gr geliefert werden.

Brot-[,] Kartoffel- u.[nd] Bierversorgung In der Brotgetreidewirtschaft ist der Anschlu an das neue Erntejahr gesichert. Dagegen ist die Versorgung mit Futtermitteln restlos unbefriedigend. Die Anlieferung von Frhkartoffeln hat versptet begonnen. Die Bierversorgung wird immer knapper.

Milch- und Fettversorgung


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In der Fettversorgung sind keine wesentlichen nderungen eingetreten. Die augenblickliche Milcherzeugung gestattet es, in gewissem Umfang eine Einlagerung von Butter vorzunehmen. ber die Talgerfassung wurde in grundstzlichen Fragen eine Einigung mit den Franzosen erzielt. Die Labversorgung mit Ksereienstie auf Schwierigkeiten; mit Untersttzung des RWM[113] und des REM[114] wurde jedoch der dringendste Bedarf befriedigt.

Fleischversorgung Die Versorgungsschwierigkeiten auf dem Fleischmarkt erreichten Anfang Juni ihren Hhepunkt. Spter ist eine leichte Besserung in der Schlachtviehaufbringung eingetreten. Die Truppe und die fr die Wehrmacht arbeitenden Fleischwarenbetriebe konnten zufriedenstellend beliefert werden. Das Unterangebot an Schlachtschweinen hat bedenkliche Formen angenommen. Die Frischwurstherstellung fr die Truppe wird jedoch aus den Vorrten an Schweinegefrierfleisch gesichert. Obst- und Gemseversorgung An den Obst- und Gemsemrkten konnte der Bedarf nicht voll befriedigt werden, vor allem weil die Nachfrage in Folge der Verbrauchsbeschrnkung auf anderen Gebieten stieg. Die franzsische Regierung versuchte, durch Preisfestlegung eine weitere Verteuerung auf Obst- und Gemsemrkten zu verhindern. Die Ernteaussichten fr Herbst- und Wintergemse sind gut, sodass mit einer besseren Versorgung als bisher gerechnet werden kann.

Weinversorgung Die Versorgungslage bei Weinist ausserordentlich schwierig. Zur berbrckung bis zur neuen Ernte werden verschieden Massnahmen von der franzsischen Regierung ergriffen. Der Bedarf kann zur Zeit hchstens zu 50% gedeckt werden. Der Hauptgrund fr die Verknappung liegt in den schwierigen Transportmglichkeiten von den Kolonien zum Mutterland[115]. Die Versorgung des Reiches aus den Abschlssen 40/41 sowie die Versorgung der Truppe ist gesichert.

4. Forst- und Holzwirtschaft Holzeinschlag Arbeitseinsatz Im Holzeinschlag sind etwa 65-70% des Jahressolls 40/41 nunmehr erreicht. In letzter Zeit macht sich jedoch ein starkes Abwandern von Arbeitskrften in die Landwirtschaft und Industrie, besonders im Bezirk Dijon[116], bemerkbar, offenbar weil die Ernhrungsmglichkeit, Lohnverhltnisse und Arbeitsbedingungen besser sind. Trotz dem Versuch, durch Einsatz neuer Kommandos freier Arbeiter und durch gesteigerten Einsatz von Kriegsgefangenen der Rcklufigkeit im Arbeitseinsatz entgegenzuwirken, ist ein Ausgleich bisher noch nicht erreicht. Umsomehr ist zu hoffen, dass dem gestellten Antrag auf Beurlaubung weiterer Kriegsgefangener vom OKW bald entsprochen wird.

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Transport Die Eisenbahntransporte verlaufen zur Zeit befriedigend. Die Nahtransporte vom Wald zur Sge bezw. Bahn sind jedoch infolge Fehlens von Zugtieren, Lkw und Benzin zu einem ganz ernsten Problemgeworden. Fr Grubenholztransporte konnten hinreichende Benzinmengen und 50 Lkw beschafft werden, fr sonstige Holztransporte bleibt die Lage jedoch nach wie vor ganz auerordentlich drckend.

Versorgung d.[er] Wehrmacht u.[nd] OT[117] mit Holz Abgesehen von den Transportschwierigkeiten konnte der Wehrmachtsbedarf an Holz rein produktionsmssig sichergestellt werden. Die Kriegsmarine ist im Raum von Bordeaux zum Einschnitt von Holz auf eigenen Sgen bergegangen. Die Sicherstellung des Brennholzes fr die Beheizung der Truppenunterknfte im Winter ist in Vorbereitung.

Grubenholz Die Anlieferungen von Grubenholz nach Nordfrankreich haben nunmehr den im Oktober erzielten Hchststand von 107 000 kbm[118] fast wieder erreicht.

Ausfuhr von Holz Firmen aus Deutschland, Elsa-Lothringen, Belgien und Holland haben bisher Lieferungsvertrge ber 130 000 fm[119] bezw. kbm Rund- und Schnittholz und rund 1 Million Stck Schwellen mit franzsischen Firmen abgeschlossen, die bis 1. Oktober 1941 zur Abwicklung kommen sollen. Fr das alsdann beginnende Wirtschaftsjahr 1941/42 sind bereits Ausfuhrkontingente in Hhe von 192 000 fm Rundholz, 61 000 kbm Schnittholz und 1,2 Millionen Stck Schwellen vorgesehen.

Marktordnung Die Grundzge einer Marktordnungsind mit den beteiligten franzsischen Dienststellen nunmehr festgelegt. Ein dem Produktionsministerium unterstehender Repartiteur[120] wird die Zuteilung an die holzverbrauchenden Wirtschaftsgruppen (Comit d'Organisation) vornehmen, die ihrerseits fr die Unterverteilung an ihre Mitglieder verantwortlich sind.

Harz Der Abtransport der fr das Reich vorgesehenen Harzprodukte aus der Ernte 1940 ist bis auf eine Restmenge von 3 000 t Kollophonium durchgefhrt. Mit dem Abtransport von Terpentin aus der Ernte 1941 ist bereits begonnen.

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5. Auswrtiger Waren- und Zahlungsverkehr

Zwischen Frankreich u. d. d[eu]tsch.[en] Reich Im Warenverkehr mit dem deutschen Reich hat nunmehr die franzsische Regierung die Bestimmungen fr ein vereinfachtes Verfahren der Zollbefreiung fr die Zulieferung fr die deutschen Verlagerungsauftrge in Kraft gesetzt. Auerdem ist eine Verordnung ber die Aufhebung der Einfuhrzlle fr alle wichtigen Rohstoffe erlassen worden[121]. Der Debetsaldo im deutsch-franzsischen Verrechnungsverkehr hat sich im Berichtszeitraum (Stand 15.7.1941) auf 295 Mill.[ionen] gegenber 144 Mill.[ionen] RM (Stand 30.4.1941) erhht. Im Verrechnungsverkehr zwischen Frankreich und dem deutschen Reich wird noch allseitig ber die lange Dauer des berweisungsverfahrens geklagt. Hauptursache: der Schriftwechsel zwischen den Verrechnungsinstituten mu durch die deutsche Briefzensur laufen. In der Zwischenzeit wurde jedoch das Office des Changes fr seinen Schriftverkehr mit der Deutschen Verrechnungskasse, der Emmissionsbank [sic!] und dem Niderlndischen [sic!] Clearinginstitut zum Schnellprfverfahren zugelassen.

Zwischen Frankreich u.[nd] dritten Lndern Nach den dem Deutschen Devisenkommissar[122] nunmehr vorgelegten Verrechnungssalden zwischen Frankreich und dritten Lndern, wird die Ausfuhr Frankreichs, besonders nach Spanien, Portugal und Italien, in starkem Mae ber das unbesetzte Gebiet geleitetund entzieht sich dadurch der deutschen Kontrolle. Eine bessere Einsicht in den Auenhandel wird erst mit der Aufnahme der Ttigkeit des Auenhandelskommissars[123] gegeben sein. Warenverkehr mit Elsa u.[nd] Lothringen Im Warenverkehr mit Elsa und Lothringenist ein starkes Ansteigen der Bezge durch das Elsa festzustellen. Eine weitere Verschrfung der Kontrollbestimmungen mute eingefhrt werden. Die Zolldienststellen haben nunmehr Anweisungen, Warensendungen nach Elsa und Lothringen nur noch durchzulassen, wenn der mit dem Genehmigungsvermerk des Militrbefehlshabers versehene Berechtigungsschein am Grenzbergang vorgelegt wird.

Zahlungs- und Transfersperre nach USA Im Hinblick auf die von der amerikanischen Regierung gegen das deutsche Vermgen in Amerika getroffenen Manahmen[124] ist auch im besetzten franzsischen Gebiet eine Zahlungs- und Transfersperre nach den Vereinigten Staaten von Amerika sowie ein Verfgungsverbot ber amerikanische Vermgenswerte angeordnet worden.

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6. Arbeitseinsatz und Sozialfrsorge

Arbeitseinsatz in Frankreich Entwicklung d.[er] Arbeitslosigkeit Im Berichtszeitraum ist die Arbeitslosigkeit weiter zurckgegangen. Durch die franzsischen Dienststellen wurden erfat am 12.7.41 insgesamt 229 000 Arbeitslose (102000 Mnner, 127 000 Frauen). (Am 31.5. 287 000 Arbeitslose). Von diesen erhielten 197 000 Arbeitslosenuntersttzung; (davon allein 64 000 Arbeitslose ber 60 Jahre alt).

Einsatz in der Landwirtschaft Die vorbereitenden Arbeiten zum Einsatz von freiwilligen und dienstzuverpflichtenden Arbeitskrften bei Erntearbeiten sind berall durchgefhrt worden. Fr den Zuckerrbenbau und die Flachsernte wurden bisher ber 5 000 Wanderarbeiter aus Belgien eingesetzt. Zur Bekmpfung der Landfluchtverbietet eine Anordnung des Militrbefehlshabers die berufsfremde Einstellung von landwirtschaftlichen Arbeitskrften bei deutschen Dienststellen[125].

Bauwirtschaft Die Zahl der bei deutschen Baustellen im besetzten Gebiet beschftigten zivilen Arbeitskrftebetrug zu Beginn der Berichtszeit mehr als 150 000; davon waren 21 000 deutsche, 17 000 belgische, 15 000 hollndische und 98 000 Arbeiter aus Frankreich. Der Bedarf an Arbeitskrften steigt weiter. Lohnpolitische u.[nd] Sozialmanahmen Die franzsische Regierung hat am 23.5.1941 ein Gesetz ber Zuschlge zum Lohn fr Lohn- und Gehaltsempfnger erlassen[126]. Danach erhalten die Lohn- und Gehaltsempfnger in Industrie und Gewerbe, im ffentlichen Dienst und in freien Berufen eine nach der Einwohnerzahl der Stdte gestaffelte Zulage auf ihren Lohn, wenn sie der Sozialversicherungspflicht unterliegen[127]. Bei Zustimmung zu diesem Gesetz wurde deutscherseits von der franzsischen Regierung verlangt, da die Lohnerhhung keine Erhhung der Preise zur Folge haben drfe. Die mit Verfgung vom 5.5.41 gebildeten Lohnkommissionen haben ihre Arbeiten zur berprfung der bei deutschen Dienststellen gezahlten Effektivlhne und zur etwa notwendigen Wiederangleichung an den allgemeinen Lohnstand aufgenommen[128]. Die Erhhung der Arbeitszeitauf 46 bezw. 48 Stunden wurde in weiteren Gewerbezweigen (z.B. Steinbrcke [sic!], Asphalt- und Schiefergruben, Bergbaubetriebe) angeordnet[129].

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Anwerbung von Arbeitskrften nach Deutschland Allgemeines Mit Beginn des Russenfeldzuges gingen die Anwerbungszahlen fast schlagartig zurck. Vom 1.-30.6. wurden insgesamt 8 084, vom 1.-20.7. insgesamt nur 3 746 Arbeitskrfte nach Deutschland vermittelt. Danach sind bis zum 20.7.41 insgesamt 65.871 Arbeitskrfte, davon 10 507 Frauen nach Deutschland angeworben worden. (Nach Berufsgruppen aufgeteilt; Metallindustrie: 27 501, Baugewerbe: 21 425, sonstige Berufe: 16 945). Propagandamig wird alles getan, um zumindest die frheren Anwerbungszahlen wieder zu erreichen. So wurde die Anwerbung ausgedehnt auf Handwerker aller Art, Kchenpersonal und besonders Werftarbeiter. Da der Bestand an unerledigten Auftrgen auf Zuweisung von Arbeitskrften am 30.6.41 38 865 Arbeitskrfte betrug, wurde das Reichsarbeitsministerium gebeten, von einer weiteren bersendung von Auftrgen zunchst abzusehen.

Sozialversicherung Besondere Manahmen zum Sozialschutzder bei wichtigen Bauarbeiten im besetzten Gebiet eingesetzten auslndischen Arbeitskrfte sind getroffen worden. Der Umfang der Arbeiten der deutschen Krankenkasse fr die besetzten franzsischen Gebiet[e] stieg weiteran. Die Krankenkasse hatte vom 1.6.-20.7. Aufwendungen in Hhe von 800 000 Fr[anc]s fr die nach Deutschland Vermittelten bezw. ihre durch sie versicherten Familienangehrigen zu verzeichnen.

7. Bank-, Brsen- und Versicherungswesen Whrungs- und Kreditwesen In der Berichtszeit haben die bedeutenden franzsischen Banken ihre Jahresabschlsse 1940verabschiedet. Die Dividenden hielten sich auf der Vorjahrshhe. Die allgemeine Lage der Kreditinstitute hat sich kaum verndert. Abgesehen von einer gewissen Zunahme von Finanzierungsgeschften im Rahmen der deutschen Auftragsverlagerung blieb die Kreditnachfrage gering. Die Banken haben ihre Gelder wieder vornehmlich in Staatstiteln angelegt. Das knftige Schicksal des franzsischen Franken hngt im wesentlichen von der Entwicklung der Staatsschuldund der Regelung der Besatzungskostenfrage ab. Die dette flottante belief sich einschlielich der aufgebrachten Leistungen fr Besatzungskostenzahlungen - am 30.6. auf 444 Milliarden Franken. Davon stammen 195 Milliarden Fr[anc]s kurzfristig von der Notenbank. Der Notenumlauf ist langsam weiter auf 236 Milliarden gestiegen. Die Eisenbahnanleihe von 4,9 Milliarden Franken ist mit gewissen Schwierigkeiten voll untergebracht worden.
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Die Gesetze ber die Regelung und Organisation des Bankgewerbes und des Banknebengewerbes sind nunmehr verffentlicht worden[130]. Mit der Verffentlichung der Verordnung des Militrbefehlshabers ber die Aufhebung der Verordnungen ber den Kommissar bei der Bank von Frankreich und das Bankenaufsichtsamt[131] ist in Krze zu rechnen[132]. Die Aufgaben des Bankenaufsichtsamtes mssen knftig vom Militrbefehlshaber selbst wahrgenommenwerden. Brsenwesen Die Rentenkurse lagen in der Berichtszeit zunchst schwach (Syrienkrise und Eisenbahnanleihe), zogen aber spter wieder an. Die Tendenz am Aktienmarkt war uneinheitlich. Die Kurse neigten zur Schwche, besonders die nordfranzsischen (englische Bombardierungen) und indochinesischen Werte[133].

Versicherungswesen Fr britische Sachversicherungsbestndesind verschiedene Rckversicherungsvertrge zugunsten deutscher Versicherungsgesellschaften genehmigt worden. Fr englische Lebensversicherungsbestnde wurden deutsche Verwalter bestellt. Die Verhandlungen des deutsch-italienischen Versicherungsausschusses in Mnchen haben zu dem Ergebnis gefhrt, den italienischen Gesellschaften im Einvernehmen mit den deutschen Gesellschaften und mit der franzsischen Versicherungsaufsichtsbehrde eine strkere Beteiligung an den britischen Sachversicherungsbestnden in Frankreich zu gewhren.

8. Preisregelung

Die an sich schon schwierige Lage auf dem Preisgebiet hat sich in der Berichtszeit erheblich verschrft. Wenn auch die inzwischen erfolgte Lohnerhhung, die nicht zuletzt durch das Verhalten der franzsischen Presse in einer anderen Form als anfangs vorgesehen, durchgefhrt wurde, ursprnglich keine Abwlzung auf die Preise zur Folge haben sollte, so werden sich doch bei vielen lohnintensiven Betrieben Preiserhhungen nicht vermeiden lassen[134]. Vor allem wird in absehbarer Zeit die Frage einer Kohlenpreiserhhung - wenn auch zur Zeit noch keine Antrge vorliegen - akut werden, whrend die Frachttariferhhung schon von selbst zu einer Kohlenpreiserhhung bei dem Empfnger fhren wird. Das Zusammentreffen der verschiedenen Tarif- und Preiserhhungen wird das ohnehin schon labile Preisniveaudurch die sich aus diesen Erhhungen ergebenden starken Auftriebstendenzen in bedenklicher Weise gefhrden. Damit nicht die Erhhung der Erzeugerpreise fr Getreide, Zuckerrben und Kartoffeln eine entscheidende Erhhung der Lebenshaltungskosten nach sich zieht, wird von der franzsischen Regierung eine staatliche Sttzung der Erzeugerpreise gefordert werden mssen.

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Die franzsische Preisberwachung kann trotz redlichem Bemhen der magebenden franzsischen Zentralstellen derartig starke Preiserhhungstendenzen schon wegen zahlenmig schwacher Besetzung und aus Mangel an vorgebildeten Spezialkrften z.[ur]Z[ei]t. kaum erfolgreich abwehren. Auerdem steht in Frankreich die Durchbildung des gesamten Kostenrechnungswesens weit hinter dem im Reich zurck, und endlich ziehen die niedrigen Beamtengehlter kaum Nachwuchs hierfr an.

VI. Das Verkehrswesen

Allgemeines Organisatorisches: Im Zusammenhang mit der Verlegung deutscher wehrwirtschaftlicher Auftrge nach Frankreich haben die transportdurchfhrenden Stellen ab 1. Juli zunchst den Stckgutverkehr zwischen Paris und dem Reich und ab 15. Juli den gesamten Frachtstckgutverkehr und Eilgutladungsverkehr von allen Bahnhfen Frankreichs nach allen Pltzen Deutschlands einschliesslich Lothringen, dem Elsass und Luxemburg zugelassen. Zur Sicherstellung der Awi-Transporte[135] unter 500 t ist im Transportplan ein Kontingent von 30 000 t/ Monat "verschiedene Wirtschaftsgter im deutschen Interesse" vorgesehen worden. Die Entscheidung darber, welche Transporte im Rahmen dieses Sammelpostens zu bercksichtigen sind, ist den Feldkommandanturen und Bezirkschefs bertragen worden.

Eisenbahnverkehr: Allgemeines: Die gesteigerte Inanspruchnahme der Eisenbahn durch die Wehrmacht in der zweiten Maihlfte fhrte zu Einschrnkungen des wirtschaftlichen Gterverkehrs im Bereich der WVD Brssel[136], die sich fr Frankreich in der Hauptsache im Raume von Nancy[137] auswirkten. Im weiteren Verlauf trat jedoch eine durchgehende Besserung der Betriebslageein. Die Wagengestellung entsprach den Anforderungen an Transportraum. Die Leistungen in der Kohleabfuhr sind auch heute wegen Rckgang der Produktion und Strungen im Versand infolge feindlicher Lufteinwirkung noch nicht wieder voll erreicht.

Erhhung der Personen u.[nd] Gtertarife: Mit Zustimmung des Militrbefehlshabers sind die Personentarife der franzsischen Eisenbahn um 20%, die Gtertarife um 10% erhht worden. Fr Gross-Paris ist eine Kombinationskartefr Eisenbahn, Autobus und U-Bahn geschaffen, auf der Metro die Rckfahrkarte beseitigt und dafr eine Wochen-Arbeiterkarte eingefhrt worden.
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Militrischer Transportbedarf: Personenverkehr Im Wehrmacht-Dienstreiseverkehr war whrend der Urlaubssperre bis Ende Juni eine wesentliche Besserung eingetreten. Nur ist die Besetzung der D-Zge in Richtung Heimat-besetztes Gebiet immer noch zu hoch, sodass eine noch schrfere Ueberwachung des gesamten Reiseverkehrs durchgefhrt werden muss.

Urlauberverkehr: Zur Bewltigung des ab 11. Juli wieder einsetzenden Urlauberverkehrs wurden 10 SF-Zge[138] eingelegt, die nach den bisherigen Erfahrungen fr den Urlauberverkehr und die dringenden kleineren Einzeltransporte ausreichen.

Betriebsstrungen u.[nd] Unflle: Durch eigenes Verschulden infolge Nichtbeachtung der bestehenden Bestimmungen ereigneten sich im Juni 23 und im Juli 9 Unglcksflle bei Wehrmachtsangehrigen, von denen insgesamt 14 tdlich und 14 schwer verletzt wurden. Im Juli haben die Fliegerangriffe auf Bahnanlagen sowie Sabotagehandlungen zugenommen.

Gterverkehr: Smtliche Verkehrseinschrnkungenim Gterverkehr wurden ab 15. Juni aufgehoben. Die noch im Mai bei den Baustofftransporten an einzelnen Stellen vorhandenen Schwierigkeiten konnten restlos beseitigt werden. Der Nachschub ging zurck, Mitte Juni knnte das Abrufverfahren wieder aufgehoben werden. Im Abschub stiegen die nach dem Reich gefahrenen Zge, es sanken dagegen die dorthin und innerhalb des besetzten Gebietes befrderten Einzelwagen mit Werkzeugmaschinen, Schrot [sic!], Rohstoffen, militrischer Beute und sonstigem.

Spanische Falangisten: Spanische Falangistenwurden in 19 Zgen nach dem Reich befrdert[139].

Wirtschaftlicher Transportbedarf: Bei der Abwicklung der Wirtschaftstransporte entstanden keine Schwierigkeiten in der

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Leerwagengestellung. Der Abtransport der in Bordeaux als Prise eingebrachten Vorrte an Wall (zusammen 23 000 t) wurde in diesen Tagen beendet[140]. Gleichfalls konnten die Apfelsinen- und Zitronentransporte(insgesamt 307 000 t) aus Spanien bis Mitte Juni endgltig abgewickelt werden. Die Abfuhr von Grubenholzerfuhr weiterhin eine unerwnschte Verzgerung wegen mangelnden Antransportes zu den Bahnhfen, (vergl. IV, 4). Eisenbahnwagen standen fr die Abfuhr des Holzes in ausreichendem Umfange zur Verfgung. Alle brigen Wirtschaftstransporte auf der Eisenbahn wickelten sich planmssig ab.

Binnenschiffahrt: Wasserstrassen: Die Leistungen auf den Binnenwasserstrassen sind in stndiger Zunahme begriffen. Auf dem St. Quentin-Kanal[141] war durch Einsturz des Tunnels bei St. Quentin eine inzwischen behobene Unterbrechung des Schiffsverkehrs eingetreten. Der Espierre-Kanal wurde wieder hergestellt. Am Nordflgel des Ost-Kanalswurde am 16.6. die Strecke Troussey-Verdun fertig gestellt. Am ArdennenKanalverzgerten sich die Arbeiten durch Wegziehen der OT Ende Juni erneut. Nach Freigabe des Abschnittes Clery-Corbie kann die obere Somme nunmehr von St. Simon bis nach Amiens bofahren [sic!] werden. Alle Wasserstrassen auf franzsischem Gebiet sollen bis Ende August wieder fr den Verkehr freigegeben werden. (vergl. Anlage 19[142]). Im Verkehr Lille-Paris-Gent berstiegen infolge des Bergarbeiterstreiks in den Nordprovinzen die Transporte in Richtung Gent die Kohlentransporte in umgekehrter Richtung mit 143 700 t. Auf der Strecke Lille-Paris kamen die Kohleverladungen in der ersten Hlfte des Juni zum Stillstand. Der hierdurch angesammelte Kahnraum (bis zu 500 Schiffen) ist planmssig in den Kohlenverkehr Richtung Paris eingesetzt worden. Wenn als Folge dieser einschneidenden Strungen im Dreiecksverkehr Lille-Paris-Gent sich ein Mangel an Kahnraum im Pariser Gebiet einstellt, wird er sich auch auf den Verkehr zwischen Paris und Strassburg auswirken. Auf dem Rhein-Marne-Kanal konnten die Transportanforderungen insbesondere in Nancy und Strassburg teilweise nicht voll gedeckt werden. Im brigen war die Gestellung von Transportraum im Wasserversand durchaus befriedigend.

Seeschiffahrt: Fr den einmaligen Abtransport von Schwefelkiesabbrnden aus Atlantik- und Kanalhfen nach dem Reich wurden 20 von der Kriegsmarine freigegebene Dampfer angedient.

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Fr die Erz- und Zinkblendeverfrachtung von Nord-Spanien nach franzsischen Atlantikhfen stehen zur Zeit 16 kleinere Kstenschiffe mit insgesamt 5 400 t zur Verfgung, wodurch eine monatliche Zufuhr von 20-25 000 t gesichert ist. Die Abladungen an Erzen und Phosphaten aus Nordafrika in Marseille-Caronte haben sich aus Mangel an Schiffen mit Kohlefeuerung nicht in der beabsichtigten Hhe verwirklichen lassen. Fr die kommenden Monate ist mit einer Erhhung der Anlieferung zu rechnen. Aus den franzsischen Koloniensind franzsische Seeschiffe etwa in der gleichen Anzahl eingetroffen wie bisher. Ihre Ladung besteht wiederum in der Hauptsache aus Kolonialprodukten fr das unbesetzte und besetzte Frankreich.

Strassenverkehr: Strassenbau: Die Strassenunterhaltungsarbeiten gehen im Rahmen der zur Verfgung stehenden knappen Mengen an bit. Bindemitteln weiter. Soweit ntig, sollen zunchst nur die A-Strassen[143] bevorzugt ausgebessert werden. Ueber Durchgangsstrassen vgl. Anlage 20[144].

Brckenbau: Die Lage im Brckenbau ist durch die Tabelle in Anl.[age] 18[145] dargestellt.

Bauwirtschaft: Der Mangel an Baustoffenmacht sich immer strker bemerkbar. Fr Strassenbauzwecke knnen ausser der bereits zugeteilten Menge von 3 000 t im Jahre 1941 keine weiteren bit.[146]Bindemittel mehr zur Verfgung gestellt werden. Der grsste Teil des Teers ist zur Brikettierung der in Frankreich vorherrschenden Staubkohle sichergestellt. Die Zementbeschaffung bereitet nach wie vor grosse Schwierigkeiten. Auf Veranlassung der Reichsstelle fr Steine und Erden, Berlin, wurden zwar vom Militrbefehlshaber Belgien im Juli 76 000 t Zement gegenber 65 000 t im Juni zur Verfgung gestellt, dafr fllt jedoch jegliche Lieferung aus dem Reich in Zukunft fort. Ab August sind bezglich der Zementverteilung das besetzte Gebiet Frankreichs und Belgien sowohl als Erzeugungs- wie auch als Verbrauchsgebiet als eine Einheit zu betrachten, sodass ein vollstndiger Ausgleich des Bedarfs gegenseitig durchgefhrt wird.

Kraftfahrzeugverkehr: Brauchbare Nutzfahrzeuge, die ohne schwere Schdigung der Wirtschaft abgegeben werden knnten, sind nicht mehr vorhanden.

Zugelassene Kfz:

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Nach einer mit Stichtag 1. Juli 1941 aufgestellten Statistik waren f r das gesamte besetzte Gebiet zugelassen: 134 586 LkW[147], hiervon jedoch 84 088 Lkw mit einer Tragfhigkeit unter 2 t, (gegenber 263 000 vor dem Kriege), 78 522 Pkw, und 5 070 Kom[148].

Rckgefhrte Kfz.: In das besetzte franzsische Gebiet sind bisher rck- bezw. berfhrt worden: 6 000 Flchtlings-Lkw und 2 900 staatseigene Lkw zum Verkauf an franzsische Unternehmer, sowie 700 Kom. Weitere 700 staatseigene Lkw werden zur Zeit in das besetzte franzsische Gebiet und 100 lkw [sic!] nach Elsass und Lohtringen [sic!] berfhrt.

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Geheime Kommandosache !

Der Militrbefehlshaber in Frankreich Kommandostab Abteilung Ia Br. B. Nr. 830/41 g. Kdos.

Anlagen zum Lagebericht fr die Monate Juni/Juli 1941

Anlagenverzeichnis

1.) Einsatzgliederung der dem Mil.Bef.in Frkr. unterstellten Stbe und Einheiten. 2.) Einsatzkarte der Feld- und Kreiskommandanturen Stand: 1.8.41 3.) Einsatzkarte der L[an]d[es]sch.[tzen]-Reg[imen]ts.Stbe und Dep.[artement]-Bat[ail]l[on]e. Stand: 1.8.41 4.) Einsatz der Feld-Nachrichtenkommandanturen Stand: 1.8.41 5.) Einsatz der Rundfunksender im besetzten Gebiet Stand: 1.8.41 6.) Einsatzkarte der Nachrichtenhelferinnen Stand: 1.8.41 7.) Einsatzkarte der Soldatenheime Stand: 1.8.41 8.) Anzeigen ber Straftaten (tab.[ellarische] Darstellung) 9.) bersicht ber beschlagnahmte oder sichergestellte Gegenstnde usw. (tab.[ellarische] Darstellung) 10.) bersicht ber Beutematerial (tab.[ellarische] Darstellung) 11.) Einsatzkarte der Frontstalags, Int.[ernierungs]Lagern und Wach-Bat[ail]l[on]en. Stand: 1.8.41 12.) Arbeitsbericht des Deutschen Roten Kreuzes 13.) Verzeichnis der wichtigsten franzsischen Gesetze im Journal Offiziel [sic!]

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14.) Karte zur Regionaleinteilung 15.) Einsatz der franzsischen Zollverwaltung 16.) Stand der Tierseuchen 17.) Entwicklung der Roheisen- und Stahlproduktion sowie der NE-Metallerzeugung usw. 18.) Brckenbau 19.) Wasserstrassennetz von Frankreich Stand: 1.8.41 20.) Durchgangsstrassen Stand: 1.8.41 21.) Verordnungsblatt des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] (Nr.34-37). nur in Ausfertigung 1-15.

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Anlage 12

Arbeitsbericht des Deutschen Roten Kreuzes Juni - Juli 1941.

Die Dienststelle Avenue Ducesne, Ambulatorium zur Untersuchung der ins Reich angeworbenen franzsischen Arbeiterinnen, hat einen sehr groen Arbeitsanfall zu bewltigen. Auerdem fhrt hier zweimal wchentlich der Vertrauensarzt der Deutschen Botschaft eine Sprechstunden f r unbemittelte Volksdeutsche zusammen mit rzten der Wehrmacht durch. Die Fahrerunterknfte der Stadtkommandantur Paris erhhen sich durch einrichtung zweier neuer Unterknfte in Vincennes und Clignancourt auf vier, die smlich vom Deutschen Roten Kreuz betreut werden. Die Wehrmachtsverpflegungs- und Unterkunftsstelle bei der Frontsammelstelle Tours wurde aufgelst und ihre Aufgaben von der DRK-Verpflegungseinheit in Tours bernommen. Auslndische Hilfsaktionen Empfnger Zivilintern.[ierten] Vittel[149]

Absender Internat.[ionales] Komitee d.[es] Roten Kreuzes

Inhalt

Verteiler

Lager 11 500 direkt Lebensmittelpakete 250 Pakte Tabak

Internat.[ionales] Komitee d.[es] Roten Kreuzes

Zivilintern.[ierten] St.Denis

Lager 11 500 direkt Lebensmittelpakete 350 Pakte Tabak

Ungarn

Schulkchen im Dep.[artement] Paris u.[nd] Seine Dn.[ische] Staatsangeh. [rige] im bes.[etzten] Gebiet

15 t Erbsen 15 t Hirse 1 792 Lebensmittelpakte 800 Pakete Knckebrot

Secours National[150]

Dnemark

Dnisches Generalkonsulat

Diese Sendungen wurden vom Deutschen Roten Kreuz in Empfang genommen und weitergeleitet.

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Anlage 15

berblick
ber den Einsatz der franzsischen Zollverwaltung an den Grenzen des besetzten Gebietes.

Grenzaufsichtsdienst 1. Span.[ische] Landesgrenze Die Beamten sind von der Grenze zurckgezogen und in ihren Wohnungen, verrichten aber keinen Dienst Die Beamten sind im groen und ganzen von der Kste zurckgezogen und zum Teil ins unbesetzte Gebiet abtransportiert. Ein geringer Teil ist noch in anderen Verwaltungszweigen beschftigt. Wie Atlantik-Kste Im Abschnitt von der Kste bis Armentires, der zum Bezirk der OFK Lille und damit des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] in Belgien und Nordfrankreich gehrt, sind die Beamten des Grenzaufsichtsdienstes vollstndig zurckgezogen. Von Armentires[151] zur Lux[em]b. [urgisch]-frz. Grenze sind dagegen die frz. Beamten des Grenzaufsichtsdienstes voll eingesetzt. dieser Abschnitt gehrt bis Hirson[152] zum Bezrik der OFK Lille, von da an bis zur Lux[em]b. [urgischen] Grenze z.[u]d.[en] Mil.[itr]Verw.[altungs]Bezirken A und C.

Abfertigungsdienst Die Beamten des Zollabfertigungsdienstes sind in den Zollmtern eingesetzt

2.

Atlantik-Kste

Die zur Aufrechterhaltung des unbedingt notwendigen Abfertigungsdienstes bei den Zollmtern erforderlichen Zollbeamten verrichten noch Dienst.

3. 4.

Kanalkste Franz.-Belg. [ische]-Grenze

Im Abschnitt von der Kste bis Armentires befindet sich nur eine zugelassene bergangsstelle, die mit franz. Abfertigungsbeamten unter d[eu]tsch.[er] Oberaufsicht besetzt ist. In dem brigen Teil der belg.[isch-]frz. Grenze sind die franz. Abfertigungsbeamten in vollem Umfange unter Oberaufsicht dtsch. Zollgrenzschutzbeamter eingesetzt.

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5.

Frz.[-] lux[em]b.[ur-gische] Grenze:

Die frz. Beamten des Grenzaufsichtsdienstes sind von der lux[em]b.[urgisch-]frz. Grenze zurckgezogen und an der belg.[isch-]frz. Grenze im Bezirk der Zolldirektion Charleville[153] miteingesetzt. Frz. Grenzaufsichtsdienst wird an der frz.[-]lothr.[ingischen] und an der frz.-els.[ssichen] Grenze nicht geleistet.

Die frz. Zollabfertigungsbeamten sind unter Oberaufsicht der d[eu]tsch.[en] Zollgrenzschutzbeamten in Hussigny eingesetzt.

6.

Frz.-lothr.[ingische] u.[nd]frz.[-] els.[ssische] Grenze

Zollabfertigungsdienst wird in einigen zugelassenen Eisenbahnzollmtern, wie Audun-le-Roman[154], Pagnysur-Moselle[155] und Igny[156]-Avricourt[157] geleistet. Die Einrichtung weiterer Zollmter an Eisenbahnen, Landstrassen und Kanlen steht bevor. Im Zusammenhang mit der Einrichtung des Stckgutfrachtverkehrs zwischen Frankreich und Deutschland wurde unlngst die Einrichtung der Binnenzollmter Belfort[158] und Blainville[159] (westlich Lunville[160]) genehmigt. Die frz. Zollbeamten des Zollabfertigungsdienstes verrichten Dienst, der aber praktisch ohne Bedeutung ist, da die Grenze fr den Warenverkehr gesperrt ist.

7.

Frz.[sisch-] schweiz.[ische] Grenze

Die frz. Grenzaufsicht ist v.[on] der frz.[-]schweiz.[rischen] Grenze zurckgezogen. die Beamten sind z.T. an der frz.[sisch-] Belg.[ischen] Grenze miteingesetzt.

8.

Demarkationslinie:

Von der Seite des unbesetzten Gebietes her sind franzsische Zollbeamte zur berwachung des Warenverkehrs ber die Demarkationslinie eingesetzt.

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Anlage 17

a) Entwicklung in der Roheisen- und Stahlproduktion

BinnenFrankr. April Roheisen Rohstahl Mai Roheisen Rohstahl Juni Roheisen Rohstahl 1 763 41 407 1 891 8 660 1 954 34 674

Unbes.[etztes] Frankr. 14 097 40 474 14 677 37 414 13 803 30 315

LongwyArdennes

Meurthe et Moselle

insgesamt

28 758 24 410 26 035 25 526 24 070 24 236

42 535 35 086 42 456 35 534 32 316 27 378

87 153 141 377 85 059 137 134 72 143 116 503

b) Entwicklung der NE-Metallerzeugung, des Verbrauchs und Abtransports nach dem Reich im ersten Halbjahr 1941.

1. Erzeugung franzsischer Werke

Kupfer Blei

3 149 t 6 424,5 t

Zink Aluminium

8 358 t 20 005 t

2. Verbrauch (Mengen in to)

Kupfer Blei Nickel

22 589 11 222 311

Zink Zinn Aluminium

14 579 933 145 553

3.) Abtransporte (Mengen in to)

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bis 31.12.1940

I. und II. Vierteljahr

insgesamt

Kupfer Blei Nickel Zink Zinn Aluminium Antimon Dadmium Kobalt Magnesium Quecksilber

112 511 12 857 3 787 43 497 3 494 5 560 273 5 364 811

18 670 3 958 67 5 045 1 014 2 216 30 1 208 188 -

131 181 16 815 3 856 48 542 4 508 7 776 303 6 208 552 811

183 161

31 397

214 558

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Anlage 18

A-Straen Zahl Gesamtzahl der zerst. [rten] Brcken Fertiggest.[ellt] endglt.[iger] Ausbau endglt.[iger] Ausbau als Dauerbehelfsbr. [cken] Im Bau endglt.[iger] Ausbau als Dauerbehelfsbr. [cken] Noch zu errichten bezw. umzubauen 137 % 100

B-Straen Zahl 106 % 100

C-Straen Zahl 1908 % 100

19

14

13

12,3

214

11,2

59

43

32

30,2

242

12,8

41

30

30

28,5

402

21,0

1,4

6,5

68

3,6

16

11,6

24

22,5

982

51,4

[1]

Otto von Stlpnagel. 47. von 125 Ausfertigungen. Walther von Brauchitsch. Vgl. hierzu den Verteiler zum Lagebericht November 1940. Oberkommando des Heeres. Adjudantur Oberbefehlshaber des Heeres. Adjudantur Chef des Generalstabs des Heeres. Generalquartiermeister Eduard Wagner. Zentralabteilung im Generalstab des Heeres. Operationsabteilung.

[2]

[3]

[4]

[5]

[6]

[7]

[8]

[9]

[10]

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[11]

Organisationsabteilung. Chef des Heeres-Nachrichtenwesens. Chef der Heeresrstung und Befehlshaber des Ersatzheeres Friedrich Fromm. Oberkommando der Wehrmacht. Wehrmacht-Fhrungsstab/Abteilung Landesverteidigung. Amt Ausland-Abwehr. Propaganda-Abteilung. Verbindungsoffizier beim Vertreter der franzsischen Regierung. Major Karl Schuchardt. Oberquartiermeister West Erwin Jaenecke, vormals O.Qu. Frankreich. Wehrwirtschafts- und Rstungsstab Frankreich. Hherer Nachrichtenfhrer Friedrich Kersten. Vormals Eisenbahntransportabteilung Paris. Ernst Schaumburg. Erwin von Witzleben. Armeeoberkommandos. Otto Schultze. Friedrich-Carl Hanesse. Alexander von Falkenhausen. 89. Ausfertigung von 125 Exemplaren.

[12]

[13]

[14]

[15]

[16]

[17]

[18]

[19]

[20]

[21]

[22]

[23]

[24]

[25]

[26]

[27]

[28]

[29]

[30]

Nach dem berfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 (Unternehmen "Barbarossa") hatten die in drei Heeresgruppen aufgestellten deutschen Truppen mit dem Vormarsch in Richtung Baltische L nder - Leningrad (H.Gr. Nord), Minsk Smolensk - Moskau (H.Gr. Mitte) und Kiew - Dnjepr-Bogen (H.Gr. S d) begonnen. In fr die UdSSR verlustreichen Schlachten wurden in den ersten beiden Wochen die Stdte Grodno, Brest-Litowsk, Przemysl, Kowno, Wilna, Dnaburg, Minsk, Witebsk, Riga, Kowel, Bialystock, Lemberg, Shitomir, Mogilew, Gorki, Smolensk, Jelnja erobert. Am 31. Juli 1941 erreichten die deutschen Spitzen das Ufer des Ilmensees. Am 14. Juli 1941 befahl Hitler in einer Weisung fr die Rstung daraufhin die Verlagerung des Schwerpunktes auf die Luftwaffe und den U-Bootbau, da er den Ostfeldzug bereits fr entschieden hielt.
[31]

Im Unterschied zu Deutschland hatten die Verb ndeten Rumnien und Italien am 22.6.1941 der UdSSR formell den Krieg erklrt, die Slowakei folgte am 23.6.1941, Finnland am 26.6.1941 und Ungarn, das am 23. zunchst die diplomatischen Beziehungen zur UdSSR abgebrochen hatte, am 27.6.1941. D nemark und Frankreich brachen am 27. bzw. 30.6.1941 die

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diplomatischen Beziehungen zur UdSSR ab. Die Regierung in Vichy hatte von Syrien aus dem Aufstand im Irak und dessen F hrer Raschid Ali al Gailani militrische Untersttzung gewhrt. Parallel dazu hatte Deutschland unter F hrung von Oberst Werner Junck am 12. Mai 1941 Flugzeuge ber Damaskus und Palmyra nach Mossul verlegt. Als Reaktion auf die Luftangriffe vom 14. bis 29. Mai 1941 flogen britische Bomber daher seit dem 15. Mai 1941 ihrerseits Angriffe auf Ziele in Syrien. Untersttzt von Frei-Franzsischen Truppen begannen britische Truppen am 8. Juni 1941 den Vormarsch nach Syrien. Nach dem Fall von Palmyra am 2. Juli 1941 und weil der Nachschub ausblieb unterzeichnete der Oberbefehlshaber der Vichy-Truppen, General Dentz am 15. Juli 1941 in Saint-Jean-d'cre die Kapitulation. 5 700 der ca. 37 700 franzsischen Soldaten wechselten daraufhin in das Lager von de Gaulle.
[32]

Henri-Fernand Dentz (1881-1945). General. 1900 Eintritt in die Armee. 1914/18 Kriegsteilnahme. Mitglied des Generalstabes und von 1920-1923 Chef des Service de Renseignements in Syrien. 1940 Befehlshaber von Paris. Seit Dezember 1940 Haut-Commissaire pour les mandats du Levant. 1941, nach der Kapitulation seiner Truppen, Rckkehr nach Vichy. 1943 verabschiedet. 1945 zum Tode verurteilt, stirbt er in der Haft. Vorrangiges Ziel waren im Frhjahr und Sommer 1941 die deutschen Marinebasen an der Atlantikk ste. Am 6. April 1941 wurde der Schlachtkreuzer "Gneisenau" im Hafen von Brest durch einen britischen Torpedobomber so schwer getroffen, da er fr lngere Zeit ausfiel. Am 2. Juli wurde der schwere Kreuzer "Prinz Eugen" im Handelshafen von Brest durch Bombentreffer ebenfalls schwer beschdigt. Am 25. Juli 1941 erfolgte der bis dahin grte Tagesangriff britischer Bomber auf Brest und La Pallice, bei dem neben diesen beiden deutschen Schiffen auch der Schlachtkreuzer "Scharnhorst" getroffen wurde.
[33] [34]

Lgion des volontaires franais contre le bolchevisme (LVF).

[35]

Nachdem die Vichy-Regierung erst am 30. Juni 1941 die diplomatischen Beziehungen zur UdSSR abgebrochen hatte, traten die beiden Parteifhrer Jacques Doriot (PPF) und Marcel Dat (RNP) am 18. Juli 1941 auf einer Grokundgebung in Paris fr die Aufstellung eines franzsischen Freiwilligenverbandes und dessen umgehende Entsendung an die Ostfront ein. Von Doriot auf einer Parteiveranstaltung am 22. Juni 1941 erstmals gefordert, wurde die "Lgion des volontaires franais contre le bolchevisme" (LVF) offiziell am 5. August 1941 in der besetzten Zone gegr ndet (Sitz: 12, rue Auber, im 9. Pariser Arrondissement, in den ehemaligen Rumen der sowjetischen Fluggesellschaft Aeroflot). Zun chst als Regiment einer deutschen Infanterie-Division angeschlossen, wurde die LVF in den Jahren 1942 und 1943 vor allem in Wei-Ruland und bei der Partisanenbekmpfung hinter der Ostfront eingesetzt. Nach schweren Verlusten wurde die Einheit im August 1944 von der Ostfront abgezogen und aufgelst.
[36]

Vgl. hierzu auch den nachfolgenden Lagebericht August/September 1941, I.

Gemeint ist hier der Ruland-Feldzug Napolons, der ebenfalls im Monat Juni, am 24.6.1812, seinen Vormarsch nach Moskau begonnen hatte.
[37]

Im Zeichen seiner Bemhungen um eine Normalisierung der Beziehungen und Zusammenarbeit mit dem Reich hatte Admiral Darlan auf Drngen von Otto Abetz - gegen die Bedenken von General Dentz - bei seinem offiziellen Treffen mit dem Botschafter in Paris am 5. Mai 1941 der Entsendung deutscher Flugzeuge nach Syrien zugestimmt, Herv COUTAUBGARIE, Claude HUAN, Darlan, Paris 1989, S. 396-398.
[38] [39]

Vgl. dazu den Lagebericht April/Mai 1941, B I. Zum Text der Note vgl. Herv COUTAU-BGARIE, Claude HUAN, Lettres et notes de l'Amiral Darlan, S. 372-377.

[40]

Nach Einschtzung Darlans rechtfertigte in den Augen der franzsischen ffentlichkeit nur die Gewhrung politischer und wirtschaftlicher Konzessionen seitens des Deutschen Reiches die Gefahr eines bewaffneten Konflikts mit Grobritannien und den USA, vgl. Herv COUTAU-BGARIE, Claude HUAN, Lettres et notes de l'Amiral Darlan, Note verbale, 14. Juli 1941, S. 372.
[41] [42]

Der fr die Versorgung zustndige Staatssekretr Jean Achard war am 7.7.1941 entlassen worden.

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[43]

Handschriftlich korrigiert in: aber noch. Vgl. unten II 3.

[44]

Zur "Aktion Theoderich", in deren Verlauf am 22. Juni 1941 alle in Frankreich lebenden Sowjetbrger im Lager von Compigne interniert und von den deutschen Behrden als "Aktivkommunisten" bezeichnete Personen verhaftet worden waren vgl. unten III 2.
[45] [46]

Departement Allier. Anlage hier nicht aufgenommen. Anlage hier nicht aufgenommen. Kurt Schreiber, Karl-Ulrich Neumann-Neurode, Eduard Freiherr von Rotberg, Moritz von Faber du Faur. Anlage hier nicht aufgenommen. Leichtes Maschinengewehr. Gemeint sind hier vermutlich leichte Maschinengewehre aus tschechischer Produktion. Rudolf Gercke. Wehrkreis V, Stuttgart. Wehrkreis XII, Wiesbaden. Anlagen hier nicht aufgenommen. Departement Gironde. Anlage hier nicht aufgenommen. Departement Seine-Infrieure. Departement Manche. Departement Sarthe. Frontstammlager. Anlage hier nicht aufgenommen. Dienstunfhigkeit bzw. Dienstuntauglichkeit.

[47]

[48]

[49]

[50]

[51]

[52]

[53]

[54]

[55]

[56]

[57]

[58]

[59]

[60]

[61]

[62]

[63]

[64]

[65]

Anlage hier nicht aufgenommen. Insgesamt wurden 24 022 Anzeigen (Anzahl im vorherigen Bericht: 28 782) erstattet, 42 646 (46 319) Berichte und Ermittlungen aufgenommen und 56 839 (im Vorbericht hierzu keine Angaben) gebhrenpflichtige Verwarnungen ausgesprochen.
[66]

Anlage hier nicht aufgenommen. Neben Geld, Waffen und Munition aller Art sowie verschiedenen Fahrzeugen weist die Liste auch 21 Schweine und 10 000 Paar Stiefel als beschlagnahmt aus.

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Lagebericht Juni - Juli 1941 (MBF)

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Anlage hier nicht aufgenommen. Neben Waffen und Munition einschlie lich 5 Geschtzen und der dazugehrigen Artilleriemunition (1144 Schuss und 76 Kisten) weist die Liste auch je einen Panzer und einen Panzersphwagen auf.
[67] [68]

Departement Morbihan.

Henri Piton (1890-1947). Verwaltungsbeamter. 1914/1919 Kriegsteilnahme. 1921 Unterpr fekt von Vire, 1928 von Lisieux, 1931 Prfekt der Departements Mayenne und Ardche, 1933 Mayenne, 1934 Calvados, 1936 Morbihan, November 1941 Vaucluse, 1943 Ttigkeit beim Staatssekretr fr Landwirtschaft und Ernhrung, 1945 Prfekt von Maine-et-Loire, 1946 Ruhestand.
[69] [70]

Departement Gironde. Vgl. Journal Officiel vom 22. April 1941, S. 1722f.: N 1768. - Loi du 19 avril 1941 instituant des prfets rgionaux.

[71]

Im besetzten Gebiet wurden Regionalprfekten mit Sitz in den Stdten Orlans, Rennes, Angers, Poitiers, Rouen und Bordeaux eingesetzt, vgl. Journal Officiel vom 1. Juli 1941, S. 2764: Ns 2727 et 2736. - Dcrets du 30 juin 1941 attribuant certains prfets les pouvoirs des prfets rgionaux et portant division du territoire pour l'exercice de ces pouvoirs.
[72]

Anlage hier nicht aufgenommen. Im unbesetzten Gebieten waren im April 1941 Regionalpr fekten mit Sitz in folgenden Stdten eingesetzt worden: Lyon, Marseille, Montpellier, Clermont-Ferrand, Limoges und Toulouse, vgl. Journal Officiel vom 22. April 1941, S. 1723: N 1769. - Dcret du 19 avril 1941 attribuant certains prfets les pouvoirs des prfets rgionaux et portant division du territoire pour l'exercice de ces pouvoirs.
[73]

Am 18. Juli 1941 hatten die beiden Parteifhrer Jacques Doriot (PPF) und Marcel Dat (RNP) zu einer Grokundgebung in Paris aufgerufen, bei der sie fr die Aufstellung eines franzsischen Freiwilligenverbandes (Lgion des volontaires franais contre le bolchevisme, LVF) und dessen umgehende Entsendung an die Ostfront eintraten.
[74]

Das 1938 von Jean Boissel verfate Programm der Front Franc enthielt einen Appell an Frankreich, in dem er auf die Gefahren fr das Hexagon hinwies. Zur Herstellung des ueren und inneren nationalen, sozialen, konomischen und geistigen Friedens rief er dazu auf, die Feinde Frankreichs zu bekmpfen. In der Charta der Partei benannte er die Feinde: Juden, Kommunisten, Freimaurer sowie deren Verbndete, vgl. Jean BOISSEL, Charte du Front Franc, Paris 1941 (Rveil du Peuple).
[75] [76]

Jean Anselme Boissel (1891-1951). Architekt, 1914/18 Kriegsteilnahme mit Auszeichnung (Ehrenlegion, Croix de guerre), Kriegsverletzungen, Autor von "Croix de sang" (1933), Grnder der Partei "Racisme International Fascisme" (RIF) und des "Front Franc", 1936 Herausgeber der Wochenzeitung Le Rveil du peuple, aktives Mitglied der universellen antijdischen Liga, 1937 viermonatige Gefngnishaft wegen Hetzartikeln gegen Lon Blum, Oktober 1939 bis Juli 1940 erneute Haftstrafe, Wiedergrndung des "Front Franc", Verhaftung bei Befreiung, Juni 1946 Verurteilung zum Tode durch Justizgericht des Departements Seine, Dezember 1946 Begnadigung.
[77]

Name nicht ermittelt. Name nicht ermittelt. Demarkationslinie. Ille-et-Vilaine. Departement Oise. Departement Seine-Saint-Denis. Die Chantiers de la Jeunesse waren mit der Einrichtung eines Generalkommissariats am 18.1.1941 zu einer staatlichen

[78]

[79]

[80]

[81]

[82]

[83]

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Einrichtung geworden. Angesichts ihres paramilitrischen Charakters hatten die deutschen Besatzungsbeh rden den Aufbau von Lagern im besetzten Frankreich nicht gestattet. Zu den Chantiers de la Jeunesse vgl. auch den Lagebericht April/Mai 1941, III 3.
[84]

Hitlerjugend-Heime. Vgl. den Lagebericht Mrz 1941, B III, 2. Vgl. den Lagebericht April/Mai 1941, III 3. Nicht ermittelt.

[85]

[86]

[87]

Vgl. hierzu die verschiedenen gesetzlichen Regelungen, verffentlicht im Journal Officiel vom 2. September 1941, S. 3698-3716, unter anderem: N 3337 - Loi du 15 aot 1941 relatif l'enseignement dans les classes primaires et lmentaires des lyces et collges; N 3334 - Dcret du 15 aot 1941 relatif l'organisation de l'enseignement classique publique; N 3335 - Dcret du 15 aot 1941 relatif l'organisation de l'enseignement moderne public sowie N 3336 - Dcret du 15 aot 1941 relatif l'organisation du baccalaurat de l'enseignement secondaire.
[88] [89]

Departement Indre-et-Loire. Departement Vienne. Departement Maine-et-Loire. Departement Finistre. Zur Fertigstellung der Liste im September vgl. den Lagebericht August/September 1941, III 3, Kunstschutz.

[90]

[91]

[92]

[93]

Vgl. Journal Officiel vom 1. Juli 1941, S. 2759-2763: N 2733. - Loi du 28 juin 1941 portant fixation du budget de l'exercice 1941.
[94] [95]

Vgl unten Anlage 15. Syphillis. Departement Gironde. Gemeint sind hier die britischen Kanalinseln Guernsey und Jersey. Anlage hier nicht aufgenommen.

[96]

[97]

[98]

[99]

Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 35 vom 5. Juni 1941, S. 269f.: Verordnung ber den Luftschutz im besetzten franzsischen Gebiet. Vom 28. Mai 1941.
[100]

Vgl. Journal Officiel vom 6. August 1941, S. 3275: N 3291. - Loi du 5 aot 1941 modifiant la rglementation gnrale sur la dfense passive.
[101]

Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 37 vom 7. Juli 1941, S. 275: Verordnung zur Bekmpfung des Kartoffelkfers im besetzten franzsischen Gebiet. Vom 26. Juni 1941.
[102] [103]

Josef Brkel (Lothringen) und Robert Wagner (Elsa). Im April 1941 war es in einigen Bergwerken der Norddepartements aufgrund der schlechter Lebensmittelversorgung,

[104]

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niedriger Lhne und der Wiedereinfhrung der Akkordarbeit zu Arbeitsniederlegungen gekommen, die sich am 27. Mai 1941 zum bislang massivsten Streik unter deutscher Besatzung ausweiteten. Etwa 100 000 Arbeiter, rund vier Fnftel der Bergleute der Region, beteiligten sich an den bis zum 10. Juni 1941 anhaltenden Aktionen. Die Streikbewegung wurde gewaltsam von lokalen Besatzungsbehrden niedergeschlagen, die - neben dem Einsatz von Truppen und Polizei - mit Ausgangssperren und Streichung der Zusatzrationen fr Schwerstarbeiter reagierten. Es kam zu 450 Verhaftungen, von denen 244 entweder umgehend nach Deutschland deportiert oder zu Zwangsarbeit verurteilt wurden, vgl. tienne DEJONGHE, Yves LE MANER, Le Nord-Pas-de-Calais dans la Main Allemande 1940-1944, Lille 1999, S.192-195.
[105]

Departement Meurthe-et-Moselle.

Gemeint ist hier vor allem das Gesetz vom 22. Juli 1941, vgl. Journal Officiel vom 26. August 1941, S. 3594f.: N 3086. - Loi du 22 juillet 1941 relative aux entreprises, biens et valeurs appartenant aux Juifs.
[106] [107]

Handschriftlich eingefgt: gegen-. Vgl. unten Anlage 17a. Vgl. unten Anlage 17b.

[108]

[109]

Zur bisherigen Bezugsscheinregelung vgl. Journal Officiel vom 13. Februar 1941, S. 714-715: Loi portant rglementation provisoire de la vente des vtements et articles textiles, le 11 fvrier 1941.
[110] [111]

Vgl. Journal Officiel vom 5. Juni 1941, S. 2338: Section du papier, du carton et des emballages de l'office central de rpartition des produits industriels. - Rpartition des papiers de presse, le 19 mai 1941; Journal Officiel vom 20. Juni 1941, S. 2595-2596: Secrtariat d'tat la production industrielle. Der fr die Papiersektion zustndige Repartiteur, Barbut, gab in der letztgenannten Ausgabe des Journal Officiel die neuen Ma nahmen zur Papierproduktion bekannt. Aufgrund des Mangels an Rohstoffen wurde die Produktion bestimmten Papierwaren untersagt. Vgl. Journal Officiel vom 31. Mai 1941, S. 2270: Ration de viande et ration de caf et succdans pour le mois de juin 1941, le 29 mai 1941.
[112] [113]

Reichswirtschaftsministerium. Reichsernhrungsministerium. Vgl. hierzu auch den Lagebericht Februar 1941, Anlage 2: USA und die franz. Kolonien. Departement Cte-d'Or. Organisation Todt. Kubikmeter. Festmeter.

[114]

[115]

[116]

[117]

[118]

[119]

[120]

Joseph de Muizon. Im Vergleich zu anderen Sparten war der Holzsektor erst im Januar 1941 einer entsprechenden Neuordnung unterworfen worden, vgl. Journal Officiel vom 25. Januar 1941, S. 410-412: Dcret portant cration du comit d'organisation des industries du bois, le 22 janvier 1941. Vgl. Journal Officiel vom 10. Juni 1941, S. 2406-2409: Arrt du 8 juin 1941 portant suspension des droits de douane et taxes de licence applicables certaines marchandises, le 8 juni 1941.
[121] [122]

Elmar Michel.

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Elmar Michel wurde schlielich am 1. April 1943 auch zum Auenhandelskommissar ernannt, nachdem die deutschfranzsischen Verhandlungen zu keiner Lsung gefhrt hatten. Die franzsische Regierung hatte ihn fortan ber einschlgige Verordnungen und Gesetzesnderungen zu informieren sowie bei der Erstellung der Ein- und Ausfuhrplne zu beteiligen. Ab Juni 1943 prfte der Auenhandelskommissar alle Ausfuhrgenehmigungen. Da es zu seinem Aufgabenbereich zhlte, Passierscheine zu bewilligen, kontrollierte Michel praktisch auch die Gesch ftsreisen der franzsischen Industriellen und Beamten.
[123]

Nachdem sie bereits im April 1941 eine Exportkontrolle kriegswichtiger Rohstoffe veranlat hatten, froren die Vereinigten Staaten am 14. Juni 1941 die im Land befindlichen deutschen und italienischen Vermgenswerte ein. Am 27. Juni 1941 ordnete daraufhin Reichswirtschaftsminister Walther Funk in einem Runderla Einschrnkungen fr den Zahlungsverkehr mit den Vereinigten Staaten und die Verf gungsrechte von amerikanischen Staatsbrgern ber ihre in Deutschland vorhandenen Vermgenswerte an, vgl. Schulthess' Europischer Geschichtskalender 82 (1941) S. 154 und 184f.
[124] [125]

Nhere Einzelheiten nicht ermittelt.

Vgl. Journal Officiel vom 12. Juni 1941, S. 2434f.: N 2303. - Loi du 23 mai 1941 portant attribution d'une allocation supplmentaire aux salaris.
[126] [127]

Die Lohnerhhung galt fr abhngig Beschftigte, die nicht mehr als 30 000 Francs im Jahr verdienten.

Die auf rtlicher Ebene wirkenden deutsch-franzsischen Kommissionen setzten sich aus Vertretern der Feldkommandanturen, der Prfekten und des Arbeitsministeriums zusammen. Sie erkundeten die in der Industrie tats chlich gezahlten Lhne und schrieben sie anschlieend den Unternehmen als Hchstlhne vor.
[128]

Per Gesetz vom 26. Mrz 1941 erhielt der Staatssekretr fr Arbeit die Mglichkeit, fr einzelne Berufszweige die Regelarbeitszeit auf 48 Wochenstunden zu erh hen. Vgl. Journal Officiel vom 26. Mrz 1941, 1307: N 1359. - Loi du 25 mars 1941 relative la dure du travail.
[129]

Vgl. Journal Officiel vom 6. Juli 1941, S. 2830-2835: N 2532 - Loi du 13 juin 1941 relative la rglementation et l'organisation de la profession bancaire bzw. N 2533 - Loi du 14 juin relative la rglementation et l'organisation des professions se rattachant la profession du banquier sowie Journal Officiel vom 26. Juli 1941, S. 3133: Arrt du 25 juillet 1941 relatif la composition du comit permanent d'organisation professionnelle des banques, le 25 juillet 1941.
[130] [131]

Die Aufsicht ber die Bank von Frankreich oblag Bankprsident a.D. Dr. Carl Schaefer.

Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 38 vom 17. Juli 1941, S. 277: Verordnung ber die Aufhebung der Verordnung ber die Befugnisse des Kommissars bei der Bank von Frankreich vom 23. Juli 1940 und der Verordnung ber die Errichtung des Bankenaufsichtsamts im besetzten franz sischen Gebiet (Bankenaufsichtsverordnung) vom 22. Juli 1940. Vom 15. Juni 1941.
[132]

Ein mglicher Grund war vermutlich, da die Vichy-Regierung am 29. Juli 1941, nur acht Tage nach Beginn des Einmarsches japanischer Truppen der Regierung in Tokio die Einrichtung milit rischer Sttzpunkte in Sd-Indochina hatte zugestehen mssen.
[133]

Generell hatten die Besatzungsbehrden einen Lohn- und Preisstopp verhngt und angeordnet, da die zur Zeit des Einmarsches deutscher Truppen geltenden Preise und L hne im besetzten Gebiet nicht erh ht werden durften, vgl. Verordnungsblatt fr die besetzten franzsischen Gebiete, Nr. 1 vom 4. Juli 1940, S. 8-9: Verordnung ber das Verbot von Preiserhhungen. Vom 20. Juni 1940.
[134] [135]

Allgemeine Wirtschaftstransporte. Wehrmachtverkehrsdirektion Brssel. Departement Meurthe-et-Moselle.

[136]

[137]

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[138]

Sonderzge fr Fronturlauber.

Es handelte sich hier um die Angehrigen der 250. spanischen Infanteriedivision ("Blaue Division"), die am 13. Juli 1941 in Madrid zum Einsatz an der Ostfront feierlich verabschiedet worden war.
[139] [140]

Vgl. den Lagebericht April/Mai 1941, B II 1, 2c. Departement Aisne. Anlage hier nicht aufgenommen.

[141]

[142]

Bei der Kategorie A handelte es sich im Unterschied zu den in die Kategorie B eingestuften Straen um die groen Durchgangsstraen des Landes.
[143] [144]

Anlage hier nicht aufgenommen. Vgl. unten Anlage 18. Gemeint sind hier Bitumen Bindemittel. Lastkraftwagen. Kraftomnibusse. Departement Vosges.

[145]

[146]

[147]

[148]

[149]

Der Secours National hatte die Aufgabe "der vom Kriege in Mitleidenschaft gezogenen Zivilbevlkerung materiell wie auch moralisch Beistand zu leisten". Seine Gr ndung war im Oktober 1939 von der Regierung Daladier in Anlehnung an das 1914-1919 ttige Hilfswerk gleichen Namens angeregt worden. Im Oktober 1940 bernahm Ptain die Schirmherrschaft ber die Organisation, die von Prsident Georges Pichat, assistiert von Jean Tout e, geleitet wurde. Die Vichy-Regierung richtete der de iure privaten Hilfsorganisation ein Spendenmonopol ein (Finanzierung zu ca. 45% aus Spenden, 55% aus der Staatskasse). Der ber 50 000 Aktive zhlende Secours National wurde sozial und propagandistisch zu einer der wichtigsten Sttzen des Regimes. Er koordinierte beiderseits der Demarkationslinie Hilfe f r Flchtlinge, die Familien von franzsischen Kriegsgefangenen bzw. im weiteren Verlauf des Krieges die Opfer von Luftangriffen; er widmete sich aber auch allgemeineren sozialen Problemen wie der Wohlfahrt von alten Menschen und Kindern. Der Secours National folgte bereitwillig den konservativen Sozialvorstellungen des Regimes in Vichy. Im Zuge der Befreiung wandelte sich die Organisation 1944 unter der Prsidentschaft von Raoul Dautry zur Entr'aide franaise, welche erst 1949 per Dekret aufgelst wurde. Zur Grndung vgl. Journal Officiel vom 26. Oktober 1939, S. 12642: Dcret relatif la reconstitution de l'uvre du Secours national bzw. Journal Officiel vom 19. Oktober 1940, S. 5329f.: Loi du 4 octobre 1940 relative au Secours national, le 4 octobre 1940. Zur Auflsung Journal Officiel vom 27. Januar 1949, S. 985: Dcret n 49-110 du 26 janvier 1949 portant liquidation de l'entr'aide franaise.
[150] [151]

Departement Nord. Departement Aisne. Departement Ardennes. Departement Meurthe-et-Moselle. Departement Meurthe-et-Moselle. Departement Haute-Sane.

[152]

[153]

[154]

[155]

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Departement Meurthe-et-Moselle. Departement Territoire-de-Belfort. Departement Meurthe-et-Moselle. Departement Meurthe-et-Moselle.

[158]

[159]

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BA-MA, RW 35/8

Der Militrbefehlshaber in Frankreich[1] Kommandostab Abteilung Ia Br.[ief]B.[uch]Nr. 1140/41 g.[eheime]K[omman]dos.[ache]

Paris, den 30. September 1941[2]

Betr.: Lagebericht August/September 1941 Anlagen: 1 Heft Lagebericht 1 Heft Anlagen

Geheime Kommandosache

An den Herrn Oberbefehlshaber des Heeres[3]

Beiliegend wird der Lagebericht August/September 1941 vorgelegt.

Der Militrbefehlshaber von Stlpnagel

Verteiler[4]:

O.K.H.[5] Adj. Ob.d.H.[6] 1. Ausfertigung

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Adj. Chef Gen.Stb.d.H.[7] Gen.Qu.[8] O.Qu I O.Qu V G.Z.[9] Op. Abt.[10] Org.Abt.[11] O.Qu IV Abt. fremde Heere West Heerwesen-Abt. Chef Transportwesen Chef H.N.W.[12] Chef H Rst und BdE[13] Personalamt Chef der Heeresarchive[14]

2. 3. u. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. bis 18. 19. 20.

" " " " " " " " " " " " " " "

O.K.W.[15] W F St/L[16] A Ausl.Abw.[17] Abt. Kriegsgefangene 21. 22. 23. " " "

Militrbefehlshaber in Frankreich Kommandostab Ia Ic IIa 24. bis 28. 29. 30. 31. " " " "

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III Abwehrleitstelle Prop.Abt.[18] V.O.V.F.[19] Verb.Offz. zur Deutschen Botschaft[20] Verwaltungsstab O.Qu.West[21] W.Wi.R.-Stab Frankreich[22] Hh.Nachr.Fhrer[23] Wehrmachttransportleitung Paris[24] Mil.Verw.Bez. A Mil.Verw.Bez. B Mil.Verw.Bez. C Mil.Verw.Bez. Bordeaux Kommandant von Gross-Paris[25]

32. 33. 34. 35. 36. u. 37. 38. bis 76. 77. 78. 79. 80. 81. bis 83. 84. bis 86. 87. bis 89. 90. bis 93. 94.

" " " " " " " " " " " " " " "

Nachrichtlich Oberbefehlshaber West[26] zugl. fr AOK's[27] Waffenstillstandskommission Kommand.[ierender] Admiral Frankreich[28] General der Luftwaffe Paris[29] Militrbefehlshaber in Belgien und Nordfrankreich[30] Akte Ia - Reserve 95. bis 98. 99. 100. 101. 102. " " " " "

103. bis 115.

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Lagebericht fr die Monate August/ September 1941

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Inhaltsverzeichnis

I. Die politische Lage

II. Aufbau der Dienststellen des Mil.[litr]Bef.[ehlshabers]i.[n]Fr[an]kr.[eich] 1.) Stbe 2.) L[an]dsch.[tzen]-Einheiten 3.) Bewachungsaufgaben 4.) Militrisches Nachrichtenwesen 5.) Bodenstndige Einrichtungen 6.) Kriegsgefangene

III. Exekutive und Gerichtsbarkeit 1.) Feldgendarmerie 2.) Gerichtswesen

IV. Die franzsische Verwaltung 1.) Allgemeines 2.) Polizeiwesen 3.) Schule und Kultur 4.) Finanzwesen 5.) Gesundheitswesen 6.) Veterinrwesen 7.) Justizwesen 8.) Post- und Nachrichtenwesen

V. Die franzsische Wirtschaft

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1.) Allgemeines 2.) Die Entwicklung in den einzelnen Zweigen der gewerblichen Wirtschaft 3.) Ernhrung und Landwirtschaft 4.) Forst- und Holzwirtschaft 5.) Auswrtiger Waren- und Zahlungsverkehr 6.) Arbeitseinsatz und Sozialfrsorge 7.) Bank-, Brsen- und Versicherungswesen 8.) Preisregelung

VI. Rstungswirtschaft

VII. Das Verkehrswesen

I. Die politische Lage

Aussenpolitische Probleme Am Sommerende zeigt sich in Frankreich die innere Zerrissenheit strker als jemals seit dem Waffenstillstand. Die von Volk und Regierung unter dem Druck der Verhltnisse in der "ratio" bernommene These der Zusammenarbeit mit Deutschland erfhrt durch die aussen- und innenpolitische Entwicklung neue Belastungen. Der noch anhaltende Sowjet-Widerstand nach soviel verlorenen Schlachten[31], die Verschrfung in der Haltung der amerikanischen Kontinente, die japanische Zurckhaltung gegenber USA schufen bei den in Regierung und Volk sich mehrenden "Attentisten" die Auffassung, dass die Stosskraft der deutschen milit rischen, politischen und wirtschaftlichen Kriegfhrung sich erschpfen, die amerikanische Rstung den deutschen Vorsprung aufholen und damit ein allmhliches bergewicht der anglo-amerikanischen Mchtegruppe geschaffen werden knnte. Der erwartete "Hunger- und Kltewinter", von dem angenommen wird, dass er der deutschen Fhrung noch weitere Schwierigkeiten verursachen knnte, verstrkt solche Gedankengnge, zumal die Rolle Frankreichs in einem neuen Europa noch vllig ungeklrt ist, (Eine Klrung wre stimmungsbesserndes Gegengewicht).

Wiedererwachen komm.[unistische] Krfte

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Nach dem Bruch Deutschlands mit der Sowjet-Union sind die kommunistischen Krfte aus Dumpfheit und Schock wieder erwacht. In Mordanschlgen[32] und Sabotageakten zeigte sich die wachsende Aktivitt terroristischer Gruppen, die im wesentlichen kommunistischer, zum Teil auch nationalistischer (de Gaullistischer) Herkunft sind - wahrscheinlich vom secret service [sic!] geleitet. Sie berhren bisher im grossen die innere Sicherheit nicht. Das Attentat auf Laval und Deat gehrt nicht in die Reihe dieser Anschlge[33], sondern war klar gegen die bedingungslos Collaborations-freundlichen Kreise gerichtet (Aussage des gaullistischen Attentters Colette [sic!][34]: "Der Schuss galt nicht deutschen Soldaten, die nur ihre Pflicht tun, sondern den Vaterlandsverrtern[35].")

Freiwilligenlegion Die franzsische antibolschewistische Legion, ber die gesondert berichtet wurde[36], hat nur zur Aufstellung eines Inf.[anterie] R[e]g[imen]t. gefhrt; ihr Widerhall ist wegen der Distanzierung der Regierung und der innerpolitischen Art der Aufstellung nicht bedeutsam[37]. Das franzsische Waffenstillstandsheer hat selbst auch grosse Rekrutierungsschwierigkeiten (in einem Monat nur 500 Freiwillige!).

Innerpolitische Probleme und Einstellung d.[er] franz. Regier[un]g. Unter diesen politischen Gegebenheiten haben sich die Spannungen auch innerhalb der franzsischen Regierung verstrkt; ihre Mitglieder reagieren verschieden auf die Vernderungen der Lage: Am widerstandsfhigsten erweist sich Innenminister Pucheu. Er verfolgt unbeirrt den einmal eingeschlagenen Kurs der verstandesmssig als notwendig und einzig mglich erkannten Zusammenarbeit mit Deutschland und der inneren Konsolidierung; er versucht auch bei weiterer Verschrfung der innenpolitischen Lage geschickt der franzsischen Regierung das Gesetz des Handelns zu erhalten[38]. Er sucht die Stellung der Regionalprfekten auszubauen, die Kommunalpolizei zu verstaatlichen und den Verwaltungsapparat von den Hinterlassenschaften der Volksfront zu reinigen. Nachdem die zur Bekmpfung der kommunistischen Umtriebe eingesetzten Sondergerichte[39] infolge der reaktionren Haltung der Berufsrichter nur zu halben Ergebnissen kamen, schuf er weiterhin den politischen Staatsgerichtshof[40], der bisher zuverlssig gearbeitet hat[41]. Labiler bezw. nervser zeigen sich die bekannten Anhnger der Collaboration: Benoist-Mechin[42], de Brinon u.a., sie erkundigen sich sorgenvoll nach dem Stand der Ost-Operationen. Die frher hufigen Besuche dieser Kreise beim Militrbefehlshaber haben erst seit dem grossen Sieg in der Ukraine wieder begonnen.

Die bisherigen Attentisten schienen in die Opposition gehen zu wollen, Justizminister Barthelemy[43] setzt sich vielen Bestrebungen des Innenministers Pucheu um Neuorganisation des Staates entgegen und sagt zynisch: "Die Deutschen sollen ruhig weiter Kommunisten erschiessen." [44] Landwirtschaftsminister

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Caziot zeigt sich nach wie vor nicht in der Lage, der Versorgungsschwierigkeiten Herr zu werden und vertritt einen engen Bauernstandpunkt, der sich um die Nte der Gesamtnation nicht kmmern will. Ob es den Bemhungen des Militrbefehlshabers gelingt, beide Persnlichkeiten auszuschiffen, bleibt abzuwarten.

In der Gesamthaltung der Regierung Ptain-Darlan zeigt sich eine gewisse Neutralisierung, fr die ein Ausspruch des Informationsministers Paul Marion[45] bezeichnend erscheint: Le Marchal et l'Armiral ne vous disent pas: ["]L'Allemagne vous sauvera", comme les autres vous disent: "L'Angleterre, les Etats-Unis, la Russie vous sauveront", ils vous disent: "La France se sauvera elle-m me." Marschall Ptain verurteilt erst auf Hinweis des Militrbefehlshabers die Terrorakte gegen die deutsche Wehrmacht, gebraucht aber sodann in seinem Aufruf an die Bevlkerung zur Mithilfe bei der Bekmpfung beinahe dieselben Worte wie der Militrbefehlshaber. Der im Augustbericht[46] aufgezeigte "Weygandisme" erhlt eine Bekrftigung durch die Berufung der Generale Koeltz[47] nach Algier und de Lattre de Tassigny[48] nach Tunis (vgl. Sonderbericht[49]). Das nordafrikanische Problem bleibt im Sinne des Augustlageberichts weiterhin ungekl rt. Der amerikanische Botschafter Leahy rhmt die Zurckhaltung der Vichy-Presse gegenber USA, die dort entsprechend sekundiert wird.

Franzsische Zukunftsgedanken Welches Endziel die Regierung mit dieser Haltung verfolgt, ist noch nicht gekl rt. Will sie sich nur fr Verhandlungen nach dem Ende der Ost-Operationen stark machen, oder versucht sie nach gewissen Nachrichten mit dieser Neutralisierung eine - egozentrisch gedachte - "Vermittlerposition" zwischen USA (England) und Deutschland zu erlangen?

Einfluss der Ostoperationen Unter den augenblicklichen Voraussetzungen wird eine Wandlung in der Haltung der franz. Regierung nur durch die siegreiche Fortfhrung der Ost-Operationen zu erwarten sein. Die franz. Regierung und das Volk erhoffen dann auch bei neuen Verhandlungen mit Deutschland Klarheit zu erhalten fr die eigene Zukunftsgestaltung, vor allem auch gegenber den Forderungen Italiens im Mutterland und im Empire. Jede Klrung wird zu einer Festigung des deutsch-franzsischen Verhltnisses im Sinne eines neuen Europa und zu einem verstndnisvolleren Ertragen der zwangslufigen materiellen Schwierigkeiten beitragen.

Stimmung und innere Sicherheit

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Die Stimmung ist berall im Lande unter der verstrkten Auswirkung der schon im Bericht vom 25.8.[50] angefhrten Grnde (Versorgungsschwierigkeiten und deutschfeindliche Propaganda) weiter abgesunken.

Die feindliche Propaganda hat an Umfang und Tiefenwirkung gewonnen; die Kommunisten versuchen, alle innerpolitischen Gegenstze beiseite zu schieben und die verschiedenen Richtungen unter dem Motto "Kampf dem Unterdrcker Frankreichs!" in eine Linie zu bringen, die sich schon hufig in den Unterschriften der Flugzettel als "Unabhngige Partei fr die Befreiung Frankreichs" bezeichnet. Das von nationalistischen Kreisen schon hnliche Parolen ausgegeben wurden, konnte bisher nicht festgestellt werden.

Die Sabotageakte haben nicht nur im ganzen von 82 im August auf 145 im September zugenommen, sondern es haben sich vor allem innerhalb dieser Gesamtzahl die gefhrlichsten Sabotageformen (Eisenbahnsabotagen, Brnde, berflle) vermehrt. fhrte

Der Meuchelmord an Gegenmassnahmen[51]:

dem

Marineassistenten

Moser

vom

21.8.

zu

folgenden

1. Von seiten der franz. Regierung auf Veranlassung des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] zur Verurteilung und Hinrichtung dreier Kommunistenchefs durch ein Sondergericht am 28.8. (s. Anl.[age] 1[52]) und dreier weiterer Kommunistenchefs durch den Staatsgerichtshof am 22.9. (s. Anl.[age] 2[53]), 2. von seiten des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] die Erklrung smtlicher von oder fr deutsche Dienststellen in Frankreich in Haft irgendeiner Art gehaltenen Franzosen zu Geiseln (s. Anl.[age] 3[54]), 3. von seiten des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] Ankndigung, dass in Zukunft jede Person, die im Besitz von Waffen oder Kriegsgert angetroffen wird, von jetzt ab mit der Todesstrafe zu rechnen habe (s. Anl.[age] 4[55]).

Am 3.9. wurde wiederum ein Soldat angeschossen[56]. Zur Shne wurden 3 Geiseln[57] erschossen (s. Anl.[age] 5[58])

Am 6., 10. und 11.9. wurden 3 Mordanschlge auf Soldaten verbt[59], die in 2 Fllen zu Verwundungen fhrten. Zur Shne wurden am 16.9. 10 Geiseln erschossen. (s. Anl.[age] 6[60]) Am 15.9. erfolgte ein neuer berfall auf einen Hauptmann[61], der zum Tode des Schwerverletzten fhrte. Zur Shne wurden 12 Geiseln, darunter fhrende kommunistische Funktionre, erschossen (s. Anl.[age] 7[62]). Ausserdem wurde fr Paris die Sperrstunde an 3 Tagen auf 21.00 Uhr vorverlegt (s. Anl.[age] 8[63]).

Vom Wehrmachtgericht in Paris wurden 9 Personen wegen Feindbegnstigung (Teilnahme an

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kommunistischen Demonstrationen und Verbreitung kommunistischer Flugbltter) zum Tode verurteilt. Die Urteile wurden vollstreckt.

In einem Aufruf an die Bevlkerung des besetzten Gebietes forderte der Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] die Mitwirkung der Bevlkerung im Kampfe gegen die feigen Mordtaten und machte sie noch einmal auf die schweren Folgen aufmerksam. (s. Anl.[age] 9[64])

Aufruf des franz. Staatschefs, Marschall Ptain, an die Franzosen des besetzten Gebietes s. Anl.[age] 10[65].

Infolge der bis zum 16.9. getroffenen Massnahmen wurden bisher keine weiteren Mordanschlge oder Sabotageakte, die von der berwiegenden Mehrheit der Bevlkerung auch abgelehnt werden, verbt. Es ist alles geschehen, um der Wiederholung solcher Vorflle vorzubeugen. Hufige und unerwartete Razzien sind angeordnet und in mehreren Fllen schon durchgefhrt worden. Die Wehrmachtgerichte wurden zur scharfen Anwendung des Kommunistenerlasses[66] aufgefordert.

Auch die in franz. Haft befindlichen Kommunisten sind inzwischen zu Geiseln erklrt worden, sodass nunmehr in Zukunft verschrft auf die kommunistischen Fhrer zurckgegriffen werden kann. Die Schutzmassnahmen gegen Eisenbahnsabotage und gegen Anschlge auf die Erntebestnde wurden verstrkt, die franz. Regierung in einer Note aufgefordert, auch ihrerseits die Landbevlkerung zu grsster Wachsamkeit und zur Selbsthilfe in der Bewachung anzuhalten. Verschiedene franz. Minister und der Polizeiprfekt von Paris[67] sind vom Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] persnlich eindringlichst ermahnt worden, gleichfalls mit grsster Energie alle vorbeugenden Massnahmen zu treffen, vor allem auch die franz. Gerichte, so weit sie selbst Verurteilungen vorzunehmen haben, die Sondergerichte und den Staatsgerichtshof anzuweisen, schnell und mit den hrtesten Strafen vorzugehen. Die in letzter Zeit vom Polizeiprfekten Paris durchgefhrten Sicherungsmassnahmen sind aus Anl.[age] 11[68] ersichtlich.

Die zur Verfgung stehenden deutschen Krfte sind jetzt aber in einem Masse ausgenutzt, das nicht mehr gesteigert werden kann. Bewachung durch franz. Zivilisten und Mitwirkung der franz. Polizei und unter deutscher Fhrung und Aufsicht wurde, wo es zweckmssig war, organisiert. Die Bemhungen des englischen Nachrichtendienstes um eine einheitliche Lenkung der deutschfeindlichen Krfte sind erkannt und wirken sich bisher nur auf kleinste Terrorgruppen aus. Es besteht begrndete Aussicht, diese in absehbarer Zeit ausheben zu knnen.

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Trotz der Zunahme der deutschfeindlichen Bettigung ist die innere Sicherheit des Landes und die Sicherheit der Besatzungsmacht nicht bedroht.

II. Aufbau der Dienststellen des Militrbefehlshabers in Frankreich (vgl. Anlage 12[69]) 1.) Stbe: (vgl. Anlage 13 u. 14)[70]

Stand 1.10.1941: 4 Bezirkschefs[71] Kommandant von Gross-Paris 38 Feldkommandanturen 142 Kreiskommandanturen.

Bezirkschef Bordeaux[72] bernahm vom Bezirk B[73] die Departements Vende, Deux Svres und Vienne (entsprechend den franz. Regionalprfekturen; vgl. Anlage 15[74]). F.K.[75] 560 (Besanon)[76] bernahm von F.K. 516 (Chaumont) das Departement Haute Sane.

Es wurden verlegt:

K.K.[77] 741 von Avranches nach Granville[78], K.K. 641 von Vendme nach Blois.[79]

Ausgeschieden sind: Wehrgeologenstellen 2, 5 und 9.

nderung in der Besetzung der Militrverwaltungsbeamten whrend der Berichtszeit: Zugang: 22 hhere, 25 gehob.[ene] und 10 mittl.[ere] Beamte, 3 Sonderf[]hr.[er] Abgang: 23 hhere, 10 gehob. [ene] und 2 mittl. [ere] Beamte, 6 Sonderf[]hr.[er]

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2.) Landesschtzeneinheiten: Stand 1.10.1941: 9 L[an]d[e]s. R[e]g[imen]t. Stbe (vgl. Anlage 16[80]) L[an]d[e]s. R[e]g[imen]t. Stab 95 wurde zur bes. Verwendung (Ausbildung) herausgezogen.

85 L[an]d[e]s. Bat[ail]l[on]e. (vgl. Anl.[age] 16 u. 17[81]), davon 3 zum Einsatz von O. Qu. West bestimmt.

Eine geregelte Ausbildung kann bei den L[an]d[e]s.[chtzen] Einheiten infolge der vielen Bewachungsaufgaben kaum noch durchgefhrt werden. (vgl. 3. Bewachungsaufgaben). Der aus der Heimat eingetroffene Ersatz hat sich nicht gebessert.

3.) Bewachungsaufgaben: Durch die Aufstellung von 425 Baustellentrupps fr den Osten, die einer Kopfstrke von 25 K[om]p[a]n.[ien] entspricht (bis 25.9.41 225 abtransportiert), sind die L[an]d[e]s.[chtzen] Einheiten des Miltirbefehlshabers in Frankreich zahlenmssig noch mehr geschwcht worden, so dass nur noch die vordringlichsten Bewachungsaufgaben durchgefhrt werden knnen. Eine wirksame Bewachung der Eisenbahnstrecken zur Verhinderung von Sabotageakten ist daher durch Landesschtzen nicht mglich. Eine strkere Heranziehung des franz. Sicherheitsdienstes zu Bewachungsaufgaben ist nicht mehr mglich.

4.) Militrisches Nachrichtenwesen: Ein Fernsprechbetriebszug wurde herausgezogen. Ein zweiter Kurzwellensender in Allouis[82] mit Programm nach Nordirland, und der Sender Rennes-Alma[83] mit franz. Programm wurden in Betrieb genommen.

Beschwerden deutscher Dienststellen ber Rundfunkstrungen veranlassten den Einsatz von Rundfunkstrungs-Suchtrupps. Mehrere neu aufgetretene Hetzsender (insbes. Radio Travail, La France Catholique, La Voix Inconnue) wurden als englische Grosender bei London und Daventry festgestellt.

Der Einsatz der Feldnachrichtenkommandanturen, der Rundfunksender und der Nachrichtenhelferinnen ergibt sich aus den Anlagen 18, 19, 20[84].

5.) Bodenstndige Einrichtungen:

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Truppenbungspltze Die Truppenbungspltze Maily-le-Camp[85], Quippes und Valdahon[86] sind weiter ausgebaut worden. In Maily-le-Camp ist die Unterbringung einer Panzerbrigade gesichert.

Internierungslager Fr die Internierung von Kommunisten durch die franz. Behrden sind das ehemalige Kriegsgefangenenlager Melun[87] mit einer Belegungsmglichkeit fr 6000 Mann und das Lager Troyes[88] fr 10 000 Mann zur Verfgung gestellt worden. Damit stehen den franz. Behrden fr die Unterbringung von Kommunisten 12 Lager zur Verfgung. Das frhere Kriegsgefangenenlager Mulsanne[89] wird als Zigeunerinternierungslager eingerichtet.

Soldatenheime 204 Heime sind in Betrieb (vgl. Anlage 21[90]), davon 6 Heime Zugang in der Berichtszeit.

Standortarrestanstalten und Strafvollzug Es bestehen zurzeit 70 Standortarrestanstalten. Die Standortarrestanstalten in den besonders luftgefhrdeten Orten Le Havre[91], Cherbourg[92] und Lorient[93] sind geschlossen worden. Weiteres Personal fr die Standortarrestanstalten ist eingetroffen. Zur Sicherstellung der berwachung des Strafvollzugs an den von deutschen Wehrmachtgerichten verurteilten Landeseinwohnern in den franz. Strafvollzugsanstalten ist den zustndigen Feld- oder Kreiskommandanten bezw. den Anstaltsvorgesetzten der am Orte befindlichen Standortarrestanstalten die Aufsicht ber diese "deutschen" Abteilungen bertragen worden. Der Strafvollzug wird hier nach deutschen Grundstzen durchgefhrt. Die franz. Justizverwaltung ist veranlasst worden, eine Strafanstalt einzurichten, in der die von deutschen Wehrmachtgerichten zu Zuchthaus verurteilten Landeseinwohnern zusammengefasst werden sollen.

Unterkunftsfragen Fr die Unterbringung etwa neu eintreffender Truppenverbnde sind Listen ber die Belegungsfhigkeit der einzelnen Ortschaften (einschliesslich Massenunterknfte) aufgestellt worden. Belegungskarten - getrennt nach Departements - im Mastab 1:200 000 sind in Bearbeitung. Das Freihalten von gerumten Quartieren ist verboten worden.

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Zur Kohlenersparnis wurde fr den Winter die enge Zusammenlegung der Quartiere angeordnet. Die Kstensperrzone wurde von Kranken und Gebrechlichen gerumt. Die Luftwaffe hat erneut Rumung eines grsseren Gelndes sdlich Sedan[94] zur Anlage eines Flakartillerie-bungsschiessplatzes beantragt. Hierdurch wrde die Evakuierung von etwa 4 200 Einwohnern notwendig werden[95].

Luftschutz Die Zusammenstellung und Verffentlichung der bisher ergangenen Luftschutzanordungen[96] ist durchgefhrt und zwar auf Grund der unterschiedlichen Luftgefhrdung getrennt nach Militrverwaltungsbezirken. Die aufgelockerte Unterbringung des Feuerwehrgerts der franz. Gemeinden ist verfgt worden.

Einsatz der Verbindungsoffiziere Luftschutz (V.O.L.S.) (vgl. Anlage 22[97]).

Feuerschutz Vom Feuerschutzpolizei-R[e]g[imen]t. "Sachsen" ist die 4. K[om]p.[anie] in Le Mans [98] gegen die bisher in Holland eingesetzt gewesene 8. K[om]p.[anie] ausgetauscht worden.

6.) Kriegsgefangene: Organisation Bestand an K]riegs]g[e]f. [angenen]: Weisse 472 (Juden, akt.[ive] U[ntero]ff[i]z. [iere] u.[nd] Nicht-Frz.) 65574 66046 K[rie]g[sge]f.[angene]

Farbige

Der Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] in Frankreich verfgt ber 5 K[rie]g[sge]f.[angene] Bez.[irks]-Kommandanten

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(1 fr Sonderaufgaben) 20 1 37 Frontstalags fr K[rie]g[sge]f.[angene] Frontstalag fr Internierte L[an]d[e]s.[tzen] Bat[ail]l[on]e. mit 140 K[om]p.[anien] (vgl. Anlage 17[99])

Das L[an]d[e]s.[tzen] Bat[ail]l[on] 122 mit 3 K[om]p.[anien] ist dem Mil.[itr] Bez.[irk] Bordeaux wieder als Dep.[artement] Bat[ail]l[on] zur Verfgung gestellt worden.

4 Frontstalags (200 Verneuil[100], 220 St. Denis[101], 111 Drancy[102] und 142 Vittel[103]), sind abtransportiert worden. Ihre Aufgabenbereiche sind durch die Frontstalags 153[104], 122[105] und 121[106] bernommen worden.

Beurlaubungen und Entlassungen Als Weltkriegsteilnehmer wurden entlassen: aus Stalags des Reiches aus Frontstalags in Frankreich 22 233 1 028 23 261,

so dass nunmehr insgesamt: aus Stalags des Reiches aus Frontstalags in Frankreich 45 840 4 004 49 844 entlassen wurden.

Als "kinderreiche Vter" oder "lteste Shne" wurden aus Stalags des Reiches 1 019 beurlaubt

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aus Frontstalags in Frkr. aus " " "

1 13

" entlassen (ins unbes.[etzte] Gebiet)

insgesamt

1 033,

so dass nunmehr insgesamt: aus Stalags des Reiches aus Frontstalags in Frkr. aus " " " insgesamt 11 678 11 159 382 137 entlassen sind, beurlaubt "

Auf Grund der allgemeinen Beurlaubungs- und Entlassungsverfgung des O.K.W. fr weisse Franzosen wurden 273 aus den Frontstalags in Frankreich beurlaubt, so dass nunmehr insgesamt 2 825 beurlaubt sind.

Arbeitseinsatz Smtliche verfgbaren K[rie]g[sge]f.[angene] sind dem Arbeitseinsatz zugefhrt.

K[rie]g[sge]f.[angenen] - Betreuung Der "Service des prisonniers de guerre" hat weiterhin betr chtliche Mengen an Liebesgaben fr die K[rie]g[sge]f.[angenen] (Bekleidung, Lebens- und Genussmittel usw.) aus dem besetzten und unbesetzten Frankreich in den Lagern abgeliefert.

Fluchten von K[rie]g[sge]f.[angenen] Die Anzahl der Fluchten ist von 0,7% auf 0,9% im Durchschnitt gestiegen. Die im Juli erfolgte Entlassung und Beurlaubung der weissen Kgf. hat bei den farbigen K[rie]g[sge]f.[angenen] eine tiefgehende und stndig wachsende Mibestimmung hervorgerufen. Die in der Landwirtschaft eingesetzten K[rie]g[sge]f.[angenen] befrchten, da man sie nach Abschluss der Erntearbeiten den Winter ber wieder in grsseren Lagern hortet.

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Gesundheitszustand der K[rie]g[sge]f.[angenen] Der Gesundheitszustand der K[rie]g[sge]f.[angenen] ist gut. Die zur Bekmpfung der Tuberkulose ergriffenen Massnahmen (Rntgen-Reihenuntersuchungen, Sonderheilbehandlung in Tbc-Lazaretten und rechtzeitige Ausscheidung der an offener Tuberkulose Erkrankten) haben sich weiter gnstig ausgewirkt.

III. Exekutive und Gerichtsbarkeit

1.) Feldgendarmerie: Die Feldgendarmerie wurde gemss OKH/GenStdH/Org. Abt. (II) Nr. 4688/41 geh. vom 17.8.41[107] als Heerestruppe dem Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] in Frankreich unterstellt. Jeder Feld- und Kreiskommandantur ist ein Feldgendarmerietrupp, den Feldkommandanturen mit 2 Departements ein 2. Feldgendarmerietrupp zugeteilt worden. Ausserdem wurden dem Kommandanten von Gross-Paris 4 Feldgendarmerietrupps und dem Bezirkschef Bordeaux 1 Feldgendarmerietrupp unmittelbar unterstellt.

Bei den Feldgend.[armerie]- Felders.[atz]- K[om]p[a]n.[ien] ist der 2. Lehrgang abgeschlossen. Der neu eingetroffene Ersatz ist besser geworden.

Die Zusammenarbeit zwischen der Feldgendarmerie und der franz. Gendarmerie und Polizei vollzog sich reibungslos. Die franz. Polizei klagt ber Mangel an ausgebildeten Beamten, von denen sich eine grosse Anzahl in deutscher Kriegsgefangenschaft befindet.

bersicht ber Anzeigen, beschlagnahmte oder sichergestellte Gegenstnde, Beutematerial vgl. Anlagen 23, 24 und 25[108].

2.) Gerichtswesen: Der Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] in Frankreich hat in den Berichtsmonaten als Hherer Befehlshaber besttigt:

56 Todesurteile gegen Landeseinwohner wegen Feindbegnstigung, Spionage, Freischrlerei, Gewalttat, Teilnahme an komm. Umtrieben, Urkundenflschung und Beihilfe zum berschreiten der Demarkationslinie.

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Von diesen Strafen sind 18 vollstreckt, 26 in zeitige Zuchthausstrafen durch das OKH umgewandelt. In 5 Fllen ist der Vollzug vom Ob.d.H. einstweilen ausgesetzt. Bei den restlichen 7 steht die Entscheidung des Ob.d.H. noch aus.

4 Todesurteile gegen Soldaten wegen Fahnenflucht und Totschlags mit ttlichem Angriff auf Vorgesetzten.

1 Todesurteil gegen einen deutschen Reichsangehrigen wegen Landesverrats. (Bez.[glich] Erschiessung von Geiseln siehe Seite 4). 30 Verurteilungen zu Freiheitsstrafen ber 5 Jahren, davon: 1 gegen Soldaten wegen Fahnenflucht, 29 gegen Landeseinwohner wegen Feindbegnstigung, Spionage, Gewalttat, verbotenen Waffenbesitzes, Urkundenflschung, berschreitens der Demarkationslinie, Postdiebstahls und Hehlerei, deutsch-feindlicher Kundgebung.

63 weitere Verurteilungen davon: 7 gegen Soldaten (Off[i]z.[iere]), 56 gegen Landeseinwohner,

27 Freisprche, davon 1 Soldat, 26 Landeseinwohner,

23 Urteile wurden aufgehoben, davon: 6 gegen Soldaten, 17 gegen Landeseinwohner.

Die Straftaten sind die gleichen, wie in den frheren Berichtsmonaten. Bei den Urteilen gegen Landeseinwohner spielen kommunistische Bettigung und Feindbegnstigung die Hauptrolle.

IV. Die franzsische Verwaltung

1. Allgemeines

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Zusammenarbeit mit den franz. Behrden Die Zusammenarbeit mit den franz. Behrden ist nach wie vor allgemein zufriedenstellend. Nicht zu verkennen ist das anscheinend von der franz. Regierung ausgehende Bestreben, die Besatzungsbehrden mehr als zuvor auf die Einhaltung der Waffenstillstandsbedingungen und der Haagerlandkriegsordnung [sic!] hinzuweisen und berhaupt gegenber deutschen Anordnungen entgegenstehende franz. Bestimmungen zu betonen.

Der Prfekt Piton[109] in Vannes[110] wurde seines Amtes enthoben, da er in einem kriegsgerichtlichen Verfahren wegen Verschiebung von Beutegut zu Gefngnis verurteilt wurde.

Judenfragen In Verfolg einer Demonstration, an der sich Juden fhrend beteiligten, wurden, um die Gesamtheit der Juden einzuschchtern, am 20.8.41[111] schlagartig rund 4000 mnnliche Juden zwischen 18 und 50 Jahren ohne Rcksicht auf ihre Staatsangehrigkeit, jedoch mit Ausnahme der amerikanischen Brger, verhaftet und im Lager Drancy interniert. Die Mitarbeit der franz. Polizei (rund 2500 Beamte) war gut. Die Verwaltung des Lagers besorgt die franz. Polizei. Der Gruppeneinsatz der Internierten in landwirtschaftlichen Betrieben der Ostland[112] wird vorbereitet.

Der franz. Generalkommissar fr Judenfragen[113] ist aufgefordert worden, die Grndung einer Zwangsorganisation[114] herbeizufhren, der alle Juden kraft Gesetzes angehren sollen. Die Organisation soll allein zustndig sein fr die soziale Betreuung ihrer Mitglieder und fr die Vertretung der Gesamtheit der Juden gegenber allen ffentlichen Behrden und Anstalten. Der franz. Generalkommissar fr Judenfragen, Xavier Vallat, erweist sich immer mehr als fr sein Amt ungeeignet, da er sich geradezu zur Betreuung der Juden berufen fhlt. Bisher hat sich jedoch noch keine geeignetere Persnlichkeit gefunden.

Kriegssachschden Bisher wurden 15 Kriegssachschdenverfahren fr Reichs- und Volksdeutsche durch Auszahlung der Entschdigung abgeschlossen. 18 Verfahren wurden soweit bearbeitet, dass Vorschsse gezahlt werden konnten.

2. Polizeiwesen Der Einsatz der franz. Verwaltungsbehrden und der Polizei gegen den Kommunismus ist gut. Die Strke der franz. Polizei ist jedoch gerade fr den Kampf gegen den Kommunismus unzureichend, was

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bei der kommunalen Polizei auch fr die Ausbildung und mitunter auch fr die Zuverlssigkeit gilt. Im Einsatz gegen den Gaullismus ist nach wie vor eine gewisse Zurckhaltung festzustellen, sodass hier die deutsche Initiative immer wieder notwendig ist.

In der Bannmeile von Paris hat die Polizei in grossem Umfange auf deutsche Weisung zur Bekmpfung der Eisenbahnsabotage einen Streckensicherungsdienst eingerichtet. - Die Pariser Polizei wurde in Verbindung mit den Attentaten auf deutsche Wehrmachtangehrige fortdauernd in grsstem Umfange zu Waffenrazzien in Huserblocks, in Metrostationen und auf der Strasse herangezogen[115]. - Im besetzten Gebiet bestehen nunmehr 12 Internierungslager fr Kommunisten unter Aufsicht der franz. Polizei.

Besond.[ere] Vorgnge v.[on] polizeilichem Interesse Whrend bei dem Attentat gegen Laval und Dat der Tter ergriffen werden konnte, ist der Attentter gegen den frheren Kommunistenfhrer Gitton[116] noch unbekannt[117].

Reorganisation d.[er] franz. Polizei Die franz. Regierung hat durch den Innenminister Pucheu persnlich Vorschlge zur Reorganisation der franz. Polizei im besetzten Gebiet unter besonderer Bercksichtigung der Notwendigkeit der Erhhung der Schlagkraft gegen den Kommunismus unterbreiten lassen. Diese Vorschlge, die auf die Schaffung von Polizeiintendanten bei den Regionalprfekten (einheitliche Zusammenfassung der Polizeigewalt fr mehrere Departements), weitgehende Verstaatlichung der kommunalen Polizei und die Bildung von groupes mobiles (kasernierte staatliche Schutzpolizei) in einzelnen Gemeinden hinauslaufen, werden geprft. Die Verstaatlichung der Polizei in Cherbourg und in den Gemeinden der Bannmeile von Paris wurde genehmigt. Die Polizeiintendanten bettigen sich zunchst ohne polizeiliche Kommandogewalt ausschliesslich auf dem Gebiet der personellen Reorganisation der Polizei.

Ordnungspolizei 1500 Gendarmen sind im Interesse der dringend erforderlichen Verstrkung der Gendarmerie aus der Kriegsgefangenschaft zurckgekehrt.

Sicherheitspolizei Die police mobile, die staatliche Kriminalpolizei, soll in st rkerem Masse zur zentralen Bekmpfung des Kommunismus in der Provinz zum Einsatz kommen; dies erfordert eine entsprechende Verst rkung und Ausbildung der Beamten. Hierber wurde an die Generaldelegation der franz. Regierung herangetreten.

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Vereinspolizei Unter den genehmigten politischen Parteien hebt sich nach wie vor die "Parti Populaire Francais" Doriots hervor; der Eintritt Doriots in die Freiwilligenlegion als einfacher Soldat hat sein persnliches Prestige in den anti-bolschewistischen Kreisen weiterhin sehr gefestigt[118]. - Die "Parti National Breton" hat Genehmigungsantrag gestellt. Die Partei, die im Rahmen des Regionalismus autonomistische Tendenzen verfolgt, wird zunchst stillschweigend geduldet[119]. - Den genehmigten Gewerkschaften wird weiterhin besondere Aufmerksamkeit zugewendet, weil hier ein wesentlicher Ansatzpunkt bei der franz. Arbeiterschaft im Kampf gegen den Kommunismus liegen kann und es im Hinblick auf den kommenden Winter wesentlich erscheint, dass die Mglichkeit der Einflussnahme auf die Arbeiterschaft erhalten bleibt. - Eine Schlerorganisation "Les Jeunes du Marchal", die nur im Rahmen des Schulbetriebs ttig wird und die Schuljugend im Sinne der Politik des Marschalls ausrichten soll, wurde genehmigt.

Lagerwesen Die gesamten im besetzten Gebiet von den verschiedenen franz. Dienststellen eingerichteten Lager zur Erfassung Jugendlicher wurden zusammenfassend geordnet[120]. Zu dem Scrtariat Gnral de la Jeunesse besteht gute Verbindung, und es wird hier versucht, Einfluss darauf zu nehmen, dass die Jugend in den Lagern politisch im Sinne einer europischen Verstndigung erzogen wird[121].

Massnahmen an der Kste Es wurde eine Kstensperrzone errichtet, die in einem schmalen Streifen von der spanischen Grenze bei Hendaye bis zur Grenze des Gebietes des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] in Belgien und Nordfrankreich verluft[122]. Es besteht Einreise- und Zuzugsverbot sowie eine verschrfte Anwendung der bereits fr die Kstendepartements erlassenen Vorschriften.

3. Schule und Kultur Der franz. Unterrichtsminister Carcopino ist in letzter Zeit wiederholt sowohl von Kreisen liberaler Herkunft als auch von rechtsklerikaler Seite in der Presse heftig angegriffen worden, weil er einerseits die von seinem Vorgnger Chevalier gegen ehemals linksgerichtete Lehrkrfte ergriffenen Massnahmen nicht in gengendem Umfang zurckgenommen und andererseits die freimauerischen Krfte zu tolerant behandelt habe. Die in der Presse bereits angekndigte Neubesetzung des Ministeriums ist jedoch bislang nicht zur Durchfhrung gekommen, mutmasslich weil der Minister soeben den Entwurf einer umfassenden Schulreform im Ministerrat zur Annahme gebracht hat[123].

Franz. Schulreform

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Die Reform fhrt eine Reihe wesentlicher Umgestaltungen im Aufbau des gesamten Schulwesens durch: Neugestaltung der Lehrerbildung[124], Auflsung der Mittelschulen, Neuordnung des hheren Schulwesens mit Abschaffung der Schulgeldfreiheit der Oberstufe[125] und Zusammenfassung der Einrichtungen des landwirtschaftlichen und beruflichen Unterrichts[126]. Die Reform findet starkes Interesse, die Urteile sind bisher im allgemeinen zurckhaltend[127]. Infolge der Schul- und Universittsferien verlief die Berichtszeit ruhig. Eine Verbindung akademischer Kreise mit den Terrorakten gegen deutsche Wehrmachtangehrige ist nicht festzustellen. Da zu Wiederbeginn des Unterrichtsbetriebes aber mit einem Hervortreten der aktivistischen Elemente unter der Studentenschaft gerechnet werden muss, ist der Minister nachdrcklich auf die Notwendigkeit vorbeugender Massnahmen hingewiesen worden. Fr Paris ist der Lage durch die Ernennung des neuen Universittsrektors Gidel[128] Rechnung getragen worden, der als bekannter Vlkerrechtler auch in der Studentenschaft grosses Vertrauen geniesst und als energische Persnlichkeit die Gewhr bietet, etwa auftretender Schwierigkeiten Herr zu werden.

Die deutsche Schule in Paris ist nunmehr eingerichtet und ihrer Bestimmung bergeben worden[129].

Bibliothekschutz Der Bibliothekschutz hat die Verzeichnung der deutschen Autographe in den franz. Bibliotheken in Angriff genommen[130].

Kunstschutz Weitere 80 von Truppen belegte Schlsser (vgl. Kartenanlage 29[131]) wurden kontrolliert. Die denkmalpflegerische Arbeit der Franzosen an kriegsbetroffenen historischen Bauten wurde durch Materialbeschaffung und Einreisegenehmigungen gefrdert, 150 Bauhtten sind zurzeit in Betrieb. Anlsslich einer Studienfahrt deutscher Stdtebauer durch die kriegsbetroffenen Stdte Belgiens und Frankreichs[132] wurden die Museen der nrdlichen Kstenbezirke einer eingehenden Prfung unterzogen und, wo ntig, ihre Bestnde am Orte selbst oder in abgelegenen Bergungsorten gesichert. In Verbindung mit dem zustndigen Referat wurden zur Metallerfassung Ausfhrungsbestimmungen wie im Reich zwecks Schonung von Gegenstnden historischen Wertes erlassen, die die franz. Regierung sich auch fr das unbesetzte Gebiet zum Vorbild genommen hat[133].

Archivschutz Ermittlung u.[nd] Erfassung deutschen Archivguts Die Rckforderungsliste des deutschen (belgischen, niederlndischen) Archivguts in Frankreich wurde in den Pariser Archiven und Bibliotheken Ende September 1941 abgeschlossen, eine besondere "Raubgutliste" der im einzelnen nachweisbaren Entfremdungen Ende August auf Veranlassung des Generaldirektors der Staatsarchive[134] aufgestellt[135]. In den stlichen Grenzarchiven (insbesondere

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Nancy) luft die Arbeit der Aussenstellen fr die archivische Auseinandersetzung mit Frankreich weiter[136].

Inventarisierung Fr das Inventar der franz. Archive und Bibliotheken zur Geschichte des Grossdeutschen Reiches und Volkes wurden die Erhebungen in der Nationalbibliothek und den brigen Pariser Bibliotheken planmssig im September beendet und anschliessend die Arbeit im Archiv des Aussenministeriums (Quai d'Orsay) aufgenommen. Im Nationalarchiv und bei den Aussenstellen in Nancy, Besanon, Epinal[137] planmssiger Fortgang der Inventarisierung mit dem Ziel, bis zum 1.4.42 zum Abschluss zu kommen. Ein wichtiger deutscher Parlamentariernachlass der Bismarckzeit (L. Bamberger[138]) konnte aus dem Besitz eines geflchteten Juden[139] fr Deutschland sichergestellt werden; in Nancy wurden die Akten der deutschen Zivilverwaltung von Longwy und Briey 1914-18 aufgefunden[140].

4. Finanzwesen Steuer- und Haushaltsfragen Steueraufkommen, Ausgaben und Schulden Das Gesamtsteueraufkommen des franz. Staates einschliesslich der Einnahmen aus den Domnen und sonstigen Einknften hat sich in den Jahren 1935 bis 1940 wie folgt entwickelt:

in Mill.[onen] frs Jahresaufkommen 1935 1936 1937 1938 1939 1940 39 463 38 662 44 209 54 590 62 426 71 954 Monatsdurchschnitt 3 288 3 221 3 684 4 549 5 202 5 996

Das Aufkommen weist also seit 1936 eine ziemlich gleichmssige Steigerung auf. In den Monaten Januar bis Juli 1941 betrgt das durchschnittliche Monatsaufkommen rund 6 300 Mill. frs, so dass bei gleichbleibenden Einnahmen fr 1941 mit einem Jahresaufkommen von ber 75 000 Mill. frs gerechnet werden kann. Die Zusammensetzung der oben bezeichneten Einnahmen im einzelnen ergibt sich aus den Anlagen 30 und 31[141]. Wenn man die Steigerung der Einnahmen bei den Produits divers unbercksichtigt lsst, hat das Aufkommen 1940 gegenber dem Aufkommen 1939 um 1 531 Mill.

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frs zugenommen. Eine Aufkommensteigerung ergibt sich insbesondere bei den Umsatzsteuern (4 146 Mill.), den direkten Steuern (1 732 Mill.) und den Einknften aus Domnen (728 Mill.). Sie beruht insbesondere auf der Belebung des Umsatzes und der Flssigkeit des Geldmarktes, die die Einziehung der Steuern erleichtert. Die Einnahmen aus Zllen haben sich 1940 gegenber dem Vorjahr um 2 248 Mill. frs vermindert. Die Steigerung des Aufkommens aus Umsatzsteuern und Einkommensteuern und die Verminderung des Aufkommens aus Zllen und Eintragungsgebhren hlt im Jahre 1941 an. Den in den Anlagen 30 und 31 im einzelnen aufgefhrten Einnahmen von durchschnittlich 6 300 Mill. frs im Monat stehen erheblich hhere Ausgaben gegenber. Sie betrugen von Januar bis Juli 1941 im Monatsdurchschnitt rund 23 300 Mill. frs, so dass sich ein monatlicher Fehlbetrag von durchschnittlich rund 17 000 Mill. frs ergibt. Die Fehlbetrge werden im wesentlichen durch Ausgabe von Schatzanweisungen und durch Vorschsse der Bank von Frankreich gedeckt. Eine bersicht ber die Hhe der Fehlbetrge im einzelnen und ihre Abdeckung enthlt die Anlage 32[142]. Die ffentlichen Schulden Frankreichs sind durch die im Verhltnis zu den Ausgaben geringen Einnahmen bis zum 31.7.41 auf 812 500 Mill. frs angewachsen. Sie betrugen am 31.12.35 335 100 Mill. frs und sind bis zum 31.12.39 auf 482 900 Mill. frs gestiegen, um sich dann infolge der Ausgaben fr den Krieg und fr die Besatzung bis zum 31.12.40 sprunghaft auf 708 900 Mill. frs. zu erhhen (Anlage 33[143]). Die Geldschaffung macht dem franz. Staat infolge der Flssigkeit des Geldmarktes und infolge Herabsetzung des Diskontsatzes der Bank von Frankreich auf 134 vH keine allzu grossen Schwierigkeiten. Ein erheblicher Anteil an der Erhhung der Schulden entfllt auf die Besatzungskosten. Der Gesamtbetrag, der bis zum 11.9.41 darauf geleisteten Abschlagszahlungen betrgt 8 335 Mill. RM = 167 900 Mill. frs. Die Besatzungskosten werden in erster Linie aus zinslosen Vorschssen der Bank von Frankreich gedeckt. Der Betrag dieser Vorschsse ist von 108 Mrd. frs auf 130 Mrd. frs erhht worden.

Das Defizit des franz. Staates und der Notenumlauf der Bank von Frankreich werden noch weiterhin zunehmen.

Steuerreform Die franz. Regierung beschftigt sich seit einigen Monaten mit Steuerreformplnen, die die Steuergesetze vereinfachen und ergiebiger gestalten sollen. Eine Anzahl von Gesetzentwrfen auf dem Gebiete des Gemeinde- und Staatssteuerrechts sowie des Haushaltswesens ist bereits ausgearbeitet und dem Conseil d'Etudes fiscales zugeleitet worden. Dieser Ausschuss hat die Aufgabe, die vom Finanzministerium ausgearbeiteten Gesetzentwrfe nach der wirtschaftlichen Seite hin zu prfen.

Zoll- und Grenzfragen Die Zollbehandlung der Wehrmachtangehrigen, d.h. also die Frage, was der Wehrmachtangehrige zollfrei in die Heimat einfhren darf, hat auf Grund der inzwischen bekanntgegebenen Verfgung vom 8.7.41 - Wi IX 933/41[144] - zu zahlreichen Anfragen gefhrt. Diese Verfgung sollte lediglich eine
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Auslegung der vom OKW getroffenen Rahmenregelung geben. Diese trifft nur Bestimmungen ber die "Mitnahme" von Waren durch Wehrmachtangehrige, lsst aber die Frage der Versendung von Waren durch Wehrmachtangehrige auf anderem Wege als durch Feldpost noch offen. Der Standpunkt, den das OKW stets vertreten hat, wird auch hierbei zu beachten sein, nmlich, dass dem normalen legalen Verkehr gegenber grosszgig verfahren werden soll, dass aber rcksichtsloser Zugriff da am Platze ist, wo Wehrmachtangehrige versuchen, Waren zu gewerblichen Zwecken ber den persnlichen Bedarf und den ihrer Angehrigen hinaus auszufhren. Da die irrefhrende Bezeichnung "Rstungsgut" zu allerlei Missverstndnissen gefhrt hat, wurde an das Reichsfinanzministerium mit der Bitte herangetreten, die Bezeichnung "R stungsgut" im Dienstbezirk der Grenzzollstellen nicht mehr zu verwenden.

5. Gesundheitswesen Seuchenlage Der Gesundheitszustand der Zivilbevlkerung ist durchschnittlich sehr gut. Vereinzelte ber das ganze besetzte Gebiet verstreute Typhuserkrankungen, jedoch nirgends in Form von Epidemien. Wildes Austernsammeln gab Veranlassung zu einigen Typhusfllen. Vereinzelte Ruhrflle. Die Masern- und Diphterieepidemie unterliegt regionalen Schwankungen, scheint aber zurckzugehen. Auffllig ist ausserordentliches berhandnehmen der Krtze. Seifenmangel! Geschlechtskrankheiten steigen langsam, aber in der letzten Zeit kontinuierlich an. Ihre Bekmpfung wird vom Leit.[enden] San.[itts]-Off[i]z.[ier] b.[eim] Mil.[ilitr]Bef.[ehlshaber] in Fr[an]kr.[eich][145] mit allem Nachdruck betrieben.

Wasserverhltnisse Arbeiten zur Verbesserung der Wasserverhltnisse wurden laufend weitergefhrt. In den Ostgebieten merklicher Einfluss durch die anhaltenden Regenflle auf die Trinkwasserverschlechterung. Vermehrte Kontrolle und Behebung der Mngel durchgefhrt. In Toul[146] erhebliche Wasserknappheit infolge Zerstrung der Wasseranlage durch Kriegsverhltnisse.

rzt.[liche] Versorgung
Versorgung mit Zivilrzten und Krankenhusern ausreichend und gesichert. In den D[e]p[artemen]ts. Marne und Vosges wurden mehrere Krankenhuser an die franz. Verwaltung zurckgegeben. 1100 Kranke aus der Irrenanstalt La Rochelle[147] aus militrischen Grnden in das brige Frankreich verlegt. Betrieb ffentlicher Badeanstalten ist durch Kohlenmangel sehr erschwert.

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Arzneimittellage Die Arzneimittellage ist, teilweise erheblich, gespannt; desgleichen besonders fr l- und fetthaltige Medikamente. Die Versorgung aus dem unbesetzten Gebiet wird nach wie vor gefrdert. Durch die nun einzufhrenden Apothekerkammern mit einer zentralen Verteilungsstelle ist eine gleichmssigere und gerechtere Verteilung der Arznei- und Verbandmittel zu erwarten.

Lebensmittelkontrolle Die Lebensmittelkontrolle wird berall eifrig durchgefhrt und die teilweise ziemlich erheblichen Misstnde, besonders auch in den Molkereien werden aufgezeigt und Departementrzte zu ihrer Abstellung dringend angehalten. Teilweise auch Anzeige bei der Staatsanwaltschaft erstattet.

Arbeitseinsatz-Untersuchungen Die Arbeitseinsatz-Untersuchungen verlaufen reibungslos mit sehr zufriedenstellendem Erfolg. Abweisungsgrnde: Krtze, Tbc., Geschlechtskrankheiten. Reinlichkeit der Untersuchungen sehr mangelhaft.

6. Veterinrwesen Tierseuchen Trotz Zunahme der Aphtenseuche (MKS[148]) und zwar besonders in den D[e]p[artemen]ts. Vende, Cote d'Or, Loire Inf.[rieure] Svres (Deux) und Morbihan bleibt die Zahl der verseuchten Gemeinden und Gehfte weit hinter der des Vorjahres um die gleiche Zeit zurck. - Die Zunahme beim Rotlauf der Schweine und beim Rauschbrand ist jahreszeitlich bedingt. Die Rude der Einhufer hat weiter abgenommen. Den Stand der Tierseuchen zeigt die Tabelle der Anlage 35[149]. - Mit Rcksicht auf die grossen Schden, die durch die sogenannte Dasselfliege bzw. ihre Larve besonders an den Rinderhuten hervorgerufen werden, hat die franz. Regierung fr die Dasselbekmpfung hnliche Bestimmungen wie im Reich erlassen.

Fleischbeschau u.[nd] Nahrungsmittelkontrolle Das Verfahren bei Notschlachtungen ist neu geregelt worden. Es drfen jetzt Pferde und Rinder nur mit Genehmigung eines "Sanittsveterinrs" notgeschlachtet werden.

7. Justizwesen

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Deutsche Strafrechtspflege Durch eine Verordnung des Mil.[ilitr]Bef.[ehlshaer] in Fr[an]kr.[eich] ber die zwangweise Beitreibung von Geldstrafen im Ordnungsstrafverfahren vom 5.8.41 (VOBIF S. 281) wurde die Rechtsgrundlage fr den Einsatz franz. Vollstreckungsbeamten (Percepteurs) zur Durchfhrung von Vollstreckungen der durch die Kreiskommandanten gegen Landeseinwohner verhngten Geldstrafen geschaffen.

Deutsche Zivilrechtspflege Im Rechtshilfeverkehr in Zivilsachen zwischen dem deutschen Reich und dem besetzten franz. Gebiet wurde die bisher bestehende gegenseitige Kostenpflicht durch eine Verordnung des Mil.[ilitr]Bef. [ehlshaer] in Fr[an]kr.[eich][150] und eine entsprechende allgemeine Verfgung des Reichsministers der Justiz[151] dahin abgendert, dass eine berweisung nicht mehr stattfindet, weil die beiderseits entstehenden Kosten ungefhr gleich hoch sind. die von den Parteien erhobenen Kosten verbleiben dem die Einziehung durchfhrenden Staat[152].

Massnahmen der franz. Regierung auf dem Gebiet d.[er] Rechtspflege zur Bekmpfung des Kommunismus Als Gegenmassnahme gegen die zunehmende Aktivitt kommunistischer und anarchistischer Kreise in Frankreich hat die franz. Regierung am 14.8.41 ein Gesetz zur Bekmpfung des Kommunismus und Anarchismus erlassen (Journ.[al] Officiel S. 3550[153], abgendert durch Gesetz vom 25.8.41 J.O. S. 3600[154]). Im unbesetzten Gebiet wurden bei den Militrgerichten und im besetzten Gebiet bei den Appelationsgerichtshfen (Oberlandesgerichten) besondere Kammern (Sondergerichte) fr die Aburteilung kommunistischer und anarchistischer Taten errichtet. Die Sondergerichte des besetzten Gebietes sind mit Berufsrichtern besetzt. Diese Gerichte, insbesondere das Sondergericht in Paris, haben die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfllt. Die verhngten Strafen sind zu niedrig; sie stehen in keinem Verhltnis zur Gefhrlichkeit der kommunistischen und anarchistischen Umtriebe und der Terrorakte, die nach den bisher gemachten Beobachtungen von kommunistischen Kreisen auszugehen scheinen. Da ein unmittelbarer Eingriff in die Rechtsprechung der Sondergerichte nicht mglich erschien, hat die franz. Regierung durch Gesetz vom 7.9.41 (J.O. S. 3850) einen Staatsgerichtshof (Tribunal d'Etat)[155] errichtet. Dem Gesetz ist ein Bericht der franz. Regierung an Marschall P tain beigefgt, der eine Schilderung der innenpolitischen Lage enthlt und die Motive zur Errichtung dieses Gerichtshofes wiedergibt. Eine bersetzung dieses Berichtes gibt die Anlage 36[156].

Der Staatsgerichtshof besteht aus zwei Sektionen, einer fr das besetzte Gebiet in Paris und einer fr das unbesetzte Gebiet in Lyon[157]. Die Sektionen sind mit einem Berufsrichter und fnf Beisitzern, die

von der Regierung frei ausgewhlt werden, besetzt. Im besetzten Gebiet sind die Beisitzer aus Kreisen hoher Verwaltungsbeamten und Offiziere ausgewhlt. Ausserdem befindet sich unter ihnen ein Angehriger der Arbeiterschaft. Notfalls kann der Staatsgerichtshof auch mit der Besetzung von nur fnf Richtern entscheiden, wobei es nach dem Gesetz nicht notwendig ist, dass sich unter diesen fnf

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Richtern der zur Sektion gehrige Berufsrichter befindet. Der Staatgerichtshof ist zustndig fr die Verfahren, die ihm durch Beschluss des Ministerrates bertragen werden. Hierfr kommen Verfahren in Betracht, die Angriffe auf die ffentliche Ordnung, den inneren Frieden, die internationalen Beziehungen oder sonst eine dem franz. Volk schdliche Handlung zum Gegenstand haben.

Nach den bisherigen Beobachtungen (zurzeit der Abfassung dieses Berichtes ist der Gerichtshof eine Woche ttig) scheint der Staatsgerichtshof wesentlich schrfer durchzugreifen als die oben genannten Sondergerichte. Der Staatsgerichtshof hat bisher u.a. vier Todesurteile ausgesprochen; darunter befinden sich auch Verfahren, die bisher beim Sondergericht in Paris anhngig waren, aber wegen der milden Rechtsprechung dieses Gerichts dem Staatsgerichtshof bertragen wurden.

Strafvollzug Der franz. Strafvollzug leidet unter einer berfllung der Gefngnisse, hervorgerufen dadurch, dass zu einem erheblichen Teil die von Wehrmachtgerichten ausgesprochenen Strafen in den franz. Anstalten vollstreckt werden, zum anderen aber auch dadurch, dass - auch infolge der verschlechterten wirtschaftl. [ichen] Verhltnissee - die Kriminalitt allgemein zugenommen hat[158]. Zur Entlastung der Gefngnisse werden zurzeit im besetzten Gebiet Strafgefangenenlager eingerichtet, deren Insassen bei Forstarbeiten eingesetzt werden.

8. Post- und Nachrichtenwesen.

Zwischen d.[em] besetzten Gebiet Frankreichs u.[nd] d.[em] Ausland Ab 1.8.41 ist der allgemeine Postzeitungsdienst zwischen Deutschland und dem besetzten Gebiet Frankreichs wiederaufgenommen worden. Seine Wiederaufnahme zwischen dem besetzten Gebiet Frankreichs und Italien, Holland, Belgien, Dnemark sowie Norwegen steht bevor.

Zwischen d.[em] besetzten u.[nd] d.[em] unbesetzten Gebiet Frankreichs Mit der unbeschrnkten Zulassung gewhnlicher Postkarten ber die Demarkationslinie sind die Familien-Nachrichtenkarten und die bisherigen vorgedruckten Handelskarten weggefallen[159]. Seit Anfang September 1941 sind im Zonenpostverkehr Warenproben mit Smereien zugelassen, die in beiden Richtungen die Briefprfstelle Paris durchlaufen.

Im Einvernehmen mit der Abwehrleitstelle Frankreich ist die Versendung von telegraphischen Postanweisungen zwischen dem Bereich des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] i.[n] Fr[an]kr.[eich] einerseits und dem unbesetzten Frankreich sowie den D[e]p[artemen]ts. Pas de Calais und Nord andererseits fr die zum Telegrammverkehr allgemein zugelassenen Unternehmen und Personen genehmigt worden.

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Zwischen deutschen Wehrmachtangehrigen u.[nd] Zivilpersonen i.[m] nichtfeindl.[ichen] Ausland Fr das gesamte besetzte franz. Gebiet wurde einheitlich festgelegt, in welchem Umfange und unter welchen Voraussetzungen der Briefverkehr zwischen deutschen Wehrmachtangehrigen und Zivilpersonen im nichtfeindlichen Ausland gestattet ist. Gebhrenfreiheit besteht fr Briefe bis 20g und Postkarten. Die Sendungen werden in beiden Richtungen durch die Feldpost in Zusammenarbeit mit der franz. Postverwaltung befrdert[160].

Feldpostversorgung der franz. Legionre. Die franz. Freiwilligen nehmen am Feldpostverkehr teil. Zur gebhrenfreien Befrderung sind zunchst zugelassen: Briefe bis zu 20g und Postkarten; schwerere Sendungen mssen nach den Auslandsgebhrenstzen freigemacht sein. Die Sendungen von den franz. Freiwilligen werden bei der Auslandsbriefprfstelle Frankfurt (Main), die Sendungen an die Freiwilligen von der Auslandsbriefprfstelle Kln geprft.

V. Die franzsische Wirtschaft

1. Allgemeines Arisierung[161] Die gegenwrtigen Monate sind die entscheidende Probe dafr, ob die franz. Regierung ernstlich gegen die Juden in der Wirtschaft vorgehen will. Mit den von ihr neu erlassenen Gesetzen hat sie alle Mittel in der Hand, die Juden auch im unbesetzten Gebiet vllig aus der Wirtschaft zu verdrngen[162]. Es scheint aber, als ob sie hier bisher von diesen Mitteln nur unzulnglich Gebrauch macht, jedenfalls sind bisher noch nicht einmal die im besetzten Gebiet ernannten kommissarischen Verwalter[163] auch fr das unbesetzte Gebiet besttigt worden. Die besetzende Macht kann aber die wirtschaftliche Verdrngung der Juden nicht eher verantwortlich in franz. Hnde geben, als feststeht, dass auch im unbesetzten Gebiet mit Ernst und Entschlossenheit an diese Frage herangegangen wird.

Im besetzten Gebiet luft die Arbeit an der berfhrung jdischer Unternehmen in arische Hand weiter; auch hier wird das Tempo in erster Linie von dem Geist der Leitung bestimmt. Doch sind die Schwierigkeiten nicht zu verkennen, die bei dem Umfang der zu bewltigenden Arbeit fr die franz. Dienststellen bestehen. Zieht man diese Schwierigkeiten in Betracht, so kann man eine positive Mitarbeit der Franzosen feststellen.

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Feindvermgen Mit der Vierten Durchfhrungsverordnung zur Feindvermgensverordnung, die eine Anmeldepflicht fr Grundstcke, welche Feinden gehren, anordnet, kann die Erfassung des Feindvermgens als abgeschlossen gelten[164].

Bei der Erfassung und Verwaltung des Feindvermgens ergeben sich immer wieder Schwierigkeiten durch das Vorhandensein einer unabhngigen Regierung, die hufig die deutschen Massnahmen zugunsten franz. Interessen zu beeintrchtigen versucht. In einer ganzen Reihe von Einzelfllen muss ein zum Teil langwieriger Schriftwechsel mit franz. amtlichen Stellen gefhrt werden, wodurch sich die Durchfhrung der Massnahmen verzgerte. Dennoch konnten bisher die deutschen Forderungen im Ergebnis stets durchgesetzt werden.

Kommissarische Verwalter Bei den kommissarischen Verwaltern, die auf Grund der Geschftsfhrungsverordnung eingesetzt sind, macht sich bei der langen Besatzungsdauer immer mehr das Bedrfnis geltend, wieder endgltige Zustnde herbeizufhren. Die Verwaltungen, welche am dringendsten einer solchen Regelung bedrfen, sind die bei den grossen Zeitungsverlagen (Paris Soir[165], Petit Parisien[166]) und den Vertriebsgesellschaften (Verlag La Hachette). Hier schweben im Einvernehmen mit der PropagandaAbteilung und der deutschen Botschaft Verhandlungen ber eine endgltige berfhrung, nach Mglichkeit mit Zustimmung der Eigentmer[167].

Wirtschaftsstatistik Die Rohstoffbilanzen fr Frankreich wurden weiter entwickelt. Zurzeit werden monatlich fr etwa 50 wichtigere Rohstoffe in der gleichen Weise wie in Deutschland die Posten Produktion, Einfuhr, Verbrauch, Ausfuhr und Bestand einander gegenbergestellt. Auf Veranlassung des OKW, Wi R Amt,[168] wurde eine laufende monatliche Beschftigungsstatistik in der gesamten franz. Industrie eingeleitet. Diese Statistik soll in erster Linie Grundlagen fr eine einheitliche Planung des Arbeitseinsatzes in smtlichen von Deutschland besetzten Gebieten schaffen. Der Fragebogen enthlt ausser Fragen nach den beschftigten Personen auch solche nach der Arbeitsdauer und dem Absatz, wobei der Absatz fr deutsche Rechnung besonders nachzuweisen ist. Die berwachung der Verffentlichung statistischer Zahlenangaben wurde verschrft. Fr die Zensurarbeiten auf diesem Gebiet wurden Richtlinien herausgegeben, die vom OKW den leitenden Stellen der Militr- und Zivilverwaltungen in den anderen besetzten Gebieten mitgeteilt und empfohlen worden sind[169].

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2. Die Entwicklung in den einzelnen Zweigen der gewerblichen Wirtschaft

Kohlenwirtschaft Die franz. Kohlenfrderung ist im August und September gegenber den Vormonaten etwas angestiegen. Aus Belgien wurden im August die vorgesehenen Kohlenmengen nur sehr schleppend und ungengend angeliefert; dagegen gingen die aus dem Reiche zu leistenden 50 000 t Kohle nahezu planmssig ein.

Die durch den Juni-Streik[170] hervorgerufenen Versorgungsschwierigkeiten konnten auch im August und September noch nicht beseitigt werden; insbesondere ist es bisher nicht gelungen, die notwendigen Vorrte der Elektrizittswerke wieder aufzufllen. Vllig unzulnglich war wiederum die Industrieversorgung, so dass weitere Betriebe verschiedener Wirtschaftszweige stillgelegt werden mussten.

Die Kohlenversorgung der deutschen Wehrmacht in Frankreich fr den Winter ist durch OKH-Entscheidung von 240 000 t monatlich auf 160 000 t herabgesetzt worden.

In der Hausbrandversorgung ist bisher noch keine endgltige Klrung erfolgt, weil eine verstrkte Lieferung aus Belgien auf Schwierigkeiten stsst. Es wird versucht werden, im Oktober eine Regelung herbeizufhren, da eine Hausbrandversorgung mit den bisher zur Verfgung stehenden Mengen zu grosser Besorgnis fr die politische Stimmung in Frankreich Anlass gibt.

Eisenerzbergbau Die Frderung im besetzten Gebiet hat mit 120 000 t ihren zurzeit mglichen Hchststand erreicht und ist nur bei Rckfhrung der noch kriegsgefangenen Bergarbeiter weiter zu steigern.

Bauwirtschaft Schwierigkeiten zeigten sich insbesondere bei der Zementzuteilung und in der Versorgung der Steinbrche, der Kies- und Sandgruben und der Ziegeleien mit Kohlen, Reparatureisen und Treibstoff, so dass auch die Deckung des hohen Bedarfs an Zuschlagstoffen und an Ziegeln schwierig wird.

Whrend der Berichtsmonate wurden die Zementvorrte der Baustellen systematisch verringert, so dass auf den einzelnen Baustellen hchstens noch 14 Tage, verschiedentlich sogar nur fr 3 bis 4 Tage, Vorrat vorhanden ist. Bei nur geringfgigen Zufuhrstockungen besteht daher vereinzelt die Gefahr der Stillegung.

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Minerall Im August gelangten insgesamt rund 49 000 t Minerall zur Verteilung (Juli: 60 000 t). Fr September waren gleichfalls insgesamt rund 49 000 t vorgesehen. Diese Mengen werden aber mit Rcksicht auf die Stockung der aus dem Reich zugesagten Nachschubmengen an Vergaserkraftstoffen und Heizlen nicht ausgeliefert werden knnen.

Um den Bedarf der franz. Landwirtschaft (Vergaserkraftstoff etwa 40-50% und Dieselkraftstoff 50-60% der Gesamtkontingentsmenge) decken zu knnen, mussten bei anderen Bedarfstrgern im Vergleich zum Juni/Juli starke Einsparungen vorgenommen werden. Die Rstungsindustrie konnte im allgemeinen ausreichend versorgt werden. Dagegen konnte dem Verkehrswesen sowie den V-Betrieben[171] nur ein Teil ihrer Minerallanforderungen zugeteilt werden. Fr die Monate November und Dezember werden weitere Einschrnkungen bei Vergaserkraftstoff um 12-15% und bei Dieselkraftstoff um 15-20% erfolgen mssen, wenn eine nochmalige Krzung der Nachschubmengen (um voraussichtlich etwa 20%) eintreten sollte.

Energieversorgung Das starke Ansteigen des Energiebedarfs sowie die Schwierigkeiten in der Kohlenversorgung erforderten weitere Einschrnkungsmassnahmen, um insbesondere den Bedarf der Wehrmacht und der fr deutsche Zwecke arbeitenden Industrie sicherzustellen. Zwei Anordnungen vom August und September 1941 begrenzen die Stromabnahme fr Niederspannungs- und Hochspannungsabnehmer auf die monatliche Hhe des Vorjahresverbrauchs bzw. auf den hchsten Verbrauch der Monate Mai, Juni und Juli 1941[172].

Eisen und Stahl Die infolge ungengender Kohlenversorgung rcklufige Entwicklung in der Rohstahl- und Roheisenproduktion zeigt die Tabelle in Anlage 37[173]. Trotz ausreichender Erzbasis im Bezirk Longwy sind von insgesamt 23 Hochfen nur 4, in Meurthe et Moselle-Sd von 38 nur 7 und im besetzten Frankreich von 15 nur 1 Hochofen in Betrieb. Demnchst werden noch weitere Werke stillgelegt werden.

Fr das 4. Quartal 1941 wird u.a. das Kontingent der franz. Staatsbahn von bisher rund 29 000 auf 22 000 t, das des Landwirtschaftministeriums von 6 670 t auf 3 500 t, das der Textilindustrie von 2 500 t auf 1 000 t, das der Chemie von 3 500 t auf 2 500 t und das der Elektrizittswirtschaft von 2 500 t auf 1 200 t herabgesetzt werden. Eine weitere Herabsetzung der Kontingente wrde die Leistungsfhigkeit des franz. Verkehrswesens und der franz. Landwirtschaft sowie die Durchfhrung der Auftragsverlagerung stark gefhrden.

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Metalle Der am 1.10.41 verfgbare Bestand an Nichteisenmetallen hat infolge der laufenden Abtransporte derart abgenommen, dass der in Frankreich auftretende notwendige Bedarf fr Wehrmacht und Verlagerungsauftrge nicht mehr fr alle Sorten gedeckt werden kann. Bei verschiedenen Kupfer- und Bleisorten muss daher bereits eine Zulieferung aus dem Reich vorgenommen werden.

Die auf Anregung des Mil.[ilitr]Bef.[fehlshabers] von der franz. Regierung nach deutschem Vorbild fr das besetzte und unbesetzte Gebiet eingeleitete freiwillige Metallsammlung ist noch im Gange, so dass sich abschliessend ihr Ergebnis noch nicht beurteilen lsst. Bei vorsichtiger Schtzung kann mit einem gegenwrtigen Gesamtergebnis von 13 500 t gerechnet werden; das bedeutet 1 kg auf den Kopf der Bevlkerung des besetzten Gebietes. Die franz. Regierung ist entschlossen, bei unbefriedigendem Ausfall des Gesamtergebnisses eine weitere Metallablieferung zwangsweise durchzufhren[174].

Maschinenbau Schwierigkeiten haben sich in den vergangenen Wochen dadurch ergeben, dass die Zulieferer-Industrien mit deutschen Verlagerungsauftrgen so stark belegt waren, dass Lieferungen fr deutsche Einsatzzwecke in Frankreich teilweise nicht durchgefhrt werden konnten.

Kautschuk Der franz. Kautschukindustrie werden deutscherseits zunchst fr die Dauer von 4 Monaten monatlich 1 200 t Rohkautschuk und Buna, teilweise vorschussweise, zur Verfgung gestellt. Franzsischerseits wird versucht, Kautschuk von Indochina heranzuschaffen.

Glas und Keramik Infolge Kohlenversorgungsschwierigkeiten mussten im August weitere 21 Glashtten stillgelegt werden.

Textilien Die Einkufe der Wehrmacht von Baumwollgeweben aller Art bei der franz. Baumwollindustrie haben insgesamt 1 200 t ergeben, die im Rahmen des deutsch-franz. Spinnstoffabkommens verrechnet werden[175].

Eine entsprechende Einkaufaktion ist im September 1941 fr den zivilen Bedarf des Reiches eingeleitet

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worden. Die 5 grssten deutschen Warenhuser haben zu diesem Zweck ein Einkaufskonsortium unter Fhrung der Firma Karstadt gebildet.

Auf Grund des im Juli 1941 in Kraft getretenen Tauschvertrages[176] ber 5 000 t Baumwolle aus Frankreich gegen 5 000 t Zellwolle aus Deutschland sind aus Marseille ca. 1 400 t Baumwolle abtransportiert worden; die deutschen Zellwolllieferungen werden durch Transportschwierigkeiten im Reich stark behindert und belaufen sich bisher auf nur ca. 926 t[177].

Leder Das seit Ende vorigen Jahres betriebene Umstellungsprogramm von Ledersohlen auf Holz hat bereits Erleichterungen auf dem Schuhmarkt geschaffen. Die gegenwrtige Produktion von bezugsscheinfreien Schuhen mit Holzsohlen betrgt pro Monat rund 500 000 Paar und soll knftig monatlich auf 1 000 000 Paar gesteigert werden.

Papier Da die franz. Eigenproduktion an Zeitungsdruckpapier infolge der geringen Kohlenversorgung nicht auf der bisherigen Hhe gehalten werden kann und auch die Einfuhren voraussichtlich nicht den bisherigen Bedarf werden decken knnen, soll der Papierverbrauch der Presse um rund 25% gesenkt werden.

Tabak Der Bezug von Tabakwaren ist fr Franzosen nur auf Grund der Eintragung in die Einschreibungsliste bei einem Tabakhndler mglich[178]. Fr reichsdeutsche Zivilpersonen und Selbstverpfleger der Wehrmacht ist mit Wirkung vom 1.8.41 ein Tabakbezugschein eingefhrt worden, der zum Einkauf in jedem Tabakladen berechtigt[179]. Bezugsmenge: wchentlich 2 Pakete Zigaretten oder 1 Paket Scaferlati bzw. wahlweise an Stelle von 4 Zigaretten 1 Zigarre oder 2 Cigarillos.

Gaststttengewerbe Nachdem durch einen Erlass des franz. Versorgungsministeriums und des Ministeriums f r nationale Wirtschaft und Finanzen fr Gaststtten 4 Preisgruppen festgelegt worden waren, ist zunchst nur fr Paris noch eine Sondergruppe besonders ausgewhlter Gaststtten hinzugekommen. Es drfen hchstens 3 feste Speisenfolgen verabreicht werden, wobei der Preis fr das trockene Gedeck den fr die betreffende Preisgruppe festgesetzten Hchstpreis nicht berschreiten darf. Die Speisenwahl nach der Karte ist verboten[180].

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3. Ernhrung und Landwirtschaft

Erzeugung Ernteaussichten Die Getreideernte ist bis auf geringe Ausnahmen eingebracht, Schden durch Auswuchs infolge der zum Teil ungnstigen Witterung halten sich in mssigen Grenzen. Man kann fr franz. Verhltnisse von einer guten Mittelernte sprechen.

Die Weinernte wird in diesem Jahr mengenmssig gut sein. An die Qualitt werden jedoch infolge Mangel an Sonne grosse Erwartungen nicht geknpft werden knnen. - Sehr schlecht ist dagegen die Apfelernte, was sich auch besonders nachteilig auf die Alkohol-Produktion auswirkt; im Vorjahr wurden aus pfeln annhernd 300 000 hl Alkohol hergestellt, in diesem Jahr nur 5 000 hl.

Herbstbestellung Die Herbstbestellung ist in Angriff genommen. Richtlinien fr die Bestellung wurden den Feldkommandanturen zur Durchfhrung zugeleitet, wobei es zur besonderen Pflicht gemacht wurde, darauf zu achten, dass die Landwirte - soweit mglich - keine Brache halten. Wiesen und Weiden sollen, soweit sie infolge nicht ausreichender Viehbestnde nicht ausgenutzt werden konnten, umgebrochen werden.

Wie bei der Frhjahrsbestellung hat sich die Truppe auch bei der Herbstbestellung durch Gestellung von Gespannen und Einsatz von Mannschaften tatkrftig beteiligt. Schwierigkeiten in der Herbstbestellung wird es bei Arbeitskrften und Treibstoffen geben. Die vom Reich in Aussicht gestellten Krzungen des franz. Treibstoff-Kontingents mssten zu Lasten der Landwirtschaft gehen, da eine weitere Krzung der brigen Wirtschaftszweige nicht mehr vertreten werden kann. Eine Krzung des landwirtschaftlichen Kontingents wird aber zu erheblichen Schwierigkeiten in der Herbstbestellung fhren, die noch dadurch vergrssert werden, dass die Armee weitere 5 000 Pferde im Lande aufkauft. Um diese 5 000 Pferde beschleunigt aufbringen zu knnen, liefern die Regiebetriebe des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] in der Sperrzone sofort 2 000 Stck.

Mangel besteht insbesondere noch bei landwirtschaftlichen Maschinen und Ersatzteilen. - Dank der Verbesserung der Verkehrswege und den getroffenen Massnahmen wird in diesem Herbst den Landwirten mehr Dnger als im Vorjahre zugefhrt. An Saatkartoffeln sind vom Reich und Holland 100 000 t zugesagt. Die vom Reich zur Verfgung gestellten 500 t Raps reichen zum Anbau von 50 000 ha aus. Den Bemhungen der Militrverwaltung
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ist es gelungen, vom Reich eine Zusage auf Lieferung von 750 t Zuckerrbensamen, 2 bis 3 000 t Wicken, 2 bis 3 000 t hollndische Leinsaat und gewisse Mengen Grassamen zu erlangen. Um den Verzehr von Vermehrungssaaten bei Gemse zu verhindern, ist die franz. Regierung zum Erlass einer Verordnung veranlasst worden, wonach jeder Gemsevermehrer soviel Saatgut berwintern muss, wie seiner bisherigen Saatvermehrungsflche entspricht. Bei Saatkartoffeln wurden diese Massnahmen im Vorjahre mit Erfolg durchgesetzt. Den Prfekten wurde die diesbezgliche Verordnung in Erinnerung gebracht.

Kartoffelkferbekmpfung Die Kartoffelkferbekmpfung ist erfolgreich durchgefhrt worden[181]. Die Vorbereitungen (u.a. Beschaffung von 50 000 Spritzgerten) fr die Bekmpfung im nchsten Jahre, insbesondere in Westfrankreich, sind im Gange.

Zuckererzeugung Der berall herrschende Mangel an Kohle wird bei der Verarbeitung der Zuckerrben zu Zucker und Alkohol zu Schwierigkeiten fhren. Von den bentigten 475 000 t Kohle werden am 1.10.41 erst 290 000 t in den Fabriken angeliefert sein. Sollten die fehlenden 185 000 t in den nchsten Monaten nicht rechtzeitig eintreffen, so wird die Kampagne in verschiedenen Fabriken unterbrochen werden mssen, was einen sehr erheblichen Verlust an Zucker zur Folge htte. Es werden jedoch alle Anstrengungen gemacht, um die Kohlen rechtzeitig den Fabriken zur Verfgung zu stellen.

Silobau Der Silobau wird weiter im Rahmen des Mglichen gefrdert. Die franz. Regierung beabsichtigt, ein Gesetz ber den Silobau zu erlassen und beachtliche Beihilfen zu gewhren, um die Landwirte zum Silobau anzuspornen.

Versorgung Unter Fhrung des franz. Versorgungsministeriums sind im Verlaufe des letzten Jahres Groupements und Nationalbros gegrndet worden; diese haben, hnlich wie die Hauptvereinigungen und Reichsstellen in Deutschland, die Aufgabe, eine straffe Warenerfassung durchzufhren und eine ausreichende Versorgung der Grosstdte zu gewhrleisten. Die Bewegungsfreiheit vieler Hndler ist durch diese Massnahmen weitestgehend eingeschrnkt worden, was aber im Interesse der Versorgung des franz. Volkes nicht zu vermeiden war. In der Presse des besetzten Gebietes ist in vielen Aufstzen gegen die Groupements in der unsachlichsten Weise Sturm gelaufen worden. Ebenfalls hat der Marschall Ptain sich durch Einflsterungen bewegen lassen, gegen die Groupements zu sprechen. Die Folge ist, dass auf dem gesamten Sektor der landwirtschaftlichen Warenerfassung ein Stillstand, ja sogar eine rcklufige

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Bewegung zu verzeichnen ist. Die franz. Regierung wird seitens des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] gezwungen werden, sich zu den Groupements zu bekennen. Durch Einsetzung von Regierungskommissaren soll garantiert werden, dass eigenntzige Geschfte nicht gettigt werden knnen[182].

Brotversorgung Die zurzeit geltende Brotration wird in Anbetracht der diesjhrigen Ernte aufrechterhalten werden knnen.

Kartoffelversorgung Durch die Festlegung einer Ablieferungspflicht ist ebenfalls die Kartoffelversorgung fr den kommenden Winter gut vorbereitet worden. Nach dem Ausfall der Ernte und dem preislichen Anreiz fr den Erzeuger msste es gelingen, etwa 3,5 Mill. t Speisekartoffeln fr die stdtische Bevlkerung zu erfassen. Mit einer solchen Menge kann pro Kopf der stdtischen Bevlkerung bis zur nchsten Ernte eine Menge von 150 kg Kartoffeln zur Verfgung gestellt werden.

Fettversorgung Die Fettration musste fr den Monat Oktober von 125g pro Kopf und Woche auf 100g ermssigt werden, da die Leistung der heimischen Milchwirtschaft nicht den Erwartungen entspricht und die Zufuhren ebenfalls unter den Voranschlgen bleiben[183].

Fleischversorgung Die Fleischversorgung ist nach wie vor angespannt, sie ist aber weniger eine Warenfrage als eine Frage der Organisation (s.o.).

Weinversorgung Die Weinversorgung wird im Verlaufe des Monats Oktober gnstiger werden, da Ende Oktober bereits Weine aus diesjhriger Ernte zur Verfgung stehen[184].

Obst- und Gemseversorgung Die Obst- und Gemseversorgung kann als zufriedenstellend bezeichnet werden.

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4. Forst- und Holzwirtschaft

Holzeinschlag Arbeitseinsatz Die Durchfhrung des Holzeinschlages leidet immer strker unter dem Mangel an Arbeitskrften. Die Beschftigung von Kriegsgefangenen findet ihre Grenzen in den Mglichkeiten der Bewachung, Unterbringung und auch in der sehr geringen Arbeitsleistung. Alle wiederholten Bemhungen um eine wenigstens teilweise Beurlaubung der in Deutschland kriegsgefangenen Fachkrfte sind bisher ohne Erfolg geblieben[185]. Bleibt die Frage des Arbeitseinsatzes so unbefriedigend wie jetzt, wird der Holzeinschlag schliesslich zu einem kaum noch lsbaren Problem werden. Andererseits aber wird wegen der Aufzehrung der Vorrte, der gleichbleibenden oder zunehmenden Anforderungen der Wehrmacht, der Org.[anisation] Todt und der lebens- und kriegswichtigen Teile der franz. Wirtschaft (Grubenholz, Bckereiholz, Brennholz, Holz fr Generatoren usw.), sowie der Exportbegehren der Heimat die Steigerung des Holzeinschlages immer wichtiger. Die Schwierigkeiten des Arbeitseinsatzes sind umso bedauerlicher, als der in den Wldern stockende Holzvorrat bis auf weiteres ohne Raubbau eine allen Ansprchen gerecht werdende Nutzung zulassen wrde.

Holztransport Bei ausreichender Waggongestellung verluft der Eisenbahntransport weiterhin befriedigend, dagegen machen die Nahtransporte vom Wald zur Sge oder zum Bahnhof weiter grosse Sorge wegen Mangels an Zugmaschinen (schwere Traktoren), Pferden und Bereifungen, besonders Fahrradbereifungen fr die Arbeitskrfte.

Versorgung d.[er] Wehrmacht u.[nd] d.[er] OT[186] mit Holz Der Wehrmachts- und OT-Bedarf an Holz konnte immer noch ohne Nachschub aus der Heimat beschafft werden.

Grubenholz Die Anlieferungen, besonders in das Kohlengebiet von Nordfrankreich, sind weiter gestiegen. Bei einem Monatsverbrauch von rund 100 000 fm Grubenholz auf den nordfranz. Kohlenzechen konnten im August rund 115 000 fm angeliefert werden; die Zahl fr September wird etwas niedriger liegen. Die notwendige Vorratsbildung wre gesichert, wenn es gelnge, den im Walde bereit liegenden Einschlag von rund 300 000 fm Grubenholz neben den laufenden Einschlgen vor Eintritt der schlechten Witterung abzubefrdern.

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Ausfuhr von Holz Die Arbeiten zur Durchfhrung der fr das Wirtschaftsjahr 1.10.41/30.9.42 mit der franz. Regierung vereinbarten Ausfuhrkontingente von insgesamt 192 000 fm Rundholz, 61 000 cbm[187] Schnittholz und 1,2 Mill. Stck Eisenbahn-Schwellen sind so gefrdert, dass Ausschpfung der Kontingente zu Gunsten der Heimat und teilweise fr Elsass, Lothringen, Belgien und Holland erhofft werden darf.

5. Auswrtiger Waren- und Zahlungsverkehr

Zwischen dem bes.[etzten] u.[nd] d.[em] unbesetzten franz. Gebiet Mit Rcksicht auf die zwischen der deutschen und der franz. Regierung getroffenen Vereinbarungen ber die Behandlung von Kriegsgert und berwachten chemischen Produkten ist fr die Verbringung von Kriegsmaterial nach dem unbesetzten franz. Gebiet ein formelles Genehmigungsverfahren eingefhrt worden. Die Genehmigungen werden erteilt durch die Waffenstillstandskommission, Gruppe Rstung, oder durch den Wehrwirtschafts- und Rstungsstab Frankreich (AWZ[188] Nr. 10).

Zwischen Frankreich und dem deutschen Zollgebiet Aufgrund von Verhandlungen zwischen dem Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] in Fr[an]kr.[eich] und der franz. Regierung ber die Erteilung von Ausfuhrgenehmigungen wird die franz. Regierung die Ausfuhrgenehmigungen grundstzlich automatisch erteilen, und zwar insbesondere, soweit es sich um die Ausfuhren auf Grund von vereinbarten Lieferplnen und abgeschlossenen Regierungsvertrgen handelt. In Ablehnungsfllen muss die franz. Regierung dem Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] vorher Mitteilung machen, damit dieser die Ablehnung des Antrags verhindern kann. Entsprechende Vereinbarungen sind fr die Erteilung von Einfuhrlizenzen aus dem Deutschen Reich nach Frankreich getroffen.[189]

Zur weiteren Vereinfachung der Ausfuhr nach dem Deutschen Reich ist seitens des Mil.[itr]Bef. [ehlshabers] eine allgemeine Genehmigung fr die Ausfuhr nach dem Deutschen Reich erteilt worden, so dass bei den nach franz. Bestimmungen ausfuhrverbotenen Waren lediglich noch eine franz. Genehmigung erforderlich ist (AWZ Nr. 8).

Der Debetsaldo im deutsch-franz. Verrechnungsverkehr hat sich im Berichtszeitraum (Stand vom 10.9.41) auf RM 402 000 000.- gegenber RM 295 000 000,- (Stand vom 15.7.41) erhht (franz. Guthaben: RM 603 000 000.-, deutsches Guthaben: RM 201 000 000.-).

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Zwischen Frankreich u.[nd] d.[em] brigen Ausland Fr den Waren- und Zahlungsverkehr zwischen Frankreich und Norwegen ist im Berichtszeitraum ein Verrechnungs- und Warenaustauschabkommen geschlossen worden[190]. Es sind fr den Zeitraum vom 1.9.41 bis 28.2.42 vorgesehen: franz. Lieferungen im Werte von etwa Nkr[191]. 9 000 000.- (insbesondere Obst, Weine und Spirituosen, Kunstseidenstoffe, pharmazeutische Produkte, Maschinen und Apparate) und norwegische Lieferungen im Werte von etwa Nkr. 12 000 000.- (insbesondere Salzrogen, frische Fische, Felle, Holzmasse und Papier).

Die Warenausfuhr nach den brigen europischen Lndern ist stark rcklufig, da Frankreich mit Rcksicht auf eigene Versorgungsschwierigkeiten Warenabgaben nach dem Ausland nur noch in geringem Umfange durchfhren kann.

6. Arbeitseinsatz und Sozialfrsorge

Arbeitseinsatz i.[n] Frankreich Entwicklung d.[er] Arbeitslosigkeit Die Arbeitslosigkeit ist weiter abgesunken: durch die franz. Dienststellen wurden zu Beginn der Berichtszeit 223 000 Arbeitslose (98 000 M.[nner], 125 000 Fr.[auen]), am 6.9.41 noch 179 000 Arbeitslose (67 000 M.[nner], 112 000 Fr.[auen]) erfasst, von denen 147 000 Arbeitslosenuntersttzung erhielten (darunter 51 000 (= 34%) ber 60 Jahre alt).

Einsatz i.[n] d.[er] Landwirtschaft Die fr die Einbringung der Getreideernte erforderlichen Arbeitskrfte konnten bisher ohne besondere Schwierigkeiten gestellt werden. Die franz. Dienststellen, denen die Durchfhrung der Massnahmen fr einen verstrkten Ernteeinsatz oblag, haben im allgemeinen zufriedenstellend gearbeitet. Noch vor Beginn der Hauptgetreideernte sind im Landdienst und durch Dienstverpflichtung ber 20 000 Erntekrfte zustzlich eingesetzt worden. Die Zahl der landwirtschaftlichen Wanderarbeiter aus Belgien ist auf ber 6 300 gestiegen. Fr die Herbstkampagne sind etwa 7 000 weitere belgische Wanderarbeiter angefordert.

Einsatz im Baugewerbe Bei dem unverndert grossen Bedarf der deutschen Baustellen an Arbeitskrften hat der Militrbefehlshaber darauf gedrngt, in noch strkerem Masse franz. Unternehmer einzusetzen, um deren Stammarbeiter zu erhalten. Die durch Einstellung der franz. Aufrumungsarbeiten in den D[e]p[artemen]ts. Somme und Aisne frei werdenen Arbeitskrfte wurden bei vordringlichen deutschen

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Bauarbeiten eingesetzt. Fr die Baustellen der Org. Todt an der Westkste werden mehrere tausend spanische Arbeiter und Bauarbeiter aus den Niederlanden angeworben.

Lohnpolitische u.[nd] Sozialmassnahmen Um den franz. Arbeitern durch Gewhrung von hheren Trennungszulagen einen grsseren Anreiz zur Arbeitsaufnahme auf den deutschen, z.T. luftgefhrdeten Baustellen zu geben, wurden die Bezirkschefs angewiesen, die Trennungszulagen zu berprfen und gegebenenfalls neu festzusetzen. Fr Arbeiter aus Paris kann diese z.B. bis zu 50 frs. je Kalendertag betragen. Fr franz. Arbeiter und Angestellte bei deutschen Dienststellen und Betrieben ist durch Anordnung vom 16.7. die Zahlung einer Geburtsprmie fr das 1. Kind verfgt worden[192].

Da die bisher bei der Luftwaffe, Marine und Org. Todt nicht einheitliche Entlohnung und Zahlung von Trennungszulagen an die Bauarbeiter aus Holland und Belgien hufig zu unerwnschtem Arbeitsplatzwechsel fhrte, sind durch Anordnung vom 28.7. fr diese Arbeiter im besetzten franz. Gebiet Arbeitsbedingungen mit festen Lohn- und Trennungsgeldstzen festgesetzt worden[193].

Anwerbung von Arbeitskrften nach Deutschland Zu Ende der Berichtszeit erholten sich die Anwerbeziffern von dem seit Beginn des Ostfeldzuges festgestellten Rckschlag nur allmhlich. In einzelnen Gebieten konnte infolge der erhhten Propaganda die Anwerbung bereits wieder gesteigert werden.

Vom 21.7. bis 19.9.41 wurden insgesamt 12 308 Arbeitskrfte (8 835 M.[nner], 3 473 Fr.[auen]) angeworben (darunter 10 183 Franzosen).

Bis zum 19.9.41 wurden insgesamt vermittelt: 78 179 Arbeitskrfte (64 199 M.[nner], 13 980 Fr.[auen]). Hiervon entfallen auf das Metallgewerbe 35 126, das Baugewerbe 23 420, die sonstigen Berufe 19 633.

Von den in Deutschland eingesetzten Arbeitskrften wurden an Lohnersparnissen in der Berichtszeit RM 2 195 033,- nach Frankreich berwiesen, wodurch sich die Gesamtberweisungssumme auf RM 6 436 608,- erhht.

Besondere Werbemassnahmen 1. Das franz. Produktionsministerium wurde zur Vorlage eines Gesetzentwurfes veranlasst, wonach den in

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Frankreich anzuwerbenden Staatsarbeitern die Pensionsansprche gewahrt bleiben, wenn die entsprechenden Beitragsleistungen deutscherseits sichergestellt werden.

2. Um die Werbung von Facharbeitern in Bezirke mit ungnstigen Lhnen zu verbessern, ist die Einfhrung einer Ausgleichszulage vorgesehen, die als Abgeltung der erhhten Lebenshaltungskosten ihrer in Frankreich zurckbleibenden Familien zu betrachten ist, und die nach erfolgter Anwerbung an ihre Familien ausgezahlt werden soll.

3. Damit sich die auslndischen Arbeitskrfte fr eine lngere Zeit als 6 Monate zur Arbeitsaufnahme in Deutschland verpflichten, sind Vorschlge fr eine neue Urlaubsgestaltung dem RAM[194] vorgelegt worden.

Sozialversicherung Die Verordnung des Ministerrates fr die Reichsverteidigung ber die Sozialversicherung in den besetzten Gebieten vom 4.8.41 hat eine Reihe von Zweifelsfragen in allen Zweigen der Reichsversicherung in den besetzten Gebieten gelst[195]. Die Ausgaben der Deutschen Krankenkasse fr die besetzten Gebiete fr die nach Deutschland verpflichteten Arbeitskrfte und ihre Familienangehrigen betragen mehr als das Doppelte des vergangenen Berichtszeitraumes.

Zur Durchfhrung der Krankenversicherung fr die Grenzgnger nach den elsssischen, lothringischen und luxemburgischen Gebieten wurde eine weitere Zweigstelle der Deutschen Krankenkasse in Nancy errichtet.

7. Bank-, Brsen- und Versicherungswesen Whrungs- u.[nd] Kreditwesen Entsprechend der anhaltenden Verflssigung der franz. Wirtschaft sind auch die Kreditinstitute unverndert liquide gelieben. Kurzfristige Staatsbons bilden nach wie vor den wichtigsten Anlageposten der franz. Banken. Der Finanzminister[196] hatte keine Schwierigkeiten, die Haushaltsfehlbetrge weiterhin durch Ausgabe von Schatzscheinen zu decken. Im Juli konnten Bons in Hhe von 6,8 Mrd. frs, im August sogar von schtzungsweise 10,5 Mrd. frs neu begeben werden.

Das Finanzministerium bereitet im Zusammenhang mit der Ausgabe einer Konsolidierungsanleihe eine grssere Konversion langfristiger Schulden vor.

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Im Bankenorganisationskomitee, dessen ordentliche Mitglieder nunmehr bestimmt sind, werden zurzeit noch die Anmeldungen der Kreditinstitute auf Grund der Vorschriften des Bankengesetzes vom 13.6.41[197] bearbeitet. Auch sind die erforderlichen Massnahmen zur Grndung der Zwangsberufsgenossenschaft der Banken getroffen worden. Erst nach Abschluss dieser Vorarbeiten wird sich das Komitee seinen Aufgaben auf dem Gebiete der Kreditpolitik zuwenden. Im Zuge der Arisierung wurden einzelne jdische Bankgeschfte liquidiert, andere in arische Hnde bergefhrt.

Brsenwesen Die bislang noch verhltnismssig ruhige Pariser Brse ist nunmehr von einer hnlich strmischen Aufwrtsbewegung erfasst worden, wie sie fr die brigen grossen europischen Brsen schon seit lngerer Zeit kennzeichnend ist. Die berflle unbeschftigter Geldkapitalien als Folge der wachsenden Warenknappheit und das whrungspolitisch begrndete Bestreben nach Sachwertanlage haben sich auf die Brse als den einzigen noch nicht zwangsbewirtschafteten Grossmarkt geworfen und hier ein nahezu unberbrckbares Missverhltnis zwischen Nachfrage und Angebot hervorgerufen. Die Ergnzungsvorschriften vom 26.7. zum Wertzuwachssteuergesetz vom 15.3.41[198], durch die u.a. die Herabsetzung der Wertzuwachssteuer auf 20% ausgesprochen wurde, haben die Aufw rtsentwicklung vermutlich noch gefrdert. Trotz mancher Massnahmen zur Verbreiterung des Marktes - z.B. Wiederzulassung der Notierung von Werten mit massgeblichen auslndischen Betriebsanlagen - blieb das Angebot an Aktien so gering, dass der Brsenvorstand gezwungen war, durch einschneidende interne technische Massnahmen die Hausse wenigstens usserlich abzufangen. Als Folge dieser Einschrnkungen sind die Umstze bei langsam steigenden Kursen immer mehr zusammengeschrumpft. Zahlreiche Kurse waren nur noch nomineller Art. Der Gedanke einer Brsenschliessung wird in franz. Kreisen schon gelegentlich errtert, deutscherseits aber abgelehnt. Aus dem allgemeinen Anlagenmangel zogen auch die Rentenwerte Nutzen, die eine bemerkenswerte feste Haltung aufzeigten.

Versicherungswesen Die deutschen Verwalter haben Sachversicherungsbestnde bemht. sich weiter um die Auswertung der britischen

8. Preisregelung

Kohlenpreiserhhung Als folgenschwerste Auswirkung der Lohnerhhung ist der inzwischen von den nordfranz. Gruben bei dem franz. Wirtschafts- und Finanzministerium gestellte Antrag auf Erhhung der Kohlenpreise um 54 frs je t = 25,5% anzusehen. Um zu verhindern, dass das durch die Lohn- und Gtertariferhhung gefhrdete Preisniveau durch die Erhhung der Kohlenpreise endgltig erschttert wird, muss von

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der franzs. Regierung die bernahme der Kosten der Kohlenpreiserhhung verlangt werden. Ausschlaggebend fr die Annherung der Preise in der franz. gewerblichen Wirtschaft an das Reichsniveau ist, dass die franz. Industrie, die in ihrer technischen Ausrstung gegenber der deutschen im allgemeinen zurcksteht, mit einem hheren Lohnanteil rechnen muss. Auch der Gemeinkostenanteil ist hher als in Deutschland, da die Serien der Fabrikationsprogramme meist erheblich niedriger sind als im Reich. Dagegen lagen die Rohstoffpreise in Frankreich bisher gegenber den Verhltnissen im Reich niedrig. Bei einer Annherung der Rohstoffpreise an die Reichspreise und bei einer weiteren Erhhung der Lhne mssen daher die Preise fr Halb- und Fertigfabrikate zwangslufig ber die Reichspreise hinausgefhrt werden. Als stark preissteigerndes Moment kommt hinzu, dass die franz. Industrie nach den von der franz. Regierung gebilligten Richtlinien die infolge des Rohstoffmangels nicht zu vermeidende Unterbeschftigung zur Grundlage der Kalkulation macht.

Landwirtschaftliche Preise Hinsichtlich der landwirtschaftlichen Preise ist die im Berichtszeitraum erfolgte Neuregelung der Getreidepreise fr das Getreidewirtschaftsjahr 1941/42 und die Festsetzung der Kartoffelpreise zu erwhnen. ber die Erzeugerpreise der wichtigsten Getreidesorten s. Tabelle der Anlage 37[199]. Eine Erhhung des Brotpreises ist dadurch vermieden worden, dass von der franz. Regierung die Kosten der Getreidepreiserhhung, soweit das Getreide zur Brotherstellung verwendet wird, zu Lasten des Staates bernommen worden sind. Als Erzeugerpreise fr Speisekartoffeln sind 125 bzw. 115 frs. und fr Industrie- und Futterkartoffeln 105 frs. je dz. festgesetzt worden. Mit den von der franz. Regierung durchgefhrten Steigerungen der landwirtschaftlichen Erzeugerpreise muss die Mglichkeit, durch Preissteigerungen einen Anreiz zur Erzeugungssteigerung zu geben, als ausgeschpft angesehen werden, da die notwendigerweise damit verbundene Steigerung der Lebenshaltungskosten eine neue Lohnerhhung mit den zu Tage getretenen Auswirkungen in der gewerblichen Wirtschaft nach sich ziehen msste. Die Folge wre, dass den Erzeugern die ihnen bisher durch Preiserhhungen gewhrten Vorteile durch eine Inflation wieder restlos genommen wrden. Fhrt die Preisentwicklung in der gewerblichen Wirtschaft schon an sich f r die Auftragsverlagerung zu erheblichen Schwierigkeiten, so werden diese noch dadurch vermehrt, dass die franz. Regierung seit einiger Zeit von den franz. Verkufern verlangt, dass sie bei der Ausfuhr nach dem Reich hhere Preise als im Inland berechnen - es handelt sich hier um Preisdifferenzen von 25 bis 30%. Von diesem berpreis will sie einen Teil als taxe de perquation fr eine Ausgleichskasse abschpfen, mit der die Einfuhr von Waren aus Deutschland verbilligt werden soll. Die Erhebung dieser taxe de per quation entbehrt jeder Rechtsgrundlage, so dass der Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] an die franz. Regierung die Forderung stellen wird, von ihrer Erhebung abzusehen.

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Preisberwachung Fr die Durchfhrung der Preisberwachung ergeben sich in den Kstendepartements dadurch Schwierigkeiten, dass ein grosser Teil der aus dem Zolldienst bernommenen Preisberwachungsbeamten jetzt aus Abwehrgrnden dort zurckgezogen werden muss. Da die franz. Preisberwachungsbehrden noch im Ausbau begriffen sind, stsst der Ersatz dieser Beamten, bei dem Mangel an geeigneten Beamten berhaupt, auf grosse Schwierigkeiten. Das franz. Wirtschafts- und Finanzministerium (Preisdirektion) hat daher den Antrag gestellt, 200 in Gefangenschaft befindliche Beamte der Finanzverwaltung, die im Preisberwachungsdienst eingesetzt werden knnte, zu beurlauben.

VI. Rstungswirtschaft

Zur Ausnutzung durch die Wehrmacht sind insgesamt 703 Betriebe zugewiesen, deren Aufteilung auf die Bedarfstrger die Tabelle in Anlage 38[200] zeigt. Die Zuweisungen von Betrieben erfolgten nur fr die wichtigsten Firmen. ber die genannte Zahl hinaus sind noch ca weitere 2 000 Firmen des franz. Gebietes mit Wehrmachtauftrgen und Unterlieferungen belegt. Textilbetriebe mit einer Wehrmachtbelegung von mehr als 50% werden in die Betreuung der R In'en[201] genommen. Die Verlagerung von Auftrgen zeigt weiterhin eine steigende Tendenz. Auf dem Gebiet der Schneidewerkzeuge und Przisionsbearbeitung sind fast keine freien Kapazitten mehr vorhanden. Die Auftragsverlagerung von Ausrstungsgegenstnden macht langsame Fortschritte. Die Fertigungsmglichkeiten fr schwere Ausrstungsstcke wie Tornister und Hochgebirgsruckscke sind im allgemeinen voll ausgelastet, grssere Kapazitten sind jedoch noch fr leichtere Stcke wie Brotbeutel, Bekleidungsscke, Segeltuchgamaschen frei. Der Gesamtauftragsbestand betrgt ca. 2,7 Milliarden RM. Der in R-Betrieben erfasste Auslieferungswert betrug fr die letzten beiden Monate im Mittel 126 Mill. RM. Da die Erfassung des Gesamtauftragsbestandes und der Auslieferungen nicht vollstndig ist, wird zurzeit ein Verfahren mit Hilfe der Lochkartenanlage[202] und der in Arbeit befindlichen Auftragsnummernplne vorbereitet.

In den Fertigungssttten macht sich der grosse Mangel an Rohstoffen, Betriebsmitteln und Kohle jetzt beraus strend bemerkbar: bei weiterer Drosselung der Zuteilungen, insbesondere der

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Minerallerzeugnisse muss mit ernsten Schwierigkeiten gerechnet werden, die bisher nur durch geschicktes Disponieren der R In'en vermieden werden konnten. Durch Verhandlungen wurde das fr die Rstungsbetriebe bereitzustellende monatliche Kontingent an Kohle von ca. 49 000 t zunchst auf 70 000 t erhht. Da die Verlagerung kriegswichtiger Auftrge eine noch immer steigende Tendenz aufweist, wird aber auch dieses erhhte Quantum nicht ausreichen, um die steigenden Anforderungen und die absolut notwendige Winterbevorratung der Rstungsbetriebe erfllen zu knnen. In einer vom OKW/ Wi R Amt, Berlin, einberufenen Sitzung beim Wi R Stab Frankreich am 17.9.41 wurden die Massnahmen besprochen, die auf Grund des Fhrerbefehls vom Juli d.J.[203] zu ergreifen sind, um das neue Rstungsprogramm unter Bercksichtigung der Konzentration auf die Schwerpunkte durchzufhren und zu untersuchen, ob und in welchem Masse eine Produktionssteigerung in Frankreich mglich ist. Als Ergebnis wurde festgestellt, dass sich im ganzen gesehen die Fertigung innerhalb der nchsten 6 Monate noch erheblich erhhen lsst, dass die maschinellen Kapazitten und Arbeitskrfte in Frankreich dazu ausreichend sind, dass aber andererseits der starke Mangel an Kohle, Roh- und Betriebsstoffen eine genaue Planung erfordert, nicht nur in Bezug auf ihre Zuteilung an die jeweils wichtigsten Rstungsbetriebe, sondern auch in Bezug auf die Dringlichkeitseinstufung der im Rahmen des zivilen Sektors zu verlagernden Auftrge. Diese Planung wird das OKW in Berlin durchfhren.

Als wichtigste Punkte sind festzustellen: 1. Welche Rohstoffe sollen in Zukunft noch von Frankreich nach Deutschland abtransportiert werden, und was muss ab sofort hier verbleiben, um die hier liegenden Auftrge ohne Verzgerung durchfhren zu knnen? 2. Welche Rohstoffe und Betriebsmittel und in welchen Mengen mssen vom Reich Frankreich zugefhrt werden?

3. Stillegung bzw. Zusammenlegung von Betrieben, die nicht kriegs- oder lebenswichtige Artikel herstellen.

4. Erhhung der Kohlenquote fr die franz. Rstungsbetriebe. 5. Eine systematische Siebung der deutschen Auftrge des zivilen Sektors. 6. Befugnis der Zentralauftragstelle Frankreich, Auftrgen die Genehmigung zu verweigern, die zwar von den Heimatstellen als verlagerungswrdig anerkannt sind, die aber hinter kriegs- oder lebenswichtigeren Auftrgen zurcktreten mssen.

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19.07.2013 18:04

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Zu- und Unterlieferungen Da sich die Flle mehren, in denen die Unterlieferanten die ihnen in Auftrag gegebenen Auftrge mangels Rohstoffen und Betriebsmitteln nicht rechtzeitig anliefern knnen, sind die R In'en beauftragt worden, auch die Unterlieferungen eingehend zu berwachen und fr termingemsse Auslieferung zu sorgen, um nicht durch Fehlen dieser kleinen und kleinsten Zubehrteile die wichtigsten Programme in Gefahr zu bringen.

Den Einsatz der Rstungsdienststellen in Frankreich am 1.9.[19]41 zeigt die Karte in Anlage 39[204].

VII. Das Verkehrswesen

Allgemeines Die franz. Regierung hat durch Gesetz die Befugnisse der Binnenschiffahrtsbehrde erheblich erweitert und damit die Voraussetzung fr eine noch straffere Lenkung des Verkehrs auf den Binnenwasserstrassen geschaffen[205]. Falls am Entladeort keine Mglichkeit der Wiederbefrachtung besteht, knnen Binnenschiffe leer nach anderen Verladegebieten gezogen werden. Ein weiteres Gesetz erlsst scharfe Bestimmungen gegen das unbefugte Verlassen von Handelsschiffen, um zu verhindern, dass Besatzung oder Passagiere zu den Gaullisten bergehen[206]. Fr das 4. Vierteljahr 1941 wurde in der blichen Weise eine wirtschaftl.[iche] Transportplanung aufgestellt und diese mit den deutschen und franz. Ressorts sowie mit den transportdurchfhrenden Stellen abgestimmt.

Aufgaben der kommenden Monate Fr die Herbst- und Wintermonate muss - saisonmssig bedingt - mit einem stark ansteigenden Bedarf an Eisenbahnwagen und Khnen fr landwirtschaftliche Gter (Getreide, Obst, Kartoffeln und Zuckerrben) gerechnet werden. Gleichzeitig ist ein noch immer zunehmender Verkehr mit Kohle, Holz und Baustoffen zu bewltigen; auch aus der Auftragsverlagerung fallen stndig neue Transportbedrfnisse an. Daneben mssen mit Rcksicht auf die Schwierigkeiten der Erzzufuhr aus nordischen Lndern whrend des Winters die Erztransporte nach Deutschland weiter verstrkt werden. Insgesamt ist also mit einer starken Verknappung an Transportraum zu rechnen, der nur durch straffe Lenkung aller Wirtschaftstransporte und eine Gliederung der Transporte nach Dringlichkeit begegnet werden kann. Sollte ein strenger Winter die Leistungsfhigkeit der Wasserstrasse mindern oder sie wie im Vorjahre vllig stillegen, mssten darber hinaus wesentliche Abstriche vom Transportplan vorgenommen werden.

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Lagebericht - August - September 1941 (MBF)

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Eisenbahnverkehr Allgemeines Die Transportlage in Frankreich war in der Berichtszeit gnstig, die Wnsche der Wirtschaft auf Wagengestellung konnten im allgemeinen erfllt werden. Ausflle gegenber den Programmen entstanden durch nicht-beanspruchten Wagenraum seitens der Bedarfstrger. Lediglich durch Rckstau von Baustoffsendungen in der Bretagne traten fr den Wirtschaftverkehr Strungen auf. Durch Einbeziehung der Hfen an der Sdwestkste (Bordeaux, Bayonne) in das Bauprogramm werden sich die Schwierigkeiten wegen des Abtransportes auf den wenigen zur Verfgung stehenden Eisenbahnlinien noch verstrken; schnellste Entladung der Baustoffsendungen durch die empfangenden Stellen ist daher dringend geboten.

Sorgen bereitet nach wie vor der Verkehr ber die franz.-spanische Grenze zur Bewltigung des gesteigerten Warenverkehrs in beiden Richtungen. Die Schwierigkeiten liegen bei dem Bahnhof Irun, der infolge berfllung der Rampen und Lagerschuppen sowie wegen nicht gengender Arbeitsleistung des spanischen Zolles nur beschrnkt aufnahmefhig ist. Fr Sendungen nach nicht-deutschen Lndern sollen im vermehrten Umfange andere Grenzbergnge, insbesondere Port Bou-Cerhre herangezogen werden.

Militr.[ischer] Transportbedarf Personenverkehr Die zur Bewltigung des Wehrmachtreiseverkehrs ab 11.7. eingelegten SF-Zge[207] reichten trotz wesentlicher berschreitung der Urlaubsquote durch die Truppe im allgemeinen aus. Die Erhhung der Urlauberquote ab 28.8. fr alle im Bereich des Oberbefehlshabers West liegenden Truppen machte die Einlegung von 4 weiteren SF-Zgen erforderlich. Ihre Zahl wurde ab 23.9. nochmals um 3 Zge erhht. Der Urlauberverkehr ist so stark geworden, dass voraussichtlich alle SF-Zge einschliesslich der 3 neu eingelegten 100% ausgelastet sein werden.

Die Vorarbeiten fr den Urlauberverkehr im Winterfahrplan 1941/42 sind abgeschlossen. Im Wehrmachtreiseverkehr ist neuerdings wieder eine starke Belastung der ffentlichen D-Zge zu beobachten. Verschrfte Kontrolle ist veranlasst worden. ber das Eisenbahnnetz in Frankreich vgl. Kartenanlage 40[208].

Betriebsstrungen u.[nd] Unflle Betriebsstrungen und Unflle aus verschiedenen Ursachen hatten in keinem Falle nachhaltige Folgen.
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Zahlreiche Sabotageflle waren wieder zu verzeichnen, von denen allerdings nur 4 im August und 5 im September nennenswerte Betriebsstrungen zur Folge hatten.

Durch eigenes Verschulden infolge Nichtbeachtung bestehender Bestimmungen entstanden 15 Unglcksflle allein im August von Wehrmachtangehrigen (5 Tote, 10 Verletzte). Von den bisher im Bereich der Wehrmachttransportleitung Paris eingesetzten Eisenbahnbaukompanien sind im Laufe des Monats August 4 Kompanien ausgeschieden, darunter eine franzsische, die in das unbesetzte Gebiet zurckbefrdert wurde.

Gterverkehr Die Baustofftransporte weisen im August noch eine Steigerung auf. Wenn sie im September hinter dem in Aussicht genommenen Programm zurckblieben, liegt der Grund dafr an dem mangelnden Aufkommen der Baustoffe.

Der Nachschub bewegte sich im Rahmen der Vormonate. Raufutter wurde in grsseren Mengen nach dem Reich gefahren. Fr den Abschub lagen keine besonderen Programme vor. Den Anforderungen fr den Abschub nach dem Reich konnte voll entsprochen werden, nach dem Osten unter Bercksichtigung der noch geltenden Zulaufbeschrnkungen. Besonders zu erwhnen sind die Kraftfahrzeugtransporte nach dem Osten.

Franz. Legionre Franz. Legionre wurden in 2 Zgen nach Osten abbefrdert[209].

Wirtschaftl.[icher] Transportbedarf Die Kohletransporte wurden im bisherigen Umfange planmssig durchgefhrt. Im Liller Becken entstanden durch 3 aufeinander folgende Feiertage und durch Feindeinwirkung Produktionsausflle. Wenn im Kohleversand aus Belgien die Wasserstrassen verhltnismssig gering in Anspruch genommen wurden, liegt der Grund in der spten Zuteilung der Kohle an die Verbraucher, wodurch diese gezwungen waren, verstrkt von dem schnelleren Schienenweg Gebrauch zu machen. Im 1. Septemberdrittel wurden dagegen aus dem Liller Becken auf dem Wasserwege 117%, auf der Schiene und Landstrasse 96,7% des Solls abgefahren.

Erztransporte aus dem Briey-Becken und aus Nord- und Mittelfrankreich konnten noch gesteigert werden.

Der Schrottversand ging mengenmssig zurck, weil nach Rumung der grossen Lger

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Beutebestnde nur noch in beschrnktem Umfange vorhanden sind. Mit der Abfuhr grosser Mengen Schwefelkiesabbrnde wurde begonnen. Die Schwierigkeiten, die sich bei der Abwicklung der Metalltransporte ergaben, knnen als behoben gelten.

Binnenschiffahrt Wasserstrassen Die Wiederherstellungsarbeiten an den franz. Wasserstrassen sind so gut wie abgeschlossen. Gegenwrt. [igen] Stand siehe Kartenanlage 41[210].

Mit Beginn des Monats September sind die franz. Wasserstrassen im Bereich der WVD[211] Paris wieder in ihrer Gesamtheit befahrbar, nachdem der Ost-Kanal (Nordflgel) seit 1.9. befahrbar ist. Lediglich am Stichkanal vom Ardennen-Kanal nach Vouziers sind noch einige Schleusentore einzusetzen.

Auch die an der kanalisierten Aisne im Bereich von Soissons bis jetzt noch fr den Verkehr gesperrten Treidelwege sind instandgesetzt und der durchgehende Schiffsverkehr wieder aufgenommen. Die Rhone und ihre Verbindung zum Rhein soll dem Wechselverkehr zwischen Deutschland und Sdfrankreich vorbehalten bleiben; das Leistungsvermgen betrgt etwa 10 000 t/Monat bei gnstigem Wasserstand. Mit der Verladung von lfrchten und Phosphaten nach Strassburg wurde begonnen, in der Gegenrichtung kommen Kohle, Holz und Zellulose in Frage. Vorbergehend sind Schwierigkeiten durch Rckgang des Wasserstandes eingetreten. Durch Zulauf verfgbarer belgischer Binnenschiffe wurde die Mglichkeit des Wasserversandes allgemein wesentlich gesteigert. Um den Rckstau von Kahnraum im Liller Gebiet zu beseitigen, sind 50 000 t Dienstkohle der SNCF zustzlich auf das Wasser gelegt worden. Die Wasserverladung aus dem Pariser Raum und dem Unterlauf der Seine nach Belgien und Deutschland war zufriedenstellend, Kahnraum stand ausreichend zur Verfgung. Mit 130 000 t/Monat auf dem Rhein-Marne-Kanal ist der Verkehr nahezu ausgelastet; durch Schden an Schleusenanlagen war die Schiffahrt vorbergehend unterbrochen.

Im Berichtzeitraum wurde der erste Motorkahn mit Sauggasantrieb in Verkehr gesetzt, der Versuch hat bisher befriedigende Ergebnisse gezeitigt.

Seeschiffahrt Die erwarteten Grosstransporte von Erz und Phosphat aus Nordafrika sowie von Erz und Schwefelkies aus Spanien sind infolge Verladeschwierigkeiten in den Ausgangshfen nur zum Teil eingetroffen; einige Schiffe wurden von den Englndern aufgebracht. Mit Zustimmung der Waffenstillstandskommission
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wurde fr die nchsten Monate ein neues Programm fr die sdfranz. Hfen aufgestellt.

Ab November werden daneben die grossen Verladungen von Apfelsinen wieder beginnen, die von Valencia hauptschlich nach Marseille und Ste gebracht werden. Ausserdem wird zur Entlastung des Eisenbahnweges ber Irun der Seetransport (Rubioerz) von Hfen an der spanischen Nordkste nach Bayonne[212] und Bordeaux verstrkt werden. Ein grsseres deutsches Schiff mit Schwefelkies ging auf dem Weg nach Deutschland infolge Feindeinwirkung verloren.

Strassenverkehr Strassen- und Brckenbau Die Unterhaltungsarbeiten an Strassen und Brcken konnten nur mit den zur Verfgung stehenden knappen Mengen an Baustoffen und bituminsen Bindemitteln und in der Hauptsache nur an Dg-Strassen und B-Strassen[213] durchgefhrt werden. Neuester Stand siehe Anlage 42[214]. Die Lage im Brckenbau ist durch die Tabelle in Anlage 37[215] dargestellt.

Die Nachbeschilderung der Dg-Strassen wurde im bisherigen Umfange fortgesetzt.

Bauwirtschaft Zur zentralen Regelung der immer strker anwachsenden Schwierigkeiten in der Beschaffung und im Versand der Baustoffe, namentlich Zement, Brckenbaustahl, bituminsen Bindemitteln, wurde ein besonderes Referat Baustoffe in der Gruppe Bauwesen eingerichtet.

Kraftwagenverkehr Der Bestand an zugelassenen Kfz wurde seit dem 1.8.41 insbesondere hinsichtlich der Pkw wesentlich herabgesetzt. Die frei werdenen Kraftstoffe sollen dem Gterverkehr zukommen. Fr deutsche Behrden-Industrievertreter in Paris steht in der Garage Francais eine gr ssere Anzahl von Pkw zur Anmietung zur Verfgung, was sich sehr bewhrt hat.

Umstellung auf Generatorantrieb Infolge der zunehmenden Verknappung an Diesel- und Vergaser-Kraftstoffen sollen alle umstellfhigen

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Nutzkfz, abgesehen von den fr besondere Einstze vorgesehenen Kfz, auf Generatorantrieb umgestellt werden. Nach Mglichkeit wird eine Umstellung von Kfz auf Antrieb mit Holzgas erstrebt, da in Frankreich ausreichende Mengen Holz zur Verfgung stehen. Eine Umstellung von Kfz auf Antrieb mit Kohlengas wird bei der angespannten Kohlenlage nur in geringem Umfange mglich sein. Die Umstellung auf Antrieb mit Holzkohlengas wird vllig eingestellt werden mssen, da Holzkohle nicht gengend erzeugt werden kann. Die Umstellung der Lastkraftwagen ber 2 t auf Generatorantrieb macht besonders in Paris Fortschritte.

Anlagenverzeichnis

1.) - 10.) Abdrucke aus der "Pariser Zeitung". 1.) Verurteilung und Hinrichtung von 3 Kommunisten-Chefs durch ein franz. Sondergericht. 2.) von drei weiteren Komministen-Chefs durch den Staatsgerichtshof 3.) Geiselerklrung des Militrbefehlshabers 4.) Ankndigung der Todesstrafe wegen Waffenbesitzes 5.) Erschiessung von 3 Geiseln 6.) Erschiessung von 10 Geiseln 7.) Erschiessung von 12 Geiseln 8.) Vorverlegung der Sperrstunde in Paris 9.) Aufruf des Militrbefehlshabers 10.) Aufruf des franzsischen Staatschefs 11.) Note des franz. Polizeiprfekten, Admiral Bard, ber die Ttigkeit der Polizei 12.) Einsatzgliederung der dem Militrbefehlshaber in Frankreich unterstellten Stbe und Einheiten 13.) Einsatz der Feld- und Kreiskommandanturen 14.) Einsatz der Wehrmachtgrberoffiziere 15.) Regionalprfekturen 16.) Einsatz der L[an]d[e]s.[chtzen]R[e]g[imen]t.Stbe und Dep.[artement]Bat[il]l[on]e. 17.) Einsatz der Frontstalags, Intern.[ierungs]Lager und Wach-Ba t[il]l[on]e.

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18.) Einsatz der Feldnachrichtenkommandanturen 19.) Einsatz der Rundfunksender im besetzten Gebiet 20.) Einsatz der Nachrichtenhelferinnen 21.) Einsatz der Soldatenheime 22.) Einsatz der Verbindungsoffiziere Luftschutz (V.O.L.S.) 23.) bersicht ber Straftaten 24.) bersicht ber beschlagnahmte oder sichergestellte Gegenstnde usw. 25.) bersicht ber Beutematerial 26.) Verordnungsblatt des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers]Nr. 38 40 (Nur in Ausf. 1-15) 27.) Arbeitsbericht des Deutschen Roten Kreuzes 28.) Verzeichnis der wichtigsten im Journal Officiel verffentlichten franz. Gesetze 29.) Schlsser (Burgen) mit Belegungsverbot 30.) Entwicklung der franz. Staatseinnahmen 1935-1940 31.) Entwicklung der franz. Staatseinnahmen Januar - Juli 1941 32.) Einnahmen, Ausgaben, Aufbringung der Fehlbetrge des franz. Staates 33.) Entwicklung der ffentlichen Schulden des franz. Staates 34.) Entwicklung des Notenumlaufs der Bank von Frankreich 35.) Stand der Tierseuchen 36.) bersetzung des Berichts der franz. Regierung an Marschall Ptain 37.) Entwicklung der Roheisen- und Stahlproduktion Erzeugerpreise der wichtigsten Getreidesorten Lage im Brckenbau 38.) Aufteilung der Rstungsbetriebe auf die Bedarfstrger 39.) Einsatz der Rstungsstellen 40.) Eisenbahnnetz von Frankreich 41.) Wasserstraennetz von Frankreich

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42.) Durchgangsstrassen

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Anlage 11 Anlage 11

Note des franz. Polizeiprfekten, Admiral Bard, ber die Ttigkeit der Polizei

Schon Ende Juni 1941 ergingen Anweisungen an die verschiedenen Dienststellen der Polizeiprfektur zur Verstrkung ihrer Unterdrckung der Vergehen gegen Gesetze und Vorschriften, insbes. der Bekmpfung der kommunistischen Umtriebe und der "gaullistischen" Propaganda in der Pariser Gegend. Renseignements Gnraux So fhrte die Sonderbrigade der Abteilung R.G., die besonders mit der Bekmpfung der kommunistischen Ttigkeit betraut ist, vom 22. Juni 1941 bis heute 1064 Haussuchungen durch, in deren Folge 195 Verhaftungen vorgenommen wurden und berweisungen an das Gericht, whrend 638 in einem Lager interniert wurden.

Kriminalpolizei

Andererseits ist die Strassenbrigade der Kriminalpolizei, die mit der Unterdr ckung der Vergehen gegen das ffentliche Recht beauftragt ist, durch die Einheiten der Fliegenden Brigade verstrkt worden. Beide Brigaden wurden zu einer einzigen Abteilung vereinigt, die unter den Oberbefehl eines verantwortlichen Oberkommisssars gestellt wurde.

Zur Vereinheitlichung werden diesem Leiter die Fahndungen nach allen Urhebern von Anschlgen, die gegen Wehrmachtangehrige unternommen wurden, bertragen.

Innerhalb dieser Sonderbrigade wurden zwei Unterabteilungen gebildet, deren eine die Urheber von Anschlgen gegen Offiziere, Unteroffiziere, Soldaten und Angestellte verfolgt, w hrend die andere nach den Urhebern von Sabotageakten bei Sachschden fahndet. Die Ausfhrung dieser Massnahmen hat schon die bestmglichsten Ergebnisse gezeitigt. Ohne von den blichen polizeilichen Aktionen gegen Diebe, Flscher (von Lebensmittelkarten), Attentter (nchtliche Angriffe, Mordversuche) zu sprechen, nur in der Bekmpfung politischer Vergehen, hat die Kriminalpolizeit 401 Verhaftungen vorgenommen und zwar:

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Juni Kommunist. Propaganda "Gaullistische" " Gesamtzahl der Verhaftungen 77 54 23

Juli 111 39

Aug. 66 35

Sept. 49 24

insges.[amt] = 280 = 126

150

101

73

= 401 [sic!]

Ausserdem wurden seit dem 1. Juni 1941 33 Internierungen von Volksverbrechern durch die Kriminalpolizei vorgenommen.

Strassenpolizei

Die Ttigkeit der Strassenpolizei war besonders umfangreich und druchgreifend. Die Mannschaften wurden zu hchstem Diensteinsatz herangezogen und hatten sich besonders anzustrengen. Wie aus nachstehender Aufstellung hervorgeht, hatte diese Ttigkeit sehr fhlbare Erfolge sowohl in der berwachung wirtschaftlicher Betriebe, politischer Versammlungen, Volksmengen, Eisenbahnstrecken, als auch der Untergrundbahn und der Fahndung nach Kommunisten und "Gaullisten". Insbes. ist zu bemerken, dass 76.567 Personen auf der Strasse seit dem 7. September bei Nachtstreifen angehalten wurden, dass die Strassenpolizei 782 Kommunisten, 205 Gaullisten und 113 Verbreiter von Hetznachrichten verhaftet hat. Mit der Feldgendarmerie hat sie an der Festnahme von 3 477 Juden und zahlreichen Haussuchungen zwecks Aufdeckung von Waffen, Flugblttern, usw. teilgenommen. I. Einsetzung einer besonderen Tags- und Nachberwachung der lebenswichtigen Einrichtungen Wasser - Gas - Elektrizitt - "magasins gnraux. Am 8. Juni 1941 nach Attentaten in der Provinz wurde diese Dienststelle gegrndet. Beschftige Strke: Paris Bannmeile 786 Schutzleute - 30 Gardisten 739 "

Zahl der berwachten Betriebe: Paris 113

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in den Vororten

60

Ergebnis: Seit Beginn der Bewachung wurde kein Anschlag und kein Sabotageversuch unternommen.

II. Schutz politischer Stellen bei Tag und Nacht (Geschfte, Versammlungsrume, Werbestellen, politische Parteien, die fr eine enge Zusammenarbeit mit Deutschland eintreten.)

Eingesetzte Mannschaften: Paris in den Vororten 667 Schutzleute 82 Schutzleute 66 Wachtmeister

Bewachte Stellen: Paris in den Vororten 59 27

Ergebnis: Paris = 8 Verhaftungen, 13 Personen auf die Wache abgefhrt = 4 Verhaftungen.

in den Vororten

III. Sonderberwachungsdienste an den Orten (der Stadt oder des Departements), in welchen sich die Menge zusammengedrngt hat (Mrkte, Sportsveranstaltungen, Spazierorte). Strke: Paris 509 Schutzmnner 22 Zivilpersonen Bannmeile 392 Schutzmnner 10 Zivilpersonen - 10 Gardisten

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Zahl der berwachten Orte: Paris Bannmeile 97 112

Ergebnis: Paris 820 berfhrungen Verhaftungen 875 Anrufe 10 Verhaftungen ins Polizeikommissariat oder

Bannmeile

IV. berwachung der Eisenbahnstrecken: Datum der Grndung dieses Dienstes: am 20.8. d.[iese]J.[ahres] nach wiederholten Anschlgen gegen die Eisenbahnanlagen wurde ein berwachungsdienst, der whrend der Nacht verstrkt wird, unter Kontrolle der Polizeikommissare und unter Leitung eines Divisionskommissars eingesetzt.

Diese berwachung erstreckt sich auf 125 km und wird von 21 Uhr bis 6 Uhr morgens durchgefhrt.

Ein Wachposten, der aus einem Schutzmann, Gendarmen oder Gardisten und aus 4 Zivilpersonen besteht, wird alle 100 Meter eingesetzt.

Strke: 319 Gendarmen und Schutzmnner 97 Republikanische Gardisten x 3 (Ablsungsgruppe) x 3 (Offiziere einbegriffen nicht mit 957 291

2500 Zivilpersonen

Ergebnis: Seit der Einsetzung dieses berwachungsdienstes wurden keine Sabotageakte auf den Eisenbahnstrecken des Seine Departements festgestellt.

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V. Zahl der Verhaftungen und der Aufschriften "V" oder "H", die entfernt wurden, seit dem 25.3.1941:

Zahl der Wohnhuser, auf welchen Maueraufschriften geschrieben wurden Zahl der entfernten "V" oder "H" Verhaftungen Zahl der Protokolle, mit welchen die Schutzmnner, die Wchter oder Pfrtner von Wohnhusern bestraft haben, weil diese die Aufschriften nicht entfernt hatten

110 855 363 200 55 2 256

Ergebnis: Die Zahl der Anschriften ist wirklich minder geworden.

VI. Nachtstreifen:

Am 7.9.41 wurden Streifen mit grosser Strke in ganz Paris und besonders in den Vierteln verordnet, wo die Bevlkerung verdchtig, und dieses in der Absicht die Personen, die Waffen oder kommunistische Flugbltter tragen, zu entdecken. Strke: Seit der Grndung hat dieser Dienst die Beschftigung von 2 150 Offizieren und Gardisten bentigt.

Ergebnis: 76 567 Personen wurden auf der Strasse zur Rede gestellt 165 Personen wurden auf das Polizeikommissariat berfhrt 16 Festnahmen wurden erhalten.

VII. Brigade der U-Bahn.

Am 19. Mai 1941 wurde eine Brigade von Zivilgardisten gebildet, um die U-Bahn zu beaufsichtigen, begrndet [sic!].

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Am 23. August d.[ieses]J.[ahres], nach dem ersten Attentat gegen einen Wehrmachtangehrigen (am 21. Aug.[216]) in der U-Bahn wurde diese Brigade verstrkt. Die 6 Linien, wo der Verkehr am grssten ist, werden besonders beaufsichtigt: a) diejenigen, die Bahnhfe, b) Arbeiterortschaften der Bannmeile bedienen, c) die, die Besatzungstruppen besonders benutzen.

Strke: Jede Strecke ist in 2 Teile verteilt und jeder Teil wird von 7.30 Uhr bis 23 Uhr durch eine Gruppe, die aus einem Brigadier und 4 Gardisten in Uniform besteht, beaufsichtigt. Die ganze Strke besteht aus: (24 Brigadier und 96 Gardisten, 17 Gardisten in Zivil). Ttigkeit: Die Ttigkeit bt sich in den Wagen, auf den Bahnsteigen, in den Gngen der Anschlustationen; die Gardisten mssen versuchen, die Personen zu entdecken, die Plakate zerreissen, Flugbltter ankleben oder feindselige Anschriften auf den Mauern machen. Sie stellen die Reisenden zur Rede, stellen ihre Personalien fest, kontrollieren den Inhalt der verdchtigen Pakete oder Koffer und sorgen fr die allgemeine Sicherheit.

Ergebnis: Erhebliches Abnehmen der Flugschriftenverbreitung. Pakete von Flugschriften wurden verlassen und gefunden, bevor das Publikum sie bekommen hatte. Die Zahl der Maueranschriften besonders hat abgenommen.

3 Verhaftungen von Personen, die sich in die U-Bahn geflchtet haben, nach einer Kundgebung auf der Strasse.

4 Angelegenheiten, den Schwarzhandel betreffend.

10 Auslnder, deren Papiere nicht in Ordnung waren.

50 Zuwiderhandlungen gegen die Eisenbahnvorschriften.

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100 Personalienfeststellungen tglich (ungefhr).

VIII. Sonderbrigade fr die Bekmpfung der de Gaulle und der kommunistischen Propaganda.

Seit Juni 1940 wurden diese Brigaden in Paris und in der Bannmeile geschaffen.

Strke: 98 Zivilschutzmnner in Paris 79 " in der Bannmeile

Ergebnis: Kommunisten De Gaulle-Anhnger 782 Verhaftungen 205 "

Personen, die wegen Verbreitung deutschfeindlicher 113 Gerchte verhaftet wurden

IX. Ttige Mitarbeit mit der Feldgendarmerie. Am 17. April 1941: Grndung einer Sonderbrigade, die aus einem Brigadier und 6 DolmetscherSchutzmnnern besteht, mit dem Auftrag, bei den durch die Feldgendarmerie durchgefhrten Feststellungen, Durchsuchungen, Anrufen auf der Strasse und in ffentlichen Orten, zur Bekmpfung der Prostitution, mitzuwirken.

Am 18. August 1941: Die Brigade bestand von nun ab aus 15 Dolmetscher-Schutzmnnern. Ihre Dienststelle befindet sich 2 place de l'Opra, wo eine Bereitschaft eingerichtet worden ist.

Verhaftungen von Juden (Paris und Bannmeile) am 18., 20., 21. und 22. August - Verhaftungen: 3 477

Haussuchungen in Wohnhusern von Paris und der Bannmeile, zwecks Aufdeckung von Waffen, kommunistischen Flugschriften, usw.

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Am 26., 28. August 3., 5., 6., 8., 9., 10., 17., 20. September Verhaftungen: 179

Diese Aktion wurde mit den Dienststellen der Feldgendarmerie durch gef hrt; der Feldgendarmerie wurden die Husergruppen, die kommunistische Zentralen bilden, angezeigt. Daraus geht hervor, dass, trotz geringer Strke (besonders was die stdtische Polizei angeht, da die Beamten den Dienst abwechselnd leisten), und trotz sehr geringer Bewaffnung, die Dienststellen der Polizeiprfektur es versucht haben, insofern es ihnen mglich ist, ihre Ttigkeit in allen ihnen zukommenden Aufgaben sowie in denen ihnen von den Besatzungsbehrden anvertrauten Aufgaben zu verstrken. Die befriedigenden Ergebnisse konnten nur durch vollstndigste Anwendung alles zur Verfgung stehenden Personals erreicht werden, das in jeder Gelegenheit bemerkenswertes Pflichtgefhl, Gewissenhaftigkeit und Redlichkeit gezeigt hat.

[1]

Otto von Stlpnagel. 79. Ausfertigung von 125 Exemplaren. Walther von Brauchitsch. Vgl. hierzu den Verteiler zum Lagebericht November 1940. Oberkommando des Heeres. Adjudantur Oberbefehlshaber des Heeres. Adjudantur Chef des Generalstabs des Heeres. Generalquartiermeister Eduard Wagner. Zentralabteilung im Generalstab des Heeres. Operationsabteilung. Organisationsabteilung. Chef des Heeres-Nachrichtenwesens. Chef der Heeresrstung und Befehlshaber des Ersatzheeres Friedrich Fromm.

[2]

[3]

[4]

[5]

[6]

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Friedrich von Rabenau. Oberkommando der Wehrmacht. Wehrmacht-Fhrungsstab/Abteilung Landesverteidigung. Amt Ausland-Abwehr. Propaganda-Abteilung. Verbindungsoffizier beim Vertreter der franzsischen Regierung. Major Karl Schuchardt. Oberquartiermeister West Erwin Jaenecke. Wehrwirtschafts- und Rstungsstab Frankreich. Hherer Nachrichtenfhrer Friedrich Kersten. Vormals Eisenbahntransportabteilung Paris. Ernst Schaumburg. Erwin von Witzleben. Armeeoberkommandos. Otto Schultze. Friedrich-Carl Hanesse. Alexander von Falkenhausen.

[15]

[16]

[17]

[18]

[19]

[20]

[21]

[22]

[23]

[24]

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[26]

[27]

[28]

[29]

[30]

Nach dem deutschen berfall auf die UdSSR vom 22. Juni 1941 wurden bis zum Oktober 1941 unter anderem die Stdte Brest-Litowsk (28.6.), Lemberg (30.6.), Bialystok und Minsk (9.7.), Gorki (13.7), Smolensk (5.8.), Uman (8.8.), Dnjepropetrowsk (25.8.), Reval (29.8.), Schlsselburg (8.9.) und Kiew (26.9.) erobert. Whrend die deutschen Truppen im Norden mit der Belagerung von Leningrad begannen und im Sden vor der Halbinsel Krim standen, wurde Ende September 1941 der Schwerpunkt erneut auf die Heeresgruppe Mitte mit dem Ziel der Eroberung Moskaus verlagert.
[31]

Die Ermordung des Marineverwaltungsassistenten Alfons Moser am 21.8.1941 in der Pariser Metro-Station BarbsRochechouart bildete den Auftakt zu einer Serie von Anschl ge und Attentaten: am 3.9.1941 werden der Unteroffizier Ernst Hoffmann am Hauseingang des Hotels Termins-Nord, rue de Strasbourg und am 10.9.1941 der Unteroffizier Ren Deinecker in der Metro-Station Porte Dauphine jeweils durch Sch sse verletzt. Am 15.9.1941 starb Hauptmann Scheben nach einem weiteren Anschlag auf dem Boulevard de Strasbourg.
[32]

Am 27. August 1941 verbte Paul Collette bei einer Kundgebung in Versailles anllich der Entsendung eines ersten Kontingents von freiwilligen Franzosen der Lgion des volontaires franais contre le bolchevisme (LVF) an die deutsche Ostfront ein Attentat auf Pierre Laval und Marcel D at, bei dem beide Politiker aber nicht verletzt wurden. Vgl. u.a. die Berichterstattung in Le Petit Parisien vom 28., 30. August und 2. September 1941 sowie in der Pariser Zeitung vom 28. August 1941.
[33] [34]

Richtig: Paul Collette (1920-1988). Schlosser aus Rouen, der nach eigenen Aussagen Einzeltter ohne Verbindungen zur

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Rsistance handelte. Bei seinem Proze gab er an, aus Patriotismus gehandelt zu haben. Im Oktober 1941 durch ein franzsisches Gericht zum Tode verurteilt, wurde Collette von Ptain begnadigt und in franzsischen Lagern interniert. Im Februar 1944 wurde er nach Deutschland gebracht, wo er den Krieg berlebte. Prsident Franois Mitterrand ernannte ihn 1985 zum Ritter der Ehrenlegion. Die Zeitung Le Petit Parisien zitierte den Attentter Collette am 29. August 1941 mit den Worten: "Je voulais dfendre mon idal et supprimer une personnalit franaise incarnant pour ainsi dire la collaboration." Nach den eigenen Aussagen von Collette galt sein Anschlag Laval. Dat hingegen nahm an, da Eugne Deloncle, sein Rivale innerhalb des RNP, den Attentter mit einer Waffe versorgt habe. Vgl. auch die Erinnerungen des T ters: Paul COLLETTE, J'ai tir sur Laval, Paris 1946.
[35] [36]

Nhere Einzelheiten nicht ermittelt.

[37]

Nachdem die Vichy-Regierung am 30.6.1941 die diplomatischen Beziehungen zur UdSSR abgebrochen hatte, traten Jacques Doriot und Marcel Dat auf einer Grokundgebung in Paris am 18.7.1941 fr die Aufstellung und Entsendung eines franzsischen Freiwilligenverbandes an die Ostfront ein. Zun chst als Regiment einer deutschen Infanterie-Division angeschlossen, wurde die "Lgion des volontaires franais contre le bolchevisme" (LVF) in den Jahren 1942 und 1943 vor allem in Wei-Ruland und bei der Partisanenbekmpfung hinter der Ostfront eingesetzt. Nach schweren Verlusten wurde die Einheit im August 1944 von der Ostfront abgezogen und aufgelst. Da sowohl Innenminister Pucheu als auch seine Kabinettskollegen Justizminister Joseph Barthlemy und der stellvertretende Ministerprsident Franois Darlan die bisherige Rechtsprechung zur Ahndung von berfllen auf die Besatzungsmacht als nicht ausreichend ansahen, forderten sie P tain in einem Rapport au Marchal de France, Chef de l'tat Franais vom 6. September 1941 auf, einen speziellen Gerichtshof zu schaffen, um ihre Kompetenzen in Form einer neuen Instanz zu erweitern. Zum Rapport und dem anschlie enden Gesetz s. Journal Officiel vom 10. September 1941, S. 3850f.: N 3883. - Loi du 7 septembre 1941 instituant un tribunal d'tat.
[38]

Sections spciales. Vgl. Journal Officiel vom 23. August 1941, S. 3550f.: N 3515. - Loi du 14 aot 1941 rprimant l'activit communiste ou anarchiste. Die bei den Appellationsgerichten (Berufungsgerichten) im besetzten Gebiet und bei den Militrtribunalen im unbesetzten Gebiet eingesetzten Kammern (sections sp ciales) nahmen sich vor allem kommunistischer Widerstandskmpfer an und brachten jene vor Gericht, die in kommunistischer oder anarchistischer Absicht "Rechtsbrche" begangen hatten. Im offiziellen Sprachgebrauch wandte sich das Gesetz gegen "Staatsfeinde" im Allgemeinen, um die Arbeitermassen nicht gegen die Staatsautoritt aufzubringen. Fr die Angeklagten bestand nicht die Mglichkeit, in Berufung zu gehen; Urteile wurden unmittelbar nach ihrer Verk ndung vollstreckt.
[39]

Vgl. Journal Officiel vom 10. September 1941, S. 3850f.: N 3883. - Loi du 7 septembre 1941 instituant un tribunal d'Etat, auch abgedruckt in: Regina M. DELACOR, Attentate und Repressionen, S. 112-114 (Dokument Nr. 23a).
[40]

Die Plne zur Einrichtung eines Sondergerichts reichten zu diesem Zeitpunkt schon mehrere Wochen zurck. Innenminister Pucheu hatte am 20. August 1941 den deutschen Beh rden einen entsprechenden Vorschlag zur Genehmigung unterbreitet, den er zur Wahrung der Unabhngigkeit auf den 14. August 1941 zurckdatierte. Vor dem Staatsgerichtshof hatten sich Urheber, Mitinitiatoren und Komplizen s mtlicher "Umtriebe" und Aktivitten von Delikten der Strung der ffentlichen Ordnung, des inneren Friedens, der internationalen Beziehungen oder der "Schdigung" des franzsischen Volkes als "Staatsfeinde" zu verantworten. Ihnen drohte die Todesstrafe, lebensl ngliche bzw. zeitlich begrenzte Zwangsarbeit, Deportation und Gefngnis mit oder ohne Geldstrafen. Die von den Justizbehrden gefllten Urteile erlaubten den Angeklagten nicht, in Berufung zu gehen.
[41]

Jacques Benoist-Mchin (1901-1983). Historiker und Schriftsteller. 1925-1929 Direktor der Presseagentur International News, 1929 Chefredakteur von Europe Nouvelle, 1930 von L'Intransigant. 1936 Mitglied des PPF. 1939 mobilisiert, am 15.8.1940 aus deutscher Kriegsgefangenschaft entlassen. 1941-1942 Secr taire d'tat la prsidence du Conseil, charg des rapports franco-allemands. Februar 1941 bis September 1942 Prsident der Lgion tricolore, die aus der LVF hervorgegangen war. Im September 1944 verhaftet, 1945 zum Tode verurteilt, 1947 begnadigt und 1954 aus der Haft entlassen. Als Spezialist fr den Nahen Osten und Nord-Afrika Berater der Regierung whrend der Suez-Krise 1956.
[42] [43]

Richtig: Joseph Barthlemy (1874-1945). Jurist. Professor in Paris, Lille, Aix und Montpellier. 1919-1928 Abgeordneter.

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Entschiedener Befrworter des Mnchener Abkommens von 1938. 1941-1943 Garde des Sceaux und Justizminister. 1944 Verhaftung, verstirbt vor Erffnung des Prozesses.
[44]

Die uerung des Justizministers stammt aus einem von den Deutschen abgehrten Telefongesprch.

Paul Marion (1899-1954). Journalist. 1923 Mitglied der Section franaise de l'internationale communiste (SFIC), 1926 mehrmonatiger Aufenthalt in Moskau. 1929 Mitglied der SFIO. 1936 Wechsel zum PPF von Jacques Doriot. 1939 mobilisiert, im Januar 1941 auf Intervention von Otto Abetz aus deutscher Kriegsgefangenschaft entlassen. 1941-1944 Secrtaire gnral bzw. Secrtaire d'tat l'Information, 1944 Secrtaire d'tat auprs du chef du gouvernement.
[45]

Gemeint ist hier offenbar der Bericht ber die politische Lage in Frankreich der Abt. Ic des Kommandostabes vom 25.8.1941. Die Serie der gesonderten Berichte der Abt Ic des Kommandostabes des Milit rbefehlshabers ist nur unvollstndig berliefert. Ein Exemplar des genannten Berichts vom 25.8.1941 konnte weder in der Serie AJ 40/444 der AN (Paris), noch in den verschiedenen Bestnden des BA-MA (Freiburg) nachgewiesen werden.
[46]

Marie-Louis Koeltz (1884-1970) General. 1913 Absolvent der cole suprieure de guerre. 1914/18 Generalstabsoffizier, 1937 Brigadegeneral, 1940 Gnral de division. 25.6.1940 Directeur des services de l'Armistice. Im September 1941 zum Befehlshaber des XIX. Armeekorps in Algier ernannt erobert er Tunesien bis zum Mai 1943 zurck. 1944 Gnral adjoint auprs du Commandant en chef franais en Allemagne, 1945 franzsischer Vertreter im Alliierten Kontrollrat in Berlin. 1946 zum Grand officier de la Lgion d'honneur ernannt und entlassen.
[47]

1950 Hoher Kommissar und franzsischer Oberbefehlshaber in Indochina. Nach Erkrankung im Dezember 1951 aus dem Amt ausgeschieden.
[48]

Jean de Lattre de Tassigny (1889-1952). Marchal de France. 1909 cole spciale militaire. 1914 Leutnant. 1914/18 Kriegsteilnahme. 1921-1926 Einsatz in Marokko. 1927 cole suprieure de guerre. 1927 Major und Mitglied im Generalstab von General Weygand. 1935-1937 Colonel und Kommandeur des 151. Infanterie Regiments in Metz. 1939 Brigadegeneral. 1940 Kommandeur der 14. Division. 1940 Ausbilder in Clermont-Ferrand. 1941 Oberbefehlshaber in Salambo, Tunesien. 1942 Kommandeur der 16. Division in Montpellier. Im November 1942 verhaftet und in Toulouse interniert, nachdem er sich dem Einmarsch der deutschen Truppen in Sdfrankreich wiedersetzt hatte. 1943 Flucht nach London. Oberbefehlshaber der 1. Armee. 1944 von Italien ber die Landung in Sdfrankreich am 16. August 1944 Vormarsch ber das Elsa bis nach Sddeutschland. Unterzeichner fr Frankreich der deutschen Kapitulation in Berlin-Karlshorst am 8. Mai 1945. Ernennung am 1.12.1945 zum Chef d'tat-major gnral de la dfense nationale et Inspecteur gnral de l'Arme de terre, Leiter der Reorganisation der franzsischen Streitkrfte. 1948 Oberbefehlshaber der Landstreitkrfte in Westeuropa unter Feldmarschall Montgomery. 1950 Hochkommissar und Oberbefehlshaber in S dostasien. 1952 posthum zum Marchal de France ernannt.
[49]

Nicht ermittelt.

Gemeint ist der Bericht der Abt Ic des Kommandostabes des Milit rbefehlshabers ber die politische Lage in Frankreich vom 25.8.1941, der weder in der Serie AJ 40/444 der AN (Paris), noch in den verschiedenen Bestnden des BA-MA (Freiburg) nachgewiesen werden konnte.
[50]

Zu dem Anschlag und den deutschen Vergeltungsmanahmen vgl. hierzu sowie im folgenden auch den zusammenfassenden Bericht von Ernst Jnger, der als Hauptmann z.V. seit dem 24. April 1941 in der Abteilung Ic des Kommandostabes des Militrbefehlshabers in Frankreich eingesetzt war. Sven Olaf BERGGTZ, Eine Denkschrift von Ernst Jnger ber die Geiselerschieungen in Frankreich 1941/42, in: Vierteljahrshefte fr Zeitgeschichte 51 (2003) S. 404-472, hier S. 418ff.
[51]

Ernst Jnger (1895-1996). Schriftsteller. 1914/1918 Kriegsteilnahme. 1939 Hauptmann und Kompaniefhrer. 1941-1944 Hauptmann z.V. im Kommandostab des Militrbefehlshabers in Frankreich. Vgl. den Artikel der Pariser Zeitung vom 28.8.1941: Drei Kommunisten hingerichtet. Die ersten Urteile des franzsischen Sondergerichts (Anlage 1 zu diesem Bericht, hier nicht aufgenommen).
[52]

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Vgl. den Artikel der Pariser Zeitung vom 23.9.1941: Sondergericht fllte vier Todesurteile. Gegen kommunistische Umtriebe - Weitere Verurteilungen zu Zwangsarbeit (Anlage 2 zu diesem Bericht, hier nicht aufgenommen).
[53] [54]

Bekanntmachung vom 21.8.1941, abgedruckt in der Pariser Zeitung vom 22.8.1941 (Anlage 3 zu diesem Bericht), abgedruckt in: Regina M. DELACOR, Attentate und Repressionen, S. 91 (Dokument Nr. 14).
[55]

Bekanntmachung vom 12.9.1941, abgedruckt in der Pariser Zeitung vom 13.9.1941 (Anlage 4 zu diesem Bericht, hier nicht aufgenommen).
[56]

Es handelte sich um den Unteroffizier Ernst Hoffmann, der wenig sp ter seinen Verletzungen erlag. Es handelte sich um Jean Meichler, 42 Jahre, Edmond Brucker, 40 Jahre und Eugne Anjubault, 31 Jahre.

[57]

[58]

Bekanntmachung vom 6.9.1941, abgedruckt in der Pariser Zeitung vom 6.9.1941 (Anlage 5 zu diesem Bericht, hier nicht aufgenommen).
[59]

Es handelte sich um den Feldwebel Blasius Hoffmann, den Stabsbootsmannsmaat Wilhelm Denek sowie den Oberzahlmeister Emil Knop.
[60]

Bekanntmachung vom 16.9.1941, abgedruckt in der Pariser Zeitung vom 17.9.1941 (Anlage 6 zu diesem Bericht, hier nicht aufgenommen).
[61]

Es handelte sich um den Hauptmann Wilhelm Scheben von der Transportkommandantur Paris-Nord.

[62]

Bekanntmachung vom 20.9.1941, abgedruckt in der Pariser Zeitung vom 21.9.1941 (Anlage 7 zu diesem Bericht, hier nicht aufgenommen).
[63]

Bekanntmachung des Kommandanten von Gross-Paris vom 19.9.1941, abgedruckt in der Pariser Zeitung vom 19.9.1941 (Anlage 8 zu diesem Bericht, hier nicht aufgenommen).
[64]

Aufruf vom 18.9.1941, abgedruckt in der Pariser Zeitung vom 19.9.1941 (Anlage 9 zu diesem Bericht, hier nicht aufgenommen), abgedruckt in: Regina M. DELACOR, Attentate und Repressionen, S. 91f. (Dokument Nr. 14a).
[65]

Aufruf vom 21.9.1941, abgedruckt in der Pariser Zeitung vom 22.9.1941 (Anlage 10 zu diesem Bericht, hier nicht aufgenommen), abgedruckt in: Regina M. DELACOR, Attentate und Repressionen, S. 92 (Dokument Nr. 14b). Gemeint ist hier der Erla des Chefs des Oberkommandos der Wehrmacht, Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel, vom 16. September 1941, der hinsichtlich der Bekmpfung kommunistischer Aufstandsbewegungen in den besetzten Gebieten bestimmte:
[66]

"a) Bei jedem Vorfall der Auflehnung gegen die deutsche Besatzungsmacht, gleichgltig wie die Umstnde im einzelnen liegen mgen, muss auf kommunistische Ursprnge geschlossen werden. b) Um die Umtriebe im Keime zu ersticken, sind beim ersten Anlass unverzglich die schrfsten Mittel anzuwenden, um die Autoritt der Besatzungsmacht durchzusetzen und einem weiteren Umsichgreifen vorzubeugen. Dabei ist zu bedenken, dass ein Menschenleben in den betroffenen L ndern vielfach nichts gilt und eine abschreckende Wirkung nur durch ungewhnliche Hrte erreicht werden kann. Als S hne fr ein deutsches Soldatenleben muss in diesen F llen im allgemeinen die Todesstrafe fr 50-100 Kommunisten als angemessen gelten. Die Art der Vollstreckung muss die abschreckende Wirkung noch erhhen. Das umgekehrte Verfahren, zunchst mit verhltnismssig milden Strafen vorzugehen und zur Abschreckung sich mit Androhung verschrfter Massnahmen zu begngen, entspricht diesen Grundstzen nicht und ist daher nicht anzuwenden. c) Die politischen Beziehungen zwischen Deutschland und den betroffenen L ndern sind fr das Verhalten der militrischen Besatzungsbehrde nicht massgebend.

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Es ist vielmehr zu bedenken und auch propagandistisch herauszustellen, dass scharfes Zugreifen auch die einheimische Bevlkerung von den kommunistischen Verbrechern befreit und ihr damit selbst zugutekommt. Eine geschickte Propaganda dieser Art wird infolgedessen auch nicht dazu f hren, dass sich nun aus den scharfen Massnahmen gegen die Kommunisten unerwnschte Rckwirkungen in den gutgesinnten Teilen der Bevlkerung ergeben. d) Landeseigene Krfte werden im allgemeinen zur Durchsetzung solcher Gewaltmassnahmen versagen. Ihre Verst rkung bringt erhhte Gefahren fr die eigene Truppe mit sich und muss daher unterbleiben. Dagegen kann von Prmien und Belohnungen fr die Bevlkerung in reichem Masse Gebrauch gemacht werden, um ihre Mithilfe in geeigneter Form zu sichern. e) Soweit ausnahmsweise kriegsgerichtliche Verfahren in Verbindung mit kommunistischem Aufruhr oder mit sonstigen Verstssen gegen die deutsche Besatzungsmacht anh ngig gemacht werden sollten, sind die schrfsten Strafen geboten. Ein wirkliches Mittel der Abschreckung kann hierbei nur die Todesstrafe sein. Insbesondere mssen Spionagehandlungen, Sabotageakte und Versuche, in eine fremde Wehrmacht einzutreten, grunds tzlich mit dem Tode bestraft werden. auch bei Fllen des unerlaubten Waffenbesitzes ist im allgemeinen die Todesstrafe zu verh ngen. 4.) Die Befehlshaber in den besetzten Gebieten sorgen dafr, dass diese Grundstze allen militrischen Dienststellen, die mit der Behandlungen kommunistischer Aufruhrmassnahmen befasst werden, unverz glich bekanntgegeben werden." Text des Erlasses auszugsweise abgedruckt in: Regina M. DELACOR, Attentate und Repressionen, S. 91 (Dokument Nr. 29.
[67]

Camille Marchand. Vgl. unten, Anlage 11. Anlage hier nicht aufgenommen. Anlage hier nicht aufgenommen.

[68]

[69]

[70]

Kurt Schreiber (Chef des Militrverwaltungsbezirks Nordwestfrankreich), Karl-Ulrich Neumann-Neurode (Chef des Militrverwaltungsbezirks Sdwestfrankreich), Eduard Freiherr von Rotberg (Chef des Milit rverwaltungsbezirks Nordostfrankreich).
[71] [72]

Moritz Faber du Faur. Sdwestfrankreich. Anlage hier nicht aufgenommen. Feldkommandantur. Departement Doubs. Kreiskommandantur. Departement Manche. Departement Loir-et-Cher. Anlage hier nicht aufgenommen.

[73]

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[81]

Anlagen hier jeweils nicht aufgenommen. Departement Cher. Departement Ille-et-Vilaine. Anlagen hier jeweils nicht aufgenommen. Richtig: Mailly-le-Camp, Departement Aube. Departement Doubs. Departement Seine-et-Marne. Departement Aube. Departement Sarthe. Anlage hier nicht aufgenommen. Departement Seine-Infrieure. Departement Manche. Departement Morbihan. Departement Ardennes.

[82]

[83]

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[85]

[86]

[87]

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[89]

[90]

[91]

[92]

[93]

[94]

Schon im Herbst 1940 hatte die Luftwaffe die Einrichtung eines Luftwaffen bungsplatzes im Raum Sedan betrieben, der eine Evakuierung von 6000 Menschen notwendig machte, vgl. dazu den Lagebericht November 1940, A.3, Vordringliche Probleme.
[95] [96]

Departement Sarthe. Anlage hier nicht aufgenommen. Departement Sarthe. Anlage hier nicht aufgenommen. Departement Eure. Departement Seine. Departement Seine. Departement Vosges. Chartres. Compigne. pinal.

[97]

[98]

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[107]

Nhere Einzelheiten nicht ermittelt.

Anlagen 23 (Anzeigen, aufgeschlsselt nach Militrverwaltungsbezirken), 24 (beschlagnahmte oder sichergestellte Gegenstnde etc.) sowie 25 (Beutematerial) hier jeweils nicht aufgenommen.
[108]

Henri Lon Piton (1890-1947). Verwaltungsbeamter. 1914/18 Kriegsteilnahme. Prfekt des Departements Mayenne (1931), Ardche (1931), Mayenne (1933), Calvados (1934), Morbihan (1936). Nach seiner Amtsenthebung am 3.9.1941 Prfekt von Vaucluse. 1943 zur Disposition des Secrtariat l'agriculte et au ravitaillement. Prfekt von Maine et Loire (1945-1946).
[109] [110]

Departement Morbihan.

Vgl. ergnzend hierzu auch Anlage 11 zu diesem Bericht. Nachdem bei einer ersten Operation am 14.5.1941 bereits mehr als 3700 Juden von der stdtischen Polizei, untersttzt von Krften der Kriminalpolizei und der Politischen Polizei, verhaftet worden waren, begann auf Vorschlag des Leiters des Judenreferates Theodor Danneker am 20.8.1941 eine zweite Verhaftungswelle, die sich ber mehrere Tage erstreckte. Ohne Beteiligung des Vertreter der Vichy-Regierung (Fernand de Brinon bzw. Prfekt Ingrand) lt die Pariser Polizeiprfektur, untersttzt von der deutschen Feldgendarmerie am 20.8.1941 3022 Juden verhaften. Am 21.8. werden noch einmal 609, am 22.8. 325 und am 23.8.122 Juden verhaftet. Bis zum Ende der Aktion werden insgesamt 4232 Juden in das Lager Drancy eingeliefert, vg. Serge KLARSFELD, Vichy-Auschwitz, Nrdlingen 1989, S. 28-31.
[111]

Theordor Dannecker (1913-1945). 1932 Eintritt in die SS, seit 1937 zusammen mit Adolf Eichmann Mitarbeiter der Judenabteilung II-112 des SD-Hauptamtes. 1940-1942 Leiter des Judenreferates der Gestapo in Frankreich, anschlieend beteiligt an der Judenverfolgung in Bulgarien, Ungarn und Norditalien. 1945 Selbstmord in amerikanischer Haft.
[112]

Ostdeutsche Landbeschftigungs GmbH. Xavier Vallat.

[113]

Die Union Gnrale des Isralites de France (UGIF) wurde per Gesetz vom 29.11.1941 gegr ndet. Alle franzsischen Juden muten der UGIF beitreten, die mit Ausnahme rein religiser Einrichtungen sowohl in der besetzten (Vorsitzender: Andr Baur) als auch in der unbesetzten Zone (Vorsitzender: Albert L vy bzw. spter R.R. Lambert) als Dachorganisation fr alle jdischen Verbnde und Organisationen fungierte.
[114] [115]

Vgl. dazu auch unten, Anlage 11.

Marcel Giroux, genannt Gitton (1903-1941). Gewerkschaftler. Arbeiter und militanter Anhnger der kommunistischen Jugendorganisation sowie der Internationale, 1931 Generalsekret r der Confdration gnrale du Travail unitaire (CGTU), seit 1932 Mitglied des Politbros der PCF, 1936 Abgeordneter, Verteidiger des deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakts durch zahlreiche Artikel in der L'Humanit, Mobilisierung, Bruch mit der PCF infolge seines Engagements fr die Polizei, September 1940 Grndung des Comit de Rassemblement pour la Rvolution nationale zusammen mit Jacques Doriot, Mai 1941 Austritt aus dem Komitee, 1941 Grnder und Generalsekretr des Parti ouvrier et paysan franais (POPF), Ablehnung des bewaffneten Kampfes der PCF nach deutschem berfall auf Sowjetunion, am 4. September 1941 durch einen Kommunisten ermordet, Beisetzung auf dem Friedhof Pre-Lachaise.
[116]

Zur Berichterstattung ber das Attentat auf Gitton vgl. Le Petit Parisien vom 6. und 7. September 1941. Am 10. September berichtete die Zeitung, da Polizeiprfekt Franois Bard die Ermittlung des Falls selbst bernommen habe. Anllich der Beerdigung Gittons erwhnt Le Petit Parisien am 12. September, da der Tter noch nicht gefat sei, man aber bezahlte Mrder vermute. Als Tter stellten sich schlielich die Kommunisten Marcel Cretagne und Gaston Fosco Focardi heraus.
[117]

Der Chef der Parti populaire franais, Jacques Doriot, verlie Frankreich am 4.9.1941 mit dem ersten Kontingent der Legion. Der Berichterstattung ist allerdings nicht zu entnehmen, da sein Eintritt in die Freiwilligenlegion sein persnliches Prestige gefestigt habe. Auch ging er nicht als "einfacher Soldat" an die Ostfront, sondern als Unteroffizier (sergent). Vgl. Le
[118]

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Petit Parisien vom 5. September 1941 und die Pariser Zeitung vom 7. September 1941.
[119]

Im Gegensatz zu den Regionalisten des Emsav verfolgte der Parti National Breton separatistische Absichten.

Vgl. Journal Officiel vom 9. Oktober 1941, S. 4358-4364: Arrt du 17 septembre 1941 relatif l'adminis-tration des chantiers de jeunesse.
[120]

Im Grndungserla, der neben dem ueren Rahmen vor allem die administrativen Fragen regelt, geht weder auf die Frage der Erziehung noch deren Ausrichtung nher ein.
[121]

Am 6. Oktober 1941 teilte der Militrbefehlshaber Otto von Stlpnagel dem Generaldelegierten fr die besetzten Gebiete, Fernand de Brinon, seine Absicht mit, mit Wirkung vom 20. Oktober entlang der Atlantikkste eine "verbotene Zone" zu errichten. Als rechtliche Grundlage galt die "Verordnung ber Meldepflichten und Aufenthaltsbeschrnkungen" vom 9. November 1940. Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 17 vom 24. November 1940, S. 143.
[122] [123]

Vgl. die zahlreichen Dekrete, Gesetze und Bekanntmachungen im Journal Officiel vom 3. September 1941, S. 3728-3745.

Vgl. Journal Officiel vom 3. September 1941, S. 3730-3733: N 3301. - Dcret du 15 aot 1941 portant cration d'institut de formation professionnelle pour les matres de l'enseignement primaire.
[124]

Vgl. Journal Officiel vom 3. September 1941, S. 3718: N 3338. - Loi du 15 aot 1941 relative la gratuit de l'enseignement secondaire.
[125]

Vgl. Journal Officiel vom 3. September 1941, S. 3733-3736: Arrt du 16 aot 1941 relatif au fonctionnement des instituts de formation professionnelle.
[126] [127]

Vgl. dazu die Berichterstattung in Le Petit Parisien vom 3. und 4. September 1941 sowie in der Pariser Zeitung vom 5. September 1941. Le Petit Parisien bezeichnete die Reform als eine "charte nouvelle" (vgl. Ausgabe vom 3. September 1941, S. 3). Gilbert Gidel (1880-1958). Jurist und Vlkerrechtler, 1913 Lehrstuhl fr internationales Recht, Universitt Rennes, 1914/18 Kriegsteilnahme, 1918 Professor fr Vlkerrecht an der cole des sciences politiques, Paris, spter fr Verfassungsrecht an der Facult de droit, Paris. 1939-1940 Kriegsteilnahme, 10.9.1941: Ernennung zum Rektor der Acadmie de Paris. 1944 vorbergehend seines Amtes enthoben, danach bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1948 erneut im Amt. Seit 1947 Prsident des Kuratoriums der Acadmie de droit international in Den Haag.
[128]

Die Deutsche Schule in Paris wurde am 15. September 1941 er ffnet, vgl. Pariser Zeitung vom 16. September 1941. In der Vorberichterstattung bezeichnete die Pariser Zeitung die Erffnung als eine "deutsche Kulturtat im Kriege", vgl. Ausgabe vom 7. September 1941, S. 3.
[129]

[130] Vgl. dazu auch den Abschlubericht ber die Ttigkeit des Referats Bibliotheksschutz aus dem Jahre 1944, BA-MA (Freiburg) RW 35/249.
[131]

Anlage hier nicht aufgenommen.

Bei ihrer Fahrt durch die vom Krieg zerstrten Gebiete Belgiens und Frankreichs besuchten sechzehn deutsche Stdtebauer Paris in der Zeit vom 8. bis 11. August 1941. Unter ihnen waren Professor Julius Petersen von der Technischen Hochschule Braunschweig, Professor Hans Mehrtens von der Technischen Hochschule Aachen, Professor Gerhard Graubner von der Technischen Hochschule Hannover, Professor Karl Gruber von der Technischen Hochschule Darmstadt sowie Professor Otto Ernst Schweizer von der Technischen Hochschule Karlsruhe. Nach einem Empfang durch Oberkriegsverwaltungsrat Dr. Krger besichtigten sie das Htel de Ville, architektonisch bedeutende Bauwerke von Paris sowie das Schlo von Versailles und lieen sich die Altstadtsanierung vorfhren. Zum Abschlu ihres Aufenthalts wurden sie vom Militrbefehlshaber in Frankreich empfangen, vgl. Pariser Zeitung vom 10. August 1941, S. 4.
[132]

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Vgl. Journal Officiel vom 15. Oktober 1941, S. 4440: N 4291. - Loi du 11 octobre 1941 relative l'enlvement des statues et monuments mtallique en vue de la refonte.
[133] [134]

Ernst Zipfel.

Ohne Wissen der Franzosen fhrte die mit der Ermittlung und Sicherstellung des nach Deutschland geh rigen bzw. Deutschland interessierenden Archivguts beauftragte Gruppe Archivwesen eine Inventarisierung jener Bestnde in Archiven und Bibliotheken durch, die beim franzsischen Kulturraub auf deutschem Boden im Zeitalter Ludwigs XIV., der franzsischen Revolution und Napoleons I. verloren gegangen waren. Dabei handelte es sich um wertvolle Urkunden, Handschriften, Akten, Plne, Kunstsammlungen und Bibliotheksgut. Vgl. National Archives Washington, RG 239/25: Schlussbericht ber die Einsatzergebnisse der Gruppe Archivwesen in der Milit rverwaltung Frankreich 1940-1944 sowie die Erinnerungen von Georg Schnath in: Inventar von Quellen zur deutschen Geschichte in Pariser Archiven und Bibliotheken, bearbeitet von einer Arbeitsgruppe unter Leitung von Georg SCHNATH, hg. von Wolfgang Hans STEIN, Koblenz 1986, S. XIX-XXV.
[135]

Aus franzsischen Archiven beschlagnahmte Akten stammten insbesondere aus den Departements Yonne, Sane und aus dem Departementarchiv von Nancy.
[136] [137]

Departement Vosges.

[138]

Ludwig Bamberger (1823-1899). Jurist. Radikal-republikanischer und unitarischer Publizist infolge der 1848er Revolution, Volksredner. 1849 Verurteilung wegen Teilnahme an pflzischer Erhebung, Exil in der Schweiz. Ttigkeit im Bankgewerbe. Abkehr von demokratischen Weggenossen. 1866 Rckkehr nach Deutschland, Anhnger Bismarcks. 1868 national-liberaler Abgeordneter des Zollparlaments, 1870 Sachverstndiger Bismarcks fr franzsische Angelegenheiten, 1871 bis 1893 Mitglied des Reichstags, geistiger Schpfer der Reichsbank, 1880 als Verfechter des Freihandels Bruch mit Bismarck wegen dessen Plnen zur Schutzzoll- und Kolonialpolitik sowie wegen Sozialversicherung, Opposition gegen Bismarck. Magebliche Beteiligung an der national-liberalen Sezession und 1884 an der Gr ndung der Deutsch-Freisinnigen Partei. 1893 Trennung von der Deutsch-Freisinnigen Partei. Ludwig Bamberger war selbst jdischer Konfession. Sein Nachla gelangte von Paris zunchst ins Reichsarchiv in Potsdam. Nach dem Krieg seit 1959 im Deutschen Zentralarchiv in Potsdam nachgewiesen, befinden sich die Papiere heute im Bundesarchiv in Berlin.
[139]

Im Departementarchiv von Nancy wurden mehr als tausend Akteneinheiten der deutschen Militrverwaltung fr Longwy und Briey aus den Jahren 1914 bis 1918 ermittelt, die dem Heeresarchiv in Potsdam berlassen und in dessen Auftrag abtransportiert wurden.
[140] [141]

Anlagen hier jeweils nicht aufgenommen. Anlage hier nicht aufgenommen. Anlage hier nicht aufgenommen. Nhere Einzelheiten nicht ermittelt. Der bisherige Amtsinhaber, Dr. Wilhelm Owald, wurde 1941 abgelst. Nachfolger war Dr. Kurt Bingler.

[142]

[143]

[144]

[145]

Kurt Bingler (1888- ? ). Dr. med., Arzt. Reichswehr, 1939 Korpsarzt VII. Armeekorps. 1940 Generalarzt. 1941 Leitender Sanittsoffizier beim Militrbefehlshaber in Frankreich. 1942 Generalstabsarzt und Armeearzt beim 20. Gebirgsarmeekommando in Nordnorwegen. 1944 Korpsarzt des Stellvertretenden Generalkommandos XVIII. Armeekorps in Salzburg.
[146]

Departement Meurteh-et-Moselle. Departement Charente-Infrieure.

[147]

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http://www.ihtp.cnrs.fr/prefets/de/d080941mbf.html

[148]

Maul- und Klauenseuche. Anlage hier nicht aufgenommen.

[149]

Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 41 vom 29. September 1941, S. 285: Verordnung zur Ergnzung der Verordnung ber den Rechtshilfeverkehr in Zivilsachen. Vom 14. September 1941.
[150]

Dr. Franz Schlegelberger (1876-1970). Jurist. 1938 Eintritt in NSDAP. 1931-1942 Staatssekretr im Reichsjustizministerium. 29.1.1941 bis 20.8.1942 kommissarischer Reichsjustizminister. Verurteilung zu lebenslnglicher Haft in Nrnberg. 1951 Freilassung.
[151]

Mit Ausnahme der an Sachverstndige gezahlten Entschdigungen wurden Kosten, die bei der Gewhrung der Rechtshilfe entstanden, nicht mehr erstattet.
[152]

Vgl. Journal Officiel vom 23. August 1941, S. 3550f.: N 3515. - Loi du 14 aot 1941 rprimant l'activit communiste ou anarchiste.
[153]

Vgl. Journal Officiel vom 26. August 1941, S. 3600: N 3646. - Loi du 25 aot 1941 modifiant la loi du 14 aot 1941 rprimant l'activit communiste ou anarchiste. In Modifizierung des Gesetzes vom 14. August wurde eine nderung in der Besetzung der vom Appellationsgericht ernannten Magistrate, darunter ein Vorsitzender, vorgenommen.
[154]

Vgl. Journal Officiel vom 10. September 1941, S. 3850f.: N 3883. - Loi du 7 septembre 1941 instituant un tribunal d'tat. Abgedruckt in: Regina M. DELACOR, Attentate und Repressionen, S. 112-114 (Dokument Nr. 23a).
[155] [156]

Anlage hier nicht aufgenommen. Zum Originalwortlaut vgl. Journal Officiel vom 10. September 1941, S. 3850f.: Rapport au Marchal de France, Chef de l'Etat fran ais, Vichy, le 6 septembre 1941, gez. Admiral Darlan, Pierre Pucheu, Joseph Barthlemy, abgedruckt in: Regina M. DELACOR, Attentate und Repressionen, S. 110-112 (Dokument Nr. 23).
[157]

Departement Rhne.

Auf die Befrchtung von Justizminister Barthlemy, da infolge des neu geschaffenen Staatsgerichtshofs die Kapazitt der Gefngnisse berlastet werde, soll Marschall P tain geantwortet haben: "Le peloton d'excution vous fera place." Abdruck des Dokuments in: Regina M. DELACOR, Attentate und Repressionen, S. 101-103 (Dokument Nr. 19).
[158]

Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 45 vom 31. Oktober 1941, S. 306-308: Verordnung ber den Postverkehr zwischen dem besetzten und dem unbesetzten Gebiet Frankreichs (DemarkationslinienPostverordnung). Vom 17. Oktober 1941.
[159]

Zu den Bestimmungen bezglich Post- und Fernmeldeverkehr im Jahre 1941 sowie deren berwachung s. BA-MA (Freiburg) RW 35/647 bzw. RW 35/1391.
[160] [161]

Vgl. hierzu auch den Lagebericht Oktober/November 1941, V 1, Arisierung.

[162]

Gemeint ist hier vor allem das Gesetz vom 22.7.1941, "relative aux entreprises, biens et valeurs appartenants aux Juifs", vgl. Journal Officiel vom 26. August 1941, S. 3594f. Im Rahmen des Gesetzes wurde auch ein Comit consultatif ins Leben gerufen, dem 12 hohe Verwaltungsbeamte und Bankiers angeh rten, das den SCAP in allen "technischen Fragen" beraten sollte. Im Juni 1941 wurde der Service franais du contrle des administrateurs provisoires (SCAP) dem Commissariat Gnral aux questions Juives unterstellt und im Mai 1942 mit der Direction de l'aryanisation conomique (DAE), die parallel in der unbesetzten Zone eingerichtet worden war, zur Direction de l'aryanisation conomique - Service franais du contrle des administrateurs provisoires (DAE-SCAP) zusammengelegt. Die Fusion wurde praktisch jedoch erst im November 1943 wirksam, vgl. M.-T. CHABORD, J. POUSSEL (Hg.), Inventaire des archives du Commissariat g nral aux
[163]

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questions juives et du Service de restitution des biens des victimes des lois et mesures de spoliation (AJ 38), Paris 1998, S. XIII-XXXI. Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 42 vom 4. Oktober 1941, S. 288-294: Vierte Verordnung zur Durchfhrung und Ergnzung der Feindvermgensverordnung. Vom 20. September 1941.
[164] [165]

Die Zeitung, die im Jahr 1939 eine Auflage von 1,8 Mill. Exemplaren erreicht hatte, wurde nach dem Waffenstillstand von dem Elssser Schiessle wiederbegrndet und spter von Roger Capgras und schlielich von Eugne Gerber geleitet, vgl. Philippe RANDA, Dictionnaire comment de la Collaboration franaise, Paris 1997, S. 600 sowie AN (Paris) AJ 40/607 und 608A. Roger Capgras (1900-1963). Ngociant en fruits et lgumes et directeur du Thatre des Ambassadeurs (avec Alice Coca), il devient au dbut de juillet 1940 directeur de la rdaction de Paris-Soir, ayant pour adjoints Henri Jeanson et l'avocat Nad. En septembre 1940 il lana le quotidien Aujourd'hui. Ancien membre de la SFIO il du bientt quitter le journal qu'il avait fond. Intern, il parvint s'vader et gagner l'Afrique du Nord, o il fut galement l'objet d'une mesure d'internement. Aprs la Libration il reprit son commerce de fruits et lgumes aux Halles de Paris. Eugne Gerber (1895- ? ). Avant la guerre il semble avoir fr quent les scnes ou les coulisses de thtre plus les salles de rdaction. Il s'accocia avec Franois Ribadau-Dumas au sein de la socit auxiliaire des priodiques et cra les ditions Thphraste Renaudot en septembre 1940. En tant que Volksdeutscher il rallia la collaboration et devient directeur gnral de Paris-Soir et l'un des associs de la socit ditrice d'Aujourd'hui. Il participa au financement des Nouveaux Temps de Jean Luchaire. Zum Administrateur provisoire des Petit Parisien hatte die deutsche Militrverwaltung den ehemaligen Colonel der Kolonialtruppen Michel Alerme berufen, ebenda S. 606 sowie AN (Paris) AJ 40/606.
[166]

Michel Alerme (1878-1949). Journaliste. Colonel. Sous-chef de cabinet de Georges Clemenceau. Directeur de l'cole Nationale d'Andr Tardieu, puis directeur d'une filale de l'Agence Havas pour l'Extr me-Orient. 1938 Co-fondateur de l'Agence Inter-France, dont il fut le prsident jusqu'en 1944. In langwierigen Verhandlungen, die im September 1940 aufgenommen worden waren, hatten sich Ren Schoeller, der Generaldirektor und dmond Fouret, der Aufsichtsratsvorsitzende beharrlich geweigert, dem deutschen Vorschlag auf bernahme von 49% des Aktienkapitals von La Librairie Hachette zuzustimmen. Der Verlag wurde daraufhin bis zum Ende des Krieges einem deutschen Verwalter unterstellt. Vgl. AN (Paris) AJ 40/606 sowie Pascal FOUCH, L'dition franaise sous l'Occupation 1940-1944, Paris 1987, S. 58ff.
[167]

dmond Fouret (1867-1955). Libraire-diteur. 1887 associ la direction de la Librairie Hachette, 1919 administrateur et prsident-directeur gnral jusqu'en 1952. 1936 administrateur de la Banque de Paris et des Pays-Bas. En 1940 il s'oppose nergiquement la prise de participation par les allemands d'une part majoritaire dans la soci t Hachette. Zu Ren Schoeller konnten keine nheren biographischen Angaben ermittelt werden.
[168]

Oberkommando der Wehrmacht, Wirtschafts- und R stungsamt. Zu den Zensurbestimmungen und Anweisungen vgl. BA-MA (Freiburg) RW 35/563 und RW 35/1273.

[169]

[170]

Im April 1941 war es in einigen Bergwerken der Norddepartements aufgrund der unzureichenden Lebensmittelversorgung, niedriger Lhne und der Wiedereinfhrung der Akkordarbeit zu Arbeitsniederlegungen gekommen, die sich bis Anfang Juni zum bislang massivsten Streik unter deutscher Besatzung ausweiteten. Etwa 100 000 Personen beteiligten sich, was etwa vier Fnftel der in der Region beschftigten Bergleute entsprach. Die Streikbewegung wurde gewaltsam von lokalen Besatzungsbehrden niedergeschlagen, die mit Ausgangssperren, Streichung der Zusatzrationen fr Schwerstarbeiter und der Verurteilung zu Zwangsarbeit reagierten. Vorzugs-Betriebe. Bezeichnung fr die deutsche Rstungsindustrie bzw. den lebensnotwendigen franzsischen Bedarf arbeitenden Unternehmen.
[171]

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Vgl. Journal Officiel vom 28. August 1941, S. 3642f.: Arrt du 12 aot 1941 fixant le mode de calcul des consommations autorises partir du 1er septembre 1941 pour les usages de l'lectricit en basse tension; Journal Officiel vom 9. September 1941, S. 3847: Arrt du 1er septembre 1941 fixant le mode de calcul des consommations autoris es partir du 1er septembre 1941 pour les usages de l'lectricit en haute tension.
[172] [173]

Demnach waren an Roheisen und Stahl in Frankreich produziert worden:

Binnenfrankr. [eich]

unbesetztes Frankreich

LongwyArdennes

Meurthe et Moselle

insgesamt

Juni

Roheisen Rohstahl

1 954 34 674 2 360 27 603 2 097 23 853

13 803 30 315 13 888 30 419 13 234 31 600

24 070 24 236 18 014 18 532 17 169 12 598

32 316 27 378 40 134 36 636 36 026 31 323

72 143 116 603 74 396 113 190 68 526 99 374

Juli

Roheisen Rohstahl

August

Roheisen Rohstahl

Vgl. Journal Officiel vom 3. und 4. November 1941, S. 4774: N 4517. - Loi du 25 octobre 1941 relative la mobilisation des mtaux non ferreux.
[174]

Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 46 vom 4. November 1941, S. 310-318: Verordnung ber den Verkehr mit bezugsbeschrnkten gewerblichen und forstwirtschaftlichen Erzeugnissen. Vom 17. Oktober 1941.
[175] [176]

Gemeint sind hier vermutlich die ersten Lieferungen im Rahmen des sogenannte Kehrl-Plans, benannt nach dem Namen des deutschen Generalreferenten fr Sonderaufgaben im Reichswirtschaftsministerium, zustndig fr Ausntzung der Rohstoffe in besetzten Gebieten, Hans Kehrl: "Der erste dieser sogenannten Kehrl-Plne war ein bereinkommen, das am 1. Februar 1941 in Paris von Minister Bichelonne als Vertreter der franz sischen Regierung und Dr. Michel als Vertreter des deutschen Militrbefehlshabers in Frankreich unterzeichnet wurde. Hierzu Prof. Dr. Carlo Schmid in einem Vortrag Die Wirtschaftsverwaltung in den besetzten westlichen Gebieten :Auf einigen Gebieten ist man noch weitergegangen, insbesondere auf den Gebieten Textil, Leder, Eisen und Stahl. Indem man davon ausging, da es auch fr den Nehmenden auf die Dauer nicht vorteilhaft ist, aus den besetzten Gebieten Erzeugnisse nur abzuziehen - weil man ja nur dann ihre Wirtschaft fruchtbar halten kann, wenn man sie mit dem versorgt, was ihr fehlt - , ist man dazu bergegangen, groe Begrenzungs- und Austauschvertrge zu schaffen. Der erste dieser Plne war der Vertrag ber die Textilmenge, die Deutschland aus Frankreich beziehen sollte, und die deutschen Gegenleistungen auf dem Textilgebiet, der sogenannten Kehrl-Plan. Hier wurde fr jeden einzelnen Zweig der Textilwirtschaft die Menge bestimmt, die auf deutschen und franzsischen Bedarf entfallen sollte und auf der anderen Seite die deutschen Gegenleistungen festgesetzt. (Zellwolle, Papier, Garn, usw.). Das ist eine wahre Magna Charta der Textilien geworden, ohne die ein gedeihliches Arbeiten nicht mehr vorstellbar ist. In diesen Tagen ist der Vertrag fr das nchste Wirtschaftsjahr mit Abnderungen erneuert worden." Zitat hier n. Hans KEHRL, Krisenmanager im Dritten Reich. 6 Jahre Frieden - 6 Jahre Krieg. Erinnerungen. Mit kritischen Anmerkungen und einem Nachwort von Erwin VIEFHAUS, Dsseldorf, 1973, hier S. 199 und S. 452f. Anm. 11. "Im Hafen von Marseille, das nicht zum besetzten Gebiet geh rte, lagerten bedeutende textile Rohstoffbest nde, vor allem Hanf, Baumwolle und Wolle. Sie konnten fr die fr Kriegsproduktion zugelassenen Qualitten nicht verwertet werden. Ich machte den Franzosen daher das Angebot, uns gegen Bezahlung diese Rohstoffbestnde zu berlassen mit der Verpflichtung, eine doppelte Menge deutscher Zellwolle an die franz sische Industrie aus dem Reiche zu liefern. Diese Aktion, die kaufmnnisch korrekt abgewickelt wurde, ermglichte es der franzsischen Textilindustrie, ihre knapp
[177]

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gewordenen Spinnstoffbestnde erheblich aufzustocken und die Zeit zu berbrcken, bis grere Mengen Zellwolle aus der Produktion eines neu geplanten Werkes zur Verfgung standen." Zitat s. Hans KEHRL, Krisenmanager, ebenda S. 200. Ab 1. August 1941 war der Erwerb von Tabak nur mit einer Bezugskarte mglich. Vgl. Le Petit Parisien vom 1. August 1941.
[178] [179]

In der Regelung wurden "reichsdeutsche Zivilpersonen und Selbstverpfleger der Wehrmacht" nicht explizit genannt. Dagegen galt fr Angehrige der Besatzungstruppen, franzsische Marine und Soldaten die Ausnahmebestimmung, mit einer Sondergenehmigung ein Paket Tabak bzw. Zigaretten zu erhalten. Vgl. Journal Officiel vom 10. August 1941, S. 3345-3347: Arrt du 25 juillet 1941 modifiant l'arrt du 2 mai 1941 portant codification de la rglementation des restaurants.
[180]

Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 37 vom 7. Juli 1941, S. 275: Verordnung zur Bekmpfung des Kartoffelkfers im besetzten franzsischen Gebiet. Vom 26. Juni 1941.
[181]

Vgl. Journal Officiel vom 12. August 1941, S. 3365: N 3434. - Loi du 11 aot 1941 portant cration d'un corps de commissaires du pouvoir.
[182]

Abweichend zu den Angaben im Monatsbericht des Militrbefehlshabers gab die Pariser Zeitung am 30. September 1941 bekannt, da die Fettzuteilung im Oktober 450g gegenber 525g im September betrage. Die Fettration setzte sich aus 125g Salatl und 325g Butter oder Fett anderer Art zusammen. Vgl. auch den Bericht in Le Petit Parisien vom 26. September 1941, S. 3.
[183] [184]

Vgl. Journal Officiel vom 24. September 1941, S. 4094f.: 3947. - Loi du 13 septembre 1941 relative au ravitaillement de la mtropole en vin pour la campagne 1941-1942..
[185]

Vgl. dazu auch oben B II 6 dieses Berichts. Organisation Todt. Kubikmeter. Auswrtiger Waren- und Zahlungsverkehr.

[186]

[187]

[188]

"Im Sommer 1941 gab der Militrbefehlshaber den Export nach Deutschland frei, und die franz sische Regierung hatte automatisch die Genehmigung zu erteilen, wenn die Lieferungen bei der Zentralauftragsstelle angemeldet waren oder auf Grund von Vertrgen erfolgten, ber die sich die Waffenstillstandsdelegation mit der franz sischen Abordnung geeinigt hatte. Wollte das Finanzministerium in den anderen Fllen der Ausfuhr nicht zustimmen, hatte es der Militrverwaltung Mitteilung zu machen, welche innerhalb von 14 Tagen Einspruch erheben konnte. [...], und wenn keine Einigung zu erreichen war, so konnte der Militrbefehlshaber einseitig die Genehmigung erteilen." Hans UMBREIT, Der Militrbefehlshaber in Frankreich, Boppard 1968, S. 317f.
[189] [190]

Das zwischen Frankreich und Norwegen vereinbarte Zahlungsprogramm wurde am 9. Oktober 1941 in Paris unterzeichnet und bezog sich auf die Kompensationsvereinbarung fr deutsch-franzsische Zahlungen vom 14. November 1940. Vgl. Journal Officiel vom 11. November 1941, S. 4864f.: N 4707. - Dcret du 10 novembre 1941 portant publication et mise en application du protocole du 9 octobre 1941 relatif l'application aux payements franco-norvgiens de l'accord de compensation pour les payements franco-allemands du 14 novembre 1940.
[191]

Norwegische Kronen. Nhere Einzelheiten nicht ermittelt. Nhere Einzelheiten nicht ermittelt.

[192]

[193]

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[194]

Reichsarbeitsministerium.

Vgl. Reichsgesetzblatt, Teil I, Jg. 1941, Nr. 90, S. 486: Verordnung ber die Sozialversicherung in den besetzten Gebieten vom 4. August 1941.
[195] [196]

Yves Bouthillier.

Vgl. Journal Officiel vom 6. Juli 1941, S. 2830-2835: N 2532. - Loi du 13 juin 1941 relative la rglementation et l'organisation de la profession bancaire. Am 25.7.1941 wurden Henri Ardant (Soci t Genrale), Justin Bellon (Socit lyonnaise de dpts et de crdit industriel), Charles-Albert Boissieu (Banque des pays du Nord), Ren Fabry (Compagnie algrienne) und Jules Joire (Jules Joire, Roubaix) von Finanzminister Bouthillier als Mitglieder des Comit permanent d'organisation professionnelle des banques besttigt, s. Annexe 7 zu Claire ANDRIEU, La Banque sous l'occupation, Paris 1990, S. 316.
[197]

Vgl. Journal Officiel vom 24. April 1941, S. 1742f.: N 1293. - Loi du 15 mars 1941 institutant une taxe exceptionnelle sur la plus-value des valeurs mobiliers. Zu den nderungen s. Journal Officiel vom 27.7.1941, S. 3143f.: N 3124. - Loi du 26 juillet 1941 modifiant la loi du 15 mars 1941 qui a institu une taxe exceptionnelle sur la plus-value des valeurs mobiliers.
[198] [199]

Die Erzeugerpreise pro Doppelzentner (dz) hatten sich demnach bei den wichtigsten Getreidesorten wie folgt entwickelt:

1939

1940

1941

Preisstand i.[m] Verhltnis zu 1939 = 100 ca. 152 % " 300 % " 290 % " 310 %

Weizen Hafer Roggen Gerste

dz " " "

197,50 72 84,50 74

215 145 171 160

300 215 245 230

[200]

Die Rstungsbetriebe verteilten sich wie folgt:

Bedarfstrger Heer Marine Luftwaffe Wehrmachtbeschaffungsamt R[stungs] In[spektion] Abt.Z/III

Betriebe 291 109 189 106 8 703 Vormonat

Betriebe 293 106 191 107 8 705

[201]

Rstungsinspektionen.

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[202]

Gemeint ist hier vermutlich eine Erfassung der Daten mit Hilfe einer Lochkarten-Anlage der Firma Hollerith.

In Ergnzung zu seiner Weisung Nr. 32: Vorbereitungen fr die Zeit nach Barbarossa, vom 21.6.1941 hatte Hitler am 14.7.1941 im Rahmen seiner Richtlinien fr die personelle und materielle Rstung des Reiches eine Verlagerung des Rstungsschwerpunktes vom Heer und der Marine zur Luftwaffe gefordert, um die Angriffe gegen die britischen Inseln wieder aufnehmen zu knnen vgl. Walther HUBATSCH (Hg.), Hitlers Weisungen fr die Kriegfhrung, Mnchen 1965, S. 159-162.
[203]

Karte hier nicht aufgenommen. Dem Wirtschafts- und R stungsstab (Wi R St.) in Paris unterstanden neben den beiden Rstungsinspektionen in Dijon und Angers zwei Rstungskommandos in Bordeaux und Bourges sowie 9 Auenstellen in Besanon, Laon, Le Mans, Nancy, Nevers, Orlans, Quimper und Rouen.
[204]

Vgl. Journal Officiel vom 6. September 1941, S. 3796: Arrt du 12 aot 1941 relatif aux affrtements obligatoires et aux dclarations de bateaux vides.
[205]

Das Gesetz sah fr Desertion, die von den Kapitnen umgehend anzuzeigen war, eine Haftstrafe von 2 bis 10 Jahren vor, setzt fr Offiziere jedoch von vornherein die Hchststrafe fest, vgl. Journal Officiel vom 31. August 1941, S. 3678: N 3642. - Loi du 23 aot 1941 rprimant la dsertion des marins du commerce et de la pche.
[206] [207]

Sonderzge fr Fronturlauber. Karte hier nicht aufgenommen.

[208]

Das erste Kontingent von franzsischen Freiwilligen der Lgion des volontaires franais contre le bolchevisme verlie Versailles in Richtung Osten am 4. September 1941. Ein zweiter Zug fuhr am 16. September 1941 ab. Vgl. die Berichterstattung in Le Petit Parisien vom 5. September 1941 sowie in der Pariser Zeitung vom 5. und 17. September 1941.
[209] [210]

Karte hier nicht aufgenommen. Wehrmachtverkehrsdirektion. Departement Basses-Pyrnes.

[211]

[212]

Das franzsische Straennetz wurde von den Deutschen in A-, B- und C-Straen eingeteilt. A-Straen waren die strategisch wichtigen Durchgangsstraen, B-Straen deren Verbindungsstraen und C-Straen das restliche Straennetz.
[213] [214]

Karte hier nicht aufgenommen. Die Zahlenangabe wurde handschriftlich erg nzt. Die Liste der wiederaufgebauten Brcken wies folgende Zahlen aus: A-Strassen Zahl % 100 B-Strassen Zahl 106 % 100 C-Strassen Zahl 1908 % 100

[215]

Gesamtzahl der zerstrten Brcken Fertiggest. [ellte] Brcken Endg.[ltiger] Ausbau

137

29

21

20

19

297

15,5

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Lagebericht - August - September 1941 (MBF)

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Als Dauerbeh. [elfs]Br. [cken] In Bau Endg.[ltiger] bef.[indliche] Ausbau Brcken Als Dauerbeh. [elfs]Brcken Noch neu bezw. umzubauen:

74

54

46

43,5

383

20,1

32

23.4

31

29

364

19,1

1,6

4,7

100

5,2

3,8

764

40,1

[216]

Gemeint ist der Anschlag auf den Marineverwaltungsassistenten Alfons Moser.

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Lagebericht Oktober - November 1941 (MBF)

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AN, AJ 40/443 Paris, den 30. November 1941[1] Der Militrbefehlshaber in Frankreich[2] Kommandostab Abteilung Ia Br.[ief]B.[uch]Nr. 1320/41 g.[eheime]K[omman]dos.[ache][3]

Betr.: Lagebericht Oktober/November 1941 Anlagen: 1 Heft Lagebericht 1 Heft Anlagen

Geheime Kommandosache !
An den

Herrn Oberbefehlshaber des Heeres[4]

Beiliegend wird der Lagebericht Oktober/November 1941 vorgelegt.

Der Militrbefehlshaber von Stlpnagel

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Verteiler[5]:

O.K.H.[6] Adj. Ob.d.H.[7] Adj. Chef Gen.Stb.d.H.[8] Gen.Qu.[9] O.Qu I O.Qu V G.Z.[10] Op. Abt.[11] Org.Abt.[12] O.Qu IV Abt. fremde Heere West Heerwesen-Abt. Chef Transportwesen Chef H.N.W.[13] Chef H Rst und BdE[14] Personalamt Chef der Heeresarchive[15] 1. 2. 3. u. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. bis 18. 19. 20. Ausfertigung " " " " " " " " " " " " " " "

O.K.W.[16] W F St/L[17] A Ausl.Abw.[18] Abt. Kriegsgefangene 21. 22. 23. " " "

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Militrbefehlshaber in Frankreich Kommandostab Ia Ic IIa III Abwehrleitstelle Prop.Abt.[19] V.O.V.F.[20] Verb.Offz. zur Deutschen Botschaft[21] Verwaltungsstab O.Qu.West[22] W.Wi.R.-Stab Frankreich[23] Hh.Nachr.Fhrer[24] Wehrmachttransportleitung Paris[25] Mil.Verw.Bez. A Mil.Verw.Bez. B Mil.Verw.Bez. C Mil.Verw.Bez. Bordeaux Kommandant von Gross-Paris[26] 81. bis 83. 84. bis 86. 87. bis 89. 90. bis 93. 94. " " " " " 38. bis 76. 77. 78. 79. 80. " " " " " 24. bis 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35. 36. u. 37. " " " " " " " " "

Nachrichtlich Oberbefehlshaber West[27] zugl. fr AOK's[28] 95. bis 98. "

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Lagebericht Oktober - November 1941 (MBF)

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Waffenstillstandskommission Kommand.[ierender] Admiral Frankreich[29] General der Luftwaffe Paris[30] Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] in Belgien und Nordfrankreich[31] Akte Ia - Reserve

99. 100. 101. 102.

" " " "

103. bis 115.

"

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Geheime Kommandosache!

Lagebericht

fr die Monate Oktober/November 1941

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Inhaltsverzeichnis

I. Die politische Lage

II. Aufbau der Dienststellen des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] in Frankreich 1.) Stbe 2.) L[an]d[es]sch.[tzen] Einheiten 3.) Bewachungsaufgaben 4.) Militrisches Nachrichtenwesen 5.) Bodenstndige Einrichtungen 6.) Kriegsgefangene

III. Exekutive und Gerichtsbarkeit 1.) Feldgendarmerie 2.) Gerichtswesen

IV. Die franzsische Verwaltung 1.) Allgemeines 2.) Polizeiwesen 3.) Schule und Kultur 4.) Finanzwesen 5.) Gesundheits- und Veterinrwesen 6.) Justizwesen 7.) Post- und Nachrichtenwesen

V. Die franzsische Wirtschaft 1.) Allgemeines

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2.) Die Entwicklung in den einzelnen Zweigen der gewerblichen Wirtschaft 3.) Ernhrung und Landwirtschaft 4.) Forst- und Holzwirtschaft 5.) Auswrtiger Waren- und Zahlungsverkehr 6.) Arbeitseinsatz und Sozialfrsorge 7.) Bank-, Brsen- und Versicherungswesen 8.) Preisregelung

VI. Rstungswirtschaft

VII. Das Verkehrswesen

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I. Die politische Lage[32].

Zwei wesentliche Tatsachen beherrschen das Lagebild des Novomber [sic!]: General Weygand ist zurckgetreten[33]. Die innerpolitische Atmosphre hat sich beruhigt. Admiral Darlan - untersttzt von Pucheu und Bnoist-Mchin [sic!]- hat - zugleich im Machtkampf um sein Primat - mit der Entlassung Weygands[34] einen Erfolg errungen. Marschall Ptain hat sich aber zu der Entlassung erst entschlossen, nachdem ihm der deutsche Druck und die mglichen Folgen fr das deutsch-franzsische Verhltnis und damit fr die Neugestaltung Europas aufgezeigt wurden. Die vorher wiederholt als Schreckmittel angesagten mglichen Rckwirkungen auf das Verhltnis zu USA (Aufhren der Zucker- und Brennstofflieferungen fr Nordafrika) sind bisher nicht eingetreten. Durch Teilung der militrischen und zivilen Gewalten in Nordafrika hat Admiral Darlan eine wesentliche Verstrkung seiner Stellung als Vizeprsident und als Landesverteidigungsminister erreicht, zumal er nach dem Tode General Huntziger's[35] auch noch das Kriegsministerium aus Reformgrnden interimistisch verwalten will. (Spter soll General Juin[36] ernannt werden). Die Attentisten haben durch Weygand's Abschied einen Rckschlag erlitten und suchen nach neuen Partnern, whrend die grossen Massen in einer gewissen Lethargie in den zwangslufig sich steigernden Versorgungsschwierigkeiten des Winters stehen. Innerpolitisch ist infolge der umfassenden Massnahmen des Milit rbefehlshabers eine gewisse Beruhigung eingetreten[37]. Viel bemerkt wurde Marschall Ptain's Gruss an die franzsische Freiwilligenlegion: "Ihr Teilnehmer an dem Kreuzzug, dessen Fhrung Deutschland bernommen hat, schtzt Frankreich und sichert Deutschlands Hoffnung auf ein neues und vershntes Europa"[38]. So hoffen Marschall Ptain und die franzsische Regierung die Tr zu weiteren politischen und militrischen Verhandlungen mit Deutschland, die Frankreich am 13. Dezember 1940 selbst zugeschlagen hat[39], wieder zu ffnen.

Stimmung und innere Sicherheit Der im Bericht ber die politische Lage in Frankreich Oktober 1941 (vgl. Anl.[age] 1[40]) gemeldete Aufruf des gaullistischen Rundfunks zu einer allgemeinen Kundgebung am 31.10.41[41] ist ebenso wie ein zweiter zum Waffenstillstandstag (11.11.)[42] im Grossen nicht befolgt worden. Beide Tage sind ruhig verlaufen.

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Die Zahl der Sabotageflle ist im November um die Hlfte gegenber dem Vormonat zurckgegangen (Oktober 162, November 83). Im Einzelnen ergeben sich folgende Zahlen:

Kabelsabotagen Eisenbahnsabotagen Brnde berflle

59 9 47 14

25 9 15 4

Politische Mordanschlge haben sich seit den Fllen Nantes[43] und Bordeaux[44] nicht ereignet. Die deutschfeindliche Propaganda, kommunistische, gaullistische und englische, hat berall nachgelassen. Der nach der Roosevelt-Churchill-Begegnung[45] verstrkte Abwurf von Propagandamaterial durch die RAF[46] ging bald danach wieder zurck, stieg aber seit Anfang November wieder an. Neu ist die stark betonte Parole zu einer go-slow-Bewegung (Arbeitssabotage). Kommunistische Schriften fanden sich stellenweise in abgelegten Paketen, weil der Mut zur Verteilung fehlte. Das Eintreten de Gaulles fr die Mrder von Nantes und Bordeaux (Rundfunkrede[47] und Verleihung des de Gaulle-Kreuzes an die Stadt Nantes[48]) hat seinem Ansehen in weiten Kreisen geschadet. Auf Grund der letztmals gestellten Frist wurden berall grosse Mengen von Waffen abgeliefert oder fortgeworfen. (Vgl. Anl. 2[49]). Die Entwicklung ist nicht auf einen Wandel in der Stimmung der Bevlkerung gegenber Deutschland zurckzufhren. Das franzsische Volk ist im Ganzen gegenber allen politischen Fragen nur noch stumpfer geworden. Daher finden auch die collaborationsfreundlichen Parteien kaum Widerhall im Volk. Der einzelne Franzose wird ganz in Anspruch genommen durch die Sorge um das tgliche Leben fr sich und die Seinen. Eine wirklich tiefgehende Erregung in der gesamten Bevlkerund [sic!] wurde lediglich hervorgerufen durch die Geiselerschiessungen[50]. Sie haben eine schockartige Wirkung ausgelst und mit den brigen Sicherungsmassnahmen zunchst jedenfalls die aktiven deutschfeindlichen Elemente eingeschchtert. Den gemeinsamen Anstrengungen der deutschen und franzsischen Polizei ist es gelungen, den Tterkreis der Pariser Attentatsflle[51] und auch den Mord an Oberstleutnant Hotz Nantes[52] zu klren. Mehrere Mittter sind verhaftet und gestndig, sie entstammen einer ausgezeichnet organisierten jungkommunistischen Terrorgruppe. Der Rckgang der antideutschen Bettigung ist auf umfassende Massnahmen des Militrbefehlshabers zurckzufhren, von denen die Aktionen der Abw.[ehr] gegen gaullistische Organisationen, Einrichtungen, sowie ein umfassendes Vorgehen im ganzen Lande gegen Waffenbesitzer besonders erfolgreich waren. Diese Massnahmen wurden auf Veranlassung des Mil.[it r]Bef. [ehlshabers] durch franzsische Dienststellen wirkungsvoll untersttzt[53].

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Innere Sicherheit, Ruhe und Ordnung sind zurzeit nicht gefhrdet.

II. Aufbau der Dienststellen des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] in Frankreich. (vgl. Anlage 3[54])

1.) Stbe. (vgl. Anlage 4 und 5[55]) Stand 30.11.41:

4 Bezirkschefs[56] Kommandant von Gross-Paris 38 Feldkommandanturen 142 Kreiskommandanturen.

Die F.K.[57] 515 (Jersey) wurde einsatzmssig dem AOK 15[58] unterstellt. nderung in der Besetzung der Militrverwaltungsbeamten whrend der Berichtszeit.

Zugang: 45 hhere, 8 gehobene, 6 mittl.[ere] Beamte (bernahme von Sachverstndigen)

Abgang: 20 hhere, 7 gehobene, 1 mittl.[erer] Beamter, 9 Sonderfhrer. 2.) Landesschtzen-Einheiten. Stand 30.11.41:

8 L[an]d[es]s.[chtzen] R[e]g[imen]t. Stbe (vgl. Anl. 6[59])

(L[an]d[es]s.[chtzen]R[e]g[imen]t.St.[ab] 94 fr den Osten abgegeben. L[an]d[es]s.[chtzen] R[e]g[imen]t. St.[ab] 65 von Pontivy (Bez.[irk] B[60]) nach Viroflay

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(Bez.[irk] A[61] verlegt) 77 L[an]d[es]s.[chtzen] Bat[ai]l[lon]e. (vgl. Anl. 6 und 7[62]) davon 3 zum Einsatz bei O. Qu. West.

Von L[an]d[es]s.[chtzen] B[a]t[ai]l.[lon] 467 wurde die 2. und 3. Komp.[anie] dem Kommandanten der Kanalinseln[63] einsatzmssig unterstellt. sind zum Abtransport nach dem Osten bereitgestellt.

8 L[an]d[es]s.[chtzen] Bat[ai]l[lon]e.

Die restlichen 200 Baustellentrupps fr den Osten (Gesamtzahl 425) sind bis zum 11.10.41 abtransportiert worden. Die Ausbildung gestaltet sich durch die Vielzahl der Bewachungsaufgaben immer schwieriger. Zur Fortbildung der Unterfhrer wurden in Vesoul[64] unter Leitung des Kommandeurs L[an]d[es]sch. [tzen] R[e]g[imen]ts. Stab 95[65] zwei Ausbildungslehrgnge durchgefhrt.

3.) Bewachungsaufgaben. Die im Vorbericht dargelegten Schwierigkeiten[66] vorschrfen [sic!] sich durch das Herausziehen von L[an]d[es]sch.[tzen]-Einheiten, da schon bisher nur vordringlichste Objekte durch eigene Kr fte bewacht werden konnten.

4.) Militrisches Nachrichtenwesen. Die Vorarbeiten zur Auslegung eines neuen Kstenkabels sind begonnen. Ein neuer englischer Hetzsender auf Welle 1500 gleich 200 kHz ist erkannt. Seine Sendungen knnen mangels geeigneter Langwellensender zurzeit nicht gestrt werden. Die Strzentrale hat 4 Mittelwellen- und 8 Kurzwellensender in Betrieb. Vorarbeiten fr einen Gleichwellenrundfunk sind im Gange. Mit der Inbetriebnahme ist Anfang 1942 zu rechnen. Der Einsatz der Feldnachrichtenkommandanturen und Nachrichtenhelferinnen sowie der Rundfunksender ergibt sich aus den Anlagen 8 und 9[67].

5.) Bodenstndige Einrichtungen. Truppenbungspltze Die Unterknfte des Artillerie-Schiessplatzes Barbezieux[68] werden erweitert, nachdem mit Rcksicht auf die Rohstofflage die Errichtung eines Barackenlagers fr eine Art.[illerie]Abt.[eilung] nicht durchgefhrt werden konnte.

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Int.[ernierungs]-Lager Das Lager Compigne[69] wurde als stndiges Konzentrationslager fr aktive feindliche Elemente eingerichtet.

Standortarrestanstalten und Strafvollzug Die Standortarrestanstalten in Brest[70] und Le Havre[71], die wegen der besonderen Luftgefhrdung geschlossen waren, sind im beschrnktem Umfange wieder erffnet worden. Vom franzsischen Justizministerium wurden auf Veranlassung des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] 2 neue Strafanstalten eingerichtet, in denen ausschliesslich von deutschen Wehrmachtgerichten verurteilte Landeseinwohner untergebracht werden.

Soldatenheime 213 Heime sind in Betrieb (vgl. Anlage 10[72]), davon 9 Heime Zugang in der Berichtszeit. Durch Bildung der Betreuungshelferinnenschaft gemsss OKH/ Chef H Rst und BdE. vom 7.10.41 sind die in den Soldatenheimen eingesetzten Schwesternhelferinnen mit Wirkung vom 1.11.41 aus der Freiwilligen Krankenpflege ausgeschieden und dem General z.b.V. IV[73] unterstellt worden. Fr die Soldatenheime und Truppen des stlichen Kriegsschauplatzes stellten die Soldatenheime im Bereich des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] in Frankreich etwa 30 000 Weihnachtspakete im Werte von je 3.bis 4.- RM, 45 to Kaffee und 200 000 Weihnachtskerzen zur Verfgung.

Unterkunftsfragen Es wurden Belegungskarten im Mastab 1:400 000 - getrennt nach Departements - angelegt, in denen die Unterbringungsmglichkeiten fr Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften, Pferde und Fahrzeuge enthalten sind. (Vgl. Muster Anlage 26[74]). Die Belegungsmglichkeit in Kasernen und kasernenhnlichen Gebuden wird durch eine Zentralkartei erfat.

Luftschutz Die Auflockerung und Auslagerung kriegswichtiger Gter und von Kfz.-Ansammlungen, sowie die Ummantelung grosser Treibstoffbehlter wurde fortgesetzt. Der Verb.[indungs]Off[i]z.[ier] Luftschutz (VOLS) bei der F.K. 755 in Le Mans[75] wurde herausgezogen, dafr wurden im unmittelbarem Kstengebiet und zwar bei der F.K. 752 in Quimper[76] und bei der F.K. 540 in La Rochelle[77] 2 neue VOLS-Stellen geschaffen. Einsatz der VOLS vgl. Anlage 11[78].

Feuerschutz

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Die Gruppe "West" des F[euer]sch.[utz]-Pol.[izei] R[e]g[imen]ts. - "Sachsen" wurde durch die III./ F[euer]sch.[utz] Pol.[izei] R[e]g[imen]t. 2 abgelst.

Einsatz:

Stab und Staffel 7. Komp[anie] 8. Komp[anie] 9. Komp[anie]

in Paris in Le Mans (als bewegliche Reserve) in Vlissingen und Rotterdam in Cherbourg, Le Havre.

Die Einheiten der Feuerschutzpolizei sind vom 30.9.41 bis 30.11.41 neunmal bei grsseren Brnden eingesetzt worden.

6.) Kriegsgefangene Organisation Bestand an K[riegs]-g[e]f. [angenen]: Weisse 400 (Juden, akt.[ive] U[ntero]ff[i]z.[iere] und Nichtfranzosen) Farbige 61840 62240

Zum Abtransport sind 2 000 Madagassen und zur Entlassung 10 000 Nordafrikaner bereitgestellt.

Der Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] in Frankreich verfgt ber

1 K[riegs]g[e]f.[angenen] Bez.[irks] K[omman]d[an]t. (K[riegs]g[e]f.[angenen] K[omman]d[an]t. D, der von Brssel nach Bordeaux verlegt wurde) 9 Frontstalags[79] fr K[riegs]g[e]f.[angene] 1 Frontstalag fr Internierte 28 L[an]d[es]sch.[tzen] B[a]t[ai]l[lon]e. mit 113 Komp.[anien] (vgl. Anlage 7[80])
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Bez.[irks]

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(L[an]d[es]sch.[tzen] Bat[ai]l.[lon] 392 ist mit Mil.[itr] Verw.[altungs] Bez.[irk] A[81] als Dep.[artement]-B[a]t[ai]l.[lon] eingesetzt worden).

Abgaben nach dem Osten: 4 K[riegs]g[e]f.[angenen] - Bez.[irks] K[omman]d[an]t.[uren] 11 Frontstalags.

Beurlaubungen und Entlassungen Die Entlassung der Weltkriegsteilnehmer ist mit der im Vorbericht gemeldeten Zahl von 49 844 K[riegs]g[e]f.[angenen] abgeschlossen[82].

Als "kinderreiche Vter" und "lteste Shne"wurden aus den Stalags des Reichs

2217 K[riegs]g[e]f.[angene] ins besetzte Gebiet beurlaubt und 188 K[riegs]g[e]f.[angene] ins unbesetzte Frankreich entlassen 2405

so da nunmehr insgesamt 14083 K[riegs]g[e]f.[angene] entlassen bezw. beurlaubt wurden. Aus den Frontstalags wurden nachtrglich 108 weisse K[riegs]g[e]f.[angene] fremder Nationalitt, die bei der allgemeinen Beurlaubung weisser K[riegs]g[e]f.[angener] nicht bercksichtigt waren, beurlaubt.

Arbeitseinsatz Smtliche verfgbaren K[riegs]g[e]f.[angenen] sind zur Arbeit eingesetzt.

Fluchten der K[riegs]g[e]f[angenen] Die Anzahl der Fluchten ist von 0,9% im Vormonat auf 1,5% im Oktober gestiegen, im November aber auf 0,8% zurckgegangen. Unter dem Eindruck der Beurlaubungen der weissen K[riegs]g[e]f.[angenen] wirken sich Angst vor dem Winter, Heimweh und wirtschaftliche Not in der Familie besonders stark aus.

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Gesundheitszustand Der Gesundheitszustand der K[riegs]g[e]f.[angenen] ist befriedigend.

III. Exekutive und Gerichtsbarkeit.

1.) Feldgendarmerie. Die Zusammenarbeit mit der franzsischen Polizei und Gendarmerie blieb weiterhin zufriedenstellend. Der Ersatz fr die Feldgend.[armerie]-Felders.[atz]-Komp.[anie] ist besser geworden.

Einsatz der Feldgend.[armerie]-Trupps vgl. Anlage 12[83]. bersicht ber Anzeigen, beschlagnahmte oder sichergestellte Gegenstnde, Beutematerial vgl. Anlage 27[84], 28[85] und 29[86].

2.) Gerichtswesen. Der Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] in Frankreich hat in den Berichtsmonaten als hherer Befehlshaber besttigt:

64 Todesurteile gegen Landeseinwohner wegen Feindbegnstigung, Spionage, Gewalttat, Ntigung zur Unzucht, Vorbereitung zum Hochverrat und Waffenbesitzes (40 Flle). Von diesen Strafen sind 43 vollstreckt. Der ObdH[87] hat in zwei Fllen die Strafen in lebensl.[ngliche] Zuchthausstrafen umgewandelt, in 8 Fllen den Vollzug der Strafe einstweilen ausgesetzt. Bei 11 Fllen steht die Entscheidung des ObdH noch aus.

Von Juni 1940 bis 20.11.41 sind 249 Todesurteile gegen Landeseinwohner ergangen, von denen 108 vollstreckt wurden.

44 Verurteilungen zu Freiheitsstrafen von ber 5 Jahren davon:

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2 gegen Soldaten wegen Diebstahls und Zersetzung der Wehrkraft, Fahnenflucht und Mordversuchs

1 gegen einen deutschen Zivilisten wegen Diebstahls

41 gegen Landeseinwohner wegen Waffenbesitzes, Feindbegnstigung, Diebstahls, Zersetzung der Wehrkraft, Verabredung des Landesverrats, deutschfeindlicher Kundgebung, Herstellung und Verbreitung deutschfeindlicher Flugschriften, berschreitens der Demarkationslinie, Notzucht.

75 weitere Verurteilungen davon:

10 gegen Soldaten (einschl.[ielich] 5 Off[i]z.[iere]) 65 Landeseinwohner

11 Freisprche gegen Landeseinwohner

54 Urteile wurden aufgehoben davon:

6 gegen Soldaten 48 gegen Landeseinwohner.

Die Straftaten sind die gleichen wie in den frheren Berichtsmonaten. Wegen der in den Berichtsmonaten erfolgten Attentate wurde bei Waffenbesitz und kommunistischer Bettigung vielfach auf Todesstrafe erkannt.

IV. Die franzsische Verwaltung

1. Allgemeines

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Zusammenarbeit m[it] d[en] franz. Behrden Die Zusammenarbeit mit den franz. Behrden gibt im wesentlichen zu Beanstandungen keinen Anlass, eine Zurckhaltung ist in der Provinz teilweise festzustellen. Gegen den von der franz. Regierung vorgenommenen grossen Prfektenschub, der im besetzten Gebiet 29 Prfekten erfasste, wurden von Seiten des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] nur hinsichtlich einer Besetzung Einwendungen erhoben[88].

Kriegssachschden Bisher wurden ber 400 000.- RM Entschdigunggezahlt. Die Frist zur Antragstellung fr die zurckliegenden Schadensflle wurde bis Mrz 1942 verlngert. Flchtlingswesen Die rckkehrwilligen Flchtlinge aus dem Elsass werden im wesentlichen bis Ende d.[ieses]J.[ahres] zurckgekehrt sein. Da fr jede Rckfhrung lothringischer Flchtlinge, die sich noch in grosser Zahl in Innerfrankreich aufhalten, die ausdrckliche Genehmigung des CdZ[89] erforderlich ist, kann diese Rckfhrung nur stockend durchgefhrt werden.

2. Polizeiwesen

Die franz. Polizei hat tatkrftig an den Ermittlungen gegen die Attentter in Nantes und Bordeaux mitgewirkt und durch die Feststellung des wahrscheinlichen Tterkreises tatschlichen Erfolg gehabt[90]. Weitere erfolgreiche Aktionen hat insbesondere die Pariser Polizei gegen die verbotene kommunistische Partei aufzuweisen. Die franz. Polizei, und zwar ihre schlagkrftigsten Teile, die Gendarmerie (s. Anlage 24[91]) und die staatliche Kriminalpolizei (brigade mobile)[92], leiden nach wie vor bei der Vielheit der ihnen gestellten Aufgaben unter Personalmangel, der sich auch bei dem Einsatz in Nantes und Bordeaux auswirkte. Der mangelnde polizeilicheWert der kommunalen Polizei[93], der sich bei dem Attentat in Bordeaux, auch wegen der Unterstellung der kommunalen Polizei unter verschiedene Brgermeister der Bannmeile von Bordeaux[94], gezeigt hat, wird zur Verstaatlichung der Polizei in Bordeaux Veranlassung geben[95]. Um die Schlagkraft und die Einsatzfhigkeit der franz. Polizei gegen den Kommunismus zu erhhen, ist in Verbindung mit der staatlichen Kriminalpolizei ein "service de police anti-communiste"[96] geschaffen worden. Zur Sicherung der grossen Eisenbahnlinien ist das franz. Verkehrsministerium mit der Aufstellung eines Verkehrssicherungsdienstes[97] beauftragt worden, der bahnpolizeiliche Funktionen haben wird. Das bisher als franz. Haftlager fr Kommunistenin Compigne bestehende Lager wird zu einem

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deutschen Polizheihaftlager fr umstrzlerische Elemente ausgebaut, an deren Verbleib in deutschem Gewahrsam, auch unter dem Gesichtspunkt der Geiselnahme, ein Interesse besteht. Zust ndig fr Einlieferung und Entlassung sind die Feldkommandanturen. Das Institut der Sicherungshaft, die im Sicherungshaftlager Romainville vollzogen wird, bleibt nach den bisher hierf r geltenden Anordnungen als Form der gesteigerten Verwaltungshaft bestehen. Waffenrazzien hatten, besonders in Paris, Erfolg. Eingehende Weisungen des Mil[itr]Bef[ehlshabers] ergingen an die Dienststellen seines Bereichs zur Bekmpfung von Streik und passivem Widerstand (s. S. 12[98]) und zur Sicherung von Pulver, Sprengstoffen und Sprengmitteln.

3. Schule und Kultur

Allgemeines Durch Gesetz sind die Prfekten ermchtigt worden, Einrichtungen des privaten Schulwesens durch regelmssige Zuschsse aus ffentlichen Mitteln zu untersttzen[99]. Damit wird ein weiterer Schritt in der Gleichstellung der konfessionellen mit den ffentlichen Schulen getan, der zugleich dem Staat das Recht auch zur schulfachlichen Aufsicht gibt.

Die franz. Regierung versucht, durch einen Neuaufbau der Berufsverbnde der Lehrer und Professoren auf diese verstrkten politischen Einfluss zu gewinnen[100]. Auf den hheren Schulen wird in immer strkerem Masse als neuere Fremdsprache das Deutsche anstatt des Englischen gewhlt; das Interesse der Bevlkerung an deutschen kulturellen Veranstaltungen ist stark. Infolge des nach wie vor bestehenden Mangels an Lehrkrften in der Sperrzone macht sich dort eine zunehmende Verwahrlosung der Jugend bemerkbar.

Kunstschutz Auf Anregung des Ob West wurden in einem Merkblatt (s. Anlage 33[101]) allgemeine Richtlinien fr die Behandlung knstlerisch und historisch wertvoller Schlsser durch die belegende Truppe aufgestellt, die an alle in Frankreich liegenden Einheiten verteilt werden sollen.

Archivwesen Mit der Rckfhrung verschiedener lothringischer und elsssischer Gemeindearchive ist diese Rckfhrungsaktion fr das besetzte Gebiet abgeschlossen, whrend die im unbesetzten Gebiet zurckgehaltenen Archive trotz vielfacher Bemhungen noch nicht freigegeben sind. Die Rckfhrung der Einrichtung der Universitt Strassburgist abgeschlossen.
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4. Finanzwesen

Kommunalsteuerreform Das franz. Finanzministerium fhrt z.[ur]Z[ei]t. eine Reform des vllig veralteten und unzulnglichen Steuersystems durch mit dem Ziel einer Vereinfachung und Reformierung des franz. Kommunalsteuerrechts ohne Beeintrchtigung der Finanzkraft des Staates. Die Reform sieht die Abschaffung der "Fondscommuns"[102] und derjenigen staatlichen Subventionen vor, die nicht einen klar bestimmten Zweck haben. Zum Ausgleich sind die folgenden Massnahmen getroffen worden:

1. Einige bisher von den Gebietskrperschaften getragene Ausgaben werden vom Staat bernommen (z.B. Arbeitslosenhilfe, Polizeikosten, gemeindliche Steuerverwaltungskosten), 2. einige Staatssteuern werden Gemeindesteuern (Lustbarkeitssteuer, Lizenzgebhren), 3. fr Gemeinden ber 50 000 Einwohner werden zwei neue Gemeindesteuern eingefhrt (eine Art Grunderwerbsteuer, Kleinhandelssteuer), 4. der Staat zahlt den Departements und den Gemeinden fr wichtige ffentliche Ausgaben Jahreszuschsse, die u.a. nach Grsse, Einwohnerzahl und Schullasten bemessen werden.

Die Reform der "Centimes additionnels" wird z.[ur]Z[ei]t. vorbereitet durch die Revision der Grund- und Bodenschtzung, welche auf Grund eines Gesetzes vom 12.4.41 (JO vom 5.5.41)[103] im Gange ist und bis Ende 1942 durchgefhrt sein soll.

Die Lage d.[er] franz. Zollverwaltung Zu Beginn der Besatzung wies die franz. Zollverwaltung infolge Fortfalles ihrer Aufgaben einen berschuss an Personal auf. Neuerdings kann eher von einer Personalknappheit gesprochen werden, die darauf zurckzufhren ist, dass ein grosser Teil der zur Unttigkeit verurteilten franz. Zollbeamten durch andere Verwaltungen, vor allem durch die franz. Preisverwaltung und durch die Prfekten (Lebensmittelberwachung), in Anspruch genommen wird. Diese beiden Verwaltungen haben im Laufe der letzten Monaten mehrere hundert Zollbeamte fr ihre Zwecke abgezogen. Hinzu kommt, dass die franz. Zivilverwaltung aus eigenem Antriebe einen Zollkordon auf der Seite des unbesetzten Gebietes lngs der Demarkationslinie aufgebaut hat. Eine weitere Abgabe von Zollbeamten fr Zwecke anderer Verwaltungen kann nicht mehr in Betracht kommen, ohne die Aufgaben der franz. Zollverwaltung selbst ernstlich zu gefhrden[104].

Entwicklung der franz. Zolleinnahmen Die aus den Anlagen 34 bis 36[105] ersichtliche Entwicklung der franz. Zolleinnahmen zeigt, dass diese in

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den ersten 7 Monaten der Besetzung noch von der Rumung der vorhandenen Zollager gezehrt haben, weshalb sich die rcklufige Bewegung in den Zolleinnahmen, wie sie kriegsbedingt ist, bis Ende 1940 noch keineswegs entsprechend ausdrckt. Erst von Beginn des Jahres 1941 ab haben wir ein echtes Bild des derzeitigen Zustandes der franz. Zolleinnahmen, die heute berwiegend durch die Einnahmen aus der Kolonialeinfuhr getragen werden. Dass diese bei der unter stndiger Bedrohung durch die englische Blockade stehenden allgemeinen Beschrnkung der Einfuhr z.[ur]Z[ei]t. nicht erheblich sein knnen, liegt auf der Hand.

5. Gesundheits- und Veterinrwesen Die Gesamtlage auf dem Gebiet des Gesundheits - wie auch des Veterinrwesens (s. Anlage 37[106]) hat gegenber dem Bericht August/September keine irgendwie ins Gewicht fallende nderung erfahren.

6. Justizwesen

Deutsche Strafrechtspflege. Im Interesse der deutschen Kriegswirtschaft erging am 6.11.41 eine Verordnung des Mil.[itr]Bef. [ehlshabers] zum Schutze des Arbeitsfriedens (s. Anlage 30[107]), nach der mit Freiheits- oder Geldstrafe bestraft wird, wer die Belange der deutschen Besatzung dadurch schdigt, dass er ohne rechtmssige Lsung des Arbeitsverhltnisses die Arbeit einstellt, Arbeitnehmer aussperrt, andere zur Arbeitseinstellung oder Aussperrung auffordert oder in sonstiger Weise den Arbeitsfrieden strt.

Deutsche Zivilrechtspflege Auf Veranlassung des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] hat das franz. Justizministerium angeordnet, dass vor den franz. Gerichten des besetzten Gebietes Deutsche - gleichgltig, ob sie ihren Wohnsitz im besetzten Gebiet oder anderswo haben - von der sonst fr Auslnder bestehenden Pflicht zur Sicherheitsleistung fr Prozesskosten befreit sind und dass sie unter den sonst blichen Voraussetzungen zum Armenrecht zugelassen werden knnen[108]. Eine entsprechende Anordnung an die deutschen Gerichte zu Gunsten der Franzosen wird vom Reichsjustizminister[109] erlasssen werden.

Durch eine Verordnung des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] vom 2.10.41 (s. Anlage 30[110]) wurde die Besttigung von rechtlich erheblichen Urkunden fr den internationalen Rechtsverkehr geregelt. Da auch der Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] in Belgien und Nordfrankreich eine entsprechende Verordnung erlassen hat, wird der Urkundenverkehr zwischen dem besetzten Frankreich einerseits und dem Deutschen Reich, den brigen besetzten Gebieten und dem Ausland andererseits wesentlich erleichtert.

berwachung der franz. Rechtspflege

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Durch das von der franz. Regierung am 28.10.41 erlassene Gesetz ber das Abhren auslndischer Sender (s. Anlage 32[111]) wird fr ganz Frankreich das private und ffentliche Abhren englischer und sonstiger auslndischer Sender, die antifranzsische Propaganda betreiben, bei Androhen von Geldstrafen und Gefngnis bis zu 2 Jahren verboten.

7. Post- und Nachrichtenwesen

Postverkehr zw.[ischen] d.[em] besetzten Gebiet Fr[an]kr.[eichs] u.[nd] d.[em] Ausland Der Postverkehr zwischen dem besetzten Gebiet Frankreichs (einschl.[ielich] der besetzten englischen Kanalinseln) und Ungarn, Rumnien, Bulgarien und der Slowakei wurde ber die Auslandbriefprfstelle Wien wieder aufgenommen sowie ein auf wichtige Wirtschaftspost beschrnkter Verkehr zwischen dem besetzten Frankreich und Spanien ab 9.11.41 ber die Briefprfstelle Bordeaux zugelassen. Innerhalb dieses Postverkehrs drfen auch die bei deutschen Dienststellen beschftigten spanischen Arbeitskrfte mit ihren Angehrigen in Briefverkehr treten. L[au]t. Anordnung des Reichsfhrers SS und Chefs der Deutschen Polizei[112] musste der ab 1.8.41 allgemein zugelassene Postzeitungsdienst zwischen dem Reich und dem besetzten Frankreich beschrnkt werden auf die Zeitungen "La Gerbe", "L'Echo de Nancy" und "Je suis partout", wobei gleichzeitig jede Versendung franzsischer Zeitungen und Zeitschriften nach Elsass, Lothringen und Luxemburg verboten wurde.

Postverkehr a.[n] d.[er] Dema[rkations]-Linie Der bisher im Verwaltungswege geregelte Postverkehr ber die D-Linie wurde durch die "Demarkationslinien-Postverordnung" vom 17.10.41 gesetzlich festgelegt[113]. Zugelassen sind ab 1.11.41 tglich in jeder Richtung zehntausend gewhnliche und eingeschriebene Sendungen von Behrden - und wichtige Wirtschaftspost, ferner unbeschrnkt gewhnliche Post-Karten, berweisungen und Auftrge.

V. Die franzsische Wirtschaft

1. Allgemeines

Preisgestaltung Die allgemeine Entwicklung der Preisgestaltung hat sich in den letzten Monaten versch rft: die Verknappung der Warenvorrte und Rohstoffe und die Zunahme an Zahlungsmitteln machen sich auf
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allen Gebieten der Wirtschaft strend bemerkbar. Die hierdurch ausgelsten Spannungen finden ihren Ausdruck in der Zunahme des Schwarzen Marktes. Die Haltung der franz. Kuferschaft, fr Waren des tglichen Bedarfes wesentlich berhhte Preise zu bieten, wird den Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] vor schwierige Fragen stellen. Es wird notwendig werden, die berschssige Kaufkraft in Frankreich mit hnlichen Massnahmen wie im Reich zu bekmpfen, vor allem durch eine von der franz. Regierung zu erlassende Steuerreform. Aufgabe der durch den Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] beaufsichtigten franz. Preispolitik muss es sein, die Stabilitt der Whrung um jeden Preis zu gewhrleisten und die durch die Zunahme des Schwarzen Marktes vorhandene Gefahr der Abwertung aufzuhalten.

Auftragsverlagerung Obgleich der Wert der durch die Zast[114] genehmigten Verlagerungsauftrge auf m[ona]tl.[ich] r[un]d. 100 Mill.[ionen] RM zurckgehtund deutsche Auftraggeber immer mehr bereits genehmigte Auftrge zurckziehen (Oktober etwa 650, November etwa 1000), ist angesichts der nicht ausreichenden Versorgung mit Roh- und Betriebsstoffen eine noch schrfere Prfung der Auftrge auf ihre Verlagerungswrdigkeit unerlsslich. In Zukunft soll die Zast grundstzlich nur noch Auftrge fr V- oder R-Betriebe[115] genehmigen, wodurch die fr die deutsche Kriegswirtschaft (und den lebenswichtigen franz. Bedarf) wichtige Fertigung auf wenige, aber rationell arbeitende Betriebe konzentriert wird, whrend die brigen mangels ausreichender Zuweisung von Roh- und Betriebsstoffen erliegen werden.

berwachung d.[er] franz. Gesetzgebung


In der franz. wirtschaftlichen Gesetzgebungbeobachtet man ein zunehmendes Bestreben, den Staat auch alle einzelnen Geschfte berwachen und genehmigen zu lassen, eine verstndliche Haltung gegenber der vermeintlichen Gefahr, der deutsche Einflu knnte unter dem Druck der Verhltnisse berhandnehmen. Nur darf hieraus nicht eine grundstzliche Abwehr des deutschen Einflusses berhaupt entstehen, dessen Umfang ja endgltig erst im Rahmen des europischen Neuaufbaues geregelt werden kann. Zur Vorbereitung hat der Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] durch Verordnung alle Beschlsse der Generalversammlungen und Gesellschaften mit beschrnkter Haftung genehmigungspflichtig gemacht, um zu verhindern, dass hier den deutschen Belangen entgegengearbeitet wird[116].

Arisierung Auf franz. Seite ist man weiter darum bemht, dass die deutschen Judenverordnungen aufgehoben werden und die Entjudung nur auf Grund der franz. Bestimmungen erfolgt. Letzten Endes wrde dies ein erwnschter Zustand sein, da die Verdrngung der Juden aus Frankreich nur mittelbar eine deutsche, vornehmlich aber eine franz. Angelegenheit ist, die den Franzosen selbst auch als solche erscheinen muss. Ausserdem fehlen auf deutscher Seite die notwendigen Krfte, um fr so umfassende Eingriffe auf die Dauer die Verantwortung bernehmen zu knnen[117]. Fr eine Aufhebung der deutschen Verordnungen, die das Nebeneinander der deutschen und franz. Gesetzgebung im besetzten Gebiet vermeiden und die verschiedene Behandlung der Juden im besetzten und unbesetzten Frankreich beseitigen wrde, ist die Lage aber erst reif, wenn die franz. Regierung

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durch ihr Vorgehen gegen die Juden im unbesetzten Gebiet ihren ernsten Willen beweist, die Juden vollstndig aus der Wirtschaft zu verdrngen. Inzwischen macht die Abwicklung des jdischen Einflusses im besetzten Gebiet weitere Fortschritte, eine Reihe von Arisierungen gerade bei grossen Unternehmen steht vor dem Abschluss.

Feindvermgen Auf Grund der vierten Durchfhrungsverordnung zur Feindvermgensverordnung[118] sind r[un]d. 800 feindeigene Grundstcke, davon 600 in Paris, gemeldet worden. In den nchsten Tagen wird die Anmeldung des amerikanischen Vermgensdurch eine Verordnung geregelt werden[119], deren Wortlaut dem im Reich und den brigen besetzten Gebieten erlassenen Vorschriften angepasst ist.

2. Die Entwicklung in den einzelnen Zweigen der gewerblichen Wirtschaft

V-Betriebe Die Auswahl der auf dem zivilen Sektor fr die deutsche Kriegswirtschaft und den lebenswichtigen franz. Bedarf arbeitenden V-Betriebe wurde zu einem gewissen Abschluss gebracht. Mit dem Wi-RStab[120] wurde ein fr V- und R-Betriebe gleichlautendes Formblatt fr Monatsmeldungen festgelegt, das einen berblick ber die von der franz. Industrie bernommenen deutschen Auftrge und deren Auslieferung geben wird. Anhand dieser Meldungen werden die Bezirkschefs und Feldkommandanten Schwierigkeiten in der Rohstoff- und Betriebsmittelversorgung der mit deutschen Auftrgen belegten Werke erkennen und fr deren Abstellung im Einvernehmen mit den sonst beteiligten Dienststellen sorgen knnen. Bei der sehr knapp gewordenen Rohstoffdecke wird trotz Vorliegens entsprechender franz. Kontingentscheine die Beschaffung der zur Fertigung notwendigen Rohstoffe immer schwieriger.

Kohlenwirtschaft Trotz einer geringen Steigerung der Kohlenfrderung im Oktober mussten die Kohlenzuweisungen bei fast smtlichen Industriezweigen gekrzt werden, da infolge des ausserordentlichen Rckgangs von Wasserstrom der Kohlenverbrauch der E-Werke[121] wesentlich anstieg. Die bereits geplante Erhhung der Hausbrandversorgung der Bevlkerung musste unterbleiben.

Energieversorgung Infolge des regenarmen Wetters gingen die Leistungen der Wasserkraftwerke derart zurck, dass die Pariser Kohlenkraftwerke zur Aufrechterhaltung wichtiger Industrien elektrische Energie an das unbesetzte Gebiet abgeben mussten. Die stndig absinkenden Kohlevorrte machten Notmassnahmen erforderlich (Abgabe von 20 000 t Kohle durch den Wi-R-Stab aus Bestnden der R-Betriebe). Die franz. Regierung wurde aufgefordert, einschneidenende Einschrnkungsmassnahmen zu treffen. Insbesondere soll der Verbrauch der Hochspannungsabnehmer auf 50% der bisherigen Menge beschrnkt werden. Lediglich V-, R- und sonstige lebenswichtige Betriebe bleiben von dieser Massnahme unberhrt.
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Bei den Gaswerken ist die Lage hnlich. Allgemein steigender Verbrauch hatte weitere Einschrnkungen fr smtliche Verbrauchszweige im November zur Folge. Von dieser Krzung um 10% gegenber dem Oktoberverbrauch wurden auch R- und V-Betriebe betroffen. Minerall Der Verbrauch an Treibstoffen wurde im Oktober weiter auf 45 000 t, im November auf 40 500 t gedrosselt. Um die landwirtschaftlichen Bestellungsarbeiten zu sichern, war ein Vorgriff auf das Dezemberkontingent in Hhe von 750 t Alkohol und 1 200 t Dieselkraftstoff unumgnglich. Mit Rcksicht auf den verringerten Nachschub stehen fr Dezember weitere Einschrnkungen bevor. Die Lage auf dem Heizlgebiet war usserst angespannt. Von dem fr Oktober bis Dezember zugesicherten Nachschub von 15 000 t konnten nur 10 000 t freigemacht werden, und zwar aus den Bestnden des Kommandierenden Admirals Frankreich. Strkere Einschrnkungen bei der Belieferung der franz. Handelsmarine und der Rstungsbetriebe sind in der nchsten Zeit unvermeidlich. Seit dem 1.10.41 kann der franz. Schmierlbedarf von monatlich 6- 7 000 t nicht mehr voll aus den franz. Bestnden gedeckt werden. Der vorgesehene Nachschub von 50% des Monatsbedarfs litt unter Verladungsschwierigkeiten, die gerade noch aus franz. Restbestnden berbrckt werden konnten. Die eingeleitete franz. Produktion an Ausweichschmierstoffen verspricht auf die Dauer keine wesentliche Erleichterung der Versorgungslage.

Eisen und Stahl Die Produktion an Roheisen, Rohstahl und Walzwerkerzeugnissen konnte erhht werden (s. Anlage 38[122]). Die Kohlezuteilung ist jedoch auch jetzt noch insbesondere im Bezirk Longwy - Ardennes derartig unzureichend, dass dort die Produktion nur etwa 12-15% der Kapazitt erreicht. Diese Tatsache wiegt umso schwerer, als die Erzeugung besonders an Blech, dem Hauptengpass der europischen Walzwerkproduktoin, sehr erheblich gesteigertwerden knnte.

Metalle Nach der Bestandserhebung vom 30.9. ergeben sich gegenber dem 30.6. bei allen Metallen betrchtiche Rckgnge (s. Anlage 38[123]).

3. Ernhrung und Landwirtschaft

Erzeugung Die Herbstbestellung geht ihrem Ende zu, in der Hauptsache werden noch die Vorarbeiten fr die Frhjahrsbestellung erledigt. Fr die Aussaat der Wintersaaten war die Witterung nicht besonders
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gnstig. Der Saatgutbedarf fr die Herbstaussaat konnte ausreichend gedeckt werden. Den franz. Landwirten ist es zur Pflicht gemacht worden, die Weizenanbauflche aus dem Jahr 1937/38 in jedem Fall zu erreichen und nach Mglichkeit zu steigern[124]. In den Regiebetrieben(Landbewirtschaftung) werden Sortenanbauversuche mit Winterroggen, -Gerste und -Weizen durchgefhrt und die Frhjahrsversuche vorbereitet. Die hierfr erforderlichen Saatgutmengen wurden teilweise aus Deutschland eingefhrt, um Vergleichsergebnisse zu erreichen. Ausserdem wurden aus Deutschland 240 t Winterraps bezogen, wovon die "Landbewirtschaftung" 50 t erhalten hat. Fr die Frhjahrsaussaat sind Importvertrge, insbesondere ber Pflanzkartoffeln, Saatlein und Zuckerrbensamen abgeschlossen worden. Pflanzkartoffeln sind bereits in kleinerem Umfang aus Holland und Deutschland angeliefert. Das bis 31.10. vorgesehene Kali-Transportprogramm konnte durchgefhrt werden. Auf Anregung der Militrverwaltung ist ab 1.11.41 ein einheitlicher Kalipreis fr ganz Frankreich eingefhrt worden. Bei sehr grosser Nachfrage an Stickstoff knnen durchschnittlich nur 50-60% des Normalverbrauchs geliefert werden. Die Versorgung mit Superphosphat und Thomasmehl ist vollkommen ungengend; die Bemhungen, einen Teil des in Belgien fr die Ausfuhr bestimmten Thomasmehls nach Frankreich abzuzweigen, sind erfolglos geblieben. Die Kartoffelernte ist abgeschlossen. Qualitativ ist sie mittelmssig, insbesondere lsst die Lagerfhigkeit zu wnschen brig. Gegenber dem Vorjahr ist die Ernte um 1/3 hher, bleibt aber gegenber einem Normaljahr noch um 1/5 zurck. Die Zuckerrbenernte ist noch in vollem Gange, ihre Einbringung verzgert sich durch Mangel an Arbeitskrften. Ihr Ertrag wird hinter den Schtzungen zurckbleiben. Da der notwendigste Zuckerbedarf gedeckt werden muss, geht der Minderertrag zu Lasten der Alkoholproduktion. Eine Ausfuhr von Alkohol wie im Vorjahr nach dem Reich ist im kommenden Jahr ausgeschossen, zumal auch fr die Industrie Belgiens eine betrchtliche Menge Alkohol abgezweigt werden muss.

Versorgung In den Rationsstzen sind whrend der letzten zwei Monate nur geringe nderungen eingetreten (s. Anlage 39[125]). Die Versorgung der in Frankreich liegenden Reichsdeutschen, soweit sie nicht zum Wehrmachtgefolge gehren, wurden einheitlich auf der Grundlage der normalen Verbrauchsstze des Reiches geregelt. Die Getreidemarktlage blieb angespannt, da infolge der verspteten Ernte und der Bestellungsarbeiten der Ausdrusch nur langsam vor sich ging. Die Brotversorgung war jedoch normal. Die Weizenaufbringung fr die Wehrmacht verlief im Oktober planmssig. Bei Kartoffeln hat die Ablieferungspflicht bisher nicht zu der gewnschten Vorratsbildung gefhrt[126]. Trotz aller Anstrengungen wird es kaum mglich sein, die fr die stdtische Bevlkerung vorgesehene Reserve von 2 Mill. t zu bilden, da einmal die Ablieferung nur schleppend vor sich geht und

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zum anderen durch starke Krankheitserscheinungen die Kartoffeln dieses Jahres eine grssere Stockbildung nicht ermglichen. Von franz. Seite wird der Ausfall durch Fulnis mit ber 20% beziffert. Die Lage an den Futtermittelmrkten ist weiterhin sehr angespannt. Die Aufbringung von Hafer und Heu fr die Wehrmacht blieb wegen der starken Beschftigung der Landwirtschaft durch die Herbstbestellung hinter dem Voranschlag zurck. Die Erzeugung von Bier musste trotz Herabsetzung des Stammwrzegehaltes weiter verringert werden. Fr die Vieh- und Fleischwirtschaft wurde durch Bildung de[r] zwischenberuflichen nationalen Fleischkomitees eine neue Organisationsgrundlage geschaffen. Seit Anfang Oktober hat sich die Marktbelieferung mit Rindvieh infolge des Weideabtriebes vermehrt, sodass im gewissen Umfang Vorrte geschaffen werden konnten. In der Milchwirtschaft war die Erzeugung jahreszeitlich und auch die Erfassung rckgngig, weil die staatliche Verwaltung und die Marktorganisation nicht energisch genug durchgriffen. Daher mussten Verordnungen vorbereitet werden, in denen der beruflichen Organisation eine strkere Strafbefugnis zugebilligt wird und die fr den Erzeuger eine Mindestablieferungspflicht festlegen. Die Obstversorgung ist infolge der geringen Ernte schlecht, whrend die Gemseversorgung z.[ur]Z[ei]t. noch tragbar ist. In den kommenden Monaten sind jedoch Schwierigkeiten zu erwarten, da wahrscheinlich von Nordafrika nur geringe Mengen hereinkommen und die Nachfrage infolge der sonstigen Lcken in der Nahrungsmittelversorgung stark angewachsen ist. Die Versorgung der Bevlkerung mit Konsumweinen erfolgt bereits seit einiger Zeit aus der neuen Ernte. Eine Erhhung der Rationen lsst sich nicht durchfhren.

4. Forst- und Holzwirtschaft

Organisation Bei der von der franz. Regierung vorgenommenen Neueinteilung des Landes treten an die Stelle von ursprnglich 37 Konservationen (Landforstmeisterbezirken) 47, von denen 24 im besetzten Gebiet liegen.

Holzeinschlag Zur Erfllung des geforderten Einschlags von 150 vH des Vorkriegsnormaleinschlags sowie zum Ausgleich der bisher noch bestehenden Unterproduktion - das am 30.9.41 abgelaufenen Wi[rtschafts]-Jahr hinterliess einen auf etwa 20 vH zu schtzenden Einschlagsrckstand - wird eine der franz. Forstwirtschaft bisher vllig ungewohnte Holzaufbringungsplanung, die den Wald aller Besitzformen erfasst, mit allem Nachdruck betrieben. Diese Planung kann aber nur durch Beseitigung des immer noch bestehenden grossen Mangels an Facharbeitern, Transportmitteln und Arbeitsger t durchgefhrt werden.

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Holzversorgung d.[er] Wehrmacht u.[nd] Org.[anisation] Todt Da nach Erschpfung aller Schnittholzvorrte der Mangel an Nadelschnittholz besonders drckend ist, wurde in den wichtigsten Waldgebieten (Landes, Vogesen, Jura) von der Militrverwaltung eine Planwirtschaft fr Nadelschnittholz durchgefhrt, weil auf die Bewirtschaftung durch franz. Stellen nicht mehr gewartet werden konnte. Vom 1.7.-30.9.41 wurden an Nutzholz fr die Wehrmacht abgegeben:

r[un]d. ''

85 000 cbm Laub-, Rund- und Schnittholz 300 000 cbm Nadel-, '' '' ''

Die Brennholzversorgung der Wehrmacht fr 1941/42 ist mit insges.[amt] 630 100 rm[127] durch Umlagen sichergestellt.

Marktordnung Mit Einfhrung eines Einkaufsscheinverfahrens fr die wichtigsten Holzsorten[128] setzt eine Holzbewirtschaftung durch franz. Dienststellen unter deutscher Kontrolle am 1.1.42 ein, durch die eine bessere Sicherstellung des kriegswirtschaftlich wichtigen Holzbedarfs erwartet wird.

5. Auswrtiger Waren- und Zahlungsverkehr

Zw.[ischen] Frankr.[eich] u.[nd] d.[em] deutschen Zollgebiet Um eine Beteiligung des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] bei der Warenausfuhr von Frankreich nach Deutschlandsicherzustellen, erteilen auf Anweisung des RWM[129] und des RErnM[130] die Reichsstellen Devisenbescheinigungen fr Warenbezug aus Frankreich mit der Auflage, Einkufe in Frankreich nur mit Zustimmung des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] vorzunehmen (Einkaufsgenehmigung). Hiervon ist lediglich in den Fllen abzusehen, in denen der Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] bereits auf andere Weise ber die Durchfhrung der Geschfte unterrichtet ist, z.B. bei Verlagerungsauftrgen oder zwischenzeitlich geregelten Warenbezgen. Der Saldo im deutsch-franz. Verrechnungsverkehr hat sich im Berichszeitraum (Stand vom 4.11.41) auf r[un]d. 636 000 000.- RM zu Gunsten Frankreichs erhht (franz. Guthaben: RM 926 000 000.-, deutsches Guthaben: RM 290 000 000.-).

N.[ach] d.[em] Elsa u.[nd] Lothringen

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Auf Grund eines Verrechnungsabkommens vom 25.10.41, das den Zahlungsverkehr zwischen Frankreich einerseits und dem Elsassund Lothringen andererseits neu regelt, ist der beiderseitige Warenverkehr nur noch auf dem Verrechnungswege zu bezahlen. Die Zahlungen gehen in Frankreich ber besondere Konten des franz. Finanzministeriums, deren Salden jeweils am Ende eines Kalendervierteljahres auf die entsprechenden Konten der deutsch-franz. Verrechnungsregelung vom 14.11.41 bertragen werden[131]. Zw.[ischen] Frankr.[eich] u.[nd] d.[em] brigen Ausland Da die durch die Regierungen von Haiti und der Dominikanischen Republik ber die in diesen Staaten befindlichen Vermgenswerte der deutschen Staatsangehrigen angeordneten Sperrmassnahmen sich auch gegen das besetzte franz. Gebiet richten, hat der Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] eine Anordnung erlassen, durch die die Vermgenswerte der Angehrigen dieser beiden Lnder den gleichen Beschrnkungen unterworfen werden wie die amerikanischer Staatsangehriger[132].

6. Arbeitseinsatz und Sozialfrsorge

Arbeitseinsatz i.[n] Frankeich Entwicklung der Arbeitslosigkeit. Die Arbeitslosigkeit hat sich von 179 000 (6.9.41) auf 145 000 am 8.11.41 verringert; (davon 49 000 M[nner], 96 000 F[rauen]). Von diesen erhielten insgesamt 119 000 Arbeitslosenuntersttzung (darunter 38% = 46 000 ber 60 Jahre alt).

Einsatz i.[n] d.[er] Land- u.[nd] Bauwirtschaft Zu Beginn der Berichtszeit war die Zahl von 50 000 zustzlich eingesetzten Erntehilfskrften bereits wesentlich berschritten. Fr die Herbstkampagne konnten insgesamt 8 000 belgische Wanderarbeiter angeworben und eingesetzt werden. Anfang November wurde eine erste Gruppe von Juden aus Paris geschlossen in Betrieben der Landbewirtschaftung im Sperrgebiet eingesetzt. Aus dem unbesetzten Gebiet wurden weitere 2 000 spanische Bauarbeiter (insg.[esamt] 11 000) bei Baustellen an der Westkste eingesetzt.

Lohnpolitische u.[nd] Sozialmassnahmen Die franz. Regierung ist darauf hingewiesen worden, dass ihr Gesetz ber die soziale Berufsorganisation (Charte du travail) - Inhaltsangabe s. Anlage 40[133] - nicht in allen Teilen mit den deutschen Wnschen in Einklang steht und dass die Mitwirkung der Dienststellen des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] bei der Zusammensetzung der zahlreichen Organisationen usw. sicherzustellen ist. Ein beschleunigter Erlass von Durchfhrungsbestimmungen ist gefordert worden. In der Holzindustrie, Zuckerindustrie, im Bergbau ist die Hchstarbeitszeit von 40 auf 48 Stunden heraufgesetzt worden[134].

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Nach einer Anordnung vom 4.11.41 sind den bei deutschen Dienststellen eingesetzten belgischen Arbeitskrften Familienzuschlge entsprechend der Kinderzahl in Hhe der in Belgien blichen Stze zu gewhren. Die fr deutsche Arbeiter des Baugewerbes erlassene Tarifordnung zur Regelung des Arbeitsentgeltes bei Arbeitsausfall infolge schlechter Witterung im Winter ist auch fr das besetzte franz. Gebiet fr anwendbar erklrt worden; sie gilt mit gewissen Einschrnkungen auch fr auslndische Arbeiter. Nach einer Anordnung vom 3.10.41 erhalten die Arbeiter aller Nationalitten fr den 25. und 26.12.41 sowie fr den 1.1.42 den Normallohn vergtet[135]. Anwerbung v.[on] Arbeitskrften n.[ach] Deutschland Allgemeines In der Berichtszeit wurden - einschliesslich der im Firmeneinsatz angeworbenen - 23 946 Arbeitskrfte (19 806 M[nner], 4 140 F[rauen], - davon waren 19 970 = 83% Franzosen) bis zum 17.11. berhaupt insgesamt 102 125 Arbeitskrfte (84 005 M[nner], 18 120 F[rauen]) nach Deutschland vermittelt. Hiervon entfallen auf Metallgewerbe 49 374, Baugewerbe 29 241 und die sonstigen Berufe 23 510. An Lohnersparnissen wurden von den in Deutschland ttigen Arbeitskrften in der Berichtszeit 2 694 624.- RMnach Frankreich berwiesen.

Besondere Massnahmen Das Gesetz ber die Erhaltung der Pensionsansprche der franz. Staatsarbeiter vom 11.11.41 sieht vor, dass die in franz. Staatsbetrieben beschftigten Arbeiter ihre erworbenen Pensionsansprche behalten, wenn sie bei deutschen Dienststellen oder in Deutschland Arbeit aufnehmen[136]. Ausgenommen sind die in den Marinearsenalen beschftigten Arbeiter.

Sozialversicherung In Verhandlungen beim Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] in Frankreich zwischen Vertretern des RAM[137] und des franz. Staatssekretariats fr Arbeit ber die Wechselbeziehungen zwischen der Reichsversicherung und der franz. Sozialversicherung wurde bis zum Abschluss eines zwischenstaatlichen Gegenseitigkeitsvertrages u.a. sichergestellt, dass die Arbeitskrfte aus Frankreich sowie ihre Familienangehrigen Leistungen der reichsgesetzlichen Kranken- und Unfallversicherung auch dann erhalten, wenn sie mit Zustimmung der deutschen Stellen in das unbesetzte Frankreich zurckkehren, oder wenn die Familienangehrigen sich im unbesetzten Gebiet aufhalten. Ferner verlieren die nach dem Reich vermittelten Arbeitskrfte whrend dieses Einsatzes ihre Ansprche gegen die franz. Rentenversicherung nicht[138].

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7. Bank -, Brsen - und Versicherungswesen Whrungs- u.[nd] Kreditwesen Die allgemeine Lage der franz. Kreditinstitute blieb erwartungsgemss im wesentlichen unverndert. Steigende Einlagen hatten eine entsprechende Erhhung der flssigen Mittel (insbesondere Staatsbons) zur Folge. Die Haushaltsfehlbetrge konnten unverndert am Geldmarkt gedeckt werden. Da Anfang Oktober 1941 r[un]d. Fr[anc]s. 3,3 M[illia]rd.[en] kurzfristige Bons bei der Zeichnung der neuen 4% Anleihe in Zahlung gegeben wurden, hat sich nach den Angaben des Finanzministeriums der Umlauf an Schatzwechseln kaum erhht, dagegen stiegen - neben einer Zunahme der langfristigen Schuld - die Verpflichtungen des Staates gegenber der Notenbank und entsprechend auch der Notenumlauf der Bank von Frankreich. Am 30.10.41 waren Fr[anc]s. 255,6 M[illia]rd.[en] Noten in den Verkehr gegeben (21,8 Fr[anc]s. 242 M[illia]rd.[en]). Zur Verbesserung der Truppengeldversorgung wurden neue Reichskreditkassen in Reims[139], Tours[140] und Caen[141] errichtet (s. Anlage 25[142]).

Brsenwesen Die Haussetendenz an der Pariser Brse hielt fast ununterbrochen an. Die scharfen Massnahmen des Brsenvorstandes (nur geringe Kurssteigerungen bei scharfen Repartierungen zugelassen) liessen das Geschft immer kleiner werden; viele Kurse sind nur noch nominell. Der schwarze Effektenmarkt hat erheblich an Bedeutung gewonnen. Gesetzgeberische Massnahmen, die den Schwarzen Markt unterdrcken und gleichzeitig die Brsentotalitt fr smtliche Aktienverkufe einfhren wollen, sind in Vorbereitung[143].

Versicherungswesen Die deutschen Versicherungsgesellschaften gewhren 31 englischen Sachversicherungsbestnden, an denen die italienischen Versicherungsgesellschaften eine gewisse Beteiligung behalten sollen, eine 100%ige Rckdeckung.Die deutsche Versicherungswirtschaft hat vom Waffenstillstandstag bis zum 30.9.41 etwa Fr[anc]s. 200 Mill.[ionen] fr Prmien eingenommen. Dazu kommen die Prmien fr die Rckversicherung, die wesentlich hher zu veranschlagen sind. Fr die in Frankreich arbeitenden Sachversicherungsgesellschaften ist vom 1.9.41 ab eine Tarifbindung eingefhrt worden. Die deutschen Gesellschaften erhalten aber bis 31.12.43 fr das Anfangsgeschft Rabattmglichkeiten. 11 deutsche Gesellschaften sind zur Deckung des Kriegsrisikos in der Transportversicherung zugelassen worden[144].

8. Preisregelung

Kohlenpreiserhhung Der franz. Staat sieht sich vor der Notwendigkeit, den Kohlenpreis, dessen Erhhung nunmehr nicht zu

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vermeiden ist, mit erheblichen Staatsmitteln zu sttzen. Bei einem Durchschnittsverkaufspreis von 193,75 Fr[anc]s. je absatzfhige Tonne Kohle soll die Erhhung 43 Fr[anc]s. betragen unter gleichzeitiger Erhhung einer von den Verbrauchern von festen Mineralbrennstoffen zu tragenden Ausgleichsabgabe von 5 auf 10% der Verkaufspreise ab Zeche. Das wrde praktisch eine Erhhung von 28%bedeuten, die die Preise fr alle gewerblichen Erzeugnisse in Bewegung bringen msste. ber den Antrag wird voraussichtlich im Dezember entschieden werden.

Brotpreiserhhung Auch der derzeitige noch auf dem Vorkriegsstand gehaltene Brotpreis wird durch einen staatlichen Zuschuss von rd. 212 Milliarden jhrlich gesttzt. Zur Entlastung ihres Budgets will die franz. Regierung die fr den Brotpreis ausgeworfene Sttzungssumme durch eine Brotpreiserhhung von 25 Cs pro kg um eine Milliarde vermindern, wozu der Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] seine Zustimmung unter der Voraussetzung erteilt hat, dass die franz. Regierung fr diese Massnahme der Bevlkerung gegenber die alleinige Verantwortung zu tragen hat[145]. Die Preise fr Holz, mit Ausnahme fr Holz auf dem Stamm und Handelsspannen, sind grundlegend neu festgesetzt worden. Zu der von der franz. Regierung beabsichtigten Preiserhhung fr Blei und Zink ist die Zustimmung des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] bisher nicht erteilt, da die franz. Preise die derzeitigen, allerdings gesttzten deutschen Preise berschreiten. Die Industrie der Kunstharze hat eine strkere Preiserhhungerfahren. Fr Zellwolle ist eine weitere Annherung an den deutschen Preis erfolgt. Die zur Vereinheitlichung der von den deutschen Dienststellen in Frankreich vergebenen Auftrge durchgefhrte Regelung der Mieten fr Baugerte und der Erhebung von Zuschlgen auf die Stundenlhne - bei Vergebung von Tagelohnarbeiten im Bauhauptgewerbe - wird von allen deutschen Dienststellen als verbindlich anerkannt, so dass berbietungen in Zukunft unterbleiben.

VI. Rstungswirtschaft Durch die bernahme von Textilbetrieben mit mehr als 50%iger Wehrmachtsbelegung in die Betreuung der R-Dienststellen[146] ist die Zahl der durch die Wehrmacht betreuten Betriebe von 703 im September auf 930 Ende November gestiegen. (s. Anlage 39[147])

Fertigungsberwachung Die Fertigungsberwachung der verlagerten Auftrge muss mglichst noch nher an den Betrieb herangelegt werden, wobei sich die R-Dienststellen nicht auf die von ihnen betreuten Betriebe

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beschrnken knnen, sondern auch in den nicht der Betreuung der Wehrmacht unterstehenden Betrieben den Wehrmachtsauftrgen sowie ihren Unterlieferungen in enger Zusammenarbeit mit den betriebsbetreuenden FK ihre besondere Sorge zuwenden mssen. Diese Auftragsbetreuung berhrt die Betriebsbetreuung nicht. Sie bezweckt, Hemmungen in der Fertigung festzustellen und bei den betriebsbetreuenden Stellen des zivilen Sektors auf Beseitigung dieser Strungen zu dringen. Zusammenlegung v.[on] Auftrgen Von Einschrnkungen der Rstungsfertigung auf Grund der mangelhaften Kohlenversorgung und der Notlage auf dem Energiegebiet konnte bisher noch abgesehen werden. Es steht zu hoffen, dass durch Drosselung nicht kriegs- und lebenswichtiger Fertigung die Kohlenversorgung der Wehrmachtfertigung aufrecherhalten wird. - Da die Auftragserteilung an die Betriebe der franz. Wirtschaft in einer heute nicht mehr vertretbaren Streuung erfolgt ist, mssen kleinere Auftrge, welche sich auf eine Mehrzahl von nur unzureichend belegten Betrieben verteilen, zusammengelegt werden. Das Ziel ist, die Zahl der noch arbeitenden Betriebe zu verringern, die Betreuung der Fertigung zu erleichtern und Roh- und Betriebsstoffe zu Gunsten der Durchfhrung der Wehrmachtfertigung an allen nicht kriegs- und lebenswichtigen Auftrgen einzusparen.

VII. Das Verkehrswesen

Organisatorisches Zur einheitlichen Vertretung der wirtschaftlichen Transportforderungen mssen nunmehr auch alle Anforderungen auf Bereitstellung von Transportraum fr Wirtschaftsgter auf dem Seewege zwischen Hfen des besetzten franz. Gebietes sowie im Verkehr zwischen diesen H fen mit Deutschland und anderen Lndern grundstzlich an die Wirtschaftsabteilung beim Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] gerichtet werden.

Eisenbahnverkehr Allgemeines Whrend die allgemeine Betriebslage sich zunchst gnstig anliess, sodass Aussicht auf berwindung der Herbstspitze im Verkehr bestand, musste infolge der beschrnkten Zuweisung von Eisenbahndienstkohle an die SNCF - wegen geringerer Kohlenfrderung und starker Ausflle an Wasserstrom - die Betriebsleistung der franz. Eisenbahn, besonders im Reiseverkehr vorbergehend gedrosseltwerden. Zeitweise waren Ausflle von Wagen bei Anforderungen der franz. Wirtschaft im Bezirk Nancy und vorbergehend auch im Bezirk Bordeaux zu verzeichnen.

Wehrmachtreiseverkehr Im Wehrmachtreiseverkehr ging gegen Ende Oktober die Besetzung der S.F.-Zge[148] bis auf 70%

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zurck, z.[ur]Z[ei]t. sind die S.F.-Zge zu etwa 80% ausgelastet. Eine Erhhung der Urlauber-Quote oder die Einlegung von Sonderzgen an Weihnachten und Neujahr ist nicht mglich. Der neue Winterfahrplan bringt zum ersten Mal durchgehende S.F.-Zge Paris-Berlin und Paris-Wien und zurck. Betriebsunflle Im Oktober wurden bei 24 Unglcksfllen 14 Wehrmachtangehrige gettet und 10 verletzt.

Wirtschaftlicher Transportbedarf Die aufgestellten wirtschaftlichen Transportprogramme sind in dem Umfange erfllt worden, in dem Gter (u. a. Handelsschrott, Gichtstaub) zur Verladung angeboten wurden, wobei die saisonbedingten Befrderungen auf dem Ernhrungssektor (Zuckerrben) im Vordergrund standen. Die Kartoffelbevorratung wird nach einem Sonderprogramm gefahren. Auch im Kohlenverkehr konnte der angeforderte Wagenraum in vollem Umfange gestellt werden; die tatschlichen Ausflle sind auf Minderfrderung zurckzufhren.

Binnenschiffahrt Wasserstrassen Die Verkehrslage auf den franz. Wasserstrassen war trotz vorgerckter Jahreszeit befriedigend. Alle Wasserstrassen im Bereich der WVD Paris[149] waren befahrbar, die Rhne-Schiffahrt ruhte zu Beginn der Berichtszeit wegen Kleinwasser. Die Transportmenge der aus dem nordfranz. Kohlenbecken verladenen Kohle stieg im Oktober um 10%. Noch grsser war die Steigerung der Rckladung, vorwiegend Erze und Baustoffe. Der Austauschverkehr auf dem Wasserweg zwischen Deutschland und Frankreich hielt sich im Rahmen der letzten Monate.

Seeschiffahrt Im Mittelmeerverkehr fahren zwischen Spanien und Italien fr Erztransporte neben mehreren kleineren spanischen Schiffen zunchst 3 deutsche Dampfer, ber deren Anlaufgenehmigung in Marseille und Caronte[150] z.[ur]Z[ei]t. noch Verhandlungen schweben. Die Anlieferung von Quenza-Erzen aus Nordafrika blieb nur wenig hinter der Sollzahl zurck, whrend die Dnge- und Hochofenphosphate planmssig ber See kamen.

Strassenverkehr Strassen- und Brckenbau

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Bis auf wenige Strecken sind die Strassen in gutem Zustand. Aus den Erfahrungen des vergangenen strengen Winters hat der Lbv[151] den franz. Dienststellen frhzeitig fr den Strassenwinterdienst Anweisungen zur Bekmpfung von Schnee und Glatteis sowie zur Sicherstellung des Nachrichtendienstes auf den DG-Strassen[152] erteilt.

ber den Brckenbau s. Anlage 39[153].

Kraftwagenverkehr Fr die Bewegung von Massengtern ist der Strassenverkehr in Auswirkung der Treibstoff- und Reifenlage immer bedeutungsloser geworden. Bei weiteren Einschrnkungen muss auch die Bedienung der Bahnhfe und Wasserumschlagpltze leiden. Pkw-Zulassungen werden vielfach nicht erneuert, der Sonntags- u.[nd] Nachtverkehr verboten und die Notwendigkeit von Omnibuslinien neu berprft. Das Gesetz zur Erfassung des gesamten Kraftfahrzeugbestandes ist verffentlicht[154], ein weiteres zur Regelung der franz. Fahrbereitschaften steht bevor.

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Der Militrbefehlshaber in Frankreich

Geheime Kommandosache!

Anlagen zum Lagebericht fr die Monate Oktober / November 1941

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Anlagenverzeichnis

1.) Bericht des Militrbefehlshabers in Frankreich, Kommandostab Abt. Ic ber die politische Lage in Frankreich Oktober 1941 2.) Verffentlichung in der "Pariser Zeitung" vom 15.10.41 ber die straffreie Ablieferung von Waffen 3.) Einsatzgliederung der dem Militrbefehlshaber in Frankreich unterstellten Stbe und Einheiten 4.) Einsatz der Feld- und Kreiskommandanturen 5.) Einsatz der Wehrmachtgrberoffiziere 6.) Einsatz der L[an]d[es]sch.[tzen]-R[e]g[imen]ts.Stbe und Departements-Bataillone 7.) Einsatz der Frontstalags, Internierten-Lager und Wach-Bat[ail]l[on]e. 8.) Einsatz der Feldnachrichten Kommandanturen und Nachrichtenhelferinnen 9.) Einsatz der Rundfunksender im besetzten Gebiet 10.) Einsatz der Soldatenheime 11.) Einsatz der Verbindungsoffiziere Luftschutz (VOLS) 12.) Einsatz der Feldgendarmerietrupps 13.) Einsatz der Geheimen Feldpolizei 14.) Einsatz des Zollgrenzschutzes in Frankreich 15.) Einsatz der Heeres-Unterkunftverwaltungen 16.) Einsatz der Heeres-Verpflegungsstellen 17.) Einsatz der Bckerei- und Schlchterei-Einheiten 18.) Einsatz der Rstungsdienststellen 19.) Eisenbahnnetz von Frankreich mit Transportkommandanturen und Eisenbahnbetriebsdirektionen 20.) Durchgangsstrassen 21.) Wasserstrassennetz von Frankreich 22.) Schlsser (Burgen) mit Belegungsverbot 23.) Regional-Prfekturen

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24.) Verteilung der franzsischen Gendarmerie im besetzten Gebiet Frankreichs 25.) Einsatz der Reichskredit- und Feldkassen 26.) Muster der Belegungskarte 27.) bersicht ber Straftaten 28.) bersicht ber beschlagnahmte oder sichergestellte Gegenstnde 29.) bersicht ber Beutematerial 30.) Verordnungsblatt des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] Nr. 41-47 (nur in Ausfertigung 1-15) 31.) Arbeitsbericht des Deutschen Roten Kreuzes 32.) Verzeichnis der wichtigsten im Journal Officiel verffentlichten franzsischen Gesetze 33.) Merkblatt ber Schonung der historischen Schlsser in Frankreich 34.) bersicht ber die Abgaben aller Art, die von der franzsischen Zollverwaltung vereinnahmt werden 35.) Monatliche bersicht ber die von der franzsischen Zollverwaltung erhobenen Einnahmen seit Kriegsbeginn 36.) bersicht ber den Anteil der einzelnen Warrenarten an den Zolleinnahmen 37.) Stand der Tierseuchen 38.) Entwicklung der Roheisen-, Rohstahl- und Walzwerkproduktion 39.) Tabellen ber Brckenbau, R.-Betriebe und Rationsstze 40.) Inhaltsangabe des Gesetzes ber die soziale Berufsorganisation (nur in Ausfertigung 1-15)

Auf die Anlagen Nr. 13-23 ist im Lagebericht nicht Bezug genommen.

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Der Militrbefehlshaber in Frankreich Paris, den 30.Okt, 1941 Kommandostab Abteilung Ic Br.B.Nr.5300 / 41 geh.[eim]

GEHEIM

Anliegend wird der Bericht ber die politische Lage in Frankreich Oktober 1941 mit der Anlage "Stimmung und innere Sicherheit" bersandt[155]. Fr den Militrbefehlshaber Der Chef des Generalstabes [Speidel][156]

2 Anlagen Sonderverteiler

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Anlage 1 Die politische Lage

Aussen- und innenpolitische Spannungen

Am 1. Jahrestag von Montoire (24.10.)[157] hat sich die franzsische Haltung noch nicht eindeutig geklrt, die Spannungen innerhalb der franzsischen Regierung (siehe Septemberlagebericht[158]) haben sich weiterhin verstrkt. Es ist Admiral Darlan weder gelungen, General Weygand sich klar zu unterstellen, noch ihn auszubooten. General Weygand hat bei seinem mehrtgigen Aufenthalt in Vichy Mitte Oktober als Vorkmpfer wieder den Kabinettschef des Marschalls Ptain Dumoulin de la Berthte [sic!][159] gewonnen, der im Kabinett die alten Gesinnungsgenossen Barthlemy[160], Berthelot[161] und Caziot fr sich hat. - Zum Problem Weygand ist das Dumoulin de la Barthte's getreten, besonders bedeutsam wegen dessen dauernder Einwirkung auf den Marschall.

Darlan - Pucheu - Benoist-Mchin halten an der Zusammenarbeit mit Deutschland fest und stellen sich klar gegen den "Attentisten"-Kreis, sie machten auch bei ihren nun mehr wieder hufigen Besuchen beim Mil.[ilitr]Bef.[ehlshaber] keinen Hehl aus ihrer Einstellung. Die schon in den letzten Lageberichten erwhnten Komponenten der aussenpolitischen Entwicklung wirken fort. Die Politik Roosevelt's, dessen offensive Haltung in der "Anlandsetzung" militrischer Kommissionen in Westafrika (Brazzaville)[162] offenbar wird, versucht immer grssere Kreise des franzsischen Volkes auf eine opportunistisch-abwartende Tendenz auszurichten. Die Empire-Blickrichtung und die starke Beschftigung mit der inneren Lage schwchen die propagandistische Wirkung der deutschen Ostsiege[163]. In die Bewunderung der soldatischen Leistung und das Gefhl von der Befreiung von der bolschewistischen Bedrohung Europas mischt sich die vom britischen Rundfunk propagierte Feststellung, da die Sowjetunion immer noch nicht am Boden liegt und viele Divisionen binden wird. Verschrfung in der Versorgungslage Die inneren Schwierigkeiten erfahren nunmehr die erwartete, durch den Winteranfang bedingte Verschrfung. Neben den Problemen der Lebensmittel- und Kohlenversorgung tritt in letzter Zeit auch die stetige Steigerung der Lebenshaltungskosten durch legale und illegale (Schwarzhandel) Preissteigerung und die Verknappung der Reserven an Rohstoffen und der nicht mehr erneuerbaren Vorrte gewisser Verbrauchsgter in Erscheinung. Die gegnerische Propaganda (Daventry[164] und Moskau) bemchtigt sich wirksam dieser Tatsache, redet von der "Schlacht um Paris", stellt fest, dass die "zivile deutsche Verwaltung" verliere, was die militrischen Eroberer erkmpft htten, spricht von der Versklavung der franzsischen Industrie, von der drohenden Inflation, dem Mangel an Brennstoffen, den Pferderequisitionen in der Landwirtschaft usw. und versucht so im Durchschnittsfranzosen das Gefhl einer verzweifelten Lage zu wecken.

Die Attentate und ihre Folgen In diese Stimmung knallen nach einer Pause des Aufatmens, von der ersten Attentatsserie die
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Revolverschssen von Nantes und Bordeaux hinein, denen der Feldkommandant, Oberstleutnant Hotz und Kriegsverwaltungsrat Dr. Reimers zum Opfer fallen. Die Tter entkommen zunchst in beiden Fllen, trotzdem sowohl von deutscher als auch franzsischer Seite die ussersten Mittel fr ihre Ergreifung eingesetzt sind. Nach allen Anzeichen gehren die Tter kleinen vom englischen Geheimdienst (Fallschirmspringer!) ausgebildeten und eingesetzten, vermutlich gaullistischen Terrorgruppen an (siehe besonderen Bericht[165]). Die bereits durchgefhrte Erschiessung von zunchst je 50 Geiseln lste bei der franzsischen Bevlkerung eine unerwartet starke Chocwirkung aus. Der Franzose, seit 1 1/2 Jahrhunderten zu einer betont formalen Gerechtigkeitsauffassung erzogen, durch die frheren Geiselerschiessungen und die in den letzten Wochen tglich vollstreckten Todesurteile wegen verbotenen Waffenbesitzes ohnehin tief beeindruckt, steht im Augenblick erschttert der Tatsache gegenber, dass Personen erschossen werden, die unmittelbar fr die Attentate nicht verantwortlich sind. Wenn diese Massnahmen bisher ohne wesentliche Reaktion ertragen wurden, so deshalb, weil die Masse der Bevlkerung die heimtckischen Mordtaten verabscheut (grosse Anteilnahme an den Beisetzungen in Nantes und Bordeaux), sie dem Englnder zuschreibt und die deutschen Massnahmen als zwangslufige Folge des verloren Krieges erkennt. Die Erschiessung weiterer je 50 Geiseln, falls die Tter nicht gefunden werden, kann aber schwerwiegende Folgen haben, nicht zuletzt im nordafrikanischen Raum infolge der ungeklrten Lsung der Abberufung General Weygands.

So ist die innere Lage Frankreichs unter dem Zwang der Ereignisse zerrissener denn je. Die wiederholt gezeigte Grossmut des Fhrers wird aber von allen Anhngern der Zusammenarbeit Deutschland/Frankreich und auch sonst als sichtbarste Tat gewertet. Sie kann f r das neue Europa unter Deutschlands Fhrung wertvolle Frchte tragen.

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Anlage zum politischen Lagebericht Oktober 1941 Nr. 5300 / 41 geh.[heim] vom 30.10.1941

Stimmung und innere Sicherheit

Die Stimmung ist infolge der verschrften Versorgungslage, des nahen Winters und den ungewissen Friedensaussichten weiterhin gedrckter geworden. Die Bereitschaft der Masse der franz. Bevlkerung zu deutschfeindlichen Kundgebungen und Sabotageakten wurde jedoch dadurch bisher nicht geweckt.

Im ganzen sind im Berichtsmonat 163 Sabotageakte zu verzeichnen (Vormonat 162). Die gefhrlichsten Formen - Eisenbahnsabotage (9, Vormonat 17) und berflle auf Wehrmachtangehrige (14, Vormonat 20) haben abgenommen. Die Zunahme der Brnde (47, Vormonat 30) kann sich aus der Jahreszeit erklren. Kabelsabotagen (58, Vormonat 47) werden durch die lngeren Nchte begnstigt. Die Breitenwirkung, die sich der englische und gaullistische Rundfunk infolge der g nstigen Mglichkeiten (Andauern des Ostfeldzuges, kommender Winter) erhoffte, blieb bisher aus. Fr den 31.10. hat der gaullistische Rundfunk, nachdem er 3 Monate lang zu allgemeinen Kundgebungen nicht mehr aufgefordert hatte, die franzsische Gesamtbevlkerung zu einer Demonstration aufgerufen, in der Zeit von 16.00 bis 16.05 Uhr je Ttigkeit einzustellen.

Auch die Kraft der kommunistischen Bewegung - mittelbar England dienstbar - kann durch die scharfen Gegenmassnahmen des Mil.[ilitr]Bef.[ehlshabers] und auf seine Veranlassung auch der franz. Regierung als gebrochen angesehen werden. Die kommunistische Propaganda ist im Berichtsmonat durch die weiteren Zugriffe auf kommunistische Funktionre zurckgegangen. Kleine Gruppen von kommunistischen und gaullistischen Fanatikern arbeiten nachgewiesenermaen im Sinne und Dienste englischer Auftraggeber. Es gelang dem Abwehrdienst Anfang Oktober eine umfangreiche von England gesteuerte Terror- und Widerstandsgruppe zu zerschlagen, wobei fast 1 000 Personen - darunter Prominente! - verhaftet, mehrere Funkgerte erfasst, Sprengstoff und Waffen sichergestellt und wichtiges Spionagematerial aufgefunden werden konnten[166].

Am 20. Und 21.10. erfolgten jedoch nach lngerer Pause wiederum 2 Attentate, denen der Feldkommandant von Nantes, Ob[er]stl[eu]t.[ant] Hotz und der Kriegsverwaltungsrat Dr. Reimers aus Bordeaux zum Opfer fielen. Aus der rtlichen Atmosphre sind beide Attentate nicht entstanden. Spuren, die verfolgt werden, deuten auf englisch-gaullistische Urheberschaft.

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Die Ziele der englischen Auftraggeber scheinen folgende zu sein: a) durch Unruheerregung eine Verstndigung Frankreich-Deutschland zu verhindern, b) die Besatzungsmacht zu Handlungen zu veranlassen, die geeignet sind, die bisher ruhige und zum Teil verstndnisbereite Bevlkerung gegen Deutschland aufzubringen, c) der Regierung Darlan damit fr knftige Verhandlungen mit Deutschland Schwierigkeiten zu machen, d) in der Welt den Eindruck zu erwecken, als lehne sich die franzsische Bevlkerung gegen die Besatzungsmacht auf.

Fr die Urheberschaft englischer Auftraggeber sprechen: 1.) die planmssige Steuerung deutschfeindlicher Propaganda und Umtriebe durch den englischen Rundfunk, 2.) die Durchgabe verschlsselter Anweisungen englischer Geheimsender fr die Vornahme von Sabotageakten, 3.) die Absetzung feindlicher Fallschirmspringer durch englische Flugzeuge im besetzten und unbesetzten Gebiet; im unbesetzten Gebiet wurden 2 englische Offiziere (Fallschirmspringer) ergriffen, die in Sabotagettigkeit geschult und mit Sprengstoffen versehen waren, 4.) die Gleichartigkeit der Attentate und Sabotageakte trotz rtlicher und zeitlicher Verschiedenheit, 5.) die Feststellung einer vom englischen ND[167] gesteuerten Spionage- und Sabotageorganisation grossen Stiles.

Der Mil.[ilitr]Bef.[ehlshaber] hat nach beiden Anschlgen die Erschiessung von je 50 Geiseln angeordnet mit der Androhung, da weitere 100 Geiseln erschossen werden, falls die Tter nicht innerhalb von 48 Stunden ermittelt werden knnen (siehe Anlage 1 und 2[168]). Die Erschiessungen haben im franzsischen Volk eine starke Erregung hervorgerufen und bewirkt, dass sich die Gesamtbevlkerung und die Regierung mit allen Mitteln an der Ergreifung der Tter beteiligen. Attentate und Tter werden vom berwiegenden Teil der franzsischen Bevlkerung abgelehnt und verurteilt. Zwecks Verfolgung wichtiger Spuren wurde die Erschiessung der 2. Geiselraten zunchst ausgesetzt (s. Anlage 4 und 7[169]). Ihr Aufschub und die Forderung der intensiven Mitwirkung bei der Ttersuche wurde positiv aufgenommen. Die franzsische Regierung hatte auf Grund der Anschlge und Sabotageakte der letzten Monate vorbeugende Massnahmen getroffen, u.a.: 1.) Schaffung eines Sondergerichtes gegen Kommunisten und Anarchisten (s. letzter Lagebericht[170]), Schaffung eines Staatsgerichtshofes gegen Staatsfeinde im weiteren Sinne,

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2.) Verhngung von Todesurteilen und hohen Freiheitsstrafen durch diese Gerichte, 3.) Massnahmen des Innenministers Pucheu, der in engster Fhlung mit dem Mil.[ilitr]Bef.[ehlshaber] in Frankreich sein usserstes tut, um Angriffe auf die deutsche Wehrmacht zu verhindern bezw. erfolgte Angriffe aufzudecken. Dazu versucht er weiterhin, die franzsische Polizei von unzuverlssigen Elementen zu subern und eine straffere Fhrung zu ermglichen. Die Attentate kamen der franzsischen Regierung vllig berraschend. Es konnte eine sofortige Bereitschaft festgestellt werden, mit allen Krften an der Aufdeckung der Tterschaft mitzuwirken. Innenminister Pucheu bernahm selbst die zentrale Leitung der Fahndung. Alle Krfte der Verwaltung und Polizei wurden mobilisiert und die Regionalprfekten zu Sondermassnahmen ermchtigt. Nach Nantes wurden 20 Spezialbeamte und der beste franzsische Polizeispezialist[171] entsandt und die dortige Gendarmerie bis 2 000 Gendarmen verstrkt. Die scharfen Massnahmen des Mil.[ilitr]Bef.[ehlshabers] riefen einen starken, beinahe niederschlagenden Eindruck in der Regierung hervor, da sie als inner- und aussenpolitische Belastung ausgelegt wurden. Die Regierung versuchte alles, um die Erschiessungen weiterer Geiseln auszusetzen bezw. unntig zu machen. Am 23.10. erfolgten Rundfunkbotschaften des Marschalls und Admiral Darlans (s. Anlage 3[172]), die die Franzosen aufriefen, die Schuldigen auf jeden Fall aufzufinden. Am 24.10. gab Bnoist-Mchin vor der Pariser Presse eine Erklrung zu den Attentaten ab, die eine scharfe Verurteilung der Mrder darstellte (s. Anlage 4[173]). Die Fristverlngerung fr die Erschiessung der weiteren Gruppen und Geiseln, die der Fhrer und Oberste Befehlshaber der Wehrmacht am 24.10. genehmigte, gab Anlass zu einer Regierungserklrung vom 24.10. (s. Anlage 4[174]), die nochmals die Bevlkerung dringend ersuchte. Die franzsische Regierung erliess ein neues Gesetz gegen Attentter, in dem die Mitwisserschaft und Begnstigung unter scharfe Strafen gestellt wurde (s. Anlage 6[175]), was eine Durchbrechung der alten liberalistischen Grundstze in der franzsischen Tradition darstellt. Um die Gefahren der englischen Propaganda und Aufwiegelung einzudmmen, verbot die Regierung das Abhren des englischen Rundfunkes[176].

Die Gesamtlage erfordert einen scharfen und straff organisierten Kampf gegen die vom englischen ND gefhrten Widerstandsgruppen, der im Gange ist. Die Gesamthaltung und Stimmung der franzsischen Bevlkerung muss eingehend beobachtet werden, damit grundstzliche Vernderungen frhzeitig erkannt werden. Im Verhalten zur Gesamtbevlkerung mssen die Vorflle immer noch als bedauerliche Einzelerscheinungen angesehen werden.

Die innere Sicherheit, Ruhe und Ordnung sind zurzeit noch nicht bedroht.

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7 Anlagen[177]

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Anlage 3

Abdruck aus "Pariser Zeitung" v. 23.10.1941

Rundfunkbotschaften des Marschalls und Admirals Darlan

Vichy, 22. Oktober

Der franzsische Staatschef, Marschall Ptain, sandte heute an die Franzosen folgende Rundfunkbotschaft: "Franzosen! Auf Offiziere der Besatzungsarmee ist geschossen worden: zwei Tote... F nfzig Franzosen haben heute morgen mit ihrem Leben diese unerhrten Verbrechen bezahlt... Fnfzig andere werden morgen erschossen, wenn die Schuldigen nicht festgestellt werden. Von neuem fliesst Blut in Frankreich. Die Shne ist schrecklich. Sie wird nicht von den wahren Schuldigen bezahlt. Franzosen, Eure Pflicht ist klar: diese Morde mssen aufhren. Auf Grund des Waffenstillstandes haben wir die Waffen niedergelegt. Wir haben nicht das Recht, sie nun wieder aufzunehmen, um Deutsche hinterrcks zu erschiessen. Der Auslnder, der diese Verbrechen anordnet, weiss, dass er damit Frankreich ins eigene Fleisch schneidet. Was kmmern ihn die Witwen, unsere Waisen und unsere Kriegsgefangenen! Rafft Euch gegen diese Komplotte auf, helft der Justiz! Ein entdeckter Schuldiger erspart hundert Franzosen den Tod, Mit bewegter Stimme rufe ich euch zu: Lasst ber Frankreich kein weiteres Unglck kommen!"

Darlans Aufruf

Paris, 22. Oktober

Vizeministerprsident Admiral Darlan richtete an die Franzosen des besetzten Gebietes folgenden Aufruf durch den Rundfunk: "Franzosen des besetzten Gebietes! Soeben sind von neuem feige Attentate gegen Offiziere der Besatzungsarmee begangen worden. Der Marschall und die Regierung brandmarken diese gemeinen Morde, die, wie es Euch bereits unser Staatschef sagte, der Franzosen unwrdig sind. Die Besetzung ist eine Folge unserer Niederlage. Sie ist in den Artikeln des Waffenstillstandes vorgesehen, den wir unterzeichnet haben. Die elementarste Vertragstreue macht es uns zur Pflicht, unsere eigene Unterschrift zu achten, umsomehr um diese Besetzung - wenn sie auch schwer - doch korrekt ist. Wir denken, dass diese verabscheuungswrdigen Akte von Agenten auslndischer Mchte verbt wurden, die in ihrem eigensten Interesse eine Erschwerung der Beziehungen zwischen den

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Besatzungstruppen und der franzsischen Bevlkerung bezwecken. Die Mchte hoffen dadurch den europischen Frieden zu verzgern. Unser eigenstes Interesse als Franzosen fordert, ihn so rasch als mglich herbeizufhren. Ich vermag nicht zu glauben, dass Ihr den krzlichen Aufruf des Marschalls nicht gehrt und begriffen httet. Ich habe die Gewissheit, dass kein Franzose, der dieses Namens wrdig ist, an diesen Morden teilhat. Aber, wenn das Schicksal des Vaterlandes auf dem Spiel steht, gengt es nicht, passiv zu bleiben, es muss gehandelt werden. Euer eigenes Interesse und das unserer Kriegsgefangenen, die so rasch wie mglich zu uns zurckkehren mchten, machen es Euch zur Pflicht, alle Aufklrungen die Euch ber Attentate zu Ohren kommen, uns zur Kenntnis zu bringen. Sie machen Euch gleichfalls zur Pflicht, diejenigen ergreifen zu helfen, die sie vorbereiten, oder die sie ausfhren. Franzosen! Im Namen des Marschalls appeliere ich noch einmal an Eure Treue, an Euren gesunden Menschenverstand und an Eure Vaterlandsliebe!"

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Anlage 4

Abdruck aus "Pariser Zeitung" v. 25.10.1941

Eine Gnadenfrist

Vichy, 24. Oktober

Die franzsische Regierung gibt bekannt: Auf Grund der Aufrufe des Marschalls Ptain und des Admirals Darlan sowie dringlicher Eingaben an die deutschen Besatzungsbehrden hat der Fhrer und Oberste Befehlshaber der Wehrmacht eine Gnadenfrist fr die weiteren Gruppen von Geiseln gewhrt, die infolge der beiden Attentate in Nantes und Bordeaux hingerichtet werden sollen. Demzufolge ist die Frist fr Nantes bis zum 27. Oktober 1941 um Mitternacht und fr Bordeaux bis zum 29. Oktober 1941 um Mitternacht verlngert worden. Mit dieser Fristverlngerung wollen die deutschen Besatzungsbehrden Gelegenheit geben, die wahren Schuldigen zu finden und auf diese Weise franzsisches Leben zu schonen. Das franzsische Volk empfindet diesen guten Willen, der eine bereits traurige Lage nicht noch unglcklicher gestalten will. Dieser Aufschub konnte Dank der Ruhe und Haltung gewhrt werden, die die gesamte Bevlkerung der beiden heimgsesuchten Stdte in diesen letzten Tagen gezeigt hat. Die franzsische Regierung ist sicher, dass jeder seine Anstrengungen verdoppeln wird, um die Behrden in ihrer schweren Aufgabe, die Verbrecher zu verhaften, zu untersttzen und damit den vorlufigen Aufschub in einen endgltigen Gnadenakt umzuwandeln. Jeder Franzose muss sich darber klar sein, dass es um das Leben von hundert Mitbrgern geht: seine Pflicht ist ihm daher klar vorgezeichnet.

"Feigheit niemals Patriotismus" Eine Erklrung Benoist-Mechins vor der Pariser Presse

Paris, 24. Oktober

Staatssekretr Benoist-Mechin gab heute vor der Pariser Presse folgende Erklrung ab: "Ich habe keineswegs die Gewohnheit, hufig zu sprechen, aber wenn ich Sie an diesem Abend zu mir bat, so dann, weil ich wnsche, Ihnen meine Gedanken ber die in den letzten Tagen begangenen Attentate

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darzulegen. Ich bin berzeugt, dass alle Franzosen ohne Ausnahme nur mit meinen Augen sehen, denn ich begebe mich nicht auf ein politisches, sondern auf das elementarste Gebiet der Moral Der englische Rundfunk gibt sich den Anschein, der Missbilligung dieser Morde, obgleich er sie veranlasst und erklrt: "Die Urheber dieser Attentate legen ausgesprochene Mutproben ab. Sie sind Helden." Ich weiss, dass dieses Argument gewissen Bevlkerungselementen, die dem englischen Rundfunk zu aufmerksam lauschen, und vor allen Dingen der Jugend, die stets bereit ist, sich rhren zu lassen, wenn man ihr mit so grossen Worten wie Heroismus und Mut kommt, Eindruck machen kann. Nun, mir scheint, dass die Urheber dieser Verbrechen keinerlei mildernde Umstnde verdienen; denn sie wissen sehr genau, dass ihre Verbrechen unnachsichtlich den Tod einer grossen Anzahl ihrer Mitbrger nach sich ziehen. Der befristete Aufschub des Fhrers gibt den Attenttern zu denken. Sie wissen nun genau, dass jeder Mord an einem Deutschen den Tod von hundert Franzosen zur Folge hat. Sie wissen ebenso genau, dass, wenn sie sich stellen, sie das Leben aller derjenigen retten knnen, deren Leben sie durch ihre Morde verwirkt haben. Nun, sie stellen sich nicht. Glauben sie nicht dass, wenn sie sich stellen wrden, nur dieser Akt als wahrer Beweis von Mut gewertet wrde? Indem sie sich verbergen, anstatt sich zu stellen, wissen sie, dass ihre Handlungsweise Unglck ber zahllose Familien bringt. Sie erweisen sich als das, was sie sind: als Feiglinge, die nichts als unsere vollstndige Verachtung verdienen. Ich versichere Ihnen, und dies ist meine ebenso wie Ihre Ueberzeugung: keine Form der Vaterlandsliebe kann sich auf Feigheit grnden, denn niemals kann Feigheit dem Lande diesen."

[1]

63. Ausfertigung von 115 Exemplaren. Otto von Stlpnagel. Stempelaufdruck: Mil.Bef. i. Frankreich, 8. Dez. 1941. Walther von Brauchitsch. Vgl. hierzu den Verteiler zum Lagebericht November 1940. Oberkommando des Heeres. Adjudantur Oberbefehlshaber des Heeres. Adjudantur Chef des Generalstabs des Heeres. Generalquartiermeister Eduard Wagner. Zentralabteilung im Generalstab des Heeres. Operationsabteilung. Organisationsabteilung.

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Chef des Heeres-Nachrichtenwesens. Chef der Heeresrstung und Befehlshaber des Ersatzheeres Friedrich Fromm. Friedrich von Rabenau. Oberkommando der Wehrmacht. Wehrmacht-Fhrungsstab/Abteilung Landesverteidigung. Amt Ausland-Abwehr. Propaganda-Abteilung. Verbindungsoffizier beim Vertreter der franzsischen Regierung. Major Karl Schuchardt. Oberquartiermeister West Erwin Jaenecke. Wehrwirtschafts- und Rstungsstab Frankreich. Hherer Nachrichtenfhrer Friedrich Kersten. Vormals Eisenbahntransportabteilung Paris. Ernst Schaumburg. Erwin von Witzleben. Armeeoberkommandos. Otto Schultze. Friedrich-Carl Hanesse. Alexander von Falkenhausen. Stempelaufdruck: 25 Nov[ember] 1941.

[14]

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[32]

Als Bevollmchtigter der Vichy-Regierung in Nordafrika widersetzte sich General Maxime Weygand der Kollaborationspolitik von Admiral Darlan und verhandelte mit dem amerikanischen Konsul Robert Murphy ber amerikanische Lebensmittel- und Versorgungslieferungen f r franzsisch Nord-Afrika. Nach dem Scheitern der Pariser Protokolle vom Sommer 1941 hinsichtlich seiner Rolle mitrauisch geworden, erreichten die Deutschen am 20. November 1941 seine Versetzung in den Ruhestand.
[33]

General Maxime Weygand war am 18. November 1941 von Admiral Darlan sowohl als Generalresident in FranzsischNordafrika als auch als Generalgouverneur von Algerien entlassen worden. Weygand hatte sich - in Fortsetzung seiner Politik, die am 26.2.1941 zur Unterzeichnung eines Lieferabkommens mit dem amerikanischen Geschftstrger, Murphy, gefhrt hatte (vgl. den Lagebericht Mrz 1941, B I) - zunehmend als Gegner des Deutschen Reiches und der Politik ders Regierung in Vichy profiliert. In seinem ausfhrlichen Bericht an den Staatschef hatte Darlan am 8.11.1941 unter anderem daran erinnert, da Gring bereits im August gegenber Botschafter de Brinon gewarnt habe: "C'est aussi une question franco-allemande.
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Il est trs difficile pour l'Allemagne d'admettre une collaboration avec le G nral Weygand car nous avons en mains des preuves certaines que le Gnral Weygand est sans doute un soldat loyal envers le Marchal Ptain mais qu'il est aussi un adversaire dtermin de la collaboration avec l'Allemagne qu'il considre toujours comme l'ennemi hrditaire." Zu den von deutscher Seite seit Wochen auf Darlan ausge bten Pressionen vgl. dessen Rapport au Marchal de France Chef de l'tat, vom 8.11.1941, in: H. COUTEAU-BGARIE, C. HUAN, Lettre et notes de l'Amiral Darlan, Paris 1992, S. 414-421, hier S. 414.
[35]

General Huntziger kam am 12. November 1941 bei einem Flugzeugungl ck in den Cevennen ums Leben.

[36]

Alphonse Henri Juin (1888-1967). 1912 als Major Absolvent von Saint-Cyr, ab 1914 Kommandant in Marokko, Kriegsverletzung, Stabschef der Streitkrfte in Nordafrika, Einflu von Marschall Louis Lyautey, Dezember 1938 General der Afrikaarmee, 1939 Kommandant der 15. Infanteriedivision, 1940 Aufnahme in die erste Armee, Deckung des Rckzugs aus Dnkirchen, Verteidigung Lilles und Gefangennahme am 19. Mai 1940, Internierung auf der Festung Knigstein/Sachsen, Juni 1941 Freilassung nach Intervention von General Maxime Weygand, bernahme des Kommandos ber die Streitkrfte in Nordafrika, Dezember 1941 Mitglied des tat major au Palais d'hiver, 1942 nach Landung der Alliierten Unterstellung der Armee unter General Henri-Honor Giraud, 1942 bis 1943 Kommando ber die Truppen in Tunesien, 1942 von General Charles de Gaulle an die Spitze des franz sischen Expeditionskorps (Corps expditionnaire franais, CEF) in Italien gestellt, Fhrung der franzsischen Truppen nach Rom, Begleitung de Gaulles in die Normandie und bei Befreiung von Paris, 1947 Rsident gnral von Marokko, 1951 Kommandant der NATO fr Zentraleuropa, 1952 Ernennung zum Marschall von Frankreich sowie zum Mitglied der Acadmie franaise. Zu den Anordnungen und Repressionsmanahmen als Reaktion auf die verschiedenen Attentate und Anschl ge vgl. den Lagebericht August/September 1941.
[37]

In seinem Brief an die Lgion des volontaires franais contre le bolchevisme und als Anwort auf eine Treuekundgebung des Obersten Labonne, Kommandeur der LVF, schrieb P tain: "Durch die Teilnahme an diesem Kreuzzug, dessen Fhrung Deutschland bernommen hat, wodurch es berechtigten Anspruch auf die Dankbarkeit der Welt erwirbt, tragen Sie dazu bei, die bolschewistische Gefahr von uns zu bannen. Somit schtzen Sie unser Land dadurch, dass Sie gleichfalls die Hoffnung auf ein in sich ausgeglichenes Europa retten." Abdruck des Briefes in deutscher bersetzung in der Pariser Zeitung vom 6. November 1941, S. 1.
[38]

Am 13. Dezember 1940 hatte Staatschef Ptain den Vizeprsidenten des Ministerrats, Pierre Laval, aus seinen mtern entlassen und ihn unter Arrest gestellt. Auf deutscher Seite, insbesondere f r den deutschen Botschafter in Paris, Otto Abetz, galt Laval als entschiedener Befrworter der Politik der Kollaboration und wichtiger Ansprechpartner.
[39] [40]

Vgl. unten, Anlage 1.

Am 30. Oktober 1941 rief General de Gaulle im englischen Rundfunk die franz sische Bevlkerung dazu auf, am Folgetag um 16 Uhr die Arbeit fr fnf Minuten demonstrativ ruhen zu lassen. Abdruck des Aufrufs in: Charles de GAULLE, Discours et messages, vol. 1: Pendant la guerre. Juin 1940-Janvier 1946, Paris 1970, S. 125.
[41] [42]

Aufruf vom 11. November 1941 in Radio London, abgedruckt in: Charles de GAULLE, Discours et messages, vol. 1: Pendant la guerre. Juin 1940-Janvier 1946, Paris 1970, S. 130-131.
[43]

Attentat auf Oberstleutnant Fritz Hotz am 20. Oktober 1941. Attentat auf Kriegsverwaltungsrat Hans Gottfried Reimers am 21. Oktober 1941.

[44]

Hans Gottfried Reimers ( -1941). Kriegsverwaltungsrat. Leiter der Abteilung Arbeitseinsatz und Arbeitsvermittlung der FK Bordeaux. Nhere biographische Angaben nicht ermittelt. Der amerikanische Prsident und der britische Premierminister waren vom 9.-12.8.1941 in der Argentia-Bucht vor Neufundland an Bord des US-Kreuzers Augusta und dem britischen Schlachtschiff Prince of Wales zusammengetroffen. Zwei Tage spter, am 14. August 1941 hatten sie gemeinsam die "Atlantik-Charta" verkndet. Die Gesprche wurden nach dem offiziellen Kriegseintritt der USA in Washington mit dem Ziel der Bildung eines gemeinsamen Oberkommandos im Rahmen
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der "Arcadia"-Konferenz vom 22.12.1941-14.1.1942 fortgesetzt.


[46]

Royal Air Force.

[47]

Gesendet von Radio London am 23. Oktober 1941. Abgedruckt in: Charles de Gaulle, Discours et Messages, vol. 1: Pendant la guerre. Juin 1940-Janvier 1946, Paris 1970, S. 122-123. Gemeint ist das "Croix de la Libration", das General de Gaulle der Stadt Nantes verlieh. Bis zum 23. Januar 1946 wurden 1059 Orden verliehen, darunter an fnf Stdte: Paris, Nantes, Grenoble, Vassieux und Ile-de-Sein.
[48]

Anlage 2, hier nicht aufgenommen. Die Pariser Zeitung hatte am 15.10.1941 gemeldet, da das Generalsekretariat fr Informationen der franzsischen Regierung die Bevlkerung auffordere, bis zum 25. Oktober 1941 smtliche Waffen bei den zustndigen Bezirkspolizeikommissariaten abzuliefern. Bis zu diesem Zeitpunkt werde Straffreiheit garantiert.
[49]

Als "Shnemanahme" der Attentate in Nantes und Bordeaux lie Militrbefehlshaber Otto von Stlpnagel am 23. und 24. Oktober 1941 48 bzw. 50 Gefangene exekutieren.
[50]

Attentat von Pierre-Flix Georges, bekannt unter dem Pseudonym Fabien, und Gilbert Brustlein auf den Marineverwaltungsassistenten Alfons Moser am 21. August 1941 in Paris.
[51] [52]

Attentat am 20. Oktober 1941. Vgl. Anlage 11 zum Lagebericht August/September 1941. Anlage hier nicht aufgenommen. Anlagen hier jeweils nicht aufgenommen. Kurt Schreiber, Karl-Ulrich Neumann-Neurode, Eduard Freiherr von Rotberg, Moritz von Faber du Faur. Feldkommandantur.

[53]

[54]

[55]

[56]

[57]

[58]

Das Armeeoberkommando 15 unterstand Generaloberst Curt Haase (1881-1943). Generaloberst. 1910 Leutnant. 1914/18 Kriegsteilnahme. Reichswehr. 1929 Oberstleutnant, 1932 Oberst, 1937 Generalleutnant und Inspekteur der Artillerie, 1938 General der Artillerie und Kommandierender General der III. Armee-Korps. 1940 Generaloberst. 15.2.1941-30.11.1942 Oberbefehlshaber der 15. Armee.
[59]

Anlage hier nicht aufgenommen. Sdwestfrankreich. Nordwestfrankreich. Anlagen hier jeweils nicht aufgenommen. Bis 3. Oktober 1941 Generalmajor Schumacher, dann Oberst Knackfu . Departement Haute-Sane. Name nicht ermittelt. Vgl. Lagebericht August/September 1941, II 3. Anlagen hier nicht aufgenommen.

[60]

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Departement Charente, Bezirk von Cognac. Departement Oise. Departement Finistre. Departement Seine-Infrieure. Anlage hier nicht aufgenommen.

[69]

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[72]

Das Amt des General zbV IV war am 1.2.1941 "zur Erf llung besonderer Aufgaben zur Aufrechterhaltung der Disziplin und auf dem Gebiet der Betreuungseinrichtungen im gesamten Wehrmachtreiseverkehr" beim OKH (ChH.Rst) Allgemeines Heeresamt (AHA und den Stellen des Kommandeurs des Heeresstreifendienstes bei den Wehrkreiskommandos eingerichtet worden, Vgl. Rudolf ABSOLON, Die Wehrmacht im Dritten Reich, Bd. V, Boppard 1988, S. 404.
[73] [74]

Anlage hier nicht aufgenommen. Departement Sarthe. Name des Verbindungsoffiziers Luftschutz nicht ermittelt. Departement Finistre. Departement Charente Infrieure. Anlage hier nicht aufgenommen. Frontstammlager. Anlage hier nicht aufgenommen. Nordwestfrankreich.

[75]

[76]

[77]

[78]

[79]

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[81]

Parallel zu den Entlassungen wurde per Gesetz vom 2.9.1941 ein entsprechendes Commissariat, rattach la vice-prsidence du Conseil geschaffen, vgl. Journal Officiel vom 14. Oktober 1941, S. 4422: N 3777. - Loi du 2 septembre 1941 crant un commissariat au reclassement des prisonniers de guerre rapatri s.
[82] [83]

Anlage hier nicht aufgenommen.

[84]

Anlage hier nicht aufgenommen. In der Zeit vom 13. September bis 12. November 1941 wurden 24 694 Anzeigen erstattet. In 3845 Fllen handelte es sich um Delikte der Verkehrsbertretung, in 3253 Fllen um mangelhafte Verdunkelung, in 2185 Fllen um Betreten der Strae nach der Sperrzeit, in 1986 Fllen um Diebstahl, in 1579 Fllen um geschlechtskranke Frauen und in 1223 Fllen um Verkehrsunflle. Anlage hier nicht aufgenommen. Zu den beschlagnahmten oder sichergestellten Gegenst nden gehrten u.a. 445 673 verschiedene Arten Munition, 425 692 Jagdmunition, 7313 Gewehre aller Art, 6764 Pistolen aller Art, 6532 Jagdgewehre, 8116 kg Sprengpulver, 737 373 franzsische Francs, sowie Lebensmittel aller Art (darunter 4140 kg Kakao, 3644 l Wein und 2500 Flaschen, 18 000 Eier).
[85]

Anlage hier nicht aufgenommen. Das Beutematerial setzte sich u.a. zusammen aus 67 133 Schu Munition, 2289 verschiedenen Gewehren und 2059 Gasmasken. Die im Kontext mit dem Aufruf des Milit rbefehlshabers abgelieferten Waffen sind in der Zusammenstellung nicht enthalten.
[86] [87]

Walther von Brauchitsch, Oberbefehlshaber des Heeres.

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Zu den Ernennungen im Einzelnen vgl. Journal Officiel vom 16. November 1941, S. 4931-4933: N 4702, 4703 et 4801 4815. Dcrets des 8 et 14 novembre 1941 portant retrait de fonctions, admissions la retraite, nominations et promotions (administration prfectorale). Bei der erwhnten Ablehnung drfte es sich vermutlich um Georges Bidaux gehandelt haben, der zunchst fr den Posten eines Prfet dlgu vorgesehen, dann aber nicht ernannt wurde. Vgl. dazu auch die Anmerkung bei Marc Olivier BARUCH, Servir l'tat franais. L'administration en France de 1940 1944, Paris 1997, S. 387.
[88]

Fernand Georges Bidaux (1895-1967). Verwaltungsbeamter und Jurist. 1922 Eintritt in den Verwaltungsdienst. Verschiedene Verwendungen, seit 1938 Prfekt des Departement Marne. 1940 von den Deutschen verhaftet und in die S dzone ausgewiesen. 1941 Kandidat fr den Posten des Prfet dlgu in Marseille. 1942 in den Ruhestand versetzt. 1945 bis 1947 franzsischer Kontrolloffizier in sterreich. 1948 Inspecteur gnral de l'administration, 1962 pensioniert.
[89]

Josef Brckel, Chef der Zivilverwaltung in Lothringen.

Innenminister Pucheu teilte Botschafter Abetz am 6. November 1941 offiziell mit, da das Attentat von Nantes aufgeklrt worden sei. Es handele sich um eine aus berwiegend Kommunisten bestehende Organisation, an deren Spitze ein Jude stehe. Der Attentter selbst, ein junger Elssser, sei aber entkommen.
[90] [91]

Anlage hier nicht aufgenommen.

[92]

Die dem Innenministerium untergeordnete staatliche Kriminalpolizei bestand aus 18 "Brigades mobiles de police judiciaire". Ihr Zustndigkeitsbereich umfate mehrere Departements. Sie waren lediglich den Weisungen des Innenministeriums und der Gerichtsbehrden, jedoch nicht der Prfekten unterstellt. Seit April 1941 wurden sie im unbesetzten Gebiet dem Regionalprfekten unterstellt. Im November 1942 fand diese Manahme auch im besetzten Gebiet Anwendung. 15 bis 50 Mann in jeder Brigade bernahmen die Bearbeitung der wichtigsten Kriminalf lle. Die kommunale Polizei (Police municipale) unterstand der Verantwortung des B rgermeisters und war sowohl personell als auch materiell unzureichend ausgestattet.
[93] [94]

Gemeint ist die unmittelbare Umgebung von Bordeaux, die Banlieue.

Bereits seit April 1941 hatte die Vichy-Regierung die Verstaatlichung der kommunalen Polizei in Gemeinden mit ber 10 000 Einwohnern angeordnet. Sie wurde dem Befehl des Regionalpr fekten unterstellt. Vgl. Journal Officiel vom 6. Mai 1941, S. 1917f.: N 1803. - Loi du 23 avril 1941 portant organisation gnrale des services de police en France. Im besetzten Gebiet hatte sich der Militrbefehlshaber geweigert, die Verstaatlichung der Gemeindepolizei zu genehmigen. Dies nderte sich schrittweise nach dem Attentat von Bordeaux.
[95]

Im Oktober 1941 grndete Innenminister Pierre Pucheu den "Service de police anti-communiste" (SPAC) unter der Leitung von Charles Detmar, einem Angeh rigen der Kollaborationsparteien. Die neu geschaffene Polizeiabteilung agierte neben der bestehenden rtlichen Polizei.
[96] [97]

Es handelt sich hier um die sogenannte "Garde des Communications (GdC)" zur Bewachung der Eisenbahnlinien, berwiegend durch franzsische Polizei und Gendarmerie. Von April 1942 bis Juni 1944 stieg die Strke der GdC von 1100 auf 7000 an. Da dies zur Bewachung nicht ausreichte, wurde der Verkehrssicherungsdienst durch ein dreifaches Kontingent von Hilfskrften aufgestockt, vgl. Journal Officiel vom 29. November 1941, S. 5140: N 4336. - Loi du 28 octobre 1941 modifiant la loi du 23 janvier 1941 portant sur cration d'un service "garde des communications.
[98]

Vgl. unten IV 6.

Vgl. Journal Officiel vom 9. November 1941, S. 4850f.: N 4663. - Loi du 2 novembre 1941 autorisant les dpartements subventionner les tablissements d'enseignement priv.
[99]

Eine Reihe von Verordnungen regelte den Aufbau der Berufsverb nde der Beamten im allgemeinen. Dort lassen sich Hinweise auf Lehrer/Professoren finden. Vgl. Journal Officiel vom 1. Oktober 1941, S. 4220: N 4055. - Dcret du 26
[100]

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septembre 1941 modifiant l'article 3 du dcret du 9 fvrier 1941 portant rglement d'administration publique pour l'application de la loi du 15 octobre 1940 relative aux associations professionnelles de fonctionnaires; Journal Officiel vom 1. Oktober 1941, S. 4221: N 4056. - Dcret du 26 septembre 1941 portant approbation de modles types de statuts pour les associations et unions d'associations professionnelles de fonctionnaires; Journal Officiel vom 25. Oktober 1941, S. 4641f.: N 4478. - Dcret du 21 octobre 1941, pris pour l'application de l'article 3 de la loi du 15 octobre 1940 relative aux associations professionnelles de fonctionnaires. Im letztgenannten Dekret werden in Artikel 1 verschiedene mter genannt, die eine Mitgliedschaft in einem Berufsverband ausschlieen, darunter Schuldirektoren.
[101]

Anlage hier nicht aufgenommen.

Folgende Funote wurde eingefgt: "Ausser diesen beiden Einnahmequellen verf gen die franz. Dep.[artements] u.[nd] Gemeinden bisher im wesentlichen noch ber Einnahmen aus indirekten Steuern sowie die Zuschlagspfennige zu direkten Steuern (Centimes additionnels)."
[102]

Vgl. Journal Officiel vom 5. Mai 1941, S. 1903: N 1620. - Loi du 12 avril 1941 relative la rvision exceptionnelle des valuations foncires des proprits bties.
[103]

Durch Erleichterungen bei der Rekrutierung neuer Beamter versuchte die franz sische Regierung Abhilfe zu schaffen, vgl. dazu Journal Officiel vom 21. November 1941, S. 4995: N 1995. - Loi du 10 novembre 1941 tendant proroger les dispositions de la loi du 27 novembre 1940 relative au recrutement des officiers des douanes sowie vom 23. November 1941, S. 5044f.: N 4122. - Dcret du 13 novembre 1941 portant rorganisation des cadres du personnel des brigades des douanes.
[104] [105]

Anlagen hier nicht aufgenommen. Anlage hier nicht aufgenommen.

[106]

Anlage hier nicht aufgenommen. Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 47 vom 11. November 1941, S. 320: Verordnung zum Schutz des Arbeitsfriedens. Vom 6. November 1941.
[107] [108]

Nhere Einzelheiten nicht ermittelt. Dr. Franz Schlegelberger.

[109]

Anlage hier nicht aufgenommen. Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 44 vom 30. Oktober 1941, S. 300-302: Verordnung ber die Besttigung von Urkunden. Vom 2. Oktober 1941.
[110]

Anlage hier nicht aufgenommen, vgl. Journal Officiel vom 30. Oktober 1941, S. 4699: N 4577. - Loi du 28 octobre 1941 interdisant la rception et l'audition de certaines missions radiophoniques dans tout lieu public ou priv. Die VichyRegierung hatte bereits kraft Gesetz vom 28. Oktober 1940 das ffentliche Abhren des englischen Rundfunks unter Strafe gestellt. Vgl. Journal Officiel vom 3. November 1940, S. 5538: Loi interdisant la r ception de certaines missions radiophoniques sur la voie publique et dans les lieux ouverts au public, le 1er novembre 1940.
[111] [112]

Heinrich Himmler.

Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 45 vom 31. Oktober 1941, S. 306-308: Verordnung ber den Postverkehr zwischen dem besetzten und dem unbesetzten Gebiet Frankreichs (DemarkationslinienPostverordnung). Vom 17. Oktober 1941. In der gleichen Ausgabe des Verordnungsblattes, S. 305 erschien die "Dritte Durchfhrungsverordnung zur Verordnung ber den Post- und Fernmeldeverkehr in den besetzten Westgebieten vom 30. Dezember 1940", ebenfalls vom 17. Oktober 1941.
[113] [114]

Zentralauftragsstelle. Vorzugs- oder Rstungsbetriebe.

[115]

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Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 43 vom 6. Oktober 1941, S. 296: Verordnung ber Genehmigung von Gesellschaftsbeschl ssen. Vom 28. September 1941.
[116] [117]

Im August 1941 wurde Ferdinand Niedermeyer als Generalkommisar und "Beauftragter der Partei zwecks Einschaltung von Deutschen in lebensfhige Betriebe" eingesetzt. Bei seiner Ankunft in Paris uerte sich der neue deutsche Arisierungskommisar verwundert darber, da Erlse aus der Abwicklung jdischer Unternehmen dem franzsischen Staat zuflieen sollten. In Erwartung einer gesetzlichen Regelung richtete er bei der Reichskreditkasse Paris zwei Konten "Ferdinand Niedermeyer, Arisierungskommissar" und "Der deutsche Generalkommisar f r das jdische Vermgen" mit dem erklrten Ziel ein, auf diesem Wege zumindest das urspr nglich aus Deutschland stammende jdische Vermgen zugunsten des Reich einzuziehen. Bis zum Sommer 1942 bem hte sich Niedermeyer zunchst vergeblich, die Zustndigkeiten, die sich im besetzten Frankreich auf mehrere Stellen - neben OKVR Dr. Blanke, Abt. Wi I Gruppe 1: Allgemeine Angelegenheiten und Entjudung bzw. OKVR Dr. Rinke von der Gruppe 2: Feindvermgen noch OKVR Dr. Fritz als Bevollmchtigter fr das deutsche Vermgen in den besetzten franzsischen Gebieten - verteilenden und z.T. berschneidenden Zustndigkeiten bei seiner Dienststelle zu zentralisieren, vgl. Bericht Nr. 1 des Arisierungskommissars Niedermeyer ber seine Ttigkeit vom 20.11.1944 sowie ergnzende Berichte ber die Verwertung des erfaten jdischen Vermgens, BA-MA (Freiburg) RW 35/1188. Ferdinand Niedermeyer (1874-1946). Finanzsachverstndiger und Bankier. Langjhrige Ttigkeit in Russland und im Baltikum fr verschiedene Firmen und Verbnde, u.a. Grnder und Vorstandsvorsitzender der Deutschen Kolonistenbank in Riga. 1937 Wechsel nach Berlin, Direktor und Ostdezernent der Discontogesellschaft, spter der Deutschen Bank. Leiter der Niedermeyer GmbH. Seit 1935 SA-Mitglied, 1937 Eintritt in die NSDAP. Leiter der Fachschaft Geld, Kredit und Bankwesen sowie der Auslandsstelle der Reichsfachschaft f r Sachverstndigenwesen. Im Auftrag der Auslandsorganisation der NSDAP Liquidator des Bundes der Auslandsdeutschen. 1941 Entsendung nach Paris als Deutscher Generalkommissar fr das jdische Vermgen und "Beauftragter der Partei zwecks Einschaltung von Deutschen in lebensf hige Betriebe". 1944 Rckkehr nach Berlin. 1946 Tod im KZ Sachsenhausen. Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 42 vom 4. Oktober 1941, S. 288-294: Vierte Verordnung zur Durchfhrung und Ergnzung der Feindvermgensverordnung. Vom 20. September 1941.
[118]

Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 51 vom 5. Januar 1942, S. 333-338: Verordnung ber die Anmeldung des amerikanischen Vermgens. Vom 22. Dezember 1941.
[119] [120]

Wirtschafts- und Rstungsstab. Elektrizitts-Werke. Demnach waren an Roheisen und Stahl in Frankreich produziert worden:

[121]

[122]

Binnenfrankr. [eich]

unbesetztes Frankreich

LongwyArdennes

Meurthe et Moselle

insgesamt

August

Roheisen Rohstahl Walzwerkerzeugnisse

2 097 t 23 853 t 28 917 t 2 353 36 638 t

13 234 t 32 130 t 22 930 t 13 036 t 30 066 t

17 169 t 12 598 t 13 606 t 20 870 t 17 219 t

36 026 t 31 323 t 25 262 t 39 469 t 36 703 t

68 526 t 99 904 t 90 715 t 75 728 t 120 626 t

September

Roheisen Rohstahl

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Walzwerkerzeugnisse Oktober Roheisen Rohstahl Walzwerkerzeugnisse

37 661 t 2 207 t 43 844 t 31 615 t

32 919 t 12 602 t 35 794 t 33 138 t

16 487 t 23 229 t 21 612 t 19 619 t

28 832 t 38 236 t 39 737 t 29 296 t

115 899 t 76 274 t 140 987 t 113 668 t

[123]

Die Bestnde gingen demnach wie folgt zurck:

Bestand am: 30.6.41 30.9.41

Kupfer 98 150 74 900

Blei 58 400 48 000

Zinn 5 380 3 900

Nickel 2 400 1 500

Zink 76 300 62 000

Aluminium 41 400 33 200

Vgl. Journal Officiel vom 1. November 1941, S. 4734: N 4522. - Loi du 25 octobre 1941 concernant les ensemencements en bl pendant la campagne 1941-1942. In Artikel 2 hie es explizit: "Au cour de la campagne 1941-1942, les agriculteurs seront tenus d'ensemencer en bl une superficie au moins gale la moyenne des surfaces dclares pendant les annes 1937 et 1938, conformment aux dispositions du premier alina de l'article 11 de la loi du 15 aot 1936." Bei Nichterfllung der Vorgaben drohte den Landwirten Strafen (vgl. Artikel 3).
[124] [125]

Die Monatlichen Rationsstze betrugen ab dem 1. Oktober 1941:

Fett

Kse

Konsumweine

Kaffee bzw. Kaffee-Ersatz

450 g

220 g

1 Ltr. w[]ch[en]tl.[ich] ab 6. Lebensjahr

1-2 Ltr. zustzl.[ich] f.[r] Schwer- u.[nd] Schwerstarbeiter

wurde im Okt.[ober] an Kinder im Alter v.[on] 3-14 Jahren nicht zugeteilt.

Vgl. Journal Officiel vom 28. November 1941, S. 5135f.: Arrt du 26 novembre 1941 relatif la circulation des pommes de terre destines la consommation familiale.
[126] [127]

Raummeter. Weitere Einzelheiten hierzu s. Lagebericht Dezember 1941/Januar 1942, V 4, Holzbewirtschaftung. Reichswirtschaftsministerium. Reichsernhrungsministerium.

[128]

[129]

[130]

Vgl. Journal Officiel vom 12. November 1941, S. 4884f.: Instruction sur les rglements avec l'Alsace et la Lorraine (dpartements du Haut-Rhin, du Bas-Rhin et de la Moselle), le 10 novembre 1941.
[131]

In 2 der Verordnung ber die Anmeldung des amerikanischen Vermgens waren explizit der Personenkreis definiert, auf den die Verordnung angewendet werden sollte. Danach waren als Amerikaner anzusehen, a) die Vereinigten Staaten und
[132]

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ihre Besitzungen sowie deren Gebietskrperschaften und sonstigen ffentlich-rechtlichen Personen; b) natrliche Personen, die den Vereinigten Staaten angehren oder die im Gebiet der Vereinigten Staaten oder ihren Besitzungen ihren Wohnsitz oder dauernden Aufenthalt haben; c) juristische Personen des Privatrechts sowie Personenvereinigungen, Anstalten, Stiftungen und sonstige Zweckvermgen, sofern sie ihren Sitz oder ihre Hauptniederlassung im Gebiet der Vereinigten Staaten oder ihrer Besitzungen haben oder sofern ihre ursprngliche Rechtsfhigkeit auf dem Recht der Vereinigten Staaten beruht; d) andere als die vorstehend unter b) und c) genannten Personen in Bezug auf Niederlassungen, die sie im Gebiet der Vereinigten Staaten oder ihrer Besitzungen haben. Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 51 vom 5. Januar 1942, S. 333-338: Verordnung ber die Anmeldung des amerikanischen Vermgens. Vom 22. Dezember 1941, hier: S. 333. Obwohl beide Staaten formal unabhngig waren, bten die USA die Finanzkontrolle ber Haiti aus bzw. kontrollierten den Auenhandel der Dominikanischen Republik.
[133]

Anlage hier nicht aufgenommen.

Vgl. Journal Officiel vom 12. November 1941, S. 4888: Arrt du 22 octobre 1941 relatif la dure du travail dans les industries du bois, et dans les sucreries pendant la priode d'intercampagne.
[134] [135]

Einzelheiten zu den Lohnbestimmungen s. BA-MA (Freiburg) RW 35/1158.

Vgl. Journal Officiel vom 13. November 1941, S. 4891: N 4597. - Loi du 11 novembre 1941 fixant les droits pension de certains ouvriers affilis la loi du 21 mars 1928 travaillant dans les entreprises autres que les tablissements industriels de l'tat. Zum Anspruch der Pensionsansprche franzsischer Arbeiter in deutschen Betrieben hie es konkret in Artikel 1: "Jusqu' la fin des hostilits, les ouvriers et ouvrires relevant des secrtariats d'tat la guerre et la production industrielle et soumis au rgime de la loi du 21 mars 1928 pourront, dans des conditions et selon des modalits prciser par arrts du secrtaire d'tat l'conomie nationale et aux finances, faire compter pour la retraite les services accomplis dans cette position, lorsqu'ils seront embauchs dans des entreprises autres que les tablissements industriels de l'tat, tout en tant maintenus sur les contrles desdits tablissements."
[136] [137]

Reichsarbeitsministerium.

Die zivilen franzsischen Arbeitskrfte im Reich unterlagen der deutschen Steuer- und Sozialversicherungspflicht einschlielich der Abgaben fr die Deutschen Arbeitsfront. Da die Leistungen der deutschen Kassen in der Regel h her waren, wurden im April 1942 die Leistungen der franzsischen Unfallversicherung angehoben, vgl. Journal Officiel vom 12. April 1942, S. 1384: Loi n 446 du 3 avril 1942 accordant des majorations et des allocations aux victimes d'accidents du travail ou leurs ayant droit.
[138] [139]

Departement Marne. Departement Indre-et-Loire. Departement Calvados. Anlage hier nicht aufgenommen.

[140]

[141]

[142]

Am 8. November 1941 berichtete die Pariser Zeitung ber Vorbereitungen der franzsischen Regierung zur totalen Lenkung der Brse. Durch Verordnungen sollte unmglich gemacht werden, da Wertpapiertransaktionen auerhalb der Brse vorgenommen werden, die sich bisher der Kontrolle der Regierung entzogen und damit eine effiziente Kurslenkung unmglich gemacht hatten. Das private Effektengesch ft im Pariser Wertpapierhandel wurde ausgeschaltet. Dar ber hinaus war ein Gesetz in Vorbereitung, das auf eine Lenkung der den Aktiengesellschaften zur Verfgung stehenden flssigen Mittel zielte. Unternehmen konnten knftig nicht mehr ihre flssigen Mittel in betriebsfremde Aktienpakete oder Grundstcke anlegen. Mit diesen Manahmen gewann die Regierung erheblichen Einflu auf die Entwicklung der Kurse der Pariser Brse.
[143]

Vgl. Journal Officiel vom 8. November 1941, S. 4834: N 3657. - Loi du 27 aot 1941 modifiant la loi du 12 septembre 1940 relative aux oprations des organismes britanniques d'assurances ou de rassurances en France et en Algrie.
[144]

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Die Brotpreiserhhung wurde am 30.11.1941 verkndet, vgl. P. LIMAGNE, Ephmerides, Bd. 2, S. 315. Laut Lagebericht Dezember 1941/Januar 1942 wurde im Rahmen des franz sischen Haushaltsplans fr das Jahr 1942 zur Sttzung ein Betrag von 3,2 Mrd. Frs vorgesehen.
[145] [146]

Rstungsdienststellen. Die Rstungsbetriebe verteilten sich wie folgt:

[147]

Bedarfstrger Heer Luftwaffe Marine Wehrmachtbesch.[affungs]Amt R[stungs] In[spektion] Abt.Z/III

Betriebe 293 194 116 321 6 930 Vormonat

Betriebe 291 189 109 106 8 703

[148]

Sonderzge fr Fronturlauber. Wehrmachtverkehrsdirektion Paris. Departement Bouches-du-Rhne, Gemeinde von Martigues. Landesstraenbevollmchtigter. Durchgangsstrassen. Die Liste der wiederaufgebauten Brcken wies folgende Zahlen aus:

[149]

[150]

[151]

[152]

[153]

A-Strassen Anzahl der 137 zerstrten Brcken Fertiggestellte 38 endgltige Brcken Fertiggestellte 82 Dauerbehelfsbrcken

B-Strassen

C-Strassen

106

1908

26

392

53

454

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Noch ungengende 17 Behelfsbrcken Vorlufig noch nicht wieder aufzubauende Brcken Endgltig im Bau 31 befindliche Brcken Behelfsmig im Bau befindliche Brcken 27 384 25 688

374

71

Vgl. Journal Officiel vom 1. November 1941, S. 4734f.: N 4622. - Loi du 25 octobre 1941 modifiant la loi du 25 septembre 1941 prescrivant un recensement gnral et permanent des propritaires de vhicules automobiles et de leurs remorques.
[154]

Vgl. hierzu auch den zusammenfassenden Bericht von Ernst Jnger, der als Hauptmann z.V. seit dem 24. April 1941 in der Abteilung Ic des Kommandostabes des Milit rbefehlshabers in Frankreich eingesetzt war. Sven Olaf BERGGTZ, Eine Denkschrift von Ernst Jnger ber die Geiselerschieungen in Frankreich 1941/42, in: Vierteljahrshefte fr Zeitgeschichte 51 (2003) S. 404-472, hier vor allem S. 418ff.
[155] [156]

Unterschrift. Gemeint ist das Treffen zwischen Hitler und Ptain im Bahnhof von Montoire am 24.10.1940. Vgl. Lagebericht August/September 1941, I.

[157]

[158]

Richtig: Henry Du Moulin de Labarthte (1900-1948). Jurist, 1921-1923 Militrdienst in Syrien (58e escadrille arienne), anschlieend in der franzsischen Finanzverwaltung, 1931-1934 Directeur de cabinet von Kolonialminister Paul Reynaud, danach verschiedene mter bei Banken und in der Wirtschaft, 17. Juli 1940 bis 11. April 1942 Directeur du cabinet von Philippe Ptain, von August 1942 bis 17. Februar 1945 Attach financier an der franzsischen Botschaft in Bern.
[159] [160]

Joseph Barthlemy. Jean Berthelot. Nhere Einzelheiten nicht ermittelt.

[161]

[162]

Nach dem deutschen berfall auf die UdSSR vom 22. Juni 1941 wurden bis zum Oktober 1941 unter anderem die Stdte Brest-Litowsk (28.6.), Lemberg (30.6.), Bialystok und Minsk (9.7.), Gorki (13.7), Smolensk (5.8.), Uman (8.8.), Dnjepropetrowsk (25.8.), Reval (29.8.), Schlsselburg (8.9.) und Kiew (26.9.) erobert. Whrend die deutschen Truppen im Norden mit der Belagerung von Leningrad begannen und im Sden vor der Halbinsel Krim standen, wurde Ende September 1941 der Schwerpunkt erneut auf die Heeresgruppe Mitte mit dem Ziel der Eroberung Moskaus verlagert.
[163]

[164] Die BBC Empire Radio Station in Daventry in den britischen Midlands strahlte w hrend des Krieges Sendungen in franzsischer Sprache aus. Im Jahre 1935 fanden in der Nhe des Senders die ersten praktischen Versuche mit RadarGerten statt.
[165]

Vgl. den nachfolgenden Bericht zur Stimmung und inneren Sicherheit.

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[166]

Durch Einsatz eines Doppelagenten war es der deutschen Abwehr im Sommer 1941 gelungen, Kontakt zu verschiedenen Rsistance-Gruppen (unter anderem auch der Gruppe Combat) aufzubauen. Am 9. Oktober 1941 wurden parallel in Paris und Brssel insgesamt rund 1000 Personen verhaftet. Zum sogenannten "Fall Porto" vgl. unter anderem die Memoiren von Oscar REILE, Geheime Westfront. Die Abwehr 1935-1941, Mnchen 1962, S. 141-175.
[167]

Nachrichtendienst. Anlagen jeweils nicht aufgenommen. Anlagen jeweils nicht aufgenommen. Vgl. Lagebericht August/September 1941, IV 7.

[168]

[169]

[170]

[171]

Pierre Poinsot. Beauftragter der politischen Abteilung und stellvertretender Direktor der nationalen Polizei beim Nachrichtendienst (Renseignement gnraux). Nhere biographische Angaben nicht ermittelt.
[172]

Vgl. nachfolgende Anlage. Vgl. nachfolgende Anlage. Vgl. nachfolgende Anlage.

[173]

[174]

[175]

Anlage nicht aufgenommen. Laut Meldung der Pariser Zeitungvom 28.10.1941 "werden Personen mit drei Monaten bis fnf Jahren Gefngnis bestraft, wenn sie, ohne Anzeige erstattet zu haben, Kenntnis eines Planes hatten, der die Verbung einer der folgenden Verbrechen befrchten liess: Verbrechen gegen Personen, Raub oder Gewalttaten gegen Personen, bewusste Brandstiftung, Zerstrungen ffentlicher und Privatgebude durch Explosionen, Attentate gegen Transportmittel, telefonische und telegraphische Anlagen, elektrische Einrichtungen, Kunstwerke, Schleusen und Hafenanlagen. Mit den gleichen Strafen werden alle Personen bestraft, welche Zeugen eines derartigen Verbrechens waren, ohne darber Anzeige erstattet zu haben. In besonders schweren Fllen knnen diese Mitwisser und Zeugen auch als Mittter bestraft werden." Vgl. Journal Officiel vom 30. Oktober 1941, S. 4699: N 4577. - Loi du 28 octobre 1941 interdisant la rception et l'audition de certaines missions radiophoniques dans tout lieu public ou priv.
[176] [177]

Anlagen nicht aufgenommen.

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AN, AJ 40/443

Der Militrbefehlshaber in Frankreich[1] Paris, den 31. Januar 1942[2]. Kommandostab Abteilung Ia Br.[ief]B.[uch]Nr. 80/42 g.[eheime] K[omman]dos.[ache]

Betr.:

Lagebericht Dezember 1941/Januar 1942.

Anlagen:

1 Heft Lagebericht 1 Heft Anlagen.

Geheime Kommandosache!

An den Herrn Oberbefehlshaber des Heeres[3].

Beiliegend wird der Lagebericht Dezember 1941/Januar 1942 vorgelegt.

Der Militrbefehlshaber[4]

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Verteiler[5]:

O.K.H.[6] Adj. Ob.d.H.[7] Adj. Chef Gen.Stb.d.H.[8] Gen.Qu.[9] O.Qu I O.Qu V G.Z.[10] Op. Abt.[11] Org.Abt.[12] O.Qu IV Abt. fremde Heere West Heerwesen-Abt. Chef Transportwesen Chef H.N.W.[13] Chef H Rst und BdE[14] Personalamt Chef der Heeresarchive[15] 1. 2. 3. u. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. bis 18. 19. 20. Ausfertigung " " " " " " " " " " " " " " "

O.K.W.[16] W F St/L[17] A Ausl.Abw.[18] Abt. Kriegsgefangene 21. 22. 23. " " "

Militrbefehlshaber in Frankreich

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Kommandostab Ia Ic IIa III Abwehrleitstelle Prop.Abt.[19] V.O.V.F.[20] Verb.Offz. zur Deutschen Botschaft[21] Verwaltungsstab O.Qu.West[22] W.Wi.R.-Stab Frankreich[23] Hh.Nachr.Fhrer[24] Wehrmachttransportleitung Paris[25] Mil.Verw.Bez. A Mil.Verw.Bez. B Mil.Verw.Bez. C Kommandant von Gross-Paris[26]

24. bis 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35. 36. u. 37. 38. bis 76. 77. 78. 79. 80. 81. bis 83. 84. bis 86. 87. bis 89. 90.

" " " " " " " " " " " " " " " " " "

Nachrichtlich Oberbefehlshaber West[27] zugl. fr AOK's[28] Waffenstillstandskommission Kommand.[ierender] Admiral in Frankreich[29] General der Luftwaffe Paris[30] Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] in Belgien und Nordfrankreich[31] 91. bis 94. 95. 96. 97. 98. " " " " "

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Akte Ia - Reserve

99. bis 115.

"

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Inhaltsverzeichnis.

I. Die politische Lage

II. Aufbau der Dienststellen des Mil.[ilitr]Bef.[ehlshabers] i.[n] Fr[an]kr[eich] 1.) Abgaben 2.) Umorganisation 3.) Aufbau der Stbe und Einheiten 4.) Einsatz der L[an]d[es]s.[chtzen]-Einheiten 5.) Militrisches Nachrichtenwesen 6.) Bodenstndige Einrichtungen 7.) Kriegsgefangene

III. Exekutive und Gerichtsbarkeit 1) Feldgendarmerie 2) Gerichtswesen

IV. Die franzsische Verwaltung 1.) Allgemeines 2.) Polizeiwesen 3.) Schule und Kultur 4.) Finanzwesen 5.) Gesundheitswesen 6.) Veterinrwesen 7.) Justizwesen 8.) Post- und Nachrichtenwesen

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V. Die franzsische Wirtschaft 1.) Allgemeines 2.) Die Entwicklung in den einzelnen Zweigen der gewerblichen Wirtschaft 3.) Ernhrung und Landwirtschaft 4.) Forst- und Holzwirtschaft 5.) Auswrtiger Waren- und Zahlungsverkehr 6.) Arbeitseinsatz und Sozialfrsorge 7.) Bank-, Brsen- und Versicherungswesen 8.) Preisregelung

VI. Rstungswirtschaft

VII. Das Verkehrswesen

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Die politische Lage (Stand 25.1.1942)

Die im Dezemberbericht (vgl. Anl. 1[32]) aufgezeigte Versteifung der politischen Lage erreichte mit der Neujahrsbotschaft des Marschalls Ptain ihren Hhepunkt[33]. Sie kennzeichnet die enttuschten Hoffnungen des Marschalls auf eine Klrung der zuknftigen Rolle Frankreichs in Europa, die er von seinem Besuch des Reichsmarschalls[34] erwartet hatte. Auch die Lage im Osten[35] und die Erregung ber die von der Presse gegen die Regierung Ptain gerichteten Angriffe scheinen die Formulierung der Neujahrsbotschaft beeinflut zu haben. Die Botschaft wurde wie das Rundfunk-Kommuniqu [sic!] vom 15.12.41 [sic!][36] (vgl. Anl. 1) vor ihrer Verffentlichung - im besetzten Gebiet wurde sie verboten nach Amerika gekabelt.

Inzwischen scheinen aber der nordafrikanische Abwehrsieg Rommels[37], die ruhigere Beurteilung der Ostlage[38] und die Blitzsiege Japans[39] auch die Skeptiker in Vichy wieder zu einer nchterneren Betrachtung der Lage veranlat zu haben, wenn auch eine Spannung nach wie vor bestehen bleibt.

Die Regierung Darlan/Pucheu hat sich wohl intern gefestigt, ist aber, wie die Entstehungsgeschichte der Neujahrsbotschaft aufzeigt, noch vielfach der Willkr der engeren Umgebung des Marschalls und der "alten Minister" ausgesetzt. Darlan scheint diese Einflsse erst ausrumen zu knnen, wenn er auenpolitisch klar sieht. Das Verhltnis Frankreichs zu [den] USA scheint nach wie vor gepflegt zu werden. Die noch immer nach Nordafrika hereinkommenden amerikanischen Lieferungen an Wollstoffen, Brennstoffen, Zucker usw. stellen nach Ansicht der franzsischen Regierung eine bis zu anderweitigem Ersatz unerlliche Zusatzversorgung dar[40].

Man will sich also nicht gegen die USA bekennen, umso weniger als Frankreichs Stellung in Europa und in seinem Empire nicht gesichert erscheint. Auch englische und sdamerikanische Stimmen finden Beachtung.

Die Haltung gegenber der Attentatsgefahr[41] und den deutschen Gegenmanahmen scheint im groen sachlicher geworden zu sein. Geiselerschieungen allerdings werden immer noch leidenschaftlich abgelehnt. Die Wintersorgen, die zunchst unabsehbare Anwesenheit einer Besatzungsmacht mit allen unvermeidlichen Folgeerscheinungen und die Sorge vor der Zukunft lassen weiterhin wenig Kollaborationsfreudigkeit aufkommen[42].

Frankreich schwankt also weiterhin zwischen Attentisme und der Hoffnung auf Klarheit durch Deutschland.

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Erst allmhlich wird sich die Erkenntnis Bahn brechen, da Deutschland im Osten fr Europa auf der Wache steht, und da ein siegreicher Bolschewismus an den Grenzen eines Landes mit so starker innerer Zersetzung wie Frankreich weder von den Franzosen, noch von den Englndern oder gar Amerikanern aufgehalten werden knnte. Auf Grund solcher Erkenntnisse knnte das franzsische Volk zur Zusammenarbeit unter starker Fhrung Deutschlands - die es notwendig hat - bereit sein, wenn man ihm seinen europischen Platz sichert und klar bezeichnet.

Stimmung und innere Sicherheit Die durch den strengen Winter vermehrten Versorgungsschwierigkeiten (Nahrung und Beheizung) und das nicht absehbare Kriegsende drcken weiterhin auf die Stimmung der Bevlkerung. Die Aushebung der 52 000 Pferde[43] hat trotz Erhhung der Kaufprmien zu einer Beunruhigung der Landbevlkerung gefhrt, die die Kriegsereignisse im Osten damit in Zusammenhang bringt. Die Zahl der allgemeinen Sabotageflle entspricht etwa den Vormonaten November Dezember Januar 83 Flle 80 Flle 79 Flle

Die deutschfeindliche Propaganda nahm keinen neuen Aufschwung. Die energische Bekmpfung des Kommunismus, auch durch die franzsische Polizei, hatte in Paris einen Rckgang der Propaganda kommunistischer Prgung, die sich nunmehr auch in deutscher Sprache an Wehrmachtsangehrige wendet, zur Folge.

Aktivistische Terrorgruppen der Kommunisten fhrten in der Berichtszeit 17 Sprengstoffanschlge und 8 berflle aus. Zur Shne des Mordanschlags auf Oberleutnant Winiger[44] in Dijon[45] vom 28.12.41 (Sofortmanahmen: Vorverlegung der Sperrstunde, Radfahrverbot bei Dunkelheit[46], Hinterlegung von 10 Millionen Fr[an]c.) wurden am 12.1.42 10 Geiseln erschossen und die Geldbue eingezogen[47]. Nach den Sprengstoffanschlgen am 3.1.42 (ohne Menschen- und greren Sachschaden) auf eine Pariser Frontbuchhandlung[48] und auf die Unterkunft einer Luftwaffeneinheit in Paris wurde die Polizeistunde im Seine-Departement vom 4.1.-5.1.42 auf 17 Uhr vorverlegt. Auerdem wurden 100 Juden und Kommunisten nach Compigne[49] berfhrt, das nun ebenso wie die anderen Lager gefllt ist; weitere Unterbringungsmglichkeiten sind zurzeit nicht vorhanden, weil Abschub nach dem Osten aus Transportschwierigkeiten noch nicht einsetzen konnte[50].

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Die Arbeit des Sonderkommandos fr Kapitalverbrechen wurde erfolgreich von der franzsischen Polizei untersttzt. Der Tterkreis mehrerer Sprengstoffanschlge und berflle vom Dezember 1941 konnte geklrt und festgenommen werden[51]. Die Ermittlungen besttigen wieder die einheitliche Steuerung dieser Terrorgruppen durch die illegale KPF.

Die Abwehrleitstelle Frankreich ist in der Aufklrung von sich bildenden, chauvinistischen Widerstandsgruppen.

Der deutschen Propaganda blieb auch weiterhin eine Tiefenwirkung versagt. Die englischen Sender wurden trotz Verbots vielfach weiterhin abgehrt, eine vermehrte Strung dieser Sendungen wird angestrebt.

Die Haltung der deutschen Soldaten ist, abgesehen von nur vereinzelten, streng geahndeten Ausschreitungen, nach wie vor gut.

Die innere Sicherheit ist zurzeit nicht gefhrdet.

II. Aufbau der Dienststellen des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] i.[n] Frankreich. (vgl. Anlage 2[52])

1.) Aufgaben. Aus dem Bereich des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] wurden mit dem 15.1.1942 nach dem Osten abgegeben (vgl. Anl. 3[53]): Chef Mil.[litr]Verw.[altungs]Bez.[irk] Bordeaux[54], dessen Bereich vom Chef Mil.[litr]Verw. [altungs]Bez.[irk] B[55] bernommen wurde. 10 F.K.[56] 55 K.K.[57] 5 L[an]d[es]s.[chtzen]R[e]g[imen]t.Stbe[58] 20 L[an]d[es]s.[chtzen]Bat[ail]l[on]e., von denen 12 als K[riegs]g[e]f.[angenen]WachBat[ail]l[on]e. und 8 als Dep.[artement]Bat[ail]l[on]e. eingesetzt waren. 4 Feldgendarmerietrupps[59].

Die einschneidende Umorganisation im Bereiche des Militrbefehlshabers durch die hohe Abgabe von

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Ordnungsdiensten und Landesschtzen-Einheiten nach dem Osten hat zu einer erheblichen Anspannung gefhrt. Eine weitere Abgabe von Einheiten wrde die Sicherheit der Besatzungsmacht gefhrden, zumal schon jetzt eine groe Anzahl kriegswichtiger Objekte nicht mehr geschtzt werden kann.

2.) Umorganisation. Die durch die Abgabe bedingte Umgliederung ist aus der Anlage 4[60] ersichtlich.

3.) Aufbau der Stbe und Einheiten nach dem Stand vom 31.1.42. a) Stbe(vgl. Anl. 5[61]) 3 Bezirkschefs[62] Kommandant von Gro-Paris 28 Feldkommandanturen 86 Kreiskommandanturen Stadtkommandantur Bordeaux (gebildet aus bisheriger K.K.885)[63]

nderung in der Besetzung der Militrverwaltungsbeamten whrend der Berichtszeit: Zugang: 15 Beamte des hheren, 5 des gehobenen, 2 des mittleren und 5 des einfachen Dienstes, 12 Sonderfhrer. Abgang: 48 Beamte des hheren, 12 des gehobenen, 3 des mittleren und 1 des einfachen Dienstes, 16 Sonderfhrer. b) Landesschtzeneinheiten. 3 L[an]d[es]s.[chtzen] R[e]g[imen]t.Stbe (vgl. Anl. 6[64]) 64 L[an]d[es]s.[chtzen]Bat[ai]l[lon]e. (vgl. Anl.6 und 7[65]) davon zum Einsatz bestimmt: 46 als Dep.[artement]Bat[ai]l[lon]e. 16 als K[riegs]g[e]f.[angenen] Wach-Bat[ai]l[lon]e. 3 bei O.Qu.West.

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Zug-Wachkomponente 506 wurde dem Militrbefehlshaber in Frankreich zur berwachung der Personenzugverkehrs unterstellt.

4.) Einsatz der L[an]d[es]s.[chtzen]-Einheiten: Infolge der Herausziehung mehrerer Divisionen und eigener Abgaben wurde der Einsatz der L[an]d[es]s. [chtzen]Einheiten wesentlich verndert, da die verbleibende L[an]d[es]s.[chtzen]Einheiten zustzlich zahlreiche Bewachungsobjekte und Sicherungsaufgaben bernehmen muten. Zur Erreichung dieses Zweckes wurden die Einheiten schwerpunktmig - nicht unter Kompaniestrke zusammengefat, um dadurch eine grere Kampfkraft zu erreichen. In truppenarmen Rumen wurden in vermehrtem Umfange Streifendienste eingerichtet. Die franzsische Polizei wurde zu weiteren Bewachungsaufgaben herangezogen. Die in der Kstenzone eingesetzten L[an]d[es]s. [chtzen]Bat[ai]l[lon]e. sind mit l.M.g.[66] bei wichtigen Objekten sowie Unterknften in die Flugabwehr zur Bekmpfung von Tieffliegerangriffen einbezogen worden. 5.) Militrisches Nachrichtenwesen: Der Bau eines neuen Kstenkabels ist im Dezember begonnen worden. Der Langwellensender Allouis[67] mit 180 Kw auf 200 kHz ist als Strsender gegen den englischen Hetzsender Droitwich[68] eingesetzt. Durch Vereinbarung mit der franzsischen Regierung wurde erreicht, da die franzsischen und deutschen Strsender in Frankreich knftig gemeinsam gegen amerikanische, englische, russische und de Gaullesche Hetzsender eingesetzt werden.

Der Einsatz der Feldnachrichten-Kommandanturen Rundfunksender ergibt sich aus den Anlagen 8 und 9[69].

und

Nachrichtenhelferinnen

sowie

der

Standort-Arrestanstalten u.[nd] Strafvollz.[ug] 6.) Bodenstndige Einrichtungen: Die Standortarrestanstalt in Cherbourg[70] wurde in beschrnktem Umfange wieder erffnet. In Wehrmachtstrafanstalten saen am 31.12.41 ein: 1 905 Wehrmachtsangehrige 3 452 Landeseinwohner 5 357 Einsatz der Standortarrestanstalten vgl. [Anlage] 10[71].

Soldatenheime: 222 Heime sind in Betrieb (vgl. Anl. 11[72]), davon 10 Heime Zugang in der Berichtszeit, 1

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Heim in Paris wegen Seuchengefahr geschlossen.

Luftschutz: Tarnungs- und Auflockerungsmanahmen sowie der Bau grerer Luftschutzrume wurden vor allem im gefhrdeten Kstengebiet weiterfortgesetzt. Einsatz der Verbindungsoffiziere Luftschutz (VOLS) vgl. Anl. 12[73].

Feuerschutz: Im Einsatz des III./Feuerschutzpolizeiregimentes 2 keine Vernderungen. Die Einheiten der Feuerschutzpolizei sind vom 2.12.1941 bis 26.1.42 17mal bei gr eren Brnden eingesetzt worden.

7.) Kriegsgefangene: Organisation Bestand an K[riegs]g[e]f.[angenen]: Weie Farbige 172 (aktive U[ntero]ff[i]z.[iere] und Juden) 48 333 (darunter 28 farbige K[riegs]g[e]f.[angene]Off[i]z.[iere]) 48 505

Die Entlassung von 10 000 Nordafrikanern ist durchgefhrt. Der Mil.[itr]Bef.[ehlshaber]i.[n]Fr[an]kr. [eich] verfgt (vgl. Anl. 7[74]) ber: 1 K[riegs]g[e]f.[angenen]Bez.[irks]K[omman]d[an]t.[ur] 9 Front-Stalags[75] f.[r] K[riegs]g[e]f.[angene] 1 Front-Stalag f.[r] Internierte 16 L[an]d[es]s.[chtzen]Bat[ai]l[lon]e. mit 76 Komp.[anien] Hiervon sind zur Abgabe nach dem Osten bereitgestellt: 1 K[riegs]g[e]f.[angenen]Bez.[irks]K[omman]d[an]t.[ur] 1 Front-Stalag.

Beurlaubungen und Entlassungen In der Berichtszeit wurden aus Stalags des Reiches entlassen bzw. beurlaubt:

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whrend d.[er] Berichtszeit: a) als Weltkriegsteilnehmer (nachtrglich festgestellt) davon 935 in das unbesetzte Frankr.[eich] als "kinderreiche Shne" Vter" und "ltere 3 975 Kgf.

bisher insgesamt:

53 820 Kgf.

b)

in das besetzte Gebiet beurlaubt in das unbesetzte Fr[an]kr.[eich] entlassen c) als Fachkrfte fr die im Interesse des Reiches arbeitenden franzsischen Betriebe als Belohnung fr Rettungstaten entlassen

2 333 " 17 906 " 1 490 " 1 535 " 87 092 "

d)

128 "

128 " 158 946 Kgf.

Kontrolliert werden 103 142 K[riegs]g[e]f.[angene]

Arbeitseinsatz Der durch den Winter bedingte bergang von landwirtschaftlicher zu forstwirtschaftlicher Arbeit verursachte die vorbergehende Verminderung der Arbeitskrfte; ebenso traten durch die Neueinteilung der Bewachungsbatle. kurzfristige Stockungen im Arbeitseinsatz ein. (Arbeitseinsatz deshalb nur 73,5% = 35 634 K[riegs]g[e]f.[angene])

Fluchten Die Anzahl der Fluchten ist weiter zurckgegangen (1. Nov. 41 = 0,8%, 1. Jan = 0,5%).

Betreuung Alle Frontstalags wurden mit Schmaltonfilmapparaten ausgestattet.

Gesundheitszustand Der Gesundheitszustand der K[riegs]g[e]f.[angenen] ist gut.

III. Exekutive und Gerichtsbarkeit.

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1.) Feldgendarmerie: Die Zusammenarbeit mit der franzsischen Polizei und Gendarmerie war zufriedenstellend. Die Treibstofflage zwingt zu einer erheblichen Einschrnkung der Kraftwagenbenutzung im berwachungsstreifendienst. Durch Abgaben nach dem Osten schieden auer 4 Feldgend.[armerie] Trupps (d) 47 Offiziere und 744 Feldgendarme aus dem Bereich des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers]i.[n]Fr[an]kr.[eich] aus. Einsatz der Feldgendarmerietrupps vgl. Anlage 13. bersicht ber Anzeigen, beschlagnahmte oder sichergestellte Gegenstnde, Beutematerial vgl. Anlagen 24[76], 25[77], 26[78].

2.) Gerichtswesen. Der Militrbefehlshaber in Frankreich hat in den Berichtsmonaten als Hherer Befehlshaber besttigt: 88 Todesurteile gegen Landeseinwohner. 52 wegen Waffenbesitzes 30 wegen Feindbegnstigung 6 wegen Spionage Von diesen Strafen sind 75 vollstreckt. Der Ob.d.H.[79] hat in einem Fall die Strafe in eine zeitige Zuchthausstrafe umgewandelt, in 5 Fllen den Vollzug einstweilen ausgesetzt. Bei 7 Fllen steht eine Entscheidung noch aus.

6 Todesurteile gegen Soldaten wegen Fahnenflucht 78 Verurteilungen zu Freiheitsstrafen ber 5 Jahre davon: 2 gegen Soldaten wegen Fahnenflucht und Krperverletzung, 3 gegen Reichsdeutsche wegen unerlaubten Verkehrs mit Kriegsgefangenen, Waffenhilfe, und berschreitung der Demarkationslinie, 73 gegen Landeseinwohner wegen Waffenbesitzes, Feindbegnstigung, Beherbergung von Englndern, Diebstahls und Hehlerei, Spionage, Brandstiftung.

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91 weitere Verurteilungen davon: 8 gegen Soldaten (einschl.[ielich] 5 Offiziere), 3 gegen Gefolge[80], 80 gegen Landeseinwohner

19 Freisprche davon: 5 Soldaten (einschl. 2 Offiziere), 14 Landeseinwohner.

40 Urteile wurden aufgehoben davon: 4 gegen Soldaten, 36 gegen Landeseinwohner.

IV. Die franzsische Verwaltung 1. Allgemeines

Organisation der Militrverwaltung In die Berichtszeit fllt die Verringerung der Militrverwaltung um einen Militrverwaltungsbezirk[81], 10 FKn und 55 KKn. Die bergabe der Verwaltungsgeschfte hat sich berall schnell und reibungslos vollzogen; jedoch wird dieser Eingriff auf die gesamte knftige Verwaltungsarbeit nicht ohne weitgehende Auswirkungenbleiben. Die Befehlsbereiche der Kommandanturen sind nunmehr so vergrert worden, dass eine persnliche Einflunahme auf die Vorgnge des einzelnen Kommandanturbereiches (notwendige Fhlung der Sachbearbeiter mit Bevlkerung und Betrieben) nur noch in sehr geringem Umfange mglich ist. Dies gilt vor allen Dingen fr die unmittelbare Aufsicht und die berwachung und Durchfhrung gegebener Befehle bei den unteren franz. Dienststellen. Da die Verringerung der Militrverwaltung nicht gleichzeitig einen Abbau der Aufgaben zur Folge hatte, werden zunehmend franz. Dienststellen mit der Erledigung von Auftrgen betraut werden mssen. Ein gewisses Absinken der Leistungsfhigkeit der Kommandanturen ist hierbei zu besorgen [sic!]. Die Erfahrungen der Kommandanturen mit dieser zwangslufig vernderten Arbeitsweise bleiben

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abzuwarten. Eine Erfassung aller deutschen zivilen Dienststellen, Firmen usw. und ihrer Angehrigen wurde angeordnet.

Franz. Behrden Die Zustndigkeiten der Regionalprfekten sind noch nicht vollstndig geregelt und geklrt. Insbesondere sind Unklarheiten aufgetreten, ob der Regionalprfekt oder der "Prfet dlgu" fr das Departement des Regionssitzes die Verantwortung trgt. Beschleunigte Klrung ist gefordert. Flchtlingswesen Z.[ur] Z[ei]t. befinden sich noch r[un]d. 40 000 elsssische und lothringische Flchtlinge in Frankreich, von denen jedoch nur ein geringer Teil rckkehrwillig ist. Die Rckfhrung Volksdeutscher, die noch im franz. Heer dienen, geht wegen der nur zgernd vorgenommenen Demobilisierung sehr langsam vor sich.

Rckwanderung Z.[ur]Z[ei]t warten r[un]d. 6000 Volksdeutsche auf Abruf in die Heimat. Da die Rckwanderung durch die Ansiedlungsstbe im Altreich nur sehr langsam vor sich geht, wird jetzt angestrebt, die berprften und rckkehrwilligen Volksdeutschen nach Deutschland zu entlassen und sie dort bis zum endgltigen Einsatz unterzubringen.

2. Polizeiwesen Einsatz der franz. Polizei Fr den Einsatz der franz. Polizei im Kampf gegen den Kommunismus, der in der Berichtszeit in engster Zusammenarbeit mit den polizeilichen Dienststellen der Milit rverwaltung zu besonderen Erfolgen+) fhrte, ist bedeutsam, dass in zunehmendem Masse sich die Anschlge auch gegen Angehrigeder franz. Polizeiwenden. In der gleichen Zeit, in der in Paris 24 Anschlge - darunter Sprengstoffattentate gegen Angehrige der Wehrmacht verbt wurden, wurden 16 Anschlge - und zwar smtlich Pistolenanschlge - gegen franz. Polizeibeamte gerichtet. Der kommunistische Terrorismus richtet sich auch zunehmend gegen Einrichtungen collaborationsfreundlicher franz. politischer Gruppen und gegen kommunistische Renegaten. - Die franz. Regierung, insbesondere der Innenminister Pucheu, scheint sich entschlossen zu haben, die Zukunftsgefahr des Kommunismus, die nach einer Beendigung der deutschen Besatzung nicht unbetrchtlich wre, zu beseitigen, solange dies einerseits unter dem Schutze der Besatzung und anderseits auf die politisch-moralischen Kosten der Besatzung geschehen kann.
[82]

Die franz. Polizei wird in steigendem Masse fr berwachungsaufgaben im Auftrage der Besatzungsmacht herangezogen. Dadurch sowie infolge der Schwierigkeiten der Rekrutierung reichen ihre Krfte fr den Einsatz zur Aufrechterhaltung der ffentlichen Ordnung nicht aus.

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Personalschwierigkeiten Die Zahl der wirklich im polizeilichen Aussendienst ttigen Polizeibeamten entspricht vielfach nicht dem Mindestmass der rtlichen Notwendigkeiten. Solange das Problem der Rekrutierung nicht gelst ist, ist es auch nicht mglich, die vom Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] gebilligte Verstaatlichung der kommunalen Polizeieinzelner Stdte (zuletzt Bordeaux) weiterzutreiben, weil die unzuverlssigen und untauglichen Elemente der aus der Volksfrontzeit stark belasteten kommunalen Polizei nicht ersetzt werden knnen[83].

Bewaffnung Um die franz. Polizei in die Lage zu versetzen, wirksam mit Waffengewalt einschreiten zu knnen, wurden bei den FKn je 50 Gewehre deponiert, die mit Genehmigung des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] bei kritischen rtlichen Ordnungslagen vom Feldkommandanten an die Gendarmerie ausgegeben werden knnen.

Politische Parteien Die im besetzten franz. Gebiet genehmigten oder geduldeten politischen Parteien und Gruppen sind in Anlage 32 aufgefhrt[84]. Es ist nach wie vor festzustellen, dass die sog. Collaborationsparteien ausserhalb von Paris nur wenig in Erscheinung treten. Der "Parti populaire Franais"[85] Doriots erweist sich weiterhin als am urwchsigsten, weil er unmittelbar aus dem antikommunistischen Kampf entstand und von der Bevlkerung als franz. Partei empfunden wird. Die Aufhebung der Sperre fr ffentliche Versammlungengibt nunmehr den genehmigten politischen Parteien und Gruppen wieder die Mglichkeit, mit der FKn Versammlungen durchzufhren. Kstensperrzone Die durch die Anordnung ber die Einrichtung einer Kstensperrzonegetroffenen Massnahmen[86] sind bis auf die vorgesehene vllige Ausweisung der Feindauslnder durchgefhrt. Die Ausweisung der ansssigen Auslnder, z.B. belgischer und hollndischer Nationalitt, tritt bei dem jetzigen starken fluktuierenden Einsatz auslndischer Arbeitskrfte an der Kste an Bedeutung zurck und wrde bei ihrer grossen Zahl auch einen nicht tragbaren Eingriff in das landwirtschaftliche und industrielle Leben bedeuten. Die berwachung der an der Kste vorbergehend eingesetzten auslndischen Arbeitskrfte ist ein ernstes, nur wenig befriedigend gelstes Problem. Internierung von Feindauslndern Bisher wurden im bes.[etzten] franz. Gebiet 197 mnnliche Staatsangehrige der USAim Alter von 16 bis 65 Jahren interniert und im Internierungslager Compigne untergebracht[87]. Alle brigen Staatsangehrigen der USA wurden Aufenthaltsbeschrnkungen und einer Meldepflicht unterworfen. Die entsprechenden Massnahmen wurden fr die Angehrigen weiterer amerik. Staaten angeordnet. Die Gesamtzahlder US-amerik. Staatsangehrigen im besetzten Gebiet betrgt 1532. Bei einem grossen Teil drfte jedoch nur noch eine formelle Staatsangehrigkeit vorliegen, da die Angehrigen der Vereinigten Staaten, die wirklich eine Bindung zu ihrer Heimat hatten, im allgemeinen das besetzte Gebiet lngst verlassen haben.

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3. Schule und Kultur Allgemeines Die Berichtszeit verlief im allgemeinen ruhig. An der Sorbonne ist ein Professor wegen Verteilung deutschfeindlicher Flugschriften vom deutschen Kriegsgericht zu zwei Jahren Gefngnis verurteilt worden[88]; das gegen einen zweiten[89] wegen einer deutschfeindlichen Vorlesung eingeleitete Disziplinarverfahren steht vor dem Abschlu. In Caen[90]wurde ein Professor wegen deutschfeindlicher Haltung amtsenthoben[91].

In der Studentenschaft hat sich anscheinend eine besonnene Haltung durchgesetzt. Der neue Rektor der Sorbonne Professor Gidel, gab beim Empfang durch Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] eine Loyalittserklrung ab[92]. Schlertransporte In der Weihnachtszeit sind umfangreiche Schlertransporte zwischen dem besetzten und unbesetzten Gebiet durchgefhrt worden, um den Kindern den Besuch ihrer Eltern zu ermglichen. Ferner ist ein Transport von r[un]d. 500 Schlern und Schlerinnen, die vom Marschall Ptain durch eine Einladung ausgezeichnet waren, nach Vichyund zurck gefhrt worden.

Schulbetrieb Der Schulbetrieb leidet allgemein unter Heizmaterialknappheit. In Brest[93] mussten in letzter Zeit wegen dauernder feindlicher Fliegerangriffe[94] alle Schulen geschlossenwerden. Im Departement Finistre erhalten etwa 3000 Kinder seit Weihnachten keinen Unterricht, weil die Schulen durch deutsche Einheiten belegt sind.

Minderheiten Die franz. Regierung hat den vlkischen Minderheiten, (z.B. Bretonen, Basken, Provenzalen, Flamen) den wahlfreien Unterricht ihrer Sprachen innerhalb der Schulgebude zugestanden[95]. Rckforderungslisten Die Listen ber das von Frankreich zurckzufordernde Buchgut (1115 Handschriften und 1354 Druckwerke) sowie Archivgut (2367 Urkunden vom 9. J[ahr]h[un]d[er]t. an, 383 Handschriften, 17 356 Akteneinheiten) sind den Reichskommissaren i.[n] Berlin bergeben worden.

Reform d.[es] frz. Bibliothekswesens Die franz. Bibliotheksverwaltung hat die Reorganisation der Bibliothque Nationale in Paris als ersten Schritt zur Reformierung des franz. Bibliothekswesensin Angriff genommen[96].

Rumung Die Rumung der gefhrdeten Kstenzone von wertvollen Museen, Archiven und Bibliotheken wird als Gemeinschaftsaktion der franz. Kunst-, Archiv- und Bibliotheksverwaltung unter Aufsicht und mit Hilfe der deutschen Dienststellen durchgefhrt.

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Kunstschutz Die Truppenbelegung der Schlsser in der Provinz war in der Berichtszeit starken Vernderungen unterworfen. Die infolge unsachgemsser Beheizung von Schlssern auftretende Feuersgefahr erfordert besondere Aufsicht[97].

Kunsthandel Die Kontrolle und Steuerung des deutschen Kunsthandels in Paris und im bes.[etzten] Gebiet - Einkufe fr Museen, Staats- und Parteistellen, Devisenberweisungen im Clearing-Verfahren, Einreise- und Ausfuhrgenehmigungen - wurden in steigendem Masse ausgebt. Whrend der Berichtszeit wurden Kunstankufe fr 1 850 000.- RM beim "Kunstschutz" angemeldet und nach Deutschland berfhrt.

Archivinventarisierung Die Aussenstellen Besanon[98] und Nancy[99] wurden nach Erledigung ihrer Aufgaben Anfang Januar eingezogen.

Fotokopierung Die Fotokopierung erbrachte bis Ende 1941 insgesamt r[un]d. 230 000 Aufnahmen[100].

4. Finanzwesen Der franz. Staatshaushalt fr das Jahr 1942 Der Ende Dezember 1941 vorgelegte Haushaltsplan[101] gliedert sich in den ordentlichen Haushalt (laufende Ausgaben in Hhe von 105,5 Mrd. Frs; 1941 96,9 Mrd.) und den ausserordentlichen Haushalt (Kriegsausgaben). Im ordentlichen Haushalt sind die Ausgaben fr Zinsen trotz starker Steigerung der Schulden des franz. Staates nur um 0,5 Mrd. Frs auf 18,5 Mrd. Frs. gestiegen infolge Konvertierung alter Anleihen von 6 bzw. 5% auf 4% und Ausgabe neuer Anleihen zu 4%. Die Ausgaben fr Pensionen und Personal haben sich infolge der 1941 beschlossenen Gehaltserhhungen, die fr Material und ffentliche Arbeiten infolge der Preiserhhung gesteigert. - Die Ausgaben des ausserordentlichen Haushalts belaufen sich auf 33 Mrd. Frs (1941 37 Mrd.). Die Ausgaben fr Liquidierung der Kaufvertrge fr Kriegsmaterial sind um 7 Mrd. Frs niedriger vorgesehen als 1941. Auf der anderen Seite wurde ein Kredit von 3,2 Mrd. Frs zur Sttzung des Brotpreises vorgesehen.

Die ordentlichen Einnahmen belaufen sich auf 80 Mrd. Frs. (1941 68,2 Mrd.); von den Mehreinnahmen sollen 6 Mrd. Frs. durch neue Steuererhhungen, der Rest durch besseren Ertrag der bestehenden Steuern aufgebracht werden.

Die Gesamtausgaben betragen 138,5 Mrd. Frs, die Einnahmen 80 Mrd. Frs (also r[un]d. 58% der Ausgaben). Der Rest soll durch Anleihen aufgebracht werden.

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Die Besatzungskosten (109,5 Mrd. Frs. jhrlich ) sind im Haushaltsplan nicht enthalten. Die Einnahmen betragen einschliesslich Besatzungskosten nur r[un]d. 30% der Ausgaben!

Weitere Massnahmen, insbesondere Steuererhhungen zur Stabilisierung der Verhltnisse und Abschpfung der Kaufkraft, sind unbedingt erforderlich.

Steuerreform Das Haushaltsgesetz 1942 enthlt wichtige nderungen des frz. Steuerrechtssowohl auf dem Gebiet der direkten Steuern als auch bei den indirekten Steuern. Die nderungen bezwecken eine Verbesserung des Steuersystems und gleichzeitig eine Erhhung des Steueraufkommens.

Bei den direkten Steuern soll dieses Ziel erreicht werden a) durch eine Verbesserung der Besteuerungsgrundlagen bei der Landwirtschaft, b) durch bessere Erfassung der Gewinne der freien Berufe, c) durch die Einfhrung von Einkommensteuervorauszahlungen. Bei den indirekten Steuern bestehen die Neuerungen in einer Anpassung der Steuerstze an das vernderte Preisniveau und in der Eingliederung der bisher von der Produktionssteuer befreiten Getrnke in das System der Produktionssteuer.

Zoll- und Grenzfragen Zollbehandlung d.[er] deutschen Auftragsverlagerung Die Erteilung der Zollfrei-Bescheinigungen fr die Einfuhren nach Deutschland musste einer verschrften Vorprfung unterzogen werden. Bisher wurde die Ausnutzungder erteilten Auftrge kontingentmssig nicht berwacht. Infolge des offenbar immer noch bemerkenswerten Vorhandenseins illegaler Zahlungsmglichkeiten kam es vor, dass der Umfang der Auftragsgenehmigungen berschritten oder diese sogar mehrfach benutzt wurden, was nicht nur vom Zollstandpunkt, sondern auch vom Standpunkt der Rohstoffbewirtschaftung bedenklich war. Das neue Verfahren sieht vor, dass die Erteilung der Zollfrei-Bescheinigung fr die Einfuhr nach Deutschland auf dem Originalauftragnehmerexemplar der Zast-Genehmigung[102] vermerkt wird. Hierdurch wird die Einhaltung des Auftragsumfangs sichergestellt.

5. Gesundheitswesen Allgemeines Der allgemeine Gesundheitszustand der franzsischen Zivilbevlkerung ist befriedigend, die Versorgung mit rzten, sonstigem Sanitrspersonal und Krankenhusernberall ausreichend. Die

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sehr gespannte Arzneimittellage konnte bis jetzt immer noch gemeistert werden, wobei aus dem unbesetzten Gebiet eine erhebliche Menge von Arzneimitteln eingefhrt wird.

Seuchenlage Im letzten Dezemberdrittel entstand in Paris, vom Soldatenheim "La Brune" ausgehend, eine sich ungeheuer rasch ausbreitende Typhus-Epidemie, die berwiegend Wehrmachtsangehrige ergriff. Nur eine kleinere Anzahl von Franzosen (51) erkrankte, von denen 5 der Krankheit erlagen. Dank sofortiger Anwendung strengster seuchen-hygienischer Schutzmassnahmen ist es vollkommen gelungen, die Epidemie einzukreisen und allmhlich zum Erlschen zu bringen. Im Bezirk A[103] Zunahme der Diphterie und Masern. In verschiedenen Bezirken vor allem gehufte Krtze-Erkrankungen, die auch hier in Paris schon lngere Zeit bekannt sind und in erster Linie wohl auf Seifenmangel, dann aber auch auf einen Mangel der raschest und durchschlagendst wirkenden Gegenmittel zurckzufhren sind. In verschiedenen Departements wurden Diphterie-Schutzimpfungen durchgefhrt.

Einzelmassnahmen Trinkwasserprfungen ergaben im Bezirk B[104] neuerliche Mngel, deren Abstellung zum grssten Teil erfolgt, fr den Rest wegen Materialmangel jedoch z.[ur]Z[ei]t. nicht mglich ist. In Vesoul[105] wurde eine neue Wasserversorgungsanlage erstellt. Gerade die berprfung der Wasserversorgungleidet erheblich unter dem Benzinmangel.

Im Arbeitseinsatz werden ab 1.1.42 smtliche weibliche Arbeitskrfte (mit Ausnahme der des Bezirks C[106]) an ihren Heimatorten rztlich nur voruntersucht, ihre genaue Untersuchung aber wird hier in Paris vorgenommen, weil die Pariser Untersuchungseinrichtungen den hchst mglichen Grad von Sicherheit gegen die Einschleppung von Seuchen nach Deutschland ergeben.

Zivilinternierte rztliche Krankenversorgung, Unterbringung und Verpflegung der Zivilinterniertenist ausreichend.

6. Veterinrwesen Seuchenlage Die Gesamtseuchenlage im besetzten Gebiet gibt zu Bedenken keinen Anlass (s. Anlage 33[107]).

Zivilschlachtungen ber Schlachtungen fr den Bedarf der Zivilbevlkerung im Dezember 1941 gibt die Zahlenbersicht der Anlage 33 Aufschluss[108].

Ein Erlass der franz. Regierung regelt das Sammeln von tierischen Drsen aller Art in Schlachtsttten

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zwecks Gewinnung organotherapeutischer Prparate[109].

7. Justizwesen Strafrechtspflege Die Verordnung zur Regelung der Hochsee- und Kstenfischerei und der Hafenpolizei im Bereich des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] in Frankr. vom 1.12.41. (VOBIF Nr. 50 s. Anlage 27)[110] macht die Ausbung der Hochsee- und Kstenfischerei von einer Genehmigung der Marinebefehlshaber Kanalkste[111] und Westfrankreich[112] abhngig und stellt die Mindestbedingungen auf, unter denen diese Genehmigung erteilt wird. (An- und Abmeldung der Fahrzeuge bei Ausfahrt und Rckkehr, Verbot der Mitfhrung von Funksendegerten, Begrenzung der Fischerei auf bestimmte zeitliche und rumliche Grenzen).

Deutsche u.[nd] Zivilrechtspflege Die Frage, ob deutsche Privatpersonen und Firmen aus privatrechtlichen Beziehungen in den Fllen vor franz. Gerichten klagen oder verklagt werden knnen, in denen nach bisherigem Recht ein deutscher Gerichtsstand nicht besteht, bedarf ebenfalls einer allgemeinen Lsung wie die Frage, ob und ggf. welche Stelle ber Rechtsstreitigkeiten aus zivilrechtlichen Beziehungen zwischen deutschen Dienststellen des besetzten Gebietes und deren Angehrigen einerseits und Landeseinwohnern andererseits zur Entscheidung zustndig sein soll. Der Militrbefehlshaber kann von sich aus eine Regelung nicht herbeifhren, weil die Frage vom OKW federfhrend bearbeitet wird. Eine baldige Klrung wre dringend erwnscht.

Rechtshilfeverkehr Die Vermittlung des Rechtshilfeverkehrs zwischen Frankreich einerseits, Deutschland, Elsass Lothringen, Belgien und den brigen besetzten Gebieten andererseits hat im Laufe des Jahres 1941 einen erheblichen Umfang angenommen. Insgesamt wurden 3 325 Rechtshilfeersuchen erledigt.

Judenbusse Die Verordnung ber eine Geldbusse der Juden vom 17.12.41 (VOBIF Nr. 49 S. 325 s. Anlage 27[113]) auferlegte der durch ein franz. Gesetz errichteten "Vereinigung der Juden in Frankreich"[114] die Umlegung und Einziehung der Milliarde Francs auf das im besetzten franz. Gebiet befindliche Vermgen der Juden. Die Entscheidung der Verwendung des Geldes hat sich der Reichsfinanzminister[115] vorbehalten. Die erste Rate dieser Bue war in Hhe von 250 Mill. Frs, am 15.1.42 fllig und wurde rechtzeitig eingezahlt[116]. Die zweite Rate in gleicher Hhe wird zum 10.2.42 fllig. Um die rechtzeitige Aufbringung der Bue sicherzustellen, hat die franz. Regierung am 16.1.42 ein Gesetz erlassen (JO 1942 S. 239)[117], das der Vereinigung der Juden in Frankreich die Ermchtigung gibt, eine Anleihe bis zum Hchstbetrage von 250 Mill. Frs aufzunehmen.

Geiselfragen Durch einen Erlass wurde angeordnet, dass Blinde und Schwerkrperbeschdigte fr eine Exekution als Geiseln nicht vorgeschlagen werden drfen[118].

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8. Post- und Nachrichtenwesen Postverkehr zw.[ischen] d.[em] bes.[etzten] Gebiet Frankr.[eich] u.[nd] d.[em] Ausland Der Postverkehr zwischen dem besetzten Gebiet Frankreichs (einschl.[ielich] der besetzten englischen Kanalinseln) und Kroatien wurde aufgenommen (VOBIF Nr. 48, S. 323, s. Anlage 27[119]). Mit Wirkung ab 2.1.42 sind im Postverkehr zwischen Deutschland (einschl.[ielich] Elsass, Lothringen und Luxemburg) und dem besetzten Frankreich (einschl.[ielich] der besetzten engl. Kanalinseln) neben den bisher zugelassenen Sendungsarten auch Pakete bis zum Gewicht von 20 kg zugelassen(VOBIF Nr. 50 S. 330 s. Anlage 27[120]).

Postverkehr ber die Dema[rkations]-Linie Zur Beschleunigung der franz. Behrdenpost zwischen den von der D-Linie getrennten Departementsteilen sowie den an die D-Linie unmittelbar angrenzenden Departements wurden Aussenbriefprfstellen in Angoulme[121], Vierzon[122], Moulins[123] und Dijon[124] eingerichtet, deren jede die Behrdenpost bestimmter Departements zu prfen hat.

Arbeiterpostverkehr zw.[ischen] Deutschland u.[nd] d.[em] unbes.[etzten] Frankr.[eich] Durch Entscheidung des OKW wurde ein beschrnkter Postverkehrzwischen Deutschland und dem unbesetzten Gebiet Frankreichs fr die in Deutschland beschftigten franz. Arbeitskrfte erffnet. Die Sendungen aus dem unbesetzten Frankreich sammelt die Zweigstelle der Verbindungsstelle Frankreich in Lyon[125], von wo sie mit Kurierflugzeug nach Deutschland gelangen. In umgekehrter Richtung nimmt die Beschftigungsfirma die Sammlung der Sendungen vor, die ber die Schweiz abgewiesen werden. Die abwehrmssige Prfung liegt in beiden Richtungen bei der ABP[126] Frankfurt a.M.[127]

Beschlagnahme frz. Postsendungen d.[urch] deutsche berwachungsorgane In "Allgemeine Anordnungen" Nr. 12 vom 19.12.41 (s. Anlage 28[128]) wurde festgelegt, dass franz. Postsendungennur beschlagnahmtwerden drfen durch GFP[129], Zollgrenzschutz und besonders beauftragte und mit Ausweis versehene Offiziere oder Wehrmachtsbeamte.

V. Die franzsische Wirtschaft 1. Allgemeines Ernhrungslage Die im Herbst 1941 geschtzten Erntemengen sind bei verschiedenen wichtigen Erzeugnissen nicht ganz erreicht worden. Die Versorgung mit Lebens- und Futtermitteln ist mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden. Die Aufbringung fr die Truppe und die Zivilbevlkerung geht nur zgernd vor sich. ber die Hhe der an die Wehrmacht zu liefernden Kontingente bestehen Differenzen mit der franz.

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Regierung, die noch nicht beseitigt sind. Die Lebensmittelkarten sind dank organisatorischer Massnahmen im Durchschnitt besser honoriert worden als im letzten Jahr, doch hat sich die Gesamternhrungslage weiterhin etwas verschrft, weil die in der Hauswirtschaft noch vorhandenen Vorrte aufgebraucht sind.

Preisgestaltung Die allgemeine Lage auf dem Preisgebiet hat sich nicht gebessert. Die Vermehrungdes Notenumlaufs um r[un]d. 8 Milliarden Frs. im Dezember trgt dazu bei, den Druck der Kaufkraft auf die zu geringe Menge an Konsumgtern zu verstrken. Auch in franz. Kreisen wchst die Erkenntnis, dass die Preissituation durch das weitere Anwachsen der Kaufkraft immer schwieriger wird.

Ausfuhr Bei der Erstellung der Ausfuhrbewilligungen durch das franz. Finanzministerium macht sich die Tendenz strker fhlbar, jede Warenausfuhr nach dem Deutschen Reich zu verhindern, die eine Verschrfung der Mangellage am innerfranzsischen Markt zur Folge hat. Bisher konnte aber in allen Fllen, in denen ein deutsches Interesse bestand, die Ausfuhr durch entsprechende Massnahmen des Mil.[itr]Bef. [ehlshabers] erreicht werden.

Auftragsverlagerung Der Gesamtwert der bis Ende 1941 nach Frankreich verlagerten deutschen Auftrge kann mit r[un]d. 412 Mrd. RM angenommen werden. Durch eine verstrkte und eingehendere Betriebsbetreuung wurde versucht, trotz der Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Rohstoffen und Betriebsmitteln die Fertigstellung deutscher Auftrge weiter vorwrtszutreiben und die Auslieferungen zu erhhen.

Arisierung[130] Nachdem auf dem Gebiete der Entjudung der franz. Wirtschaft die franz. Gesetzgebung im grossen und ganzen abgeschlossen ist, - wegen eines Ausfhrungserlasses ber die beschrnkte Zulassung von Juden (u.a. Kriegsteilnehmer und ihre Nachkommen) zu wirtschaftlicher Ttigkeit schweben noch Verhandlungen - wird zu prfen sein, ob die deutschen Verordnungen ber die Arisierung nicht aufgehoben werden knnen, da die zu ihrer Durchfhrung erforderlichen deutschen Beamten unter den gegenwrtigen Umstnden nicht mehr zur Verfgung stehen. Bei dieser Zwangslage wird trotz berechtigter Zweifel, wie weit die franz. Gesetze auch mit der ntigen Strenge durchgefhrt werden, die weitere Entjudung nunmehr den Franzosen berlassen werden mssen. Feindvermgen Am 22.12.41 ist die Verordnung ber die Anmeldung des amerikanischen Vermgenserlassen worden (Fristablauf am 10.2.42)[131]. Da die Amerikaner mehrere Monate Gelegenheit hatten, ihren beweglichen Besitz in das unbesetzte Gebiet oder nach Amerika zu verbringen, ist mit grossen Best nden an amerikanischen Guthaben, Wertpapieren und sonstiger beweglicher Habe nicht zu rechnen. Selbst die Niederlassungen amerikanischer Firmen im besetzten Gebiet sind zum grossen Teil vor Erlass des Verfgungsverbotes abgewickelt worden (so z.B. die hier vertretenen Filialen der drei grossen amerik. Banken Chase Bank, Guaranty Trust, Express-Co.). Wahrscheinlich wird aber eine bedeutende Anzahl
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von Beteiligungen und Grundstckengemeldet werden.

2. Die Entwicklung in den einzelnen Zweigen der gewerblichen Wirtschaft V-Betriebe[132] Eine weitere Verschrfung der Versorgungslage (insbesondere Kohle und Betriebsmittel) kann auch f r V-Betriebe in Zukunft Betriebseinschrnkungen notwendig machen. Vorsorglich wurde daher eine engere Gruppe von Betrieben (VA-Betriebe) ausgewhlt, die fr die deutsche Kriegswirtschaft von so entschiedener Bedeutung sind, dass ihre Produktion ungehindert wie diejenige der Rstungsbetriebe weiterlaufen muss. Dagegen knnen ggf. bei der Restgruppe der VB-Betriebe gewisse Einschrnkungen hingenommen werden, falls sich die fr die nicht betreuten Betriebe angeordneten Krzungen als nicht ausreichend erweisen sollten. - In die Gruppe der VA-Betriebe gehren grundstzlich alle Versorgungs- und Urproduktionsbetriebe, und Werke der ersten Verarbeitungsstufe, ferner diejenigen Betriebe, die fr deutsche Rechnung (direkte deutsche Auftrge, Unterlieferungen fr deutsche Auftrge, Bedrfnisse der Wehrmacht oder vom deutschen Interesse aus anzuerkennenden lebensnotwendigen franz. Bedarf arbeiten, sofern die Belegung mit derartigen Auftrgen mindestens 80% der Kapazitt ausmacht.

Kohlenwirtschaft Die aus den Gruben Nordfrankreichs zur Verfgung gestellten Kohlenmengen beliefen sich im November auf 847 000 to, im Dezember auf 847 000 to und lagen mit r[un]d. 40 000 to unter den beiden Vormonaten.Die aus dem unbesetzten Gebiet bereitgestellte Industriekohlenmenge betrug im November 163 000 to und im Dezember 164 000 to und lag mit r[un]d. 60 000 to hher als in den beiden Vormonaten, obwohl die Frderung im unbesetzten Gebiet nicht gestiegen ist. Diese Mengen wurden zum grssten Teil aus dem Eisenbahndienstkohlen-Kontingent des unbesetzten Gebietes mit der Absicht der Rckgabe im Januar entnommen. Der Industrie (einschl. Rstungsindustrie und Httenwerke Ostfrankreich) wurden im November r[un]d. 550 000 to Kohle zugeteilt, die im Dezember 1941zu Gunsten der Pariser Elektrizittswerke um 50 000 to gekrzt wurden. Die Kohlenzuteilung fr den Hausbrand hat im Pariser Raum eine kleine Verbesserung erfahren; ab Dezember bis einschl. Mrz werden 17 000 to Hausbrandkohle mtl[133] von Nordfrankreich zustzlich in den Bereich des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] geliefert. Die an sich geringen Winterzuteilungen an die Zivilbevlkerung konnten daher bis Dezember mit etwa 50% ihres Solls ausgeliefert werden.

Eisenerzbau Die Eisenerzfrderung im besetzten Frankreich (Normandie/Bretagne) hat im Dezember die bisher hchste Frderziffer nach der Wiederingangsetzung der Gruben erreicht (s. Anlage 34[134]).

Bauwirtschaft Der Baustoffbedarf fr Bauvorhaben der drei Wehrmachtteile und der OT[135] ging mssig zurck (s.

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Anlage 34[136]).

Minerall Die allgemeine Mangellage machte auch in den Monaten Dezember/Januar weitere Kohleeinschrnkungen erforderlich. Die unzureichenden Zuteilungen an die franz. Wirtschaft infolge der stark gedrosselten Kontingente zeigt die bersicht in Anlage 34[137]. Die weiteren betrchtlichen Einschrnkungen im Januar lagen bei Vergaserkraftstoff bei etwa 10%, Dieselkraftstoff bei etwa 20%, Heizl ber 20%. Die neuen Zuteilungsmengen decken nur den allerussersten, lebensnotwendigen Bedarf und reichen zur Durchfhrung des Verlagerungsprogrammes in keiner Weise aus. Bei den augenblicklichen Zuteilungen ist auch die Landwirtschaft kaum in der Lage, ihr Programm, insbesondere die Getreideablieferung an das Reich, durchzufhren. Der Nachschub aus dem Reich ist vollkommen unzureichend, insbesondere nachdem von dem Dezember-Nachschub 2 000 to Vergaserkraftstoff und 1 500 to Dieselkraftstoff gestrichen wurden. Diese Mengen mssen zwangslufig im Januar mehr nachgeschoben werden. Der Mangel an flssigen Kraftstoffen konnte zu einem erheblichen Teile durch andere Kraftstoffe ausgeglichen werden. Z.[ur] Z[ei]t. werden z.B. im Seine-Departement durch die Verwendung von Stadtgas als Kraftstoff etwa 700 000 l Benzin, von Holzkohle etwa 1 000 000 l, von Holz etwas ber 500 000 l Benzin ersetzt.

Energieversorgung Die Energieversorgung hat sich infolge des starken Wasserrckgangs[138] sehr verschlechtert. Die tgliche Wasserkraftdarbietung fr ganz Frankreich, die im Durchschnitt 33 Mio kWh betrgt, sank in der letzten Dezemberwoche bis auf 17 Mio. kWh ab. Infolgedessen musste zu einer frhzeitigen Abfuhr der Wasserspeicher im unbesetzten Gebiet geschritten werden. Mit R cksicht auf diese Schwierigkeiten hat mit Zustimmung des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] die franz. Regierung folgende Einschrnkungen angeordnet:

a) Ab 1.12.41 bis zunchst 28.2.42 eine Einsparung der Hlfte des Stromverbrauchs bei der gesamten Industrie des besetzten Gebietes (mit Ausnahme der R- und V-Betriebe). b) Eine gestaffelte Herabsetzung der Haushaltsversorgung bis auf 50% des Grundverbrauchs.

Die Stromeinsparung aus der fr ganz Frankreich vom 21.12.41 bis 4.1.42 angeordneten allgemeinen Betriebsruhe[139] - mit Ausnahme der lebenswichtigen sowie bestimmter Rstungsbetriebe - belief sich auf tglich 12 Mill. kWh. Auch die durch die Betriebsruhe ersparte Menge Betriebskohle wurde den Elektrizittswerken zugeteilt. Bei Fortdauer der Wasserknappheit sind weitere Einschr nkungen unvermeidbar.

Eisen und Stahl Die Produktion an Roheisen, Rohstahl, Walzwerkerzeugnissen sowie Eisen- und Stahlguss zeigt fr
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November/Dezember 1941 die Anlage 35[140].

Metalle Infolge der verstrkten Abtransporte wird die Belieferung der deutschen Auftrge immer schwieriger. Verschiedene Sorten mssen deswegen aus dem Reich auf Grund des Beschaffungsbesttigungsverfahrens fr die Fertigung deutscher Rstungsund Umlagerungsauftrge geliefert werden. Da hierdurch unntige Verzgerungen eintreten, ist die Frage der Errichtung von reichseigenen Lagernim besetzten Frankreich nunmehr eine zwingende Notwendigkeit.

Der Abtransport war durch den Mangel an Waggons, vornehmlich im unbesetzten Frankreich, behindert.

Eisen und Metall verarbeitende Industrie Um die Lieferungstermine ungefhr innehalten zu knnen, sind die franz. Firmen bei Eisen, Stahl und Metall immer mehr auf die Anlieferung durch die deutschen Auftraggeber angewiesen. Schwierigkeiten bestehen auch bei der Beschaffung von einfachstem Verpackungsmaterial. Trotzdem sind die Ablieferungen im allgemeinen ordnungsgemss erfolgt. In der Eisen-, Stahl- und Blechwarenindustrie ist der Auftragsbestand gegenber November von 6 Mill. auf 16 Mill. RM gestiegen. Insbesondere wurden fr den Bedarf der Truppe im Osten Auftrge zur Lieferung von Einrichtungsgegenstnden aller Art, Herden und fen sowie Geschirr, einfachen Bestecken und sanitren Einrichtungen vergeben.

Das Ende Oktober zwischen dem Reichsverband des deutschen Uhrengrosshandels und dem franz. Uhrenkomitee abgeschlossene Lieferungsabkommen auf mtl. 26 000 Taschen- und Armbanduhren luft Ende Januar ab. Nach berwindung gewisser Anlaufschwierigkeiten infolge Fehlens schweizer [sic!] Rohwerken und Furnituren ist der Versand im allgemeinen fristgerecht erfolgt. Es ist beabsichtigt, das Abkommen unter Erhhungder Monatslieferungen auf 50 000 Stck zu verlngern, von denen 20 000 mit franz. und 30 000 mit schweizer [sic!] Rohwerken ausgestattet werden sollen.

Maschinenbau Die Durchfhrung der Aufbauprogramme der drei Wehrmachtsteile erfolgte auf Werkzeugmaschinensektor weiterhin planmssig und nhert sich einem gewissen Abschluss.

dem

Chemie Weitere Betriebseinschrnkungen infolge von Kohle- und Stromknappheit. Die angespannte Versorgungslage der Werke mit Verpackungsmaterial hat sich noch verschrft. Die Fabrikation der wichtigsten Produkte wie Schwefelkohlenstoff fr die Textilindustrie, Stickstoff fr die Landwirtschaft, Schwefelsure, Soda konnte im vorgesehenen Rahmen durchgefhrtwerden.

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Durch die weitere Verknappung von gasfrmigen Brennstoffen (Acetylen, Propan und Butan) sowie durch die teilweise Umstellung auf Wasserstoff sind Schwierigkeiten in der Sicherung des Bedarfs der Luftwaffe (Sperrballons) an Wasserstoff aufgetreten, die sich durch Abgabe von Druckbehltern nach dem Reich und dem Osten noch erhhten.

Industrielle Fettversorgung An Ernhrungslen wurden im Jahre 1941 aus Frankreich nach Deutschland insgesamt 52 750 to versandt.

Die Lieferung von Erdnussl auf Grund des neuen Vertrages vom 6.8.41 (Lieferungsverpflichtung am 31.12.41: 21 621 to) wurden am 15.12.41 auf Veranlassung des franz. Versorgungsministeriums unterbrochen und nach Verhandlungen am 9.1.42 wieder freigegeben. Inzwischen hat das Versorgungsministerium die Sirpo angewiesen, statt bisher 2 500 to nur noch mtl. 500 to Erdnussl nach Deutschland zu versenden, da die Versorgungslage Frankreichs die Lieferung von mtl. 2 500 to nicht mehr zulasse. Diese Angelegenheit ist dem Reichsernhrungsministerium zur Kenntnis gebracht worden.

Textilien Um die besonders auf dem Wirkereisektor eingetretenen Versptungen in den Lieferungen der franz. Intendantur an die Wehrmacht teilweise auszugleichen, wurden auf Veranlassung des Mil.[itr]Bef. [ehlshabers] aus franz. Intendanturbestnden die in Anlage 35 aufgefhrten Waren zur Verfgung gestellt[141].

Die Lieferungen auf Grund des deutsch-franz. Zellwolle/Baumwolle Tauschvertrages[142] nahmen trotz der deutschen Transportschwierigkeiten ihren Fortgang. Bis zum 31.12.41 lieferte Deutschland an Zellwolle 4 700 to, Frankreich an Baumwolle 4 025 to.

3. Ernhrung und Landwirtschaft Erzeugung Die Anbauflche des Winterweizens drfte sich gegenber dem Vorjahr leicht erhht haben wobei allerdings infolge ungnstigen Wetters die beabsichtigte Steigerung nicht in vollem Umfang eintrat. Der Ausdrusch des Getreides kam nach Abschluss der Feldarbeiten strker in Gang. Nachdem die Ausfhrungsbestimmungen zum Flurbereinigungsgesetz fertiggestellt sind[143], wird unter Mitwirkung der Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] die Zusammenlegung in einigen Departements in Gang gebracht werden. Winterftterung Die Winterftterung ist mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden, da die Ernteergebnisse den Erwartungen im Herbst nicht ganz entsprochen haben. Die Versorgung mit eiweisshaltigem Kraftfutter ist fast unmglich. Die Arbeiterknappheit wird sich zur Frhjahrsbestellung weiter verschrfen. Die franz. Regierung
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versucht, durch weitere gesetzliche Massnahmen eine Erleichterung zu schaffen.

Pferdeaushebungen Die in die Wege geleiteten Pferdeaushebungen haben sehr ungnstig auf die Stimmung der Landbevlkerung eingewirkt. Da sie sich in vielen Fllen nicht den betriebswirtschaftlichen Notwendigkeiten anpassen kann und die rtlichen franz. Behrden nicht fhig sind, einen gerechten Ausgleich herbeizufhren, sind die ungnstigen Auswirkungen der neuen Pferdeaushebung auf die Produktion besonders stark.

Stickstoff Die Erzeugung der Stickstoffwerke entsprach den vorgesehenen Plnen. Die Kalianlieferungen aus dem Elsass berschritten sogar die im Transportplan vorgesehenen Mengen. Kali und Stickstoff knnen bis etwa 80 bzw. 60% des Normalbedarfes, der weit unter den deutschen Ziffern liegt, der deutschen Landwirtschaft zugewiesen werden. Die vorgesehene Zuteilung von 25% des Normalbedarfes an Phosphatdngemitteln wird nicht erreicht werden. Nach lngeren Verhandlungen ist es gelungen, die Vorbereitungen fr eine Bereinigung des franz. Mischdngermarkteszu schaffen. Die Umstellung der Traktoren auf Holzgas wird weitergefhrt, doch bereitet der Mangel an Eisen Schwierigkeiten.

Versorgung In den Rationsstzen sind whrend der Berichtszeit keine wesentlichen nderungen eingetreten. Fr Hlsenfrchte wurde zum ersten Mal im Dezember 1941 ein Rationssatz von 250 g je Kopf ausgegeben. Neu rationiert wurden Trockenfrchte, Orangen und Mandarinen sowie Marmelade und Kompott[144].

Weizenversorgung Die Weizenversorgung des zivilen Sektors und die Mehlversorgung der Truppe wurden sichergestellt. Seit dem 1.10.41 konnten darber hinaus etwa 120 000 to Weizen ins Reich berfhrt werden. Zum 15.1.42 wurden die Ausmahlungsprozentstze wesentlich erhht, fr Weichweizen z.B. auf 90%.

Hafer und Gerste Die Ablieferung von Hafer und Gerste durch die Erzeuger blieb schlecht. Bis zum Ende der Berichtsperiode konnten 140 000 to Hafer in die Lger der Heeresverpflegungsstellen geliefert werden. Die Aufbringung litt erheblich unter den noch nicht endgltig geklrten Differenzen zwischen der Besatzungsbehrde und der franz. Regierung.

Zuckerkampagne Die Zuckerkampagne ist weitgehend abgeschlossen. Der Rbenertrag entsprach mengenmssig nicht den Erwartungen, doch konnte das Erzeugungsprogramm fr Zucker in Hhe von 640 000 to durchgefhrt werden.

Kartoffeln

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Bei Kartoffeln waren die Ablieferungen der Erzeuger trotz strenger gesetzlicher Vorschriften gering, so dass es nicht mglich war, die stdtische Bevlkerung in der beabsichtigten Hhe zu versorgen.

Viehversorgung An den Viehmrkten musste wegen der Nichtanerkennung der deutschen Forderungen durch die franz. Regierung im Dezember zu Requisitionen und anderen Massnahmen geschritten werden. Ende Dezember bequemte sich die franz. Regierung zur Anerkennung der Forderungen bis zum 30.7.42. Trotz der bestehenden Schwierigkeiten konnte der Truppenbedarf sichergestellt werden. Die Versorgung der Zivilbevlkerunghat in der Berichtsperiode gut funktioniert, nachdem die franz. Regierung vom Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] zur Durchfhrung eines besseren Kontrollsystems gezwungen worden war.

Milch In der Milchversorgung hat der jahreszeitliche Rckgang der Produktion angehalten. In den meisten Gebieten wurden Mindestablieferungskontingente festgelegt. Die praktische Durchf hrung einer schrferen Erfassung beginnt anzulaufen. Fr die Wehrmacht sind neuerdings 833 to Ksemtl. aufzubringen. Die Einfuhr von Erdnssen aus Afrika ist wegen einer Missernte gering. Obst und Gemse Whrend die Gemseversorgung im Dezember 1941 noch verhltnismssig gut war, hat sie sich im Januar erheblich verschlechtert. Die Obstversorgung blieb weiterhin schlecht.

Weinernte Bei einer jetzt fr das franz. Mutterland amtlich auf 42 Mill. hl geschtzten Erzeugung, einer Einfuhr von 3 Mill. hl aus Algier und 2 Mill. hl Bestnden kann nur etwa die Hlfte des Normalbedarfs befriedigt werden, sodass eine Auflockerung der Verbrauchsbeschrnkung nicht mglich ist.

4. Forst- und Holzwirtschaft Organisation Die neue Konservationseinteilung (Landforstmeisterbezirke) ist von der franz. Regierung im wesentlichen durchgefhrt. Bessere Angleichung an die Bezirke der Militrverwaltung wird in einigen Fllen noch angestrebt.

Holzeinschlag Die im ganzen noch ungelste Frage des Arbeitseinsatzes ist fr den Umfang der forstlichen Erzeugung nach wie vor entscheidend[145]. Fr einen Sonderfall (Einschlag von Generatorenholz) sind 812 kriegsgefangene Waldarbeiter beurlaubt worden. Der Einsatz farbiger Kriegsgefangener aus den Lagern heraus ist weiter betrieben, befriedigt aber wegen der bei Kriegsgefangenen geringen Arbeitsleistung nicht. Besseren Erfolg zeitigen im Verhltnis der Einsatz von Erwerbslosen und von Zivilgefangenen, der jedoch entscheidende Erleichterung auch nicht erhoffen lsst.

Dienstverpflichtungsgesetz

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Die franz. Regierung ist daher zum Erlass eines Dienstverpflichtungsgesetzes fr die Forstarbeitveranlasst[146], das die weitere Abwanderung der wenigen vorhandenen Fachkrfte aus der Waldarbeit verhindern, berufsfremd eingesetzte in die Forst- und Holzwirtschaft zurckbringen und Dienstverpflichtung weiterer Krfte ermglichen soll[147]. Daneben laufen Bemhungen, eine Art von Arbeitsdienst aufzuziehen, der bis 80 000 junge Leute in die Waldarbeit bringen soll. Auch Anwerbung von spanischen Arbeitern wird betrieben.

Holztransport Im Holztransport ist infolge Versteifung der Betriebsstoff- und Berufslage und wegen der schwierigen Futterbeschaffung fr die Zugtiere eine Erleichterung nicht eingetreten.

Grubenholzeinschlag Zur Sicherung des Grubenholzeinschlages in sortenmssig richtiger Aufarbeitung sind Sondermassnahmen (Umlagen auf die Konservationen, Prioritt vor anderen Einschlgen, Verzicht auf Entrinden der schwachen Sorten usw.) getroffen und hnliche zur Sicherung der zu erwartenden Anforderungen an Generatorholzaufbringung - im Zuge der Umstellung der Kraftfahrzeuge auf feste Treibstoffe - eingeleitet.

Holzbewirtschaftung Der "Rpartiteur, Chef de la Section du bois"[148] im Office Central de Rpartition des Produits Industriels hat unter berwachung durch die Militrverwaltung nach monatelangen Vorarbeiten mit dem 1.1.42 die Bewirtschaftung der wichtigsten Holzsortenbegonnen. Bewirtschaftung fr weitere Forsterzeugnisse, besonders fr Generatorholz, Holzkohle und Brennholz, ist in Vorbereitung. Das im allgemeinen reibungslose Anlaufen beweist, dass unter Bercksichtigung der Eigenart der franz. und der Besatzungsverhltnisse der richtige Weg eingeschlagen ist. Der Holzbedarf fr die Wehrmacht und OT konnte aus der Erzeugung vorweg gesichert werden. Die Sorge, dass die Erzeugung dem Bedarf nicht nachkommt, bleibt aber unverndert bestehen.

Harzgewinnung Am 1.1.42 waren von dem Lieferungssoll aus der Erzeugung 1941(28 000 to Kolophonium, 8 000 to Terpentin) als Restlieferung noch rckstndig: 11 643 to Kolophonium, 2 736 to Terpentin. Abtransport ist im Gange.

Fr 1942 wird Steigerung der Harzerzeugung auf den Vorkriegsstand von 90 000 to angestrebt, ist aber ebenfalls durch Mangel an Arbeitskrften gefhrdet. 5. Auswrtiger Waren- und Zahlungsverkehr Zw.[ischen] Frankr.[eich] u.[nd] d.[em] Deutschen Reich Um die deutschen Einfuhrwaren (Kali, Eisen, Mineralle, Kartoffeln, Zucker), die preislich weit ber den franz. Inlandspreisen liegen, zu verbilligen, wendet die franz. Regierung ein Verfahren an, durch das der bergewinn, den der franz. Ausfhrer mit Rcksicht auf die grosse Preisdifferenz zwischen
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Inlandspreis und (dem von Deutschland auch angebotenen) Exportpreis erzielt, abgeschpft wird (retenue de prquation). Hierbei wird von franz. Stellen hufig noch eine Erhhung des Ausfuhrpreises verlangt. Da der franz. Ausfhrer im voraus nicht weiss, in welcher Hhe der von ihm erzielte Gewinn abgeschpft werden wird, werden die Ausfuhrgeschfte mit einem Risiko und einer Unsicherheit belastet, die dem franz. Ausfhrer die Exportfreudigkeit nehmen. Der franz. Regierung ist mitgeteilt worden, dass der Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] diese taxe de prquation nicht anerkennen knne und ihre Aufhebung verlangt. Bei der Warenausfuhr aus dem unbesetztem Gebiet hat die franz Regierung nunmehr eine verschrfte Kontrolleeingefhrt, indem sie alle in das unbesetzte Gebiet vergebenen Auslandsauftr ge, zu denen auch die Auftrge deutscher Dienststellen im besetzten Gebiet gezhlt werden, genehmigungspflichtig gemacht hat.

Der Debetsaldo im deutsch-franz. Verrechnungsverkehr hat sich im Berichtszeitraum (Stand 26.12.41) auf r[un]d. RM 819,2 Mill. gegenber RM 636 Mill. (Stand 4.11.41) erhht (franz. Guthaben: RM 1 173,9 Mill., deutsches Guthaben: RM 354,7 Mill.).

Zw.[ischen] Frankr.[eich] u.[nd] d.[en] brigen bes.[etzten] Gebieten Der Warenverkehr zwischen Frankreich und Belgien ist leicht rcklufig, was auf die allgemeine Warenknappheit und den Vorrang der Bezugswnsche aus Deutschland zurckzufhren ist. Das zwischen Frankreich und Norwegen vereinbarte Warenlieferungsprogramm[149] wickelt sich nur langsam ab. Die franz. Regierung ist bemht, die bernommenen Verpflichtungen einzuhalten.

Zw.[ischen] Frankr.[eich] u.[nd] Elsass-Lothringen Das franz.-elsass-lothringische Verrechnungsabkommen[150] weist einen Debetsaldo von RM 1,5 Mill. zu Ungunsten Frankreichs auf (Stand 6.1.42). Dieses Ergebnis stimmt mit den tatschlichen Verhltnissen insofern nicht berein, als die Warenausfuhr nach Elsass-Lothringen einen erheblich grsseren Umfang hatte als die Wareneinfuhr aus Elsass-Lothringen. Offenbar haben die elsssischen und lothringischen Einkufer die Warenlieferungen aus Frankreich zum grossen Teil anstatt ber das franz.-elsasslothringische Verrechnungsabkommen noch in bar gezahlt. Dieses Bestreben kann von der Militrverwaltung mit Rcksicht auf die getroffenen Vereinbarungen und zur Vermeidung von Benachteiligung solcher Einkufer, die ordnungsgemss ber die bestehenden Verrechnungsvereinbarungen bezahlen, nicht untersttzt werden. Zw.[ischen] Frankr.[eich] u.[nd] d.[en] brigen Lndern Der Aussenhandel Frankreichs mit den brigen europischen Lndern ist in einem stndigen Rckgang begriffen. Eine gewisse Bedeutung haben lediglich noch die Ausfuhren nach Spanien, Finnland, Portugal und Italien.

6. Arbeitseinsatz und Sozialfrsorge Arbeitseinsatz i.[n] Fr[an]kr.[eich]

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Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit zeigt Tabelle der Anlage 36[151].

Einsatz i.[n] d.[er] Land- u. [nd]Forstwirtschaft Die fr das Jahr 1941 geschaffenen Massnahmen zur Gewinnung von Arbeitskrften fr die Landwirtschaft wurden durch Gesetz vom 31.12.41 ber die Dienstverpflichtungvon Arbeitskrften fr landwirtschaftliche Betriebe[152] zeitlich verlngert und erweitert (s. auch V/ S. 23[153]). Im Sperrgebiet sind weitere Gruppen freiwilliger jdischer Arbeitskrfte in der Landwirtschaft eingesetzt worden.

Einsatz im Baugewerbe Der Bedarf der deutschen Baustellen an Arbeitskrften ist, abgesehen von einzelnen Baustellen der Westkste und im Gebiet Laon[154], allgemein weiter zurckgegangen. Aus Paris wurden in der Berichtszeit (bis 20.1.42) r[un]d. 2000 Bauarbeiter im Gebiet Laon eingesetzt.

Lohnpolitische- u.[nd] Sozialmassnahmen Franz. Massnahmen Durch die Regionalprfekten wurden die Massnahmen zur Heraufsetzung der anormal niedrigen Lohngruppen fortgesetzt.

Whrend der Dauer der vom 21.12.41 bis 4.1.42 zur Einsparung von Kohle und Strom angeordneten Schliessung der nicht lebensnotwendigen Betriebe[155] erhielten die Arbeiter und Angestellten eine Entschdigung von 85 v.H. des Lohnausfalles. Bei den betroffenen deutschen Dienststellen und Betrieben gilt fr den Lohnempfnger aus Frankreich dieselbe Regelung; es konnten jedoch Weihnachtszuwendungen in Hhe des Lohnausfalles gewhrt werden. Arbeitskrfte aus dem Reich erhielten den Lohnausfall in voller Hhebezahlt.

Deutsche Massnahmen Fr die bei den besonderen Bauvorhaben auf den Kanalinseln eingesetzten nichtdeutschen Arbeitskrfte wurden einheitliche Lohn- und Arbeitsbedingungen festgesetzt. Fr den Bereich des Bezirkschefs A[156] sind einheitliche Arbeitsbedingungen fr das Baugewerbe festgesetzt worden, die auch fr die bei Bauvorhaben der Wehrmacht eingesetzten franz. Firmen Gltigkeit haben. In deutschen und franz. Kraftfahrzeugreparaturbetrieben in Paris waren z.T. unzulssig hohe Lhne eingerissen, die einen unerwnschten Arbeitsplatzwechsel franz. Arbeiter zur Folge hatten. Es wurden einheitliche Einstell-Lhne und Hchstlhne festgesetzt. Anwerbung v.[on] Arbeitskrften n.[ach] Deutschland
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Den Stand der Anwerbungen von Arbeitskrften nach Deutschlandzeigt die Tabelle der Anlage 36[157]. Mit den massgebenden franz. Ministerien sind Verhandlungen aufgenommen worden, um eine grundstzliche Erklrung der franz. Regierung herbeizufhren, in der sie ihr Einverstndnis fr die Vermittlung von Arbeitskrften nach Deutschland gibt. Diese Einwilligung hngt davon ab, dass die Verhandlungen ber die Einsetzung von Delegationen, deren Aufgabe die konsularische Betreuung der franz. Arbeiter in Deutschland ist, zum Ergebnis fhren. Vom 25.11.41-18.12.41 sind in 9 Transporten insgesamt 4 300 spanische Arbeitskrfte fr das Reich in Hendaye[158] entlaust und nach Deutschland befrdert worden.

Sozialversicherung Bei der Durchfhrung der Sozialversicherung fr die im besetzten Frankreich eingesetzten Arbeitskrfte aus Holland und Belgien konnten Schwierigkeiten weitgehend bereinigt werden. Nach einer Vereinbarung vom 17.12.41 ber die Zahlung der Sozialversicherungsrenten aus Frankreich an Berechtigte, im Elsass und in Lothringen[159] werden die Renten durch beauftragte Stellen vorschussweise fr Rechnung der zahlungspflichtigen Stellen ausgezahlt. Ein Ausgleich des Saldos erfolgte erst bei der endgltigen Auseinandersetzung ber die ehemalige elsass-lothringische Sozialversicherung.

Versicherungspflicht In der franz. Sozialversicherung ist die Versicherungspflicht zu den Assurances Sociales fr alle Arbeiter ohne jede Einkommensgrenze ausgedehnt worden, whrend fr Angestellte die [160] Versicherungsobergrenze auf 42 000 Frs. erhht worden ist . Die Anspruchsvoraussetzungen fr die Leistungen der Krankheits-, Mutterschafts- und Todesfallversicherung sind gnstiger gestaltet sowie das Beitragsverfahren fr die gesamte franz. Sozialversicherung vereinfacht worden. 7. Bank-, Brsen- und Versicherungswesen Whrungs- u.[nd] Kreditwesen Der Notenumlauf hat im Berichtsabschnitt wieder um r[un]d. 15 Mrd. Frs zugenommen, er wird sich Ende 1941 auf schtzungsweise 270 Mrd. belaufen. Von der Steigerung von 15 Mrd. Frs . entfallen r[un]d. 11 Mrd. Frs. auf die Abhebung der Reichskreditkassen. Das Besatzungskostenproblem ist auch im Berichtsabschnitt noch nicht geregeltworden. Das Besatzungskostenguthaben bei der Bank von Frankreich belief sich am Jahresschluss auf RM 3,2 Mrd.

Franz. Kreditinstitute Die grossen franz. Kreditinstitute sind nach wie vor ausserordentlich flssig, obwohl auf dem Konto "Schatzscheine usw." wesentliche Steigerungen nicht mehr festzustellen waren. Auf dem Gebiet des langfristigen Kredits sind von Bedeutung der Erfolg der Eisenbahnkonversionsanleihe von Anfang Dezember und die jetzt zur Zeichnung aufgelegte 3 12%ige Anleihe des Credit National von 5 Mrd. Frs., nachdem Anfang Januar bereits 300 Mill. Frs. untergebracht

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worden waren. Private Gesellschaften haben im Berichtsabschnitt junge Aktien in Hhe von r[un]d. 650 Mill. Frs. zur Zeichnung aufgelegt.

Die Bankenliste des Comit d'Organisation enthlt bisher r[un]d. 200 Firmen[161], unter denen auch die Aerobank S.A.[162] aufgefhrt ist. Aus technischen Grnden ist die Liste noch nicht verffentlicht. Die amerikanischen Banken haben im wesentlichen still liquidiert. Kommissarische Verwalter sind noch nicht eingesetzt worden.

Brsenwesen Die verschiedenen gesetzgeberischen Versuche, die seit Monaten anhaltende Verknappung der franz. Brsen aufzulockern, waren zunchst ohne Erfolg. Bei starker Nachfrage und geringem Angebot stiegen die Kurse am Aktienmarkt trotz aller Versuche des Brsenvorstandes weiterhin an. Die Notierungen waren, sofern sie berhaupt verffentlicht werden, fast nur nomineller Art. Erst in der letzten Wochewar ein gewisser Umschwungzu verzeichnen. Ob es gelingen wird, Angebot und Nachfrage einigermassen zum Ausgleich zu bringen, muss abgewartet werden.

Der Rentenmarkt lag bei dem Mangel an Anlagemglichkeiten fast durchweg fest.

Versicherungswesen Die Pariser Verhandlungen zwischen den deutschen und franz. Behrden unter Beteiligung der Waffenstillstandsdelegation fhrten zu dem Ergebnis, dass man franzsischerseits die von 5 deutschen Versicherungsgesellschaftenangestrebten Kapitalbeteiligungen von insgesamt 50 Mill. Frs. zugestanden hat. Damit wurde ein weiterer Schritt zur Durchdringung des franz. Versicherungsmarktes durch die deutsche Versicherungswirtschaft getan.

Der Ausbau der franz. Versicherungsaufsichtsgesetzgebung kann nunmehr, nachdem die vorgelegten Gesetzentwrfe eingehend errtert sind, in Angriff genommen werden.

8. Preisregelung Das franz. Preisberwachungssystem, unter weit schwierigeren Verhltnissen aufgebaut als das deutsche, vermag bei dem Mangel an ausreichendem wirtschaftlich geschulten Verwaltungspersonal unter Aufbietung aller Energie nur die grbsten Auswchse im Wirtschaftsleben zu bekmpfen. Der Stellenplan der Direktionen der Preiskontrolle weist heute noch 1 255 Fehlstellen auf, nicht eingerechnet die Preisprfer, die zur Bearbeitung von Preiserhhungsantrgen fr die Preisbildung ttig sein mssten. Im Departement Seine mit r[un]d. 300 000 Handels- und Industriebetrieben sind z.[ur]Z[ei]t. insgesamt nur 65 brauchbare Spezialprfer in der Preisberwachung ttig, davon 20 im Innendienst. Ein Antrag auf Freigabe von 220 Kriegsgefangenen wurde dem OKW befrwortend eingereicht. Brotpreiserhhung Zur Entlastung des franz. Haushalts wurde einer erneuten Brotpreiserhhung um 25 Cs pro kg Brotzugestimmt. Da sich die letzte Brotpreiserhhung (s. vorigen Lagebericht[163]) reibungslos hat

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durchfhren lassen, soll der franz. Staat ber die Neuregelung des Brotpreises die ausgeworfene Sttzungssumme um eine weitere Milliarde vermindern. Kohlenpreiserhhung Die Verhandlungen mit der franz. Regierung ber die Erhhung des Kohlenpreiseshaben zu dem Ergebnis gefhrt, dass eine Erhhung von r[un]d. 40 Frs. je to auf den Grubenpreiszugelassen wird, dass die bisherige, 10 Frs. betragende Abgabe an die Ausgleichskasse fr die Verbilligung der Kohleneinfuhr aus dem Ausland vom franz. Staat bernommen werden soll. Auf diese Weise wrden allzu starke Auswirkungen auf die Kostengestaltung der Erzeugnisse der gewerblichen Wirtschaft vermieden werden.

Milchpreiserhhungen Die saisonbedingte Erhhung des Milchpreises fr Vollmilch von 0,20 Frs. pro Liter hat eine Erhhung des Butterpreises zur Folge. Die Erhhung des Verbraucherpreises betrgt 2 Frs., da die Handelsspanne um 1 Fr. gekrzt worden ist. Die Preiserhhungen fr Milch, Butter und Kse sollen in der Zeit bis 1.5.42 wieder rckgngig gemacht werden. In der Berichtszeit sind ferner die Preise fr Holz auf dem Stamm sowie fr Lederumfassend geregelt worden. In der chemischen Industrie sind die bisherigen Preise gehalten worden. Der franz. Kraftfahrzeugtarif wird demnchst unter Wahrung der deutschen Interessen vereinheitlicht werden. Die Preise fr Spinnstoffwaren zeigen eine stark steigende Tendenz, die im wesentlichen auf die Betriebseinschrnkungen zurckzufhren ist. Fr Zellstoffesind neue Preisvorschlge unterbreitet worden, die eine erhebliche Steigerung gegenber der Vorkriegszeit vorsehen.

VI. Rstungswirtschaft Die franz. Werften Die franz. Werften sind vllig ausgelastet mit Reparaturarbeiten fr U-Boote und sonstige Kriegsfahrzeuge sowie mit Neubauten fr Kriegs- und Handelsmarinen Deutschlands und Frankreichs. Die optische Industrie und Feinmechanik ist mit ber 80% fr die deutsche Rstung ttig. Die brige Industrie soweit sie fr die deutschen Belange in Frage kommt, ist unter Einschluss der franz. Fertigung mit durchschnittlich 80% ihrer Kapazitt beschftigt. R-Betriebe Die Zahl der erklrten R-Betriebe beluft sich Ende des Jahres 1941 auf 917. Daneben sind fr den Wehrmacht- und zivilen Sektor schtzungsweise weitere 6 000 Betriebettig. Die auf manchen Gebieten aufgetretenen Schwierigkeiten bei der Umstellung der Betriebe auf Wehrmachtfertigung sind nunmehr als behoben anzusehen. Die Anlaufzeit fr die bedeutendsten Auftrge ist berwunden und die grossen Programme, wie das deutsch-franz. Luftwaffenprogramm[164] und das mit der franz. Regierung abgeschlossene Marine-Bauprogramm[165] kommen nunmehr zur Auswirkung. Das bedingt Mehrverbrauch an Energie, ohne die der Ausstoss der heutemehr [sic!] als je kriegsentscheidenden R stungsfertigung nicht verstrkt werden kann. Auf der anderen Seite zwingen Kohlen- und Stromknappheit, der 1941 eingetretene Verbrauch der franz. Vorrte an Rohstoffen und Betriebsmitteln zu schrfster
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Konzentration der Fertigung in besonders leistungsfhigen Betrieben und zur Stillegung aller nicht kriegsentscheidenden oder fr das franz. Volk lebensnotwendigen Fertigung[166]. Ohne unvorhergesehene Zwischenflle und unter der Voraussetzung, dass die Versorgung mit Kohle, Rohstoffen und Betriebsmitteln weiterhin sichergestellt werden kann, wird der Ausstoss im Jahre 1942 betrchtlich ansteigen. Durch die angeordneten Betriebsferien von 2 Wochen sowie durch die notwendig gewordenen Sperrmassnahmen entstand bei einigen R-Werken ein erheblicher Fertigungsausfall, im allgemeinen hielt er sich jedoch in ertrglichem Rahmen, da die wichtigste Fertigung von der Stillegung ausgenommen war.

Planung Da die gegenwrtige militrische Lage in ihren Rckwirkungen auf den deutschen Arbeitsmarkt trotz der in den besetzten Westgebieten auf der Rohstoff- und Betriebsmittelseite bestehenden Schwierigkeiten eine erhhte Auftragserteilung nach Frankreich erforderlich macht, ist eine grossangelegte Planung der gesamten Fertigung auf dem Wehrmacht- und zivilen Sektor unter Bercksichtigung der Dringlichkeit sowie der zur Verfgung stehenden Rohstoffe und Betriebsmittel unbedingt erforderlich. Es muss ein klarer berblick ber die bereits erteilten Auftrge, die Mglichkeit ihrer Durchfhrung im Rahmen der vorhandenen Rohstoffe und besonders auch ber den Ausstoss geschaffen werden. Erst dann ist es mglich, die Konzentration auf besonders leistungsfhige Betriebe sowie die Stillegung unwichtiger Fertigung im grossen Masse durchzufhren und weitere Kapazitten fr neue Auftrge freizumachen. Im Zuge der erstrebten Konzentrierung der Fertigung ist auch die Einfhrung der 48-Stunden-Woche als Normalarbeitszeit bei den in Arbeit verbleibenden Firmen gefordert worden. Entsprechende Vorbereitungen sind im Gange.

VII. Das Verkehrswesen Eisenbahnverkehr Allgemeines Im Dezember stiegen die Zahlen der Zge fr Bewegungen und Einzeltransporte betrchtlich an, im Januar nahmen die Truppentransporte wieder ab. Nachschub- und Abschubverkehr vollzogen sich reibungslos.

Die allgemeine Betriebslage hat infolge der Minderzuteilung von bislang 138 000 to Eisenbahndienstkohle zu Gunsten des Reiches und durch Lokomotivabgabe nach Belgien eine schwerwiegende Belastung erfahren. Neben der Drosselung des bereits erheblich eingeschrnkten franz. Reiseverkehrs um weitere 10 v.H. und Verhngung von Annahmesperren fr franz. Stckgut und Expressgut ergaben sich zwangslufig bedenkliche Einengungen des innerfranz. Wirtschaftsverkehrs,der zum grossen Teil aus allgemeinen Versorgungstransporten besteht.

Wirtschaftlicher Transportbedarf Die Auswirkungen auf die mit Vorrang laufenden deutschen Plantransportehalten sich zunchst noch in

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ertrglichen Grenzen; jedoch wird der schnelle Schwund der Dienstkohlebestnde in der nchsten Zeit zu erheblichen Einschrnkungen der Awi-Transporte[167] und damit auch im Wirtschaftsprogramm fhren. In der Planung fr Dezember/Januar ist diesen Umstnden bereits durch Drosselung von Massenguttransporten entsprochen worden. Es ist daher auch nicht mglich, die durch Frost auf den Binnenschiffahrtswegen unterbrochenen Transportleistungen zustzlich auf die Schiene zu bernehmen. Neuerdings hat die von der Generalbetriebsleitung West verhngte Zulaufsperre nach Frankreichzwangslufig die gleiche Folge fr den berwiegenden Teil der nach Deutschland gehenden Eisenbahntransporte ausgelst. Die Wagengestellung hielt sich whrend der Berichtsmonate im Rahmen der Transportplanung. Raummangel herrschte wiederum zeitweise im Gebiet von Nancy. Die Strungen im Verkehr nach Spanien dauern infolge mangelnder Bereitstellung spanischer Breitspurwagenan.

Wehrmachtsreiseverkehr Der Wehrmachtsreiseverkehr zeigte wie der Personenverkehr berhaupt eine starke Steigung um die Weihnachtszeit und bis zum 4.1.42, sodass die SF-Zge[168] teilweise berfllt waren. Hhepunkt war der 21.12. mit einer Besetzung von 140%. Durch die am 4.1.42 ber das gesamte Westgebiet verhngte Seuchensperre[169] gingen die Besetzungszahlen der SF-Zge in der Richtung Front-Heimat stark zurck. Am 10.1. sind 3 SF-Zug-Paare ausgefallen, 3 Linien wurden gekrzt. Weitere Zugausflle traten am 25.1. ein.

Betriebsstrungen Betriebsstrungen durch Unflle, Feindeinwirkung und Sabotagen liessen sich jeweils bald beheben. Betriebsunflle Im Dezember wurden bei 24 Personenunfllen 15 Wehrmachtsangehrige gettet und 9 verletzt.

Binnenschiffahrt Wasserstrassen Erst Ende Dezember kam es auf den ost-franz. Kanlen zu Strungen durch Eisbildung. Die RhneSchiffahrt musste wegen Kleinwasser erneut eingestellt werden.

Den Anforderungen von Leerraum fr die in den Hauptverkehren eingespielten Wirtschaftstransporte konnte im allgemeinen voll entsprochen werden. Im Gebiet Nancy[170] ist der Kahnmangel jedoch trotz Verstrkung des Leerraumzulaufes noch nicht behoben; Abhilfe wird durch weitere Verlagerung der Kohletransporte aus dem Norden auf den Wasserweg angestrebt. Die Anforderungen von Kahnraum fr Baustofftransporte zur Kanalkste haben sich erhht.

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Seit Mitte Januar sind die franz. Binnenwasserwege restlos zugefroren; die dadurch entstandenen Schwierigkeiten mssen in Kauf genommen werden.

Seeschiffahrt Im Pendelverkehr zwischen Nordspanien und franz. Atlantikhfenzum Antransport von Rubioerzen, Zinkblende und Schwefelkies wurde ein dritter Dampfer eingesetzt. In Nantes[171] wurde ein neuer Stapelplatz fr die auf dem Seewege ankommenden Gter eingerichtet. Die Kohleversorgung der Kanalinseln ber Granville[172] und St. Malo[173] wurde durch bernahme von 6 500 to auf Hochseedampfer wirksam untersttzt.

Die franz. Regierung hat die Anlaufgenehmigung deutscher Erzdampfer in Marseille und Caronte[174] erneut versagt, dagegen konnten in beachtlichem Umfange die Orangentransporte aus Ostspanien nach Ste[175] und Marseille wieder aufgenommen werden. Aus Nordafrika wurden die Erztransporte planmssig, die Lieferungen von Kochofenphosphaten nur zur Hlfte erfllt. Im franz. Seeschiffverkehr sind im November 11, im Dezember 23 Anlandungen gemeldet worden.

Strassenverkehr Strassen- u.[nd] Brckenbau Landstrassen Die Durchgangsstrassen sind in zufriedenstellendem Zustand.

Der Strassenwetterdienst (Abstreuen, Schneerumen, Beseitigung von Frostschden) ist in vollem Umfang aufgenommen worden, ohne dass bisher nennenswerte Winterschden festgestellt wurden. Interessierte Dienststellen der Wehrmacht werden laufend ber Wetterverhltnisse und etwaige Verkehrsverbindungen unterrichtet.

Der Transport von Wirtschaftsgtern im Kraftverkehr beschrnkt sich bei stndig zunehmender Treibstoffverknappung immer mehr auf die Bedienung der Bahnhfe und Wasserumschlagpltze. Stockungen in der Verteilung der ankommenden Gter konnten bisher noch vermieden werden. Brcken In der Berichtszeit sind 34 Brcken fertiggestellt bzw. im Umbau vollendet und dem Verkehr bergeben

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worden. Damit sind von den bei Abschluss des Waffenstillstandes zerstrten r[un]d. 2 000 Brcken r[un]d. 1 200 in endgltiger oder in dauerbehelfsmssiger Form wiederhergestellt.

Kraftwagenverkehr Der Berichtszeitraum stand im Zeichen erhhter Anforderungen an Kfz-Gestellung von Seiten der Wehrmacht, weiterer Einschrnkungen des Pkw-Umlaufes, straffer Lenkung des Lkw-Verkehrs und der beginnenden Durchfhrung des Fhrerbefehls[176] zur Umstellung der im besetzten franz. Gebiet verkehrenden Kfz auf Ausweichbetriebstoffe.

Der Zustand der Frankreich noch verbliebenen Lkw ist schlecht; die kriegsverwendungsfhigen Wagen sind zum grssten Teil fr die Truppe herausgezogen worden. Einen berblick ber den Personennahverkehr von Gross-Paris zeigt die Anlage 37[177].

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Der Militrbefehlshaber in Frankreich 115 Ausfertigungen 49. Ausfertigung

Geheime Kommandosache

Anlagen zum Lagebericht fr die Monate Dezember 1941 / Januar 1942

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Anlagenverzeichnis

1.) Bericht des Militrbefehlshaber[s] in Frankreich, Kommandostab Abt. Ic ber die politische Lage in Frankreich Dezember 1941. 2.) Einsatzgliederung der dem Mil.[itr]Bef.[ehlshaber]i.[n]Fr[an]kr.[eich] unterstellten Stbe und Einheiten. 3.) Zusammenstellung der nach dem Osten abgegebenen Dienststellen und Einheiten des Mil.[itr]Bef. [ehlshabers]i.[n]Fr[an]kr.[eich]. 4.) Verlegungen von Feld- und Kreiskommandanturen innerhalb des Bereichs des Mil.[itr]Bef. [ehlshabers]i.[n]Fr[an]kr.[eich]. 5.) Einsatz der Feld- und Kreiskommandanturen. 6.) Einsatz der L[an]d[es]sch.[tzen]-R[e]g[imen]ts.Stbe und Departements-Bat[ail]l[on]e. 7.) Einsatz der Frontstalags, Internierten-Lager und Wach- Bat[ail]l[on]e. 8.) Einsatz der Feldnachrichten Kommandanturen und Nachrichten-Helferinnen. 9.) Einsatz der Rundfunksender im besetzten Gebiet. 10.) Einsatz der Standortarrestanstalten. 11.) Einsatz der Soldatenheime. 12.) Einsatz der Verbindungsoffiziere Luftschutz (VOLS). 13.) Einsatz der Feldgendarmerietrupps. 14.) Einsatz der Wehrmachtgrberoffiziere. 15.) Einsatz des Zollgrenzschutzes. 16.) Einsatz der Heeres-Unterkunftverwaltungen. 17.) Einsatz der Heeres-Verpflegungsstellen. 18.) Einsatz der Bckerei- und Schlchterei-Einheiten. 19.) Einsatz der Rstungsdienststellen. 20.) Eisenbahnnetz von Frankreich mit Transportkommandanturen und Eisenbahnbetriebsdirektionen. 21.) Durchgangsstrassen.

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22.) Wasserstrassennetz von Frankreich. 23.) Verteilung der franzsischen Gendarmerie im besetzten Gebiet Frankreichs. 24.) bersicht ber Anzeigen. 25.) bersicht ber beschlagnahmte oder sichergestellte Gegenstnde. 26.) bersicht ber Beutematerial. 27.) Verordnungsblatt des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] Nr. 48- 51(nur in Ausfertigung 1-15). 28.) Allgemeine Anordnungen des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] Nr. 12 vom 19.12.41 (nur in Ausfertigung 1-15). 29.) Arbeitsbericht des Deutschen Roten Kreuzes. 30.) Verzeichnis der wichtigsten im Journal Officiel verffentlichten franzsischen Gesetze. 31.) Bericht des Pariser Polizei-Prfekten an den Staatssekretr des Innern in Vichy. 32.) bersicht ber die genehmigten bzw. geduldeten politischen Parteien und Gruppen. 33.) Stand der Tierseuchen. bersicht ber die Zivilschlachtungen. 34.) Erzfrderung. Zementwirtschaft. Effektiv-Verbrauch von Minerall in Gesamt-Frankreich. 35.) Entwicklung der Roheisen-, Rohstahl- und Walzwerkproduktion. 36.) Entwicklung der Arbeitslosigkeit. Anwerbung von Arbeitskrften nach Deutschland. 37.) berblick ber den Personen-Nahverkehr von Gro-Paris.

Anlage 1 Paris, den 25. Dezember 1941. Der Militrbefehlshaber in Frankreich Kommandostab Abteilung Ia. Nr. 6300/41 geh.

Geheim

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Lagebericht Dezember 1941 - Januar 1942 (MBF)

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Anliegend wird der Bericht ber die politische Lage in Frankreich Dezember 1941mit der Anlage "Stimmung und innere Sicherheit" bersandt. Fr den Militrbefehlshaber Der Chef des Generalstabes[178]

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Die politische Lage.

Der Sicherheitsgedanke, um den seit je franzsisches Denken kreist, bestimmte die Politik Frankreichs auch im Jahre 1941. In der Furcht vor dem Wagnis ins Unbekannte fand Frankreich weder den Weg zur aktiven Teilnahme am Kampf fr ein neues Europa, noch zu negativen Festlegungen. Der Wille Darlans und seiner Gesinnungsgenossen zur praktischen Zusammenarbeit wurde gelhmt durch die Widerstnde in Volk und Regierung gegen eine klare Entscheidung der franzsischen Politik, so lange der Kriegsausgang ungewi ist und Deutschland sich ber die Mglichkeiten einer franzsischen Mitarbeit fr die Gestaltung des Friedens und eines neuen Europa ausschweigt.

Der Krieg im Pazifik mit dem Eintritt der U.S.A. in den "neuen Weltkrieg" vertiefte die Sorge um die Scurit, die Frankreich aus der Niederlage durch Gewinnung einer Stellung zwischen den Parteien einigermaen gerettet und gewhrleistet whnte.

Aus den indo-chinesischen Bindungen und der fortschreitenden wirtschaftlichen und politischen Verknpfung mit den deutschen Kriegszielen frchtet man die Mglichkeit eines Zwanges zur aktiven Parteinahme, u.[nter] U.[mstnden] zu einer militrischen Beteiligung. Der damit zwangslufig verbundene Verlust der traditionellen und beiderseits weniger durch politische Notwendigkeit als gefhlsmig bedingten "Amerikanischen Freundschaft" beeindruckt stark den Vichy-Franzosen: So steigen Abneigung und teilweise Widerstandswille gegen die Regierungspolitik.

Schon die Ankndigung der Einstellung der U.S.A.-Lieferungen fr Nordafrika aus Anla der Abberufung Weygands[179] gab den Attentisten neuen Auftrieb, umso mehr, als bisher die zum Ausgleich fr Weygands Abberufung erbetenen deutschen Gegenleistungen teilweise ausblieben (Genehmigung einer Ptain-Reise ins besetzte Gebiet u.a.). Zwangslufig wirken ebenso der Stillstand der deutschen Operationen im Osten und der englische Druck in Nordafrika.

Diese Belastung hat das Zusammentreffen des Reichsmarschalls mit dem franzsischen Staatschef[180] nicht ausgleichen knnen. Die kurze Verlautbarung ber die Besprechungen hat zu mancherlei Auslegung gefhrt (von weitgehenden Geheimabmachungen bis zu angeblicher Ergebnislosigkeit!). Eine Versteifung zeigte sich in der Reaktion der franzsischen Regierung auf die Bekanntmachung der Geiselerschieungen. In einer vom Militrbefehlshaber zurckgewiesenen Note[181] betont die franzsische Regierung, da es sehr schwer sein werde, der bestrzten ffentlichkeit gegenber bei Fortsetzung derart "massiver Manahmen" die Politik der Zusammenarbeit weiter zu vertreten und bat deshalb, die Manahmen gegen Attentter auf polizeilichem oder gerichtlichem Wege zu treffen. In einem der Note hnlichem [sic!] Rundfunkcommuniqu vom 15.12. [sic!][182] sprach die Regierung von dem tiefen Mibehagen

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des franzsischen Volkes ber die Manahmen des Militrbefehlshabers. Darlan und Pucheu versuchten nachtrglich, diese Radioerklrungen als eine unumgngliche Reaktion der Regierung auf die - tatschlich nicht fhlbare - Erregung der Bevlkerung hinzustellen[183]. Aber gerade diese persnlichen Erklrungen zeigten am besten, welchen Einflu die Attentisten im Kabinett trotz der Ausbootung Weygands durch die vernderte Lage und die notwendigen Vergeltungsmanahmen des Militrbefehlshabers unter geschickter Ausnutzung der Gefhlsreaktion des alten Marschalls[184] wieder gewinnen konnten.

So scheint sich am Jahresende das Verhltnis Frankreichs zu Deutschland nach dem Gesetz von Gravitation und Fliehkraft zu regeln. Bei jeder nur angeblichen Vernderung der deutschen Machtposition erwachen Widerstnde gegen eine Zusammenarbeit. Aus diesem labilen Zustand, aus der liebgewordenen Tradition des statischen Sicherheitsbegriffs kann Frankreich vielleicht nur durch entscheidende deutsche Schritte zu einer positiven Mitarbeit im Sinne eines neuen Europa gezwungen werden.

Stimmung und innere Sicherheit. Infolge der langen Kriegsdauer und dem gleichbleibenden Druck des Waffenstillstandes ist die Bevlkerung allmhlich politisch abgestumpft. Materielle Sorgen drngen andere Fragen zurck. Die allgemeine Sabotage hat gegenber der Vormonaten wiederum etwas abgenommen: Oktober November Dezember 162 Flle 83 Flle 80 Flle

Auch die deutschfeindliche Propaganda erhielt keinen neuen Auftrieb.

Dagegen verstrkte sich die Ttigkeit von kleinen, gut organisierten Terrorgruppen kommunistischer, z.T. auch gaullistischer Tendenz. Ihre einheitliche Steuerung durch die illegale KPF steht fest, die Beeinflussung durch den Intelligence Service[185] ist wahrscheinlich. Die Ermittlungen in den Mordfllen Nantes und Bordeaux[186], die zur Aufdeckung einer solchen kommunistischen Terrorgruppe fhrten, gaben einen guten Einblick in die Arbeitsweise solcher Gruppen und ihre Untersttzung durch kommunistisch-jdische Hintermnner[187]. Die Taktik dieser Terrorgruppen, durch Anschlge gegen deutsche Soldaten und militrische Unterknfte die Besatzungsmacht zu schwerwiegenden Manahmen gegen die franzsische Bevlkerung zu treiben und damit Unruheherde zu schaffen, fhrte im Dezember zu

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3 Pistolenattentaten gegen Wehrmachtsangehrige[188] und 7 Sprengstoffanschlgen gegen Wehrmachtseinrichtungen. Nach den ersten Anschlgen wurde mit Bekanntgabe einer Frist zur Auffindung der Tter ber die Stadt Paris eine Kollektivstrafe (Geldbue und empfindliche Freiheitsbeschrnkung) verhngt, die einerseits den festen Willen der Besatzungsmacht zeigen sollten, solche Provokationen nicht ohne angemessene Vergeltung hinzunehmen, andererseits aber allen Franzosen deutlich ins Bewutsein fhrte, da die Auffindung der Tter im allgemeinen Interesse liege. Nach ergebnislosem Ablauf der Frist ordnete der Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] am 14.12. nach Fhreranweisung folgende Manahmen an[189]: 1) Die Erschieung von 100 Juden und Kommunisten, 2) die Erhebung einer Geldbue von 1 Milliarde Francs, aufzubringen durch die Juden des bes.[etzten] Gebietes[190], 3) die Deportation von 1 000 Juden nach dem Osten.

Diese Manahmen waren eindeutig gegen die Tterkreise und ihre jdisch-kommunistischen Hintermnner gerichtet. Nicht franzsische Geiseln wurden erschossen, sondern "Individuen, die im Solde der Feinde Deutschlands Frankreich ins Unglck strzen wollen und darauf ausgehen, die Verstndigung zwischen Deutschland und Frankreich zu sabotieren". Die franzsische Regierung hatte am 9.12. im Kampf gegen die Terrorgruppen[191] folgende Sondermanahmen beschlossen[192]: Einsetzung von Sondergerichten und Todesstrafe fr Auslnder bei Beteiligung an Gewaltakten. Einrichtung von Arbeitskompanien und Internierungslagern fr alle Juden, die nach dem 1.1.36 in Frankreich eingewandert sind. Verhaftung von 1 850 Kommunisten und Terroristen, auer den in den letzten 6 Wochen verhafteten 11 000 Kommunisten; diese Reinigungsaktion wird fortgesetzt.

Obgleich diese Sondermanahmen die gleichen Kreise treffen wie die am 14.12. verhngten Manahmen des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers], glaubte die franzsische Regierung die Anordnungen des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] wegen ihrer Hrte und "der groen Zahl der Opfer" gegenber der franzsischen Bevlkerung nicht decken zu knnen. Neben den politischen Grnden, die zu dieser merkwrdigen Reaktion der franzsischen Regierung fhrten, mu vielleicht hierbei der Umstand beachtet werden, da das formale Rechtsdenken der Franzosen - die Frucht der franzsischen Revolution - wohl gerade noch den Sondermanahmen der franzsischen Regierung inhaltlich folgen konnte, aber Massenerschieungen ohne gerichtliches Urteil

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immer als Verletzung des "Rechtes" ansehen wird.

Die eigene Propaganda hatte lagebedingte Schwierigkeiten in der Tiefenwirkung.

Der beste Aktivpropagandist ist nach wie vor der deutsche Soldat - dies mu am Ende 1941 ausdrcklich betont werden -, nicht zuletzt die drei aktiven Ostdivisionen, die nach Frankreich verlegt wurden[193].

Die innere Sicherheit erscheint zurzeit nicht gefhrdet.

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Anlage 32

bersicht ber die genehmigten bzw. geduldeten politischen Parteien und Gruppen

A. Genehmigte Parteien und politische Gruppen.

1. Rassemblement National Populaire (R.N.P.)

Parteifhrer: Sitz:

Marcel Dat Paris

Unterorganisationen: Centre Syndicaliste de Propagande Centre de Propagande Paysanne Centre Franais de Culture Jeunesse Nationale Populaire Front Social du Travail

2. Parti Populaire Franais (P.P.F.) Parteifhrer: Sitz:

Jacques Doriot Paris

Unterorganisationen: Union Populaire de la Jeunesse Franaise Fdration Nationale des Groupements Corporatifs Franais 3. La Ligue Franaise Parteifhrer: Sitz:

Pierre Constantini [sic !][194] Paris

Unterorganisationen: La Ligue des Jeunes

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4. Le Feu

Parteifhrer: Sitz:

Maurice Delaunay[195] Paris

Unterorganisationen: - - -

5. Le Front Franc

Parteifhrer: Sitz:

Jean Boissel Paris

Unterorganisationen: - - -

6. Le Francisme

Parteifhrer: Sitz:

Marcel Bucard[196] Paris

Unterorganisationen: - - -

7. Groupe Collaboration

Parteifhrer: Sitz:

Alphonse de Chteaubriant[197] Paris

Unterorganisationen: Les Jeunes de l'Europe Nouvelle

8. Comit d'Action Anti-bolchevique Parteifhrer: Sitz:

Paul Chack[198] Paris

Unterorganisationen: - - -

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9. Parti Ouvrier et Paysan Franais (nur fr Paris) Parteifhrer: Sitz:

Marcel Capron[199] Paris

Unterorganisationen: - - -

B. Geduldete Parteien und politischen Gruppen.

1. Mouvement Social Rvolutionaire (M.S.R.) Parteifhrer: Sitz: [Eugne] Deloncle Paris

Unterorganisationen: - - -

2. Parti Franais National-Collectiviste Parteifhrer: Sitz: Pierre Clmenti Paris

Unterorganisationen: Jeune Front Gardes Franaises

3. Parti National Breton

Parteifhrer: Sitz:

[Raymond Delaporte[200] Rennes[201]

Unterorganisationen: - - -

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Anlage 35

Entwicklung der Roheisen-, Rohstahl- und Walzwerkproduktion

Binnenfrankr. [eich]

unbesetztes Frankreich to

LongwyArdennes to

Meurthe et Moselle to

Insgesamt to

to November Roheisen Rohstahl Walzwerkerzeugnisse Eisen- und Stahlguss 2 269 44 601 33 470 11 852 34 892 30 082 24 301 21 128 15 934 33 612 36 153 26 417 72 034 136 774 105 903

Dezember Roheisen Rohstahl Walzwerkerzeugnisse Eisen- und Stahlguss+ 2 231 36 437 27 784 13 410 28 398 26 153 25 502 22 619 13 209 39 302 41 244 29 120 80 445 128 698 96 266

+) abschliessende Ziffern liegen noch nicht vor.

Die rcklufige Entwicklung ist ausschliesslich auf ungengende Kohlenzuteilungzurckzufhren. An eisenhaltigen Rohstoffen wurden im November und Dezember aus Binnenfrankreich (ohne Nord- und Ostfrankreich) nach Deutschland versandt:

November to
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Dezember to
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Handelsschrott Beuteschrott Westfranz. Erze zur Ruhr Westfranz. Erze nach Holland Algerische Erze Abbrnde

22 977 22 627 90 984 21 939 37 483 10 083

16 701 18 581 74 179 26 065 21 126 16 412

Aus franz. Intendanturbestnden zur Verfgung gestellte Waren:

100 000 400 000 100 000 100 000 150 000 50 000

Wollpullover Stck Wolldecken Paar Socken Paar Wollhandschuhe wollene Ohrenschtzer wollene Kopfschtzer

[1]

Otto von Stlpnagel. 49. Ausfertigung von 115 Exemplaren. Adolf Hitler seit 19. Dezember 1941. Unterschrift: [Otto] von Stlpnagel. Vgl. hierzu den Verteiler zum Lagebericht November 1940. Oberkommando des Heeres. Adjudantur Oberbefehlshaber des Heeres. Adjudantur Chef des Generalstabs des Heeres. Generalquartiermeister Eduard Wagner.

[2]

[3]

[4]

[5]

[6]

[7]

[8]

[9]

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[10]

Zentralabteilung im Generalstab des Heeres. Operationsabteilung. Organisationsabteilung. Chef des Heeres-Nachrichtenwesens. Chef der Heeresrstung und Befehlshaber des Ersatzheeres Friedrich Fromm. Friedrich von Rabenau. Oberkommando der Wehrmacht. Wehrmacht-Fhrungsstab/Abteilung Landesverteidigung. Amt Ausland-Abwehr. Propaganda-Abteilung. Verbindungsoffizier beim Vertreter der franzsischen Regierung. Major Karl Schuchardt. Oberquartiermeister West Erwin Jaenecke. Wehrwirtschafts- und Rstungsstab Frankreich. Hherer Nachrichtenfhrer Friedrich Kersten. Vormals Eisenbahntransportabteilung Paris. Ernst Schaumburg. Erwin von Witzleben. Armeeoberkommandos. Otto Schultze. Friedrich-Carl Hanesse. Alexander von Falkenhausen. Vgl. unten Anlage 1.

[11]

[12]

[13]

[14]

[15]

[16]

[17]

[18]

[19]

[20]

[21]

[22]

[23]

[24]

[25]

[26]

[27]

[28]

[29]

[30]

[31]

[32]

Neujahrsansprache von Philippe Ptain am 1. Januar 1942, ausgestrahlt um 19 Uhr im Rundfunk. Der Presse wurde die Verbreitung der Ansprache im besetzten Gebiet durch die Besatzer untersagt. Abdruck der Transkription in: Philippe PTAIN, Discours aux Franais, S. 211-216.
[33]

Bei seinem Zusammentreffen mit Hermann Gring in Saint-Florentin (Departement Yonne) am 1. Dezember 1941 hatte Marschall Ptain eine Note bergeben, in der er zwar die grundstzliche Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit Deutschland betonte, von den Deutschen aber Vergnstigungen im Rahmen dieser Zusammenarbeit forderte. Daraufhin teilte G ring dem
[34]

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franzsischen Staatschef mit, da der Inhalt der Verbalnote die Dinge auf den Kopf stelle, da schlie lich Frankreich den Krieg verloren habe und von Deutschland besiegt worden sei. Abdruck der franz sischen Note in deutscher bersetzung in: ADAP, Serie D, Bd. XIII.2, S. 756-759. Aufzeichnung der Unterredung zwischen G ring und Ptain durch den Gesandten Paul Otto Schmidt in: ADAP, Serie D, Bd. XIII.2, S. 744-754. Nachdem am 5. Dezember 1941 der Angriff der deutschen Heeresgruppe Mitte vor Moskau endgltig zum Stehen gekommen war, befahl Hitler am 8. Dezember in seiner Weisung Nr. 39 den bergang des Ostheeres zur Verteidigung. Am 19. Dezember 1941 trat Generalfeldmarschall von Brauchitsch aus gesundheitlichen Gr nden zurck und Hitler bernahm zustzlich zum Oberbefehl ber die Wehrmacht nun auch das Amt des Oberbefehlshabers des Heeres.
[35]

Richtig: 14. Dezember 1941. Am Abend des 14. Dezember richtete die franz sische Regierung an die Bevlkerung eine Erklrung, in der sie ihre Besorgnis ber die Vergeltungsmanahmen bekundete, die die deutschen Besatzungsbeh rden als Folge der Attentate ergriffen hatten, und gleichzeitig die ver bten Attentate verurteilte. Abdruck des Dokuments in: Regina M. DELACOR Attentate und Repressionen, S. 201-203 (Dokument Nr. 70).
[36]

Am 7. Dezember 1941 hatte Rommel die Belagerung von Tobruk abgebrochen und am 23.12.1941 Benghasi gerumt. Nachdem Ende des Jahres aus Italien unter starkem Geleitschutz Nachschublieferungen eingetroffen waren, ging er am 21. Januar 1942 aus der Marada-Marsa-el-Brega-Stellung erfolgreich zum Gegenangriff ber mit dem Ziel einer Rckeroberung der Cyrenaika.
[37]

Nach dem Scheitern des Vorstoes auf Moskau am 5. Dezember 1941 hatte der Oberbefehlshaber des Heeres, von Brauchitsch, Hitler erstmals um seinen Abschied ersucht. Als Reaktion auf den Beginn sowjetischer Gegenoffensiven am 5. und 6. sowie dem japanischen berfall auf Pearl Harbour am 7. Dezember befahl Hitler am 8. Dezember 1941 mit seiner Weisung Nr. 39 den bergang des Ostheeres zur Verteidigung in krftesparende Fronten. Am 19. Dezember 1941 bernahm er selbst den Oberbefehl ber das Heer. Unter schweren Verlusten an Menschen und Material, so unter anderem bei der Winterschlacht von Rshew im Norden und nach einem sowjetischen Einbruch bei Issjum am Donez, gelang es in der Zeit von Januar bis Mrz 1942, die deutsche Ostfront im Rahmen der sogenannten "Winterstellung" zu stabilisieren.
[38]

Mit einem Luftangriff auf die amerikanische Pazifikflotte in Pearl Harbour auf den Hawaii-Inseln erffnete Japan am 7. Dezember 1941 den Krieg in Fernost. Am 10. Dezember 1941 versenkten japanische Torpedobomber zwei nach Ostasien entsandte britische Schlachtschiffe, die von Singapur aus im Golf von Siam operierten. Japanische Truppen landeten auf der Halbinsel Malaya, rckten gegen Singapur vor und marschierten in Thailand ein. Im Dezember 1941 landeten japanische Truppen auf den Philippinen, besetzten die amerikanischen Inselst tzpunkte Guam und Wake, nahmen die britische Kolonie Hongkong ein und begannen Luftangriffe auf Manila.
[39] [40]

Zu den Hintergrnden, insbesondere dem Abschlu Murphy-Weygand-Abkommens, vgl. den Lagebericht Mrz 1941, B

I.
[41]

Vgl. hierzu den Lagebericht Oktober/November 1941.

Der Chef des Verwaltungsstabes, Werner Best, hatte im Dezember 1941 "angeregt, Geiselerschieungen in Zukunft zu vermeiden und dafr Todesurteile in kriegsgerichtlichen Verfahren auszusprechen. Kommunistische Bet tigung wird als Feindbegnstigung betrachtet und kann mit dem Tode bestraft werden. Es w re nur dafr zu sorgen, da eine ausreichende Anzahl Kommunisten dauernd einsitzt, deren Verfahren bis zur Hauptverhandlung gediehen ist. Die Vergeltung lge darin, da in Fllen, in denen sonst nur Zuchthaus ausgesprochen oder Begnadigung erfolgen w rde, ein Todesurteil gefllt und vollstreckt wird. Durch diese Beeinflussung des richterlichen Ermessens bei der Strafzumessung durch Attentate und Sabotageakte wre der stark formell juristischen Denkweise der Franzosen Rechnung getragen. Zudem k nnte die Rechtmigkeit der Erschieungen auch dann nicht angezweifelt werden, wenn die Ermittlung der T ter der Anschlge ergbe, dass die Erschossenen nicht zum Tterkreis gehren und auch in keinerlei Beziehungen zu ihm stehen." Aktenvermerk des Sachbearbeiters Kunze im Verwaltungsstab des MBF vom 6.1.1942, in: IMT Bd. XXXIX, Dok. 1243-RF, S. 9f.
[42] [43]

Vgl. hierzu den Lagebericht August/September 1941, III, 3, der ebenso wie der Lagebericht Juni/Juli 1941 allerdings lediglich die zustzliche Aushebung von 5 000 Pferden vermerkt.
[44]

Dr. Winiger bzw. Winiker. Nhere biographische Angaben nicht ermittelt.

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[45]

Departement Cte-d'Or. Der Anschlag auf Oberleutnant Winiker war durch zwei Radfahrer ver bt worden.

[46]

Als Tter wurden im Laufe des Jahres 1942 der Student Dupont sowie der Italiener Tossin ermittelt. Dupont wurde nach seiner Verhaftung im Frhjahr 1943 hingerichtet, whrend Tossin bei der Verfolgung durch die franzsische Polizei im Juni 1942 erschossen wurde.
[47]

Zwei hnliche Anschlge waren zuvor bereits in Paris auf die deutsch-franz sische Buchhandlung Librairie Rive Gauche verbt worden, die am 21. April 1941 an der Place de la Sorbonne in den R umen des ehemaligen Caf d'Harcourt eingerichtet worden war. Nach einem ersten Attentat im Juli hatte hier vor allem der Sprengstoffanschlag am Morgen des 21. November 1941 greren Sachschaden verursacht. Zum Hergang s. Sven Olaf BERGGTZ, Eine Denkschrift von Ernst Jnger ber die Geiselerschieungen in Frankreich 1941/42, in: Vierteljahrshefte fr Zeitgeschichte 51 (2003) S. 404-472, hier S. 438 sowie ergnzend dazu die Photos, die von einem Journalisten der Zeitung France Soir unmittelbar nach dem Attentat aufgenommen und anschlieend von der Propaganda-Staffel zensiert worden waren, s. Fran ois de LANNOY, Paris en Guerre 1939-1944, Paris 1994, S. 372-373.
[48] [49]

Departement Oise.

Am 24. Dezember 1941 informierte der Chef der Gestapo im Reich, Heinrich M ller, die Sipo-SD in Frankreich, da die von 1000 Juden aus Frankreich angekndigte Deportation wegen Mangels an Transportkapazitten blockiert sei, da zudem die Deportation von deutschen Juden nach dem Osten Vorrang h tte. Abschubmglichkeiten stellte er fr Februar/Mrz 1942 in Aussicht.
[50]

Heinrich Mller (1900-1945?). Polizeibeamter. 1914/18 Kriegsteilnahme im Offiziersrang. Eintritt in den bayerischen Polizeidienst, Abt. IV (Politische Polizei). 1933 Kriminalinspektor im Sicherheitsdienst der SS und Oberregierungsrat bei der Gestapo. 1939 Mitglied der NSDAP und Leiter der Abteilung IV (Gestapo) im neugegr ndeten Reichssicherheitshauptamt (RSHA). 1941 Obergruppenfhrer und Generalleutnant der Polizei, 1945 in Berlin verschollen. Zu den aufgeklrten Vorfllen gehrten die Attentate in Paris vom 5. und 6. Dezember 1941 sowie die Sprengstoffanschlge in Paris vom 21. November, 14. und 15. Dezember 1941. Vgl. BA-MA (Freiburg) RW 35/543, Bl. 51-57: Der Militrbefehlshaber in Frankreich, Nr. 25/42 gKdos., An OKH, Generalstab des Heeres-Generalquartiermeister, 15. Januar 1942. Abgedruckt in: Regina M. DELACOR Attentate und Repressionen, S. 221-225 (Dokument Nr. 85). Die vermeintlichen Tter wurden der sogenannten Gruppe "Fredo" unter Fhrung von Pierre-Flix Georges, bekannt unter dem Pseudonym Fabien, zugerechnet.
[51] [52]

Anlage hier nicht aufgenommen. Anlage hier nicht aufgenommen. Moritz von Faber du Faur. Karl-Ulrich Neumann-Neurode, Chef des Militrverwaltungsbezirks Sdwestfrankreich.

[53]

[54]

[55]

Aus dem Militrverwaltungsbezirk A wurden die Feldkommandanturen FK 668 (Bourges), 751 (Chartres), 753 (Evreux) und 754 (Alenon), aus dem Bezirk B die FK 756 (Laval) und aus dem Bezirk C die FK 509 (Auxerre), 516 (Chaumont), 550 (pinal) und 608 (Chlons-sur-Marne) abgegeben. Aus Bordeaux wurde die FK 605 (La Roche) abgegeben.
[56] [57]

Kreiskommandanturen. Dazu gehrten die Landesschtzen-Regiments-Stbe 44 und 65 (Bezirk A), 64 (Bezirk B) sowie 34 und 122 (Bezirk C). Feldgendarmerie-Trupp 545 (Alenon), 862 (Chartres), 588 (Angers) und 887 (La Rochefoucauld).

[58]

[59]

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[60]

Anlage hier nicht aufgenommen. Anlage hier nicht aufgenommen.

[61]

Generalleutnant Fritz von der Lippe (Militrverwaltungsbezirk Nordwestfrankreich), Generalleutnant Karl-Ulrich Neumann-Neurode (Militrverwaltungsbezirk Sdwestfrankreich), Generalleutnant Eduard Freiherr von Rotberg (Militrverwaltungsbezirk Nordostfrankreich).
[62]

Die Umwandlung der Kreiskommandantur 885 (St-Laurent-de-M doc) zur Stadtkommandantur Bordeaux war eine unmittelbare Folge der Auflsung des Militrverwaltungsbezirks Bordeaux am 15. Januar 1942. Generalleutnant Moritz von Faber du Faur blieb zunchst im Amt und wurde als Stadtkommandant von Bordeaux dem Armee-Oberkommando 7 unterstellt.
[63] [64]

Anlage hier nicht aufgenommen. Anlage hier nicht aufgenommen. Leichtes Maschinengewehr. Die Sendestation Allouis im Departement Cher galt zu dieser Zeit als der st rkste Langwellensender in Europa. Die Sendestation Droitwich in Worcestershire galt als einer der strksten Langwellensender auf den britischen Inseln. Anlage hier nicht aufgenommen. Departement Manche. Anlage hier nicht aufgenommen. Anlage hier nicht aufgenommen. Anlage hier nicht aufgenommen. Anlage hier nicht aufgenommen. Frontstammlager.

[65]

[66]

[67]

[68]

[69]

[70]

[71]

[72]

[73]

[74]

[75]

[76]

Nach der Aufstellung in Anlage 24 wurden in der Zeit vom 13. November 1941 bis 12. Januar 1942 insgesamt 22 630 Anzeigen erstattet.
[77]

Anlage 25 fhrt die beschlagnahmten bzw. sichergestellten Gegenstnde auf. In Anlage 26 wird das Beutematerial erfat.

[78]

Bis zu dessen Entlassung am 19. Dezember 1941 Walther von Brauchitsch. Danach bernahm Hitler persnlich das Amt des Oberbefehlshaber des Heeres.
[79] [80]

Hier sind Angehrige des sogenannten Wehrmachtgefolges wie Stabs- und B romitarbeiter gemeint.

Es handelte sich hierbei um den Militrverwaltungsbezirk Bordeaux, der am 15. Januar 1942 mit dem Militrverwaltungsbezirk Sdwestfrankreich zusammengelegt wurde. Bordeaux wurde als "Kor ck 593" (Kommandeur des rckwrtigem Armeegebietes) an den Osten abgegeben.
[81]

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Folgende Anmerkung wurde am Ende der Seite angefgt: Polizeiprfekten an den Innenminister in Vichy.
[82] [83]

+)

Siehe den als Anlage 31 beigefgten Bericht des Pariser

Die Regierung in Vichy hatte bereits 1940 in den wichtigsten Stdten (Lyon, Toulon, Nizza, Straburg, Mlhausen, Metz) die kommunale Polizei (Police municipale) verstaatlicht. Sie unterstand in Frankreich traditionell dem Brgermeister, der bis dahin auch fr Ausrstung, Ausbildung, Rekrutierung und Entlohnung zustndig war. Im April 1941 ordnete die Vichy-Regierung eine generelle Verstaatlichung der Polizei in Gemeinden mit ber 10 000 Einwohnern an. Als Begrndung wurde deren nachlssige Arbeit angefhrt. Die kommunale Polizei, ohnehin schlecht bezahlt, setzte sich berwiegend aus Beamten zusammen, die schon zur Zeit der Dritten Republik Dienst getan hatten. Somit unterstand die kommunale Polizei fortan nicht mehr den Brgermeistern, sondern den Prfekten. Die Einfhrung dieser Regelung im besetzten Gebiet scheiterte zunchst am Widerspruch des Militrbefehlshabers, der jedoch nach den Attentaten in Nantes und Bordeaux die sukzessive Verstaatlichung genehmigte. Generell kn pfte er an den Verstaatlichungsproze eine personelle Suberung und eine verbesserte Ausbildung der Beamten. Vgl. BA-MA (Freiburg) RW 35/340: Der Milit rbefehlshaber, Verwaltungsstab, Az V pol 220/656/41, Aufsicht ber die franzsische kommunale Polizei, 22. Dezember 1941.
[84]

Vgl. unten Anlage 32. Grndung 1936 von Jacques Doriot.

[85]

Mit Wirkung vom 20. Oktober 1941 war entlang der Kste von der spanischen Grenze bis zum Gebiet des Militrbefehlshabers in Belgien und Nordfrankreich eine "verbotene Zone" eingerichtet worden, wobei als rechtliche Grundlage die "Verordnung ber Meldepflichten und Aufenthaltsbeschrnkungen" vom 9. November 1940 benutzt wurde. Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 17 vom 24. November 1940, S. 143 sowie den Lagebericht August/September 1941, IV 2. Am 14. Dezember 1941, drei Tage nach seiner Kriegserkl rung an die USA, gab Hitler dann den Befehl zum Ausbau der Befestigungsanlagen in Frankreich.
[86] [87]

Nach der Kriegserklrung Hitlers an die USA vom 11. Dezember 1941. Name nicht ermittelt. Name nicht ermittelt. Departement Calvados.

[88]

[89]

[90]

Es handelt sich um Pierre Daure, der im Anschlu an Demonstrationen aus Anla des 11. November 1941 seines Amtes enthoben worden war.
[91]

Pierre Daure (1892-1966). 1914/18 Kriegsteilnahme, zuletzt Capitaine d' tat-Major. 1930 Professeur la facult des Sciences de Bordeaux. 1937 Recteur de l'Acad mie de Caen. Am 12.11.1941 seines Postens enthoben. 1944 Prfet du Calvados. 1948 Recteur de l'Acadmie de Caen. Zur Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung im Schul- und Hochschulbereich stimmte die Militrverwaltung in Verhandlungen mit dem Erziehungsminister Jrme Carcopino der Ernennung des Kompromikandidaten Gilbert Gidel als neuem Rektor der Pariser Akademie zu. Gidel erhielt den Vorzug vor dem vom Direktor des Deutschen Instituts, Karl Epting, gewnschten, aber als deutschfeindlich bekannten Professor Chtelet. Zum Besprechungsprotokoll zwischen Otto von Stlpnagel und Carcopino vgl. AN, AJ 40/565.
[92]

Albert Chtelet (1883-?). Mathematiker. 1911-1913 Lehrer in Tours. 1914/18 Kriegsteilnahme. 1919 Lehrttigkeit an der Facult des Sciences in Lille, 1920 Dekan. 1927 T tigkeit im staatlichen Unterrichtswesen. 1937 Directeur de l'enseignement du second degr. 1940 Mitglied der Facult des Sciences in Paris. 1941 Professor ohne Lehrstuhl. 1945 Lehrstuhl fr Arithmetik und Theorie der Zahlen. 1949 Rektor. Gilbert Gidel (1880-1958). Jurist. 1913 Professor fr internationales ffentliches Recht in Rennes. 1914/18 Kriegsteilnahme.

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1918 Professor an der cole des Sciences Politiques, spter an der Facult de Droit in Paris. Berater der Regierung in internationalen Rechtsfragen (u.a. 1930 in Den Haag). 1939 Leiter der Section blocus du 2e bureau du commandement en chef des forces maritimes franaises. Nach dem Waffenstillstand Wiederaufnahme der Lehrt tigkeit. 10.9.1941 Rektor der Acadmie de Paris. 1944 Wiederzulassung als Professor. 1947 Pr sident des Kuratoriums der Acadmie de droit international de La Haye.
[93]

Departement Finistre.

Nach dem Sieg ber Frankreich hatte die Kriegsmarine neben den U-Booten auch einen Gro teil ihrer berwasserschiffe in die Hfen an der Atlantikkste verlegt, um von hier aus gegen den britischen Geleitzugverkehr im Atlantik zu operieren. Nachdem das Schlachtschiff Bismarck am 27.5.1941 auf dem Anmarsch in den Atlantik in einem Seegefecht gegen Einheiten der Royal Navy verlorengegangen war (Unternehmen "Rhein bung"), wurden die verbliebenen beiden Schlachtschiffe Scharnhorst und Gneisenau sowie die schweren Kreuzer Prinz Eugen und Admiral Hipper in den Hfen immer hufiger Ziel britischer Luftangriffe. So bombardierte die Royal Air Force (RAF) beispielsweise am 24.7.1941 die Gneisenau in Brest und die Scharnhorst in La Pallice und setzte beide Schiffe vor bergehend auer Gefecht. Durch den wiederholten Ausfall infolge von Bombentreffern sah sich die deutsche Seekriegsleitung (SKL) schlielich gezwungen, die berwassereinheiten aus dem Atlantik abzuziehen. Am 12. Februar 1942 wurden Scharnhorst, Gneisenau und Prinz Eugen von Brest durch den Kanal zurck in die Nordsee verlegt (Unternehmen "Cerberus"). Aufgrund des berraschungsmomentes und der Deckung durch 6 Zerstrer, 14 Torpedoboote, 3 Schnellboot-Flottillen, zahlreiche Minensuchboote sowie 176 Jagdflugzeuge blieben die britischen Gegenangriffe wirkungslos.
[94] [95]

Vgl. Journal Officiel vom 27. Dezember 1941, S. 5562: Introduction de cours facultatifs de langues dialectales dans les coles primaires, le 24 dcembre 1941. Vgl. Journal Officiel vom 8. Mrz 1942, S. 955: Loi n 355 du 7 mars 1942 relative la rorganisation de la Runion des bibliothques nationales.
[96]

Entsprechend dem Wortlaut eines eigens hierzu entworfenen Merkblatts ber Schonung der historischen Schlsser in Frankreich (Anlage 33 zum Lagebericht Oktober/November 1941) war es vor allem durch unsachgeme Benutzung der alten Kamine in den beschlagnahmten Schlssern wiederholt zu Brnden gekommen.
[97] [98]

Departement Doubs. Departement Meurthe-et-Moselle.

[99]

[100]

Parallel zur Inventarisierung erfolgte unter Einsatz der seinerzeit modernsten Hilfsmittel der Archivtechnik eine fotografische Erfassung von ausgewhlten Handschriften und Aktenbestnden auf Schmalfilm 34x58 mm, wofr die deutsche Archivverwaltung Aufnahmegerte und Fachkrfte zur Verfgung stellte. Entwicklung, Rckvergrerungen und luftschutzsichere Aufbewahrung besorgte die Bildstelle des Geheimen Staatsarchivs in Berlin-Dahlem. Die Arbeiten vor Ort wurden im Nationalarchiv, in der Nationalbibliothek und im Quai d'Orsay durchgef hrt. Aus Nancy wurden Bestnde zur Verfilmung nach Paris gesandt. Bis zum 31. Mrz 1944 entstanden insgesamt 483 393 Aufnahmen. Vgl. Journal Officiel vom 1. Januar 1942, S. 2-13: N 5517. - Loi du 31 dcembre 1941 portant fixation du budget de l'excercise 1942.
[101] [102]

Genehmigung durch die Zentralauftragstelle. Nordwestfrankreich. Sdwestfrankreich. Departement Haute-Sane. Nordostfrankreich.

[103]

[104]

[105]

[106]

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[107]

Anlage hier nicht aufgenommen.

Demnach wurden im Dezember 1941 fr den Bedarf der Zivilbevlkerung geschlachtet und von der Fleischbeschau erfat: 92 851 Rinder, 61 694 Klber, 90 507 Schafe, 490 Ziegen, 66 084 Schweine, 4 749 Einhufer. Hiervon wurden 201 975 kg Fleisch wegen nachgewiesener Tuberkulose beschlagnahmt.
[108]

Vgl. Journal Officiel vom 13. Februar 1942, S. 634: Loi n 277 du 8 fvrier 1942 relative la fabrication et la vente des produits organiques destins au diagnostic, la prvention et au traitement des maladies des animaux.
[109]

Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 50 vom 23. Dezember 1941, S. 328-329: Verordnung zur Regelung der Hochsee- und Kstenfischerei und der Hafenpolizei im Bereich des Milit rbefehlshabers in Frankreich. Vom 1. Dezember 1941.
[110] [111]

Admiral von Fischel. Nach dem Waffenstillstand war der Bereich des Marinebefehlshabers Nordfrankreich im Juli 1940 zunchst auf zwei Marinebefehlshaber aufgeteilt und das Gebiet von der Somme-M ndung bis zur niederlndischbelgischen Grenze (ohne Antwerpen) einem eigenen Befehlshaber Kanalk ste unterstellt worden. Diese Teilung wurde im Februar 1941 wieder rckgngig gemacht und unter der Bezeichnung Marinebefehlshaber Kanalk ste zusammengefat. Dessen Westgrenze bildete nun die Rance-Mndung. Der Marinebefehlshaber fhrte die Dienstbezeichnung Kommandierender Admiral Kanalkste. Die Dienststelle wurde nach der Landung der Alliierten im September 1944 aufgelst Hermann von Fischel (1887-1950). Admiral. 1915/18 Kriegsteilnahme, U-Boot-Kommandant. 1930 Leiter der Ausbildungsgruppe in der Marineleitung. 1933 Kommandant des Panzerschiffs Deutschland. 1936 Befehlshaber der deutschen Seestreitkrfte vor Spanien. 1938 Amtschef im Oberkommando der Kriegsmarine. 1941 Admiral und Befehlshaber bzw. Kommandierender Admiral Kanalkste. 1943 verabschiedet. Tod in sowjetischer Gefangenschaft. Richtig: Marinebefehlshaber Westfrankreich (Atlantikk ste), Eugen Karl Lindau. Am 1. Februar 1943 umbenannt in Kommandierender Admiral Atlantikkste.
[112]

Eugen Karl Lindau (1883- ? ). Admiral. 1903 Seekadett. 1914 Kapit nleutnant und Kommandant eines Torpedo-Bootes. 1914/18 Kriegsteilnahme. 1919 Kommandeur in der Marinebrigade Ehrhardt. 1921 Korvettenkapitn. 1928 Fregattenkapitn. 1929 Kommandant des Kreuzers Karlsruhe. 1931 Festungskommandant Swinem nde. 1933 Konteradmiral und Kommandeur der Reichsmarinedienststelle Hamburg. Von Februar 1941 bis August 1942 Kommandierender Admiral Atlantikkste. Anlage hier nicht aufgenommen. Die Erhebung der Geldbue in Hhe von einer Milliarde Francs war eine der Manahmen des Militrbefehlshabers nach Sprengstoffanschlgen und Attentaten auf Wehrmachtsangeh rige, die sich Anfang Dezember 1941 ereignet hatten. Vgl. AN, 562 Mi/1, Bl. 242-245: Welck, Telegramm Nr. 307, Wiesbaden, 16. Dezember 1941, abgedruckt in: Regina M. DELACOR Attentate und Repressionen, S. 201-203 (Dokument Nr. 70).
[113]

Journal Officiel vom 2. Dezember 1941, S. 5181: N 5047. - Loi du 29 novembre 1941 instituant une union gnrale des Isralites de France. Mit der Grndung der Zwangsvereinigung der Juden Frankreichs (UGIF), die dem Commissariat gnral aux Questions Juives unterstand, wurden alle Juden Frankreichs zum Beitritt verpflichtet und die Auflsung smtlicher jdischer Organisationen bekanntgegeben. Smtliche Werte gingen in den Besitz der UGIF ber.
[114] [115]

Lutz Graf Schwerin von Krosigk.

Die Summe von 250 Millionen Francs wurde von der Union Gnrale des Isralites de France (UGIF) aufgebracht, wofr sie bei 29 Banken Kredite aufnahm. Die R ckzahlung erfolgte durch berweisungen von blockierten Konten jdischer Inhaber bzw. von jdischen Handelsgesellschaften.
[116]

Journal Officiel vom 16. Januar 1942, S. 239: Loi n 141 du 16 janvier 1942 accordant l'Union gnrale des Isralites de France la facult d'emprunt dans la limite d'une somme de 250 millions de francs.
[117]

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[118]

Zur Weisung Generalfeldmarschall Keitels vom 7. Dezember 1941 s. Regina M. DELACOR, Attentate und Repressionen, Dok. 65 S. 195 sowie den Erla des Militrbefehlshabers in Frankreich/Verw.Stab Vju 13.42 g. vom 15.1.1942, zitiert bei Hans UMBREIT, Der Militrbefehlshaber in Frankreich 1940-1944, Boppard 1968, S. 135. Anlage hier nicht aufgenommen. Mit der vierten Durchf hrungsverordnung vom 4. Dezember 1941 zur Verordnung ber den Post- und Fernmeldeverkehr in den besetzten Gebieten vom 30. Dezember 1941 lie der Militrbefehlshaber den Postverkehr zwischen dem besetzten Gebiet Frankreichs und Kroatien zu. Nachrichten ber die militrische, wirtschaftliche oder politische Lage durften jedoch nicht bermittelt werden, wenn sie dazu geeignet waren, das Wohl des Deutschen Reiches oder der mit ihm verbndeten oder befreundeten Staaten zu gefhrden.
[119] [120]

Anlage hier nicht aufgenommen. Schriftliche Mitteilungen durften die Pakete nicht enthalten. Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 50 vom 23. Dezember 1941, S. 330-331: Dritte Durchf hrungsverordnung zur Verordnung ber den Postverkehr zwischen dem besetzten Gebiet Frankreichs und dem Ausland vom 8. November 1940. Vom 16. Dezember 1941.
[121]

Departement Charente. Departement Cher. Departement Allier. Departement Cte-d'Or. Departement Rhne. Auslandsbriefprfstelle.

[122]

[123]

[124]

[125]

[126]

[127]

Weitere Einzelheiten zur Regelung des Postverkehrs s. BA-MA (Freiburg) RH 19 OKW/Wehrwirtschafts- und Rstungsamt Frankreich, Wi IA 3/155-1.
[128]

Anlage hier nicht aufgenommen. Geheime Feldpolizei. Vgl. hierzu auch den Lagebericht Oktober/November 1941, V 1, Arisierung.

[129]

[130]

Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 51 vom 5. Januar 1942, S. 333-338: Verordnung ber die Anmeldung des amerikanischen Vermgens. Vom 22. Dezember 1941.
[131]

Vorzugs-Betriebe. Bezeichnung fr die deutsche Rstungsindustrie bzw. den lebensnotwendigen franzsischen Bedarf arbeitenden Unternehmen.
[132] [133]

Monatlich.

[134]

Nach 141 499 to im November (124 501 to aus dem besetzten und 16 998 to aus dem unbesetzten Frankreich) beliefen sich die Vergleichszahlen im Dezember 1941 auf 146 472 to (130 472 bzw. 16 000 to).
[135]

Organisation Todt.

Der Zementverbrauch ging von 300 000 to im September 1941 auf 220 000 to im Januar 1942 zurck, wobei aus dem besetzten Frankreich davon 120 000 to bzw. 70 000 to geliefert wurden.
[136] [137]

Der Effektiv-Verbrauch betrug in Gesamt-Frankreich (einschlie lich der Departements Nord und Pas-de-Calais):

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1938 to Fahrbenzin einschl.[ielich] Benzol Okt. Nov. Dez. 223 790 223 790 223 790 671 370

1941 to 12 755 11 113 9 850 33 850

5,7 4,9 4,4 5,0

Petroleum

Okt. Nov. Dez.

11 010 11 010 11 010 33 030

1 481 1 391 1 400 4 272

13,4 12,6 12,7 12,9

Gasl

Okt. Nov. Dez.

75 216 75 216 75 216 225 648

12 672 10 376 9 953 33 001

16,8 13,8 13,2 14,6

Heizl

Okt. Nov. Dez.

131 700 131 700 131 700 395 100

3 786 3 754 3 500 11 040

2,8 2,8 2,6 2,7

4. Quartal

1 325 148

82 031

6,2

Nach einem ungewhnlich trockenen Frhjahr und Sommer waren in Frankreich auch im Herbst die Regenf lle ausgeblieben. Die Talsperren und Rckhaltebecken der Kraftwerke waren nur unzureichend gef llt, vgl. hierzu auch Franois LEHIDEUX, De Renault Ptain. Mmoires. Prsents et annots par Jacques-Alain de SDOUY, Paris 2001, S. 349.
[138]

Vgl. Journal Officiel vom 15. und 16. Dezember 1941, S. 5409: Arrt du 15 dcembre 1941 relatif la suspension de certaines fournitures d'nergie lectrique pendant la priode du 21 dcembre 1941 au 4 janvier 1942.
[139] [140]

Vgl. unten Anlage 35. Zu den aus franzsischen Intendanturbestnden zur Verfgung gestellten Waren gehrten 100 000 Wollpullover, 400

[141]

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000 Wolldecken, 100 000 Paar Socken, 100 000 Paar Wollhandschuhe, 150 000 Ohrenschtzer und 50 000 Kopfschtzer, die fr den Gebrauch an der Ostfront vorgesehen waren.
[142]

Vgl. dazu den Lagebericht August/September 1941, V 2, Textilien.

Vgl. Journal Officiel vom 16. Januar 1942, S. 238: Loi n 5221 du 17 dcembre 1942 portant unification des conditions d'excution des oprations cadastrales et fusion des diffrents services chargs de leur excution. Vgl. ergnzend auch BA-MA(Freiburg) RW 35/755.
[143]

Vgl. Journal Officiel vom 15. und 16. Dezember 1941, S. 5406-5408: Arrt du 14 dcembre 1941 crant les comits centraux du ravitaillement suivants: Caf et succdans du caf; Pommes de terre, oignons, aulx, lgumes secs et produits drivs; Fruits et lgumes; Confitures et conserves de fruits au sucre; Conserves alimentaires.
[144]

Da die franzsische Forstwirtschaft einen erheblichen Mangel an Arbeitskr ften verzeichnete, unterbreitete der Generaldelegierte fr die deutsch-franzsischen Wirtschaftsbeziehungen, Jacques Barnaud, am 8. Januar 1942 den Vorschlag zur Einfhrung eines speziellen zivilen Forstdienstes fr das besetzte Gebiet. Nach Angaben Barnauds fehlten vor allem f r den Holzeinschlag etwa 80 000 Arbeitskrfte. Vgl. AN, F 37/52. Dem Projekt der Einberufung fr den Arbeitseinsatz verweigerten die Besatzer zunchst ihre Zustimmung, da sie aus der Zusammenfhrung von jungen Arbeitern die Entstehung von Widerstandsgruppen befrchteten. Erst im Mai 1942 willigte das OKH in die Einrichtung des "zivilen Forstdienstes" ein. Vgl. AN, AJ 40/851: Brief von Elmar Michel an die Leitung der franzsischen Forstverwaltung, 11. Mai 1942.
[145]

Das ursprnglich nur fr das Jahr 1941 geltende Dienstverpflichtungsgesetz f r die Landwirtschaft wurde am 31. Dezember 1941 auf die Forstwirtschaft ausgeweitet und verl ngert. Vgl. Journal Officiel vom 1. Januar 1942, S. 15: N 5384. - Loi du 31 dcembre 1941 portant rquisition de main-d'uvre pour les exploitations agricoles.
[146]

Angesichts des Arbeitskrftemangels in der Landwirtschaft war die Vichy-Regierung bereits im Laufe des Jahres 1941 von der Militrverwaltung zur Einfhrung von Gesetzen zur Dienstverpflichtung in der Landwirtschaft aufgefordert worden. Am 10. Mrz 1941 fhrte die Vichy-Regierung den zivilen Landdienst (Service civique rural) ein, auf dessen Grundlage im Sommer und Herbst 1941 vorbergehend rund 20 000 Franzosen im Alter von 17 bis 21 Jahren zur Getreideernte verpflichtet wurden, vgl. Journal Officiel vom 22. Mrz 1941, S. 1265: Loi sur le service civique rural, le 10 mars 1941, und Loi sur la rquisition de la main-d'uvre adulte ncessaire l'excution des travaux de la campagne agricole de 1941, le 9 mars 1941. Gleichzeitig erlie sie ein Gesetz, das mnnliche Franzosen zur Arbeit in der Landwirtschaft verpflichtete und Unternehmen auerhalb des Agrarsektors verbot, zwischen dem 1. M rz und 1. November 1941 aus der Forst- und Landwirtschaft stammende Hilfsarbeiter zu beschftigen, vgl. Journal Officiel vom 22. Mrz 1941, S. 1266: Loi portant interdiction de l'emploi de la main-d'uvre agricole dans les divers chantiers de travaux non agricoles, le 9 mars 1941.
[147]

Der bisherige Repartiteur, Joseph de Muizon, war im Dezember 1941 von Paul Charlin abgelst worden, vgl. Journal Officiel vom 18. Dezember 1941, S. 5436: N 5224 - Dcret du 17 dcembre 1941 modifiant la composition du comit de direction du comit d'organisation des industries du bois.
[148]

Vgl. Journal Officiel vom 11. November 1941, S. 4864f.: N 4707. - Dcret du 10 novembre 1941 portant publication et mise en application du protocole du 9 octobre 1941 relatif l'application aux payements franco-norvgiens de l'accord de compensation pour les payements franco-allemands du 14 novembre 1940. Bezug nehmend auf das franzsisch-norwegische Abkommen wurden ferner folgende Dekrete und Verordnungen erlassen: Journal Officiel vom 11. November 1941, S. 4875f.: Instruction n 15 relative au protocole sur les payements franco-norv giens; Journal Officiel vom 17./18. November 1941, S. 4947f.: Dcret portant publication et mise en application du protocole du 9 octobre 1941 relatif l'application aux payements franco-norvgiens de l'accord de compensation pour les payements franco-allemands du 14 novembre 1940; Journal Officiel vom 18. November 1941, S. 4956: Instruction n 15 relative au protocole sur les payements franconorvgiens.
[149]

Vgl. Journal Officiel vom 12. November 1941, S. 4884: Instruction sur les r glements avec l'Alsace et la Lorraine (dpartements du Haut-Rhin, du Bas-Rhin et de la Moselle). Das hier genannte Verrechnungsabkommen mit dem Elsa und Lothringen wurde im Juni 1942 durch eine neue Vereinbarung ersetzt. Vgl. Journal Officiel vom 13. Juni 1942, S. 2064f.:
[150]

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Instruction sur les rglements avec l'Alsace et la Lorraine (d partements du Haut-Rhin, du Bas-Rhin et de la Moselle). Anlage hier nicht aufgenommen. Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit war bis Januar 1942 rcklufig. Am Stichtag 10. Januar 1942 waren 114 000 Arbeitslose gemeldet, darunter 35 000 Mnner und 79 000 Frauen. Im Vergleich dazu waren es am 10. Mai 1941 noch 316 000 Arbeitslose (153 000 Mnner und 163 000 Frauen).
[151]

Vgl. Journal Officiel vom 1. Januar 1942, S. 15f.: N 5384 bis. - Loi du 31 dcembre 1941 portant rquisition de main-d'uvre pour les exploitations agricoles. Aufgrund des Arbeitskrftemangels in der Landwirtschaft wurde die Dienstverpflichtung zeitlich verlngert und auf die Forstwirtschaft ausgedehnt.
[152] [153]

Vgl. oben V 4. Departement Aisne.

[154]

Vgl. Journal Officiel vom 16. Dezember 1941, S. 5401: N 5229. - Loi du 15 dcembre 1941 relative la fermeture de certains tablissements industriels durant la priode du 21 dcembre 1941 au 4 janvier 1942 inclus sowie S. 5409: Arrt du 15 dcembre 1941 relatif la suspension de certaines fournitures d'nergie lectrique pendant la priode du 21 dcembre 1941 au 4 janvier 1942; Journal Officiel vom 17. Dezember 1941, S. 5423f.: Arr t du 15 dcembre 1941 relatif la suspension de certaines consommations de gaz pendant la priode du 21 dcembre 1941 au 4 janvier 1942.
[155] [156]

Fritz von der Lippe (1879-1956). 1900 Leutnant, 1903 Husarenregiment, 1909 Oberleutnant, 1913 Rittmeister, 1914/18 Kriegsteilnahme. bernahme in die Reichswehr. 1922 Major, 1928 Oberstleutnant, 1929 Abteilungsleiter der Kavallerieschule, 1931 Oberst beim Stab des Reiterregiments, 1931 Kommandeur des Reiterregiments, 1933 Generalmajor, 1941 Generalleutnant, Dezember 1941 bis Juli 1943 Chef des Milit rverwaltungsbezirks Nordwestfrankreich in SaintGermain, Juli 1943 Fhrerreserve, September 1943 Aufhebung der Mobilittsbestimmung.
[157]

Demnach waren als Arbeitskrfte nach Deutschland angeworben worden:

Zeitraum

Zahl der Vermittelten

Mnner

Frauen

Franzosen

berwiesene Lohnersparnisse RM 651 000,(bis 22.2.41)

1.4.-30.5.41 1.6.-30.6.41 1.7.-20.7.41 21.7.-19.9.41 19.9.-17.11.41 18.11.-23.1.41

14 867 8 084 3 746 12 308 23 946 19 528

10 814 5 772 2 388 8 835 19 806 14 002

4 053 2 312 1 358 3 473 4 140 5 526

10 442 5 968 3 011 10 183 19 970 17 102

1 376 060,883 861,686 168,2 195 033,2 694 624,3 611 843,-

Seit Beginn der Werbung insgesamt

121 653

98 007

23 646

66 676

12 788 722,76

Nach Berufsgruppen handelte es sich bei den 121 653 Arbeitskrften um 63 099 Metall- und 32 045 Bauarbeiter sowie 26 509

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Sonstige.
[158]

Departement Basses-Pyrnes.

In Besprechungen mit dem Chef der Zivilverwaltung im Elsa , die vom 16.-18.12.1941 in Paris stattgefunden hatten, war vereinbart worden, da "Versicherten der frheren elsa-lothringischen Rentenversicherung, die im Deutschen Reich, im Elsa, in Lothringen oder in Luxemburg ihren Wohnsitz haben, ... fr die Zeiten, in denen sie im jetzigen Kriege bis zum Waffenstillstand in der franzsischen Wehrmacht Kriegs-, Sanitts- oder hnliche Dienste geleistet haben, Steigerungsbeitrge nach der Verordnung ber die Gewhrung von Steigerungsbeitrgen im jetzige Kriege vom 8. Oktober 1941 (RGBl. I S. 634) gewhrt" werden, s. Verordnungsblatt des Chefs der Zivilverwaltung im Elsa vom 12.1.1941, S. 1 bzw. BA-MA (Freiburg) RW 35/1403.
[159]

Vgl. Journal Officiel vom 15. Januar 1942: S. 215-217: Loi n 29 du 6 janvier 1942 simplifiant le fonctionnement des assurances sociales.
[160]

Im Jahre 1939 verfgte Frankreich laut Annuaire des banquiers ber rund 1 600 Banken. Im November 1940 waren vom zustndigen Comit d'Organisation 542 Banken des privaten Sektors vorlufig erfat worden. Zwischen Juli und Dezember 1941 gingen 615 Antrge auf Aufnahme in die offizielle Liste ein. Am 31.12.1942 umfate die Liste 383 Namen. Die Anzahl der Banken erhhte sich im weiteren Verlauf des Krieges von 405 (31.12.1943) auf 417 (20.8.1944).
[161]

Bei der Aerobank S.A. handelte es sich um eine deutsche Tochtergesellschaft der von Hermann Gring kontrollierten Bank der Deutschen Luftfahrt in Berlin. Ausgestattet mit einem Kapital von 200 Millionen frs., das Ende 1943 auf 300 Mill. frs. aufgestockt wurde, war sie neben der Socits de crdits et d'investissements das einzige deutsche Bankinstitut, das in Frankreich offiziell gemeldet und eingeschrieben war.
[162] [163]

Vgl. den Lagebericht Oktober/November 1941, V 8.

Zwischen der deutschen und franzsischen Regierung wurde im Juni 1941 Einigkeit ber die Durchfhrung eines gemeinsamen Flugzeugbau-Programms erzielt. Die Reichsregierung erteilte der franz sischen Luftfahrtindustrie Auftrge fr die Herstellung von Flugzeugen und gestand ihr die Produktion fr eigene Zwecke in begrenztem Umfang zu. Die H he des deutschen Anteils im Verhltnis zum franzsischen am gemeinsamen Bauprogramm betrug 5:1, d.h. f r je fnf Flugzeuge des deutschen Teils konnte ein Flugzeug des franzsischen Teils ausgeliefert werden. Zum Abkommen vgl. AN, AJ 41/2098: Richtlinien ber die Durchfhrung eines gemeinsamen deutsch-franzsischen Flugzeugbau-Programms bei der franzsischen Luftfahrtindustrie, gez. Der Staatssekret r fr Luftfahrtwesen des Franzsischen Staates, [Jean] Bergeret, Der Reichsminister der Luftfahrt und Oberbefehlshaber der Luftwaffe des Deutschen Reiches, Der Generalluftzeugmeister, [Ernst] Udet, Vichy bzw. Berlin, 30. Juni 1941.
[164]

Dem Abkommen zwischen der deutschen und franzsischen Regierung ging eine Note der Waffenstillstandskommission (WAKO) vom 29. August 1941 voraus, in der Vorschlge zum Schiffbau im besetzten Gebiet unterbreitet worden waren (vgl. WAKO/Gruppe Rstung/E N 4080/41). In der zweiseitigen Vereinbarung genehmigte die Vichy-Regierung am 16. September 1941 die Vergabe von Herstellungslizenzen fr Kriegsgebude und autorisierte die Beteiligung von Industriellen aus der unbesetzten Zone bei der Ausfhrung von Unterauftrgen fr Marinekonstruktionen zum Nutzen der deutschen Besatzer. Vgl. AN, AJ 41/167: DAS, Section conomique, Dossier A: "Commandes allemandes l'Industrie franaise" (1941-1942); Service Historique de la Marine, TT B40: Secr tariat d'tat la Marine, Direction centrale des Industries navales, Bureau technique, Constructions navales, Marine marchande, Circulaire N 7736 de l'Amiral de la Flotte, Objet: Constructions navales en zone occupe, Vichy, 26 septembre 1941.
[165]

Nach Forderung der Militrverwaltung fhrte das Vichy-Regime eine Konzentration von Betrieben in jenen Wirtschaftssektoren ein, die aus Sicht der Besatzungsmacht nicht von Interesse waren. Am 17. Dezember 1941 ordnete Vichy auf der Grundlage eines nationalen wirtschaftlichen Entwicklungsprojekts die Stillegung von Betrieben an, um sich somit die Kontrolle ber Betriebskonzentrationen zu sichern. Vgl. Journal Officiel vom 23. Dezember 1941, S. 5500: N 5228. - Loi du 17 dcembre 1941 relative l'tablissement d'un plan d'amnagement de la production.
[166] [167]

Allgemeine Wirtschaftstransporte.

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[168]

Sonderzge fr Fronturlauber. Nhere Einzelheiten nicht ermittelt. Departement Meurthe-et-Moselle. Departement Loire-Infrieure. Departement Manche. Departement Ille-et-Vilaine. Departement Bouches-du-Rhne. Departement Hrault.

[169]

[170]

[171]

[172]

[173]

[174]

[175]

Gemeint ist hier vermutlich Hitlers Befehl vom 10. Januar 1942 Betr. R stung. Mit Blick auf die nach der deutschen Kriegserklrung an die Vereinigten Staaten und dem Scheitern des Ru land-Feldzuges vernderte Kriegslage forderte er darin unter Punkt 8a: "Alle zur Durchfhrung des Minerall-Programms notwendigen Manahmen sind mit besonderer Dringlichkeit zu frdern." Martin Moll (Hg.), "Fhrer-Erlasse" 1939-1945, Stuttgart 1997, Dok. 131 S. 219-221, hier S. 221. Am 16. Januar 1941 bestellte Hitler darber hinaus einen Generalinspektor des Fhrers fr das Kraftfahrwesen, ebenda. S. 223.
[176] [177]

Anlage hier nicht aufgenommen. Der Personennahverkehr konnte im Berichtszeitraum einen Anstieg der Befrderungsziffern verzeichnen. Im Vergleich zum August 1941 (2 359 387) verzeichnetet die Pariser Metro im Dezember 1941 (3 028 348) bei den Fahrgsten eine Steigerung von 28,8%, whrend die geleisteten Wagenkilometer von 346 097 auf 361 129 stiegen. Im gleichen Zeitraum wurde bei gleichbleibenden Fahrgastzahlen der Omnibusverkehr um ca. 11% herabgesetzt.
[178]

Unterschrift: [Hans] Speidel.

Am 20. November 1941 wurde in Vichy die Auflsung des Amtes des Generaldelegierten der franzsischen Regierung in Afrika verkndet und General Maxime Weygand in den Ruhestand versetzt.
[179] [180]

Zusammentreffen von Hermann Gring und Philippe Ptain in Saint-Florentin am 1. Dezember 1941.

[181]

Note vom 14. Dezember 1941, abgedruckt bei Regina M. DELACOR Attentate und Repressionen, S. 201-204 (Dokument Nr. 70).
[182]

Richtig: 14. Dezember 1941. Vgl. Regina M. DELACOR Attentate und Repressionen, S. 201-204 (Dokument Nr. 70). Vgl. Regina M. DELACOR Attentate und Repressionen, S. 201-204 (Dokument Nr. 70). Philippe Ptain.

[183]

[184]

Britischer Nachrichtendienst ber Politik, Diplomatie, Wirtschaft und Armee, der mit der Gegenspionage beauftragt war. Er unterstand unmittelbar dem Premierminister.
[185] [186]

Attentate auf den Feldkommandanten Fritz Hotz in Nantes am 20. Oktober 1941 und auf Kriegsverwaltungsrat Hans Gottfried Reimers am 21. Oktober 1941 in Bordeaux. Vgl. Regina M. DELACOR Attentate und Repressionen, S. 148-152 (Dokumente Nr. 44 und 44a). In einer ersten Verlautbarung wurde von deutscher Seite eine berwiegend aus Kommunisten bestehende Organisation, an deren Spitze angeblich ein Jude stehen sollte, fr das Attentat in Nantes verantwortlich gemacht.
[187]

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[188]

Am 2., 5. und 6. Dezember 1941 wurden in Paris ein Arzt, ein Major und ein Leutnant angeschossen. Am 28. Dezember 1941 ereignete sich in Dijon ein weiterer Zwischenfall, bei dem ein Leutnant ebenfalls angeschossen wurde.
[189]

Vgl. Regina M. DELACOR Attentate und Repressionen, S. 201-204 (Dokument Nr. 70).

Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 49 vom 20. Dezember 1941, S. 325-326: Verordnung ber eine Geldbue der Juden. Vom 17. Dezember 1941.
[190]

Fr die Anschlge gegen deutsche Offiziere und Soldaten machte die Vichy-Regierung Ausl nder, Juden und Kommunisten verantwortlich. Gegen sie richteten sich ihre Ma nahmen.
[191]

Verffentlichung der von der Vichy-Regierung getroffenen Manahmen in Le Matin vom 10. Dezember 1941. Abdruck des Dokuments in: CDJC, Les Juifs sous l'occupation. Recueil des textes officiels franais et allemands 1940/1944, S. 105-106.
[192]

Es handelte sich um das 8. Armeekorps, das aus der 5. und 28. J ger-Division sowie aus der 8. Infanterie-Division bestand, die 1942 in Jger-Division umbenannt wurde.
[193] [194]

Richtig: Pierre Costantini.

[195]

Maurice Robert Delaunay (1901- ? ). Agraringenieur. 1936-1939 Abgeordneter des Calvados. 1940 Mitglied der Assemble nationale in Vichy. 1940 Grnder der Partei Le Feu. 1941 Herausgeber der Zeitung La Tempte, die nach vier Nummern ihr Erscheinen einstellt. 1949 vom Pariser Militrgericht freigesprochen. Marcel Bucard (1895-1946). 1914/18 Kriegsteilnahme als Offizier. 1919 franz sischer Hoher Kommissar im Rheinland. 1933 Grndung von Le Francisme, nach dessen Verbot durch die Volksfrontregierung 1938 Gr ndung des Parti unitaire d'action nationale et sociale. 1940 Kriegsgefangenschaft. Nach Freilassung 1941 Neugr ndung der Partei und Herausgabe der Zeitschrift Le Franciste. 1941 Mitbegrnder der LVF. 1943 Mitglied des Front rvolutionnaire nationale von Marcel Dat. 1944 Flucht nach Sigmaringen. 1945 in Italien verhaftet, 1946 zum Tode verurteilt und hingerichtet.
[196]

Alphonse de Chteaubriant (1877-1951). Schriftsteller. 1911 Verleihung des Prix Goncourt, 1923 Prix de l'Acadmie franaise. 1937 Reise nach Deutschland. 1940 Grnder der Groupe Collaboration und Herausgeber der Zeitschrift La Gerbe. 1943 Mitglied der Fhrung des Front rvolutionnaire national. 1944 Flucht nach Tirol.
[197]

Paul Chack (1875-1945). Schriftsteller. 1893 Absolvent der Navire-cole Borda. 1921 Fregattenkapitn und Leiter des Service Historique de la Marine. 1941 Grnder des Comit d'action anti-bolchevique. 1942 Organisator der Ausstellung Le bolchevisme contre l'Europe (Salle Wagram). 1943 Mitbegrnder der Front rvolutionnaire national. 1944 verhaftet und 1945 hingerichtet.
[198]

Macel Capron (1896-1982). Metallarbeiter. 1929-1940 und 1941-1944 B rgermeister von Alfortville-sur-Seine, 1932-1942 Abgeordneter, zunchst fr den PCF. Bruch mit der Partei nach der Unterzeichnung des Hitler-Stalin-Paktes. 1940 Grnder, ab September 1941 Generalsekretr des Parti ouvrier et paysan. 1944-1946 in Haft, 1953 amnestiert.
[199] [200]

Raymond Delaporte (1907 - ?). Jurist und Politiker. Studium der Rechtswissenschaften in Angers und Rennes, wo er Bretonisch erlernt und ein "diplme d'tudes celtique" erwirbt. 1927/28 Vizeprsident des bretonischen Studentenverbundes "La nation de Bretagne". 1928-31 Engagement in der Sektion der Parti Autonomiste Breton. In den deiiger Jahren Ttigkeit als Anwalt und Beteiligung an der Reorganisation des Parti National Breton, Mitarbeiter des Parteiorgans "Breiz Atao". Dezember 1940-1944 Parteichef des PNB als Nachfolger des radikaleren und zum Rcktritt gezwungenen Olivier Mordrelle. Sein Versuch, ber einen Dialog mit der Regierung in Vichy und gleichzeitiger bernahme von Kernpunkten der NS-Ideologie (Rassenantisemitismus, Korporatismus, Antibolschewismus, Tragen deutscher Uniformen) einen Kurswechsel einzuleiten, versch rft die parteiinterne Kritik und fhrt zu einer allmhlichen Radikalisierung gegenber Frankreich. 1943/44 Spaltung der Partei. 1944 Flucht nach Irland und T tigkeit als Lektor an der Universit t Dublin.

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Lagebericht Dezember 1941 - Januar 1942 (MBF)

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Olivier Mordrelle (alias Olier Mordrel) (1901-1985). Bretonischer Autonomist. 1922 Pr sident der Union de la jeunesse de la Bretagne. 1927 Co-Prsident des Parti autonomiste Breton (PAB). 1931 Grnder des Parti national Breton (PNB). Grnder mehrerer Zeitschriften. 1938 zu einem Jahr Gef ngnis wegen "atteinte l'unit de la nation" verurteilt. 1939 Flucht nach Berlin. Im Mai 1940 in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Im Juli 1940 R ckkehr nach Frankreich und bernahme der Parteifhrung des PNB. Von November 1940 bis Mai 1941 in Deutschland. 1942 R ckkehr nach Frankreich. Im August 1944 Flucht nach Sigmaringen und Eintritt in die Regierung Doriot. 1945 Flucht nach Brasilien. 1946 in Abwesenheit zum Tode verurteilt. 1972 Rckkehr nach Frankreich.
[201]

Departement Ille-et-Vilaine.

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Lagebericht April - Mai 1942 (MBF)

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AN, AJ 40/444

Der Militrbefehlshaber in Frankreich[1] Paris, den 31.5.42[2] Kommandostab Abteilung Ia Ia Br.[ief]B.[uch]Nr. 450/42 g.[eheime]K[omman]dos.[ache]

Betr.:

Lagebericht April/Mai 1942

Anlagen:

1 Heft Lagebericht 1 Heft Anlagen.

Geheime Kommandosache!

1.) An das Oberkommando des Heeres (Gen St d H/Gen Qu)[3] 2.) An das Oberkommando der Wehrmacht (W F St/Qu)[4]

Beiliegend wird der Lagebericht April/Mai vorgelegt.

Der Militrbefehlshaber[5]

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Lagebericht April - Mai 1942 (MBF)

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Verteiler[6]: OKH[7] Gen Qu[8] OKW[9] W F St/Qu[10] OKH Adj. Chef Gen St d H[11] O Qu I O Qu V G Z[12] Op. Abt. [13] Org. Abt. [14] O Qu IV Abt. Fremde Heere West Heerwesen-Abt. Chef Transportwesen Chef H. N. W. [15] Chef H Rst und BdE[16] Personalamt Chef der Heeresarchive[17] OKW Gen. d. Heeres b. OKW A Ausl. Abw. [18] Abt. Kriegsgefangene 21. 22. 23. " " " 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. bis 18. 19. 20. " " " " " " " " " " " " " " 3. " 1. und 2. Ausfertigung

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Lagebericht April - Mai 1942 (MBF)

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Militrbefehlshaber i.[n] Fr[an]kr.[eich] Kommandostab Ia Ib Ic II a III Abwehrleitstelle Prop. Abt. [19] V.O.F.R. [20] V.O. zur Deutschen Botschaft[21] Verwaltungsstab O. Qu. West[22] Wi. R. Stab Frkr.[23] H. Na. F. Frkr.[24] Wehrmachttransportleitung Paris[25] Mil. Verw. Bez. A Mil. Verw. Bez. B Mil. Verw. Bez. C Kommandant v. Gro-Paris[26] 24. bis 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35. 36. 37. und 38. 39. bis 68. 69. 70. 71. 72. 73. bis 75. 76. bis 78. 79. bis 81. 82. " " " " " " " " " " " " " " " " " " " "

Hh. SS- u. Polizeifhrer i. Ber. d. Mil. 83. Bef.[27] Nachrichtlich: Oberbefehlshaber West[28] zugl. f. AOK[29] Waffenstillstandskommission 84. bis 87. 88.

" "

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Lagebericht April - Mai 1942 (MBF)

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Kom. Admiral Frkr.[30] Luftflotte 3 General der Luftwaffe Paris[31] Mil. Bef. i. Belg. u. Nordfrkr.[32] Abt. Ia zur Reserve

89. 90. 91. 92. 93. bis 100.

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Lagebericht April - Mai 1942 (MBF)

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Geheime Kommandosache

Lagebericht fr die Monate April/Mai 1942

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Inhaltsverzeichnis

I. Allgemeine Lage II. Organisation, Einsatz und Ttigkeit der Dienststellen des Mil.[itr]Bef.[ehelshabers] i.[n] Fr[an]kr. [eich] III. Die franzsische Verwaltung IV. Die franzsische Wirtschaft V. Rstungswirtschaft VI. Verkehrswesen.

I. Allgemeine Lage. Der Regierungswechsel[33] hat bisher die Einstellung, zumindest der Masse der franzsischen Bevlkerung gegenber Deutschland[,] kaum beeinflut. Trotz der groen Erfolge der Achsenmchte auf der Krim[34], bei Charkow[35], in Burma[36] und auf den Weltmeeren[37] wird die franzsische Gesamthaltung noch immer von dem "Attentisme" bestimmt. Die englischen Angriffe auf franzsischen Kolonialbesitz (Madagaskar)[38] und die Forderungen der USA betreffend die Antillen mehrten die politischen Schwierigkeiten, die sich fr die Regierung Laval unmittelbar nach dem Regierungswechsel ergeben haben. Der amerikanische Botschafter Leahy hat Vichy verlassen[39]. Ob es zwischen Washington und Vichy zum Abbruch der diplomatischen Beziehungen kommen wird, erscheint noch zweifelhaft. Man wnscht wohl auf beiden Seiten, diese letzte auenpolitische Folge zu vermeiden, wobei die franzsische Regierung die eindeutig pro-amerikanische Zuneigung weiter Volkskreise zu bercksichtigen hat. Die Kampfhandlungen in Madagaskar haben erneut bewiesen, da die franzsische Regierung entschlossen ist, ihr Kolonialreich nicht kampflos preiszugeben[40]. Der englische Angriff hat jedoch die breite ffentlichkeit nicht aufzurtteln vermocht. Die Flucht des Generals Giraud[41] aus deutscher Kriegsgefangenschaft in das unbesetzte Gebiet[42] fhrte zu einer Belastung der deutsch-franzsischen Beziehungen. Die Vorstellungen, die von deutscher Seite erhoben wurden, um den General zur freiwilligen Rckkehr in die Kriegsgefangenschaft zu veranlassen, blieben bisher erfolglos. Gegenber kriegsgefangenen franzsischen Offizieren traten verschrfte Bestimmungen in Kraft[43]. Verhandlungen von besonderer Bedeutung wurden mit der franzsischen Regierung ber den Einsatz von weiteren 350 000 franzsischen Arbeitern in Deutschland gefhrt[44].

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So befindet sich die Regierung Laval - und zwar vielfach unter erschwerten Verhltnissen auenpolitisch noch in der gleichen Lage wie vor ihr die Regierung Darlan. Auch fr Laval war es bisher unmglich, einen Ausweg aus dem von allen Seiten wirkenden Druck zu finden. Der innere Widerstand gegen Laval scheint etwas abzuflauen; seine Geschicklichkeit als Verhandlungspartner sichert ihm einen vorlufigen Vertrauenskredit.

Stimmung und innere Sicherheit. Die Ernhrungslage, die der franzsischen Bevlkerung, insbesondere in Gro-Paris und in den Industriegebieten ungewohnte Entbehrungen auferlegt, hat sich gegenber dem Vormonat nicht verschlechtert. Jahreszeitlich bedingte Erleichterungen sind insbesondere auf dem Lande eingetreten. Die Rcknahme einer franzsischen Verordnung ber die Verkrzung der Brotration[45] und die von der deutschen Verwaltung veranlate Aufhebung des Weinausschankverbots[46] trugen zur Beruhigung bei. Der Mangel an Roh- und Brennstoffen, sowie unzureichende Verhltnisse auf dem Gebiete der Energieversorgung und Leistungsminderung infolge der Ernhrungsschwierigkeiten haben zu einem gewissen Nachlassen der Produktion gefhrt. Das wirtschaftliche Leben hat sich verlangsamt. Innenpolitisch kritische Tage, wie der Geburtstag des Kommunistenfhrers Thorez am 28.4., der 1. bzw. der 2. Mai und der Jeanne d'Arc-Tag[47] am 10.5.[48] sind im gesamten besetzten Gebiet ohne besondere Strungen verlaufen. Die kommunistische Bewegung wurde einer Anzahl fhrender Personen beraubt, ihre Geheimorganisation ist jedoch nicht zerschlagen. Nach Auffassung der franzsischen Polizei ist sie z.[ur]Z[ei]t. nicht zu groen Aktionen befhigt. Aktiv bettigen sich nach wie vor bestimmte Terrorgruppen, die vom feindlichen ND[49] gesteuert werden. Sie stehen mit der Masse der gesinnungsmigen Kommunisten hierbei in keinem unmittelbaren Zusammenhang, haben aber Helfershelfer in der Bevlkerung. Das Bestreben, durch vermehrte kommunistische Aktivitt die nach dem Scheitern der russischen Winteroffensive von der UdSSR gewnschte zweite Front im besetzten Frankreich zu errichten, hat bisher nicht zu dem beabsichtigten Erfolg gefhrt. Die gaullistische Bewegung ist nach bereinstimmenden Feststellungen der Abwehr und der GFP[50] seit Herbst 1941 strker zurckgegangen; zahlreiche Spionage-, Sabotage- und Widerstandsorganisationen, die in Verbindung zum englischen und gaullistischen ND standen, sind stark angeschlagen bezw. zerschlagen worden. Diese Organisationen, von denen keine ber einen besonders groen Mitgliederkreis verfgte, wurden smtlichst bereits im Aufbau erkannt. Die Masse der franzsischen Bevlkerung verharrt weiter in einer fast unerschtterlich erscheinenden Lethargie. Ihre Stimmung ist schlecht. Sie lehnt eine deutsch-franzsische Zusammenarbeit ab und sieht weiterhin in der Besatzungsmacht die Ursache fr alle Einschrnkungen und die gesamte Notlage Frankreichs.

Feindunternehmungen.

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Die Feindttigkeit beschrnkte sich auf Angriffe der RAF.[51] In den Nchten 29./30.4. und 29./30.5. erfolgten strkere Luftangriffe auf die Pariser Bannmeile (Argenteuil, Colombes) und dar ber hinaus auf St. Germain-en-Laye und Poissy[52]. Neben erheblichen Gebudeschden entstand Sachschaden in mehreren Rstungsbetrieben, insbesondere beim Angriff am 29./30.4. durch Grofeuer infolge zahlreich abgeworfener Phosphor-Kautschukbomben. Die Verluste der Bevlkerung waren schwer. Angriffe der RAF richteten sich weiterhin gegen Industrie- und Hafenanlagen hauptschlich im Kstengebiet, am 7.5. auf Lunville[53]. Englische Jger griffen verschiedentlich haltende und fahrende Zge mit Bordwaffen an. Hierdurch wurden Verluste beim Bahnpersonal und Strungen im Eisenbahnbetrieb veranlat. Der Wiederaufbau der durch Luftangriffe zerstrten oder beschdigten Werke vollzieht sich, auch infolge der bereitwilligen Mitarbeit der Betriebsfhrer, beschleunigt. Die beim Luftangriff vom 5. Mrz 1942 schwer beschdigten Renaultwerke haben schon seit Wochen ihren Betrieb in erheblichem Umfange wieder aufnehmen knnen[54]. In der Berichtszeit liefen zahllose Meldungen ein, die englische Landungen voraussagten. Landungsunternehmungen des Feindes sind jedoch nicht erfolgt.

berflle und Sabotageakte.


Die in Zusammenhang mit dem 26. April (Tag des Brotes)[55], 28. April (Geburtstag Thorez) und dem 1. Mai verstrkte Propaganda der Kommunisten, die Hand in Hand mit dem englischen Rundfunk arbeitete, hat in der Zeit vom 21.4.-6.5. zu einer sehr wesentlichen Vermehrung der verschiedensten Sabotagehandlungen gefhrt. Seit dem 7. Mai konnte dann wieder ein Nachlassen der Sabotagehandlungen festgestellt werden. Es wurden in der Berichtszeit (21.4.-20.5.) 152 Sabotageflle festgestellt 1942 79 Flle " " " " 60 43 97 152 " " " " (davon 115 Flle bis 6.5. in 16 Tagen, 37 Flle ab 7.5. in 14 Tg.)

Januar Februar Mrz April Mai

berflle:

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1.) Am 22.4. in Paris-Malakoff auf einen Heeresangehrigen, der verletzt wurde. Der Tter wurde von franzsischen Zivilisten mit vorbildlicher Tatkraft verfolgt und festgenommen. Demzufolge wurde am 22.4.42 bekanntgegeben: "Bei einem Attentat am 22. April 1942 auf deutsche Soldaten haben franzsische Zivilpersonen die Tter ergriffen und der Polizei berstellt. Da in diesem Falle die franzsische Bevlkerung erwiesen hat, da sie an der Ergreifung der Tter mithelfen und Shnemanahmen verhten will, ordne ich an: 1) Die Erschieung von weiteren zwanzig dem Tterkreis nahestehenden Kommunisten und Juden wegen des am 20. April 1942 an der Metrostation Molitor in der rue Erlanger erfolgten Attentats unterbleibt. 2) Die Schlieung smtlicher Vergngungssttten, Theater und Kinos bis auf Freitag, 24. April 5 Uhr wird mit sofortiger Wirkung aufgehoben. Die normalen Polizeistunden treten wieder in Kraft." 2.) Am 22.4. in Rouen[56] auf einen Marineangehrigen[57]. Durch Pistolenschsse schwer verletzt. Tter entkommen. Die sofortige Erschieung von 5 und nach Fristablauf von weiteren 15 Kommunisten und Juden, sowie die Verschickung zur Zwangsarbeit von 500 Kommunisten und Juden wurde angeordnet. 3.) Am 30.4. in Romorantin (Loire et Cher) Zusammensto zwischen Feldgendarmen und kommunistischen Flugblattverteilern. Ein Unteroffizier tdlich und ein Stabsfeldwebel leicht verletzt. Tter entkommen. Die sofortige Erschieung von 10 und nach Fristablauf von weiteren 20 Kommunisten und Juden wurde angeordnet, eine umfangreiche Razzia auf Juden und Kommunisten zwecks Verschickung zur Zwangsarbeit durchgefhrt. 4.) Am 2.5. in St. Aubin-les-Elbeuf bei Rouen[58] auf 4 Marineangehrige. Zwei Marineangehrige tdlich verletzt. Die sofortige Erschieung von 20 und nach Fristablauf von weiteren 40 Kommunisten, Juden und dem Tterkreis nahestehenden Personen, sowie die Verschickung zur Zwangsarbeit von 500 Kommunisten und Juden wurde angeordnet. 5.) Am 2.5. in Paris auf einen Unteroffizier des Heeres[59], der verletzt wurde. Tter entkommen. Die sofortige Erschieung von 5[60] und nach Fristablauf von weiteren 15 Kommunisten und Juden, sowie die Verschickung von 500 Kommunisten und Juden zur Zwangsarbeit wurde angeordnet. 6.) Am 3.5. wurden bei der Zollkontrolle im Bahnhof Langon (Gironde) ein Zollgrenzschutzbeamter durch einen Franzosen erschossen und 4 weitere verletzt. Der Tter (englischer Agent) hat sich bei der Verfolgung vergiftet. 7.) Am 10.5. in Paris ein Feldpostsekretr[61] durch 2 Schsse verletzt. Tter entkommen.

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Die sofortige Erschieung von 5 und nach Fristablauf von weiteren 10 Kommunisten und Juden, sowie die Verschickung einer greren Anzahl von Juden und Kommunisten zur Zwangsarbeit wurde angeordnet. 8.) Am 19.5. in Paris ein Kriegsverwaltungsrat der Luftwaffe[62] durch 2 Schsse leicht verletzt. Tter entkommen. Die sofortige Erschieung von 10 und nach Fristablauf von weiteren 10 Kommunisten und Juden, sowie die Verschickung zur Zwangsarbeit von 100 Kommunisten und Juden wurde im Einvernehmen mit dem Hheren SS- und Polizeifhrer angeordnet.

Sprengstoffanschlge: Die Zahl der Sprengstoffanschlge hat sich von 15 Anschlgen im Vormonat auf 46 erhht. Hiervon wurden ausgefhrt:

14 auf Eisenbahnanlagen 8 11 13 " " " Industrieanlagen Energieanlagen (Hochspannungsmaste usw.) Wehrmachts- und O.T.[63]-Unterknfte, Lokale und dergl.

Ein besonders schwerer Sprengstoffanschlag wurde am 10.5. gegen den Grosender Allouis bei Vierzon[64] gerichtet. Zwei der vier 250 m hohen Sendemasten wurden durch mehrere Sprengladungen mittels Zeitzndung zum Einsturz gebracht. Zwei Sprengladungen konnten vor Explosion sichergestellt werden und sind einwandfrei englischer Herkunft. Die Tatumstnde lassen darauf schlieen, da der Anschlag von englischen Agenten durchgefhrt worden ist. Durch den Anschlag fielen der Langwellensender Allouis fr lngere Zeit, sowie der Strsender gegen den englischen Hetzsender Droitwitch bis zum 21.5. aus. Die Anschlge auf Eisenbahnanlagenhaben ebenfalls eine betrchtliche Steigerung erfahren (37 gegenber 14 im Vormonat). Auer den bereits genannten 14 Sprengstoffanschlgen auf Eisenbahnanlagen wurden Eisenbahnsabotage durch Errichten von Gleissperren (7x), durch Beschdigung von rollendem Material (6x), Beschdigung von Signalanlagen (7x) und durch Lsung der Schienen (3x) veranlat. Am 1.5. entgleiste 18 km ostwrts Caen[65] der SF[66] 906 (Maastricht-Cherbourg) in der Nhe der Unfallstelle vom 16.4. zufolge des gleichen Sabotageaktes. Verluste an Wehrmachtsangehrigen: 10 Tote, 22 Verletzte. Von den seit dem 16.4. zur Sicherung mitfahrenden 20 Franzosen[67] wurde niemand verletzt. Zur Shne dieses Anschlages wurden die gleichen Manahmen wie am 16.4. befohlen[68]. Die franzsische Bevlkerung ist in verstrktem Mae zum Streckenschutz herangezogen worden.

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In der Bekmpfung von Spionage und Sabotageerfolgten auf Veranlassung der Asten[69] zahlreiche Verhaftungen. Darunter befanden sich: 1) 4 Funker, die mit Kurzwellensendegert Spionagemeldungen an den englischen ND in London gegeben hatten. Vier der von diesen Funkern benutzten Gerte sind sichergestellt worden, ferner ein Gert, das demnchst eingesetzt werden sollte; 2) 20 Agenten, darunter 7 franzsische Eisenbahner, die Sabotage, insbesondere an Bahnanlagen in der Bretagne vorbereiteten. Beschlagnahmt wurden bei ihnen Sprengmasse und anderes Sabotagematerial, das durch englische Flieger mittels Fallschirm ber dem besetzten franzsischen Gebiet fr diese Organisation abgeworfen worden war; 3) 2 Fallschirm-Agenten, die nach Ausbildung in England ber Frankreich abgeworfen wurden, um hier Spionage und Sabotage zu betreiben; 4) 4 Chefs von Agenten-Organisationen, darunter ein aktiver franzsischer Offizier, der im Auftrag von Vichy ein Spionagenetz im besetzten franzsischen Gebiet aufgezogen hatte. In enger Zusammenarbeit mir der franzsischen Polizei vermochte die GFP[70] weiter in die Terrorgruppen - insbesondere in die Pariser - wirksam einzudringen. Hierbei wurden in der Berichtszeit 76 Personen, darunter zahlreiche Ostjuden, verhaftet, die in Zusammenhang mit Pariser Terrorgruppen standen und sich teilweise aktiv an Anschlgen gegen die Besatzungsmacht und gegen die franzsische Polizei beteiligt haben. Hierdurch konnten auch die Sprengstoffanschlge aufgeklrt werden, die am 12.1.42 in Tours[71] erfolgt waren. Die Tter waren Pariser Terroristen. Es ist dadurch erwiesen, da die Terroristen im besetzten Gebiet herumreisen, und da die Bevlkerung der Orte, in denen Anschlge erfolgen, vielfach in keiner Verbindung zu den Ttern steht. Anllich eines Zusammenstoes mit der franzsischen Polizei wurde am 30.4. der Ostjude Samuel David Cupcic[72] erschossen. Bei ihm wurde die Pistole gefunden, mit der am 8.4. in Paris der Anschlag gegen den Uffz. Schweitzer ausgefhrt worden ist[73]. In Nancy[74] konnten die Fhrer der dortigen Terrorgruppe, der italienische Kommunist Pacci[75], sowie mehrere Terroristen festgenommen und hierdurch fast smtliche Sabotageakte im dortigen Bereich aufgeklrt werden. Pacci erhielt seine Instruktionen aus Paris. Im Zuge dieser Ermittlung wurde der am 3.4. in Ludres[76] gestohlene Sprengstoff grtenteils wiedergefunden und sichergestellt. Die Feindpropaganda hat in der Berichtszeit erheblich zugenommen. Sie beschftigt sich vermehrt mit den Kriegsgefangenen und behauptet, da Deutschland das Kriegsgefangenenproblem zu immer neuen Erpressungen benutze. Zahlreiche Flugbltter wurden durch Flugzeuge der RAF und Ballone abgeworfen. Die kommunistische Propaganda stand im Zeichen des "Tages des Brotes" (26.4.), des Geburtstages Thorez (28.4.) sowie des 1. Mai. Der Inhalt der Flugbltter ist im wesentlichen unverndert. Im Ton ist eine Verschrfung eingetreten. Mit besonderer Eindringlichkeit wird auf Sabotage in allen Betrieben und insbesondere in den

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Rstungsbetrieben als wirksamstes Mittel hingewiesen, um die deutsche Kriegsproduktion zu schdigen. Man fordert nicht nur auf, Maschinen und Material aller Art zu beschdigen oder zu zerstren und die Produktion z.B. durch zeitweilige Unterbrechungen der Arbeitszeit zu verlangsamen, man empfiehlt auch, allen Befehlen, Anordnungen, Requisitionen usw. passive Resistenz entgegenzusetzen. Die von der Besatzungsmacht Erschossenen werden als Patrioten und Mrtyrer verherrlicht. Die Schwierigkeiten in der Lebensmittelversorgung werden zur Hetze gegen die Besatzungsmacht und die franzsische Regierung verwendet. Die Angriffe gegen Laval sind hierbei besonders heftig. Mit Nachdruck wird versucht, die franzsischen Arbeiter davon abzuhalten, sich nach Deutschland zur Arbeit verpflichten zu lassen. Die Aufforderung - auch des Londoner Rundfunks - am 1. Mai zu demonstrieren, wurde nicht befolgt. In Bordeaux[77] kam es zu einer kleinen Zusammenrottung, die rasch zerstreut werden konnte. In zunehmendem Mae treten kommunistische Flugzettel in deutscher Sprache neu auf, die sich in zersetzendem Sinne an die Truppe wenden. Die gaullistische Flugblatt-Ttigkeit war weiter gering. Die Flsterpropaganda blieb weiterhin lebhaft und bsartig. Die deutsche Gegenpropagandahat noch nicht stimmungsbildend auf die franzsische Bevlkerung einzuwirken vermocht. Die deutschen Spitzenfilme[78] und Wochenschauen werden gern besucht. Diese Tatsache ist jedoch allein dem Unterhaltungsbedrfnis zu verdanken. Darstellungen ber deutsche Arbeitsverhltnisse finden in der franzsischen Bevlkerung besonderes Interesse. Man ist an sozialen Fragen interessiert und erwartet auf diesem Gebiet von Deutschland besondere Anregungen und Fortschritte.

Zusammenfassung.

Die Beurteilung, die in frheren Berichten ber Stimmung und innere Sicherheit gegeben wurde, hat sich in der Berichtszeit nicht verndert. Solange der Widerstandswille nicht auf die Masse der nationalen Kreise bergreift, ist die innere Sicherheit nicht gefhrdet. Die Haltung der deutschen Wehrmacht ist gut. Falschmeldungen von Wehrmachtangehrigen ber Attentate sind in letzter Zeit kaum noch in Erscheinung getreten.

II. Organisation, Einsatz und Ttigkeit der Dienststellen des Militrbefehlshabers in Frankreich. 1.) In der Gliederung der Dienststellen des Militrbefehlshabersin Frankreich (s. Anl.[agen] 1 u. 2[79])

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trat keine nderung ein. Vorgesehen ist, in jedem Departement wieder eine Feldkommandantur einzusetzen. Die hierzu bentigten 17 Feldkommandanturen sollen durch Zusammenlegung von je 2 Kreiskommandanturen neu gebildet werden. Entsprechender Antrag ist dem OKH/Gen Qu vorgelegt worden. Die Zahl der Kreiskommandanturen vermindert sich dementsprechend um 34. Weitere 14 Kreiskommandanturen sind fr den Einsatz im Osten dem OKH/Gen Qu zur Verfgung gestellt worden. 2.) Von den am 1.4.42 vorhandenen 62 L[an]d[es]sch.[tzen]Bat[ail]l[on]en. wurden im Laufe des Mai 2 Bat[ail]l[on]e. nach dem Osten abgegeben. 6 weitere L[andes]sch.[tzen] Bat[ail]l[on]e. wurden zur Ablsung zweier bisher vom AOK 1[80] gestellter Wachreg[imen]ter. nach Paris verlegt. Nach Abschlu der im Gange befindlichen Neuaufstellung von 2 Wachreg[imen]tern durch den Kommandanten von Gro-Paris - voraussichtlich bis 31.8.42 - treten diese 6 Bat[ail]l[on]e. wieder zu ihren Bezirken zurck. Die am 25.5.42 vorhandenen 60 L[an]d[es]sch.[tzen]Bat[ail]l[on]e verteilen sich wie folgt (s. Anl. 3 u. 4[81])

12 Bat[ail]l[on]e. als Wachreg[imen]ter. und Wachbat[ail]l[on]e. in Paris 33 Departements- Bat[ail]l[on]e. 15 K[riegs]g[e]f.[angenen]-Wachbat[ail]l[on]e.

3.) Durch die erneuten Abgaben nach dem Osten und durch die vorbergehenden Verlegungen nach Paris sind die fr Bewachungsaufgaben zur Verfgung stehenden Krfte zur Zeit derart verringert, da selbst bei drohender Gefahr wichtige Objekte nicht mehr ausreichend geschtzt werden knnen und bewegliche Reserven fast gnzlich fehlen. Hierzu kommt, da die L[an]d[es]sch.[tzen]Bat[ail]l[on]e. durch Fehlstellen (764 U[ntero]ff[i]z.[iere] und 6323 Mann) erheblich geschwcht sind. Ihre teilweise Auffllung ist vom OKH/Chef H Rst u. BdE zugesagt worden. Die inzwischen durchgefhrte Verlegung von 11 Flakersatzabteilungen, von Fliegerausb. [ildungs]Einheiten (Strke etwa 12 000 Mann ) und von Ersatztruppen des Wehrkreises V[82] (1 verst. [rktes] Inf.[anterie]Reg[egimen]t.) in das besetzte Gebiet bedeutet f r Spannungzeiten fraglos eine erhebliche Verbesserung der Lage, fr die derzeitigen Bewachungsaufgaben bringt sie jedoch keine Entlastung. Die befohlene Verlegung eines weiteren verstrkten Inf.[anterie]Ers.[atz] Reg[iment]tes aus dem Wehrkreis XII[83] in den von Truppen z.[ur]Z[ei]t. fast vllig entblten Raum Vitry-le-Franois Reims - Troyes[84] wird begrt. 4.) An der Abwehr des englischen Landungsversuches in St. Nazaire[85] in der Nacht vom 27./28.3.42 nahmen Angehrige der Kreiskommandantur St. Nazaire und des Feldgend.[armerie]Trupps 202 teil[86].

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Sie brachten dabei 15 Englnder als Gefangene ein. 5.) Die Ausbildung der L[an]d[es]sch.[tzen]Einheiten wurde planmig fortgesetzt. Mit Untersttzung der Armeen, insbesondere des AOK 1, fanden Lehrgnge fr Komp.[anie]Fhrer und zur Ausbildung an den schweren Inf.[anterie]Waffen statt. In Sonderlehrgngen wurde auerdem eine grere Anzahl Landesschtzen und Angehrige des Zollgrenzschutzes im Spreng- und Sperrdienst ausgebildet. Erstrebt wird, in jedem L[an]d[es]sch.[tzen]Bat[ail]l[on] 2 bis 3 Gruppen im Pionierdienst ausgebildeter Leute verfgbar zu haben. 6.) Der Austausch jngerer Jahrgnge (1908 und jnger) gegen Soldaten lterer Jahrgnge und gegen Stabshelferinnen[87] wurde weiter durchgefhrt. Aus der Heimat wurden hierfr 1 000 Stabshelferinnen zur Verfgung gestellt. Gleichzeitig wurden die bei Dienststellen des Mil.[it r]Bef. [ehlshabers] ttigen weiblichen Gefolgschaftsmitglieder in die Stabshelferinnenschaft berfhrt. Die Zahl der eingesetzten hheren Mil.(itr]Verw.[altungs]Beamten verminderte sich weiter um 13, die Zahl der Sonderfhrer um 12. Die Zahl der mittleren und gehobenen mittleren Beamten blieb gleich. 7.) Die Erfassung der im besetzten franzsischen Gebiet sich aufhaltenden wehrpflichtigen deutschen Zivilpersonen durch das Wehrbezirks-Kommando Ausland, Auenstelle Paris wurde Anfang Mai abgeschlossen. Die Zahl der erfaten Zivilpersonen betrgt (ohne Wehrmachtgefolge wie Zollgrenzschutz, O.T.[88], NSKK[89]) insgesamt 5 559, davon 2 432 in Paris. Fr den Einsatz aller verfgbaren deutschen Krfte im Falle drohender Gefahr wurde am 1.5.42 mit der Kurzausbildung der ungedienten Wehrpflichtigen und mit Wiederholungsbungen fr die gedienten Wehrpflichtigen begonnen. Die Ausbildung findet an den Wochenenden (von Sonnabend Mittag bis Sonntag Abend) bei L[an]d[es]sch.[tzen]-Einheiten statt. Die bungsteilnehmer werden fr diese Zeit militrisch eingekleidet und kaserniert. Die Bereitstellung der erforderlichen Waffen und Ausrstungsstcke bereitet noch Schwierigkeiten. Die ungedienten Sonderfhrer erhalten ab 1.6.42 auf dem Truppenbungsplatz Mourmelon-le-Grand[90] eine vierwchige Grundausbildung. Fr die ungedienten Mil.[iltr]Verw.[altungs]Beamten findet zunchst eine 7-tgige Kurzausbildung statt; ihre Wiederholung ist beabsichtigt. Beginn der Ausbildung am 8.6.42. Gleichzeitig finden Wiederholungbungen fr die gedienten Mil.[iltr]Verw.[altungs]Beamten statt. Hierbei wird besonderer Wert auf die Schulung der Reserveoffiziere und Reserveunteroffiziere gelegt. Nichtinfanteristen werden infanteristisch ausgebildet. 8.) Die Ablsung der Nachrichtenhelferinnen (NH)-Einsatztrupps aus dem gefhrdeten Kstengebiet wurde fortgefhrt. Hierzu wurde ein bodenstndiger Fernspr.[ech]Betr.[euungs]Zug aufgestellt. Von den abgelsten NH-Einsatztrupps wurden 2 Trupps fr den Einsatz im Osten abgegeben. Der Fernsprechverkehr ber das ffentliche Netz zwischen dem besetzten Frankreich und Deutschland erfuhr eine weitere Steigerung. Am 18.5. wurde mit den Verlegungsarbeiten fr das vom OKW befohlene Umgehungskabel Paris begonnen. Die Wiederinstandsetzung der Seekabel zwischen der Atlantikkste und den vorgelagerten Inseln schreitet fort.

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Der in der Nacht vom 9./10.5. durch Sprengstoffattentat beschdigte Langwellensender Allouis bei Bourges[91] konnte seine Ttigkeit als Strsender mittels Behelfsantenne am 21.5. wieder aufnehmen, whrend der eigentliche Langwellensender noch auer Betrieb ist. Die beiden Kurzwellensender Allouis arbeiten nach wie vor. Am 15.4. wurde das erste der beiden vorgesehenen Gleichwellennetze mit den Sendern Poste Parisien, Rennes-Alma[92], Radio Normandie und Bordeaux-Sdwest mit franzsischem Programm auf Welle 312,8 (= 959 kHz) in Betrieb genommen. Dadurch ist die fr die deutsche Propaganda sehr wichtige Mglichkeit geschaffen worden, ein unter deutscher Kontrolle stehendes Programm tglich bis 2,00 Uhr nachts zu senden[93]. 9.) Die III.Abt.[eilung des] Feuerschutzpolizeireg[imen]ts. 2 (zuletzt mit Stab in Paris, mit den Kompanien in Rouen[94], Cherbourg[95] und Le Havre[96] eingesetzt) wurde im Zusammenhang mit den verstrkten Luftangriffen auf das Reichsgebiet[97] Ende Mai in die Heimat verlegt. Die Abteilung hat whrend ihres 7-monatigen Einsatzes in den durch Luftangriffe besonders gefhrdeten Hfen an der Atlantikkste dem Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] wertvolle Dienste geleistet. Allein in der Zeit vom 26.3. bis 11.5.42 wurde die Abteilung 43 mal - davon 7 mal bei Grobrnden eingesetzt. 10.) Von der Mil.[ilitr]Geo.[graphen]Dienststelle Frankreich wurde unter Verwendung von Beitrgen der Mil.[ilitr]Geo.[graphen]Dienststellen Belgien und Niederlande die Bearbeitung des Werkes "Die militrgeographischen Bedingungen fr die Verteidigung der niederlndisch-belgischen und franzsischen Kste" abgeschlossen. Die Herausgabe des Werkes erfolgte durch den Generalstab des Heeres. Fr die vom OKH befohlene Kstenvermessung wurde das franzsische Institut Gographique National eingesetzt. 11.) 8 neue Soldatenheime wurden erffnet, 3 geschlossen. Die Gesamtzahl der in Betrieb befindlichen Heime betrgt damit 225. 12.) Die Zahl der am 20.5.42 in den Frontstalags[98] des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] vorhandenen farbigen Kriegsgefangenen betrug 42 394 Mann (darunter 19 farbige Off[iz].[iere]). Ferner befanden sich zum gleichen Zeitpunkt 133 Weie in den Frontstalags. Ihr Rcktransport in das Reich soll demnchst erfolgen. Von den Kriegsgefangenen befinden sich z.[ur]Z[ei]t. 38 297 (90,10% ) im Arbeitseinsatz. Die Zahl der unternommenen Fluchtversuche ist in der Berichtszeit von 0,37% auf 0,64% gestiegen. Die Grnde fr diese Steigerung sind in der Enttuschung ber die vergeblich erhoffte Entlassung und in Gerchten ber erneuten militrischen Einsatz der Farbigen zu suchen, die in Verbindung mit der Zusammenlegung der Indochinesen und Madagassen entstanden. Ein erheblicher Teil der Fluchtversuche

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erfolgte whrend der Bewachung durch die Einheiten der Wehrmachtteile. Von den im Mrz entflohenen 241 Kriegsgefangenen wurden 152 wiederergriffen, von den im April entflohenen 283 dagegen bisher nur 21. Der Gesundheitszustand der Kriegsgefangenen ist im allgemeinen gut. Die besondere rztliche berwachung der fr Tuberkulose stark anflligen Neger ist sichergestellt. An beurlaubten Kriegsgefangenen werden z.[ur]Z[ei]t. 106 810 Mann kontrolliert. 13.) In den 75 Wehrmachtstrafanstalten saen am 40.4.42 ein: Wehrmachtsangehrige und Landeseinwohner Insassen.

1 818 4 424 Zusammen: 5 442

50 Wehrmachtsstrafanstalten haben Planstrken erhalten fr die 25 kleineren Anstalten blieb das Personal weiterhin aus den L[andes]sch.[tzen]Bat[ail]l[on]en. kommandiert. 14.) Die Armeeverpflegungslager Orlans[99], Dijon[100], Troyes und Besanon[101] sowie das HeeresBekleidungslager Besanon wurden vom Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] bernommen, die Heeresverpflegungsstellen Quimper[102], Nantes[103] und Bordeaux an die AOK abgegeben. Fr die Ostdivisvionen werden z.[ur]Z[ei]t. weitere 15 000 Pferdeausgehoben. Die Bereitstellung von Entlausungseinrichtungen wurde mit Nachdruck betrieben. Die Klagen darber, da abrckende Truppen ihre Unterknfte nicht ordnungsgem hinterlassen, wollen nicht aufhren. Immer wieder werden noch Unterkunftsgert, insbesondere Bettwsche und Wolldecken mitgenommen und Einrichtungsstcke mutwillig zerschlagen. Ermittlungen nach den Ttern fhren selten zum Erfolg. 15.) Die Feldgendarmerie hat auf dem Gebiet der ordnungspolizeilichen Aufgaben auch in dieser Berichtszeit ber 100 000 Anzeigen und Meldungen erstattet[104], deren Aufgliederung aus Anlage 5[105], 6[106] und 7[107] ersichtlich ist. Das Zusammenarbeiten mit der franzsischen Polizei und Gendarmerie, deren erfolgreiches Vorgehen gegen Kommunisten und geschlechtskranke Frauen anerkannt werden mu, war im allgemeinen gut. Von der Geheimen Feldpolizei treten mit dem 1.6.42 17 Gruppen und der Stab des Leitenden Feldpolizeidirektors[108] beim Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] zum S.D. ber[109], die restlichen 3 Gruppen werden zur Verfgung des OKH herausgezogen. 16.) a) An Gerichtsurteilen wurden vom Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] in den Berichtsmonaten besttigt:

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60 47 25 5 3 1 1

wegen " " " " " "

Feindbegnstigung Waffenbesitzes Freischrlerei Spionage Verbergens von Kriegsgefangenen Gewalttat Wehrmittelbeschdigung

von diesen Strafen sind 115 vollstreckt[110]. In 2 Fllen ist die Stafvollstreckung ausgesetzt, in 25 Fllen steht die Entscheidung des OKH noch aus; die Zahl der Todesurteile gegen Landeseinwohner hat erneut stark zugenommen (gegenber 113 im vergangenen Berichtszeitraum). An der Steigerung haben die Urteile wegen Feindbegnstigung, wegen Waffenbesitzes und wegen Freischrlerei besonderen Anteil. Stark zurckgegangen ist demgegenber die Zahl der Urteile wegen Spionage. 4 Todesurteile gegen Soldaten wegen Fahnenflucht; 4 Todesurteile gegen deutsche Staatsangehrige und zwar:

2 wegen Mordes 2 2 " " Zersetzung der Wehrkraft Verbrechen gegen Volksschdlingsverordnung[111];

17 Verurteilungen zu Freiheitsstrafen ber 5 Jahre (darunter 2 gegen Landeseinwohner); Soldaten, 1 gegen einen Volksdeutschen und 14 gegen

39 weitere Verurteilungen zu geringeren Strafen. b) Insgesamt wurden seit dem Waffenstillstand bis zum 31.5.42 im Bereich des Mil.[it r]Bef. [ehlshabers] gegen Landeseinwohner 655 Todesurteile verhngt und 434 vollstreckt und zwar

bis zum

31.7.41 - 162, davon vollstreckt

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" " " " " " " " " "

" " " " " " " " " "

31.8.41 - 179, 30.9. 41 - 186, 31.10.41 - 236, 30.11.41 - 375, 31.12.41 - 322, 31.1.42 - 375, 28.2.42 - 420, 31.3.42 - 486, 30.4.42 - 558, 31.5.42 - 655,

" " " " " " " " " "

" " " " " " " " " "

57 63 93 135 171 221 257 307 370 434.

17.) Aus russischen Emigrantenkreisen wurden 50 Dolmetscher und Antipartisanenfhrer fr den Einsatz an der Ostfront zur Wehrkreis-Verwaltung III, Berlin weitergeleitet. Wchentlich soll je ein weiterer Transport zu 25 Mann abgehen.

III Die franzsische Verwaltung 1. Allgemeines

Organisation d.[er] Militrverwaltung ber die durch Einsetzung des Hheren SS- und Polizeifhrers erforderlich gewordenen nderungen in der Organisation der Militrverwaltung, die noch nicht abgeschlossen sind, kann erst spter berichtet werden.

Franz. Behrden Als Folge des Regierungswechsels sind eine Reihe von nderungen in der Besetzung wichtiger mter der Regional- und Departementalstufen zu erwarten, zu denen die franz. Regierung bereits verschiedentlich das deutsche Einverstndnis nachgesucht und erhalten hat. Es ist das Bestreben des Regierungschefs Laval erkennbar, Schlsselstellungen mit seinen Anhngern zu besetzen.

Flchtlingswesen Das neu eingefhrte Verfahren zur beschleunigten berprfung elsssischer Flchtlinge hat sich bewhrt. Der Chef der Zivilverwaltung im Elsass[112] hat nunmehr als letzten Meldetermin der
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Flchtlinge den 31.7.42bestimmt, durch dessen Versumen jedoch die sptere Rckkehr nicht ausgeschlossen wird. Wenn die Rckfhrung weiter in dem jetzt grsseren Umfange durchgefhrt werden kann, ist anzunehmen, dass bis November der grssere Teil der elsssischen Flchtlinge zurckgekehrt sein wird[113]. Lothringische Flchtlinge werden laufend zurckgefhrt. Eine grssere Anzahl Rckkehrwilliger hat sich im unbesetzten Gebiet gemeldet. Durchschnittlich werden je Tag 15 Familien umgesiedelt. Schwierigkeiten bereitet der Abtransport des Hausrats, da Transportraum nur in ganz beschrnktem Umfange zur Verfgung gestellt werden kann. Die fliegende Kommission der Einwanderer-Zentralstelle[114] hat ihre Arbeit eingestellt. In den zuletzt berprften Departements des Bezirks B[115] haben sich nur ganz wenige Umsiedler gemeldet. Die Rckfhrung ffentlichen Eigentumsnach dem Elsass macht trotz dauernder Erinnerungen immer noch keine nennenswerten Fortschritte.

2. Polizeiwesen

Haltung d.[er] franz. Polizei Gegen vereinzelte Weigerungen untergeordneter franz. Dienststellen, polizeiliche Ersuchen der Militrverwaltung, insbesondere auf Durchfhrung von Verhaftungen, auszufhren, wurden energische Schritte bei der Generaldelegation der franz. Regierung unternommen. Das franz. Vorbringen, es mge bei Verhaftungsersuchen, die von Seiten der Besatzungsmacht an franz. polizeiliche Dienststellen gerichtet werden, die Zusicherung gegeben werden, dass die in Frage stehenden Personen nicht als "Geiseln" zu Shnemassnahmen herangezogen werden, wurde schrfstens zurckgewiesen. Die Generaldelegation der franz. Regierung wurde veranlat, durch entsprechende Anweisung an die zustndigen franz. Dienststellen sicherzustellen, da ordnungsgemem Ersuchen der Besatzungsmacht auf polizeilichem Gebiet jeweils unverzglich entsprochen wird.

Die kommunistische Gefahr In Verbindung mit der kommunistischen Aktivitt ist die Zunahme von Anschlgen gegen franz. Polizeibeamte und gegen fhrende Mitglieder und Bros der zugelassenen franz. politischen Vereinigungen bemerkenswert. Es tritt hier klar in Erscheinung, da der Kampf des Kommunismus der Ordnung in Europa schlechthin gilt. Sowohl bei kommunistischen Anschlgen gegen die franz. Polizei wie gegen deutsche Wehrmachtsangehrige und deutsches Wehrmachtgut ist die Beteiligung jdischer Elemente, insbesondere ost-jdischer Studenten, hervorzuheben[116].

Aufbau eines poliz.[eilichen] Melde- u.[nd] Ausweiswesens Die franz. Regierung hat die Ausfhrungsbestimmungen zum Gesetz ber die Einfhrung der Identittskarte nunmehr erlassen[117]. Es ist beabsichtigt, die Bevlkerung des besetzten Gebietes stufenweise mit der neuen Identittskarte auszustatten.

Die franz. pol.[itischen] Vereinigungen i.[m] bes.[etzten] Gebiet

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Die Ttigkeit der genehmigten und geduldeten franz. politischen Vereinigungen[118] hat in Verbindung mit der Bildung der Regierung Laval eine teilweise erhebliche Verstrkungerfahren. Insbesondere der "Parti Populaire Franais" Doriot's trat hierbei durch gut besuchte ffentliche Versammlungen in Erscheinung.

Manahmen gegen Juden Durch eine Verordnung vom 28.5.42 wurde im besetzten Gebiet Frankreichs die Kennzeichnung der Juden durch den Judensternangeordnet[119]. Die Verordnung tritt am 7.6.42 in Kraft. In Abweichung der im Reichsgebiet auf Grund der VO vom 1.9.41 geltenden Regelung[120] werden im besetzten Gebiet Frankreichs auch die Juden gekennzeichnet werden, die in Mischehen leben[121]. Neben den Juden franz. Staatsangehrigkeit und den staatenlosen Juden ist im Wege der Ausfhrungsanweisung auch die Kennzeichnung der Juden mit der Staatsangehrigkeit eines vom Reiche besetzten Gebiets und der Juden slowakischer, kroatischer und rumnischer Staatsangehrigkeit angeordnet. Bekmpfung d.[es] Zuhlter- u.[nd] Dirnenwesens Auf dem Gebiet der polizeilichen Bekmpfung der Geschlechtskrankheiten sind Manahmen gegen das wilde Dirnentumund das Zuhlterwesenauch im Interesse der Besatzungstruppe besonders vordringlich geworden. Zuhlter werden grundstzlich in das Polizeihaftlager Compigne[122] verbracht und sollen nach Mglichkeit zur Zwangsarbeit nach dem Osten verschickt werden. Die Generaldelegation der franz. Regierung ist ersucht worden, umgehend die Voraussetzungen dafr zu schaffen, da nicht-kontrollierte Dirnen oder Dirnen, die gegen die Kontrollbestimmungen verstoen, in Haftlager[123] eingewiesen werden[124].

Verschickung z.[ur] Zwangsarbeit In dem Haftlager Compigne werden z.[ur]Z[ei]t. alle Personen konzentriert, deren Verschickung zur Zwangsarbeit nach dem Osten im Zuge der Durchfhrung von Shnemassnahmen angeordnet [ist]. Die erforderliche Zahl von Personen wird teilweise im Wege von Razzien, die aus Anlass von Attentaten oder Sabotageakten gegen Kommunisten und sonstige dem kommunistischen Tterkreis nahestehende Personen, insbesondere Juden und Asoziale, durchgefhrt werden, aufgebracht, teilweise durch entsprechende berprfung der Hftlinge in den franz. Haftlagern. Die berfhrung nach dem Osten ist, nachdem die karteimssigen Arbeiten im wesentlichen abgeschlossen sind, eine Transportfrage.

Auflsung d.[er] Gruppe Polizei Der Hhere SS- und Polizeifhrer wird am 1.6.42 die bisher von der Gruppe V pol des Verwaltungsstabes - Verwaltungsabteilung - des Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] bearbeiteten polizeilichen Aufgaben bernehmen.

3. Schule und Kultur Schulbetrieb Der franz. Schul- und Hochschulbetrieb wurde ordnungsmssig fortgesetzt, soweit nicht strkere

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Truppenbelegungen in einzelnen Orten Einschrnkungen bedingten. In Brest[125] ist der Unterricht behelfsmssig wieder aufgenommen worden. Ein Teil der dortigen Kinder ist in der Patenstadt Lyon[126] untergebracht.

Kommun.[istische] und gaull.[istische] Vernetzung Die kommunistische und gaullistische Agitationin Universitts- und Schulkreisen dauerte an. Mehrere Lehrer, Hochschullehrer und Studenten wurden verhaftet. Ein Studienrat wurde wegen Feindbegnstigung (deutschfeindliche Propaganda) erschossen[127]. Ziel der Propaganda ist die Aufhetzung gegen diejenigen, die zur Zusammenarbeit mit den "Unterdrckern" bereit sind, und die Untergrabung des Vertrauens zur franz. Regierung, deren smtliche Massnahmen, z.B. auch die krzlich erfolgte Gehaltsaufbesserung der Volksschullehrer und -Lehrerinnen, verdchtigt werden. Der neue Staatssekretr Der neu ernannte Staatssekretr fr die Erziehung Abel Bonnard[128] hat am Personalbestand des Ministeriums bisher keine wesentlichen nderungen vorgenommen, jedoch weitere Reformen auf dem Gebiet des Unterrichtswesens angekndigt. Ihm geht der Ruf eines etwas weltfremden Schngeistes voraus, von dem bei allem guten Willen kaum eine tatkrftige Bekmpfung der intellektuellen Cliquen und eine grundstzliche Umgestaltung des Schul- und Hochschulwesens zu erwarten sein soll.

Deutsches Institut Die Anteilnahme an dem vom Deutschen Institut in Paris und seinen Zweigstellen in der Provinz[129] veranstalteten deutschen Sprachkursen besteht unvermindert fort. Auch die kulturpolitischen Propagandaveranstaltungen dieses Instituts (Vortrge und Konzerte) begegnen starkem Interesse.

Kunstschutz Die vordringlichste Aufgabe war in der Berichtszeit die befohlene Rumung der Kstenzone von dem dort lagernden Kunst- und Archivgut[130]. Im wesentlichen ist der Abtransport in den nordstlichen Bezirken bereits reibungslos durchgefhrt; in den brigen ist er noch im Gange. Eine sachgemsse berwachung selbst der wertvollsten Kunstwerke durch die nachgeordneten Dienststellen ist bei der angespannten Treibstofflage kaum mehr mglich. Vorgeschichte u.[nd] Archologie Dem Reichserziehungsministerium wurde ein ausfhrlicher Bericht ber die Einrichtung und Gliederung der franz. Bodendenkmalpflege vorgelegt[131].

Rckforderung Dem Reichsministerium fr Volksaufklrung und Propaganda wurde ein erster Nachtragsberichtzur Liste der aus Deutschland entfhrten Kunstwerke bermittelt[132].

Ermittlung u.[nd] Erfassung d.[es] deutschen Archivgutes

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Die mit 20 788 Objekten abgeschlossene Forderungsliste deutschen Archivgutes wurde mit dem Generaldirektor der Staatsarchive als Reichskommissar fr den Archivschutz[133] in Berlin durchgesprochen, karteimssig berholt und ergnzt. Die berwachung dieses Materials und die Vorbereitung seiner berfhrung wird fortan Hauptaufgabe sein.

Inventarisierung Die Inventarisierung der franz. Archive war bei Auflsung der Gruppe zu etwa 90 v.H. erledigt; um den unerlsslichen Abschluss bleibt die Restgruppe bemht.

Fotokopierungsaktion Dasselbe gilt fr die Fotokopierungsaktion, deren Abwicklung noch etwa 3-4 Monate erfordern wird[134].

4. Finanzwesen Vereinheitlichung der Produktionssteuer Grosseinkufe der deutschen Wehrmacht und derjenigen Dienststellen des Reiches, die in den besetzten Gebieten hoheitsrechtliche Funktionen ausben, waren nach der Bekanntmachung des Mil.[iltr]Bef. (ehlshabers] vom 9.1.41 (VOBIF S. 166) von der Produktionssteuer befreit, soweit sie zur Verwendung in den besetzten Gebieten bestimmt waren[135]. Fr Exportauftrge nach Deutschland war dagegen die Produktionssteuer von 9 v.H. nach einem franz. Gesetz vom 17.9.40 (J.O. v. 19.10.40) zu entrichten[136], was tragbar war, solange die franz. Preise wesentlich unter den deutschen lagen. Je mehr aber die Preise in Frankreich stiegen, umso grsser wurde der Wunsch auf Beseitigung oder Herabsetzung der Produktionssteuer fr Exportauftrge. Die hierber seit lngerem bei der Waffenstillstandsdelegation fr Wirtschaft in Paris gefhrten Verhandlungen sind im April 1942 durch eine Vereinbarung des folgenden Inhalts zum Abschluss gekommen: 1. Die franz. Regierung hat sich bereit erklrt, die Produktionssteuer ab 1.5.42 durch Gesetz soweit zu senken, dass sie fr Ausfuhrgeschfte nach dem Deutschen Reich sowie nach dem Elsass und Lothringen und nach den von deutschen Truppen besetzten Gebieten in keinem Fall mehr als 3v.H.betrgt (J.O. v. 29.4.42)[137]. Nachforderungen und Erstattungen von Steuern fr Zahlungen, die bis zum 30.4.42 geleistet worden sind, finden grundstzlich nicht statt. 2. Der Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] hat auf die Ausnahmebestimmung in Ziffer 1c seiner Bekanntmachung vom 9.1.41 verzichtet mit der Wirkung, dass an die Stelle der bisher gewhrten Steuerbefreiung auch bei Grosseinkufen der Wehrmacht innerhalb Frankreichs eine Ermssigung der Produktionssteuer von 9 v.H. auf 3 v.H. getreten ist (VOBIF 1942 Nr. 60)[138]. 3. Das franz. Gesetz vom 17.9.40 war bisher infolge Widerspruchs der OFK Lille [139] in den beiden franz. Provinzen Nord und Pas-de-Calais nicht in Kraft getreten, Exportverkufe aus diesen Provinzen waren also frei von der Produktionssteuer. Nunmehr hat die OFK Lille ihren Widerspruch zurckgenommen. Es gilt demnach jetzt in dem gesamten besetzten franz. Gebiet sowohl fr Exportgeschfte nach Deutschland und den von ihm besetzten Gebieten als auch fr Grosseinkufe der Wehrmacht ein

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einheitlicher Produktionssteuersatz von 3 v.H. zuzglich 1 v.H. Transaktionssteuer. Lohnsteuer d.[er] Arbeitnehmer, d.[ie] b.[ei] priv.[aten] deutschen Arbeitgebern beschftigt s[ind]. Nach dem deutsch-franz. Doppelbesteuerungsabkommen vom 9.11.34, das nach einem Erlass des Reichsministers der Finanzen[140] vom 1.3.41 vorlufig anzuwenden ist[141], unterliegen die Arbeitnehmer, die bei privaten deutschen Arbeitgebern in den besetzten franz. Gebieten beschftigt sind, mit ihren Lohnbezgen grundstzlich der Besteuerung nach franz. Recht. Diese Regelung hat zu Unzutrglichkeiten gefhrt. Durch Erlass des Reichsministers der Finanzen vom 30.3.42 - S 2227 211 III - RStBl[142] 1942 Nr. 28 S. 395 - ist deshalb die Neuregelung getroffen, dass die obersten Besatzungsbehrden in Norwegen und in den besetzten Westgebieten die zur Durchfhrung dieser Regelung erforderliche Verordnung erlassen. Dieser Erlass hlt an dem Grundsatz fest, dass die Arbeitnehmer, die bei privaten deutschen Arbeitgebern in Norwegen und in den besetzen Westgebieten beschftigt sind, grundstzlich der Besteuerung durch den Staat unterliegen, dessen Gebiet besetztist. Die obersten Besatzungsbehrden knnen jedoch anordnen, dass die Arbeitnehmer bei solchen privaten deutschen Arbeitgebern, die in den besetzten Gebieten berwiegend fr Besatzungszwecke ttig werden, der deutschen Lohnsteuer unterliegen. Eine solche Anordnung hat der Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] durch Verordnung vom 20.4.42 (VOBIF 1942 Nr. 59) erlassen[143]. Die Arbeitgeber haben den Lohnsteuerabzug nach deutschem Recht erstmalig fr Lohnzahlungen ab [dem] 1.5.42 vorzunehmen und ihren Betrieb sptestens am 1.6.42 beim Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] anzumelden.

Lohnsteuer d.[er] Arbeitn.[ehmer], d.[ie] v.[on] deutsch.[en] ffentl.[ichen] Dienstst.[ellen] beschft.[igt] wird.[en] Die Lohnsteuer der Arbeitnehmer, die von deutschen ffentlichen Dienststellen beschftigt werden, ist durch Verfgung des Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] vom 15.4.42 - Wi IX[144] 995-53b/42 - geregelt worden[145].

5. Gesundheitswesen Allgemeines Der allgemeine Gesundheitszustandder Bevlkerung ist hinreichend. Die Lungen-Tbc ist nach wie vor stark verbreitet. Todesflle betreffen in erster Linie ltere Leute. Eine allgemeine Vermehrung der Sterbeflle ist nirgends auffllig bemerkbar, nur in grsseren Stdten der Industriegebiete ist teilweise infolge der Abnahme der Widerstandskraft des Krpers ein Ansteigen der Erkrankungs- und Sterblichkeitsziffer der lteren Leute und der Suglinge zu beobachten. Die Typhus- und Paratyphuserkrankungen haben abgenommen und nirgends mehr epidemischen Charakter. In den mit Diphtherie befallenen Gegenden wurde schutzgeimpft. In Paris ist der allgemeine Gesundheitszustand gut. Die Zahl der Typhuserkrankungen ist auf einen - an Hand der Vorkriegszahlen - als normal zu bezeichnenden Stand zurckgegangen. Pockenerkrankungen im Mrz noch 13, im April nur mehr 3 neue Flle. Pockenstand am 13.5.42: 58 einschl. 2 Todesflle (82- und 53jhrige Frau). Die Zugnge an Pocken konnten seit Mrz 1942 epidemiologisch nicht mehr geklrt werden. Sie verteilten sich ber das gesamte Stadtgebiet. Unmittelbare

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Kontaktinfektionen sind mit einer Ausnahme nicht mehr aufgetreten. Der Anstieg der exanthematischen Erkrankungen[146] in Paris liegt noch weit unter dem Durchschnitt der Vorkriegsjahre, der z.B. fr den Monat Mrz der letzten 10 Vorkriegsjahre einen Durchschnitt von 365 Di-[phterie], 642 Scharlach- und 1136 Masernfllen betrug.

Geschlechtskrankheiten Die Zahl der bei Razzien festgestellten geschlechtskranken Frauen ist immer noch sehr hoch, am hchsten in der Kstengegend. Aus dem Bezirk B[147] wird ein aufflliger Rckgang der Go-Erkrankungen[148] gemeldet. Die Lues-Erkrankungen haben nicht nachgelassen. In mehreren Fllen wurde gegen Gesetzes- und Verordnungsbertretungen mit Strafen vorgegangen, in einem Fall mit kriegsgerichtlicher Anzeige. Im Bezirk B, wo zur Bekmpfung der Geschlechtskrankheiten die Errichtung von Arbeitshusern in Angriff genommen wird, ist vor allem auch eine erhebliche Zunahme von Lues-Erkrankungen mit einem Verhltnis von 124 Go zu 128 Lues, vor allem bei O.T. und Marinewerftarbeitern, zu verzeichnen.

Versorgung m.[it] rzten, Krankenhusern u.[nd] Arzneimitteln Nach Rckkehr weiterer rzte in das Sperrgebiet ist auch dort die Versorgung nun den Anforderungen gewachsen. An manchen Stellen leidet die rztliche Versorgung der Zivilbevlkerung unter Benzinmangel. In einem Ostdepartement ist durch neuerliche Truppenbelegung die Zahl der verfgbaren Krankenhausbetten sehr knapp geworden, was sich bei der Isolierung der offenen Tbc bemerkbar macht. Nach in 3 Monaten zu erwartender Fertigstellung eines Militrkrankenhauses ist Besserung der Lage sicher. Die Gesamtlage auf dem Arzneimittelmarkt ist nach wie vor knapp, scheint sich aber jetzt einigermassen im Gleichgewicht zu halten. Ebenso sind die Krankenhausverhltnisse berall wieder etwas stationrer geworden. Wasser und Abwsser Neubauten von Wasserleitungensowie die Verbesserung der Abwasserbeseitigung bereiten infolge Material- und Arbeitermangels grosse Schwierigkeiten. Selbst f r behelfsmssige Anlagen fehlen oft die ntigen Mittel.

Arbeitseinsatz Der Gesundheitszustand der sich Meldenden schwankt gebietsmssig ziemlich stark. Bezirk A[149] meldet den Allgemeinzustand infolge schlechter Ernhrung als sehr schlecht. Ausserdem ist die Zahl der Schmutzkrankheiten, insbesondere der Krtze, ebenso wie die der Ungeziefer-Befallenen beachtlich und im Steigen. Ein Zustandsbild der vorgestellten weiblichen Arbeitskrfte in Paris ergibt die bersicht in Anlage 11[150]. Wegen erlassener Verfgungen s. ebenfalls Anlage 11[151]. 6. Veterinrwesen Die Bestimmungen des Dekrets vom 12.5.41 betr. Brauchbarmachung des Fleisches tuberkulser

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Tiere[152] wurden von den franz. Fleischbeschaudienststellen vielerorts nicht beachtet und derartiges Fleisch einfach einer Tierkrperbeseitigungsanstalt berwiesen. Abstellung dieses der allgemeinen Fleischverknappung keine Rechnung tragenden Verfahrens ist in die Wege geleitet. Die im April von der zivilen Fleischbeschau erfassten Viehbestnde zeigt Anlage 12[153]. Tierkrperbeseitigung Die Tierkrperbeseitigungsanstalten haben in Durchfhrung des Gesetztes vom 2.2.42 (J.O. Nr. 30)[154] mit erheblichen Schwierigkeiten bei der Material- und Apparatebeschaffung zu kmpfen, sodass die neuen Bestimmungen zunchst keine praktische Anwendung finden (Treibstoff- und Kohlenmangel). Abhilfe ist nur schwer zu schaffen, da die seuchenpolizeiliche, gesundheitliche und wirtschaftliche Bedeutung einer ordnungsmssigen Tierkrperbeseitigung nur von wenigen Stellen voll erkannt bzw. anerkannt wird.

Seuchenlage Die Gesamtseuchenlage (nach dem Stand vom 15.5.42) ist aus der Anlage 12 ersichtlich.

7. Justizwesen Strafrechtspflege Um die einheitliche Untersuchung und Aburteilung von Verkehrszuwiderhandlungen, an denen Fahrzeuge der Wehrmacht beteiligt sind, sicherzustellen, ist durch einen Erlass[155] angeordnet worden, dass die Ahndung grundstzlich den Disziplinarvorgesetzen der Fahrer und den Wehrmachtgerichten obliegt, auch wenn der das Fahrzeug steuernde Fahrer nicht Wehrmachtangehriger ist. Das Gleiche ist fr die Aburteilung von Verkehrszuwiderhandlungen franz. Fahrzeuge bestimmt worden, die im Dienste der Besatzungsbehrden fahren.

berwachung d.[er] franz. Rechtspflege Die franz. Gerichte und Verwaltungsstellen des unbesetzten Gebietes erlassen zuweilen Haftbefehle und Festnahmeanordnungen gegen Personen im besetzten Gebiet und ersuchen die dortigen Polizei- und Gerichtsbehrden um den Vollzug mit dem gleichzeitigen Auftrag, die berstellung dieser Personen in das unbesetzte Gebiet zu veranlassen. Da aus den Haftbefehlen der Gegenstand des Verfahrens nicht klar ersichtlich ist und beobachtet worden ist, dass franz. Militrgerichte Spionageverfahren aus der Zeit vor der Besatzung vom unbesetzten Gebiet aus fortzusetzen versuchen, ist angeordnet worden, dass Haftbefehle, die von den Behrden des unbesetzten Gebietes ausgehen, im besetzten Gebiet nur mit Zustimmung des Gerichtes derjenigen Feldkommandanturvollzogen werden drfen, in deren Befehlsbereich die Festnahme durchgefhrt werden soll[156].
Es ist wiederholt festgestellt worden, dass franz. Arbeiter, die sich nach Deutschland zur Arbeit verpflichtet haben, whrend ihres Aufenthaltes in Deutschland von ihren Glubigern verklagt werden, da diese annehmen, dass die Arbeiter infolge ihrer neuen Verdienstmglichkeiten nunmehr zur Rckzahlung der Schulden in der Lage seien. Fr die z. Teil schreibungewandten Arbeiter bedeutet die Fhrung dieser Prozesse von Deutschland aus eine erhebliche Belastung. Ausserdem besteht teilweise auch der Eindruck, als drngten die Glubiger auf Rckzahlung der Schulden deshalb, weil sie in der Eingehung des Arbeitsverhltnisses in Deutschland eine ihnen nicht genehme deutschfreundliche

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Handlung ihres Schuldners erblicken. Um eine billige Abwgung zwischen den Interessen der Glubiger und der fr Deutschland arbeitenden Schuldner zu gewhrleisten, ist eine Regelung in Vorbereitung, die whrend der Dauer des Arbeitsverhltnisses die Durchfhrung derartiger Prozesse und die Vollstreckung von der Genehmigung deutscher Dienststellen abhngig macht. Aus hnlichen Erwgungen ist auch eine Regelung der Durchfhrung von franz. Strafverfahren gegen solche Arbeiter wegen Straftaten, die sie vor der Eingehung des deutschen Arbeitsverhltnisses begangen haben, in Vorbereitung.

8. Post- und Nachrichtenwesen Postverkehr zw.[ischen] d.[em] bes.[etzten] u.[nd] d.[em] unbes.[etzten] Frankreich Das OKW hat das Ersuchen der franz. Postverwaltung, einen Postverkehr zwischen dem besetzen Gebiet Frankreichs und den abgefallenen franz. Gebieten aufnehmen zu drfen, abgelehnt[157]. Ebenso haben OKH/OKW dahin entschieden, dass durch die franz. Postverwaltung kein Pckchen- und Paketverkehr ber die D-Linie[158] unterhalten werden darf und dass hinsichtlich des durch die SNCF durchgefhrten Paketverkehrs die Mglichkeit der Drosselung und Beschrnkung auf Wirtschaftspakete zu prfen ist.

Postverkehr zw.[ischen] Deutschland u.[nd] d.[em] unbes.[etzten] Gebiet Frankreichs Die franz. Regierung hat der Durchfhrung des deutscherseits bereits ab 15.3.42 aufgenommenen Wirtschaftspostverkehrs zwischen Deutschland und dem unbesetzten Gebiet Frankreichs zum 20.4.42 zugestimmt[159].

IV Die franzsische Wirtschaft 1. Allgemeines Entjudung[160] Die Verusserung der jdischen Geschfte an Arier nimmt ihren Fortgang. Der bisherige Generalkommissar fr Judenfragen[161] ist zurckgetreten, zu seinem Nachfolger ist Darquier de Pellepoix[162] ernannt worden[163]. Fr das Gebiet der Wirtschaft ist danach zu erwarten, dass die wirtschaftliche Entjudung schneller dem Abschluss nher kommt. Der bisherige Generalkommissar griff immer eher hemmend und beschwichtigend als antreibend in die einzelnen Angelegenheiten ein, sein Nachfolger dagegen ist schon Jahre vor dem Kriege als Judengegner hervorgetreten[164]; seine ersten Amtshandlungen, insbesondere ein grundlegender Wechsel in der Besetzung der mit der wirtschaftlichen Entjudung betrauten franz. Stellen[165] zeigen, dass er energisch und ttig ist. Er wird auch das System der Ausnahmen beseitigen, fr welches sein Vorgnger kmpfte und die Entjudung im unbesetzten Gebiet durchfhren, wo sie trotz der franz. Judengesetze im wesentlichen noch auf dem Papier steht. Bei Verhandlungen ber einzelne Entjudungsflle und auch sonst bei rechtsgeschftlichen Verhandlungen zeigt sich ein immer strkerer Widerstand in den Kreisen der franz. Ministerialbrokratie gegen deutsche Beteiligungen auch geringen Umfanges. Es ist zu hoffen, dass die neue Regierung fr eine weniger starre Haltung in dieser Frage sorgen wird.

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Feindvermgen Das amerikanische Vermgen, im wesentlichen Beteiligungen und Grundstcke, ist angemeldet und den Vorschriften der Feindvermgensverordnung unterworfen worden (s. letzt. L[age].B[ericht].)[166]. Soweit ntig, werden z.[ur]Z[ei]t. Kommissare eingesetzt.

Gewerbliche Wirtschaft Die Schwierigkeiten nehmen auf fast allen Gebieten der gewerblichen Wirtschaft st ndig zu. Wenn auch auf manchen Sektoren mehr oder minder jahreszeitlich bedingte Erleichterungenzu verzeichnen sind (z.B. Kohle, Energie), so tauchen doch anderwrts immer neue Engpsse und Hemmungen auf. - Die Betriebsstillegungen und die damit verbundene Konzentration der industriellen Fertigungist nach anfnglichen Schwierigkeiten[167] in Gang gekommen und zeitigt die ersten Ergebnisse.

2. Die Entwicklung in den einzelnen Zweigen der gewerblichen Wirtschaft Kohle Infolge Ernhrungsschwierigkeiten und als Auswirkung der Feindpropaganda leichter Rckgang der Frderung. Etwa 212%). Bedeutende Ausflle in den Lieferungen aus Belgien. Dank Erhhung der Stromerzeugung aus Wasserkraft war es mglich, den Elt-Werken[168] weniger Kohle als in den Vormonaten zuzufhren. Der Kohlenbedarf der Gaswerke steigt an (Ersatz fr Heizl und Mehrbedarf fr Entbenzolierung). Die Belieferung der Industrie ist unzureichend. Eine weitere Verschlechterung der Kohlenversorgungslage wird eintreten, wenn Frankreich zur Deckung des Bedarfs des Ostheeresherangezogen wird.

Steine u.[nd] Erden Die Frderung (insbes.[ondere] Bauxit) entwickelt sich fast durchweg gnstig und planmssig.

Eisenerzbergbau Auch hier gnstige Frderziffern und z.T. grosse Haldenbestnde. Waggonmangel behindert die Lieferungen.

Minerall Die Kontingente mussten weiterhin herabgesetzt werden (Dieselkraftstoff um 50%, Benzin um 20%). Das Reich ist bei der allgemeinen Versorgungslage nicht imstande, Frankreich grssere Mengen zuzubilligen. Darber hinaus trafen infolge Transportschwierigkeiten die zugesicherten Mengen nicht rechtzeitig ein. Die berbrckung war besonders bei Heizl schwierig, da Vorrte fast vllig fehlten. Fr die Frhjahrsbestellung der Landwirtschaft wurden aus dem Reich Sondermengen gegeben, die voraussichtlich knapp ausreichen.

Energie Elektrizittsversorgung Die jahreszeitlich bedingte erhhte Darbietung der Wasserkraftenergie ermglichte es, die fr die Industrie eingefhrten Strombeschrnkungen aufzuheben. Der Strombedarf der Industrie steigt weiterhin an. Strungen (insbes.[ondere] hervorgerufen durch engl. Fliegerangriffe) konnten
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verhltnismssig schnell beseitigt werden.

Gasversorgung Gegenber dem Vorjahr ist der Gasverbrauch im Mrz um 2,8% und im April um 12% gestiegen. Die Kohlenvorrte sind unbefriedigend. Die eingefhrten Verbrauchseinschrnkungen werden durchgefhrt und ausgebaut.

Eisen und Stahl Erhhte Kohlenzuteilung, die immer noch unbefriedigend ist, ermglichte Ansteigen der Rohstahlerzeugung von 90 000 t im Februar auf 117 000 t im April (April 1941 = 141 000 t). Die Walzeisenerzeugung sank infolge Aufzehrung der Halbzeuge. Ernste Auswirkungen auf allen [sic!] Wirtschaftszweigen sind zu erwarten durch die vom Reich verfgte Herabsetzung der Eisenzulieferungen aus den Randgebieten (von 65 000 auf 38 000 moto[169]). Die zu geringen Eisenlieferungen aus Deutschland werden fr einige Monate eine starke Einschrnkung der Auftragsverlagerung (soweit Eisen erforderlich) ntig machen.

Metalle Infolge der Abtransporte nach Deutschland sind die Vorrte derart zusammengeschmolzen, dass auf Halbzeug und Altmaterial zurckgegriffen werden musste. Die Bleiversorgung ist durch die Afrikalieferungen vorerst sichergestellt. Durch das Ausbleiben der vom Reich zugesicherten ReinzinkLieferungen treten ernste Schwierigkeiten auf. - Die Abtransporte leiden unter Fachpersonal- und Waggonmangel. Um die Metallerfassung und Mobilisation (auch Einsparungen der Umlaufmengen b.[ei] d.[en] Betrieben) voranzubringen, hat das OKW 6 Offiziere zur Verfgung gestellt.

Eisen und Metall verarbeitende Industrie Fr gebrauchte Maschinen wurde infolge reger Nachfrage eine Preisregelung ntig. Die Auftragsverlagerung ist wegen zu langer Lieferfristen und der Unsicherheit der Rohstoff- und Betriebsmittelversorgung teilweise rcklufig. Infolge der Eisenabgabe (RM 40,- je Tonne) sind die Preise fr manche Artikel ber die Hchstpreise des Reiches gestiegen. Am besten werden noch diejenigen deutschen Auftrge ausgefhrt, fr die die Rohstoffe aus dem Reich unmittelbar geliefert werden.

Chemie Die verbesserte Kohlen- und Energielage gestattete es, die elektrochemische Industrie wieder voll in Gang zu setzen (Karbid, Chlor, tznatron). Trotz Schwierigkeiten konnten die wichtigsten vorgesehen Kaufabschlsse durchgefhrt werden (Kolophonium, Terpentin, Arsenik, Gelatine, Leim u.[nd] Azeton). Die Sodalieferungen ins Reich kamen wegen Waggonsperre ins Stocken. Bei Neuabschluss des Jodvertrages sind noch Schwierigkeiten zu berwinden.

Kautschuk Transportschwierigkeiten verhinderten das Erreichen der vorgesehenen Einschleusungsstze fr Buna und Hilfsstoffe. Die volle Umstellung von Baumwolle auf Kunstfaser (Reifenherstellung) wird bis Juli durchgefhrtsein. Durch ein neues Produktionsprogramm sollen die Rckstnde der Reifenherstellung

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aufgeholt werden. - Aus Deutschland mussten 450 t Asbest zur Versorgung deutscher Auftrge geliefert werden. Bezglich der Russversorgung ist Frankreich nach wie vor vllig auf Deutschland angewiesen. Die Errichtung einer franz. Russfabrik ist geplant.

Industrielle Fette Schwache Erdnussernteund weitgehende Verwendung von Talg zu Ernhrungszwecken fhrten zu einer Fettfehlmenge von 7000 t. Dies macht u.a. die weitere Herabsetzung des Fettgehaltes der Seife und der Waschmittel ntig. - Es gelang, ein Bindemittel-Erzeugnis zu finden, das nur 11% (gegen 70% normal) Bindemittelgehalt erfordert. Die Lieferung von 120 000 qm Linoleum nach Deutschland ist vorgesehen. Die Lieferungen von Palmkernl, Palml und Leinl erfolgen schleppend, aber immer noch etwa im Rahmen der Plne. Die Erdnusslieferungen (monatl.[iches] Soll etwa 2000 t) wurden von den Franzosen wegen der schlechten Ernte in Westafrika vorerst eingestellt. Verhandlungen schweben.

Bauwirtschaft Es wurde - auch fr das unbesetzte Gebiet - Genehmigungszwang fr Bauvorhaben mit Gesamtkosten ber RM 5000,- eingefhrt[170].

Textil Whrend die Lieferungen der franz. Seite einigermassen planmssig erfolgen, bleiben die von der deutschen Seite zugesagten Leistungen erheblich hinter den Planmengen zurck. - Trotz der Zerstrung des Werkes "Les Fils de Calais" drfte die vorgesehene Kunstfaserproduktion durch die Inbetriebnahme des Zellwollwerkes Roanne[171] kapazittsmssig sichergestellt sein. - Unzulssige Rohflachsaufkufe einzelner Dienststellen fhrten zu einer starken Beunruhigung des Marktes. - Die endgltige franz. Kleiderkarte wurde eingefhrt[172].

Papier Die Erzeugung wurde von 30 000 t (im April) auf die vllig unzureichende Menge von 23 000 t (im Mai) gesenkt. Trotzdem traten hauptschlich wegen mangelhafter Zellstofflieferungen aus dem Reich ernste Rohstoffschwierigkeiten auf.

Leder Infolge Stockens der Afrika-Importe ist der Schaffellanfall um etwa 1/3 zurckgegangen.

Waren verschiedener Art Die Auftragsverlagerung an die Holz verarbeitende Industrie (einfache Gebrauchsmbel fr Fliegergeschdigte) nimmt zu.

Altmaterial Infolge des allgemeinen Altmaterialgesunken.

Produktionsrckganges

auf

allen

Gebieten

ist

der

Anfall

an

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3. Ernhrung und Landwirtschaft Erzeugung Im April hat die anhaltende Trockenheit die Entwicklung des Wintergetreides und der Frhjahrssaaten verzgert. Wo die Saaten durch Winterschden stark geschwcht waren (vor allem in den Nord-Departements), haben sich die Kulturen nicht so entwickelt, wie es unter normalen Umstnden der Fall gewesen wre. (Stellenweise starker Unkrautwuchs). Seit Mitte Mai haben hufige Niederschlge und khles Wetter einen gnstigen Einfluss auf die Entwicklung der Feldfrchte ausgebt.Der Mangel an Kunstdnger, insbes.[ondere] Stickstoff, ist berall deutlich sichtbar. Unter Bercksichtigung der fr die Erzeugung wenig gnstigen Umstnde ist der Saatenstandin seiner Gesamtheit als befriedigend zu bezeichnen. Die Anbauflche ist durch die Verminderung des Brachlandes und die Bebauung zeitweilig ungenutzten Landes weiter etwas gewachsen. Recht stark war die Ausdehnung des Zuckerrbenanbaues,dessen Flche sich nach vorlufiger Schtzung von 232 000 ha auf r[un]d. 270 000 ha (Vorkriegszeit etwa 300 000 ha) erhhte. Die Versorgung mit Saatgutkonnte im allgemeinen sichergestellt werden. Die Lieferung von Saatkartoffeln aus dem Reich blieb um 18 000 t hinter der vorgesehenen Hhe zurck. Die Bekmpfung des Kartoffelkfers hat um 3 Wochen frher eingesetzt als im Vorjahr. Z.[ur] Z[ei]t. sind die Absuchaktionen berall im Gange. In den westlichen Departements hat man bereits mit Bespritzungen begonnen. Der saisonm ssige Anstieg der Milcherzeugung setzte infolge der Witterungsbedingungen versptet ein. Auch das Frhgemse hat durch die vorbergehende Trockenheit gelitten. An der ausserordentlich reichen Obstblteist kein Frostschaden eingetreten; man rechnet mit einer ausgezeichneten Ernte, besonders beim Kernobst. Bei der Frhjahrsbestellung war die Knappheit an Pferden und Treibstoffen stark fhlbar. Die Abzweigung von 2000 t Diesell und 2000 t Vergasertreibstoff aus dem deutschen Kontingent ermglichte es, die Traktoren einigermassen gut auszunutzen. Es wurden erfolgreiche Anstrengungen gemacht, die Vorrte und den laufenden Anfall an Stickstoff der Landwirtschaft zuzufhren. Es wurde eine Heraufsetzung des fr Frankreich bestimmten Kalilieferungskontingents von 225 000 t Reinkali auf 325 000 t beantragt, der Erhhung auf 285 000 t ist bereits zugestimmt worden. Mit der Vergrsserung der Hackfruchtflche (besonders der Zuckerrben), hat sich der Bedarf an menschlicher Arbeitskraft in der Landwirtschaft erhht; die Nachfrage nach belgischen Wanderarbeitern, deren Hchstzahl auf 6800 begrenzt ist, war stark.

Versorgung In den Rationsstzen sind grssere nderungen nicht eingetreten. Die Versorgung der Grosstdte erreichte im Mrz den jahreszeitlichen tiefsten Stand. Da Kartoffeln, Gemse usw. weitgehend fehlten, konnte der minderbemittelten Bevlkerung das Existenzminimum nicht zugeteilt werden. Seit April ist mit den langsam wachsenden Gemsezufuhren eine Besserung eingetreten. Die Verteilung ist im allgemeinen besser organisiert als im Vorjahr. Die Bevorzugung der Luxusgaststtten bei der Belieferung wird jedoch von der werkttigen Bevlkerung mit Bitterkeit empfunden. Die Ende Mrz eingetretene Grossaktion zur Erfassung des noch vorhandenen Getreides hat einen gewissen Erfolg gehabt. Die neue Regierung hofft, den Anschluss an das kommende Erntejahr ohne Herabsetzung der Brotration zu finden[173]. Der Ausmahlungsprozentsatzfr Weizen wurde einheitlich auf 98% festgesetzt. Die Haferaufbringung hat weitere Fortschritte gemacht; das Liefersoll wird jedoch trotz grsster Anstrengungen nicht erreicht. Die Heuaufbringung ist nahezu beendet. Die Strohablieferung scheitert an der Unmglichkeit der Abnahme und des Abtransportes.

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Bei der schlechten Futtermittelversorgung konnten von dem vorgesehenen Kontingent an Braugerste in Hhe von 120 000 t nur 40 000 t bereit gestellt werden. Die Sicherstellung des Truppenbedarfes an Bier wurde einheitlich geregelt. Die jahreszeitliche Verknappung der Viehauftriebe wurde durch Transportschwierigkeiten verstrkt. Der Bedarf der Truppe konnte reibungslos gedeckt werden, doch wurde ber schlechte Qualitten geklagt. Die Fleischrationen fr die Zivilbevlkerung[174] konnten unter starker Inanspruchnahme der Khlhausvorrte erfllt werden. Die Konservenfabrikation wurde trotz der schwierigen Versorgungslage weiter gesteigert. Die Beschaffung der notwendigen Dosen bereitet so grosse Schwierigkeiten, dass, falls eine wesentliche Besserung in der Kohlenversorgung nicht eintritt, eine vorbergehende Schliessung der Fleischwarenfabriken nicht zu vermeiden sein wird. Zur Frderung der Schweineablieferung fr den Truppenbedarf wurde eine Abnahmeprmie von frs 200,- je Schweinneu eingefhrt. Die Schafpreise sind im Durchschnitt um frs 2,- je Kilo Lebendgewicht erhht worden. Die Versorgung der Wehrmacht mit Gemse und Obst bereitete zeitweise grssere Schwierigkeiten. Die vorgesehenen Mengen an Gemsesaatgut wurden trotz erheblicher Beschaffungsschwierigkeiten nach dem Reich abtransportiert. Die Lieferung von Gemse nach dem Reich ist langsam in Gang gekommen. Mit dem franz. Versorgungsministerium wurde vereinbart, dass fr das kommende Wirtschaftsjahr die Herstellung der Marmelade fr den Bedarf der Besatzungstruppe in Frankreich erfolgt; der erforderliche Zucker und die Emballagen mssen seitens der Wehrmacht zur Verfgung gestellt werden[175]. Die Weinversorgunghat sich auf der Grundlage der rationierten Mengen eingespielt[176]. Die Abwicklung der Einkufe fr das Reich und die Wehrmacht ist in gutem Fluss. Wenn Markteingriffe durch unberechtigte deutsche Stellen nicht vorgenommen werden, kann mit einer befriedigenden Abwicklung gerechnet werden.

4. Forst- und Holzwirtschaft Marktordnung Nach dem Erlass einer Bewirtschaftungsverordnung fr die festen Treibstoffe (Tankholz und Holzkohle)[177] werden nunmehr ab 1.6.42 alle forstlichen Erzeugnisse bewirtschaftet, sodass die Holzmarktordnung in den Grundzgen als abgeschlossen gelten kann. Sie gibt bereits jetzt wichtige Einblicke in alle Zweige des Holzverbrauches und macht eine zweckmssige Lenkung des aus der Erzeugung fr den zivilen Verbrauch verbleibenden Restes sowie eine gleichmssigere Versorgung der Wehrmachtsbedarfstrger mglich. Versorgung d.[er] Wehrmacht R-Industrie u.[nd] OT Nutzholz Die Erwartungen, dass nach und nach eine Verminderung des Holzbedarfes fr Rstungszwecke, direkten und indirekten Wehrmachtsbedarf und Auftragsverlagerung eintreten w rde, haben sich nicht erfllt. Die Anforderungen sind noch gewachsen, allein Januar bis Mai von r[un]d. 130 000 cbm auf r[un]d. 160 000 cbm je Monat. Damit wird trotz strkster Drosselung des zivilen Verbrauchs die Bedarfsdeckung aus eigenen Krften der franz. Forstwirtschaft zu einem grossen Problem. Es besteht allerdings der Eindruck, dass vielfach von Wehrmachtsteilen immer noch grosse Holzmengen, die in Anbetracht der Rohstofflage wichtigeren Aufgaben zugefhrt werden sollten, fr nicht unbedingt kriegswichtige Zwecke verbraucht werden. Neuerdings werden fr das Kstengebiet von den Unterkunftsverwaltungen erhebliche Holzmengen fr Einrichtung neuer Quartiere und Verbesserung der

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Einrichtung alter Quartiere angefordert.

Brennholz Die Versorgung mit Brennholz zur Beheizung der Unterknfte in der nunmehr abgeschlossenen Heizperiode konnte ohne betrchtliche Schwierigkeiten durchgefhrt werden. Versuchen zur Selbstbeschaffung von Brennholz ausserhalb der Zuteilung musste wiederholt entgegengewirkt werden, um Strungen der Gesamtregelung zu vermeiden. Die bereitgestellten Brennholzmengen wurden in einzelnen Gebieten nicht ganz verbraucht, so dass vorsorglich bereits fr den kommenden Winter Vorrte, besonders zu Gunsten der holzarmen Kstengebiete, angelegt werden knnen.

Holzausfuhr Die infolge der schlechten Witterungsverhltnisse im Januar bis Mrz nur zgernd einsetzenden Verladungen an wertvollen Rund- und Schnitthlzern in das Reich, nach Belgien und Holland sind seit April in erfreulicher Zunahme begriffen. Auch die Anlieferung der fr die Reichsbahn bestimmten Schwellen verluft wesentlich zufriedenstellenderals im vergangenen Jahr, wenn auch die fr die einzelnen Monate festgelegten Lieferkontingente immer noch nicht erreicht werden konnten.

Holzpreise Trotz der im November 1941 verffentlichten neuen Preisregelung fr Rund- und Schnitthlzer[178] sind die Preise keinesfalls als stabil zu bezeichnen. Allgemein werden die in der Preisordnung festgelegten Hchstpreise von den Erzeugern gefordert und von den Verbrauchern bezahlt, vielfach jedoch bedeutend berschritten. Die Mangellage reizt zu berhhten Preisangeboten, die vielfach von den Erzeugern aus Mangel an Achtung vor der franz. Staatsautoritt angenommen werden. Diese noch nicht abzusehende Entwicklung droht zu einer Gefhrdung der mit der Marktordnung beabsichtigten Lenkung des Holzes aller Art an die kriegs- und lebenswichtigen Bedarfszweige zu werden, indem zunehmende Holzmengen unkontrolliert verschwinden.

5. Auswrtiger Waren- und Zahlungsverkehr Zw.[ischen] Frankreich u.[nd] d.[em] Deutschen Reich Im Berichtszeitraum haben die Mitteilungen der franz. Fachministerien ber beabsichtigte Versagung der Genehmigungen zur Warenausfuhr nach Deutschland nicht nachgelassen. In Fllen, in denen die franz. Regierung trotz Vorbestellungen eine Ausfuhrgenehmigung nicht erteilen wollte, wurde, soweit an den beabsichtigten Lieferungen ein deutsches Interesse bestand, die Ausfuhr durch eine entsprechende Genehmigung der Militrverwaltung ermglicht. Die Verhandlungen ber die Erhebung der Ausgleichsabgabe (retenue de prquation) wurden durch eine Vereinbarung mit der franz. Regierung vom 14.4.42 abgeschlossen. Die Ausgleichsabgabe darf nur von dem Unterschiedsbetrag zwischen franz. Inlandpreis und vereinbartem Ausfuhrpreis erhoben werden, darf aber weder zu einer nachtrglichen Erhhung des Ausfuhrpreises noch zu einer sonstigen Behinderung der Kaufabschlsse fhren. Regelmssig wird die Hhe der zu erhebenden Ausgleichsabgabe vom franz. Finanzministerium fr jeden einzelnen Fall besonders errechnet. Die deutsche Militrverwaltung hat das Recht zu verlangen, dass die Ausgleichsabgabe fr die Ausfuhr gleichartiger Erzeugnisse nur in Form eines Vomhundertsatzes des vereinbarten Ausfuhrpreises (Pauschalierung) erhoben wird. Solange zwischen Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] und der franz. Regierung

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ber die Hhe des Vomhundertsatzes keine Einigung erzielt worden ist, darf eine Ausgleichsabgabe hchstens in Hhe des vom Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] vorgeschlagenen Vomhundertsatzes erfolgen[179]. Die Befreiung solcher industrieller Fertigerzeugnisse, die z.[ur]Z[ei]t. der Bestellung noch nicht fertiggestellt waren, von der Ausgleichsabgabe ist in die von der Deutschen Waffenstillstandsdelegation getroffene Vereinbarung bernommen worden. Zwischen Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] und der franz. Regierung wurde bereinstimmung darber erzielt, welche im franz. Zolltarif genannten Waren als industrielle Fertigerzeugnisse anzusehen sind oder nicht. Hierdurch drfte eine weitgehende Rechtssicherheit hinsichtlich der Anwendung des Begriffes "industrielles Fertigerzeugnis" erreicht worden sein. Der Debetsaldo im deutsch-franz. Verrechnungsverkehr betrug am 20.4.42 r[un]d. 1 326 Mill. RM, und zwar steht einem franz. Guthaben von 1 837 Mill. RM ein deutsches Guthaben von 511 Mill. RM gegenber. Zw.[ischen] Frankreich u.[nd] d.[en] brigen bes.[etzten] Gebieten Bedingt durch die stets steigende Warenknappheit ist der Warenverkehr zwischen Frankreich und Belgien weiter rcklufig gewesen. Der franz. Debetsaldo im Verrechnungsverkehr mit Belgien hat sich von 66 Mill. RM (Stand v. 28.2.42) auf 94 Mill. RM (Stand v. 20.4.42) erhht. Das zwischen Frankreich und Norwegen vereinbarte Warenabkommen wurde bis zum 31.8.42 verlngert. Die unausgenutzten Lieferkontingente des alten Abkommens knnen noch bis zum 31.8.42, die des neuen bis zum 30.11.42 ausgenutzt werden. Im Hinblick auf die stndig fortschreitende Verknappung von Exportgtern drfte es aber zweifelhaft sein, ob die in Aussicht genommenen Kontingente tatschlich voll in Anspruch genommen werden knnen. Die fr den Zahlungsverkehr zwischen dem besetzten franz. Gebiet und den normannischen Inseln[180] bestehenden Schwierigkeiten sollen durch die Einrichtung eines Verrechnungsverkehrs behoben werden. Die im Verrechnungsverkehr zugelassenen berweisungen sollen Zahlungen im Waren- und Kapitalverkehr umfassen. Umrechnungskurs fr das engl. Pfund ist der Wehrmachtkurs: 1 engl. Pfund = RM 9,60 = ffrs 192,-. Auf franz. Seite wird das Office des Changes, Service de Compensations, auf den normannischen Inseln eines der unter deutscher kommissarischer Verwaltung stehenden engl. Bankinstitute als Verrechnungsstelle eingeschaltet.

Zw.[ischen] Frankreich u.[nd] Elsass-Lothringen Die Warenausfuhr nach dem Elsass und Lothringen hat sich weiter verringert. Der Verrechnungsstand zwischen Frankreich und Elsass-Lothringen ergibt einen franz. Debetsaldo von 6,8 Mill. RM (Stand v. 20.4.42). Es ist anzunehmen, dass auch heute noch ein erheblicher Teil der Warenlieferungen von Frankreich nach dem Elsass und Lothringen ausserhalb des Verrechnungsabkommens, also in bar, bezahlt wird.

Zw.[ischen] Frankreich u.[nd] d.[en] brigen Lndern Die Warenausfuhr Frankreichs nach den brigen Lndern ist weiter leicht rcklufig. Im Berichtszeitraum wurden von der franz. Regierung die Ausfhrungsbestimmungen zu den mit Kroatien und Rumnien abgeschlossenen Verrechnungsabkommen erlassen[181]. Die Besprechungen ber den Warenaustausch zwischen Schweden und Frankreich konnten mit Rcksicht auf die beschrnkten Liefermglichkeiten Frankreichs nicht zum Abschluss eines
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offiziellen Verrechnungsabkommens zwischen Schweden und Frankreich fhren. Es wurde jedoch vereinbart, den gegenseitigen Warenaustausch in Form von regierungsseitig untersttzten grsseren Kompensationsgeschften (sogen.[annten] compensations groupes) zu frdern[182]. Von Schweden sollen in der Hauptsache Zellulose, aber auch Holzschliff, Zeitungsdruckpapier und Edelsthle, von franz. Seite Parfmerien, pharmazeutische Produkte, Wein und Spirituosen geliefert werden. Der Umrechnungskurs wird unter Zugrundelegung des Verhltnisses des franz. Franken zur Reichsmark festgestellt.

6. Arbeitseinsatz und Sozialfrsorge Entwicklung d.[er] Arbeitslosigkeit Die Zahl der Arbeitslosen hat sich um weitere 22 000 verringert. Am 9.5.42 wurden nur noch 74 000 Arbeitslose (21 000 M[nner] und 53 000 Fr[auen]) gezhlt. 61 000 erhielten Untersttzung, von denen 42% (25 500) ber 60 J.[ahre] alt sind. 4600 arbeitslose M[nner] sind weniger als 60 J.[ahre] alt und zum grssten Teil ortsgebunden.

Einsatz i.[n] d.[er] Land- u.[nd] Forstwirtschaft OKH hat der Einberufung von Jugendlichen zum Forstpflichtdienst[183] zugestimmt. Die Einberufung geschossener Jahrgnge ist untersagt. Der Einsatz erfolgt unter Aufsicht des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] im Bezirk C[184] sowie in den Departements Aisne, Ardennes, Gironde, Landes, Sarthe und Seineet-Marne.

Einsatz i.[m] Baugewerbe Der Arbeiterbedarf fr das Bauprogramm Westkste[185] ist weiter gestiegen. Durch den Einsatz neuer Baufirmen konnten einige 1000 Arbeitskrfte zugefhrt werden. Die Anwerbung von Spaniern aus den Arbeiterkompanien sowie von algerischen Arbeitern aus dem unbesetzten Gebiet wurde eingeleitet. Durch besondere Werbung in einzelnen Departements konnten trotz aller Schwierigkeiten 2500 Arbeiter fr die Kanalinseln verpflichtet werden.

Lohnpolitische u.[nd] Sozialmanahmen Die Forderungen franz. Arbeiter nach Lohnerhhungen haben sich weiterhin verstrkt. Die franz. Betriebe gehen immer mehr dazu ber, um nicht bei der starken Nachfrage nach Arbeitskrften ins Hintertreffen zu geraten, Locklhne durch Gewhrung von Leistungszulagen, Prmien und sonstigen schwer kontrollierbaren Zuwendungen anzubieten. Da der deutsche wie auch der franz. berwachungsapparat unzureichend ist, ist die franz. Regierung aufgefordert worden, eine straff gegliederte Organisation zu schaffen, die derartige Zuwendungen kontrolliert und gegebenenfalls bestraft. In den Paris benachbarten Departements macht sich ein starker Drang zur Arbeitsaufnahme im Stadtgebiet als hherem Lohngebiet bemerkbar. Am Himmelfahrtstag und Pfingstmontag konnte in den fr Deutschland arbeitenden Betrieben Arbeit angeordnet werden. Das franz. Produktionsministerium wurde veranlasst, im Kohlenbergbau an beiden Feiertagen Arbeit anzuordnen.

Anwerbung v.[on] Arbeitskrften n.[ach] Deutschld.

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Trotz verstrkter Propaganda sind die Anwerbungsziffern weiter zurckgegangen, wozu die seit dem englischen Luftangriff auf Paris[186] verstrkte Feindpropaganda, die in geschickter Weise die Lebensmittelkrzungen in Deutschland und die Gefahren der Luftangriffe bertreibt, nicht wenig beigetragen hat. Die aufs usserste angespannte Arbeitseinsatzlage im Reich erfordert indessen eine verst rkte Zufhrung von auslndischen Arbeitskrften auch aus Frankreich. Durch den [187] [188] Generalbevollmchtigten fr den Arbeitseinsatz , Gauleiter Sauckel , wurden Verhandlungen mit Prsident Laval und den franz. Ministerien gefhrt. Als Beitrag Frankreichs zum Schicksalskampf Europas wurden durch Gauleiter Sauckel

100 000 200 000

Facharbeiter der Metallindustrie

Krfte aus Industrie und Handwerk

50 000 sonstige Arbeitskrfte sowie das entsprechende Betreuungspersonal (rzte, Sanitter, Kche usw.)

aus dem besetzten und unbesetzten Gebiet verlangt[189]. Zur Durchfhrung dieses Planes werden durch die franz. Regierung folgende Massnahmen ergriffen: 1. Beschleunigte Stillegung aller nicht lebenswichtigen Betriebe. 2. Erhhung der Arbeitszeit. 3. Einstellung aller wirtschaftlich nicht vertretbaren Arbeiten, die durch das "Commissariat la Lutte contre le Chmage" durchgefhrt werden[190], Zufhrung der freigesetzten Arbeitskrfte bei den Werbestellen. 4. Bereitstellung von auslndischen Arbeitskrften. 5. Verstrkte Propaganda im besetzten und unbesetzten Gebiet, wobei alle Mittel moderner Propaganda-Technik von franz. Seite zur Verfgung gestellt werden. Die fr die deutsche Rstung arbeitenden Betriebe sollen einer Durchkmmung auf Facharbeiter unterzogen werden. Nur in enger Zusammenarbeit aller beteiligten Dienststellen und unter Bercksichtigung des dringlichen Bedarfs an Arbeitskrften im Reich wird es mglich sein, die vorhandenen Betriebskapazitten voll auszunutzen und gleichzeitig Facharbeiter freizusetzen[191]. Vom 24.3. bis 24.5.42 wurden vermittelt: 17 077 Arbeitskrfte (12 444 M[nner], 4 633 Fr[auen]), davon waren 14 586 (85%) Franzosen. Insgesamt wurden bis zum 24.5.42 vermittelt: 158 857 Arbeitskrfte (125 857 M und 33 000 Fr), die sich im einzelnen auf die Berufsgruppen wie folgt verteilen: Metall: 90 068, Bau: 36 216, Sonstige: 32 573.

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Sozialversicherung Fr die Sozialversicherung der Arbeitskrfte aus den Niederlanden konnte eine abschliessende Regelung unter Angleichung an die bisherige Sonderregelung fr das Baugewerbe getroffen werden. Diese Sonderregelung wurde dahin ergnzt, dass in den Niederlandenselbst neben den Geldleistungen der Krankengeldversicherung echte Sachleistungen durch die Deutsche Krankenkasse fr die besetzten niederlndischen Gebiete treten. Im besetzten Frankreich werden Sach- und Geldleistungen durch einen niederlndischen Versicherungstrger, die Zentrale Onderlinge, gewhrt[192]. Bei der Durchfhrung des Abkommens ber die Zahlung von Sozialversicherungsrenten von und nach Elsass und Lothringen[193] haben sich Schwierigkeiten ergeben, die mit den Chefs der Zivilverwaltungen[194] und den franz. Stellen bereinigt werden.

7. Bank-, Brsen- und Versicherungswesen Whrungs- u.[nd] Kreditwesen Die Notenbank wurde wieder in starkem Masse in Anspruch genommen. Der Notenumlauferhhrte sich vom 19.2. bis 23.4. um 13 Mrd frs auf 288 Mrd. frs. Die Barabhebungen der Reichskreditkasse betrugen im Mrz und April 11,5 Mrd. frs. Das Besatzungskostenguthaben der Reichskreditkasse hat sich geringfgig von RM 3 Mrd. auf r[un]d. RM 2,9 Mrd. verringert. Der Besatzungskostenvorschuss der Bank von Frankreich an den franz. Staat war am 23.4. mit 160 Mrd. frs in Anspruch genommen und wurde am 5.5. auf 169 Mrd. frs. erhht. Insgesamt wurden an Abschlagszahlungen bis zum 30.4. dem Konto der Reichskreditkasse RM 11 875 Mrd. [sic!][195] gutgeschrieben. Diese Summe hat sich inzwischen bis zum 21.5. auf RM 12,19 Mrd. erhht. Die kurzfristige Staatsschuld hat nach den vorlufigen Schtzungen des Tresors - ohne Notenbank - im Mrz 1942 mit einer Zunahme von 8 Mrd. frs die Hhe von 281 Mrd. frs erreicht; neuere Zahlen liegen noch nicht vor. Der allgemeine Betriebsmittelkredit der Notenbank an den Staat erhhte sich vom 19.2. bis 23.4. um 2,9 frs auf 68 frs. Die Einlagen bei den Bankenstiegen nur geringfgig. Dementsprechend sind dem Geldmarkt kaum neue Mittel zugeflossen. Die wenigen hereinkommenden Gelder wurden vornehmlich in Wertpapieren angelegt, da die Ansprche der Kundschaft nach wie vor gering sind. Am Kapitalmarkt belief sich die Summe der zur Zeichnung aufgelegten jungen Aktien und der Neuemmissionen auf ca 400 Mill. frs. Mit der Ausgabe der neuen steuerbegnstigten "Bons d'Epargne" mit vierjhriger Laufzeit verfolgt die Regierung das Ziel, die besonders in der gut verdienenden Landwirtschaft vorhandenen freien Mittel abzuschpfen und die dort gehorteten Banknoten zu erfassen.Z.[ur] Z[ei]t. werden Konversionen von Anleihen der Stadt Paris und des Seine-Departements im Betrage von 6,5 Mrd. frs sowie von Anleihen Marokkos und Madagaskars durchgefhrt. An die Konvertierung der beiden restlichen 412%igen Staatsanleihen mit einem Nominalbetrag von 80 Mrd. frs soll vorlufig noch nicht herangegangen werden, da sich der Kapitalmarkt erst von den letzthin durchgefhrten Konversionen erholen mu. Die vierte Bankenliste des Comit d'Organisation ist bis zur Nr. 320 nach Prfung nunmehr erschienen[196]. Die Effektendepotkasse hat einige Kategorien von Aktien zur Deponierung aufgerufen.

Brsenwesen Die Brse hat ihr Gleichgewicht wiedergefunden und arbeitet jetzt durchaus zufriedenstellend. Der Index der Aktienkurse (19.3.41 = 100) ist von 180,72 am 8.4. um 8% auf 166,38 am 13.5. gefallen. Teilweise

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mussten sogar Repartierungen des Angebots vorgenommen werden Diese gnstige Entwicklung ist eine Folge der zur Lenkung der Brse getroffenen Massnahmen. Die Umstze waren, wie in den Vormonaten, verhltnismssig gering. Der Rentenmarkt zeigte weiter eine feste Haltung. Verschiedentlich musste Material aus dem Sttzungsfonds abgegeben werden.

Versicherungswesen Die vom 15.4. bis 28.4.42 bei der Waffenstillstandsdelegation in Paris unter Beteiligung der zustndigen Dienststellen des Reiches gefhrten deutsch-franz. Versicherungsverhandlungen[197] hatten ausschliesslich elsssisch-lothringische Angelegenheiten zum Gegenstand. Deutscherseits wurde in der Sach- und Lebensversicherung die endgltige bertragung der elssischen und lothringischen Versicherungsbestnde auf die als Treuhnder eingesetzten deutschen Gesellschaften verlangt. Darber hinaus wurde das Ziel angestrebt, die Herausgabe der technischen und freien Reserven fr die zu bertragenden Bestnde, ein Abkommen ber laufende Haftpflicht- und Unfallrentenansprche elsass-lothringischer Versicherungsnehmerund mglichst auch eine endgltige Abrechnung ber die treuhnderische Verwaltung (Schden, Verwaltungskosten usw.) sowie endlich die Rckfhrung der Versicherungsgesellschaften, die vor dem Weltkriege ihren Sitz im Elsass hatten (Rhein-Mosel, Alsatia, Esca) durchzusetzen. Da nach einer inzwischen eingeholten Entscheidung des Chefs der Zivilverwaltung im Elsass die Mglichkeit entfllt, die elsssischen Versicherungsgesellschaften im Elsass in irgend einer Form weiter bestehen zu lassen und einen Bevollmchtigten der franz. Aktionre in den Aufsichtsrat zu nehmen, kann bei den bevorstehenden weiteren Verhandlungen lediglich versucht werden, den Abschluss der in grossen Zgen bereits vorliegenden Vereinbarungen fr die Sach- und Lebensversicherung unter Bereinigung der noch offenen Fragen (insbes.[ondere] Herausgabe der freien Reserven, Rckversicherung, Zinsfluss, Stichtag fr den bergang des Risikos usw.) zu erreichen.

8. Preisregelung Landwirtschaftliche Preise Die steigende Entwicklung der landwirtschaftl. Preise hlt an. Fr Raps musste eine Erhhung von 35% des Vorjahrespreises gewhrt werden; die Erzeugerpreise fr lfrchteerreichen damit allgemein die Hhe der deutschen Preise. Unter Bercksichtigung der zu Lasten des Staates gehenden Prmie bersteigen sie die deutschen Preise. So betrgt der Preis fr Schlaglein im Reich 38 RM/100 kg, in Frankreich 37,50 RM fr den Abnehmer, whrend der Erzeuger noch eine Prmie von 12,50 RM erhlt, so dass sich gegenber einem Reichspreis von 38,- RM ein Preis von 50,- RM ergibt. Neben den Preisen fr lfrchte stellen der Zuckerrbenpreis mit 525 frs/t + 100 frs Prmie = 31,25 RM gegenber einem Reichsdurchschnittspreis von 34,- RM/t sowie der Kartoffelpreis mit 125 frs/100 kg + 25 frs Prmie = 7,50 RM gegenber einem Hchstpreis von 6,50 RM im Reich Ausnahmepreise dar. Fr die knftige Entwicklung der landwirtschaftl. Preise ist die Gestaltung des neuen Weizenpreises von Bedeutung. Wird der Weizenpreis unter Bercksichtigung des als Ausnahmepreis gekennzeichneten Zuckerrbenpreises gebildet, so ist zu erwarten, dass damit bei der Zentralstellung des Weizenpreises im Gefge der landwirtschaftl. Preise die Preise fr die brigen landwirtschaftl. Produkte zwangslufig auf das Niveau der bisherigen Ausnahmepreise gezogen werden. Diese Folge tritt dann ein, wenn der Weizenpreis in Frankreich in dasselbe Verhltnis zum Zuckerrbenpreis gesetzt wird wie im Reich, wo der Zuckerrbenpreis aber kein Ausnahmepreis ist. Im Reich betrgt der Weizenpreis im Durchschnitt 20,40 RM/100 kg, also 60% des durchschnittlichen Zuckerrbenpreises von 34,- RM. Auf der Grundlage

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des Zuckerrbenpreises von 625 frs in Frankreich wrde sich danach ein Weizenpreis von 375 frs ergeben (bisher 301 frs).

Preisplanung Die bisherige Preisplanungging von folgendem Gedanken aus: Der franz. Preisstop vom 1.9.39 [sic!][198] hat die landwirtschaftl.[ichen] Preise auf einem Niveau erfasst, das massgeblich durch die Produktionsbedingungen und die Kosten der Kolonien bestimmt war. Nach weitgehender Abschneidung von den Kolonien war eine Aufbesserung der landwirtschaftl.[ichen] Preise notwendig, um den Produktionsbedingungen des Mutterlandes Rechnung zu tragen. Besonders aufgebessert werden musste der Kartoffelpreis, um einen teilweisen Ersatz fr Brot zu schaffen, und die Preise fr lfrchte, um die besonders empfindliche Fettlcke zu verringern. Es konnte davon ausgegangen werden, dass sich unter Bercksichtigung der Produktionsverhltnisse im Reich die landwirtschafl.[ichen] Preise auf einem Stand abfangen und festhalten liessen, der in einem angemessenen Abstand zum Niveau der Reichspreise lag. Diese Haltung zu den landwirtschaftl.[ichen] Preisen zwang dazu, die Auswirkungen auf die industriellen Erzeugungskosten nach Mglichkeit auszuschalten, indem durch eine schrfer gehandhabte Preisbildung und Preisberwachung alle vermeidbaren Erhhungen rechtzeitig aufgedeckt und in einzelnen Fllen Preissenkungen durchgefhrt werden sollten. Dass auch in Frankreich Preissenkungen durchaus mglich sind, hat sich auf verschiedenen Sektoren gezeigt. Die erlassene Schuhpreisregelung ist z.B. so angelegt, das sie insbes.[ondere] fr Schuhe mit Holzsohlen beachtliche Preissenkungen bringen muss. Auf dem Papiersektor steht eine Neuregelung vor dem Abschluss, die zu einer durchschnittlich 16%igen Senkung fhren kann. Bei der Regelung fr den Holzhandel, die z.[ur]Z[ei]t. noch in Bearbeitung ist, ist daran gedacht, auf Gewinnspannen f r den Holzhandel zu kommen, die gegenber den derzeitigen Preisen nicht unwesentliche Senkungen bedeuten wrden. Es ist zu befrchten, dass eine weiter ansteigende Entwicklung der landwirtschaftl.[ichen] Preise auf das Kostenbild der industriellen Produkte nicht ohne Einfluss bleibt. Die zweifellos vorhandene Tendenz zur Preiserhhung, die auf allen Gebieten wahrzunehmen ist, kann durch die Aufsicht des Mil.[itr]Bef. [ehlshabers] in ihrem Tempo verlangsamtwerden.

V. Rstungswirtschaft Die Auftragsverlagerung nach Frankreich hlt den Auslieferungen ungefhr die Waage, sodass der Auftragsbestand, der sich am 30.4.42 auf 2 402 325 000 RM beluft, nur wenig hher ist als am 28.2.42. Es wurden im Mrz und April Auslieferungen im Wert von 316 000 000 RM gemacht. Seit Beginn der Fertigung in Frankreich betrgt der Gesamtausstoss 1 650 000 000 RM. Die Zahl der R-Betriebe betrgt am 30.4.42 1108; der Personalbestand in diesen Werken beziffert sich zum gleichen Zeitpunkt auf 408 000 Kpfe. Abgesehen von den verschiedenen Bombenangriffen Anfang Mrz[199], Anfang und Ende April, bei denen insbes.[ondere] die Firma Matford in Poissy[200], sowie die Gummifabrik Goodrich, Colombes, die Telefonwerke Ericsson, Colombes, die St des Moteurs Gnme et Rhne, Gennevilliers, die Firma Cabel de Lyon, Gennevilliers und die St Gnral de Mcanique et d'Aviation, Argenteuil[201], betroffen wurden, sodass in diesen Werken die Fertigung auf mehr oder weniger lange Zeit ausfllt, sind nennenswerte Ausflle im Fertigungsablauf nicht eingetreten. Zur Wiederinstandsetzung der zerstrten bzw. beschdigten Betriebe sind 2 Wiederaufbauausschsse

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gegrndet worden, einer fr den Rstungssektor, der dem Chef des Wi R Stabes Frankreich[202] unterstellt ist, und der andere fr den Bereich der brigen franz. Industrie, der dem Mil.[itr]Bef. [ehlshaber] untersteht. In diesen Ausschssen sind die Wehrmachtteile, der G.B.K.[203], der G.B.N.[204] und jeweils Vertreter des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] in Frankreich bzw. des Chefs des Wi R Stabes Frankreich vertreten. Sie haben darber zu beschliessen, welche Werke durch die franz. Regierung wieder aufzubauen bzw. wieder instandzusetzen sind und in welcher Dringlichkeitsfolge unter Bercksichtigung des vorhandenen Materials dies zu geschehen hat. Die Wiederaufbauarbeiten werden mit allen zur Verfgung stehenden Mitteln vorangetrieben. Da es gelungen ist, verschiedene Ausweichbetriebe zu finden und Fertigungszweige der stark zerstrten Fabriken dorthin zu verlegen, wird der zuerst als sehr erheblich beurteilte Ausfall sich bedeutend verringern. So ist die normale Aufbringung von Renaultschon jetzt wieder gesichert und bei anderen Werken wird dies ebenfalls in kurzer Zeit der Fall sein. Organisatorisch ist durch den Befehl OKW/Wi R Amt vom 23.4.42[205] dem Antrag des Wi R Stabes Frankreich entsprechend die Aufstellung von neuen Rstungskommandosbzw. die Umwandlung von Aussenstellen in R-Kommandos durchgefhrt. Eine intensivere Betreuung der Fertigung und damit Verbesserung der Ausstossergebnisse wird dadurch angestrebt. Die Hauptsorgen fr den normalen Ablauf des Fertigungsprogrammes liegen in der Gefahr weiterer Bombenangriffe auf wichtige R-Betriebe und erhhter Sabotage-Ttigkeit. Daneben zwingt der immer strker werdende Mangel an Rohstoffen sowie Kohle, Hilfs- und Betriebsmitteln zu schrfsten Konzentrationsmassnahmenund insbes.[ondere] zur Stillegung aller nicht kriegs- und lebenswichtigen Fertigung. Der Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] hat zwar Herstellungs- und Verwendungsverbote entsprechend der im Reich getroffenen Massnahmen angeordnet, deren berwachung jedoch mangels des hierzu erforderlichen Personals nur in ganz geringem Masse mglich ist, so dass die Durchfhrung dieser Anordnungen nicht gewhrleistet ist.

VI. Das Verkehrswesen Eisenbahnverkehr Allgemeines Die allgemeine Betriebslagezeigt nach berwindung der Winterspitze im Verkehr eine grundlegende Entspannung; insbes.[ondere] sind die Schwierigkeiten in der Lokomotivkohleversorgung behoben. Demgegenber tritt der Transportraummangel erneut in den Vordergrund, da der vorhandene Wagenbestand nicht ausreicht, um neben den laufenden Versandaufkommen und dem Rckstau aus den Vormonaten vor allem die saisonbedingten Transporte auf dem Gebiet der Ernhrung und Landwirtschaftzu bewltigen. Im Verkehr nach dem Reich und nach Belgien machte sich der Mangel an transportfhigen Wagenstark bemerkbar. Es wurde darauf hingewirkt, die Bahntransporte, soweit mglich, nur bis Gent durchzufhren, um dort die Gter auf den Wasserweg umzuladen. Daneben wurde mit der belgischen Eisenbahn ein Abkommen erzielt, wonach zunchst fr den Versand von Weizen, Lebensmitteln und Vieh nach Belgien nicht transitfhige Wagen gestellt und angenommen werden sollen. Eine zustzliche Verknappung des Wagenbestandes ergab sich aus der Notwendigkeit, fr verschiedene vordringliche

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Lieferungen aus Deutschland (z.B. Schlammkohle, Kali) franz. Wagenraum beistellen zu mssen. Ferner bedingte das starke Aufkommen von "Perl-Transporten"[206] eine dauernde Minderung des verfgbaren Bestandes an transitfhigen G-Wagen[207]. Besonders hohe Ausflle der Wagengestellung ergaben sich wieder im Bezirk Nancy[208].

Wehrmachttransporte Bewegungen und Einzeltransportewurden im Rahmen der Verlegungen von Ost nach West und umgekehrt in steigendem Umfang gefahren, in das Reich im allgemeinen planmssig, aus dem Reich mit Versptungen. Nachschubverkehr gegenber dem Vormonat weiterhin steigend, trotzdem im allgemeinen glatte Abwicklung. Auch Binnenverkehr anhaltend lebhaft, in der Leermaterialgestellung teilweise Schwierigkeiten. Im Rahmen des Pferdetransportprogrammes des O Qu West wurden vom 12. bis 16.5. 2400 Pferde von Frankreich nach Holland gefahren. Abschubverkehr in gleichbleibender Hhe wie im Vormonat. Leermaterialmangel in einigen Bezirken wurde durch Zufhrung aus anderen Bezirken behoben. Der Nachschub nach dem Osten aus dem besetzten Westen weiterhin stark wachsend. Wenn im Baustoffverkehr das Soll nicht in voller Hhe gefahren wurde, wurden doch alle Anforderungen der Bedarfstrger erfllt, im Bereich der W.Trsp.Ltg.-Paris[209] trat dabei im Mai noch eine Steigerung des Verkehrs um 25% ein. Auch im Kohlenverkehr konnte allen Wagenanforderungen entsprochen werden. Betriebsstrungen durch Eisenbahn, Feindeinwirkung und Sabotage waren bald behoben, auch bei der zweimaligen Entgleisung des SF 906 zwischen Mezidon und Caen[210]. Bedauerlich sind die dabei eingetretenen tdlichen und schweren Verletzungen[211]. Die beiden Sabotageakte hatten weitgehende Sicherungs- und Strafmassnahmen zur Folge[212].

Wehrmachtreiseverkehr Der Wehrmachtreiseverkehr verlief, auch an Ostern und Pfingsten, trotz steigender Zahlen an diesen Tagen normal. Seit dem Fahrplanwechsel am 4.5.42verkehren die im 13. SF-Verzeichnis[213] und seinem Anhang aufgefhrten Zge. Durch Verlegung von Ostdivisionen in das besetzte Westgebiet[214] ist ein geringes Anwachsen der Betreuungsfahrten nach Paris festzustellen. In den D-Zgen schwanken die Besetzungszahlen (durchschnittlich 90 bis 100%).

Einsatz d.[er] Eisenbahntruppen Die deutschen Eisenbahnbaukompanienwaren zu Nacharbeiten an Gleisanlagen im Bezirk Bordeaux, zum Bau von Eisenbahngeschtzstellungen, zum Umbau eines Bahnhofs im Bezirk Paris-Nord und Ausbau des Abstellbahnhofs in Rennes eingesetzt. Die franz. Eisenbahnbau- und Pionierkompanien waren weiterhin zur Untersttzung franz. Zivilfirmen bei der Wiederherstellung von Eisenbahnbrcken und Strassenbehelfsbrcken eingesetzt.

Wirtschaftlicher Transportbedarf Bei der Bedeutung der Lieferungen fr das Reich sowie der Sicherstellung der Ernhrung fr die Zivilbevlkerung und die Besatzungstruppen ist den Transporten des landwirtschaftlichen Sektors

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besondere Vorsorge zuteil geworden. Der Vorrang wurde durch bernahme fast aller wichtiger Gter wie: Dngemittel, Smereien, Saatkartoffeln, Weizen, Frischgemse, landwirtschaftliche Maschinen, Schlacht- und Weidevieh, Flachs sowie von Hafer, Heu und Stroh fr den Wehrmachtbedarf in Dringlichkeitsstufe 1 des Transportplanes gesichert. Demzufolge wickelten sich diese Transporte - soweit berhaupt Wagenraum beschafft werden konnte - in zufriedenstellender Weise ab. Bei den Stickstoff-, Thomasmehl-[215] und Superphosphatlieferungen sowie den Sendungen von Weizen und Saatgut wurde eine Sonderregelung notwendig, nach der im Laufe der Monate Mrz/April Wagen mit Vorrang vor anderen Gtern der Dringlichkeitsstufe 1 gestellt wurden. Die Weintransporte aus dem besetzten und unbesetzten franz. Gebiet nach dem Reich sollen, z.T. durch Verlagerung auf den Wasserweg, gesteigert werden. Die Abfuhr von Grubenholz nach den Nord-Departements luft nunmehr befriedigend; das Liefersoll wurde erfllt. Es wird angestrebt, die Anlieferungen weiter zu verstrken, um eine Vorratsbildung auf den Gruben zu ermglichen. Zu Gunsten der Dngemittelversorgung der Landwirtschaft mussten mehrere Wochen wichtige Transporte der gewerblichen Wirtschaft einer starken Drosselung unterzogen werden. Dies betraf vor allem die Sodalieferungen aus dem Raum Nancy, ferner die Transporte von Walzwerkerzeugnissen, keramischen Produkten und Baumwollwaren. Seit Mitte Mai knnen jedoch auch diese Gtergruppen wieder besser bercksichtigt werden.

Binnenschiffahrt Die Binnenschiffahrt wurde nach berwindung der Frostperiode sofort in verstrktem Masse zur Entlastung der Schienentransporte eingespannt. Die Zusammenballungen an Schiffsraum im Norden und ihm Seinegebiet lockerten sich daher in kurzer Zeit auf. Insbes.[ondere] hat die Zahl der im Liller Bezirk angesammelten Schiffe trotz verstrkten Aufkommens an leeren Fahrzeugen durch Steigerung der Kohleverladungen stndig abgenommen. Bis Ende Mrz wurden ausserdem nahezu 100 Khne zustzlich mit Kohle aus dem Norden nach dem Gebiet von Nancyabgesandt. Aus dem nordfranz. Kohlenbecken wurden insgesamt 199 490 t Kohle durch die Schleuse Cantimpr bei Cambrai[216] in Richtung Sden geschleust. Die Rckladung (vorwiegend Erze und Baustoffe) durch die gleiche Schleuse betrug 242 300 t. Die aus dem Pariser Raum und aus Rouen[217] in Richtung Gent transportierten Erzmengen beliefen sich auf 98 680 t. Im Bezirk Rouenund Parisentwickelte sich der Kahnraumanfall zufriedenstellend, sodass die berlagernahme der auf dem Bahnwege ankommenden Erze und Abbrnde fr Gent verringert werden konnte. Der Umschlag in Gent wickelte sich reibungslos ab; als Rckfracht nach Frankreich wurden Baustoffein ausreichendem Mass angedient. Dagegen mangelte es in Strassburg[218] an Rckladung, so dass es zu unliebsamen Leerkahnansammlungen kam. Es wurden daher zunchst 60 leere Schiffe nach Nancy zurckbeordert, um die Versorgung dieses Gebietes mit Kahnraum weiter zu verbessern. Im brigen wurde darauf hingewirkt, dass der in Strassburg zeitweise brach liegende Schiffsraum fr die Kalitransporte aus dem Elsass ausgenutzt wird. Der Verkehr auf der Rhnekonnte den Wasserverhltnissen entsprechend wieder aufgenommen werden. Zum Versand gelangten insbes.[ondere] Phosphate und Erdnsse ab Marseille[219] sowie Bauxitab Lyon[220].

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Seeschifftransporte Die Antransporte von Rubioerzen und Fluspat im Pendelverkehr zwischen Nordspanien und den franz. Atlantikhfen vollzog sich bei gesteigerter Leistung durch Beschleunigung der Schiffsumlaufzeiten ohne Zwischenflle. Im Mrz konnte als bisherige Hchstleistung eine Gesamtmenge von r[un]d. 71 400 t Erz erzielt werden. Dabei wurde der Hafen Nantes[221] mit Rcksicht auf den krzeren Weitertransport auf der Schiene nach Mglichkeit strker bedient. Im Mittelmeerverkehr wurde das Liefersoll von Phosphaten aus Nordafrika und Erzen aus Westspanienwegen zeitweiligen Schiffmangels nicht ganz erfllt; dagegen konnten nordafrikanische Erze vermehrt, z.T. ber Plan abgewickelt werden. Die Orangentransporte aus Westspanien wickelten sich im vorgesehenen Rahmen verhltnismssig stark ab. Seit Beginn der Kampagne wurden r[un]d. 168 000 t auf dem Seewege angebracht und mit der Bahn nach Deutschland gefahren. Die Zahl der Schiffsanknfte aus bersee[222] zeigte gleichfalls eine Steigerung; der Umschlag vollzog sich reibungslos und ohne Feindeinwirkung.

Nutzkrafwagenverkehr Allgemeines Die Verknappungserscheinungen auf allen Gebieten des Strassenverkehrs haben weitere Einschrnkungsmassnahmenerzwungen. Demgegenber standen erhhte Anforderungen auf Gestellung von Kfz durch Wehrmacht und Hilfsorganisationen und gesteigerter Transportraumbedarf der Wirtschaft, die nicht mehr alle befriedigt werden konnten. Der franz. Wirtschaft mussten neuerdings Lkw zu Gunsten militrischer Einheiten entzogen werden. Daneben gehen die kurzfristigen Anmietungen fr Wehrmachtteile und Hilfsorganisationen, die durch Stillegung eigener Kfz immer mehr auf diesen Ausweg hingewiesen werden [weiter]. In gewissen Departements hat der Transport von Grubenholz, der mit grsster Dringlichkeit behandelt wurde, einen grossen Teil des zur Verfgung stehenden Transportraums beansprucht. Ersatzweise hat man zur Bahnhofsrumung und zum Entladen von Kanalschiffen auf Pferdefuhrwerke zurckgegriffen. Diese Ausweichmglichkeit wurde aber in letzter Zeit durch grssere Aushebung von Pferden fr die deutsche Wehrmacht stark vermindert.

Generatorfahrzeuge Der immer dringenderen Nachfrage nach Generatorfahrzeugen seitens der deutschen Wehrmacht und der franz. Wirtschaft konnte nur in sehr beschrnktem Umfange entsprochen werden. Trotz Bemhungen der Generatorindustrie zieht sich wegen Mangels an Rohmaterial die Erfllung der Auftrge oft monatelang hin. Zudem beginnt der Ausweichtreibstoffmarkt empfindlich knapp zu werden, so dass in Blde zur Zwangsbewirtschaftung der Tankholzbestndebergegangen werden muss. Besonders bei Generatorfahrzeugen macht sich der weiter ansteigende lmangel nachteilig bemerkbar; der Verschleiss der Fahrzeuge steigt bedenklich, so dass insbesondere angesichts der stockenden Versorgung mit Ersatzteilen der Zustandder im besetzten franz. Gebiet verkehrenden und noch vorhandenen Lkw als sehr mangelhaft bezeichnet werden muss. Die Reifenversorgung ist weiterhin ungengend; die Entreifungsaktion stilliegender Kfz mu erst in grsserem Umfange durchgefhrt werden, um befriedigende Ergebnisse zeitigen zu knnen.

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Statistische Erhebung Zur Erfassung des Gesamtbestandes an Kfz wurde eine statistische Erhebung ber die im besetzten Gebiet vorhandenen und zugelassenen Kfz (nach Fahrzeuggattung, Antriebsart und Nutzlast untergeteilt) veranlasst; ebenso wurde die Zahl der im deutschen Interesse verkehrenden Kfz festgestellt.

Verkehrskontrolle Das im deutschen und franz. Interesse verkehrende Pkw-Kontingent ist wieder betrchtlich gekrztworden. Verkehrskontrollen durch gemischte Streifen (deutsche Feldgendarmerie und franz. Polizei) berwachen die Einhaltung der Einschrnkungsvorschriften und haben besonders im Stadtgebiet von Paris eine grssere Anzahl von Strafverfahren und Beschlagnahmefllen nach sich gezogen.

Personennahverkehr Im Personennahverkehr werden in den Landbezirken etwaige Parallellinien von Eisenbahn- und Omnibusverkehr zu Ungunsten der Omnibuslinien beseitigt.

Pariser Untergrundbahn Einer fast 50%igen Zunahme der Fahrgste (Vergleichsjahr 1938) steht eine Verminderung der Betriebsleistungen um 18,4% und des Stromverbrauches um 27,5% gegenber. Infolge der gnstigeren Energieversorgung in den Frhjahrsmonaten konnte ein Teil der aufgelassenen Haltepunkte wieder erffnet und der Sonntagsverkehr verdichtet werden.

Omnibusverkehr Die Fahrzeiten fr die Omnibusse sind mit Rcksicht auf die spter einsetzende Dunkelheit verkrzt worden; dadurch wurde die Zahl der verkehrenden Omnibusse um ca 50 verringert, von denen ein Teil Einheiten der Wehrmacht zur Anmietungberlassen werden konnte.

Strassenbau Der Strassenzustand der militrisch wichtigen Durchgangsstrassen ist im allgemeinen gut. Auf der Autobahn Paris-West wurden zum Schutz gegen feindliche Luftlandungen Stangen aufgestellt.

Brckenbau Im Brckenbau wurden fr die drei Militrverwaltungsbezirke fest umrissene Bauprogramme aufgestellt, die auf gengend begrndeten Antrag der FKn[223] hin erweiterungsfhig sind. Die durch den Winter unterbrochen gewesenen Bauarbeiten sind wieder in Gang gebracht. Der Mangel an geeigneten Facharbeitern - im Bezirk C[224] fehlt es im besonderen an Maurern, Steinmetzen und Pflasterern - verhindert jedoch vielfach das Einhalten der vorgesehenen Fertigstellungstermine.

Baustoffe Zur Befriedigung des dringendsten Bedarfes des Strassenbaues sind 3000 t Strassenbauteer fr den Zeitraum von April 1942 bis Mrz 1943 freigestellt worden. (Fr Bezirk A[225] jeweils die Hlfte und die Bezirke B[226] und C jeweils etwa 14). Bei der Verteilung werden insbesondere die

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Kstendepartements bercksichtigt werden.

Zementmarkt Auf dem Zementmarkt hat sich die Lage durch Freiwerden grsserer Kohlenmengen soweit gebessert, dass die Bedrfnisse fr die dringendsten Brckenbauten im April zum grossen Teil und im Mai nahezu vollstndig befriedigt wurden. Schwierigkeiten bestehen infolge Mangels an Arbeitskr ften in der Beschaffung von Bauholz. Der Einsatz der franz. Pioniere wirkt sich dabei insofern gnstig aus, als diese ihr Bauholz selbst beschaffen. Weitere Mengen werden - ebenso wie Baueisen - durch den Abbruch berflssig gewordener Behelfsbrcken gewonnen.

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Der Militrbefehlshaber in Frankreich 100 Ausfertigungen 49. Ausfertigung

Geheime Kommandosache

Anlagen zum Lagebericht fr die Monate April/Mai 1942

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Anlagenverzeichnis.

1.) Einsatzgliederung der dem Mil.[iltr]Bef.[fehlshabers]i.[n]Fr[an]kr.[eich] unterstellten Stbe und Einheiten. 2.) Einsatz der Feld- und Kreiskommandanturen. 3.) Einsatz der L[an]d[es]s.[schtzen]-Reg[imen]t.-Stbe und Departements-Bat[ail]l[on]e. 4.) Einsatz der Frontstalags, Internierungslager und Wachbat[ail]l[on]e. 5.) bersicht ber Anzeigen. 6.) bersicht ber beschlagnahmte oder sichergestellte Gegenstnde. 7.) bersicht ber Beutematerial. 8.) Arbeitsbericht des Deutschen Roten Kreuzes. 9.) Verzeichnis der wichtigsten im "Journal Officiel" verffentlichten franzsischen Gesetze. 10.) Verzeichnis der anzeigepflichtigen Krankheiten innerhalb der Zivilbevlkerung des besetzten franz. Gebietes. 11.) Zustandsbild der vorgestellten weiblichen Arbeitskrfte in Paris. 12.) Tierseuchenbestand im besetzten franz. Gebiet.

[1]

Carl-Heinrich von Stlpnagel. 49. Exemplar von 100 Ausfertigungen, das dem Verteiler nach an den Verwaltungsstab ging. Generalstab des Heeres/Generalquartiermeister.

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Wehrmachtfhrungsstab/Quartiermeister. Unterschrift: [Carl-Heinrich] von Stlpnagel. Vgl. hierzu den Verteiler zum Lagebericht November 1940. Oberkommando des Heeres. Generalquartiermeister Eduard Wagner. Oberkommando der Wehrmacht. Wehrmacht-Fhrungsstab/Quartiermeister.

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Adjudantur Chef des Generalstabs des Heeres. Zentralabteilung im Generalstab des Heeres. Operationsabteilung. Organisationsabteilung. Chef des Heeres-Nachrichtenwesens. Chef der Heeresrstung und Befehlshaber des Ersatzheeres Friedrich Fromm. Friedrich von Rabenau. Amt Ausland-Abwehr. Propaganda-Abteilung. Verbindungsoffizier zur franzsischen Regierung. Major Karl Schuchardt. Oberquartiermeister West Josef Windisch. Wehrwirtschafts- und Rstungsstab Frankreich. Hherer Nachrichtenfhrer Frankreich Friedrich Kersten. Vormals Eisenbahntransportabteilung Paris. Ernst Schaumburg. Hherer SS- und Polizeifhrer im Bereich des Militrbefehlshabers in Frankreich Carl-Albrecht Oberg.

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Carl-Albrecht Oberg (1897-1965). SS-Obergruppenfhrer und General der Polizei. 1914/18 Kriegsteilnahme, 1916 nach Kampf an der Westfront Eisernes Kreuz I. und II. Klasse. 1920 Teilnahme am Kapp-Putsch. 1921 Geschftsfhrer der Organisation Escherich in Flensburg, danach Geschftsmann. 1934 SS-Obersturmbannfhrer, 1935 SS-Standartenfhrer und Aufnahme in den SD, 1939 Reichssicherheitshauptamt. 1939 Polizeiprsident von Zwickau, 1941 SS- und Polizeifhrer in Radom. Mrz 1942 SS-Brigadefhrer. Mai 1942 Hherer SS- und Polizeifhrer in Frankreich. 1944 SS-Obergruppenfhrer und General der Polizei. 1945 verhaftet, 1946 an Frankreich ausgeliefert, 1954 vom Pariser Militrtribunal zum Tode verurteilt, durch Gnadenerla zunchst zu lebenslnglicher Haft, dann auf 20 Jahre Zwangsarbeit reduziert, 1962 begnadigt und nach Deutschland entlassen. Zur Ernennung vgl. BA-MA (Freiburg) RW 35/617, Bl. 5-8: Der Fhrer und Oberste Befehlshaber der Wehrmacht, OKW/WFSt/Qu (Verw.) Nr. 383/42, F hrerhauptquartier, 9. Mrz 1942, gez. Adolf Hitler. Abgedruckt in: Regina M. DELACOR, Attentate und Repressionen, Dokument Nr. 93.
[28]

Gerd von Rundstedt. Armeeoberkommandos. Kommandierender Admiral Frankreich Otto Schultze. Friedrich-Carl Hanesse.

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Militrbefehlshaber in Belgien und Nordfrankreich Alexander von Falkenhausen.

Am 18. April 1942 kehrte Pierre Laval an die Spitze der Vichy-Regierung zur ck. Ptain verlieh ihm den neu geschaffenen Titel eines Regierungschefs (Chef du gouvernement). Au erdem bernahm Laval das Innen- und Auenministerium. Whrend Justizminister Joseph Barthlemy im Amt blieb, bernahm Pierre Catahla anstelle von Yves Bouthillier das Finanzressort und Abel Bonnard von Jrme Carcopino das Erziehungsministerium. Ren Bousquet wurde zum Generalsekretr fr die Polizei ernannt. Obwohl der bisherige Regierungschef, Admiral Darlan, mit seiner Politik gescheitert war, blieb er als Marineminister weiter Mitglied der Regierung. Mit der R ckkehr Lavals, die auf deutschen Druck erfolgte, begann eine neue Phase der Politik der Kollaboration.
[33]

In der Zeit vom 8. bis 18. Mai 1942 wurden von deutschen Truppen unter der F hrung von Generalfeldmarschall von Manstein Kertsch und die Halbinsel Krim erobert.
[34]

Fritz-Erich von Lewinski, genannt von Manstein (1887-1973). Generalfeldmarschall. 1900 Eintritt in das Kadettenkorps. 1914/18 Kriegsteilnahme als Offizier. bernahme in die Reichswehr, 1931 Oberstleutnant, 1938 Generalleutnant. 1939 als Generalstabschef der Heeresgruppe A Entwurf des Angriffsplans im Westen (Sichelschnitt-Plan). 1940 General der Infanterie. 1941 Oberbefehlshaber der 11. Armee. Nach der Eroberung der Krim im Juli 1942 Generalfeldmarschall und Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Don. 1944 nach Auseinandersetzung Entzug seines Kommandos durch Hitler. 1945 in britischer Kriegsgefangenschaft. 1949 zu zwlf Jahren Haft wegen unmenschlicher Behandlung russischer Kriegsgefangener verurteilt. 1953 entlassen. Berater der Bundesregierung beim Aufbau der Bundeswehr.
[35]

Nach dem Erfolg der sowjetischen Gegenoffensive vom Dezember 1941 war es den deutschen Truppen im Januar 1942 durch Rckzug auf die "Winterstellung" unter groen Verlusten gelungen, die Lage an der Ostfront bis zum Beginn der Schlammperiode im April 1942 zu stabilisieren. Nach dem Scheitern der sowjetischen Grooffensive bei Isjum am Donez und dem Ende der Kesselschlacht s dlich von Charkow (17.-28.5.1942) trat die Heeresgruppe Sd im Gegenzug zur Sommeroffensive mit dem Ziel Don-Stalingrad und dem kaukasischen Erd lgebiet an. Einen Monat vor Beginn der japanischen Luftoffensive gegen Burma, Indien und Ceylon hatten die Briten im Mrz 1942 Burma gerumt. Mit der Eroberung von Mandalay (Burma) am 2. Mai 1942 war Indien unmittelbar bedroht und zugleich in China die Regierung Chiang Kai-sheks vom britischen Nachschub abgeschnitten.
[36]

Nach dem Beginn des Krieges gegen die USA verzeichneten deutsche U-Boote zun chst groe Erfolge gegen die Schiffahrt an den amerikanischen Ksten, im Westatlantik, der Karibischen See und im Golf von Mexiko. Im Golf von Bengalen bernahm zur gleichen Zeit Japan vorbergehend die Seeherrschaft. Die britische Fernostflotte im Indischen Ozean entging nur durch eine Verbindung von gnstigen Umstnden der Zerstrung durch die berlegene japanische Trgerluftwaffe und mute schlielich nach Ostafrika zurckgezogen werden. Nach einem japanischen Vorsto gegen die Philippinen und Niederlndisch-Indien wurde Manila am 2. Januar 1942 eingenommen; US-Streitkr fte kapitulierten auf Luzon; die Inselfestung Corregidor vor Manila fiel schlielich am 9. April 1942. Infolge von Angriffen auf NiederlndischIndien und der Besetzung der Inseln Celebes und Borneo (23.1.942) wurden die britischen, amerikanischen und niederlndischen Seestreitkrfte im indonesischen Raum in mehreren Seegefechten vernichtet. Die Japaner landeten auf Java (27.2.1942), besetzten die Molukkeninseln Amboina und Ceram sowie Niederl ndisch- und Portugiesisch-Timor (20.2.1942). Damit erhielten sie Luftbasen zum Angriff auf Australien. Es folgten ein schwerer Bombenangriff auf Port Darwin in Nordaustralien (19.2.1942) und weitere Luftangriffe auf australische H fen und Stdte im Mrz und April 1942. Vom 7.-15. Februar 1942 wurde Singapur erobert. In Ozeanien fanden weitere K mpfe statt sowie Angriffe auf den BismarckArchipel, Neu-Guinea und die Inselgruppen der Salomonen. Das japanische Vordringen nach Sden wurde schlielich am 4.-8. Mai 1942 bei der Seeschlacht im Korallenmeer gestoppt.
[37] [38]

Am 5. Mai 1942 landeten britische Truppen auf Madagaskar.

[39]

Admiral Leahy verlie Vichy am 1. Mai 1942. Zuvor war er noch am 27. April von Ptain empfangen worden und hatte seinen Antrittsbesuch bei Laval gemacht. Der franz sische Staatschef betonte dabei die Unabh ngigkeit Frankreichs gegenber Deutschland und begrndete seinen Willen zur Zusammenarbeit mit dem Reich damit, da er auf einen Sieg Deutschlands setze. Er werde jedoch seinerseits nichts unternehmen, was einen Bruch der Beziehungen zwischen Frankreichs und den Vereinigten Staaten provozieren knne. Zum Gesprch vgl. ADAP, Serie E: 1941-1945, Bd. II: 1. Mrz bis 15.

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Juni 1942, S. 286-288: Telegramm Nr. 1754 des Gesandten Schleier an das Auswrtige Amt, Paris, 28. April 1942. Auf die Landung britischer Truppen auf Madagaskar reagierte die franz sische Regierung mit dem Befehl zum bewaffneten Widerstand. Bereits am 1. Januar 1942 hatte P tain in seiner Neujahrsansprache betont, da sich Frankreich als europische See- und Kolonialmacht mit zivilisatorischem Auftrag verstehe und keinen Zweifel an seiner Entschlossenheit zur Verteidigung des Kolonialreiches gelasse, vgl. Philippe P tain. Discours au Franais, dition tablie par Jean-Claude BARBAS, Paris 1989, S. 211-217.
[40]

Henri Honor Giraud (1879-1949). General Ausbildung in Saint Cyr 1900, dann bei Infanterie. 1914 Verwundung und Gefangennahme, Flucht aus deutscher Gefangenschaft. 1922 bis 1926 Teilnahme am Rif-Feldzug, bis 1933 in Marokko. 1936 Kommandant des Militrbezirks Metz. 1939/40 Chef der VII. Armee. Mai 1940 Kommandeur der IX. Armee, in deutsche Gefangenschaft geraten. April 1942 Flucht ins unbesetzte Frankreich, dann im November 1942 nach Algerien. bernahme des zivilen und militrischen Oberbefehls in Nordafrika. Mai 1943 Prsident des franzsischen Komitees der nationalen Befreiung zusammen mit Charles de Gaulle und Oberbefehlshaber der franz sischen Streitkrfte. Ende 1943 Rcktritt und bis 1948 Vizeprsident des Obersten Kriegsrats.
[41]

Giraud war am 17. April 1942 aus deutscher Gefangenschaft aus der Festung K nigstein in Sachsen geflohen. Vom 21. bis 25. April hielt er sich in der Schweiz auf und begab sich anschlie end in das unbesetzte Frankreich. Am 29. April wurde er von Ptain in Vichy empfangen. Auf deutschen Druck hin sollte Giraud zur freiwilligen R ckkehr in deutsche Kriegsgefangenschaft bewegt werden. Die geplante Verhaftung und Auslieferung wurde jedoch von Botschafter Abetz bei seinem Treffen mit Laval, Darlan und Giraud am 2. Mai 1942 in der N he der Demarkationslinie in Moulins verhindert. Es kam in der Folge zu einer scharfen Kontroverse zwischen dem Chef des OKW, General Keitel, und Reichsauenminister von Ribbentrop. Das OKW kndigte Konsequenzen fr Franzosen in deutscher Kriegsgefangenschaft an. Otto Abetz wurde wenig spter von seinem Posten als Botschafter in Paris fr mehrere Monate suspendiert.
[42]

Auf Weisung Hitlers wurde den sich in deutscher Kriegsgefangenschaft befindenden Franzosen die bis dahin gewhrten Erleichterungen und Vergnstigungen entzogen. So sollten knftig Einzelentlassungen, Frsorgemanahmen und Besuche durch Familienangehrige untersagt werden. Vgl. ADAP, Serie E, Bd. II, S. 323: Telegramm des Chefs des OKW, Keitel, an das Auswrtige Amt, 6. Mai 1942.
[43] [44]

Bei dem Treffen im Mai 1942 zwischen Fritz Sauckel und Pierre Laval in Paris verlangte der neuernannte Generalbevollmchtigte fr den Arbeitseinsatz (GBA) die Bereitstellung von 350 000 franz sischen Arbeitern. Als Gegenleistung stellte er die Beurlaubung von 50 000 kriegsgefangenen Landwirten f r 150 000 Facharbeiter in Aussicht. Vgl. ADAP, Serie E, Bd. II, S.393: Telegramm Nr. 2114 von Abetz an Unterstaatssekret r Luther, 21. Mai 1942. Martin Luther (1895-1945). Diplomat. Mitarbeiter der "Dienststelle Ribbentrop". 1938 Eintritt in den Diplomatischen Dienst. 1939 Vortragender Rat und Leiter der Abteilung Deutschland. 1940 Gesandter und Ministerialdirigent. 1. Kl. 1941 Unterstaatssekretr. 1943 entlassen. Vgl. dazu auch die Meldungen: Vorlufig keine Brotkrzung in Frankreich. Ministerrat in Vichy - Entscheidung Lavals, in der Pariser Zeitung vom 26.4.1942 bzw. Sur la proposition de M. Pierre Laval La Ration de Pain ne sera pas rduite, des Paris-Soirvom 27.4.1942.
[45] [46]

Vgl. dazu auch die Meldungen des Petit Parisien vom 24.4.1942 bzw. des Paris-Soir, der am 25.4.1942 unter der Rubrik "Ravitaillement" meldete: "Les restriction sur la consommation du vin sont att nues". Am 29.5.1942 kndigte Paris-Soir an, da mit Blick auf die bevorstehende Ernte "un supplment de vin pour les agriculteurs" gewhrt werde. Johanna von Orlans (1410/12-1431). Franzsische Nationalheldin. Aus begterter Bauernfamilie stammend, glaubte sie seit dem 14. Lebensjahr durch "Stimmen" zum Kampf gegen die Engl nder im Hundertjhrigen Krieg berufen zu sein. Mit Genehmigung des spteren franzsischen Knigs Karl VII. fhrte sie in Mnnerkleidung und bewaffnet das franzsische Heer, dem die Befreiung des von den Englndern eingeschlossenen Orlans gelang. Der glnzende Sieg von Patay machte die Krnung Karls VII. im bis dahin im englischen Einflubereich gelegenen Reims im Jahre 1427 mglich. Am 23. Mai 1430 fiel Jeanne d'Arc bei Compi gne in burgundische Gefangenschaft und wurde an die Engl nder ausgeliefert. In Rouen wurde sie im Februar 1431 der Zauberei und Ketzerei angeklagt. Sie verteidigte sich standhaft, unterzeichnete aber angesichts des Feuertodes am 24. Mai eine Abschw rungsformel. Daraufhin wurde sie zu lebenslanger
[47]

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Haft verurteilt. Sie widerrief ihre Lossagung und wurde verbrannt. 1456 wurde sie in einem neuen Proze rehabilitiert. Im Jahre 1909 erfolgte ihre Selig-, am 30. Mai 1920 ihre Heiligsprechung. Ihre Lebensgeschichte lieferte schon frh den Stoff dichterischer Gestaltung und wurde zu einem bedeutenden Thema der Weltliteratur. In Frankreich wurde sie vor allem als Trgerin des nationalen Gedankens gefeiert, die das franzsische Wesen personifizierte. Am 10. Mai 1942 wurde in ganz Frankreich der Jeanne-d'Arc-Tag feierlich begangen. P tain und Regierungsmitglieder nutzten die Gelegenheit, um an die Einheit der Franzosen zu appellieren. Vgl. die Rede Ptains, abgedruckt in: Philippe PTAIN, Discours aux Franais, S. 254-256.
[48] [49]

Nachrichtendienst. Geheime Feldpolizei.

[50]

Im Unterschied zu den Bomberverbnden der Royal Air Force war die 8. amerikanische Luftflotte zu diesem Zeitpunkt noch nicht einsatzbereit. Nachdem die Aufstellung am 28. Januar 1942 befohlen worden und Generalmajor Eaker am 20. Februar 1942 in Grobritannien eingetroffen war, wurden die ersten Maschinen und Besatzungen am 23. Juni 1942 auf dem Luftweg ber Neufundland und Grnland nach Schottland berfhrt. General Spaatz, der am 5. Mai 1942 zum Befehlshaber der Luftflotte ernannt worden war, traf am 18. Juni 1942 mit seinem Stab in Grobritannien ein und errichtete sein Hauptquartier in Bushy Park im Nordwesten von London. Der erste Einsatz, noch mit britischem Jagdschutz, erfolgte am 17. August 1942 gegen den Verschiebebahnhof von Rouen-Sotteville (vgl. den Lagebericht von Juni/September 1942, II 2, Schule und Kultur). Aufgrund unterschiedlicher Auffassungen ber Taktik und Einsatzmglichkeiten schlugen Amerikaner und Briten schon bald getrennte Wege ein: Whrend die RAF in der Regel in der Nacht mit Flchenbombardements Stdte angriff, flogen die Amerikaner zunchst im Vertrauen auf die starke Abwehrbewaffnung der "Fliegenden Festungen" (B-17) bei Tag Przisionsangriffe gegen militrische bedeutsame Einrichtungen und Rstungsziele.
[51]

Ira C. Eaker (1896-1987). Generalmajor. 1917 Leutnant der Infanterie. 1920 Wechsel zum Air Service der US-Army. 1940 Befehlshaber der 20. Jagdgruppe in Hamilton, Calif. Im Januar 1942 mit der Organisation des 8. Bomber Command beauftragt. Dezember 1942 Kommandierender General der in Gro britannien stationierten 8. USAAF. 1944 Oberbefehlshaber der Mediterranean Allied Air Forces. Im April 1945 Stellvertretender Befehlshaber der US-Army Air Forces und Chief of the Air Staff. 1947 Entlassung als Lieutenent General. Carl A. Spaatz (1891-1974). General. 1914 Absolvent der Milit rakademie. 1916 Wechsel zur First Aero Squadroon in Mexico. 1917/18 Kriegsteilnahme in Europa. 1920 Major. 1935 Oberstleutnant. 1940 Militrischer Beobachter whrend der "Luftschlacht um England". Oktober 1940 Brigadegeneral und Assistant to the Chief of Air Corps. Juli 1941 Chief of the Air Staff im Army Air Force Headquarter. Januar 1942 Generalmajor und Chief of the Army Air Force Combat Command in Washington. Mai 1942 Commander der 8. USAAF in Grobritannien. Juli 1942 Kommandierender General. Dezember 1942 Oberbefehlshaber der 12. USAAF in Nord-Afrika. M rz 1943 Generalleutnant und stellvertretender Befehlshaber der Mediterranean Allied Air Forces. Januar 1944 Befehlshaber der US Strategic Air Forces in Europe. Juni 1945 General und Oberbefehlshaber der US Strategic Air Forces im Pazifik. Februar 1946 Oberbefehlshaber der Army Air Forces. September 1947 erster Chief of Staff der neuformierten US-Air-Force. 1948 Entlassung im Rang eines Generals. Departement Seine-et-Oise. Die Luftangriffe vom 29./30. Mai richteten sich insbesondere gegen Fabrikanlagen, die fr die deutsche Rstung arbeiteten.
[52] [53]

Departement Meurthe-et-Moselle. Vgl. Monatsbericht Februar/Mrz 1942, I. Nhere Einzelheiten nicht ermittelt. Departement Seine-Infrieure. Anschlag auf einen Matrosengefreiten durch zwei Radfahrer. Departement Seine-Maritime.

[54]

[55]

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[59]

Bambach.

Henri Staat (geb. 1909), Andr Guilloux (geb. 1907), Rubin Cukier (geb. 1891), Chaim Brudarz (geb. 1896), David Ohayon (geb. 1921).
[60] [61]

Ragge. Kuligk. Organisation Todt. Departement Cher. Departement Calvados. Sonderzug fr Fronturlauber.

[62]

[63]

[64]

[65]

[66]

Nach der Entgleisung des Fronturlauberzuges 906 am 16. April 1942 ordnete der Milit rbefehlshaber im Einvernehmen mit dem OKH an, bis auf weiteres mit dem SF-Zug 906 und dem Gegenzug SF 806 je 20 Franzosen, die vom Prfekten des Departement Calvados ernannt wurden, mitfahren zu lassen. Diese Personen, die aus allen Schichten der Bevlkerung kommen sollten, waren in zwei Gruppen von je zehn Mann so in die Urlauberz ge einzuordnen, da zehn Mann im ersten Wagen hinter der Lokomotive und zehn in einem Wagen in der Mitte des Zuges mitfuhren. Durch den Einsatz von Franzosen als "Streckenschutz" erhoffte sich die Militrverwaltung einen Rckgang bei Sabotagefllen.
[67]

"Zur Abgeltung des schweren Anschlags auf den SF 906 bei Caen wurde die sofortige Erschieung von 30 Kommunisten, Juden und dem Tterkreis nahestehende Personen u. mit Fristsetzung die weitere Erschie ung von 80 Kommunisten, Juden und dem Tterkreis nahestehende Personen sowie die berfhrung von 1000 Kommunisten, Juden und dem Tterkreis nahestehende Personen zur Zwangsarbeit nach dem Osten befohlen." Vgl. Anlage zum politischen Lagebericht April 1942, Militrbefehlshaber in Frankreich, Kommandostab Ic Nr. 2 200/42 g. vom 25.4.1944, S. 5, AN AJ 40/444.
[68] [69]

Abwehrstellen. Geheime Feldpolizei. Departement Indre-et-Loire. Nhere biographische Angaben nicht ermittelt.

[70]

[71]

[72]

[73]

Beim Anschlag am 8. April 1942 auf der Avenue de Versailles in Paris wurde Unteroffizier Schweitzer schwer verletzt. Fnf Kommunisten und Juden wurden daraufhin sofort exekutiert.
[74]

Departement Meurteh-et-Moselle. Nhere biographische Angaben nicht ermittelt. Departement Meurthe-et-Moselle. Departement Gironde.

[75]

[76]

[77]

Dazu gehrten unter anderem: "Jud S" (1940) von Veit Harlan mit Ferdinand Marian, Kristina S derbaum, Heinrich George, Eugen Klpfer, Werner Krauss und Wolfgang Staudte; "Das Herz der K nigin" (1940) von Carl Froelich mit Willi Birgel und Zarah Leander; "Auf Wiedersehen, Franziska" (1941) von Helmut K utner mit Marianne Hoppe, Hans Shnker
[78]

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und Hermann Speelmanns; "Frauen sind doch bessere Diplomaten" (1941) von Georg Jacoby mit Marika Rkk und Willy Fritsch; "Heimkehr" (1941) von Gustav Ucicky mit Carl Raddatz und Paula Wessely; "Der Gasmann" (1941) von Carl Froelich mit Heinz Rhmann
[79]

Anlagen hier nicht aufgenommen.

[80]

Das Armeeoberkommando 1 war im August 1939 im Wehrkreis XII (Wiesbaden) unter dem Oberbefehl von Generaloberst Erwin von Witzleben aufgestellt worden. Von Oktober 1940 bis Mai 1944 unterstand es dem Befehl von Johannes Blaskowitz und gehrte seit November 1940 der Heeresgruppe D an. Johannes Blaskowitz (1883-1948). Generaloberst. 1902 Leutnant. 1914/18 Kriegsteilnahme. Reichswehr. 1939 Oberbefehlshaber der 8. Armee im Polenfeldzug, dann Oberost im besetzten Polen. bte dort scharfe Kritik an der deutschen Besatzungspolitik. Juni 1940 kurzzeitig "Militrbefehlshaber in Frankreich" im rckwrtigen Heeresgebiet, dann Oberbefehlshaber der 1. Armee in Sdwestfrankreich. Mai bis September 1944 Oberbefehlshaber der Armeegruppe G in Sdfrankreich, anschlieend Fhrer-Reserve. Ende 1944/Anfang 1945 erneut Oberbefehlshaber der Heeresgruppe G am Oberrhein. Januar 1945 Oberbefehlshaber der Heeresgruppe H in den Niederlanden. Im N rnberger OKW-Proze (Fall XII) angeklagt, Selbstmord im Gefngnis.
[81]

Anlagen hier nicht aufgenommen.

Stuttgart mit Wehrersatzinspektionen in Stuttgart und Ulm, einschlie lich Wrttemberg, der badischen Landeskommissarbezirke Freiburg, Karlsruhe und Konstanz sowie des Regierungsbezirks Sigmaringen.
[82] [83]

Wiesbaden. Departements Marne und Aube. Departement Loire-Infrieure, Atlantikkste.

[84]

[85]

Das britische Kommandounternehmen unter Fhrung des Zerstrers "Campbeltown" gegen die deutsche U-Boot-Basis Saint-Nazaire wurde zwar erfolgreich abgewehrt. Neben einigen Unterst tzungsschiffen gelang lediglich 4 der 15 eingesetzten Motor-Launches die Rckkehr nach England. Die "Campbeltown", die die Schleusenanlage in voller Fahrt gerammt hatte, wurde mit Hilfe von Zeitzndern am Morgen des 28. Mrz 1942 gesprengt. Die Sprengung, die zahlreiche Opfer unter den deutschen Soldaten forderte, fhrte zur Zerstrung des einzigen franzsischen Trockendocks, das gro genug gewesen wre, um das deutsche Schlachtschiff "Tirpitz" aufzunehmen, das sich zu diesem Zeitpunkt in Norwegen befand und von dem man auf britischer Seite annahm, da ein Einsatz im Atlantik unmittelbar bevorstand.
[86] [87]

Als Folge der hohen Verluste an der Ostfront wurde seit Beginn des Jahres 1942 nicht nur im Reich, sondern auch in den besetzten Gebieten das militrische Bropersonal durch Stabshelferinnen ersetzt. Im Unterschied zu den Nachrichtenhelferinnen, die bereits seit Beginn der Besetzung in Frankreich im Einsatz waren, wo sie in der Regel unter weiblicher Aufsicht in eigenen Dienststellen arbeiteten, wurden die Stabshelferinnen auf die verschiedenen Arbeitsstellen verteilt. Sie unterstanden ihrem unmittelbaren Dienstvorgesetzten. F r ihren Einsatz zustndig war die Gebietsfhrerin Frankreich. Untergebracht waren sie, wie die Nachrichtenhelferinnen, in eigenen Wohnheimen. Fr den Einsatz von Frauen im Kriegsdienst war, laut Erla des OKW vom 22. Juni 1942, allgemein zu beachten: "Es ist der Wille des F hrers, da allen deutschen Frauen, die fern von Elternhaus und Heimat Helferinnen der deutschen Wehrmacht sind, alle Frsorge und Betreuung zu teil wird, um sie zu schtzen und ihnen die Erfllung dieses Dienstes zu erleichtern. Die zur Durchfhrung der Betreuung erforderlichen Manahmen mssen aber der fraulichen Art entsprechen und drfen keinesfalls zu einer im Bereich der Wehrmacht besonders naheliegenden Militarisierung der Frauen f hren. Der 'weibliche Soldat' vertrgt sich nicht mit unserer nationalsozialistischen Auffassung vom Frauentum." Vgl. Richtlinien des Oberkommandos der Wehrmacht. Fraueneinsatz im Bereich der Wehrmacht, insbesondere in den Gebieten au erhalb der Reichsgrenze vom 22.6.1942, abgedruckt in: Ursula von GERSDORFF, Frauen im Kriegsdienst 1914-1945, Stuttgart 1969, hier Dok. 169, S. 361f. Vgl. hierzu auch die Lageberichte Oktober 1940, D 10, den Lagebericht Februar 1941, B II, 2. sowie den Lagebericht April/Mai 1941, B II, 2.
[88]

Organistion Todt.

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[89]

Nationalsozialistisches Kraftfahrkorps (NSKK). Von April 1931 bis Juni 1934 war das NSKK eine Sondereinheit der SA, wurde dann der NSDAP angegliedert und mit der Motor-SA im August 1934 vereinigt. Die Einheit verfolgte insbesondere wehrpolitische Ziele. Es gehrte zu den Aufgaben des NSKK, fr die "motorische Ertchtigung der Jugend" sowie fr die Kraftfahrausbildung fr das Heer in 21 Motorschulen zu sorgen. Das NSKK wurde unter anderem bei der Organisation Todt sowie fr Transportaufgaben bei Heer und Luftwaffe eingesetzt.
[90]

Departement Marne. Departement Cher. Departement Ille-et-Vilaine.

[91]

[92]

Da die von den Deutschen kontrollierten Sender bis zu diesem Zeitpunkt nur bis zu den frhen Abendstunden auf Sendung waren (in den ersten Monaten der Besatzungszeit endete das Programm schon gegen 19 Uhr), erreichten die britischen Sender whrend der Nachtstunden fast ungestrt ein breites Publikum.
[93] [94]

Departement Seine-Maritime. Departement Manche. Departement Seine-Infrieure.

[95]

[96]

Nach dem schweren Angriff britischer Bomberverbnde auf Lbeck (28./29.3.1942) hatte Hitler angeordnet, da die Luftwaffe "neben der Bekmpfung von Hafen- und Industrieanlagen" auch "im Rahmen der Vergeltung Terrorangriffe gegen Stdte auer London" durchzufhren habe. Die Royal Air Force griff im April und Mai 1942 neben Zielen an der Nordund Ostseekste (u.a. Hamburg und Rostock) vor allem die Stdte im Ruhrgebiet an. In der Nacht vom 30. zum 31. Mai 1942 erfolgte dann erstmals ein Angriff mit 1 000 Bombern gegen die Stadt Kln.
[97] [98]

Frontstammlager. Departement Loiret. Departement Cte-d'Or. Departement Doubs. Departement Finistre. Departement Loire-Infrieure.

[99]

[100]

[101]

[102]

[103]

Im Zeitraum vom 13. Mrz bis 12. Mai 1942 wurden 20 451 Anzeigen erstattet, in 44 157 Fllen um Berichte und Ermittlungen ersucht sowie 62 406 gebhrenpflichtige Verwarnungen erlassen. Unter den Anzeigen wurden berwiegend Flle von Diebstahl, mangelhafter Verdunkelung und Versten gegen die Straenverkehrsordnung gemeldet.
[104] [105]

Anzeigen in der Zeit vom 13. Mrz bis 12. Mai 1942, Anlage hier nicht aufgenommen. Beschlagnahmte oder sichergestellte Gegenstnde, Anlage hier nicht aufgenommen. Beutematerial, Anlage hier nicht aufgenommen.

[106]

[107]

[108]

Die Aufgaben der 20 im besetzten Frankreich eingesetzten Geheime Feldpolizei-Gruppen lagen in erster Linie in der Bekmpfung der franzsischen Widerstandsbewegung sowie der Aufklrung von Anschlgen auf deutsche

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Wehrmachtsangehrige und Einrichtungen. Sie arbeiteten mit der franzsischen Kriminalpolizei zusammen, die fr die Ermittlungen zustndig war. Die GFP-Gruppen wurden den vier Armeeoberkommandos zugeordnet und waren nach 1942 in erster Linie nur noch fr "die abwehrmige Sicherung der deutschen Dienststellen" zustndig, s. Bernd KASTEN, "Gute Franzosen". die franzsische Polizei und die deutsche Besatzungsmacht im besetzten Frankreich 1940-1944, Sigmaringen 1993, S. 20f. Dieser Wechsel war eine der Folgen des Rcktritts von Otto von Stlpnagel zu Jahresbeginn. Im Mrz 1942 war Carl-Albrecht Oberg zum Hheren SS- und Polizeifhrer in Frankreich ernannt worden. Mit Wirkung vom 1. Juni 1942 wurde die Gruppe V 2 (pol) des Verwaltungsstabes aufgelst und die bislang alleinige Zustndigkeit fr die Polizei ging vom Militrbefehlshaber auf den SD bzw. den Reichsfhrer SS ber.
[109]

Nach dem ersten Schauproze im Mrz im Palais Bourbon (vgl. ric ALARY, Un procs sous l'occupation au Palais Bourbon, Mars 1942, Paris [Assemble nationale] 2000) hatten die deutschen Besatzungsbeh rden im April 1942 gegen weitere 10 Angehrige der kommunistischen Organisation spciale sowie 17 Mitglieder der Bataillons de la jeunesse Anklage erhoben. In dem Verfahren, das vom 7. bis 14. April 1942 in der Maison de la Chimie stattfand, wurden eine Frau und 23 Mnner zum Tode verurteilt und drei Tage spter hingerichtet. Der Mitangeklagte Andr Kirschen konnte, da erst 15 Jahre alt, nach deutschem Recht nicht zum Tode verurteilt werden. Er erhielt die H chststrafe von 10 Jahren Gefngnis, die er in Deutschland verbte, wo er den Krieg berlebte, vgl. dessen Bericht, Andr ROSSEL-KIRSCHEN, Le Procs de la Maison de la Chimie (7 au 14 avril 1942). Contribution l'histoire des dbuts de la Rsistance arme en France, Paris 2002 sowie den Lagebericht Februar/Mrz 1942, I 4.
[110] [111]

Mit der Verordnung vom 5. September 1939 konnten Gegner der nationalsozialistischen "Volksgemeinschaft" als "Volksschdlinge" juristisch belangt werden. Als Straftter galten demnach alle, die die Kriegssituation fr ein Verbrechen nutzten und folglich von Sondergerichten zum Tode verurteilt werden konnten. Die Straftatbestnde "Plnderung im frei gemachten Gebiet", "Verbrechen bei Fliegergefahr" und "gemeingef hrliche Verbrechen" wurden allerdings von den Richtern unbegrenzt ausgelegt. Fielen die Straftter nicht unter die genannten Strafbestnde, so konnten sie gem 4 der Verordnung zu Zuchthaus oder zum Tode verurteilt werden, "wenn dies das gesunde Volksempfinden wegen der besonderen Verwerflichkeit der Straftat erfordert", vgl. Verordnung gegen Volksschdlinge vom 5.9.1939, RGBl 1939, Teil I, S. 1679.
[112]

Robert Wagner.

Es handelte sich hier um jene Bewohner des Elsa , die 1940 vor den deutschen Truppen nach Sd- bzw. Sdwestfrankreich geflohen waren und nun - nicht zuletzt auch im Vertrauen auf die Zusage, nicht von den Deutschen zum Wehrdienst herangezogen zu werden - zurckkehrten. Nach Bekanntwerden des Dekrets vom 25. August 1942, mit dem dann jedoch bestimmt wurde, dass alle mnnlichen Bewohner zwischen 16 und 34 zur Wehrmacht eingezogen werden sollten, setzte eine neue Fluchtwelle ein.
[113]

Die Einwandererzentralstelle war im Auftrag Himmlers in seiner Funktion als Reichskommissar fr die Festigung deutschen Volkstums auf der Grundlage eines Erlasses von Hitler vom 7. Oktober 1939 gegrndet worden. Die Dienststelle hatte die Aufgabe, durch Umsiedlung und "Eindeutschung" die an das Deutsche Reich angrenzenden Gebiete ethnisch zu homogenisieren und Volksdeutsche zu evakuieren. Vorwiegend in den annektierten Gebieten in Osteuropa ttig, weitete sie ihre Aktivitten aber auch auf Luxemburg, das Elsa, Lothringen und Frankreich aus. Vgl. den Erla Hitlers zur Festigung deutschen Volkstums vom 7.10.1939, abgedruckt in: IMT, Bd. XXVI, S. 255-257: PS-686.
[114] [115]

Sdwestfrankreich.

Eine der fhrenden kommunistischen Immigrantenorganisation waren die Francs Tireurs et Partisans-Main d'uvre immigre (FTP-MOI), die sich, nachdem sie sich zu Beginn des Jahres 1942 neu organisiert hatte, in der Rsistance engagierte,. Seit dem Herbst 1942 von der Polizei der Vichy-Regierung systematisch bekmpft, nahm die deutsche Besatzungsverwaltung die Verhaftung eines Teils der Gruppe im Herbst 1943 zum Anla , um durch Verffentlichung der Photos und der Namen in Form eines rotunterlegten Plakats (des sogenannten "Affiche Rouge") den Nachweis zu fhren, da es sich nicht um franzsische Widerstandskmpfer, sondern um Kommunisten, Auslnder und Juden handelte, die mit ihren Aktionen einzig kriminelle Ziele verfolgten.
[116] [117]

Vgl. Journal Officiel vom 29. Mrz 1942, S. 1224: Loi n 444 du 28 mars 1942 modifiant la loi du 27 octobre 1940

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instituant la carte d'identit de Franais.sowie Journal Officiel vom 13./14. April 1942, S. 1400: Dcret n 1171 du 12 avril 1942 relatif la carte d'identit de Franais.
[118]

Vgl. hierzu die entsprechende bersicht in Anlage 32 zum Lagebericht Dezember 1941/Januar 1942.

Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 63 vom 1. Juni 1942, S. 383: Achte Verordnung ber Manahmen gegen Juden. Vom 29. Mai 1942. Im besetzten Gebiet waren demnach Juden ab dem 6. Lebensjahr in der ffentlichkeit zum Tragen eines "Judensterns" mit der Aufschrift "Juif" verpflichtet.
[119]

Vgl. RGBl, Teil I, Nr. 100 vom 5. September 1941, S. 547: Polizeiverordnung ber die Kennzeichnung der Juden, 1. September 1941.
[120]

Nach 3 der deutschen Polizeiverordnung waren deutsche Juden, deren Partner einer anderen Konfession angehrten, (sogenannte "Mischehe"), im Reich von der Kennzeichnung ausgenommen.
[121] [122]

Departement Oise.

[123]

Im Zeitraum vom Oktober 1941 bis zum November 1944 wurden in das Lager Jargeau im Departement Loiret mindestens 303 als Prostituierte klassifizierte Frauen eingeliefert. Im Lager La Lande im Departement Indre-et-Loire wurden zwischen November 1942 und Dezember 1943 insgesamt 64 Franzsinnen unter dem gleichen Vorwand festgesetzt, vgl. Insa MEINEN, ...da der Geschlechtsverkehr mit nicht kontrollierten weiblichen Personen unterbunden wird. Zur Reglementierung der Prostitution durch die Wehrmacht in Frankreich 1940-1944, in: Stefan MARTENS, Maurice VAISSE (Hg.), Frankreich und Deutschland im Krieg (November 1942 - Herbst 1944). Bonn 2000, S. 235-250, hier S. 243.
[124]

Ergebnis dieser wiederholten Vorhaltungen von deutscher Seite war die Neufassung des Gesetzes gegen Geschlechtskrankheiten, das Ptain am 31. Dezember 1942 erlie, das jedoch erst am 3. Mrz 1943 verffentlicht wurde, vgl. Journal Officiel vom 3. Mrz 1943, S. 601-603: Loi n 1073 du 31 dcembre 1942 relative la prophylaxie et la lutte contre les maladies vnriennes.
[125]

Departement Finistre. Departement Rhne. Einzelheiten nicht ermittelt.

[126]

[127]

Abel Bonnard (1883-1968). Schriftsteller. 1932 Mitglied der Acad mie Franaise. 1940 Mitglied der Groupe Collaboration und des Parti Populaire Franais, 1942 bis 1944 Minister fr Nationale Erziehung, 1944 Flucht nach Deutschland, dann nach Spanien. 1944 Ausschlu aus der Akademie, 1945 Verurteilung durch die Haute Cour de Justice in Abwesenheit zum Tode, nach Rckkehr nach Paris Umwandlung des Urteils in zehn Jahre Verbannung.
[128] [129]

Zweigstellen des Deutschen Instituts befanden sich in Marseille, Lyon und Rennes. Lektorate in Angers (seit Juli 1941), Besanon (seit Mai 1941), Blois (ab September 1942), Bordeaux (seit Dezember 1940), Dijon (seit Mrz 1941), Lyon (ab Juni 1944), Le Mans (ab April 1944), Nantes (seit Januar 1941), Orlans (seit September 1941), Poitiers (seit Juli 1941), Rennes (ab September 1942), Toulouse (ab Mrz 1944) und Tours (seit Juli 1941).
[130]

Vgl. auch den Lagebericht Dezember 1941/Januar 1942, IV 3. Nhere Einzelheiten nicht ermittelt.

[131]

Der Koordinator der mit der Sicherstellung der franz sischen und ehemals deutschen Kulturgter beauftragte Generaldirektor der staatlichen Museen in Berlin, Geheimrat Dr. Otto K mmel, hatte bereits am 20. Januar 1941 eine Denkschrift, die mit einem Nachtrag vom 30. Juni 1941 erg nzt wurde, berreicht. Neben Kunstgegenstnden deutscher Herkunft enthielt die Denkschrift auch in Belgien und in den Niederlanden geraubte Werke. Darber hinaus forderte das Reichsministerium fr Volksaufklrung und Propaganda fr sich seit dem Westflischen Frieden "geraubtes" deutsches
[132]

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Kulturgut, das in drei Kategorien aufgeteilt wurde: 1. Geraubtes oder durch anfechtbare Rechtsgeschfte verlorenes Kulturgut in auslndischem Besitz, 2. Veruertes Kulturgut, das durch seinen ideellen, materiellen oder lokalen Wert f r Ersatzansprche in Betracht kommt, 3. Nachweis der Zerstrungen und Plnderungen, der gleichfalls fr Ersatzansprche heranzuziehen ist. Vgl. BA Berlin, R 55/1476: Schreiben des Abteilungsleiters Bildende Kunst, 10. September 1940. Unter den Rckforderungen aus Frankreich befand sich u.a. ein Gem lde der "Himmelfahrt Mari" von Giovanni Battista Piazetta.
[133]

Ernst Zipfel. Die Aktion wurde tatschlich bis ins Jahr 1944 fortgesetzt, vgl. dazu den Lagebericht Dezember 1941/Januar 1942 IV 3.

[134]

Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 21 vom 26. Januar 1941, S. 166-168: Bekanntmachung zu den Verordnungen ber Steuern und Auflagen und ber die Erhebung von Zllen in den besetzten Gebieten Belgiens, Luxemburgs und Frankreichs vom 21. (23.) Mai 1940 (VOBIF S. 47 und 46). Vom 9. Januar 1941.
[135]

Vgl. Journal Officiel vom 12. Oktober 1940, S. 5270: Loi suspendant les exonrations prvues en matire de taxes la production et de taxe sur les transactions pour les affaires d'exportation, le 17 septembre 1940.
[136]

Vgl. Journal Officiel vom 29. April 1942, S. 1626f.: Loi n 519 du 17 avril 1942 modifiant la loi du 17 septembre 1940 relative la suspension des exonrations prvues en matire de taxe la production et de taxe sur les transactions pour les affaires d'exportation.
[137]

Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 60 vom 30. April 1942, S. 369-370: Bekanntmachung vom 23. April 1942.
[138] [139]

Oberfeldkommandantur 670 (Lille). Lutz Graf Schwerin von Krosigk.

[140]

Vgl. hierzu das "Merkblatt ber die Besteuerung des Arbeitslohns von Arbeitnehmern, die bei privaten deutschen Unternehmern im Bereich des Mil.[tr]Bef.[ehlshaber]Frankreich beschftigt sind", BA-MA (Freiburg) RW 35 1186.
[141] [142]

Reichssteuerblatt.

Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 59 vom 21. April 1942, S. 363-366: Verordnung ber die Besteuerung des Arbeitslohns der Arbeitnehmer, die bei privaten deutschen Arbeitgebern beschftigt sind. Vom 20. April 1942. Die vom Arbeitgeber einbehaltene Lohnsteuer wurde entweder an das Finanzamt Bremen-Ost abgefhrt, wenn die Berechnung des Lohns und der Lohnsteuer im besetzten Gebiet stattfand, oder an das Betriebsfinanzamt (dem Finanzamt am Sitz des Arbeitgebers im Reich), wenn die Berechnung im Deutschen Reich vorgenommen worden war.
[143] [144]

Gruppe 9 (Finanz- und Zollpolitik) der Abteilung Wirtschaft im Verwaltungsstab. Nhere Einzelheiten nicht ermittelt. Entzndlicher Hautausschlag. Sdwestfrankreich. Gonorrh. Nordwestfrankreich.

[145]

[146]

[147]

[148]

[149]

[150]

Anlage hier nicht aufgenommen. Von 1830 untersuchten Frauen wurden 176 wegen ihres schlechten Gesundheitszustandes abgelehnt und 305 zurckgestellt.

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Lagebericht April - Mai 1942 (MBF)

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Verfgungen bzw. Verordnungen auf dem Gebiet des Gesundheitswesens wurden ber die kassenrztliche Ttigkeit im Bereich des Militrbefehlshabers und ber die vertrauensrztliche Ttigkeit bei der Deutschen Krankenkasse in Paris erlassen. Von der franzsischen Regierung wurde eine Notverordnung im Bereich der Genu mittelpolizei zum Blausuregehalt in Zuckerwaren erwirkt.
[151]

Vgl. Journal Officiel vom 19. August 1941, S. 3489: N 2372. - Dcret du 17 juillet 1941 relatif l'utilisation des viandes provenant des animaux tuberculeux.
[152]

Anlage hier nicht aufgenommen. Es handelte sich um 52 805 Rinder, 103 910 K lber, 48 391 Schafe, 640 Ziegen, 57 587 Schweine und 2 388 Pferde und Einhufer. Wegen Tuberkulose wurden 147 957 kg Fleisch beschlagnahmt.
[153]

Vgl. Journal Officiel vom 4. Februar 1942, S. 491f.: Loi n 247 du 2 fvrier 1942 relative l'quarrissage des animaux.
[154] [155]

Nhere Einzelheiten nicht ermittelt. Nhere Einzelheiten nicht ermittelt.

[156]

Hiervon waren vor allem der Postverkehr nach den Neuen Hebriden, Kamerun, Franz sisch-quatorialafrika, Neu-Kaledonien, Gabun, Libanon, Saint-Pierre-et-Miquelon und Syrien betroffen, die sich bis zu diesem Zeitpunkt dem Freien Frankreich unter General de Gaulle angeschlossen hatten.
[157] [158]

Demarkationslinie. Vgl. Lagebericht Februar/Mrz 1942, IV 8. Vgl. hierzu auch den Lagebericht Oktober/November 1941, V 1, Arisierung. Xavier Vallat.

[159]

[160]

[161]

Louis Darquier de Pellepoix (1897-1980). Geschftsmann, militanter Antisemit. 1914 Kriegsfreiwilliger, Leutnant, mehrere Auszeichnungen. Conseiller Municipal in Paris. 1940 Kriegsgefangenschaft, von den Deutschen entlassen. 1942 Generalkommissar fr Judenfragen. Rcktritt im Februar 1944. Im Sommer 1944 Flucht nach Spanien. 1947 in Abwesenheit durch den Hohen Gerichtshof zum Tode verurteilt. Lebte in Madrid und unterrichtete unter dem Namen d'Estve Franzsisch an einer Sprachenschule. Die franzsische Regierung verzichtete auf einen Auslieferungsantrag.
[162]

Vgl. Journal Officiel vom 8. Mai 1942, S. 1722: Decrt n 1365 du 6 mai portant nomination du commissaire gnral aux questions juives.
[163]

Als Vorsitzender des "Rassemblement anti-juif de France" war Darquier de Pellepoix vor dem Krieg wegen "incitation la haine raciale" angeklagt und verurteilt worden.
[164]

Auf Betreiben von Darquier de Pellepoix wurden im Mai 1942 der Service du contrle des administrateurs provisoires (SCAP) und die Direction de l'Aryanisation conomique (DAE), die am 9.12.1940 im besetzten Gebiet bzw. im August 1941 in Vichy eingerichtet worden waren, unter der Leitung von Lucien Bou zusammengelegt.
[165]

Lucien Henri Hippolyte Bou (1893-?). Verwaltungsbeamter. 1914/18 Kriegsteilnahme. 1940 erneute Kriegsteilnahme mit Auszeichnung. 1941 Secrtaire Chef, charg des fonctions de Sous-Directeur la Direction des Affaires de Rquisition et d'Occupation, Prfecture de la Seine. 26. Mai 1942 - Februar 1944 Directeur de l'aryanisation conomique und seit Sommer 1943 zustzlich auch Secrtaire Gnral du Commissariat Gnral aux Questions Juives. Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 59 vom 21. April 1942, S. 362: Fnfte Verordnung zur Durchfhrung und Ergnzung der Feindvermgensverordnung. Vom 16. April 1942 bzw. den Lagebericht Februar/Mrz
[166]

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Lagebericht April - Mai 1942 (MBF)

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1942, V 1. Mit Rcksicht auf die zunehmenden Engpsse in der Energieversorgung des Landes whrend der Wintermonate hatte der Militrbefehlshaber auf eine Prfung und ggf. Stillegung franzsischer Betriebe gedrngt. In seinen Memoiren berichtet hierzu Franois Lehideux, Secrtaire d'tat la production industrielle: "Lors d'une runion au Majestic, le 18 mars 1942, je continuai refuser l'arrt de la totalit des usines, dont le rsultat apparaissait clairement: faire pression, par le chmage, sur les ouvriers qui, devenant plus disponibles, seraient plus perm ables aux demandes allemandes." Vgl. DERS., De Renault Ptain. Mmoires. Prsents et annots par Jacques-Alain de SDOUY, Paris, 2001, S. 352.
[167] [168]

Elektrizittswerke. Monatstonnen.

[169]

Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 62 vom 27. Mai 1942, S. 380-381: Verordnung ber die Genehmigung von Bauvorhaben. Vom 22. Mai 1942. Nach 1 der Verordnung muten fr Bauvorhaben die Genehmigung des Militrbefehlshabers eingeholt werden, deren Gesamtbaukosten 100 000 Francs berstiegen.
[170] [171]

Zu Bau und Einrichtung des Werkes im Departement Loire vgl. den Lagebericht vom M rz 1941, V 2, Textilien.

Bereits im Februar 1941 wurde eine vorlufige Regelung zur Kleiderkarte eingefhrt. Vgl. Journal Officiel vom 13. Februar 1941, S. 714f.: Loi portant rglementation provisoire de la vente des vtements et articles textiles, le 11 fvrier 1941.
[172]

Fr die in Frankreich je nach ausgebter Ttigkeit eingefhrten Kategorien wurden fr die Monate Juni, Juli und August einheitlich folgende Tagesstze festgelegt: E: 100 g, J1 und V: 200 g, J2 und A: 275 g, J3, T und C: 350 g, vgl. Journal Officiel vom 29. Mai 1942, S. 1904-1906: Taux des rations pour le mois de juin 1942, le 27 mai 1942; Journal Officiel vom 27. Juni 1942, S. 2239f: Taux des rations pour le mois de Juillet 1942, vom 25.6.1942 sowie Journal Officiel vom 27. und 28. Juli 1942, S. 2588f: Taux des rations pour le mois d'aot 1942, vom 25. Juli 1942. Den Getreideproduzenten wurde hingegen im August 15 kg pro Kopf und Monat zugestanden, vgl. Journal Officiel vom 27. August 1942, S. 2930f: Ration du pain des producteurs de crales panifiables, vom 24. August 1942.
[173]

Die Fleischration fr die Franzosen betrug in den Monaten Juni bis August 1942 einheitlich 180 g pro Kopf und Woche, vgl. ebenda.
[174]

Die franzsischen Hersteller erhielten im August die Erlaubnis zu Beimischungen bei der Marmeladenproduktion, vgl. Journal Officiel vom 22. August 1942, S. 2876: Dcret n 2520 du 13 aot 1942 concernant l'addition aux confitures et marmelades d'un gramme d'acide benzolique ou d'acide salicylique ou de leurs sels.
[175]

Durch die Lieferungen an die Wehrmacht mu te die Weinversorgung durch den franzsischen Handel neu geregelt werden, so wurden zum Beispiel den Grossisten im August 1942 Gutscheine zugesagt, die sie zunchst nur zum Kauf von 20% der von ihnen im Vorjahr erworbenen Weinmengen erm chtigte, vgl. Journal Officiel vom 30. August 1942, S. 2977-2980: Ravitaillement en vin de la mtropole.
[176]

In Ergnzung zu den Dekreten vom 17. Juli 1941 wurde im Dezember ein eigenes Organisationskomitee fr Ersatztreibstoffe geschaffen, vgl. Journal Officiel vom 1. Januar 1943, S. 14f.: Dcret n 3867 du 29 dcembre 1942 crant un comit d'organisation des carburants et lubrifiants de remplacement.
[177]

Vgl. Journal Officiel vom 5. November 1941, S. 4798-4804: Dcision M. 1 du 30 octobre 1941, du rpartiteur chef de la section du bois.
[178]

Vgl. Merkblatt ber Erhebung einer Ausgleichsabgabe bei der Warenausfuhr in nichtfranz sische Gebiete, BA-MA (Freiburg) RW 35/842.
[179] [180]

Gemeint sind hier die Kanalinseln Alderney, Guernsey und Jersey.

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Vgl. Journal Officiel vom 13. Juni 1942, S. 2071f.: Instruction n 19 relative l'accord sur les changes et les payements commerciaux franco-croates du 16 mars 1942; Journal Officiel vom 19. Mai 1942, S. 1828: Instruction n 18 relative au protocole annexe du 28 fvrier 1942 l'accord sur les payements du 31 mars 1939. Im Juli verffentlichte das Journal Officiel eine weitere Ausfhrungsbestimmung zum franzsisch-rumnischen Verrechnungsabkommen, vgl. Journal Officiel vom 14. Juli 1942, S. 2411: Loi n 614 du 11 juillet 1942 relative l'excution de l'accord franco-roumain du 30 septembre 1941.
[181]

Zur Unterzeichnung eines neuen Abkommens ber den Warenaustausch mit Schweden bzw. ein Verrechnungsabkommen vgl. den Lagebericht Oktober/Dezember 1943, II 5.
[182]

Vgl. AN, AJ 40/851: Brief von Elmar Michel an die Leitung der franz sischen Forstverwaltung, 11. Mai 1942. Bereits im Januar 1942 hatte der Generaldelegierte f r die deutsch-franzsischen Wirtschaftsbeziehungen, Jacques Barnaud, die Einfhrung eines "zivilen Forstdienstes" vorgeschlagen. Die Milit rverwaltung stimmte dem Vorschlag erst im Mai 1942 zu, da sie - hnlich wie bei den Chantiers de la jeunesse - die Bildung von Widerstandsgruppen bef rchtete. Durch Gesetze vom Frhjahr 1941 hatte sich die Vichy-Regierung bereits die Mglichkeit geschaffen, Jugendliche im Alter von 17 bis 21 Jahren zwangsweise zum Landdienst einzuziehen.
[183] [184]

Generalleutnant Eduard Freiherr von Rotberg, Nordostfrankreich.

An der franzsischen Atlantikkste hatten Wehrmacht und Organisation Todt seit Sommer 1940 zahlreiche Grobaustellen erffnet, deren Arbeiten in direktem Zusammenhang mit der deutschen Kriegf hrung standen. Fr Kstenbefestigungen, den Ausbau von Hafenanlagen, Flugpltzen und den Bau von U-Bootbunkern war der Einsatz zahlreicher Arbeitskrfte erforderlich. Im Frhjahr 1942 waren auf diesen Baustellen ca. 276 000 Arbeiter beschftigt.
[185] [186]

Zum Angriff auf Paris in der Nacht vom 2. auf den 3. Mrz 1942 vgl. Lagebericht Februar/Mrz 1942, I.

Auf Anweisung Hitlers vom 21. Mrz 1942 (RGBl, Teil I, 1942, Nr. 40, S. 179) wurde im Rahmen der allgemeinen Zentralisierung der rstungswirtschaftlichen Regelungskompetenzen die Dienststelle des "Generalbevollm chtigten fr den Arbeitseinsatz" (GBA) geschaffen. Offiziell unterstand der GBA der Beh rde des Beauftragten fr den Vierjahresplan, Hermann Gring. In der Praxis aber war Sauckel vom Ministerium f r Bewaffnung und Munition unter Albert Speer abhngig. Die Sonderbehrde diente der Rekrutierung in- und auslndischer Arbeiter zum Nutzen der deutschen Kriegswirtschaft und sollte unausgenutzte Reserven im Reich sowie in den unter deutscher Kontrolle stehenden Gebieten mobilisieren. Mit Hilfe der zentralisierten Organisation und dem Weisungsrecht des GBA gegenber allen zivilen und militrischen Dienststellen wurden unter massivem Zwang bis Kriegsende Millionen von "Fremdarbeitern" zum "Reichseinsatz" in Fabriken und in der Landwirtschaft verpflichtet.
[187]

Albert Speer (1905-1981). Architekt. 1931 Eintritt in NSDAP und SA. Seit 1932 Auftr ge fr die Partei, 1933 verantwortlich fr Planung und Gestaltung von groen NS-Massenkundgebungen, Planung des Parteitagsgelndes in Nrnberg und der Neuen Reichskanzlei in Berlin. 1937 Ernennung zum Generalbauinspektor fr die Reichshauptstadt Berlin. 1938 Verleihung des Professorentitels. Ernennung zum preu ischen Staatsrat. Auszeichnung mit dem Goldenen Parteiabzeichen. Leitung des Amtes "Sch nheit der Arbeit" der DAF. Seit 1941 Mitglied des Reichstags f r Berlin-West. Februar 1942 Reichsminister fr Bewaffnung und Munition (ab September 1943: Reichsminister f r Rstung und Kriegsproduktion), verantwortlich fr Umstellung der deutschen Industrie auf die Bedrfnisse der Rstungsproduktion. Generalinspektor fr das Straenwesen. Generalinspektor fr Wasser und Energie. Im Mrz 1945 Widerstand gegen Hitlers Zerstrungsbefehl. 1946 Nach Schuldeingestndnis im Nrnberger Hauptkriegsverbrecherproze Verurteilung zu 20 Jahren Haft. 1966 Entlassung aus der alliierten Haftanstalt in Berlin-Spandau.
[188]

Fritz Sauckel (1894-1946). Politiker. Seemann, 1914/18 vier Jahre in Frankreich interniert. 1919 Schlosser. 1922 Eintritt in die SA und seit 1923 Mitglied der NSDAP, seit 1927 Gauleiter in Th ringen. 1932-1933 Thringischer Ministerprsident und Innenminister, seit 1933 Reichsstatthalter in Th ringen. 1942 von Hitler zum Generalbevollmchtigten fr den Arbeitseinsatz ernannt. 1946 vom Internationalen Militrgerichtshof in Nrnberg aufgrund der Deportation von Millionen auslndischer Arbeitskrfte nach Deutschland wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zum Tode verurteilt und hingerichtet.
[189]

Sauckel reiste am 12. Mai 1942 nach Paris und traf dort drei Tage spter mit Laval zusammen. Zu den Verhandlungen

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und der anschlieenden Besprechung zwischen Laval, Vertretern der Botschaft und der Milit rverwaltung am 18. Mai 1942 in Paris vgl. ADAP, Serie E, Bd. II, S. 393: Telegramm Nr. 2114 von Botschafter Abetz an Unterstaatssekretr Luther vom 21. Mai 1942. Die 350 000 franzsischen Facharbeiter sollten bis Ende September 1942 gestellt werden.
[190]

Zur Regulierung des Arbeitsmarktes hatte die Vichy-Regierung am 11. Oktober 1940 das "Kommissariat zur Bekmpfung der Arbeitslosigkeit" (Commissariat la lutte contre le chmage) eingerichtet, um die nach der Niederlage in Frankreich weit verbreitete Arbeitslosigkeit durch ffentliche Arbeiten zu senken. Sogenannte "Auskmmungskommissionen" berprften in Betriebskontrollen die franzsische Industrie nach "berschssigen" und fr den "Reichseinsatz" einzusetzenden Arbeitskrften. Aufgabe der Kommission war auch festzustellen, inwieweit ein massiver Abzug von Facharbeitern aus Frankreich mit der Durchfhrung der kriegswirtschaftlich relevanten Verlagerungsauftrge zu vereinbaren war.
[191] [192]

Zur Ausdehnung des Geltungsbereichs der Sozialversicherung auf alle unter deutscher Bauleitung arbeitenden Bauunternehmer in Frankreich s. BA-MA (Freiburg) RW 35/1406.
[193]

Zur Einfhrung der deutschen Sozialversicherung im Elsa und in Lothringen s. BA-MA (Freiburg) RW 35/1403. Robert Wagner (Elsa) und Josef Brckel (Lothringen). Richtig: RM 11,875 Milliarden.

[194]

[195]

Vgl. Journal Officiel vom 16. Mai 1942, S. 1796: Dcision du Comit d'Organisation Professionnelle des Banques, Entreprises et tablissements Financiers. Die Liste wurde am 17. Juni 1942 noch einmal um 20 weitere franz sische und 2 auslndische sowie um eine auslndische Bank mit franzsischer Rechtsform erweitert, vgl. Journal Officiel vom 17. Juni 1942, S. 2117f.: Dcision du Comit d'Organisation Professionnelle des Banques, Entreprises et tablissements Financiers. Vgl. auch den Lagebericht Februar/Mrz 1942, IV 7.
[196] [197]

Nhere Einzelheiten nicht ermittelt.

Richtig : 9. 9.39, vgl. Journal Officiel vom 16. September 1939, S. 11 486: Dcret portant rglementations des prix en temps de guerre, 9. September 1939.
[198] [199]

Vgl. hierzu auch den Lagebericht Feburar/Mrz 1942, I 1. Departement Seine-et-Oise. Departement Seine. Franz Barckhausen, Chef des Wirtschafts- und Rstungsstabes Frankreich. Generalbevollmchtigter fr das Kraftfahrwesen, Generalleutnant Adolf von Schell. Name nicht ermittelt. Nhere Einzelheiten nicht ermittelt. Nhere Einzelheiten nicht ermittelt. Zwei- bis dreiachsiger gedeckter Gterwagen mit 15t Ladegewicht. Departement Meurthe-et-Moselle.

[200]

[201]

[202]

[203]

[204]

[205]

[206]

[207]

[208]

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[209]

Wehrmacht-Transport-Leitung Paris. Departement Calvados.

[210]

Vgl. oben Teil I, Sprengstoffanschlge. Am 16. April und 1. Mai 1942 waren jeweils Anschl ge auf Fronturlauberzge auf der Strecke Maastricht-Cherbourg verbt worden. Beim ersten Anschlag wurden 28 Wehrmachtangeh rige gettet und 19 verletzt, beim zweiten Anschlag gab es zehn Tote und 22 Verletzte.
[211] [212]

Neben der Exekution von Geiseln und der Deportation von Juden und Kommunisten wurden Franzosen zur Begleitung der Zge im Rahmen des sogenannten "Streckenschutz" bestimmt.
[213]

Verzeichnis der Sonderzge fr Fronturlauber.

[214]

Bei diesen in das besetzte Westgebiet verlegten Ostdivisionen handelte es sich vor allem um Einheiten der Heeresgruppe Mitte.
[215]

Phosphatdnger. Departement Nord. Departement Seine-Maritime. Departement Bas-Rhin. Departement Bouches-du-Rhne. Departement Rhne. Departement Loire-Infrieure.

[216]

[217]

[218]

[219]

[220]

[221]

[222]

Neben einzelnen, durch deutsche Kriegsschiffe, U-Boote und Hilfskreuzer auf offener See aufgebrachten und als Prisen in die franzsischen Atlantikhfen eingebrachten alliierten Schiffe handelte es sich vor allem um schnelle deutsche Frachtschiffe, die als einzeln fahrende Blockadebrecher zwischen Frankreich und Japan verkehrten.
[223]

Feldkommandanturen. Nordostfrankreich. Nordwestfrankreich. Sdwestfrankreich.

[224]

[225]

[226]

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AN, AJ 40/444

Der Militrbefehlshaber in Frankreich[1] Paris, den 22. April 1943 Abt. MVZ - Gruppe 3[2] - Br.[ief]B.[uch]Nr. 440/43 geh.[heim]

[Stempel: Geheim!]

Betrifft:

Lagebericht ber Verwaltung u.[nd] Wirtschaft Januar/Mrz 1943 mit Beitrag des Wehrwirtschaftsstabes West und des Rstungs- und Beschaffungsstabes Frankreich des Reichsministers fr Bewaffnung und Munition

Anlagen:

1 Heft Lagebericht 1 Heft Anlagen

Der Militrbefehlshaber (Unterschrift)[3]

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Verteiler[4]:

OKH[5] OKW[7]

Gen Qu[6]

Stck

W F St/Qu[8] Wi Amt[9] OKH Adj. Chef Gen St d H[10] O Qu I G Z[11] Op. Abt.[12] Org. Abt.[13] O Qu IV OKH/VA[14] Abt. Fremde Heere West Heerwesen-Abt. Chef Transportwesen Chef H. N. W.[15] Chef H Rst und BdE[16] Personalamt Chef der Heeresarchive[17] OKW Gen. d. Heeres b. OKW A Ausl. Abw.[18]

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Abt. Kgf.[19] Mil. Bef. i. Frkr. Kmn St einschl. Prop.-Abt. Frkr.[20] Mil. Verw.[21] Bef. i. Bez. Nordwestfrkr.[22] " " " Sdwestfrkr.[23] " " " Nordostfrkr.[24] Kdt. v. Gross-Paris[25] FKn[26] Hh. SS- u. Polizeifhrer i. Ber. d. Mil. Bef. Frkr.[27] Wehrwi St West[28] R St Frkr[29] H Na F Frkr.[30] O Qu West[31] HVD, Paris[32] Nachrichtlich: OB West[33] Wako[34] Kom. Adm Frkr.[35] Luftflotte 3 Luftgaukdo Westfrkr.[36] Mil. Bef. in Belg. u. Nordfrkr.[37] General der Luftwaffe, Paris[38] Staatssekretr Dr. Stuckardt[39], Berlin Vorrat

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Der Militrbefehlshaber in Frankreich Abt. MVZ Geheim!

L a g e b e r i c h t ber Verwaltung u. Wirtschaft Januar/Mrz 1943 mit Beitrag des Wehrwirtschaftsstabes West und des Rstungsstabes Frankreich des Reichsministers fr Bewaffnung und Munition[40]

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Inhaltsverzeichnis

I. Die franzsische Verwaltung Allgemeine Lage 1. 2. 3. 4. 5. 6. Innere Verwaltung Schule und Kultur Verkehrswesen Bauwesen Postwesen Justizwesen

II. Die franzsische Wirtschaft 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. Einleitender berblick Verschiedene Wirtschaftsgebiete Die Entwicklung in den einzelnen Zweigen der gewerbl.[ichen] Wirtschaft Ernhrung und Landwirtschaft Forst- und Holzwirtschaft Auswrtiger Waren- und Zahlungsverkehr Bank-, Brsen- und Versicherungswesen Preisregelung Arbeitseinsatz und Sozialwesen

10. Finanzwesen III. Wehr- und Rstungswirtschaft

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I. Die franzsische Verwaltung

Allgemeine Lage Die Stimmung im altbes.[etzten][41] Gebiet wird vor allem bestimmt durch die immer grsser werdenden Ernhrungsschwierigkeiten, die erhhten Anforderungen der Besatzungsmacht, die Einschrnkungen im Reiseverkehr (Zugmangel, Kstensperrzone[42]), besonders aber durch die mit dem zwangsweisen Arbeitseinsatz im Reich[43] oder zu [sic!] den Kstenbefestigungen zusammenhngenden Massnahmen. Dazu kommen die Bombenangriffe, denen zwei grssere Hafenstdte vollkommen, andere Stdte teilweise zum Opfer gefallen sind[44]. Aus der verhltnismssig schwachen Luftabwehr, aus den vielfach aufgebauschten Zerstrungen in Stdten des Reichsgebietes[45] sowie schliesslich aus den Ereignissen im Osten[46] und in Nordafrika[47] glaubt die Bevlkerung Schlsse auf eine Schwchung der deutschen Widerstandskraft ziehen zu knnen.

Organisation u.[nd] Personalfragen In der Organisation der Militrverwaltung hat sich nichts Grundstzliches gendert: a) Soweit FKn unter Hinterlassung ihrer Verwaltungsgruppen ins neubes.[etzte] Gebiet als Hauptverbindungsstbe entsandt wurden, ist dieses zurckgebliebene Verwaltungspersonal zu den aus frheren KKn neu geschaffenen FKn getreten[48]. b) Durch die Aufhebung einer Reihe von KKn sind deren Verwaltungsaufgaben auf die zustndigen FKn bergegangen. c) Auf dem Gebiet des Arbeitseinsatzes ist den FKn (R)[49] ein Weisungsrecht gegenber den brigen FKn ihrer Region gegeben worden, wie auch der Befehlsweg fr diesen Bereich vom Mil.[itr]Bef. [ehlshaber] unmittelbar an die FK (R) geht bei gleichzeitiger Unterrichtung der Befehlshaber in den Bezirken. Die hierbei bisher gemachten Erfahrungen sind nicht ungnstig. Dieser Entwicklung wird besondere Aufmerksamkeit zugewandt. d) Im neubes.[etzten] Gebiet ist befehlsgemss von der Einsetzung von Mil.[itr] Verwaltungspersonal abgesehen worden; lediglich zum Kommandanten Heeresgebiet Sdfrankreich[50] ist ein Verbindungsbeamter[51] getreten, dem Sachkenner fr die wichtigsten Arbeitsgebiete zur Seite stehen. e) Die meisten FKn sind mit einem eigenen Verwaltungsgruppenleiter ausgestattet worden. So erwnscht ein grsser rumlicher Wirkungsbereich als ein einzelnes Departement fr die Ttigkeit des Verwaltungsgruppenleiters auch wre, so unerlsslich ist bei der zunehmenden Intensivierung der Verwaltungsaufsicht jedoch, dass jeder Feldkommandant und damit jedes D[e]p[ar]t.[ement] einen eigenen Verwaltungsgruppenleiter besitzen. Bezglich der Mitarbeiterjedoch kann bei dem bestehenden Personalmangel auf Personalunion fr zwei u.U. auch mehr D[e]p[ar]t[ement]s. nicht verzichtet werden. f) Es muss unter allen Umstnden vermieden werden, dass bei dem unerlsslichen Austausch jngerer Jahrgnge (ab 1906) ein Ersatzpersonal geliefert wird, das b[e]z[]gl.[ich] Alters, geistiger Spannkraft

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oder krperlicher Beweglichkeit nicht in der Lage ist, den gestellten Anforderungen restlos zu entsprechen. Die Anforderungen an die Arbeitsleistung des einzelnen Milit rverwaltungsbeamten sind gross und werden bei weiterer Versteifung in der Stimmung der Bevlkerung und im Falle verminderter Mitarbeitswilligkeit der franz. Verwaltung noch vergrssert werden. g) Die inzwischen aufgestellten Strkenachweisungen fr die Militrverwaltung gehen von dem Grundsatz usserster Sparsamkeit aus. Bei den FKn, deren Ist-Strke meist erheblich unter der bisherigen Kann-Strke lag, ist die Kann-Strke nicht unerheblich herabgesetzt worden. In den Kriegsstrkenachweisungen werden unterschieden die FKn (R) und die gewhnlichen FKn, indem die ersteren eine strkere Besetzung aufweisen als die brigen FKn. Kriegsstrkenachweisungsgemss sind von den brigen FKn die FKn gewisser Kstend[e]p[ar]t[ement]s. sowie der beiden an Paris angrenzenden D[e]p[ar]t[ement]s. den FKn (R) gleichgestellt worden. h) Der Ersatz, der fr die auszutauschenden Stabshelferinnen eintrifft, lsst vielfach sehr zu wnschen brig[52]. i) Gegen Ende des Berichtszeitraumes sind im Zuge der Ausgestaltung der "Chefs der Militrverwaltungsbezirke" zu "Befehlshabern" und der Umgestaltung der bisherigen "Kommandostbe" des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] und der bisherigen Bez.[irks]-Chefs auch die "Verwaltungsstbe" umbezeichnet worden. Beim Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] lautet nunmehr die Bezeichnung: "Der Chef der Militrverwaltung", bei den Befehlshabern in den Bezirken und beim Kommandanten von Gross-Paris lautet sie: "Der Militrverwaltungschef". k) In der Dienststelle des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] sind, nachdem zunchst die Leitung des inneren Dienstbetriebes des Verwaltungsstabes in der bereits bestehenden "Zentralabteilung" des Verw.[altungs]Stabes straffer zusammengefasst worden war, gleichartige technische Einrichtungen des K[omman]do.-Stabes und des Verw.[altungs]-Stabes vereinheitlicht worden. Eine weitere Zusammenfassung wurde in Gestalt der neu geschaffenen "Zentraladjutantur" vorgenommen, diese bearbeitet gleichartige Fragen gleichermassen fr den militrischen wie fr den Verwaltungssektor entsprechend den beiderseitigen Geschftsbereichen nach den Weisungen des Chefs des Generalstabes[53] bzw. des Chefs der Militrverwaltung[54]. l) Das Schwergewicht der Verwaltungsarbeitlag in der Berichtszeit in der Vorbereitung der Militrverwaltung fr den Fall von Kampfhandlungen oder bei sonstigem Ausfall der heimischen Verwaltung. So selbstverstndlich es ist, dass bei Kampfhandlungen, die die eigene Dienststelle unmittelbar berhren, der Militrverwaltungsbeamte zur Waffe greift, so selbstverstndlich ist es, dass der Fortgang einer ordnungsmssigen Verwaltung solange sichergestellt sein muss, als von der Verwaltung noch Aufgaben zu erfllen sind. Diesen Verwaltungsaufgaben kann im Ernstfall erhhte Bedeutung zukommen. Zur soldatischen Aus- oder Weiterbildung haben die Mil.[itr]Verwaltungsbeamten Waffenbungen teilweise deren mehrere - abgeleistet.

1. Innere Verwaltung Allgem.[eine] u.[nd] innere Verw.[altung] Zus.[ammen] Arb.[eit] m.[it] d.[en] fr[an]z.[sischen]

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Behrden Grssere Schwierigkeiten haben sich in der Zusammenarbeit mit der franz. Verwaltung nicht ergeben. In einigen wenigen Fllen musste von der franz. Regierung die Abberufung fhrender Persnlichkeiten verlangt werden[55]. Durch die bestehende und gepflegte enge dienstliche Fhlung mit den Vertretern der fr[an]z.[sischen] Regierung war es zumeist mglich, solche Abberufungen nicht als Forderungen der Besatzungsmacht usserlich in Erscheinung treten zu lassen. Ebenso wurde bei Ernennungsvorschlgen der franz. Regierung, die den deutschen Interessen abtrglich erschienen, der Militrverwaltung durch frhzeitige Einschaltung oftmals eine offizielle Ablehnung erspart[56]. Die leitenden Gesichtspunkte fr die Handhabung der Personalaufsicht ber die Exponenten der franz. Verwaltung in den Regionen und Departements wurden in einer kurzen Anweisung zusammengefasst. Besonders eng war die Zusammenarbeit zwischen der Militrverwaltung und der fr besondere Kriegsereignisse eingerichteten franz. Dienststelle: Service interministeriel de Protection contre les Evnements de Guerre[57]. Mit dieser wurde in laufender Zusammenarbeit vor allem die aus der Rumung der Kstenstdte sich ergebenden Probleme der Lsung zugefhrt. Es handelt sich hier um eine umfassende Bevlkerungsbewegung von der Kste in weit zurckliegende Rume von Binnenfrankreich, indem nicht nur aus den Hafenstdten, sondern darber hinaus auch aus grsseren Teilen der Kstenzone die nicht werkttige Bevlkerung aus einem mglichen Kampfgebiet in das Hinterland zurckgefhrt wird. Wenn es sonach auch im allgemeinen zu ernsteren Auseinandersetzungen mit franz. Dienststellen nicht kam, sondern diese sich im allgemeinen befleissigten, den von der Besatzungsmacht gestellten Forderungen zu entsprechen, so kann doch an der Tatsache nicht vorbergegangen werden, dass sich in einer Reihe von Fllen die Haltung eines Teils der franz. Beamtenschaft versteift hat. Erst sp ter wird beurteilt werden knnen, inwieweit diese Versteifung in einer ablehnenden oder unaufrichtigen Haltung einzelner Mitglieder der franz. Regierung ihre Grundlage hat. Bei den Massnahmen zur Anpassung des ffentlichen Lebens in Frankreich - besonders in Paris - an den "Totalen Krieg"[58] hat die franz. Regierung verstndnisvoll den Anregungen der Militrverwaltung entsprochen. Zum Teil schossen beabsichtigte oder durchgefhrte Massnahmen der zentralen oder nachgeordneten frz. Stellen ber das notwendige Ziel hinaus, sodass selbst in mageblichen franz. Kreisen der Annahme Ausdruck gegeben wurde, ob nicht solche berspitzten Massnahmen der Schrung der Volksstimmung im besatzungsfeindlichen Sinne dienen sollten.

Zus.[ammen]Arb.[eit] m.[it] a.[nderen] d[eu]tsch.[en] Dienststellen Das Verhltnis zu den anderen deutschen Dienststellen, mit denen im Bereich der allgemeinen Verwaltungsaufsicht eng Fhlung gehalten wird, insbes.[ondere] zu den Dienststellen des Hheren SSund Polizeifhrers, war immer einwandfrei.

2. Schule und Kultur

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Schulwesen Im Einvernehmen mit der Abt.[eilung] Arbeitseinsatz ist das franz. Unterrichtsministerium zu einer gesetzlichen Regelung des Einsatzes der Schler und Studenten der aufgerufenen drei Geburtsjahrgnge 1920-22 veranlasst worden: nach Beendigung der laufenden Jahresschlussprfungen stehen sie vom 1.9.43 ab fr den Arbeitseinsatz zur Verfgung[59]. Bei den gaullistischen und angloamerikanischen Sympathien eines grossen Teils der akademischen Jugend Frankreichs stellt ihr Einsatz in Deutschland zugleich eine wichtige abwehrmssige und kulturpolitische Aufgabe [dar], deren Lsung z.[ur]Z[ei]t. von hier aus mit den beteiligten deutschen Stellen beraten wird. Infolge der Evakuierungen im Kstengebiet und der starken Truppenbelegung ist der Schulunterricht in verschiedenen Dep[ar]t[ement]s. sehr beeintrchtigt. Damit die Jugend unter kontrollierbarer Aufsicht bleibt, wird versucht, ihn trotzdem soweit mglich aufrecht zu erhalten. Auf Grund der letzten Luftbombardements von Paris[60] beabsichtigt das franz. Unterrichtsministerium, die Kinder aus den grossen Schulen der Hauptstadt nach Mglichkeit in der nheren Umgebung unterzubringen.

Bibliothekschutz Durch englische Fliegerangriffe wurden wiederum zwei neuere Stadtbibliotheken in Lorient[61] und St. Nazaire[62] vllig zerstrt, deren zahlenmssig geringe Kostbarkeiten geborgen waren. Die Bergungsmassnahmen fr die Bibliotheken der westlichen Kstenzone sind abgeschlossen und gleiche fr die Bibliotheken in der Nhe der Mittelmeerkste eingeleitet.

Kunstschutz Seit 8.1.43 ist der militrische Kunstschutz auch auf das neubes.[etzte] GebietFrankreichs ausgedehnt worden, wobei der Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] seine Organisation dem Kommandanten des Heeresgebietes Sdfrankreich in Lyon[63] zur Verfgung stellte. Bis zum 31.3.43 wurden durchgefhrt: 1. Schutz der Bergungsorte der franz. Nationalmuseen, Bibliotheken usw. durch Belegungsverbote, Schutz wertvoller Schlsser bzw. hochwertiger Inneneinrichtungen, Einleitung von Schutzmassnahmen an unbeweglichen Kunstwerken (Portalplastiken usw.). 2. Untersttzung der franz. Zentralbehrden bei der Evakuierung der im neubes.[etzten] Gebiet liegenden Museen, zumal in der Provence und [im] Languedoc. 3. Rettung historischer Bau- und Kunstdenkmale im Altstadtgebiet am "Vieux Port" in Marseille[64] bei der dort durchgefhrten Suberungsaktion[65]. 4. Verteilung von "Merkblttern" an die Truppe betr.[effend] pflegliche Behandlung von Kunstdenkmlern und Meldung vorgeschichtlicher Bodenfunde[66]. Die bedrohlich zunehmenden Angriffe englisch-amerikanischer Flieger auf die Stdte im westlichen Kstengebiet veranlassten die franz. Regierungsstellen, Massnahmen fr eine weitere Zurcklegung
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eines Teils der Bergungsorte ins Innere des Landes zu treffen. Besonders im Raum von Bordeaux[67] sollen als Ersatz fr die an der Kste gelegenen Bergungsorte neue im bisher unbes.[etzten] Gebiet vorbereitet werden. Ein in der gesamten franz. Presse am 8.3.43 verffentlichter scharfer Einspruch des Kultusministeriums gegen eine englische Propagandameldung ber angebliche Wegnahme von hervorragenden Kunstwerken aus franz. Museen durch die deutsche Wehrmacht verband zugleich die rckhaltlose Anerkennung der franz. Regierung fr die Ttigkeit des deutschen Kunstschutzes[68]. Durch das neue weitgehende Gesetz vom 25.2.43 ber die geschichtlichen Denkmler (J.O. Nr. 54 v. 4.3.43, S. 610)[69], das gerade der heutigen Einstellung zur Erhaltung der historischen Sttten als einem grossen einheitlichen Ganzen von Kulturwerten entspricht, wird auch dem militrischen Kunstschutz, der im Vollzug immer wieder auf die franz. Behrden angewiesen ist, eine wichtige Handhabe geboten.

Archivwesen Inventarisierung und Fotokopierung (380 000 Aufnahmen) werden fortgesetzt, die deutschen Forderungslisten ergnzt und Archivschutzmassnahmen in der luftgefhrdeten Kstenzone durchgefhrt.

3. Verkehrswesen Die Belastung der franz. Strassenverkehrsmittel durch militrischen und wirtschaftlichen Transportbedarf ist weiter gestiegen. Die Vielzahl dieser Anforderungen konnte im wesentlichen dank der Vorarbeit der Strassenverkehrsverwaltung (Nbv-Fbl[70]) befriedigt werden; der bei verschiedenen Fahrbereitschaften herrschende Personalmangel hat in dieser Zeit hchster Arbeitsanspannung zu einzelnen bedenklichen Strungen gefhrt. Neben den von der Wehrmacht und den Hilfsorganisationen dauernd angemieteten Kfz mussten laufend Tausende von Kfzzur Erledigung kurzfristiger Transportbedrfnisse der Einheiten zur Verfgung gestellt werden. Da ein Ankauf der dauerangemieteten Kfz durch die Wehrmacht in Aussicht genommen ist, muss mit dem vlligen Verlust dieses Kfz-Bestandes fr die franz. Wirtschaft gerechnet werden. Gleichzeitig sollen neue betrchtliche Kfz-Kontingente zum Einsatz fr die Wehrmacht in bestimmten Fllen bereit gehalten werden. Der nicht zugelassene Kfz-Bestand ist nur zum geringsten Teil (ca 3%) und nur fr Wirtschaftstransporte einsatzfhig. Um die Betreuung des angemieteten Kfz-Parkes und ihrer Fahrer einheitlich regeln und zentral berwachen zu knnen, wurde durch Verordnung des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] vom 19.3.43[71] die Bettigung als Generalunternehmer bei der Einsatzleitung, technischen Pflege, Fahrerbetreuung und Abrechnung angemieteter franz. Kfz von einer Genehmigung durch den Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] abhngig gemacht; gleichzeitig wurden Hchststze fr die Provision der Generalunternehmer festgesetzt, um den vielseitig geusserten Klagen ber ungerechtfertigte Abzge von der Vergtung der Kfz-Halter abzuhelfen.

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Unter dem Druck der weiteren Verknappung der Strassenverkehrsmittel der franz. Wirtschaft ist die Bildung von Transportgemeinschaften fr verwandte Wirtschaftszweige in allen Bezirken krftig fortgeschritten. hnliche Regelungen (Fahrgemeinschaften fr rzte, Hebammen, Tierrzte) sind auch im Pkw-Verkehr eingefhrt worden, um die Auswirkung der letzten und der bevorstehenden Kontingentsenkungen der im franz. Interesse zuzulassenden Pkw zu mildern. Durch Verordnung vom 13.1.43 ist der Verkehr fr mehr als 14 Tage von Pkw und Krd[er]n mit deutschem zivilen Kennzeichen im bes.[etzten] franz. Gebiet von einer Erlaubnis durch den Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] abhngig gemacht worden[72]. In grsserem Umfange durchgefhrte Kontrollen des Pkw-Verkehrs, besonders im Gebiet des Kommandanten von Gross-Paris haben ergeben, dass nur etwa 60% der in Paris verkehrenden Pkw im Seine-D[e]p[ar]t.[ement] zugelassen sind; ausserdem wurde wieder eine starke Beteiligung der im deutschen Interesse zugelassenen Pkw mit franz. Kennzeichen an missbruchlicher Benutzung (Verkehr bei Nacht, Parken vor Vergngungslokalen) festgestellt. Es ist eine 20%ige Krzung der Pkw mit franz. Kennzeichen angeordnet, und zwar sowohl fr die im deutschen wie im franz. Interesse laufenden Fahrzeuge. Damit werden im Bereich des Mil.[itr]Bef. [ehlshabers] knftig nur noch 27 000 Pkw im franz. Interesse verkehren, was gegenber dem Friedensstand nicht einmal mehr 3% bedeuten wrde. Der Erhaltungszustand der eingesetzten Lkw ist bei der usserst starken Beanspruchung und dem immer fhlbarer werdenden Mangel an Schmierl und Ersatzteilen sehr mangelhaft geworden. Dazu kommt die schwindende Leistungsfhigkeit der Reparaturwerksttten durch die Abziehung von geeigneten Arbeitskrften fr die Sauckel-Aktion[73]. Unter der Auswirkung dieser Massnahme hat auch der Einbau von Generatoren in Kfz der franz. Wirtschaft betrchtlich gelitten, sodass 1943 wohl kaum mit der Erreichung des Umstellungsergebnisses des Jahres 1942 zu rechnen ist. 1942 wurden nach amtlichen Ziffern fast 24 000 Kfz des bes.[etzten] franz. Gebietes mit Generatoren ausgestattet und dem Service des Mines (Kfz-Prfungsstelle) vorgefhrt. Deshalb und angesichts der Gefhrdung der Einsatzfhigkeit des franz. Kfz-Parkes fr militrische Zwecke hat der OB West angeordnet, dass Arbeitskrfte aus Kfz-Werksttten und Verkehrsunternehmen nur mit Zustimmung der Fahrbereitschaftsleiter herausgezogen werden drfen[74]. Die Mangellage an Reifen in bergrssen hat nun zur Stillegung von einer Anzahl von Omnibussen gefhrt und wird weitere Ausflle auch von schweren Lkw nach sich ziehen. Um fr besonders dringende Flle eine Reifenreserve zu schaffen, ist eine Anzahl von Lkw aufgebockt worden, die zum Einsatz fr die Wehrmacht nicht geeignet sind. Im Personennahverkehr sind fr die Pariser Untergrundbahn ernste Schwierigkeiten eingetreten. Infolge weiterer Herabsetzung des Energiekontingents mussten neuerdings 30 Stationen geschlossen (insges.[amt] augenblicklich 101) und die letzten noch laufenden Rolltreppen stillgelegt werden; die Beleuchtung der Zge und Bahnsteige ist auf ein Mindestmass beschrnkt, der Abstand der Zugfolge wieder erweitert worden. Angesichts einer Erhhung der Fahrgastzahl um 20% gegen das erste Viertel des Jahres 1942, die auch durch Zuzug aus gerumten Stdten Nordwestfrankreichs bedingt ist, hat der Betrieb der Untergrundbahn die Grenze der Einschrnkungsmglichkeiterreicht.

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Ausserdem mussten die stdtischen ffentlichen Verkehrsmittel von Paris fast 2400 Arbeitskrfte nach Deutschland abgeben, weiterer Abzug wurde zurckgestellt und durch Verwendung weiblicher Hilfskrfte zunchst grssere Betriebsstrung vermieden. Das seit einem Jahr stark verbreitete Pariser Ersatzverkehrsmittel, das Fahrradtaxi (Vlotaxi) wird nun behrdlich berwacht (Kennzeichenzwang, Beschrnkung auf eine Hchstzahl, Tariffestsetzung).

4. Bauwesen Straenbau Auf Grund Befehl des OKH, Chef des Transportwesens West[75], ist das Netz der militrischen Dg-Strassen[76] auch auf das Gebiet des neubes.[etzten] Frankreich erweitert. Fr r[un]d. 7700 km neue Dg-Strassen luft z[ur].Z[ei]t. die Anfertigung von ca 20 000 Schildern und ca 8000 Pfosten. Der Strassenzustand ist im Laufe des Winters schlechter geworden. Besonders in der Umgebung wichtiger Kstenstdte zeigen sich unter Einwirkung des starken Verkehrs stellenweise erhebliche Zerstrungen. Die verstrkte Strasseninstandsetzung wurde mit dem Eintritt wrmerer, trockener Witterung begonnen. Der Einsatz von Strassenbautrupps ist mit Erfolg in Lorient, St. Nazaire und Amboise[77] vorgenommen worden. Fr den Arbeitseinsatz nach Deutschland und zu militrisch wichtigen Bauarbeiten in Frankreich werden etwa 30% der franz. Hilfsstrassenwrter freigegeben. Die Durchfhrung dieser Aktion ist noch im Gange. Den Stand der Brckenbauarbeiten im bes.[etzten] franz. Gebiet zeigt die Tabelle in Anlage 3[78]. Die Bereitstellung von Material zur Erstellung von Ersatzbrcken im Falle von Zerstrungen durch Feindeinwirkung ist im Rahmen der durch Materiallieferungen gegebenen Mglichkeiten betrieben worden. Der Einbau von Minenkammern ist im allgemeinen fertiggestellt.

Baustoffbeschaffung Zement wurde im Januar und Februar fr Brckenbauten nicht zugewiesen, im Mrz jedoch in ausreichendem Masse. Die Beschaffung von Holz war deshalb schwierig, weil die berwiegende Zahl leistungsfhiger Sgewerke ausschl.[ielich] fr OT[79] und Marine arbeitet und die bereitgestellten Bezugscheine nur mit grssten Schwierigkeiten und nur teilweise untergebracht werden konnten. Die Zuteilung von Teer ist befriedigend geregelt. Die Beschaffung von Eisen war langwierig und ungengend. Die Schwierigkeit der Baustoffbeschaffung wird durch den Mangel an TransportBetriebsstoff und Waggons noch erhht. Im Auftrage des Generalinspekteurs fr das deutsche Strassenwesen[80] wurden fr den Osteinsatz beschafft und versandt: 20 Schneefrsen, 10 Laffly-Schlepper, 2 Tiefladewagen, 25 Strassenhobel, 24 Einkufenvorwrmgerte und 12 Lkw. Fr die Beschaffung von Grossgerten, Strassenbaumaschinen und Einzelausrstungsstcken wurden im ersten Quartal 1943 r[un]d 3,7 Mill.[ionen] RM ausgegeben[81].

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5. Postwesen Postverk.[ehr] zw.[ischen] d.[em] altbes.[etzten] fr[an]z.[ sischen] Geb.[iet] u.[nd] d.[em] Ausland Zum Bezug fr die in Deutschland beschftigten franz. Gastarbeiter sind nunmehr die nachstehenden Zeitungen und Zeitschriften zugelassen: "Paris-Soir", "Petit Parisien", "L'Oeuvre", "Le Cri du Peuple", "La Gerbe", "Je suis partout", "L'Atelier", "L'Appel", "La Semaine", "Gringoire", "Au pilori", "L'Auto", "Paris Sport", "L'Echo des Sportes" [sic!], "L'Echo de Nancy", "Journal de Charleroi".

Luftpostverk.[ehr] aus Fr[an]kr.[eich] n.[ach] d.[em] Ausland wurde aufgenommen: aus dem altbes.[ezten] franz. Gebiet am 10.12.42 mit Norwegen, Dnemark, Finnland, Bulgarien, Kroatien, Ungarn und Rumnien, aus dem neubes.[etzten] franz. Gebiet am 10.3.43 mit Dnemark, Finnland, Bulgarien, Kroatien, Ungarn, Rumnien und der Trkei.

Postverk.[ehr] zw.[ischen] Fr[an]kr.[eich] u.[nd] D[eu]tschl.[and] Ab 1.1.43 wurden die Antwortscheine (Coupons-rponse) im Postverkehr zwischen Deutschland (einschl.[ielich] Protektorat Bhmen und Mhren) einerseits und Frankreich (ohne die franz. Kolonien usw.) andererseits zugelassen.

Postverk.[ehr] zw.[ischen] Fr[an]kr.[eich] u.[nd] der Schweiz Am 11.2.43 wurde in Lyon eine Briefprfstelle eingerichtet, ber die der gesamte Postverkehr zwischen Frankreich (altbes.[etztes] Geb.[iet] Frankreichs westlich der Rhne) und der Schweiz in beiden Richtungen geleitet wird.

Postverk.[ehr] zw.[ischen] altbes.[etzten] u.[nd] neubes.[etzten] fr[an]z.[ sischen] Geb.[iet] In Erweiterung der Bestimmungen der Demarkationslinien-Postverordnung ist am 1.3.43 der Briefverkehr zwischen alt- und neubes.[etzten] franz. Gebiet allgemein zugestanden worden.

6. Justizwesen Vlkerrecht

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Der Beutebegriff hat sich als zu eng erwiesen. Nach dem grundlegenden Erlass des OKW vom 29.11.40[82] konnte anderes als im Eigentum der franz. Wehrmacht stehendes bewegliches Staatsvermgen - sofern es den Kriegsunternehmungen zu dienen geeignet war - zwar beschlagnahmt werden; die Frage, ob und inwieweit eine Entschdigung zu zahlen war, musste aber vom Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] in jedem Einzelfall entschieden werden. Im neubes.[etzten] Gebiet sollte hinsichtlich dieses Staatseigentums eine Beschlagnahme berhaupt nur gegen Entschdigung mglich sein. Der dringende Bedarf des Reiches an Rohstoffen und Produktionsmitteln zwingt zu einer Lockerung dieser Richtlinien. Beim OKH ist daher beantragt worden, das Beuterecht auf alle beweglichen Gter zu erstrecken, die z[ur].Z[ei]t. der Beschlagnahme bzw. beim Einmarsch in das neubes.[etzte] Gebiet im Eigentum des franz. Staates standen und den Zwecken der franz. Wehrmacht zu dienen bestimmt waren[83].

Deutsch.[es] Strafrecht Von der Mglichkeit polizeilicher Ordnungsstrafverfgungen ist bisher nur ungengend Gebrauch gemacht worden. Die Strafgewalt (Haft bis zu 6 Wochen, Geldstrafe bis zu 30 000 RM) erlaubt es den Verwaltungsbehrden, alle kleineren und mittleren Delikte in eigener Zustndigkeit zu ahnden. Im Interesse einer Vereinfachung der Strafrechtspflege und einer Entlastung der Wehrmachtgerichte sind die Kommandanten nunmehr angewiesen worden, ihre Befugnisse im vollen Umfange auszuntzen. Die Befehlshaber werden die Handhabung des Ordnungsstrafverfahrens strker als bisher beaufsichtigen und fr eine einheitliche Strafzumessungspraxis in ihren Bereichen Sorge tragen.

Franz. Justiz Zum Schutze der in Deutschland ttigen franz. Arbeiter war in einer Verordnung des Mil.[itr]Bef. [ehlshabers] vom 8.6.42[84] bestimmt worden, dass Verfahren in Zivil- und Handelssachen auf Anordnung der Mil.[itr]-Verwaltung auszusetzen sind und Vollstreckungs-, Sicherungsmassnahmen und Kndigungen[85] der Zustimmung der Mil.[itr]Verwaltung bedrfen. Die franz. Regierung will diesen Rechtsschutz ihrer Arbeiter nunmehr selbst bernehmen. Nach einem vorgelegten Gesetzentwurf hat der Richter knftig in jeder einzelnen Sache zu prfen, ob das Verfahren einzustellen oder die Vollstreckung zu untersagen ist. Die Regelung lehnt sich an die Bestimmungen an, die zu Beginn des Krieges fr die Mobilisierten erlassen worden sind. Der bisherige Justizminister Barthlemy ist krzlich ausgeschieden und durch den Generalstaatsanwalt in Paris, Gabolde, ersetzt worden. Gabolde beabsichtigt, mit den in Vichy verbliebenen Resten des Justizministeriums nach Paris berzusiedeln. Es ist zu hoffen, dass der Wechsel zu einer verstrkten Zusammenarbeit mit den Besatzungsbehrden fhrt.

II. Die franzsische Wirtschaft Einleitender berblick Gewerbl.[iche] Wirtsch[a]ft.

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Die allgemeine Lage der gewerblichen Wirtschaft hat sich gegenber dem Vorbericht nicht gendert. Rohstoff- und Betriebsmittelmangel besteht nach wie vor. Kohlenknappheit, Arbeiterentzug und Transportschwierigkeiten brachten Produktionsrckgnge fr Eisen und Stahl. Der Facharbeiterabzug macht sich auch auf dem Gebiet der Feinmechanik und Optik bemerkbar sowie im gesamten Maschinenbauprogramm, das dadurch erheblich ins Stocken geriet. Die Versorgung der Kunstfaserindustrie mit Schwefel und Schwefelkohlenstoff aus der franz. Produktion ist nur bis Juli/August gesichert. Ohne die Zufuhren aus dem Reich muss von da ab die Textilindustrie zum Erliegen kommen. Nahezu smtliche Betriebe sind von Besorgnis und Unruhe ber Umfang und Auswirkung der Arbeiteranwerbung nach dem Reich erfasst. Wenn auch die durch den Facharbeiterabzug entstandenen Lcken - mit grossen Schwierigkeiten - im allgemeinen bisher ausgefllt werden konnten, so liessen sich doch vorbergehende Produktionsrckgnge und erhebliche berschreitungen der Lieferfristen, insbes.[ondere] bei der Fertigwarenindustrie, nicht vermeiden. Die Einfhrung der im Reich verfgten Neuordnung der Bewirtschaftung (positive Herstellungsgebote neben Herstellungs- und Verwendungsverboten) wurde fortgesetzt und ist auf dem Leder-, Textil- und Papiergebiet sowie bei einigen Zweigen der eisen- und metallverarbeitenden Industrie weitgehend durchgefhrt.

Whrung Auf dem Gebiet der Whrung ist nach wie vor das erhebliche Ansteigen des Notenumlaufes besonders bedenklich, der im Berichtsabschnitt erstmalig die 400 M[illia]rd.[en]-Grenze berschritten hat (vom 10.12.42 bis 11.3.43 plus 31 M[illia]rd.[en] fr[anc]s). Die Anforderungen der Wirtschaft an die Notenbank haben sich in ziemlich engen Grenzen gehalten. Der weitaus grsste Teil der Barabhebungen ist fr deutsche Rechnung erfolgt. Wenn auch die Besetzung Sdfrankreichs und die Befestigungsbauten an der Mittelmeerkste einen erheblich gesteigerten Geldbedarf zur Folge gehabt haben, so muss doch wiederum auf die erheblichen Gefahren der Schwarzmarktkufe[86], die sich nur gegen bar abwickeln, hingewiesen werden. Nicht unerheblich ist auch nach wie vor der illegale Zufluss von Reichskreditkassenscheinen. Die Banque de France hat allein in den Monaten Januar und Februar an ihren Schaltern r[un]d. 100 Mill.[ionen] RMan RKKS[87] aufgenommen.

Lohndruck Der Wunsch nach Lohnerhhungen und damit der Lohndruck hat sich erneut verschrft. Insbes. [ondere] ist seitens der franz. Regierung auf die Gefahr einer Radikalisierung der Arbeiterschaft hingewiesen worden, die dem Bolschewismus in die Arme getrieben wrde, wenn sie weiterhin das zum Lebensunterhalt Ntige nicht bekommen kann. Z.[ur]Z[ei]t. werden zusammen mit einem Beauftragten des Generalbevollmchtigten fr den Arbeitseinsatz[88] Verhandlungen gefhrt, um zu prfen, inwieweit evtl. den Wnschen der franz. Regierung entgegengekommen werden kann, ohne dass eine generelle Lohnerhhung, die zwangslufig Auswirkungen auf die Preise haben muss, eintreten darf[89].

Arbeiter-Umsetzung i.[m] Reich

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Insgesamt mussten von Januar bis Ende Mrz wieder 250 000 Krfte (darunter 150 000 Facharbeiter) nach dem Reich in Marsch gesetzt werden. Diese Aufgabe ist termingemss erfllt worden. Daneben mussten fr die von Krfteabzgen betroffene R-Industrie Ersatzkrfte, fr die OT, den Bergbau und die Landwirtschaft laufend Zusatzkrfte zugefhrt werden. Um die Facharbeiteranzahl zu verstrken, wurde auf vermehrte Anlernungs- und Umschulungsmassnahmen hingewirkt. Die Massnahmen zur Ein- und Ausrichtung eines franz. Arbeitseinsatzeswurden vorangetrieben. Durch interministerielle Verfgungen vom 2.[90] u. 5.2.43[91] wurde die Erfassung der Franzosen veranlasst, die keine Beschftigung zum Nutzen des Landes ausben[92]. Mit Dekret und Arrt vom 15.2.43 wurde die Anlernung von Krften fr Mangelberufe angeordnet[93]. Ein weiterer fr die knftige Gestaltung des franz. Arbeitseinsatzes wesentlicher Fortschritt wurde durch die Einfhrung der allgemeinen Arbeitsdienstpflicht fr Franzosen der Jahrgnge 1920/22 durch Gesetz vom 16.2.43 gemacht[94]. Auf der Organisation dieser Arbeitspflicht (Commissariat Gnral du Service du Travail Obligatoire) soll nach den erlassenen Verordnungen die franz. Regierung nunmehr eine planmssige Lenkung des Arbeitseinsatzes aufbauen[95]. Eine Arbeitslosigkeit ist kaum noch in Erscheinung getreten.

Forstwirtschaft Der Abzug von Arbeitskrften durch die sogen.[annte] 2. Frankreich-Aktion[96] und die Aufrufung der Jahrgnge 1920/22traf die durch die erste Frankreich-Aktion[97] bereits geschwchte Forst- und Holzwirtschaft schwer. Am bedenklichsten sind die Eingriffe in die Schlsselkrfte, wie Berufsholzhauer, Sgewerksfacharbeiter, Wagenfhrer, Fuhrleute usw., aus denen die Abzge im Verhltnis zu den Hilfskrften zahlreicher und vor allem folgenschwerer waren. Da fr die Forst- und Holzwirtschaft bei der 2. Frankreich-Aktion nur eine "Schonung", bei der Einziehung der Jahrgnge 1920/22 jedoch nichts angeordnet war, sind Handhabung und Auswirkung rtlich verschieden gewesen je nach Hhe der Kontingente und je nach wirtschaftlicher Einsicht der beteiligten Stellen. Leider wurde das Streben nach Erreichung der befohlenen Tagesquoten sehr oft wichtiger als wirtschaftliche berlegung und Beachtung der vorliegenden Richtlinien und Vereinbarungen. Daher ist mit erheblichen Leistungsrckgngen - vielfach bis zu 25% - in der holzbearbeitenden Industrie, vor allem in den Sgewerken und Sperrholzfabriken, zu rechnen. Gerade die grsseren Werke sind vielfach am strksten herangezogen, weil dort die Erfassung der Arbeitskrfte am leichtesten ist. Wenn es nicht gelingt, fr etwaige knftige Aktionen die Forst- und Holzwirtschaft unter klare, schtzende Richtlinien zu bringen und bei Gewhren angemessener Fristen Mitwirkung der deutschen Forstdienststellen zu sichern, ist ein allgemeiner Produktionsr ckgang zu erwarten, der die jetzt ohnehin kaum noch zu erfllenden Aufgaben unlsbar machen wird. Besonders wichtig ist Schutz der Sger, Schrfer, Mechaniker, Langsger, Traktorfahrer.

Ernhrungslage Dank des im allgemeinen gnstigen Winters ist der Stand der Winterfrchte durchweg gut.
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Frostschden am Getreide und den Winterlfrchten sind nur ganz ausnahmsweise in Ostfrankreich eingetreten. Mit der Frhjahrsbestellung konnte sehr zeitig begonnen werden; dadurch wurde der immer strker werdende Mangel an Zugtieren und Treibstoffen etwas abgemildert. Ungnstige Einflsse sind von der geringen Niederschlagsmenge whrend des Winters und Frhjahrs zu erwarten. Die Frderung der Erzeugung wird durch den Ende Mrz erfolgten Einsatz von etwa 180 Landwirtschaftsfhrern[98] weiter verstrkt. Neue Gesetze, die sich auf den landw.[irtschaftlichen] Arbeitsdienst und den Gemeinschaftseinsatz von Betriebsmitteln beziehen, sollen die Kultivierung von Brach- und dlanderleichtern[99]. Der Anbauplan fr 1943 wird trotz aller Schwierigkeiten, insbes. [ondere] auch bei den lfrchten, programmgemss durchgefhrt. Der Mangel an Dngemitteln lsst jedoch auch bei gnstigen Witterungsbedingungen einen Ertragsrckgang befrchten. Die allgemeine Versorgungslagewird durch heftige Spannungen gekennzeichnet, die sich bis zum Abschluss des Wirtschaftsjahres noch weiter verstrken werden. Trotz strenger und erfolgreicher Massnahmen zur Erfassung des Brotgetreides ist bei den starken Ablieferungen an das Reich noch nicht mit Sicherheit festzustellen, ob der Anschluss an das neue Erntejahrgelingt. Die Fleischration fr die Zivilbevlkerung musste infolge einer Erhhung der an das Reich zu liefernden Mengen weiter herabgesetzt werden[100]. Trotzdem lsst sich ein Eingriff in die Jung- und Milchviehbestnde nicht vermeiden. Die Fettversorgungist trotz einer Verbesserung in der Erfassung usserst schwierig. Die Versorgung der grossen Bevlkerungszentren mit Gemse war bis zum Mrz infolge des milden Wetters relativ gut; die Zeit der grssten Marktspannungen steht jedoch noch bevor. Eine neue energische Aktion richtet sich gegen den Schwarzhandel im Wehrmachts- und Zivilsektor. Die neue Selbstverwaltungsorganisation der franz. Landwirtschaft, die Corporation Nationale Paysanne, ist Ende Mrz durch die Einberufung des Nationalrates und die Ernennung des Syndic National zum Abschluss gekommen[101].

1. Verschiedene Wirtschaftsgebiete Wi-Transporte Eisenbahnen Die Verkehrslage - sowohl Wagenbespannungs- wie Betriebslage - war auf der Eisenbahn bis zum ussersten angespannt und konnte den Anforderungen der Wirtschaft nicht mehr reibungslos nachkommen. Besonders stark notleidend war die gesamte Westregion der SNCF, d.[as]h.[eit] der Raum Calais[102], Paris, Bordeaux[103]. Selbst langfristige Totalsperren fr Zu- und Ablauf bereinigten die Lage nicht (seit dem 1.1. wurden insges.[amt] 14 Sperren verhngt). Anstze zur Besserung wurden durch laufende erhebliche Feindeinwirkungen auf Betriebsanlagen, Bahnhfe und Brcken im Keime erstickt, die zu Ausfllen ganzer Gebiete fhrten. Dazu kam die akute Verknappung von rollendem Material und Bespannung, die Rckwirkungen der Schwierigkeiten in der Westregion auf den gesamten franz. Raum, sowie der ansteigende Ausfall an Lokomotiven durch Feindbeschuss. Die Summe dieser Schwierigkeiten - insbes.[ondere] aber der wachsende Lok-Mangel - fhrten zu einer untragbaren Zhflssigkeit des gesamten Eisenbahnbetriebes, zu langfristigen Zugabstellungen und Betriebsverknotungen. Es kam zu Abstellungen bis zu 120 Zgen tglich, die bis zu 22 Stunden auf Bespannung warteten. Erst in den letzten Mrztagen trat eine leichte, anhaltende Besserung ein. Die zur Verfgung stehenden Lok-Bestnde sind aber nach wie vor unzureichend, desgl.[eichen] der Bestand an G-Wagen[104], der auf 82 000 Wagen absank; die O-Wagenlage[105] ist knapp ausreichend. Die steigenden Anforderungen des Wehrmacht- und Baustoffverkehrs nehmen bereits einen erheblichen

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Teil der Leistungsfhigkeit der Bahn vorweg in Anspruch; nur der verbleibende Rest an Wagenraum und Bespannung steht dem deutschen und franz. Wirtschaftsverkehr zur Verfgung. Gleichzeitig bewirkten jedoch die wachsenden Anforderungen des Reiches auf allen wirtschaftlichen Gebieten eine Intensivierung in der Fertigung und damit eine Erhhung der Ansprche auf Abbefrderung des Gutes durch die Verkehrs-Trger. Das Awi-Programm[106] gibt diese Entwicklung wieder. Die Anforderungen auf Abtransport nach Deutschland stiegen von 1 093 750 t im Jan.[uar] auf 1 466 120 t im Mrz, ohne dass die Bahn diesen erhhten Ansprchen nachkommen konnte. Es kam daher zu unerwnschten Lagerbildungen, die bis Ende Febr.[uar] auf dem landw.[irtschaftlichen] Sektor etwa 900 000 t, fr die gewerbl.[iche] Wirtschaft etwa 350 000 t betrugen. Erheblich gesteigert wurde der Erzverkehr nach der Ruhr. Sonderaktionen wurden fr den Dngemittelversand, die Weizenabfuhr nach dem Reich und fr Sodatransporte unternommen. Letzten Endes aber alles zu Lasten der sonstigen weniger bevorzugten Wirtschaftsgter, die in einigen Bezirken nur mit etwa 30% bedient wurden. Die franz. gewerbl.[iche] Wirtschaft ist fast ausschliesslich auf den Stckgutverkehr abgedrngt worden. Nur die notwendigste Lebensmittelversorgung wird heute noch - und ebenfalls vllig unzureichend - am Wagenladungsverkehr beteiligt. Aeusserste Notstnde in der Lebensmittelversorgung und eine bescheidene Bevorratung der Grosstdte konnte durch deutsche Sonderaktionen - aber auch hier nur zu Lasten des deutschen Bedarfes - abgewendet bzw. ermglicht werden. Der Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] hat daher in Anbetracht der ernsten Rckwirkungen auf die von ihm zu vertretenden wirtschaftlichen Belange die Hauptverkehrsleitstelle Frankreich/Belgien ersucht, bei der "Zentralen Planung"[107], Berlin, die Rckgabe von 300 schweren Gterzug-Lok.[omotiven] und 8000 G-Wagen zu erwirken. In der Sitzung vom 27.3. der Hauptverkehrsleitstelle Frankreich/Belgien wurde die Berechtigung dieser Forderung anerkannt und die HVD Paris beauftragt, ihre Gegenvorschlge der vernderten Situation und den wachsenden Forderungen der Bedarfstrger anzupassen. Weitere Massnahmen zur Bereinigung der Betriebsverhltnisse und zur Erhhung der Leistungsfhigkeit der Bahn wurden eingeleitet.

Transit-Verkehr Der Transit-Verkehr von Spanien und Portugal ber Frankreich nach Deutschland und dritten Lndern ist erheblich angewachsen. Nennenswert ist der Deutschland-Spanien-Verkehr mit 30 200 t, der Verkehr nach Portugal mit 11 700 t und die Gegenrichtung mit insges.[amt] 111 000 t, hauptschlich Erze und Frischfrchte. Daneben entwickelte sich ein erheblicher Verkehr mit dritten, insbes.[ondere] nordischen Lndern nach Spanien/Portugal mit 15 750 moto[108] und in der Gegenrichtung mit 33 000 moto. Diese erheblichen Leistungen mssen ebenfalls zum berwiegenden Teil mit franz. Betriebsmitteln durchgefhrt werden.

Wasserstraenverkehr Dank des milden Winters, der mit Ausnahme geringer kurzfristiger Eisbildungen und Ausfllen auf dem Ostkanal und dem Rhein-Rhne-Kanal ohne Beeintrchtigung der Binnenschiffahrt verlief, konnte die

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Wasserstrasse die vllig beranstrengte Schiene entlasten. Trotz der grossen Anforderungen des Baustoffverkehrs fr OT, Luftwaffe und Kriegsmarine, besonders auf der Seine, wurden die planmssigen Awi-Transporte fr Getreide, Erze, Kohlen, Zuckerrben, Holz usw. befriedigend, wenn auch mit Verzgerungen erfllt. Durch Hochwasser traten im Januar/Febr.[uar] kurzfristige Unterbrechungen der Schiffahrt und Schiffsansammlungen auf der Seine, Oise und Sembre ein. Der Verkehr auf dem Saar-Kohlen-Kanal war durch Dammbruch von Ende Dez.[ember] 42 bis Anfang Mrz unterbrochen. Die Schiffahrt auf der Rhne wurde vorbergehend durch Niedrigwasser behindert. Die Verkehrslage war flssig. Der Zuckerrbentransport konnte bis Ende Januar abgewickelt werden, fr die Kohlefahrt stand in Nordfrankreich gengend Schiffsraum zur Verfgung, desgl.[eichen] in Paris und Rouen[109] durch Nachlassen der Erzanknfte im Febr.[uar] und Mrz aus Spanien. In Ostfrankreich herrschte dagegen akuter Kahnraummangel, der, soweit es die Vorratslage bei den Empfngern gestattete, durch zwangsweise Verlagerung der Kohle von der Schiene auf die Wasserstrasse (fr die Schwerindustrie in Meurthe-et-Moselle und die SNCF) teilweise und langsam behoben wird. Der entladene Kohlenkahnraum wird dann den ostfranz. Verladern zur Verfgung gestellt werden. Die bisherige Schiffsraumzuteilung im Bereich der Aussenstelle Nancy bewegt sich zwischen 25% im Jan.[uar]/Febr.[uar] und 40% im Mrz. Vorbergehende Stockungen des Betriebes der Binnenschiffahrt traten durch Abwerbungen von Traktorenfhrern und Hafenpersonal ein. So kam es Ende Februar zu einer dreitgigen Stillegung der Umschlagseinrichtungen von Nancy. Die Frage der Arbeiterabzge aus der Binnenschiffahrt konnte inzwischen aber endgltig bereinigt werden; es wird knftig von jeglichem Abzug "fahrenden Personals", Schleusenwrtern, Traktorenfhrern usw. abgesehen. Jugendliche Arbeitskrfte der Jahrgnge 1920/22 werden arbeitsplatz-verpflichtet, desgl.[eichen] hat das Reichsverkehrsministerium auf sein Vorhaben verzichtet, 4000 gelernte Schiffer nach Deutschland abzuziehen[110]. Damit drfte der notwendigste personelle Bestand der franz. Wasserstrasse gesichert sein.

Seeschiffahrt Die Atlantik-Schiffahrt war durch anhaltendes Schlechtwetter und schwere Strme wochenlang erheblich behindert. Wegen berholung mehrerer grsserer Einheiten fehlte es an gengendem Schiffsraum. Die Rckwirkungen dieser Ausflle auf die Erzanknfte waren erheblich. Die Mittelmeerschiffahrt war stark behindert und hatte Ausflle. Die Frischfrucht- und Erzfahrt nach Ste[111] und Marseille[112] war unterbrochen. Die Evakuierung des Hafengebietes von Marseille[113] hatte Arbeitermangel zur Folge. Ankommende Schiffe konnten nicht rechtzeitig gelscht werden.

Wirtschaftl.[iche] Entjudung Der Generalkommissar Darquier de Pellepoix hat der franz. Regierung eine Anzahl von Gesetzentwrfen zur Erfassung des Judenvermgens in ganz Frankreich vorgelegt, die jedoch von der Regierung bisher nicht angenommen worden sind, weil diese noch immer den Plan verfolgt, die wirtschaftliche Arisierung vom Generalkommissariat fr Judenfragen auf die Domnenverwaltung oder das Produktionsministerium zu bertragen. Dadurch ist ein Schwebezustand eingetreten, der sich in einer hinhaltenden Verwaltungspraxis der franz. Dienststellen ussert und sich auf die Arisierung nachteilig

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auswirkt. Mit Rcksicht auf die verschrften Massnahmen zur Konzentration der franz. Wirtschaft werden die Aussichten, inwieweit ehemals jdische Unternehmen nach einer Arisierung fortbetrieben werden knnen, im breiten Kuferpublikum ungnstig beurteilt, sodass ein grsseres Kaufinteresse z[ur].Z[ei]t. nur auf dem Grundstcksmarkt wegen des Bestrebens, flssige Geldmittel in Sachwerten anzulegen, zu beobachten ist. Im Zuge der von einigen fremden Mchten (Italien, Schweiz, Ungarn, Spanien) durchgefhrten Rckfhrung von Juden ihrer Staatsangehrigkeit[114] ist vielfach ber den bisherigen Kreis hinaus die Anordnung einer kommissarischen Verwaltung nachgesucht worden, um die beschleunigte Abwicklung dieser Judenvermgen, insbes.[ondere] fr Wohnungseinrichtungen und Bankguthaben, in Frankreich zu ermglichen. Die Bestallung erfolgt auch in diesen Fllen durch den Mil.[itr]Bef. [ehlshaber] unter verantwortlicher Beteiligung der Konsulate, die die Gewhr dafr bernehmen, dass die frei werdenden Mittel nicht anderweitig in Frankreich wirtschaftlich angelegt werden. Die Einziehung des Vermgens ehemals polnischer und tschechischer Juden wird gesetzlich vorbereitet[115].

Feindvermgen Die Erfassung des feindlichen Vermgens mit Ausnahme der bevorstehenden Regelung fr die mittelund sdamerikanischen Staaten ist abgeschlossen. Die vorlufigen Feststellungen ergeben folgendes: 112 eingesetzte deutsche Verwalter betreuen 827 Betriebe. Daneben werden 1300 Betriebe von der Gruppe Feindvermgen unmittelbar beaufsichtigt, meist kleine oder mittlere Betriebe oder solche mit geringer feindlicher Beteiligung, bei denen es sich nicht lohnt, einen deutschen Verwalter zu ernennen. An Hand der von smtlichen Betrieben geforderten Zusammenstellung der im bes.[etzten] Gebiet befindlichen Aktiven und Passiven wird der Wert des Unternehmens geschtzt und diese geschtzten Werte zusammengestellt, um einen ungefhren Anhaltspunkt fr den Wert der im bes.[etzten] franz. Gebiet erfassten Feindvermgensbetriebe zu gewinnen. Die Zusammenstellung wird in etwa 1-2 Monaten fertig sein[116]. Die gemeldeten Forderungen feindlicher Glubiger gegen Schuldner im bes.[etzten] Frankreich (mit Ausnahme der D[e]p[ar]t[ement]s. Nord und Pas-de-Calais sowie von Elsass und Lothringen) betragen etwa 2,2 M[illa]rd.[en] fr[anc]s., davon liegen etwa 1 M[illia]rd.[e] fr[anc]s. als Sperrguthaben z.T. in franz., z.T. in fremder Whrung bei Banken im bes.[etzten] Geb.[iet]. Weitere 300 Mill.[ionen] hat das Office des Changes mit deutscher Genehmigung z.T. eingezogen, z.T. als Whrungsguthaben bei Banken im bes.[etzten] Gebiet gesperrt. Etwa 880 Mill.[ionen] fr[anc]s hat die Treuhand- und Revisionsstelle[117] auf hiesige Anweisung eingezogen, wovon etwa 300 Mill.[ionen] fr[anc]s (Guthaben brit.[ischer] militrischer Dienststellen) als Kriegsbeute an die Reichskasse abgefhrt worden sind. Die gemeldeten Wertpapiere hatten am 10.5.40 einen Kurswert von r[un]d 2 M[illia]rd.[en] fr[anc]s; etwa 1,5 M[illia]rd.[en] liegen bei Banken im bes.[etzten] Geb.[iet], die restlichen 500 Mill.[ionen] werden von Firmen oder Privatpersonen verwahrt. Es ist beabsichtigt, den Wertpapierbestand auf seinen jetzigen Kurswert zu berprfen, sobald die erforderlichen Hilfskrfte hierfr freigemacht oder zur Verfgung gestellt werden knnen. Es sind ferner r[un]d 2700 Grundstcke, die feindlichen Eigentmern gehren, gemeldet worden. Davon entfallen etwa 2400 auf stdtische bebaute

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Grundstcke, etwa 110 auf unbebaute Stadtgrundstcke, etwa 220 sind landwirtschaftlich genutzte Grundstcke. Der Wert der Grundstcke ist sehr schwer zu schtzen. Nach den Angaben der franz. Verwalter drften die Grundstcke einen Wert von etwa 500 Mill.[ionen] haben; wahrscheinlich liegt diese Schtzung unter dem wahren Wert.

Statistik Die Untersuchungen auf dem Gebiet des Lebenshaltungskostenindex haben zur Erstellung eines neuen monatlichen Indexgefhrt, der die starken Vernderungen der Verbrauchsstruktur seit der Vorkriegszeit besser bercksichtigt als der bisherige. Daneben wird versuchsweise noch ein vierteljhrlicher Index gefhrt, der neben den offiziellen Preisen auch die Schwarzmarkt- und Kantinenpreise bercksichtigt. Auf dem Gebiet der monatlichen Beschftigungsstatistikin der franz. Industrie laufen Verhandlungen mit dem R-Amt, dem Maschinellen Berichtswesen und den zustndigen franz. Stellen ber eine Vereinfachung, eine bessere Bercksichtigung der Bedrfnisse des Generalbevollmchtigten fr den Arbeitseinsatz und eine bessere Abstimmung dieser Statistik mit den R - und V-Betriebsmeldungen[118]. Die laufende statistische Beobachtung der Rohstoffversorgung, der Absatzentwicklung der franz. Industrie und ihrer Lieferungen nach Deutschlandsowie die berwachung des Erhebungswesens und des statistischen Verffentlichungswesens wurde fortgesetzt.

2. Die Entwicklung in den einzelnen Zweigen der gewerblichen Wirtschaft Kohle Durch Verfahren von 1-2 Sonntagsschichten konnte die Frderung im allgemeinen gehalten werden: Dez.[ember] 3 803 700 t, Jan.[uar] 3 687 558 t, Febr.[uar] 3 540 482 t, Mrz 3 600 000 t. Die Ernhrungslage der Bergleute war weiterhin unbefriedigend. Die Materialschwierigkeiten der Gruben, insb.[esondere] durch die geringen Eisenzuteilungen, wuchsen ebenfalls. Neben Bereinigung dieser Fragen kann eine Frderungssteigerung nur durch Zuweisung neuer Arbeitskrfteerfolgen. Der mangelnde Wasserkraftstrom machte weiterhin ungewhnlich hohe Kohlenzuteilungen an die Dampfelektrizittswerke erforderlich (Jan.[uar] 211 020 t, Febr.[uar] 243 240 t, Mrz 192 080 t). Die Kohlenbestnde der Elektrizittswerke sind trotz Aufbesserung nach wie vor ungengend. Die Erwartungen eines Rckganges des laufenden Kohlenverbrauchs der Eisenbahnen haben sich nicht erfllt. Die Bestnde mussten auf 15 Tage erhht werden. Infolgedessen war die Kohlenversorgung der Industrie wiederum besonders knapp. Bemhungen, fr die Industrie zustzliche Kohle aus den brigen bes.[etzten] Westgebieten oder aus Deutschland zu erhalten, waren ohne Erfolg.

Erzbergbau Das Frderungsteigerungsprogramm Westfrankreich fr Metallerze ist abgelaufen. Der Versand erreichte infolge Transportschwierigkeiten jedoch nicht die vorgesehene Hhe. - Wegen unzureichender

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Eisenzuteilungen konnte der geplante Ausbau des Metallerzbergbaues nur zu einem geringen Teil verwirklicht werden. Die Frderung und der Versand in den beiden wichtigsten franz. Eisenerzrevieren[119] haben im einzelnen die aus der Anlage 4[120] ersichtliche Aufwrtsentwicklung genommen.

Steine u.[nd] Erden Die Kaliversorgung Frankreichs verlief planmssig. Angesichts des Mangels an Eisen- und Kupfervitriol sowie an Kalkstickstoff wurde zur Unkrautbekmpfung besonders "Hederich-Kainit" zur Verfgung gestellt (3 213 t K2O). Fr den Rest des Dngejahres 1942/43 sind noch 22 200 t K2O fr die Landwirtschaft und 1699 t K2O fr die Industrie zu liefern. Nach Ausbleiben der afrikanischen Phosphatzufuhren wurde dem franz. Produktionsministerium die Aufstellung eines umfassenden Frderungsprogrammes fr die innerfranz. Phosphatgruben aufgegeben. Die erforderlichen Eisenkontingente wurden im Reich beantragt. Die in Frankreich vorhandenen Lager afrikanischer Rohphosphate wurden sichergestellt, um die fr das Reich erforderlichen Mengen frei zu machen. Fliegerangriffe auf Lorient[121] haben die Kaolinfrderung erheblich beeintrchtigt. Die fr die Papier-, Gummi- und Seifenindustrie wichtige Talkfrderung leidet unter dem Arbeitermangel und der ungnstigen Verkehrslage der Gruben (1800 m Hhe in den Pyrenen).

Mineral-l Mit Rcksicht auf den weiter verringerten Nachschub aus dem Reich wurden erneut Sparmassnahmen angeordnet. Durch Neuordnung der Verteilung wurde eine bessere Versorgung der vornehmlich fr deutschen Bedarf arbeitenden V-Betriebe sichergestellt[122].

Energie Die Darbietung an Wasserkraft lag weiter unter dem Durchschnitt. Das Wasserkraftwerk Baigts (Basses Pyrenes) wurde in Betrieb genommen. - Die Kohlenzuteilungen fr die dampfbetriebenen Elektrizittswerke waren weiter ungengend. Durch Einschrnkungen des Haushalts- und Heizstromes[123] war der Stromverbrauchgeringer als in dem gleichen Vierteljahr des Vorjahres. - Durch Feindeinwirkung und Sabotage an Umspannwerken und Leitungsanlagen traten zahlreiche Strungen ein. Lngere Stromunterbrechungen konnten durch verstrkte Ausbildung des Verbundbetriebes vermieden werden. Die Gasabgabe erreichte etwa dieselbe Hhe wie im gleichen Vierteljahr des Vorjahres. Durch

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Fliegerangriffe wurden in Lorient und St. Nazaire das Gaswerk und die Rohrnetze vllig zerstrt.

Bauwirtschaft Die Bauvorhaben der Wehrmacht und OT haben sich gegenber dem Monatsmittel des vergangenen Jahres verdoppelt[124]. Fr zivile Bauvorhaben unter 5000 RM Gesamtbaukosten wurde ebenfalls eine Anmeldepflicht eingefhrt[125]. Die Baugenehmigungen wurden den Richtlinien im Reich angepasst. Fr Wehrmacht- und OT-Bauten wurden m[ona]tl.[ich] 1,5 - 1,7 Mill.[ionen] t an Kies, Sand und Splitt bereitgestellt. Die Produktion und Vorrte an Pflastersteinenund Werkstoffen aus Hartgestein wurden zum Einsatz bei Wehrmachtsbauvorhaben sichergestellt. Die Befriedigung des Wehrmachtbedarfes an Ziegeleierzeugnissen ist infolge der rckgngigen Kohlenversorgung nicht mehr gewhrleistet. Die Bereitstellung von Dachpappe fr Wehrmachtzwecke machte ebenfalls erhebliche Schwierigkeiten. Die Zementproduktion stieg von 50 000 t im Jan.[uar] auf 120 000 t im Mrz. Eine weitere Erhhung bis auf 200 000 t ist vorbereitet. Die erforderlichen Kohlen werden durch Sondermassnahmen zur Verfgung gestellt.

Eisen u.[nd] Stahl Die Erzeugung im einzelnen hat sich wie aus Anlage 5[126] ersichtlich entwickelt.

Metalle In den franz. Wehrmachtarsenalen des neu bes.[etzten] Gebietes wurden als Beuteetwa 26 000 t Metalle erfasst. 9000 t Messing sind bereits nach dem Reich abtransportiert. Nach Erfassung der Metallbestnde in den Arsenalen und Industriebetrieben des neu bes.[etzten] Gebietes ergibt sich fr 1943 die aus Anlage 5 ersichtl.[iche] Metallbilanz[127]. Mit Wirkung vom 1.6.43 wird die franz. Metallsteuer eingefhrt[128], die 25 000 t Kupfer, 5000 t Blei, 400 t Zinn und 50 t Nickel erbringen soll. - ber das bisherige und weiter fr 1943 erwartete Aufkommen aus der Metallmobilisation gibt die Anlage 6[129] Aufschluss.

Maschinenbau Die Auslieferung an Lokomotiven verlief weiter planmssig (fr das Reich; 20, 25, 21; fr die SNCF: 7, 5, 9). Ausserdem wurden 17 vollstndige Lokomotivradsatzgruppen fr die Deutsche Reichsbahn mit je 25 t Fertiggewicht fertiggestellt. An Waggons einschl.[ielich] Kesselwagen wurden 145, 90 und 67 Stck abgeliefert. Auftrge auf 300 Industrielokomotiven wurden erteilt. Fr die Emaillewarenindustrie wurde ein Produktionsplan aufgestellt (jhrlich 11 000 t Emaillewaren, davon 6000 t fr den deutschen Bedarf). Neue Abkommen sehen die Lieferung von 2/3 der franz.
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Fertigung an Weckeruhren, technischen Uhren sowie Fournituren und Uhrmacherbedarfsartikeln vor (m[ona]tl.[ich] etwa 130 000 Wecker und 66 000 Taschen- und Armbanduhren).

Feinmechanik, Optik, Elektro-Ind.[ustrie] Ein Ausgleich fr die abgezogenen Krfte durch Anlernkrfte war bisher nicht in vollem Umfange mglich. Zur Erhhung der Brillenlieferungen nach dem Reich und Rationalisierung der Brillenindustrie wurde ein Bevollmchtigter eingesetzt[130]. Ein Produktionsplan ist in Vorbereitung. Die Radioindustrie wurde stillgelegt mit Ausnahme weniger Betriebe, die ausschl.[ielich] fr Wehrmachtzwecke arbeiten.

Tonerde Die Tonerdeproduktion nahm mit m[ona]tl.[ich] durchschnittlich 12 500 t den erwarteten Verlauf. - Die franz. Gesamtfrderung an Bauxit und die Lieferungen nach dem Reich haben sich weiterhin wie folgt steigend entwickelt:

Gesamtfrderung Dezember Januar Februar Mrz 1942 1943 " " 61 000 t 62 000 t 59 000 t 69 000 t

Lieferung nach Deutschland 22 000 t 24 000 t 26 000 t 37 000 t

Chemie Die Strom- und Kohlenversorgung der chemischen Industrie hat sich erneut verschlechtert. Bei steigenden Lieferungsanforderungen aus dem Reich war es nicht mglich, den dringendsten Bedarf an Betriebsmitteln fr wichtigste Erzeugnisse zur Verfgung zu stellen (30 Mill.[ionen] kWh bzw. 40 000 t Kohle). Infolgedessen sind nunmehr Ausflle bei Bauvorhaben der OT, im U-Bootbau und Panzerwagenbau gemeldet worden Der vorjhrige Chlorvertrag (m[ona]tl.[ich] 250 t) wurde erneuert. Die Lieferungen an Trichlorthylen sind z[ur].Z[ei]t. eingestellt. ber die Lieferung von mindestens 33 000 t Kolophonium und 1100 t Gummiarabicum wurden Vertrge abgeschlossen.

Ind.[ustrielle] Fette

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Die Verbrauchsregelung fr 1943 sieht eine Verarbeitung von 30 000 t Fettrohstoffen vor (1938: 300 000 t). Aus dem Aufkommen sind bisher jedoch nur etwa 80% gedeckt. Die Fehldeckung soll durch Verarbeitung von etwa 7000 t Harz oder Harzsure ausgeglichen werden. - Infolge der Rohstofflage wurde der Fettsuregehalt der Einheitsfeinseife von 12% auf 10% und der des Waschpulvers von 7,5% auf 3,5% herabgesetzt. - Die Zuteilungen an Leinlan die Lack- und Farbenindustrie mussten herabgesetzt werden. Der unbedingt notwendige Bedarf wird durch Umstellung auf Kunstharzlackfarben sichergestellt. Im Textilsektor, insbes.[ondere] bei der Zell- und Kunstseidenherstellung, kommen neuartige Textilhilfsmittel zum Einsatz, die im wesentlichen auf Minerall aufgebaut sind. - Die Durchfhrung des gesamten Fabrikationsprogrammes, insbes.[ondere] auf dem Waschmittelsektor, hngt von der Bereitstellung der erforderlichen Kohlenmengen ab, die ohne Gefhrdung der Bedrfnisse der Wehrmacht und der Zivilbevlkerung nunmehr nicht mehr herabgesetzt werden knnen. Die Lieferung von Linoleum an das Reich (140 000 qm Baulinoleum und 40 000 qm Handelslinoleum) werden in Krze aufgenommen. - Der Abtransport tunesischen Olivenls nach dem Reich ging weiter.

Kautschuk Die Verschlechterung der Naturkautschuklage[131] gestattete nur noch eine Produktionsplanung von Monat zu Monat. Eine bersicht ber die Produktionenthlt die Anlage 7[132]. Die Verarbeitungsstze fr Buna werden heraufgesetzt. Die schwierigen Umstellungsarbeiten auf Buna wurden durch teilweise einschneidenden Facharbeiterabzug erheblich gestrt.

Textilien Die franz. Lieferungen im Rahmen der Planung 1943 wurden planmssig durchgefhrt. Die vorgesehene Flachsanbauflche wurde mit 47 000 ha etwa erreicht.

Leder- u.[nd] Rauchwaren Das 4. deutsch-franz. Lederabkommen wurde bis auf einen geringen Rckstand bei Schafleder voll erfllt. Fr die Zeit vom 1.4. bis 30.9.43 wurde das 5. Lederabkommen vereinbart. Die Unterzeichnung steht unmittelbar bevor[133]. Die bisherigen beiden Kaninfellabkommen wurden abgewickelt (20 600 000 Krschnerkanin und 49 600 000 Schneidekanin im Werte von insges.[amt] 21 Mill.[ionen] RM). Das 3. Kaninlieferungsabkommen wurde abgeschlossen und ist planmssig angelaufen. Das anfallende Krschnerkanin wird in Frankreich und Belgien zu je 25%, im Reich zu 50%, Schneidekanin ausschl.[ielich] in Frankreich verarbeitet. Der Anfall an franz. Wildwaren leidet unter dem Jagdverbot[134].

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Aus amerik.[anischem] Feindvermgen wurden einige Posten Edelpelzfelle der Reichsstelle fr Rauchwaren zur Verfgung gestellt.

Papier Die Papierproduktion war infolge mangelnder Kohleversorgungweiterhin unzureichend (Jan.[uar] 25 100 t, Febr.[uar] 26 700 t, Mrz 26 300 t gegenber einem Mindestbedarf von m[ona]tl.[ich] 30 000 t). Die Rohstoffversorgungslage war im allgemeinen knapp ausreichend. Eine ausserordentliche Unterdeckung bestand bei Natronzellstoff (Erzeugung und Einfuhr 8650 t gegenber einem Bedarf von 19 500 t). Infolgedessen konnten die teilweise um 100% gestiegenen Anforderungen an Scken aus Natronzellstoff fr die Zement-, Holzkohle-, Dngemittelverpackung usw. auch nicht annhernd gedeckt werden. Weitere betrchtliche Schwierigkeiten bestanden bei der Beschaffung von Zeitungs-, Druck-, Schreibund Packpapier sowie technischen Papieren. Infolge der inzwischen aufgezehrten geringen Lagerbestnde wird sich die Versorgungslage auf diesen Gebieten knftig noch verschrfen.

Glas und Keramik Die im Vorbericht angekndigten[135], durch die Kohlenversorgungslage bedingten Stillegungen mussten durchgefhrt werden. Da fr Mai die Kohlenzuteilung an die Glasindustrie abermals um 1000 t gekrzt wurde, werden weitere Verpackungsglashtten (insbes.[ondere] Medizinglas und Konservenglser) zum Erliegen kommen[136]. Die Erzeugung von keramischen Wand- und Bodenplatten und sanitrkeramischen Erzeugnissen sowie Steingutgeschirr ging zurck. Die bereits erheblich gedrosselte Herstellung von Steingutwandplatten wurde nunmehr untersagt. Fr die Herstellung von Steingutbodenplatten luft am 1.4.43 nur noch ein Werk mit einer Kohlenzuteilung von 120 t. Die Abkommen ber Steingutgeschirr, Porzellan und sanitrkeramische Erzeugnisse mit dem Reich wurden jeweils um 4 Monate verlngert.

Waren verschiedener Art Die Auftragsverlagerung von einfachen Gebrauchsmbeln nahm weiter um r[un]d. 12 Mill.[ionen] RM zu. Fr deutsche Bedarfstrger in Frankreich wurden erneut 2000 Barackenbeschafft. Der weitere Abtransport von Faserstoffen und Borsten nach dem Reich war infolge Wegfalles der nordafrikanischen Einfuhren nicht mehr mglich. Die Lieferungen aus dem Brsten-, Besen- und Pinselgebiet gingen in dem bisherigen Rahmen weiter (m[ona]tl.[ich] 500 000 Zahnbrsten unnd etwa 6 Waggons grobe Brsten und Besen). - Nach Erfllung des vorjhrigen Bettfederabkommens wurden fr 1943 erneute Lieferungen im Werte von 750 000 RM vereinbart.

Altmaterial

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Die Durchfhrung der franz. Lumpenlieferungen im Rahmen der Planung 1943 stsst infolge von Schwarzkufen, Transportmangel und unzweckmssiger Preisgestaltung nach wie vor auf Schwierigkeiten. Die Sammelergebnisse betrugen 2500 moto gegenber 3400 moto in der gleichen Zeit des Vorjahres. Sonderaktionen in den D[e]p[ar]t[ement]s. der Mittelmeerkste wurden mit einem Ergebnis von 425 t durchgefhrt (pro Einwohner 320 g gegenber 700 g im Reich). Die Altpapierumstze sind gegenber dem Vorjahr um etwa 20% (m[ona]tl.[ich] etwa 8000t) rcklufig. Eine Sammelaktion durch Schulkinder erbrachte im Jan.[uar] eine zustzliche Menge von etwa 3000 t.

Tabak Die franz. Tabakproduktion wurde um 1/4 heruntergesetzt. Die Lieferung von 4 200 000 kg franz. Inlandstabaken nach Deutschland, die ursprnglich nur gegen Austausch von ukrainischen u.[nd] trkischen Tabaken vertraglich vorgesehen war, ist damit sichergestellt. Die franz. Regie versucht, durch Deblockierungen franz. Guthaben in der Trkei Orienttabake zu kaufen, um damit die Rohtabaklage zu verbessern.

3. Ernhrung und Landwirtschaft Erzeugung Das milde Winterwetter und das zeitige Frhjahr haben gnstige Voraussetzungen fr die diesjhrige Ernte geschaffen. Da kaum Schnee gelegen hat, und auch in letzter Zeit wenig Niederschlge gefallen sind, sind jedoch Trockenheitsschden zu befrchten. In Westfrankreich konnte bei dem milden Wetter das Jungvieh fast whrend des ganzen Winters auf der Weide verbleiben. Das erste Wachstum auf dem Grnland wurde durch die Trockenheit etwas behindert. Die Futterversorgung ist daher schlechter, als man bei dem milden Wetter erwarten mte. Fr den Anbauplan 1943 wurde berall im Lande eine lebhafte Propaganda durchgefhrt. Wo die Winterweizenflche die vorgesehene Hhe nicht erreicht hatte, musste mehr Sommerweizen angebaut werden, da das Gesetz[137] Strafen fr eine Verminderung der Weizenflche vorsieht. Die Propagandaaktion fr den vermehrten Anbau von Sommerlfrchten hatte gute Erfolge. Es ist mit Sicherheit zu erwarten, dass die gesamte Anbauflche der lfrchte etwa 200 000-250 000 ha erreicht. Bei den Zuckerrben ist eine kleine Verminderung der Anbauflche gegenber dem Vorjahr vorgesehen, da die zur Verarbeitung der Rben notwendige Kohle nicht zur Verfgung steht. Die meisten der 180 neu eingesetzten Landwirtschaftsfhrer sind in den Arrondissements ttig, um dort durch Wirtschaftsberatung und berwachung einer Kultivierungsaktion fr Brach- und dland ertragssteigernd zu wirken. Zur Erschliessung der noch vorhandenen Erzeugungsreserven ist es notwendig, weitere Arbeitskrfte fr die Landwirtschaft bereitzustellen. Ausserdem muss der Gemeinschaftseinsatz von Traktoren, Gespannen u.[nd]a.[nderen] Betriebsmitteln organisiert werden. Neue gesetzliche Mglichkeiten zur Dienstverpflichtung mnnlicher Personen im Alter von 16-60 J.[ahren] und von weiblichen Personen im Alter von 16-50 J.[ahren] und zum Gemeinschaftseinsatz von Betriebsmitteln wurden vorbereitet. Das Gesetz vom 23.2.43 [sic!] ber die Arbeitsdienstpflicht der jungen Jahrgnge[138] hat sich bisher fr die Landwirtschaft nicht vorteilhaft ausgewirkt, da andere

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Bedarfstrger den Vorrang haben. Nachdem die bliche Bereitstellung von belgischen Wanderarbeitern fr den franz. Zuckerrbenanbau vom Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] in Belgien abgelehnt war, ist diese fr Frankreich ausserordentlich wichtige Frage dem Generalbevollmchtigten fr den Arbeitseinsatz zur Entscheidung vorgelegt worden. In den Betrieben der Landbewirtschaftung des Mil.[itr]Bef. [ehlshabers] werden 14 000 polnische Landarbeiter eingesetzt, von denen etwa 6000 eingetroffen sind. Die bisher verwendeten farbigen Kriegsgefangenen, deren berwachung unberwindliche Schwierigkeiten bereitete, werden abgelst. Die im letzten Bericht erwhnten Pferdevormusterungen[139] werden Ende April berall durchgefhrt sein. Die fr abkmmlich erklrten 25 000 Pferde sind bereits von der Wehrmacht angekauft worden. Mit der franz. Regierung wurde ber die Beschaffung von weiteren 20 000 Pferden aus dem neubes. [etzten] Gebiet verhandelt. Die Treibstoffversorgung der Landwirtschaft ist trotz Zuteilung gewisser Zusatzkontingente erheblich schlechter als im Vorjahr. Die landwirtschaftl.[ichen] Transporte sind in Westfrankreich z.T. durch Feindeinwirkung erheblich behindert worden. Die Verteilung der Dngemittel fr die Frhjahrsbestellung befindet sich im Rckstand. Durch die Blockierung von 150 000 t Phosphat wird die Dngemittelversorgung weiter verschlechtert. Die Belieferung mit Kali erfolgte planm ssig. Es ist zu befrchten, dass auch bei gnstigem Wetter wegen des fehlenden Kunstdngers die Ertrge absinken. Dem Weinbau stehen bei einem Bedarf von 100 000 t Kupfersulfat nur etwa 40 000 t zur Verfgung. Von dem Schwefelbedarf des Weinbaues in Hhe von 65 000 t kann nur ein verschwindend kleiner Anteil gedeckt werden, so dass mit einem schweren Ertragsausfall in der Weinernte durch Oidium[140] zu rechnen ist.

Versorgung Die Rationsstze blieben im allgemeinen unverndert, doch erfolgte mit Wirkung vom 1.4. eine Herabsetzung der wchentl.[ichen] Fleischrationsstze auf 120 g in den Grosstdten und auf 90 g in den brigen Gemeinden[141]. Damit wurden die Rationsstze den in letzter Zeit tatschlich erfolgten Zuteilungen angepasst. Die Verlngerung der Arbeitszeit in der R-Industrie bis zu 60 Wochenstunden hat die Frage der Schaffung einer Langarbeiterzulage zu einem dringenden Problem gemacht. Die gegenwrtige Versorgungslage gestattet jedoch nicht die dringend notwendige Massnahme. Im franz. Zivilsektor sind verschrfte Massnahmen zur Bekmpfung des Schwarzhandels ergriffen worden. Seit dem 15.3.43 werden alle Verstsse gegen die vom Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] erlassenen Bewirtschaftungsvorschriften durch Dienststellen der Wehrmacht, andere deutsche Dienststellen, Angehrige der Wehrmacht, Wehrmachtsgefolge und reichsdeutsche Zivilpersonen von den Kriegsgerichten mit grsster Strenge verfolgt[142]. Trotz erheblicher Erfassungsschwierigkeiten wurden in den Monaten Jan.[uar] bis Mrz weitere 140 000 t Weizen nach Deutschland verladen. Die Gesamtverladung nach dem Reich betrgt im l[au]f[en]d.[en] Wirtschaftsjahr damit r[un]d 460 000 t, dazu kommt der Wehrmachtbedarf, der sich fr das ganze Wirtschaftsjahr auf etwa 200 000 bis 240 000 t beluft. Auf die Erzeuger wird ein sehr starker Druck zur Lieferung ausgebt. In den letzten Monaten wurden allein 120 000 Kontrollen in landw.[irtschaftlichen] u.[nd]a.[nderen] Betrieben der Ernhrungswirtschaft durchgefhrt, die zu 7000 Strafverfahren fhrten. Es ist noch nicht sicher, ob auch bei weiterer energischer Erfassung, ohne Senkung der Rationen, der Anschluss an das neue Erntejahr gefunden wird. Die Haferablieferung war befriedigend und erzielte

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bessere Ergebnisse als im Vorjahr. Es wurden bis 31.3.43 im ganzen 730 000 t abgeliefert, von denen 600 000 t der Wehrmacht zur Abnahme zur Verfgung gestellt wurden. Die gesamte Ablieferung der Erzeuger an Gerste betrug 50% des Ablieferungssolls. Der starke Druck auf die Bauern zur Haferablieferung hat die Abgabe von Gerste erschwert. Die Kartoffelkampagne ist weitgehend beendet. Nur fr Paris und Bordeaux sind noch grssere Mengen aus den Einlagerungen bei den Erzeugern zu erwarten. Die Kartoffelversorgung der grossen Stdte war dank der im Herbst an den Verbraucherpltzen geschaffenen Vorrte besser als im Vorjahr. Durch Feindeinwirkung[143] ist der laufende Versand von Kartoffeln aus der Bretagne verschiedentlich gestrt worden. Obwohl den Brauereien nur 1/5 des friedensmssigen Bedarfs an Rohstoffen zur Verfgung steht, muss das Bier in erheblichem Umfang als Ersatz fr die fehlenden Konsumweine herangezogen werden. Die Wehrmachtversorgung mit Bier war befriedigend; sie wird in den kommenden Monaten in erhhtem Umfange, d.[as]h.[eit] mit 110 000 hl je Monat gegenber 90 000 hl bisher durchgefhrt werden. Die wchtl.[iche] Fleischzuteilung an die Zivilbevlkerung betrug in den Grosstdten im Durchschnitt in den Monaten Jan.[uar] bis Mrz 152 g, wobei sich die Zuteilungsmenge im Jan.[uar] auf 170 g, im Mrz jedoch nur auf 122 g belief. Nach den Verhandlungen Ende Febr.[uar] ist das franz. Lieferungssoll an Fleisch fr Deutschland von 200 000 t auf 270 000 t im Wirtschaftsjahr 1942/43 erhht worden. Trotz einer weiteren Verminderung des franz. Fleischverbrauches muss zu Beginn der Weidesaison fr die Schlachtungen in verstrktem Umfange auf Jungvieh und Milchvieh zurckgegriffen werden; es wird also Raubbau getrieben. Es ist bereits ein Absinken der durchschnittlichen Schlachtgewichte und -qualitten festzustellen. Bis Ende Aug.[ust] sind im Rahmen des neuen Planes noch 140 000 t Fleisch fr Deutschland aufzubringen. Schweine stehen fr die Zivilbevlkerung praktisch nicht mehr zur Verfgung; auch der Truppenbedarf an Schweinen kann nur teilweise gedeckt werden. In der Schlachtviehwirtschaft wurden wichtige gesetzliche Massnahmen ergriffen. Die Schweinepreise wurden heraufgesetzt; ein neues Hausschlachtungsgesetzfhrte eine Ablieferungspflicht in Verbindung mit der Schlachtgenehmigung ein[144]. Fr junge Schweine traten Transportbeschrnkungen in Kraft, um ein Abfliessen auf den Schwarzen Markt zu verhindern[145]. Die Erfassungsorganisation ist durch nderungen in der Zusammensetzung der Schtzungs- und Erfassungskommissionen verbessert worden. Die Buttererfassung wurde durch Herabsetzung des Ksefettgehaltes und durch strenge Kontrollmassnahmen in den Bauernbuttergebieten etwas verbessert. Trotzdem ist die Einhaltung der ungengenden Fettration von 10 g je Tag fr die grosstdtische Bevlkerung mit wachsenden Schwierigkeiten verbunden. Es kommt hinzu, dass mit Wirkung vom 1.5.43 nicht nur der volle Wehrmachtbedarf an Butter in Hhe von etwa 1500 t m[ona]tl.[ich] aufzubringen ist, dass vielmehr im ganzen 2000 t m[ona]tl.[ich] geliefert werden mssen. Die Talgausbeute geht mit dem abnehmenden Schlachtgewicht der Tiere zurck. Die Erzeugungsbedingungen in der Milchwirtschaft sind durch Trockenheit ungnstig beeinflusst worden. Die Gemseversorgung der grosstdtischen Zivilbevlkerung war infolge des milden Wetters bisher verhltnismssig gut. Die Lenkung des Absatzes von Steckrben hat sich fr die Marktversorgung vorteilhaft ausgewirkt. Obst stand in den letzten Monaten kaum zur Verf gung. Auch die Versorgung der Wehrmacht mit Gemse war befriedigend. Die strksten Spannungen in der Gemseversorgung sind in den Monaten April und Mai zu erwaten [sic!], da sich in dieser Zeit der Ausfall Afrikas am unangenehmsten bemerkbar macht. Der Export von Apfelplpe nach Deutschland ist ganz und von Apfeltrestern zu 4/5 beendet. Die Ausfuhr von Gemsesamen nach Deutschland in Hhe von 170 t kam im Mrz zum Abschluss, whrend die vorgesehenen Lieferungen aus dem Reich im Rckstand sind

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Die Weinversorgungslage ist weiterhin ausserordentlich angespannt. Die Bevlkerung muss 1/4 der Weinzuteilungen in verhltnismssig teurem Markenwein abnehmen. Der Transport von Wein und Spirituosen nach dem Reich wird im schnellen Tempo abgewickelt; etwa 60% der vorgesehenen Menge sind bereits verladen.

4. Forst- und Holzwirtschaft Arbeitseinsatz Versuche zum Einsatz von farbigen Kriegsgefangenen aus den u.[nter] franz. Aufsicht (Dienstgrade des ehem.[aligen] Kolonialheeres) stehenden Forstlagern sind mit gutem Erfolg angelaufen. Die mit viel Mhe eingerichteten Lager fr den forstlichen Jugenddienst sind stark fr die Anwerbung nach Deutschland herangezogen, um Fachkrfte zu schonen[146].

Holzeinschlag Infolge der gnstigen Witterung ist der Holzeinschlag immer noch gut fortgeschritten und liegt im Durchschnitt hher als in den entsprechenden Monaten des Vorjahres. In den Staatsforsten entwickelt sich die deutsche Methode des Holzeinschlages in Eigenregie, also ohne Einschaltung des Berufsstandes der "exploitants forestiers" und ohne den Holzverkauf auf dem Stock erfreulich aufw rts. Zunehmend strend fr Forstbetrieb und fr die Bewirtschaftung der forstlichen Erzeugnisse wirken sich eigenmchtige Holzeinschlge und Bearbeitungsunternehmungen (Sgerei, Holzverkohlung) der Truppe und deutscher Dienststellen (OT usw.) aus. Durchfhrung von Massnahmen zur Sicherung des regelnden Einflusses der Mil.[itr]Verwaltung stsst auf Schwierigkeiten. Die Nachfrage nach gnstigen Schlgen bersteigt das Angebot. Wiederholt musste in deutschem Interesse in das Verkaufsgebaren des Waldbesitzes eingegriffen werden. Strkere Einflussnahme auf den vielfach verkaufsunlustigen Privatwald ist vorgesehen. berwachung der Einschlagsttigkeit bei der Neigung, aus Spekulationsgrnden das gekaufte Holz stehen zu lassen, geht wegen Unzulnglichkeit franz. Stellen immer mehr auf die deutschen Forstdienststellen ber.

Holztransport Die Schwierigkeiten im Holztransport verschrfen sich trotz aller Bemhungen auf Besserung des Transportwesens in organisatorischer und materieller Hinsicht immer mehr; Herabsetzung der Treibstoffzuteilungen, insbes.[ondere] an Gasl, Mangel an l fr Generatorfahrzeuge, Mangel an Bereifung, Verschleiss der Fahrzeuge aller Art ohne Mglichkeit von Ersatzbeschaffung, Requisition von Fahrzeugen fr militrische Zwecke, Einziehung von Traktor- und Lkw-Fahrern, Autoschlossern und Fuhrleuten nach Deutschland, Schliessung lndlicher Instandsetzungswerksttten usw. wirken lhmend. Der kontingentmssig festgesetzte Holzexport nach Deutschland geht nach Massgabe der verfgbar zu machenden Produktions- und Transportmittel weiter, bleibt aber trotz stndigem Druck
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der deutschen Forstdienststellen hinter dem Soll zurck. Die Lage der holzwirtschaftlichen Betriebe ist wegen im allgemeinen unzureichender Zufuhr an Rundholz infolge der Transportnte meistens schwierig. Eine Vorratsbildung kommt nicht zustande. Die Leistungen der Betriebe sinken z.T. betrchtlich ab infolge des Mangels an Zylinderl und Schmierl, an Ersatzteilen, an Eisen und Stahl, und durch den Abzug der Arbeitskrfte. Betriebsstillegungen wegen Produktionsmittelmangel sind fr die Folge Betriebseinschrnkungen bereits jetzt vielfach in erheblichem Ausmass eingetreten. zu befrchten,

Holzversorg.[ung] d.[er] Wehrm.[acht] u.[nd] a.[nderer] d[eu]tsch.[er] Bedarfstr ger Der Bedarf konnte immer noch befriedigt werden, an Nadelschnittholz entscheidend aus den zu Gunsten der Wehrmacht und der OT blockierten Sgewerken im Jura und in den Vogesen mit einer m[ona]tl. [ichen] Lieferung von ber 30 000 cbm und aus dem Raume Bordeaux. Sgewerke im Elsass werden zum Einschnitt von Rundholz aus den Grenz-D[e]p[ar]t[ement]s. fr OT und Marine herangezogen. Auch die Inanspruchnahme des Laubschnittholzes durch deutsche Bedarfstrger nimmt erheblich zu und erfordert Einwirkung der deutschen Forstdienststellen. Zur Beschaffung von Flugzeugsperrholz und von Verladekeilen musste eine Buchenrundholzumlage gegeben werden. Ernste Sorge, wegen der Konkurrenz mit der Grubenholzaufbringung, macht die Beschaffung grsster Mengen von Hindernispfhlen[147] (Monatsbedarf von mehr als 20 000 fm[148]), die zustzlich zum Stellungsbau bentigt werden. Erschwerend ist auch die Verwirrung in der Frage der Zustndigkeiten fr die allgemeine Holzbeschaffung zum Kstenausbau und Stellungsbau.

Brennholz Fr die Versorgung mit Brennholz im Winter 1943/44 ist eine Umlage in Vorbereitung.

Grubenholz Die Grubenholzaufbringung hat einschlagsmssig das Soll erreicht, ist aber transportmssig zurckgeblieben. Das jahreszeitlich bedingte Absinken der Anlieferungen ist jedoch infolge der gnstigen Witterung an den Tiefstand des Vorjahres bei weitem nicht herangekommen. Die Holzversorgung der franz. Eisenbahn (SNCF) ist wegen der Konkurrenz mit dem deutschen Bedarf zu einem ernsten Problem geworden. Massnahmen, z.B. Gleichstellung mit deutschem Bedarf, Umlageerteilung usw. sind seit lngerer Zeit getroffen, aber in der Durchfhrung wegen des Mangels an Produktionsmitteln noch unzureichend geblieben.

Feste Treibstoffe

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Der Bedarf an festen Treibstoffen ist in sprunghaftem Ansteigen. Holzverkohlung und Tankholzaufbereitung sind produktionsmssig nicht zurckgegangen. Organisation der Verteilung ist aber immer noch unzulnglich und hat Befriedigung des deutschen Bedarfes schwierig gemacht. Von einer grundstzlichen und tiefgreifenden Neuregelung auf deutscher und franz. Seite, die im April nunmehr anluft, wird Eindmmung des Schwarzen Marktes und damit Sicherung einer Verteilung nach kriegswirtschaftlichen Notwendigkeiten erhofft.

Harzgewinnung Die Harzgewinnung wird mit allen verfgbaren Krften gefrdert, leidet aber besonders an Mangel gelernter Arbeiter. Beurlaubung von 1451 namentlich angegebener, noch in deutscher Kriegsgefangenschaft befindlicher Harzarbeiter ist erneut dringlichst beantragt. Der KolophoniumAbschluss 1942 fr das Reich (33000 t, Lieferzeit Juli 1942 bis Mrz 1943) ist bis auf kleine Reste erfllt. Neuer Vertrag fr 1943 ist in diesen Tagen abgeschlossen worden.

5. Auswrtiger Waren- und Zahlungsverkehr Warenverk.[ehr] m.[it] d.[em] D[eu]tsch.[en] Reich Der deutsch-franz. Warenverkehr hat sich zunehmend intensiviert. Der Debetsaldo des deutsch-franz. Verrechnungsabkommens betrug am 1.3.43 r[un]d. 3 M[illa]rd.[en] RM (gegenber 2,5 M[illa]rd.[en] RM am 1.12.42) und zwar steht einem franz. Guthaben von 3,96 M[illa]rd.[en] RM ein deutsches von 0,93 M[illa]rd.[nen] RM gegenber. Diese stetige Steigerung der franz. Warenausfuhr nach Deutschland ist umso bemerkenswerter, als die Einfuhr Frankreichs 1941 nur noch 1/4 der Vorkriegseinfuhr betrug, durch die Besetzung der franz. Besitzungen in Afrika aber fast ganz zum Erliegen gekommen ist. Whrend vor dem Kriege die Wareneinfuhr nach Frankreich fast doppelt so gross war wie die Warenausfuhr, bersteigt heute die Warenausfuhr Frankreichs die Einfuhr um ein Vielfaches. Die stets steigende Warenverknappung hat naturgemss zu einer weiteren Vermehrung der Einsprche der franz. Regierung gegen Lieferungen nach Deutschland gefhrt, die weitgehend bemht ist, die fr die Bedrfnisse der franz. Wirtschaft erforderlichen Waren im Lande zu behalten. Wenn auch im Hinblick auf die enge Verflechtung zwischen der franz. und der deutschen Wirtschaft diese Bestrebungen nicht vllig unbercksichtigt bleiben konnten, so wurde doch in Fllen eines vordringlichen deutschen Interesses die beabsichtigte Ausfuhr durchgesetzt. Der Gefahr der Verteuerung der Warenausfuhr nach Deutschland durch die Erhebung einer Ausgleichsabgabe (retenue de prquation) wurde seitens des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] dadurch wirksam entgegen getreten, dass fr eine Reihe von Waren Pauschalstze und fr andere Waren die gnzliche Befreiung von der Ausgleichsabgabe erreicht wurde[149].

Warenverk.[ehr] m.[it] Elsa u.[nd] Lothr.[ingen]

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Die franz. Warenausfuhr nach Elsass und Lothringen hatte im Berichtszeitraum etwa den gleichen Umfang wie in den Vormonaten. Der Verrechnungsstand zwischen Frankreich und Elsass-Lothringen ergibt einen Saldo zugunsten Frankreichs von 12,8 Mill.[ionen] RM (Stand 1.3. 43).

m.[it] d.[en] br.[igen] Lndern Der Wegfall der Einfuhren aus den franz. Kolonien und der Beginn der verstrkten Ausrichtung des Arbeitseinsatzes und der Bewirtschaftung der industriellen Fertigung auf die Kriegsbedrfnisse hat im ersten Vierteljahr 1943 zu einer weiteren Verminderung des franz. Aussenhandels mit den brigen Lndern gefhrt. Frankreich ist aber gezwungen, Aussenhandelsbeziehungen, insbes.[ondere] mit den neutralen Lndern Schweden, Schweiz, Spanien und Portugal zu unterhalten, um volkswirtschaftlich wichtige Einfuhren (Beseitigung von Engpssen auf bestimmten Warengebieten) durchfhren zu knnen. Aus Schweden sollen auf Grund eines im Berichtszeitraum technisch verbesserten Abkommens halbamtlichen Charakters vor allem Zellulose, Papier, Eisen und Stahl, Spezialwerkzeuge, Separatoren und Kugellager geliefert werden. Die Ausfuhr nach Schweden wird sich insbes.[ondere] auf Wein und Spirituosen, pharmazeutische Produkte, Farben und optische Apparate erstrecken. Im franz.-schweizerischen Verrechnungsverkehr ist Frankreich mit r[un]d 450 Mill.[ionen] f[ranzsischen] fr[anc]s. passiv, wodurch wichtige Einfuhren aus der Schweiz verzgert und mehr und mehr neben dem Clearing Verrechnungsgeschfte angebahnt werden[150]. Im Verkehr mit Spanien haben sich die sogen.[annten] "oprations groupes" nicht bewhrt. Sie erweisen sich als hemmend fr den Warenaustausch, weil viele in den Listen gefhrte Waren z.[ur] Z[ei]t. nicht geliefert werden knnen. Der Warenaustausch mit Portugal ist verhltnismssig gering geblieben. Da die Steuerung der Ausfuhren aus ganz Frankreich, insbes.[ondere] nach den neutralen Lndern, gegenwrtig besonders wichtig ist, wird am 1.4.43 mit den zustndigen franz. Behrden gemeinsam an der Verbesserung des z[ur].Z[ei]t. bestehenden Zustandes gearbeitet. Die Dienststelle des Deutschen Kommissars fr den Aussenhandel[151], der seine Ttigkeit am 1.4.43 aufgenommen hat, wird mit der franz. Regierung geeignete Massnahmen zur Verbesserung der Aussenhandelsbeziehungen zu den neutralen Lndern fr ganz Frankreich treffen, um auf diese Weise den franz. Aussenhandel dem deutschen Interesse anzupassen. Die bereits im letzten Bericht[152] mitgeteilte Entwicklung gegenber den bes.[etzten] Gebieten hat sich in der Tendenz nicht verndert. Das Guthaben Belgiens im Verrechnungsverkehr hat sich auf r[un]d. 212 Mill.[ionen] RM erhht (Stand v. 1.3.43 gegenber 1.12.42 174 Mill.[ionen] RM - vgl. die Begrndung fr das Missverhltnis im letzten Bericht-). Das belgisch-franz. [153] Kompensationsgeschft: Lebensmittel gegen Kohle , ist bis auf eine von Belgien noch zu liefernde Restmenge von 14 000 t Kohle abgewickelt. Auch im Verkehr mit Holland ist das Clearingguthaben zugunsten Hollands auf r[un]d. 31 Mill.[ionen] RM gestiegen. Der Versuch, mit Holland fr das Jahr 1943 wertmssig begrenzte Kontingente fr eine

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grssere Zahl von Waren festzulegen, ist gescheitert. Anstelle bindender Zusagen wurden jedoch durch Vermittlung des RWM[154] mit dem Reichskommisar fr die Niederlande[155] Listen ber beiderseitige Bezugswnsche ausgetauscht, die nach Krften erfllt werden sollen. Der Warenaustausch mit Norwegen hat sich stark vermindert, da das Warenabkommen nicht mehr verlngert worden ist. Der Clearingsaldo weist ein Guthaben von RM 5 370 000,- zugunsten Frankreichs auf. Mit Dnemark kamen grssere Geschfte nicht zustande, weil sich die "oprations groupes" in der gleichen Weise wie bei Spanien als hemmend erwiesen.

Kapit.[al]-verkehr Verb.[ot] Einfuhr v.[on] RM d.[urch] fr[an]z.[sische] Arb.[eiter] Im Widerspruch zu den Devisenbestimmungen im Reich und im bes.[etzten] franz. Gebiet werden immer noch Reichsbanknoten durch franz. Arbeiter nach Frankreich eingefhrt. Im Interesse des Einsatzes franz. Arbeitskrfte in Deutschland ist der Umtausch solcher verbotswidrig eingef hrten Reichsbanknoten bisher bei den RKK im altbes.[etzten] franz. Gebiet und bei den Regionalwerbestellen im neubes.[etzten] franz. Gebiet in beschrnktem Umfange zugelassen worden. Der Versuch, den Umtausch gnzlich einzustellen, hat sich als nicht durchfhrbar erwiesen, da der Umtausch des zur Barmitnahme zugelassenen Betrages in franz. Franken im Reich in einer Reihe von F llen ohne Verschulden des Arbeiters unterbleibt. Zur Vermeidung von Hrten hat es sich daher als unumgnglich erwiesen, den Umtausch verbotswidrig eingefhrter Reichsbanknoten im alt- und neubes.[etzten] franz. Gebiet wieder in beschrnktem Umfange zuzulassen. Beruht die Nichtinanspruchnahme der vorgeschriebenen berweisungs- und Umtauschmglichkeiten auf einem Verschulden oder einer Nachlssigkeit des franz. Arbeiters, so werden die Antrge auf Umtausch abgelehnt.

6. Bank-, Brsen- und Versicherungswesen Whrungs- u.[nd] Kreditwesen Die Bilanzsumme der Banque de France belief sich am 11.3.43 auf r[un]d. 456 M[illa]rd.[en] fr[anc]s. Hierin ist der Goldbestand mit r[un]d. 85 M[illa]rd.[en] fr[anc]senthalten, der gegenwrtig der Verfgungsgewalt der Bank bis auf einen ganz geringfgigen Betrag entzogen ist. Der Hauptteil der restlichen Anlagen ist in unmittelbaren und mittelbaren Staatskreditenangelegt, die sich am letzten Ausweistag auf insges.[samt] 345 Mrd. frs stellten. Die Privatkredite beliefen sich demgegenber auf kaum 7 Mrd. frs. Von den Krediten der Bank an den Staat stehen an weitaus erster Stelle die Vorschsse zur Bestreitung der Abschlagszahlungen auf Besatzungskosten, die am 11.3.43 mit 230,6 Mrd. frs. ausgewiesen werden, nachdem durch ein Gesetz vom 21.1.43 [sic!][156] der Beitrag der Bank an der Aufbringung dieser Kosten auf 231 Mrd. frs. erweitert worden war[157]. Da der Staat bis 31.3.43 an Besatzungskostenabschlagszahlungen (seit Anfang Jan.43 statt bisher 15 Mill. RM pro Tag 25 Mill. RM) 17,9 Mrd. RM = 358 Mrd. frs aufgebracht hat, sind mithin etwa 127 Mrd. frs ausserhalb der Notenbank am Geld- und Kapitalmarkt finanziert worden. ber die weitere Ausweitung der franz. Staatsschuld unterrichtet die Anlage 8[158]. Auf die fortschreitende

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Aufblhung des Umlaufes an kurzfristigen Schuldtiteln, die vornehmlich bei Geldanstalten und dank ihrer steuerlichen Begnstigung auch zu einem nicht unerheblichen Teil im Publikum untergebracht sind, muss besonders hingewiesen werden. Die sptere Absaugung der kurzfristigen Titel wird nur durch steuerliche Massnahmen herbeigefhrt werden knnen. Die franz. Postverwaltung brachte eine Anleihe von 3,3 Mrd. frs heraus.

Whrung ber die Lage der drei grssten franz. Banken unterrichtet die Anlage 8[159]. Die Banken sind, wie zu erwarten war, sehr flssig geblieben, jedoch bleibt die Zunahme der Depositen weiter hinter derjenigen der in den Verkehr gepumpten Noten zurck; ein Beweis dafr, dass die fr Schwarzmarktkufe deutscherseits ausgegebenen Geldzeichen nicht in den normalen Kreislauf des Wirtschaftslebens eingeflossen sind.

Fr[an]z.[sische] Bankorganisation Die Socit Parisienne de Banque, die als Bank mit englisch-jdischem Einfluss unter deutscher kommissarischer Verwaltung steht, ist auf die Bankenliste gesetzt worden, die Bank Polska Kasa Opieki auf eigenen Antrag davon gestrichen[160]. Wesentliche organisatorische Vernderungen stehen bei der Banque Nationale pour le Commerce et l'Industrie bevor. Ihr Generaldirektor Pose[161] hat bei der franz. Dissidenz ein offizielles Amt bernommen. Damit nicht durch seine Anhnger innerhalb der Bank Geschfte gettigt wrden, die mit den deutschen Interessen nicht vereinbar sind, wurde deutscherseits ein Kommissar eingesetzt. Um Beunruhigungen des Publikums zu vermeiden, wurde ein Franzose, dessen loyale Haltung bekannt ist, mit der Verwaltung beauftragt[162]. Nachdem nach Verhandlungen mit den zustndigen franz. Stellen ber die notwendigen Personalvernderungen die Gewhr geboten ist, dass sich die Bank auf ihre reinen Bankaufgaben beschrnkt, konnte der Kommissar in diesen Tagen abberufen werden. Die Aero-Bank, die einzige deutsche Bank am Pariser Platze, ist in ihrer Geschftsttigkeit nach wie vor ziemlich beengt, da ihr langfristige Einlagen bisher nicht zur Verfgung stehen. Die Volksbanken haben durch ein Gesetz vom 2.3.42 die Mglichkeit erhalten, ihre Stammkapitaliender Whrungsverschlechterung anzupassen[163]. Das bisherige Hchstkapital von 500 000 frs kann mit Zustimmung des Finanzministeriums erhht werden, wobei in gewissen Fllen auch Rcklagen zur Auffllung verwandt werden knnen. Um die Truppengeldversorgung im neubes.[etzten] Gebiet sicherzustellen, war beabsichtigt, in Toulouse[164], Lyon[165] und Avignon[166] RKK einzurichten. Da die RKK-Verordnung aber im neubes. [etzten] Gebiet nicht eingefhrt ist, musste eine Lsung dergestalt gefunden werden, dass die dort einzusetzenden RKK nach aussen hin als Wechselkassen der Heereshauptkassen auftreten. Es ist sichergestellt, dass die neuen Wechselkassen ausschl.[ielich] nach den Grundstzen und Richtlinien fr die RKK arbeiten. ber die Ttigkeit und den Geschftsumfang der RKK im bes.[etzten] Frankreich gibt die Anlage 8[167] Auskunft.

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Brsenwesen Die Brsentendenz war uneinheitlich, im allgemeinen berwog die Tendenz zur Schwche. Das Angebot hat erheblich zugenommen, so dass an den meisten Brsentagen alle Kauforders ausgefhrt werden konnten. Repartierungen mangels Nachfrage waren nicht selten. Das von der franz. Regierung unter dem 4.3.43 erlassene Gesetz ber die Umwandlung der Inhaberaktien in Namensaktien wird einen gewissen Anreiz fr die Baissetendenz gegeben haben[168]. Der Hauptgrund fr die schwache Haltung der Brse muss aber wohl in der Hoffnung der beteiligten Kreise auf ein baldiges Kriegsendegesehen werden. Zahlreiche Effektenbesitzer rechnen mit einem Sieg der Feindmchte und glauben, dass nach Wiederkehr der erhofften normalen Verhltnisse die Brsenkurse erheblich nachgeben werden, sodass jetzt eine Gewinnmitnahme vorteilhaft erscheint. Der Rentenmarkt blieb dank der sorgfltigen Kurspflege behauptet. ber die Entwicklung der Brsenindexkurse unterrichtet die Anlage 9[169].

Versich.[erungs]-wesen Auf Grund des Abkommens vom 11.2.43[170] werden die Versicherungsbestnde der innerfranz. Versicherungsgesellschaften in Luxemburg zur treuhnderischen Verwaltung in eigenem Namen an deutsche Versicherungsunternehmungen bergeben, die von der zustndigen deutschen Behrde in Luxemburg hierzu bestimmt sind. Das Abkommen hnelt dem vom 9.6.42 fr die Bestnde innerfr[an]z.[sischer] Gesellschaften im Elsass und in Lothringen[171]. Das luxemb.[urgische] Abkommen sieht sowohl die bergabe der Lebensversicherungsbestnde als auch der Bestnde in der Sach-, Unfall-, Haftpflicht- und Kraftfahrtversicherung vor. Die bergabe in allen Versicherungszweigen erfolgt rckwirkend zum 1.1.43 innerhalb [von] 6 Monaten. Nach Unterzeichnung des Abkommens hat zwischen den beteiligten Versicherungsgesellschaften eine ordnungsgemsse Auseinandersetzung stattzufinden. Die Fortfhrung der 107 englischen und 12 amerikanischen in Frankreich arbeitenden Versicherungsgesellschaften durch deutsche Verwalter hat weitere Freigaben von bei der Caisse des Dpts et Consignations hinterlegten Wertpapieren erforderlich gemacht.

7. Preisregelung Die fr die Preispolitik bestehenden Schwierigkeiten nehmen weiter zu. In der industriellen Produktion wirkt sich der Abzug von Facharbeitern nach dem Reich und ihr Ersatz durch angelernte Arbeiter oder Frauen kostenungnstig aus. Die Preise fr landw.[irtschaftliche] Erzeugnisse haben keine wesentlichen nderungen erfahren. Der fr die Winterperiode 1942/43 auf 2,50 frs/l festgesetzte Erzeugerpreis fr Milch ist ab 1.4.43 fr die Sommerzeit auf 2,20 frs/l herabgesetzt. Fr Eier ergibt sich gegenber dem Winterverbraucherpreis von 2,70 frs je Stck ein Sommerverbraucherpreis von 2,40 frs je Stck.

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Die im vorigen Bericht erwhnte Kohlenpreiserhhung[172] wurde mit Wirkung vom 16.2.43 genehmigt. Die Erhhung, die fr Gesamtfrankreich im Durchschnitt 43 frs/t betrgt, wurde unter Bercksichtigung der Frdermengen mit 49 frs/t im gewogenen Mittel fr Nord und Pas-de-Calais und 36 frs/t im gewogenen Mittel fr Centre und Midi aufgeteilt. Zur berprfung der von der franz. Regierung vorgelegten Verordnungsentwrfe auf Erhhung der Eisen- und Stahlpreise wird z[ur].Z[ei]t. eine umfassende Untersuchung ber die Kostenlage der franz. eisenschaffenden Industrie durchgefhrt. Infolge der Erhhung des Kohlenpreises und gestiegener Personalkosten mussten die Elektrizittstarife um 12,5% erhht werden. Gegenber 1939 ergibt sich damit eine Erhhung um insges. 25%, doch liegen die Preise fr elektrischen Strom auch jetzt noch betrchtlich unter den entsprechenden deutschen Preisen. Im Preisgefge der chemischen Industrie zeigten sich zum ersten Male bedeutende Erschtterungen. Eingeleitet wurde die Bewegung durch die Erhhung des Schwefelsurepreises; sie setzte sich fort in einer Erhhung der Preise fr Soda, Chlor, Kupfersulfat und neuerdings auch Kalziumkarbid. Die Grnde liegen in dem seit einem halben Jahr auffllig starken Rckgang der Beschftigung, dem Mangel bzw. der schlechten Qualitt der Kohle, Ausfall elektrischer Energie und schliesslich an der abnehmenden Leistungsfhigkeit der Apparaturen, die seit zwei Jahren nicht oder nur mangelhaft unterhalten sind. Trotzdem sind die Preise der anorganischen Chemie immer noch weit unter den Reichspreisen (im Durchschnitt um 35%). Es ist indessen zu befrchten, dass die Aufwrtsbewegung der Preise mit wachsender Beschleunigung weitergehen wird, da durch die bisherige scharfe Preispolitik die Reserven stark angegriffen wurden, wie die Bilanzen 1942 erkennen lassen werden. Die Preise fr Seifen erfuhren gewisse Erhhungen durch die mit dem Abfall Nordafrikas zusammenhngende Fettverteuerung, doch liegen sie noch erheblich unter den Reichspreisen. Die starke Erhhung der rumnischen Exportpreise fhrte zur Vorlage eines Preiserhhungsantrages um 25% fr Minerallerzeugnisse. Diese Preiserhhung konnte bis auf einen Rest von durchschnittlich 10% durch Einsatz der Kompensationskasse abgefangen werden. In der Textilwirtschaft ist nach Abschluss der Regelungen fr Woll-, Baumwoll- und Leinengewebe eine Beruhigung in der Preisentwicklung der Gewebe eingetreten. Fr den Bedarf der OT wurde eine Preisfestsetzung fr Granitblcke erlassen. deutscher Unternehmer waren Gegenstand einer Regelung, die fr Wehrmachtdienststellen verbindlich ist; fr franz. Unternehmer war eine hnliche frher erlassen worden. Ferner wurden die Betrge festgesetzt, die die Autoreparaturauftrge an franz. Werksttten zu zahlen haben. Die Bauarbeiten alle deutschen Regelung schon HKPs[173] fr

Das Preisgefge im Transportwesen ist stabil geblieben. Es liegt jedoch ein Antrag der franz. Regierung auf Erhhung der Eisenbahn-Gtertarife um 25% vor. Bei einem Jahresumsatz von 12 Mrd. frs bedeutet dieser Antrag eine Belastung der franz. Volkswirtschaft um 3 Mrd. frs. Die franz. Tarife liegen gegenwrtig um 40% niedriger als im Reich. Die Erhhung der Umsatz-(Luxus)steuer[174] fhrte zur Erhhung der Theater- und Kinopreise um 20%. Ein sehr weitgehender Antrag auf Erhhung der Pariser Theaterpreise ber die Abwlzung der Luxussteuer hinaus konnte abgelehnt werden.
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Durch Vereinbarung mit der franz. Regierung konnte sichergestellt werden, dass die Stillegungsbeitrge, die in einigen Industrien erhoben werden (Giessereierzeugnisse, Glas, Keramik u.[nd]a.[nderes]m.[ehr]) im Export nach Deutschland dann nicht berechnet werden, wenn durch die Berechnung Schwierigkeiten in der Preisgestaltung beim Weiterverkauf oder der Verarbeitung in Deutschland entstehen wrden. Zur wirksameren Durchfhrung der Preisberwachung und Bewirtschaftungsmassnahmen sind mehrere neue Gesetze verkndet worden, die die Bekmpfung des Schwarzhandels zum Gegenstand haben. Nach einem im J.O. Nr. 10 v. 12.1.43 verffentlichten Gesetz knnen Verstsse gegen die Bewirtschaftungsvorschriften Sondergerichten berwiesen werden, die neben den gewhnlichen gerichtlichen Strafen auch auf Todes- und Zuchthausstrafen und Vermgenseinziehung erkennen knnen[175]. Ein Gesetz vom 31.12.42, verffentlicht im J.O. vom 10.1.43, gibt den Direktoren der departementalen Wirtschaftsberwachungsmter das Recht zur Verhngung von Ordnungsstrafen bis zu einer Hhe von 10 000 frs[176]. Hhere Ordnungsstrafen knnen durch einen zentralen Rechtsausschuss verhngt werden (J.O. v. 27.3.43)[177].

8. Arbeitseinsatz und Sozialwesen Arb.[eits]-eins.[atz]-lage L[an]dwi.[rtschaft] Der dringende Bedarf an landwirtschaftlichen Krften wurde im wesentlichen gedeckt. Fr die aus der angeordneten Produktionssteigerung sich ergebenden Bedarfsanforderungen werden besondere Einsatzmassnahmen angestrebt. Fr die Erfllung des Saison- und Kampagnebedarfes, insbes. [esondere] der Zuckerrbenkampagne, wird versucht, die alljhrlich hereingenommenen Wanderarbeiter wieder zu erhalten.

Bergbau Die Erzfrderung soll weiter erhht werden. Das bedingt einen Mehrbedarf von r[un]d. 19 000 Krften, die vordringlich in nchster Zeit gestellt werden sollen.

Gew.[erbe]-Wi[rtschafts-] u.[nd] R[stungs]-Ind.[ustrie] Bei Durchfhrung der 2. Sauckel-Aktion mit ihrem Krfteentzug wurden zahlreiche nicht kriegs- und lebenswichtige Fertigungen stark gedrosselt bzw. zum Erliegen gebracht. Auch in der R-Industrie wurden Krfte abgezogen. Je zwei Ersatzkrfte werden fr einen abgezogenen Facharbeiter gestellt. Fr zahlreiche besonders wichtige Fertigungen wurden entsprechende Schutzbestimmungen erlassen.

Bauwirtschaft Fr die Bauarbeiten der OT zur Kstenbefestigung wurden in der Berichtszeit insges.[amt] 60 000
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Arbeitskrfte zustzlich eingesetzt. Der Arbeiterbedarf der OT wurde damit voll gedeckt. Dabei ist die Zahl der bei ihr Beschftigten innerhalb der Berichtszeit von 149 000 auf 178 000 gestiegen. Diese den Zuweisungen nicht entsprechende Bestandserhhung der Beschftigten ist dadurch bedingt, dass durch Luftangriffe immer wieder starke Abwanderungen erfolgen. Neu aufgetreten ist der Arbeiterbedarf der OT fr Bauten an der Mittelmeerkste. Fr die Baustellen der Luftwaffe im neubes.[etzten] Gebiet sind ausserdem r[un]d. 13 000 Arbeitskrfte angefordert worden, so dass insges.[amt] ein offener Bedarf von r[un]d. 33 000 Mann besteht.

Lohnpolitische u.[nd] Sozialmassnahm.[en] Unabhngig von der Frage einer ev[en]t.[uellen] Lohnerhhung wurde eine Reihe von lohnordnenden Massnahmen getroffen, die insbes.[esondere] in der Eisen- und Metallindustrie eine einheitliche Entlohnung auf dem deutschen und franz. Sektor sichergestellt haben. Im Zusammenhang hiermit wurden die bisher bestehenden arbeitsrechtlichen Anordnungen fr das bes.[etzte] Frankreich neu gefasst. Die durch den Anschluss der deutschen Dienststellen und Betriebe an die franz. Familienausgleichskassen von den Dienststellen zu zahlenden Betrge werden allgemein als hoch empfunden. Es wird daher z[ur].Z[ei]t. mit der franz. Regierung mit dem Ziele der Senkung des Beitrages von bisher 13 auf 8 bis 10% verhandelt. Der neue Beitragssatz wird am 1.5.43 in Kraft treten. Die u.[nter] d.[em] 16.3.43 ergangene "Anordnung des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] zur Durchfhrung der Vorschriften ber die Geltung der Reichsversicherung (Sozialversicherung) in den bes.[etzten] franz. Gebieten"[178] fat im wesentlichen nur das schon bisher geltende Besatzungssozialversicherungsrecht zusammen. Neu ist, dass gewisse Personengruppen (Volksdeutsche, Protektoratsangehrige und Schutzangehrige) auf dem Gebiete der Sozialversicherung den Reichsdeutschen gleichgestellt werden. Ausserdem ist den Reichsdeutschen und Volksdeutschen, die schon vor dem Kriege in Frankreich ansssig waren und deshalb auch nach der Besetzung in der franz. Sozialversicherung geblieben sind, jetzt die Mglichkeit eingerumt worden, eine Versicherung nach den Vorschriften der Reichsversicherung zu whlen. Fr die zwischenstaatlichen Beziehungen zwischen dem Deutschen Reich und Frankreich ist nunmehr sichergestellt, dass beiderseits die besonderen Sozialversicherungsvorschriften fr Auslnder auf die Angehrigen des anderen Staates nicht mehr angewendet werden. ber das Vermgen der ehemaligen elsass-lothringischen Sozialversicherung fanden im Rahmen der Waffenstillstandsdelegation fr Wirtschaft eingehende Verhandlungen unter Beteiligung von Vertretern des Reichsarbeitsministeriums statt, bei denen lediglich erreicht werden konnte, dass die laufenden Ertrgnisse dieser Vermgenswerte den Versicherungstrgern im Elsass und in Lothringen zur Verfgung gestellt werden. Die Belastung der Deutschen Krankenkasse in Paris ist weiter gestiegen. Insbes.[esondere] macht es sich sehr bemerkbar, dass die auf Urlaub aus dem Reich zurckkehrenden Arbeiter das Bestreben haben, ihren Aufenthalt in Frankreich mglichst zu verlngern und dies sehr hufig durch Krankmeldung zu erreichen versuchen. Die Zahl der krank aus dem Reich zurckgekehrten Arbeiter und der erkrankten Urlauber, die von der Deutschen Krankenkasse betreut werden mssen, hat sich gegenber dem letzten Berichtszeitraum etwa verdreifacht. Es wird versucht, durch eine Verstrkung des vertrauensrztlichen

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Dienstes das Ansteigen des Krankenstandes in angemessenen Grenzen zu halten. Trotzdem muss entsprechend dem verstrkten Einsatz im Reich mit einem weiteren Anwachsen der Zahl der arbeitsfhig Kranken und damit der Belastung der Deutschen Krankenkasse gerechnet werden. Das wirkt sich fr diese um so schwerwiegender aus, als die deutschen Fachkrfte durch Einziehungen zur Wehrmacht stark verringert worden sind und durch die neu eingestellten franz. Hilfskrfte nicht vollstndig ersetzt werden knnen. Da ausserdem die Krankenversicherung der OT-Frontarbeiter, die bisher durch Sonderkassen in Jlich und Dren durchgefhrt wurde, seit 1.2.43 fr den gesamten Westen (einschl.[ielich] Belgien und Holland) bei der Pariser Krankenkasse zusammengefasst ist, befindet sie sich z[ur].Z[ei]t. in ernsten Schwierigkeiten, die bereits Gegenstand dringender Vorstellungen beim Reichsarbeitsministerium und dem OKW waren.

Umsetz[un]g. v.[on] Arb.[eits]-krften n.[ach] D[eu]tsch.[land] Whrend der Berichtszeit wurden insges.[amt] 250 259 Arbeitskrfte fr Deutschland in Marsch gesetzt, und zwar 157 020 Facharbeiter und 93 239 Hilfsarbeiter. Damit wurden seit Beginn der Anwerbung von franz. Krften fr das Reich insges.[amt] 650 506 Arbeitskrfte aus Frankreich nach Deutschland gebracht. Bis auf eine geringe Zahl Freiwilliger wurden die 250 000 Krfte im Rahmen der Betriebsberprfungen und -auskmmungen, und vor allem durch Rekrutierung aus den Jahrgngen 1920/22 gefunden. Dieser Aufruf der jungen Jahrgnge trug entscheidend zur termingemssen Erfllung der 2. Sauckel-Aktion bei. Insgesamt wurden vom Aufruf r[un]d. 880 000 junge Franzosen betroffen. Davon sind erfasst r[un]d 660 000. Von diesen hat die franz. Regierung eine erhebliche Zahl fr Zwecke der Landwirtschaft, der SNCF, der Polizei, Feuerwehr usw. von vornherein ausgenommen. Der Rest wurde rztlich untersucht und, sofern tauglich, zum Abmarsch nach Deutschland bestimmt. Der dabei festgestellte Gesundheitszustand war z.T. recht ungnstig. Erschwert wurde die Durchfhrung der Aktion durch die Abneigung, Arbeit in Deutschland aufzunehmen, die durch die Feindpropaganda nachdrcklichst untersttzt wurde und in vielen Fllen zur Flucht der fr eine Designation in Aussicht genommenen Krfte fhrte. Zur Bekmpfung dieser Erscheinungen wurden die franz. Polizei sowie der SD und die Feldgendarmerie-Kommandos eingeschaltet und die eigenen Propagandamassnahmen verstrkt. Weitere Schwierigkeiten fr die Gewinnung der auferlegten Krfte entstanden vor allem auch dadurch, dass deutsche Dienststellen in Verkennung der Lage oft den Abmarsch von Krften zu verhindern versuchten. Die technische Abwicklung des Einsatzes der 250 000 Franzosen im Reich verlangte Anspannung aller Krfte. Es wurden allein 330 Sonderzge von Paris und Dijon[179] aus abgefertigt. Weiter waren 585 Zubringertransporte und 32 Zubringersonderzge nach diesen Sammelpltzen ntig. An Transportbegleitern mussten 1200 Mann gestellt werden. Zu ihnen kamen r[un]d. 650 DRK-Helfer und -Helferinnen. Allein an Ausstattungsbeihilfen wurden r[un]d. 250 Mill. frs ausgezahlt. Daneben laufen die Familienuntersttzungen an Angehrige von r[un]d. 40 der fr das Reich in Marsch gesetzten Krfte.

9. Das Finanzwesen Fr[an]z.[sisches] Steueraufkommen Nach den Einnahmeschtzungen des Haushaltplanes fr 1942 sollten die Steuern r[un]d. 80 Mrd. frs

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erbringen. Das tatschliche Aufkommen betrug jedoch 93,8 Mrd. frs. Seine Verteilung im einzelnen zeigt die Tabelle der Anlage 9[180]. Das Schwergewicht des franz. Steueraufkommens liegt nach wie vor bei den indirekten Steuern, die 1942 ber 30 Mrd., also beinahe ein Drittel des Steueraufkommens erbrachten. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass die eigentlichen indirekten Steuern gegenber 1942 um beinahe 2 Mrd. zurckgegangen sind, whrend die Umsatzsteuern (Produktions- und Transaktionssteuer) die wesentlichen Steigerungen mit sich brachten. Der Rckgang der indirekten Steuern ist auf den Rckgang der zivilen Produktionzurckzufhren. Die Steigerung der Umsatzsteuern entspringt in erster Linie den gestiegenen Preisen, ist also eine Geldentwertungserscheinung. Mit zur Steigerung hat aber auch beigetragen, dass die Produktionssteuer fr die Grosseinkufe der Wehrmacht und beim Export mit Wirkung vom 1.4.42 neu geregelt wurde. Das Aufkommen an direkten Steuern nhert sich 1942 ganz erheblich demjenigen der indirekten Steuern. Es betrgt 28 Mrd. Es ist anzunehmen, dass 1943 auch in Frankreich, wie schon bisher stets in Deutschland, das Schwergewicht auf die direkten Steuern verlagert sein wird. Die Steigerungen der brigen Steuern entsprechen den genderten Preisverhltnissen. Lediglich die Zlle sind 1942 nochmals ganz erheblich zurckgegangen.

Erhhung d.[er] Prod.[uktions]- u.[nd] Transaktionssteuer Mit Wirkung vom 1.1.43 ist durch Gesetz vom 24.10.42 (J.O. v. 6.1.43) die Produktionssteuer fr bestimmte Alkoholsorten von 9 vH auf 25 vH erhht worden[181]. Die Erhhung betrifft Branntweine, Schnpse, Likre, Apritifs, natrliche Sssweine und die Weine, die nicht den Lebensmittelbewirtschaftungsbestimmungen unterliegen. Diese Steuererhhung hat jedoch keine Auswirkung auf Grosseinkufe der Wehrmacht und auf Ausfuhrlieferungen. Im Rahmen der im April 1942 zwischen der deutschen und der franz. Regierung getroffenen Vereinbarung zur Neuregelung der Produktionssteuer wurde bestimmt, dass diese weder bei Grosseinkufen der Wehrmacht noch bei der Ausfuhr 3 vH bersteigen drfe. Demgemss ist die Verordnung des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] vom 23.4.42 (VOBIF Nr. 60) fr die Grosseinkufe der Wehrmacht beim Erzeuger ergangen[182]. Die franz. Regierung hat hinsichtlich der Ausfuhr sowohl nach dem Ausland als auch nach Elsass und Lothringen entsprechende Gesetze am 17.4.42 (J.O. v. 29.4.42) erlassen[183]. An dieser Regelung ist nichts gendert worden; die Produktionssteuer betrgt bei Grosseinkufen, die die Wehrmacht unmittelbar beim Erzeuger macht, auch jetzt nicht mehr als 3 vH. Dagegen hat die Wehrmacht bei Kufen, die nicht beim Erzeuger gettigt werden, oder die 10 000 frs nicht bersteigen, die also keine Grosseinkufe sind, die erhhte Produktionssteuer zu zahlen. Durch Gesetz v. 24.10.42 (J.O. v. 6.1.43)[184], ergnzt durch Verordnung vom 23.1.43 (J.O. v. 24.1.43) [185] , hat die franz. Regierung die Transaktionssteuer fr bestimmte Umstze auf 10 vH bzw. 18 vH erhht. Die Transaktionssteuer von 10 vH trifft den Verkauf von Luxuswaren (Parfumerien, Pelzwaren, Teppiche, Schmuck, Antiquitten, Kunstgegenstnde, Rundfunkgerte usw.), die Umstze der grossen Modehuser und die Umstze der Speiselokale der Kategorie A. Die Steuer von 18 vH trifft die Umstze der Speiselokale der Kategorie E und die Theater, Kinos, Nachtlokale usw.

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Mit dem franz. Finanzministerium wurde vereinbart, dass die erhhte Transaktionssteuer bei Grosseinkufen der Wehrmacht nicht zu entrichten ist. Die gleiche Regelung ist auch f r Ausfuhrlieferungen (einschl.[ielich] Elsass und Lothringen) getroffen. Einzelkufe von Wehrmachtsangehrigen und Kufe zu einem Betrage von weniger als 10 000 frs unterliegen jedoch der erhhten Steuer.

Bereitsstell[un]g. v.[on] 200 Mill. frs. f.[r] Bombengeschd.[igte] aus Judenbusse[186] Zur Linderung der Not der durch die englisch-amerik.[anische] Luftangriffe[187] betroffenen franz. Bevlkerung hat der Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] aus Mitteln der Judenbusse namhafte Betr ge zur Verfgung gestellt. Hieraus wird den Bombengeschdigten in Frankreich alsbald nach Eintritt des Schadens eine einmalige Soforthilfe gewhrt. Die Verwaltung und Verteilung der Untersttzungsgelder liegt in den Hnden des zu diesem Zweck gebildeten Comit Ouvrier du Secours Immdiat (COSI). Der Ausschuss steht unter dem Protektorat des Botschafters de Brinon und setzt sich aus 9 Vertretern der verschiedenen kollaborationistisch gesinnten Arbeiterorganisationen zusammen, die mit den sozialen Verhltnissen ihrer Landsleute vertraut sind. Die Ttigkeit des COSI wird durch die Deutsche Botschaft und den Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] berwacht. Die Arbeit beginnt sofort nach dem Bombenangriff. Unter Einsetzung von Jugendgruppen werden die ersten Hilfeleistungen getroffen, Fahrzeuge zum Abtransport eingesetzt, Kinder betreut, Obdachlose untergebracht, Untersttzungen ausgezahlt und alles nur Mgliche zur Linderung der ersten Not getan[188]. Der COSI[189] hat seinen Sitz in Paris, nach Bedarf werden Unterausschsse in den anderen betroffenen Ortschaften gebildet. In der letzten Zeit sind infolge der Angriffe in der Bretagne, der Normandie, in Nordfrankreich und insbes.[esondere] durch den Angriff vom 4.4.43 auf Paris die Untersttzungsflle sprunghaft gestiegen. Von den 200 Mill. frs, die der Mil.[litr]Bef.[ehlshaber] bisher zur Verfgung gestellt hat, sind schon r[un]d. 150 Mill. frs verbraucht. Das OKH ist gebeten worden, bei eintretendem Bedarf sich mit der Bereitstellung weiterer 100 Mill. frs einverstanden zu erklren.

bergangsgebhrnisse f.[r] Angehrige d.[er] aufgelst.[en] fr[an]z.[sischen] Wehrmacht


Die Versorgung derjenigen franz. Wehrmachtangehrigen, die am 27.11.42 beim Einmarsch der deutschen Truppen in das bisher unbes.[etzte] Gebiet zunchst einen dreimonatigen Waffenstillstandsurlaub erhalten haben und dann demobilisiert worden sind[190], ist gesetzlich geregelt worden. Fr die ersten drei Urlaubsmonate sind die Bezge voll weitergezahlt worden. Nach dieser Zeit erhalten die Offiziere und Berufsunteroffiziere fr weitere drei Monate die vollen Bezge und fr die folgenden 9 Monate diese Bezge zu etwa 75 vH. Unteroffiziere, Gefreite und Soldaten erhalten ausser den Urlaubsbezgen als Abfindung fr drei Monate das gesamte Gehalt fr weitere zwei bzw. vier Monate und fr jedes im Militrdienst geleistete Jahr ungefhr drei Viertel ihrer bisherigen Monatsbezge. Diese Zahlung kann bei jedem Demobilisierten eingestellt werden, der sich weigert, eine ihm zugewiesene Stellung anzunehmen[191].

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Zollwesen Im Zusammenhang mit der Frage der Beseitigung der meisten deutschen Einfuhrzlle, die zu einer wesentlichen Vereinfachung der Zollformalitten gefhrt hat, sind in Anlage 11[192] diejenigen franz. Zollpositionen aufgefhrt, deren Zollstze z[ur].Z[ei]t. aufgehoben sind.

Mnzwesen Durch die deutscherseits geforderte Zurckziehung der frz. Nickelmnzen zu 50, 20 und 10 Centimes sowie der Aluminiumbronzemnzen[193] zu 1 und 2 frs war eine wesentliche Verknappung des Kleingeldumlaufs eingetreten, die noch dadurch erhht wurde, dass auf Wunsch der Reichsbank Mitte Mrz die in Frankreich in Umlauf befindlichen deutschen Kleingeldmnzen aus dem Verkehr gezogen wurden[194]. Die sofortige Behebung dieses Mangels war schwierig, zumal es nicht m glich war, bei der Lage des Eisenmarktes der Franz. Mnze die von ihr gewnschten Mengen Eisen zur Verfgung zu stellen. Statt durch Zuweisung von Eisen soll nunmehr durch eine geringe Erhhung des Zinkkontingents und gleichzeitige Verkleinerung des Formats der Mnzen fr die 10, 20 und 50 Centimes-Stcke und durch Verarbeitung von Duraluminiumabfllen fr die 1 und 2 Frs-Stcke geholfen werden. Der grsste Kleingeldmangel kann z[ur].Z[ei]t. bereits als behoben gelten.

III. Wehr- und Rstungswirtschaft

Wehrwi[rtschafts]-Dienststellen Im Zuge der vlligen Trennung zwischen der Wehrwirtschafts- und Rstungsorganisation wurde mit Wirkung vom 1.2.43 aus dem bisherigen Wehrwirtschafts- und Rstungsstab Frankreich der Wehrwirtschaftsstab West gebildet[195]. Ihm sind alle wehrwirtschaftlichen Dienststellen in den Niederlanden, Belgien, im altbes.[etzten] und neubes.[etzten] Frankreich unterstellt. Im altbes.[etzten] Frankreich wurde als Zusatz zu einem Befehl des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] ein zusammenfassender Befehl ber den Schutz wehrwirtschaftlich wichtiger Betriebe gegen Fallschirmjger und Luftlandeoperationen gegeben. Die Massnahmen fr Rumung, Bergung usw. wurden berprft und weiter vorbereitet. Fr die Mitwirkung bei der Truppenversorgung hat Wwi Stab West Wehrwirtschaftsoffiziere als IV Wi bei den Befehlshabern (Kommandanten) eingesetzt. Der Vertrag ber die Rckgabe der staatlichen Pulverfabriken in das Eigentumsrecht des franz. Staates wurde abgeschlossen. Das in diesen Pulverfabriken noch befindliche Kriegsger t bleibt zur Verfgung der deutschen Wehrmacht.

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Im neubes.[etzten] Frankreich wurde durch die unterstellte KI (R)[196] die Kontrolle der Rstungsbetriebe im Rahmen der Waffenstillstandbedingungen weiter durchgefhrt, ein Teil der stockierten Lager gerumt. Im franz. Erdlgebiet von St. Gaudens und Gabian[197] ist der Einsatz von Teilen der Minerallbrigade mit deutschem Bohrgert in Aussicht genommen, falls nicht die Verstrkung der Bohrttigkeit durch Verhandlungen mit der franz. Regierung erreicht werden kann. Das Wehrmachts-Erfassungskommando 9 hat bis Ende Mrz auf 627 Waggons r[un]d. 9000 t Beute- und Wirtschaftsgter aus Staatsbetrieben abtransprotiert; hierunter befinden sich 4637 t Messing, 1819 t Blei, 605 t Kupfer, 148 t Nickel, 126 t Bankazinn, 396 t Bereifung, 350 t Hallenteile, 778 t Einrichtungsgegenstnde. Die Erfassung von Wirtschaftsgtern in den privaten Betrieben wurde vorbereitet. Die Auswertung der erkundeten Maschinen, insbes.[esondere] Werkzeugmaschinen, und ihr Abtransport ins Reich ist im Gange. Das Deutsche Beschaffungsamt prft z[ur].Z[ei]t., welche R-Betriebe wegen unzulnglicher Ausrstung oder ungengender Leistung nach Auslaufen der derzeitgen Auftrge zu schliessen sind. Es erhebt sich dabei die Frage, inwieweit der bisherige Zustrom von neuen Auftrgen aus dem Reich noch verantwortet werden kann. Als weitere Hauptaufgabe soll deshalb ein klares Auftragsbild geschaffen werden, das ausser den R- und V-Betrieben alle sonstigen Betriebe sowie Einkufe von Fertigwaren aller Art in sich schliesst. Das neubes.[etzte] Gebiet soll stark fr die deutsche Fertigung ausgenutzt werden. Mit der Betreuung der dorthin vergebenen Auftrge ist bis auf weiteres die Rstungskontrollinspektion Bourges[198] beauftragt worden. Insofern ist dem Chef des Rstungsstabes Frankreich[199] ein Weisungsrecht eingerumt.

Organisation Die drei Dienststellen: Rstungsstab Frankreich, Rstungsinspektion Frankreich und deutsches Beschaffungsamt in Frankreich werden zu einer Dienststelle, dem Rstungs- und Beschaffungsstab Frankreich (ab 1.5.43) zusammengefasst[200].

Betriebs- u.[nd] Auftr.[ags]-Betreuung Die Bestimmungen ber die Betriebs- und Auftragsbetreuung wurden durch einen gemeinsamen Erlass des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] und des R-Stabes Frankreich vom 26.1.43 neu geordnet[201]: das Verfahren bei der Ernennung von R-Betrieben wurde dahin vereinfacht, dass die R-Kommandeure Betriebe der weiteren Verarbeitungsstufen zu R-Betrieben erklren knnen, falls sie die Betriebsbetreuung durch die R-Dienststellen fr erforderlich halten. Erfolgt hiergegen innerhalb von drei Tagen kein Einspruch der zustndigen FK, so wird die R-Bescheinigung dem Betriebe ausgehndigt. Die FKn sind angewiesen, nur in ganz besonders begrndeten Ausnahmefllen einen solchen Einspruch zu erheben.

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Lagebericht Januar - Mrz 1943 (MBF)

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Hinsichtlich der Auftragsbetreuung bestimmt der Erlass, dass die R-Kommandos nach den Befehlen des Reichsministers fr Bewaffnung und Munition smtlichen deutschen Auftrge der Wehrmacht, deren zivilen Stellen und sonstiger Auftraggeber einschl.[ielich] der Unterlieferungen betreuen.

Neubes.[etztes] Gebiet Es wurde bestimmt, dass alle Betriebe des neubes.[etzten] Gebietes, die mit mehr als 50% deutscher Auftrge belegt sind, zu Priorittsbetrieben ernannt werden. (Vorlufig auf die Dauer von drei Monaten bevorzugte Lieferung mit Elektrizitt). Die R-Kontrollinspektion in Bourges mit ihren Aussenstellen fhrt diese Anordnung in Zusammenarbeit mit dem Vertreter des Mil.[itr]Bef. [ehlshabers] durch.

Arbeiterschutz Die Frage des Arbeiterschutzes bedarf einer baldigen Klrung. Die Furcht vor einem Abzug nach Deutschland hat die meisten relve-fhigen Facharbeiter veranlasst, die Betriebe zu verlassen und sich auf dem Lande zu verbergen. B[e]z[]gl.[ich] Schutz von Schlssel- und Fachkrften sollen die P-Betriebe[202] bei entsprechender dringlicher Fertigung in gleicher Weise geschtzt werden wie die Rund V-Betriebe im altbes.[etzten] Gebiet. Whrend die Italiener seither im Gebiet ostwrts der Rhne wirtschaftlich passiv waren, ist im Februar eine lebhafte Erkundungsttigkeit italienischer Wirtschaftskreise in diesem Gebiet festzustellen. Es besteht daher die Gefahr, dass die Vorlieferanten deutscher Auftrge besonders in dem Lyoner Gebiet ber kurz oder lang von den Italienern belegt werden. Die Verbindung mit der Waffenstillstandskommission, um hier rechtzeitig eine fr deutsche Belange ntige Regelung zu treffen, ist aufgenommen.

Auftragsbild Der gesamte Auftragszugang betrug fr Januar 263 Mill. RM, fr Februar 290 Mill. RM (davon im Febr. 155 in R-Betrieben fr deutsche Auftrge). Dieser Auftragszugang liegt weit ber dem Durchschnitt der letzten Zeit. Der Ausstoss in R-Betrieben fr deutsche Auftrge ist nach starkem Absinken im Dez.[ember] 1942 (97,5 Mill.) und Jan.[uar] 43 (95,5 Mill.) wieder gestiegen und erreichte im Febr.[uar] 43 114,5 Mill. RM, trotz der geringen Arbeitstage, was in erster Linie auf die ausreichende Stromversorgung und die etwas verbesserte Kohlenzuteilung zurckzufhren ist. Ins neubes.[etzte] Gebiet wurden folgende bedeutende Auftrge neu erteilt:

600 000

7,5 cm Sprenggranaten

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Lagebericht Januar - Mrz 1943 (MBF)

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180 000 180 000

15,5 cm Granaten 15,5 cm Granaten

419 (f) 421 (f)

mit Haube

Alle Granaten pressen und bearbeiten einschl.[ielich] Mundlochbuchsen.

Stand d.[er] Fertig.[ung] Allgem.[ein] Die systematische Erkundung des neubes.[etzten] Gebietes durch Kommissionen des Heeres, der Marine und zahlreicher in Frankreich vertretener deutscher Firmen kam zu einem gewissen Abschluss. Das deutsche Beschaffungsamt wird im Einvernehmen mit der R-Kontrollinspektion Bourges eine grosse Anzahl kleinerer und mittlerer Betriebe nicht mit Auftrgen belegen, um von vornherein eine mglichst grosse Konzentration auf leistungsfhige Betriebe zu erzielen. In vorbildlicher Zusammenarbeit mit der Firma Socit Niortaise de Constructions Mchaniques wurde innerhalb von 6 Wochen eine Erkundung fr den Bau des 8 t-Zgkw[203] durchgefhrt. Die Fabrikation luft demnchst in einer Anzahl von Betrieben des neubes.[etzten] Gebietes an. Die hufigen Fliegerangriffe mit starken Zerstrungen in Lorient und St. Nazaire zwangen dazu, nur ortsgebundene Fertigung aufrechtzuerhalten und die dazu notwendigen Fertigungs- und Versorgungsanlagen in Bunkern zu schtzen. Alle anderen Auftrge und Werksttten mussten verlegt werden. Hiervon wurden u.[nter]a.[nderem] mehrere Werften und ein Flugzeugwerk, zusammen etwa 10 000 Arbeiter, betroffen. Die Schden der Luftangriffe bei der Firma Schneider & Cie., Le Creusot, am 17.10.42[204] sind Ende Febr. zum grssten Teil wieder behoben. Die Fertigung luft seit Mitte Jan.[uar] wieder voll. ber den Stand der Fertigung im einzelnen s. Anlage 10[205].

Wehrm.[achts] Beschaff.[ungs]amt Das WBA bernahm in der altbes.[etzten] Zone von der franz. Intendanz etwa 250 Auftrge, welche ursprnglich fr die franz. Waffenstillstandsarmee und einige andere Verbnde bestimmt gewesen waren. Es handelt sich im wesentlichen um etwa 800 000 m Wolltuche, 3,5 Mill. m leichte Baumwollstoffe, 600 000 m leichte Wollstoffe und 800 000 m Leinenstoffe. Die Auslieferungen aus diesen Auftrgen haben bereits stark eingesetzt. Sie werden sich etwa ber drei Monate erstrecken. Dadurch erhht sich der Auftragsbestand an Textilauftrgen in Frankreich um r[un]d. ein Drittel. Inwieweit das WBA auch in Auftrge der franz. Intendanz in der neubes.[etzten] Zone eintreten wird, unterliegt noch der Entscheidung des OKW.

Sonstiges

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Im Februar wurden 4775 komplette Generatoranlagen[206] gefertigt und ausgeliefert; damit sind in Frankreich bisher 102 505 Anlagen hergestellt worden.

Zu- u.[nd] Unterlief.[erung] Der Strom- und Kohlenmangel wie auch der Facharbeiterabzug machten sich bei vielen Zu- und Unterlieferanten besonders nachteilig bemerkbar. Hierunter litt vor allem das Flugzeug- und Luftschraubenprogramm. Bleche und Feinbleche sind ein besonders empfindlicher Engpass.

Arbeits-Einsatz Ende Dez.[ember] 42 R-Betriebe Personalbestand 1 120 429 046 Ende Jan.[uar] 43 1 096 430 848 Ende Febr.[uar] 43 1 184 434 118

Sauckel-Aktion Der Rckgang der Belegschaften der R-Betriebe durch die Sauckel-Aktion wurde zahlenmssig mehr als ausgeglichen. Der Anteil an Frauen und Hilfsarbeitern ist aber gestiegen. Es ist erforderlich, eine lngere Pause vor einer neuen Aktion einzulegen, um den Betrieben die notwendige Gelegenheit zu geben, den eingestellten Ersatz einzuarbeiten. Ausserdem mssten die Aufbringungsfristen fr weitere Facharbeiterabzge lnger als frher ausgedehnt werden, um nicht wieder in erster Linie die R- und V-Betriebe zu schwchen, sondern die Zeit zu haben, um die Arbeitskrfte in anderen Werken und auf dem Lande zu erfassen. Die bisherige Ersatzgestellung ist in der Hauptsache offenbar durch persnliche Werbung der Betriebe erfolgt. Die vorgesehene amtliche Ersatzgestellung - fr einen Facharbeiter 2 ungelernte - kommt erst langsam in Gang. Bei den Grossbetrieben war die Ersatzeinstellung schlechter als bei den kleinen.

Kohlenversorg.[ung] Obwohl der Kohlenverbrauch durch die abnorm milde Witterung besonders niedrig war, blieben die Lieferungen hinter dem Verbrauch zurck. Die Vorrte bei den R-Betrieben sind dadurch weiter abgesunken und entsprechen Mitte Mrz durchschnittlich einem Bedarf von zwei Wochen. Wenn auch von Einzelfllen abgesehen, lngere Betriebsstillegungen vermieden werden konnten, so traten doch hufig kurzfristige Strungen in der Fertigung ein. Fr die nchste Zeit ist eine Besserung in der Belieferung der R-Betriebe zu erwarten, nachdem die Vorrangstellung, welche die Gas- und Elektrizittswerke sowie die Bahnen whrend des Winters in der Kohlenversorgung geniessen, mit

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Beginn des Frhjahres wegfllt.

Energieversorg.[ung] Das dem R-Sektor fr Januar zugeteilte Stromkontingent war ausreichend, um ernsteBeeintrchtigungen der Fertigung zu verhindern. Im Febr.[uar] konnte zum ersten Mal seit November 1942 der Strombedarf wieder voll gedeckt werden.

Roh- und Betriebsstoffe Die Versorgung mit Roh- und Betriebsstoffen hielt sich im allgemeinen in den Grenzen der Vormonate. Bei einigen Materialien - Graphit-Elektroden, Schnelldrehstahl, Gas- und Heiz l, Zement, Industriediamanten - haben sich die Schwierigkeiten erhht. Schmierle und Fette konnten zur Befriedigung des dringendsten Bedarfes bereitgestellt werden. Feste Treibstoffe wurden zwar gengend zugeteilt; doch konnten die Gutscheine nicht berall voll beliefert werden.

Werkzeugmaschinen Aus Beute, Beschlagnahme usw. (nicht aus Neufertigung) wurden bis Ende Febr.[uar] insges.[amt] 17 664 Werkzeugmaschinen aller Art nach Deutschland abtransportiert.

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Der Militrbefehlshaber in Frankreich Abt. MVZ

[Stempel: Geheim!]

Anlagen zum Lagebericht ber Verwaltung und Wirtschaft Januar/Mrz 1943

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Anlagen-Verzeichnis

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.

Arbeitsbericht des Deutschen Roten Kreuzes Jan.[uar]/Mrz 1943 Verzeichnis der wichtigsten im "Journal Officiel" verffentlichten franz. Gesetze Stand der Brckenbauarbeiten im bes.[etzen] franz. Gebiet Frderung und Versand von Eisenerz Eisen- und Stahlproduktion v.[on] Dez.[ember] 42-Febr.[uar] 43 Metallbilanz Aufkommen aus der Metallmobilisierung Kautschuk Franzsische Staatsverschuldung. Die hauptschlichsten Bilanzschulden der Grossbanken. Verfgungen ber das Besatzungskostenkonto

9.

Brsenindexziffern der Pariser Brse Das franzsische Steueraufkommen im Jahre 1942

10. 11.

Stand der Fertigung im einzelnen Liste der zeitweilig aufgehobenen franz. Zlle.

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Anlage 4

Frderung und Versand von Eisenerz

Ostfrankreich M.[eurthe] et M.[oselle] Dezember Frderung Versand Frankreich Belgien Luxemburg Mosel Saar Ruhr 395 056 77 595 78 240 161 177 ) 156 597 ) 102 854 ) 1 044 932

Westfrankreich

111 748

24 031 1 920 -

77 209

Januar Frderung Versand Frankreich Belgien Luxemburg Mosel Saar Ruhr 1 093 270 402 172 123 146 62 200 129 660 ) 182 837 ) 182 112 ) 74 771 91 934 15 612 2 080 -

Februar

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Frderung Versand Frankreich Belgien Luxemburg Mosel Saar Ruhr

1 153 586

102 119

461 549 172 140 67 171 64 420 ) 199 909 ) 211 863 )

20 152 2 880 -

80 967

Mrz Frderung Versand Frankreich Belgien Luxemburg Mosel Saar Ruhr 478 849 158 210 64 591 97 787 ) 256 680 ) 252 749 ) 59 120 13 383 960 1 329 369 110 379

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Anlage 6

Aufkommen der Metallmobilisierung

Bisheriges Aufkommen Art der Massnahmen Privathaushaltungen Hotels u[nd] Gaststtten Grobetriebe u.[nd] Behrden Weintauschaktion Destillationsgerte Druckwalzen in Textilbetrieben Energieversorgung Denkmale Deutsche Dienstst. [ellen] Mnzen Weinbauern Kirchen Metallsteuer Kupferkabel Notenstichplatten Blitzableiter Schriftmetall 1 250 500 400 30 100 25 Kupfer 8 000 1 000 Blei 3 000 670 Zinn 200 400 Nickel 55 20

Erwartetes Aufkommen Kupfer 1 150 Blei 300 Zinn 450 Nickel 50

6 250

2 175

300

50

600

200

200

1 500 1 200 1 550

800 750

200 100 50 -

125 -

125 -

65 -

5 000 400 25 000 1 000 300 -

5 000 800 200 10 000

400 200 -

50 -

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22 000

6 000

1 150

215

35 000

16 500

1 250

100

[1]

Carl-Heinrich von Stlpnagel. Militrverwaltung, Zentralabteilung Gruppe Z 3, Presse und Propaganda. Unterschrift: von Stlpnagel. Vgl. hierzu den Verteiler zum Lagebericht November 1940. Oberkommando des Heeres. Generalquartiermeister Eduard Wagner. Oberkommando der Wehrmacht.

[2]

[3]

[4]

[5]

[6]

[7]

[8]

Wehrmacht-Fhrungsstab/Quartiermeister. Wehrwirtschaftsamt im Oberkommando der Wehrmacht. Adjudantur Chef des Generalstabs des Heeres. Zentralabteilung im Generalstab des Heeres. Operationsabteilung. Organisationsabteilung. Oberkommando des Heeres, Verwaltungsamt. Chef des Heeres-Nachrichtenwesens. Chef der Heeresrstung und Befehlshaber des Ersatzheeres Friedrich Fromm. Walter Scherff. Amt Ausland-Abwehr. Abteilung Kriegsgefangene. Kommandostab einschlielich Propaganda-Abteilung Frankreich. Militrverwaltung. Generalleutnant Fritz von der Lippe, Befehlshaber im Bezirk Nordwestfrankreich, vormals Militrverwaltungsbezirk A. Generalleutnant Kurt Feldt, Befehlshaber im Bezirk S dwestfrankreich, vormals Militrverwaltungsbezirk B.

[9]

[10]

[11]

[12]

[13]

[14]

[15]

[16]

[17]

[18]

[19]

[20]

[21]

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[23]

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[24]

Generalmajor Wilhelm Hederich, Befehlshaber im Bezirk Nordostfrankreich, vormals Militrverwaltungsbezirk C. Kommandant von Gross-Paris Ernst Schaumburg. Feldkommandanturen. Hherer SS- und Polizeifhrer im Bereich des Militrbefehlshabers Frankreich Carl-Albrecht Oberg. Wehrwirtschaftsstab West. Rstungsstab Frankreich. Hherer Nachrichtenfhrer Frankreich Friedrich Kersten . Oberquartiermeister West Josef Windisch. Hauptverkehrsdirektion Paris. Oberbefehlshaber West Gerd von Rundstedt. Waffenstillstandskommission. Kommandierender Admiral Frankreich, vgl. hierzu den Hinweis zum Verteiler des Lageberichts Oktober/Dezember 1942. Luftgaukommando Westfrankreich. Militrbefehlshaber in Belgien und Nordfrankreich Alexander von Falkenhausen. Friedrich-Carl Hanesse. Richtig: Stuckart. Albert Speer.

[25]

[26]

[27]

[28]

[29]

[30]

[31]

[32]

[33]

[34]

[35]

[36]

[37]

[38]

[39]

[40]

Zur besseren Unterscheidung von dem am 11. November 1942 von der Wehrmacht besetzten Gebieten im Sden Frankreichs ist hiermit das Besatzungsgebiet nrdlich der ehemaligen Demarkationslinie gemeint.
[41]

Im April 1941 war - zunchst in den beiden Departements Nord und Pas-de-Calais - parallel zum K stenverlauf das Hinterland auf einer Tiefe von 18 km zum Sperrgebiet erkl rt worden.
[42]

Der ohnehin bereits bestehende Arbeitermangel im Reich versch rfte sich durch den zunehmenden Rekrutierungsbedarf fr die Wehrmacht um die Jahreswende 1942/43. Bereits vor der Niederlage in Stalingrad hatte Hitler per Erla am 22. November 1942 den General von Unruh mit der Nachpr fung des Kriegseinsatzes beauftragt, vgl. "Fhrer-Erlasse" 1939-1945, hg. von Martin MOLL, Dok. 214, S.299-300. Der erhhte Bedarf an Soldaten und die gleichzeitige Forderung nach einer Steigerung der Rstungsproduktion lie sich unter diesen Umstnden nur durch den massiven Einsatz von Fremdarbeitern bewerkstelligen. Im Rahmen der "totalen Mobilisierung" forcierte der Generalbevollmchtigte fr den Arbeitseinsatz (GBA), Fritz Sauckel, die rcksichtslose Rekrutierung von auslndischen Arbeitern. Bis zum 15. Mrz 1943 forderte er im Namen Hitlers von der franzsischen Regierung die Gestellung von weiteren 250 000 franzsischen Arbeitern (darunter allein 150 000 Facharbeiter aus dem Metallgewerbe) f r den Arbeitseinsatz im Reich (sogenannte Zweite Sauckelaktion). Vgl. die Niederschriften der Gesprche Sauckels mit den Rstungsdienststellen in Paris: AN, AJ 40/846. Zu den Gesprchen mit franzsischen Regierungsvertretern vgl. ADAP, Serie E, Bd. V, S. 67-70: Telegramm Nr. 256 von Schleier an das Auswrtige Amt, 13. Januar 1943.
[43]

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Walter von Unruh (1877-1957). General der Infanterie. 1914/18 Kriegsteilnahme als Generalstabschef eines Reservekorps. 1919 Chef des Stabes der Truppen, die in M nchen die Rterepublik niederschlugen. 1927 pensioniert. 1938 als Generalleutnant reaktiviert. 1942 von Hitler mit der "Ausk mmungsaktion" (zeitgenssische auch als "Heldenklau" bezeichnet) beauftragt. 1948 zu fnf Jahren Arbeitslager verurteilt. 1950 Aufhebung des Urteils.
[44]

Im Februar 1943 flogen die Alliierten gegen deutsche U-Boot-Basen in Frankreich und Deutschland insgesamt 2863 Einstze. Die Royal Air Force (RAF) griff in den Nchten vom 4./5. und 16./17.2. sowie 2./3.4.1943 Lorient bzw. am 28.2./1.3., 22./23.3., 28./29.3. und 2./3.4.1943 Saint-Nazaire an. Amerikanische Bomber flogen am 16.4.1943 Angriffe auf Brest und Lorient. In der Stadt Lorient, so ein Bericht des Bureau central de renseignement et d'action (BCRA) nach London vom 21.3.1943 "tous les dpts de vivres, de matriel ainsi que les htels, cafs, restaurants occups sont actuellement dtruits. Tous les garages importants incendis." Zitat hier nach Dominique VEILLON, Vivre et survivre en France 1939-1947, Paris 1995, S. 265. Zu den Stimmungsberichten aus Frankreich s. AN 3 AGII 333. Im Schutz der langen Winternchte flog die RAF im Januar 1943 vor allem Luftangriffe auf Essen, Wilhelmshaven, Berlin, Hamburg; im Februar auf K ln, Hamburg, Nrnberg und im Mrz erneut auf Berlin, Hamburg, Essen, Nrnberg, Mnchen, Wilhelmshaven und Duisburg. Auf Ziele im Reichsgebiet wurden dabei allein im M rz ca. 8 000 to Bomben abgeworfen.
[45]

Nachdem die deutsche 6. Armee im Raum Stalingrad die sowjetische Aufforderung zur bergabe abgelehnt hatte, begann am 10. Januar 1943 die letzte Phase der Schlacht. Unter Generalfeldmarschall Friedrich Paulus kapituliert am 31. Januar der Sd- und am 2. Februar 1943 der Nordkessel mit den Resten der 6. Armee. In Stalingrad. gerieten ca. 90 000 deutsche Soldaten in sowjetische Gefangenschaft. Im Februar folgten Abwehrschlachten am Don sowie die Rumung von Rostow und Charkow.
[46]

Friedrich Paulus (1890-1957). Generalfeldmarschall. 1910 Eintritt in die Armee. 1911 Leutnant. 1914/18 Kriegsteilnahme, zuletzt als Hauptmann und Generalstabsoffizier. 1920 bernahme in die Reichswehr. 1929-1934 Lehrer fr Taktik in der getarnten Generalstabsausbildung (Fhrer-Gehilfen-Ausbildung). 1934 Oberstleutnant. 1935 Chef des Stabes der Kommandos der Kraftfahrtruppen. 1939 Chef des Generalstabes der 10. Armee. 1942 General der Panzertruppen und Fhrer der 6. Armee. Nach seiner Befrderung zum Generalfeldmarschall Kapitulation in Stalingrad an der Spitze der 6. Armee am 31. Januar 1943. Nach dem Zusammenbruch der Heeresgruppe Mitte im Sommer 1944 Eintritt in den "Bund deutscher Offiziere" (BdO). 1946 im Nrnberger Proze Zeuge der sowjetischen Anklage. 1953 Nach Treffen mit Ulbricht in Moskau Entlassung aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft. Vorlesungsttigkeit in Dresden. Die deutschen Streitkrfte wurden in Nordafrika im Januar 1943 von der 8. britischen Armee bis auf die Mareth-Stellung sdlich Gabes zurckgedrngt. Am 23. Januar erfolgte die Besetzung von Tripolis durch britische Truppen. Zugleich wurden die Verbnde unter Fhrung von Generalfeldmarschall Rommel im R cken von amerikanischen Truppen bedroht, die ber die algerische Grenze vorrckten. Nach dem Scheitern einer Gegenoffensive wurden die deutschen und italienischen Truppen nach einem britischen Angriff aus der Mareth-Stellung weiter zurckgedrngt. Am 9. Mrz 1943 wurde Rommel durch Generaloberst Hans-J rgen von Arnim als Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Afrika abgel st.
[47]

Hans-Jrgen von Arnim (1889- ? ). Generaloberst. 1909 Leutnant. 1914/18 Kriegsteilnahme. Reichswehr. 1939 Kommandeur der 52. Infanteriedivision im Westen. 1940 Kommandeur der 17. Panzerdivision, Einsatz im Osten. 1941 Kommandierender General des XXXIX. Panzerkorps im Osten. Ende 1942 Oberbefehlshaber der 5. Panzerarmee in Nordafrika. Mrz bis Mai 1943 Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Afrika. Bei Tunis in westalliierte Kriegsgefangenschaft geraten. Um den Eindruck einer vollstndigen Besetzung des Landes zu vermeiden, wurden im neu geschaffenen Zustndigkeitsbereich des Kommandanten des Heeresgebietes S dfrankreich Hauptverbindungsstbe eingerichtet, die von ihrem Rang und der Zustndigkeit einer Oberfeldkommandantur gleichzusetzen waren, w hrend die Aufgaben der Feldkommandanturen von Verbindungsstben wahrgenommen wurden.
[48] [49]

Es handelt sich hier um jene Feldkommandanturen, die sich am Sitz der Regionalpr fekten befanden. Generalleutnant Heinrich Niehoff. Name nicht ermittelt.

[50]

[51]

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[52]

Zur Problematik des zunehmenden Einsatzes von Frauen als Nachrichtenhelferinnen vgl. den Befehl des Militrbefehlshabers in Frankreich. Verhalten weiblicher Angestellter. 15. Mai 1941, abgedruckt in: Ursula von GERSDORFF, Frauen im Kriegsdienst 1914-1945, Stuttgart 1969, hier Dok. 144, S. 329ff. sowie die Lageberichte Februar 1941, B II, 2; April/Mai 1941, II 2 sowie den Lagebericht April/Mai 1942, II 6.
[53]

Der Kommandostab wurde am 8. April 1943 in Generalstab umbenannt. Er unterstand seit April 1942 bis Mai 1944 Oberst i.G. Karl-Richard Kossmann. Karl-Richard Kossmann (1899-?). Oberst i.G. 1917 Kriegsfreiwilliger. bernahme in die Reichswehr. 1922 Leutnant. 1939 Gruppenleiter beim Oberquartiermeister des Heeres (Qu. 2). 1941 Ia der 15. Infanteriedivision und 1942 Generalstabschef des VII. Armeekorps an der Ostfront. Ab 1.4.1942 (kommandiert am 17.2.1942) Generalstabschef des MBF (bis 10.5.1944). 1944 Kommandeur des Grenadierregiments 312, anschlieend des Panzergrenadierregiments 74 sowie ab 1945 Kommandeur der 10. Panzergrenadierdivision an der Ostfront.
[54]

Elmar Michel.

Abberufung am 26. Mrz 1943 von Justizminister Joseph Barthlemy, des Staatssekretrs fr die Marine, Jean-Marie Abrial, des Staatssekretrs fr Kolonien, Jules Brvi sowie des Staatssekretrs fr Luftfahrt, Jean-Franois Jannekeyn.
[55]

Jean-Marie Abrial (1879-1962). Marineoffizier. 1914 Lieutenant de vaisseau. 1917 direction gnrale de la guerre sous-marine. 1936 Vice-amiral. 1939 Chef des forces maritimes du Nord. 1940-1941 Gouverneur gnral de l'Algrie. 1942-1943 Secrtaire d'tat la Marine. 1944 verhaftet, 1946 von der Haute Cour de Justice zu zehn Jahren Zwangsarbeit verurteilt. 1947 Freilassung. Jules Brvie (1880-1964). General. 1904 Eintritt in den diplomatischen Dienst. 1920 Gouverneur intrimaire von Niger, 1930 Gouverneur der Elfenbeinkste. 1936-1939 Gouverneur gnral von Indochina. 1940 Pensionierung. 1942-1943 Secrtaire d'tat aux Colonies. 1947 von der Haute Cour de Justice zu 10 Jahren Gefngnis verurteilt, die auf 7 Jahre verkrzt wird. Jean-Franois Jannekeyn (1892- ? ). General. 1940 Befehlshaber der franz sischen Luftstreitkrfte in der Levante. 1942-1943 Secrtaire d'tat l'Aviation. 1947 verhaftet, jedoch "pour faits de rsistance" freigesprochen. Als Nachfolger fr die entlassenen Minister bzw. Staatssekretre wurden ernannt: Maurice Gabolde fr den Bereich der Justiz, Eugne Bridoux fr Verteidigung und Henri-Paul Blhaut fr die Marine.
[56]

Henri Blhaut (1889-1962). Contre-Amiral, 1908 Eintritt in die Marine, 1914/18 Kriegsteilnahme, Einsatz im Mittelmeer, 1918 Lieutenant de Vaisseau, 1935 Capitaine de Vaisseau, 1939 Chef d' tat-Major des forces maritimes d'Atlantique Sud et d'Afrique, 1940 Contre-Amiral, 1943 Secrtaire d'tat la Marine et aux Colonies, 1944 Flucht nach Sigmaringen, 1945 nach freiwilliger Rckkehr nach Frankreich verhaftet, 1946 vorlufig auf freien Fu gesetzt, 1947 in Abwesenheit zu zehn Jahren Gefngnis verurteilt, 1955 kurz nach Antritt der Strafe begnadigt. Eugne Bridoux (1888-1955). General, 1934 Oberst, 1938 Brigadegeneral, danach Direktor der Kavallerie-Schule in Saumur, 1940 Kriegsgefangenschaft, 1941 Freilassung auf Intervention von Fernand de Brinon, Secrtaire gnrale der DGTO, 1942 Secrtaire d'tat la Guerre, ab 1943 Secrtaire d'tat la Dfense, 1944 Flucht nach Sigmaringen, 1945 von den Amerikanern in Innsbruck verhaftet und an Frankreich ausgeliefert, 1947 Flucht nach Spanien, 1948 in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Maurice Gabolde (1891-1972). Jurist. 1914/18 Kriegsteilnahme. 1939 Generalstaatsanwalt in Chambry. Januar 1941 Generalstaatsanwalt beim Gericht des Departements Seine. 1942 Avocat g nral la Cour Suprme de Justice in Riom. Mitarbeiter von Joseph Barthlemy, insbesondere bei der Schaffung der Sonderh fe (Sections spciales). Mrz 1943 Justizminister. 1944 Flucht nach Sigmaringen, Mai 1945 Flucht nach Spanien als Begleiter von Pierre Laval und Abel Bonnard, Mrz 1946 Verurteilung zum Tode in Abwesenheit durch den Hohen Gerichtshof.

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Vgl. Journal Officiel vom 17. Mrz 1943, S. 771: Dcret n 740 du 12 fvrier 1943 portant institution d'un service interministriel de protection contre les vnements de guerre. Dessen Aufgabe war laut Art. 2a) "D'imprimer l'unit de direction et d'impulsion gouvernementale aux diffrents organismes publics et privs chargs respectivement d'assurer la scurit des personnes, la sauvegarde des biens, le fonctionnement des services publics et le maintien de l'activit conomique dans les parties du territoire sousmises des attaques ariennes ou terrestres. " bzw. (Art. 2b) "De rendre compte personnellement au chef du Gouvernement, ministre secr taire d'tat l'intrieur, de L'ensemble des mesures prises cet gard et de leur excution."
[57] [58]

Nach der Kapitulation der 6. Armee in Stalingrad hatte Reichspropagandaminister Joseph Goebbels in einer Rede im Berliner Sportpalast am 18. Februar 1943 zum "totalen Kriegseinsatz des Deutschen Volkes" aufgerufen. Seine wiederholt vorgebrachten Vorschlge fr ein "totale Mobilisierung der Heimatfront" fr den Krieg wurden von Hitler jedoch nicht gebilligt. Vgl. Journal Officiel vom 25. Februar 1943, S. 546: Dcret n538 du 24 fvrier 1943 relatif l'accomplissement du service obligatoire du travail pour les tudiants.
[59] [60]

Am 4. April 1943 hatte die 8. amerikanische Luftflotte einen weiteren Angriff auf die Renault-Werke in BoulogneBillancourt geflogen. Da sie aus groer Hhe abgeworfen wurden, verfehlten zahlreiche Bomben ihr Ziel und fielen statt dessen auf die Rennbahn in Longchamps sowie die Wohnviertel rund um die Porte de Saint-Cloud und Pont-de-Svres. Laut Angaben der Pariser Presse forderte der Angriff 380 Tote und 446 Verletzte unter der Bevlkerung, vgl. Dominique VEILLON, Vivre et survivre en France 1939-1947, Paris 1995, S. 266.
[61]

Departement Morbihan. Der Angriff durch Bomber der Royal Air Force war in der Nacht vom 2. zum 3. April 1943 erfolgt. Departement Loire-Infrieure. Der Angriff durch amerikanische Bomber war am 16. April 1943 erfolgt. Departement Rhne. Departement Bouches-du-Rhne.

[62]

[63]

[64]

Auf Anweisung des Reichsfhrer-SS, Heinrich Himmler, fhrten franzsische Polizeikrfte vom 22. bis 24. Januar 1943 in Marseille unter dem Vorwand der Widerstandsbekmpfung Massenrazzien durch. 1642 der ca. 6000 Verhafteten wurden den Deutschen bergeben. Anschlieend wurde im Februar 1943 der gerumte Stadtteil an der Nordseite des Hafens von deutschen Pioniereinheiten gesprengt, vgl. die Bilddokumentation Der Blick des Besatzers. Propagandaphotographie der Wehrmacht aus Marseille 1942-1944, hg. und eingeleitet von Ahlrich MEYER, Vorwort von Serge KLARSFELD, Bremen 1999.
[65]

Zum Aufruf (Merkblatt) des Mil.[litr]Bef.[ehlshabers] Frankreich zur Schonung der Bauwerke und Inneneinrichtungen vom November 1942 s. BA-MA (Freiburg) RW 35/1424.
[66] [67]

Departement Gironde.

[68]

Vgl. dazu auch die entsprechenden kurzen Meldungen des Paris-Soir vom 8.3.1942 bzw. der Pariser Zeitung vom 8.3.1943, die darauf hinwies ("Mona Lisa" sicher aufbewahrt), sowohl die Mona Lisa als auch die Nike von Samothrake "befnden sich... in den Depots des Pariser Museums. Im brigen fehle nicht ein einziges Kunstwerk aus den Sammlungen des Louvre, sondern eine deutsche Kommission habe in Zusammenarbeit mit dem Generalsekretariat der Schnen Knste alle Vorkehrungen getroffen, um die Museumssammlungen in Unterstellr umen gesichert aufzubewahren." Vgl. Journal Officiel vom 4. Mrz 1943, S. 610: Loi n 92 du 25 fvrier 1943 portant modification de la loi du 31 dcembre 1913 sur les monuments historiques.
[69] [70]

Nahverkehrsbevollmchtigter - Fahrbereitschaftsleiter. Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 85 vom 29. Mrz 1943, S. 478-479: Verordnung ber

[71]

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Lagebericht Januar - Mrz 1943 (MBF) Kraftfahrzeug-Abrechnung und -Betreuung. Vom 19. Mrz 1943.

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Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 83 vom 3. Februar 1943, S.472: Verordnung ber die Benutzung von Kraftfahrzeugen mit reichsdeutschem amtlichen Kennzeichen. Vom 13. Januar 1943.
[72]

Der Generalbevollmchtigte fr den Arbeitseinsatz (GBA), Fritz Sauckel, hatte von der franz sischen Regierung im Rahmen der "2. Sauckel-Aktion" bis zum 15.3.1943 die Gestellung von weiteren 250 000 franzsischen Arbeitern fr den Arbeitseinsatz im Reich gefordert.
[73] [74]

Nhere Einzelheiten nicht ermittelt. Otto Kohl. Durchgangsstraen. Departement Indre-et-Loire.

[75]

[76]

[77]

Anlage nicht aufgenommen. Von den im besetzten Gebiet urspr nglich insgesamt 2150 als zerstrt gemeldeten Brcken waren im Militrverwaltungs-Bezirk Nordwest-Frankreich 108, in Sdwestfrankreich 5 und in Nordostfrankreich 60 nicht wiederhergestellt worden.
[78] [79]

Organisation Todt. Albert Speer.

[80]

Grundlage fr diesen Aufkauf war die Verordnung ber die Anmeldung und die Befrderung von Baumaschinen und Baugerten. Vom 23. Oktober 1942, vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 77 vom 19.November 1942, S. 444-445.
[81] [82]

Zum Wortlaut vgl. den Lagebericht November 1940, II 3, c: Beute, Schrott- und Rohstofftransporte.

[83]

Mit Datum vom 27.5.1943 (OKW Nr. 02424/43 geh./WFST/Qu.(Verw.) erging daraufhin folgende Neufassung (Text s. BA-MA [Freiburg] RW 35/568, fol 70r-72v): Mit Einverstndnis des Reichsmarschalls des Grossdeutschen Reiches, Beauftragten f r den Vierjahresplan, wird angeordnet: Nach dem Waffenstillstandsvertrag kann Deutschland im besetzten Frankreich auch weiterhin von Rechts wegen nach dem... Erlass des Chefs des Oberkommandos der Wehrmacht Nr. 9517/39 Ausl. VI vom 9.11.1939 verfahren. Ein Ausschpfen des Beuterechts wrde jedoch Frankreich aller Mittel berauben, die zur ordnungsm ssigen Verwaltung erforderlich sind, insbesondere die Zahlung der geforderten Besatzungskosten unm glich machen. 1.) Infolgedessen drfen bis auf weitere im besetzten Frankreich unentgeltlich - als Beute - nur bewegliche Gter, die zur Zeit der Besetzung, sptestens am 25.5.1940, im Eigentum der franzsischen Wehrmacht standen, in Besitz und Eigentum des Deutsches Reiches bernommen werden. Dies gilt insbesondere fr: a) alles Kriegsgert: Waffen, Munition, Gerte, Nachrichten- und Befrderungsmittel, Fahrzeuge und Betriebsstoffe der franzsischen Wehrmacht. b) Verpflegungsbestnde, Ausrstung, Bekleidung der franzsischen Wehrmacht. c) die zu a) und b) bezeichneten Gter, welche als Teil- oder Fertigfabrikate in der Produktionssttte oder auf privaten

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Lagerpltzen vorgefunden wurden, soweit Besteller der franzsische Staat ist und der Beweis des Privateigentums seitens des rechtmssigen Eigentmers nicht gefhrt wird. d) Rohstoffe, Halb-, Teil- und Fertigfabrikate sowie Produktionsmittel (Maschinen) der franzsischen Wehrmacht, die sich z.B. in Kasernen, auf Uebungspltzen, in Arsenalen und auf Kriegsmarinewerften befinden. e) vertretbare Gter: Bargeld, Wertpapiere, fllige Forderungen (insbesondere Forderungen auf Rckzahlung von geleisteten Anzahlungen auf Wehrmachtauftrge), Konstruktionsplne, Patente der franzsischen Wehrmacht. Bei Gtern im Besitz der franzsischen Wehrmacht wird bis zum Beweis des Gegenteils Eigentum der franz sischen Wehrmacht vermutet. Nicht als Beute zu behandeln sind insbesondere: a) fest mit dem Grund und Boden verbundene Maschinen. b) Rohstoffe und Halbfabrikate, welche in privaten Produktionssttten oder auf privaten Lagerpltzen vorgefunden werden, gleichgltig, wer der Besteller ist. Als Teilfabrikatim vorbezeichneten Sinn gilt dasjenige Fabrikat, welches, ohne noch bearbeitet werden zu mssen, durch Einfgung oder Verbindung mit anderen Teilen ein fertiges Kriegsger t bildet. Blosse Befestigungs-, Einfgungs- oder Verpackungsarbeiten gelten hierbei nicht als Bearbeitung. Fabrikate, bei welchen die vorstehenden Voraussetzungen nicht erfllt sind, sind Halbfabrikate. Beispiel von Teilfabrikaten: fertige Geschtzrohre. ungefllte Geschosse. Znder, optische Linsen. Bei Zweifeln ber die Rechtsnatur beschlagnahmter Gter oder ber das Recht zur Beschlagnahme berhaupt, entscheidet der Militrbefehlshaber. 2.) Nicht unter Ziffer 1 fallendes Staatsvermgen kann, sofern es geeignet ist, den Kriegsunternehmungen zu dienen, beschlagnahmt werden. Inwieweit eine Entsch digung zu zahlen ist, bestimmt der Militrbefehlshaber in Frankreich sowie der Militrbefehlshaber in Belgien und Nordfrankreich fr die Departements Nord und Pas de Calais. 3.) Privateigentum, das geeignet ist, den Kriegsunternehmungen zu dienen, kann nur gegen Entschdigung zugunsten des Deutschen Reiches beschlagnahmt werden. 4.) Natural- und Dienstleistungen knnen von Gemeinden und Einwohnern verlangt werden, sofern es die Bed rfnisse der Deutschen Wehrmacht (z.B. Baumaterial, Arbeitsleistung, Verpflegung, Ausr stung und Bewaffnung) erfordern. Grundstzlich ist fr diese Leistungen bar zu bezahlen, mit Ausnahme der Quartierleistungen, fr die Bescheinigungen auszustellen sind, deren Einlsung durch die Franzsische Regierung zu erfolgen hat. 5.) Die Rechte aus den Ziffern 1-4 drfen nur die folgenden Stellen ausben: a) Behrden und Dienststellen des Militrbefehlshabersin Frankreich und des Militrbefehlshabers in Belgien und Nordfrankreich (insbesondere Bezirksbefehlshaber, Oberfeldkommandant, Feldkommandant, Kreiskommandant), die Wehrwirtschaftsdienststellen, sowie die Oberfeldzeug- und Luftzeugst be, in jedem Falle mit der Massgabe, dass vorher der Kreiskommandant in Kenntnis zusetzten ist. Die zustndigen Marine-Dienststellen wenden sich an den zustndigen Kreiskommandanten. b) Von der Truppe die Kommandeure vom Bataillons- usw.Kommandeur aufwrts, von der Organisation Todt die Beispiele von Halbfabrikaten: Geschtzrohlinge, Panzerplatten, die noch nicht zugerichtet sind.

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Oberbauleiter und Leiter der besonderen Einsatzgruppeneinschl.[ielich], jedoch beschrnkt auf Flle, in denen zur Beseitigung dringender Notstnde (z.B. feindliche Landungsversuche, Aufst nde) ein unmittelbares Eingreifen der Truppe erforderlich ist. Auch in den Fllen zu b) ist der Kreiskommandant, und zwar soweit m glich vorher, in Kenntnis zu setzen. 6.) Unberhrt hiervon bleibt der Ankauf von Gegenstnden im Rahmen der bestehenden Anordnungen f r smtliche militrische Dienststellen. 7.) Die Inanspruchnahme von Quartierleistungen regelt sich nach den von den zustndigen Stellen erlassenen besonderen Bestimmungen. 8.) Die Ziffern 1-7 gelten nicht fr die Beschlagnahme von Schiffen. Hierber bestehen besondere Bestimmungen. 9.) Unberhrt hiervon bleibt ferner das Prisenrecht. 10.) Diese Regelung tritt mit dem 1.6.1943 in Kraft. Der Chef des Oberkommandos der Wehrmacht gez. Keitel. Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 66 vom 22. Juni 1942, S. 395-396: Dritte Verordnung ber die Rechtspflege. Vom 8. Juni 1942.
[84] [85]

Gemeint war die Kndigung von Miet- und Pachtvertrgen durch den Vermieter oder Verpchter. Vgl. dazu auch unten II, 3, Versorgung sowie den Lagebericht Juli/September 1943, II 7, Preisregelung. Reichskreditkassenscheine. Julius Ritter.

[86]

[87]

[88]

Die Lhne fr Metallarbeiter wurden nach Abschlu der Verhandlungen zum 1. Juni 1943 angehoben, vgl. den Lagebericht April/Juni 1943, II 7.
[89] [90]

Am 2. Februar 1943 ordnete das Industrieministerium die statistische Erfassung aller Franzosen im Alter zwischen 21 und 30 Jahren an. Die Brgermeister wurden aufgefordert, die betreffenden Personen anhand der Lebensmittelkarten entsprechend ihrer beruflichen Stellung, in Listen und nach acht Kategorien unterschieden zu erfassen. Die Kategorien reichten von "regulrer Beschftigung" bis zu "Erwerbslosigkeit". Vgl. AN, 3 W/202: Documents concernant Hubert Lagardelle, Rundschreiben des Industrieministeriums vom 2. Februar 1943. Industrieminister Jean Bichelonne erteilte am 5. Februar 1943 die Anweisung an die Regionalprfekten zur Rekrutierung von Hilfsarbeitern. Erwerbslose und irregulr Beschftigte waren von der Zwangsverpflichtung zum Arbeitseinsatz zuerst betroffen und wurden nach Deutschland deportiert. Vgl. AN, 72 AJ/1929: Rundschreiben des Industrieministeriums an die Prfekten vom 5. Februar 1943.
[91]

Die Manahmen zur Erfassung der Franzosen zwischen 21 und 30 Jahren wurden auch durch die Presse bekanntgegeben. Am 17. Februar 1943 erschien im Petit Parisien der Meldeaufruf unter dem Titel: "Dpistage des oisifs. Tel est le but de l'actuel recensement des Franais ags de 21 30 ans".
[92]

Vgl. Journal Officiel vom 16. Februar 1943, S. 454f.: Dcret n 430 du 15 fvrier 1943 pris pour l'application du titre IV de la loi du 4 septembre 1942 relative l'utilisation et l'orientation de la main d'oeuvre.
[93]

Vgl. Journal Officiel vom 17. Februar 1943, S. 461: Loi n 106 du 16 fvrier 1943 portant institution du service du travail obligatoire.
[94]

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Die Sonderbehrde zur Durchfhrung der Anordnungen des Gesetzes zur Arbeits-Zwangsverpflichtung, Commissariat gnral au service obligatoire du travail, unterstand dem Regierungschef unmittelbar. Im Mrz 1943 wurde es dem Industrieministerium angegliedert und Robert Weinmann zum Generalkommissar f r den STO ernannt. Die neue Behrde nahm eine Mittlerfunktion zwischen dem Arbeits-, Landwirtschafts- und Produktionsministerium ein. In den Augen der Besatzungsmacht arbeitete die Behrde schnell und unbrokratisch. Vgl. Journal Officiel vom 25. Februar 1943, S. 546: Loi n 133 du 24 fvrier 1943 portant cration du Commissariat gnral au service obligatoire du travail.
[95]

Robert Weinmann. Nhere biographische Angaben nicht ermittelt.


[96]

Gemeint ist hier die Zweite Sauckelaktion vom Januar 1943.

Es handelt sich hier um die erste Forderung des Generalbevollm chtigten fr den Arbeitseinsatz, Fritz Sauckel, vom 22. August 1942 von 250 000 franzsischen Arbeitern zum "Reichseinsatz". Vgl. AN, AJ 40/1617: Handbuch des Generalbevollmchtigten fr den Arbeitseinsatz, S. 97, Anordnung Nr. 10 ber den Einsatz von Arbeitskrften der besetzten Gebiete vom 22. August 1942.
[97]

Vgl. Befehl ber Einsatz und vorlufige Aufgaben der Landwirtschaftsfhrer, 29.3.1943, BA-MA (Freiburg) RW 35/733.
[98]

Vgl. Journal Officiel vom 14.3.1943, S. 746: Loi n 159 du 12 mars 1943 relative la mise en tat d'exploitation de terres dont l'tat actuel ne permet pas la culture. Vgl. Die Franzsische Agrarpolitik 1943, Lagebericht Oktober/Dezember 1943, Anlage 13.
[99] [100]

Einzelheiten vgl. unter II 3, Versorgung.

Die im Dezember 1940 geschaffene Corporation nationale paysanne wurde zwei Jahre sp ter durch einen korporativen Nationalrat (Conseil national corporatif) mit 150 Mitgliedern ersetzt, der vom nationalen Syndikus der Krperschaft, Adolphe Pointier, einem Getreidegrohndler aus dem Departement Somme, geleitet wurde, vgl. Journal Officiel vom 17. Dezember 1942, S. 4121-4124: Loi n 1089 du 16 dcembre 1942 compltant et modifiant la loi du 2 dcembre 1940 relative l'organisation corporative de l'agriculture, sowie Journal Officiel vom 17. M rz 1943, S. 770: Loi n 150 du 16 mars 1943 compltant et modifiant les lois des 2 dcembre 1940 et 16 dcembre 1942 relative l'organisation corporative de l'agriculture.
[101] [102]

Departement Pas-de-Calais. Departement Gironde. 2-3achsiger gedeckter Gterwagen mit 15 t Ladegewicht. Offener Gterwagen.

[103]

[104]

[105]

[106]

Allgemeine Wirtschaftstransporte sowohl zur Versorgung der deutschen Interessen in Frankreich als auch des lebenswichtigen franzsischen Bedarfs. Nach seiner Ernennung zum Reichsminister fr Bewaffnung und Munition hatte Albert Speer bei Hitler auf eine klare Abgrenzung der Kompetenzen zwischen seinem Ministerium und der Vierjahresplanbeh rde gedrngt. Am 22. April 1942 billigte und unterzeichnete daraufhin der Beauftragte f r den Vierjahresplan, Hermann Gring, Speers Entwurf eines entsprechenden Erlasses ber die Einrichtung einer "Zentralen Planung", in der Speer mit den Vertretern G rings gleichgestellt wurde "a) die Entscheidung ber die Notwendigkeit oder Weiterfhrung vorhandener Planungen, b) die Entscheidung ber die Schaffung neuer oder im Ausbau vorhandener Rohstofferzeugungsst tten, c) die Verteilung der vorhandenen Rohstoffe, insbesondere von Eisen und Metall, auf alle Bedarfstr ger, d) den Einsatz der Kohle und Energie in der Fertigung und e) die Abstimmung der Forderungen der Gesamtwirtschaft an das Transportwesen" zu treffen. Zum Text des Erlasses s. IMT Bd. XLI, Beweisstck Speer-7, S. 413-414.
[107]

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[108]

Monatstonnen. Departement Seine-Infrieure.

[109]

[110]

Vgl. den Lagebericht Oktober/Dezember 1942, II 1. Im Sommer 1943 wurden trotz alledem die Binnenschiffer nach Deutschland beordert, vgl. den Lagebericht April/Juni 1943, II 1.
[111]

Departement Hrault. Departement Bouches-du-Rhne.

[112]

Gemeint sind hier die Razzien vom Januar und die anschlie ende Zerstrung des Alten Hafens durch Einheiten der Wehrmacht und der SS vom Februar 1943.
[113]

Seit dem Sommer 1942 waren auslndische Regierungen von den deutschen Besatzern vor die Wahl gestellt worden, ihre jdischen Staatsbrger zur Rckkehr in ihre Herkunftslnder zu veranlassen oder in deren Deportation nach Osten einzuwilligen. Neutrale bzw. mit dem Reich verb ndete Staaten, darunter die Trkei, Schweiz, Italien, Ungarn, Spanien und Portugal, wurden ultimativ aufgefordert, bis zum 31. Januar 1943 ihre jdischen Brger in den eigenen Hoheitsbereich zurckzufhren. Andernfalls sollten auch diese Regierungen ihr Einverstndnis zur Deportation der betroffenen Juden nach Osteuropa erklren. Vgl. AN, 3 W/350: Schleier, Telegramm Nr. 5843 vom 11. Dezember 1942. Nur wenige Staaten gingen auf das Angebot der Rckfhrung ein. Ende Februar 1943 repatriierte Ungarn 70 Juden, whrend sich nach Schtzung des Militrbefehlshabers noch etwa 1 500 ungarische Juden auf franzsischem Territorium aufhielten. Die Trkei erklrte sich bereit, 631 von den ber 3 000 trkischen Juden zurckkehren zu lassen. Vgl. AN, 565 MI/1: R thke, Betr. Gegenwrtiger Stand der Judenfrage in Frankreich, 6. Mrz 1943.
[114]

Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 97 vom 27. September 1943, S. 553: Verordnung ber den Verfall des Vermgens von Juden, die Angehrige des ehemaligen Polnischen Staates waren, zugunsten des Grodeutschen Reiches. Vom 15. September 1943; Ebenda, S. 554-555: Verordnung ber den Verfall des Vermgens von Juden, die Angehrige des Protektorats Bhmen und Mhren waren, zugunsten des Grodeutschen Reiches. Vom 15. September 1943.
[115] [116]

Vgl. dazu den Lagebericht Oktober/Dezember 1943, Anlage 1.

[117]

Bei der Treuhandstelle handelte es sich nicht um eine reichseigene Gesellschaft, sondern um eine im Jahr 1940 von der sogenannten Treuverkehr, Deutsche Treuhand-Aktiengesellschaft, Berlin, im Auftrag des Militrbefehlshabers errichtete Stelle, die nur in amtlichem Auftrag t tig werden durfte. Die Treuverkehr war aber ihrerseits an den Gewinnen der Treuhandstelle beteiligt. Die Einnahmen stammten aus Geb hren, die den Trgern des Feindvermgens, in den Regel den Feindfirmen, vom Militrbefehlshaber auferlegt worden waren. Von den Gewinnen der Treuhandstelle war, wie es in den Weisungen des MBF hie, ein angemessener Betrag zurckzustellen fr die spter zu erwartende Abwicklung, vgl. den Lagebericht Juli/September 1943, II 1.
[118]

Anmeldung als Rstungs- und Vorzugsbetrieb. Gemeint sind die Regionen Longwy-Ardennes und Meurthe-et-Moselle.

[119]

Vgl. unten Anlage 4. Whrend im Dezember 1942 in Ostfrankreich 1 044 932 t und in Westfrankreich 111 748 t gefrdert wurden, beliefen sich die Zahlen im Januar 1943 auf 1 093 270 t bzw. 91 934 t, im Februar 1943 auf 1 153 586 t bzw. 102 119 t und im Mrz 1943 auf 1 329 369 t bzw. 110 379 t.
[120] [121]

Der Angriff durch Bomber der Royal Air Force war in der Nacht vom 2. zum 3. April 1943 erfolgt.

Auf franzsischer Seite wurde dem zunehmenden Mangel an Treib- und Schmierstoffen durch Einrichtung eines entsprechenden Organisationskomitees Rechnung getragen, vgl. Journal Officiel vom 1. Januar 1943, S. 14-15: Dcret n
[122]

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Lagebericht Januar - Mrz 1943 (MBF)

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3867 du 29 dcembre 1942 crant un comit d'organisation des carburants et lubrifiants de remplacement. So wurde unter anderem der Stromverbrauch an Sonntagen eingeschr nkt und das Benutzen elektrischer Heizger te verboten, vgl. Journal Officiel vom 2.1.1943, S. 23: Arrt du 31 dcembre 1942 relatif une suspension hebdomadaire provisoire de certains fournitures d'nergie lectrique, bzw. vom 22. Januar 1943, S. 198: Arrt du 19 janvier 1943 relatif l'interdiction du chauffage lectrique.
[123]

Hintergrund fr die Verdoppelung des Bauvolumens war die Intensivierung des Ausbaus der K stenbefestigungen, vgl. dazu unter anderem die Aktennotiz ber die Fhrerbesprechung im Fhrerhauptquartier zum Schutz der Westksten vom 2.8.1942 in: BA-MA (Freiburg) RH 2 Oberkommando des Heeres, Generalstab des Heeres, 551.
[124]

Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 84 vom 24. Februar 1943, S. 475-476: Verordnung ber die Anmeldung nicht genehmigter Bauvorhaben. Vom 19. Februar 1943. Nach 1 muten Bauvorhaben, auch wenn die Gesamtbaukosten weniger als 100 000 Francs betrugen, sp testens zwei Wochen vor Aufnahme der Arbeiten vom Bauherrn bei der rtlichen Feldkommandantur gemeldet werden.
[125] [126]

Anlage nicht aufgenommen. Bei Giesserei-Roheisen belief sich die Gesamterzeugung von Dezember 1942 bis Februar 1943 auf 52 460 t (im gleichen Zeitraum 1941/42: 78 712 t), bei Rohstahl auf 376 990 t (406 550 t) und bei Walzwerkserzeugnissen auf 310 365 t (325 697 t).
[127]

Die Metallbilanz wies folgende Positionen aus: Kupfer Blei Zinn Nickel Zink Alumin.[ium]

1) 2)

Bestnde per 1.1.43 Zugnge bis 31.12.43 a) Erzeugung b) Abflle c) Mobilisation d) Beute unbes.[etztes] Gebiet Gesamtversorgung

41 000

31 800

2 400

1 100

28 000

47 000

1 000 6 000 35 000 7 000

6 000 2 400 16 500 4 600

100 300 200

185

5 000 1 000 -

70 000 5 000 -

90 000 bis 31.12.43 3) Abgnge bis 31.12.43 a) Lieferung f.[r]d.[as] Reich b) Franz. Bedarf c) Kupfersulfatbedarf d) nicht realisierbares Umlaufmaterial 32 000 12 000 10 000 20 000

61 300

3 000

1 285

34 000

122 000

16 600 14 400 18 500

500 600 900

335 350 500

20 000 20 000

57 000 30 000 25 000

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74 000

49 500

2 000

1 185

40 000

112 000

4)

Voraussichtl.[icher] Bestand am 1.1.44 Voraussicht.[icher] am 1.1.44 Fehlbedarf

16 000

11 800

1 000

100

10 000

6 000

Vgl. Journal Officiel vom 13. Februar 1943, S. 418f.: Loi n 85 du 9 fvrier 1943 relative l'impt mtal. Entgegen der Angabe im Bericht des Militrbefehlshabers wurde die Metallsteuer mit Verffentlichung im Journal Officiel wirksam.
[128] [129]

Vgl. unten Anlage 6. Name nicht ermittelt.

[130]

Laut abschlieendem Ttigkeitsbericht der Abteilung Wirtschaft Wi II G - Kautschuk und Asbest (BA-MA [Freiburg] RW 35/261) hatte Frankreich bis zum Herbst 1942 insgesamt 12 777 t Plantagenkautschuk aus Indochina und 4 581 t afrikanischen Wildkautschuk bezogen. Nach der Landung der Alliierten und dem Ende der Kmpfe in Nordafrika stand der deutschen Kriegswirtschaft als Lieferant fr Kautschuk nur noch Japan zur Verfgung. Nach dem Verlust bzw. der Beschdigung von mehreren Frachtern sah sich der neue Oberbefehlshaber der Kriegsmarine, Groadmiral Karl Dnitz, angesichts der zunehmenden berwachung der Biscaya durch britische Flugzeuge Anfang 1943 jedoch gezwungen, die im Schutz der langen Nchte des Winterhalbjahres ausgelaufenen deutschen Blockadebrecher nach Japan zur ckzubeordern.
[131]

Karl Dnitz (1891-1980). Groadmiral. 1910 Eintritt in die Kaiserliche Marine. 1914/18 Kriegsteilnahme. 1916 Wechsel zur U-Boot-Waffe. 1918 als Kommandant von UB 68 in britischer Gefangenschaft. 1920 bernahme in die Reichsmarine. 1934 Fregattenkapitn und Kommandant des Kreuzers Emden. 1935 mit dem Neuaufbau der deutschen U-Boot-Waffe beauftragt. 1936 Fhrer der U-Boote (FdU). 1939 Befehlshaber der U-Boote (BdU). 1940 Vizeadmiral, 1942 Admiral, 1943 Groadmiral und Chef der Kriegsmarine. Von Hitler am 30. April 1945 zu seinem Nachfolger bestimmt, veranlate er am 7. Mai 1945 die bedingungslose Kapitulation des Reiches. 1946 in N rnberg wegen Verbrechen gegen den Frieden und gegen das Kriegsrecht zu zehn Jahren Haft verurteilt. 1956 entlassen.
[132]

Anlage nicht aufgenommen. Von Januar auf Februar 1943 ging die Verarbeitung von Naturkautschuk (technische Artikel und vor allem Reifen) von insgesamt 476 t auf 218 t zurck. Bei Kunstkautschuk (Buna) wurden im gleichen Zeitraum 1 044 t bzw. 837 t verarbeitet.
[133]

Vgl. hierzu den Ttigkeitsbericht der Abteilung Wirtschaft Wi II K 1 - Lederwirtschaft, BA-MA (Freiburg) RW 35/261.

Vgl. Journal Officiel vom 25. Dezember 1942, S. 4203: Arrts des 24 novembre et 22 dcembre 1942 relatifs la clture de la chasse.
[134] [135]

Vgl. den Lagebericht Oktober/Dezember 1942, II 2.

Diese Manahmen konnten wenig spter durch neue Kohlezuteilungen vermieden werden, vgl. den Lagebericht April/Juni 1943, II 2.
[136]

Vgl. Journal Officiel vom 14. Mrz 1943, S. 746: Loi n 159 du 12 mars 1943 relative la mise en tat d'exploitation de terres dont l'tat actuel ne permet pas la culture.
[137]

Richtig: Gesetz vom 16. Februar 1943 ber den obligatorischen Arbeitsdienst. Vgl. Journal Officiel vom 17. Februar 1943, S. 462: Dcret n 431 du 16 fvrier 1943 pris pour l'application de la loi n 106 du 16 fvrier 1943 portant institution du service du travail obligatoire. Die Jahrgnge 1920 bis 1922 wurden fr zwei Jahre zum Arbeitseinsatz einberufen.
[138]

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[139]

Vgl. den Lagebericht Oktober/Dezember 1942, II 3. Mehltauspitze.

[140]

Vgl. Journal Officiel vom 27. Mrz 1943, S. 884f.: Arrt du 20 mars 1943 relatif aux taux des rations pour le mois d'avril 1943. Nach den Bestimmungen des Landwirtschafts- und Ernhrungsministeriums wurde ab April 1943 Fleisch mit 120 g pro Woche rationiert. Auf eine unterschiedliche Rationierung in Gro stdten und in den brigen Gemeinden findet sich kein Hinweis.
[141]

Im Januar 1943 hatte Hauptmann Alfred Tpfer, der zwischen 1941 und 1942 schon einmal fr die Abwehrleitstelle Paris gearbeitet hatte, inzwischen aber dem Reichswirtschaftsministerium angeh rte, im Auftrag der berwachungsstelle in Paris Gesprche mit Vertretern der Militrverwaltung gefhrt, um die Mglichkeiten einer Steigerung der Ausfuhr von Waren und Rohstoffen aus Frankreich zu errtern. Gegen den Widerstand, der ihm dabei vor allem von Elmar Michel und Richard Hemmen entgegengebracht wurde, richtete T pfer im Juni 1943 das sogenannte "Bro Hauptmann Tpfer" ein, der am 1. Juli 1943 die Grndung der Firma Stahlberg & Co mit Sitz in Hamburg und Paris folgte. Als "Bevollmchtigter fr Sonderaufgaben des Beauftragten fr den Vierjahresplan, Bro Westen" fiel Toepfer von Herbst 1943 bis Frhjahr 1944 eine Schlsselrolle bei der Devisenbeschaffung durch sogenannte Zusatzausfuhrgesch fte in dritte Lnder zu.
[142]

Alfred Carl Tpfer (1894-1993). Industrieller und Mzen. 1914/18 Kriegsteilnahme. 1919 Grnder eines Handelsunternehmens fr Getreide. Aufstieg zur Weltfirma mit Niederlassung in New York sowie einer Privatbank und einer eigenen Schiffahrtsgesellschaft. 1931 Grndung von Stiftungen. 1937/38 Verhaftung wegen Devisenvergehen. 1940 Rehabilitierung und Erffnung einer Firmenniederlassung in Posen, 1941 in Krakau. 1941 Ttigkeit fr die Abwehr in Paris, 1943 Einrichtung des Bros Hauptmann Toepfer in Paris und der Firma Stahlberg & Co in Hamburg. 1944/45 Ttigkeit fr das Planungsamt des Ministeriums Speer im Protektorat Bhmen und Mhren. 1945 von den Alliierten verhaftet. 1948 Freilassung und Neuaufbau seines Handelsunternehmens und Neugr ndung der Stiftung FVS in Hamburg und der Johann Wolfgang von Goethe Stiftung in Basel. 1956 Grnder und Vorsitzender des Vereins fr Bewahrung der Lneburger Heide. 1979 infolge der Krise des Welthandels auf dem Getreidesektor Aufteilung des Firmenimperiums. Gemeint sind hier vor allem die zunehmenden Luftangriffe der Alliierten auf die Eisenbahnverbindungen und Bahnhfe in Frankreich.
[143] [144]

Vgl. Journal Officiel vom 3. Februar 1943, S. 319f.: Arrt du 15 janvier 1943 rglementant l'abatage familial.

Vgl. Journal Officiel vom 25. und 26. Januar 1943, S. 236f.: Arrt du 9 janvier 1943 relatif la circulation des denres, produits alimentaires et animaux..
[145]

Als Folge des am 16. Februar 1942 von der Vichy-Regierung eingef hrten Gesetztes ber den Service de Travail obligatoire wurde die Jugendlichen, die seit Juli 1942 ihren Arbeitsdienst - nicht nur als Forstarbeiter - in den staatlichen "Chantiers de Jeunesse" verrichtet hatten, am Ende ihrer Dienstzeit nicht entlassen, sondern auf Vorschlag von Laval zum Arbeitseinsatz nach Deutschland geschickt, vgl. Pierre GIOLITTO, Histoire de la Jeunesse sous Vichy, Paris 1991, S. 596.
[146]

Es handelte sich hier vermutlich um Pfhle, die nicht nur fr den Bau von Strassensperren, sondern auch fr Luftlandeund Vorstrandhindernissen im Kstengebiet bentigt wurden.
[147] [148]

Festmeter.

Vgl. hierzu ergnzend auch die als Anlage 11 dem Bericht beigef gte Liste der zeitweilig aufgehobenen franzsischen Zlle. (Stand 31. Mrz 1943).
[149] [150]

Vgl. dazu auch den Lagebericht Oktober/Dezember 1942, II 5. Elmar Michel.

[151]

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[152]

Vgl. den Lagebericht Oktober/Dezember 1942, II 5. Vgl. dazu auch AN, AJ 40/1024. Reichswirtschaftsministerium.

[153]

[154]

Arthur Seyss-Inquart (1892-1946). sterreichischer Jurist und Politiker. 1914/18 Kriegsteilnahme als Offizier. 1919 Rechtsanwalt. Seit 1931 Kontakte zu Nationalsozialisten. Gesch ftsfhrer des sterreichisch-Deutschen Volksbundes. 1937 Staatsrat, Februar 1938 Sicherheits- und Innenminister, Mrz 1938 Bundeskanzler, anschlieend Reichsstatthalter und SS-Gruppenfhrer, seit Mai 1939 Reichsminister ohne Geschftsbereich, September 1939 Chef der Zivilverwaltung in Sdpolen, dann stellvertretender Generalgouverneur in Polen, Mai 1940-Mai 1945 Reichskommissar fr die besetzten Niederlande. 1946 Verurteilung und Hinrichtung als Kriegsverbrecher durch das N rnberger Tribunal.
[155] [156]

Richtig: 12.2.43.

Vgl. Journal Officiel vom 17. Februar 1943, S. 462: Loi n 65 du 12 fvrier 1943 approuvant une convention passe entre le ministre secrtaire d'Etat l'conomie nationale et aux finances et le gouverneur de la Banque de France.
[157]

Anlage nicht aufgenommen. Demnach stieg die franz sische Staatsverschuldung in Millionen frs im Berichtszeitraum von 1 077 761 am 31.12.1942 auf 1 128 155 am 31.3.1943.
[158]

Die Bilanzsumme des Crdit Lyonnais belief sich demnach auf 38,1 Mrd. frs (am 31.10.42) bzw. 38,6 Mrd. frs (am 31.1.1943). Die entsprechenden Vergleichszahlen fr die Socit Gnrale lauteten 32,5 bzw. 33,1 Mrd. frs und fr den Comptoir National d'Escompte 21,1 bzw. 21,4 Mrd. frs.
[159]

Insgesamt umfate die neue Liste zehn weitere franzsische und eine auslndische Bank. Neben der erwhnten Bank Polska Kasa Opieki wurde noch eine franzsische (tienne Bastide, banquier, Lavelan, Arige) sowie eine der auslndischen Banken mit franzsischer Rechtsform (Banque Urguijo de Guipuzeoa Biarritz S.A.) gestrichen, vgl. Journal Officiel vom 6. Januar 1943, S. 56: Dcision du Comit d'Organisation Professionnelle des Banques, Entreprises et tablissements Financiers. Im Mai kamen noch einmal elf franzsische Banken hinzu, gleichzeitig wurden jedoch 9 franzsische Banken von der Liste gestrichen, vgl. Journal Officiel vom 20. Mai 1943, S. 1388: Dcision du Comit d'Organisation Professionnelle des Banques, Entreprises et tablissements Financiers. Vgl. auch die Lagebericht Februar/Mrz 1942, IV 7 bzw. April/Mai 1942, IV 7.
[160]

Alfred Pose (1899-1969). Bankdirektor. Gnral adjoint der Socit gnrale alsacienne de banque, 1932 Generaldirektor der Banque nationale pour le commerce et l'industrie (BNCI), war zun chst Anhnger Ptains und Untersttzer dessen anti-freimaurerischen Politik, unterhielt enge Beziehungen zu den Vereinigten Staaten, setzte sich dann aber nach Algerien ab und wurde Wirtschafts- und Finanzkommissar im Comit Franais de la Libration Nationale (CFLN) in Algier. Wiederaufnahme seiner Funktionen an der Spitze der BNCI (sp tere BNP) nach der Befreiung Frankreichs. 1945 Administrateur gnral der Bank.
[161] [162]

Name nicht ermittelt. Vgl. Journal Officiel vom 17. Mrz 1943, S. 770: Loi n 134 du 2 mars 1943 relative aux banques populaires. Departement Haute-Garonne. Departement Rhne. Departement Vaucluse. Anlage nicht aufgenommen: Die Verfgungen ber das Besatzungskostenkonto betrugen in RM:

[163]

[164]

[165]

[166]

[167]

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Bar RKK Paris Bar RKK briges Frankreich berweisungen der Wehrmacht Von Bank v.[on] Frankr.[eich] eingel.[ste] Scheine u.[nd] Mnzen Von Bank v.[on] Frankr.[eich] eingel.[ste] Reichsmnzen Eingel.[ste] Empfangsbescheinigungen Von Bank v.[on] Frankr.[eich] d.[en] evak.[uierten] Els.[ssern] u.[nd] Lothr.[ingern] umgetauschte RM Sonstige Virements fr auf RKK gezogene Schecks

5 270 703 000,-4 845 002 000,-3 203 191 727,-1 461 241 299,-4 108 124,-65 685 128,91 901 846,--

2 511 791 260,89

17 362 624 386,80

[168]

Vgl. Journal Officiel vom 6. Mrz 1943, S. 642: Loi n 145 du 4 mars 1943 relative aux socits par actions. Anlage nicht aufgenommen. Nhere Einzelheiten nicht ermittelt. Nhere Einzelheiten nicht ermittelt. Vgl. den Lagebericht Oktober/Dezember 1942, II, Preispolitik. Heereskraftfahrpark. Vgl. dazu unten II 9, Erhhung der Produktions- und Transaktionssteuer.

[169]

[170]

[171]

[172]

[173]

[174]

Vgl. Journal Officiel vom 11. und 12. Januar 1943, S. 105f.: Loi n 972 du 31 dcembre 1942 sur la rpression des infractions la lgislation conomique.
[175]

Vgl. Journal Officiel vom 10. Januar 1943, S. 91f.: Dcret n 3839 du 31 dcembre 1942 relatif aux transactions, aux amendes et aux confiscations administratives en matire d'infraction la lgislation sur les prix.
[176]

Vgl. Journal Officiel vom 27. Mrz 1943, S. 883: Dcret n 618 du 15 mars 1943 relatif la composition et au fonctionnement du comit contentieux prvu par l'article 49 de la loi du 21 octobre 1940 modifi par la loi du 31 dcembre 1942.
[177]

Zur Anordnung zur Durchfhrung der Vorschriften ber die Geltung der Reichsversicherung (Sozialversicherung) in den besetzten franzsischen Gebieten vom 16. Mrz 1943 (Wi VII 780 b 1/43), vgl. den Abschlubericht ber die Ttigkeit des Sachgebietes Sozialversicherung in der Hauptabteilung Arbeit des Mil.Bef.Frankreich, BA-MA (Freiburg) RW 35/1180. Zur entsprechenden Verordnung des Ministerrats fr die Reichsverteidigung ber die Sozialversicherung in den besetzten Gebieten vom 4.8.1941 s. RGBl 1941 I, S. 486.
[178]

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[179]

[180]

[181]

Vgl. Journal Officiel vom 6. Januar 1943, S. 54: Prix de cession des alcools. Entgegen der Angabe des Berichts datierte das Gesetz zur Erhhung der Alkoholpreise vom 4. November 1942. Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 60 vom 30. April 1942, S. 369f.: Bekanntmachung vom 23. April 1942.
[182]

Vgl. Journal Officiel vom 29. April 1942, S. 1626: Loi n 518 du 17 avril 1942 fixant les conditions d'application des taxes la production aux ventes destination des dpartements du Haut-Rhin, du Bas-Rhin et de la Morselle.
[183] [184]

Vgl. Journal Officiel vom 6. Januar 1943, S. 41-47: Loi n 974 du 24 octobre 1942 portant rforme fiscale.

Vgl. Journal Officiel vom 24. Januar 1943, S. 222f.: Dcret n 193 du 23 janvier 1943 fixant les conditions d'application des articles 28 et 51 de la loi du 24 octobre 1942 portant rforme fiscale.
[185]

Nach wiederholten Attentaten auf deutsche Wehrmachtangeh rige hatte der Militrbefehlshaber durch ffentliche Bekanntmachung am 14.12.1941 den Juden im besetzten Gebiet die Zahlung einer Geldbusse von 1 Mrd. frs. auferlegt, vgl. den Lagebericht Dezember 1941/Januar 1942, II 7.
[186] [187]

Vgl. dazu oben Teil I 1, Allgemeine Lage.

Auf Betreiben der deutschen Botschaft hatten die Kollaborationsparteien bereits im M rz 1942, nach den ersten schweren Luftangriffen auf die Pariser Region, insbesondere auf die Renault-Werke von Boulogne-Billancourt, die ber 600 Todesopfer sowie 1500 Verletzte gefordert hatten, den Versuch gemacht, die Wirkung der Bombardierungen auf die Bevlkerung fr ihre eigene Propaganda zu nutzen. Marcel Dat erhielt von Otto Abetz fr die Sozialabteilung des RNP Gelder, die vermutlich auch damals schon aus der Geldbue vom 1 Mrd. frs. stammten, die von der jdischen Bevlkerung nach den Attentaten gegen Angehrige der deutschen Besatzungsmacht im Dezember 1941 erhoben worden war. Zur Gr ndung des COSI auf Vorschlag von Abetz vgl. Marcel DAT, Mmoires Politiques. Introduction et notes de Laurent THEIS, Paris 1989, S. 664 bzw. S. 830.
[188]

Das Comit ouvrier de secours immdiat (COSI) beschrnkte sich zunchst ausschlielich auf Paris, erweiterte mit dem Ansteigen der alliierten Luftangriffe ab Mitte 1943 dann aber auch seine T tigkeit auf die Sdzone. Neben Jules Teulade bestimmte Marcel Dat als Leiter fr den RNP Ren Mesnard. Der Generaldelegierte fr die besetzten Gebiete, Fernand de Brinon, bernahm die Schirmherrschaft. Nach dem Tod von Mesnard bernahm Klber Legay die Leitung des COSI in Sigmaringen.
[189]

Klber Legay (1889-1949). Minenarbeiter und Gewerkschaftler. 1926 Vorsitzender der Bergarbeitergewerkschaft der CGT, Departement du Nord. 1938 Reise in die UdSSR. Mitarbeiter der Zeitung Syndicats bzw. nach 1940 der Zeitschrift Au travail. 1940 Fhrer der neuen Einheitsgewerkschaft im Departement Nord und Wechsel zum Antikommunismus. Seine Ablehnung von Streiks beschwrt eine Krise der Gewerkschaftsbewegung herauf. 1942 Prsident des Comit ouvrier de secoure immdiat (COSI). 1944 untergetaucht. Ren Albert Mesnard (1902-1945). Gewerkschaftler und Journalist. Mitglied der SFIO, spter der Neosozialisten von Marcel Dat. 1940 Herausgeber der Wochenzeitung L'Atelier. 1941 Schatzmeister des Centre sydicaliste de propagande. 1942 Prsident des Comit ouvrier de secoure immdiat (COSI). 1942 Mitglied des Centre d'information ouvrire et sociale (CIOS), das die Manahmen der Regierung Laval (u.a. auch die Einf hrung des STO) untersttzte. 1944 Flucht nach Sigmaringen. 1945 Tod bei einem Tieffliegerangriff. Jules Lo Gaston Teulade (1890-1974). Gewerkschaftler. 1914/18 Kriegsteilnahme. 1923 Mitglied des PCF. 1925 Reise in die UdSSR. 1929 Parteiaustritt. 1932 Wiedereintritt, 1934 Ausschlu aus dem PCF. 1940 Prsident der Fdration nationale des groupements corporatifs et professionnels fran ais des PPF. 1942 Vizeprsident des Comit ouvrier de secours

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immdiat. 1944 verhaftet. 1947 von der Cour de Justice de la Seine zu fnf Jahren Zwangsarbeit verurteilt. 1948 Freilassung. Die franzsische Waffenstillstandsarmee, die insgesamt 100 000 Mann umfa te, war nach dem 11. November 1942, dem Einmarsch der deutschen Truppen in die Sdzone, aufgelst worden.
[190]

Vgl. Journal Officiel vom 4. und 5. Januar 1943, S. 35: Loi n 1 du 4 janvier 1943 relative au reclassement des personnels militaires dmobiliss. Die Staatssekretre fr Wirtschaft, Finanzen, Produktion, Landwirtschaft und Versorgung sowie fr Arbeit wurden per Gesetz aufgefordert, die ehemaligen Angeh rigen der Waffenstillstandsarmee nach Mglichkeit in der Industrie, im Handel oder aber in der Landwirtschaft zu besch ftigen. Den Betroffenen war auch im Fall einer entsprechenden neuen Ttigkeit weiterhin ihre Pension zu zahlen.
[191] [192]

Anlage nicht aufgenommen.

Durch Einziehung der Mnzen sollten in erster Linie die wertvollen Rohstoffe wiedergewonnen werden. Zur Umsetzung der deutschen Forderung vgl. Journal Officiel vom 22. September 1943, S. 2491: Loi n 510 du 15 septembre 1943 relative au retrait de monnaie divisionnaire.
[193]

Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 83 vom 3. Februar 1943, S. 473: Bekanntmachung ber die Ausserkurssetzung der deutschen Scheidemnzen. Vom 2. Februar 1943. Mit Ablauf des 15. Mrz 1943 wurden deutsche Mnzen aus Zink und Aluminium (zu einem, fnf und zehn Reichspfennig) zum Zahlungsverkehr im Bereich des MBF nicht mehr zugelassen.
[194]

Der neugebildete Wehrwirtschaftsstab West unter der F hrung von Generalleutnant Rudolf Hnermann unterstand dem Militrbefehlshaber Frankreich.
[195]

Rudolf Hnermann (1895-1955). Generalleutnant. Dipl. Ing. 1914/18 Kriegsteilnahme. 1915 Leutnant. 1920 Reichswehr. 1939 Chef des Stabes im Wehrwirtschafts- und R stungsamt. 1943 Chef Wehrwirtschaftsstab West. 1944 Kommandant der Oberfeldkommandantur 894 (Avignon), dann Kommandant rckwrtiges Gebiet (Korck) beim Armeeoberkommando 19, seit 1.4.1944 Generalleutnant.
[196]

Kontrollinspektion (Rstung). Unterprfektur von Haute-Garonne. Departement Cher. Franz Barckhausen.

[197]

[198]

[199]

Fr die einzelnen Produktionssparten des Rstungs- und Beschaffungsstabs entsandte Albert Speer 20 bis 30 Lnderbeauftragte nach Frankreich, die z.T. auch als Vertreter der Milit rverwaltung bei der franzsischen Warenstelle ttig waren. Ihre Arbeitsanweisungen erhielten sie unter weitgehender Umgehung des Militrbefehlshabers von Speer direkt.
[200]

Zur Organisation der Rstungsdienststellen im Jahre 1943 vgl. BA-MA (Freiburg) RW 24 Rstungsdienststellen in Frankreich, 313.
[201]

Prioritts-Betriebe. Es handelt sich hier um berlegungen, die im September 1943 in den Verhandlungen zwischen dem Reichsminister fr Bewaffnung und Munition, Albert Speer, und dem franzsischen Industrieminister, Jean Bichelonne, in Form der Schaffung der S-Betriebe aufgegriffen wurden, vgl. dazu den Lagebericht Oktober/Dezember 1943, I 3.
[202] [203]

Zugkraftwagen.

Die Produktionsanlagen der Firma Schneider in Le Creusot (Sane-et-Loire) waren in den Augen des britischen Bomber Command ein den Krupp-Werken in Essen gleichrangiges Ziel. Um eine m glichst hohe Trefferquote zu erreichen entschied
[204]

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Lagebericht Januar - Mrz 1943 (MBF)

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sich Luftmarschall Sir Arthur Harris fr eine nderung der Taktik: Statt, wie sonst blich, im Schutze der Nacht sollten die Bomber bei Tag angreifen. Um von der deutschen Flugabwehr nicht erfa t zu werden, flogen die Lancaster Bomber Le Creusot ber 450 km im Tiefflug und ohne Begleitjger an und stiegen erst kurz vor ihrem Ziel auf Abwurfhhe. Alle 88 Maschinen kehrten nach Grobritannien zurck. Die nachhaltige Zerstrung des Werkes wurde jedoch nicht erreicht, da ein Groteil der Bomben die Arbeitersiedlungen rund um die Fabrik traf. Sir Arthur Harris (1892-1984). Luftmarschall. 1914/18 Kriegsteilnahme, Wechsel zum Royal Flying Corps. Verschiedene Kommandos und Verwendung als Chef des Planungsbros des Luftfahrtministeriums. 1939 Kommandeur der 5. BomberGroup. 1940 stellvertretender Chef des Air-Staff. 1941 Leiter einer RAF-Delegation in Washington. 1942 Chef des britischen Bomber Command. 1946 Verabschiedung. 1953 Ernennung zum Baron.
[205]

Anlage nicht aufgenommen. Gemeint sind hier Generatoren zum Betrieb von Kraftfahrzeugen mit Tankholz.

[206]

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Lagebericht Juli - September 1943 (MBF)

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AN, AJ 40/444

Der Militrbefehlshaber in Frankreich[1] Abt. MVZ[2] - Gruppe 3 - Br.[ief]B.[uch] Nr. 480/43 g(eheim) Paris, den 6. November 1943[3]

[Stempel: Geheim!]

Betrifft:

Lagebericht ber Verwaltung u. Wirtschaft Juli/September 1943 mit Beitrag des Wehrwirtschaftsstabes West

Anlagen:

1 Heft Lagebericht 1 Heft Anlagen

Geheim!

Beiliegend wird der Lagebericht ber Verwaltung und Wirtschaft Juli/September 1943 mit Beitrag des Wehrwirtschaftsstabes West vorgelegt.

Der Militrbefehlshaber[4]

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Lagebericht Juli - September 1943 (MBF)

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Verteiler[5]: OKH[6] OKW[8] W F St/Qu[9] Wi Amt[10] OKH Adj. Chef Gen St d H[11] G Z[12] Op. Abt.[13] Org. Abt.[14] O Qu IV VA[15] Abt. Fremde Heere West Heerwesen-Abt. Chef Transportwesen Chef H N W[16] Chef H Rst und BdE[17] Personalamt Chef der Heeresarchive[18] OKW Gen. d. Heeres b. OKW A Ausl. Abw.[19] Abt. Kgf.[20] Mil.Bef. in Frkr. 1 1 1 " " " 1 1 1 1 1 2 1 1 1 1 4 1 1 " " " " " " " " " " " " " 1 1 " " Gen Qu[7] 2 Stck

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Gen St einschl. Prop.-Abt. Frkr.[21] Mil.Verw.[22] Befh. i. Bez. Nordwestfrkr.[23] Befh. i. Bez. Sdwestfrkr.[24] Befh. i. Bez. Nordostfrkr. [25] Kdt. V. Gross-Paris[26] FKn[27] Hh. SS- u. Polizeifhrer i. Ber. d. Mil.Bef. i. Frkr.[28] Wehrwi St West[29] R Be Stab Frkr.[30] H Na F Frkr.[31] O Qu West[32] HVD, Paris[33]

5 14 2 2 2 2 43 1 1 1 1 1 1

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Nachrichtlich: OB West[34] Wako[35] Kom. Adm. Frkr.[36] Luftflotte 3 Luftgaukdo Westfrkr.[37] Mil.Bef. i. Belg. u. Nordfrkr.[38] General der Luftwaffe, Paris[40] Staatssekretr Dr. Stuckardt[41], Berlin, Reichsminist. d. Innern Reichsleiter Bormann[42] Mnchen, Arcisstr. 11 Vorrat z.Hd. d. Staatssekretrs Klopfer[43], 4 1 1 1 1 2[39] 1 2 1 " " " " " " " " "

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Der Militrbefehlshaber in Frankreich Abt. MVZ zu Br.B. Nr. 480/43 geh.(eim)[44]

[Stempel: Geheim!]

Lagebericht ber Verwaltung u. Wirtschaft Juli/September 1943 mit Beitrag des Wehrwirtschaftsstabes West

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Inhaltsverzeichnis

I. Die franzsische Verwaltung Allgemeine Lage 1. Innere Verwaltung 2. Schule und Kultur 3. Verkehrswesen 4. Strassen- und Brckenbau 5. Postwesen 6. Justizwesen

II. Die franzsische Wirtschaft Einleitender berblick 1. Verschiedene Wirtschaftsgebiete 2. Die Entwicklung in den einzelnen Zweigen der gewerblichen Wirtschaft 3. Ernhrung und Landwirtschaft 4. Forst- und Holzwirtschaft 5. Auswrtiger Waren- und Zahlungsverkehr 6. Bank-, Brsen- und Versicherungswesen 7. Preisregelung 8. Arbeitseinsatz und Sozialwesen 9. Finanzwesen

III. Wehr- und Rstungswirtschaft

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I. Die franzsische Verwaltung

Allgemeine Lage Gegenber mancherseits verbreiteten Behauptungen kann festgestellt werden, dass die allgemeine frz. Verwaltung, im ganzen gesehen, noch funktioniert und die deutschen Befehle - wenn auch oft zgernd und unter mehr oder minder starkem Druck - ausfhrt. Dies muss umso hher gewertet werden, als die Verwaltung sich hierbei nicht auf die Autoritt einer im Volke verankerten Regierung sttzen kann. Ausserdem sieht sich die Beamtenschaft bei Durchfhrung deutscher Weisungen oder von Massnahmen, denen ein deutsches Interesse zugesprochen wird, einer geschlossenen Front der Bevlkerung gegenber; sie wird von terroristischer Seite mit Drohungen berhuft und kann an einer zunehmenden Zahl von Fllen feststellen, dass diese Drohungen auch wahr gemacht werden. So kommt es, dass besonders in der mittleren und unteren Beamtenschaft Widerstnde zu spren sind, deren auch gut gesinnte leitende Beamte nicht immer Herr zu werden vermgen. Erheblich belastend wirkt hierbei auch die Tatsache, dass sich der Schwerpunkt der Widerstandsbewegung immer mehr aus den kommunistischen Kreisen in die des nationalen Chauvinismus und damit hufig in den Verwandten- und Bekanntenkreis der Beamtenschaft verlagert hat. Zum Teil sind hierauf Klagen ber ein Versagen der frz. Exekutive gegenber den Terroristenbanden zurckzufhren, whrend franzsischerseits eingewendet wird, dass eine energische Bekmpfung durch die Beschrnkungen in der Bewaffnung von Polizei und Gendarmerie verhindert werde. Wenn sonach der gegenwrtige Zustand noch als einigermassen befriedigend bezeichnet werden kann, darf nicht damit gerechnet werden, dass auch im Falle eines feindlichen Grossunternehmens gegen den Kontinent die frz. Verwaltung stark genug ist, sich gegen die dann entstehende Lage durchzusetzen. Die Dienststellen der Militrverwaltung treffen alle Vorbereitungen, um fr einen solchen Fall eine Notverwaltung durch zuverlssige Persnlichkeiten einzurichten und notfalls die wichtigsten Zweige der Verwaltung in eigene Hand zu nehmen. Dass dies mit den vorhandenen Krften nur in beschrnktestem Umfange mglich ist, bedarf keiner Begrndung.

1. Innere Verwaltung Eine Reihe von Umbesetzungen, die auf deutsche Veranlassung in den Reihen der Regionalprfekten und Prfekten erfolgt sind, hat sich gnstig ausgewirkt. Weitere werden notwendig werden, um unerfreuliche Verhltnisse in manchen Departements zu bereinigen[45]. In der frz. Verwaltung ist insofern eine Vereinheitlichung eingetreten, als nunmehr fast alle Regionalprfekten die Verwaltung ihres Departements den Delegierten Prfekten in eigener Verantwortung bertragen haben, whrend frher die Zustndigkeiten der Delegierten Prfekten, die der Regionalprfekt bestimmt, fast in jedem Departement verschieden waren. Die auf dem Gebiete der allgemeinen und inneren Verwaltung an die Dienststellen der Mil.[itr]Verw. [altung] herantretenden Aufgaben nehmen an Umfang und Schwierigkeit stndig zu. Die frz. Verwaltung muss in weit verstrktem Masse berwacht werden, wobei der Personalaufsicht besondere Bedeutung

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zukommt. Die Autoritt der Besatzungsmacht zu wahren und trotzdem den offenen Konflikt mit der Folge des passiven Widerstandes zu vermeiden, stellt - besonders auch die Aussenstellen - vor eine ungewhnlich schwere und verantwortungsvolle Aufgabe.

2. Schule und Kultur Schulwesen Bis Mitte September sind r[un]d 4200 Studenten nach Deutschland umgesetzt worden, welche Zahl weit hinter dem Voranschlag zurckgeblieben ist[46]. Es wird z.[ur]Z[ei]t. ber Gegenmassnahmen beraten. Da an der zuknftigen Gestaltung des Deutschunterrichts an den frz. Schulen ein dringendes deutsches Interesse besteht, hat das Reichserziehungsministerium im Einvernehmen mit dem Ausw rtigen Amt auf hiesige Veranlassung fr 20 arbeitspflichtige Germanisten, die ihr Studium an den frz. Hochschulen beendet haben, Arbeitspltze an 10 deutschen Universitten zur Verfgung gestellt[47]. Um die Konzentration der Schuljugend in den luftgefhrdeten Gebieten zu vermeiden und geeignete Luftschutzmassnahmen vorzubereiten, hat das frz. Unterrichtsministerium die bereits seit Ende Juni dauernden Ferien bis zum 18.10. verlngert. Zur berbrckung dieser Zeit richtet das Ministerium einen Fernunterricht durch Rundfunkein, fr den durch hiesige Vermittlung der Sender Radio Paris mit Genehmigung des Hheren Nachrichtenfhrers an drei Wochentagen je eine Stunde zur Verfgung gestellt hat. Unabhngig davon fhrt Radio Paris selbst innerhalb seines Programms eine Schulfunksendung durch. Die Liste der verbotenen frz. Schulbcher ist in einer neuen auf 95 Titel ergnzten Ausgabe herausgebracht und gleichzeitig durch das frz. Unterrichtsministerium an die unterstellten Schulaufsichtsbehrden bekanntgegeben worden[48]. Infolge der Papierknappheit knnen die den neuen Lehrplnen entsprechenden Schulbcher nicht in auch nur annhernd ausreichender Zahl gedruckt werden, so dass in zunehmendem Umfang die Schler sich alte Ausgaben beschaffen. Die berwachungwird dadurch ausserordentlich erschwert, und es besteht die Mglichkeit, dass wieder unerwnschte Ausgaben in die Hand der Schler gelangen, da nur die am strksten belasteten Bcher in die offizielle Verbotsliste aufgenommen werden konnten, whrend fr die brigen von den Verlegern nur bestimmte Abnderungen verlangt wurden.

Bibliothekschutz Die vermehrten Bombenangriffe[49] haben zu neuen Rumungsmassnahmen gefhrt, so in Nantes[50], Rennes[51], St. Omer[52], Tours[53] und vor allem in Paris selbst in der Bibliothque Nationale und in der Bibliothque de l'Arsenal. In Rennes und Toulouse[54] mussten Teile der Bibliotheksrume fr deutsche Dienststellen freigemacht werden. Das Referat hat den Auftrag erhalten, zusammen mit der Reichstauschstelle in Berlin in grossem Umfang frz. Bcher fr den Wiederaufbau der zerstrten deutschen Bibliotheken zu kaufen. Als erste Rate wurde dafr eine Million RM zur Verfgung gestellt. Diese Aktion begegnet bei den frz. Verlegern im allgemeinen grossem Verstndnis, wird aber durch den Ausverkauf auf dem Bchermarkt sehr

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erschwert.

Kunstschutz Bei den Luftterrorangriffen auf frz. Stdte wurden zahlreiche historisch-wertvolle und kultische Bauten betroffen; besonders gross sind die Verluste in Nantes[55] (u.a. die vllige Zerstrung des stdtebaulich berhmten Knigsplatzes). Infolge der rechtzeitig durchgefhrten berfhrung der Kunstsammlungen ins Landesinnere sind Verluste nicht eingetreten; das Departement-Archiv Nantes ist unbeschdigt geblieben, das Archiv des Hotel Dieu verschttet worden. Zur weiteren Erfassung von Bronzedenkmlern geringeren Kunstwertes wurden Massnahmen eingeleitet. Sofort nach der Kapitulation Badoglios[56] wurde ein M[ilitr]V[erwaltungs]Beamter zum Stabe des Kommandanten Sdfrankreich[57] nach Lyon[58] entsandt und der Kunstschutz auch auf das bisher von den Italienern besetzte Gebiet zwischen Rhne und Alpen ausgedehnt, hervorragende Bauten sogleich unter Schutz gestellt (Belegungsverbot, Schutzschilder) und weitere Massnahmen zur Sicherung und Betreuung der knstlerisch wertvollen Baudenkmale und Sammlungen eingeleitet. Im brigen Gebiet Sdfrankreichs sind bisher fr 71 Bauten Belegungsverbote erlassen worden. Eine Neuauflage der Karte ber "Baudenkmale unter Kunstschutz" im gesamten Gebiet des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] ist in Zusammenarbeit mit Fhrungsabteilung I b (1) in Vorbereitung.

Archivwesen Die Inventarisierung und Fotokopierung (430 000 Aufnahmen insges.[amt]), die Schutzmassnahmen fr gefhrdete fr.[anzsische] Archive und die Betreuung von deutschen Anfragen und Benutzungen, deren Zahl seit einiger Zeit unter der Einwirkung des totalen Krieges zurckgeht, wurden fortgesetzt. Ausstellung "1000 Jahre deutsche Geschichte im Spiegel des Nationalarchivs"[59] gab einen Querschnitt durch das in Frankreich erfasste Material zur deutschen Geschichte. Die verstrkten Luftangriffe haben im Berichtszeitraum dank frz. Schutzmassnahmen nicht zu grsseren Archivverlusten gefhrt.

Archologie u.[nd] Vorgeschichte Die im letzten Lagebericht genannten Fundstellen von St. Aubin-sur-Mer[60] und Aix-en-Provence[61] wurden weiterhin berwacht und die Verffentlichung der Skulpturen vorbereitet[62]. Ferner sind in Entremont bei Aix die Vorbereitungen fr eine geplante Ausgrabung abgeschlossen, die aber wegen Mangel an Arbeitskrften und Devisen wahrscheinlich scheitern wird. In St. Aubin-sur-Mer wird die Untersuchung der wichtigsten Stelle, an der der Tempel der Muttergottheit vermutet wird, durch einen inzwischen angelegten Bunker mit hoher Erddecke vereitelt. Die bisherigen Grabungsergebnisse werden
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fr eine sptere Verffentlichung bearbeitet. In der Berichtszeit haben sich die Meldungen ber die Beschdigungen vorgeschichtlicher Menhire und Grabhgel durch militrische Bauarbeiten an der Westkste der Bretagne gehuft. Ein Menhir war schon im Mrz gesprengt worden, weiterer Schaden konnte durch persnliches Eingreifen verhindert werden. Auch der Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] hat durch einen Erlass in den "Allgemeinen Anordnungen" vom 9.9. an den Befehl vom Mrz 1941 betr. Meldung vorgeschichtlicher Bodenfunde erinnert[63]. In Sdfrankreich fhrt die Ausbreitung militrischer Einrichtungen zu einer steigenden Gefhrdung der rmischen Bauwerke. In zwei Fllen (Theater und Aquaedukt von Arles[64]) konnte Schaden verhindert werden.

3. Verkehrswesen Die Schwierigkeiten in der Kraftfahrzeuggestellung fr die Truppe nahmen zu, sowohl fr den Gelegenheitsverkehr wie auch fr die Dauermietung. Die befohlene und z.T. bereits durchgefhrte Ankaufaktion der dauerermieteten Kfzdurch die Wehrmacht hat die Bereitwilligkeit der frz. Kfz.-Halter zur Anmietung sehr gemindert[65]. Weitere Erschwerungen durch den schlechten Zustand der Kfz, Reifenund Ersatzteilmangel machen die Durchfhrung der erforderlichen Reparaturen hufig unmglich. Wenn trotzdem fr bestimmte Sonderaufgaben, z.B. der Luftwaffe, in nur wenigen Stunden von den FKn ber die Nbvn[66] ca 400 Kfz gestellt wurden, so ist dies dem rcksichtslosen Einsatz der Fahrbereitschaftsleiter und der Nbvn zu verdanken. Erschwerend hat sich bei der Grossaktion der Luftwaffe die Tatsache ausgewirkt, dass zwar verwaltungsseitig alles Erforderliche getan war und die Zusammenziehung der Kfz an verschiedenen Pltzen rechtzeitig vorgenommen wurde, aber von Seiten des NSKK[67] und der abnehmenden Einheit nicht die erforderlichen Vorbereitungen getroffen wurden, wie Stellung des Begleitpersonals, Unterbringung und Verpflegung der Fahrer. So wurden infolge mangelnder Beaufsichtigung an einer Anzahl Kfz die Reifen zerstrt. Die Anforderungen im Gelegenheitsverkehr haben auch weiterhin stark zugenommen. Die Gestellung der Kfz wird hier u.a. dadurch erschwert, dass der Treibstoff in solchen Fllen vielfach vom Kfz-Halter gestellt werden muss, weil die Truppe nicht gengend Treibstoff zur Verfgung hat. Das Abrechnungswesen der deutschen und frz. Abrechnungsstellen ist entsprechend der Verordnung des Mil.Bef. vom 19.3.43[68] zwischenzeitlich neu geregelt worden. Von den bisher etwa 100 Abrechnungsstellen sind nur noch etwa 25 zugelassen. Die Provisionsstze sind entsprechend den Interessen der Kfz-Halter fr jede Abrechnungsstelle gesondert festgesetzt worden. Es liegen jedoch noch Klagen darber vor, dass die Abrechnungen insbes.[ondere] der bei der OT[69] eingesetzten Kfz-Halter zu langwierig sind. Die Neufassung des Wehrmachttarifes, die ab 1.10.43 gilt, hat u.a. verschiedene Erhhungen der bisher geltenden Vergtungsstze gebracht[70]. Fr die Zulassung von Pkwn[71] sind den einzelnen Prfekturen bestimmte Kontingente zugewiesen

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worden, die usserst beschrnkt sind. Weitere Einschrnkungen mssen vom wirtschaftlichen Standpunkt aus als bedenklich angesehen werden. Festgestellte Verstsse frz. Pkw-Halter wurden entsprechend geahndet. Auch die Zulassungen frz. Pkw im deutschen Interesse wurden weiter eingeschrnkt. Die Umschreibung auf ZF-Kennzeichen[72] ist im allgemeinen als abgeschlossen anzusehen. Inzwischen sind zahlreiche Wiederholungsantrge eingegangen. Bei der Zulassungserteilung fr Kfz mit reichsdeutschen Kennzeichen hat sich herausgestellt, dass die Verordnung des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] ber die Weiterfhrung reichsdeutscher Kennzeichen und die Genehmigungspflicht zum Verkehr im bes.[etzten] frz. Gebiet nicht allgemein bekannt ist[73]. Das gilt insbes. fr solche Kfz-Halter, die neuerdings mit ihren Pkwn aus dem Reich in das bes.[etzte] frz. Gebiet fahren. Fr die Abstellung dieser Mngel wird Sorge getragen. Der Umbau von Kfz auf Generatorantrieb wurde auch weiterhin mit Nachdruck betrieben. Zu diesen Massnahmen gehrt u.a. die Ausnutzung freier Kapazitten der HKP-Werksttten[74] sowie die Betreuung bestimmter ausgewhlter frz. Kfz-Werksttten. Der Verkehr auf den ffentlichen Pariser Verkehrsmitteln ist weiterhin angestiegen. Gegenber dem Jahre 1938 hat sich die Zahl der Fahrgste in der Metro um 87,8% erhht, whrend die Betriebsleistung nur 1,5% hher ist und der Verbrauch an Energie sogar um 13,6% gesunken ist. Auch im Omnibusverkehr ist ein weiteres Ansteigen festzustellen. In den Wintermonaten ist mit einem weiteren Ansteigen zu rechnen, da viele Fahrradbesitzer auf die Metro abwandern werden. Die durch Bombenangriffe hervorgerufenen Schden bei der Metro konnten jeweils in kurzer Zeit behoben werden. In der Benutzung der Metro ist am 1.9. insofern eine Neuerung eingetreten, als Freifahrt nur noch Uniformierten und den Inhabern der Verkehrskarte gewhrt wurde. Durch diese Neuregelung ist der Kreis der Freifahrtberechtigten wesentlich eingeschrnkt worden. Da die Fahrbereitschaftsleiter zum grossen Teil usserst wichtige Aufgaben militrischer Art zu erfllen haben, insbes.[ondere] Mob-Vorbereitungen[75] zur Gestellung von Kfz fr die Truppe in Sonderfllen, knnen die bei ihnen ttigen Unteroffiziere und Soldaten nicht abgezogen und durch Stabshelferinnen ersetzt werden. Fr die ordnungsgemsse Durchfhrung der militrischen Aufgaben sind die mnnlichen Hilfskrfte unentbehrlich.

4. Strassen- und Brckenbau Straenbau Der Zustand des Dg- und des B-Strassennetzes[76] kann im allgemeinen als gut bezeichnet werden. Da die wenigen verfgbaren bituminsen Bindemittel restlos fr diese militrisch wichtigen Strassenzge bereitgestellt wurden, war es mglich, die notwendigen Unterhaltungs- und stellenweise auch Deckenneubauarbeiten durchzufhren. Anders verhlt es sich bei den brigen, militrisch weniger bedeutungsvollen Strassen. Diese meist mit schwachen Decken versehenen Strassenzge weisen z.[ur]Z[ei]t. grssere Schden auf, die nur auf einfachste, wassergebundene Art notdrftig behoben werden knnen.

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Ein vom Ob West[77] fr das gesamte bes. Frankreich festgelegtes Netz von Schwerstlaststrassen ist hinsichtlich der gestellten Forderungen zu 2/3 bereits planvoll erkundet. Anordnungen zur Beseitigung und Behebung von festgestellten Mngeln an diesen Strassen und zur Verstrkung von nicht ausreichend tragfhigen bergngen sind an die Franzosen gegeben worden.

Brckenbau Im Brckenbau sind alle kriegswichtigen genehmigten Bauvorhaben der Planung entsprechend weitergefhrt und einige zum Abschluss gebracht worden. Neue Bauvorhaben, ausschliesslich Forderungen von militrischen Stellen auf Verstrkung von Brcken im Zuge der Schwerstlaststrassen, weiter Notstandsmassnahmen infolge von Luftangriffen, sind zur Genehmigung eingereicht worden. Auf Grund einer Forderung des GBbau[78] ist ein neues Brckenbauprogramm 1943/44 fr die Zeit vom 1.10.43 bis 31.3.44 aufgestellt und dem Bevollmchtigten fr die Bauwirtschaft in Frankreich[79] zur Genehmigung eingereicht worden. Das Programm umfasst 46 geplante und bereits im Gang befindliche Massnahmen, darunter auch frz. Pionierarbeiten sowie Unterhaltungs- und Instandsetzungsarbeiten an militrisch wichtigen Strassen und Brcken. Zur Beschftigung von insges.[amt] 12 frz. Pionier-Kompanien, die l[au]t. Befehl des Ob West f r besonderen Einsatz mobil gehalten werden, ist von den Bef[ehls]h.[abern] Nordwest[80]- und Nordostfrankreich[81] im Einvernehmen mit dem Kommandeur der Eisenbahnpioniere[82] je ein umfangreiches Bauprogramm aufgestellt worden, das Instandsetzung, Neubau und Abbruch von Behelfsbrcken und in Zusammenarbeit mit frz. Baufirmen auch Wiederherstellung von endgltigen Brcken enthlt. Fr das Gebiet Sdfrankreich wurde die Lagerung und Herstellung von Reservebrcken zur Aufrechterhaltung der Verkehrswege im Falle von Brckenzerstrungen angeordnet. Die Arbeiten sind mit Hilfe der Ponts-et-Chausses-Verwaltung eingeleitet.

Materialbeschaffung Die Versorgung mit Baustoffen, insbes.[ondere] Eisen, Holz- und Zement, kann mit Rcksicht auf die Mangellage als befriedigend angesehen werden. Bez[]gl.[ich] des Strassenteers ist es gelungen, fr unvorhergesehene dringende Baumassnahmen Sonderzuteilung zu erhalten. Schwierigkeiten bereitet die Beschaffung von Steinbruchmaterial, das zur Unterhaltung der nicht dem Dg-Strassennetz angehrenden wichtigen Verkehrsstrassen bentigt wird.

5. Postwesen Postverk.[ehr] zw.[ischen] d.[em] bes.[etzten] frz. Geb.[iet] (o.[hne] Sdf[ank]r.[eich]) u.[nd] d.[em] Ausland
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Fr die frz. Arbeiter in Deutschland sind noch folgende Zeitungen zugelassen worden: "Journal d'Amiens", "Tribune d'Oise", "France de Bordeaux", "Cherbourg Eclair", "Courrier du Pas-de-Calais", "Depche d'Eure et Loir", "Grand Echo du Morbihan", "Nouvelliste de Bretagne", "Journal de Rouen", "L'Echo du Marin".

Postverk.[ehr] des Geb.[ietes] Sdfr[an]kr.[eich] Den neutralen und verbndeten diplomatischen Vertretungen in Vichy wurde mit Zustimmung des OKW am 17.7.43 ein unmittelbarer Postverkehr mit dem Deutschen Reich genehmigt, der dem Wirtschaftspostverkehr Deutschland/Gebiet Sdfrankreich angeschlossen wurde. Im Behrden- und Wirtschaftspostverkehr zwischen Belgien und dem Gebiet Sdfrankreich hat sich Anfang September der tgli-[che] Versand in jeder Richtung von 20 auf 100 Briefsendungen erhht. Fr die im Gebiet Sdfrankreich bei der OT beschftigten hollndischen Arbeiter ist der Postverkehr zwischen dem Gebiet Sdfrankreich und den Niederlanden erffnet worden, der ber die frz. Landespost, die deutsche Feldpost und die deutsche Dienstpost in den bes.[etzten] niederlndischen Gebieten abgewickelt wird.

Postverk.[ehr] d.[es] bish.[er] v.[on] d.[en] Ital.[ienern] b.[esetzten] frz. Geb.[iets] o[st]w[rts] d.[er] Rhne[83] L[au]t. OKW vom 18.9.43 erstreckt sich der Wirtschafts- und Arbeiterpostverkehr, der zwischen dem Gebiet Sdfrankreich und Deutschland besteht, auf das frz. Gebiet ostwrts der Rhne. Dieses Gebiet ist zum Postverkehr mit dem Ausland in derselben Weise zugelassen, wie es durch den Erlass des Ob West vom 21.12.42[84] fr das Gebiet Sdfrankreich verfgt worden ist. Der Postverkehr Frankreichs mit Italien, Albanien, San Marino, Vatikanstadt und Korsika[85] ist auf Anordnung des OKW eingestellt worden.

6. Justizwesen Deutsche Strafrechtspflege Die Praxis des polizeilichen Ordnungsstrafverfahrens hat derart zugenommen, dass sie bei der augenblicklichen Besetzung der FKn und KKn nicht mehr bewltigt werden kann. Einzelne Dienststellen sind deshalb dazu bergegangen, bestimmte Delikte im Unterwerfungsverfahren vor der Feldgendarmerie zu ahnden. Zur Entlastung der Kommandanturen ist diese Vereinfachung grundstzlich gestattetworden, ohne sie zunchst obligatorisch einzufhren. Jedoch sind feste Richtlinien ergangen, die eine einheitliche Anwendung sicherstellen und Fehlerkenntnissen vorbeugen sollen.

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Frz. Strafrechtspflege Nach Fhlungnahme mit dem Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] hat die frz. Regierung die im bes.[etzten] Gebiet untergebrachten Strafhftlinge, soweit es sich um terroristische Elemente handelt, auf zwei Strafanstalten[86] bei verstrkter berwachung konzentriert. - Fr das Gebiet Sdfrankreich soll in krzester Zeit eine hnliche Konzentration durchgefhrt werden[87]. Die Strafpraxis der frz. Gerichte gegenber Terroristen bedarf in zunehmendem Masse der Intervention durch die Mil.[itr]Verw.[altung]. Bei Anschlgen auf Collaborationsanhnger wird nur unzureichend Schutz gewhrt. Auch in der Aburteilung sonstiger kommunistischer oder degaullistischer Umtriebe sind die frz. Behrden bis vor kurzem widerstrebend gewesen. Bisher konnte durch bernahme der einzelnen Verfahren auf die Wehrmachtgerichte geholfen werden. Das Justizministerium zeigt nach wie vor den Willen, den deutschen Wnschen entgegenzukommen. Neuerdings ist ein schrferes Vorgehen der frz. Gerichte gegenber den Terroristen festzustellen. Der Strafvollzug ist aus der Verwaltung des Justizministeriums in die des Innenministeriums bergegangen. Neben persnlichen Grnden - der neue Leiter des Strafvollzuges[88] ist mit dem Generalsekretr des Innenministeriums[89] befreundet - ist die Frage der berwachung massgebend gewesen. Die Regierung verspricht sich von dem Wechsel einen geeigneteren Einsatz der Polizeikrfte gegenber den zunehmenden terroristischen Anschlgen. Der Arbeitseinsatz der Strafgefangenen wird trotz ausserordentlicher organisatorischer Schwierigkeiten (Mangel an Aufsichtspersonal, Gesundheitszustand der Hftlinge) weiterhin gefrdert. Fr den Fall der bernahme der Exekutive in dem Gebiet Sdfrankreich sind die ntigen gesetzgeberischen Vorbereitungen abgeschlossen worden.

II. Die franzsische Wirtschaft Einleitender berblick Die Wirtschaft im frz. Raum leidet gegenwrtig besonders unter der starken Anspannung der Transportmittel, die auf den verschiedenen Gebieten zu grossen Schwierigkeiten fhrte. So hngt die Erfllung des Liefersolls zur Sicherstellung der Herbstkalidngung ausschliesslich von der weiteren Entwicklung der Transportverhltnisse ab. Fr die Eisenerzfrderung wirkte sich die ungnstige Transportlage besonders stark aus, da die Gruben nicht die gesamte Planfrderung auf Halde nehmen knnen. In der Schrottversorgung sind die Bestellungen stark rckstndig. Wegen Waggonmangel ist auch die bisher mit allen Mitteln angestrebte Produktionssteigerung bei den Giessereien nicht zu erwarten. Wenn nicht die Rohmetalltransporte von den Htten zu den Halbzeugwerken die gleiche Dringlichkeitsstufe erhalten wie andere Rohmaterialtransporte (z.B. Kohle), besteht die Gefahr, dass die Metallhalbzeugindustrie, die als Vorlieferant fr eine grosse Anzahl anderer Industriezweige anzusehen ist, mit ihren Auslieferungen so rckstndig wird, dass schon das z.[ur]Z[ei]t. laufende Programm nicht durchgefhrt werden kann. Fr den Maschinenbau fhrt neben dem Arbeiterabzug die mangelnde Waggongestellung zu erheblichen Lieferverzgerungen.

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Durch den Abzug von Arbeitskrften ist die Baustoffindustrie in ernste Schwierigkeiten geraten, denen schnellstens durch Arbeiterzuweisungen abgeholfen werden muss. Auch auf den besonders wichtigen Wolfram- und Bleierzgruben werden immer wieder Versuche gemacht, Arbeitskr fte fr anderweitigen Einsatz abzuziehen. Zu dem Rckgang der nordfrz. Kohlefrderung haben, abgesehen von politischen Einwirkungen, in besonderem Masse die feindlichen Luftangriffebeigetragen, die Betriebsanlagen zerstrten und bei den hufigen Tagesalarmen den reibungslosen Betriebsablauf empfindlich beeintrchtigten. Der Notenumlauf der Banque de France nahm innerhalb der drei Monate vom 10.6. - dem Stichtag des letzten Lageberichts - bis 9.9.43 ausserordentlich krftig, nmlich um 30.6 Mrd. Frs auf 457,5 Mrd. Frs zu gegen nur 22 Mrd. Frs in der entsprechenden Zeit des Vorquartals. Fr die drei Wochen bis zum 30.9.43, dem Tage des letztbekannten Ausweises der Notenbank, wird eine weitere Steigerung um 10,5 Mrd. Frs ausgewiesen. Besonders auffllig ist, das die unmittelbaren Barabhebungen der Reichskreditkassen, auf die bisher der Hauptanteil der Notenanforderungen entfiel, im 3. Vierteljahr 1943 mit 18,6 Mrd. Frs um 1,9 Mrd. Frs hinter denjenigen des 2. Vierteljahres zurckgeblieben sind. Gleichwohl wird die Erhhung des Notenumlaufes nach wie vor mit den deutschen Zahlungen, die teils in bar, teils bargeldlos beglichen werden, in Zusammenhang gebracht werden mssen. Die Reichskreditkassen haben im 3. Vierteljahr 1943 in bar und fr Kontoverstrkungen 18,6 Mrd. Frs abgehoben, und ferner im gleichen Zeitraum zu Lasten des Besatzungskostenkontos Reichskreditkassenscheine im Gegenwert von 6,8 Mrd. Frs eingelst, insges.[amt] betragen die Barverfgungen also 25,4 Mrd. Frs. Bargeldlos wurden whrend der gleichen Periode durch berweisungen und Virements rd 22,8 Mrd. Frs abdisponiert, sodass die Gesamtabhebungen r[un]d 48,2 Mrd. Frs betragen. Da die sonstigen Bilanzpositionen der Notenbank gegenber dem Vorquartal keine wesentlichen nderungen aufweisen, wird angenommen werden mssen, dass zumindest ein nicht unerheblicher Teil der bargeldlosen Zahlungen der Reichskreditkassen letzten Endes bei den Banken doch in bar abgehoben worden ist. Insofern kann noch immer nicht davon gesprochen werden, dass der frz. bargeldlose Zahlungsverkehr seine Aufgaben richtig erfllt. Durch das stndig zunehmende Einstrmen von Reichskreditkassenscheinen nach Frankreich wird die ordnungsgemsse Bewirtschaftung der Besatzungskostenmittel in zunehmendem Masse gefhrdet, wenn nicht sogar unmglich gemacht. Bisherkonnte jedoch eine befriedigende Lsung, die den weiteren Zustrom von Reichskreditkassenscheinen abstoppt, noch nicht gefunden werden; die Summe der eingelsten Scheine nimmt vielmehr stndig zu, sodass die Lsung der Fragen mehr als dringend geworden ist. ber die Ttigkeit der Reichskreditkassen in Frankreichunterrichtet die Anlage 3[90]. Die Ernte 1943 hat beim Weizen und Wein einen besseren Ertrag ergeben als im Vorjahr, ohne dass beim Wein die durchschnittliche Vorkriegserzeugung erreicht worden wre. Sommergetreide, Hackfrchte und Rauhfuttermittel brachten jedoch Minderertrgeim Vergleich zu 1942. Die Ernte des in diesem Jahr stark ausgedehnten lfruchtanbaues hat enttuscht. Infolge lang anhaltender Trockenheit und starken Schdlingsbefallswaren die Hektarertrge bei den Sommerlfrchten, die den Hauptteil der lfrchte ausmachten, ungewhnlich gering. Schliesslich hat die Trockenheit auch zu einer erheblichen Verminderung des Gemseertrages gefhrt; die Kernobsternte blieb ebenso erheblich hinter der des Vorjahres zurck. Die Versorgungslage der frz. Bevlkerung hat sich in den grossen Stdten weiter erheblich verschlechtert. Ihre mangelhafte Belieferung ist z.T. die Folge von Transportschwierigkeiten und -strungen, z.T. wurde sie aber auch durch die mangelnde Abgabebereitschaft der Landbevlkerung,
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den wachsenden Einfluss der Feindpropagandaund das Versagen eines Teiles der frz. Dienststellen verursacht. Besonders in der Fleischversorgung sind in Paris und in Marseille [91] neuerdings empfindliche Strungen eingetreten. Die gute Weizenernte hat andererseits die befristete Aufbesserung der tglichen Brotration um 25 g und eine Herabsetzung des Ausmahlungsprozentsatzes ermglicht. Um einen Rckgang in der Arbeitsleistung der fr die deutsche Wehrwirtschaft Ttigen zu vermeiden, wurden die Werkkchen ausgebaut und fr die Gemeinschaftsverpflegung zustzliche Lebensmittelmengen bereitgestellt. Die Aufbringung der fr die Wehrmacht und das Reich verlangten Lebens- und Genussmittel wurde bei wachsenden Schwierigkeiten programmgemss durchgefhrt. Im ablaufenden Wirtschaftsjahr sind erheblich grssere Mengen als im Vorjahr fr Deutschland erfasst worden, obwohl die Ernte hinter der durchschnittlichen Vorkriegshhe zurckblieb und die bisherigen Einfuhren aus Afrika fortfielen. Die Entwicklung der in Frankreich fr die Wehrmacht und das Reich aufgebrachten Mengen geht aus der Anlage 4[92] hervor. In letzter Zeit haben sich die Transportschwierigkeiten erheblich verstrkt. Auch bei der Weiterverarbeitung und Verwertung der erfassten Mengen ist durch den Mangel an Betriebsmitteln und Arbeitskrften eine Verschlechterung eingetreten. Es besteht die Gefahr, dass das Lieferungsprogramm auch nach Erfassung der Gter nicht programmssig abgewickelt wird, wenn nicht bessere Voraussetzungen fr den Abtransport und die Verwertung geschaffen werden[93].

1. Verschiedene Wirtschaftsgebiete Wi-Trp[94]Eisenbahn Whrend im Anfang der Berichtszeit die Betriebs- und Wagenlage noch verhltnismssig flssig war und die Wagengestellung als im allgemeinen ausreichend angesehen werden konnte, verschlechterte sich bereits Mitte Juli und dann - vor allem seit Anfang September - fortschreitend bis zum Ende des Berichtszeitraumes die Betriebs- und Wagenlage so erheblich, dass die heutige Lage als sehr ernstzu bezeichnen ist. Der Rckstau an Zgen betrug im Durchschnitt im Juli 30-40, er erhhte sich infolge schwerer Sabotageflle in der Westregion auf 137 Zge und fhrte zur ersten Sperrung der Westregion, die vom 11.-26.7. anhielt. Dazu trat Anfang Augustdurch die Ereignisse in Italien ein ausserordentlich starker Wehrmachtverkehr, der unter usserster Inanspruchnahme des Lok- und Wagenparks zu einem erneuten Rckstau fhrte, der seinen Hchststandin etwa 200 Zgenin der Nordwest- und Westregion sowie im Bezirk des Bahnbevollmchtigten Lyon[95] fhrte. Die Folge war eine erneute Sperre der betroffenen Regionen bis zum 16.8. Die Wirtschaft kam mit ihren Verladungen ganz erheblich in Rckstand. Der Wagenumlauf verschlechterte sichdurch die Zhflssigkeit des Betriebes um fast einen Tag und stieg von 7,5 auf 8,3 Tage. Die Lok-Lagewurde immer gespannterund die Gestellung von Transportraum vllig ungengend. Der Hchstand [sic!] der Ausflle im September betrug 27 000 Wagen. Kohlekonnte nur zu 80 v.H., sonstigeO-Wagengter[96] nur zu 50 v.H. gestellt werden. Die Ausflle an Grubenholzbetrugen 700 Wagen, an Getreide 900 Wagen, an Dngemitteln fast 500 Wagen, an lebenden Tieren 400-500 Wagen, an Kartoffeln 600 Wagen, an Obst und Gemse 200 Wagen. Die Ausflle an Gtern fr Plattformwagen waren noch erheblich hher, sie betrugen fr smtliche R-WagenGter[97] bis zu 70 v.H. Alle brigen Awi-Gter[98] ausser den eben genannten wurden noch weniger und vllig unzureichend bedient. Die Rckstnde der Tonerdeabfuhr waren erheblich und machten wiederholtes Einschreiten notwendig, desgl.[eichen] kam die Langholzabfuhr vllig in Rckstand. Zu

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den Ursachen fr diesen starken Leistungsabfall zhlt einmal die starke berforderung des Wehrmachtsektors, der teilw.[eise] ein Drittel des gesamten Wagenraums absorbierte, sodann die Auswirkung der erheblich gesteigerten Sabotageflle, hauptschlich in Nord-, Ost- und Sdostfrankreich und im sdfrz. Raum. Die unzulngliche Bewachung der Schienenwege, die fast vorwiegend durch frz. unbewaffnete Zivilisten ltester Jahrgnge durchgefhrt werden muss, hat die Zunahme der Sabotageakte, die sich seit Juli versechsfacht haben, begnstigt. Ebenso erheblich waren die planmssig auf wichtige Verschiebebahnhfe angesetzten feindlichen Luftangriffe, die zu grossen Zerstrungen von Signalanlagen, Kunstbauten und Verschiebeeinrichtungen fhrten und somit den an sich schon stark angeschlagenen Betrieb weiter lhmten und ihn zu weiteren Sperren zwangen. Der Rckschlag, den derartige Massnahmen auslsten, trafganz allein die Wirtschaft, da der Wehrmachtverkehr von allen Sperren ausgenommen ist und vor allen anderen Transporten voll bedient werden muss. Eine Besserung der Transportlage kann nur von einer erheblichen Lok- und Wagenhilfe erwartet werden; sie ist vom Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] gefordert worden.

Durchfhrung d.[er] Wi-Programme An Grossaktionen konnte lediglich der Traubenversand aus Sdfrankreich noch reibungslos durchgefhrt werden. Die gesamten anderen Programmtransporte sind mehr oder weniger schwer notleidend. Der frz. Sektor ist zwangslufig vllig unzureichendbedient, selbst der Lebensmittelverkehr zur Versorgung der frz. Stdte kam erheblich in Rckstand, so dass Viehtransporte im Einverstndnis mit den rtlichen Transportkommandanturen schon z.T. als Wehrmacht-Fahrtnummertransporte durchgefhrt werden mussten, um Ruhe und Ordnung aufrechtzuerhalten. Auch die saisonbedingte und dringend notwendige Bevorratung der Grosstdte kann bei der augenblicklichen Verkehrslage nur sehr unzureichend durchgefhrt werden. Die Planung von herbstlichen Grossverkehren, wie Zuckerrbenverkehr, Mostpfelversand, Weizenverladung usw. wird erschwert bzw. konnte, was den Zuckerrbenverkehr angeht, bis zur Stunde noch nicht gesichert werden. Es herrscht auf allen Gebieten des Transportwesens bereits ein derartiger Hchststand an Schwierigkeiten, dass mit grsster Sorge der Entwicklung in den Wintermonaten entgegengesehen werden muss.

Transitverkehr Der Portugal-Deutschland-Verkehr ist verhltnismssig konstant geblieben und bewegte sich auch in der Gegenrichtung in ausgleichender Hhe. Der Spanienverkehr - und zwar in beiden Richtungen verminderte sichdurch Clearing-Schwierigkeiten erheblich. Der Frchteverkehr war nur noch nach dritten Lndernnennenswert. Auf den Spanienverkehr muss - bei Wiederaufnahme der Apfelsinensendungen und dem Neu-Zustandekommen der Erzvertrge - bei Betrachtung der gesamten Transportlage in Frankreich nachdrcklichst hingewiesen werden.

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Wasserstrasse Die Wasserstrasse konnte ihren Aufgaben nur nachkommen, weil ein erheblicher Teil des Erzverkehrs (Spanien) ausfiel. Infolge Wassermangels waren allenthalben Abladebeschrnkungen notwendig. In erster Linie fhrten aber nachhaltige Zerstrungen durch Sabotagenauf dem Marne-, Aisne-Seiten- und dem Ardennenkanal zu schweren Beschdigungender Wasserstrasse und Kunstbauten. Die Schiffahrt aus Frankreich nach Osten ist mit Ausnahme weniger nicht leistungsfhiger Wege unterbrochen, der Kaliversand in der Gegenrichtung ist ebenfalls unmglich. 190 Kalikhne aus dem Elsass wurden abgeschnitten und mussten durch Lastwagen usw. und im Landabsatz entladen werden. Die Kohlenabfuhr aus Monceau-les-Mines [sic!][99] ist durch die Auswirkung von Sabotageakten und durch Niedrigwasser vllig eingestellt. Niedrigwasser auf dem Rhein-Marne-Kanal, dem Canal du Centre und dem RheinRhne-Kanal fhrte ebenfalls zu Abladebeschrnkungen oder Stillegungen. Der Verkehr auf der Rhne ruht ab 1.9. wegen Kleinwasser. Schiffsraumansammlungen in Rouen[100] und Paris waren unvermeidlich, sie konnten z.T. fr den Strohversand nach Deutschland herangezogen werden. Die Kohlenabfuhr aus Nord und Pas-de-Calais wurde bewltigt, da diese Wasserstrasse bis zur Stunde noch voll leistungsfhig ist. Es muss aber auch hier infolge mangelnder Bewachung mit Sabotageakten gerechnet werden; auch hier ist die Forderung auf ausreichenden bewaffneten Schutz wiederholt und dringlich erhoben worden. Fllt aber die Wasserstrasse vllig aus, so drfte bei der absolut unzureichenden Leistung der Schiene ein Verkehrschaos unvermeidlich sein.

Wirtsch.[aftliche] Entjud[un]g. Die Haltung der frz. Regierung gegenber der Judenfrage hat sich infolge der Ereignisse in Italien versteift. Dagegen ist die Arbeit des Generalkommissariats fr Judenfragen weitergegangen, und die Zahlen ber die vorgenommenen Verkufe und Liquidierungen ergeben bisher keinen wesentlichen Rckgang. Allerdings hatten sich bei den jetzt abgeschlossenen Verkufen die Bewerber bereits frher um das Unternehmen bemht. Es ist aber zu hoffen, dass auch fr die Zukunft sich weiter Kufer finden werden, anderenfalls die Preise gesenkt werden mssen.

Treuhandstelle Die Treuhandstelle hat am 31.12.42 mit einem Gewinn von r[un]d 34 000 000,- Frs abgeschlossen, der sich auf die zwei Jahre ihrer bisherigen Ttigkeit verteilt. Die Treuhandstelle ist keine reichseigeneGesellschaft, sie ist vielmehr eine von der Treuverkehr, Deutsche TreuhandAktiengesellschaft, Berlin, im Auftrage des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] errichtete Stelle, die nur in amtlichem Auftrage ttig werden darf; eine private Geschftsttigkeit ist ihr untersagt. Die Treuverkehr ist aber an den Gewinnen der Treuhandstelle beteiligt. Die Einnahmen stammen aus Gebhren, die den Trgern des Feindvermgens, vor allem also den Feindfirmen, vom Mil.[itr]Bef. [ehlshaber] auferlegt werden. Nach den Grundstzen einer gewissenhaften Verwaltung muss aus den Gewinnen der Treuhandstelle ein angemessener Betrag fr die spter zu erwartende Abwicklung zurckgestellt werden. Die Abwicklung wird hchstwahrscheinlich aus zwingenden praktischen Grnden in Paris durchgefhrt, die Kosten werden also in ffrs aufgebracht werden mssen. Das Reichsfinanzministerium und der Rechnungshof des Deutschen Reiches haben der R ckstellung mit der Begrndung widersprochen, dass im Falle der Abwicklung die erforderlichen Betr ge vom Reich zur

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Verfgung gestellt werden knnten. Dem ist entgegenzuhalten, dass nicht vorauszusehen ist, ob und in welchem Umfange spter die Mglichkeit der Umwandlung von Reichsmitteln in ffrs gegeben sein wird. Die Treuhandstelle knnte u.[nter]U.[mstnden] als privates Unternehmen auf unverzgliche Abwicklung in Anspruch genommen und zum Einspringen mit eigenen Mitteln wenigstens vorbergehend gezwungen werden. Es ist nicht vorauszusehen, ob der Treuverkehr in Berlin diese Mittel dann zur Verfgung stehen werden, und ob die berweisung nach Frankreich mglich sein wird. Es ist auch zu prfen, ob der Treuverkehr berhaupt zuzumuten ist, dass sie selbst, wenn auch nur vorbergehend, mit erheblichen Kosten fr die Abwicklung in Anspruch genommen wird. Die Angelegenheit wird mit den beteiligten obersten Reichsstellen weiterverfolgt werden.

Transferierung v.[on] Feindvermgen Der Beauftragte fr den Vierjahresplan[101] hat angeregt, alle verfgbaren flssigen Mittel aus Feindvermgen in den bes.[etzten] Gebieten nach Deutschland zu transferieren und in Reichsanleihe anzulegen und die dadurch frei werdenden Devisenbetrge in den bes.[etzten] Gebieten fr kriegswichtige Zwecke einzusetzen. Hierzu ist zu bemerken, dass ber das endgltige Schicksal des beschlagnahmten feindlichen Vermgens erst spter entschieden werden wird. Sollte es den Eigentmern zurckgegeben werden, so wird dies in der ursprnglichen Whrung geschehen mssen. Fr diesen Fall entsteht sowohl ein erhebliches Kurswagnis, als auch die Frage, ob sp ter Mglichkeiten zur Umwandlung der im Reich angelegten Mittel in Devisen bestehen werden. Die Angelegenheit soll mit den beteiligten obersten Reichsbehrden besprochen werden.

Beh[an]dl[un]g. ital.[ienischen] Vermgens Die Vorschriften der Feindvermgensverordnung[102] sind auf das italienische Vermgen nicht ausgedehnt worden. Es besteht z.[ur]Z[ei]t. auch rechtlich keine Mglichkeit, auf Grund der Feindvermgensverordnung das Vermgen solcher Italiener sicherzustellen, die sich gegen die faschistische Regierung und das Deutsche Reich erklrt haben.

2. Die Entwicklung in den einzelnen Zweigen der gewerblichen Wirtschaft Kohle Die absolute Kohlenfrderung - Juli 3 526 404 t, August 3 364 334 t vorlufig, September 3 475 885 t liegt niedriger als im 2. Vierteljahr 1943. Die tgl.[iche] Durchschnittsfrderung ist weiter abgesunken. Die Leistung pro Mann und pro Schicht liegt ebenfalls niedriger als im Vorquartal. Die Fehlschichten der Bergleute haben nicht abgenommen. (Unlust und zunehmende Ermdungserscheinungen bei verhltnismssig schlechter Ernhrung.) Die Regelung der Lohnfrage sowie eine grundlegende Verbesserung der Ernhrungslage der Bergleute ist fr die knftige Frderentwicklung von grosser Bedeutung. Die Materialversorgung der Gruben war im allgemeinen befriedigend. Die Anfuhr von Grubenholz dagegen war besonders schlecht fr das nordfrz. Kohlenbecken und konnte den Verbrauch der Gruben nicht decken. Die gesamte Kohlenversorgung war in der Berichtszeit befriedigend. Die

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Bestnde von r[un]d 21 Betriebstagen bei den frz. Staatsbahnen sind zum 20.9.43 auf 14,5 Betriebstage abgesunken. Der tgl.[iche] durchschnittliche Verbrauch liegt um 3000 t ber dem Verbrauch in der gleichen Zeit des Vorjahres (grssere Beanspruchung der Bahnen durch die Wehrmacht und verstrkte Befrderung von Wirtschaftsgtern). In der Hausbrandkohlenversorgung zielen alle Massnahmen darauf ab, dass die vorgesehene Zuteilung von 350 kg im Durchschnitt pro Familie in den Wintermonaten eingehalten werden kann.

Erzbergbau Eisenerzfrderung und Versand aus Westfrankreich sowie die Frderung an phosphorarmen, manganhaltigen Eisenerzen in Mittel- und Sdfrankreich zeigt Anlage 5[103]. Grssere Transportschwierigkeiten fhrten bei den ungengenden Erzvorrten der Htten im Gebiet Sdfrankreich zur Stillegung eines Hochofens in Chasse[-sur-Rhne][104]. Ohne die vom Arbeitseinsatz immer wieder zugesagten, aber bisher nicht gestellten Arbeiter, ist die notwendige Frdersteigerung nicht durchzufhren.

Steine u.[nd] Erden Bei den Metallerzgruben und den Betrieben der Steine und Erden ist ganz allgemein die Frderung infolge Abzugs der Arbeitskrfte zurckgegangen. Die Schwefelkiesfrderung, im Mrz ber 21 000 t, ist im August auf 17 700 t abgesunken. Von der im Sommerhalbjahr normalerweise etwa 90 000 t betragenden Talkumfrderung wird in diesem Sommer infolge Nichtgestellung von Arbeitskrften zur rechten Zeit bestenfalls 14 erzeugt sein. Durch Frderungsrckgang ist die besonders wichtige Versorgung der Spiegelglasindustrie mit Spezialton fr die Glashfen gefhrdet. Die Rohphosphatfrderung betrug im 1. Halbjahr 1943 in 19 Betrieben bei 411 Arbeitern: 55 356 t. Das Kontingentsjahr 1942/43 wurde am 16.5.43 mit einer Gesamtbelieferung Frankreichs mit Kali in Hhe von 291 029 t K2O abgeschlossen. Verteilung s. Anlage 5 und 6[105]. Fr das neue Kontingent- und Dngejahr haben sich die Transportverhltnisse ausserordentlich ungnstig entwickelt. Das aus dem Elsass zu liefernde Kalikontingent fr die Landwirtschaft konnte durch den Wegfall der Lieferungen nach den frz. Kolonien[106] auf 270 000 t K2O erhht werden. ber das Monatsliefersoll und die tatschlichen Lieferungen vgl. Anlage 6. Die jhrliche Salzproduktion Frankreichs, augenblicklich 800bis 850 000 t, kann den Verbrauch befriedigen. Die Entwicklung der Produktionsverhltnisse ab 1.1.43 bei den Salzsalinen ergibt sich aus Anlage 6. Fr das 1. Halbjahr 1943 wurden an Speisesalz fr die Bevlkerung 258 000 t, fr die deutschen Dienststellen 9565 t geliefert, d.[as]i.[st] von der Gesamtmenge 96,6% fr die Zivilbevlkerung, 3,4% fr die deutschen Dienststellen.

Minerall Die Entwicklung der Verbrauchskontingente sowie des Nachschubs zeigt Anlage 7[107]. Dem anhaltenden verstrkten Drngen der Franzosen auf erhhten Heizlnachschub aus Rumnien wurde nicht

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nachgegeben[108]; vielmehr konnten die Verbrauchskontingente von 2500 t auf 1500 t vermindert werden, ohne dass wesentliche Schwierigkeiten eintraten. Im Schmierlsektor ist die Produktion weiterhin angestiegen. Die im Alkohol-Benzin-Austausch ins Reich versandten Alkoholmengen betrugen in der Berichtszeit 8 700 t.

Energie Eine Auffllung des Kohlenstocks in Paris, der von 216 000 t auf r[un]d 105 000 t z.[ur] Z[ei]t. heruntergegangen ist, ist nach den im Vorjahre gemachten Erfahrungen notwendig, um eine Betriebspause wie in den Vorjahren beim Jahresende zu vermeiden. Die Sabotagen an Hochvoltleitungen, Umspannstationen und Kraftwerken haben sich erhht (102 Leitungsmasten gesprengt, 13 Transformatoren beschdigt und 14 Sabotageakte an Kraftwerken). Die Gesamtgasabgabe konnte gegenber den Vergleichsmonaten des Vorjahres durch Einsparungen auf dem Haushaltssektor und in nicht kriegswichtigen Industriebetrieben bei voller Erfllung der Ansprche der R- und V-Betriebe[109] auf gleicher Hhe gehalten werden. Die Gasausbeute hat sich je Tonne Kohle gegenber dem Vorjahre etwas gebessert. Die Trinkwasserprojekte in den Kstengebieten wurden mit Rcksichtnahme auf die Anforderungen der Truppe gefrdert.

Eisen u.[nd] Stahl Die Erzeugung in den Monaten Juni bis einschl.[ielich] August zeigt die Anlage 7[110]. An eisenhaltigen Rohstoffen wurden in den Monaten Juni, Juli, August insges.[amt] aus Frankreich nach Deutschland, Holland und Belgien und Nordfrankreich geliefert:

Minette westfrz. Erze nordafrik. Erze Kiesabbrnde Handelsschrott Beuteschrott

3 175 630 t 343 524 t 29 435 t 469 t 64 538 t

(2 910 760) (317 928) (59 389) (462) (34 066)

Erzeugung und Versand der Giessereien zeigen in den letzten Monaten trotz aller gegenteiligen Anstrengungen weiterhin absinkende Tendenz (vgl. Anlage 7).

Metalle

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Das frz. Bewirtschaftungssystem wird z.[ur]Z[ei]t. umgestellt, um es soweit wie mglich dem deutschen System anzugleichen. Ziel ist, mit niedrigsten Metallbestnden im Betriebsumlauf auszukommen und die frz. Metallindustrie ohne Zufhrung von Metallen aus Deutschland fr die verstrkte Verlagerung aufnahmefhig zu machen. Auf Grund unrichtiger Zahlenangaben der Franzosen, besonders in Bezug auf Sdfrankreich, wurde eine erhebliche Nachforderung fr 1943 gestellt und von der frz. Regierung angenommen. Der Metallplan fr Frankreich und fr das Gebiet der OFK[111] Lille erhht sich dadurch in Kupfer um 4000 t auf 30 000 t, in Blei um 12 000 t auf 24 000 t, in Zinn um 500 t auf 1250 t. Die Abtransporte nach Deutschland im Rahmen des Metallplanes werden vor allem mit Metallen durchgefhrt, die bei den Auskmmaktionen in Sdfrankreich anfallen. Im einzelnen vgl. Anlage 8[112]. Die Arbeit des frz. Metallmobilisierungskommissars[113] liess weiter nach, so dass im August ein Tiefstand in der Mobilisierung erreicht wurde. Mobilisiert wurden:

Kupfer t Juli August September 455 135 425

Blei t 20 11 741

Zinn t 45 16 12

Nickel t 3 -

Von der frz. Regierung wurden deshalb energische Massnahmen zu einer Aktivierung der Mobilisierung verlangt.

Maschinenbau Die Betriebskonzentration bzw. die Stillegung frz. Betriebe wurde fortgesetzt. Eine verstrkte Nachfrage nach freien Kapazitten zur Unterbringung vordringlicher Verlagerungsauftrge hat eingesetzt. Im 3. Vierteljahr 1943 wurden insges.[amt] 39 Reichsbahnlokomotiven abgeliefert. Der Rckgang ist auf die Luftangriffe in den Werken Batignoeles [sic!][114], Nantes[115] und Cail [sic!][116] sowie Denain[117] zurckzufhren. Im gleichen Zeitraum wurden insges.[amt] 557 Gterwagen, davon 88 Kesselwagen, fr das Reich gefertigt. Der S.N.C.F. wurden seit April bis Ende Sept.[ember] 1253 Gterwagen zur Verfgung gestellt. Bis Ende d[iese]s. J[ahre]s. werden noch weiterhin r[un]d 800 Waggons fertiggestellt; damit ist der Gesamtauftrag von 7600 Stck ausgeliefert. Ein neues Programm kann mangels Kontingenten nicht aufgelegt werden.

Feinmechanik u.[nd] Optik Die weiteren durchgefhrten Konzentrationen auf den Gebieten der Brillenindustrie und medizinischen Mechanik erwiesen sich als gnstig. Der Ausstoss konnte erheblich gesteigert werden. Im Hinblick auf die durchzufhrende Steigerung der Rstungsgerte wurden die Genehmigungen fr

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Zivilfertigungen auf das usserste beschrnkt.

Chemie Teilweise ist die Produktion, vor allem in den grundstoffschaffenden Industriezweigen rcklufig (Mangel an geeigneten Arbeitskrften, usserste Verknappung in der Strom- und Kohlezuteilung). Produktionsplanung ist im Wege der direkten Produktionsanweisung soweit vorbereitet, dass sie im 4. Vierteljahr weitgehend durchgefhrt werden kann. Produktionserweiterung ist durch Ausschpfung vorhandener und Reparatur z.[ur]Z[ei]t. stilliegender Kapazitten, durch Zufhrung von Arbeitskrften, notwendigen Produktionsmitteln (Rohstoffe, Kohle, Strom) organisatorisch weitgehend vorbereitet. Mitarbeit des Produktionsministeriums und des Comit d'Organisation de l'Industrie Chimique ist gut. Aus vorhandenen Bestnden wurden 300 t weisser Phosphor fest bernommen und die Auslieferung weiterer 153 t bei gleichzeitiger Sperrung smtlicher Exporte verlangt. Grundstzliche Zustimmung des Produktionsministers[118] hierzu liegt vor. Die Abfuhr der zu Gunsten des Reiches beschlagnahmten 165 000 t Rohphosphate erfolgt laufend trotz vielfacher rtlicher Transport- und Verladeschwierigkeiten (Arbeitermangel). Bisher sind ber 55 000 t abgefhrt worden. Ab 1.10. muss Frankreich 70% statt bisher 50% des Gesamtaufkommens an Jod an Deutschland abliefern.

Industr.[ielle] Fette Der Fettplan F/43, der eine inlndische Erzeugung von 7600 t technische tierische Fette vorsah, wird voraussichtlich mit einem Defizit von ca 3000 t abschliessen. Durch erfahrene Sachverstndige sind deshalb die Mglichkeiten und die zu ergreifenden Massnahmen fr eine Produktionssteigerung von Knochenfett, Abdeckereifett und Abwsserfett eingehend erkundet und festgestellt worden. Die Gewinnung von Traubenkernl bewegt sich leicht aufsteigend; man rechnet in diesem Jahr erstmalig mit einer Produktion von ber 2000 t. Das Produktionsprogramm der Waschmittel konnte bisher noch reibungslos durchgefhrt werden. Neuerdings treten vereinzelte Fabrikationsschwierigkeiten auf, da eine ausreichende Sodaversorgung aus verkehrstechnischen Grnden nicht mglich war. - Die Lieferung von 108 000 qm Baulinoleum und 76 000 qm Handelslinoleum erfolgt nach dem Reich sukzessive bis 31.3.44. Darber hinaus wurde der voraussichtliche Bedarf der Besatzungsarmee f r die nchsten zwei Jahre sichergestellt. - Der deutscherseits verlangten Kontrakterf llung bzgl. der innerhalb des Waffenstillstandsabkommens vorgesehenen Leinl-Lieferungen wurde zunchst dadurch Rechnung getragen, dass zwei geschlossene Partien von 116 t Leinl beschlagnahmt wurden, deren Verladung nach dem Reich bevorsteht.

Kautschuk In einem Protokoll vom 20.7.43 erklrt sich Deutschland bereit, im Rahmen des Mglichen die Kautschukversorgung Frankreichs sicherzustellen[119]. Frankreich erklrt sich bereit, in dem Masse, in

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dem es von Deutschland in seiner Kautschukzufuhr abhngt, Deutschland aus der indochinesischen Kautschukproduktion nach Befriedigung des japanischen Bedarfs Kautschuk bis zur Grenze des Vierfachen der von Deutschland seit dem 1.3.43 an Frankreich fr frz. Bedarf gelieferten Kautschukmange zur Verfgung zu stellen[120].

Bauwirtschaft Die frz. Bauwirtschaft ist nach wie vor zum berwiegenden Teil am Atlantikwall sowie bei den Grossbauten der Kriegsmarine und der Luftwaffe eingesetzt. Die fr den zivilen Sektor noch zur Verfgung stehenden Krfte mussten infolge der Luftangriffe in zunehmendem Masse den Wiederaufbau kriegswichtiger Industriewerke und vorsorgliche Schutzmassnahmen bei R -, Energiebetrieben usw. bernehmen. Genehmigungen fr Privatbauten wurden nicht mehr erteilt. - In der Zement- und Ziegelindustrie war die dringend erforderliche Erzeugungssteigerung wegen Mangel an Arbeitern unmglich. Die bei der Erzeugung von Sand, Kies, Splitt und Werksteinen eingeleiteten Konzentrationsmassnahmen haben die ausreichende Belieferung der operativen Wehrmachtbauten ermglicht. - Die Dachpappe-Erzeugung reicht nicht mehr aus, die erhhten Anforderungen zu decken. Der dringend erforderlichen Erzeugungssteigerung steht insbes. der Mangel an Lumpen, Altpapier und Teerprodukten entgegen.

Textilien Die Bekmpfung des Schwarzmarktes hat in den Monaten Juli bis Sept.[ember] zur Beschlagnahme von ca 200 t Spinnstoffwaren gefhrt. Ende Juli wurde das vierte deutsch-frz. Spinnstoffabkommen[121] abgeschlossen, das im grossen und ganzen die gleichen Mengen vorsieht wie das Abkommen 1943, trotz der inzwischen fortgeschrittenen erheblichen Verknappung an Spinnstoffen. Im Gegensatz zu den brigen Wirtschaftszweigen wird auf dem Textilgebiet berwiegend Wehrmachtsfertigung verlagert, nur zum geringen Teil Zivilfertigung. Die bernahme von Verlagerungsauftrgen in der von Berlin gewnschten Hhe (1/3 der deutschen Textilfertigung) ist angesichts der hiesigen Transport- und Kohlenlage jedenfalls z.[ur]Z[ei]t. nicht mglich.

Leder- u.[nd] Rauchwaren Der Anfall an rohen Fellen und Huten steigt saisonbedingt an. Gegenber den im 5. Lederabkommen[122] vorgesehenen Planmengen sind die Zuteilungen an die Gerbereien stark im Rckstand geblieben. Die Gerbstofflage ist auf lngere Sicht alarmierend gefhrdet, da die Gerbstoffabriken, selbst unter Inanspruchnahme ihrer letzten Holzreserven, nur 70% ihres Soll-Programms erfllen. Der Nachschub an Holz ist unzureichend. ber Zuteilung von Bezugscheinen zum Ankauf von Neuschuhwerk vgl. die Anlage 8[123]. An Pelzkonfektion wurde bisher fr insges.[amt] 14,7 Mill. RM gekauft. Die Bekleidungsstcke, als Wintermntel verwendet, stellen eine Entlastung fr die deutsche Textilwirtschaft dar. Das seit dem 1.2.43 in Kraft befindliche 3. dtsch.-frz. Kaninlieferungsabkommen kann ordnungsgemss abgewickelt werden. Der Anfall an Kaninfellen hat sich auf Grund der Bewirtschaftungsmassnahmen und der steten Bekmpfung des Schwarzen Marktes

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weiterhin erhht. Auf Grund des diesj.[hrigen] Abkommens wurde in den ersten 8 Monaten eingekauft: 12 481 000 Stck Krschnerkaninfelle fr 8,8 Mill. RM und 21 500 000 Stck = 2719 t Schneidekaninfelle fr 6,2 Mill. RM. Hierdurch erhhen sich die bisherigen Gesamteinkufe im Rahmen des deutsch-frz. Kaninlieferungsabkommens auf 104 Mill. Stck roher Kaninfelle fr 36 Mill. RM. Nach wie vor werden sowohl die Krschner- als auch die Schneidekaninfelle ausschl. zur Durchfhrung von Pelzbekleidungsauftrgen der Wehrmacht, die die Dringlichkeitsstufe "SS Winter" tragen, verwendet.

Papier Die Erzeugung von Papier und Pappe ist gegenber April/Juni von 93 300 auf 79 400 t fr Juli bis Sept.[ember], also um 13 900 t, abgesunken (Arbeitsausfall im August, Transportschwierigkeiten im Sept.[ember]) Die Sulfitzellstofflage ist befriedigend, umsomehr als Ende Sept.[ember] ein Werk mit 1000 t Monatskapazitt anluft. Dagegen reicht der Natronzellstoff noch nicht aus, um den dringendsten Bedarf zu decken. Steigerung wird versucht. Bei grsster Sparsamkeit, dauernder Verbrauchskontrolle, reichen Schreib-, Druck-, Pack- und techn.[ische] Papiere aus. Zeitungsdruckpapier ist dagegen im Verhltnis noch reichlich. Wehrmachtbedarf ist sichergestellt und wird durch beschlagnahmte Schwarzmarktware gering bevorratet. Natronsackpapier liegt noch erheblich unter Bedarf.

Glas und Keramik Die Glasindustrie verfgt nicht mehr ber Kohlevorrte. Die durch Luftangriffe verursachten Schden habe die Lage auf dem Flachglasgebiet noch angespannter werden lassen. Die vorgesehenen Lieferungen nach Deutschland wurden trotzdem planmssig fortgefhrt. - Erst fr November wird eine Erhhung der keramischen Produktion mglich sein, da im Nov.[ember] nach dem Kohlenplan 1500 t zustzlichfr die Herstellung von Steingut fr Bombengeschdigte vorgesehen sind.

Waren versch.[iedener] Art ber den Service des Constructions Provisoires[124] wurden fr deutsche Bedarfstrger r[un]d 2285 Baracken beschafft. - Die Mbelabzge im 3. Vierteljahr 1943 hielten sich im bisherigen Rahmen. Fr zustzliche Lieferungen in den kommenden Monaten wurden seitens der frz. Regierung 30 000 cbm Holz und entsprechende Eisenmengen fr die zustzliche Anfertigung einfacher Mbel fr Bombengeschdigte in Deutschland zur Verfgung gestellt. Nach dem Wegfall Nordafrikas und Korsikas stehen nur knapp 10% des im Vorjahr vorhanden gewesenen Kork-Rohmaterials zur Verfgung. Es ist damit zu rechnen, dass sich in allernchster Zeit ausserordentliche Versorgungsschwierigkeiten ergeben werden, die hchstens teilweise durch angebahnte Kompensationsgeschfte mit Spanien behoben werden drften. Etwa 20% der fr die Bombengeschdigten in Deutschland eingesetzten Besen und Brsten stammen

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z.[ur]Z[ei]t. aus der Auftragsverlagerung Frankreich. Besonders glatt verlief der Abzug von Zahnbrsten (ca 500 000 Stck im Monat - 14 der derzeitigen deutschen Produktion). Fr die Geschosskorbfertigung in Deutschland wurden von Herbst 1942 bis Herbst 1943 insges.[amt] ca. 1500 t trockener Weiden nach Deutschland geliefert. Ausserdem wurden die entsprechenden Mengen Korbweiden fr Wehrmachtbedarf in Frankreich (Ballonflaschenumhllungen usw.) zur Verfgung gestellt.

Altmaterial Zur Steigerung des Aufkommens an Schweineborsten und -haaren wurde mit der Section de Rcupration[125] eine neue Regelung der Erfassung vereinbart. Ferner wurde eine Regelung zum Rcklauf der leeren Konservenmilchdosen getroffen (Bezug neuer Milch nur gegen Rckgabe leerer Dosen). Mit der OT wurde der Rcklauf der leeren Zementscke geregelt und den Baustellen eine 80%ige Rckgabe zur Pflicht gemacht. Die Preise fr Altmaterial liegen infolge des starken Einflusses der altstoffverarbeitenden Industrie, die jedes Kalkulationsrisiko auf die Niedrighaltung der Altstoffpreise abzuwlzen versteht, in einigen Sparten des Altstoffes besonders im Argen, was sich ungnstig auf die Sammelergebnisse auswirken muss. So werden z.B. im Durchschnitt kaum 10% des theoretisch mglichen Knochenaufkommens erfasst. Um diesem belstand abzuhelfen, soll neben dem Anreiz fr die Bevlkerung und Kchenbetriebe in Form einer Seifenprmie, vor allem der Knochenhandel durch eine Neugestaltung der Preise eine gesunde Handelsbasis erhalten.

Tabak Der Abtransport der fr Deutschland bestimmten Rohtabake war bisher normal. Das Septemberkontingent in Hhe von 500 000 kg kam restlos zur Auslieferung. Die Hhe der Tabakernte 1943 steht noch nicht fest. Nach Schtzung der Regie drfte sie die Ernte 1942 nicht bersteigen. Trotz Erweiterung der Tabakanbauflchen ist der Tabak infolge grosser Trockenheit und mangelhafter Zuteilung von Stickstoffdngemitteln sehr schlecht geraten.

3. Ernhrung und Landwirtschaft Erzeugung Die Ernte war Anfang Oktober bis auf die Rben und einige weniger wichtige Erzeugnisse beendet. Bei dem Mangel an Betriebsmitteln, Arbeitskrften und den erheblichen Drreschden in der Sdhlfte Frankreichs ist das Ergebnis der Weizenernte als ausserordentlich zufriedenstellend zu bezeichnen. Der milde Herbst 1942 hatte es gestattet, die Saatkampagne lange auszudehnen und verhltnismssig grosse Flchen mit Weizen zu bestellen. Der Winterhafer hat ebenfalls in seinen beschrnkten Anbaugebieten gute Ertrge ergeben. Beim Sommergetreide - insbesondere beim Hafer - hat jedoch die Trockenheit Schden hervorgerufen. Die Haferernte liegt erheblich unter der des Vorjahres, whrend bei der Gerste nur ein kleiner Rckgang festzustellen ist. Beim Winterraps waren in den alten Anbaugebieten die

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Ertrge zwar zufriedenstellend, jedoch sind in den neuen Anbaugebieten infolge von Bestellungs- und Erntefehlern, im Sden auch infolge der Trockenheit, erhebliche Ausflle eingetreten. Die Ausdehnung der lfruchtflche, wegen des Verlustes von Nordafrika noch weiter forciert, ist 1942/43 bis an die Grenze des technisch Mglichen vorgetrieben worden. Es mussten bei der mangelnden Erfahrung manche Fehler in Kauf genommen werden, an deren Beseitigung mit Hilfe der Landwirtschaftsfhrer gearbeitet wird. Die Hackfrchte haben unter der Trockenheit des Sommers gelitten. Die Kartoffelernte wird um etwa 30% geringer geschtzt als 1942. Bei den Zuckerrben fllt eine gegenber 1942 leicht verminderte Anbauflche mit etwas geringeren Hektarertrgen zusammen. Der Zuckergehalt der Rben ist dagegen etwas hher als 1942. Die Wiesen und Weiden haben in den Sommermonaten in den meisten Teilen des Landes unter der Trockenheit stark gelitten. Der zweite Schnitt hat nur sehr geringe Ertr ge ergeben, so dass bei relativ grossen Lieferungen an die Wehrmacht die Winterftterung des frz. Viehbestandes mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden sein wird. Fr die nchsten Monate wird eine intensive Ftterungsberatungmit Hilfe der La-Fhrer[126] vorbereitet. Von Januar bis Ende Juni 1943 sind trotz der Materialknappheit mehr Futtersilos als im ganzen Jahr 1942 fertiggestellt worden. Durch ein krzlich erlassenes Krgesetz wurde der Rahmen fr eine systematische Arbeit auf dem Gebiet der Tierzucht geschaffen[127]. Da die notwendigen Vatertiere nicht berall sichergestellt sind, luft die Durchfhrung des Gesetzes nur schrittweise an. Das seit 3 Jahren propagierte Schlen der Stoppelfelder hat weitere Fortschritte gemacht. An Winterlfrchten wurden unter allgemein gnstigen Bedingungen erheblich grssere Flchen als im Vorjahr angebaut: nach dem Bestellungsplan sind r[un]d 200 000 ha vorgesehen. Die Aussaat des Wintergetreides ist bei gnstiger Witterung im Gang. Die Zahl der La-Fhrer hat sich von 180 (Anfang Juli) auf 480 Anfang Oktober erhht. Davon sind etwa 125 beim Bef[ehlsh.[aber] Nordwest, 130 beim Bef[ehlsh.[aber] Sdwest[128] und 85 beim Bef[ehlsh.[aber] Nordost eingesetzt. Weitere 140 La-Fhrer wurden der Reichsland G.m.b.H.[129] als Ersatz fr eingezogene Betriebsleiter zur Verfgung gestellt. Neuerdings wurde ein Teil der La-Fhrer fr die Buttererfassung, Molkereikontrolle, Druschberwachung und hnliche Aufgaben eingesetzt. Durch die neuerliche Verschrfung der Transportlage ist die Belieferung mit Dngemitteln ausserordentlich erschwert worden. Von den vorgesehenen Kalitransporten konnte in den letzten Monaten nur ein kleiner Teil durchgefhrt werden. Die Versorgung der Zuckerfabriken und Destillerien mit Kohle ist noch nicht sichergestellt. Die Sabotageakte an Getreidemieten, Dreschmaschinen usw. haben sich stark vermehrt. Von der frz. Regierung wurde die Todesstrafe fr derartige Vergehen neu eingefhrt[130].

Versorgung[131] Es ist unter grssten Schwierigkeiten gelungen, zumindest in den Verbrauchszentren den Anschluss an die neue Ernte zu erreichen, wobei oft in grsserem Umfange Lkw-Kolonnen eingesetzt werden mussten, um den Bedarf fr die nchsten 24 Stunden zu decken. Selbst diese Anstrengungen wren ohne Erfolg gewesen, wenn nicht eine ausserordentlich frhe Ernte und intensivste Massnahmen zu deren Mobilisierung zu Hilfe gekommen wren. Der Bestand aus alter Ernte am 1.8.43 an Brotgetreide
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und Mehl bei Bckereien, Mhlen und Hndlern zusammen reichte nicht aus, um auch nur einen normalen 10tgigen Bedarf zu decken, whrend allein bei Bckereien normalerweise ein Bestand von 8-10 Tagen vorrtig sein muss. Die Belieferung der groen Bevlkerungszentren mit Fleisch, Kartoffeln, Gemse usw. war unbefriedigend. Das bessere Ergebnis der Weizenernte gestattete es jedoch, die tgliche Brotration ab Anfang Oktober bis auf weiteres um 25 g heraufzusetzen[132] und ausserdem den Ausmahlungsprozentsatz des Brotgetreides von 98% auf 90% zu senken[133]. Da in Frankreich Langarbeiterzulagen nicht bestehen[134], wurden den Werkkchen mit Wirkung vom 15.8.43 160 g Fleisch pro Woche und Arbeiter zustzlich zur Verfgung gestellt. Neuerdings werden auch wieder neue Werkkchen vom Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] zugelassen. Die Verpflegung der Untertagearbeiter im Kohlen- und Erzbergbau wurde durch Zuweisung besonderer Verpflegungsmittel an die Werkkchen verbessert, so dass die im Vergleich zu Deutschland bisher bestehende tgliche Differenz von etwa 800 Kalorien in der Bergarbeiterverpflegung weitgehend ausgeglichenist. Auch fr Sdfrankreich hat der Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] fr die im deutschen Interesse ttigen Arbeiter Frsorgemassnahmen eingeleitet[135]. Die Brotgetreideablieferung ist besonders in Westfrankreich relativ gut, whrend die Futtergetreideablieferung auf grsste Schwierigkeiten stsst. Schon jetzt muss fr bestimmte Lieferungsgebiete die Frage des Einsatzes von Truppen zur Durchfhrung der verlangten Auflage geprft werden. Die Zustimmung zu der Aufbesserung der Brotration und der Senkung des Ausmahlungsprozentsatzes erfolgte unter der Voraussetzung, dass dadurch unter keinen Umstnden im neuen Wirtschaftsjahr die Aufbringung der deutschen Lieferungskontingente beeintrchtigt werden darf. Die Haferforderung von 600 000 t wurde von den Franzosen erst angenommen, nachdem auf Grund der vorher ausgesprochenen Weigerung die FKn bereits die zur Erfllung notwendigen Umlagen gemacht hatten. Auch die Annahme der Heuforderung ist nur mit grossem Vorbehalt erfolgt. Ihre Durchfhrung wird mit allen Mitteln, schon jetzt unter Einsatz der Feldgendarmerie, betrieben, so dass trotz der ungnstigen Futterversorgung mit ihrer Verwirklichung gerechnet werden kann, wenn nicht ausserordentliche Transportschwierigkeiten sie unmglich machen. Die Kartoffelaufbringung ist angelaufen. Bei der geringen Ernte werden nach Abzug der in diesem Jahr heraufgesetzten Kartoffelablieferung fr die Truppe nur noch relativ geringe Mengen zur zivilen Versorgung zur Verfgung stehen. In Paris ist vorbergehend berhaupt kein Fleisch zugeteilt worden, nachdem die wchentlichen Zuteilungen zuvor schon auf 90 g herabgesetzt waren[136]. Die Truppenversorgung war im altbes.[etzten] Gebiet trotz sehr grosser Transportschwierigkeiten einigermassen befriedigend. Die Rinderqualitt hat sich seit Anfang August wieder etwas verbessert. In Sdfrankreich war die Truppenversorgung mit grssten Schwierigkeiten verbunden; man musste dort auf Gefrierfleischbest nde zurckgreifen. Die Versorgung mit Schlachtschweinen war nach wie vor schlecht. Der Abtransport nach Deutschlandkonnte trotz der durch Waggonmangel verursachten Verzgerungen abgewickelt werden. Mit Wirkung vom 7.8. wurden die Preise fr Schlachtvieh mit Ausnahme der Schlachtschweine im Durchschnitt um etwa 15% erhht[137]. Die Fettrationsstze von 10 g pro Tag sind unter Schwierigkeiten bisher erfllt worden. Milcherzeugung und Buttererfassung wurden durch die Trockenheit ungnstig beeinflusst. Infolge der seit Mai erhhten Butterlieferungen an die Wehrmacht konnten im Verlaufe des Sommers fr die Zivilbevlkerung nur geringe Vorrte gebildet werden, die schon im November aufgebraucht sein werden. Die Erfassung der lfrchte ist trotz grsster Anstrengung nur sehr zgernd angelaufen, so

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dass auch von dieser Seite her eine wesentliche Entlastung nicht erwartet werden kann. Die Erzeugung von Fischkonserven fr die Wehrmacht ist auf ein Bruchteil der im Vorjahr gehaltenen Hhe zurckgegangen, da die Ausntzung der besten Fischgrnde infolge von Feindeinwirkung nicht mehr mglich ist[138]. Die Gemseversorgung der Truppe war infolge der Drreschden mit grssten Schwierigkeiten verbunden. Da wichtige Erzeugergebiete zu Zuschussregionen wurden, mussten gegenber Normaljahren erhebliche Umdispositionen vorgenommen werden. Der von der Reichsland G.m.b.H. durchgefhrte Feldgemseanbau hat sehr dazu beigetragen, die Schwierigkeiten in der Truppenversorgung zu berwinden. Ende September wurde von der Reichsland in Sedan[139] eine Sauerkrautfabrik zur Deckung des Truppenbedarfs in Gang gebracht. Die Apfelernte ist bedeutend schlechter ausgefallen als im Vorjahr, so dass die Erfassung der fr die Marmeladeherstellung notwendigen Mengen schwierig ist. Es wurden dagegen 14 750 t Weintrauben guter Qualitt gegenber 12 500 t im Vorjahr nach dem Reich verladen. Nach der neuesten Schtzung beluft sich die diesjhrige Weinernte auf etwa 41 Mill. hl im Vergleich zu den vor einiger Zeit geschtzten 45-50 Mill. hl. Die Qualitt der diesjhrigen Weinernte ist gut und besser als im Vorjahr. Trotz geringerer Ernte als im Vorkriegsdurchschnitt hat sich die Aufbringung fr die Wehrmacht und das Reich stndig erhht.

4. Forst- und Holzwirtschaft Organis.[ation] der frz. Forstverwaltung Fr die Departements Nivre und Aube wurden je eine selbstndige Conservation neu eingerichtet. Die Unterstellung von im bes.[etzten] Gebiet liegenden Teilen der durch die Dema-Linie[140] durchschnittenen Departements unter Conservationen im Gebiet Sdfrankreich wurde auf deutschen Druck rckgngig gemacht; sie werden wieder durch die angrenzenden Conservationen des bes.[etzten] Gebietes mitverwaltet. Die neu geschaffene Einrichtung der Regional-Conservationen bedeutet in der Zusammenarbeit zwischen den deutschen und frz. Forstdienststellen fr die Instanz der Befehlshaber eine erfreuliche Vereinfachung. Inwieweit das auch fr die FKn der Fall ist, kann wegen noch bestehender Unklarheiten ber die Zustndigkeiten auf frz. Seite vorerst nicht genau bersehen werden.

D[eu]tsch.[e] forstl.[liche] Organis.[ation] Die Departements Charente und Charente-Maritime, bisher von Bordeaux aus mitverwaltet, wurden ab 1.8.43 zum Dienstbereich der Forstsachbearbeiter bei den FKn Poitiers[141] und Niort[142] in Anpassung an die frz. Verwaltungsorganisation gelegt. Durch die Bestellung smtlicher Forstsachbearbeiter der FKn als "Deutsche Beauftragte" in der Stufe der departementalen frz. Forst- und Holzwirtschaftsorganisation, den "Comptoirs departementaux des Groupements Interprofessionnels Forestiers" [sic!], und dementsprechend eines Sachbearbeiters der

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Forstabteilung des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] in der Stufe der Pariser Zentrale fr alle Nahverkehrs- und Transportfragen der Forst- und Holzwirtschaft wurde der deutsche Einfluss wirksam verstrkt. Es ist beabsichtigt, den deutschen Forstbeamten entsprechende organisatorische Stellung und Befugnisse auch fr alle Fragen der Holzaufbringung zu verschaffen. Beobachtungen ber Zurckhaltung oder auch wohl Gegenwirkung frz. Stellen deutschen forst- und holzwirtschaftlichen Forderungen gegenber lassen entsprechende Massnahmen geboten erscheinen. Beim Kommandanten des Heeresgebietes Sdfrankreich in Lyon hat ein forstlicher Sachbearbeiter am 10.9.43 seine Arbeit zwecks einheitlicher Ausrichtung der Forst- und Holzwirtschaft f r ganz Frankreich aufgenommen.

Arbeitseinsatzlage Die Versuche zu einer Verbesserung sind auch in der Berichtszeit erfolglos geblieben. Das einzige Ergebnis ist die Beurlaubung von 455 kgf.[143] Harzarbeitern fr den Raum Bordeaux[144], entnommen aus einer 1451 Mann namentlich enthaltenden Antragsliste. Ferner steht der Einsatz von 9000 Angehrigen der chantiers de la jeunesse zum Holzeinschlag in den Landes bevor. Strend und eindeutig produktionslhmend sind die immer wieder erfolgenden Abzge von Arbeitskrften zugunsten des Bedarfs von Wehrmachtsdienststellen und OT. Von einer irgendwie merkbaren Zuteilung geeigneter Ersatz- oder gar Zusatzkrfte im innerfrz. Ausgleich ist trotz aller frz. Regierungsanordnungen und deutscher Weisungen nicht die Rede gewesen. Die Zahl der in der Forst- und Holzwirtschaft ttigen Berufsarbeiter, Erwerbslosen, Zivilgefangenen, Juden, Jugendlichen und Kriegsgefangenen ist im ganzen eher geringer geworden statt wenigstens gleich zu bleiben. Vermehrte Heranziehung von Waldarbeitern zu Erntearbeiten hat berdies die auf die Waldarbeiten entfallenden Arbeitstage verringert. Ausfall der Arbeitsleistung der jetzt noch im Bordeaux eingesetzten 6000 farbigen K[riegs]g[e]f.[angenen] wegen anderweitiger Verwendung der Bewachungsmannschaften steht bevor, nachdem bereits ein vielversprechender Einsatz in den Ardennen nach nur vierwchentlicher Ttigkeit wegen Abzugs der K[riegs]g[e]f.[angenen] zum Erliegen kam. Dass bei diesem Stand der Arbeitseinsatzlage die mit Recht an die frz. Forst- und Holzwirtschaft zu stellenden Anforderungen nicht in ausreichendem Masse erfllt werden knnen, ist leider unvermeidbar. Die bekannten Mangelerscheinungen und Schwierigkeiten im Holztransportwesen verschrfen sich immer mehr. Die schwierige Eisenbahnlage bringt es mit sich, dass sich vielerorts an den Verladerampen grosse Holzmengen stauen, auf deren Einsatz oft dringlichst gewartet wird (Grubenholz, Eisenbahnschwellen). Es gab Flle, wo zur Ausfuhr nach Deutschland verladebereit am Bahnhof gelagerte Hlzer dort wieder fortgeschafft werden muten.

Holzeinschlag Der Holzeinschlag ist unter Einspannung aller dazu verfgbaren Arbeitskrfte so gut weitergegangen, dass trotz aller Schwierigkeiten die Ergebnisse besser sind als im Vorjahre. Dabei ist bemerkenswert der Mehranfall an Nadelstammholz, wozu allerdings die Bereitstellung ausserplanmssiger Schlge

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("Coupes supplmentaires") von der frz. Forstverwaltung gefordert werden musste, und die Abnahme der Brennholzerzeugung, die auf die gewaltig gesteigerte Generatorholzerzeugung bergegangen ist. Die Verkufe stehenden Holzes zum Einschlag fr das mit dem 1.10.43 begonnene neue Forstwirtschaftsjahr verzgerten sich durch das begreifliche Bestreben des Waldbesitzes, die Entscheidung ber die allgemein erwartete neue Holzpreisregelungabzuwarten. Diese umfassende Neuregelung kann wegen der notwendigen Vorarbeiten (Betriebsprfungen) voraussichtlich erst im November verordnet werden. Deshalb wurde die frz. Regierung zur Herausgabe verschiedener Anordnungen veranlasst, die als Zwischenlsung Verkufe stehenden Holzes mit Preisvorbehalten ermglichen. Diese Anordnungen wurden spter auch auf den Verkauf eingeschlagenen Holzes besonders wichtiger Sorten (Grubenholz, Papierholz, Generatorholz, Brennholz usw.) ausgedehnt, um spekulativen Lieferungsverzgerungen entgegenzuwirken. Es war und bleibt weiterhin eine vordringliche Aufgabe der deutschen Forstdienststellen, die laufende Versorgung der im deutschen Interesse ttigen holzbearbeitenden Betriebe mit geeigneten Holzschlgen sicherzustellen. Aus militrischen Grnden vorgenommene Sperrungen gut bewirtschafteter Forsten haben besonders im Befehlsbereich Sdwestfrankreich die Produktionsbasis weiter empfindlich eingeengt. Die Grubenholzanlieferungen bei den Kohlenzechen Frankreichs, besonders fr Nord und Pas-de-Calais, haben das gesteckte Ziel der Vorratsbildung von 400 000 fm[145] bis 1.11.43 auf Zechenhof nicht erreicht. Mit Hilfe der OT wird nunmehr versucht, noch vor Beginn der schlechten Jahreszeit von den im Walde aufgearbeitet liegenden grossen Grubenholzmengen mglichst viel in Bewegung zu bringen. Daneben laufen die Bemhungen, aus dem Waldbrandgebiet im Raum Bordeaux zunchst bis zu 300 000 fm Grubenholz unter zustzlichem Einsatz belgischer Arbeitskrfte und Produktions- und Transportmittel fr die aus der eigenen Forstwirtschaft nicht mehr zu befriedigenden belgischen Kohlenzechen zu beschaffen. Die Lage der holzbearbeitenden Betriebe ist schlecht, soweit sie nicht mit der ganzen Erzeugung zugunsten deutscher Wehrmachtdienststellen oder der OT blockiert und alsdann aus Mitteln dieser deutschen Beschaffungsstellen versorgt sind. Es fehlt an den wichtigsten Produktionsmitteln, wie Zylinderl, Treibstoffen, Treibriemen, Sgeblttern, Ersatzteilen fr maschinelle Anlagen usw. und oft auch am Ersatz fr abgezogene Facharbeiter. Die Leistungen der auf Wasserkraft angewiesenen Sgewerke gingen infolge der anhaltenden Trockenheit stark zurck. Beschdigungen von Sgewerksmaschinen durch Sabotage werden aus den FKn Dijon[146] und Vesoul[147] gemeldet. Die Sperrholzwerke haben mit drckendem Mangel an Kauritleim (50% Rckgang) zu kmpfen. Das fr deutsche Zwecke ntige Sperrholz kann zwar gegenwrtig durch Inanspruchnahme von Vorrten noch aufgebracht werden, ihre baldige Erschpfung macht aber eine Lsung der Kauritleimfrage vordringlich. Zur Sicherung der Papierholzversorgung fr die Papierfabriken, deren Produktion von Zementscken u.a. kriegswichtig ist, wurde auf dem frz. Dienstwege den Exploitanten eine Aufbringungsumlage gegeben. Trotzdem blieb infolge von Transportschwierigkeiten die Anlieferung so unzureichend, dass es fr die Papierfabrik Mimizan[148] sogar zu Betriebsstillegungen kam. In dem hauptbeteiligten Raum Bordeaux ist nunmehr die OT in den Antransport der Hlzer eingeschaltet.

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Die Selbsteinschlge durch Wehrmacht und OT, wegen oft sehr unsachgemsser Holzausnutzung und forstwirtschaftlich unntig fehlerhafter Behandlung grundstzlich unerwnscht, wurden durch Mitwirkung der deutschen und frz. Forstdienststellen und durch Einbau in das ordentliche Holzbewirtschaftungsverfahren auf eine ganz neue Grundlage gestellt. Der Kauf grosser Holzmengen auf dem Stamm, bisher ber 400 000 fm, durch Wehrmachtbeschaffungsstellen im Waldbrandgebiet von Bordeaux wurde gefrdert. Der unmittelbare und mittelbare deutsche Holzbedarf (Wehrmacht, OT, Auftragsverlagerung, Gebrauchsmbel fr Bombengeschdigte usw.) steigt weiter. Besonders fr den Ausbau von Feldstellungen und Sttzpunkten werden nicht nur Hindernispfhle, sondern auch Rund- und Schnittholz in zunehmender Menge gefordert. Um ein Vielfaches hat sich der Bedarf an Leitungsmasten und Stangen gesteigert (Funkmessprogramm[149]). Die rechtzeitig organisierte Brennholzversorgung der deutschen Bedarfstrger verluft fr das Heer im allgemeinen befriedigend, macht aber Sorge fr Luftwaffe und Marine, die im Gegensatz zum Heer den forstseitig mit aller Sorgfalt getroffenen Massnahmen zu folgen wenig geneigt sind. Die Anforderungen fr Verlagerungsauftrge steigen derart, dass trotz strkster hiesiger Untersttzung die Grenze des Mglichen bald erreicht sein wird. Die "Verordnung zur Regelung der Beschaffung von Unterkunftsgerten fr deutsche Bedarfstrger" vom 27.7.43[150] hat den "Service des Constructions Provisoires" als alleinige Beschaffungsstelle bestimmt, dem der auftraggebende Bedarfstrger die ntigen Rohstoffscheine zur Verfgung stellen muss. Da frher die Auftraggeber um die Bereitstellung von Holz oder von Bezugscheinen sich nicht zu kmmern brauchten, wuchsen infolge dieser Verordnung die Holzanforderungen durch die Bedarfstrger bei der hiesigen Forstabteilung stark an. Gut ist dabei die weitere Zunahme der Klarheit in der Holzbewirtschaftung durch Ausschalten des Schwarzhandels. Die Eindeckung der r[un]d 160 000 fm Rundholz und 33 000 cbm Schnittholz umfassenden Ausfuhrkontingente des Forstwirtschaftsjahres 1943 wurde mit dem 30.9.43 abgeschlossen. Reich, Holland, Elsass und Lothringen haben ihre Kontingente voll, Belgien etwa nur zu 60% ausgenutzt. Unter Vorgriff auf das Exportkontingent 1944 liess die Reichsstelle Forst und Holz bereits weitere 10 000 fm Rundholz aufkaufen. Wesentliche Ausfuhrrckstnde aus den Jahren 1941 und 1942 sind nicht mehr vorhanden. Die Produktion der Exportschwellen ist im Forstwirtschaftsjahre 1943 nicht wesentlich gestiegen. Im Rckstand ist die Ablieferung der Eichenschwellen, whrend die Erzeugung der Kiefernschwellen im ganzen befriedigt. Die Gesamtaufbringung des Forstwirtschaftsjahres 1943 (1.10.42 bis 30.9.43) betrgt 1 101 183 Stck Exportschwellen, und zwar 582 789 in Eiche und 518 394 in Kiefer. Die Ausfuhr von 2 500 000 qm Furnieren aller Art war reibungslos am 30.9.43 beendet. Eine zustzliche Ausfuhr von 1 000 000 qm Buchenfurnieren wird in nchster Zeit abgeschlossen sein. Fr die Ausfuhr 1944 sind r[un]d. 220 000 fm Rundholz, 25 000 cbm Schnittholz, 600 000 Stck Eisenbahnschwellen und wie im Vorjahre r[un]d 3 500 000 qm Furniere vorgesehen. Dabei spielt ein Posten von 20 000 fm Buchen-Schlholz eine hervorragende Rolle, dessen Aufbringung durch besondere Zwangsumlage gesichert wird.

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Harzproduktion Die Harzbetriebe im Befehlsbereich Sdwestfrankreich arbeiten im allgemeinen reibungslos. Die frher aufgetretenen Schwierigkeiten in der Beschaffung von Brennmaterial wurden beseitigt. Auch die Rohharzernte verlief ohne Schwierigkeiten, konnte aber besonders wegen des Fehlens von Fahrrdern und von Fahrrad- und Kraftfahrzeugbereifung, wegen des erst im September erfolgenden Eintreffens der aus Kriegsgefangenschaft beurlaubten 455 Harzarbeiter und wegen starker Ausflle durch immer neue Waldbrnde die geplante Produktionssteigerung nicht erreichen. Die Lieferungen in das Reich aus der Ernte 1943 auf Grund des am 8.4.43 abgeschlossenen Kaufvertrages haben in der Berichtszeit begonnen und geben nach dem Stand vom 31.8.43 das aus Anlage 4[151] ersichtliche Bild.

5. Auswrtiger Waren- und Zahlungsverkehr Warenverk.[ehr] m.[it] d.[em] D[eu]tsch.[en] Reich Der weiter gestiegene Zahlungsverkehr ber das deutsch-frz. Verrechnungsabkommen bringt die anhaltende Vertiefung der deutsch-frz. Wirtschaftsbeziehungen auch fr den Berichtszeitraum deutlich zum Ausdruck. Die Beschleunigung des Anwachsens des deutschen Debetsaldos ist etwa die gleiche geblieben wie in den Vormonaten (250 Mill. RM mtl.[152]) Einem frz. Guthaben von 6,15 Mrd. RM stand am 18.9.43 ein deutsches Guthaben von 1,2 Mrd. RM gegenber (somit ein Debetsaldo von 4,95 Mrd. RM). Die wachsende Warenknappheit in Frankreich bedingt naturgem eine steigende Tendenz der frz. Ausfuhrpreise. Bei den zu treffenden Gegenmassnahmen muss Wert darauf gelegt werden, dass die Lieferungsfreudigkeit und der Leistungswille der frz. Ausfhrer nicht zum Nachteil des Ausfuhrvolumens beeintrchtigt werden. In vielen Fllen gab das Steigen der frz. Preise eine Handhabe, die Ausgleichsabgabe (retenue de prquation) herabzusetzen und dadurch den Ausfuhrpreis zu verbilligen. So wurde z.B. fr die Ausfuhr von Wein und Cognac der Pauschalsatz der Ausgleichsabgabe von 10 auf 5% herabgesetzt, wodurch die eingetretene Erhhung der frz. Inlandspreise ausgeglichen wurde[153]. Der Abschluss weiterer Lieferungsvertrge mit der frz. Regierung fr Wein, Cognac, Fruchtessenzen, Bettfedern, Spinnstoffe, Glas und Porzellan verschafft wesentliche Erleichterungen fr die Ausfuhr dieser Waren nach Deutschland. Frz. Einsprche gegen einzelne Ausfuhren nach dem Reich erfolgten nur auf den Gebieten, auf denen Lieferungsvereinbarungen nicht bestanden. Wo eine Einigung mit den frz. Ausfuhrbehrden nicht hergestellt werden konnte, hat der Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] die Erteilung der Ausfuhrgenehmigung im Rahmen der hierber mit der frz. Regierung getroffenen Vereinbarung durchgesetzt.

m.[it] Elsa u.[nd] Lothr.[ingen]

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Elsssische und lothringische Einkufer ben ihre Einkaufsttigkeit in Frankreich im wesentlichen noch unter den gleichen Bedingungen aus wie in den vergangenen Monaten. Das Ausfuhrvolumen ist das gleiche geblieben.

m.[it] d.[en] brigen Lndern Die Kontrolle ber den Aussenhandel Frankreichs ist - wie bereits im vorigen Bericht erwhnt[154] - seit dem 15.6.43 praktisch erheblich erweitert worden. Whrend bisher der Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] nur die Ausfuhren aus dem ihm unterstellten Gebiet berprfte, sind nunmehr auch die Ausfuhren aus dem Gebiet Sdfrankreich in das Kontrollsystem einbezogen worden, so dass nach dem Ausscheiden der Italiener die Ausfuhr aller ausfuhrverbotenen, also wichtigen Waren des gesamten frz. Festlandes durch den Deutschen Kommissar fr den Aussenhandel in Frankreich[155] im engen Einvernehmen mit den Abteilungen Wirtschaft des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] lckenlos berwacht wird. Die deutschen Kontrollmassnahmen erstrecken sich somit auf alle Waren, die nach dem frz. Gesetz vom 30.6.42 (JO Nr. 193 v. 13.8.42)[156] ausfuhrverboten sind, und zwar ohne Rcksicht auf den Herkunftsort, darber hinaus auch auf nichtausfuhrverbotene Waren, soweit sie aus dem bes. frz. Gebiet stammen. Die Bekmpfung des illegalen Aussenhandels, insbes.[ondere] an der spanischen Grenze, hat grosse Fortschritte gemacht. Es kann damit gerechnet werden, dass - von einzelnen Schmuggelfllen abgesehen - der illegale Aussenhandel im Laufe der nchsten Monate vollstndig zum Erliegen kommt. Aus den im Berichtszeitraum vorgetragenen frz. Wnschen ist ersichtlich, dass die Ausfuhr Frankreichs nach neutralen Lndern eine zunehmende Bedeutung haben wird, weil Frankreich auf die Einfuhr einiger lebenswichtiger Waren wegen der Verringerung der inlndischen Bestnde verstrkt angewiesen ist. Als Beispiel fr die frhere Einfuhrabhngigkeit Frankreichs siehe die Zahlen in Anlage 5[157]. Abgesehen von schwer berbrckbaren Preisverschiedenheiten sind mit den neutralen Lndern Schwierigkeiten entstanden. So haben z.B. die Schweiz, Schweden und Spanien, die mit frz. Luxuswaren (Parfmerien, Wein und Spirituosen) hinreichend versorgt sind, darauf hingewiesen, dass sie ihre Gegenlieferungen von der Einfuhr volkswirtschaftlich wichtigerer frz. Erzeugnisse abhngig machen werden. Das Rahmenabkommen mit Schweden[158] ist bisher nicht erneuert worden. Es ist zu hoffen, dass trotzdem die Einfuhr von Papiermasse, Zellulose, Spezialstahl und Kugellagern aufrechterhalten werden kann. Der Clearingstand mit der Schweiz[159] hat sich leider nicht verbessert (berhang zu Gunsten der Schweiz: r[un]d 425 000 000,- ffrs. = Stand am 20.9.43). Der Warenverkehr mit Italien ist seit dem 10.9.43 unterbrochen. Mit Spanien sollen im Oktober Verhandlungen beginnen, um trotz bestehender Zahlungsschwierigkeiten innerhalb des Clearings den Warenverkehr zu beleben (Stand vom 20.9.43: 150 000 000 ffrs zu Gunsten Spaniens). Die Durchfhrung von Kompensationsgeschften mit Ungarn[160] und Rumnien[161] gestaltete sich
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schwierig wegen der z.T. gleich laufenden Reichsinteressen. Die Deblockierung frz. Guthaben in der Trkei hat keine nennenswerten Erfolge gehabt. Der Warenverkehr mit Dnemark, Bulgarien und Portugal ist gering geblieben. Zu dem Verkehr mit den bes.[etzte] Gebieten ist zu bemerken: die Clearingverschuldung gegenber Belgien ist von 263 000 000,- RM am 20.6.43 auf r[un]d 305 000 000,- RM am 20.9.43 angewachsen. Diese Verschuldung erklrt sich aus der Einbeziehung der berweisungen im Wege des Giroverkehrs der Reichskreditkassen, die vorwiegend Wehrmachtslieferungen zum Gegenstande haben, in das frz.-belgische Clearing. Frankreichs Verschuldung gegenber Holland betrgt z.[ur]Z[ei]t. r[un]d 25 000 000,- RM (Stand vom 20.9.43). In Norwegen unterhlt Frankreich z.[ur]Z[ei]t. ein Guthaben von r[un]d 5 000 000,- RM.

Kapitalverkehr Frz.-ungarische Verh[an]dl[un]g.[en] Im Anschluss an die frz.-ungarischen Vereinbarungen vom 21.4.43, nach welchen bei der Verrechnung der beiderseitigen Warenforderungen 20% des Erlses der ungarischen Warenausfuhr nach Frankreich fr den Zins- und Amortisationsdienst ungarischer Kapitalverpflichtungen abgezweigt werden sollen, hat die ungarische Regierung neuerdings den Wunsch geussert, ungarische Anleihen, die in frz. Besitz sind, zurckzukaufen und in Hhe des Kaufpreises Frankreich interessierende ungarische Waren dafr zu liefern. Der in Aussicht genommene Rckkauf soll sich zunchst auf Stcke im Werte von r[un]d 150 000 000,- ffrs erstrecken. Die Verhandlungen sind noch nicht abgeschlossen.

Unterbrechung d.[es] Zahl[un]gsverk.[ehrs] m.[it] Italien Im Anschluss an die September-Ereignisse in Italien ist auf Anregung des deutschen Devisen- und Aussenhandelskommissars[162] sowie des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] der Waren-, Zahlungs- und Wertpapierverkehr mit Italien unterbrochen worden. ber die Wiederaufnahme sind z.[ur]Z[ei]t. noch keine Weisungen seitens der Reichsressorts eingegangen. Die im Einvernehmen mit der frz. Regierung verhngte Sperre bezieht sich auf den gesamten Kapitalverkehr. Die frz. Regierung hat berdies die italienischen Konten in Frankreich gesperrt. Durch eine besondere Regelung, die das Office des Changes den Devisenbanken bekanntgegeben hat, soll verhindert werden, dass verbotene Zahlungen nach Italien auf dem Umwege ber die Vatikanstadt laufen.

6. Bank-, Brsen- und Versicherungswesen

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Whrungs- u.[nd] Kreditwesen Die direkte und indirekte Verschuldung des Staates bei der Notenbankhat sich per 9.9.43 infolge der am 10.7.43 vorgenommenen Erhhung des Besatzungskostensonderkredits[163] um 30 Mrd. Frs weiter auf 393,4 Mrd. Frs erhht, wobei darauf hinzuweisen ist, dass dieser Vorschuss der Notenbank am 30.9. wiederum um weitere 30 Mrd. Frs erhht worden ist. ber den Stand der kurz- und langfristigen Staatsverschuldung im einzelnen unterrichtet Anlage 3[164]. Die langfristige Schuld hat sich zwar durch eine im Juli begebene 312%ige Anleihe des Tresors um r[un]d 10 Mrd. Frs erhht, auffllig, wenn nicht sogar bedenklich ist aber die relativ geringfgige Steigerung der kurzfristigen Verschuldung im August (bisher liegen nur statistische Ziffern vor). Im Gegensatz zu der erheblichen Ausweitung des Notenumlaufs nahmen die kurzfristigen Bons im August nur um 6 Mrd. Frs zu. Es muss dahingestellt bleiben, ob die frz. Wirtschaftskreise und das breite Publikum mit Rcksicht auf die gegenwrtige politische und militrische Lage an Stelle der Schatzscheinzeichnung lieber Noten horten, um auf alle Flle bei den erwarteten bzw. erhofften besonderen Ereignissen ber ausreichende Barmittel verfgen zu knnen, oder ob das frz. Finanzministerium bewusst die Zgel schleifen lassen will, weil es einen verstrkten Rckgriff auf den Notenbankkredit gegenwrtig fr vorteilhafter ansieht. Bei dieser Situation am Geld- und Kapitalmarkt wird auf alle Flle gegenwrtig mit der Unterbringung weiterer Anleihen nicht gerechnet werden knnen, obwohl von den Fachkreisen schon ziemlich sicher eine weitere Staatsanleihe fr Oktober erwartet worden war. Gegenber der Socit Gnrale hufen sich in letzter Zeit Vorwrfe, sie zeige sich im deutsch-frz. Geschft als besonders zurckhaltend. Die Sparkassenberichterstattung geht erst bis Ende Juli d.[ieses]J.[ahres]. Soweit Einzelergebnisse ein Urteil zulassen, sind die Einlagen weiter gestiegen. Der Generalrat der Banque de France hat in einer am Sitze der Bank, in Chamali res[165], abgehaltenen Sitzung[166] beschlossen, die Abschlagdividende fr das 1. Halbjahr 1943 unverndert auf 160 Frs pro Aktie festzusetzen. Man wird prfen mssen, ob nicht der Bank bzw. dem Finanzministerium nahegelegt werden sollte, den Sitz der Banque de France wieder nach Paris zurckzuverlegen. Zur Frderung des frz. Aussenhandels wurde durch ein im August verffentlichtes Dekret[167]die Banque Nationale franaise du Commerce extrieurstrker als bisher in das Verfahren bei der Bewilligung staatlicher Aussenhandelsgarantien eingeschaltet.

Brsenwesen Nachdem die Pariser Brsenkurse gegen Ende des vergangenen Jahres ihren bisherigen Hchststand erreicht hatten, um dann im 1. Vierteljahr 1943 sehr erheblich nachzugeben, wurde die ziemlich uneinheitliche Tendenz des 2. Vierteljahres im jetzt abgelaufenen 3. Vierteljahr durch eine leichtere Haussebewegungabgelst, wobei freilich die Aufwrtsbewegungen immer wieder von Brsentagen mit rcklufiger Tendenz unterbrochen wurden. Bei dieser wechselnden Marktlage war es mglich, an den meisten Brsentagen alle Kauf- und Verkaufsauftrge glatt zu erledigen; Repartierungen sowohl der Nachfrage wie auch des Angebotes blieben relativ selten. Im allgemeinen war es mglich, pro Tag durchschnittlich 60 bis 65% aller zugelassenen Aktien zu notieren. Dass der Markt auch weiterhin funktionsfhig erhalten werden konnte, ist nicht zuletzt der Mitarbeit des Pariser Brsenvorstandes zu verdanken, der im allgemeinen recht geschickt operiert hat. Von einer Abgabeneigung zwecks

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Gewinnmitnahme aus den in den Vorberichten erwhnten politischen Grnden war erstaunlicherweise im Berichtsabschnitt weniger zu spren, auf alle Flle fanden sich immer wieder Kuferkreise, die aus gewissen Sachwerterwgungen angebotene Wertpapiere glatt aufnahmen. Bezeichnend ist, dass zahlreiche Orders immer wieder ber kleine und kleinste Betrge lauten. Die Streuung des frz. Aktienbesitzes hlt also an. Der Rentenmarkt wurde von den ffentlichen Stellen nach wie vor sehr gepflegt, er blieb durchweg behauptet. ber die Entwicklung der Brsenindexziffern gibt Anlage 3[168] nheren Aufschluss. Ein Vergleich zeigt, dass die Aktienkurse seit dem 1.7.43 zwar gestiegen sind (Ausnahme nur fr die Metallindustrie vielleicht wegen des besonderen Kriegsrisikos), dass aber die Hchstkurse von 1942 bei weitem noch nicht erreichtwurden. Die Abwicklung der noch schwebenden Termingeschfte soll nunmehr weiter betrieben werden. Ein Gesetz vom 20.7.43 gibt dem Finanzminister[169] hierfr gewisse Vollmachten[170].

Versicherungswesen Die deutschen Sachversicherungsgesellschaften sind nach sorgfltiger Prfung der Anregung der frz. Versicherungsaufsichtsbehrde, die englischen und amerikanischen Versicherungsbestnde deutschen Gesellschaften zur treuhnderischen Verwaltungim eigenen Namen zu bertragen, zu dem Ergebnis gelangt, dass dieser Vorschlag wenigstens gegenwrtig nicht weiter verfolgtwerden sollte. Infolgedessen verbleibt es zunchst bei der bisherigen Methode der Rckversicherung der englischen und amerikanischen Bestnde durch deutsche Gesellschaften, sofern diese an solchen Garantievertr gen Interesse haben.

7. Preisregelung

Auf Antrag der frz. Regierung sind im August die Schlachtviehpreise um 10 bis 20% erhht worden[171]. Da die Gross- und Kleinhandelsspanne herabgesetzt und auf 25% beschrnkt wurde, wirkte sich diese Preiserhhung fr die Verbraucher nur in Hhe von 6-13% aus. Die frz. Regierung beantragte ferner eine Erhhung des Preises fr gewhnliche Konsumweine[172] von 40 auf 50 Frs. Da diese hier gerechtfertigt erschien und die frz. Regierung zugesichert hatte, dass Preiserhhungsantrge bei den anderen Weinen nicht gestellt werden, wurde dem Antrag stattgegeben. Mit dieser Bewilligung wurde gleichzeitig eine Erhhung der Weinlieferungen nach Deutschland erreicht. Die beantragte Erhhung des Wintermilchpreises von 2,75 auf 3 Frs wurde abgelehnt. Weitgehende Preiserhhungen sind von der frz. Regierung fr Rohholz (35-66%) und Schnittholz (20-35%) in Aussicht genommen. Da die deutsche Wehrmacht etwa 60-80% des in Frankreich eingeschlagenen Holzes verbraucht, ist zunchst eine Prfung durch deutsche Prfer eingeleitet worden. Um die Holzverkufe nicht ins Stocken kommen zu lassen, darf fr alle Rohholzverkufe nachtrglich der neue Preis berechnet werden. Auf dem Gebiet der gewerblichen Wirtschaft sind Preiserhhungen grundstzlich nur zugelassen worden, wenn die ungnstige Ertragslage des Unternehmens oder des Wirtschaftszweiges die Erhhung

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zwingend rechtfertigte. Trotz dieses strengen Masstabes mussten eine Reihe von Preiserhhungen genehmigt werden. Kostensteigernd und damit preiserhhend wirkte sich in zahlreichen Betrieben die schlechte Beschftigungslage der Betriebe aus. Alle Versuche, die Preisgestaltung auf einer grsseren Beschftigungslage als auf der tatschlichen auszurichten, mssen solange ergebnislos bleiben, als auf die Dauer gesehen eine Besserung des Beschftigungsgrades oder eine nachhaltige Konzentration nicht durchgefhrt werden knnen. In der metallverarbeitenden Industrie haben die im Sommer durchgefhrten Lohnerhhungen, besonders bei Stundenlohnarbeiten und Selbstkostenvertrgen, auch zu Preiserhhungen gefhrt[173]. Auf dem Gebiet der Auftragsverlagerung haben sich im Metallsektor in letzter Zeit erhebliche Preisschwierigkeiten bemerkbar gemacht. Die frz. Betriebe versuchen teilweise unter Ausnutzung der Dringlichkeit der Lieferungen Preiserhhungen durchzusetzen und gehen in letzter Zeit dazu ber, Produktionsauftrge abzulehnen, wenn ihren Preiswnschen nicht gengend Rechnung getragen wird. Durch verstrkten Prfereinsatz ist es gelungen, die sich hier zeigenden Schwierigkeiten zu berwinden. Die im Februar d.[ieses]J.[ahres] vorgenommene Kohlenpreiserhhung[174] hat eine allgemeine Erhhung der Stadtgaspreise notwendig gemacht. Nach der Erhhung der Zellstoffpreise mussten auch die Papierpreise um 12% erhht werden. Auf diesem Gebiet ist der deutsche Preisstand auch bereits berschritten worden. In der Textilwirtschaft sind die Rohstoffpreise unverndert geblieben. Im Berichtszeitraum wurden vor allem die Preise im Bekleidungssektor auf eine neue Grundlage gestellt und versucht, durch mglichst einfache Vorschriften die Preisberwachung einfacher und wirksamer zu gestalten. Eine sehr erhebliche Preiserhhung musste fr Bauxit um 90 Frs/t gegenber dem Stand vom 1.9.39 zugelassen werden, da die bisherigen Preise mit geringen Ausnahmen auf dem Vorkriegsstand festgehalten worden waren und zu erheblichen Verlusten der Gruben gefhrt hatten, so dass eine Einschrnkung der Produktion drohte. Zum Ausgleich eines Fehlbetrages von r[un]d 4 Mrd. hat die frz. Eisenbahnverwaltung eine Erhhung der Personen- und Frachttarife von 25% beantragt. Die Erhhung der Frachttarife wurde wegen ihrer unmittelbaren Auswirkung auf die Preise abgelehnt, die Erhhung der Personentarife von 25% zum Ausgleich des Fehlbetrags genehmigt. Fr den Berufsverkehr wurde eine Sonderregelung getroffen, die den sozialen Interessen Rechnung trgt.

Preisberwachung Die Zahl der an die Gerichte abgegebenen Preisstrafsachen ist nach wie vor hoch. Die Gerichtsstrafen sind im allgemeinen strenger geworden. ber die Langsamkeit des Gerichtsverfahrens bestehen die alten Klagen weiter. Die Erlasse ber das Verbot der Bettigung deutscher Dienststellen auf dem Schwarzmarkt sind erfolgreich gewesen, die Klagen haben nachgelassen[175]. Die Lebenshaltungskosten sind von Januar bis einschl.[ielich] Juli von 109 auf 123,4 Frs gestiegen; sie

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hatten bereits im Mai den Stand von 135,3 erreicht, sind dann aber infolge des saisonmssigen Sinkens der Preise fr Kartoffeln, Gemse und Obst stark zurckgegangen.

8. Arbeitseinsatz und Sozialwesen

Allgemeines Zu Beginn des Berichtsvierteljahres wurde vom Generalbevollmchtigten fr den Arbeitseinsatz, Gauleiter Sauckel, die Umsetzung weiterer 500 000 frz. Arbeitskrfte in das Reich verlangt und ausserdem die Verstrkung der in deutschem Interesse arbeitenden frz. Kriegswirtschaft durch Umsetzung einer Million Arbeitskrfte innerhalb Frankreichs gefordert. Die frz. Regierung hat die letztere Forderung im Rahmen eigener Vorschlge ber die Ausweitung der frz. Wirtschaftskapazitt zu Gunsten deutscher Auftrge angenommen. Sie vermochte jedoch neue Verpflichtungen der Umsetzung von Krften nach Deutschland nicht zu bernehmen[176]. Um dennoch durch Verstrkung der Werbungen wie auch durch Auskmmungen der Betriebe zu den geplanten Umsetzungen zu gelangen, hat der GBA die Dienststelle seines Beauftragten in Frankreich[177] durch Schaffung von 40 Arbeitseinsatzstbenausgebaut. Diesen Dienststellen obliegt nunmehr die Durchfhrung der vom GBA fr notwendig erachteten Arbeitseinsatzmassnahmen. Ihnen wurde hierfr infolge Vereinbarungen mit dem Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] das bislang zu ihm gehrende Personal der deutschen Werbestellen bis 31.12.43 zur Verfgung gestellt. Im Rahmen dieser neuen Arbeitseinsatzmassnahmen sind in der Zeit vom 1.7. bis 30.9.43 insges.[amt] 44 600 frz. Arbeitskrfte neu in das Reich abgefahren. Andererseits wurden im gleichen Zeitraum ca 32 000 Vertragsbrche gemeldet. Der innerfrz. Bedarf ist seit Ende Juni von 113 000 offenen Stellen auf 186 000 Ende September gestiegen. Zuweisungen fr den innerfrz. Bedarf erfolgten in der Berichtszeit r[un]d 110 000. Franzsischerseits wurde die Arbeitseinsatzgesetzgebung weiter ausgebaut. Mit Gesetz vom 28.8.43 [sic!][178] ist anstelle des Commissariat au Service du travail obligatoire (CSTO) das Commissariat interministeriel la main-d'oeuvre (CIMO) getreten[179]. Seine Aufgabe ist es, fr die Dauer des Krieges die Planung und Lenkung des gesamten frz. Arbeitseinsatzes durchzufhren[180]. Neu gebildete regionale Arbeitseinsatzlenkungskommissionen wurden mit Verordnung vom 18.8.43 als Mittelinstanz des Commissariat interministeriel la main-d'oeuvre zur praktischen Durchfhrung der Einsatzaufgaben eingerichtet[181].

Arbeitseinsatzlage in einzeln.[en] Wi-Zweigen Land- u.[nd] Forstwirtsch.[aft] Trotz Abgabe der Angehrigen des Jg. 22[182] aus der Landwirtschaft nach dem Reich wurde deren Saisonbedarf fr die Ernte ohne besondere Schwierigkeiten gedeckt. Fr die Zuckerrbenernte stehen 6000 belgische Saisonarbeiter zur Verfgung, deren Einsatz begonnen hat. Dagegen sind anstelle der beantragten 5000 Saisonarbeiter fr die Zuckerindustrie vom Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] fr Belgien

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und Nordfrankreich nur 2000 Arbeitskrfte zur Verfgung gestellt worden. Das Fehlen der brigen eingearbeiteten und blicherweise alljhrlich zur Verfgung stehenden Krfte wird Schwierigkeiten in der Bedarfsdeckung fr die Zuckerindustrie mit sich bringen. In der Forstwirtschaft konnte nur eine geringe Zahl der an sich fr die verstrkte Tankholzgewinnung bentigten Arbeitskrfte zugewiesen werden.

Bauwirtschaft Die Abgabe von Arbeitskrften nach dem Ruhrgebiet ist abgeschlossen[183]. Sie erfolgte im wesentlichen durch Umsetzung von Arbeitskrften der OT-Einsatzgruppe West, deren Bedarf im Rahmen der Gesamtplanung und unter Einbeziehung dieses Schwundes nunmehr auf r[un]d 70 000 Krfte beziffert wird. Die Stellung von Krften fr die OT, namentlich fr Baustellen der Kstenbefestigungen, fhrte vielfach zu Schwierigkeiten, die auch durch die franzsischerseits angeordnete Erfassung und den Einsatz der in Frankreich lebenden Juden[184] kaum gemildert wurden.

Gewerbl.[iche] Wirtsch[a]ft. Bei der immer strker werdenden Inanspruchnahme der frz. Wirtschaft fr deutsche Interessen steigt der Bestand an ungedeckten offenen Stellen laufend (am Ende der Berichtszeit r[un]d 92 000). Daher gewinnt die Frage weiterer wirtschaftlicher Konzentrationen und damit verbundener Umsetzung von Arbeitskrften ebenso wie die Frage einer planmssigen Verstrkung des Fraueneinsatzes in Frankreich an Bedeutung[185].

Lohnpolitische u.[nd] Sozialmanahmen Die im Vorbericht erwhnte Neuregelung der Lhne im Eisen-, Metall- und Elektrogewerbe[186] hat den Lohndruck nunmehr auch in anderen Gewerbezweigen ausgelst. In einigen Teilen Sdfrankreichs kam es zu inzwischen beigelegten Streiks. Mit weiterem Ansteigen des Lohndrucks ist zu rechnen. Der Beitragssatz fr die Aufbringung der Untersttzungen fr Angehrige der in Deutschland Arbeitenden ist zu Lasten der Unternehmer mit Gesetz vom 4.6.43 von 2 auf 6% erhht worden[187]. Der Ausbau der Arbeitsschutzbestimmungen, namentlich fr weibliche Arbeitskrfte, wurde vorangetrieben.

Sozialversicherung Die im Vorbericht erwhnten Caisses Dpartementales haben ihre Aufgabe aufgenommen[188]. Die Neuregelung ist im wesentlichen eingespielt, jedoch sind Einzelheiten ber die Bewhrung des neuen Verfahrens z.[ur]Z[ei]t. noch nicht verfgbar. Immerhin lsst sich schon jetzt erkennen, dass sowohl der Vomhundertsatz der arbeitsunfhig Erkrankten wie auch der Durchschnitt der Krankheitsdauer ber
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dem Reichsdurchschnitt liegen wird. Am 15.9. ist die Vereinbarung ber die Gewhrung von Sozialversicherungsleistungen an die Familien der in Frankreich arbeitenden Arbeitskrfte aus Belgien in Kraft getreten. Die Leistungen werden durch Vermittlung der Deutschen Zentralkrankenkasse fr Belgien gewhrt. Sie haben den gleichen Umfang wie die den frz. Arbeitern zustehenden.

Betreuung d.[er] frz. Arbeitskrfte i.[m] Reich Der Ausbau des Commissariat Gnral la main-d-oeuvre franais-allemand [sic!][189] wurde gefrdert. Ihm wurde vor allem selbstndig die Regelung der Fragen berlassen, die sich aus dem Ableben von im Reich beschftigten frz. Arbeitern ergeben. Diese Flle haben sich besonders durch Feindeinwirkungen (Bombardierungen) vermehrt. Die Rentenfragen der Hinterbliebenen werden zentral vom Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] erledigt[190]. Bis zur Zahlung der Rente wird von diesem ein Vorschuss von mtl. 1000 Frs fr die Ehefrau und je 500 Frs fr die Kinder gewhrt. Fr die aus Sdfrankreich stammenden, im Reich beschftigten frz. Arbeiter wurde die einmalige Zusendung eines Paketes ermglicht. Damit soll besonders ihre Versorgung mit Winterkleidung sichergestellt werden, zumal die Verhandlungen ber Gewhrung von Anzgen und Schuhwerk zur Ergnzung der Arbeitsausrstung angesichts der allgemeinen Versorgungslage auf besondere Schwierigkeiten stossen[191].

9. Finanzwesen

Staatshaushalt 1944 Die Vorarbeiten fr den Haushaltsplan 1944 sind im Gange. Soweit es sich bis heute bersehen lsst, werden die Ausgaben und die Einnahmen ungefhr im gleichen Verhltnis steigen. Das Deckungsverhltnis zwischen Ausgaben und Einnahmen wird sich gegenber 1943 nicht wesentlich verschieben. Wegen der Erhhung der Einnahmen verhandeln z.[ur]Z[ei]t. mit dem frz. Finanzministerium sowohl der Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] als auch der Delegierte der Reichsregierung, Gesandter Hemmen. Unter den Ausgabeposten, die Beachtung und berwachung verdienen, stehen mit an erster Stelle die staatlichen Subventionen. Sofern es sich auch in Zukunft nicht vermeiden lassen sollte, Lohn- und Preiserhhungen durch staatliche Subventionen abzufangen, wird sich dies notgedrungen auf den Haushalt ungnstig auswirken. Augenblicklich sind Erwgungen und Verhandlungen im Gange wegen der Brotpreissubvention (6-7 Mrd. Frs), wegen der Subvention zur Erhhung der Bergarbeiterlhne (bisher fr Kohle r[un]d 2 Mrd. Frs; die Auswirkungen der neuen Massnahmen sind noch nicht zu bersehen) und wegen der Subvention fr Eisenpreise (r[un]d 1 Mrd. Frs).

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Tschech.[isches] u.[nd] poln.[isches] Judenvermgen Auf Grund der Verordnungen des Mil.[itr]Bef.[efehlshabers] vom 15.9.43 ist das tschechische und polnische Judenvermgen dem Deutschen Reich verfallen. Die Verordnung des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] ber das Vermgen ehemals tschechischer Juden(VOBIF S. 554)[192] knpft an eine deutsche Verordnung vom 2.11.42[193] an. Danach verliert ein protektoratsangehriger Jude die Protektoratsangehrigkeit mit der Aufgabe seines gewhnlichen Aufenthaltes im Protektorat. An den Verlust der Staatsangehrigkeit ist der Verfall des Vermgens geknpft. Das Vermgen von staatenlosen, ehemals protektoratsangehrigen oder tschechoslowakischen Juden ist dem Reich mit der Verlegung des gewhnlichen Aufenthaltes dieser Juden in das Ausland verfallen. Die Verordnung ber den Verfall des Vermgens ehemals polnischer Juden(VoblF S. 553[194]) knpft an eine deutsche Verordnung vom 27.12.42[195] an, gemss welcher das gesamte polnische Vermgen im Deutschen Reich beschlagnahmt ist. Demgemss wird jetzt das Vermgen aller Juden, die am 1.9.39 Angehrige des ehemaligen polnischen Staates waren, zu Gunsten des Deutschen Reiches eingezogen. Weitere Voraussetzungen, wie Verlust der Staatsangehrigkeit usw., sind nicht verlangt. Die gleiche Regelung gilt fr staatenlose Juden, die zuletzt Angehrige des ehemals polnischen Staates waren. Wegen der Haftung der Schulden, der Anmeldepflicht von Forderungen, der Feststellung der Voraussetzungen unter Mitwirkung des Hheren SS- und Polizeifhrers und wegen der Verwaltung und Verwertung des frheren Judenvermgens durch den Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] gelten die gleichen Bestimmungen, wie sie in der Verordnung vom 2.12.42 fr das verfallene, ehemals deutsche Judenvermgen getroffen worden sind[196], nunmehr auch fr das ehemals tschechische und ehemals polnische Judenvermgen.

Steuerl.[iche] berwachung d.[er] d[eu]tsch.[en] Untern.[ehmen] in Fr[an]kr.[eich] Auf Grund der Verordnung des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] vom 2.12.42 ber die Besteuerung deutscher Unternehmen[197] sind ber 1000 Anmeldungen eingegangen, karteimssig erfasst und fr steuerliche Zwecke ausgewertet. Viele Dienststellen haben umfangreiches Anschriftenmaterial zur Verfgung gestellt, an Hand dessen die Steuerkartei vervollstndigt wird. Betriebsprfungen bei deutschen Unternehmern in Frankreich haben mehrere Millionen RM an Mehrsteuern erbracht. Auch die ordnungsmssige Einbehaltung der Lohnsteuer wurde bei zahlreichen Dienststellen und Betrieben berwacht. Die Prfungen haben gezeigt, dass auch von deutschen Dienststellen Preise gezahlt und Verdienste zugelassen werden, die weit bersetzt sind. Dadurch fliessen den Unternehmern auf Kosten des Reiches unverhltnismssig hohe Gewinne zu, die bei der angespannten Lage des Besatzungskostenkontos nicht tragbar sind.

Untersttzung d.[er] d.[urch] Bombenangr.[iffe] betroffenen frz. Ziv.[il]Bevlkerung Durch die Zunahme der anglo-amerikanischen Bombenangriffe auf frz. Gebiet sind die vom

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Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] zur Linderung der ersten Not der betroffenen frz. Zivilbevlkerung bereitgestellten 200 Mill. Frs restlos verbraucht. Der Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] hat deshalb dem Comit Ouvrier du Secours Immdiat (COSI)[198] im September 1943 aus Mitteln der Judenbusse[199] erneut 100 Mill. Frs zur Verfgung gestellt.

Frz. Metallgeld Durch ein Gesetz vom 15.9.43 ist die deutscherseits seit langem geforderte Ausserkraftsetzung der frz. Scheidemnzen aus Aluminiumbronze (Stck zu 2 Frs, 1 Frs und 50 Cts) durchgefhrt worden[200], so dass nun die in diesen Mnzen enthalten gewesenen Buntmetallmengen an die R-Industrie abgefhrt werden knnen.

Zollkordon Seit einiger Zeit macht sich in zunehmendem Masse das Bestreben der frz. Zollverwaltung bemerkbar, den Zollkordon, vor allem an der Schweizer Grenze, aber auch in einzelnen Fllen im Kstengebiet, wiederherzustellen bzw. zu verstrken. Alle von frz. Seite gestellten Antrge, besonders wegen Verstrkung des frz. Zollpersonals im Gebiet des sog.[enannten] Gexer Zipfels[201], wurden im Einvernehmen mit den zustndigen Abwehrstellen abgelehnt. Zollabfertigungsschwierigkeiten, die sich nach der Besetzung des Gebietes S dfrankreich, vor allem an der frz. Sdgrenze, ergeben hatten, konnten im Benehmen mit der frz. Generalzolldirektion beseitigt werden.

III. Wehr- und Rstungswirtschaft Wehrwi-Dienststellen[202] Mit dem Abfall Italiens haben sich die Aufgaben des Wwi-Stabes West[203], des Wwi-O Sdfrankreich[204], der Rstungskontrollkommission und des Wehrmachtserfassungskommandos 9 auf das bisher von den Italienern bes.[etzten] sdfrz. Gebiet ostwrts der Rhne ausgedehnt. Im Zuge der Trennung der Wwi- und R-Aufgaben wurde die R-Kontrollinspektion mit dem 1.9.43 in die Rstungskontrollkommission umgebildet. Unter Umwandlung der frher bei den italienischen Dienststellen in Grenoble[205] und Avignon[206] eingesetzten Verbindungsoffiziere sind nun Rstungskontrolloffiziere in Lyon[207], Toulouse[208], Clermont-Ferrand[209], Avignon und Grenoble eingesetzt. Ferner gingen verschiedene Aufgabengebiete, die bisher von den Wwi-Dienststellen im Bereich des Wwi-Stabes zu bearbeiten waren, auf die Rstungsdienststellen ber. Die Untersttzung der Arbeiten des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] - Ia/Mil.[itr]Geo[graphie] - durch Wwi-Stab West wurde in verstrktem Umfange durchgefhrt. Hierbei werden in Verbindung mit der Mil.[itr]Verw.[altung] gleichzeitig die in den erkundeten Wwi Objekten vorhandenen Bestnde an Mangelgtern aller Art berschlglich ermittelt.

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Die Wwi-O wurden in die Kontrollttigkeit des Sonderbeauftragten der Wehrmacht fr das Pulver- und Sprengstoffwesen in Frankreich (Wwi-Stab West) eingeschaltet. Das in Sdfrankreich eingesetzte Wehrmachtserfassungskommando 9 hat bis Ende September 1943 insges.[amt] 6715 Waggons mit 85 813 t Beute- und Wwi-Gter, davon 39 075 t NE-Metalle[210], zum berwiegenden Teil aus Staatsbetrieben, abtransportiert. Von insges.[amt] erfassten 31 350 Werkzeugmaschinen wurden bis Ende Aug.[ust] 899 Stck verladen (davon 827 ins Reich fr Simonisaktion[211] und Panzerprogramm[212]). 330 Waggons mit 4660 t Industriehallen und Holzbaracken gingen teils ins Reich, teils an die Luftwaffenbauleitung in Sdfrankreich. Die Erkundung von Privatfirmen, Eisenbahnlagern, Luftwaffenbetrieben und die Nacherkundungen von Staatsbetrieben gehen planmssig weiter. Aus dem ehemaligen italienischen Kontrollgebiet ist mit einem erheblichen Anfall von Mangelgtern zu rechnen. Das im Kstengebiet des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] eingesetzte Wehrmachtserfassungskommando 3 hat 154 879 t Walzwerkserzeugnisse, 6460 t NE-Metalle und 3650 Maschinen und Motore erkundet. Mit dem Abtransport von NE-Metallen ist begonnen. Im Rahmen der Simonisaktion wurden 410 Werkzeugmaschinen abgesandt. Mit dem Abbau der fr den Einsatz im Reich bestimmten lmhle Lessieur in Kerk bei Dnkirchen[213] wurde begonnen. Im Benehmen mit dem Heereswaffenamt Paris und dem Oberfeldzeugstab West wurde die Verwendung der im ehemaligen italienischen Kontrollbereich vorgefundenen Beutepulver und -sprengstoffe fr die deutsche Rstungsfertigung in Frankreich geregelt. Die chemischen Vorprodukte aus der Beute bernimmt, soweit sie nicht vom Heereswaffenamt beansprucht werden und der frz. laufenden Fertigung dienen, der Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] Der grsste Teil der in Pont-de-Claix[214] erbeuteten Kampfstoffmunition wird verschrottet (voraussichtlicher Anfall von etwa 10 000 t Eisenschrott). Die Rstungskontrollttigkeit (DWStK[215]-Aufgaben) wurde im alten deutschen Kontrollbereich (Sdfrankreich westlich der Rhne) fortgesetzt. Die Auflsung der Stockierungs- und Blockierungs-Lager wurde weitergefhrt. Es wurden wie bisher Betriebe auf verbotene Fertigung berprft und die noch vorhandenen Lager und plombierten Betriebsmittel berwacht. Im bisher italienischen Kontrollbereich (Sdfrankreich stlich der Rhne) wurde das Aktenmaterial der Italiener zum grssten Teil sichergestellt. Mit der Erkundung der bisher italienischen Stockierungslager und der Firmen (r[un]d 800) im Gebiet stlich der Rhne ist begonnen worden. Die Weiterfertigung der von Italien in das ehemalige italienische Kontrollgebiet verlagerten Wehrmachtauftrge wurde angehalten, die daraus anfallenden Fertig- und Teilfabrikate werden stockiert. An in Frankreich ungesetzlich gehorteten Treibstoffbestnden wurden in Verbindung mit der Mil.[itr]Verw.[altung] und dem SD[216] 21 108 cbm Vergaserkraftstoff und 7 215,8 t Schmierl erfasst und, soweit Beute, den Besatzungstruppen zugeleitet, die brigen Mengen durch Mil.[itr]Bef. [ehlshaber] fr die frz. Wirtschaft verwandt. Im Benehmen mit dem Reichsminister fr Rstung und Kriegsproduktion wurde die Entscheidung des OKW herbeigefhrt, dass bei der Ausnutzung der Wehrwirtschaft der besetzten Gebiete der Sofortbedarf der kmpfenden Truppeden Vorrang hat. Erhebliche Mengen Halb- und Fertigfabrikate und eine grssere Anzahl Werkzeugmaschinen aus Beutebestnden sdfrz. Staatsbetriebe wurden den Westarmeen zugeteilt.

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Der Militrbefehlshaber in Frankreich Abt. MVZ

[Stempel: Geheim!]

Anlagen zum Lagebericht ber Verwaltung und Wirtschaft Juli/September 1943

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Anlagen-Verzeichnis

1. 2. 3.

Arbeitsbericht des Deutschen Roten Kreuzes Juli/September 1943 Verzeichnis der wichtigsten im "Journal Officiel" verffentlichten franz. Gesetze Franzsische Staatsverschuldung Verfgungen ber das Besatzungskostenkonto Brsenindexziffern der Pariser Brse

4.

Aufbringung von Lebens- und Genussmitteln fr die Wehrmacht und das Reich Stand der Kolophonium- und Terpentinllieferungen

5.

berblick ber die frhere Einfuhrabhngigkeit Frankreichs Eisenerzfrderung und Versand aus West-, Mittel- und Sdfrankreich Verteilung der Gesamtbelieferung Frankreichs mit Kali

6.

Verteilung der Gesamtbelieferung Frankreichs mit Kali (Fortsetzung) Monatsliefersoll und tatschliche Lieferungen an K20 Die Entwicklung der Produktionsverhltnisse bei den Salzsalinen ab 1.1.43

7.

Die Entwicklung der Verbrauchskontingente sowie des Nachschubs an Minerall Die Erzeugung von Eisen und Stahl in den Monaten Juni bis einschl. August 1943 Erzeugung und Versand der Giessereien

8.

Abtransporte nach Deutschland im Rahmen des Metallplans Zuteilung von Bezugscheinen zum Ankauf von Neuschuhwerk.

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Anlage 4

Aufbringung von Lebens- und Genussmitteln fr die Wehrmacht und das Reich

Warenart

1940/41 t

1941/42 t 485 000 458 000 326 000 243 000 140 004 2 000 7 700 98 065 59 415 5 918 2 797 324 hl

1942/43 t 714 454 685 775 391 482 379 007 296 395 227 266 27 3251) 12 327 106 648 270 5382) 14 971 4 944 537 hl

Brotgetreide Futtergetreide Heu Stroh Kartoffeln Fleisch Fett Kse Gemse Obst Samen und Saaten Wein + Zahlen z.T. geschtzt.

550 000+ 603 000+ 445 000+ 716 000 165 996 10 000 5 000 101 260 221 575 3 436 2 013 341 hl

1) einschl.[ielich] Kolonialle 2) einschl.[ielich] 153 000 t pfel fr Alkoholgewinnung.

Stand der Kolophonium- u.[nd] Terpentinl-Lieferungen

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Kolophinium:

Abschlussmenge Lieferungen im Berichtszeitraum sodass noch zu liefern sind

33 000 4 400 28 600

Terpentinl:

Abschlussmenge Lieferungen im Berichtszeitraum sodass noch zu liefern sind

9 000 2 900 6 100

Lagerungsschwierigkeiten im Reich liessen eine an sich mglich gewesene hhere Lieferung leider nicht zu.

[1]

Carl Heinrich von Stlpnagel. Militrverwaltung, Zentralabteilung Gruppe Z 3, Presse und Propaganda.

[2]

[3]

Eingangsstempel: V.O. d. Mil.Bef. Belgien u. Nordfr. B. Mil.Bef. Frankreich, 30. Nov. 1942 [sic! Richtig: 1943] Br.B.Nr. 3446/43 geh.; Stempelaufdruck: Geheim! [4]
[5]

Unterschrift: von Stlpnagel.

Vgl. hierzu die Verteiler zum Lagebericht November 1940 bzw. Januar/M rz 1943. Oberkommando des Heeres. Generalquartiermeister Eduard Wagner. Oberkommando der Wehrmacht.

[6]

[7]

[8]

[9]

Wehrmacht-Fhrungsstab/Quartiermeister. Wehrwirtschaftsamt im Oberkommando der Wehrmacht. Adjudantur Chef des Generalstabs des Heeres. Zentralabteilung im Generalstab des Heeres. Operationsabteilung. Organisationsabteilung. Oberkommando des Heeres, Verwaltungsamt. Chef des Heeres-Nachrichtenwesens.

[10]

[11]

[12]

[13]

[14]

[15]

[16]

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[17]

Chef der Heeresrstung und Befehlshaber des Ersatzheeres Friedrich Fromm. Walter Scherff. Amt Ausland-Abwehr. Abteilung Kriegsgefangene. Generalstab [vormals Kommandostab] einschlielich Propaganda-Abteilung Frankreich. Militrverwaltung.

[18]

[19]

[20]

[21]

[22]

General Erwin Vierow, Befehlshaber im Bezirk Nordwestfrankreich, vormals Milit rverwaltungsbezirk A. Er hatte Generalleutnant von der Lippe am 1.7.1943 abgel st.
[23]

Erwin Vierow (1890-?). General der Infanterie. 1910 Leutnant. 1914/18 Kriegsteilnahme. Reichswehr. 1939 Chef des Generalstabs des XI. Armeekorps im Polenfeldzug, anschlie end Kommandeur der 96. Infanteriedivision am Westwall. 1940 Kommandeur der 9. Infanteriedivision im Frankreichfeldzug. 1941 Kommandierender General des LV. Armeekorps an der Ostfront. 1943 mit der Fhrung des XX. Armeekorps an der Ostfront beauftragt. 1.7.1943 Befehlshaber im Bezirk Nordwestfrankreich. Sommer 1944 Kommandierender General des Generalkommandos Somme, September 1944 in westalliierte Kriegsgefangenschaft
[24]

Generalleutnant Kurt Feldt, Befehlshaber im Bezirk S dwestfrankreich, vormals Militrverwaltungsbezirk B. Generalmajor Wilhelm Hederich, Befehlshaber im Bezirk Nordostfrankreich, vormals Militrverwaltungsbezirk C. Kommandant von Gross-Paris Hans Freiherr von Boineburg-Lengsfeld. Feldkommandanturen. Hherer SS- und Polizeifhrer im Bereich des Militrbefehlshabers Frankreich Carl-Albrecht Oberg. Wehrwirtschaftsstab West. Rstungs- und Beschaffungsstab Frankreich. Hherer Nachrichtenfhrer Frankreich Friedrich Kersten. Oberquartiermeister West Josef Windisch. Hauptverkehrsdirektion Paris. Oberbefehlshaber West Gerd von Rundstedt. Waffenstillstandskommission. Kommandierender Admiral Frankreich, vgl. hierzu den Hinweis zum Verteiler des Lageberichts Oktober/Dezember 1942. Luftgaukommando Westfrankreich. Militrbefehlshaber in Belgien und Nordfrankreich Alexander von Falkenhausen. Handschriftliche Einfgung.

[25]

[26]

[27]

[28]

[29]

[30]

[31]

[32]

[33]

[34]

[35]

[36]

[37]

[38]

[39]

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[40]

Friedrich-Carl Hanesse. Richtig: Stuckart.

[41]

Martin Bormann (1900-1945). Reichsleiter. 1924 wegen Beteiligung an einem Fememord zu einem Jahr Gefngnis verurteilt. 1925 Mitglied der NSDAP. 1927 Gaupropagandaleiter in Th ringen. 1933 Stabsleiter des Stellvertreters des Fhrers, Rudolf Hess. Oktober 1933 Reichsleiter. 1938 Mitglied von Hitlers Persnlichem Stab. 1941 Reichsminister und Leiter der Parteikanzlei. 1943 Ernennung zum "Sekretr des Fhrers". 1945 von Hitler testamentarisch zum Parteiminister in der Regierung Dnitz bestimmt, begeht Bormann am 2. Mai 1945 auf der Flucht aus der Reichskanzlei in Berlin Selbstmord.
[42] [43]

Dr. Gerhard Klopfer (1905-1987). Jurist und Beamter. 1933 Eintritt in die NSDAP, 1935 in die SS. 1939 Ministerialdirigent, 1941 Ministerialdirektor, 1942 Staatssekretr in der Parteikanzlei. Nach dem Krieg T tigkeit als Bergmann und Schreiner, dann erneute Zulassung als Anwalt.
[44]

Eingangsstempel: V.O. d. Mil.Bef. Belgien u. Nordfr. B. Mil.Bef. Frankreich, 30. Nov. 1942 [sic! Richtig: 1943] Br.B.Nr. 3446/43 geh.; Stempelaufdruck: Geheim!
[45]

Vgl. hierzu den Lagebericht April/Juni 1943, I. Zur Verpflichtung der Studenten zum Arbeitseinsatz in Deutschland vgl. den Lagebericht April/Juni 1943, I 2. Vgl. dazu auch den Lagebericht Oktober/Dezember 1943, I 2.

[46]

[47]

Vgl. Journal Officiel vom 15. April 1943, S. 1033f.: Dcret n 921 du 12 avril 1943 relatif l'interdiction de certains livres scolaires. Mit der berwachung des Gesetzes wurden beauftragt: M. Cholley (Literaturprofessor in Paris), M. Charmet (Lehrer am Lyce Henri IV), M. Echochard (Lehrer am Lyce Pasteur in Neuilly-sur-Seine). Zur Kontrolle der Lehrmittel fr die Elementarstufe wurden eingesetzt: Mme tienne (Lehrerin am Lyce Fnelon) sowie M. Charmet, vgl. Journal Officiel vom 14. August 1943, S. 2137: Commission charge d'interdire certains livres scolaires. Als Grundlage des Verbots diente das Dekret vom August 1940, vgl. Journal Officiel vom 23. August 1940, S. 4761: Dcret relatif l'tablissement des livres autoriss dans les coles primaires.
[48]

Nach ihrer Stationierung in Grobritannien im Sommer 1942 hatte die 8. amerikanische Luftflotte zun chst nur vereinzelt Angriffe gegen Ziele in Frankreich geflogen. Das Ende der K mpfe in Nordafrika erffnete die Mglichkeit, auch die dortigen Flughfen zu nutzen. Amerikanische und zum Teil auch britische Bomberverbnde waren nun nicht mehr gezwungen, nach einem Einsatz nach Gro britannien zurckzukehren. Statt die im Westen des Reiches konzentrierte Luftverteidigung erneut berwinden zu mssen, flogen sie nach Nordafrika weiter, von wo sie nach Landung und Versorgung auf dem Rckflug zu einem weiteren Angriff auf Ziele im Reich, Italien, dem Balkan und in Frankreich starteten. Zu den Auswirkungen auf die Bevlkerung s. Dominique VEILLON, Vivre et survivre en France 1939-1947, Paris 1995, S. 265-272.
[49] [50]

Departement Loire-Infrieure. Departement Ille-et-Vilaine. Departement Calvados. Departement Indre-et-Loire. Departement Haute-Garonne.

[51]

[52]

[53]

[54]

Nantes wurde am 16. und 23. September 1943 von amerikanischen Bomberverb nden angegriffen. Zum Ausma der Zerstrungen s. die Abbildungen in: Frank CHANTEPIE, Nantes et la Loire-Infrieure dans la guerre 1940-1944. La vie quotidienne sous l'occupation, Le Coteau 1987, S. 41-59.
[55]

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[56]

Am 3. September 1943 hatte die italienische Regierung unter General Badoglio in Cassibile auf Sizilien mit den Alliierten ein geheimes Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet. Nach der Bekanntgabe des Abkommens durch den Oberbefehlshaber der Alliierten Streitkrfte in Europa, General Dwight D. Eisenhower (1890-1969) am Nachmittag des 8. September 1943, liefen im Gegenzug die deutschen Manahmen zur Besetzung des Landes ("Fall Achse") an. Pietro Badoglio (1871-1956). Italienischer Marschall und Politiker. 1896 Kampfeinsatz in Afrika, 1911/12 in Libyen, 1916 General, 1919-1921 Generalstabschef, 1924 Einsatz in Brasilien, 1928-1933 Gouverneur von Libyen, 1935 Oberbefehlshaber in Abessinien, 1936/37 Vizeknig, Vizegouverneur von Italienisch-Ostafrika, Marchese von Sabotino und Herzog von Addis Abeba, im Zweiten Weltkrieg Generalstabschef, November 1940 R cktritt, Auftrag zur Regierungsbildung nach Sturz Mussolinis, 13. Oktober 1943 Kriegserklrung an Deutschland, Juni 1944 Rcktritt, 1947 Ausschlu aus dem Senat wegen Teilnahme am Faschismus, 1948 rehabilitiert.
[57]

Generalleutnant Heinrich Niehoff. Departement Rhne.

[58]

Zu dieser Ausstellung, die im August 1943 in den Archives nationales durchgef hrt wurde, vgl. unter anderem die Erinnerungen des damaligen Chefs der deutschen Archivschutzkommission in: Inventar von Quellen zur deutschen Geschichte in Pariser Archiven und Bibliotheken, bearbeitet von einer Arbeitsgruppe unter Leitung von Georg SCHNATH, hg. von Wolfgang Hans STEIN, Koblenz 1986, S. XXI.
[59] [60]

Departement Calvados. Departement Bouches-du-Rhne. Vgl. den Lagebericht April/Juni 1943, I 2.

[61]

[62]

Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 25 vom 27. Mrz 1941, S. 199-200: Zweite Verordnung ber die Erhaltung von Kunstschtzen im besetzten Gebiete Frankreichs. Vom 3. Mrz 1941.
[63] [64]

Departement Bouches-du-Rhne. Zum Kauf der Fahrzeuge vgl. den Lagebericht April/Juni 1943, I 3. Nahverkehrsbevollmchtigte. Nationalsozialistisches Kraftfahrkorps.

[65]

[66]

[67]

Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 85 vom 29. Mrz 1943, S. 478-479: Verordnung ber Kraftfahrzeug-Abrechnung und -Betreuung. Vom 19. Mrz 1943.
[68] [69]

Organisation Todt.

Im Reichsgesetzblatt findet sich kein Hinweis auf eine Neufassung des Wehrmachttarifes ab dem 1.10.1943; am 30. Mrz 1943 wurde jedoch ein Gesetz zur Ergnzung des Reichsbesoldungsrechts und des Reisekostenrechts ver ffentlicht, vgl. Reichsgesetzblatt, Teil I, Nr. 38 vom 12. April 1943, S. 189ff.: Reichsbesoldungsverordnung C (Soldaten der Wehrmacht), Anlage 3, nderung 30.3.1943: Art. I 1 Nr. VI.
[70] [71]

Personenkraftwagen.

Polizeiliches Kfz-Kennzeichen im Bereich des Milit rbefehlshabers Frankreich fr nicht wehrmachteigene Fahrzeuge bei deutschen Behrden.
[72]

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Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 88 vom 20. April 1943, S. 516: Zweite Verordnung ber die Benutzung von Kraftfahrzeugen mit reichsdeutschen amtlichen Kennzeichen. Vom 13. Januar 1943.
[73] [74]

Heeres-Kraftfahrpark-Werksttten. Mobilmachungs-Vorbereitungen. bezeichnete die wichtigsten

[75]

Durchgangsstraennetz (auch A-Straennetz genannt). Das B-Straennetz Querverbindungsstraen der militrisch bedeutsamen Durchgangsstraen.
[76] [77]

Generalfeldmarschall Gerd von Rundstedt. Generalbevollmchtigter fr die Regelung der Bauwirtschaft, Albert Speer.

[78]

[79]

Eventuell Erich Stud (1888-?). Generalleutnant. 1908 Leutnant. 1914/18 Kriegsteilnahme. Reichswehr. 1939 Chef Amtsgruppe Industrielle Rstung im OKH. 1942 Inspekteur einer Rstungskontrollinspektion. Februar 1943 Kommandierung zum Reichsministerium fr Bewaffnung und Munition. Mai 1943 bis Oktober 1944 Chef des R stungsund Beschaffungsstabes Frankreich.
[80]

Erwin Vierow. Wilhelm Hederich. Name nicht ermittelt.

[81]

[82]

Nachdem General Eisenhower am Nachmittag des 8. September 1943 den Abschlu eines Waffenstillstandes der Alliierten mit Italien verkndet hatte, liefen die seit Wochen vorbereiteten deutschen Gegenma nahmen ("Fall Achse") an. Die italienische Armee wurde berall entwaffnet und gefangengenommen, z.T. auch entlassen. Rom wurde von deutschen Truppen besetzt. In Sdfrankreich rckte die 19. Armee in die seit dem November 1942 bis zur Rhne erweiterte italienisch besetzte Zone ein.
[83] [84]

Nhere Einzelheiten nicht ermittelt.

In der Nacht vom 13. zum 14. September 1943 waren Frei-Franzsische Truppen auf der Insel gelandet. Am 5. Oktober rumten die letzten deutschen Truppen die Insel, am 8. Oktober 1943 traf General de Gaulle in Ajaccio ein.
[85]

Nach der Flucht des Generals Lattre de Tassigny aus dem Gef ngnis in Riom (Departement Puy-de-Dme) am 3. September 1943 wurden alle in der ehemaligen besetzten Zone wegen kommunistischer, terroristischer, anarchistischer oder subversiver Delikte verurteilten Gefangenen in den Haftanstalten La Petite Roquette (Paris) und Rennes (Ille-et-Vilaine) - wo vor allem die Frauen inhaftiert waren - zusammengefasst.
[86]

Am 26. Oktober 1943 ordnete Ren Bousquet an, alle wegen politischer Vergehen verurteilten Hftlinge in der Sdzone - analog zu den Manahmen in der ehemals besetzten Zone im Norden - in der Haftanstalt von Eysses bei Villeneuve-sur-Lot (Departement Lot-et-Garonne) und alle Angeklagten in den Gef ngnissen von Chlons-sur-Marne (Marne), Blois (Loireet-Cher) bzw. La Sant in Paris zusammenzulegen.
[87] [88]

Name nicht ermittelt.

Georges Casimir Hilaire (1900-1976). Freund und politischer Mitstreiter Lavals. 1942 secrtaire gnral l'Administration au ministre de l'Intrieur. Seit Mai 1942 von Reinhard Heydrich beauftragt, die Einfhrung des RSHA im besetzten Gebiet zu erleichtern. 1944 Secr taire gnrale aux Beaux-Arts. 1947 von der Haute Cour zu 5 Jahren Gefngnis verurteilt.
[89] [90]

Anlage nicht aufgenommen. Die Verfgungen ber das Besatzungskostenkonto betrugen in RM:

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Bar RKK Paris Bar RKK briges Frankreich berweisungen der Wehrmacht Von Bank v.[on] Frankreich eingel.[ste] Scheine u.[nd] Mnzen Von Bank v.[on] Frankreich eingel.[ste] Reichsmnzen Eingel.[ste] Empfangsbescheinigungen Von Bank v.[on] Frankreich den evak.[uierten]

6 107 058 000,-5 969 502 000,-3 768 561 013,95 2 024 167 799,80 5 443 475,44 69 606 546,48

901 846,-Els.[ssern] und Lothr.[ingern] umgetauschte RM Sonstige Virements fr auf RKK gezogene Schecks 4 076 106 487,64 22 021 347 169,31

[91]

Departement Bouches-du-Rhne. Vgl. dazu unten Anlage 4.

[92]

Vgl. Journal Officiel vom 13. August 1943, S. 2123-2124: Arrt du 3 aot 1943 relatif l'acclration de la manutention des wagons complets.
[93] [94]

Wirtschafts-Transporte. Name nicht ermittelt. Gter, die fr den Transport mit Offenen Gterwagen geeignet sind. Gter, die fr den Transport mit Rungen-Wagen geeignet sind. Allgemeine Wirtschaftstransportgter. Richtig: Montceau-les-Mines, Departement Sane-et-Loire. Departement Seine-Infrieure. Hermann Gring.

[95]

[96]

[97]

[98]

[99]

[100]

[101]

Vgl. Verordnungsblatt fr die besetzten franzsischen Gebiete Nr. 1 vom 4. Juli 1940, S. 33-35: Verordnung betreffend das feindliche Vermgen in den besetzten Gebieten der Niederlande, Belgiens, Luxemburgs und Frankreichs (Feindvermgens-Verordnung), 23. Mai 1940.
[102] [103]

Anlage nicht aufgenommen. Demnach belief sich die F rderung bei Eisenerz in t

Westfrankreich

Frderung

Versand

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Juli August September

118 764 t 107 470 94 728

120 746 99 803 105 530

Mittel- und Sdfrankreich phosphorarme, manganhaltige Eisenerze Juli August September 12 627 13 000 12 700

[104]

Departement Isre. Anlagen nicht aufgenommen

[105]

[106]

Nach der Landung der Alliierten in Nordafrika am 7. November und der Unterzeichnung des Abkommens in Algier zwischen dem amerikanischen General Clark und Admiral Darlan vom 22. November 1942 hatten sich als letzte der groen franzsischen berseeischen Besitzungen Franzsisch Westafrika (23.11.1942) und die Insel La Runion (30.11.1942) von der Regierung in Vichy losgesagt.
[107]

Anlage nicht aufgenommen. Die Verbrauchskontingente und der Nachschub an Mineral l entwickelten sich wie folgt: 3. Qu.41 3. Qu. 42 45 100 15 000 3 Qu. 43 27 250 7 500 Rckgang 40% 50%

Vergaserkraftstoff Benzin, Benzol, Alkohol

Verbrauchskontingente Einfuhr

83 110 31 600

Dieselkraftstoff

Verbrauchskontingente Einfuhr

83 230 33 550

20 275 14 000

17 360 12 000

15% 14%

Heizl

Verbrauchskontingente Einfuhr

40 960 24 700

11 000 7 500

4 345 -

60%

Schmierl

Verbrauchskontingente die Kontingente sind gedeckt durch Nachschub

26 200

20 200

24 000

10 000

13 000

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Bestand Produktion

23 900 2 300

7 400 2 800

5 800 5 200

Am 1. August 1943 griffen amerikanische Bomber der 9. USAAF das rum nische Erdlgebiet von Ploesti an. Aufgrund der geringen Wirkung und der hohen eigenen Verluste erfolgte der nchste Angriff erst am 5.4.1944.
[108] [109]

Rstungs- und Vorzugsbetriebe.

[110]

Anlage nicht aufgenommen. Demnach wurden von Juni bis August 1943 insgesamt in Frankreich produziert (in Klammern die Vergleichszahlen fr Mrz bis April 1943): Giesserei- Roheisen 71 006 t (83 549 t); Rohstahl 418 237 t (416 920 t), Walzwerkserzeugnisse 311 649 t (325 589 t).
[111]

Oberfeldkommandantur 670 (Lille). Anlage nicht aufgenommen. Name nicht ermittelt. Richtig: Batignolles. Gemeint ist hier offenkundig der Gterbahnhof im Norden von Paris. Departement Loire-Infrieure. Richtig: Caille, Departement Alpes-Maritimes. Departement Nord. Jean Bichelonne. Durch den Verlust Nordafrikas standen Frankreich nur noch die Naturkautschuk-Produktion in Indochina zur Verfgung.

[112]

[113]

[114]

[115]

[116]

[117]

[118]

[119]

[120]

Der Transport von Japan nach Frankreich, der bislang von deutschen Frachtschiffen als Blockadebrecher sichergestellt worden war, sollte nach deren weitgehender Vernichtung im Jahre 1942 k nftig durch U-Boote sichergestellt werden. Neben dem Bau grerer, eigens fr diesen Zweck ausgelegter Boote, sollten hierbei zun chst die in den franzsischen Hfen nach der Kapitulation beschlagnahmten italienischen U-Boote als UIT-Boote (Untersee-Italien-Transport) verwendet werden.
[121]

Nhere Einzelheiten nicht ermittelt.

Vgl. hierzu den Ttigkeitsbericht der Abt. Gewerbliche Wirtschaft (Wi II K 1) Lederwirtschaft, BA-MA (Freiburg) RW 35/261.
[122] [123]

Anlage nicht aufgenommen.

[124]

Zu den Augaben des Service des Constructions Provisoires, den die Vichy-Regierung per Gesetz vom 12.7.1941 eingerichtet hatte, gehrte: "La fabrication, la mise en place et l'entretien des b timents provisoires destins soit l'habitation, soit au commerce, soit la petite industrie ou l'agriculture, soit l'installation temporaire des services publics, ainsi que les travaux de visibilit indispensables." Vgl. Journal Officiel vom 16. August 1941, S, 343f.: N 3089 Loi du 12 juillet 1941 relative la construction, l'implantation et l'amnagement d'abris provisoires. Vgl. hierzu Journal Officiel vom 25. Juni 1943, S. 1738-1740: Dcret n 1618 du 21 juin 1943 portant cration d'un comit gnral d'organisation industries et commerces de la rcupration des dchets et vieilles matires. Die Sammlung von Tierabfllen fiel in die Zustndigkeit des Comit "matires diverses".
[125]

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[126]

Landwirtschaftsfhrer.

Vgl. hierzu auch Journal Officiel vom 15. September 1943, S. 2439f.: Dcret n 2513 du 13 septembre 1943 portant cration d'un comit consultatif de l'levage.
[127] [128]

Kurt Feldt.

Die deutsche Militrverwaltung hatte die "Reichsland-GmbH", die aus der "Ostdeutsche Landbewirtschaftungs-GmbH" (Ostland) hervorgegangen war, mit dem Ziel eingerichtet, die franz sischen Gter und Landwirtschaftsbetriebe besser zu bewirtschaften und zu verwalten, wobei sie z.T. Saatgut, Maschinen und Pferde stellte. Die Reichsland GmbH unterstand der Aufsicht der Abteilung Ernhrung und Landwirtschaft des Militrbefehlshabers und war in Wirtschaftsoberleitungen aufgeteilt. Zu ihrer Aufgabe gehrte die Untersttzung der deutschen Landwirtschaft durch Sonderlieferungen oder durch die Verlegung von Viehherden in das Nordostgebiet. Ferner wies sie die franz sischen Bauern zu rationelleren Anbaumethoden an und schuf daher Beispielbetriebe unter franzsischer Leitung.
[129]

Vgl. Journal Officiel vom 5. September 1943, S. 2341: Loi n 479 du 20 aot 1943 rprimant la destruction des rcoltes ou du matriel de battage.
[130] [131]

Zur Entwicklung der Lebensmittelrationen im August, September und Oktober vgl. Journal Officiel vom 25. Juli 1943, S. 1970-1972: Arrt du 12 juillet 1943 relatif au taux des rations pour le mois d'ao t 1943 sowie vom 27. August 1943, S. 2258-2259: Arrt du 23 aot relatif au taux des rations pour le mois de septembre 1943 und vom 26. September 1943, S. 2535-2537: Arrt du 24 septembre 1943 relatif au taux des rations pour le mois d'octobre 1943.
[132]

Vgl. hierzu auch den Lagebericht Oktober/Dezember 1943, II 3, Versorgung.

Vgl. Journal Officiel vom 29. Oktober 1943, S. 2797: Arrt du 10 octobre 1943 relatif la fixation du taux d'extraction des farines de bl et de seigle.
[133] [134]

Es handelte sich um spezielle Zulagen fr Arbeiter mit einer Schichtdauer von 10 und mehr Stunden pro Tag.

Vgl. Betr.: Verpflegung der im deutschen Interesse ttigen franzsischen Arbeiter in Frankreich, Schreiben Wi III/2 Az.342/0 des MBF vom 2.10.1943, BA-MA (Freiburg). RW 35/755.
[135] [136]

Im Juli 1943 wurden die Fleischrationen von 120g auf 90g pro Woche gesenkt. Vgl. Journal Officiel vom 23. Juni 1943, S. 1711: Arrt du 18 juin 1943 relatif aux taux des rations pour le mois de juillet 1943.
[137]

Nhere Einzelheiten nicht ermittelt.

Durch die zunehmende Luftberwachung in der Biscaya wurde das ungehinderte Auslaufen von Hochseefischkuttern zunehmend erschwert, im Kstenbereich wiederum brachte das Ausbringen von immer neuen Minenfeldern im Zuge der Vorbereitungen zur Abwehr einer alliierten Landung die Fischerei langsam zum Erliegen.
[138] [139]

Departement Ardennes. Demarkationslinie. Departement Vienne. Departement Deux-Svres. Kriegsgefangene. Departement Gironde.

[140]

[141]

[142]

[143]

[144]

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[145]

Festmeter. FK 669 (Dijon), Departement Cte-d'Or. FK 661 (Vesoul), Departement Haute-Sane. Departement Landes. Funkmesssysteme war die deutsche Bezeichnung fr Radargerte.

[146]

[147]

[148]

[149]

Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 95 vom 5. August 1943, S. 546-548: Erste Verordnung zur Regelung der Beschaffung von Unterkunftsgerten fr deutsche Bedarfstrger. Vom 27. Juli 1943.
[150] [151]

Vgl. unten Anlage 4. Monatlich.

[152]

Vgl. Journal Officiel vom 8. August 1943, S. 2080f.: Loi n 401 du 3 aot 1943 relative la vente et la circulation des eaux-de-vie de Cognac et d'Armagnac sowie Journal Officiel vom 22. August 1943, S. 2216: Arrt du 29 juillet 1943 rglementant la vente des produits de ppicires, de vignes, d'arbres et arbustes. Vgl. auch Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 30 vom 20. April 1941, S. 245: Verordnung ber den Verkehr mit bezugsbeschrnkten Lebens-, Genu- und Futtermitteln. Vom 9. April 1941.
[153] [154]

Vgl. den Lagebericht April/Juni 1943, II 5. Elmar Michel.

[155]

Vgl. Journal Officiel Nr. 193 vom 13. August 1942, S. 2782: Arrt du 30 juin 1942 relatif aux prohibitions de sortie et aux engagements de non-rexportation et tableaux annexs.
[156]

Anlage nicht aufgenommen. Whrend Frankreich 1938 Waren im Gegenwert von 45 981 163 000,- Frs. einfhrt und fr 30 585 730 000,- Frs. ausfhrte, betrugen die Vergleichszahlen 1943 bei den Einfuhren: 9 663 382 000,- Frs. und bei den Ausfuhren 22 833 861 000,- Frs.
[157]

Vgl. hierzu sowie im folgenden auch die Lageberichte Januar/M rz 1943, II 5 bzw. April/Juni 1943, II 5. Der Vertrag mit Schweden wurde schlielich am 26.11.1943 verlngert. Mit der Schweiz wurde am 1.7.1943 ein Vertrag geschlossen.
[158] [159]

Frankreich hatte am 1. Juli 1943 mit der Schweiz einen neuen Vertrag ber den Auswrtigen Warenverkehr geschlossen. Mit Ungarn schlo Frankreich am 31.10.1943 einen neuen Vertrag ber den Auswrtigen Warenverkehr.

[160]

Mit Rumnien hatte Frankreich bereits am 4.3.1943 einen neuen Vertrag ber den auswrtigen Warenverkehr geschlossen.
[161] [162]

Name nicht ermittelt.

[163]

Unter Hinweis auf die Entwertung des Franc und die damit einher gehenden Preissteigerungen hatte der Leiter der Handelspolitischen Abteilung des Auswrtigen Amtes unmittelbar nach der Besetzung Sdfrankreichs eine Erhhung der Besatzungskosten gefordert, vgl. die Aufzeichnung Wiehl vom 24.11.1942, abgedruckt in Ludwig NESTLER (Hg.), Die faschistische Okkupationspolitik in Frankreich, Berlin 1990, Dok. 145, S. 239. Mit Wirkung vom 1.1.1943 wurde Frankreich daraufhin zu tglichen Zahlungen in Hhe von 25 statt wie bisher 15 Mill. RM verpflichtet. Zu den finanziellen Auswirkungen auf den franzsischen Staatshaushalt vgl. die warnende Stellungnahme der Deutschen Bank vom 13.9.1943, ebenda, Dok. 189, S. 280.

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Emil Wiehl (1886-1960). Diplomat. 1919 Staatsanwalt in Konstanz. 1920 bernahme in den Auswrtigen Dienst. 1921 Legationssekretr in London, 1925 in Washington. 1927 Generalkonsul in San Francisco. 1929 Vortragender Legationsrat im Auswrtigen Amt. 1937-1944 Ministerialdirektor und Leiter der Handelspolitischen Abteilung.
[164]

Anlage 3 nicht aufgenommen. Die Verschuldung entwickelte sich wie folgt: 31.12.42 31.3.43 30.6.43 31.7.43 31.8.43

Art der Schulden:

Dette Perpetuelle Dette long terme amortisable Dette remboursable par annuits Dette moyen et court terme Dette envers les banques d'mission

44 302 243 097

44 301 259 330

44 301 268 674

44 301 268 505

44 301 278 300

62 784

62 371

66 237

66 202

66 173

421 065

437 192

463 093

472 889

478 750

293 431

318 129

346 548

354 104

363 581

1 066 679

1 121 323

1 188 853

1 206 001

1 231 105

Departement Puy-de-Dme. 1940 hatte die Banque de France nach der Besetzung von Paris ihren Sitz in die N he der Regierung in Vichy verlegt.
[165]

Zu den Sitzungen vgl. die Serie der Procs-verbaux des sances du conseil gnral (PVCG) in den Archives de la Banque de France (ABDF).
[166]

Vgl. Journal Officiel vom 21. August 1943, S. 2206: Loi n 463 du 14 aot 1943 relative au rle de la Banque nationale franaise du commerce extrieur en matire d'assurance-crdit.
[167] [168]

Anlage nicht aufgenommen. Pierre Cathala.

[169]

Vgl. Journal Officiel vom 17. September 1943, S. 2453: Loi n 446 du 20 juillet 1943 relative la liquidation des oprations au comptant demeures en suspens dans les bourses de valeurs parquet.
[170] [171]

Nhere Einzelheiten nicht ermittelt. Nhere Einzelheiten nicht ermittelt. Vgl. den Lagebericht April/Juni 1943, II 7. Zur Kohlepreiserhhung vom 16.2.1943 vgl. den Lagebericht Januar/Mrz 1943, II 7.

[172]

[173]

[174]

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Die deutschen Dienststellen hatten von Beginn der Besatzung an versucht, auch ber den Schwarzmarkt Mangelgter aus Frankreich zu beziehen, wobei sie sich der von Frankreich im Rahmen der Besatzungskosten zur Verfgung gestellten Geldmittel bedienten. Mit Erla vom 13. Juni 1942 hatte Gring seinen Vertrauten, Oberst a.D. Veltjens damit beauftragt, mit der Einrichtung einer eigenen berwachungsstelle (WA) die deutschen Schwarzmarktgeschfte in Frankreich zu koordinieren, um gegenseitige Preissteigerungen zu vermeiden. Seit dem 1. M rz 1943 waren deutschen Staatsangehrigen Schwarzmarktgeschfte auerhalb dieses Rahmens streng verboten (vgl. Hans UMBREIT, Der Militrbefehlshaber in Frankreich, Boppard 1968, S. 292-294). Als die Vichy-Regierung die stndigen deutschen Forderungen nach Erhhung der Lieferkontingente zum Anla nahm, auf einen vlligen Verzicht zu drngen, stimmte die Vierjahresplanbehrde schlielich per Erla vom 17.3.1943 (betr. Lebensmittelmarkt) bzw. 2.4.1943 (betr. bewirtschaftete Rohstoffe und Fertigwaren) der schrittweisen Einstellung der Schwarzmarktgesch fte zu, vgl. hierzu die entsprechende Anweisung des Militrbefehlshabers in Belgien und Nordfrankreich MVCh-Wi Abt./Leit.Int. vom 19.6.1943, BA-MA (Freiburg) 826.
[175]

Am 6. August 1943 forderte Sauckel im Rahmen einer Besprechung in Paris von Laval weitere 500 000 franzsische Arbeitskrfte fr den "Reichseinsatz" (Dritte Sauckelaktion). Dar ber hinaus sollten in Frankreich eine Million Arbeitskrfte vom zivilen in den Rstungssektor umgesetzt werden. Neben einer Ausweitung der Arbeitsdienstpflicht auf ltere und jngere Jahrgnge sollten nun vor allem auch Frauen (450 000) in die Manahmen einbezogen werden. In ber sechsstndigen Verhandlungen weigerte sich Laval jedoch, als Regierungschef deren Bereitstellung bis zum Jahresende zuzusagen, vgl. dazu den Vermerk von Sonderfhrer Eisler ber eine Besprechung in den Rumen der Deutschen Botschaft am 6.8.1943, AN AJ 40/846 sowie das Schreiben Sauckels an Hitler vom 13.8.1943, IMT, Bd. XXVI, Dok. PS-556, S. 158.
[176] [177]

Julius Ritter, Beauftragter des Generalbevollmchtigten fr den Arbeitseinsatz in Frankreich. Richtig: 18.8.1943.

[178]

Vgl. Journal Officiel vom 20. August 1943, S. 2197f.: Loi n 476 du 18 aot 1943 crant un commissaire gnral interministriel charg temporairement de la rpartition et de l'affectation de la main-d'oeuvre.
[179] [180]

Das CIMO, an dessen Spitze weiterhin Robert Weinmann stand, arbeitete nach Weisungen eines gleichzeitig eingesetzten interministeriellen Komitees fr den Einsatz von Arbeitskrften, dem die Minister fr Wirtschaft und Finanzen, Erziehung, Arbeit, Industrieproduktion und Landwirtschaft angehrten. Seine Aufgabe bestand vor allem in der Beilegung der zwischen den Dienststellen des Arbeits- und Produktionsministeriums entstandenen Kompetenzkonflikte. Vgl. Journal Officiel vom 21. August 1943, S. 2206: Dcret n 2389 du 18 aot 1943 portant institution d'une commission rgional interministerielle de la main-d'oeuvre.
[181] [182]

Geburtsjahrgang 1922. Vgl. dazu den Lagebericht April/Juni 1943, II 8.

[183]

Der Generalbevollmchtigten fr den Arbeitseinsatz beim MBF hatte am 1. Juni 1943 vorgeschlagen, "den ansteigenden Krftebedarf der OT durch den geschlossenen Einsatz von Juden, Schwarzh ndlern und Indochinesen zu gewhrleisten." In Verhandlungen mit dem MBF erklrte sich die franzsische Regierung in Vichy daraufhin bereit, "allen Juden in Frankreich, die 1927 und spter eingebrgert worden waren, die franzsische Staatsangehrigkeit abzuerkennen und die bernahme dieser staatenlos gewordenen Juden durch die OT in die Wege zu leiten. Auf diese Weise kamen rund 10 000 franzsische Juden als Zwangsarbeiter in die bewachten Lager der OT." Vgl. dazu Schreiben des GBA an den MBF vom 1.6.1943, BA R 50 I/308 Bl. 105 sowie Besprechungsnotiz vom 27.6.1943, Institut fr Zeitgeschichte NG 5172. Zitate hier nach Franz W. SEIDLER, die Organisation Todt. Bauen fr Staat und Wehrmacht 1938_1945, Koblenz 1987, S. 142
[184]

Der Generalbevollmchtigte fr den Arbeitseinsatz, Fritz Sauckel, hatte in einem Gespr ch mit Laval am 6. August 1943 den verstrkten Arbeitseinsatz von Frauen - der Beauftragte des GBA in Frankreich, Ritter, nannte eine Zahl von 450 000 - mit den Worten gefordert: "Die franzsischen Frauen mssen mehr als bisher zur Arbeit herangezogen werden, nachdem im Reich seit Januar 1943 auch Mtter von 2 Kindern in R-Betrieben arbeiten." Vgl. AN, AJ 40/846: Vermerk von Sonderfhrer Eisler ber eine Besprechung in den Rumen der Deutschen Botschaft Paris am 6. August 1943.
[185]

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[186]

Vgl. den Lagebericht April/Juni 1943, II 7, Preisregelung. Vgl. den Artikel "Les assurances protgent les ouvriers et leurs familles", in der Pariser Zeitung vom 27. Juli 1943, S. 5. Vgl. den Lagebericht April/Juni 1943, II 8, Sozialversicherung.

[187]

[188]

Richtig: Commissariat Gnral la Main d'uvre Franaise en Allemagne. Zur Einrichtung vgl. den Lagebericht April/Juni 1943, II 8, Betreuung der franzsischen Arbeiter im Reich.
[189] [190]

Unterlagen hierzu s. BA-MA (Freiburg) RW 35/1407 und RW 35/1408 sowie RW 35/1411.

Da das Gebiet sdlich der ehemaligen Demarkationslinie formal nicht zum besetzten Teil des Landes z hlte und daher auch nicht dem Militrbefehlshaber in Paris, sondern dem Kommandanten des Heeresgebietes in S dfrankreich unterstand, galten dort fr Brief- und Paketsendungen gesonderte Bestimmungen.
[191]

Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 97 vom 27. September 1943, S. 554-555: Verordnung ber den Verfall des Vermgens von Juden, die Angehrige des Protektorats Bhmen und Mhren waren, zugunsten des Grossdeutschen Reichs. Vom 15. September 1943.
[192]

Vgl. Reichsgesetzblatt vom 11. November 1942, Nr. 114, Teil 1, S. 637-638: Verordnung ber den Verlust der Protektoratsangehrigkeit. Vom 2. November 1942.
[193]

Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 97 vom 27. September 1943, S. 553-554: Verordnung ber den Verfall des Vermgens von Juden, die Angehrige des ehemaligen Polnischen Staates waren, zugunsten des Grossdeutschen Reichs. Vom 15. September 1943.
[194] [195]

Text im Reichsgesetzblatt nicht ermittelt. Grundlage war vermutlich die im Reichsgesetzblatt Nr. 170 vom 28. September 1940, Teil 1, S. 1270-1273 genannte Verordnung ber die Behandlung von Vermgen der Angehrigen des ehemaligen polnischen Staates. Vom 17.9.1940 sowie die in Nr. 54 vom 20. Mai 1942, Teil 1, S. 331-333 abgedruckte Erste Verordnung zur Durchfhrung der Verordnung ber die Behandlung von Vermgen der Angehrigen des ehemaligen polnischen Staates. Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 79 vom 9. Dezember 1942, S. 451-452: Verordnung ber den Verfall des Vermgens von Juden deutscher oder ehemals deutscher Staatsangeh rigkeit zu Gunsten des Deutschen Reiches. Vom 2. Dezember 1942.
[196]

Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 80 vom 14. Dezember 1942, S. 451-453: Verordnung ber die Besteuerung deutscher Unternehmer, die berwiegend fr Besatzungszwecke ttig sind. Vom 2. Dezember 1942.
[197] [198]

Vgl. dazu auch den Lagebericht Januar/Mrz 1943, II 9.

Nach wiederholten Attentaten auf deutsche Wehrmachtangeh rige hatte der Militrbefehlshaber durch ffentliche Bekanntmachung am 14. Dezember 1941 den Juden im besetzten Gebiet die Zahlung einer Geldbusse von 1 Mrd. frs. auferlegt, vgl. den Lagebericht Dezember 1941/Januar 1942, II 7.
[199]

Vgl. Journal Officiel vom 22. September 1943, S. 2491: Loi n 510 du 15 septembre 1943 relative au retrait de monnaie divisionnaire.
[200] [201]

Es handelt sich um das Gebiet westlich von Genf, im Departement Ain. Wehrwirtschafts-Dienststellen. Wehrwirtschafts-Stab West.

[202]

[203]

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[204]

Wehrwirtschaftsoffizier Sdfrankreich. Departement Isre. Departement Vaucluse. Departement Rhne. Departement Haute-Garonne. Departement Puy-de-Dme. Nicht-Eisen-Metalle Nhere Einzelheiten nicht ermittelt.

[205]

[206]

[207]

[208]

[209]

[210]

[211]

[212]

Gemeint ist hier das sogenannte "Adolf-Hitler-Panzerprogramm". Hitler hatte bereits im September 1942 bis zum Frhjahr 1944 eine Steigerung der monatlichen Fertigungskapazitt auf 800 Kampfpanzer, 300 Sturmgeschtze und 300 Selbstfahrlafetten gefordert. Das von Speer geleitete Programm erreichte infolge Rohstoffmangels nur im Sommer 1944 annhernd diese Zahlen. Vorrangig sollten der Bau des Panzertyps V ("Panther") und in weit geringerem Mae des Panzers VI ("Tiger") gefrdert werden. Dieses Ziel wurde nicht erreicht, denn bis Kriegsende blieb der Anteil an der Gesamtproduktion des teilweise veralteten Panzers IV unver ndert hoch.
[213]

Departement Nord. Departement Isre. Deutsche Waffenstillstandskommission. Sicherheitsdienst.

[214]

[215]

[216]

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AN, AJ 40/444 Paris, den 27. Januar 1944 Der Militrbefehlshaber in Frankreich Abt. MVZ Gruppe 3[2] Br.[ief]B.[uch] Nr. 7/44 g[eheim]
[1]

[Stempel: Geheim!]

Betrifft: Anlagen:

L a g e b e r i c h t ber Verwaltung und Wirtschaft Okt./Dez. 1943 1 Heft Lagebericht 1 Heft Anlagen

GEHEIM! Beiliegend wird der Lagebericht ber Verwaltung und Wirtschaft Oktober/Dezember 1943 mit Beitrag des Wehrwirtschaftsstabes West vorgelegt. Der Militrbefehlshaber[3]

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19.07.2013 17:58

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Verteiler[4]: OKH[5] Gen Qu[6] OKW[7] W F St/Qu[8] Wi Amt[9] OKH Adj. Chef Gen St d H[10] Org. Abt.[11] VA[12] Abt. Fremde Heere West Heerwesen-Abt. Chef Transportwesen Chef H Rst und BdE[13] Chef der Heeresarchive[14] OKW A Ausl. Abw.[15] Mil.Bef. i. Frkr. Gen St einschl. Prop.-Abt. Frkr.[16] Mil. Verw.[17] Bef. i. Bez. Nordwestfrkr.[19] Sdwestfrkr.[20] Nordostfrkr. [21] Kdt. v. Gross-Paris[22] FKn[23] Hh. SS- u. Polizeifhrer i. Ber. d. Mil. Bef. Frkr.[25] Wehrwi St West[26] R Be Stab Frkr[27] H Na F Frkr.[28] O Qu West[29] HVD, Paris[30] Nachrichtlich: OB West[31] Wako[32] Mar. Grukdo West[33] Luftflotte 3 Luftgaukdo Westfrkr.[34] Mil. Bef. i. Belg. u. Nordfrkr. d. VO Oberstltn. Hartog[35] General der Luftwaffe, Paris[36] Staatssekretr Dr. Stuckardt[37], Berlin, Reichsminist. d. Innern Reichsleiter Bormann z.Hd. d. Staatssekretrs Klopfer, Mnchen, Arcisstr. 11 Vorrat

Stck 2 1 1 1 1 2 1 1 1 4 1 1 5 14[18] 2 2 2 2 43[24] 1 1 1 1 1 1 4 1 1 1 1 2 1 2 1 2 52[38]

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Der Militrbefehlshaber in Frankreich Abt. MVZ zu Br.B. Nr. 7/44 geh.(eim)

[Stempel: Geheim!]

Lagebericht ber Verwaltung u. Wirtschaft Oktober/Dezember 1943 mit Beitrag des Wehrwirtschaftsstabes West

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Inhaltsverzeichnis

I. Die franzsische Verwaltung Allgemeine Lage 1. Innere Verwaltung 2. Schule und Kultur 3. Verkehrswesen 4. Strassen- und Brckenbau 5. Postwesen 6. Justizwesen 7. Deutsches Vermgen in Frankreich II. Die franzsische Wirtschaft Einleitender berblick 1. Verschiedene Wirtschaftsgebiete 2. Die Entwicklung in den einzelnen Zweigen der gewerblichen Wirtschaft 3. Ernhrung und Landwirtschaft 4. Forst- und Holzwirtschaft 5. Auswrtiger Waren- und Zahlungsverkehr 6. Bank-, Brsen- und Versicherungswesen 7. Preisregelung 8. Arbeitseinsatz und Sozialwesen 9. Finanzwesen III. Wehr- und Rstungswirtschaft

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I. Die franzsische Verwaltung Allgemeine Lage Das ffentliche Leben in Frankreich war vor allem durch die franz. Regierungskrise beeinflusst[39]. Viele Wochen bestand praktisch keine Fhrung durch die Regierung. Bei allen Verwaltungsstellen wurden erhebliche Personalvernderungen erwartet. Dies fhrte zu einem weiteren Absinken der Initiative der franz. Verwaltung, besonders gegenber den Hauptproblemen, wie Terroristenbekmpfung, Ernhrung (Anfang Januar 1944 demissionierte Landwirtschaftsminister Bonnafous[40]) und Massnahmen des Arbeitseinsatzes. Diese Passivitt war nicht nur auf die leitenden Persnlichkeiten beschrnkt, sondern machte sich mehr noch bei den unteren und mittleren Beamten bemerkbar. In den von Terroristen heimgesuchten Gegenden[41] wird das passive Verhalten der Beamtenschaft durch die Angst, selbst Opfer von Terrorakten zu werden, noch gesteigert[42]. Hier haben sich auch leitende Beamte, die bisher tatkrftig mitgearbeitet haben, merklich zurckgezogen und sind bemht, deutsche Anordnungen, die allenfalls in franz. Kreisen ungnstige Aufnahme finden knnten, in solche Form zu kleiden, dass das Einschreiten auf deutschen Befehl hin mglichst ersichtlich ist.

1. Innere Verwaltung Inwieweit durch die Bereinigung der Regierungskrise und die Ernennung des "starken Mannes Darnand zum Chef der franz. Polizei[43] eine Besserung eintreten wird, lsst sich noch nicht bersehen. Zunchst ist ein aussergewhnlich umfangreicher Wechsel in den leitenden Verwaltungsposten die Folge. So liegen z[ur].Z[ei]t. dem Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] Antrge auf Vernderungen bei 7 Regionalprfekturen und etwa 20 Prfekturen zur Genehmigung vor. Damit hofft man, eine Generalbereinigung durchfhren zu knnen und zu einer weitgehenden Stabilitt in der Verwaltung zu kommen. Nur aus diesem Gesichtspunkt knnen die damit verbundenen verwaltungstechnischen Nachteile in Kauf genommen werden. Es wird immer schwieriger, leitende Beamte, deren Entfernung notwendig wird, zu ersetzen. Whrend der Besatzungszeit bewhrte Beamte, die nach Alter und Fhigkeiten fr leitende Posten in Frage kommen, sind zum grssten Teil bereits in solchen Stellungen. Hierzu war es in gewissem Umfang notwendig, den bisher eingehaltenen Grundsatz aufzugeben, dass aktives Eingreifen in die franz. Personalpolitik vermieden werden soll, wobei die Erfahrung gemacht wurde, dass deutschen Vorschlgen franzsischerseits meist bereitwillig entsprochen wird. In letzter Zeit wurde sogar wiederholt inoffiziell angefragt, welche deutschen Wnsche fr die Besetzung wichtiger Stellen bestehen. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die frz. Verwaltung im allgemeinen den deutschen Anforderungen noch entspricht, wenn die Aufsicht mit der ntigen Schrfe und Stetigkeit gebt wird. Bei den geringen Krften, die der Militrverwaltung zur Verfgung stehen, kann diese Voraussetzung aber nur dann gewhrleistet werden, wenn eine zahlen- oder qualittsmssige Einschrnkung unterbleibt und Beamte mit den unbedingt ntigen Erfahrungen in ihrem Wirkungskreis zur Verfgung stehen.

2. Schule und Kultur Schulwesen Mit dem Generalsekretr des Unterrichtswesens, Adolphe Terracher [44], der seines Amtes enthoben wurde, ist eine der zweifellos am strksten gegen Deutschland eingestellten Persnlichkeiten aus der Verwaltung verschwunden. Sein Nachfolger ist Achille Bertrand[45], der als bisheriger Rektor von Besanon[46] der Besatzungsmacht gegenber stets eine loyale Haltung eingenommen hat. Desgleichen ist der Generalsekretr fr die Jugend, Felix Olivier-Martin[47], durch den bisherigen stellv.[ertretenden] Kabinettsdirektor im Unterrichtsministerium, Maurice Gait [48], ersetzt worden (als Commissaire gnral la Jeunesse).

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Obwohl nach der allgemeinen Regelung eine pflichtmssige Umsetzung von Studenten ins Reich nicht mehr stattfindet, ist es gelungen, die eingeleitete Verwendung von franz. Germanisten als Lektoren an deutschen Universitten auf freiwilliger Grundlage durchzufhren. Es sind bisher 9 Lektoren eingesetzt worden; auf diese Weise wurde nicht nur einer dringenden Bitte deutscher Universitten um Hilfskrfte entsprochen, sondern zugleich auch eine kulturpolitisch wichtige Aufgabe erfllt, da die Studenten gleichzeitig ihr germanistisches Studium weiterfhren knnen. Um zu verhindern, dass infolge des Mangels an Schulbchern und des dadurch bedingten Zurckgreifens auf alte Ausgaben wieder unerwnschte Bcher in die Hnde der Schler gelangen, hat das franz. Unterrichtsministerium die unterstellten Schulaufsichtsstellen erneut in einem Rundschreiben auf die Notwendigkeit einer sorgfltigen berwachung hingewiesen[49]. Die Unruhe der Bevlkerung infolge der bei den Demonstrationen am 11.11.43 in Grenoble[50] vorgenommenen zahlreichen Verhaftungen hat sich jetzt beim Wiederbeginn des Unterrichts so ausgewirkt, dass in den Fakultten der Grenobler Universitt sowie den Lycealklassen durchschnittlich ber 50%, z.T. ber 70%, der Studenten und Schler fehlen[51]. Es scheint, dass die Eltern Besorgnis haben, ihre Shne nach Grenoble zurckkehren zu lassen. Die Angelegenheit wird gemeinsam mit dem SD verfolgt.

Bibliotheksschutz Der Kauf verlagsneuer Werke fr den Wiederaufbau der zerstrten deutschen Bibliotheken wurde erfolgreich fortgesetzt (bisher fr insges.[amt] r[un]d 5 Mill. frs) [52]. Ausserdem gelang der Erwerb mehrerer umfangreicher Privatsammlungen. Auf Grund der neuesten Zerstrungen[53] soll der Ankauf auch auf technische, naturwissenschaftliche und juristische Literatur ausgedehnt werden.

Kunstschutz Um zu verhten, dass die Bergungsorte (meist Schlsser) des beweglichen franz. Kunstgutes von deutschfeindlichen Elementen als Verstecke von Waffendepots benutzt werden, wurden vom Mil.[itr]Bef. [ehlshaber] eine berwachung der Depots durch die FKn angeordnet. Die franz. Museumsverwaltung hat daraufhin den Depotchefs scharfe Weisung erteilt, sich jeder Begnstigung von Terroristengruppen zu enthalten. Die Zunahme der Terroristen bedeutet andererseits eine wachsende Gefhrdung der meist einsam auf dem Lande liegenden Bergungsorte. Aus diesem Grunde werden die Depotchefs und -aufseher mit Schuwaffen ausgerstet. Da jedoch auch dadurch noch kein ausreichender Schutz gewhrleistet wird, ist beabsichtigt, die wertvollsten Objekte aus verschiedenen Depots an einen noch zu bestimmenden Ort zu berfhren, der stets von einem grsseren Kontingent deutscher Truppen belegt ist.

Archologie und Vorgeschichte Betreut wurde die Vermessung der keltischen Hhensiedlung Autremont bei Aix-en-Provence[54], die im Auftrage des Archologischen Instituts des Deutschen Reiches[55] durchgefhrt wurde. Die wissenschaftlichen Anfragen aus Deutschland und die Ankufe von Antiken fr deutsche Museen gehen unvermindert weiter.

Archivwesen Das Inventar der Grossdeutschland betreffenden Dokumente im frz. Nationalarchiv konnte druckfertig abgeschlossen werden (1343 Schreibmaschinenseiten)[56].

3. Das Verkehrswesen
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Infolge der Waggonknappheit ist die SNCF durch Gesetz von der Verpflichtung befreit, Waggonladungen im Nahverkehr zu bernehmen[57]. Die Folge ist eine starke Verlagerung des Gternahverkehrs auf den Strassenverkehr. Gleichzeitig ist die Befrderung von Landwirtschaftsgtern und Heizmaterial mehr als bisher zu Lasten des Kraftverkehrs gefallen. Die Wehrmacht ist nach Abschluss der Ankaufsaktion[58] wieder mit Antrgen auf Kfz-Gestellung fr Daueranmietung herangetreten, die angesichts ihrer Dringlichkeit zum grossen Teil nicht abgelehnt werden konnten. Ausserdem war die tgliche kurzfristige Transportraumbeschaffung fr die Versorgung der Einheiten in allen Bezirken in grsstem Umfang durchzufhren und ist die Hauptaufgabe der personalmssig nach wie vor vllig ungengend ausgestatteten Fahrbereitschaften geworden. Um diesen Bedrfnissen zu begegnen, ist man vielfach zur Bildung von Lkw-Parks bei den FKn bergegangen, die dem Gelegenheitsverkehr und bestimmten militrischen Sonderaufgaben dienen sollen. Dieser stndig wachsende Transportraumbedarf musste mit einem veralteten, seit Juni 1940 aus der Neuproduktion kaum noch ergnzten, durch jahrelange beranspruchung heruntergewirtschafteten Kraftfahrzeugbestand befriedigt werden, der durch Anmietung und Ankauf durch die Wehrmacht zahlenmssig dauernd geschwcht wurde. Dazu kommen die augenblicklich bedenklichsten Mangelerscheinungen: das Fehlen der notwendigsten Ersatzreifen und des Schmierls. Auch im Berichtszeitraum mussten aus diesen Grnden Omnibuslinien stillgelegt und Lkw aus dem Verkehr gezogen werden, schwere Lkw, die Zwillingsreifen bentigen, knnen vielfach nur mit halber Belastung eingesetzt werden, da ein Ersatz der Doppelreifen nicht mglich ist. Eine Verbesserung der Reparaturlage und der Umstellung auf Generatorantrieb verspricht die Werkstttenorganisation, die seit Okt. 1943 durch das OKW Gen d Mot[59] in Nord- und Sdfrankreich eingefhrt wird. Besonders leistungsfhige KFz-Werksttten werden in Zusammenarbeit zwischen Fbl[60], HKP[61] und COA[62] ausgewhlt, zu S-Betrieben[63] erklrt und unter die Betreuung der HKP gestellt. Diese ausschliesslich der Reparatur und dem Umbau ziviler franz. Kfz vorbehaltenen Werksttten werden damit gegen Abzug von Arbeitskrften geschtzt, bei der Belieferung mit Ersatzteilen bevorzugt und in ihrer Leistung berwacht. Um den zivilen Charakter nach aussen hin zu betonen, liegt die berwachungsorganisation in den Hnden des COA und der franz. Verwaltung. Ausserdem hat der General der Kraftfahrparktruppen West[64] jede Beschlagnahme von zivilen Kfz-Werksttten ohne seine besondere Genehmigung, die nur nach Fhlungnahme mit der MV[65] erteilt wird, verboten und einige bisher ausschliesslich von der HKP in Anspruch genommene Werksttten dem zivilen Sektor bergeben. Die Kraftfahrzeugbewirtschaftung des Heeresgebietes Sdfrankreich stsst auf grosse Schwierigkeiten, weil dort keine brauchbaren karteimssigen Unterlagen ber den Kfz-Bestand vorliegen, und die Personallage in der Mil.[itr]Verw.[altung] nur eine Besetzung der Hauptverbindungsstbe (Regionalprfekturen) mit Fahrbereitschaftsleitern gestattet.

4. Strassen- und Brckenbau Straenbau Der Zustand der Dg-Strassen[66] im altbes.[etzten] Frankreich ist allgemein zufriedenstellend. Durch bevorzugte Behandlung und Verwendung des gesamten Jahresteerkontingents fast ausschliesslich fr das Netz der militrischen Durchgangsstrassen konnten diese in einem einigermassen guten Zustand erhalten werden. Im Gegensatz hierzu zeigt das brige Netz, vor allem der C-Strassen[67], allmhlich Verfallserscheinungen. Durch Abzug von Strassenwrtern, von Steinmaterialien und infolge Transportschwierigkeiten kann durchweg an diesen Strassen selbst eine einfache Unterhaltung nicht mehr durchgefhrt werden. Bei einsetzender starker Inanspruchnahme der Schwerlaststrassen vgl. vorigen L[a]g[e]b[ericht]. S. 8[68] durch Schwerstlasten wird auch eine besondere Unterhaltung mit zustzlichen Kontingenten an Baustoffen notwendig werden.

Brckenbau

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Ein Teil der Arbeiten konnte infolge Arbeiterabzug und Transportschwierigkeiten nicht termingemss zum Abschluss gebracht werden. Neue Baumassnahmen, ausschliesslich Forderungen von militrischen Stellen und Sondermassnahmen infolge von Luftangriffen, sind hinzugekommen. Der Stand der Brckenbauarbeiten vom 31.10.43 in Anlage 4[69] unterschiedet sich kaum merklich von dem am Ende des Jahres 1943.

Baustoffe Die Materialbeschaffung wird zunehmend schwieriger. Trotzdem konnte der Bedarf fr das Wiederaufbau- und Unterhaltungsprogramm noch in zufriedenstellenderweise gedeckt werden. Eine merkliche Verknappung ist auf dem Zementsektor eingetreten. Besonders schwierig ist es, leistungsfhige Lieferfirmen fr Eisen zu finden. Die Beschaffung von Holz- und Steinbruchmaterialien leidet darunter, dass die Hauptwerke durch Lieferungen fr Marine und OT[70] nahezu vollstndig ausgelastet sind.

Winter- u.[nd] Wetterdienst Der Strassen-Winter- und -Wetterdienst wurde wie in den Vorjahren wieder eingerichtet, erstmalig auch fr das Gebiet Sdfrankreich.

5. Postwesen Postverkehr zw.[ischen] Fr[an]kr.[eich] u.[nd] d.[em] Ausland Der Postverkehr zwischen Frankreich und dem nicht feindbesetzten Italien[71] einschl.[ielich] San Marino und dem Gebiet der Vatikanstadt ist in gleicher Weise wie vor dem 9.9.43, dem Tag der Unterbrechung dieses Verkehrs[72], wieder zugelassen worden. Um den franz. Gastarbeitern, die bei Einheiten mit Feldpostnummern in- oder ausserhalb Deutschlands eingesetzt sind, die Mglichkeit zu geben, sich Wsche, Kleidungsstcke usw. von ihren Angehrigen in Frankreich zusenden zu lassen, ist im November ein einmaliger Paketversand aus Frankreich zugelassen worden.

Postverkehr zw.[ischen] d.[em] altbes.[etzten] frz. Geb.[iet] u.[nd] d.[em] Reich Die franz. Postverwaltung hat ab 1.10.43 die Gebhren fr Postpakete an franz. Gastarbeiter in Deutschland um annhernd 50 v.H. herabgesetzt[73]. Zwischen dem altbes.[etzten] Gebiet Frankreichs und Deutschland sind eingeschriebene Pckchen nicht mehr zugelassen.

Postverkehr b.[er] d.[ie] Dema-Linie[74] Die Zahl der bergangsstellen ber die Dema-Linie wurde fr den Postverkehr von 2 auf 6 erhht. Ausser den bisherigen bergngen bei Moulins[75] und Langon[76] wurden der franz. Postverwaltung bergnge bei Chalon-sur-Sane (Sane-et-Loire), Vierzon (Cher), Montpon-sur-lIsle (Dordogne) und Orthez (Basses Pyrnes) genehmigt.

6. Justizwesen D[eu]tsch.[es] Recht Ergnzung d.[er] VO z.[um] Schutz d.[er] Besatzungsmacht[77] Nach Ablauf eines Jahres ist diese Ergnzung erforderlich geworden, und zwar in dreifacher Hinsicht: a) Neufassung des Besitzverbotes fr Funksendegerte, da infolge der Genehmigung der verschiedensten deutschen Dienststellen noch zahlreiche Gerte trotz der seit langem bestehenden Ablieferungspflicht in Frankreich gelagert oder vertrieben werden. Fr die noch etwa notwendige Herstellung ist ein besonderes
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Genehmigungsverfahren unter Einschaltung der franz. Stellen vorgesehen[78]. b) Jegliches Vortuschen einer Zugehrigkeit zur Besatzungsmacht wird mit Strafe bedroht, vor allem das unbefugte Tragen einer deutschen Uniform sowie das Auftreten als angeblicher Vertreter der Besatzungsmacht[79]. c) Der Missbrauch mit deutschen Bescheinigungen wird bestraft, was sich besonders fr den Verkehr mit Blankoausweisen als erforderlich erwiesen hat[80]. Die fr den Kampffall in Sdfrankreich vorbereitete Verordnung zum Schutze der deutschen Wehrmacht ist entsprechend ergnzt[81].

berwachung deutscher Rechtsanwlte und Rechtskonsulenten Durch Verordnung vom 12.11.43 wurde die geschftsmssige Besorgung fremder Rechtsangelegenheiten durch Deutsche in Frankreich einer besonderen Genehmigung auch bei Einzelsachen des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] unterworfen[82]. Es ist beabsichtigt, die bereits hier ttigen Anwlte zuzulassen, von Neuzulassungen abzusehen und Gesuche von Rechtskonsulenten, soweit es sich nicht um Volljuristen handelt, grundstzlich abzulehnen. Die Anhrung der zustndigen Heimatbehrden (Reichsminister der Justiz[83], Prsident der Reichsrechtsanwaltskammer[84]) ist sichergestellt.

Steigerung d.[er] Rechtshilfesachen Die Zahl der Rechtshilfesachen hat sich gegenber den beiden Vorjahren (1941: 3325; 1942: 5090) im Jahre 1943 auf 6079 erhht, was hauptschlich auf den Einsatz franz. Arbeiter im Reich und die wachsende Auftragsverlagerung nach Frankreich zurckzufhren ist.

Frz. Justizverwaltung Infolge des berganges des franz. Strafvollzugs aus dem Geschftsbereich des Justizministeriums in den des Innenministeriums ist auf diesem Gebiet eine Neuverteilung der Zustndigkeiten zwischen dem Mi.[litr]Bef.[ehlshaber] und den Dienststellen des Hheren SS- und Polizeifhrers erforderlich geworden. Bei den Dienststellen des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] verbleiben: die gesamte berwachung des franz. Strafvollzuges an deutscherseits verurteilten Landeseinwohnern sowie des an franzsischerseits verurteilten Gefangenen, soweit es sich um die berwachung der einzelnen Gefangenen und die Einrichtung und Steuerung des Arbeitseinsatzes der Strafgefangenen handelt, ferner die Heranziehung franz. Strafanstalten fr Zwecke der Besatzungsmacht. Auf die Dienststellen des Hh. SS- und Pol.Fhrers gehen ber: die berwachung der Personalpolitik und des Strafvollzugspersonals, es sei denn, dass dieses in den fr deutsche Vollzugszwecke eingerichteten Anstalten eingesetzt ist, die berwachung der Sicherheit der franz. Vollzugsanstalten mit der eben genannten Ausnahme sowie die allgemeine berwachung und Regelung des Strafvollzugs an franzsischerseits verurteilten Kommunisten, Terroristen und sonstigen politischen Verbrechern.

7. Deutsches Vermgen in Frankreich Die Rckgabe des in Frankreich sequestriert gewesenen deutschen Vermgens ist bis auf eine gewisse restliche Abwicklungsarbeit zum grssten Teil beendet. Ein vorlufiger Gesamtbericht, den der Beauftragte des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] in Frankreich fr das deutsche Vermgen in den bes. franz. Gebieten[85] zugleich in seiner Eigenschaft als Beauftragter der Reichsregierung fr das deutsche Vermgen in Frankreich erstattet hat, ist in Anlage 1 beigefgt.

II. Die franzsische Wirtschaft

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Einleitender berblick Die Transportschwierigkeiten nahmen im letzten Viertel des Jahres 1943 Ausmasse an, die im Hinblick auf die der franz. Wirtschaft vom Reich bertragenen Aufgaben ernst sind. Bei einem gegenber den Vormonaten weiter gestiegenen Wehrmachtsverkehr und erhhten Anforderungen der Bauwirtschaft zum beschleunigten Ausbau der Kstenbefestigungen wurde die Leistungsfhigkeit von Eisenbahn und Wasserstrasse in sehr zunehmendem Masse durch Sabotageakte und Feindeinwirkungen beeintrchtigt. Hierdurch, aber auch durch zu pltzliche Anforderungen der OT und der Wehrmacht entstanden fters Wagenrckstaue, die den Wagenumlauf von normal 6 Tagen auf ca 9 Tage heraufdrckten (Waggonumlauf in Sdfrankreich sogar auf ber 11 Tage erhht). Die in den vergangenen Jahren trotz Widerspruchs des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] durchgefhrten erheblichen Wagen- und Lokomotivabgaben nach dem Reich (gegenber dem 1.8.39 ist in Frankreich der Gterwagenbestand um ber 12, der Lokbestand um ber 14 zurckgegangen) wirken sich angesichts der absoluten Prioritt der Wehrmachtstransporte jetzt besonders nachteilig fr die Wirtschaft aus. Nachdem die franz. Wirtschaft zu einem Teil der deutschen Rstungswirtschaft geworden ist, bestand nur in geringem Umfange die Mglichkeit, zu Gunsten der deutschen Auftrge innerfranz. Transporte zurckzustellen. Es entstanden berall grssere Versandrckstnde. Viele Fabriken mussten ihre Produktion drosseln oder einstellen, da die Vorprodukte und Rohstofflieferungen ungengend waren. Fr die kommende Entwicklung wird die Witterung von grsster Bedeutung sein. selbst wenn wider Erwarten auch in diesem Jahr kein Frost und Schnee den Transportverkehr behindert, werden Eisenbahn und Wasserstrasse den an sie gesetzten Anforderungen nur schwer entsprechen knnen. Die seit Monaten aus dem Reich geforderte Hilfe durch Zurckgabe von Lokomotiven und Waggons wurde bisher immer wieder mit der Begrndung abgeschlagen, dass die Transportlage in Deutschland dies nicht gestatte. Das Jahr 1943 stellte dem Arbeitseinsatz zwei besonders wichtige Aufgaben: die berfhrung von Arbeitskrften nach Deutschland und mit zunehmendem deutschen Interesse an der Ausntzung der franz. Arbeits- und Produktionskraft die Lenkung und berwachung der Deckung des innerfranz. Bedarfs. Insges.[amt] wurden 1943 im Rahmen verschiedener Aktionen von sehr unterschiedlicher Ergiebigkeit 419 616 Krfte in das Reich berfhrt. Whrend die zu Beginn des Jahres laufenden, zunchst auf der Grundlage der freien Werbung spter mittels Aufrufs und Dienstverpflichtung bestimmter Jahrgnge durchgefhrten Aktionen in den Monaten Januar bis Mrz insges.[amt] 250 259 Krfte erbrachten, wurden spter fr das Reich bis zum Jahresende 169 357 Krfte gestellt. Damit wurde die auf ein zgiges Arbeiten der im Mrz geschaffenen selbstndigen frz. Arbeitseinsatz-Organisation[86] gesetzte Hoffnung nur zum Teil erfllt, was auch fr die Deckung des innerfranz. Bedarfs zutrifft. Im Okt.[ober] wurden deshalb die deutschen Forderungen wie folgt festgelegt und franzsischerseits angenommen: 1. Aufrechterhaltung der Gesamtzahl der in Deutschland arbeitenden frz. Krfte. 2. Befriedigung des im deutschen Interesse liegenden innerfranz. Krftebedarfs durch Bereitstellung von einer Million franz. Arbeitskrfte, namentlich zur Frderung der im Rahmen des Speer-BichelonneProgramms festgelegten zustzlichen Krftebedarfsanforderungen (mit r[und]d 600 000 veranschlagt). Zu ihnen traten sodann die Forderungen der OT, der Luftwaffe und der Truppe. Um der franzsischerseits angestrebten Beruhigung entgegenzukommen, wurde zugesagt, bis Ende d.[es]J.[ahres] Umsetzungen nach dem Reich aus den Jahrgngen nicht vorzunehmen. Im Berichtszeitraum sind die franzsischerseits bernommenen Verpflichtungen nur z.T. eingehalten worden. Es fehlt vor allem an zureichenden Massnahmen, um die Zahl der im Reich beschftigten franz. Arbeitskrfte aufrechtzuerhalten. Vertragsbrche, insbesondere Nichtrckkehr vom Urlaub, haben sich in letzter Zeit gehuft, ohne dass im gleichen Masse franzsischerseits Ersatzkrfte gestellt und ins Reich berfhrt wurden. Auch die Deckung des innerfranz. Bedarfes ist nur zu einem bescheidenen Teil gelungen, da die deutscherseits stndig geforderte Ausweitung der Frauenarbeit[87] und Verstrkung der Dienstverpflichtungsmglichkeiten[88] nicht verwirklicht worden sind. Besondere Schwierigkeiten hat die Deckung des OT-Bedarfes bereitet. Dabei wurde ein immer weiteres Schwinden der franz. Staatsautoritt offensichtlich. Dieser Zustand ist neben der militrischen Lage auf

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das stndige Einwirken der Feindpropaganda und die Schwerflligkeit des franz. Behrdenapparates zurckzufhren. Inwieweit knftighin eine Beruhigung daraus erwartet werden kann, dass eine Reihe von Betrieben, die mit wichtigen deutschen Aufgaben belegt sind, zu Sperrbetrieben erklrt wurde, aus denen Umsetzungen nach Deutschland nicht erfolgen drfen, bleibt abzuwarten. Bedenklich erscheint, dass sich der Widerstandswille verstrkt hat und sich sogar gegen die Aufnahme zugewiesener innerfranz. Arbeit bemerkbar macht. Um verwaltungsmssig fr die Zukunft franzsischerseits ein geschlosseneres und leistungsfhigeres Arbeitseinsatz-Instrument zu haben, wurde Ende des Jahres die Zusammenfassung der im Arbeitseinsatz beteiligten Stellen im franz. Arbeitsministerium vorangetrieben[89]. Deutscherseits wurde die Dienststelle des Generalbevollmchtigten fr den Arbeitseinsatz mit der des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] in der Hauptabteilung Arbeit beim Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] durch Personalunion vereinigt[90]. Auch im Jahre 1943 ist die aufwrts gerichtete Preisbewegung nicht zum Stillstand gekommen. Die Ursache liegt, wie in den vergangenen Jahren, in der vlligen Neuordnung der franz. Preisverhltnisse, wie sie der Umbau der franz. Wirtschaft notwendig machte. Die Umwandlung einer freihndlerischen, kolonial ausgerichteten, mit Weltmarktpreis arbeitenden Vorkriegswirtschaft in eine autarke, binnenstaatliche, nach bergeordneten Gesichtspunkten gelenkte Kriegswirtschaft ist ohne erhebliche Preisvernderungen nicht durchfhrbar. Trotz der starken Preissteigerungen haben erst jetzt die Lebenshaltungskosten in Frankreich die in Deutschland erreicht. Nach einem Gutachten des Statistischen Reichsamts waren im Sommer 1943 die Lebenshaltungskosten in Paris und Marseille[91] um 3% hher, in Lyon[92] um 2% niedriger als in Berlin. Im Rahmen der Lebenshaltungskosten lagen in Paris die Ernhrungskosten um 13% und die Kosten fr Bekleidung um 46% hher, dagegen die Wohnungsmieten um 46%, die Verkehrsausgaben um 23%, die Ausgaben fr Gas und elektrischen Strom um 21 und die Ausgaben fr Bildung und Unterhaltung um 20% niedriger als in Berlin. Die Massnahmen des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] zur Steigerung der wirtschaftlichen Produktion sind im Verlaufe des Jahres 1943 wesentlich verstrkt worden. Da keinerlei Aussicht auf eine Besserung in der Betriebsmittelversorgung besteht, kommt es entscheidend darauf an, die Erzeugungsmethoden durch eine intensive Wirtschaftsberatung zu verbessern. Daher wurden seit Ende Mrz 1943 in wachsender Zahl Landwirtschaftsfhrer (177 am 1,4.43, 444 am 1.10.43 und 734 am 1.1.44) und seit Mitte d.[es]J.[ahres] annhernd 400 kriegsgefangene franz. Diplomlandwirte in der Beratung eingesetzt. Die La-Fhrer wurden zunchst in erster Linie bei der Erfassung und Inkulturnahme des nicht-genutzten Bodens eingesetzt. Die Durchfhrung der im Rahmen der dlandaktion ergriffenen Massnahmen wurde von ihnen berwacht und vorwrtsgetrieben. Bis zum 1.12.43 wurden 240 000 ha Brachland ausserhalb der Fruchtfolge im bes.[etzten] Gebiet festgestellt, von denen jedoch nur 94 000 ha landw.[irtschaftlich] nutzbar sind. Hiervon wurden bereits 70% bestellt. Von den 480 995 ha Brachland innerhalb der Fruchtfolge wurden 186 000 ha bestellt[93]. Trotz der ungnstigen politischen Umstnde werden die La-Fhrer in wachsendem Umfang von franz. Landwirten in Anspruch genommen. Die praktische Arbeit in der Erzeugungspolitik wird durch Feindpropaganda und Terrorakte immer mehr erschwert. Die Landbevlkerung wurde in manchen Gebieten besonders in einigen Departements des Befehlshabers Nordost[94] durch Terrorakte so eingeschchtert, dass eine direkte Zusammenarbeit mit Angehrigen der Besatzungsbehrden auf erhebliche Schwierigkeiten stsst. Mit dem Beginn der Ernte 1943 setzte schlagartig eine Welle von Terroranschlgen ein, insbes.[ondere] auf Dreschmaschinen, aber auch auf Wirtschaftsgebude und Erntevorrte, die auch durch die Verhngung der Todesstrafe[95] nicht beseitigt werden konnte. Ebenso ist eine erhebliche Zunahme der Sabotageakte gegen landw.[irtschaftliche] Erzeugerbetriebe und Versorgungseinrichtungen der Wehrmacht zu verzeichnen. Whrend im letzten Vierteljahr 1942 nur 35 Sabotageflle (fast ausschl.[ielich] Brandstiftungen), davon 21 in landw.[irtschaftlichen] Erzeugerbetrieben, 12 in Wehrmachtslgern und 2 in Be- und Verarbeitungsbetrieben, bekannt wurden, belief sich die Zahl im letzten Vierteljahr 1943 auf 267 Sabotageflle (Brandstiftungen und Sprengstoffanschlge), davon 232 in landw.[irtschaftlichen] Erzeugerbetrieben, 22 in Wehrmachtslgern
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und 13 in Be- und Verarbeitungsbetrieben. Insges.[amt] wurden im Kalenderjahr 1943 591 Sabotageflle, davon 495 in landw.[irtschaftlichen] Erzeugerbetrieben, 70 in Wehrmachtslgern und 26 in Be- und Verarbeitungsbetrieben gemeldet. Hierbei wurden ausser Lagerschuppen, landw.[irtschaftlichen] Gebuden, grosse Mengen Getreide, Rauhfutter, Flachsstroh usw. vernichtet und bezeichnenderweise in der Druschperiode von Juli-Okt.[ober] 1943 in ber 150 Fllen Sprengstoffanschlge auf Dreschmaschinen verbt. Durch die stndige Bedrohung der zur Erzeugungssteigerung und zur legalen Ablieferung bereiten Landwirte werden die Produktion und Erfassung gefhrdet. Die Beseitigung der allgemeinen Unsicherheit auf dem Lande ist daher eine wichtige Voraussetzung fr den Erfolg der vom Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] im Jahre 1943 eingeleiteten Massnahmen zur Steigerung der Produktion.

1. Verschiedene Wirtschaftsgebiete Wi-Transporte Eisenbahn Trotz der auf Seite 10[97] erwhnten Schwierigkeiten konnten zur Hilfe der Bombengeschdigten im Reich in 11 geschlossenen Zgen Lieferungen aus Verlagerungsauftrgen (Mbel, fen, Herde u. dgl.[98]) in der zweiten Dezemberhlfte abgefahren werden. Ebenso wie die Abfuhr einiger anderer Rckstnde war dies nur mglich durch die auch in diesem Jahre eingefhrte Arbeitsruhe eines Teils der Industrie zwischen Weihnachten und Neujahr[99]. Eine weitere Sorge droht dem Abtransport durch Mangel an Eisenbahndienstkohle. Bahnseitig unerwartete Anforderungen der Wehrmacht hatten im Laufe des Jahres 1943 erheblich grssere Tagesverbrauchsstze als vorgesehen zur Folge. Die Kohlenlager der Eisenbahn gingen hierdurch auf einen Bestand von unter 10 Tagen zurck und konnten gegen Ende der Berichtszeit nur durch sehr einschneidende Massnahmen wieder auf einen Stand von ungefhr 12 Tagen gebracht werden, obwohl aus taktischen Grnden der OB West einen Kohlenvorrat von wenigstens 16 Tagen fordern muss. Wenn nicht in Krze eine weitere Erhhung der Eisenbahnkohlenlager erreicht wird, muss damit gerechnet werden, dass der General des Transportwesens[100] von sich aus eine Drosselung der Wirtschaftstransporte zur Kohleneinsparung anordnet. Die franz. Wasserstrassen, die mit ihren vielen Schleusen nachhaltiger als Eisenbahnanlagen durch Sabotage ausser Betrieb gesetzt werden knnen, waren in einem bisher nicht gekannten Ausmass Gegenstand solcher Sabotageakte. Die Kanalverbindung des nordfranz. und Pariser Raumes mit den ostfranz. und sdfranz. Kanalnetzen wurde restlos unterbrochen. Auf verschiedenen Strecken ruhte die Schiffahrt oder war auf einen unbedeutenden Lokalverkehr beschrnkt. Die normale Monatsleistung der Binnenschiffahrt von r[un]d 2 Mill. t, die in den Herbst- und Wintermonaten durch Nebel und Tagkrze schon jahreszeitlich bedingte Minderleistung hat, wurde um mehrere hunterttausend Tonnen im Monat herabgedrckt. Da eine Umlegung auf die bereits ber ihre Leistungsfhigkeit hinaus angespannte Eisenbahn nur in geringem Umfange mglich war, wurden gerade die der Schiffahrt zugewiesenen Massentransporte (Kohle, Baustoffe, Erze) rckstndig.
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Feindvermgen Die Entwicklung der Feindfirmen die deutsche Verwaltung erstreckt sich auf r[un]d 2500 Firmen entspricht der allgemeinen Entwicklung der franz. Wirtschaft im vergangenen Jahr. Die meisten Firmen erzielen erhebliche Umstze und entsprechende Gewinne. Soweit Gewinne ausgeschttet werden, fliessen die auf Feinde entfallenden Betrge an die Treuhandstelle[101], welche sie zu Gunsten der Berechtigten treuhnderisch verwaltet. In einzelnen Fllen ist ein Teil der Gewinne aus Rstungsauftrgen nachtrglich zu Gunsten des Reiches eingezogen worden (General Motors). Allgemeine Massnahmen in dieser Richtung sind bisher jedoch nicht durchgefhrt worden. es soll hier nach den gleichen Grundstzen verfahren werden wie bei den Feindfirmen im Reich. Die Fhlung mit dem Reichskommissar fr die Behandlung feindlichen Vermgens[102] ist bereits aufgenommen worden. Entsprechend den Richtlinien der obersten Reichsbehrden haben deutsche Firmen nur in Ausnahmefllen Beteiligungen an Feindfirmen erworben.
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Besondere Massnahmen sind auf dem Gebiet der Feindbanken geplant. Es bestehen im hiesigen Geschftsbereich Niederlassungen, vor allem dreier grosser englischer[103] und zweier amerikanischer[104] Banken von erheblicher Bedeutung, die auch ein ber ganz Frankreich verteiltes Filialnetz besitzen. Diese Banken verwalten erhebliche Einlagen, und zwar franzsischer, feindlicher und deutscher Kunden. Das RWM[105] wnscht einerseits die Geschftsttigkeit der Feindbanken mglichst einzuschrnken, andererseits mglichst viele Geschfte der einzigen in Frankreich arbeitenden deutschen Bank, der Aero-Bank, Paris zuzuweisen. Daher soll die Umlegung der Einlagen deutscher Kunden und der Einlagen von Feinden zur Aero-Bank angestrebt werden. Der Beauftragte fr den Vierteljahresplan[106] hat mit Rcksicht auf die wachsenden Aufgaben der Aero-Bank bei der Finanzierung von Verlagerungsauftrgen angeordnet, dass gewisse Bedenken zurckgestellt und die Feindvermgensverwalter angewiesen werden, die vorhandenen flssigen Mittel auf die Aero-Bank umzulegen. Die Aero-Bank hat somit bis zum 31.12.43 900 Mill. Frs flssige Mittel aus Feindvermgen erhalten und wird demnchst weitere 700 Mill. Frs bernehmen. Es sind 2800 Feind-Grundstcke festgestellt, deren Wert auf r[un]d 1,2 Mrd. Frs geschtzt worden ist. 413 Grundstcke werden landw.[irtschaftlich] genutzt; die brigen sind stdtische Grundstcke, von denen 2350 bebaut sind. Die FKn berwachen die Grundstcke und beaufsichtigen die Geschftsfhrung der franz. Verwalter. Der englische Besitz an Wertpapieren hatte am 10.5.40 einen Kurswert von r[un]d 2,1 Mrd. frs. Etwa 14 dieses Betrages befindet sich in Verwahrung bei Privatleuten, whrend 34 bei Banken im bes.[etzten] Gebiet liegen. Der amerikanische Wertpapierbesitz hatte am 10.5.40 einen Kurswert von 4,8 Mrd. Frs, wovon allerdings mehr als die Hlfte bei Privatleuten im unbes.[etzten] Gebiet [sic!] [107] verwahrt wird. Der Rest liegt bei Banken im bes.[etzten] Gebiet. Der Kurswert drfte inzwischen erheblich gestiegen sein. Es wird eine Verordnung entsprechend dem Vorgehen in Belgien erwogen, nach der alle Wertpapiere bei Banken im bes.[etzten] Gebiet hinterlegt werden mssen[108]. Die Forderungen feindlicher Glubiger gegen franz. Schuldner sind von der Treuhandstelle eingezogen worden (im wesentlichen Darlehensforderungen, Zinsen und Gewinnanteile sowie Lizenzen usw.). Die Treuhandstelle verwaltet einen Betrag von r[un]d 900 Mill. Frs. Diese Betrge sind bisher in franz. Schatzanweisungen angelegt worden und werden nunmehr der Aero-Bank auf Anweisung des Beauftragten fr den Vierjahresplan zur Verfgung gestellt. Es wird erwogen, die bei franz. Banken bestehenden Feindguthaben in Hhe von etwa 250 Mill. Frs. einzuziehen und sie gleichfalls der Aero-Bank zur Verfgung zu stellen.

Wirtschaftl.[iche] Entjudung Die Entjudung der Wirtschaft ist in dem bisherigen langsamen Tempo fortgeschritten. Eine Beschleunigung wre sehr erwnscht, um die wirtschaftliche Arisierung mglichst bald zu beenden und hierzu von der franz. Regierung abschliessende Gesetze, insbes.[ondere] ein Verbot knftiger Beteiligungen von Juden an juristischen Personen, zu erreichen. Wenn dem Generalkommissar fr Judenfragen[109] in dieser Beziehung grssere Erfolge versagt geblieben sind, so wird das weniger auf Mangel an Verwaltungs- und wirtschaftlicher Erfahrung und auf ungengenden Einsatz zurckgehen als auf die in den leitenden franz. Kreisen vorhandenen Widerstnde, welche durch einen Wechsel in der Person des Generalkommissars schwerlich beseitigt werden knnen.

Statistik Mit dem Reichministerium fr Rstung und Kriegsproduktion, dem Statistischen Reichsamt, den zustndigen Stellen in Frankreich und Belgien wurden Verhandlungen zur Vereinfachung und Vereinheitlichung der J.B. (Industrieberichterstattung) in den bes.[etzten] Westgebieten eingeleitet. In der letzten Zeit ist es gelungen, vom franz. Produktionsministerium auch fr Sdfrankreich Ergebnisse der Beschftigtenmeldung zu erhalten. Das franz. statistische Staatsamt hat sich auf hiesigen Wunsch bereit
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erklrt, knftighin einen Produktionsindex zu berechnen.

2. Die Entwicklung in den einzelnen Zweigen der gewerblichen Wirtschaft Kohle Die Frderzahlen sind in geringem Umfange abgesunken. Die Grnde fr den Frderrckgang gegenber 1942 sind in erster Linie der Abfall der Leistung je Mann und Schicht, der mangelnde Materialeinsatz sowie Streik und Unruhen. Hinzu kommen die stndig steigenden Fehlschichten der Bergleute infolge der aufgetretenen Ernhrungsschwierigkeiten. Die Streiks[110] sind das Ergebnis der feindlichen Propaganda sowie der kommunistischen Hetze. Die Lohnforderung, die in der Zeit vor dem Streik gestellt worden ist, wurde durch Einfhrung einer neuen Lohnordnung genehmigt[111]. Die mangelnde Lebensmittelversorgung konnte durch laufende Sonderzuteilungen von Knochenfett, Teigwaren, Milchpulver, alkoholischen Getrnken u.a. abgemindert werden. Die Sonderzustze kamen in Grubengebieten mit besonderer Leistung zur Ausgabe. Die damit erzielten Ergebnisse sind gut. Die Versorgung der Gruben mit Grubenholz ist 1943, wenn auch unter sehr grossen Schwierigkeiten, gelungen. Die Bestnde bei den Gruben reichen fr 2-212 Betriebsmonate aus. Der Plan zur Frdersteigerung 1944 umfasst den Einsatz von 15 000 Bergarbeitern fr Nordfrankreich und 10 000 fr Mittel- und Sdfrankreich. Der Einsatz der jungen Leute kann nur allmhlich anlaufen, da eine lngere Ausbildungszeit erforderlich ist. Eine Frdersteigerung kann nur erreicht werden, wenn gleichzeitig eine erhhte Materialzuteilung erfolgt, um den Ausbau der Gruben durchzufhren. Das Heizungskohlenkontingent fr die Wehrmacht und die Betriebskohlenkontingente fr die OT und Kriegsmarine wurden programmssig zur Ablieferung gebracht. Die Versorgung der franz. Staatsbahnen mit Kohlen ist 1943 gelungen. Der durchschnittliche Tagesverbrauch der Bahnen liegt seit der Besetzung Sdfrankreichs um 2000 t hher, wodurch 1943 r[un]d 720 000 t Kohlen mehr verbraucht worden sind. Der Bestand am 1.1.44 lag bei r[un]d 12,5 Betriebstagen. Einen besonders empfindlichen Rckgang haben die Hausbrandkohlenkontingente erfahren. Auch die Auslieferung der vorgesehenen Hausbrandkohlenkontingente von den Zechen an die Verbraucher ist infolge der stark behinderten Transporte sehr schlecht gewesen. Infolgedessen wurden die Heizungskohlenzuteilungen fr ffentliche und private Bro, Verwaltungs- und Geschftsgebude nochmals gekrzt. Es ist vorgesehen, Handwerk und Gewerbe die zugeteilten Mengen ausliefern zu lassen. Die an die franz. Bevlkerung ausgegebene Hausbrandkohlenkarte, die im Durchschnitt 350 kg Kohlen pro Familie fr den Winter vorsieht, wird man nicht vollstndig decken knnen. Die ausgegebenen Kchenkohlenkarten mssen in jedem Falle ausgeliefert werden, da die Mengen fr einen Haushalt bereits das Lebensminimum darstellen[112].

Erzbergbau Frderung und Lieferung im Eisenerzbergbau (einschl.[ielich] Ostfrankreich) entwickelten sich im Berichtszeitraum l[au]t. Anlage 5[113]. In Westfrankreich macht der Abtransport der jetzigen Planmenge von 145 000 t/Monat infolge des Lok-Mangels und hufiger Truppentransporte grosse Schwierigkeiten. Die Frderung soll soweit wie mglich unabhngig von der Transportlage in Zukunft verstrkt auf Halde genommen werden, so dass bei einer Verbesserung der Transportlage die Liefermengen wesentlich erhht werden knnten.

Steine u.[nd] Erden Die in Frankreich vorhandenen und untersuchten Schwefelvorkommen sind von geringer Bedeutung. Die Frderung im vergangenen Jahr wird etwa 7-8000 t mit 8-10% Schwefelgehalt betragen. Die einzige Arsen-Erzeugung von Bedeutung in Salsigne bei Carcassone[114] ist zu einer Mehrfrderung (z.[ur]Z[ei]t. 200-500 moto[115] Arsenik mit 90-98%) in der Lage, wenn sie mehr Arbeitskrfte erhlt. Die Talkumgewinnung ist mit 34 000 t weit unter dem Bedarf geblieben, der bei etwa 90 000 jato liegt. Ab 1.10.43 wurde daher die Bewirtschaftung eingefhrt.
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Die Versorgung der deutschen Panzerglas-Fabriken mit Glashafenton hat im vergangenen Vierteljahr erst nach berwindung einer Reihe von Hemmnissen durchgefhrt werden knnen. Die Gewinnung an feuerfestem Ton im Jahr 1943 wird sich auf etwa 330 000 t belaufen. Sie muss in dieser Hhe auch im kommenden Jahr mindestens aufrechterhalten bleiben, um die Versorgung der Eisen- und Stahlindustrie sowie der Gas- und Elektrizittswerke und der Eisenbahn mit feuerfestem Material sicherzustellen. Die Versorgung der franz. Landwirtschaft und Industrie mit Kalisalzen ergibt sich aus Anlage 6[116]. Die Salzernte 1943 war in den Mittelmeer- und Atlantiksalinen infolge der trockenen Sommer- und Herbstwitterung sehr gut. Die Rationierung des Speisesalzbedarfs ist im gesamten bes.[etzten] franz. Gebiet mit Ausnahme der den Erzeugungsgebieten benachbarten Dep[artemen]ts. durchgefhrt. Die Salzlieferungen an die deutsche Wehrmacht und Wehrmachtdienststellen belaufen sich mtl.[117] auf 1650 t, die unschwer aus der franz. Produktion gedeckt werden knnen. Auf Grund der zur Steigerung der Phosphatgewinnung ergriffenen Massnahmen und Untersuchungen wurden neben den im 1. Halbjahr 1943 vorhandenen 19 Phosphatbetrieben 9 weitere in Betrieb genommen. Der verstrkte Ausbau vorhandener und die Inbetriebsetzung neuer Phosphatgruben ist auf die Einfhrung eines auskmmlichen Einheitspreises fr Frankreichphosphate von 4,10 frs je kg P2O5 zurckzufhren. Die Bauxitfrderung hat sich im Berichtszeitraum infolge der Transportschwierigkeiten nicht in dem geplanten Umfange weiter aufwrts entwickeln knnen. (Okt.[ober]: 84 000 t; Nov.[ember]: 81 000 t; Dez.[ember]: 71 000 t).

Minerall ber die Entwicklung der Verbrauchskontingente sowie des Nachschubs gibt Anlage 7[118] Aufschluss. Fr 1944 ist geplant, die Benzineinfuhr vollstndig aufzugeben und durch Einfuhr von Petrolatum bzw. Heizl als Ausgangsprodukten fr die Weiterverarbeitung zur Erzeugung der notwendigen Benzinmengen in Frankreich zu ersetzen. Die Schmiermittelversorgung konnte durch Einfuhr aus dem Reich und die stndig steigende franz. Produktion, die sich in erster Linie auf die Verarbeitung von Schieferl, Anthrazenrohl, Baumharz und Fettl sttzt, sichergestellt werden. Die Bedrfnisse der R-Industrie, der rohstoffschaffenden Industrien und der Staatsbahnen wurden voll befriedigt. Die im Alkohol-BenzinAustausch ins Reich versandten Alkoholmengen betrugen in der Berichtszeit ca 15 000 t. Insgesamt sollen aus der Ernte 1943/44 35 000 t nach Deutschland exportiert werden.

Energie ber die Stromerzeugung sowie den Anteil an Wasserkraft- und Wrmestrom geben die Zahlen der Anlage 7 Aufschluss[119]. Die geringe Wasserkraftdarbietung hatte bei fast gleicher Kohlenzufuhr wie im Vorjahre eine Absenkung des Stocks von 107 000 t zu Beginn des Okt.[ober], auf 33 000 t am 23.12.43 zur Folge. Infolge der Einschrnkungsmassnahmen war der Stock am 31.12.43 auf 47 911 t angewachsen. Mastsprengungen haben sich in der Berichtszeit von 102 auf 149 erhht. Sabotagen an Kraftwerken sind 5 zu verzeichnen gegenber 14 im vorangegangenen Vierteljahr, an Trafostationen 19 gegenber 13. Ausserdem wurden 31 Leitungsbeschdigungen ohne Mastsabotage gemeldet. Die Gesamtabgabe an Gas wurde trotz erhhten Rstungs- und V-Bedarfs[120] durch weitere Beschrnkung des Haushaltsbedarfs, besonders im Pariser Bezirk, auf etwa gleicher Hhe gehalten[121]. Die allgemeine Lage der Wasserversorgung im bes.[etzten] Gebiet Frankreichs hat sich durch die Fertigstellung verschiedener Bauvorhaben in den Orten mit starker Truppenbelegung wesentlich gebessert.

Eisen und Stahl Die Erzeugung in Binnen- und Sdfrankreich stellte sich im vergangenen Jahr im Vergleich zu 1942 fr

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Giesserei-Roheisen, Rohstahl und Walzwerkerzeugnisse gemss Anlage 8[122]. Der Erzeugungsrckgang in Binnenfrankreich wurde verursacht u.a. durch die Stillegung der Werke Mondeville[123] und Trignac[124] sowie durch den Bombenangriff auf Schneider/Creusot im Juni 1943[125]. Dies bedeutet fr 1943 einen Gesamtrohstahlausfall von 72 500 t. Der Produktionsrckgang in der eisenschaffenden Industrie ist im wesentlichen auf den Arbeiterabzug zurckzufhren. Die im Rahmen der grosseuropischen Eisenwirtschaft angestrebte Abstimmung der Walzeisenpreise ist fr Frankreich zum Abschluss gekommen. Die zugestandene Preiserhhung betrgt: ca 20% fr Walzwerkerzeugnisse, 24% fr Rhren. Im Rahmen dieser Preisausgleichsaktion ist die 800 frs-Taxe fr die Verlagerungsauftge mit Wirkung vom 15.12.43 in Fortfall gekommen[126]. Mit Rcksicht auf den stets wachsenden Stahlbedarf der R-Industrie ist fr Binnenfrankreich eine Produktionssteigerungsaktion in die Wege geleitet worden, und zwar auf Grund sehr eingehender Untersuchungen bei 12 massgeblichen Werken. Das angestrebte Ziel ist eine Rohstahlerzeugung von 15 000 t SM-Stahl[127] und 3500 t Elektrostahl = insges.[amt] 18 500 t mtl. Auf dem Giessereigebiet wurden die Beschrnkung der Typen, insbes.[ondere] der Baugusserzeugnisse, sowie die Konzentration der Herstellung durch Ausschaltung von unwirtschaftlich arbeitenden Firmen im wesentlichen abgeschlossen.

Metalle Die Abtransporte nach Deutschland im [R]ahmen des Metallplans[128] nahmen infolge der schlechten Transportverhltnisse auch im 4. Quartal ab: 2841 t Kupfer, 3146 t Blei, 167 t Zinn, 17 t Nickel. Gleichzeitig wurden im Rahmen des Metallplanes im 4. Quartal beschafft, aber fr deutsche Auftrge in Frankreich eingesetzt: 851 t Kupfer, 1403 t Blei, 56 t Zinn, 8 t Nickel. Am 31.12.43 waren von dem Metallplan einschl. der im Herbst 1943 durchgefhrten Erhhung des Metallplanes 1943 noch folgende Mengen rckstndig: 2969 t Kupfer, 9073 t Blei, 579 t Zinn, 360 t Nickel. Darber hinaus befanden sich noch in der Abwicklung: 6360 t Kupfer, 2912 t Blei, 237 t Zinn und 80 t Nickel, d.h. die Anweisung der franz. Warenstelle fr die bernahme durch deutsche Dienststellen wurde gegeben, der Abtransport selbst ist aber noch nicht erfolgt. Nach dem Tiefstand im Juli und Aug.[ust] 1943, in denen im Monatsdurchschnitt 295 t Kupfer, 16 t Blei, 30 t Zinn und 2 t Nickel mobilisiert wurde, war das Mobilisierungsergebnis in den Monaten: Kupfer t 425 854 267 481 Blei t 741 347 90 223 Zinn t 12 56 64 75 Nickel t 2 10.

September Oktober November Dezember

Trotz Strommangel und mancher Sabotageakte erreichte die franz. Aluminiumproduktion mit 10 005 t im 4. Quartal 1943 ein nahezu 10% besseres Ergebnis als im gleichen Quartal 1942. Trotzdem erreichte die Produktion nicht die des 2. und 3. Quartals 1943 mit 14 499 t und 13 584 t. Dagegen ist die MagnesiumProduktion mit 383 t die niedrigste Quartalsproduktion seit dem 2. Quartal 1942.

Maschinenbau In Zusammenarbeit mit den Organisationskomitees wurde die Erfassung der Maschinenfabriken in Sdfrankreich beendet. Die bersicht ber diesen Fachbereich ergibt die Anlage 9[129]. Durch die wiederholten Sauckel-Aktionen[130] wurden dem franz. Maschinenbau von 97 000 Arbeitern 30 000 Arbeiter = 31% entzogen. Die franz. Maschinenindustrie ist noch aufnahmefhig fr deutsche Auftrge. Da Arbeitskrfte z.[ur]Z[ei]t. nicht mehr verfgbar sind, muss die in Aussicht genommene

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innerfranz. Umsetzungsaktion beschleunigt begonnen werden, um zustzliche Auftragsverlagerungen mit verhltnismssig kurzfristigen Lieferzeiten durchfhren zu knnen. Durch die Zerstrung von Werkzeugfabriken im Heimatgebiet und gesteigerte Rstungsprogramme steigt der Werkzeugbedarf stndig. Bei der Herstellung von Werkzeugen aus Schnellstahl mit Legierungsbestandteilen auslndischer Herkunft macht sich der Mangel an Schnellstahl erheblich bemerkbar. Es wurden deshalb zunchst Versuche zur Herstellung von Werkzeugen in schnellstahlsparender Fertigung bei Scheiben- und Walzenfrsern angestellt und erfolgreich beendet. Das Jahresprogramm fr Haushaltsgaszhler sieht eine Produktion von insges.[amt] 166 000 Stck vor. Es wird von 4 franz. Firmen bestritten. Da die Fertigung von Gaszhlern in Deutschland vllig stilliegt, ist Frankreich an der deutschen Bedarfsdeckung 50%ig beteiligt, der Rest wird aus Holland geliefert. Der Ausstoss an Rasierklingen zu Gunsten des Reiches konnte verdoppelt werden. Frankreich soll nunmehr mtl. 25 Mill. Stck liefern. Auf dem Gebiet der verzinkten Blechwaren luft eine Fertigung von r[un]d 200 t. Ausserdem liefert Frankreich im Rahmen der Bombengeschdigtenaktion[131] dieselbe Menge an das Reich. Das geplante Programm soll nach und nach auf 800 t gesteigert werden. Bei Emailwaren betrgt z.[ur]Z[ei]t. der Monatsausstoss fr Deutschland 270 t, zustzlich 110 t fr die Bombengeschdigtenaktion. Auch hier ist eine Steigerung auf mtl. 500 t geplant. Das derzeitige Verlagerungsprogramm an Weckeruhren, das mtl. eine Lieferung von 80 000 Stck vorsah, wird auf 200 000 Stck erhht. Dabei soll das Material berwiegend aus dem Lande selbst bezogen werden. Die mtl. Fertigung von Feuerzeugen in Hhe von 200 000 Stck fr das Reich lief ungestrt. Es ist beabsichtigt, den Gesamtbedarf des Reiches von r[un]d 600 000 Stck mtl. in Frankreich von einer Firma fertigen zu lassen. Eine besondere Bedeutung spielt die Uhrenpflichtreparaturverlagerung. Die Organisation, die sich auf ganz Frankreich erstrecken wird, ist z.[ur]Z[ei]t. im Aufbau begriffen. Infolge der starken Luftangriffe auf die Grosstdte im Reich[132] blieben die Uhrenlieferungen aus. Bis zur Aufnahme regelmssiger Lieferungen sollen die freien Reparaturmglichkeiten den einzelnen Wehrmachtdienststellen in Frankreich zugute kommen. Im Jahre 1943 sind fr die Deutsche Reichsbahn insges.[amt] 186 Lokomotiven ausgeliefert. Fr die franz. Staatsbahnen wurden 1943 ferner 57 Lok fertiggestellt.

Feinmechanik und Optik Zur sofortigen Untersttzung bombengeschdigter kriegswichtiger Betriebe im Reich wurden aus franz. Lagervorrten verschiedene Waren beschafft und damit in einem Fall[133] sogar die Fortfhrung eines kriegsentscheidenden Betriebes ermglicht. Auf Anordnung des Reichsministers fr Rstung und Kriegsproduktion[134] wurde gemeinsam mit dessen Sonderbeauftragten im hiesigen Befehlsbereich eine Erhebung zur Erfassung smtlicher betriebseigener Transformatoren durchgefhrt, um diese ggf. fr deutsche Zwecke einzusetzen.

Chemie Die Produktion war fast durchweg rcklufig und erreichte z.T. Tiefstnde wie nicht mehr seit dem Waffenstillstand 1940. Die Grnde fr diese z.T. katastrophalen Stockungen gehen meist auf vllig ungengende Gestellung von Transportraum zum Abtransport der Fertigware, andererseits auf Mangel an Arbeitskrften und teilweise auch an Kohle zurck. Erst gegen Ende d.[es]J.[ahres] konnte ein gewisser Ausgleich bei den Grossverbrauchern von Waggonmaterial festgestellt werden. Ganz empfindliche Ausflle waren durch vllig unzureichende Stromzuteilungen gegen Ende der Berichtszeit in der elektrochemischen Industrie zu beobachten. Infolge Sabotage und Terrorakten sind mehrere sehr wichtige Werke z.T. fr lange Zeit zum Erliegen gekommen. Hervorzuheben sind: die grsste Karbidanlage Frankreichs in Chteau-Feuillet[135] mit 1000 moto[136] Erzeugung, das Elektro-Korund-Werk La Bathie[137] der UGJNE[138], die Chloralkali-Elekrolyse der UGJNE in Jarric/Savoie mit 600 moto Chlorproduktion. In allen Fllen wurden lebenswichtige elektrische Anlagen vernichtet, die nur durch monatelange Reparaturarbeiten wieder zu ersetzen sind. Die Umlagerung der ausgefallenen Produktionen auf andere
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Werke ist nur z.T. mglich und wurde veranlasst. Aus dem Stickstoffprogramm wurden 2000 t N in Form von hochkonzentrierter Salpetersure ins Reich geliefert, davon 700 t im letzten Quartal. Obgleich die Lager der Stickstoffindustrie bis unter das Dach gefllt sind, kann die Landwirtschaft wegen Transportraummangel nicht ausreichend mit Dngemitteln versorgt werden, gleichzeitig muss die Industrie wegen gefllter Lger ihre Produktion empfindlich drosseln. Von der Gesamtproduktion an Soda von 288 000 t gingen 120 000 t ins Reich, und zwar schwankend zwischen 6300 t (Febr.[uar]) und 13 600 t (Nov.[ember]). Die Vorarbeiten fr eine verstrkte Produktionsverlagerung sind z.T. abgeschlossen, sodass auf einzelnen Gebieten mit der Erzeugung bereits begonnen wird. Die wichtigsten Gebiete sind: Schuh- und Lederpflegemittel, Krperpflegemittel, Fliegenfnger, synthetische Riechstoffe fr Nahrungsmittel und Einheitssseife, chemischer Brobedarf, Zndhlzer.

Kautschuk Die Wiedererhhung der Reifenproduktion nach berwindung der Rohstoffund Nachschubschwierigkeiten auf 900 bis 1000 t wurde Mitte Sept.[ember] durch den durch Feindeinwirkung entstandenen Ausfall einer Fabrik mit 35% der Gesamtproduktion erneut verhindert. Die Produktion blieb mtl. bei etwa 600 moto (Kautschukverbrauch) gegen 1200-1300 moto im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Industr.[ielle] Fette und Waschmit.[ittel] Der Fettplan fr 1944 sieht einen Gesamtverbrauch von 23 202 t vor. Hierfr ist bisher nur eine Deckung von insges.[amt] 12 570 t vorhanden, sodass eine Fehlmenge von 10 632 t verbleibt. Der Ausgleich muss durch die Bereitstellung von inlndischen Pflanzenlen, Harz und weitere Einsparungsmassnahmen geschaffen werden. Mit dieser Verbrauchsplanung liegt Frankreich ganz erheblich unter den Reichsstzen, wie sie nach dem Test-Schema errechnet sind. Gegenber 1938 ist nunmehr der Verbrauch auf 8% reduziert. Die Gewinnung von Traubenkernl wurde 1943 von 860 t auf etwa 1900 t gesteigert. Die erforderlichen Massnahmen fr eine Erhhung der Knochenfettproduktion wurden in der Weise durchgefhrt, dass neben einer Preiserhhung fr Sammelknochen gleichzeitig eine Seifenprmie gewhrt wird. Fr 1944 ist im ganzen mit einer beachtlichen Produktionssteigerung in tierischen Fetten zu rechnen, die bereits in den Planziffern ihren entsprechenden Niederschlag gefunden hat. Durch die z.[ur]Z[ei]t. durchgefhrte Konzentration der Seifenindustrie von 204 Fabriken auf nur insges.[amt] 89 soll eine straffere Kontrolle der Bewirtschaftungsmassnahmen und Produktionslenkung erreicht werden mit dem Ziel einer weiteren Fetteinsparung.

Bauwirtschaft In den nchsten vier Monaten wird das Gesamtbauprogramm fr die Wehrmachtbauten eine Betonleistung von 3,2 Mill. cbm erfordern. Aus diesem Grunde wurde im letzten Vierteljahr 1943 die straffe Lenkung der Bauwirtschaft immer dringlicher. Da die bisherigen Vorschriften nicht ausreichten, ist am 14.11.43 die VO ber das Verbot von Bauarbeiten (VOBIF S. 561)[139] erlassen worden. Whrend bisher Bauvorhaben bis zu 100 000 frs genehmigungsfrei waren, werden durch die neuen Bestimmungen smtliche Bauarbeiten wenn fr sie mehr als 1 Tagewerk eines Fach- und eines Hilfsarbeiters bentigt wird zulassungs- bzw. genehmigungspflichtig. Die Zulassung der Genehmigung erfolgt unter verantwortlicher Mitwirkung der als Baubedarfsbetreuer auftretenden deutschen Dienststellen, die die Bauten aus den ihnen vom Baubevollmchtigten[140] zur Verfgung gestellten Baustoffkontingtenen zu decken haben. Die Leistungen bei den wichtigsten Baustoffen ergeben sich aus Anlage 9[141]. Aus dem Reichsgebiet werden immer dringendere Forderungen auf Abgabe von Baustoffen fr

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unaufschiebbaren Wiederaufbau in den zerstrten Stdten erhoben. Eine Hilfe fr die Heimat wird jedoch nur dann mglich sein, wenn der hiesigen Baustoffindustrie gengend Kohle, Arbeiter und Transportmittel zur Verfgung gestellt werden.

Textilien Der Lieferplan 1943 wurde im grossen und ganzen pnktlich und befriedigend abgewickelt. Fr den Wegfall der Bezge aus dem Schwarzmarkt wurde Deutschland durch Abschluss eines zustzlichen Lieferabkommens ber 6000 t entschdigt, die in Fertigwaren geliefert werden. Im Juli wurde in schwierigen Verhandlungen der vierte deutsch-franz. Lieferplan aufgestellt, der bei Abwandlung in den einzelnen Positionen insges.[amt] gesehen die franz. Lieferungen nach Deutschland in der bisherigen Hhe aufrechterhielt. Von den Rohstofflieferungen in diesem Plan ist die Rohwolle abgenommen, konnte jedoch wegen Transportschwierigkeiten nur sehr verzgert versandt werden, (verladen wurden bis jetzt 1,6 Mill. kg nach Deutschland, whrend 1 Mill. noch rckstndig ist; es ist zu hoffen, dass auch diese Menge bis Ende Januar auf den Weg gebracht werden kann). Beim Anlauf des Fertigungsprogramms im Rahmen der Planung 1944 wirkte sich zunchst die Transportlage, nunmehr auch die Kohlenlage sehr ungnstig aus. Trotz intensivster Bemhungen ist rckstndig der Versand von 600 t Zellwolle, 400 t Wolle, 100 t Kunstseide, 100 t Reisswolle. Das Fertigungsprogramm ist infolgedessen bis jetzt um etwa 3 Monate versptet. Es kann nicht erwartet werden, dass schon im Januar mit dem Aufholen der Rckstnde begonnen werden kann.

Papier Die Lage hat sich im letzten Vierteljahr 1943 in der Hauptsache durch die fehlenden Transportmittel erheblich verschlechtert. Die Erzeugung sank vom 3. Viertelj.[ahr] mit r[un]d 83 000 t = 27 600 moto auf 66 000 = 22 000 moto. Selbst bei grsster Sparsamkeit deckt diese Produktion nicht mehr den Mindestbedarf (vgl. Anlage 9[142]). Die zur Verfgung stehende Sulfitzellstoffmenge ist ausreichend. Dagegen ist die erhebliche Verminderung an Natronzellstoff bei den starken Anforderungen (Scke, Pack- und techn.[ische] Papiere) ausserordentlich bedenklich. Das Gleiche gilt fr die Versorgung mit Holzstoff fr Zeitungsdruck-, mindere Druck- und Schreibpapiere.

Leder- u.[nd] Rauchwaren Auf dem Rohhautsektor kam es, nach der noch im 1. Vierteljahr anhaltenden schweren Strung des offiziellen Marktes durch inoffizielle Kufer, etwa ab Jahresmitte zu normalem Anfall. Die Ausarbeitung zu Rindleder erfolgte planmssig. Die Zuteilung von Bezugscheinen fr Schuhwerk war ausreichend. Insges.[amt] wurden ausgegeben: etwa 2 Mill. Arbeits- und Berufsschuhe (5% der Gesamtbevlkerung), etwa 4,5 Mill. Paar Strassenschuhe (11% der Ges.[amt] Bevlk.[erung]) und etwa 11,5 Mill. Paar Straenschuhe mit Holzsohle (knapp 30% der Ges.[amt] Bevlk.[erung]). Die Bevlkerung wurde somit im wesentlichen mit holzsohligem Schuhwerk versorgt. Die Gerbstofflage ist usserst ernst, da die Gerbstoffabriken ihre letzten Holzreserven eingesetzt haben und der Holznachschub ungengend ist. Die Einkufe 1943 betrugen 13 000 Stck Pelzmntel fr 9 Mill. RM und die Gesamtkufe seit Beginn der Aktion 28 000 Pelzmntel fr 17 Mill. RM. In Anbetracht des Bedarfs an Frauenwintermnteln fr Bombengeschdigte sollen die Kufe in verstrktem Masse fortgesetzt werden. Die Einkufe werden immer schwieriger, da einerseits nur zu normalen Preisen gekauft werden darf[143], andererseits werden die Bestnde an Fellen mittlerer Preislage immer geringer so dass hauptschlich Kaninmntel gekauft werden. Da Kaninfelle bewirtschaftet sind, ist es den Lieferanten jedoch oft sehr schwer, gengend Fellmaterial zu bekommen. Im Rahmen des deutsch-franz. Abkommens wurde von Febr.[uar] bis

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Dez.[ember] 1943 eingekauft: 14374000 Stck Krschnerkaninfelle = RM 9,9 Mill. und 27 658 000 Stck = 3,500 t Schneidekanin = RM 9,9 Mill. Hierdurch erhht sich die Gesamtmenge der im Rahmen der bisherigen 3 Jahresabkommen seit 1.1.41 eingekauften rohen Kaninfelle auf: 112 Mill. Stck fr 38,8 Mill. RM. Im Verlauf der letzten drei Monate wurden die Vorbereitungen getroffen, die Verarbeitung von Kaninfellen in Frankreich im Wege der Konsortialauftragsverlagerung wesentlich zu steigern. Es wurde beschlossen, die bisher nach Deutschland gesandten 50% der hier eingekauften rohen Kaninfelle ebenfalls in Frankreich zu verarbeiten, nachdem bisher nur 25% der Felle durch das WBA[144] hier verarbeitet worden sind (25% werden nach Belgien abgegeben).

Waren versch.[iedener] Art Die auf dem Barackensektor durch die Mangellage auf dem Holzgebiet unausgenutzt gebliebene Kapazitt soll 1944 fr die Herstellung von Behelfshusern fr Bombengeschdigte ausgenutzt werden. Vorgeschlagen wurden fr das 1. Quartal eine Steigerung auf 4500 aus 30 000 cbm Holz in 3000 Behelfshuser, fr das 2. Quartal eine Steigerung auf 4500 aus 30 000 cbm Holz. Die Schwierigkeiten liegen bei dem Rohstoff Holz, der notfalls aus Deutschland zugeliefert werden muss. Eine deutsche Auftragsverlagerung besteht nur in beschrnktem Umfange auf dem Presskorkgebiet und bei der Kronkorkherstellung, bei der die Produktion fr Deutschland jetzt etwa 65 000 000 Stck pro Quartal betrgt. Die letztgenannte Auftragsverlagerung hat nach Zerstrung der wichtigsten deutschen Herstellerwerke durch Luftangriffe besondere Bedeutung gewonnen.

Glas u.[nd] Keramik Von der Erzeugung der franz. Glasindustrie entfallen r[un]d 80% auf deutsche Bedarfsdeckung in Frankreich (Wein-, Mineral-, Sektflaschen usw.) und fr Export nach Deutschland. Die Abzge an keramischen Waren fr Deutschland betragen etwa 80% der frz. Fertigung, gleichwohl machen sie in Anbetracht der niedrigen absoluten Hhe der franz. Produktion nur etwa 9% des deutschen Produktionsprogrammes aus. Aus der Ernte 1943 sollen nach Deutschland r[un]d 2500 t trockener Weiden geliefert werden und zwar zum wesentlichen Teil in der ersten Hlfte des Jahres 1944.

Tabak Die Regie[145] hat mit Vertrag vom 8.11.43 sich wieder verpflichtet, folgende Lieferungen im Jahre 1944 an Deutschland zu machen: 100 Mill. Zigaretten mtl. an die Intendantur fr die Kriegsgefangenen wie in den frheren Jahren. 2 400 000 kg Inlandstabake. Der Ertrag der franz. Rohtabakernte 1943 belief sich auf ca. 18 500 t gegenber 22 750 t im Jahre 1939.

3. Ernhrung und Landwirtschaft Erzeugung Das Gesamtergebnis der Ernte 1943 ist bei dem Mangel an Betriebsmitteln als zufriedenstellend anzusprechen. Nachdem in den beiden ersten Jahren nach dem Waffenstillstand eine ziemlich schnelle Erhhung des stark abgesunkenen Ertragsniveaus erreicht war, ist jetzt ein gewisser Stillstand eingetreten. Mit einem langsamen Absinken der Ertrge in den kommenden Jahren infolge des weiter stark schrumpfenden Dngemittelaufwandes muss gerechnet werden; eine bessere Versorgung Frankreichs mit Dngemitteln ist daher eine unbedingte Notwendigkeit. Die Weizenernte 1943 liegt ber der Vorjahreshhe. Die Qualitt ist durchweg gut. Beim Futtergetreide wurde eine knappe Mittelernte eingebracht; es steht insges.[amt] eine erheblich geringere Menge als im Vorjahr zur Verfgung. Der Ertrag der Kartoffelernte wurde durch anhaltende Trockenheit in quantitativer

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und qualitativer Beziehung ungnstig beeinflusst. Das Auftreten des Kartoffelkfers war 1943 unerwartet stark. Trotzdem konnte mit den blichen Bekmpfungsmassnahmen der Schdling so stark zurckgedrngt werden, dass Ertragsverluste kaum eintraten[146]. Es standen 21 000 t Kalkarsen im Vergleich zu 2000 t vor dem Kriege zur Verfgung. Seit 1941 wurden 165 000 Rckenspritzen und 4100 pferdefahrbare Spritzen geliefert. Auch bei den Zuckerrben blieb die Ernte wegen Dnger- und Arbeitermangel hinter der Vorjahreshhe zurck[147]. Durch Trockenheit und starken Schdlingsbefall wurde besonders der Ertrag der Sommerlfrchte herabgedrckt. Der Stand der Weiden, der im Frhjahr gnstig war, hat sich im Laufe des Sommers infolge der Trockenheit erheblich verschlechtert, sodass die Ernhrung des Viehs stndig schwieriger wurde und in den Leistungen empfindliche Rckschlge eintraten. Da der Neuertrag in weiten Gebieten hinter dem Durchschnitt zurckblieb und auch die sonstigen Futtermittel knapp sind, ist die Ernhrung der Viehbestnde in den Wintermonaten usserst schwierig[148]. Die Gemseerzeugung hat unter den Auswirkungen der Trockenheit z.T. sehr stark gelitten, doch wurde die Anbauflche weiterhin erheblich ausgedehnt. Das Kernobst brachte eine absolute Missernte. Die Weinernte war bei ausgezeichneter Qualitt mit etwa 40 Mill. hl grsser als im Vorjahr, wenn sie auch hinter dem Vorkriegsdurchschnitt von annhernd 60 Mill. hl erheblich zurckblieb. Der Viehbestand hat sich auf Grund der franz. Erhebungen in den letzten Jahren l[au]t. Anlage 10[149] entwickelt. In der Versorgung mit Arbeitskrften, Zugtieren und Betriebsmitteln sind im Verlaufe des Jahres 1943 weitere wesentliche Erschwerungen eingetreten. Der gesamte J[ahr]g.[ang] 1922 wurde zur Arbeitsleistung nach Deutschland einberufen[150]. Je 100 ha landw.[irtschaftliche] Nutzflche waren in Frankreich schon in der Vorkriegszeit 1/3 weniger Arbeitskrfte als im Reich ttig. Dieses Missverhltnis hat sich zu Ungunsten Frankreichs auch 1943 weiter verstrkt. In der Vorkriegszeit waren in Frankreich 8 Pferde je 100 ha landw.[irtschaftliche] Nutzflche vorhanden im Vergleich zu 13 in Deutschland. Diese Zahl hat sich durch die Aushebungen fr die deutsche Wehrmacht wesentlich verringert[151]. Die Treibstoffzuteilung an die Landwirtschaft wurde 1943 weiter herabgesetzt. In der Betriebsmittelversorgung gehen die ungnstigen Einflsse vor allem von der schlechten Dngemittelversorgung aus. Im Wirtschaftsjahr 1942/43 standen in Frankreich 7,7 kg Reinkali, 3,05 kg Reinstickstoff und 2,1 kg Phosphorsure in lslicher Form je ha landw.[irtschaftliche] Nutzflche zur Verfgung, whrend beispielsweise in Belgien 51,8 kg Kali, 39,8 kg Stickstoff und 11,2 kg Phosphorsure je ha aufgewendet wurden. fr das Wi-Jahr[152] 1943/44 sind weitere erhebliche Rckgnge zu erwarten, wie aus der Zusammenstellung nebst Erluterungen in Anlage 10[153] zu entnehmen ist. Es ist damit zu rechnen, dass durch die in der zweiten Hlfte des Jahres 1943 eingetretene Verschlechterung in der Dngemittelversorgung ein erheblicher Ertragsrckgang ausgelst wird, der sich durch die verstrkte Wirtschaftsberatung nicht ausgleichen lsst. Im 2. Halbjahr wurden r[un]d 4100 Lizenzen fr den Umbau von Benzintraktoren auf Gasgeneratorantrieb erteilt. In den wichtigsten Dep[artemen]ts. hatten Schauversuche mit Holzgastraktoren regen Besuch der buerlichen Bevlkerung aufzuweisen. In der Saatgutwirtschaft waren infolge der grossen nderungen in der Bodennutzung aussergewhnliche Aufgaben zu lsen. Im franz. Raum sind 1943 wachsende Mengen an Saatgut auf Deckung des vermehrten Eigenbedarfs und zur Ausfuhr nach dem Reich erzeugt worden. Im Wirtschaftsjahr 1942/43 wurden bei voller Deckung des erheblich gesteigerten franz. Bedarfs 165 000 dz[154] Smereien von Futterpflanzen nach Deutschland ausgefhrt im Vergleich zu 60 000 dz 1941/42 und 27 000 dz 1940/41. Etwa 2/5 der durch die franz. Saatgutverteilungsstelle abgegebenen Menge an Pflanzkartoffeln wurde 1942/43 aus Deutschland bzw. Holland geliefert. An Leinsaat wurden 1942/43 75 000 dz aus dem Reich eingefhrt im Vergleich zu 50 910 dz im Vorjahr. Die Anbauflche des Leins konnte infolgedessen von 33 000 ha auf 50 000 ha erhht werden. Die Menge des aus dem Reich eingefhrten lsaatgutes betrug 1942/43 10 000 dz im Vergleich zu 9450 im Vorjahr. Die sprunghafte Ausdehnung der lfruchtflche von etwa 15 000 ha auf 400 000 im Jahre 1943/44 innerhalb von drei Jahren wre ohne diese deutsche Hilfe nicht mglich gewesen. Auch anderes Saatgut Rbensamen, Grassaaten, Getreidesaaten usw. wurden 1943 aus dem Reich geliefert. Die fr 1944 im Bestellungsplan vorgesehene Flchenausdehnung ist

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saatgutmssig gesichert. Auf der vom Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] durch seine Landbewirtschaftung (Reichsland[155]) treuhnderisch bewirtschaftete Flche von etwa 170 000 ha wurde 1943 eine weitere Intensivierung erreicht. Die Anbauplne wurden bewusst darauf abgestellt, die Versorgung der Truppe zu erleichtern. Fr 1943/44 ist eine weitere Verstrkung des Hackfrucht-Leguminosen-Feldgemse- und lfruchtanbaues vorgesehen. Die Tabelle in Anlage 11[156] ber den Anteil der einzelnen Frchte am Ackerland zeigt, dass in wenigen Jahren die zunchst extensive und hchst einseitige Bodennutzung durch eine intensive und vielseitige, auf lange Sicht ausgerichtete Bewirtschaftung abgelst wurde.

Versorgung Die Versorgungslage hat sich 1943 ganz wesentlich verschrft. Einen berblick ber die Entwicklung der Rationsstze bei den wichtigsten Nahrungsgtern im Verlauf des letzten Jahres gibt die Tabelle in Anlage 11[157]. Die wichtigsten Rationsnderungen bei den Grundnahrungsmitteln sind die starke Herabsetzung der Fettration Ende 1942 von 430 g auf 310 g je Monat und die Verminderung der Fleischration im Frhjahr 1943 von 250 g auf 120 g je Woche, die durch die Erhhung der tglichen Brotration im Okt.[ober] 1943 um 25 g nicht ausgeglichen werden konnte[158]. Neuerdings kann sogar die Fettration nicht mehr voll erfllt werden, was bei den weit unter dem Existenzminimum liegenden Stzen ausserordentliche Folgen haben muss. Fr die einzelnen Teilgebiete der Ernhrungswirtschaft ergibt sich folgendes Bild: In der Brotversorgung bereitete der bergang vom alten zum neuen Erntejahr erhebliche Schwierigkeiten, da die Vorrte praktisch erschpft waren. Den energischen Massnahmen der Regierung, vor allem aber auch der frhzeitigen Einbringung der Ernte ist es zu danken, dass der Anschluss ohne allzu grosse Strungen gefunden wurde. Bisher ist es vor allem infolge der Transportschwierigkeiten nicht mglich gewesen, die Vorrte der Verbrauchszentren auf eine einigermassen normale Hhe zu bringen, um im Falle von unvorhergesehenen Transportstrungen eine Sicherheitsreserve zur Verfgung zu haben. So blieb auch das Teigwarenprogramm um 100000 t im Rckstand, der nicht mehr aufgeholt werden kann. Die Kartoffelversorgung der franz. Bevlkerung ist infolge der geringen Ernte schlechter als im Vorjahr. Whrend bis einschl.[iesslich] Nov.[ember] in Paris 6 kg je Kopf im Monat verteilt wurden, betrug die Zuteilung im Dez.[ember] nur 1kg. An Vorrten wurde in Paris nur ein Bestand von 18 000 t gebildet gegenber einer Planung von 60 000 t und etwa 50 000 t im Vorjahr. Die Fleischversorgung der Zivilbevlkerung in den Grosstdten war whrend der Monate Sept.[ember] und Okt.[ober], als in Paris nur etwa 55-65% der Rationen zugeteilt werden konnten, besonders schlecht. Spter hat sich die Zuteilung wieder auf 90-95% erhht. Die damalige Versorgungskrise wurde neben der schwierigen Transportlage in der Hauptsache durch Ablieferungsverweigerungen der Landwirte verursacht. Der strkste Engpass in der franz. Ernhrungswirtschaft ist die Fettversorgung. Bis zum November war es im allgemeinen mglich, die allerdings unzureichenden Rationen zu erfllen[159]. Z.[ur]Z[ei]t. stehen in den grossen Verbrauchszentren nur etwa 2/3, z.T. sogar nur die Hlfte der Rationsmenge zur Verfgung. Bis zu dem saisonmssig im Frhjahr zu erwartenden Anstieg der Milcherzeugung ist eine Besserung auf keinen Fall zu erwarten. Die Obst- und Gemseversorgung bereitete whrend des Jahres 1943 grsste Schwierigkeiten. Der Verlust von Nordafrika sowie die erheblichen Trockenschden konnten auch durch Ausweitung der Anbauflche nicht ausgeglichen werden. Steigender Bedarf sowie der Schwarzhandel hatten zu einer erheblichen Unterbelieferung der Truppe und einer vllig unzulnglichen Versorgung der Hauptverbrauchszentren gefhrt. Durch geeignete Manahmen wurde das Besatzungsheer in den letzten Monaten des J[ahre]s. 100%ig versorgt. Zur Besserung der Truppenversorgung in den Mangelmonaten wurden beachtliche Mengen an Gemse eingesalzen sowie Sauerkraut hergestellt und pfel getrocknet. Das Marmeladenprogramm mit 2000 t pro Monat fr das Besatzungsheer konnte mengenmssig bei starker Hebung der Qualitt erfllt werden. Der Export von Weintrauben wurde nach Behebung von Leergutschwierigkeiten glatt durchgefhrt; es konnten 20 000 dz Weintrauben mehr ausgefhrt werden als im Vorjahr, insges.[amt] wurden 145 000 dz ausgefhrt. Die Weinversorgung wird trotz einer besseren Ernte eine Erhhung der bisherigen Verbraucherrationen nicht zulassen. Um die Rationen von 4 Ltr. pro
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Kopf und Monat erfllen zu knnen, wird man einen Teil der Markenweine in die Bewirtschaftung einbegreifen mssen. Die Weinvorrte in den Konsumgebieten sind infolge von Transportschwierigkeiten auf etwa 40-50% Vorjahrshhe abgesunken. Die Verschlechterung in der Ernhrung der franz. Zivilbevlkerung[160] zwang dazu, zu Gunsten der fr die deutsche Wehrwirtschaft arbeitenden Bevlkerungsteile besondere Massnahmen zu ergreifen. Das geschah vor allem durch den Ausbau der Werkkchen und die Untersttzung dieser Einrichtungen durch Sonderzuteilungen. Vgl. hierzu die Angaben in Anlage 12[161]. Ohne den verschrften Kampf gegen den Schwarzhandel (Erlass des Reichsmarschalls[162] vom 15.3.43 [sic!][163]) wre die bestehende Marktregelung restlos zusammengebrochen und dadurch die Lieferungen fr Wehrmacht und Reich im strksten Masse gefhrdet worden. Die Aufbringungen fr die Wehrmacht und das Reich sind bei den meisten Erzeugnissen bis 1942/43 trotz der geringeren Erzeugungshhe als in der Vorkriegszeit und des Wegfallens der frheren betrchtlichen Einfuhren stndig erhht worden. Fr 1943/44 ist ein Liefersoll vorgesehen, das z.T. weit ber die Leistungsfhigkeit hinausgeht. Vgl. Tabelle in Anlage 12. Die Truppenversorgung konnte berall sichergestellt werden. Die Erfassung von Schlachtvieh fr die Wehrmacht und das Reich hat im Wi-Jahr 1942/43 eine wesentliche Erhhung erfahren. Es wurden vom 1.8.42 bis 31.8.43 im ganzen 253 462 t Fleisch erfasst, whrend sich die Gesamtmgenge im Zeitraum von 1940/41 bis 1942/43 auf 559 000 t belief. Im abgelaufenen Wi-Jahr wurden allein 824 geschlossene Schlachtviehzge nach dem Reichsgebiet abgefertigt. In den letzten Monaten ist die Erfassung erheblich schwieriger geworden. Im Dez.[ember] 1943 wurden vom Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] 22 000 t verlangt, von franz. Seite 18 000 t zugesagt, von denen 16 000 t tatschlich zur Auslieferung gelangten. ber die Januarlieferung konnte eine Einigung mit dem franz. Landwirtschaftsministerium nicht erzielt werden, sodass schliesslich die deutschen Forderungen in einer Besprechung mit Ministerprsident Laval gegen den Einspruch des franz. Landwirtschaftsministers[164] durchgesetzt werden mussten. Am schwierigsten ist die Aufbringung beim Fett, wo die franz. Regierung neuerdings die fr die Wehrmacht verlangte Menge abgelehnt hat, sodass der Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] selbst zur Beschlagnahmung von Butter bei den Molkereien schreiten musste. Dadurch wird Unordnung geschaffen, welche die gesamten Versorgung wesentlich erschwert. Ausserdem wird der Widerstand gegen die Marktordnung und die molkereimssige Verarbeitung verstrkt. Die Milcherzeugung sank in der 2. Jahreshlfte infolge der Trockenheit stark ab. Die im Frhjahr erzeugten berschsse wurden zur Erfllung des Wehrmachtkontingents regelmssig abgeschpft, sodass im Winter aus den Vorrten keinerlei Zuschsse mehr gemacht werden knnen. Von Jan.[uar]-Okt.[ober] 1943 wurde das gesamte der franz. Landwirtschaft auferlegte Milchlieferungssoll (Inlandsbedarf und Wehrmachtversorgung) im altbes.[etzten] Gebiet zu 88,55% erfllt. Seit Aug.[ust] und Sept.[ember] 1943 ist ein scharfer Rckgang festzustellen, der sich bis in die neueste Zeit hinein verstrkt hat. Die lfruchternte hat enttuscht, auch die Erfassung lsst zu wnschen brig. Der Anfall an Schlachtfetten hat sich mit der Verringerung der franz. Fleischerzeugung und der Verschlechterung des Futterzustandes der Schlachttiere vermindert. Die notwendig gewordene Umstellung von Ksereibetrieben auf die Butterherstellung bedeutet einen Eingriff in die Kseerzeugung. Trotz aller Schwierigkeiten gelang es, bis einschl. Dez.[ember] die verlangten Wehrmachtskontingente an Butter und Kse restlos aufzubringen. Es sind jedoch durch die notwendig gewordenen Eingriffe des Mil.[itr]Bef. [ehlshabers] die Voraussetzungen fr eine geregelte Versorgung der franz. Zivilbevlkerung und der Wehrmacht fr die Zukunft ganz wesentlich verschlechtert worden. ber die franz. Agrarpolitik 1943 berichtet die Anlage 13[165].

4. Forst- und Holzwirtschaft Organisation d.[er] frz. Forstverwaltung Die Schaffung der Regionalconservationen[166] hat die fr Kriegszeiten unzulngliche Schwerflligkeit des franz. Verwaltungsapparates nicht beseitigt. Zudem versuchen die franz. Forstdienststellen und Wirtschaftsorganisationen in steigendem Masse deutschen Anforderungen entgegenzuwirken und versagen allzu oft bei der fr operative Zwecke zunehmend ntigen schnellen Beschaffung von
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Spezialholzsorten, wie Pfahlhlzer, Streben, Faschinen[167] usw. Wegen deutschfeindlicher Bettigung mussten mehrere franz. Forstbeamte und fhrende Persnlichkeiten der franz. Holzwirtschaft verhaftet werden. Als Gegengewicht wird immer dringender Einschaltung eines verstrkten deutschen Einflusses in alle Zweige der Forst- und Holzwirtschaft notwendig. Dazu bedarf es nicht einer nderung der forstdienstlichen Organisation auf deutscher Seite die fr ganz Frankreich den Einsatz von insges.[amt] mindestens 72 voll leistungsfhigen und geeigneten Forstbeamten vorsieht. Ntig aber ist es, auch mit Rcksicht auf die zunehmende Unsicherheit in den Wldern durch bewaffnete Terroristen und Wilderer, die immer noch vorhandenen Fehlstellen mit vollwertigen Krften aufzufllen.

Arbeitseinsatzlage Die Arbeitseinsatzlage hat sich nicht gebessert. Ersatzgestellung fr die nach Deutschland abgezogenen Arbeiter oder gar die geplante zustzliche Zuweisung von 30 000 Arbeitskrften zur Steigerung der Tankholzherstellung hat sich als nicht durchfhrbar erwiesen. Stattdessen werden immer wieder Arbeiter fr militrische Zwecke aller Art (Pulverfabriken, OT usw.) abgezogen, deren Notwendigkeit nicht verkannt wird, auf deren Gefahren fr die wehrwirtschaftlich und unmittelbar militrisch so wichtige Holzproduktion aber immer wieder hingewiesen werden muss. Sperrbetriebsbescheinigungen wie in der gewerblichen Wirtschaft konnten fr die Holz- und Forstwirtschaft noch nicht erreicht werden. Im brigen muss zur Frage des Abzugs von weiteren Arbeitskrften nach Deutschland mit allem Ernst darauf hingewiesen werden, dass fr den deutschen Wald ber den geplanten, schon kriegsbedingt hohen Einschlag hinaus z.[ur]Z[ei]t. "Nothiebe vorbereitet werden mssen, durch die dessen Vorrte und Zuwachsleistungen schwer beeintrchtigt werden, whrend die franz. Waldungen in den Nutzholzbestnden noch recht erhebliche Reserven haben, deren Verwertung lediglich eine Frage des Arbeiter- und Transportmitteleinsatzs ist. Ein weiterer Arbeiterentzug wrde also auf alle Flle zu Lasten des deutschen Waldes und der hiesigen kriegswirtschaftlichen Aufgaben gehen. Die Hortung und Umsetzung von Kriegsgefangenen fhrte wiederholt zum Verlust mhsam angelernter Arbeitskrfte. Aus Mangel an Wachmannschaften ist auch zahlenmssig ihr Einsatz leider stndig zurckgegangen (Bordeaux von 6095 K[riegs]g[e]f.[angene] im Sept.[ember] auf 2479 K[riegs]g[e]f. [angene] im Nov.[ember]). Der Einsatz von 9000 Mann des franz. Arbeitsdienstes (Chantiers de la Jeunesse franaise) zur Steigerung der Grubenholzproduktion in den D[e]p[artemen]ts. Landes und Gironde wurde zugelassen. Ihr Verbleiben in der Kstenzone ist aber durch die militrische Lage bereits in Frage gestellt.

Holztransport Durch unertrglichen Mangel an Autoreifen und zunehmenden Verschleiss der Fahrzeuge hat sich die Nahtransportlage weiter verschrft. Der fehlende Eisenbahntransportraum fhrt zu einer Verstopfung der Lagerpltze und wirkt sich dadurch auch auf den Nahtransport hemmend aus. Zunehmende Entwertung auf Abfuhr wartender hochwertiger Nutzholzsorten (Exportschwellen, Grubenholz usw.) ist zu beklagen. Die Grubenholzversorgung konnte mit Hilfe von Sondermassnahmen noch ausreichend gehalten werden.

Holzeinschlag Beim Holzeinschlag kann trotz aller Schwierigkeiten bis jetzt mit der dringend notwendigen Steigerung gerechnet werden. Erschwerend wirken weitere aus militrischen Grnden vorgenommene Sperrungen leistungsfhiger Waldungen. Der Verkauf stehenden Holzes zum Einschlag war durch das Warten auf die zum 1.1.44 nunmehr ergangenen neuen Preisbestimmungen in Rckstand gekommen. Die Preiserhhungen liegen beim Rundholz zwischen 20 und 30%, beim Schnittholz etwas niedriger. Die Preisaufbesserung wird die Verkaufsttigkeit zwar beleben, aber die oft auf politischer Einstellung beruhende Verkaufsunwilligkeit

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des Privatwaldbesitzes (etwa 60% der gesamten Waldflche) entscheidend kaum beeinflussen.

Harzproduktion Die Harzbetriebe erfllten die gestellten Anforderungen. Whrend des Berichtszeitraumes htten unter normalen Verhltnissen mindestens r[un]d 11 000 t Kolophonium bei einer Jahresabschlussmenge von 33 000 t nach dem Reich geliefert werden mssen. Durch die seit Anfang Sept.[ember] usserst mangelhafte Waggongestellung ist ein Rckstand von r[un]d 8000 t entstanden. Als Folge hiervon sind Rstungsbetriebe im Reich in Schwierigkeiten geraten, die z.T. sogar zur Stillegung gefhrt haben. An Sondermassnahmen fr den Abtransport der Rckstnde wird gearbeitet. Fr die Terpentinllieferungen (Jahresabschlussmenge 9000 t) standen Kesselwagen ausreichend zur Verfgung, sodass diese regelmssig abgewickelt werden konnten. Auf die am 8.4.43 abgeschlossenen Vertrge sind nach dem Stand vom 30.11.43 noch zu liefern: r[un]d 25 500 t Kolophonium und r[un]d 4600 t Terpentinl. Die Schwierigkeiten der holzberabeitenden Betriebe haben sich nicht verringert (Mangel an Sgeblttern, Ersatzteilen und vor allem an Schmierl). Im Bereich der FK Besanon[168] wurden zwei Sgewerke und ein Barackenwerk von Terroristen durch Brandstiftung vernichtet. Die Befriedigung des unmittelbaren und mittelbaren deutschen Bedarfs an Holz ist im grossen und ganzen auch im Berichtszeitraum mhsam noch gelungen. In Nordostfrankreich ist nach wie vor die Vollblockierung der grssten und besten Sgewerke zu Gunsten bestimmter Wehrmachtteile als Rckgrat der deutschen Nadelschnittversorgung. Besondere Schwierigkeiten bereitet auch weiterhin, zumal in Konkurrenz zum Grubenholz, die militrischerseits geforderte Beschaffung der beraus grossen Mengen von Masten und Hindernispfhlen. Zur Befriedigung eines Sofortbedarfs an Masten war die vorlufige Zurckstellung der Deckung lebenswichtigen franz. Bedarfs und darber hinaus die Anordnung von Sondereinschlgen in Hhe von 100 000 Stck erforderlich. Der Gesamtholzbedarf fr deutsche Zwecke steigt weiter; die Inanspruchnahme z.B. von Nadelschnittholz hat mit 460 000 cbm fr das erste Vierteljahr 1944 den bisher hchsten Stand erreicht. Eine weitere Erhhung ist bei den gegebenen Einschlags- und Transportmglichkeiten aussichtslos. Fr die Herstellung von Mbeln fr Bombengeschdigte in Deutschland sollten im Berichtszeitraum 30 000 cbm abgelagertes Laubschnittholz beschafft werden, bis zum 12.12.43 konnten hiervon nur r[un]d 12 500 cbm nachgewiesen werden. Die Brennholzversorgung der Wehrmacht fr den Winter 1943/44 kann nunmehr als gesichert gelten. Die angeordneten Massnahmen (Zwangsumlage unter deutscher Kontrolle nach regional getrennter Anforderung) haben sich bewhrt. (Es soll auch fr die neue Heizperiode (1.7.44 30.6.45) hiernach verfahren und die deutsche Anforderung im Januar 1944 herausgegeben werden.) Die Sperrholzerzeugung ging erheblich zurck, da der Mangel an Kauritleim (Bombenschaden) bisher nicht behoben werden konnte. Zwar ist das deutsche Kontingent von 1200 cbm im Monat bislang noch immer verabfolgt, jedoch nur auf Kosten der franz. Bedarfsdeckung, die z.[ur]Z[ei]t. ganz ausfllt. Eine Besserung der Versorgungslage fr 1944 wird erwartet. Auf Verlangen des RLM[169] sind Massnahmen eingeleitet, die Erzeugung von Flugzeugsperrholz ganz erheblich zu steigern. Es wurde eine franz. Anordnung veranlasst, wonach Buchenholz zu minderen Zwecken nicht verarbeitet werden darf, wenn es Flugzeugsperrholz ergeben knnte[170]. Die Eindeckung der Holzausfuhrkontingente 1944 (220 000 fm[171] Rundholz, darunter 20 000 fm Buchenschlholz fr Flugzeugprogramm, 25 000 cbm Schnittholz, 600 000 Stck Eisenbahnschwellen, 3,5 Mill. qm Furniere) hat bereits im Berichtszeitraum stark eingesetzt. Die in den Monaten Okt.[ober] bis Dez.[ember] gettigten Abschlsse berschreiten die des gleichen Zeitraumes 1942 mit ca 30 000 fm Rundholz bereits um 50%, und es ist damit zu rechnen, dass sptestens im April 1944 das gesamte deutsche Mengenkontingent eingekauft sein wird. Der Schwellenlieferungsvertrag wickelt sich befriedigend ab. Whrend die Ablieferung bis zum 31.12.42 r[un]d 710 000 Stck hiervon 299 000 Stck Eichenschwellen und 411 000 Stck Kiefernschwellen betrug, sind vom 1.1. bis 31.12.43 r[un]d 900 000 Stck hiervon 510 000 Stck Eichenschwellen und 390 000 Stck Kiefernschwellen bernommen worden (bisher also insges.[amt] 1 610 000 Stck). Die

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Eichenschwellen sind damit zu 80% des Solls aufgebraucht, der Kiefernschwellenvertrag des Jahres 1942 ist voll beliefert, der des Jahres 1943 zu r[un]d 50%. Fr 1944 steht ein neuer Vertrag vor dem Abschluss, der die Lieferung von je 450 000 Stck Eichen- und Kiefernschwellen unter Einschluss der Lieferrckstnde des abgelaufenen Vertrages vorsieht.

Jagdnutzung Ihre wirtschaftliche Bedeutung war fr die Truppe durch Ergnzung der Truppenverpflegung und Belieferung von Soldatenheimen, der Jahreszeit entsprechend, besonders fhlbar. Die Mitwirkung der Wehrmachtjger bei der abwehrmssigen Beobachtung sonst wenig begangener Gebiete hat mehrfach wertvolle Ergebnisse gebracht. Die zunehmende Unsicherheit in den Wldern und das vermehrte Auftreten bewaffneter Wilderer fhrte zum Erlass eines Sonderbefehls ber das Verhalten bei der Jagdausbung[172]. Bei den zur Schwarzwildbekmpfung herangezogenen franz. Jgern wird wachsende Zurckhaltung und sogar Ablehnung beobachtet, was auf die politische Lage und insbes.[ondere] auf die Bedrohung durch Terroristen zurckgefhrt werden muss. Der am 20.4.43 begonnene Verkauf von 10 000 Jagdgewehren aus franz. Besitz an Wehrmachtjger konnte mit dem 31.12.43 abgeschlossen werden[173].

5. Auswrtiger Waren- und Zahlungsverkehr Warenverk.[ehr] m.[it]d.[em Deutschen Reich, Elsass und Lothring.[en] Das Jahr 1943 stand im Zeichen steigender Intensivierung des deutsch-franz. Warenverkehrs, die ihren deutlichsten Ausdruck in dem stetigen Anwachsen des deutschen Debetsaldos im deutsch-franz. Verrechnungsverkehr findet. Am 1.1.43 betrug der Saldo zu Gunsten Frankreichs 2,48 Mrd. RM, am 30.11.43 5,56 Mrd. RM, im Durchschnitt also eine mtl. Erhhung der deutschen Verschuldung von 2,48 Mrd. RM, whrend der deutsche Debetsaldo im Jahre 1942 durchschnittlich nur um 140 Mill. RM angewachsen ist. Dieser Zuwachs ist nicht durch eine anormale Preissteigerung bedingt, da die ber das Verrechnungsabkommen bezahlte Warenausfuhr der Preiskontrolle unterliegt, sondern ein Beweis fr die mengenmssige Zunahme des deutsch-franz. Warenverkehrs, der deshalb besondere Beachtung verdient, weil die Beschaffungsmglichkeiten sich zunehmend verschlechtert haben. Eine hnliche Entwicklung zeigt das zwischen Frankreich und Elsass und Lothringen abgeschlossene Verrechnungsabkommen[174]. Auch hier ist Frankreich stark aktiv. Der gesamte Zahlungsverkehr zwischen Frankreich und Elsass und Lothringen hat sich im Laufe des Jahres 1943 auf das Verrechnungsabkommmen umgestellt. Infolge der immer fhlbarer werdenden Warenverknappung waren die franz. Ausfuhrbehrden bestrebt, die Warenausfuhr nach dem Reich zu beschrnken. Dem wurde dadurch entgegengewirkt, dass auf den meisten Warengebieten Lieferungsvertrge vereinbart wurden, in deren Rahmen die franz. Ausfuhrgenehmigungen dann bedingungslos erteilt worden sind. In wichtigen Fllen, in denen eine Einigung nicht zu erreichen war, hat der Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] von dem ihm zustehenden Recht, die franz. Ausfuhrgenehmigung auch gegen den Willen der franz. Ausfuhrbehrden durchzusetzen, Gebrauch gemacht. Die Erhebung der bei der Warenausfuhr nach dem Reich, Elsass und Lothringen oft strend in Erscheinung tretenden Ausgleichsabgabe (retenue de Prquation) wurde in allen Fllen von praktischer Bedeutung durch Festsetzung von Pauschalstzen geregelt. Pauschalstze ber 10% wurden in keinem Falle zugelassen Frher vereinbarte Pauschalstze konnten wesentlich gesenkt werden. Das Bestreben des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] geht dahin, die Ausgleichsabgabe immer mehr und mehr zurckzudrngen. Zur Durchfhrung von Einkufen von Fertigwaren ist die "Einkaufsring Frankreich G.m.b.H. gegrndet worden, in der eine Anzahl deutscher Firmen zusammengeschlossen sind. Die "Einkaufsring Frankreich G.m.b.H. stellt insofern eine Ergnzung der ROGES[175] dar, als sich die ROGES mit dem Einkauf von Rohstoffen, der Einkaufsring mit dem Einkauf von Fertigwaren in Frankreich befassen soll. Entsprechend

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den der ROGES gewhrten Erleichterungen bei berweisungen ber das deutsch-franz. Verrechnungsabkommen wurden durch Verhandlungen mit dem franz. Finanzministerium auch dem Einkaufsring besondere Vergnstigungen bei der Abwicklung seiner Zahlungen zugestanden, wodurch er in die Lage versetzt wird, seine Zahlungen sofort an die franz. Lieferanten auszufhren.

mit den brigen Lndern Die verstrkte Ausrichtung der franz. Wirtschaftskraft auf die Kriegsbedrfnisse hat bedeutende Rckwirkungen auf den franz. Aussenhandel im Jahre 1943 zur Folge gehabt. Von den franz. Ausfuhren gingen 1943 ber 90% ins Reich, whrend auf alle brigen Lnder, mit denen Frankreich noch Handel treiben kann, nur knapp 10% entfielen. Es wird auch 1944 darauf ankommen, alle geeigneten Massnahmen zu ergreifen, die effektive Leistung Frankreichs fr Deutschland zu steigern. Es wird jedoch mehr als in der Vergangenheit auch der Restexport insbesondere nach neutralen Lndern gelegt werden mssen, weil Frankreich zur Aufrechterhaltung seiner lebensnotwendigen Fertigung und zur Durchfhrung deutscher Verlagerungsauftrge auf Einfuhren aus diesen Lndern angewiesen bleibt. Im Jahre 1943 standen Frankreich auch nach dem Wegfall der berseeischen Einfuhren[176] noch einige Vorrte von berseeischen Produkten fr das neutrale Ausland als Tauschobjekte zur Verfgung. Diese sind inzwischen weitgehend verbraucht worden. Bei der leider geringen Neigung der Franzosen zu Exportgeschften muss in Zukunft mit einer weiteren Schrumpfung des Restexportes gerechnet werden, wenn nicht auf bestimmten Gebieten bessere Ausfuhrmglichkeiten erffnet werden. Die Partnerlnder haben sich bereits in mehreren Fllen ber die geringe Exportkraft Frankreichs beklagt und insbes.[ondere] darauf hingewiesen, dass sie an einem Warenaustausch, der ihnen nur vorwiegend Luxuswaren einbringt, wenig interessiert seien. Gerade aber die Ausfuhr von Luxuswaren (z.B. Parfmerien, Wein und Spirituosen, Luxustextilien) ermglichte die Einfuhr von Rohstoffen und wichtigen industriellen Erzeugnissen aus dem neutralen Ausland, insbes. [ondere] aus Schweden und Finnland. Das schwindende Interesse der Partnerlnder an diesen Exporten muss daher durch Freigabe einiger wichtigerer Waren wieder belebt werden. Der Wegfall von Einfuhren aus den nordischen Lndern, der Schweiz, Spanien und Portugal sowie einigen Balkanlndern wrde sich nicht nur fr Frankreich nachteilig auswirken, sondern auch mittelbar erhebliche Schdigungen der deutschen Interessen in Frankreich (Auftragsverlagerung) zur Folge haben. Es versteht sich von selbst, dass Entnahmen aus Frankreich fr Deutschland leichter mglich sind, wenn gewisse Zufuhren an Lebensmitteln, Rohstoffen und industriellen Spezialfabrikaten aus dem neutralen Ausland im Tausch gegen weniger wichtige Waren erfolgen. Dabei wird wie in der Vergangenheit darauf Rcksicht zu nehmen sein, dass durch das Auftreten Frankreichs als Kufer auf dritten Mrkten eine Beeintrchtigung von Reichsinteressen ausgeschlossen wird. Ebenso muss der franz. Plan, durch Verusserung von Kapitalbesitz (Anleihe, Guthaben usw.) Wareneinkufe zur berbrckung des Exportengpasses durchzufhren, untersttzt werden. ber den Warenverkehr im einzelnen vgl. Anlage 14[177].

Kapitalverkehr Deutsche Beteilig[un]gen an franz. Firmen Im Jahre 1943 ist es gelungen, die Zustimmung des franz. Finanzministeriums zu einer Reihe grsserer und mittlerer Beteiligungen deutscher Firmen an franz. Unternehmen zu erwirken. Das Kapital der im Besitz der Bank der Deutschen Luftfahrt befindlichen Aero-Bank, Paris, wurde von 200 Mill. frs auf 300 Mill. frs erhht. Die Kapitalerhhung wurde unter Verwendung einer langfristigen Einlage der Bank der Deutschen Luftfahrt, Berlin, die seinerzeit der Aero-Bank unter Verwendung von Besatzungskostenmitteln zugeflossen war, finanziert. Im Zuge der Sanierung des franz. Tankholzfabrikationsunternehmens "Les Carburants Franais pour Gazognes wurde die bisherige 33,3%ige deutsche Beteiligung im Wege einer Kapitalherabsetzung und einer anschliessenden Kapitalerhhung auf 25 Mill. frs (50%) gebracht. Die nunmehr fhrende deutsche Aktionrin, die Generatorkraft A.G., Berlin, zahlte 20,8 Mill. frs Kapitalanteil ein, ferner wurde der franz.

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Firma von der Rstungskontor G.m.b.H., Berlin, ein Kredit bis zu 75 Mill. frs eingerumt. Die Kapitalbeteiligung in Hhe von 20,8 Mill. frs sowie 50 Mill. frs der Kreditsumme wurden im Wege der deutsch-franz. Verrechnungsregelung berwiesen. Fr einen Teilbetrag von insges.[amt] 45,8 Mill. frs ist Ausgleich durch Lieferung franz. Wertpapiere vorgesehen, sofern diese von der an der Sanierung interessierten Banque de Paris et des Pays Bas in Holland oder Belgien beschafft werden knnen. Notfalls kann auch ber einen Ausgleich durch zustzliche Warenlieferungen gesprochen werden. Die restliche Kreditrate von 25 Mill. frs kann unter den gleichen Bedingungen im Verrechnungswege berwiesen werden. Weiterhin konnte in folgenden Fllen die franz. Zustimmung zur Beteiligung deutscher Firmen an franz. Unternehmen unter berweisung der Beteiligungssumme im Wege der deutsch-franz. Verrechnungsregelung erwirkt werden: Grndung des franz. Verlags S.A. "Editions Ensemble, Paris, mit einem Aktienkapital von 12 Mill. frs durch den Verlag der Deutschen Arbeitsfront, Berlin. 49%ige Beteiligung der Firma Merkel & Kienlin G.m.b.H., Esslingen, an der Glasgarnspinnerei "Christafil S.A.R.L., Paris, im Werte von r[un]d 3 Mill. frs. 45%ige Beteiligung der "Nordsee A.G., Wesermnde, an der Fischereifirma "Pargel, La Rochelle[178], im Werte von 4 700 000,- frs. 30%ige Beteiligung der Byk-Guldenwerke A.G., Berlin, an den Laboratoires Bios, Paris, im Werte von 2 300 000,- frs (daneben sind weitere 40% durch Einschaltung eines Treuhnders erworben worden). 10%ige Beteiligung der Carbone A.G., Frankfurt a./M., an der franz. Kohlenbrstenfabrik "Le Carbone Lorraine, Paris, im Wert von 2 035 000,- frs. Grndung des franz. Verlags "Editions Haufe, Paris, mit einem Kapital von 150 000,- frs durch die Firma Rudolf Haufe Verlag K.G., Berlin-Charlottenburg. Ein Vertrag der Firma Henkel & Cie., Dsseldorf, mit der Socit Agricole & Industrielle du Soja, Paris, sieht u.a. eine getarnte Beteiligung der deutschen Firma an dem franz. Unternehmen in Hhe von 75% des 2 Mill. frs betragenden Kapitals vor. Von der Kapitaleinzahlung in Hhe von 1,5 Mill. frs konnten 1,3 Mill. frs im Wege der deutsch-franz. Verrechnungsregelung transferiert werden. Die Hoesch A.G., Dortmund, grndete eine franz. Tochtergesellschaft, Hoesch Paris S.A.R.L.[179] mit einem Gesamtkapital von 250 000,- frs. 40% der Beteiligung werden von der deutschen Firma offen gehalten, die Beteiligungssumme in Hhe von 100 000,- frs im Wege der deutsch-franz. Verrechnungsregelung[180] berwiesen. Die restlichen 60% sind unter Einschaltung eines franz. Treuhnders mit hiesigem Gutachten der deutschen Firma erworben worden. In 34 Fllen wurden Beteiligungen deutscher Firmen an franz. Unternehmen im Gesamtwerte von 117 828 250,-- frs getarnt erworben. Von dieser Summe sind 51 092 000,- frs aus eigenen Guthaben der deutschen Firmen, 34 730 000,- frs im Kreditwege aufgebracht worden, whrend 32 006 250,- frs ber die Reichskreditkasse berwiesen wurden.

Verrechnungsregelungen Im Jahre 1943 hat die franz. Regierung mit einer Reihe europischer Lnder weitere Vereinbarungen zur Normalisierung des zwischenstaatlichen Zahlungsverkehrs getroffen. Nheres vgl. Anlage 15[181].

6. Bank-, Brsen- und Versicherungswesen Whrungs- u.[nd] Kreditwesen Der franz. Geldumlauf hat sich im Berichtsabschnitt wiederum weiter ausgeweitet. Der Notenumlauf der Banque de France nahm in der Zeit von 10.9. bis 9.12.43 um 35.5 Mrd. frs auf 493 Mrd. frs zu. Er erhhte sich bis zum 23.12.43, dem Tage des letztbekannten Notenbankausweises, weiter auf 497,8 Mrd. frs. Am Ende d.[es]J[ahre]s. wird die 500 Milliardengrenze berschritten worden sein. Der Hauptteil der Barabhebungen entfllt wie bisher auf deutsche Rechnung. Die Reichskreditkassen haben im 4. Vierteljahr 1943 einschl.[ielich] der Verstrkung bei den Provinzanstalten insges.[amt] 18,8 Mrd. frs

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bar abgehoben. Im gleichen Zeitraum wurden fr die Einlsung der Reichskreditkassenscheine 9,1 Mrd. frs aufgewendet, die zum grssten Teil gleichfalls gegen bare Franken umgetauscht sein drften, so dass deutscherseits r[un]d 28 Mrd. frs Barmittel beansprucht worden sind. Der illegale Warenaufkauf ist zweifellos durch die Ausserverkehrziehung der RKK-Scheine[182] am 1.12.43 wesentlich erschwert worden. Die fortlaufende Bereitstellung von Barbetrgen fr die Geldbedrfnisse der Truppe, fr den weiteren Ausbau der Landesbefestigungen usw. mssen die Ansprche an die Notenbank stndig steigern, solange es nicht gelingt, durch steuerliche Massnahmen einen erheblichen Teil der umlaufenden Noten abzuschpfen. Alle anderen Lsungsversuche, wie Verschiebung der Flligkeiten durch Inanspruchnahme des Geld- und Kapitalmarktes bekanntlich ist im Zusammenhang mit der Finanzierung des deutsch-franz. ClearingVerkehrs ein sehr interessanter Vorschlag fr die Einfhrung eines neuen Geldmarktpapiers gemacht worden[183] bringen sicher fr krzere oder lngere Fristen erhebliche Erleichterungen fr den Status der Notenbank, fhren aber keine endgltige Lsung der Schwierigkeiten herbei, solange nicht auf steuerlichem Gebiet Durchgreifendes geschieht. Bei allen vorgeschlagenen Hilfskonstruktionen wird man aber sehr sorgfltig zu prfen haben, ob nicht etwa deutsche Belange beeintrchtigt werden. Der franz. Staat hat entsprechend seiner bisherigen Praxis, sich auf alle Flle den Rckgriff auf die Notenbank offen zu halten, durch ein Gesetz vom 20.12.43[184] die Banque de France ermchtigt, den Besatzungskostensonderkredit um weitere[185] 30 Mrd. auf 351 Mrd. frs zu erhhen. Von dem Gesamtbetrag waren am 23.12.43 327,3 Mrd. frs in Anspruch genommen worden. Bis zu diesem Tage sind vom Staat an Besatzungskosten berhaupt insges.[amt] 499,9 Mrd. frs aufgebracht und dem bei der Banque de France gefhrten Konto der Reichskreditkassenhauptverwaltung gutgeschrieben worden, sodass immerhin 172,6 Mrd. frs ausserhalb der Notenbank aus allgemeinen Haushaltsmitteln sowie durch Inanspruchnahme des Geld- und Kapitalmarktes gezahlt sind. Noch zu Beginn des Berichtsabschnittes schien es, als ob das franz. Publikum nicht mehr bereit sei, kurzoder lngerfristige Staatstitel aufzunehmen. Insbes.[ondere] Im September hatte der Absatz von kurzfristigen Staatsbons erheblich nachgelassen. Diese ungnstige Entwicklung konnte indessen bald wieder abgefangen werden, schon im Okt.[ober] wurden sogar 10 Mrd. frs 312%ige Obligationen des Tresors und im Dez.[ember] eine 312%ige Anleihe des Crdit National von 6 Mrd. frs abgesetzt. Die Zeichnungsfrist fr die letztgenannte Anleihe wurde alsbald wieder geschlossen, ein Zeichen dafr dass das Publikum gerade die Emissionen des Crdit national diese sind regelmssig mit einigen Losen ausgestattet, kommen also der Einstellung des franz. Publikums besonders entgegen immer noch bevorzugt. Bei der Oktober-Anleihe des Tresors mussten noch 2,7 Mrd. frs von der ffentlichen Hand, vornehmlich der Caisse de Dpts et de Consignations, aufgenommen werden. ber die Entwicklung der franz. Staatsschuld im allgemeinen vgl. Anlage 16[186]. Wenn die endgltigen Ergebnisse fr die Ziffern von August bis November 1943 fr den Jahresschluss liegen Angaben noch nicht vor von den statistischen Ziffern bzw. Schtzungen nicht wesentlich abweichen, kann angenommen werden, dass der Schatzscheinabsatz abgesehen von der September-Flaute wieder einigermassen normal geworden ist. Die wichtigsten Bilanzzahlen der drei grssten franz. Depositenbanken lassen fr Ultimo Oktober neuere Zahlen liegen noch nicht vor gegenber Ultimo Sept.[ember] eine leichte Steigerung der Einlagen und dementsprechend auch des wichtigsten Aktivpostens in der Bilanz, des Effekten- und Schatzschein-Portefeuilles erkennen. In Anlage 16[187] sind die Zahlen von Ende Dez.[ember] 1942 und Okt.[ober] 1943 gegenbergestellt. Der Status der Banken ist zwangslufig nach wie vor ausserordentlich flssig geblieben. Aus einer Verffentlichung der Bankenkontrollkommission ber die Bilanzzahlen aller franz. Banken fr Ende Sept.[ember] 1943 ergibt sich, dass 60% aller Bankeinlagen auf die 6 grssten Depositenbanken entfallen. Die Portefeuilles sind bei allen Banken gestiegen. Die Kundschaftskredite waren leicht rckgngig. Ein etwaiger Kreditbedarf knnte selbst bei Anerkennung der besonderen Vorsicht der franz. Bankwelt ohne Schwierigkeiten gedeckt werden. Die Bedeutung insbes.[ondere] der grssten Depositenbanken fr den Absatz von Staatspapieren ist daraus ersichtlich, dass von der Staatsanleihe des Okt.[ober] von 10 Mrd. frs 6,8 Mrd. frs durch oder von Banken gezeichnet worden sind. Bei der Anleihe der Crdit National vom Dez.[ember] entfallen sogar bei dem Gesamtbetrag von 6 Mrd. frs 5,4 Mrd. auf Bankzeichnungen.
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Die Sparkassenstatistik ist ebenso wie die Bankenstatistik erst fr Oktober fertiggestellt. Die gesamten Spareinlagen betrugen an diesem Zeitpunkt 114,8 Mrd. frs gegenber 90,3 Mrd. frs am Ende 1942. Sie liegen damit im Gegensatz zu den Verhltnissen im Reich erheblich unter den bei den Grossbanken angesammelten Einlagen. Im Berichtsabschnitt wurde die St de Crdit et dInvestissements als zweite franz. Bank unter deutscher Kontrolle auf die Bankenliste[188] gesetzt. Die Eintragung als Bank Aufgabe der Gesellschaft ist die Mitwirkung beim Erwerb von Industriebeteiligungen erfolgte aus besonderen steuerlichen Grnden. Es ist nicht beabsichtigt, die St de Crdit et dInvestissements eigentliche Bankgeschfte betreiben zu lassen. ber den Umfang der von den Reichskreditkassen in Frankreich vorgenommenen Buchungen und Zahlungen unterrichtet Anlage 17[189].

Brsenwesen Die Brse zeigte auch im 4. Vierteljahr 1943 eine uneinheitliche und mehr zur Schwche neigende Haltung und hielt sich damit auf der whrend des ganzen Jahres mit Ausnahme der ersten drei Wochen beschrittenen Linie. Leichte Anstze zu einer Aufwrtsbewegung, die vielleicht auf Initiative der engeren Brsenkreise zurckzufhren waren, konnten sich nicht behaupten. Die Entwicklung der Brsenindexziffern ergibt sich aus Anlage 17[190]. An der Brse sind im 4. Vierteljahr 1943 neue Aktien im Gesamtbetrage von 481 Mill. frs neu eingefhrt worden. Im Gesamtjahr 1943 betrgt die Summe der neu eingefhrten Aktien 3,4 Mrd. frs.

Versicherungswesen Auf Grund von Erhebungen bei fnf grossen Feuerversicherungsgesellschaften ber das Ausmass der vorgekommenen Sabotageakte wurden Schden in Hhe von ber 500 Mill. frs festgestellt. Die franz. Regierung hat einen Gesetzentwurf vorgelegt, durch den die Feuerversicherungsgesellschaften in die Lage versetzt werden sollen, eine Regulierung auch der Sabotageschden, die bisher von der Praxis als mittelbare Kriegsschden angesehen worden sind, vorzunehmen. Es ist beabsichtigt, alle franz. Feuerprmien gesetzlich zunchst um 10% zu erhhen und die so einkommenden berprmien einem gemeinschaftlichem Fonds zuzuleiten, aus dem die Sabotageschden ersetzt werden sollen. Dadurch wrde erreicht werden, dass die Deckung der Sabotageschden auf die Gesamtheit aller gegen Feuer Versicherten vom einzelnen Versicherungsnehmer einer kleinen Hausratversicherung bis zum grssten Industriewerk abgewlzt werden kann. Gegen diesen Gesetzentwurf ist zunchst Einspruch eingelegt worden, da von einigen deutschen Stellen gewisse grundstzliche Bedenken geussert worden sind. Es ist aber zu hoffen, dass der Gesetzentwurf in nicht zu ferner Zeit verabschiedet werden kann[191], falls sich nicht sogar eine umfassender Lsung durch Verhandlungen mit der franz. Regierung erreichen lsst. Die noch nicht vollstndig vorliegenden Berichte der deutschen Versicherungsgesellschaften lassen erkennen, dass das Frankreichgeschft der deutschen Assekuranz in den ersten Jahren ein Verlustgeschft gewesen ist, was einmal auf die sehr hohen Anlaufschwierigkeiten zurckzufhren ist, aber auch dadurch bedingt wurde, dass den deutschen Gesellschaften vornehmlich das "schwere Industriegeschft angetragen wurde, whrend die alteingesessenen franz. Gesellschaften in dem risikoloseren Kleingeschft erhebliche Ausgleichsmglichkeiten haben.

7. Preisregelung Preisbildung Die Neuregelung der Schlachtviehpreise im Oktober[192] war aus versorgungspolitischen Grnden notwendig und entsprach den franz. Vorschlgen vom Juli, die damals nur teilweise bewilligt wurden[193]. Durch Krzungen der Gross- und Kleinhandelsspannen ist es gelungen, die Erhhung der Erzeugerpreise teilweise aufzufangen. Die Verbraucherpreiserhhung betrgt gegenber April 1941 bei Rindfleisch 12-23%, bei Hammelfleisch 19-25% und bei Kalbfleisch 29-37%. Eine im Dezember von der
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Preisdirektion beantragte Erhhung der Geflgelpreise wurde abgelehnt, ebenso fr l und Margarine. Hier ist zunchst eine Prfung der lmhlen und Margarine-Industrie eingeleitet worden. Die in der Forst- und Holzwirtschaft durchgefhrten Preisprfungen zeigten, dass die von der franz. Organisation der Forst- und Holzwirtschaft geforderten Preiserhhungen von 60-100% nicht gerechtfertigt waren: fr Rohholz wurden Preiserhhungen von 25-30%, fr Schnittholz von 20-25% zugelassen. Um eine Erhhung der Exportpreise fr Holz zu beschrnken, ist die Aufhebung der taxe de prquation, die 6-15% betrgt, beantragt worden. Die Preise fr Eisen und Aluminium mussten erhht werden. Bei der Auftragsverlagerung wachsen die Preisschwierigkeiten, da die franz. Preisforderungen beginnen, die Reichspreise zu berschreiten. Durch verstrkten Einsatz von Prfern ist es bisher im allgemeinen gelungen, die Preise auf ein ertrgliches Mass zurckzufhren und die Versuche, berpreise zu erlangen, zu unterbinden. Whrend bisher die Verlagerer sich bemhten, bertriebenen Preisforderungen entgegenzutreten, macht sich jetzt die im Reich automatisch eintretende Einfuhrpreisverbilligung nachteilig bemerkbar, da sie bei den Verlagerern die Einstellung hervorruft, als komme es auf den Preis nicht mehr an. Es ist daher beim RWM beantragt worden, bei einer berschreitung der Reichspreise die Einfuhrpreisverbilligung von einer Genehmigung des Mil.[itr]Bef. [ehlshabers] abhngig zu machen. Die in diesem Jahr durchgefhrten Lohnerhhungen[194] haben nur in der eisen- und metallverarbeitenden Industrie teilweise zu Preiserhhungen gefhrt. Im Erzbergbau konnten die Lohnerhhungen von den Betrieben getragen werden. Im Steinkohlenbergbau und in der eisenschaffenden Industrie werden, um Preiserhhungen zu vermeiden, den Betrieben zur Zahlung der Lohnerhhungen Subventionen gezahlt[195].

Preisberwachung Trotz aller Anstrengungen und erheblicher Fortschritte ist die franz. Preisberwachung auch im Jahre 1943 nicht so wirkungsvoll gewesen, wie es notwendig gewesen wre. Der Ausbau des Service gnral du contrle conomique[196] ist im allgemeinen beendet. Das Prferpersonal ist verstrkt worden und wird weiterhin durch fachlich vorgebildete Prfer vermehrt. Bei den einfachen Preisprfungen zeigt die franz. Preiskontrolle bereits gute Ergebnisse. Durch die Neufasssung und Ergnzung der Preisauszeichnungsvorschriften ist die Preisberwachung erleichtert worden. Das Verwaltungsstrafverfahren, das Ende 1942 eingefhrt und zunchst von den franz. Preisberwachungsbehrden zurckhaltend angewandt worden ist, fngt an, sich durchzusetzen. Die Strafpraxis der franz. Preisberwachungsbehrden wird von den deutschen Aufsichtsorganen laufend berwacht. Auf Grund der deutschen Einwirkung haben die verhngten Geldstrafen stark zugenommen; whrend im Jahre 1942 von den Gerichten und den franz. Preisbehrden 138 871 Geldstrafen in einer Gesamthhe von 586 Mill. frs verhngt wurden, sind in den ersten 9 Monaten 1943 bereits 185 544 Geldstrafen im Gesamtbetrag von r[un]d 780 Mill. frs festgesetzt worden. Nach dem bisherigen Ergebnis werden die Geldstrafen im Jahre 1943 l Milliarde frs bersteigen. Auch die Gaststttenberwachung ist intensiver geworden. In Paris sind vom 1.1.-30.11.43 11 678 Kontrollen durchgefhrt, im Verwaltungswege 1430 Geldstrafen in einer Gesamthhe von r[un]d 25 Mill. frs festgesetzt und 1056 Schliessungen vorgenommen worden. Trotzdem ist hier ein befriedigender Erfolg noch nicht erzielt.

8. Arbeitseinsatz und Sozialwesen Ordnung d.[er] Arbeit Arbeiterschutz Der whrend des ganzen Berichtsjahres bemerkbare Lohndruck hat sich allgemein verschrft, doch ist die Durchfhrung weiterer Massnahmen zur Angleichung der Lhne nicht mehr mglich, nachdem der GBA[197] am 26.11.43 in Paris generell Lohnerhhungen in Frankreich untersagt und stattdessen die Rckfhrung der Preise auf den Stand 1939 gefordert hat. Vordem wurden lohnordnende Massnahmen u.a. noch im Bergbau, der eisenschaffenden Industrie und in der Marine durchgefhrt. Bei der angespannten Lage besteht dauernd der Zustand erheblicher Streikgefahr. Sowohl der

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Bergarbeiterstreik[198] mit seinen Ausstrahlungen auf andere Wirtschaftszweige als auch die Kurzstreiks am Waffenstillstandstage[199] zeigten, dass, bei einer erfassten Beteiligung von r[un]d 80 000 Arbeitern allein im Gebiet von Gross-Paris, die Arbeiterschaft den von der Feindseite bewusst geschrten Streikparolen durchaus zugnglich ist. Eine starre generell ablehnende Behandlung jeglicher Lohnforderungen birgt daher erhebliche Gefahren in sich, zumal nicht verkannt werden kann, dass das Einkommen eines erheblichen Teiles der franz. Arbeiterschaft bei den gesteigerten Lebenshaltungskosten unter dem Existenzminimum liegt. In diesem Zusammenhange bedrfen besonders auch die Verhltnisse in Sdfrankreich einer starken berwachung. Die Frage der Weihnachts- und Abschlussgratifikation 1943 wurde durch eine Anordnung vom 30.11.43, die Arbeitszeit und Entlohnung an den Weihnachts- und Neujahrsfeiertagen 1943/44 durch Erlass vom 24.11.43[200] geklrt. Ferner wurde eine Regelung ber die Entschdigung der von den Betriebseinschrnkungen als Folge der Energieausflle betroffenen Arbeiter notwendig[201].

Sozialversicherung Die Vereinbarung, dass die Leistungen der deutschen Kranken- und Unfallversicherung an die Familien der in Deutschland befindlichen Franzosen, an Urlauber und an Rckkehrer ab 1.7.43 durch die Assurances Sociales gewhrt werden, hat sich nach berwindung einiger Anfangsschwierigkeiten bewhrt[202], z.T. wird die hiermit angestrebte Entlastung der Deutschen Krankenkasse in Frankreich aber wieder dadurch aufgehoben, dass ihre Ttigkeit als Vermittlungsstelle zwischen den deutschen Versicherungstrgern und den Assurances Sociales immer umfangreicher und, soweit es sich um bombengeschdigte Bezirke in Deutschland handelt, auch immer schwieriger wird. Fr die Vermittlung des Verkehrs mit den Trgern der Reichsunfallversicherung ist nunmehr auf Betreiben des Mil.[itr]Bef. [ehlshabers] bei den Deutschen Krankenkassen in Frankreich, Belgien und Holland je eine "Unfallversicherungsstelle eingerichtet worden. In Paris hat diese Stelle ihre Ttigkeit erst Ende 1943 aufnehmen knnen, so dass Erfahrungen bisher kaum vorliegen. Es zeigt sich jedoch bereits jetzt, dass es zum Ausgleich der Strungen durch die Bombenschden bei den Versicherungstrgern in Deutschland voraussichtlich notwendig sein wird, der Unfallversicherungsstelle das Recht zur selbstndigen Gewhrung von Leistungen (Vorschssen) einzurumen. Auch erweist es sich immer mehr als ein Misstand, dass die Krperschden und Todesflle durch Feindeinwirkung bei den Arbeitskrften aus Frankreich nicht einheitlich, sondern jeweils nach der Lage des Falles von den Trgern der Reichsunfallversicherung nach der RVO[203] oder von den Versorgungsmtern nach dem Personenschdengesetz bearbeitet werden. Das Commissariat Gnral la main-doeuvre franaise en Allemagne ist im Laufe des Jahres 1943 erheblich ausgebaut worden. (Etwa 1600 Angestellte) Obschon die grundstzlichen Betreuungsmassnahmen in Deutschland Aufgabe des DAF[204] sind, mussten zahlreiche Einzelflle und Beschwerden in Frankreich bearbeitet werden. So regelte die im Berichtsjahr eingerichtete Verbindungsstelle des Commissariats allein 17 500 Einzelflle. Insges.[amt] wurden 1943 ber 212 Mill. RM Lohnersparnisse berwiesen. An Ausstattungsbeihilfen wurden 24 Mill., an 8-Wochen-Untersttzung 9 Mill. RM ausgeschttet, ferner 230 000 Anzge und 265 000 Paar Schuhe verteilt oder nach Deutschland versandt; 265 000 Bcher wurden verschickt und 290 000 Pakete geschleust. Die Frsorge fr die Angehrigen der durch Feindeinwirkung getteten etwa 500 franz. Arbeiter, die Bearbeitung der Todesflle der darber hinaus im Laufe des Jahres 1943 verstorbenen 2000 franz. Arbeiter, ihre Versorgungs- und Rentenansprche sowie die Nachlassicherung ergab ein weiteres neues Aufgabengebiet[205].

9. Finanzwesen Franz. Staatshaushalt Das Gesetz ber den franz. Staatshaushalt 1944 (J.O. v. 1.1.44)[206] enthlt den Staatshaushaltsplan 1944,

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die Ausgaben fr Besatzungszwecke, die Budgets-Annexes der selbstndigen Staatsverwaltungen und eine Reihe von Sondervorschriften. Im Gesetzentwurf standen die Besatzungskosten an dritter Stelle, das franz. Finanzministerium wurde aber veranlasst, im Gesetz selbst die Besatzungskosten an zweiter Stelle, unmittelbar hinter dem Staatshaushalt, einzusetzen. Es soll dadurch eine nhere Verbindung der Besatzungskosten mit dem Haushaltsplan ausgedrckt werden.

Staatshaushalt 1944 Allgemeines Der franz. Staatshaushalt sieht fr 1944 Ausgaben von 151 000 Mill. und Einnahmen von r[un]d 137 000 Mill. [ffrs.] vor. (1943 r[un]d 128 000 Mill. Ausgaben und 102 000 Mill. Einnahmen). Das Deckungsverhltnis betrgt danach fr 1944 90 v.H., 1943 79 v.H. Die Verbesserung des Deckungsverhltnisses fr 1944 beruht auf der wesentlichen Erhhung der Einnahmen (35 000 Mill.)

Ausgaben Die im Haushaltsplan vorgesehenen Ausgaben von r[un]d 151 000 Mill. ffrs. gliedern sich im Vergleich zum Hauhaltsplan 1943 wie folgt (in Mill. frs): 1943 107 600 21 856 4 736 134 292 1944 116 269 31 201 3 580 151 040 Unterschied + 8669 + 9345 1156 +16858

Tit[el]: 1 Tit[el]: 2 Tit[el]: 3

Ordentliche Ausgaben Liquidation der Kriegsausgaben Ausgaben fr Arbeitsbeschaffung Allg. Haushalt

Die Gliederung des Tit.[els] 1 (Ordentliche Ausgaben) ergibt sich aus der Zusammenstellung in Anlage 18[207]. Bei Tit.[el] 2 (Liquidation der Kriegsausgaben) ergibt sich die Vermehrung gegen ber 1943 um 9 Mrd. im wesentlichen aus folgenden Betrgen: 4 200 2 470 2 000 650 Mill. fr die Familien der Gefangenen und der Arbeiter in Deutschland. Ausgaben fr Flchtlinge und Fliegergeschdigte. Subventionen fr Kohle. Erhhung der Ausgaben fr das Generalkommissariat fr den Arbeitseinsatz.

Unter diesem Titel ist auch die Subvention zur Sttzung des Brotpreises mit 2 850 Mill. eingesetzt. Bei der Schtzung des Betrages ist die franz. Regierung davon ausgegangen, dass mit Wirkung vom 1.2.44 der Brotpreis von 3,75 frs auf 5 frs pro kg wrde erhht werden knnen. Die bereits vor einigen Monaten von den Franzosen beantragte Preiserhhung musste bisher aus preispolitischen und allgemein politischen Grnden abgelehnt werden. Wenn es auch ber den 1.2.44 hinaus bei dieser Ablehnung verbleiben muss, so muss im Laufe des Jahres 1944 mit weiteren Ausgaben von 4000 bis 5000 Mill. frs gerechnet werden.

Einnahmen Die Einnahmen 1944 sind geschtzt auf r[un]d. 137 Mrd. gegenber 102 Mrd. im Haushaltsplan 1943. Vgl. hierzu die Zusammenstellung in Anlage 19[208]. Die Mehrschtzung gegenber dem Vorjahre setzt sich wie folgt zusammen: 21 000 Mill. 4 000 4 000 Erhhung der Steuereingnge auf Grund der Entwicklung der wirtschaftl. Situation, der Preise und der Verbesserung der steuerlichen Erfassung. Ablsung der Stempelsteuer. Erhhung der indirekten Steuern.

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1 000 5 000

Gesetze zur Bekmpfung der unerlaubten Bereicherung. Arbeitgeberbeitrge fr die Untersttzung der in Deutschland beschftigten franz. Arbeitnehmer.

Whrend in den Vorjahren die Einnahmenschtzungen sehr vorsichtig gemacht wurden und mit grsseren Mehreinnahmen gerechnet werden konnte, besteht fr das Jahr 1944 der Eindruck, als ob die Schtzung an der oberen Grenze des Erreichbaren liegt. Es ist dies wohl darauf zurckzufhren, dass die franz. Regierung ein mglichst gutes Deckungsverhltnis der Ausgaben erreichen wollte. Immerhin darf auch im kommenden Etatsjahr mit dem Eingang der Betrge bei gleichbleibender wirtschaftlicher Lage gerechnet werden.

Ausgaben f.[r] Besatzungskosten Die Ausgaben fr Besatzungskosten setzen sich wie folgt zusammen (in Mill. frs): Besatzungskosten Quartierleistung Ausgaben fr Wiederherstellung und Untehaltung von kriegswichtigen Verkehrsanlagen Personal- und Sachausgaben f.[r] d.[ie] frz. Requisitionsverwaltung Versch.[iedene] Ausgaben 183 000 12 860 60

130 1 320 197 370

Als Einnahmen auf diesem Titel sind vorgesehen Kostenrckzahlungen 150 Mill., Erstattung von Requisitionen 1000 Mill., zusammen 1150 Mill. Die Gesamtausgaben belaufen sich sonach auf 196 220 Mill.

Budgets-Annexes Die Gesamtsumme der Einnahmen und Ausgaben der Budgets-Annexes betrgt im Jahre 1944 17 626 Mill. gegenber 15 280 im Jahre 1943. Die einzelnen Betrge ergeben sich aus der Zusammenstellung in Anlage 19[209].

Ausgab.[en] u.[nd] Einnahmen, d.[ie] nicht i.[m] Finanzgesetz aufgen.[ommen] sind Nachdem die Besatzungskosten in das Finanzgesetz aufgenommen sind, hat der franz. Staat noch folgende nicht im Finanzgesetz verankerten Zahlungen zu leisten: Die Zahlungen aus dem deutsch-franz. Clearing, die Zahlungen der frheren italienischen Besatzungskosten und die Ausgaben der autonomen Tilgungskasse. Whrend die Ausgaben fr das Clearing entsprechend den Ausgaben 1943 auf 65 000 Mill. geschtzt werden, sind fr die frheren italienischen Besatzungskosten 14 000 Mill. vorgesehen. Die Tilgungskasse wird 10 000 Mill. Ausgaben erreichen. An Einnahmen kommen nur diejenigen der Autonomen Tilgungskasse mit 15 000 Mill. in Betracht.

Zusammenfassung Die Gesamtausgaben und Gesamteinnahmen des franz. Staates fr 1944 sind wie folgt geschtzt:

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Haushalt Besatzungskosten Besatzungskosten (italienisch) Clearing Amortisationskasse

Ausgaben 151 196 14 65 10 436

Mrd.

Einnahmen Haushalt Amortisationskasse

137 15 152

Mrd.

Das Deckungsverhltnis betrgt demgemss 35 v.H. Gegenber 1943 ergibt sich eine wesentliche Verbesserung. Unter Zugrundelegung der 1943 tatschlich entstandenen Ausgaben und erzielten Einnahmen ergibt sich fr 1943 folgendes Bild:

Haushalt Besatzungskosten Besatzungskosten (italienisch) Clearing Amortisationskasse

Ausgaben 145 204 9 65 10 433

Mrd

Einnahmen Haushalt Amortisationskasse

114 12 126

Mrd.

Das Deckungsverhltnis 1943 betrgt also 29 v.H. gegenber 35 v.H. in 1944. Bei den Zahlen fr 1944 ist allerdings zu bercksichtigen, dass die Einnahmenschtzung sich an der oberen Grenze des Erreichbaren bewegt, whrend die Ausgaben Unsicherheitsfaktoren (wie z.B. Subventionen, Besatzungskosten, Staatssekretariat fr Jugend) enthalten. Immerhin lsst der Haushalt fr 1944 erkennen, dass die franz. Regierung Anstrengungen gemacht hat, um eine finanzielle Verbesserung zu erreichen.

RKK-Scheine Zur Einlsung von RKK-Scheinen hatten bis Ende Sept.[ember] 1943 in Frankreich insges.[amt] r[un]d 2 Mrd. RM aus Besatzungskostenmitteln aufgewandt werden mssen, d.h. r[un]d 9% der Betrge, die die Franzosen bis zu diesem Zeitpunkt insges.[amt] an Besatzungskostenbeitrgen gezahlt hatten. Die notwendigen Einlsungen von Reichskreditkassenscheinen hatten sich bis 1942 in ertrglichen Grenzen gehalten (20-30 Mill. RM mtl). Vom Frhjahr 1942 an begannen sie langsam und gleichmssig zu steigen. Von Anfang 1943 an wurde die Zunahme der Einlsungen sprunghaft. Zeitweise mussten mtl. r[un]d 80 Mill. RM eingelst werden. Im dritten Kalendervierteljahr 1943 waren es insges.[amt] fast 350 Mill. RM. Es war also offensichtlich nicht mglich gewesen, der unrechtmssigen Verwendung der Scheine wirksam Einhalt zu gebieten. Diese Entwicklung zwang dazu, die Zurckziehung der RKK-Scheine, die von den Franzosen von Anfang an gefordert, deutscherseits aber wegen der Bedeutung der Scheine vom militrischen, wirtschaftlichen, whrungsmssigen und politischen Gesichtspunkt aus immer wieder zurckgestellt war, nunmehr beschleunigt durchzufhren, damit schwerere Schden insbesondere die vllige Ausschpfung des Besatzungskostenkontos vermieden wurden. Anfang Sept.[ember] 1943 erklrten sich die beteiligten Stellen grundstzlich damit einverstanden, dass RKK-Scheine und zwar mglichst ohne Verlust ihres Charakters als gesetzliches Zahlungsmittel aus dem Verkehr gezogen wrden. Die endgltige Genehmigung wurde erteilt, nachdem die Franzosen sich in den Verhandlungen mit der Deutschen Waffenstillstandsdelegation fr Wirtschaft bereit erklrt hatten, als Gegenleistung den Besatzungskostenbeitrag, den sie bisher regelmssig den Italienern gezahlt hatten, an Deutschland weiter

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zu zahlen. Daraufhin wurden durch Bekanntmachung des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] vom 26.11.43[210] die RKK-Scheine mit Wirkung vom 1.12.43 bis auf weiteres in Frankreich aus dem Verkehr gezogen. Bis zum 15.12.43 konnten sie noch bei der Reichskreditkasse, bei den Niederlassungen der Bank von Frankreich und bei den franz. Privatbanken umgetauscht werden, und in besonders gelagerten Fllen waren die Leiter der Reichskreditkassen auch ermchtigt, auch nach dem 15.12.43 auf besonderen Antrag Betrge bis zu RM 100,- einzutauschen. Fr Angehrige der Wehrmacht besorgten den Umtausch die Truppenkassen. Die Umtauschaktion ist jetzt abgeschlossen. Bis zum 20.12.43 waren bei den zum Umtausch zugelassenen Stellen RM 238 600 000,- eingelst. Dieser Betrag wird sich nur noch unwesentlich erhhen.

III. Wehr- und Rstungswirtschaft Von den beiden durch OKW/W Stab[211] bereitgestellten Wehrmachterfassungskommandos wurde WEK 9 im Gebiet Sdfrankreich und WEK 3 im Kstengebiet des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] eingesetzt. Im vierten Vierteljahr 1943 wurden vom WEK 9 2171 Waggons mit 24 637 t Beute und Wirtschaftsgtern, davon 6750 t NE-Metalle[212] abtransportiert. Insges.[amt] wurden seit Einsatz 8886 Waggons mit 110 000 t, davon 45 826 t NE-Metalle verladen. Da die Transporte von Kaufgut an NE-Metallen unter allgemeine Wirtschaftstransporte eingereiht worden sind, fr die die Waggonzuteilung sehr beschrnkt ist, wurde der Abtransport von NE-Metallen aus Privatfirmen sehr verzgert. Es liegen ca 5000 t NE-Metalle zur Verladung bereit, die aus Mangel an Transportraum nicht versandt werden konnten. In der Berichtszeit wurden 750 Maschinen und Motore, davon 497 ins Reich abgefahren. Die Gesamtverladung von Maschinen und Motoren betrgt 1703 Stck, davon 1060 ins Reich. Die Nacherkundung der Staatsbetriebe im ehem.[als] deutsch bes.[etzten] Gebiet [213] wurde fortgesetzt. Mit der Neuerkundung der Staatsbetriebe und -lger im ehem. italienischen Kontrollgebiet wurde begonnen; sie brachte gute Ausbeute. Die Erkundungen der Staatsbetriebe/Luftwaffe wurden vorbereitet und sollen in Gemeinschaft mit den zustndigen Rstungskommandos und Rstungskontrolloffizieren alsbald in Angriff genommen werden. In Geheimlgern wurden ca 500 t NE-Metalle festgestellt. Das WEK 3, von dem auch Teile in Belgien eingesetzt sind, hat aus dem Kstengebiet des Mil.[itr]Bef. [ehlshabers] 69 Waggons mit 817 t NE-Metallen verladen. Ausserdem wurden 7 Waggons mit 157 t Betriebsanlagen aus dem Flugzeugbaubetrieb in Bourguehais bei Nantes[214] abtransportiert. Insges.[amt] wurden erkundet 154 879 t Walzwerkserzeugnisse und 7399 t NE-Metalle, deren Abtransport sich durch die anhaltenden Transportschwierigkeiten verzgert. Die Rumung der sdfranz. Beutelager an Spreng- und Kampfstoffen sowie chemischen Vorprodukten wurde weitergefhrt. Abtransportiert wurden in der Berichtszeit 236 t Sprengstoffvorprodukte sowie 357 t Kampfstoffe und Kampfstoffvorprodukte. Der Abtransport der in der staatlichen Pulverfabrik St. Chamas[215] lagernden ca 6000 t Sprengstoff steht bevor; sie sollen zum grssten Teil fr den Wehrmachtbedarf in Frankreich Verwendung finden. Die Rstungskontrollttigkeit (DWStK-Aufgaben[216]) wurde fortgesetzt. Bei den Kontrollbesuchen wurden in zwei Fllen Verstsse gegen die Waffenstillstandsbedingungen durch unerlaubten Abtransport geringer Mengen stockiertes Kriegsgerts festgestellt; die sofortige Rckfhrung dieses Materials wurde veranlasst. Die berprfung der Stock- und Blocklager ist in der Berichtszeit im ehem.[als] deutsch bes.[etzten] Gebiet zum Abschluss gebracht worden. Ende Dezember standen im ehm.[als] deutsch bes.[etzten] Gebiet 303 und im ehm.[als] italienisch bes.[etzten] Gebiet 150, zusammen in Sdfrankreich 453 Firmen, unter Kontrolle. Die Rumung der Stocklager durch WEK 9 und Oberfeldzeugstab West wird fortgesetzt; in der Berichtszeit wurden 46 Stocklager vollstndig ausgerumt.

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Der Militrbefehlshaber in Frankreich Abt. MVZ

[Stempel: Geheim!]

Anlagen zum Lagebericht ber Verwaltung und Wirtschaft Oktober/Dezember 1943

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Anlagen-Verzeichnis 1. Vorlufiger Gesamtbericht des Beauftragten des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] fr das deutsche Vermgen in den bes.[etzten] franz. Gebieten zugleich in seiner Eigenschaft als Beauftragter der Reichsregierung fr das deutsche Vermgen in Frankreich. 2. Arbeitsbericht des Deutschen roten Kreuzes Okt.[ober]/Dez.[ember] 1943. 3. Verzeichnis der wichtigsten im "Journal officiel" verffentlichten franz. Gesetze. 4. Stand der Brckenarbeiten. 5. Frderung und Lieferung von Eisenerz. 6. Die Versorgung der franz. Landwirtschaft und Industrie mit Kalisalzen. Die Produktionsverhltnisse bei den Salzsalinen. 7. Die Entwicklung der Verbrauchskontingente fr Minerall einschlielich des Nachschubs. Die Stromerzeugung sowie der Anteil an Wasserkraft- und Wremstrom. 8. Die Erzeugung in Binnen- und Sdfrankreich von Giesserei-Roheisen, Rohstahl und Walzwerkserzeugnissen. 9. Anzahl und Umsatz franz. Maschinenfabriken. Die Leistungen bei den wichtigsten Baustoffen. Papierlage in Frankreich. 10. Viehbestand. Kunstdngerverbrauch in Frankreich in t reiner Nhrstoff. 11. Anbauverhltnis des Ackers bei der Reichsgesellschaft fr Landbewirtschaftung G.m.b.H. Franz. Rationsstze fr Normalverbraucher. 12. Ausbau der Werkkchen. Aufbringung an Lebens- und Genussmitteln fr die Wehrmacht und das Reich. 13. Die franz. Agrarpolitik. 14. Auswrtiger Warenverkehr. 15. Verrechnungsregelungen. 16. Franz. Staatsverschuldung. Die hauptschlichsten Bilanzzahlen der Grossbanken in Mrd. frs. 17. Verfgungen ber das Besatzungskonto. Brsenindexziffern der Pariser Brse. 18. Die ordentlichen ausgaben in den franz. Staatshaushaltsplnen 1943 und 1944. 19. Die einnahmen in den franz. Staatshaushaltsplnen 1943 und 1944. Die Einnahmen und Ausgaben der "Budgets-Annexes" zu den franz. Staatshaushaltsplnen 1943 und 1944.

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Anlage 1

MBF III, Tgb. Nr. 10/44 Paris, den 13. Januar 1944 Reich

Vorlufiger Gesamtbericht des Beauftragten des Militrbefehlshabers fr das deutsche Vermgen in den besetzten franzsischen Gebieten zugleich in seiner Eigenschaft als Beauftragter der Reichsregierung fr das deutsche Vermgen in Frankreich[217]

Die Rckgabe des in Frankreich sequestriert gewesenen deutschen Vermgens ist zum grssten Teil beendet. Wie immer bei Vermgensverwaltungen wird am Schluss noch ein gewisses Mass restlicher Abwicklungsarbeit zu leisten sein. Bei der Raschheit des deutschen Sieges hat die Behandlung des deutschen Vermgens als F e i n d vermgen in Frankreich nicht lange gedauert, immerhin aber lange genug, um der franz. Regierung eine nahezu vollstndige Ergreifung durch Blockierung und Sequestration zu ermglichen und manche nachteilige oder schmerzliche Vernderungen hervorzurufen. Fr die Rckfhrung dieses Vermgens in die Verfgungsgewalt der einzelnen deutschen Berechtigten verdiente die unmittelbare Rckgabe aus der franz. ffentlichen Hand in die privaten deutschen Hnde als der krzere Weg den Vorzug vor jeder anderen Lsung, die zunchst eine Ergreifung des tatschlichen Besitzes an dem Vermgen durch deutsche Behrden oder Treuhandstellen notwendig gemacht haben wrde. Der Erfolg dieser Regelung hing davon ab, dass es gelang, die bisherige franz. Vermgensverwaltung, die (ausser in den berseeischen Besitzungen) von dem Justizministerium gesteuert und durch die Staatsanwaltschaften berwacht wurde, so unter deutsche Kontrolle zu bringen, dass sie sich nicht nur allgemein und berall auf den neuen Zweck der frderlichen Behandlung und schleunigen Rckgabe des deutschen Vermgens umstellte, sondern auch im Einzelfall allen deutschen Wnschen schnell und genau entsprach. Da das in Deutschland sequestrierte (wesentlich grssere) franz. Vermgen in deutscher Hand blieb, war damit zu rechnen, dass die Einseitigkeit des Rckgabeverfahrens bei den Franzosen eine Neigung zur Verzgerungstaktik auslsen wrde, wie sie s.[einer]Z.[eit] auf deutscher Seite gegenber dem Versailler Diktat mit der Wirkung bettigt worden ist, dass die Franzosen noch mehr als 10 Jahre nach dem Ende des Krieges vor gemischten Schiedsgerichten ber Fragen streiten mussten, die sich aus der whrend des Krieges erfolgten Beschlagnahme des franz. Vermgens in Deutschland ergeben hatten. Ebenso wichtig wie die Einflussnahme auf die franz. Verwaltung war es, die Verbindung mit den deutschen Berechtigten herzustellen, ihnen Auskunft ber das Schicksal ihres Vermgens zu erteilen und sie bei der Rckerlangung mit Rat und Tat zu untersttzen. Je schneller man ihnen helfen konnte, desto weniger Entschdigungsansprche waren zu erwarten. Die ganze Aufgabe konnte auf deutscher Seite schon wegen ihres Zusammenhangs mit anderen Problemen (z.B. Entschdigungsfragen, Fragen des deutschen Judenvermgens in Frankreich) und wegen

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ihrer Bedeutung fr den knftigen Friedensvertrag mit Frankreich nur in stndiger Zusammenarbeit mit den in Betracht kommenden Reichsministerien, in erster Linie dem Reichsministerium der Finanzen, und anderen berufenen deutschen Stellen erfllt werden. Auch hierbei sprachen die Erfahrungen aus der Zeit nach dem ersten Weltkrieg gegen die Grndung neuer, mit eigenem Personal ausgestatteter Behrden. Die Schwierigkeiten, die sich aus der Aufteilung Frankreichs in drei Zonen (das unbesetzte der franz. Regierung noch unmittelbar unterstehende Gebiet, das Gebiet des Militrbefehlshabers in Frankreich und die zum Befehlsbereich des Militrbefehlshabers Belgien gehrenden franz. Departements Nord und Pas-de-Calais) ergaben, mussten fr die Zwecke einer einheitlichen Regelung der Vermgensrckgabe nach innen und nach aussen berbrckt werden. Alle diese Probleme wurden von den auf deutscher Seite beteiligten Stellen schon in einem frhen Stadium der Vermgensrckgabe errtert. Den ersten Schritt fr die in den Vorbereitungsbchern fr die Militrverwaltung als deren Aufgabe nicht vorgesehene Vermgensrckgabe hat die Militrverwaltung Paris schon eine Woche nach der Besetzung dieser Stadt und noch vor dem Waffenstillstand mit der Verordnung des Militrbefehlshabers Paris[218] vom 21. Juni 1940 "betr. die Aufhebung der franz. Kriegsmassnahmen gegen das deutsche Vermgen in Frankreich im Bereich des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] Paris" unternommen. Es folgte die Ausfhrungsverordnung des Chefs der Militrverwaltung Paris[219] vom 12. Juli 1940 (betr. den Vollstreckungs- und Kndigungsschutz fr das deutsche Vermgen und das Verbot der Ausbung von Zurckbehaltungsrechten gegenber den deutschen Rckgabeansprchen.) Auf dieser Regelung und auf den bei der Bewltigung des ersten Ansturms der deutschen Beteiligten in Paris gemachten Erfahrungen beruht das in Wiesbaden abgeschlossene deutsch-franz. Abkommen vom 13. August 1940[220] ber die Sicherung und Rckgabe des deutschen Vermgens in ganz Frankreich und seinen berseeischen Besitzungen, die Rckgabeverordnung des MBF v. 25. Februar 1941[221] und die Rckgabeverordnung der Oberfeldkommandantur 670 in Lille vom 3. Mrz 1941[222]. Schon vorher, im November 1940, ist das Amt eines "Beauftragten der Reichsregierung fr das deutsche Vermgen in Frankreich" und im Dezember 1940 das Amt eines "Beauftragen des Militrbefehlshabers in Frankreich fr das deutsche Vermgen in den besetzten franz. Gebieten" geschaffen worden. Mit der Wahrnehmung dieser beiden Aufgaben wurde der damalige Sachbearbeiter des deutschen Vermgens bei der Militrverwaltung des Pariser Bezirks (unter Belassung in dieser Stellung) beauftragt. Im Mai 1941 ist in dem Verwaltungsstab Verwaltungsabteilung des MBF eine Gruppe "Deutsches Vermgen" eingerichtet worden, deren Leitung demselben Beamten bertragen wurde[223]. Die unmittelbare Bearbeitung der Pariser Vermgensrckgabeflle hat die Dienststelle Vermgensbeauftragter des MBF am 1. Oktober 1941 bernommen. Bei der Abwicklung der deutschen Vermgenssachen in den franz. Departements Nord und Pas-de-Calais fungiert der Vermgensbeauftragte des MBF auf Grund besonderer Vereinbarung als Berater. Das Personal fr die beiden Dienststellen "Vermgensbeauftragter" hat im wesentlichen die Militrverwaltung gestellt. Daneben hat das Reichsfinanzministerium zwei Beamte seines Bereichs abgeordnet, die inzwischen ersatzlos zum Heeresdienst eingezogen wurden und die Beschftigung zweier lterer in Paris ansssiger Reichsdeutscher als Brokrfte ermglicht. Im brigen sind bei dem Vermgensbeauftragten (MVOR) in dessen beiden Amtsbereichen ausser einem Sonderfhrer gleichzeitig nie mehr als zehn Militrverwaltungsbeamte (sechs Rte und vier Inspektoren) und daneben nur Stabshelferinnen ttig gewesen. Die Beamten sind nach und nach bis auf vier Militrverwaltungsbeamte (zwei Rte, einen Inspektor und einen Sekretr) abgegeben worden. Auf franz. Seite blieb die Rckgabe des deutschen Vermgens im kontinentalen Gebiet in erster Linie eine
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Angelegenheit des Justizministeriums und der Staatsanwaltschaften, der die Zwangsverwalter unterstehen. Fr die Vermgensrckgabe in den berseeischen Besitzungen war teils das Aussenministerium, teils das Kolonialministerium als Aufsichtsinstanz ber den rtlichen Verwaltungen zustndig. Daneben war das franz. Finanzministerium an den vielen Fragen beteiligt, die sich bei der berweisung der Gegenwerte fr die blockierten oder sequestrierten deutschen Vorkriegsforderungen und der Verkaufserlse sequestrierten Vermgens aus der Anwendung des deutsch-franz. Verrechnungsabkommens vom 14. November 1940[224] sowie auf dem Gebiet der Steuer- und Zollfragen ergaben. In den besetzten Gebieten wurden die deutschen Weisungen in Rckgabesachen an den rtlichen Staatsanwaltschaften, manchmal auch unmittelbar an die Zwangsverwalter gegeben. Fr das unbesetzte Frankreich (jetzt Gebiet[225] "Sdfrankreich") hat die franz. Regierung auf deutsche Anregung einen Beauftragten fr das deutsche Vermgen (Commissaire du Gouvernement Franais pour les biens allemands en France) in der Person eines Unterdirektors des Aussenministeriums [226] ernannt. Dieser Kommissar stellt fr die Erledigung der Einzelflle und fr die Behandlung grundstzlicher Fragen die Verbindung der beteiligten franz. Behrden untereinander her, fhrt den Schriftwechsel mit dem Vermgensbeauftragten der Reichsregierung und bereitet die gemeinsamen Besprechungen mit den franz. Ministerien und den Behrden des unbesetzten Gebiets (Gebiet Sdfrankreich) vor. Das bisherige Gesamtergebnis der deutschen und deutsch-franz. Arbeit auf dem Gebiet der Rckgabe des deutschen Vermgens darf als zufriedenstellend bezeichnet werden. In den besetzten Gebieten haben die Justizbehrden und Zwangsarbeiter die Weisungen des deutschen Vermgensbeauftragten und der rtlichen Militrverwaltungsbehrden im allgemeinen korrekt ausgefhrt. Im unbesetzten Frankreich, besonders in Lyon[227], Marseille[228] und Nizza[229], sowie in den berseeischen franz. Besitzungen war die Erreichung rascher und praktischer Ergebnisse wesentlich schwieriger. Durch die verstndige Haltung des franz. Justizministeriums wurde es dem deutschen Vermgensbeauftragten ermglicht, gemeinsam mit dem franz. Beauftragten schwierige Flle, u.a. auch in Algier und frz. Marokko, persnlich an Ort und Stelle in unmittelbarer Fhlungnahme mit den franz. Lokalbehrden zu errtern, Zeugen und Auskunftspersonen zu vernehmen und sofortige praktische Lsungen herbeizufhren. Das deutsche Vermgen in den franz. berseeischen Besitzungen soweit diese nicht schon bei oder kurz vor dem Waffenstillstand vom Mutterland abfielen konnte den an Ort und Stelle lebenden deutschen Berechtigten zurckgegeben werden. Im brigen wurde fr den grsseren Teil der nicht unerheblichen deutschen Warenforderungen, Ansprche aus Auszahlung von Sequestrationserlsen u.[nd] d[er]gl. [eichen] die berweisung im Verrechnungswege jeweils noch erreicht, ehe die militrischen Ereignisse die Verbindung unterbrachen. Die anderen Flle sind Gegenstand schwieriger Errterungen mit den zustndigen franz. Zentralbehrden. Durch die Blockierung oder Sequestration des deutschen Vermgens in Frankreich sind zum mindesten fr diejenigen Deutschen, die nicht in Frankreich lebten oder die zwar dort lebten, aber rechtzeitig in die Heimat zurckkehrten, wahrscheinlich mehr Schden verhtet, als verursacht worden. Immerhin ist der infolge unpfleglicher Behandlung oder unntiger Verschleuderung deutschen Vermgens in Frankreich eingetretene Schaden betrchtlich. Daneben stehen die Schdigungen durch Internierung, die Schden durch kriegerische Ereignisse und die allgemein infolge des Krieges entstandenen Vermgensschden. Die Frage der Haftung Frankreichs auf Ersatz von Schden an deutschem Vermgen in Frankreich ist bisher nur in einem Punkte geregelt. In dem Wiesbadener Abkommen vom 13. August 1940 hat die franz. Regierung neben den Kosten der Sequestration auch die Haftung fr die vergangene und knftige Geschftsfhrung ihrer Zwangsverwalter bernommen. Ein besonderes Verfahren fr die Geltendmachung dieser Haftung wurde nicht vereinbart. Es wurde zunchst den beiderseitigen Vermgensbeauftragten berlassen, Einzelflle im Vergleichsweg zu regeln.

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Dies ist nur in geringem Umfang gelungen. Wie auch die Erfahrungen mit den entsprechenden Bestimmungen des Versailler Diktats gelehrt haben, erfordert die zwischenstaatliche kontradiktorische Errterung von einzelnen Entschdigungsfllen einen unverhltnismssigen grossen Aufwand an Personal und Zeit. Es erwies sich daher als zweckmssig, die Schadenregelung fr sog. Sequestergeschdigte, soweit die Schden im besetzten Frankreich entstanden waren, in die Kriegssachschdenverordnung des MBF vom 21. Februar 1941[230] aufzunehmen und den Rckgriff auf die franz. Regierung sowie die Anforderung von Sequestrationsentschdigungen fr deutsches Vermgen im Gebiet Sdfrankreich und bersee spteren Verhandlungen vorzubehalten. Um den deutschen Berechtigten die Mglichkeit zu geben, von den Zwangsverwaltern verusserte Gegenstnde mit Ausnahme von Handelsgtern von den Erwerbern zurckzuerlangen, hat die franz. Regierung auf Anregung des deutschen Vermgensbeauftragten das Gesetz vom 1. Juli 1942 (J.O. 1942 Nr. 159 S. 2322[231]) erlassen. ber die Struktur und den Umfang des deutschen Vorkriegsvermgens in Frankreich knnen zur Zeit noch keine genauen statistischen Angaben gemacht werden. Sie Statistik ist bei den Oberfinanzprsidenten in Berlin-Brandenburg, Aussenstelle, als der Behrde in Bearbeitung, bei der alle Reichsdeutschen gemss der Verordnung vom 7. August 1940 (RGBl. I. S. 1079[232]) ihr Vermgen im feindlichen Ausland anzumelden hatten. Dem Vermgensbeauftragten liegt das fr Frankreich vorhandene Material in Form von 24000 einzelnen Anmeldungen vor, von denen vorerst nur gesagt werden kann, dass sie einen Vorkriegswert des deutschen Vermgens in Frankreich in der Grssenordnung zwischen 100 und 300 Millionen Reichsmark verlautbaren drften. Bei dem Vermgensbeauftragten sind in seinen beiden Amtsbereichen neben der Bearbeitung grundstzlicher Fragen und der serien- oder gruppenmssigen Rckgabe deutscher Vermgenswerte fr die Bearbeitung von Einzelfllen 6000 Einzelakten entstanden, deren grsster Teil sachlich erledigt, wenn auch noch nicht immer formell abgeschlossen ist. Das frz. Justizministerium gibt auf Grund einer auf deutsches Verlangen vorgenommenen Umfrage bei den Staatsanwaltschaften die Zahl der nach franz. Auffassung noch nicht erledigten Sequesterflle nach dem Stand vom 1. Oktober 1943 auf 1039 an. Es wird alles geschehen, was mglich ist, um die restlichen Arbeiten auf dem Gebiet der Rckgabe des sequestriert gewesenen deutschen Vermgens zu einem baldigen endgltigen Abschluss zu bringen. Neben der auf dem soeben errterten Gebiet zu erfllenden Aufgabe fhrt der Vermgensbeauftragte der Reichsregierung in Ausfhrung des von ihm am 5. Oktober 1942 angeschlossenen deutsch-franz. Prisenabkommens die Verhandlungen mit der Zentraldirektion der Marineintendanz in Vichy ber die Festsetzung von Entschdigungen fr Gter und Waren, die, als aus Deutschland kommend oder fr Deutschland bestimmt, im Kriege von den franz. Marinebehrden prisenrechtlich beschlagnahmt und noch vor dem Waffenstillstand requiriert oder verkauft worden sind. Die Vorarbeiten fr diese Verhandlungen, die sich auf ein Gesamtobjekt von etwa 10 Millionen Reichsmark beziehen, werden im wesentlichen bei dem Oberfinanzprsidenten in Berlin-Brandenburg, Aussenstelle, geleistet. Die Regelung geht bei den in der Natur der Sache liegenden Schwierigkeiten nur langsam vorwrts. gez. Fritz

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Anlage 12

Ausbau der Werkkchen Die Zahl der in den Werkkchen verpflegten Arbeiter erhhte sich von etwa 700 000 Anfang 1943 auf etwa 1 Million am Ende des Berichtsabschnittes. Der eigene Gemsebau der Werkkchen auf bisherigem Brachland, der bereits seit 1942 gefrdert wurde, hat ganz wesentlich an Bedeutung gewonnen. Es wurden verschiedene La-Fhrer[233] fr diese Aktion eingesetzt. Verschiedentlich hat auch die vom Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] fr die treuhnderische Landbewirtschaftung eingesetzte Reichsgesellschaft fr Landbewirtschaftung G.m.b.H. bei der Belieferung der Werkkchen mit eingegriffen. Auf dem Weg ber die Werkkchen war es mglich, den Langarbeitern mit einer wchentl.[ichen] Arbeitszeit von mehr als 54 Stunden Sonderzuteilungen zukommen zu lassen. Fr die im Bergbau, der Rstungswirtschaft und den Werften beschftigten Arbeiter wurden Sonderzuteilungen vorgenommen. Im Verkehrswesen wurde der Kreis der mit Sonderzuteilungen bedachten Langarbeiter ausgeweitet. Verdiente Eisenbahner erhielten Naturalprmien in Form von Lebens- und Genussmitteln als Belohnung fr ihren oft entsagungsvollen Einsatz. Ab 15.1.44 werden fr 150 000 Schwerarbeiter der SNCF wchentl.[ich] 1000 g Brot, 50 g Fett, 100 g Zucker und 90 g Fleisch zustzlich ausgegeben; fr weitere 100 000 Lang- und Nachtarbeiter der SNCF werden 500 g Brot, 20 g Fett, 50 g Zucker und 90 g Fleisch gewhrt.

Aufbringung an Lebens- und Genussmitteln fr die Wehrmacht und das Reich Warenart 1940/41 t Brotgetreide FutterGetreide Heu Stroh Kartoffeln Fleisch Fett Kse Gemse Obst Samen und Saaten 550 000+ 603 000+ 445 000+ 716 000+ 165 996 10 000 5 000 101 260 221 575 Aufbringung 1941/42 t 485 000 458 000 326 000 243 000 140 004 2 000 7 700 98 065 59 415 1942/43 t 714 454 685 775 391 482 379 007 296 393 227 266 27 325++ 12 327 106 648 270 538+++ Liefersoll 1943/44 t 800 000 600 000 450 000 400 000 400 000 220 000 24 000 12 000 124 000 105 000 hl 4 200 000 Aufbringung Aug.[ust]-Nov.[ember] 1943 t 184 117 89 709 139 716 76 120 167 385 90 022 7 982 3 779 39 686 32 069 3 130 hl 1 045 416

5 918 14 971 3 496 hl hl hl Wein 2 797 324 4 944 537 2 013 341 +) Zahlen zum Teil geschtzt. ++) einschl. Kolonialle. +++) einschl. 153 000 t pfel fr Alkoholgewinnung.

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Anlage 13

Die franzsische Agrarpolitik 1943 Im Jahre 1943 wurde eine grssere Anzahl agrarpolitisch wichtiger Gesetze erlassen. Durch Gesetz vom 8.6.43 wurden die Mglichkeiten zur Dienstverpflichtung von Arbeitskrften fr die Landwirtschaft wesentlich ausgeweitet[234]. Es knnen nach diesem Gesetz auch Frauen fr die landwirtschaftliche Arbeit dienstverpflichtet werden. Das gleiche Gesetz verbessert und vereinfacht die schon seit 1940 bestehende gesetzliche Mglichkeit, landwirtschaftlich nicht ausgenutztes, aber kulturfhiges Land durch Zuteilung an einen neuen Nutzniesser in Bewirtschaftung zu nehmen. Auf der Grundlage eines Gesetzes vom 3.4.43[235] mussten in jedem Dorf von einer Kommission die Mglichkeiten geprft werden, wie durch Gemeimschaftseinsatz von Landmaschinen, Betriebsmitteln und Gespannen die Erzeugung gefrdert werden kann. Die Vorschlge der Kommission werden von der staatlichen Verwaltung in Form von Auflagen den Landwirten zur Pflicht gemacht. Die erwhnten Gesetze haben grsste Bedeutung fr die Arbeit der Landwirtschaftsfhrer, denen die Aufgabe gestellt wurde, in Zusammenarbeit mit den rtlichen franz. Stellen im Rahmen der Brach- und dlandaktion bisher ungenutztes Land ohne die Inanspruchnahme neuer Betriebsmittel in Kultur zu bringen[236]. Eine Reihe gesetzlicher Massnahmen erstreckte sich auf das Pachtrecht. Man erstrebt einmal fr die Dauer des Krieges eine Stabilisierung der Pachten, um den im Gang befindlichen Pachtpreiserhhungen entgegenzutreten; ausserdem aber sollen fr die Dauer unerwnschte Zustnde im Pachtwesen beseitigt werden, die u. a. auch einen hemmenden Einfluss auf die Erzeugung ausgebt haben. Ein Gesetz vom 4.9.43[237] stabilisierte die Pachtpreise bis Beendung der Feindseligkeiten auf der Basis von September 1939; es erfolgt eine Umrechnung ber landwirtschaftliche Erzeugnisse, wobei die Regulierung der Pacht in Naturalien jedoch verboten ist. Ein anderes Gesetz[238] legt die Mindestdauer der neuen Pachtvertrge auf 9 Jahre fest, whrend durch ein drittes Gesetz[239] vom gleichen Tage eine Pachtschiedsgerichtsbarkeit unter Mitwirkung der landwirtschaftlichen Selbstverwaltung ins Leben gerufen wurde. Das landwirtschaftliche Organisationswesen wurde im Jahre 1943 weiter ausgebaut und besonders die landwirtschaftliche Korporation in ihrem usseren Aufbau vollendet. Mit der Durchfhrung des Gesetzes vom 16.12.42[240], welches das Grundgesetz der Korporation vom 2.12.40 [sic!][241] ergnzt, wurde durch die gesetzliche Verankerung der Personalunion von Landwirtschaftsminister und Korporationsprsident eine engere Verbindung hergestellt. Die der landw.[irtschaftlichen] Korporation eingegliederten wirtschaftlichen Organisationen (Genossenschaften, Kreditkassen, Versicherungsvereine usw.) wurden im Rahmen der Korporation zu einheitlichen Verbnden zusammengefasst. Das landwirtschaftliche Genossenschaftswesen erhielt durch Gesetz vom 4.9.43[242] eine neue Rechtsgrundlage, die eine Verbesserung gegenber dem bisherigen Zustand bedeutet. Wenn nunmehr auch die landw.[irtschaftliche] Korporation als die Vertreterin der gesamten Landwirtschaft in ihren usseren Aufbau vollendet ist und ihr vom Gesetzgeber bereits viele Aufgaben und Rechte zuerkannt wurden, so hat sich diese Organisation jedoch noch nicht als ein geeignetes Instrument der Agrarpolitik erwiesen. Die Erfahrungen der letzten Monate haben sehr deutlich gezeigt, dass der Standpunkt einer Interessentenorganisation liberalistischer Prgung noch keineswegs berwunden ist. In der inneren Organisation des franz. Landwirtschaftsministeriums ist Ende 1943 eine Reform durchgefhrt worden. Es kann noch nicht verurteilt werden, ob diese organisatorischen nderungen eine Verbesserung gegenber dem bisherigen Zustand bedeuten[243].

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Carl-Heinrich von Stlpnagel. Militrverwaltung, Zentralabteilung Gruppe Z 3, Presse und Propaganda. [3] Unterschrift: von Stlpnagel. [4] Vgl. hierzu die Verteiler zum Lagebericht November 1940 bzw. Januar/Mrz 1943. [5] Oberkommando des Heeres. [6] Generalquartiermeister Eduard Wagner. [7] Oberkommando der Wehrmacht. [8] Wehrmacht-Fhrungsstab/Quartiermeister. [9] Wehrwirtschaftsamt im Oberkommando der Wehrmacht. [10] Adjudantur Chef des Generalstabs des Heeres. [11] Organisationsabteilung. [12] Oberkommando des Heeres, Verwaltungsamt. [13] Chef der Heeresrstung und Befehlshaber des Ersatzheeres Friedrich Fromm. [14] Walter Scherff. [15] Amt Ausland-Abwehr. [16] Generalstab [vormals Kommandostab] einschlielich Propaganda-Abteilung Frankreich. [17] Militrverwaltung. [18] Handschriftlich durchgestrichen. [19] General Erwin Vierow, Befehlshaber im Bezirk Nordwestfrankreich, vormals Militrverwaltungsbezirk A. [20] Generalleutnant Kurt Feldt, Befehlshaber im Bezirk Sdwestfrankreich, vormals Militrverwaltungsbezirk B. [21] Generalmajor Wilhelm Hederich, Befehlshaber im Bezirk Nordostfrankreich, vormals Militrverwaltungsbezirk C. [22] Kommandant von Gross-Paris Hans Freiherr von Boineburg-Lengsfeld. [23] Feldkommandanturen. [24] Handschriftlich durchgestrichen. [25] Hherer SS- und Polizeifhrer im Bereich des Militrbefehlshabers Frankreich Carl-Albrecht Oberg. [26] Wehrwirtschaftsstab West. [27] Rstungs- und Beschaffungsstab Frankreich. [28] Der Hhere Nachrichtenfhrer Frankreich, Generalmajor Friedrich Kersten, wurde am 1. Oktober 1943 abgelst. Nachfolger wurde Generalleutnant Eugen Oberhuer. Eugen Oberhuer (1889-1957). Generalleutnant. 1910 bayerischer Leutnant. 1914/18 Kriegsteilnahme. 1920 Verabschiedung. Bayerische Landespolizei. 1935 bernahme ins Heer. 1939 Nachrichtenfhrer der Heeresgruppe Nord (umbenannt in B, dann Mitte) in den Feldzgen in Polen, Frankreich und Ruland. 1943 Hherer Nachrichtenfhrer beim Militrbefehlshaber in Frankreich. 1944/45 Hherer Nachrichtenfhrer beim OB West. [29] Oberquartiermeister West Oberst i.G. Josef Windisch wurde im Verlauf des Jahres 1943 von Otto Eckstein abgelst. Otto Eckstein (1904-1944?). Oberst i.G. Reichswehr. 1939 Generalstab des Heeres, Generalquartiermeister (Qu 1). 1940 zur Waffenstillstandskommission kommandiert. 1941 Generalstab des Heeres, Auenstelle Generalquartiermeister Mitte (Oberquartiermeister) im Osten. 1942 OKH-Reserve, dann Ia der 57. Infanteriedivision in Ruland. 1943 OKH-Reserve, dann Oberquartiermeister West. 1944 Chef des Stabes LXXXIX. Armeekorps im Westen, seit November 1944 vermit. [30] Hauptverkehrsdirektion Paris. [31] Oberbefehlshaber West Gerd von Rundstedt. [32] Waffenstillstandskommission. [33] Marinegruppenkommando West, vormals Kommandierender Admiral Frankreich. [34] Luftgaukommando Westfrankreich. [35] Militrbefehlshaber in Belgien und Nordfrankreich, der Verbindungsoffizier Oberstleutnant Hartog. 1940-1944 Verbindungsoffizier des Militrbefehlshabers in Belgien und Nordfrankreich beim MBF in Paris. Nhere biographische Angaben nicht ermittelt. [36] Friedrich-Carl Hanesse. [37] Richtig: Stuckart. [38] Handschriftlich eingetragen. [39] Die auf deutschen Druck von Laval vollzogene Aufnahme des Grnders der Miliz, Joseph Darnand und Philippe Henriot als Secrtaire dtat lIntrieur bzw. Secrtaire dtat lIntrieur in die Regierung, fhrte zum Ausscheiden des Secrtaire gnrale la Police, Ren Bousquet, sowie des bisherigen Ministre de lagriculture et du ravitaillement, Max Bonnafous. Joseph Darnand (1897-1945). 1916 Kriegsfreiwilliger. 1919 Besatzungssoldat im Rheinland. 1921-1942 Transportunternehmer. Bis 1930 Prsident der Anciens Combattants in der Action Franaise. 1936 Mitglied der PPF und der Organisation Cagoule. 1938 sechs Monate in Haft. 1940 Flucht aus der Kriegsgefangenschaft, Chef der Lgion franaise des combattants in Alpes-

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Maritimes. 1941 Mitglied des Conseil national. Januar 1942 Grnder des Service dordre lgionnaire (SOL), aus dem am 31.1.1943 die Milice hervorgeht. Ernennung zum Secrtaire gnrale au maintien de lordre, im Januar 1944 zum Secrtaire dtat lIntrieur. Sommer 1944 Flucht nach Sigmaringen. An der Spitze seiner Truppen in Italien verhaftet und Auslieferung an Frankreich. Im Oktober 1945 von der Haute Cour zum Tode verurteilt und erschossen. Philippe Henriot (1889-1944). Journalist. Konservativer Katholik. 1932 Abgeordneter in der Chambre des Dputs fr die extreme Rechte. Nach dem Zusammenbruch vom Sommer 1940 ein entschiedener Befrworter der Idee der "Revolution nationale". 1941 nach deutschen berfall auf die UdSSR Annherung an Deutschland aufgrund seines berzeugten Antikommunismus. Seit 1941 regelmige Radio-Kommentare, ab 1944 auch mehrmals tglich. Mrz 1943 Mitglied der Miliz. Am 6. Januar 1944 Aufnahme in die franzsische Regierung auf Druck Hitlers als Secrtaire dtat linformation et la Propagande. Tod am 28. Juni 1944 nach einem Attentat des "Mouvement pour la libration nationale". [40] Nachfolger von Max Bonnafous wurde Pierre Cathala. [41] Vgl. auch die Hinweise auf vermehrte Sabotage und Anschlge in den Bereichen Landwirtschaft bzw. auf dem Energiesektor weiter unten in diesem Bericht unter I 1 bzw. I 2, Energie. [42] Vgl. Journal Officiel vom 31. Dezember 1943, S. 3338: Loi n 688 du 21 dcembre 1943 modifiant les articles 305 et 308 du code pnal. [43] Vgl. Journal Officiel vom 31. Dezember 1943, S. 3338: Loi n 704 du 30 dcembre 1943 relative un poste de secrtaire gnral sowie Journal Officiel vom 31. Dezember 1943, S. 3339: Loi n 705 du 30 dcembre 1943 crant un secrtariat dtat und vom 31. Dezember 1943, S. 3339: Loi n 706 du 30 dcembre 1943 portant cration demploi ladministration centrale du scrtariat dtat lintrieur. [44] Adolphe Terracher (1881- ?). Professor fr franzsische Litteratur, 1940-1944 Secrtaire gnral lInstruction publique. [45] Achille Betrand. Rektor der Universitt von Besanon. 1943 Generalsekretr des Unterrichtswesens. Nhere biographische Angaben nicht ermittelt. [46] Departement Doubs. [47] Felix Olivier-Martin. Jurist, Professor fr Verwaltungsrecht, Direktor der cole des Cadres de La Chapelle-en-Serval, 1942 Inspecteur de la Jeunesse, 1943 Secrtaire gnral la Jeunesse " titre provisoire", 1944 Entlassung. Weitere biographische Angaben nicht ermittelt. [48] Richtig: Maurice Gat (1909-1983). Journalist, Absolvent der cole normale suprieure, Mitarbeiter von Anatole de Monzie und der Zeitung La Flche von Gaston de Bergry, 1941 Direktor der cole de formation des cadres civiques de ltat franais, Chef, spter Direktor des Kabinetts von Abel Bonnard, 1944 Commissaire gnral la Jeunesse, Verhaftung bei Kriegsende, 1947 freigesprochen, erneute Ttigkeit als Journalist und Verffentlichungen unter dem Pseudonym Fabricius Dupont. [49] Vgl. die Berichterstattung in der Pariser Zeitung vom 2. Oktober 1943, S. 7-8: Le drame scolaire sowie im Le Petit Parisien vom 9./10. Oktober 1943 und 18. Oktober 1943: coliers, ayez grand soin de vos manuels, qui deviennent rarissimes; Ce matin rentre des classes. [50] Departement Isre. [51] Zu den Ereignissen im Umfeld der Demonstrationen anllich des 25. Jahrestages des Waffenstillstandes von 1918 vgl. die Berichterstattung in Le Petit Parisien vom 12. November 1943, S. 1: Dans Grenoble angoiss par les crimes terroristes; Le Petit Parisien vom 13./14. November 1943, S. 1-2: Quand les terroristes quittent la ville pour gagner le maquis. [52] Vgl. auch den Lagebericht von Juli/September 1943, I 2. [53] Zu den Luftangriffen insbesondere auf Nantes im September 1943 vgl. den Lagebericht Juli/September, I 2 Bibliothekschutz. [54] Departement Bouches-du-Rhne. [55] Das Archologische Institut des Deutschen Reiches war 1829 von einem Freundeskreis aus Gelehrten, Knstlern und Diplomaten in Rom als "Instituto di corrispondenza archeologica" gegrndet worden, um die Denkmler der antiken Kunst, der Epigraphik und der Topographie bekanntzumachen und zu erforschen. 1832 wurde die Leitung des in Rom fortbestehenden Instituts nach Berlin verlegt. Ab 1859 bernahm Preuen die Finanzierung des Instituts, das 1871 preuische Staatsanstalt und 1874 Reichsinstitut wurde. Im selben Jahr wurde die Abteilung Athen gegrndet. Im 20. Jahrhundert kamen die Abteilungen Kairo, Istanbul, Madrid, Bagdad und Teheran sowie zwei Kommissionen im Inland (Frankfurt und Mnchen) hinzu. Heute ressortiert die Einrichtung unter dem Namen "Deutsches Archologisches Institut" beim Auswrtigen Amt, vgl. Klaus JUNKER, Das Archologische Institut des Deutschen Reiches zwischen Forschung und Politik. Die Jahre 1929 bis 1945. Mainz 1997 sowie Jahrbuch des Deutschen Archologischen Instituts. hg. v. der Zentrale Berlin. [56] Das Manuskript wurde erst dreiig Jahre nach dem Ende des Krieges verffentlicht, s. Inventar von Quellen zur deutschen Geschichte in Pariser Archiven und Bibliotheken, bearbeitet von einer Arbeitsgruppe unter Leitung von Georg SCHNATH, hg. von Wolfgang Hans STEIN, Koblenz 1986. [57] Vgl. Journal Officiel vom 13. August 1943, S. 2123 f.: Arrt du 3 aot 1943 relatif lacclration de la manutention des wagons complets. [58] Vgl. den Lagebericht Juli/September 1943, I 3. [59] Oberkommando der Wehrmacht, General der Motorisierung. [60] Fahrbereitschaftsleiter. [61] Heeres-Kraftfahrpark. [62] Commission dOrganisation de lAutomobile.

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Sperrbetriebe. Arbeiter, die in diesen Betrieben beschftigt waren, waren dem Zugriff des GBA entzogen. Der Reichsminister fr Bewaffnung und Munition, Albert Speer, hatte im September 1943 mit seinem franzsischen Gegenber, Jean Bichelonne, in Berlin Verhandlungen ber eine verstrkte Einbindung Frankreichs in die deutschen Kriegsanstrengungen gefhrt. Ergebnis des Treffen vom 16. und 17. September 1943 war eine Vereinbarung, mit der auf der einen Seite die Dienstverpflichtungen franzsischer Arbeiter fr das Reich, auf der anderen Seite aber auch die laufende Produktion in Frankreich - insbesondere die Frderung von Kohle und die Fertigstellung deutscher Rstungsauftrge - sichergestellt werden sollte. Vgl. dazu Protokoll der Besprechungen zwischen Speer und Bichelonne vom 20.9.1943, AN AJ 72/1926. Nachdem am 17. Januar 1944 auch die bislang als R- oder V-Betriebe eingestuften franzsischen Firmen zu Sperrbetrieben erklrt wurden, waren ca. 1 Million franzsische Arbeitskrfte von einem eventuellen "Reichseinsatz" ausgenommen. [64] Name nicht ermittelt. [65] Militrverwaltung. [66] Durchgangsstraen. [67] C-Straen waren alle jene Straen, die weder als militrisch wichtige Durchgangsstrae (Kategorie A) eingestuft waren noch als mgliche Verbindungsstraen zu A-Straen (Kategorie B) galten. [68] Vgl. den Lagebericht Juli/September 1943, I 4. [69] Anlage nicht aufgenommen. [70] Organisation Todt. [71] Am 10. Juli 1943 waren alliierte Truppen auf Sizilien gelandet (Operation "Husky"). Nach der Rumung der Insel durch die deutschen und italienischen Truppen am 17. August (Unternehmen "Lehrgang") unterzeichnete die italienische Regierung unter Marschall Badoglio am 3. September 1943 in Cassibile (Sizilien) einen geheimen Waffenstillstand. Einen Tage nach dessen Bekanntgabe waren amerikanische und britische Truppen am 9. September in Salerno bzw. Tarent gelandet (Operation "Avalanche") und hatten die Sdspitze Italiens besetzt. [72] Am 8. September 1943 hatte General Eisenhower den Abschlu eines Waffenstillstandes zwischen Italien und den Alliierten bekanntgegeben. Noch am gleichen Tag liefen die seit Wochen vorbereiteten deutschen Gegenmanahmen ("Fall Achse") an. Die Nachrichtenverbindungen wurden unterbrochen, die italienische Armee wurde berall entwaffnet und gefangengenommen. Rom wurde von deutschen Truppen besetzt. [73] Im Journal Officiel lt sich eine Herabsetzung der Gebhren, wenn die Pckchen mit der Feldpost verschickt werden, erst fr Februar 1944 nachweisen, vgl. Journal Officiel vom 20. Februar 1944, S. 542-543: Dcret n 346 du 3 fvrier 1944 relatif au tarif applicable aux envois postaux adresss, sous un numro de Feldpost, aux ouvriers franais occups dans les services allemandes. [74] Demarkationslinie. [75] Departement Allier. [76] Departement Gironde. [77] Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 82 vom 2. Januar 1943, S. 457-469: Verordnung zum Schutz der Besatzungsmacht. Vom 18. Dezember 1942. [78] Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 101 vom 13. Januar 1944, S. 567-569: Verordnung zur nderung und Ergnzung der Verordnung zum Schutz der Besatzungsmacht. Vom 18. Dezember 1943, hier: 17. [79] Vgl. ebenda, hier: 8a. [80] Vgl. ebenda, hier: 8b. [81] Vgl. Verordnungsblatt des Kommandanten im Heeresgebiet Sdfrankreich fr den Kstenbereich Mittelmeer Nr. 1 vom 15. Februar 1944, S. 3-13: Verordnung zum Schutz der deutschen Wehrmacht im Kstenbereich Mittelmeer. Vom 15. Februar 1944. [82] Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 99 vom 25. November 1943, S. 560: Verordnung ber die Besorgung fremder Rechtsangelegenheiten durch Reichsdeutsche in Frankreich. Vom 12. November 1943. [83] Otto Georg Thierack (1889-1946). Jurist und Politiker. 1914/18 Kriegsteilnahme, 1919 Eintritt in den schsischen Justizdienst, 1921 Staatsanwalt in Dresden, 1932 Eintritt in die NSDAP und Fhrer des Nationalsozialistischen Rechtswahrerbundes, 1933 Justizminister in Sachsen, 1935 Vizeprsident des Reichsgerichts in Leipzig, 1936 Prsident des Volksgerichtshofes, 1942-1945 Reichsjustizminister, 1946 Selbstmord vor Erffnung seines Prozesses. [84] Reinhard Neubert (1896- ? ). Jurist. Baltendeutscher. 1915/18 Kriegsteilnahme. Promotion. 1927 Rechtsberater der NSDAP im Gau Gro-Berlin, 1932-1940 Leiter des Gaurechtsamtes. Seit dem 1. Juli 1933 Prsident der Reichsrechtsanwaltskammer. 1936 Mitglied des Reichstages. 1939 Justizrat. [85] Den Bericht verfasste Oberkriegsverwaltungsrat Dr. Fritz. Verwalter des dem Reich verfallenen Vermgens im Bereich des Militrbefehlshabers Frankreich war Ferdinand Niedermeyer. [86] Gemeint ist das Commissariat gnral au service obligatoire du travail, das unter der Leitung von Robert Weinmann als Generalkommissar fr den STO zunchst unmittelbar dem Regierungschef unterstand, ehe es im Mrz 1943 dem Industrieministerium angegliedert worden war. [87] Der Generalbevollmchtigte fr den Arbeitseinsatz, Fritz Sauckel, hatte in einem Gesprch mit Laval am 6. August 1943 den verstrkten Arbeitseinsatz von Frauen gefordert. Sein Beauftragter in Frankreich, Ritter, hatte den Einsatz von 450 000 Frauen vorgeschlagen, vgl. dazu den Lagebericht vom Juli/September 1943, II 8.

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In seinen Verhandlungen mit Laval hatten Sauckel und sein Bevollmchtigter in Frankreich, Ritter, eine weitere Ausdehnung der Arbeitsdienstpflicht auf die Jahrgnge 1923/24 bzw. 1919 gefordert. [89] Vgl. Journal Officiel vom 22. und 23. November 1943, S. 3010: Dcret n 3185 du 21 novembre 1943 chargeant un ministre des fonctions de secrtaire dtat au travail und vom 24. Dezember 1943, S. 3270: Loi n 694 du 23 dcembre 1943 portant cration dun conseil suprieur du travail et de trois centres dinformation. [90] Im August 1943 hatte Sauckel seinem Beauftragten in Frankreich die gesamte Verantwortung fr den Arbeitseinsatz in Frankreich bertragen. Als Julius Ritter dann jedoch am 28. September 1943, nur wenige Tage nach dem Abschlu des SpeerBichelonne-Abkommens vom 17.9.1943, vor seiner Wohnung in Paris einem Attentat zum Opfer fiel, wurde sein Amt nicht mehr neu besetzt. [91] Departement Bouches-du-Rhne. [92] Departement Rhne. [93] Zur gesetzlichen Grundlage fr diese Aktion vgl. Journal Officiel vom 28. Mai 1943, S. 1450f.: Loi n 284 du 23 mai 1943 assurant lexploitation des terres abandonnes, incultes ou insuffisamment cultives et portant rquisition et emploi de la main-doeuvre agricole, modifiant et compltant la loi n 5384 "bis" du 31 dcembre 1941 et les lois n 304 du 19 fvrier 1942 et n 669 du 4 septembre 1942. [94] Wilhelm Hederich. Befehlshaber im Bezirk Nordostfrankreich. [95] Vgl. Journal Officiel vom 27. November 1943, S. 3050: Loi n 616 du 30 octobre 1943 fixant pour le temps de guerre le mode dexcution de certaines condamnation la peine capitale. [96] Wirtschaftstransporte. [97] Vgl. oben II 1. [98] Ein Teil dieser Mbel stammte nicht aus der laufenden Produktion, sondern es handelte sich um Gebrauchsmbel, die im Anschlu an die bei den verschiedenen Razzien verhafteten jdischen Einwohner von Paris in deren Wohnungen beschlagnahmt worden waren. Whrend wertvolle Einrichtungsgegenstnde vom Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg (ERR) bernommen wurden, wurden alle brigen Einrichtungsgegenstnde auf dem Gelnde der Gare dAusterlitz in Paris im Rahmen der sogenannten "Mbel-Aktion" auf ihre weitere Verwendungsmglichkeit hin geprft, sortiert, gelagert und anschlieend ins Reich abtransportiert. [99] Zu den weitreichenden Betriebsstillegungen zur Energieeinsparung in den Vorjahren vgl. die Lageberichte Dezember 1941/Januar 1942, V 2, Energieversorgung bzw. 1942 Oktober/Dezember 1942. II 2, Energie. [100] Generalleutnant Otto Kohl. [101] Bei der Treuhandstelle handelte es sich nicht um eine reichseigene Gesellschaft, sondern um eine im Jahre 1940 von der Treuverkehr, Deutsche Treuhand-Aktiengesellschaft, Berlin, im Auftrage des Militrbefehlshabers errichtete Stelle, die nur in amtlichem Auftrage ttig werden durfte. Die Treuverkehr war aber ihrerseits an den Gewinnen der Treuhandstelle beteiligt. Die Einnahmen stammten aus Gebhren, die den Trgern des Feindvermgens, in den Regel den Feindfirmen, vom Militrbefehlshaber auferlegt worden waren. Von den Gewinnen der Treuhandstelle war, wie es in den Weisungen des MBF hie, ein angemessener Betrag zurckzustellen fr die spter zu erwartende Abwicklung, vgl. Lagebericht vom Juli/September 1943, II 1. [102] Dr. Johannes Krohn (1884-1974). Jurist und Verwaltungsbeamter. 1911 Promotion in Rechtswissenschaften. Weltkriegsteilnehmer als Infanterieoffizier. 1920 Regierungsrat im Reichsversicherungsamt. Dabei mageblich am Ausbau der gesetzlichen Unfallversicherung beteiligt. 1933 Staatssekretr im Reichsarbeitsministerium. 1939 Freiwillige Meldung zur Wehrmacht, 1940 schwer verwundet. 1941 Reichskommissar fr die Behandlung feindlichen Vermgens. 1948-1953 Vorsitzender der Schiedsstellen fr die gewerbliche und landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft. 1953-1959 Vorsitzender der Gesellschaft fr Versicherungswissenschaft und gestaltung. 1955-1968 Vorsitzender des Bundesausschusses der Zahnrzte und Krankenkassen. [103] Als britische Geldinstitute wurden die Barclays Bank France Limited, Westminister Foreign Bank, Bank of London and South America Limited sowie die Lloyds and National Provincial Foreign Bank auf der Bankenliste gefhrt. [104] Als amerikanische Geldinstitute figurierten The Chase Bank, Guarantee Trust Company of New York, Morgan et Ce Incorporated, Morgan et Ce N.C sowie die American Express Company auf der Bankenliste. [105] Reichswirtschaftsministerium. [106] Hermann Gring. [107] Gemeint ist hier das Gebiet sdlich der ehemaligen Demarkationslinie, das der Zustndigkeit des Kommandanten des Heeresgebietes Sdfrankreich unterlag. [108] "Schwierigkeiten bei der berwachung der Wertpapiere bereiteten die franzsischen Bestimmungen ber die Aktienreform vom 28. Februar 1941 und 3. Februar 1943. Hiernach konnte Wertpapieren, die zur Ausbung von Rechten oder (bei Eigentumswechsel) zur Umwandlung von Inhaberpapieren in Namenspapiere nach Frankreich geschickt waren, die Erlaubnis zur Rcksendung nach Belgien verweigert werden. Verhandlungen, die gemeinsam mit den brigen Feindvermgensverwaltungen des Westens eingeleitet wurden, fhrten bis zur Rumung Belgiens nicht zum Erfolg. In Beantwortung der franzsischen Massnahmen wurde Antrgen zur Versendung von Wertpapieren zwecks Ausbung von Rechten in Frankreich nur dann stattgegeben, wenn die Zusicherung der Rcksendung vorlag. Diese Zusicherung wurde allerdings in den wenigsten Fllen gegeben." Abschlubericht der Gruppe XII, Treuhandvermgen beim Militrbefehlshaber in Belgien und Nordfrankreich, BA-MA (Freiburg) RW 36/227, ohne Datum und Deckblatt, S. 81.

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Louis Darquier de Pellepoix. In den Gruben der Norddepartements kam es am 10. Oktober 1943 erneut zu massiven Streiks, die nach vier Tagen ihren Hhepunkt mit 36 000 Streikenden erreichten. Whrend im Norden, nach Einsatz von Militr die Arbeit am 20. Oktober 1943 wieder aufgenommen worden war (vgl. den Lagebericht Oktober/Dezember 1943 des Militrbefehlshabers in Belgien und Nordfrankreich, AN AJ 40/368), flammten drei Tage spter in Montceau-les-Mines (Sane-et-Loire) neue Streiks auf, die bis zum Ende des Monats anhielten. Die wachsende Unruhe berall im Land fhrte der Regierung in Vichy die Konsequenzen einer weiteren Verschlechterung der Lage der Arbeiterschaft vor Augen. Nach Intervention von Laval bei Sauckel genehmigte der Generalbevollmchtigte fr den Arbeitseinsatz sektorielle Lohnerhhungen in fr die Rstungswirtschaft relevanten Branchen. [111] Vgl. Journal Officiel vom 21. November 1943, S. 3004: Arrt du 17 novembre 1943 concernant la rvision des salaires dans lindustrie des minerais de fer sowie Journal Officiel vom 27. November 1943, S. 3056: Arrt du 24 novembre 1943 portant augmentation des salaires des dockers dans les ports maritimes und Journal Officiel vom 28. November 1943, S. 3076: Arrt du 27 novembre 1943 relatif lincidence de la mise en ordre des salaires dans les industries de la production des mtaux sur la fixation des prix. Als Folge der Lohnerhhungen wurde das franzsische Staatsgebiet in sechs Lohngruppen eingeteilt, die sich an der Gre der Orte bzw. den Lebenshaltungskosten orientierten. Auerdem wurden Ttigkeiten nach sechs bis acht Lohngruppen gestaffelt, fr die Mindest- bzw. Hchstlhne festgesetzt wurden. [112] Vgl. Journal Officiel vom 5. September 1943, S. 2347f.: Dcision C. 20, du 27 aot 1943, modifiant et compltant larticle 22 de la dcision C. 12 du 26 mars 1942 portant codification de la rglementation dicte par le rpartiteur chef de la section du charbon de loffice central de rpartition des produits industriels. [113] Anlage nicht aufgenommen. Demnach wurden 1943 gefrdert bzw. geliefert: im Oktober im November im Dezember Ostfrankreich 1 364 793 t / 1 298 835 t 1 307 318 t / 1 191 813 t keine Angabe / k.A. Westfrankreich 90 096 t / 99 951 t 100 407 t / 97 218 t 76 604 t / 78 893 t Mittel-und Sdfrankreich 12 709 t / 11 833 t 10 232 t / 10 276 t 11 002 t / k.A.
[114] [115]

Departement Aude. Monatstonnen. [116] Anlage nicht aufgenommen. [117] Monatlich. [118] Anlage nicht aufgenommen. [119] Anlage nicht aufgenommen, Whrend demnach die Stromerzeugung im Vergleich zum Jahr 1942 fast unverndert blieb bzw. insgesamt leicht gesteigert werden konnte (von 1 473 Mill. KW/St. im November 1942 auf 1 554 Mill. KW/St. im November 1943), ging die Erzeugung im gleichen Zeitraum in Paris von 267,9 auf 232,3 Mill. KW/St. zurck. [120] Versorgungsbedarf. [121] Vgl. Journal Officiel vom 23. Oktober 1943, S. 2743: Arrt du 6 septembre 1943 portant limitation de la consommation du gaz. [122] Anlage nicht aufgenommen. Demnach wurden im Jahr 1943 insgesamt in Frankreich produziert (in Klammern die Vergleichszahlen fr 1942): Giesserei- Roheisen 84 726 t (88 704 t); Rohstahl 473 284 t (652 859 t), Walzwerkserzeugnisse 495 620 t (619 876 t). [123] Departement Calvados. [124] Departement Loire-Infrieure. [125] Am 20. Juni 1943, vgl. den Lagebericht April/Juni 1943, III. [126] Nhere Einzelheiten nicht ermittelt. [127] Siemens-Martin-Stahl. [128] Vgl. hierzu den Lagebericht Juli/September 1943, II 2. [129] Anlage nicht aufgenommen. Insgesamt wurden 5 596 Betriebe mit 132 578 Beschftigten erfat. [130] Bis zu diesem Zeitpunkt hatte der Generalbevollmchtigte fr den Arbeitseinsatz von der franzsischen Regierung dreimal die Bereitstellung von Arbeitskrften fr den "Reichseinsatz" gefordert, zu Einzelheiten s. die vorangehenden Lageberichte von Januar/Mrz, April/Juni und September/Oktober 1943. [131] Auch "Bo-Aktion" oder spter "SH-Aktion": Es handelte sich hier um die Bereitstellung von Textilien und anderen Versorgungsgtern aus den besetzten Westgebieten fr die Versorgung der bombengeschdigten Gebiete im Reich. [132] Im Oktober 1943 waren unter anderem folgende deutsche Stdte zum Teil wiederholt Ziel alliierter Bombenangriffe: Hagen, Emden, Mnchen, Kassel, Hannover, Gotenhafen (Gdingen), Danzig, Marienburg, Mnster, Schweinfurt, Dren und Leipzig. Im November wurden bombardiert: Dsseldorf, Bremen und vor allem Berlin. Im Dezember 1943 richteten sich die Angriffe neben Berlin vor allem noch gegen Leipzig, Kiel, Bremen, Hamburg, Innsbruck und Augsburg. [133] Nhere Einzelheiten nicht ermittelt. [134] Albert Speer. [135] Departement Savoie. [136] Monatstonnen.

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Departement Savoie. Socit dlectrochimie, dlectromtallurgie et des aciries lectriques dUgine, Suisse. [139] Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 99 vom 25. November 1943, S. 560-563: Verordnung ber das Verbot von Bauarbeiten. Vom 14. November 1943. [140] Eventuell: Generalleutnant Erich Stud. [141] Anlage nicht aufgenommen. [142] Anlage nicht aufgenommen. Die Gesamtproduktion war demnach im Jahr 1943 stetig zurckgegangen: Von durchschnittlich 29 100 t im ersten Halbjahr ber 27 450 t im 3. Quartal auf 23 850 t im 4. Quartal. Fr das 1. Quartal 1944 rechnete der MBF mit 20 500 t bei einem festgestellten Mindestbedarf von 30 800 t. [143] Zum Verbot der Beteiligung deutscher Dienststellen am Schwarzhandel vgl. den Lagebericht Juli/September 1943, II 7, Preisberwachung. [144] Wehrmachtbeschaffungsamt. [145] Gemeint ist hier die staatliche Monopolgesellschaft der Rgie franaise des tabacs, die allerdings bereits im Jahre 1926 in Service dexploitation industrielle des tabacs umbenannt worden war. [146] Vgl. Journal Officiel vom 3./4. Mai 1943, S. 1237f.: Arrt du 6 avril 1943 relatif la lutte contre le doryphore de la pomme de terre. [147] Vgl. Journal Officiel vom 28. November 1943, S. 3066: Loi n 661 du 27 novembre 1943 tendant fixer les prix de la betterave et du sucre pour la campagne 1943-1944. [148] Vgl. Journal Officiel vom 22. Oktober 1943, S. 2723f.: Arrt du 15 septembre 1943 rglementant la mise en vente des pailles et fourrages de la nouvelle rcolte. [149] Anlage nicht aufgenommen. Whrend sich die Bestnde in absoluten Zahlen bei Pferden und Rindern zu 1938 (Zahlenangaben zum Vergleich in Klammern) nur geringfgig vernderten 1943: 2 599 880 (2 147 036) bzw. 15 145 790 (15 448 941) ging der Bestand an Schweinen von 6 713 490 auf 3 303 583 Stck deutlich zurck. [150] Am 22. September 1943 erklrte sich Laval bereit, der Zwangsverschickung von 30 000 Mnnern der "Chantiers de Jeunesse" nach Deutschland zuzustimmen. Allerdings wollte er nur Angehrige des Jahrgangs 1922 fr den "Reichseinsatz" verpflichtet wissen. Vgl. dazu das Telegramm Nr. 6264 von Hofman an Staatssekretr Steengracht von Moyland vom 22. September 1943, in: Politisches Archiv des Auswrtigen Amts (PA/AA) Berlin, Bro des Staatssekretrs, R 29603. [151] Vgl. die Lageberichte Oktober/Dezember 1942, II 3 bzw. Januar/Mrz 1943, II 3 und April/Juni 1943, II 3. [152] Wirtschaftsjahr. [153] Anlage nicht aufgenommen. [154] Doppelzentner = 100 Kg. [155] Gemeint ist hier die aus der frheren "Ostland" hervorgegangene Reichsland GmbH. [156] Anlage nicht aufgenommen. [157] Anlage 11 nicht aufgenommen. Die franzsischen Rationsstze hatten sich demnach innerhalb eines Jahres wie folgt verndert (in g): November 1942 Januar 1943 Juli 1943 Dezember 1943 Brot je Tag 275 275 275 300 Fleisch je Woche 250 250 120 120 Fett je Monat 430 310 310 300 Kse einschlielich Magerkse je Woche 50 50 50 50 Zucker je Monat 500 500 500 (dazu 500 Sonderzuteilung von 250 g)
[158]

Vgl. Journal Officiel vom 3. November 1943, S. 2585: Arrt du 2 octobre 1943 relatif laugmentation de la ration du pain de certains consomateurs. [159] Vgl. Journal Officiel vom 28. Oktober 1943, S. 2783f.: Arrt du 21 octobre 1943 relatif au taux des rations pour le mois de novembre 1943. [160] Vgl. Journal Officiel vom 27. November 1943, S. 3054f.: Arrt du 17 novembre 1943 relatif au taux des rations pour le mois de dcembre bzw. Journal Officiel vom 29. Dezember 1943, S. 3311-3313: Arrt du 21 dcembre 1943 relatif au taux des rations pour le mois de janvier 1944. [161] Vgl. auch unten Anlage 12. Nach 700 000 Arbeitern zu Beginn des Jahres 1943 wurden zum Jahresende demnach bereits 1 Million franzsische Arbeiter ber Werkkchen verpflegt. Die Einrichtung der Werkkchen erlaubte es, den sogenannten Langarbeitern mit mehr als 54 Stunden Wochenarbeitszeit Sonderzuteilungen zukommen zu lassen. So erhielten ab dem 15. Januar 1944 150 000 Schwerarbeiter der SNCF wchentlich 1000 g Brot, 50 g Fett, 100 g Zucker und 90 g Fleisch zustzlich, darber hinaus erhielten weitere 100 000 Lang- und Nacharbeiter der SNCF 500 g Brot, 20 g Fett, 50 g Zucker und 90 g Fleisch. [162] Hermann Gring.

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Richtig: 17.3.1943. Als Beauftragter fr den Vierjahresplan hatte Hermann Gring mit zwei Erlassen vom 17. Mrz und 2. April 1943 die sofortige Einstellung smtlicher deutscher Schwarzmarktkufe angeordnet und seinerseits befohlen, den Schwarzhandel in Zukunft entschieden zu bekmpfen, s. die entsprechende Anweisung des Militrbefehlshabers in Belgien und Nordfrankreich MVCh-Wi Abt./Leit.Int. vom 19.6.1943, BA-MA (Freiburg) RW 35/826. [164] Max Bonnafous. Er trat daraufhin im Januar 1944 von seinem Amt zurck. [165] Anlage nicht aufgenommen. [166] Vgl. den Lagebericht April/Juni 1943, II 4. [167] Reisig- bzw. Rutenbndel, hufig verwendet zum Befestigen von Bschungen und Hngen. [168] FK 560 (Besanon), Departement Doubs. [169] Reichsluftfahrtministerium. [170] Hintergrund dieser Forderung des RLM war vermutlich nicht nur der zunehmende Mangel an Aluminium, sondern auch der in immer greren Stckzahlen gebaute zweimotorige britische Schnellbomber vom Typ DeHavilland Mosquito. Dank groer Reichweite, seiner Schnelligkeit (ber 600 Km/h) und nicht zuletzt der Konstruktion aus Holz war die Maschine, die seit Mai 1942 immer hufiger bei Angriffen auf das Reich eingesetzt wurde, fr die deutsche Jagdabwehr nur schwer zu bekmpfen. Da sie bei Nachtangriffen vom deutschen Radar kaum geortet werden konnte, wurde der Bomber hufig als sogenannter "Pathfinder" (Pfadfinder) eingesetzt, der das geplante Angriffsziel ausmachte und fr die hinter ihm in mehreren Wellen anfliegenden Pulks durch Abwurf von Leuchtbomben ("Christbume") markierte. [171] Festmeter. [172] Nhere Einzelheiten nicht ermittelt. [173] Zum Ergebnis der Verkaufsaktion vgl. den Lagebericht Januar/Mrz 1944, II 5. Zur Ablieferung der Jagdwaffen im Jahre 1943 vgl. die Unterlagen in BA-MA (Freiburg) RW 35, 337. Laut 5 der Verordnung zum Schutz der Besatzungsmacht drohte bei Besitz von Jagdwaffen die Todesstrafe, der nur derjenige entging, der die Waffe freiwillig meldete und bei den Besatzungsbehrden ablieferte ( 6), vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr 82 vom 2. Januar 1943, S. 460. [174] Das erste Verrechnungsabkommen (vgl. Journal Officiel vom 12. November 1941, S. 4884: Instruction sur les rglements avec lAlsace et la Lorraine [dpartements du Haut-Rhin, du Bas-Rhin et de la Moselle] war im Juni 1942 durch eine neue Vereinbarung ersetzt worden, vgl. Journal Officiel vom 13. Juni 1942, S. 2064f.: Instruction sur les rglements avec lAlsace et la Lorraine (dpartements du Haut-Rhin, du Bas-Rhin et de la Moselle). [175] Rohstoffhandelsgesellschaft [176] Am 24. September 1940 hatten die Japaner den nrdlichen, am 25. Juni 1941 den sdlichen Teil Indochinas besetzt. Mit der Einnahme von Libreville (Gabun) am 10. November 1940 wechselten Franzsisch-quatorialafrika und damit praktisch alle ehemaligen Kolonien sdlich der Sahara in das Lager de Gaulles. Von Mai bis September 1942 wurde Madagaskar von den Briten gegen teilweise heftigen Widerstand Vichy-treuer Truppen besetzt. Nach der Landung der Westalliierten in Nordafrika (Operation "Torch") hatten die dort stationierten franzsischen Verbnde am 10. November 1942 kapituliert. Mit dem Einmarsch und der anschlieenden deutschen Niederlage in Tunesien gingen fr die Vichy-Regierung Anfang 1943 auch die letzten der Besitzungen in Westafrika verloren. [177] Anlage nicht aufgenommen. [178] Departement Charente-Infrieure. [179] Socit Responsabilit Limite. [180] Zum Abschlu des deutsch-franzsischen Verrechnungsabkommens vom 14.11.1940 s. DFCAA, vol. II, S. 350 und 369. Siehe auch den Briefwechsel zwischen Yves Brart de Boisanger und Hans Richard Hemmen, abgedruckt in: DFCAA, vol. II, S. 433-442. [181] Anlage 15 nicht aufgenommen. Frankreich hatte am 1.7.1943 mit Dnemark, am 9.3.1943 mit Finnland, am 26.11.1943 mit Schweden, am 1.7.1943 mit der Schweiz, am 4.3.1943 mit Rumnien und am 31.10.1943 mit Ungarn jeweils neue Vertrge ber den Auswrtigen Warenverkehr geschlossen. Verrechnungsregelungen wurden hingegen nur am 28.6.1943 mit Dnemark, am 1.4.1943 bzw. 26.11.1943 mit Schweden und am 21.4.1943 mit Ungarn getroffen. [182] Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 100 vom 26. November 1943, S. 565: Bekanntmachung vom 26. November 1943 betr. Ausserverkehrziehung der Reichskreditkassenscheine. [183] Gemeint sind hier offenbar die Obligations trentenaires, die von den ffentlichen Kassen von 1943 bis zu Beginn des Jahres 1944 mit einem Zinssatz von 3,5 % bei einem Gesamtumfang von 57 Milliarden Franc ausgegeben wurden, vgl. Michel MARGAIRAZ, Ltat, les finances et lconomie. Histoire dun conversion 1932-1952, 2 Bde. Paris 1991, S. 681. [184] Vgl. Journal Officiel vom 5. Januar 1944, S. 82: Loi n 699 du 20 dcembre 1943 approuvant une convention passe entre le ministre secrtaire dtat lconomie nationale et aux finances et le gourverneur de la Banque de France. [185] Am 8. April 1943 hatte die Banque de France bereits schon einmal den Besatzungskostensonderkredit um 30 Mrd. frs. erhht, vgl. hierzu den Lagebericht April/Juni 1943, II 6. [186] Anlage 16 nicht aufgenommen. Die Verfgungen ber das Besatzungskostenkonto betrugen in RM: Bar RKK Paris 6 554 733 000,-Bar RKK briges Frankreich bzw. Verstrkung der Konten 6 461 502 000,-berweisungen der Wehrmacht 4 057 263 8143,20 Von Bank von Frankreich eingel.[ste] Scheine und Mnzen 2 481 556 492,30

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Von Bank von Frankreich eingel.[ste] Reichsmnzen Eingel.[ste] Empfangsbescheinigungen Von Bank von Frankreich den evak.[uierten] Els.[ssern] und Lothr.[ingern] umgetauschte RM Sonstige Virements fr auf RKK gezogene Schecks

5 443 475,44 69 606 546,48 901 846,-4 885 173 066,79 24 516 180 241,21

[187]

Anlage 16 nicht aufgenommen. Demnach wiesen die drei franzsischen Grobanken am 31.12.1943 (in Klammern die Vergleichszahlen fr den 31.12.1942) folgende Bilanzsummen aus: Crdit Lyonnais 44,2 Mrd. frs. (38,6); Socit Gnrale 37,9 Mrd. frs (33,1); Comptoir National dEscompte 25,0 Mrd. frs (21.4). [188] Die neue Liste vom 15. Oktober 1943 umfate weitere 13 franzsische sowie eine auslndische Bank. Gleichzeitig wurden 2 franzsische und ein auslndisches Geldinstitut gestrichen, vgl. Journal Officiel vom 15. Oktober 1943, S. 2679: Dcision du Comit dOrganisation Professionnelle des Banques, Entreprises et tablissements Financiers. Die Liste wurde am 7. Dezember 1943 noch einmal um 4 franzsische und eine auslndische, bei gleichzeitiger Streichung einer franzsischen Bank erweitert, vgl. Journal Officiel vom 7. Dezember 1943, S. 3144: Dcision du Comit dOrganisation Professionnelle des Banques, Entreprises et tablissements Financiers. Vgl. dazu auch die Lageberichte Februar Mrz 1942, IV 7 bzw. April/Mai 1942, IV 7 sowie Januar/Mrz 1943, II 6 [189] Anlage nicht aufgenommen. Die Verfgungen ber das Besatzungskostenkonto betrugen in RM: Bar RKK Paris 6 554 733 000,-Bar RKK briges Frankreich bzw. Verstrkung der Konten 6 461 502 000,-berweisungen der Wehrmacht 4 057 263 814,20 Von Bank von Frankreich eingel.[ste] Scheine und Mnzen 2 481 556 492,30 Von Bank von Frankreich eingel.[ste] Reichsmnzen 5 443 475,44 Eingel.[ste] Empfangsbescheinigungen 69 606 546,48 Von Bank von Frankreich den evak.[uierten] Els.[ssern] und Lothr.[ingern] umgetauschte RM 901 846,-Sonstige Virements fr auf RKK gezogene Schecks 4 885 173 066,79 24 516 180 241,21
[190]

Anlage 17 nicht aufgenommen. Demnach entwickelten sich die Indexziffern wie folgt: Im Vergleich zur Zeit vor der Besetzung der Brsenwiedererffnung 9.5.40 = 100 19.3.41 = 100 31.12.42 1.7.1943 31.12.43 31.12.42 1.7.43 31.12.43 Renten 121,6 121,4 121,3 104,92 104,40 104,65 Banken 303,6 256,8 245,1 257,47 212,18 215,32 Eisenbahnen 243,6 189,9 190,1 210,45 170,36 175,47 Metallindustrie 328,1 298,2 283,3 249,65 212,58 201,55 Metallbergbau 310,1 268,2 279,0 229,15 191,96 202,75 Chemische Industrie 392,2 248,7 248,5 213,12 147,73 168,92 Kohlenbergbau-Nord 434,0 364,5 331,8 ) 266,44 183,28 178,66 Kohlenbergbau-Mitte 466,9 315,6 283,1 )

[191]

Im Mrz wurden schlielich mit deutscher Zustimmung die neuen Gesetze verffentlicht und in Kraft gesetzt. Vgl. Journal Officiel vom 12 Mrz 1944, S. 753f.: Loi no 684 du 24 dcembre 1943 relative lassurance des sinistres rsultant dactes de sabotage ou de terrorisme sowie ebd., S. 758: Arrt du 7 fvrier 1944 relatif lapplication de la loi no 684 du 24 dcembre 1943 relative lassurance des sinistres rsultant dactes de sabotage ou de terrorisme. Vgl. auch den Lagebericht Januar/Mrz 1944, II, 6, Versicherungswesen. [192] Vgl. Journal Officiel vom 24. Oktober 1943, S. 2756-2758: Arrt du 13 octobre 1943 portant homologation du rglement n 8 des aliments du btail (aliments simples industriels dorigine animale). [193] Vgl. den Lagebericht Juli/September 1943, II 3, Versorgung. [194] Zur Hebung der Lhne fr Metallarbeiter zum 1.6.1943 vgl. den Lagebericht April/Juni 1943, II 7. [195] Vgl. hierzu den Vermerk ber die Lohnerhhung im franzsischen Bergbau vom 10.10.1943 des Referats Wi II/A beim Militrbefehlshaber in Frankreich, BA-MA (Freiburg) RW 35/962. Am 10. Januar 1942 hatte Gring entsprechend einer Weisung Hitlers Paul Pleiger zum Reichsbeauftragten fr Kohle in den besetzten Gebieten ernannt. Pleiger ernannte daraufhin Mitte Februar 1942 seinerseits den Otto Steinbrink zu seinem Beauftragten zur Durchfhrung seiner Aufgaben in den besetzten Westgebieten. Paul Pleiger (1899-1985). Industrieller. 1925 Grnder der Paul Pleiger Maschinenfabrik in Witten. 1932 Eintritt in die NSDAP. 1936 Mitarbeiter der Vierjahresplanbehrde, Amt fr deutsche Roh- und Werkstoffe. 1937 Mitbegrnder und Vorstandsvorsitzender der "Reichswerke AG fr Erzbergbau und Eisenhtten, Hermann Gring" in Salzgitter. 1939 Vorstandsvorsitzender des Montanblocks. 1941 Geschftsfhrer der Berg- und Httenwerksgesellschaft Ost mbH. 1941 Reichsbeauftragter fr Kohle und Prsident der Reichsvereinigung Kohle. 1941 Preuischer Staatsrat. 1943 Goldenes

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Parteiabzeichen. 1945 verhaftet und in Nrnberg zu 15 Jahre Gefngnis verurteilt. 1951 vorzeitig entlassen Otto Steinbrinck (1888-1949). 1907 Eintritt in die Marine. 1914/18 Kriegsteilnahme, zuletzt als U-Boot-Kommandant und Trger des Ordens Pour le Mrite. 1919 Entlassung. Direktor der Mitteldeutschen Stahlwerke. 1932 Mitglied des "Freundeskreises des Reichsfhrers-SS Himmler". Mai 1933 Eintritt in die NSDAP und die SS. 1937 bis 1939 Generalbevollmchtigter der Firma Flick KG, Wehrwirtschaftsfhrer, Vorsitzender mehrerer Aufsichtsrte. 1939 Treuhnder fr das Thyssen-Vermgen. Mai 1940 bis Juli 1942 Generalbevollmchtigter fr die Stahlindustrie in Luxemburg, Belgien und Nordfrankreich. April 1941 Mitglied des Prsidiums Reichsvereinigung Kohle. Mrz 1942 bis Herbst 1944 Generalbeauftragter der Reichsvereinigung Kohle fr den Bergbau und die Kohlewirtschaft in Holland, Belgien und Frankreich. Frhjahr 1945 Verbindungsmann der Ruhrindustrie zur Heeresgruppe B unter Generalfeldmarschall Model an der Westfront. 1945 Verhaftung. 1947 Im Flick-Proze in Nrnberg zu 5 Jahren Haft verurteilt. [196] Der Service gnral de contrle conomique war am 31.12.1941 eingerichtet worden, vgl. Journal Officiel vom 28. Februar 1942, S. 848-850: Dcret n 506 du 24 fvrier 1942 relatif lorganisation de ladministration centrale du service gnral de contrle conomique. Per Gesetz vom 6. 6.1942 wurde ihr eine Direction gnrale du contrle conomique zur Seite gestellt, deren Aufgabe es laut Artikel 2 war, "de diriger laction du service gnral de contrle conomique, des brigades de police conomique, du contrle mobile du ravitaillement et, gnralement, de tous les autres services qui participent au contrle conomique.", vgl. Journal Officiel vom 1. Juli 1942, S. 2282: Loi n 594 du 6 juin 1942 portant organisation du contrle conomique. Die Befugnisse des Service gnral du contrle conomique wurden auf regionaler und Departementebene im Verlauf des Jahres 1943 weiter ausgebaut, vgl. Journal Officiel vom 13. Februar 1943, S. 421: Dcret n 88 du 21 janvier 1943 relatif la prestation de serment et au commissionnement des agents du service gnral de contrle conomique; Journal Officiel vom 20. Mrz 1943, S. 807: Dcret n 612 du 5 mars 1943 relatif au recrutement et la rmunration des contrleurs spciaux de la direction gnrale du contrle conomique; Journal Officiel vom 24. April 1943, S. 1134f.: Dcret n 925 du 12 mars 1943 portant modification du dcret n 509 du 24 fvrier 1942 relatif lorganisation des cadres de ladministration rgionale et dpartementale du service gnral de contrle conomique sowie Journal Officiel vom 28. April 1943, S. 1176f.: Dcret n 1056 du 11 avril 1943 modifiant le dcret du 30 avril 1941 relatif au statut des contrleurs financiers. [197] Der Generalbevollmchtigte fr den Arbeitseinsatz, Fritz Sauckel. [198] Mitte Oktober 1943 streikten die Bergarbeiter in den Gruben Nordfrankreichs fr bessere Lhne. [199] Der Streikaufruf der Rsistance aus Anla des 25. Jahrestages des Waffenstillstandes vom 11. November 1918, wurde an vielen Orten Frankreich befolgt. Meist wurde zwischen 11 und 12 Uhr die Arbeit fr eine Stunde niedergelegt. An einigen Orten, so beispielsweise in Lyon und Grenoble, kam es daraufhin zu Verhaftungen. [200] Nhere Einzelheiten nicht ermittelt. [201] Vgl. Journal Officiel vom 10./11. Januar 1944, S. 141f.: Loi n 10 du 8 janvier 1944 relative lindemnisation des pertes de salaires rsultant de circonstances conscutives ltat de guerre. [202] Vgl. hierzu den Lagebericht April/Juni 1943, II 8. [203] Reichsversicherungsordnung. [204] Deutsche Arbeitsfront. [205] Vgl. Journal Officiel vom 10. Dezember 1943, S. 3158: Loi n 636 du 9 dcembre 1943 relative au mariage des travailleurs franais en Allemagne. [206] Vgl. Journal Officiel vom 1. Januar 1944, S. 3-6: Loi n 700 du 31 dcembre 1943 portant fixation du budget de lexercice 1944. [207] Anlage nicht aufgenommen. [208] Anlage nicht aufgenommen. [209] Anlage nicht aufgenommen, [210] Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 100 vom 26. November 1943, S. 565: Bekanntmachung vom 26. November 1943 betr. Ausserverkehrziehung der Reichskreditkassenscheine. [211] Oberkommando der Wehrmacht, Wirtschaftsamt Stab. [212] Nicht-Eisen-Metalle. [213] Gemeint ist hier das Gebiet westlich der Rhne. [214] Departement Loire-Infrieure. [215] Departement Bouches-du-Rhne. [216] Deutsche Waffenstillstandskommission. [217] OKVR Dr. Fritz. [218] Generalfeldmarschall Walther von Brauchitsch. [219] General Alfred Streccius. [220] Nhere Einzelheiten nicht ermittelt. [221] Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 23 vom 5. Mrz 1941, S. 185-190: Verordnung ber die Rckgabe des deutschen Vermgens (Rckgabeverordnung). Vom 25. Februar 1941 sowie die ergnzende Durchfhrungsverordnung vom gleichen Tag. [222] Nhere Einzelheiten nicht ermittelt. [223] Gruppe V 3 (verm.), Leiter OKVR Dr. Fritz.

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Zum Abschlu des deutsch-franzsischen Verrechnungsabkommens vom 14.11.1940 s. DFCAA, vol. II, S. 350 und 369. Siehe auch den Briefwechsel zwischen Yves Brart de Boisanger und Hans Richard Hemmen, abgedruckt in: DFCAA, vol. II, S. 433-442. [225] Richtig: Heeresgebiet. [226] Name nicht ermittelt. [227] Departement Rhne. [228] Departement Bouches-du-Rhne. [229] Departement Alpes-Maritimes. [230] Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 27 vom 1. April 1941, S. 216-222: Kriegsschdenverordnung. Vom 21. Februar 1941. [231] Vgl. Journal Officiel vom 4. Juli 1942, S. 2322: Loi n 647 du 1 juillet 1942 relative la restitution en nature des biens squestrs appartenant des ressortissants allemands. [232] Vgl. Verordnung ber die Anmeldung deutschen Vermgens im feindlichen Ausland. Vom 7. August 1940, in RGBl I, 1940, S. 1079-1080. [233] Landwirtschaftsfhrer. [234] Hier liegt unter Umstnden eine Verwechslung vor. Im Journal Officiel vom 8.6.1943 konnte nur ein Gesetz zur Regelung der Lhne im Bereich der Landwirtschaft nachgewiesen werden, vgl. Journal Officiel vom 8. Juni 1943, S. 1552: Barme de salaire du contrat salaire diffr (anne 1942) concernant louvrier agricole et la servante du ferme. Zu den Dienstverpflichtungsmglichkeiten vgl. statt dessen Journal Officiel vom 28. Mai 1943, S. 1450f.: Loi n 284 du 23 mai 1943 assurant lexploitation des terres abandonnes, incultes ou insuffisamment cultives et portant rquisition et emploi de la main-doeuvre agricole, modifiant et compltant la loi n 5384 "bis" du 31 dcembre 1941 et les lois n 304 du 19 fvrier 1942 et n 669 du 4 septembre 1942. [235] Vgl. Journal Officiel vom 3. April 1943, S. 955: Loi n 201 du 2 avril 1943 relative lemploi collectif des moyens de production en agriculture. [236] Vgl. Journal Officiel vom 28. Mai 1943, S. 1450f.: Loi n 284 du 23 mai 1943 assurant lexploitation des terres abandonnes, incultes ou insuffisamment cultives et portant rquisition et emploi de la main-doeuvre agricole, modifiant et compltant la loi n dcembre 1941 et les lois n 304 du 19 fvrier 1942 et n 669 du 4 septembre 1942. [237] Vgl. Journal Officiel vom 8. September 1943, S. 2366f.: Loi n 505 du 4 septembre 1943 relative la stabilisation des baux ferme. [238] Vgl. Journal Officiel vom 8. September 1943, S. 2367f.: Loi n 506 du 4 septembre 1943 portant statu du fermage. [239] Vgl. Journal Officiel vom 8. September 1943, S. 2365f.: Loi n 504 du 4 septembre 1943 sur les commissions paritaires darbitrage comptentes pour statuer sur les contestations entre bailleurs et preneurs en matire de baux ferme. [240] Vgl. Journal Officiel vom 17. Dezember 1942, S. 4121-4124: Loi n 1089 du 16 dcembre 1942 compltant et modifiant la loi du 2 dcembre 1940 relative lorganisation corporative de lagriculture. [241] Richtig:7.12.1940, vgl. Journal Officiel vom 7. Dezember 1940, S. 6005-6008: Loi relative lorganisation corporative de lagriculture, le 2 dcembre 1940 sowie das dazugehrige Rectificatif, vgl. Journal Officiel vom 11.Dezember 1940, S. 6057, le 9 dcembre 1940. [242] Vgl. Journal Officiel vom 7. September 1943, S. 2350-2355: Loi n 507 du 4 septembre 1943 relative au statut juridique de la coopration agricole bzw. Loi n 503 du 4 septembre 1943 relative au recouvrement des cotisations dues aux organismes corporatifs agricoles. [243] Vgl. Journal Officiel vom 15. und 16. November 1943, S. 2930: Loi n 601 du 10 novembre 1943 relative Lorganisation du ministre de lagriculture et du ravitaillement.

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AN, AJ 40/ 444

Der Militrbefehlshaber in Frankreich[1] Paris, den 28. April 1944 Abt. MVZ - Gruppe 3[2] - Br.[ief]B.[uch]Nr. 40/44 g[eheim]

[Stempel: Geheim!]

Betrifft:

L a g e b e r i c h t ber Verwaltung und Wirtschaft Januar/Mrz 1944.

Anlagen: 1 Heft Lagebericht 1 Heft Anlagen

Geheim!

Beiliegend wird der Lagebericht ber Verwaltung und Wirtschaft Januar/Mrz 1944 mit Beitrag des Wehrwirtschaftsstabes West vorgelegt.

Der Militrbefehlshaber[3]

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Verteiler[4]: OKH[5] OKW[7] OKH Adj. Chef Gen St d H[9] Org. Abt.[10] VA[11] Abt. Fremde Heere West Heerwesen-Abt. Chef Transportwesen Chef H Rst und BdE[12] Chef der Heeresarchive[13] OKW A Ausl. Abw.[14] Mil.Bef. i. Frkr. Gen St einschl. Prop.Abt. Frkr.[15] Mil. Verw.[16] Verb. Off. Oberstltn. v. Hofacker[17] Bef. i. Bez. Nordwestfrk.[18] Bef. i. Bez. Sdwestfrk.[19] Bef. i. Bez. Nordostfrk.[20] Kdt. v. Gross-Paris[21] FKn[22] Hh. SS- u. Polizeifhrer i. Ber. d. Mil. Bef. Frk.[23] Gen Qu[6] Wi Amt[8]

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Wehrwi St West[24] R Be Stab Frk.[25] H Na F Frk.[26] O Qu Frankreich[27] HVD, Paris[28] Nachrichtlich: OB West[29] Wako[30] Mar. Grukdo West[31] Luftflotte 3 Luftgaukdo Westfrk.[32] Mil. Bef. i. Belg. u. Nordfrkr. d. VO Oberstltn. Hartog[33] General der Luftwaffe, Paris[34] Staatssekretr Dr. Stuckardt[35], Berlin, Reichsministerium des Innern Reichsleiter Bormann z.Hd. d. Staatssekretrs Klopfer, Mnchen, Arcisstr. 11 Vorrat

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Der Militrbefehlshaber in Frankreich --Abt. MVZ - Gruppe 32 - zu Br. B. Nr. 40 /44 geh.

Geheim!

Lagebericht ber Verwaltung und Wirtschaft Januar/Mrz 1944 mit Beitrag des Wehrwirtschaftsstabes West

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Inhaltsverzeichnis

I. Die franzsische Verwaltung Allgemeine Lage 1. Innere Verwaltung 2. Schule und Kultur 3. Verkehrswesen 4. Strassen- und Brckenbau 5. Postwesen 6. Justizwesen II. Die franzsische Wirtschaft Einleitender berblick 1. Verschiedene Wirtschaftsgebiete 2. Die Entwicklung in den einzelnen Zweigen der gewerblichen Wirtschaft 3. Ernhrung und Landwirtschaft 4. Forst- und Holzwirtschaft 5. Auswrtiger Waren- und Zahlungsverkehr 6. Bank-, Brsen- und Versicherungswesen 7. Preisregelung 8. Arbeitseinsatz und Sozialwesen 9. Finanzwesen III. Wehr- und Rstungswirtschaft

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I. Die franzsische Verwaltung

Allgemeine Lage Trotz mancherlei Entbehrungen und Einschrnkungen, die der zwar nicht harte, aber doch lang andauernde Winter dem wirtschaftlichen und privaten Leben in Frankreich brachte, hat sich die allgemeine Stimmung des grsseren Teiles der franz. Bevlkerung nicht wesentlich verschlechtert. Besonders die Arbeiterschaft ist ruhig und besonnen und geht im allgemeinen in Ordnung - wenn auch unter dem Zwang der Not - ihrer Arbeit im Dienste der Besatzungsmacht nach. Auf die Bevlkerung blieb die Kraft des deutschen Widerstandes in der luftgefhrdeten Heimat[36] und in Italien[37] nicht ohne Wirkung. Andererseits werden weite Schichten durch die Vorgnge in Franz.-Nordafrika nachdenklich. Das franz. Brgertum wendet sich in Enttuschung von einem seiner bisher prominentesten Vertreter, dem General Giraud[38], ab, der durch sein klgliches Auftreten vor Gericht bei der Verteidigung Pucheus[39] sich um jegliches Ansehen und allen Kredit bei Freund und Feind gebracht hat. Die im letzten Herbst teilweise noch hochgespannten Erwartungen auf die Befreiung sind durch das bisherige Ausbleiben der Invasion und durch die Enttuschung, die der immer mehr in den Bolschewismus abgleitende de Gaulle[40] bereitet, wieder einer abwartenden Haltung gewichen, die durch die Sorge um die kommende Entwicklung bestimmt wird. Es wchst die nchterne berlegung und Einsicht, was eine Invasion fr Frankreich selbst, sein Land, seine Stdte, seine Bevlkerung bedeuten wrde. Die Lehren von Nettuno/Monte Cassino[41] sprechen auch fr den verbohrtesten Anglophilen eine nicht berhrbare Sprache. Sonst ist der Franzose in seiner Mehrzahl an den brennenden Problemen und Fragen unserer Zeit kaum tiefer interessiert. Die neuen aktiven Kr fte in der franz. Regierung: Darnand[42], Henriot[43], Dat[44], scheinen jedoch nicht ohne gnstigen Einfluss auf ihre Landsleute zu wirken. Darnand's Miliz[45] ist das strkste Aktivum im Kampf gegen den Kommunismus und Terrorismus, Henriot gelang zum ersten Male durch seine tglichen Rundfunkansprachen ein wirksamer Einbruch in die Feindpropaganda, Dat als Arbeitsminister will sein altes Programm des europischen Sozialismus verwirklichen, d.h. den franz. Arbeiter an den Staat und sein Land nach Europa fhren.

1. Innere Verwaltung Am 24.1.44 erfolgte die Ernennung von 7 neuen Regional- und 22 Departementalprfekten, gleichzeitig schieden 12 Regional- und Departementalprfekten aus dem aktiven Dienst aus[46]. Die Neuernennungen waren dringend notwendig geworden, weil die zuwartende oder sogar ablehnende Haltung einer Anzahl von Prfekten - vor allem der nunmehr ausgeschiedenen - im ganz besonderem Masse dazu beigetragen hat, die Tatkraft der franz. Verwaltungsbeamten zu lhmen. Die untere und mittlere Beamtenschaft leistete im Hinblick auf die abwartende oder feindlich eingestellte Haltung eines Teiles ihrer Vorgesetzten oder in Ermangelung gegenteiliger Anweisungen und Richtlinien ihre Dienste ohne jegliche Aktivitt, vielfach in passiver Einstellung zu den Auftrgen der Besatzungsmacht und der Regierung. Die Dienststellen der Militrverwaltung waren in immer grsserem Masse gentigt, in wesentlichen Belangen der deutschen Besatzungsmacht, wie z.B. dem Arbeitseinsatz, der Aufbringung von Kraftfahrzeugen und der Leistungen auf dem Ernhrungsgebiet, aktiv einzugreifen[47]. Dazu kam, dass die Zahl der Verhaftungen franz. Beamter aller Grade wegen

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Teilnahme an der Widerstandsbewegung weiter stieg. Der Prfektenschub war unaufschiebbar geworden. Im Anschluss daran fand am 8.2.44[48] auch eine umfangreiche Neubesetzung von Unterprfekten- (45) und Generalsekretrstellen (22) statt. 8 nicht bewhrte Unterprfekten und Generalsekretre wurden aus dem aktiven Dienst ausgeschieden. Zur Strkung der Staatsgewalt wurde schliesslich von der franz. Regierung am 2.2.44 ein Gesetz ber die Bekmpfung von Handlungen erlassen, die Beamte gegen die Durchfhrung von Gesetzen und gegen Befehle der Regierung unternehmen[49]. bertretungen von Gesetzen werden mit schweren Geld- und Gefngnisstrafen geahndet. Bei erschwerenden Umstnden kann die Todesstrafe verhngt werden. Wenn auch Erfahrungen ber die Handhabung und die Auswirkungen dieses Gesetzes noch nicht vorliegen, so konnte schon im weiteren Verlauf der Berichtsperiode festgestellt werden, dass die Mitarbeit der franz. Verwaltungsstellen sich unter dem Einfluss der neu ernannten Prfekten in mehreren Regionen und Departements bereits gebessert hat. Die Verw.[altungs]Gruppen bei den FKn der Kstenzone sind im besonderen Masse durch die Mitarbeit bei den Vorkehrungen zur Verteidigung der Kste in Anspruch genommen worden. (Beschaffung von Arbeitskrften und Material fr den Stellungsbau, Beschlagnahme von Grundstcken und Evakuierung von Teilen der Bevlkerung.) Von der Rumung der Kstenzone sind bisher ungefhr 220 000, im wesentlichen jugendliche, alte und arbeitsunfhige Personen, betroffen worden. Die Aufnahme der Evakuierten und ihre Unterbringung wird in den Bergungsdepartements von den Verw.[altungs]Gruppen der FKn berwacht[50]. Die Mitarbeit der franz. Behrden bei diesen Massnahmen kann als zufriedenstellend bezeichnet werden. Die franz. Ministerien haben unter Einschaltung des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] auch besondere Weisungen fr den Fall einer feindlichen Landung in Frankreich an ihre nachgeordneten Dienststellen erlassen[51].

2. Schule und Kultur Schulwesen Eine zu Beginn der Berichtszeit unter den Studenten, besonders der Pariser Sorbonne, sich bemerkbar machende Unruhe und Spannung ist, ohne dass es zu ernsten Zwischenfllen gekommen wre, abgeklungen. Es scheint, dass das vergebliche Warten auf die Befreier sowie zweifellos auch die durch die Terroristengruppen gebten Methoden auf einen grossen Teil der Studentenschaft stark ernchternd gewirkt haben. Der franz. Unterrichtsminister Abel Bonnard hat erneut in einem in den Fakultten ausgehngten Aufruf an die Einsicht und Besonnenheit der Studenten appelliert, zugleich auch Sicherungsmassnahmen veranlasst, die das Eindringen universittsfremder Elemente in die Rume der Fakultten verhindern sollen[52]. Im Zuge der Evakuierungsmassnahmen im Mittelmeerkstengebiet wurden die Universitten Aix-Marseille[53] und Montpellier[54] geschlossen; doch wurde der Schliessungstermin so festgesetzt (auf den 13.3.), dass der franz. Unterrichtsverwaltung die Mglichkeit blieb, wenigstens in aller Eile noch die Abschlussprfungen durchzufhren. Zugleich wurde dem Unterrichtsministerium aufgegeben, Auffangmassnahmen zu ergreifen[55], die verhindern sollen, dass die Studenten bis zum neuen Semesterbeginn ohne Aufsicht bleiben und etwa geradezu in die Reihen der Widerstandsbewegung

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getrieben werden. Im brigen hat nach hier vorliegenden Nachrichten die Schliessung starke Misstimmung hervorgerufen.

Bibliotheksschutz Die Beschaffung von Literatur fr den Wiederaufbau der zerstrten deutschen Bibliotheken wurde erfolgreich fortgesetzt (bisher fr 11 Mill. frs).

Kunstschutz In stetiger Fhlungnahme mit dem franz. Erziehungsministerium und dem Generaldirektor der franz. Nationalmuseen (Louvre)[56] ist die Zahl der Depots beweglichen Kunstgutes aus den franz. Museen von 56 auf 41 vermindert worden, nachdem schon frher alle Depots aus den Kstenzonen ins Landesinnere zurckgezogen worden waren. Die Gegenstnde aus den aufgelsten Bergungsorten sind von anderen bereits bestehenden Depots zustzlich aufgenommen worden. Dadurch wird einmal eine verstrkte Bewachung der brigbleibenden Depots durch franz. Gendarmerie ermglicht, zweitens die Gefahr von Terrorakten vermindert, da gerade jene Bergungsorte aufgegeben wurden, die in besonders unruhigen oder einsamen Gebieten lagen. Die Umgruppierung ist in der Berichtszeit bereits zum grssten Teil vollzogen worden. Die Leitung der franz. Kunstverwaltungen ("Beaux-Arts" im Erziehungsministerium) ging Ende Mrz vom Generalsekretr Hautecoeur[57] auf Generalsekretr Hilaire[58] ber.

Archivwesen u.[nd] Archologie Diese Referate werden im Zuge der Personaleinsparung mit Wirkung vom 1.5.44 aufgelst. Ihre Leiter[59] finden eine andere Verwendung innerhalb der Militrverwaltung in Frankreich. Ein abschliessender Bericht ber das Archivwesen liegt als Anlage 3[60] in 15 Ausf.[hrungen] bei, ein solcher ber die Archologie und Vorgeschichte ist in Vorbereitung[61].

3. Verkehrswesen In der Berichtszeit haben militrische Massnahmen weitgehende Eingriffe in den zivilen franz. Kfz-Bestand notwendig gemacht, deren Auswirkungen sich bereits in einem Absinken der Transportleistungen fr Wehrmacht und Wirtschaft anzeigen und in grsserem Ausmasse in den kommenden Monaten gesteigerten Transportraumbedarfes fhlbar werden drften. Dass unter diesen Umstnden die Befrderung der lebenswichtigsten Wirtschafts- und Rstungsgter, soweit sie dem Strassenverkehr zur Last fllt, noch ohne ernste Strung geleistet werden konnte, ist durch die verstrkte Steuerung des Kfz-Einsatzes durch die Strassenverkehrsstellen mglich geworden. Dieser ausgleichenden Einschaltung, die in der Folgezeit immer intensiver gestaltet werden muss, ist in der

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ungengenden personellen Besetzung der Fahrbereitschaften bei den FKn eine Schranke gesetzt: die Arbeitskraft eines Beamten reicht nicht aus, unter franz. Verhltnissen die Auslastung der Vielzahl von Kfz (in den meisten D[e]p[artemen]ts. mehrere Tausend) so nachdrcklich zu berwachen, wie es die augenblickliche Lage erfordert. In den Monaten Januar bis Mrz sind mehrere Tausend (die endgltige Zahl wird zwischen 5000 und 10 000 liegen) flssigtreibstoffangetriebene zivile franz. Lkw (vorwiegend von zwei und mehr t Nutzlast) gemustert worden, um der Wehrmacht zum sofortigen Ankauf f r Sondereinstze zur Verfgung gestellt zu werden. Dabei hat sich gezeigt, dass bis zu 94% der beorderten Fahrzeuge wegen Untauglichkeit zurckgewiesen werden mussten. Um die verlangte Tonnage aufzubringen, musste daher vielfach auf Kfz von R-Betrieben[62] zurckgegriffen werden. Nach diesem Kfz-Abzug im grossen ist der franz. Lkw-Bestand als erschpft zu bezeichnen. Um den Rest der zivilen Nutz-Kfz zur Bewltigung der Wi-Transporte[63] und der kurzfristig mtl[64]. oft in 1000 und mehr Fllen von einer Fahrbereitschaft zu vermittelnden Wehrmachtsversorgungstransporte so einsatzfhig wie mglich zu erhalten, sind die leistungsfhigen Kfz-Werksttten zu S-Betrieben[65] erklrt worden. Die Umstellung von Kfz auf Generatorantrieb wird in strkerem Umfange auf die dem zivilen Sektor verbleibenden Lkw von weniger als 2 t Nutzlast ausgedehnt. Auf deutsches Betreiben ist ein Gesetz erlassen, das den Prfekturen die Mglichkeit gibt, Kfz nichtumbauwilliger Eigentmer zwangsmssig umstellen zu lassen[66]. Die durch diese Massnahme erstrebte Erweiterung der Umbauaktion wird andererseits durch betrchtliche Schwierigkeiten in der Beschaffung der festen Treibstoffe gefhrdet, die durch eine Sonderaufkaufaktion der Wehrmacht entstanden sind. Ausserdem wirkt sich die vllig unzulngliche Schmiermittelversorgung besonders ungnstig auf den Einsatz von Generatorfahrzeugen aus, die einen erhhten Schmieroele Verbrauch haben. Sehr ernste Folgen zieht die andauernde Reifenknappheit nach sich: schwere Lkw und besonders Kraftomnibusse mssen aus dem Verkehr gezogen werden, Lkw mit Doppelbereifung mssen mit halber Ladung fahren, da nur der einfache Reifensatz gestellt werden kann. Im Personennahverkehr mussten infolge Reifenmangel zahlreiche Omnibuslinien in Landgemeinden stillgelegt werden. Auf Antrag des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] ist im Heeresgebiet Sdfrankreichdie amtliche Erfassung smtlicher Kfz durch Gesetz angeordnet worden[67]. Bei der mehr oder minder offenen Feindseligkeit der franz. Strassenverkehrsdienststellen dieses Gebietes knnen Anforderungen oft nur durch direkten Eingriff in den laufenden Verkehr befriedigt werden. ber die bernahme einer grsseren Anzahl von Strassenbahnwagen sowie von Schienen- und Leitungsmaterial zur berfhrung in bombengeschdigte deutsche Gebiete ist ein Abkommen zustande gekommen, das die freiwillige Abgabe des gewnschten Materials durch die franz. Strassenbahngesellschaften und die Rckerstattung durch das Reich in Form von Nahverkehrsmitteln nach Kriegsende vorsieht[68]. Infolge der sich dauernd verschlechternden Stromversorgungslage mussten bei der Pariser Untergrundbahn vorbergehend 25 weitere Haltestellen geschlossen und die Betriebszeit um eine Stunde gekrzt werden. Die Tarife - mit Ausnahme der Wochenkarten - sind um 15-20% erhht worden.

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4. Strassen- und Brckenbau Straenbau Die durch Luftangriffe in mehreren Departements zerstrten Straen wurden durch die Strassenbautrupps der Ponts-et-Chausses baldigst wiederhergestellt. Das Netz der Schwerstlaststrassen ist vom OB West auf insgesamt 12 000 km erweitert, so dass weitere Erkundungen erforderlich wurden.

Brckenbau Der Einsatz der Brckenbautrupps der Ponts-et-Chausses bei den mit gelagerten Reservebrcken an einigen Orten durchgefhrten bungen war im allgemeinen als gut zu bezeichnen. Die in Auftrag gegebenen Reservebrcken im Gebiet Sdfrankreich wurden bis auf geringe Restarbeiten fertiggestellt. Die erforderlichen Brckenverstrkungen im Zuge der befohlenen Schwerstlaststrassen wurden fr die ersten drei Dringlichkeitsstufen fast restlos beendet.

Einbau v.[on] Minenkammern Das bisher festgelegte Netz der Sperrlinien ist vom OB West erweitert, wodurch erheblich mehr Brcken mit Zerstrungseinrichtungen zu versehen sind. Die Vorarbeiten fr die Projektbearbeitung und Aufstellung der Sprengentwrfe durch die Pionierkompanien laufen z.[ur]Z[ei]t. an.

Straenbeschilderung Die Verbesserung der deutschen Strassenbeschilderung, insbes.[ondere] im westlichen Teil von Frankreich, wurde auf Forderung des OB West veranlasst und dafr 4 Beschilderungstrupps aufgestellt (17 000 Kennschilder 65 x 65 cm, 5000 Pfeilschilder 65 x 18 cm und 7000 Pfosten sind in Auftrag gegeben). Im Raum von Gross-Paris sollen schwarz-gelbe Wegweiserschilder zur Kennzeichnung der Hauptausfallstrassen aufgestellt werden.

Straen-Winterdienst Der Strassenwinterdienst hat sich auf Grund der Wetterlage in mssigen Grenzen gehalten. Schneerumung wurde insbes.[ondere] im Zentralmassiv und Alpengebiet erforderlich. Die Sperrung von Straen infolge starker Schneeverwehungen konnte durch schnelles Eingreifen auf verhltnismssig kurze Zeit beschrnkt werden.

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5. Postwesen Gebhrensenkung Die franz. Regierung hat auf deutsche Anregung durch Erlass vom 3.2.44[69] die Gebhren fr Pckchen an franz. Arbeiter unter FPNr.[70] einheitlich bis zum Hchstgewicht von 1 kg auf 6 frs festgesetzt (bisher fr je 50 g - 1,60 frs bei einer Mindestgebhr von 8 frs). Diese Gebhrensenkung soll einen gewissen Ausgleich dafr schaffen, dass an Gastarbeiter unter FPNr. kein allgemeiner Paketversand zugelassen ist.

Postpakete an frz. Gastarbeiter i.[n] Norweg.[en] Im Februar wurde mit Zustimmung des OKW und des RPM[71] ein einmaliger Postpaketversand aus Frankreich an franz. Arbeiter in Norwegen mit offener Anschrift eingerichtet, dessen abwehrmssige Prfung in Metz erfolgt.

Postdienst a.[n]d.[er] frz.-belg. Grenze Zur Bekmpfung des illegalen Postverkehrs zwischen Frankreich und Belgien sind in einer Zone von 10 km Tiefe an der franz.-belgischen Grenze stlich vom Dept. Nord bis zur deutschen Reichsgrenze die Postschliessfcher aufgehoben und postlagernde Sendungen verboten worden. Den V- und S-Betrieben[72] wird jedoch auf Antrag die Weiterbenutzung von Postschliessfchern genehmigt, wenn der Reichsbeauftragte fr Eisen und Stahl in den besetzten Gebieten[73] die Notwendigkeit anerkennt.

Postdienst zw.[ischen] d.[em] Geb.[ebiet] Sdfrk. u.[nd] Argentinien Die franz. Postverwaltung wurde am 2.2.44 angewiesen, den Postdienst zwischen Frankreich und Argentinien einzustellen[74].

Versand d[eu]tsch.[er] Zeit[un]g.[en] i.[n das] Geb.[iet] Sdfrk. Infolge Entscheidung des franz. Regierungschefs[75] sind die ermssigten Gebhrenstze, die fr den Versand der in Frankreich erscheinenden Zeitungen und Zeitschriften gelten, auch den im Gebiet Sdfrankreich an Angehrige der deutschen Wehrmacht aufgelieferten [sic] deutschen Zeitungen und Zeitschriften zugestanden worden[76].

6. Justizwesen

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Deutsches Recht Strafrecht Fr den Kstenbereich Mittelmeer wurde als erste die "Verordnung zum Schutze der deutschen Wehrmacht im Kstenbereich Mittelmeer" erlassen[77], womit die wichtigsten der im altbesetzten Gebiet bestehenden Strafvorschriften auch in den sdlichen Kstendepartements Geltung erlangt haben[78]. Zur Erleichterung des Strafverfahrens ist im Kstenbereich weiterhin die Verordnung ber die polizeiliche Strafgewalt eingefhrt worden[79]. Im brigen sollen Verordnungen nur ergehen, wenn ein zwingendes Bedrfnis besteht; an eine Enbloc-Einfhrung aller im altbes.[etzten] Gebiet geltenden Vorschriften ist nicht gedacht. Auch fr Sdfrankreich (Mittelzone) ist die erste deutsche Verordnung unter dem Namen des Kommandanten des Heeresgebietes Sd ergangen (Untersttzung Angehriger von Feindstaaten, Nichtanzeige von Flugzeugteilen und abgeworfenen Gegenstnden)[80]. An die franz. Regierung war wegen Erlasses eines entsprechenden franz. Gesetzes herangetreten worden, sie hatte jedoch zum Ausdruck gebracht, dass ihr eine deutsche Verordnung lieber wre. Fr das altbesetzte Gebiet ist eine Verordnung ber die Kstensportboote ergangen[81], die fr die Besitzer aller Wasserfahrzeuge der Kstenzone eine Anmelde- und Aufbewahrungspflicht einfhrt und die Benutzung verbietet. Ihre Ausdehnung auf den Kstenbereich Mittelmeer wird im Benehmen mit der Marine z.[ur]Z[ei]t. noch geprft.

Vlkerrecht OB West hat fr die Kampfzone die Einziehung smtlicher Rundfunkapparate angeordnet und die Truppe wegen Zuteilung von Gerten an die Militrverwaltung verwiesen. Die Massnahmen sind bereits im Gange. Der Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] hat seine Dienststellen mit der Durchfhrung beauftragt. Eine Abgabe der Gerte an die Truppe darf nur unter Auflage sofortiger Bezahlung erfolgen.

Franz. Justiz Die franz. Regierung hat im Januar zur Bekmpfung des Terrorismus Standgerichte[82]eingesetzt. Dem Standgerichtsverfahren werden alle Tter berwiesen, die mit Hilfe von Waffen oder Sprengstoffen aus kommunistischer, anarchistischer, terroristischer oder umstrzlerischer Zielsetzung einen Totschlag, Mord, Totschlags- oder Mordversuch begangen haben und auf frischer Tat betroffen worden sind. Die Einrichtung hat sich nach den bisherigen Erfahrungen bewhrt.

II. Die franzsische Wirtschaft

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Einleitender berblick Der Berichtszeitraum stand im Zeichen einer stndig zunehmenden schweren Transportkrise, die, hervorgerufen durch systematische Zerstrung der Verschiebebahnhfe Nord- und Westfrankreichs infolge von Luftangriffen und Sabotagen, bereits zu schweren Erschtterungen des Wirtschaftslebens fhrte. Der Verkehrstrger suchte ihre Auswirkungen, vor allem die durch sie verursachten grossen Stauungen, durch 26 verschiedene Sperren zu beheben, was jedoch im abgelaufenen Vierteljahr nicht gelang. Die Sperren erfassten nicht nur den Wagenzulauf zum betroffenen Platz selbst, sondern darber hinaus meist mehrere Regionen der SNCF im Zu- und Ablauf und gipfelten schliesslich in einer Totalsperre des gesamten franz. Raumeseinschl.[ielich] des Zu- und Ablaufes nach Deutschland. Ausgenommen waren im grossen und ganzen die Transporte auf Wehrmachtfahrtnummern (nach Dringlichkeitslisten) und die Baustofftransporte, die zusammen aber ber 43 v.H. des bewegten Wagenraumes banden. Diese Ausnahme von Sperren aller Art liess nur eine sehr langsame Aufarbeitung des Rckstaues, von dem teilweise 800 Zgebetroffen waren, zu. Die Folge dieser katastrophalen Betriebslage war in erster Linie eine Verknappung des Wagenbestandes durch verlangsamten Umlauf, der sich nunmehr der 10-Tage-Grenze nhert. Die Wagenverteilung in der Woche vom 11.-17.3.44 zeigt Anlage 4[83]. Der unmittelbarste Rckschlag durch unterplanmssige Wagengestellung erfolgte auf die Kohlenabfuhr aus Nord und Pas-de-Calais mit schwersten Rckwirkungen selbst auf den Dienstkohlenbestand der SNCF, der am Berichtstage statt des vom General des Transportwesens[84] geforderten Solls von 16 Tagen auf 8,5 Tage abgesunken ist. Die Wagenzuteilung fr die Kohlengruben betrgt anstelle eines Solls von 56 000 nur 30 000 O-Wagen[85]. Dadurch sind die Haldenbestnde im gesamtfranz. Raum auf 800 000 t angewachsen(Nordfrankreich 500 000), whrend zu gleicher Zeit Industrie und Gaswerke grsste Not leiden. Bei den Gaswerkenbetrgt der Vorrat im Durchschnitt keine 3 Tage mehr, wobei in der Provinz bereits verschiedene stillgelegt worden sind. Zu Stillegungen ist es gleichfalls in der Industrie gekommen, z.B. musste das Sodawerk Tavaux/Jura Ende Mrz vollkommen stillgelegt werden, was empfindliche Strungen vor allem des innerfranz. Marktes nach sich ziehen wird. Werke der Kautschuk-, Seifen- und Zementindustrie kamen zeitweise zum Erliegen. Selbst ein Schlsselbetrieb wie die Wollkmmerei in Reims[86] musste drei Wochen aus Kohlenmangel still stehen. Die Glashtten stehen vor der Schliessung. Die Industrieversorgung muss insges.[amt] als katastrophal bezeichnet werden, nachdem anstelle eines Solls von 5000 t tglich der Industrie an franz. Kohlein den letzen Tagen praktisch nichts mehr zugefhrt werden konnte. Die Rckwirkungen fr die gesamte Fertigung, ebenfalls aber fr das SSund Schwerpunktprogramm der Rstung knnen unabsehbar sein. Genau so schwerwiegend sind die Folgen fr den Ernhrungssektor. Durch die von Sperren und der Wagensituation dauernd behinderte Abfuhr von Dngemitteln und Saaten kann nur noch eine ungengende Verteilung an die Landwirtschaft vorgenommen werden. Die innerfranz. Lebensmittelversorgung ist unzureichend[87]; eine gengende Bevorratung der Grosstdte und Industriezentren mit Weizen, wie sie die Stunde eigentlich forderte, ist undurchfhrbar. Lediglich die Abfuhr von Schlachtvieh und Weizen nach dem Reich entsprach in etwa dem Aufkommen. Vllig ungengend ist dagegen dieZufuhr von Kali aus dem Elsass. Selbst die tglich vom Hauptwagenamt[88] zugesagten 100 G-Wagen[89] sind im Durchschnitt nicht annhernd gestellt worden. Die geforderte Beistellung franz. Wagengarnituren ist infolge der Mangellage nicht mglich. Der Gesamtrckstand an Elsass-Kalifr Frankreich betrgt zur Stunde etwa 150 000 t, die verladebereit liegen. - In der Pyrithindustrie knnen z.[ur]Z[ei]t. nur wenige geschlossene Zge in die Hauptverbrauchergebiete Paris, Rouen[90] und Lille[91] gefahren werden, so dass diese Pyrithversorgungsschwierigkeit einen starken

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Produktionsrckgang in der Schwefelsureindustrie zur Folge hat. In der Baustofferzeugung ist auf allen Gebieten, besonders in der Dachpappenherstellung, infolge der Transportkrise ein betrchtlicher Rckgang zu verzeichnen. Zu den bedenklichsten Auswirkungen des Transportengpasses gehrt auf dem Textilsektor die Tatsache, dass der Abbau der Bestnde in der Kstenzone nicht seinen normalen Gang nehmen konnte, und deshalb die Vorrte an Rohstoffen und Fertigwaren in den gefhrdeten Gebieten noch nicht auf das notwendige Mass zurckgefhrt werden konnten. Die Gerbstofflage hat sich sehr verschlechtert, da der laufende mtl. Holznachschub nicht verstrkt und die alten Holzbestnde nicht abgefahren werden konnten. Es besteht die Gefahr, dass gegen Mitte bis Ende dieses Sommers keine ausreichenden Gerbstoffe zur Verarbeitung des Anfalles zur Verfgung stehen. Die Transportschwierigkeiten beginnen auch bereits, sich auf den Baunachschub aus dem Reich auszuwirken. - Zu der Mangelversorgung an Kohle tritt fr wichtige Industriezweige auch die anormal schlechte Stromversorgung, die z.B. in der elektrotechnischen Industrie zu besonders empfindlichen Produktionsausfllen gefhrt hat. Das grsste Stickstoffwerk des Landes, die O.N.I.A.[92] in Toulouse[93] musste infolge Strommangels fast 4 Wochen stillgelegt werden. Die Karbid-Industrie konnte statt der bentigten r[un]d 25 Mill kwh pro Monat im ersten Quartal 1944 nur jeweils 4 - 8 Mill. kwh erhalten. Der entsprechende Produktionsausfall bedingt erhebliche Versorgungsschwierigkeiten vor allem in der R-Industrie (Schweisstechnik). Das Methanolwerk Paimboeuf[94], das nach jahrelanger Arbeit zum Anlaufen fertiggestellt ist, konnte wegen unzureichender Stromlieferung nicht, wie vorgesehen, Anfang Mrz in Betrieb genommen werden. Auch in der Bekleidungsindustrie ist die Stromeinschrnkung sehr fhlbar geworden.

Arbeitseinsatz Die "Frankreichaktion 1944"[95] hat zur Aufgabe die Abdeckung wichtigen innerfranz. Bedarfs und die Erfllung erheblicher Krfteanforderungen des Reiches. Grundlage fr die Lsung dieser Aufgaben bildet die berprfung und Auskmmung des nicht kriegs- und lebenswichtigen Sektors der franz. Wirtschaft und Verwaltung. Ausserdem werden die in Frankreich lebenden Auslnder von der franz. Regierung zur Umsetzung zur Verfgung gestellt. (Letztere seit Anfang Februar in Angriff genommen.) Die berprfung der Betriebe erfolgt durch gemischte deutsch-franz. Kommissionen mit dem Ziele, unter gleichzeitiger Konzentration der Wirtschaft aus den geprften Betrieben die fr den Arbeitseinsatz im Reich oder fr anderweitige Verwendung in Frankreich tauglichen Krfte abzuziehen und umzusetzen. Eingriffe in deutsche Wirtschaftsinteressen werden dabei durch Beachtung der sich aus der S-Betriebs-Aktion ergebendenSchutzvorschriften[96] ausgeschlossen. Darber hinaus ist im Rahmen der Zusammenarbeit der Arbeitseinsatzdienststellen mit den Wirtschaftsdienststellen durch eine Reihe gemeinsamer Erlasse auch das ausserhalb des S-Betriebs-Sektors liegende Schutzbed rfnis fr bestimmte im deutschen Interesse liegende Aufgaben und Produktionen sichergestellt. Franzsischerseits wurden zur Verwirklichung der Umsetzungen und zur strafferen Ausgestaltung der Exekutive das Dienstpflichtgesetz vom 4.9.42 gendert[97] und die geltenden Strafbestimmungen gegen sumige Beamte, Betriebsfhrer usw. verschrft.

Preisbildung Um Lohnerhhungen, die aus sozialpolitischen Grnden an sich notwendig wren, zu vermeiden, hat Gauleiter Sauckel zur Verbesserung der Lebensverhltnisse der franz. Arbeiter und Angestellten eine

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Preissenkung auf den Stand von 1939 bzw. 1940 vorgeschlagen. Der Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] hat nach eingehender Prfung den Vorschlag abgelehnt und darauf hingewiesen, dass eine Preissenkung auf den Stand von 1939 bzw. 1940, d.h. um r[un]d 50%, undurchfhrbar sei und auch zu einer schweren Gefhrdung der Produktion und der Interessen der deutschen Kriegswirtschaft fhren msse. Die franz. Regierung, mit der Gauleiter Sauckel diesen Vorschlag errterte, hat ebenfalls die Auffassung vertreten, dass eine solche Preissenkung unmglich sei, und geltend gemacht, dass die Produktions- und Kostenverhltnisse in Frankreich sich seit 1939 bzw. 1940 grundlegend gendert htten. Die franz. Regierung hat dabei erklrt, dass sie entschlossen sei, eine stabile Preispolitik durchzufhren, und ferner zugesichert, im Zusammenhang mit einer Konzentration des Einzelhandels auch die Frage zu prfen, ob durch Handelsspannensenkungen Preissenkungen erreicht werden knnten. Die Minister Cathala und Bichelonne haben diese Erklrung zur Preispolitik Mitte Mrz vor der franz. Presse wiederholt[98]. Eine wesentliche Ausdehnung des Schwarzen Marktes ist auf dem Ernhrungsgebiet, insbes.[ondere] bei Fleisch, Butter, Mehl und Wein, festzustellen sowie auch eine Aufw rtsentwicklung der Schwarzmarktpreise. Ursache dieser Entwicklung ist allein die ungengende Versorgung der Bevlkerung. Auf dem Gebiet der gewerblichen Wirtschaft ist auf Grund der verschrften berwachung der Betriebe, des Rckganges der Produktion und der Verminderung der Lagervorrte der Schwarzhandel zurckgegangen.

1. Verschiedene Wirtschaftsgebiete Wi-Transporte Eisenbahn Der zunchst als Bevollmchtigter der Reichsbahn bestellte Abt.-Prsident Wintgen[99] ist zum Prsidenten der Hauptverkehrsdirektion Paris ernannt worden. - Die Leitung der Dienststelle des Generals des Transportwesens West bernahm fr den ausscheidenden Generalleutnant Kohl der Oberst i.G. Hffner[100]. Die zentralen Stellen im Reich sind sowohl seitens des Mil.[it r]Bef.[ehlshabers] als auch durch die Hauptverkehrsleitstelle ber die Transportlage in Frankreich laufend unterrichtet worden, wobei die Vorschlge des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers]auf Hilfeleistung des Reiches durch Wagen- und Lok-Beistellung unter Hinweis auf den eigenen Notstand leider zumeist abgelehnt wurden. Es kann aber nur ein ausreichender Lok-Park mithelfen, die Zhflssigkeit des Betriebesbei der Bahn zu beheben, umsomehr, als die Ausflle an Loks im Mrz einen bisher nicht erreichten Hchststand zu verzeichnen haben. Die von Deutschland nach hier zur Reparatur verlagerten Schad-Loks sind erst in einigen Monaten wieder einsatzfhig und decken auch dann nur einen kleinen Teil des Fehlbestandes. Die geschilderte Lage macht es notwendig, die planenden Stellen im Reich mit Nachdruck nochmals darauf hinzuweisen, Auftragsverlagerungen nach Frankreich in Einklang mit der transportlichen Leistungsfhigkeit des Landes zu bringen und dabei nicht allein das Volumen des Fertigerzeugnisses zu bemessen, sondern die Vortransporte im franz. Raum, die als sog.[enannte] "franz. Transporte" statistisch erfasst werden, zu bercksichtigen.

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Wasserstrasse Die Leistungen des Vorjahres wurden erreicht, teilweise, z.B. fr Kohle, berschritten. Der Kanalverkehr, der etwa 50 v.H. der gesamten Schiffahrtsleistung ausmacht, wurde f r die Wirtschaft zu sechs, fr die Wehrmacht und den Baustoffverkehr zu vier Anteilen in Anspruch genommen. Die eigentliche Flusschiffahrt auf Rhne, Gironde und Seine wird zu 90 v.H. vom Baustoffverkehr in Anspruch genommen. Die Monatsleistung im reinen Kanalverkehr betrgt r[un]d 1 Million Tonnen. Den Hauptanteil stellen Kohle, Erz- und Zuschlagstoffe, ferner Stroh, Holz, Baustoffe und Kies fr franz. Kohlengruben und der Werksverkehr der Schwerindustrie. Die Marne mit ihrer Verbindung zum Rhein konnte Anfang Mrz nach 7 Monaten wieder ohne Unterbrechungen befahren werden, dafr traten auf anderen Wasserstrassen erhebliche Strungen ein; seit Januar insges.[amt] 27 Sabotageakte mit mehr oder weniger langfristigen Unterbrechungen fr die Schiffahrt und 41 Einwirkungen aus der Luftmit gleichen Folgeerscheinungen. Bedauerlicherweise konnten trotz der nachhaltigen Strungen durch Sabotage die notwendigen militrischen Bewachungsmannschaften fr das empfindliche Kanalnetz nach Nordfrankreich noch immer nicht zur Verfgung gestellt werden. Die zivilen franz. Wachmannschaften sind ein vllig unzureichender Schutz. Bei einer weiteren Verschrfung der innerpolitischen Lage muss unbedingt damit gerechnet werden, dass durch Sprengungen der gesamte Kohleverkehr auf der Wasserstrasse schlagartig stillgelegt werden kann, ganz zu schweigen von der in der Gegenrichtung laufenden wichtigen Erzversorgung der Ruhr. In diesem Falle besteht keine Ausweichmglichkeit auf die Schiene, so dass die gesamten Verkehrsbeziehungen nach und von Norden damit abgeschnitten wren.

Spanienverkehr Der Spanienverkehr wickelt sich im grossen und ganzen, wenn auch zu Lasten der innerfranz. Transporte, noch reibungslos ab. Die aus beiden Richtungen an den Grenzen ankommenden Gter konnten mit Ausnahme einer lngeren Stauung in Irun zumeist ohne grssere Zwischenlagerungen bernommen und bergeben werden. Unangenehm bemerkbar macht sich der stark anwachsende Transitverkehr nach der Schweiz, der auf Veranlassung des Auswrtigen Amtes von einem eben erst eingerichteten Zulaufgenehmigungsverfahren wieder befreit wurde und sowohl wagen- wie betriebsmssig Einschrnkungen der deutschen Transporteerfordert[101].

Seeschiffahrt Die angekndigten Zufuhren nach Port Vendres[102] erfolgten nicht, zumal ein Schiff mit einer Ladung Apfelsinen verloren ging. Die Atlantikschiffahrt wird mit den zur Erzabfuhr gescharterten [sic!] Einheiten nach wie vor reibungslos durchgefhrt.

Feindvermgen

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Die deutschen Verwalter von Feindunternehmen sind auf Anweisung der obersten Reichsstellen aufgefordert worden, die von ihnen verwalteten Firmen zur berweisung ihrer flssigen Mittel an die Aero-Bank zu veranlassen, soweit dies im einzelnen mglich und zweckmssig erscheint. Die Aero-Bank, der auf diese Weise sehr erhebliche Betrge zuflossen, mchte allerdings Konten mit starker Bewegung nicht bernehmen, da sie auf derartige Geschfte nicht eingestellt ist. Die Mglichkeiten zur bertragung sind deshalb begrenzt, da die Konten vieler Firmen stark bewegt werden. Die Ablieferung der bei den franz. Banken liegenden Feindguthaben an die Treuhandstelle ist angeordnet worden (Fristablauf 31.3.44). Nach einer vorlufigen Schtzung sind etwa 200 000 000 frs eingegangen. In diesem Betrag sind die Guthaben der Feindbanken nicht enthalten, weil diese schon im Januar d.[iese]J[ahre]s. abgeliefert worden sind. Es ist damit zu rechnen, dass die berwiesenen Betrge sich noch erhhen. Sie werden dann - ebenso wie die Feindguthaben der Feindbanken - der Aero-Bank zugefhrt werden. Die Wertpapiere sind vorlufig bei den Banken belassen worden. Die in englischer Hand befindlichen Wertpapiere hatten am 10.5.40 einen Kurswert von r[un]d 3 Mrd. frs, die in amerikanischer Hand am 31.12.42 einen solchen von 3 Mrd. frs. In Sdfrankreich sind Wertpapiere, die Amerikanern gehren, im Kurswert von etwa 4 Mrd. frs (31.12.42) festgestellt worden, die aber den Vorschriften der Feindvermgensverordnung[103] nicht unterliegen, weil diese Verordnung in Sdfrankreich bisher nicht eingefhrt worden ist. Das Office des Changes hat Warenforderungen englischer Glubiger gegen franz. Schuldner in Hhe von r[un]d 126 Mill. frs zwecks spterer Verrechnung mit den franz. Forderungen gegen englische Einfuhrfirmen eingezogen. Dieser Betrag unterliegt den Vorschriften der Feindvermgensverordnung; er ist aber dem Office des Changes vorlufig belassen worden und kann, falls bei der Aero-Bank Geldbedarf eintreten sollte, jederzeit abgerufen werden.

Wirtschftl.[iche] Entjudung Im Bestreben, die franz. Wirtschaft auch von deutscher Seite einheitlich zu lenken, sind die kommissarischen Verwaltungen einer Reihe von Stahlwerken in den D[e]p[artemen]ts. Meurthe et Moselle jetzt aufgehoben worden. Die franz. Regierung hat zum Nachfolger des bisherigen Generalkommissars fr Judenfragen Darquier de Pellepoix den Beamten Du Paty de Clam[104] ernannt, der seit dem Weltkrieg in der franz. Mandatsverwaltung von Syrien und Libanon ttig war. Die Befrchtungen, die der Mil.[itr]Bef. [ehlshaber] an einen Wechsel unter den augenblicklichen Verhltnissen geknpft hatte, scheinen sich zu besttigen: er hat bisher eher zu einer Lhmung denn zu einer Belebung des Generalkommissariats gefhrt, da seine Aufgaben mehr mit der franz. Beamtenroutine als mit dem Eifer des politischen Kampfes betrieben werden.

Statistik Die Ermittlung der Grosshandelspreise fr industrielle Erzeugnisse ist zwecks Schaffung eines Grosshandelsindex auf wesentlich breitere Basis gestellt worden.
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Die Zweigstelle Paris des Deutschen Instituts fr Wirtschaftsforschung[105] hat auf Wunsch des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] eine Arbeit ber die Einzelhandelspreise und Lebenshaltungskosten in Paris unter Bercksichtigung des schwarzen Marktes angefertigt, die zunchst dem Statistischen Reichsamt zur Stellungnahme unterbreitet wurde[106]. Die Rohstoffbersichten werden fr mehr als 90 Rohstoffe erstellt. Das Material wird nunmehr in Karteiform ausgewertet. - Die Statistique Gnrale hat auf Auftrag des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] einen Produktionsindex auf der Basis von 1942 berechnet, der bis November 1943 vorliegt. Der Produktionsindex wird laufend fortgefhrt.

Beschftigtenmeldung Durch die Hereinnahme der Luftfahrtindustrie ist die Statistik weiter vervollstndigt worden. Hinsichtlich der systematischen Gliederung der Beschftigtenstatistik sind zahlreiche nderungswnsche geussert worden. Das Ziel geht im allgemeinen dahin, eine Angleichung an die deutsche Einteilung nach Wirtschaftsgruppen zu erreichen. Das Produktionsministerium ist um entsprechende Umstellung der Statistik gebeten worden. - Es luft z.[ur]Z[ei]t. eine Untersuchung ber die Unterschiede in den Ergebnissen der Beschftigtenstatistik, der V- und R-Statistik[107] sowie der Statistik des Arbeitsministeriums. Die Unterschiede scheinen vor allem auf die verschiedenen Formulierungen der Fragebogen zurckzufhren zu sein. Um die Entwicklung der franz. Industrie besser bersehen zu knnen, wird eine Kartei aufgestellt, in der die Zahlen fr die einzelnen Komitees[108] seit Januar 1942 gesondert festgehalten werden. Die Ausfllung dieser Kartei hat das Produktionsministerium bernommen.

2. Die Entwicklung in den einzelnen Zweigen der gewerblichen Wirtschaft Kohle Die Gesamtfrderung fr Stein- und Braunkohle ist in der Berichtszeit trotz der sich mehrenden Sabotageflle und der auf die Frderung drckenden Transportschwierigkeiten gegenber dem letzten Vierteljahr 1943 nicht weiter zurckgegangen (3,2 - 3,5 Mill. moto[109], jedoch um 9% niedriger als in der entsprechenden Zeit des Vorjahres). Die vorgesehene Belegschaftsvermehrung um 25 000 Mann, die mit Ende Mrz abgeschlossen sein sollte, hat tatschlich nur unbedeutende Ergebnisse gehabt. Es waren zwar 17 434 Neueinstellungen zu verzeichnen, dabei wurde aber nicht dem natrlichen Abgang durch Invaliditt, Erreichung der Altersgrenze und Tod Rechnung getragen[110]. Darber hinaus ist eine erhebliche Anzahl von Bergleuten trotz anders lautender Anweisungen der Arbeitseinsatzdienststellen nach Deutschland und fr die OT[111] abgezogen worden. Diese Beunruhigungen der Belegschaft mssen in jedem Falle in Zukunft unterbleiben. Obwohl die dem Bergbau neu zugefhrten bergfremden Arbeiter noch nicht die Leistungen eines alten Bergmannes

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erbringen knnen, so sind doch alle Massnahmen eingeleitet, um die Ausbildung in krzester Zeit zu erreichen. Wenn die Frderung nicht weiter absank, so ist dies in erster Linie einer leichten Besserung des Fehlschichtenanteils zuzuschreiben, der auf schrfere Kontrolle und verschiedene andere Massnahmen zurckzufhren ist. So wurde insbes.[ondere] zur Verringerung des hohen Krankenanteils innerhalb der Fehlschichten und des Verletztenanteils eine grosse Anzahl von rzten eingesetzt, die die rtlichen Grubenrzte zu berwachen haben. Die Materialversorgung war im allgemeinen zufriedenstellend, litt jedoch unter den schlechten Transportverhltnissen. Trotz gengender Vorrte auf den Sammelpltzen knnen die Grubenholzmengen nicht abgefahren werden. Vor allem fr das nordfranz. Kohlenbecken war die Anfuhr von Grubenholz schlecht und konnte den Verbrauch nicht decken, so dass die nordfranz. Zechen ihre Bestnde weiter abbauen mussten. Zur Behebung der Transportschwierigkeiten werden gegenwrtig geschlossene Holztransportzge fr ein bestimmtes Ziel gefahren. Dadurch wird ein schneller Transport und durch den beschleunigten Wagenumlauf eine bessere Ausnutzung des Laderaumes erzielt. Die Holzvorrte in den drei Bergbaugebieten reichen in Nordfrankreich fr 1,4 und in Zone Nord und Sd fr 3,5 Betriebsmonate. Nachdem Anfang Dezember 1943 der Kohlenvorrat bei den franz. Bahnen bereits auf 9 Tage abgesunken war, konnten die Bestnde der SNCF unter erheblichen Anstrengungen und entschiedener Zurckstellung anderer Verbrauchergruppen zum 10.2.44 wieder auf 15 Tage aufgebessert werden. Von diesem Zeitpunkt an war der Rckgang der Bestnde unvermeidlich, die Ende Mrz 1944 bei nur knapp 9 Tagen lagen. Die Pariser Gaswerke verfgten am 1.1.44 ber einen Kohlenbestand von 52 400 t. Der Verbrauch im Berichtszeitraum lag bei 4500 - 5000 t tglich. Auch hier war es mglich, Mitte Februar die Bestnde wieder auf 70 500 t zu bringen. Gegen Ende Mrz waren sie auf 25 500 t abgesunken, wodurch nur eine 5tgige Versorgung theoretisch gesichert war. Die Koksbestnde bei den Gaswerken von Paris mussten daher aus Sicherheitsgrnden zur evtl. Warmhaltung blockiert werden und konnten der Verteilung nicht zugefhrt werden. Die Kohlenbestnde bei den Gaswerken in der Provinz sind vom 1.1.44 mit 51 000 t auf 19 000 t zum 31.3.44 bei gleichbleibendem Verbrauch abgesunken. Nur durch hufige Sondermassnahmen ist es gelungen, Stillstnde von Gaswerken in grsserem Umfange zu verhindern. Die Pariser Elt-Werke[112] hatten am Jahresanfang einen Kohlenbestand von 48 600 t, der am 14.3. auf den bisher tiefsten Stand der Besatzungszeit von 19 000 t abgesunken war. Das bedeutete bei einem gleichzeitig relativ hohen Tagesverbrauch von 7600 t, hervorgerufen durch mangelnde Wasserstromzufuhr einen Verbrauchssatz von theoretisch nicht ganz 3 Tagen. Durch beschleunigten und regelmssigen Umlauf der Grossraumwagenzge zwischen den nordfranz. Zechen und Paris ist es gelungen, die Bestnde zum 31.3. wieder auf 71 000 t heraufzuarbeiten. Die starken Einschrnkungsmassnahmen im Elt-Verbrauch und eine verbesserte Zufuhr von Wasserstrom aus Sdfrankreich haben mit zu dieser Entwicklung beigetragen. Die Elt-Werke der Provinz verfgten Anfang des Jahres ber einen Kohlenvorrat von 107 000 t, der auf 71 300 t Ende Mrz abgesunken ist. Auch hier sind grssere und lngere Stillstnde nur durch Einzelsondermassnahmen in der Abfuhr der Kohle zu den fraglichen Werken vermieden worden, wobei den militrischen Notwendigkeiten in der Stromversorgung der Kste besonders Rechnung getragen wird.

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Bei der Versorgung der Wehrmacht mit Heizungs- und Kchenkohlen fhrten die besonders kalten Tage Ende Februar/Anfang Mrz zu rtlichen Schwierigkeiten. Im allgemeinen hat die Truppe beim Verbrauch der angesammelten Vorrte den vergangenen Winter glatt berwinden knnen. Die Zufuhr der zugeteilten Betriebskohlen fr OT und Marine konnte ebenfalls verhltnismssig glatt abgewickelt werden, da sie nur einen geringen Teil der Gesamtmengen ausmachen. In der gewerblichen Wirtschaft wurde in sorgfltiger Auswahl abgestimmt, welche Betriebe und Fertigungen in Betrieb zu halten waren. Bei Stillstnden der grosse Kohlenmengen verbrauchenden Zementwerke und Pulverfabriken konnte z.T. mit ausserordentlichen Massnahmen ebenfalls Abhilfe geschaffen werden. Ferner gelang es, smtliche Molkereien in Betrieb zu halten. Die Versorgung der Kohlenverbraucher aus dem Kontingent Hausbrand und Kleinindustrie war noch ungnstiger. So haben z.B. Kinos und Vergngungssttten ab 1.1. keine Kohlen mehr erhalten, obwohl deren Kontingente von vornherein usserst gering bemessen waren. Die vorgesehene Hausbrandkohlenzuteilung mit durchschnittlich 350 kg pro Winter und Familie ist nur knapp zur Hlftebeliefert worden. Die nicht ausgelieferten Bezugscheine sind fr ungltig erklrt worden. Die Heizungskohlenzuteilung fr Kleinbetriebe, die im Durchschnitt auf 25-30% der Vorkriegsverbrauchsmengen festgelegt sind, kamen ebenfalls nur mit knapp 50% zur Auslieferung. Da die Kohlenbestnde fr diese Verbrauchergruppen in Paris auf 35 000 t Ende Mrz abgesunken waren, ist aus Sicherheitsgrnden von der Ausgabe der Bezugsscheine fr Fabrikationszwecke dieser Betriebe fr April und Mai Abstand genommen worden. Der lebensnotwendige Monatsverbrauch auf diesem Sektor betrgt 46 000 t und dient lediglich zur Inganghaltung der Bckereien, Restaurants, Krankenhuser, Gemeinschaftskchen, hygienischen Einrichtungen, Wasserwerke u.a., ausserdem ist darin die Kchenkohlenzuteilung von 50 kg pro Familie und pro 112 Monat enthalten fr die Flle, wo Gasanschluss nicht vorhanden ist. Es wird besonders darauf geachtet werden, dass diesem Verbrauch durch die entsprechenden Zufuhren Rechnung getragen wird.

Metallerzbergbau Der Schutz des Bergbaus gegen Abzug von Arbeitskrften hat sich beim Metallerzbergbau und beim Bergbau auf Steine und Erden insofern gnstig ausgewirkt, als die Gruben eine, wenn auch bescheidene, Erhhung ihrer Belegschaftsziffer erreichen konnten. Die Frderung der in Betrieb befindlichen Blei-Zink-Bergwerke hat sich gegenber dem vierten Vierteljahr 1943 etwas erhht. Um die Antimon-Frderung wesentlich zu steigern, werden z.[ur]Z[ei]t. die aus frheren Epochen bekannten, gegenwrtig stilliegenden Gruben auf ihre Bauwrdigkeit neu untersucht, wobei von dem Gesichtspunkt ausgegangen wird, dass in den meisten dieser Gruben Raubbau auf lediglich Reicherze getrieben wurde, so dass geringhaltige Erze noch anstehen. Die bisher einzige Kupfergrube St. Veran[113] musste whrend des Winters, bedingt durch ihre hohe Lage und Schwierigkeiten mit der Stromversorgung, den Betrieb einstellen. Auf der Grube Charrier[114] bricht mit den Kupfererzen Zinnstein bei, dessen Aufbereitungsschwierigkeiten behoben sind. Voraussichtlich wird zusammen mit den Kupfererzen der Zinnstein durch ein Sonderverfahren, beginnend mit dem 3. Vierteljahr, gewonnen werden.

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Steine und Erden Auf der grssten Schwefelkiesgrube St. Bel[115] ist durch die Transportschwierigkeiten die Frderung etwas rcklufig gewesen. An der Erschliessung neuer Schwefelkiesvorkommen wird weiter gearbeitet. Die Konzentraterzeugung auf der Wolfram-Grube Montbelleux[116] betrug im 1. Vierteljahr 1944 r[un]d 25 t. Um diese Erzeugung halten zu knnen, sind weitere Aufschlsse erforderlich. Am 31.1.44 sind die Aufwltigungsarbeiten auf der Wolfram-Erzgrube Montdelesse bei Limoges[117] aufgenommen worden. In etwa 2-3 Monaten lsst sich bersehen, welche Bedeutung diesem Vorkommen zukommt. Fr die brigen Wolframerzgruben werden in Krze seitens der franz. Regierung Aufgaben festgelegt werden. Die Verhandlungen hierber stehen vor dem Abschluss. Auf der Molybdnerzgrube Chateau Lambert[118] werden in Krze Untersuchungsarbeiten zur Erschliessung neuer Feldesteile aufgenommen. Ein besonderer Engpass ist die Steatitgewinnung. Dieses besonders wichtige Material fllt nur in einem ganz geringen Prozentsatz an. Die an sich zu geringe Talkumgewinnungmuss auch aus diesem Gesichtspunkt heraus wesentlich hher liegen als im Vorjahr. Dies kann nur dadurch erreicht werden, dass die Grube die von ihr geforderten 400 Mann ab 15.5.44 erhlt. Nachdem es gelungen war, nach Deutschland zurcklaufende Leerwagen fr die Verladung von Kaolin[119] nutzbar zu machen, hatten sich franz. Dienststellen und die Kaolingrubenbesitzer der Bretagne geweigert, f r die Ausfuhr nach Deutschland Verladungen vorzunehmen, obgleich die Lger der Werke berfllt waren. Es musste zu Zwangsmassnahmen gegriffen werden und eine Beschlagnahme von 1000 t Kaolin ausgesprochen werden. Die Direktoren der beiden Kaolinwerke bei Lorient[120] mussten vorbergehend in Haft genommen werden. Die Verladung der beschlagnahmten 1000 t Kaolin ist inzwischen durchgefhrt worden.

Minerall Die Manipulationsbestnde wurden weiterhin durch Drosselung der Einfuhr verringert. Trotzdem war es mglich, auch fr nachtrglich bewilligte Sonderkontingente sowie fr den verstrkten Polizei- und Truppeneinsatz zur Terrorbekmpfung[121] die erforderlichen Treibstoffmengen zur Verfgung zu stellen. - Auf Grund umfangreicher Beraubungen von Tanklgern und Zapfstellen wurden eine grssere Anzahl Departements, besonders in Sdfrankreich, von der Versorgung mit Minerall, im Einvernehmen mit dem O Qu Frankreich[122], ausgeschlossen. In einigen D[e]p[artemen]ts. ist inzwischen eine probeweise Notversorgung wieder aufgenommen worden, die jedoch von Fall zu Fall mit der Wehrmacht abgestimmt wird. Die Benzol- und Steinkohlenteerl-Produktion begann rcklufig zu werden. Der Alkohol-Benzin-Austausch ins Reich ist weiter vorgenommen worden[123].

Energie Die Elektrizittsversorgung wurde laufend ungnstiger infolge Abnahme des Wasser- und Wrmestromes sowie durch Beschdigungen oder Zerstrungen von Kraft-, Umspannwerken und Leitungen durch Feindeinwirkung aus der Luft und Sabotageakte, die den Transport elektrischer Arbeit gebietsweise vllig aufhoben oder beeintrchtigten.

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Einzelheiten der Entwicklung in der Erzeugung elektrischer Energie gehen aus Anlage 5[124] hervor. Dabei fehlen allerdings noch die Ziffern fr Februar und Mrz, weil die Meldungen von franz. Seite noch nicht zur Verfgung gestellt werden konnten. Aus Anlage 6[125] ist die durch Laufwasser- und Speicherkraftwerke erzeugte Energie ersichtlich. Ausserdem enthlt das Kurvenblatt den Kohlestock und -verbrauch. Die Sabotageakte beliefen sich im Januar auf 156, Februar auf 38 und im Mrz auf 112, ausserdem 80 Kleinschden. (Feindeinwirkungen aus der Luft im Januar 11, Februar 6, Mrz 13.) Die Lage der franz. Elektrizittswirtschaft verschlechterte sich vom letzten Drittel des Monats Februar ab zusehends. Daher mute man sich entschliessen, den Verbrauch elektr.[ischer] Arbeit fr die gesamte franz. Erzeugungswirtschaft einzuengen. Den R-Betrieben wurde der Verbrauch elektr.[ischer] Arbeit am Samstag und Sonntag untersagt. Die S- und V-Betriebe unterlagen der vlligen Unterbrechung der Stromabgabe an 3 aufeinanderfolgenden Tagen. Dem Rest der Betriebe wurde ein Aufnahmeverbot von 4tgiger Dauer auferlegt. Auch der franz. Haushaltsverbrauch wurde einschneidenderen Stromrestriktionsmassnahmen unterworfen[126]. Hinzu traten endlich stundenweise Abschaltungen in Paris, die, zunchst nur Teilgebiete der Stadt umfassend, gegen Ende der Berichtszeit ganz Gross-Paris betrafen. In der Berichtszeit liefen die Fristen ab fr die Abgabe von Cu[127]-Lager- sowie -Altmaterial, fr den Ausbau von unbenutzten Cu-Leitungen und von benutzten Cu-Leitungen, die durch Eisenseil zu ersetzen sind. Der Durchfhrung der Aktion standen betrchtliche Hemmnisse entgegen. Die franz. EVU[128] verschanzten sich hinter Ausreden und Ausflchten, um den Ablauf der Aktion zu verzgern. Hinzu kam, dass die wachsende Verknappung der Transportmittel den zgigen Abtransport der mit Schwierigkeiten erfassten Cu-Mengen sowie die rechtzeitige Heranschaffung der Ersatzmaterialien samt ihrer Verteilung im franz. Raum auf die vorgesehenen Vorratslager in zunehmendem Masse erschwert. Vordringliche militrische und wehrwirtschaftliche Gesichtspunkte wurden bei der Belassung von Reserven bercksichtigt. Die der heimatlichen R-Wirtschaft zur Verfgung gestellten Cu-Mengen zeigt Anlage 7[129]. Gemss dem Auftrag des Reichsministers Speer vom 28.1.44 waren auch fr die besetzten Westgebiete Frankreich, Belgien und Holland Massnahmen einzuleiten, die eine geregelte Verbundwirtschaft und damit eine zunehmende Verbesserung in der Ausnutzung der installierten Leistung sichern. Die mtl. Zuweisungen an Kohle fr die Gaswerke ergeben sich aus Anlage 7[130]. Besonders ernst war die Lage der Gasversorgung in den Westgebieten, wo bereits einige Werke zum Erliegen kamen. Zur Streckung der Kohlenvorrte mussten hier weitgehend Sperrstunden eingefhrt werden. Fr den Bereich des Bef[e]h.[lshabers] Sdwestfrankreich wurde nur noch eine halbe Stunde morgens und eine Stunde mittags voller Gasdruck gegeben. Mit Wirkung vom 21.3.44 ab wurde die Gasheizung fr Wohn-, gewerbliche und industrielle Rume verboten und der Haushaltsgasverbrauch um 5% abgesenkt[131]. Gaseinsparungen, die Bckereibetriebe betrafen in einer Grssenordnung von etwa 0,8 Mio cbm wurden in Form erhhter Zuweisungen R-, S- und Zubringerbetrieben sowie den Werksttten der HKPs[132] zugefhrt. Die ffentliche Wasserversorgung konnte ohne wesentliche Schwierigkeiten aufrechterhalten werden. Zur Ersparnis von flssigem Chlor, das zur Sterilisierung des Trinkwassers in Frankreich hauptschlich

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Verwendung findet, wurde die Umstellung der Wasserwerke auf Verwendung von Eau de Javel[133] veranlasst. Trotz aller Schwierigkeiten auf dem energiewirtschaftlichen Sektor konnten die steigenden Ansprche der R-Industrie, die sich u.a. aus ihrer Verlagerung und Auflockerung ergaben, sowie die gleichfalls zunehmenden Ansprche auf den Anschluss von militrischen Grossbauten im ganzen befriedigt werden. Die knapper werdenden Materialreserven, die aus der wachsenden und grssenmssig nicht voraussehbaren Anforderung der Heimat entstehen, verursachten zustzliche Hemmnisse in der Beschaffung und Verteilung.

Eisen u.[nd] Stahl Die Erzeugung in Binnen- und Sdfrankreich entwickelte sich fr Giesserei-Roheisen, Rohstahl und Walzwerkerzeugnisse l[au]t. Anlage 8[134]. Jene Zahlen veranschaulichen, dass weder die Produktion von 1942 erreicht wurde, noch auch das Produktionssteigerungsprogramm, das eine Mehrerzeugung von Rohstahl von ca 18 000 t vorsah, bisher durchgefhrt werden konnte. Die Grnde liegen in der Arbeiter-, der Kohlenversorgungsfrage und vor allem auch in der Transportlage. Wenn es nicht gelingt, die Kohlenversorgung zu verbessern, ist im April und Mai mit wesentlichen Betriebseinschrnkungen bzw. Stillegungen zu rechnen. Die Stromversorgung sowohl in Binnenfrankreich als in Sdfrankreich war befriedigend. Trotz der schlechten Transportlage ist die Schrottversorgung im Augenblick noch befriedigend.

Metalle Der franz. Metallplan fr 1944 wurde mit 24 000 t Kupfer und 24 000 t Blei festgesetzt und hierbei eine vierteljhrliche berprfung des Ablieferungssolls vereinbart. Neben dem Httenmagnesiumvertrag wurde eine Ablieferungsverpflichtung fr Magnesiumabflle und -halbzeug vereinbart, nach dem 1944 300 t Magnesium, hauptschlich zur Verwendung als Abbrand fr deutsche Auftrge, durch Frankreich zur Verfgung gestellt werden. Auf Grund einer augenblicklichen Notlage Deutschlands in Antimon wurden mit der franz. Warenstelle vereinbart, dass Frankreich 200 t Antimon, angerechnet Gewicht gegen Gewicht als Blei, nach Deutschland liefert. Dieses Zugestndnis ist als ein besonderer Beitrag Frankreichs zu werten. Die Gesamtabtransporte nach Deutschland im Rahmen des Metallplanes beliefen sich im Berichtsabschnitt auf 3300 t Kupfer, 2900 t Blei, 175 t Zinn und 150 t Nickel. Gleichzeitig wurden im Rahmen des Metallplans in derselben Zeit beschafft, aber fr deutsche Auftrge in Frankreich eingesetzt: 836 t Kupfer, 1201 t Blei, 80 t Zinn und 14 t Nickel. Die Menge der mobilisierten Metalle ist auch im 1. Quartal 1944 weiter angestiegen. Die Durchfhrung der Mobilisierung im Druckereigewerbe und eine Tauschaktion Kupfersulfat gegen kupferhaltige Metalle hatten Ergebnisse, die die Erwartungen bertrafen. Nach vorliegenden Schtzungen ist auch weiter mit gleich gnstigen Ergebnissen zu rechnen, da die Veranlagungen zur Metallsteuer abgeschlossen sind, und der Abbau von Blei aus Schwefelsurekammeranlagen in vollem Gange ist. Insges.[amt] wurden in den drei letzten Monaten 2560 t Kupfer, 1088 t Blei, 238 t Zinn und 3 t Nickel mobilisiert. - Die Aluminiumproduktion betrug wegen Strommangel nur 7111 t. Die Magnesiumproduktion belief sich auf

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332 t, die Tonerdeproduktion auf 34 269 t.

Chemie Statt der vorgesehenen 15-18 000 moto Soda konnten im Januar nur r[un]d 11 000 t und im Februar r[un]d 14 000 t ins Reich gleifert werden. Die Chlorproduktion stieg nach Rckgngen auf r[un]d 2700 t erstmalig auf ber 3000 t im Mrz. Die Ausfuhren ins Reich halten sich ungefhr auf der durch Repartition vorgesehenen Hhe von durchschnittlich 500 moto. Die Versorgung der Holzkohle verbrauchenden chemischen Werke Frankreichs und die Ausfuhr von Chemie-Holzkohle ins Reich waren immer noch nicht befriedigend. Infolgedessen sind Vorarbeiten durchgefhrt worden, um eine Reihe von Holzkohlewerken, die im franz. Raum bisher unter die Zustndigkeit der Fest-Kraftstoff-Industrie fielen, ganz in die Zustndigkeit der chemischen Industrie herberzunehmen. - Die mit so vielen Hoffnungen begonnene Produktionsverlagerung aus dem Reich nach Frankreich ist bisher nicht wesentlich weiter gekommen. Die Grnde hierfr sind teilweise Transport-, Kohle-, Elektrizittsschwierigkeiten, teilweise Mangel bzw. Unmglichkeit rechtzeitiger Beschaffung von Roh- und Hilfsstoffen, Verpackungsmaterial.

Kautschuk Nachdem gegenber dem 4. Vierteljahr 1943 eine Steigerung von 150 t pro Monat erreicht worden war, sank durch Ausfall der Firma Michelin infolge Feindeinwirkung am 16./17.3.[135] die Produktion von 750 t auf 300 t (reine Reifen von 630 t auf 250 t). Die Folge hiervon ist die Einengung des franz. Zivilsektors und mglichst weitgehende Befriedigung der Wehrmachtbedrfnisse aus der franz. Produktion. Das technische Programm von mtl. 250 t wurde eingehalten mit Ausnahme der Fertigungsklasse Transportbnder und Pressluftschluche, die mit Rcksicht auf den gesteigerten Bedarf der franz. Kohlenbergwerke von der Bunaseite[136] her unbegrenzt beliefert wird. Zwischen den deutschen und franz. Bewirtschaftungsbehrden wurde eine genaue Aufteilung der Produktionskapazitt in Regenerat[137] vorgenommen, nmlich 55% der Kapazitt fr Frankreich und 45% fr Deutschland. ber franz. direkte und indirekte Lieferungen fr Deutschland vgl. Anlage 9[138].

Industr.[ielle] Fette u.[nd] Waschmittel Zur Deckung des dringendsten Bedarfs steht im laufenden Jahr ein Aufkommen von nur 16 000 t Fettrohstoffen zur Verfgung, d.h. nur 512% eines normalen Vorkriegsverbrauchs von durchschnittlich 290 000 t. Das Reich hat sich aus naheliegenden Grnden ausserstande erklrt, fr die franz. Industrie synthetische Fettstoffe zur Verfgung zu stellen und kann darber hinaus auch fr die Zukunft auf den bisherigen Beitrag Frankreichs zur Entlastung seiner eigenen Fettbilanz nicht verzichten. - Das neu errichtete Comit fr das Abdeckereigewerbe[139] - als eine der wesentlichen Fettquellen - hat nunmehr seine praktische Ttigkeit aufgenommen. Auf dem Gebiet der Fettrckgewinnung, die praktisch in Frankreich kaum betrieben wurde, sind durch intensive Kleinarbeit und Heranziehung von Spezialbetrieben bereits gewisse Anfangserfolge erzielt. - Die Traubenkernl-Produktion befindet sich weiterhin in aufsteigender Linie. Die den Anliefern von trockenen Traubenkernen seit Februar gewhrte
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Seifenprmie wird zweifellos ihre gnstige Auswirkung auf die lproduktion haben. In Glyzerin ergeben sich fr die Zukunft insofern erfreulichere Perspektiven, als es nach lngeren bisher negativen Bemhungen nunmehr gelungen ist, ein Verfahren zur Gewinnung von Glyzerin aus Vinasse[140] ausfindig zu machen, das bereits fabrikatorische Reife besitzt. Die S-Betriebsaktion[141] und damit gekoppelte Konzentration der Seifen-, Stearin- und Glyzerinindustrie ist nunmehr durchgefhrt. Die Seifenindustrie wurde von 204 auf 88 Betriebe konzentriert; von 47 bisherigen V-Betrieben wurden nur insges.[amt] 29 als S-Betriebe bernommen. Stockungen in der Versorgung der Zivilbevlkerung mit Seifen und Waschmitteln sind bisher noch nicht eingetreten. Die Versorgung der Wehrmachtteile und Kriegsmarine ist durch eine vorsorgliche Lagerpolitik auf absehbare Zeit auf jeden Fall sichergestellt.

Bauwirtschaft Neben dem Operativbau[142], der nach wie vor im Mittelpunkt des Baugeschehens steht, treten neuerdings die Instandsetzungsarbeiten zur Beseitigung von Bombenschden in den Vordergrund; die neben dem Ausbau kriegswichtiger Industriezweige einen betrchtlichen Teil des nicht operativen Bauvolumens ausmachen. Genehmigungen fr Privatbauten werden berhaupt nicht erteilt. - Als neue Bauaufgabe ist die Erstellung von Behelfsbauten nach den Richtlinien des Deutschen Wohnungshilfswerks[143] hinzugekommen. Die Behelfsbauten sollen mglichst aus nichtkontingentierten Rohstoffen, wie Gips, Sand, Holzabfllen u.[nd].[hnliches]m.[ehr] hergestellt werden. Als Absatzgebiet fr diese Behelfsheime ist das Rhein- und Ruhrgebiet vorgesehen[144]. Die Erzeugung der Zementwerke stellte sich im Bereich des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] in der Berichtszeit auf 344 950 t (gegenber dem vorhergehenden Quartal um 30 000 t rcklufig). Der geplanten Erzeugung von mtl. r[un]d 65 000 t Ziegeln stehen als tatschliche Leistung gegenber:

Gesamterzeugung t 119 031

Vollziegel t 51 190

Hohlziegel t 38 287

Dachziegel t 28 026

Drainagerohre t 1 528

Hierzu kommen noch 11 000 t Dachziegel, die im Wege der Auftragsverlagerung nach dem Reich zu Wiederaufbauarbeiten und Dachinstandsetzungen geliefert wurden. Auch whrend des 1. Quartals konnte der gesamte Bedarf an Natursteinen, Sand, Kies, Splitt, Schotter, Packlage und Werksteinen aus dem hiesigen Befehlsbereich gedeckt werden. Die gesamte Erzeugung stellte sich wie im letzten Vierteljahr auf 1,7 Mill. t. - Die Gipsgewinnung steigt weiter an, was auf die vergrsserte Bauplattenherstellung sowie auf die Entwicklung der Behelfsheim- und Massivbarackenbauten zurckzufhren ist.

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Textilien Das Gesamtergebnis der Schur 1943 mit reichlich 4000 t, Basis rein gewaschen, ist gegenber dem Vorjahr voll behauptet. Bei der fortschreitenden Verknappung und der Mglichkeit fr die Zchter, im Tauschwege aus ihren Wollen erhebliche Vorteile zu ziehen, muss dieses Ergebnis als usserst befriedigend angesehen werden. - Das vorgesehene Programm fr knstliche Fasern von 5000 moto konnte aus Mangel an Kohle und Chemikalien, vor allem tznatron, nicht eingehalten werden, obgleich die Zellstoffzufuhr aus Deutschland befriedigend lief. Die Aufrechterhaltung des 60 000 t-Jahresprogramms ist die Voraussetzung fr die Durchfhrung jedweder Planung auf dem Spinnstoffgebiet. In der Verarbeitung von Ginster gemischt mit Kunstfaser sind im Industriegebiet von Mazamet[145] beachtliche Fortschritte erzielt. Wenn auch die Fertigung mengenmssig beschrnkt bleiben wird, da das Ernten des Ginsters nur mit grossem Aufgebot von menschlicher Arbeitskraft durchgefhrt werden kann und der Ertrag an spinnbarer Faser nur zwischen 4 und 6% liegt, hat diese Fertigung erhebliche Bedeutung bei der Herstellung von Berufskleidung, da sie ausserordentlich haltbar ist.

Papier Wieder Erwarten sind bisher trotz der um r[un]d 1/3 verringerten Produktion grssere Versorgungsschwierigkeiten nicht aufgetreten. Z.T. drfte dies daran liegen, dass auch die anderen Industrien nur eingeschrnkt arbeiten, z.T. wird die bei der Verarbeitung sich befindende Papier- und Pappenmenge ausgleichend wirken. Der reine Wehrmachtbedarf wurde befriedigt und kann fr die nchsten Monate als gesichert angesehen werden. Bei den Anforderungen der R-Industrie mussten erhebliche Abstriche gemacht werden. Der Bedarf an Papierscken fr die grssten Verbraucher (Zement, Holzkohle, Chemie, Lebensmittel) konnte wieder nicht gedeckt werden, jedoch ist durch die geringere Zementerzeugung und durch Zufuhren aus dem Reich eine Erleichterung eingetreten. Die Sulfitzellstofflage kann als ausreichend bezeichnet werden. Es fehlen immer noch r[un]d 40% Natronzellstoff zur Bedarfsdeckung. Die Lage beim Holzstoff wird mehr und mehr kritisch und wird, falls die franz. Produktion nicht gesteigert werden kann, zu Schwierigkeiten fhren.

Rauchwaren Es konnte wieder ein grosser Posten weisser russischer Hasenfelle, der aus j dischem Feindvermgensbestand stammt, bernommen und abtransportiert werden. Die Ware kann in Deutschland grsstenteils fr Exportzwecke Verwendung finden. - Die Einkufe des Reichsinnungsmeisters[146] sind fortgesetzt worden (im Februar ca. 7500 Pelzmntel fr 3,7 Mill. RM eingekauft). Die bisherigen Einkufe betrugen daher insges.[amt] ca. 35 000 Pelzmntel fr 21 Mill. RM. - Das 3. deutsch-franz. Kaninlieferungsabkommen ist am 31.1.44 abgelaufen. Es wurde franz.-seits voll erfllt. Die Einkufe beliefen sich auf 15 000 030 Krschnerkaninfelle fr 205 855 884,75 frs und 29 841 380 Stck - 3 789 t Schneidekaninfelle fr 170 651 082,10 frs. Das 4. Kaninlieferungsabkommen, das bis 31.1.45 luft, ist am 1.2.44 in Kraft getreten.

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Die Gesamtmenge der seit dem 1.1.41 im Rahmen der deutsch-franz. Kaninlieferungsabkommen eingekauften rohen Kaninfelle beluft sich auf: 39 009 000 Stck Krschnerkaninfelle fr 24,2 Mill. RM 86 414 960 Stck Schneidekaninfelle = 10 053 t fr 20,3 Mill. RM, insges.[amt] 125 423 960 Kaninfelle fr 44,5 Mill. RM. Sowohl die Krschner-, als auch die Schneidekaninfelle sind nach wie vor fast ausschliesslich f r die Durchfhrung von Pelzbekleidungsauftrgen des OKW, die die Dringlichkeit "Sonderstufe Winter" tragen, bestimmt.

Waren versch.[iedener] Art Es wurden im 1. Quartal 1944 ber den SCP[147] 2200 Baracken fr die Wehrmacht und Rstung in Frankreich hergestellt. - Nachdem die Entscheidung ber den in Frankreich herzustellenden Typ des Behelfshauses gefallen ist, ist die Produktion angelaufen. Im 2. Quartal 1944 werden 20 000 cbm Holz zu 3000 Behelfshusern verbaut. Eine Produktionssteigerung auf 4500 Behelfshuser aus 30 000 cbm Holz im 3. Quartal ist mglich, wenn rechtzeitig die erforderlichen Holz- und Eisenmengen zur Verfgung gestellt werden. Von dem Service des Constructions Provisoires wurden im 1. Quartal aus 21 000 cbm Holz Unterkunftsgert (Mannschaftsbetten, Hocker, Spinde, Tische usw.) fr den Bedarf in Frankreich hergestellt. Ausserdem wurden 5000 cbm Holz zur Anfertigung von Unterkunftsgert fr Lieferungen an den Reichsminister fr Rstung und Kriegsproduktion[148] (Rstungsausbau) in die Produktion gegeben. Neben dem Bau von Unterkunftsgert aus frz. Kontingenten luft eine echte Auftragsverlagerung fr ca 30 000 Mannschaftsdoppelbetten. Fr die Mbelauftragsverlagerung in Frankreich standen im 1. Quartal r[un]d 15 000 cbm Holz zur Verfgung. Mit Rcksicht auf die versptete Anlieferung der im Rahmen der Sonderaktion fr Bombengeschdigte einmalig zur Verfgung gestellten 30 000 cbm Holz ist die Umsetzung dieses Holzes in Mbel erst im Berichtszeitraum praktisch in Gang gekommen. Der innerfranz. Bedarf an Korkproduktion konnte auch im 1. Quartal 1944 noch einigermassen gedeckt werden, da Einfuhren aus Spanien (Kompensationsgeschfte) die Versorgungslage erleichterten. Die Auftragsverlagerung an Kronenkorken wurde wesentlich gesteigert, so dass jetzt je Vierteljahr 125 000 000 Kronenkorken nach Deutschland geliefert werden.

Tabak Die Produktion der franz. Tabakregie war normal. Da in Europa an Rohtabak eine ausgesprochene Mangellage herrscht, wird Frankreich den Tabakanbau 1944 von 17 000 ha auf 25 000 ha steigern. Es werden 1944 Tabakkulturen in 57 Departements gegenber 32 vor dem Kriege angebaut werden. Der
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gewerbliche Anbau, d.h. der Anbau im grossen, wird von 17 000 ha auf 21 000 ha gesteigert, die restlichen 4000 ha sollen im Kleinanbau erzielt werden, und zwar mit helleren Sorten, deren Samen aus Deutschland geliefert wird.

Reparaturen In der Berichtszeit wurde geprft, in welchem Umfange eine Erweiterung des bisherigen Programms von Reparaturverlagerungen aus dem Reich nach Frankreich erfolgen kann. Dabei wurde festgestellt, dass auf nachstehenden Sektoren Reparaturenverlagerungen in Frankreich durchgefhrt werden knnen: Nhmaschinen, Uhren (ber den bisherigen Umfang hinaus), Gebrauchsgegenstnde und Haushaltsartikel, in beschrnktem Umfange Elektrogerte, Bekleidung, Strmpfe und Lederwaren. Es werden die hierzu erforderlichen Vorbereitungen sofort in Angriff genommen.

3. Ernhrung und Landwirtschaft Erzeugung Der Stand der Wintersaaten ist im allgemeinen mittel bis gut. Infolge einer K ltewelle im Februar und Mrz wurde mit den Frhjahrsbestellungen um einige Wochen spter als in Normaljahren begonnen. Die bereits durch die geringe Rauhfutterernte 1943 hervorgerufenen Schwierigkeiten in der Futterversorgunghaben sich weiter verschrft; die Milch- und Fleischerzeugung wurde ungnstig beeinflusst. In Sdwestfrankreich bte die Trockenheit einen ungnstigen Einfluss auf den Stand der Saaten und des Grndlandes aus. Durch militrische Massnahmen[149] - berschwemmungen und Verminung - wurden, besonders in den Kstengebieten, erhebliche Flchen (Nordwestfrankreich etwa 40 000 ha, Sdwestfrankreich 15 000 ha bis 16 000 ha) von zumeist hohem Ertragswert der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung entzogen. Um die Anbau- und Ablieferungsauflagen in ihrer Gesamtheit aufrechtzuerhalten, mussten infolgedessen bei den wichtigsten Erzeugnissen Verlagerungen der Anbauauflagen auf andere Departements vorgenommen werden. Der Anbau von lfrchten wurde weiterhin stark propagiert, um die fr 1943/44 geplante Gesamtflche von 400 000 ha im Vergleich zu etwa 250 000 ha im Vorjahr zu erreichen. ber die ursprnglich vorgesehene Qualittsleinanbauflche von 50 000 ha wird lfaserlein in strkerem Umfange angebaut. Auch fr den Sojaanbau und einige fr Frankreich neue Pflanzen, wie Ramie, Kok-Sagis, Rizinus und Lallemantia Iberica werden zustzliche Landflchen bentigt. Die Brachlandaktion[150], die seit dem Frhjahr 1943 mit Hilfe der La-Fhrer[151] durchgefhrt wird, hat im Laufe der letzten Monate weitere Erfolge gezeitigt. Es wurden vor allem solche Flchen neu in Kultur genommen, deren Ausnutzung auch bei verhltnismssig geringem Aufwand an Betriebsmitteln eine gute Leistung verspricht. Die weitere Arbeit der La-Fhrer erstreckte sich whrend der Wintermonate vorwiegend auf die Wirtschaftsberatung (7250 Einzelberatungen, 3173 Sprechtage, 874 Hofbegehungen und 2446 Versammlungen mit einer Besucherzahl von r[un]d 84 000 Landwirten). Um durch das Beispiel fortschrittlicher Betriebe die Landwirte zu Verbesserungen anzuregen, wurden 688 Beispielbetriebe in 2772 Beratungen besonders eingehend bearbeitet. Zu den 627 Schauversuchen ber Bodenbearbeitung, Dngungs-, Sorten- und Aussaatversuchen sowie Pflegearbeiten, die im Herbst unter Mitwirkung der FKn angelegt wurden, kommen r[un]d 1600
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Schauversuche im Frhjahr, die z.T. auch der Erprobung neuer Kulturpflanzen in Frankreich dienen. Der Erfolg der erzeugungspolitischen Arbeit des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] wird ungnstig beeinflusst durch den immer strker werdenden Mangel an Betriebsmitteln, die Knappheit an Arbeitskrften und den zunehmenden Terrorismus. Die Dngemittelversorgung hat hauptschlich wegen der Transportschwierigkeiten einen neuen Tiefstand erreicht. Es kann im l[au]f[en]d.[en] Wirtschaftsjahr nur ein kleiner Teil der vorgesehenen Kontingente, die weit unter der durchaus ungengenden Friedenshhe liegen, zugeteilt werden. Ein Absinken der Ertrge, vor allem bei den anspruchsvollen Kulturen (lfrchte, Zuckerrben und Feldgemse), wird sich auch bei gnstigen Witterungsbedingungen nicht vermeiden lassen. Es wurden erhebliche Anstrengungen gemacht, um den Bedarf der franz. Landwirtschaft an Samen und Saaten sicherzustellen. Die Zuschusslieferungen aus dem Reich an Saatgetreide, lsaaten, Grassaaten, Futter- und Zuckerrbensamen und Se-Leinsaat sind trotz der Transportschwierigkeiten im allgemeinen planmssig durchgefhrt worden. Lediglich bei Pflanzkartoffeln wurde durch Krzung der Reichslieferungen um 20 000 t eine Verschlechterung in der Versorgung hervorgerufen. Diese Entwicklung ist deswegen besonders bedauerlich, weil auch aus dem franz. Haupterzeugergebiet fr Saatkartoffeln, der Bretagne, wegen der Transportbehinderungen etwa 30 000 t nicht in die Anbaugebiete gebracht werden konnten. Die Verteilung der Saatkartoffeln wird durch die Zerstrung der Verschiebebahnhfe in Nordfrankreich und eine vorbergehende totale Verkehrssperre wesentlich behindert. Es ist zu befrchten, dass diese Strungen nicht wieder gutzumachenden Schaden hervorrufen. Bei der klimatisch bedingten Anflligkeit der Kartoffeln gegenber den Abbaukrankheiten muss jede Einschrnkung in der Belieferung mit gesundem Saatgut zu einer fhlbaren Verminderung der Ertrge fhren. Die franz. Saatgutlieferungen an das Reich haben trotz mancher Unterbrechungen einen befriedigenden Verlauf genommen, so dass - soweit es sich um den franz. Teil des deutschen Zuschussbedarfs handelt - die deutsche Frhjahrsversorgung sowie Obstsaat- und Pflanzgut gesichert erscheint. In der Berichtszeit wurden 35 000 Pferde fr die deutsche Wehrmacht ausgehoben, davon 5000 mit Geschirren und Wagen. In den Weided[e]p[arteme]ts. der Kstengebiete wurde vielfach fr Befestigungszwecke Koppeldraht abgebaut; es ergeben sich daraus Ausflle in der Milcherzeugung und beim Mastvieh. Die Versorgung der franz. Landwirtschaft mit Arbeitskrften hat sich weiterhin verschlechtert. Durch Erlass vom 24.1.44 sind allerdings im Rahmen der neuen Sauckel-Aktion fr die Landwirtschaft Schutzbestimmungen erlassen worden, wonach bis zum 31.7.44 ein absoluter Schutz fr die landwirtschaftlichen Betriebegewhrt wird[152]. Den Betrieben der Ernhrungswirtschaft wurde nur ein relativer Schutz zugestanden; es wird in jedem einzelnen Fall gepr ft, ob die Fortfhrung der Betriebe durch den Abzug von Arbeitskrften gefhrdet wird. Die Arbeiten in der Landwirtschaft wurden stellenweise durch den zeitweiligen Einsatz von Landwirten, Landarbeitern und Gespannen fr die Anlage von Befestigungs- und OT-Bauten erheblich behindert.

Versorgung Die Versorgung der Grosstdte mit den lebensnotwendigen Nahrungsgtern ist in den letzten Monaten

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noch schwieriger geworden. Jahreszeitlich erreichen die Versorgungsspannungen im Fr hjahr ihren Hhepunkt. Neben den Rckgngen in der Zuteilung von Fett und Fleisch ist besonders bei den Kartoffeln ein Abfall gegenber dem Vorjahr festzustellen, whrend die Gemseversorgung besser war. Die Versorgung der Grosstdte ist in den letzten Monaten vor allem durch Transportstrungen erschwert worden. Die Weizenablieferungen entsprachen in der Berichtszeit ungefhr den Erwartungen. Es zeigte sich jedoch, dass sich, besonders im Bereich des Bef[ehls]h.[abers] Sdwestfrankreich[153] und dort vor allem in der Bretagne, erhebliche Ausflle gegenber den ursprnglich errechneten Lieferungsmengen ergeben werden. Die Weizenablieferungen an das Reich waren besser als im letzten Vierteljahr 1943. Bis Ende Mrz 1944 waren fr das Reich und die Truppenversorgung r[un]d 580 000 t Weizen geliefert. Die Versorgung der Truppe mit Weizenmehl und Getreideerzeugnissen war befriedigend, die der Grosstdte infolge der Transportschwierigkeiten und der Konkurrenz mit dem deutschen Verladeprogramm stark gehemmt. Der Gesamtbestand der Mhlen, des Handels und der Bcker reicht in manchen Grosstdten nur fr die Versorgung von 5-10 Tagen. Die Versorgungslage spitzt sich stndig weiter zu, da die Transportschwierigkeiten von Tag zu Tag zunehmen. Die wachsenden Versorgungsschwierigkeiten haben die franz. Regierung zur Wiederheraufsetzung des Ausmahlungsprozentsatzes von 92 auf 98% mit Wirkung vom 15.3.44 veranlasst[154]. Trotz dieser Einsparungsmassnahme bleibt es zweifelhaft, ob der Anschluss an das neue Erntejahr gefunden werden kann. Die Haferaufbringung ist trotz der Transportschwierigkeiten und einer geringeren Haferernte recht gut vorwrts gekommen. Wesentliche Rckstnde bestehen lediglich in den eigentlichen Terrorgebieten Nordostfrankreichs und der Bretagne. In der Kartoffelversorgung ist eine weitere Verschlechterung eingetreten. Die ungengende Erfllung der Wehrmachtkontingente zwang zu einer vollstndigen Einstellung der Zuteilungen an die Zivilbevlkerung. Seit Anfang Februar gehen alle abgelieferten Kartoffeln an die Wehrmacht. Trotzdem bestand am 31.3. noch ein Lieferungsrckstand von etwa 60 000 t. Die Schlachtviehablieferungen waren im 1. Vierteljahr 1944 rcklufig. Die Qualitten haben sich weiter verschlechtert, was in der Hauptsache noch auf die Auswirkungen der Trockenheit im Sommer 1943 zurckzufhren ist. Infolge der starken Entnahme fr die Truppe und das Reich haben sich aber auch Eingriffe und Vorgriffe auf die Magerviehbestnde nicht vermeiden lassen. Trotz aller Schwierigkeiten war die Truppenversorgung befriedigend. In der Zivilversorgung sind jedoch empfindliche Strungen eingetreten. In den Grosstdten konnten im allgemeinen nur 90 g pro Woche zugeteilt werden. Die Zuschlge fr Schwer- und Schwerstarbeiter und die Sonderzulagen fr die Rstungsarbeiter sind jedoch regelmssig erfllt worden. Im Mrz musste erstmalig auf die Gefrierfleischbestnde zurckgegriffen werden. In der Schlachtvieherfassung wurde neben anderen Massnahmen ein Schlachtviehauflagesystem eingefhrt, das bis zum Schlachtvieherzeuger reicht. Die Fettversorgung erreichte ihren bisher grssten Tiefstand. Da das Wachstum auf den Weiden ungewhnlich spt einsetzte und z.T. auch Trockenheitsschden eingetreten sind, hat der saisonmssige Anstieg der Buttererzeugung bisher noch keine Entlastung gebracht. Die Erfassung und Verarbeitung der lfrchte aus der letzten Ernte wurden durch Transportstrungen wesentlich erschwert.

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In den Wein- und Spirituosenverladungen sind trotz der Transporthemmungen keine erheblichen Strungen eingetreten, einmal weil besondere Weinkesselwagen fr diese Verladung zur Verfgung stehen, und weil zur Verladung von Qualitts- bzw. Flaschenweinen geschlossene Gterwagenzge, die geladen aus Deutschland nach Frankreich rollten und ins Reich zurck mussten, bereitgestellt werden konnten. Die Schwierigkeiten beim Einkauf von Qualittsweinen fr das Reich wurden durch eine allgemeine Blockierung der Qualittsweine des Jahres 1943 bis zum 5.4.44 behoben,[155] wobei den deutschen Importbeauftragten vor diesem Zeitpunkt die Mglichkeit zum Einkauf gegeben wurde.

4. Forst- und Holzwirtschaft Organisation der frz. Forstverwaltung Die Dienststellen der Regionalconservateure, nunmehr ein Jahr alt[156], haben als Organe fr die Holzaufbringung in den einzelnen Departements die "Comptoirs dpartementaux forestiers". Seit dem 1.4.44 befindet sich in ihnen als Delegierter der franz. Forstverwaltung grundstzlich der zustndige Territorialconservateur selbst, womit eine Vereinfachung der Einwirkung durch die deutschen Forstbeamten der FKn erzielt ist. Da militrische Belange immer hufiger schnellste Befriedigung sehr grosser Holzanforderungen ntig machen, muss immer mehr in das kunstvolle Gebude der franz. Holzbewirtschaftungsorganisation mit Sondermassnahmen eingegriffen werden. Die dringend ntig gewordenen deutschen Forstdienststellen im Heeresgebiet Sdfrankreich sind im Aufbau begriffen, der aber mangels geeigneter Krfte nur langsam vor sich geht. Um in dem fast 1 Mill. ha grossen Waldgebiet der D[e]p[artemen]ts. Landes und Gironde mit seinen rtlich noch kaum festgelegten riesigen Waldbrandflchen der letzten Jahre bessere und zugleich fr die Militrgeographie ntzliche Unterlagen fr die forstlichen Planungen zu erhalten, sind unter der Bezeichnung "forstliche Erkundung" besondere Arbeiten eingeleitet. Zunchst wurde das bereits vorliegende neuere Karten- und Luftbildmaterial mglichst vollstndig beschafft, geordnet und z.T. bereits ausgewertet. Beim RLM[157] ist eine baldige neue Luftbildaufnahme beantragt. Die Arbeiten werden im Einvernehmen mit dem zustndigen AOK[158] durchgefhrt.

Arbeitseinsatz In der Arbeitseinsatzlage hat der Erlass von Schutzbestimmungen fr die forst- und holzwirtschaflichen Betriebe, die allerdings zunchst nur bis 31.7.44 befristet sind, eine Erleichterung gebracht[159]. Wenn die Arbeitseinsatzlage nach wie vor gespannt ist, so beruht das darauf, dass eine Ersatzgestellung fr die frher abgezogenen Schlsselkrfte immer noch nicht merkbar durchgesetzt werden konnte, dass aus militrisch-politischen Grnden[160] die Forstlager des franz. Arbeitsdienstes (Chantiers de la Jeunesse) leider im Abbau begriffen sind, dass vielfach die Rckkehr fr militrische Bauten in Anspruch genommener Waldarbeiter nicht erreicht werden konnte, und dass die Anforderungen an die Erzeugung der forst- und holzwirtschaftlichen Betriebe dauernd zunehmen. Unter den Holzhauern spielen die

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Auslnder (Italiener, Spanier, Jugoslaven usw.) zahlenmssig und wegen ihrer bei geringen Lebensansprchen besonders guten Leistungen eine sehr wichtige Rolle. Ihrem geplanten Abzug mit Ersatz durch andere Krfte muss mit Sorge entgegengesehen werden. Ein im Raum Bordeaux[161] eingefhrtes einfaches Leistungslohnsystem[162] hat eine beachtliche Leistungssteigerung bei den dort eingesetzten farbigen Kriegsgefangenen (r[un]d 3500 Mann in 17 Lagern) erzielt. Zahlenmssig bleibt der Einsatz durch die trotz Mithilfe von Wolgafinnen und Wallonen beschrnkte Zahl der Wachmannschaften begrenzt.

Holztransport Die alten Schwierigkeiten im Holztransport bestehen verschrft weiter und fhren in Verbindung mit umfangreichen Beschlagnahmungen von Gespannen und Kfz fr militrische Bauvorhaben und mit Ankauf von Lkw durch die Truppe zu bedenklichen Wertminderungen des eingeschlagenen Holzes. Ernste Mangellagen sind flssige Treibstoffe(nur 35% der Zuteilung von Mrz 1942), Schmierl, Bereifung, Futtermittel (besonders Heu und Stroh) und Waggongestellung.

Grubenholz Die Grubenholzaufbringung ist durch eine seit 1.1.44 l[au]f[en]d. neue Grubenholzauflage 1944 formell gesichert. Beim Einschlag macht sich die Konkurrenz mit den fr Tankholz, Holzkohle und Brennholz vielfach gezahlten berpreisen bemerkbar. Immerhin ist das Einschlagsoll erfllt. Die Anlieferung an die Zechen leidet zunehmend unter der Transportkrise, obwohl f r Grubenholz die Prioritt im Eisenbahntransport sorgfltig gewahrt blieb. Der mit 300 000 fm[163] fr 1944 vorgesehene Grubenholzexport nach Belgien ist wegen der Transportlage noch sehr wenig wirksam geworden.

Holzeinschlag Der Holzeinschlag konnte im wesentlichen planmssig fortgefhrt werden. Leider mssen immer mehr Waldflchen infolge Sperrung fr Nachschublger, fr Erweiterung von Flugpltzen und fr sonstige militrische Zwecke aus der Nutzung ausscheiden.

Holzverkauf Die Verkufe stehenden Holzes zum Einschlag wurden durch die Preisunsicherheit verzgert. Nach Festsetzung der neuen Holzpreise ab 1.1.44 sind sie besser vorangegangen. Die Haltung des verkaufsunwilligen Privatwaldes, das Bestreben der franz. Forstverwaltung auf Schonung der Wlder und offensichtlich auch die Ttigkeit terroristischer Organisationen haben vielfach hemmend gewirkt.

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Die deutschen Forstdienststellen haben wiederholt eingreifen mssen, um die lfd. Versorgung der kriegswichtigen holzbearbeitenden Betriebe durch Erhhung der Rohholzeinkaufskontingente, durch Zuweisung zustzlicher Schlge oder durch Einschlagsbeschlagnahmungen zu sichern.

Harzproduktion Das Gesamtergebnis der Rohharzernte 1943 ist mit 80 Mill. Ltr. anzusetzen. Im Vergleich mit dem Vorjahr ergibt sich ein Ausfall von etwa 5%, im wesentlichen begrndet durch die grossen Waldbrnde im April 1943[164]. Fr 1944 ist von vornherein mit einem Minderertrag zu rechnen, weil in den besonders ertragreichen Kstengebieten aus militrischen Grnden Sperrzonen geschaffen sind[165], die fr die Harznutzung ausfallen. Man schtzt den Verlust auf etwa 1 Mill. Ltr. Die dort evakuierten etwa 100 Harzer sollen auf freie Bestnde angesetzt werden. Aus dem Liefervertrag 1943 fr Deutschland, der bis Ende Mrz 1944 abgewickelt sein sollte (33 000 t Kolophonium, 9000 t Terpentinl) waren am 1.3. wegen Waggonmangel noch rckstndig: r[un]d 20 000 t Kolophonium und 2600 t Terpentinl. Die Lage der holzbearbeitenden Betriebe ist besonders wegen der Schwierigkeit der Holzversorgung (Transportfrage!), wegen des Mangels an Maschinenersatzteilen, an Schmier l, an elektrischer Energie (Feindeinwirkung, Sabotage, Wassermangel) unverndert gespannt. Wenn trotzdem ein fhlbares Absinken der Produktion nicht eintrat, so ist das auf den unverkennbar vorhandenen guten Willen des grssten Teils der Unternehmer und auf die Untersttzung aller beteiligten deutschen Dienststellen zur berwindung der Mngel zurckzufhren. Die zunehmend strkere Truppenbelegung und immer neue holzfressende militrische Sicherungsprogramme[166] brachten eine starke Zunahme der Selbsteinschlge durch die Wehrmacht und OT mit sich. Um die gerade im Interesse der Wehrmacht ntige Ordnung in der Forst- und Holzwirtschaft trotz allem mglichst zu wahren, und um nicht wiedergutzumachende wirtschaftliche Schden zu vermeiden, hat OB West in einem Befehl vom 28.3.44 nachdrcklich darauf hingewiesen, dass die "Zusammenarbeit zwischen den militrischen Dienststellen und den deutschen Forstdienststellen besonders fr die Truppe wichtig ist und in jedem Falle gesichert sein muss."[167] Grosse Sonderprogramme, z.B. Bau des Kstenhindernisses, konnten durch die Ttigkeit der deutschen Forstdienststellen in oft kurzer Zeit mit dem ntigen Holz versorgt werden. Immer schwieriger wird aber dabei das Einpassen in die regelrechte Holzbewirtschaftung. Die Holzversorgung der Wehrmacht und des sonstigen kriegswirtschaftlichen Bedarfes ist auch im Berichtszeitraum ohne Nachschub aus dem Reich im wesentlichen gelungen. Immer st rker wird dabei der Druck aus Belgien und Holland, die wegen Erschpfung des eigenen Holzvorrates zunehmend auf franz. Lieferungen angewiesen sind. Die ab Januar 1944 befohlene Steuerung der Wehrmachtsbedarfsdeckung fr alle besetzten Westgebiete in der Hand des Generalingenieurs beim OB West[168] unter Inanspruchnahme der Forstabteilung beim Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] in Frankreich trgt dieser Entwicklung Rechnung. Der Bedarf hat deutlich steigende Tendenz. Die Brennholzvorrte fr die Wehrmacht waren infolge verstrkter Belegung, unzureichender

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Kohlenanfuhr und anhaltender Frhjahrsklte schon vor Ablauf des Versorgungsjahres (30.6.44) vielfach erschpft, so dass Nachlieferungen und Vorgriffe auf das neue Jahr angeordnet werden mussten. Fr die Brennholzversorgung der Wehrmacht 1944/45 (Versorgungsjahr 1.7.44 - 30.6.45) ist der franz. Forstwirtschaft in Erledigung der Quartierleistungspflicht das Aufbringen von 980 000 rm[169] Brennholz auferlegt. Die Beanspruchung von Holzmengen fr Fertigungen zugunsten der deutschen Bombengeschdigten zeigt steigende Tendenz. Auf dem Gebiet der festen Treibstoffe (Tankholz und Holzkohle) mussten zur Vorratsbildung fr die Wehrmacht ungewhnliche Aufkufe durchgefhrt werden, die Strungen im Brennholzaufkommen und Eingriffe in andere deutsche und lebenswichtige franz. Lieferungen mit sich brachten. Auch die Inanspruchnahme von Waldbestnden zur Herstellung fester Treibstoffe, sowohl durch frz. von deutschen Dienststellen gefrderte Unternehmen, als auch fr sehr grosse Selbstbetriebe der OT und der Luftwaffe, weitete sich erheblich aus und konnte oft nur noch mit Mhe und gegen den Widerstand franz. Stellen befriedigt werden. Die Abnahme hiebsreifer Niederwaldbestnde wird bereits fhlbar; im Bezirk Nordwestfrankreich ist das Abtriebsalter von durchschnittlich 30 Jahren jetzt schon auf durchschnittlich 25 Jahre abgesunken. Durch Bereitstellung von Kasein und einer geringen zustzlichen Menge von Kauritleim ist es gelungen, die Sperrholzerzeugung wieder auf die ungefhre Hhe des Vorjahres mit 2000 cbm je Monat zu heben, was infolge des gestiegenen Bedarfes noch immer nicht ausreicht. Die fr die Steigerung der Flugzeugsperrholzherstellung vorgesehenen Massnahmen sind z.T. inzwischen verwirklicht. Der Abschluss des Verkaufes von Jagdgewehren aus franz. Besitz an Wehrmachtjger weist den Verkauf von 11 143 Gewehren und 4602 Futteralen nach, wofr insges.[amt] 477 855,- RM in franz. Whrung vereinnahmt wurden. Die Verkaufsaktion ist beendet.

5. Auswrtiger Waren- und Zahlungsverkehr Warenverkehr m.[it]d.[em] Deutsch.[en] Reich, Elsa u.[nd] Lothringen Die 1943 eingetretene erhebliche Steigerung der franz. Warenausfuhr nach Deutschland setzte sich auch in den ersten Monaten d.[ieses]J[ahre]s. fort. Als Folge dieser Entwicklung ergibt sich ein weiteres Anwachsen der deutschen Clearingverschuldung gegenber Frankreich. Der Saldo zu Gunsten Frankreichs betrug am 10.3.44 6,9 Mrd. RM gegenber 5,95 Mrd. RM am 31.12.43. Ein hnliches Bild zeigt die Entwicklung des Warenverkehrs zwischen Frankreich und Elsass-Lothringen, wo in den ersten beiden Monaten 1944 einer deutschen Wareneinfuhr im Wert von 56 Mill. RM eine Ausfuhr nach Frankreich von nur 27 Mill. RM gegenbersteht.

m.[it] d.[en] brigen Lndern Mit Finnland ist ein neues Abkommen am 22.3.44 abgeschlossen worden[170]. Im Verkehr mit der
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Schweizmacht sich die Clearingverschuldung Frankreichs, die inzwischen auf r[un]d 600 Mill. ffrs angewachsen ist, weiterhin strend bemerkbar[171]. Ein neues Abkommen vom 15.3.44[172] bezweckt eine Abgleichung des Warenaustausches. Mit Ungarn wurde ein Zusatzabkommen abgeschlossen, insbes. [ondere] ber die Einfuhr von Gemsesamen und Erbsen nach Frankreich[173]. Die Clearingverschuldung gegenber Spanien hat sich etwas verringert, was jedoch ohne Einfluss auf die Belebung des Warenverkehrs geblieben ist. Einzelgeschfte werden ebenso mit Portugalweiterhin durchgefhrt. Das alte Rahmenabkommen mit Schweden ber r[un]d. 140 Mill. Franken, welches bis auf einen Restbetrag von 18 Mill. frs erfllt werden konnte, ist durch ein neues Abkommen mit einem Rahmen von 65 Mill. ffrs. abgelst worden[174]. Es muss immer wieder darauf hingewiesen werden, dass wichtige Einfuhren nicht m glich sein werden, wenn es nicht gelingt, die frz. Ausfuhr mindestens auf der bisherigen Hhe zu halten.

Kapitalverkehr Wertpapiere, Devisen, Gold Es ist die Zurckfhrung der in den Kstendepartements am Kanal und am Atlantik liegenden Bestnde an Devisen, Gold und auslndischen Wertpapieren in das Innere des Landes verfgt worden. Diese Aktion, bei der umfangreiche Werte zu bewegen sind, soll am 21.4. abgeschlossen sein.

mit Italien In teilweiser Auflockerung des unterbrochenen Zahlungsverkehrs zwischen Frankreich und Italien sind berweisungen von Pensionszahlungen aus Italien nach Frankreich und von Lohnersparnissen italienischer Arbeiter von Frankreich nach Italien wieder zugelassen worden.

Verrechnungsregelung Eine am 21.2.44 zustandegekommene franz.-dnische Vereinbarung sieht die Bedienung der beiderseitigen Staatsanleihen im Wege der franz.-dnischen Verrechnungsregelung vom 28.6.43 vor[175].

6. Bank-, Brsen- und Versicherungswesen Whrungs- u.[nd] Kreditwesen Der Notenumlauf der Banque de France musste erwartungsgemss weiter zunehmen. Er stieg im Berichtsabschnitt von 497,8 Mrd. frs (23.12.43) weiter auf 524,6 Mrd. frs (16.3.44). Von den im 1. Vierteljahr 1944 in Verkehr geflossenen Noten entfallen nach den Angaben der Reichskreditkasse fr das volle Vierteljahr auf deutsche Rechnung ca 24 Mrd. frs, die die Reichskreditkassen in bar (einschl. der Verstrkung bei den Provinz-Anstalten) abgehoben haben. Zur Einlsung der RKK-Scheine[176] wurden whrend der ersten 3 Monate des Jahres 1944 nur noch 480 Mill. frs gebraucht. Die Steuerung der Ausgaben, die zu Lasten des Besatzungskostenkontos gezahlt werden, ist damit nicht unwesentlich

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erleichtert worden. Der Sonderkredit der franz. Notenbank an den Staat wurde am 30.3. abermals um 30 Mrd. frs auf 381 Mrd. frs erhht, nachdem bereits am 9.3. der damalige Kredit von 351 Mrd. frs voll in Anspruch genommen war. Nach wie vor ist ein nicht unbetrchtlicher Teil der Zahlungen des Staates fr die Besatzungskosten ausserhalb der Notenbank durch Inanspruchnahme des Geld- und Kapitalmarktes aufgebracht worden. Die bisherige Politik der stndigen Ausgabe von Schatzbonds und der vorsichtigen Auflegung langfristiger Anleihen wurde fortgesetzt. Im Vergleich zum 31.12.43 erhhte sich die kurz- und mittelfristige Schuld des Staates nach den bisher vorliegenden statistischen Zahlen bis zum 29.2.44 neuere Zahlen liegen noch nicht vor - um r[un]d 19 Mrd. frs.Die langfristige Schuldhat sich infolge des Flligwerdens lterer Anleihen whrend der ersten beiden Monate des Jahres per Saldo kaum erhht,[177] obwohl im Februar eine neue Anleihe von 10 Mrd. frsuntergebracht werden konnte. Diese Anleihe hatte nicht nur auf dem Lande, sondern diesmal auch in den Stdten, insbes.[ondere] aber auch in Paris, einen recht beachtlichen Erfolg, wobei freilich dahingestellt bleiben muss, inwieweit zahlreiche Kreise der Bevlkerung aus Furcht vor Terrorakten bisher gehortete Banknoten gegen die neue Anleihe getauscht haben, um so ihr Vermgen vor dem Zugriff der Terroristen zu bewahren. Rd. 34 der FebruarAnleihe konnten ber Banken und sonstige ffentliche Zeichnungsstellen abgesetzt werden. Das restliche Viertel bernahm die Caisse des Depots et Consignations teils fr eigene Rechnung, teils fr Rechnung der Kapitalmarktorganismen, deren Finanzen durch die Caisse verwaltet werden. ber die Entwicklung der franz. Staatsschuld im allgemeinen vgl. die Anlage 10[178]. Durch Gesetz vom 27.3.44 wurde eine Anleihe besonderer Art, deren Erls auf etwa 8 Mrd. frs veranschlagt ist, aufgelegt[179]. Den grossen Kapitalsammelbecken wird nach neuerem deutschen Vorbild eine 3 14%ige Anleihe mit 10-jhriger Laufzeit angeboten, die nach 2 tilgungsfreien Jahren vom Ende des 3. Jahres ab jeweils mit 1/8 des Umlaufes getilgt werden soll. Die Anleihe ist gestckelt in Abschnitte von 10 Mill. frs. Der Zinsertrag betrgt in den tilgungsfreien Jahren 162 500 frs pro Halbjahr, am Schluss des 6. Halbjahres setzt die planmssige Tilgung ein, sodass sich dann fr die Restdauer der Laufzeit jhrliche Annuitten von 1 439 626 frs ergeben. An dem Erfolg auch dieser Anleihe wird nicht zu zweifeln sein. Fr die zugelassenen Zeichner (Caisse des Depots et Consignations, und zwar sowohl fr eigene Rechnung als auch fr Rechnung der ihr angeschlossenen Kapitalmarktinstitute, sowie die Versicherungsgesellschaften) stellt sich der Zinsertrag zwar um 14% niedriger als fr die sonst blichen lngerfristigen Staatsanleihen, aber hher als fr kurzfristige Schatzbonds. Der Banque de France wurde bei einem Geldtransport ber 1 Mrd. frs fast durchweg druckfrische Tausender-Noten der Ausgabe von 1942 geraubt. Das franz. Finanzministerium hat auf deutsches Drngen hin bekanntgemacht[180], dass die Bank die betreffenden Serien fr ungltig erklrte. Da es bisher erst gelang, einen Teilposten der geraubten Noten in Hhe von 100 Mill. frs wieder herbeizuschaffen, ist geplant, in nchster Zeit smtliche Noten zu 1000 frs der Ausgabe 1942 fr kraftlos zu erklren und durch einen neuen Typ zu ersetzen, von dem schon vorher grssere Mengen fertiggestellt waren. Fr die Bank wrde die Einlsung der noch nicht aufgefundenen 900 Mill. frs einen erheblichen Verlust bedeuten. Vergleichsweise betrgt der ausgewiesene Reingewinn des Jahres 1943 nur r[un]d 14 Mrd. frs. Die wichtigsten Bilanzzahlen der drei grssten franz. Grossbanken fr Ende Januar 1944 - neuere Zahlen fehlen - sind in Anlage 10 zusammengestellt[181]. Die Bilanzen lassen nach wie vor die traditionelle vorsichtige Liquidittspolitikder Grossbanken erkennen. Gegenber Ultimo Dezember 1943 waren die Depositeneinlagen - z.T. wohl als Folge der Restzahlungen auf die Anleihe des Crdit

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National vom Dezember 1943 - leicht rcklufig. Die Dividendenertrgnisse hielten sich auf der Vorjahreshhe oder stiegen an. Der 1940 eingefhrte Dividendenstop ist durch das Steuerreformgesetz vom 31.1.44 um 20% gelockert worden[182]. Von der hierdurch gegebenen Mglichkeit zu einer erhhten Ausschttung haben die meisten Banken Gebrauch gemacht; infolge der im vergangenen Jahr vorgenommenen Kapitalerhhungen - das neue Kapital darf hchstens 8% abwerfen - mussten die Nominalausschttungen pro Aktie im Vergleich zum Vorjahre aber teilweise geringer werden. (Maximaldividende fr das alte Kapital: Hchstdividende innerhalb der letzten drei Jahre vor dem 1.1.40.) Die bisherigen bergangsvorschriften ber das Mindestkapitalder Banken sind durch einen Beschluss der Bankenkontrollkommission im wesentlichen aufrecht erhalten geblieben[183]. Die Zwangsvereinigung der Privatbanken hat satzungsgemss ihren Verwaltungsrat neu gewhlt. Die Sparkassenstatistik ist erst bis zum 31.1.44 aufgestellt. Danach betrugen die Einlagen bei den Caisses d'Epargne Ordinaires und bei der Caisse Nationale d'Epargne zusammen 124 Mrd. frs gegenber 119 Mrd. frs am 31.12.43 (Ende des Jahres 1942 90,3 Mrd. frs). Die Entwicklung bei den Sparkassen verlief im Januar 1944 also gerade entgegengesetzt zu derjenigen bei den Grossbanken. Die Aero-Bank hat ihren Jahresabschluss 1943 gleichfalls fertiggestellt. Der ausgewiesene Reingewinn dient zur Verstrkung der eigenen Mittel. Im Januar hat sich die Bilanz wegen der berleitung der Feindgelder auf dieses Institut erheblich ausgeweitet. ber den Umfang der von den Reichskreditkassen geleisteten Arbeit unterrichtet Anlage 11[184].

Brsenwesen Die Brsentendenz war im 1. Vierteljahr 1944 wiederum uneinheitlich. Verschiedenen krzeren Hausse-Bewegungen folgten sehr bald wieder Perioden ausgesprochener Schwche. Im ganzen gesehensind die Kurse aber eher leicht gefallen mit Ausnahme der Suez-Papiere, die stark gefragt waren, nachdem gerchtweise verlautete, dass die Sowjetregierung einen grsseren Posten Suez-Aktien in Kairo erworbenhabe. Der Brsenvorstand hat versucht, durch technische Massnahmen den Suez-Markt mglichst einzuengen. Der Rentenmarkt lag bei der sorgfltigen Kurspflege wie immer behauptet. Die nicht unbetrchtliche Hhe der Interventionsverkufe ist zu einem Teil auf einen grsseren Kaufauftrag seitens des Pariser Sitzes der Suez-Kanalgesellschaft zurckzufhren, die Aktienwerte gegen Staatsanleihen eingetauscht hat. Im Durchschnitt wurden pro Tag ber 70% aller zugelassenen Aktien notiert. Die Umstze waren im Vergleich zur Vorkriegszeit natrlich klein, stellen aber durchweg echte Brsenumstzedar. Repartierungen waren selten, dabei berwogen diejenigen der Nachfrage; gelegentliche Repartierungen des Angebotes waren im wesentlichen nur im Januar zu verzeichnen. In Anlage 11[185] sind die Brsenindexziffern von Ende Dezember 1943 bis Ende Mrz 1944 gegenbergestellt. Im ersten Vierteljahr 1944 wurden (einschl. Agio) an der Pariser Brse neue Aktienim Betrage von r[un]d 1,1 Mrd. frs zum Brsenhandel zugelassen.

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Versicherungswesen Dem im Vorbericht S. 50[186] angekndigten Gesetz ber die Regelung der Sabotageschden in der Feuerversicherung[187] ist deutscherseits nunmehr zugestimmt worden. Der Prmienzuschlag zur normalen Feuerprmie ist auf Grund neuerlicher Schtzungen auf 15% festgesetzt worden. Die Praxis dieses Fonds Commun und damit die Auswirkungen des Gesetzes mssen abgewartet werden. Im Rahmen der franz. Plne ber die Regelung des Aussenhandels nach Beendigung des Krieges wurde das System der franz. Importkreditversicherung durch ein am 5.2. verffentlichtes Gesetz mit Durchfhrungsverordnung neu geregelt[188].

7. Preisregelung Preisbildung Die Lohnerhhungen, die nach der seitens der franz. Regierung abgegebenen Versicherung einer stabilen Preispolitik in der Textilwirtschaft, in der chemischen Industrie, bei den Banken und Versicherungsunternehmungen durchgefhrt worden sind, haben zu keinen Preissteigerungen gefhrt und werden von der Industrie bzw. vom Einzelhandel ohne Erhhung der Verbraucherpreise getragen werden. Die Handelsspannen im Gemse-Gross- und Einzelhandel sind Ende Mrz gesenktworden und haben zu einer Ermssigung der Verbraucherpreise gefhrt. Preissenkungen im Textileinzelhandel sind der franz. Preisdirektion auch bereits vorgeschlagen worden. Der bereits Ende 1943 gestellte Antrag auf Erhhung des Margarinepreises ist endgltig abgelehnt worden. Soweit die Kostensteigerungen eine Preiserhhung rechtfertigen, soll eine Preissttzung durch Subventionen erfolgen. Ebenso ist die von der franz. Regierung beantragte Erhhung des Preises fr Milch und Milcherzeugnisse abgelehnt worden. Die Winterpreise fr Milch und Milcherzeugnisse werden als Sommerpreise aufrechterhalten. Soweit sich im Winter eine Preiserh hung als notwendig erweist, soll diese Preiserhhung von der franz. Regierung subventioniert werden. Von einer Senkung der Eierpreise fr den Sommer ist Abstand genommen worden. Die franz. Preisdirektion hat zugesichert, die jetzt geltenden Eierpreise fr das gesamte Jahr 1944 aufrechtzuerhalten. Ein Antrag auf Erhhung der fr den innerfranz. Markt geltenden Champagnerpreise ist auf Grund einer eingehenden Preisprfung abgelehnt worden. Die Zeitungsverleger hatten Ende Dezember 1943 eine Erhhung der Zeitungspreisevon 1,- auf 2,- frs beantragt. Die bei Pariser und Provinz-Zeitungen durchgefhrten Preisprfungen zeigten, dass bei sparsamer Wirtschaftsfhrung eine Preiserhhung nicht gerechtfertigt ist. Der Antrag wurde daher abgelehnt. Preiserhhungen mussten auf Grund der Erhhung der Walzeisenpreise in der eisenverarbeitenden Industrie zugelassen werden. Ebenso mussten auf Grund der Ende Dezember erfolgten Holzpreiserhhung die Zellstoffpreise erhht werden.

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Die Preisbildung im Rahmen der Auftragsverlagerung ist im Zusammenhang mit der EinfuhrPreisverbilligung, die dem Auftragsverlagerer bisher die Verantwortung fr eine gnstige Preisgestaltung abnahm, auch in den vergangenen Monaten schwierig gewesen. Durch den verstrkten Einsatz von Wirtschaftsprfern im Rahmen von Kurzprfungen ist es unter weitgehender Bercksichtigung der Ertragslage der franz. Betriebe in einer Reihe von Fllen gelungen, bertriebene Preisforderungen der franz. Auftragnehmer auf ein angemessenes Mass zurckzufhren. Die am 17.3.44 gemeinsam vom Reichsminister fr Rstung und Kriegsproduktion, Reichswirtschaftsminister[189] und Reichskommissar fr die Preisbildung[190] erlassenen "Richtlinien fr die Preisbildung und Zahlungsabwicklung bei der Auftragsverlagerung nach Frankreich und Belgien"[191] bestimmen jetzt in den Fllen, in denen die deutschen Vergleichspreise berschritten und eine Einfuhrpreisverbilligung in Anspruch genommen wird, eine Besttigung der Angemessenheit des Einfuhr- bzw. Verlagerungspreises durch den Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] bzw. R-Stab[192].

Preisberwachung In den vergangenen Monaten sind zahlreiche planmssige Preisberwachungen von den franz. Preiskontrollbehrden durchgefhrt worden. Die Strafpraxis wird laufend von den deutschen Aufsichtsorganen berwacht, so dass bei der Bemessung der Ordnungsstrafen das Strafmass schrfer geworden ist. Die Strafen, die von den Gerichten festgesetzt werden, sind immer noch unbefriedigend. Die franz. Preiskontrollbehrden sind daher dazu bergegangen, Preisstrafsachen weniger als bisher an die Gerichte abzugeben und mehr in eigener Zustndigkeit durch Verhngung von Verwaltungsstrafen zu ahnden. Whrend 1942 138 871 Geldstrafen in einer Gesamthhe von 586 000 000 frs verhngt worden sind, sind 1943 264 742 Geldstrafen in einer Gesamthhe von 1 110 000 000 frs festgesetzt worden. Die Erhhung der Verwaltungsstrafbefugnisse der franz. Preisdirektoren, Geldstrafen bis zu 1 000 000 frs zu verhngen,[193] der vom Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] bereits zugestimmt worden ist, wird im Jahre 1944 eine weitere Verschrfung der Strafpraxis ermglichen. Die Preisberwachung wird ebenso wie im Reich auch in Frankreich durch die Verkehrseinschrnkung, die unzureichende Benzinzuteilung und die mangelnde Fahrradbereifung stark behindert. Eine vorbergehende Beeintrchtigung wird die franz. Preiskontrolle auch durch die Arbeitsverpflichtung der jngeren Beamten erfahren, zu der insgesamt 229 Beamte herangezogen werden. In einzelnen Bezirken macht sich ferner ein wachsender Widerstand der lndlichen Bevlkerung gegen die Preiskontrollorgane bemerkbar.

8. Arbeitseinsatz- und Sozialwesen Seit Beginn der Frankreich-Aktion[194] sind insges.[amt] etwa 70 000 Betriebe mit r[un]d 570 000 Erwerbspersonen berprft worden: r[un]d 38 000 Personen wurden fr anderweitigen Einsatz, sei es im Reich oder in Frankreich, freigestellt und umgesetzt. Dieses verhltnismssig geringe Ergebnis zeigt die Schwierigkeit, durch Auskmmung einer in ihrem Gefge ganz berwiegend auf Klein- und

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Kleinstbetrieben aufgebauten Wirtschaft die bentigten Arbeitskrfte zu gewinnen. Erschwerend wirkt hierbei, dass sich die Gefolgschaften der berprften Betriebe vielfach als beraltert erwiesen. Diese auf der allgemein ungnstigen altersmssigen Bevlkerungsschichtung Frankreichs beruhende Erscheinung ist durch die Flucht jngerer Arbeitskrfte in die Amnestie und Schutz verheissenden S-Betriebe nur noch verstrkt worden. Vom 1.1.-31.3.44 sind insges.[amt] 15 934 Krfte aus Frankreich nach dem Reich umgesetzt worden. Diese Zahl stellt nur einen Bruchteil der tatschlich fr das Reich verpflichteten Krfte dar. Die Ausflle durch Nicht-Erscheinen Verpflichteter sind noch immer erheblich. Sie sind bedingt einmal durch die allgemeine, einer Arbeitsaufnahme im Reich wenig gnstigen Haltung des grssten Teils der franz. Bevlkerung, zum anderen durch die Schwche und Lssigkeit der franz. Exekutive und vor allem durch die Angst vor Terrorisierung bei Befolgung deutscher Massnahmen. Dementsprechend ist die Verstrkung der deutschen Exekutivmanahmen eingeleitet und im Aufbau begriffen. In der Berichtszeit wurden ber die Umsetzungen nach dem Reich hinaus weitere r[un]d 237 000 Krfteanforderungen fr wichtige im deutschen Interesse liegende Aufgaben und Fertigungen erledigt. Allein r[un]d 55 000 der gestellten Krfte fallen hierbei auf Anforderungen der Wehrmachtteile, r[un]d 52 000 auf R-Betriebe und r[un]d 37 000 auf Krfteanforderungen der OT. Dabei ist in diesen Zahlen nicht einbegriffen die Ttigkeit der Arbeitseinsatzdienststellen, die sich aus den durch die Lage bedingten Notwendigkeiten ergibt, wie z.B. die Organisation des Luftkriegseinsatzes zur Wiederherstellung bombengeschdigter Anlagen, fr die in der Berichtszeit r[un]d 14 000 Krfte aufgebracht wurden, ferner die kurzfristigen Abstellungen von Krften zur Verstrkung militrischer Anlagen, fr die bisher weiteren [sic!] 22 000 Krfte beschafft werden mussten.

Ordnung d.[er] Arbeit Nach eingehenden Verhandlungen wurden im Einvernehmen mit dem GBA[195] die Lhne in den Gewerbezweigen Bau, Textil, Chemie, Banken und Versicherungen neu geordnet. Mit der Verffentlichung dieser Lohnordnungen (JO Nr. 64 v. 15.3.44)[196] wurde die von deutscher Seite geforderte Regierungserklrung ber den Preisstop vor den Vertretern der Presse abgegeben und in grosser Aufmachung in der gesamten Tagespresse verffentlicht[197]. Sie anerkennt die Preisstabilisierung und berwachung sowie eine Senkung der Zwischenkosten mit dem Ziele einer Preissenkung. Durch eine Anordnung ber Erschwerniszuschlge fr fremdlndische Arbeiter vom 26.1.44 wurden fr gewisse Baustellen der Luftwaffe und OT im Bereich des Generalingenieurs beim OB West Zuschlge zum Tariflohn zugelassen. Mit Wirkung vom 1.2.44 ist fr das Baugewerbe in Frankreich die Leitungsanordnung West des Sondertreuhnders der Arbeit fr die OT[198] vom 15.3.43 in Kraft getreten. Durch zwei Erlasse vom 7. und 8.3.44 wurde als wichtigste Grundlage fr die gesamte Lohnordnung eine ganz Frankreich umfassende Ortsklasseneinteilungverffentlicht, durch welche jede Gemeinde in eines der insges.[amt] 6 Lohngebiete eingereiht wird[199]. Die arbeitsrechtlichen Anordnungen fr das besetzte Frankreich wurden einer eingehenden berarbeitung unterzogen und dabei die Gehlter der Angestellten und Meister der Metallanordnung Frankreich angepasst[200]. Die departementalen Durchschnittslhne sind mit Erlass vom 16.2.44 (JO Nr. 48 v. 25.2.44)[201] entsprechend dem

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tatschlichen Stand neu festgesetzt worden. Ferner wurden durch Erlass v.[om] 14.3.44 Arbeitsweise und Entlohnung an den Feiertagen fr das Jahr 1944 geregelt[202]. Die andauernden Energiestrungen erforderten eine Regelung der durch sie bedingten Lohnausflle; diese sowie andere Vergtungsausflle wurden durch Gesetz vom 8.1.44 sowie Erlass vom 16.2.44 geordnet[203]. Strungen des Arbeitsfriedens durch Arbeitsniederlegungen waren im altbes.[etzten] Gebiet nur in geringem Umfang zu verzeichnen. Dagegen erfasste ein Streik in Sdfrankreich (Marseille) r[un]d 8000 Arbeiter der Metallindustrie (Schiffsbau u.[nter]a.[anderem]). Diese Bewegung wurde vorlufig aufgefangen und die Arbeit wieder aufgenommen, sie zeigt aber die angespannte Lage in Sdfrankreich und erfordert strengste berwachung und Sicherstellung sofortigen Durchgreifens im Wiederholungsfalle.

Sozialversicherung Die Verhandlungen ber die deutsch-franz. Sozialversicherungs-Vereinbarung vom 14.10.41 (in der Fassung der Vereinbarung v.[om] 16.5.43)[204] haben am 11.3.44 zu einer neuen ergnzenden Vereinbarung, besonders hinsichtlich des von der deutschen Krankenversicherung zu erstattenden Pauschbetrages gefhrt. Ausserdem wurde das Sterbegeld bei Todesfllen in Deutschland verdoppelt.

Betreuung Das franz. Generalkommissariat zur Betreuung der ins Reich vermittelten Arbeitskr fte wurde am 1.1.44 dem franz. Arbeitsministerium unterstellt[205]. Daraus entstanden nach dem Amtsantritt des neuen Arbeitsministers Dat[206] gewisse personelle Schwierigkeiten, die z.[ur]Z[ei]t. noch nicht behoben sind. Im Reich und in Frankreich wirkten sich auf die Betreuungsarbeit die im Mrz verhngte Urlaubssperre sowie die durch Feindeinwirkung verursachte Zerstrung des Karteimaterials der Deutschen Bank und die dadurch bedingte erhebliche Verzgerung in der berweisung von Lohnersparnissen ungnstig aus. Um der Stimmungsverschlechterung wenigstens in etwa entgegenzutreten, wurde insbesondere die Versendung von Bekleidungsstcken, von Sport- und Rundfunkgerten sowie der Versand von Paketen wesentlich gesteigert, so dass tglich durchschnittlich mindestens 2 Eisenbahnwaggons ins Reich abgefertigt werden konnten.

9. Finanzwesen Franz. Steueraufkommen 1943 Das franz. Steueraufkommen war nach dem Haushaltsplan fr das Kalenderjahr 1943 mit 102 Mrd. frs veranschlagt[207]. Das tatschliche Aufkommen betrug 118,4 Mrd. frs. Es setzt sich gemss Anlage 12[208] zusammen. Die Einnahmen des franz. Staates sind gegenber dem Jahr 1942 um r[un]d 24,6 Mrd. gestiegen. Diese Erhhung ist hauptschlich auf die Steigerung der Einnahmen aus direkten Steuern (contributions

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directes) um 12 Mrd. und der Umsatzsteuern (Produktions- und Transaktionssteuern) von zusammen 11 Mrd. zurckzufhren[209]. Das Schwergewicht der Steuereinnahmen verlagert sich damit immer mehr von den indirekten auf die direkten Steuern. Die Erhhung der Einnahmen aus direkten Steuern ist vor allem auf die nderung des Einkommensteuertarifs Anfang 1943[210] und auf die erhhten Gewinne in der Industrie, die durch Auftragsverlagerung voll beschftigt ist, zurckzufhren. Ein Teil der Mehreinnahmen wird auch durch eine Besserung des Veranlagungsverfahrens entstanden sein. Gerade in diesem Punkt sowie in dem Ausbau des Betriebsprfungssystems werden sich die Einnahmen des franz. Staates noch weiter steigern lassen. Die Steigerung des Umsatzsteueraufkommens entspringt in erster Linie den gestiegenen Preisen. Zu dem Mehraufkommen haben aber auch die teilweise Erhhung der Transaktionssteuer (Luxussteuer)[211] sowie die erstmalig fr das ganze Jahr sich auswirkende nderung der Produktionssteuer bei Grosseinkufen der Wehrmacht und dem Export beigetragen. Daneben hat eine Anzahl deutscher Firmen aus Unkenntnis erst im Jahre 1943 mit der Zahlung der Produktions- und Transaktionssteuer an den franz. Staat begonnen. Die Entwicklung der franz. Steuereinnahmen in den Jahren 1940 bis 1943 geht aus Anlage 12 hervor.

Das frz. "Finanzreformgesetz" Deutscherseits war immer wieder zum Ausdruck gebracht, dass es vor allem darauf ankme, die Veranlagungs- und Beitreibungsmethoden der franz. Steuerverwaltung zu verbessern und daneben noch solche nderungen des gegenwrtigen Steuersystems einzufhren, die geeignet seien, berschssige Kaufkraft nach Mglichkeit abzuschpfen. Demgegenber enthielten die franz. Gesetzentwrfe neben einigen Verbesserungen des gegenwrtigen Systems eine ganze Reihe beachtlicher Steuererleichterungen(u.a. eine erhebliche Erleichterung des Tarifs der allgemeinen Einkommensteuer), die in den Vorbesprechungen entweder garnicht erwhnt oder aber deutscherseits schon abgelehnt worden waren. Nach langwierigen Verhandlungen einigte man sich auf ein Gesetzgebungswerk[212], dessen wesentliche Punkte folgende sind: a) Arbeit und Verwaltung der Steuerbehrden sollen vereinfacht werden. Diesem Ziel dient u.a. eine Erhhung der Umsatzgrenze, bis zu der Gewerbetreibende auf dem Weg der Schtzung zur Einkommensteuer veranlagt werden knnen, ferner die Heraufsetzung der Freibetrge bei Einknften aus Gewerbe und Landwirtschaft, ebenso eine grndliche Neuregelung der Versicherungssteuern und der Besteuerung der Ertrgnisse der Banken aus mittelfristigen Krediten, endlich die Neu- und Zusammenfassung der bisherigen beiden Gesetze ber Produktionsteuer und Transaktionssteuer zu einem einheitlichen Gesetzestext. b) Strafen und Beitreibungsbestimmungen werden verschrft, Manahmen zur Verbesserung des Eingangs der Lohnsteuern eingefhrt. c) Die Freibetrge fr Familienlasten bei der Generaleinkommensteuer werden aus bevlkerungspolitischen Grnden erhht, Gewinne, die durch Verusserung von Anlagevermgen entstehen (Plus values) werden schonend behandelt, um die weitere Ansammlung stiller Reserven
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tunlichst zu frdern. Die Grundsteuer fr unbebaute Grundstcke wird erhht. Die Stempelsteuer auf Aktien, Grnderanteile und Obligationen wird zwangsweise abgelst, soweit sie bisher durch jhrliche sog. Abonnement-Zahlungen beglichen wurde. Endlich wird der 1941 eingefhrte Dividendenstop fr Ausschttungen der am 31.12.43 oder spter endenden Geschftsjahre unwesentlich aufgelockert. d) Die indirekten Steuern auf Salz, Wein, Bier und Zucker werden erhht. Dieser Erhhung musste aus fiskalischen Grnden zugestimmt werden trotz der entgegenstehenden preis- und lohnpolitischen Bedenken. Die franz. Regierung erwartet von den hier aufgefhrten Finanzmassnahmen Mehreinnahmen von etwa 10 Mrd. frs. Diese sind bei der Aufstellung des laufenden Staatshaushaltsplanes[213] schon in Rechnung gestellt. Von den im Haushaltsplan vorgesehenen Einnahmeerhhungen fehlt noch die in Aussicht genommene Erhhung der Verbrauchsabgabe auf reinen Alkohol. Ausserdem wird eine Erhhung der Tabakmonopolpreise erwogen. Die Franzosen wnschten eine Erhhung des Brotpreises. Die hierdurch bedingte Herabsetzung der staatlichen Subvention war im Staatshaushalt bereits vorgesehen, sie kann aber - so w nschenswert sie vom fiskalischen Standpunkt aus wre - aus preis- und lohnpolitischen Grnden nicht genehmigt werden.

Verwertung von Judenvermgen Die Verwertung des in den besetzten franz. Gebieten befindlichen Vermgens von Juden ehemals deutscher, polnischer und tschechischer Staatsangehrigkeit erbrachte bisher r[un]d. 100 Mill. frs, darunter Devisenwerte der verschiedensten Art und kriegswichtige Edelmetalle. Es sind z.[ur]Z[ei]t. ber 2000 Flle in Bearbeitung; neue gehen laufend zu.

III. Wehr- und Rstungswirtschaft

Im Zuge der Vereinheitlichung von OKW-Dienststellen hat das OKW die Eingliederung des Wehrwirtschaftsstabes West[214] in den Stab des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] befohlen. Ausfhrungsbestimmungen sind noch nicht erlassen. Der bisherige Chef des Wwi[215] Stabes West, Generalleutnant Hnermann, wurde zum Oberfeldkommandanten ernannt. An seiner Stelle wurde Generalmajor Brecht [sic!] [216] zum Chef Wwi Stab West ernannt. Die Wehrmachterfassungskommandos wurden besonders auf die Auskmmung der Privatbetriebe von Metallen, in erster Linie Blei, angesetzt. An wehrwirtschaftlich wichtigen Gtern und aus verwertbaren Beutebestnden wurden im Berichtszeitraum abtransportiert:

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NE-Metalle[217] durch die WEK[218] verladen aus Stockierungslagern durch Rstungskontrollkommission Bourges freigegeben und abtransportiert Fabrikeinrichtungen abtransportiert und Maschinen durch die WEK

5 731 t 11 760 t

955 t

Insgesamt wurden seit Einsatz der beiden WEK 3 und 9 an NE-Metallen abtransportiert: 11 203 Waggons mit 126 246 t. 1943 wurden aus Stocklgern an Beutegut 143 200 t der Verwertung zugefhrt, und zwar

Oberfeldzeugstab West: In der Hauptsache Artilleriegert, Munition, M.G., Fahrzeuge, Feldkchen, u.a. Kriegsgert Wehrmachtteile: fr Panzerwagenprogramme, Atlantikwall und laufende Neufertigungen Zur Verschrottung: unbrauchbares Gert durch WEK 9 und Stab Major Schu[219] Freigegeben an franz. Wirtschaft zur Verschrottung Pulver, Spreng- und Kampfstoffe und deren Vorprodukte Insgesamt 1943 dazu im 1. Vierteljahr 1944 6 900 t 143 200 t 11 760 t 7 000 t 55 800 t 6 500 t 67 000 t

154 960 t

Die Verwertung der Beutesprengstoffe wurde fortgesetzt, die gesamten Bestnde in St. Chamas[220] sind fr Wehrmachtzwecke in Frankreich restlos eingesetzt worden (ca 6000 t).

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An Kampfstoffen sind verladen worden:

Chlorpikrin Sternit Arsenchlorr Nebelstoff Nebelsure

264 t 64 t 27 t 76 t 6,5 t

Vernichtet wurden an Yperitgranaten: 242 312 Stck /75 mm.

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Der Militrbefehlshaber in Frankreich Abt. MVZ Br.[ief]B.[uch]Nr. 40/44 g[eheim]

[Stempel: Geheim!]

Anlagen zum Lagebericht ber Verwaltung und Wirtschaft Januar/Mrz 1944

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Anlagen-Verzeichnis

1. Arbeitsbericht des Deutschen Roten Kreuzes Januar/Mrz 1944. 2. Verzeichnis der wichtigsten im "Journal Officiel" verffentlichten franz. Gesetze. 3. Schlussbericht ber die Einsatzergebnisse der Gruppe Archivwesen in der Militrverwaltung Frankreich 1940-1944 (nur in 15 Ausfertigungen beigefgt). 4. Die Wagenverteilung in der Woche vom 11. - 17. 3. 1944 5. Energieaufbringung in Frankreich 1942-1944 (nur in 15 Ausfertigungen beigefgt). 6. Energieerzeugung der Laufwasser- und Speicherkraftwerke (nur in 15 Ausfertigungen beigefgt). 7. bersicht ber die der heimatlichen Rstungswirtschaft zur Verfgung gestellten Kupfermengen. Monatliche Zuweisungen an Kohle fr die Gaswerke. 8. Die Erzeugung in Binnen- und Sdfrankreich fr Giesserei-Roheisen, Rohstahl und Walzwerkerzeugnisse. 9. Franzsische direkte und indirekte Lieferungen fr Deutschland - Rohkautschuk in tons Kautschuk. 10. Franzsische Staatsverschuldung. Die hauptschlichen Bilanzzahlen der Grossbanken. 11. Verfgungen ber das Besatzungskostenkonto. Brsenindexziffern der Pariser Brse. 12. Das franzsische Steueraufkommen 1943. Die Entwicklung der franzsischen Steuereinnahmen 1940-1943. 13. Einnahmen des franzsischen Staates (graphische Darstellung, nur in 15 Ausfertigungen beigefgt).

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Anlage 8

Die Erzeugung in Binnen- und Sdfrankreich fr Giesserei-, Roheisen-, Rohstahl- und Walzwerkserzeugnisse.
(Die in Klammern aufgefhrten Ziffern sind die entsprechenden Ziffern fr die Monate September, Oktober und November 1943.)

Dezember 1943 t Giesserei-Roheisen Centre Ouest 897 (117) Centre Midi 3 893 (4 915)

Januar 1944 t

Februar 1944 t

Zusammen t

(1 503) 3 345 (8 067)

770 (1 160) 5 881 (8 153)

1 667 (2 780) 13 119 (21 135)

4 790 (5 032) Rohstahl Centre Ouest

3 345 (9 570)

6 651 (9 313)

14 786 (23 915)

17 579 (15 849)

16 436 (14 869) 21 208 (17 484)

18 396 (18 287) 25 593 (16 996)

52 411 (49 005) 67 388 (53 318)

Centre Midi

20 587 (18 838)

38 166 (34 687) Walzwerkerzeugnisse Centre Ouest 22 690 (23 015)

37 644 (32 353)

43 989 (35 283)

119 799 (102 323)

24 858 (24 246)

25 266 (22 891)

72 814 (70 152)

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Centre Midi

19 859 (18 996)

16 552 (18 183)

17 230 (17 937)

53 641 (55 116)

42 549 (42 011)

41 410 (42 429)

42 496 (40 828)

126 455 (125 268)

Verglichen mit dem Monatsdurchschnitt der Jahre 1942 und 1943 lag die Erzeugung fr GiessereiRoheisen, Rohstahl und Walzwerkerzeugnisse in Binnne- und Sdfrankreich in der Berichtszeit wie folgt:

im Verhltnis zu 1942 ca t Giesserei-Roheisen Rohstahl Walzwerkerzeugnisse minus 2500 minus 14 500 minus 9500 1943 ca t minus 2100 plus 500 plus 850.

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Anlage 9

Franzsische direkte und indirekte Lieferungen fr Deutschland - Rohkautschuk in tons Kautschuk

seit Besatzung Wirtschaftszweig Naturkautschuk bis einschl.[ielich] 1942 direkt 12 765 26 500 (Indochina) indirekt Altgummi direkt indirekt Regenerat direkt indirekt Reifen direkt indirekt -755 808 215 983 22 190 3100 ----500 8 064 -1943 88

zu erwarten 1944 nichts

--------

nicht aus Produktion, sondern in Form v.[on] Beschlagnahmungen od.[er] Erfassungen. Seit 1942 werden Reifen mit Buna und Russ aus Deutschland hergestellt..

Asbest

direkt indirekt

3600 ca 6-700

-ca 150

-ca 150

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Anlage 12

Das franzsische Steueraufkommen 1943 in Mill frs.

Contributions directes Enregistrement Timbre Oprations de Bourse Impt sur le revenu des capitaux mobiliers Douanes Contributions indirectes Taxes indirectes spciales Taxe sur le chiffte d'affaires Teaxe sur les transactions Sucres et saccharine Monopoles Exploitations industrielles Domaines Produits divers Insgesamt:

40 386,28 806,0 3 129,3 368,8 5 776,3 997,8 4 334,6 30,3 25 937,4 11 562,2 1 624,9 110,1 363,6 2 231,8 12 754,8 118 405,9

Die Entwicklung der franzsischen Steuereinnahmen 1940 bis 1943

in Mill. frs.

1940

1941

1942

1943

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Contributions directes Enregistrement Timbre Oprations de Bourse Impt sur le revenu des capitaux mobiliers Douanes Contributions indirectes Taxes indirectes spciales Taxe sur le chiffre d'affaires Taxe sur les transactions Sucres et saccharine Monopoles Exploitations industrielles Domaines Produits divers

13 091,4 2 951,3 2 025,9 78,0 5 158,4

19 500,6 5 184,8 2 222,2 117,0 6 096,3

28 222,5 7 450,7 2 632,8 365,8 6 799,6

40 386,2 8 806,0 3 129,3 368,8 5 776,3

7 939,4 5 136,9 408.1 123,4 5 550,5 1 353,2 94,3 48,6 1 060,3 13 911,1

6 096,3 6 141,8 356,8 13 866,4 7 047,7 1 144,0 119,1 233,1, 2 294,5 13 813,0

6 799,6 4 497,2 322,2 17 765,5 8 223,4 1 473,8 116,5 41,8 1 865,3 12 419,9

5 776,3 4 334,6 30,3 25 937,4 11 562,2 1 624,9 110,1 363,6 2 231,8 12 745,8

Insgesamt:

70 930,8

80 710,4

93 807,0

118 405,9

mehr (9 779,6)

mehr (13 096,6)

mehr (24 598,9)

[1]

Carl-Heinrich von Stlpnagel. Militrverwaltung, Zentralabteilung Gruppe Z 3, Presse und Propaganda. Unterschrift: von Stlpnagel. Vgl. hierzu die Verteiler zum Lagebericht November 1940 bzw. Januar/M rz 1943.

[2]

[3]

[4]

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[5]

Oberkommando des Heeres. Generalquartiermeister Eduard Wagner. Oberkommando der Wehrmacht. Wehrwirtschaftsamt im Oberkommando der Wehrmacht. Adjudantur Chef des Generalstabs des Heeres. Organisationsabteilung. Oberkommando des Heeres, Verwaltungsamt. Chef der Heeresrstung und Befehlshaber des Ersatzheeres Friedrich Fromm. Walter Scherff. Amt Ausland-Abwehr. Generalstab [vormals Kommandostab] einschlielich Propaganda-Abteilung Frankreich. Militrverwaltung. Verbindungsoffizier zwischen General- und Verwaltungsstab, Oberstleutnant von Hofacker.

[6]

[7]

[8]

[9]

[10]

[11]

[12]

[13]

[14]

[15]

[16]

[17]

Csar von Hofacker (1896-1944). Jurist. Oberstleutnant. 1914/18 Kriegsteilnahme als Leutnant, ab 1916 Jagdflieger. 1918-1920 in franzsischer Kriegsgefangenschaft. Seit 1924 Jurist und Handlungsbevollm chtigter in der Industrie. 1935 Oberleutnant, 1937 Hauptmann der Reserve. 1940 Leiter des Referats Eisen und Stahl beim Militrbefehlshaber in Frankreich. 1943 im persnlichen Stab des MBF. Nach dem 20. Juli 1944 aufgrund seiner Rolle als Mittelsmann zur Militropposition in Berlin verhaftet, vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und hingerichtet.
[18]

General Erwin Vierow, Befehlshaber im Bezirk Nordwestfrankreich, vormals Milit rverwaltungsbezirk A. Generalleutnant Kurt Feldt, Befehlshaber im Bezirk S dwestfrankreich, vormals Militrverwaltungsbezirk B. Generalmajor Wilhelm Hederich, Befehlshaber im Bezirk Nordostfrankreich, vormals Militrverwaltungsbezirk C. Kommandant von Gross-Paris Hans Freiherr von Boineburg-Lengsfeld. Feldkommandanturen. Hherer SS- und Polizeifhrer im Bereich des Militrbefehlshabers Frankreich Carl-Albrecht Oberg. Wehrwirtschaftsstab West. Rstungs- und Beschaffungsstab Frankreich. Hherer Nachrichtenfhrer Frankreich Eugen Oberhuer.

[19]

[20]

[21]

[22]

[23]

[24]

[25]

[26]

[27]

Richtig: Oberquartiermeister West Otto Eckstein. Das Amt des Oberquartiermeisters Frankreich war am 15.4.1941 mit dieser Bezeichnung dem Stab des Oberbefehlshabers West zugeteilt worden.

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[28]

Hauptverkehrsdirektion Paris. Oberbefehlshaber West Gerd von Rundstedt. Waffenstillstandskommission. Marinegruppenkommando West, vormals Kommandierender Admiral Frankreich. Luftgaukommando Westfrankreich. Militrbefehlshaber in Belgien und Nordfrankreich, der Verbindungsoffizier Oberstleutnant Hartog. Friedrich-Carl Hanesse. Richtig: Stuckart.

[29]

[30]

[31]

[32]

[33]

[34]

[35]

Neben regelmigen nchtlichen Angriffen auf Berlin flogen die britischen Bomberverb nde im 1. Quartal 1944 unter anderem noch Einstze gegen die Stdte Stettin, Braunschweig, Magdeburg, Leipzig, Stuttgart, Schweinfurt, Augsburg, Frankfurt und Nrnberg.
[36]

Die amerikanischen Tagesangriffe richteten sich gegen Halberstadt, Braunschweig, Magdeburg und Oschersleben, Frankfurt/M., Ludwigshafen, Hannover, Leipzig, Tutow, Posen, Hamburg, Steyr, Gotha, Schweinfurt, Berlin, Friedrichshafen, Konstanz. Am 6., 8. und 9. Mrz folgte eine Serie von Tagesangriffen der 8. amerikanischen Luftflotte auf Berlin. Allein in den Monaten Januar und Februar 1944 verlor die deutsche Luftwaffe 1115 bzw. 1217 Jagdflugzeuge. Neben den Luftangriffen im Rahmen des Vormarsches in S ditalien und der Kampfhandlungen nach der Landung von amerikanischen Truppen bei Anzio und Nettuno (insbesondere die Bombardierung der im Kloster von Monte Cassino vermuteten deutschen Stellungen am 15.2.1944) flogen die amerikanischen Bomberverb nde unter anderem am 31. Januar 1944 eine Angriff gegen die Industrieanlagen von Triest.
[37]

Henri Honor Giraud war 1942 als ranghchstem franzsischen General die Flucht aus deutscher Kriegsgefangenschaft gelungen (vgl. den Lagebericht April/Mai 1942). Im Anschlu an die alliierte Landung vom 7./8. November 1942 in Nordafrika ernannte ihn der Conseil imprial nach der Ermordung Darlans am 25. Dezember 1943 zum Commandant en chef civil et militaire. Auf amerikanischen Druck hin traf er am 26. Januar 1943 bei der Konferenz von Casablanca (Anfa) mit de Gaulle zusammen. Nach einem weiteren Treffen am 31. Mai 1943 bernahmen schlielich die beiden rivalisierenden Generle am 3. Juni 1943 in Algier die Co-Prsidentschaft des neu gebildeten Comit Franais de Libration Nationale (CFNL).
[38] [39]

Der ehemalige Innenminister der Vichy-Regierung, Pierre Pucheu, hatte nach seinem Austritt aus der Regierung Laval am 18. April 1942 zunchst den Posten eines Botschafters in der Schweiz bernommen, eher er im September 1942 Kontakt mit General Giraud aufgenommen hatte. Nach der alliierten Landung in Nordafrika stellte er sich der dortigen neuen Regierung Darlan-Giraud zur Verfgung. Bei seinem Eintreffen in Casablanca am 6. Mai 1943 wurde er jedoch verhaftet und unter Hausarrest gestellt. Am 18. August 1943 unter Anklage gestellt, verurteilte ihn das Militrgericht von Algier wegen seiner Rolle bei der Hinrichtung der Geiseln von Chteaubriant im Jahre 1941 am 11. Mrz 1944 zum Tode. Das Urteile wurde neun Tage spter vollstreckt. Am 4. April 1944 hatte General de Gaulle mit Fernand Grenier und Fran ois Billoux zwei Reprsentanten der Kommunistischen Partei Frankreichs (PCF) als Luftfahrtkommissar bzw. Staatskommissar ohne Portefeuille in das Comit Franais de Libration Nationale (CFLN) aufgenommen. Im Gegensatz zum Tenor des deutschen Berichts trug diese Manahme, die vor allem innenpolitisch begrndet war, nicht zu einer nachhaltigen Verbesserung der Beziehungen zur Sowjetunion bei. Vielmehr erhielt de Gaulle am 31. Mai 1944 zum ersten Mal eine Einladung zu einer offiziellen Reise in die USA.
[40] [41]

Im Januar 1944 starteten die Westalliierten in Italien zwei groe Offensiven: Am 12. Januar 1944 begann der Angriff von

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Commonwealth-Truppen auf die deutsche "Gustavlinie" bei dem Kloster Monte Cassino und am 22. Januar 1944 landeten amerikanische Truppen im Rcken der Deutschen Truppen bei Anzio und Nettuno. Auch wenn es der Wehrmacht trotz Aufbietung starker Abwehrkrfte nicht gelang, die Bildung eines Brckenkopfes bei Anzio und Nettuno zu verhindern, waren die beiden groen alliierten Offensiven nach wenigen Wochen im Mrz 1944 vllig zum Stillstand gekommen. Auf Veranlassung des neuseelndischen Generals Freyberg war das Kloster Monte Cassino am 15. Februar 1944 von alliierten Bombern und Artillerie angegriffen worden, da er von der Annahme ausging, da die Deutschen - trotz gegenteiliger Ankndigung - die Anlage in ihre Verteidigungsstellung einbezogen htten. Tatschlich hatte die Wehrmacht das Kloster zunchst ausgespart und erst nach dessen Zerstrung besetzt. Die Bombardierung wurde von den Achsenmchten als ein weiterer Beleg angloamerikanischer "Kulturbarbarei" gebrandmarkt. Vgl. hierzu u.a.: Pariser Zeitung (16.2.1944 und 17.2.1944) sowie L'uvre (18.2.1944), Le Journal (19./20.2.1944) und Le Petit Parisien (15.2.1944 und 18.2.1944). Die Pariser Zeitung verffentlichte unter dem Titel "Kesselring zum Kulturverbrechen von Monte Cassino. Tiefste Verachtung fr die Verlogenheit der anglo-amerikanischen Regierungen" eine Erkl rung, in der der deutsche Oberbefehlshaber in Italien, Generalfeldmarschalls Kesselring, bekrftigte, da sich auf seinen Befehl kein deutscher Soldat im Kloster aufhalten durfte. Dies habe auch fr die ppstliche Sommerresidenz Castel Gandolfo gegolten, welche wiederholt Opfer von Bombenangriffen geworden war (allerdings handelte es sich bei den von ihm zitierten Besttigungen um Erklrungen, die der Abt und der Verwalter des Klosters gegenber den Deutschen Besatzungsbehrden gemacht hatten). Kesselring erklrte abschlieend: "Eine kulturlose amerikanische Soldateska hat in ohnm chtiger Wut eines der kostbarsten Baudenkmler Italiens sinnlos zerstrt und italienische Zivilflchtlinge, Mnner, Frauen und Kinder, durch Bomben und Artilleriefeuer erschlagen. [...] Fr die zynische Verlogenheit und die scheinheiligen Erkl rungen, mit denen die angelschsische Fhrung die Schuld dafr mir und meinen Soldaten zuschiebt, kann ich nur die tiefste Verachtung zum Ausdruck bringen." Albert Kesselring (1885-1960). Generalfeldmarschall. 1904 Eintritt in die Armee. 1914/18 Kriegsteilnahme, zuletzt Hauptmann der Artillerie. bernahme in die Reichswehr und verschiedene Truppenkommandos und T tigkeit als Finanzund Verwaltungsexperte des Reichswehrministeriums ("Sparkommissar"). 1933 Wechsel als Oberst und Verwaltungschef zur Luftwaffe. 1935 Generalmajor, 1936 Generalleutnant und Chef des Generalstabes der Luftwaffe. 1937 General der Flieger und Kommandeur des Luftkreises 3. 1939 Befehlshaber der Luftflotte 1, 1940 der Luftflotte 2. 1940 Generalfeldmarschall und Befehlshaber der Luftflotte 2 in der "Luftschlacht um England". 1941 Verlegung der Luftflotte 2 an die Ostfront. November 1941 Ernennung zum Oberbefehlshaber Sd in Italien und Nordafrika. 1943 Ernennung zum Oberbefehlshaber S dwest (Italien). Mrz 1945 Oberbefehlshaber West, im April Oberbefehlshaber f r den verbliebenen Sdraum. 1945 Kriegsgefangenschaft. 1946 Ausarbeitungen fr die Historical Division der US-Armee. 1947 von einem britischen Militrgericht aufgrund der Erschieung von italienischen Geiseln in den Adreatinischen Hhlen zum Tode verurteilt, anschlieend zu lebenslnglicher Haft begnadigt und 1952 entlassen. Joseph Darnand. Die Pariser Zeitung urteilte nach der Ernennung des Chefs der Miliz zum Generalsekret r fr die Aufrechterhaltung der ffentlichen Ordnung, ber dessen erste ffentliche Erklrung, sie habe "an erfrischender Deutlichkeit und Energie nichts zu wnschen" brig gelassen (7.1.1944).
[42]

Philippe Henriot wurde am 6. Januar 1944 auf Druck Hitlers zum Secrtaire d'tat l'information et la propagande ernannt. Anllich seiner Berufung gab er dem Petit Parisien (7.1.1944) ein Interview, das unter folgendem Titel verffentlicht wurde: "'Donner tous les faits leur clairage franais tel est le but que je me propose' dclare M. Philippe Henriot". Die Pariser Zeitung vom 7.1.1944 urteilte ber ihn: "Als unermdlicher Sprecher im Rundfunk [..] bekmpfte Henriot die englisch-gaullistische Lgenpropaganda, die brgerlich-feige Flaumacherei des Attentismus, den heuchlerischpatriotischen Verrat".
[43]

Marcel Dat. Zu seiner Ernennung zum Arbeitsminister vgl. Journal Officiel vom 17. Mrz 1944, S. 818: Dcret no 842 du 16 mars 1944 portant nomination d'un ministre secrtaire d'tat.
[44]

Die franzsische Miliz war am 30. Januar 1943 als paramilit rische Formation aus dem von Joseph Darnand gegrndeten Service de l'ordre lgionnaire hervorgegangen. Vgl. Journal Officiel vom 31. Januar 1943, S. 290f.: Loi no 63 du 30 janvier 1943 relative la Milice franaise. Sie bernahm nach und nach die Aufgaben einer politischen Polizei im nicht besetzten Gebiet und wurde vor allem zur Bek mpfung der Rsistance verwendet. Ihr Grnder, Joseph Darnand, konnte ihre Ttigkeit schlielich auch auf die besetzte Zone Frankreichs ausweiten. Die Miliz wurde innerhalb weniger Monate ein wichtiger Bestandteil des Repressionsapparates. Vgl. zur Erweiterung auf die nrdliche Zone: Le Petit Parisien, 27.1.1944: "La Milice franaise de Joseph Darnand tend dsormais son activit la zone Nord". Nach Darnand habe
[45]

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Lagebericht Januar - Mrz 1944 (MBF) die Miliz allein im Sden zu diesem Zeitpunkt 20 000 bis 30 000 Mitglieder gehabt.

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Vgl. Journal Officiel vom 24./25. Januar 1944, S. 262-266: Dcrets nos 295, 146, 296, 297, 150, 298, 299, 300, 301, 302, 303, 304, 305, 306, 307, 308, 309, 173, 310, 311, 162, 312, 313, 169, 170, 314, 315, 316, 317, 158, 159, 160, 161, 166, 167, 168, 176, 318, 164, 165, 320, 171 portant relvement de fonctions, mise hors cadres et nominations de prfets rgionaux et de prfets et arrts portant nominations et mise hors cadres (administration pr fectorale). Die franzsische Presse berichtete nur in Form einer Aufzhlung der neuen Prfekten ber das "mouvement prfectorale", vgl. Le Journal (26.1.1944), Le Petit Parisien (25.1.1944). Im Rahmen des wichtigsten der mouvements prfectoraux wurden unmittelbar vor der erwarteten Invasion der Alliierten 31 Prfekten entlassen. Insgesamt wurden zwischen November 1943 und Februar 1944 ber 40 Departemental- und Regionalprfekturen neu besetzt. Vgl. Marc-Olivier BARUCH, Servir l'tat franais. L'administration en France de 1940 1944, Paris 1997, S. 545-547.
[46] [47]

Vgl. hierzu jeweils auch den Teil II der Lageberichte Juli/September 1943 und Oktober/Dezember 1943.

Vgl. Journal Officiel vom 9. Februar 1944, S. 423-427: Arrts portant nominations, retraits de fonctions, lvations de classe, titularisations, mise hors cadres et en disponibilit (administration prfectorale). Auch hier gab die Presse ohne Hintergrundinformationen oder eine nhere Begrndung nur die Namen aus dem Journal Officiel weiter, vgl. Le Petit Parisien (10.2.1944). Am 22. Februar berichtete Le Petit Parisien dann sogar von einem dritten "mouvement prfectorale", vgl. Journal Officiel vom 21./22. Februar 1944, S. 554f.: Arrts portant nominations, relvement de fonctions, lvation de grade et titularisations (administration prfectorale).
[48]

Vgl. Journal Officiel vom 2. Februar 1944, S. 359: Loi no 56 du 1er fvrier 1944 rprimant les actes contre l'excution des lois ou contre les ordres du Gouvernement commis par des fonctionnaires. Vorgesehen waren Gefngnisstrafen zwischen 2 und 10 Jahren und Geldbuen zwischen 10 000 und 500 000 Frs., in schweren Fllen die Todesstrafe oder Zwangsarbeit.
[49] [50]

Am 17. Januar 1944 hatte Hitler dem Oberbefehlshaber West das Recht zugesprochen, ein bestimmtes Gebiet zur Kampfzone erklren und dort die alleinige vollziehende Gewalt bernehmen zu knnen. Wenige Wochen spter machte Generalfeldmarschall von Rundstedt davon Gebrauch und erkl rte die Kstendepartements am Mittelmeer (PyrnesOrientales, Aude, Hrault, Gard, Bouches-du-Rhne, Var und Alpes-Maritimes, einschlielich des Frstentums Monaco) zur "Kampfzone" und zum sogenannten "Kstenbereich Mittelmeer". Angesichts einer dort m glichen alliierten Landung sollte die deutsche Abwehr in dieser Zone durch den Bau weiterer Verteidigungsstellungen erhht werden. Fr die Evakuierungen waren vorrangig militrische, aber auch humanitre Erwgungen ausschlaggebend. Nach Angaben der beteiligten deutschen Dienststellen waren bis Ende Februar 1944 bereits zwischen 300 000 und 350 000 Personen (fast ausschlielich Frauen, Kinder und Alte, im dienstlichen Sprachgebrauch als "inutiles" zusammengefat) aus den Kstendepartements entweder abgewandert oder evakuiert worden.
[51]

Bereits am 23. Dezember 1943 hatte der Oberbefehlshaber West, Generalfeldmarschall von Rundstedt, einen Brief an Petain gerichtet, in welchem er ihn mit Blick auf eine m gliche Landung in Frankreich aufforderte, die Mitarbeit der Prfekten und anderer franzsischer Dienststellen fr diesen Fall sicherzustellen. Zudem sollte die Bev lkerung bei Verteidigungsarbeiten aller Art und bei der Abgabe von kriegswichtigem Material die Wehrmacht untersttzen. Vgl. dazu den Bericht des Gesandten von Renthe-Fink (Vichy) an Auswrtiges Amt, vom 3.1.1944, ADAP, Serie E, Bd, 7, S. 307-308. Ccil von Renthe-Finck (1885-1964) Diplomat. 1913 Eintritt in den diplomatischen Dienst. 1926 Legationsrat 1. Klasse. 1927 Mitglied der Politischen Abteilung des Vlkerbundsekretariats. 1933 Vortragender Legationsrat und stellvertretender Leiter der Abteilung II. 1936 Gesandter in Kopenhagen. 1943 Diplomatischer Sonderbeauftragter bei Marschall Ptain in Vichy bzw. Sigmaringen. Dezember 1944 im persnlichen Stab des Reichsauenministers.
[52]

Nhere Einzelheiten nicht ermittelt. Departement Bouches-du-Rhne. Departement Hrault. Nhere Einzelheiten nicht ermittelt.

[53]

[54]

[55]

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Jacques Jaujard (1895-1967). Verwaltungsbeamter. 1914 Ttigkeit als Journalist bei L'uvre und L'Intransigeant. 1922 Chef des Kabinetts von Paul Painlev in verschiedenen Ministerien. Leiter des Sekretariats (1925) bzw. Generalsekret r (1926), Vizedirektor (1933) und Direktor der franzsischen Nationalmuseen (1939). 1944 Directeur gnral des arts et des lettres. 1955 Acadmie des beaux-arts. 1959 Secrtaire gnral beim Kulturminister Andr Malraux, Mitglied der Ehrenlegion.
[56]

Louis Hautecur (1884-1973). 1919 Professor an der Universitt Caen. 1921-1940 Secrtaire gnrale des Beaux-Arts. 1941-1944 Directeur gnrale aux Beaux-Arts (abberufen wegen angeblich zweifelhafter Haltung gegen ber der Besatzungsmacht). 1952 Mitglied des Institut de France. 1955 Secrtaire perptuelle der Acadmie des Beaux-Arts.
[57] [58]

Georges Casimir Hilaire war bis zu diesem Zeitpunkt Generalsekret r des Innenministeriums.

Leiter des Referats Archivwesen war Georg August Fritz Schnath, f r Archologie und Frhgeschichte der Archlogie Prof. Dr. Hans Mbius.
[59] [60]

Anlage hier nicht aufgenommen. Der Umfang der vorgelegten Manuskripte betrug demnach 2406 maschinenschriftliche Seiten, 897 handschriftliche Seiten und 237 Karteikarten. Im Bundesarchiv Koblenz (BAK) findet sich unter den Unterlagen des ehemaligen T binger Instituts fr Besatzungsfragen unter der Signatur B 120/590 ein Vortragsmanuskript von Prof. Dr. Kimmig mit dem Titel "Aufgaben und Ergebnisse vorgeschichtlicher Forschung in Frankreich".
[61] [62]

Rstungsbetriebe. Wirtschaftstransporte. Monatlich. Sperr-Betriebe.

[63]

[64]

[65]

Vgl. Journal Officiel vom 16. Mrz 1944, S. 802: Loi no 135 du 15 mars 1944 relative la transformation obligatoire de certains vhicules automobiles pour la marche au gazogne.
[66]

Vgl. Journal Officiel vom 29. Januar 1944, S. 323f.: Loi no 48 du 28 janvier 1944 relative au recensement des v hicules automobiles utilitaires au zone Sud.
[67] [68]

Nhere Einzelheiten nicht ermittelt.

Vgl. Journal Officiel vom 20. Februar 1944, S. 542: Dcret no 346 du 3 fvrier 1944 relatif au tarif applicable aux envois postaux adresss, sous un numro de Feldpost, aux ouvriers franais occups dans les services allemands.
[69] [70]

Feldpostnummer Reichspostministerium. Versorgungs- und Sperr-Betriebe.

[71]

[72]

Mit Erla vom 18. Juni 1942 hatte Gring Hermann Rchling, den bisherigen Generalbeauftragten fr die Werke der Eisen schaffenden Industrie in Lothringen und Meurthe et Moselle Sud zum Reichsbeauftragten fr Eisen und Stahl in den besetzten Gebieten ernannt, vgl. BA (Berlin) R 3/1596.
[73] [74]

Argentinien hatte am 27. Januar 1944 die diplomatischen Beziehungen zum Deutschen Reich abgebrochen. Zeitgleich hatte ein Putsch in Bolivien die Region destabilisiert und eine deutsch-japanische Spionageaffre in Buenos Aires die Beziehungen

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zu den Achsenmchten belastet. Zur deutschen Einschtzung, wonach die Vereinigten Staaten die Spionageaff re benutzt htten, um Druck auf die argentinische Regierung auszu ben, vgl. das Telegramm des Botschafters, Gesandter Meynen (Buenos Aires) an das Auswrtige Amt, vom 27.1.1944 bzw. die Aufzeichnung von Reichsauenminister von Ribbentrop (Sonderzug) vom 30.1.1944, ADAP, Serie E, Bd. 7, Nr. 190 S. 373 und Nr. 195 S. 380ff. Die franzsische Presse berichtete im gleichen Sinne ber die Ereignisse (vgl. L'euvre, 27.1.1944). "Amricains et Anglais viennent enfin d'obtenir gain de cause. Sous la menace de sanctions conomiques draconiennes ces champions de la 'libert et de la dmocratie' ont russi arracher du gouvernement argentin une rupture diplomatique avec l'Axe." (Le Petit Parisien, 27.2.1944). Es handle sich dabei, so der Tenor des Artikels, allein um eine ideologische Geste und den Versuch des "imprialisme yanke", einen auf seine Unabhngigkeit beharrenden Staat zur Raison zu bringen. Das angebliche Spionagenetz der Achsenmchte wurde als "machination monte de toutes pices" dargestellt. Eine weitere Folge dieser Affre war dann der Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen Frankreich und Argentinien, vgl. die kurze Notiz "L'Argentine rompt les relations diplomatiques avec la France" in Le Journal(9.2.1944).
[75]

Pierre Laval. Im Journal Officiel nicht ermittelt.

[76]

Vgl. Verordnungsblatt des Kommandanten des Heeresgebiets S dfrankreich fr den Kstenbereich Mittelmeer Nr. 1 vom 15. Februar 1944, S. 3-13: Verordnung zum Schutz der deutschen Wehrmacht im K stenbereich Mittelmeer. Vom 15. Februar 1944.
[77]

Vgl. dazu das Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 82 vom 2. Januar 1943, S. 458-469: Verordnung zum Schutz der Besatzungsmacht. Vom 18. Dezember 1942, welche der Milit rbefehlshaber Frankreich Ende 1942 an Stelle von 19 frheren Vorschriften erlassen hatte.
[78]

Vgl. Verordnungsblatt des Kommandanten des Heeresgebiets S dfrankreich fr den Kstenbereich Mittelmeer Nr. 2 vom 16. Mrz 1944, S. 15f.: Verordnung ber die polizeiliche Strafgewalt. Vom 6. M rz 1944.
[79]

Der Wortlaut der Regelung ber die Untersttzung von Angehrigen von Feindstaaten ist identisch mit der Verordnung zum Schutz der Besatzungsmacht vom 18. Dezember 1942 (vgl. Verordnungsblatt des Milit rbefehlshabers in Frankreich Nr. 82 vom 2. Januar 1943, S. 457-469). Die Vorschrift ber Nichtanzeige gefundener Flugzeuge wurde vom Militrbefehlshaber Ende des Jahres 1943 ergnzt, vgl. ebenda Nr. 101 vom 13. Januar 1944, S. 567-569: Verordnung zur nderung und Ergnzung der Verordnung zum Schutz der Besatzungsmacht vom 18. Dezember 1943, hier 1,1. Vergleichbare Regelungen waren mit der Verordnung zum Schutz der deutschen Wehrmacht im Kstenbereich Mittelmeer vom 16. Mrz 1944, 7a und 9 vom Kommandanten des Heeresgebiets S dfrankreich in Kraft gesetzt worden.
[80]

Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 103 vom 25. Mrz 1944, S. 574f.: Verordnung ber Kstensportboote. Vom 10. Mrz 1944.
[81]

Das Gesetz ermchtigte den Secrtaire gnral au maintien de l'ordre, Joseph Darnand, zur Einsetzung von Standgerichten, deren drei Mitglieder er selbst ernannte. Diesen wurden die genannten Personen oder Gruppen berstellt, wobei die Gesetze ber die Strafprozeordnung keine Anwendung fanden. Die Angeklagten sollten bei offensichtlicher Schuld sofort erschossen werden. Abweichend vom Text spricht das Gesetz allgemein von Straftaten, welche terroristische Aktivitten begnstigten, vgl. Journal Officiel vom 21. Januar 1944, S. 238: Loi no 38 du 20 janvier 1944 instituant des cours martiales. Die Zustndigkeiten wurden gendert im Journal Officiel vom 13. Februar 1944, S. 475: Loi no 78 du 11 fvrier 1944 relative la procdure devant les cours martiales.
[82] [83]

Anlage hier nicht aufgenommen.

Generalleutnant Otto Kohl. Er wurde in jenen Tagen von General Hoeffner abgel st, vgl. unten II 1, Verschiedene Wirtschaftsgebiete.
[84] [85]

Offener Gterwagen.

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[86]

Departement Marne.

Die offiziellen wchentlichen Lebensmittelrationen betrugen im Monat Februar 1944: 120 g Fleisch, 50 g Kse sowie, abgestuft nach Kategorien, 125 - 375 g Brot, vgl. Journal Officiel vom 27. Januar 1944, S. 290-292: Arrt du 24 janvier 1944 relatif au taux des rations pour le mois de fvrier 1944.
[87] [88]

Das Hauptwagenamt (HWA) der Reichsbahn, das organisatorisch dem Reichsbahnzentralamt in Berlin unterstand, steuerte die Verteilung des Personen- und Gterwagen der Reichsbahn im gesamten Reichsgebiet und in den besetzten L ndern.
[89]

Zwei- bis dreiachsiger Gterwagen mit 15 t Ladegewicht. Departement Seine Infrieure. Departement Nord.

[90]

[91]

Office National Industriel de l'Azote. Im Rahmen des Waffenstillstandes von 1918 hatte Frankreich das Patent ber das Haber-Bosch-Verfahren zur Herstellung von Ammoniak als Ausgleich f r Kriegsschden von Deutschland erhalten und das Office National Industriel de l'Azote zur Ammoniak-Produktion in Toulouse gegr ndet.
[92] [93]

Departement Haute-Garonne. Departement Loire-Infrieure.

[94]

Im Anschlu an die vier Sauckel-Aktionen der Jahre 1942/43 hatte der Generalbevollm chtigte fr den Arbeitseinsatz (GBA) zur Aufrechterhaltunng der deutschen Kriegswirtschaft noch einmal 3 Millionen zustzlicher Arbeitskrfte aus dem Ausland bei Hitler eingefordert (vgl. ADAP, Serie E, Bd. 7, S. 264: Der Generalbevollmchtigte fr den Arbeitseinsatz Sauckel an Hitler, 20. Dezember 1943). Die Interessen der R stungsdienststellen und der Militrverwaltung mten nun zurckstehen vor jenen der deutschen Rstungswirtschaft, vgl. zur Umsetzung dieser Aktion auch: ADAP, Serie E, Bd. 7, S. 323-326: Der Botschafter in Paris Abetz (z.Z. Sonderzug) an die Botschaft in Paris, 10. Januar 1944 (bermittlung des Programms Sauckels "zur Mobilisierung europischer Arbeitskrfte fr die Kriegswirtschaft im Jahre 1944").
[95]

Sauckels Forderungen fr 1944 waren Thema einer Besprechung bei Hitler am 4. Januar 1944, wobei R stungsminister Speer auf dem Schutz der S-Betriebe beharrte. Die Planung sah insgesamt 1,5 Millionen neue Arbeitskrfte aus den besetzten Westgebieten vor, davon 1 Million aus Frankreich und je 250 000 aus Belgien und den Niederlanden. Vgl. IMT, Bd. 27, S. 104-111, Dokument 1292-PS: Niederschrift Dr. Lammers ber eine Besprechung bei Hitler vom 4. Januar 1944 (Hitler, Sauckel, Speer, Keitel, Milch, Backe, Himmler, Lammers): Mindestens noch 4 Millionen Arbeiter sind aus den besetzten Gebieten zu beschaffen. Telegramm Sauckels an Lammers vom 5. Januar 1944 ber das Ergebnis der Besprechung. Hans Heinrich Lammers (1879-1962). Jurist und Beamter. Kriegsteilnahme 1914/18. 1921 Oberregierungsrat im Reichsministerium des Innern. 1922 Ministerialrat. 1928 Vorlesungen an der Hochschule fr Politik in Berlin. Mitglied der DNVP. 1932 Eintritt in die NSDAP. 1933 Staatssekretr in der Reichskanzlei. 1937 Reichsminister und Chef der Reichskanzlei. 1945 verhaftet und im sogenannten "Wilhelmstra enproze" in Nrnberg zu 20 Jahren Haft verurteilt. 1952 entlassen. Erhard Milch (1892-1972). Generalfeldmarschall. 1914/18 Kriegsteilnahme, 1915 Oberleutnant, 1918 Hauptmann und Fhrer der Jagdgruppe 6. 1926 Grnder und Direktor der Deutschen Lufthansa AG. 1933 stellvertretender Reichskommissar fr Luftfahrt und Staatssekretr im Reichsluftfahrtministerium. 1933 Oberst, 1934 Generalmajor, 1935 Generalleutnant, 1936 General der Flieger, 1938 Generaloberst. 1939 Generalinspekteur der Luftwaffe. 1940 Generalfeldmarschall. 1942 zusammen mit Albert Speer und Walther Funk Chef der Zentralen Planung. 1945 verhaftet und in N rnberg zu lebenslanger Haft verurteilt. 1954 vorzeitig entlassen.
[96]

Als Alternative nach dem zumindest teilweisen Fehlschlagen der Sauckel-Aktionen im zweiten Halbjahr 1943 trat der deutsche Rstungsminister, Albert Speer, fr umfangreiche Auftragsverlagerungen nach Frankreich anstelle einer Deportation der Arbeiter aus Frankreich ein. In ihren Verhandlungen veranschlagten er und der franzsische Industrieminister,

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Jean Bichelonne, hierfr einen zustzlichen innerfranzsischen Bedarf von 600 000 Arbeitskrften. Die Einfhrung der sogenannten "Sperr-Betriebe" (S-Betriebe) im Rahmen des Speer-Bichelonne-Abkommens vom 17. September 1943 nahm Arbeiter, die in den fr deutsche Interessen arbeitenden Betrieben, die zu ca. 75-80% f r deutsche Auftrge arbeiteten von weiteren Rekrutierungen fr den "Reichseinsatz" aus. Auf eine entsprechende Denkschrift Sauckels f r Hitler vom 4. Januar 1944 hin weitete Speer diese Regelung am 17. Januar 1944 auch auf die Arbeitskr fte in den vormaligen V- und R-Betrieben aus, wodurch sich seine Auseinandersetzungen mit dem GBA im Fr hjahr 1944 weiter verschrften. Zu den Gesprchen zwischen Bichelonne und Speer vgl. ADAP, Serie E, Bd. 6, S. 573: Aufzeichnungen des Gesandten I. Klasse Schnurre, 22. September 1943: Aufzeichnungen betreffend Besuch des franz sischen Produktionsministers Bichelonne bei Reichsminister Speer. Sauckel hielt die Anordnung von S-Betrieben in den meisten F llen fr nicht gerechtfertigt, forderte strkere Kontrollen und eine Beteiligung der Arbeitseinsatzdienststellen, vgl. Schreiben Berks an Dr. Laue vom 26. April (ohne Jahr) mit 4 Anlagen: Aufzeichnungen von Sauckel ber "S-Betriebe", "Frankreich", "Arbeitseinsatzma nahmen im Falle einer Invasion", "Belgien" [..], IMT, XXVII, Dokument 1289-PS, S. 98-103. Zu Berk und Dr. Laue keine biographischen Angaben ermittelt. Vgl. Journal Officiel vom 2. Februar 1944, S. 358f.: Loi no 54 du 1er fvrier 1944 tendant le champ d'application de la loi du 4 sptembre 1942 sur l'utilisation et l'orientation de la main-d'uvre. Zu den Strafvorschriften gegen Arbeitgeber, vgl. Journal Officiel vom 2. Feburar 1944, S. 359: Loi no 55 du 1er fvrier 1944 sanctionnant les obligations des employeurs au regard des mesures de contrle de la main d'uvre. Das Gesetz schrieb die Dienstpflicht fr alle Mnner zwischen 16 und 60 Jahren und von Frauen zwischen 18 und 45 Jahren vor, ebenso wie eine w chentliche Mindestarbeitszeit von 48 Stunden. Philippe Henriot, Informations- und Propagandaminister, kommentierte, da der Dienst im Reich unvermeidbar sei, da Arbeitskrfte leichter bewegt werden knnten als Fabriken. Deutschland verteidige in diesem Krieg zudem auch die Grenzen Frankreichs, und dabei mten die Franzosen nur industrielle Anstrengungen und Arbeitsdienst leisten, w hrend andere kmpfen mssten, vgl. L'uvre vom 2.2.1944.
[97] [98]

Vgl. unten II 8, Ordnung der Arbeit.

[99]

Ernst Wintgen (1897-1966). 1929 Eintritt in die Reichsbahn. 1933 Reichsbahnrat. 1941 Leiter der Eisenbahndirektion (EBD) Paris-Sd, dann Wechsel zur Reichsbahndirektion Dresden und Bef rderung zum Abteilungsprsidenten. Am 10.1.1944 Ernennung zum Prsidenten der Hauptverkehrsdirektion (HVD) Paris, Generaldelegierter der Reichsbahn beim Chef des Transportwesens West.
[100]

Hans Hoeffner (1901-?). Oberst i.G. Reichswehr. 1939 Ia der 252. Infanteriedivision im Polenfeldzug. 1940 im Generalstab des Heeres, Chef Transportwesen. 1941 Bevollm chtigter Transportoffizier der 1. Armee im Westen, dann als Vertreter des Bevollmchtigten Transportoffiziers zur Heeresgruppe S d in den Osten kommandiert. 1942 Bevollmchtigter Transportoffizier der Heeresgruppe Sd, dann General des Transportwesens S druland. 1943 Abteilungschef der Heimattransportabteilung, dann zum General des Transportwesens Italien ernannt. 1944 zum General des Transportwesens West ernannt, dann dem Personalamt zur Verfgung gestellt, Wiederverwendung nicht beabsichtigt.
[101]

Zur Entwicklung des Transitverkehrs nach der Schweiz s. AN, AJ 40/844 und AJ 40/1023-1025. Departement Hrault.

[102]

Die sogenannte "Feindvermgensverordnung" vom 23. Mai 1940 beinhaltete einen Verfgungsstopp fr das Vermgen der darin namentlich aufgefhrten feindlichen Staaten und ihrer Angehrigen (vgl. Verordnungsblatt fr die besetzten franzsischen Gebiete Nr. 1 vom 4. Juli 1940, S. 33-35: Verordnung betreffend das feindliche Vermgen in den besetzten Gebieten der Niederlande, Belgiens, Luxemburgs und Frankreichs [Feindverm gensverordnung]. Vom 23. Mai 1940) sowie den ergnzenden Verordnungen vom 23. September 1940 (Verordnungsblatt fr die besetzten franzsischen Gebiete Nr. 10 vom 5. Oktober 1940, S. 97-102); vom 18. November 1940 (Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 16 vom 22. November 1940, S. 130-141); vom 31. Juli 1941 (Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 39 vom 22. August 1941, S. 277f.); vom 20. September 1941 (Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 42 vom 4. Oktober 1941, S. 288-291) sowie vom 16. April 1942 (Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 59 vom 21. April 1942, S. 362).
[103]

Nachdem die erste Durchfhrungsverordnung die Liste der Feindstaaten auf das Vereinigte K nigreich mit allen

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abhngigen Gebieten sowie gypten, Sudan und Irak reduziert hatte und somit die besetzten Gebiete im Westen sowie Norwegen nicht mehr als Feindstaaten angesehen wurden, weitete die 3. Durchf hrungsverordnung sie auf das Vermgen der UdSSR und ihrer Angehriger und die 5. Verordnung auf das Vermgen der Vereinigten Staaten von Amerika aus. Diese aktualisiert Form der Feindvermgensordnung wurde 1944 auch im Kstenbereich Mittelmeer eingefhrt. Vgl. den Lagebericht Juni 1944, II, 1, Feindvermgen.
[104]

Charles Claude Marie Victor Mercier du Paty de Clam (1895- ? ). Verwaltungsbeamter. 1914/18 Kriegsteilnahme, Kriegsfreiwilliger. 1936 Gouverneur im Nord-Libanon. 1941 von General Catroux seiner Funktionen enthoben, da er den Anweisungen de Gaulles nicht Folge leistete, Rckkehr nach Vichy. 1944 Generalkommissar fr Judenfragen. Sohn des Oberstleutnants du Paty de Clam, der 1894 Hauptmann Alfred Dreyfus festgenommen hatte und die erste Untersuchung in dieser Affre durchgefhrt hatte. Vgl. Journal Officiel vom 27. Februar 1944, S. 627: Dcret no 655 du 26 fvrier 1944 portant nomination du commissaire gnrale aux questions juives. [105] Das Deutsche Institut fr Wirtschaftsforschung wurde 1925 als Institut fr Konjunkturforschung in Berlin gegrndet und erhielt einige Jahre spter seinen bis heute gltigen Namen. Seit seiner Grndung beschftigt es sich mit der konjunkturellen Analyse und Prognose. Es hat die Aufgabe, wirtschaftliche Vorgnge im In- und Ausland zu erforschen und Politik, Wirtschaft und Verwaltung bei ihren Entscheidungen zu beraten, vgl. Rolf KRENGEL, Das Deutsche Institut fr Wirtschaftsforschung (Institut fr Konjunkturforschung) 1925-1979, Berlin 1986. In den Unterlagen des Militrbefehlshabers in Frankreich findet sich aus dem Jahre 1944 eine "Darstellung des Deutschen Instituts fr Wirtschaftsforschung ber Lhne und Einkommen im zivilen Sektor der Pariser Wirtschaft", s. BA-MA (Freiburg) RW 35/725.
[106] [107]

Statistik ber Vorzugs- und Rstungsbetriebe. Gemeint sind hier die nach Sparten gegliederten verschiedenen Comit s d'Organisation. Monatstonnen.

[108]

[109]

Nach den Angaben von Alan Milward kam es im M rz 1944 lediglich zu 3 000 anstelle der geplanten 30 000 Einstellungen neuer Arbeitskrfte, vgl. Alan S. MILWARD, The New Order and the French Economy, Oxford 1970, S. 171.
[110] [111]

Organisation Todt. Elektrizittswerke. Departement Hautes-Alpes. Departement Allier. Richtig: Sain Bel, Departement Rhne. Departement Ille-et-Vilaine. Departement Haute-Vienne. Departement Haute-Sane. Porzellanerde. Departement Morbihan. Gemeint ist hier vor allem der verstrkte Einsatz von SD und Wehrmachtverbnden (vor allem Sicherungsbataillone und

[112]

[113]

[114]

[115]

[116]

[117]

[118]

[119]

[120]

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Einheiten von Reserve-Divisionen, SS-Einheiten wurden im Fr hjahr 1944 hingegen nur vereinzelt eingesetzt) sowie franzsischer Polizei und Miliz gegen franzsische Widerstandskmpfer im Rahmen des sogenannten "Sperrle-Erlasses" des Oberbefehlshabers West vom 3. Februar 1944, der am 12. Februar 1944 vom Milit rbefehlshaber in Frankreich bernommen wurde. Am 4. Mrz 1944 befahl Keitel, da "Terroristen" knftig auch dann zu erschieen seien, wenn sie sich ergben. Nur nachtrglich gefate "Terroristen" seien einem Kriegsgericht zu bergeben. Da die Bestimmungen des "Sperrle-Erlasses" nach Meinung des OB West zu exzessiv ausgelegt wurden, forderte Generalfeldmarschall Gerd von Rundstedt in einem Befehl vom 17. April 1944 noch einmal ausdr cklich, zwischen "Notwehr- und Shnemanahmen" zu unterscheiden. Kurz nach der Landung in der Normandie bestimmte ein weiterer OKW-Befehl vom 9. Juni 1944, da alle Partisanen, ganz gleich ob uniformiert oder nicht, als "Freisch rler" erschossen werden sollten, doch die interne Diskussion zwischen den Rechtsabteilungen und militrischen Stben um die Frage der Behandlung von "Freischrlern" hielt auch danach noch weiter an. Grundstzlich galten franzsische Widerstandskmpfer demnach, auch wenn sie als Kombattanten zu erkennen waren, als "Freischrler" und die Truppe hatte, selbst wenn es im Rahmen der "Bandenbek mpfung" zu bergriffen kam, nicht mit Sanktionen zu rechnen, vgl. BA-MA (Freiburg) RH 19 IV/131 bzw. RW 35/551. Zu Beispielen aus dem Frhjahr 1944 s. Ahlrich MEYER, "Die friedlichen Zeiten sind vorber. Wir befinden uns im Feindesland..." Unternehmen des deutschen Militrbefehlshabers zur Bekmpfung des Maquis in den Departements Ain und Dordogne im Fr hjahr 1944, in: Stefan MARTENS, Maurice VASSE (Hg.), Frankreich und Deutschland im Krieg (November 1942 - Herbst 1944), Bonn 2000, S. 587-604.
[122]

Richtig: Oberquartiermeister West. Die Stelle des Oberquartiermeisters Frankreich war am 15. April 1941 mit dieser Bezeichnung dem Stab des Oberbefehlshabers West zugeteilt worden. Vgl. dazu den Lagebericht April/Juni 1943, II 2, Mineral l. Es handelte sich hier um einen Vertrag, der 1943 auf Betreiben der Gruppe Minerallwirtschaft (Wi II/B) beim Militrbefehlshaber in Frankreich initiiert worden war.
[123] [124]

Anlage hier nicht aufgenommen. Anlage hier nicht aufgenommen.

[125]

Vgl. Journal Officiel vom 11. Mrz 1944, S. 752: Dcision no 28 du 1er mars 1944, du rpartiteur de l'lectricit fixant la consommation autorise pour les tablissements industriels, commerciaux, artisanaux et coop ratifs, bzw.: Dcision n 29 du 1er mars 1944 du rpartiteur de l'lectricit fixant les consommations autorises pour les usages domestiques (gltig ab 16. Mrz 1944).
[126] [127]

Kupfer.

[128]

Elektrizittsversorgungsunternehmen.

Anlage hier nicht aufgenommen. Demnach wurden der deutschen R stungswirtschaft aus Frankreich im 1. Quartal 1944 164 783 Kg Kupfer, 2 000 Kg Messing, 300 Kg Bronze und 2 562 584 Kg Zerlegungsgut zur Verfgung gestellt.
[129] [130]

Anlage nicht aufgenommen.

Ein derartiger Erla wurde im Journal Officiel nicht verffentlicht. In der Presse, so zum Beispiel Le Journal vom 20.3.1944 unter der berschrift: La consommation de gaz. Elle est reduite pour les tablissements industriels et commerciaux erschienen jedoch entsprechende Artikel. Demnach war jeder Gasverbrauch zum Zweck der Heizung vom 31. M rz 1944 an verboten. Le Petit Parisien vom 18./19.3.1944 sprach fr Gewerbebetriebe von einer Senkung um 4%, wobei ein Gasverbrauch zudem nicht nur an den gleichen Tagen wie der Stromverbrauch untersagt sei, sondern auch in der Zeit, in der die Betriebe zur Schlieung verpflichtet wurden.
[131] [132]

Heereskraftfahrpark. Wssrige Lsung aus Chlorhydroxit, Natrium und Natriumchlorit, die zur Desinfektion und als Bleichmittel verwendet

[133]

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wird.
[134]

Vgl. unten Anlage 8

In der Nacht vom 16. auf den 17. Mrz 1944 war Clermont-Ferrand (Departement Puy-de-Dme) von britischen Bomberverbnden angegriffen worden, wobei insbesondere die Michelin-Fabriken getroffen wurden, vgl. Le Journal, 18./19.3.1944, das von 20 Toten spricht (vgl. auch Petit Parisien, 18./19.3.1944).
[135] [136]

Produktion von synthetischem Gummi.

[137]

Im engeren Sinn des Wortes ein Rohstoff bei der Gummiherstellung, der aus gebrauchten Kautschukvulkanisaten (z.B. Altreifen) hergestellt wird und dann von neuem vulkanisiert werden kann.
[138]

Vgl. unten Anlage 9

Vgl. Journal Officiel vom 9. April 1944, S. 1031: Dcret n 951 du 7 avril 1944 portant cration d'un comit d'organisation des industries de l'quarrissage.
[139] [140]

Wein von minderer Qualitt.

Gemeint ist hier die seit Jahresbeginn im Rahmen der bernahme der bisherigen R- und V-Betriebe vorgenommene Konzentration der Produktion auf wenige, ausgesuchte S-Betriebe.
[141] [142]

Gemeint ist hier vor allem der weitere Ausbau der Befestigungsanlagen des sogenannten "Atlantikwalls".

Als Reaktion auf die zunehmende Zerstrung der deutschen Stdte war im September 1943 mit dem Deutschen Wohnungshilfswerk (DHW) der Versuch unternommen worden, die Errichtung einfacher Behelfsheime in Siedlungsform zu frdern. Gedacht war vor allem an eine Untersttzung zur Selbsthilfe, z.B. in Form einer Prmie von RM 1 700 fr jeden Bauherrn. Tatschlich erwies sich das Ziel von 1 Mio. Bauten im ersten Jahr als undurchf hrbar. Nur dort, wo andere, etwa kommunale Bautrger die Errichtung bernahmen, konnten schlielich ca. 300 000 Behelfsheime errichtet werden. In der Regel waren diese jedoch meist nicht vollstndig erschlossen (Wasser, Strom, Kanalisation) und der Wohnraum mit 20 m2 minimal bemessen. Die "Behelfsheime fr Bombengeschdigte" stellten laut Reichswohnungskommissar Robert Ley "das Primitivste [dar], was wir den deutschen Volksgenossen bieten d rfen". Marianne RODENSTEIN, Stefan BHM-OTT, Gesunde Wohnungen und Wohnungen fr gesunde Deutsche. Der Einflu der Hygiene auf Wohnungs- und Stdtebau in der Weimarer Republik und im "Dritten Reich", in: Geschichte des Wohnens, Bd. 4: 1918-1945: Reform, Reaktion Zerstrung, hg. von Gert KHLER, Stuttgart 1996, S. 453-556, hier: S. 543. Siehe dort auch (S. 548) die technische Zeichnung eines "Behelfsheims 001" nach dem "Reichseinheitstyp" entsprechend den Vorschriften des Reichswohnungskommissars (5.10.1943).
[143]

Besonders betroffen von den Bombenschden war der Nordwesten Deutschlands, auf den fast 40% der Totalsch den an Wohngebuden entfiel. Der Anteil an zerstrtem Wohnraum erreichte in Kln, Dortmund, Duisburg und Kassel jeweils zwischen 60 und 70%. Insbesondere in industriellen Ballungsgebieten wie dem Ruhrgebiet, den bevorzugten Angriffszielen der Alliierten, waren die Schden betrchtlich. Das Ruhrgebiet drfte auch wegen der prekren Transportlage fr Lieferungen aus Frankreich das wichtigste Absatzgebiet gewesen sein. Zur Wohnungsnot in Deutschland infolge des Luftkriegs vgl. Marie-Luise RECKER, Wohnen und Bombardierung im Zweiten Weltkrieg, in: Wohnen im Wandel. Beitr ge zur Geschichte des Alltags in der brgerlichen Gesellschaft, hg. von Lutz NIETHAMMER, Wuppertal 1979, S. 408-428, hier S. 410-412.
[144] [145]

Departement Tarn. Name nicht ermittelt. Service des Constructions Provisoires. Albert Speer.

[146]

[147]

[148]

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Die Pariser Zeitung vom 22.2.1944 ("berschwemmungsgebiete auch in Westfrankreich") meldete hierzu, da die knstlichen berschwemmungsanlagen als Teil der zweiten Verteidigungs- und Sperrlinie von der Organisation Todt an der Biscaya-Kste nun fertiggestellt wrden, hnlich wie zuvor schon an der Nordsee- und der Kanalk ste. Wassersperren (Kanle und Staugebiete) und vorgelagerte, grorumige Sumpfgebiete werden, zusammen mit Minenfeldern, als Bestandteil des "Atlantikwalls" beschrieben. Dies f hrte zu der erwhnten Einschrnkung des landwirtschaftlich nutzbaren Bodens in den Kstengebieten Frankreichs. Zu den milit rischen Fragen der berschwemmungen im Bereich der Heeresgruppe B vgl. Hans WEGMLLER, Die Abwehr der Invasion. Konzeption des Oberbefehlshabers West 1940-1944, Freiburg 21986, S. 168-178.
[149] [150]

Vgl. hierzu auch die Anlage 13 zum Lagebericht Oktober/Dezember 1943. Landwirtschafts-Fhrer.

[151]

Vgl. Journal Officiel vom 2. Februar 1944, S. 358: Loi n 54 du 1 fvrier 1944 tendant le champ d'application de la loi du 4 septembre 1942 sur l'utilisation et l'orientation de la main-d'uvre. Am 1. Februar 1944 hatte der Generalbevollmchtigte fr den Arbeitseinsatz (GBA) gefordert, das Frankreich bis April weitere Arbeitskr fte fr den "Reichseinsatz" zur Verfgung zu stellen und dabei notfalls auch Zwangsmanahmen anzuwenden habe. Botschafter Abetz teilte daraufhin der Vichy-Regierung am 4.2.1944 mit, sie habe bis zum 30. April 1944 ein erstes Kontingent von 273 000 Arbeitskrften zu stellen, zu den Einzelheiten s. Bernd ZIELINSKI, Staatskollaboration. Vichy und der Arbeitseinsatz fr das Dritte Reich, Mnster 1995, S. 178.
[152] [153]

Generalleutnant, ab 1.2.1944 General der Kavallerie Kurt Feldt .

Der Prozentsatz von 98% galt nur fr Weizenmehl, das fr spezielle Zwecke (Swaren etc., nicht Brot) verwendet wurde. Fr Brotgetreide wurde ein Ausmahlungsgrad von 79% fr Weizen (77% fr Roggen) festgelegt. Vgl. Journal Officiel vom 7. Mrz 1944, S. 709: Arrt du 28 fvrier 1944 relatif au taux d'extraction des farines de bl et de seigle. Anders als angegeben trat diese Verordnung zum 1. Mrz 1944 in Kraft. Mit Wirkung vom 15. Mrz wurde auch verordnet, da knftig Bcker 134 kg Brot aus 100 kg Mehl herstellen muten, vgl.: Journal Officiel vom 7. Mrz 1944, S. 709: Arrt du 28 fvrier 1944 relatif au taux de conversion de la farine en pain.
[154]

Vgl. Journal Officiel vom 10. Mrz 1944, S. 733: Arrt du 4 mars 1944 relatif au rgime des vins appelation contrle pour la campagne 1943-1944.
[155]

Vgl. Journal Officiel vom 16. Mrz 1943, S. 762: Arrt du 25 fvrier 1943 portant organisation et division de la France mtropolitaine en conservations rgionales, en services et en conservation territoriales des eaux et for ts. Die Einteilung in Konservationen wurde mehrmals verndert durch Erlasse vom 10. Mai, 29. April, 12. Juli und 4. August 1943, vgl. im Journal Officiel vom 14. Mai (S. 1330), 20. Mai (S. 1379f.), 25. Juli (S. 1972) und 18. August 1943 (S. 2175). Die Comptoirs dpartementaux forestiers konnten nicht im Journal Officiel verifiziert werden.
[156] [157]

Reichsluftfahrtministerium. Es handelt sich um das Armeeoberkommando 1 unter dem Oberbefehl von Generaloberst Johannes Blaskowitz.

[158]

Nach Schtzung der deutschen Militrverwaltung vom April 1944 waren auf Grund der Schutzbestimmungen des Speer-Bichelonne-Abkommens vom 17.9.1943 rund 3 Millionen Erwerbst tige der Land- und Forstwirtschaft vom "Reichseinsatz" ausgenommen, vgl. Bernd ZIELINSKI, Staatskollaboration, S. 181.
[159]

Die Chantiers de la Jeunesse wurden von deutscher Seite immer wieder verd chtigt, als paramilitrische Tarnorganisation und Operationsbasis der Rsistance zu dienen. Dies war einer der Gr nde fr die Besatzungsbehrden, diese Jugendlichen verstrkt zum "Reichseinsatz" heranzuziehen, auch gegen den erkl rten Willen der franzsischen Regierung. Im Herbst 1943 befanden sich von den insgesamt ca. 57 000 jungen M nnern etwa 15 bis 20 000 im Rahmen der dritten "Sauckel-Aktion" in Deutschland. Im Oktober ordnete Hitler an, die St rke der Chantiers de la Jeunesse auf 30 000 Jugendliche zu beschrnken, die dann jeweils zur Hlfte in der Forstwirtschaft im Departement Landes und zur H lfte in
[160]

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der deutschen Industrie eingesetzt wurden. Im April 1944 forderte das OKW die Vichy-Regierung schlielich ultimativ auf, die Chantiers aufzulsen, da es befrchtete, sie seien aktiver Bestandteil des Widerstands, vgl. Bernd ZIELINSKI, Staatskollaboration, S. 165f. bzw. S. 185f.
[161]

Departement Gironde. Nhere Einzelheiten nicht ermittelt. Festmeter.

[162]

[163]

Die Waldbrnde betrafen im Frhjahr 1943 die Departements Gironde und Landes, vgl. den Lagebericht April/Juni 1943, II 4, Holzeinschlag.
[164]

Die ersten Sperrzonen an der Atlantikkste, die parallel zum verstrkten Ausbau der Kstenbefestigungen im Jahre 1943 weiter ausgedehnt wurden, waren bereits zur Jahreswende 1941/42 eingerichtet worden, vgl. den Lagebericht vom Dezember 1941/Januar 1942, IV 2, Kstensperrzone.
[165] [166]

Mit seiner Ernennung zum Oberbefehlshaber der Heeresgruppe B im Westen hatte Hitler Generalfeldmarschall Erwin Rommel zunchst mit dem Ausbau der Verteidigung im gesamten Westen inklusive D nemarks betraut. Nach der Bildung der Armeegruppe G im Mai 1944 unter Generaloberst Johannes Blaskowitz war Rommel nur noch fr die Verteidigung der nordfranzsischen, belgischen und niederlndischen Ksten zustndig und drngte in diesem Zusammenhang unter anderem auch auf den Ausbau der Vorstrandhindernisse gegen die Landung alliierter Panzer. Darber hinaus wurde Holz auer fr Verschalungsarbeiten beim Bunkerbau in zunehmend greren Mengen auch noch fr den Bau von Luftlandehindernissen ("Rommelspargel") bentigt.
[167]

Nhere Einzelheiten nicht ermittelt. Name nicht ermittelt. Raummeter, hier aber vermutlich richtig: fm (Festmeter).

[168]

[169]

In einem Artikel vom 3.2.1944 berichtete die Pariser Zeitung :unter der berschrift "Frankreichs Austauschlisten. Die Jahreschronik franzsischer Handels- und Zahlungsabkommen" ber die Vorlufer der im Folgenden erwhnten Abkommen, so ber ein neues Abkommen zwischen Frankreich und Finnland vom 12. M rz 1944, das anschliee an das ausgelaufene Abkommen vom 9. Februar 1944. Die Handelsbilanz sei nicht ausgeglichen gewesen, da franzsischen Forderungen von 137 Mill. Frs. ein Guthaben von 100 Mill. Frs. gegenberstand.
[170]

Zu den entsprechenden Bedenken, welche anllich der Neuverhandlung des Handelsabkommens zwischen Frankreich und der Schweiz auf Seiten der Schweizer Regierung ge uert worden waren vgl. Documents Diplomatiques Suisses, Bd. 15, S. 236f.: Conseil fdral. Procs-verbal de la sance du 18 fvrier1944: Ngotiations commerciales franco-suisses, 16. Februar 1944.
[171]

Die Pariser Zeitung vom 3.2.1944 nennt als Vorgnger das Handelsabkommen mit der Schweiz vom 20. April 1943 und einen Notenaustausch vom 28. Juli 1943.
[172] [173]

Nach den Angaben der Pariser Zeitung vom 3.2.1944 bestanden zuvor ein Zahlungsabkommen mit Ungarn vom Oktober 1942 sowie ein weiteres Handelsabkommen vom April 1943, insbesondere ber Agrarprodukte und Rohstoffe der chemischen und Textilindustrie.
[174]

Die Pariser Zeitung vom 3.2.1944 nennt fr das alte Abkommen mit Schweden das Datum vom 15. Mai 1942.

Die Pariser Zeitung vom 3.2.1944 verweist in diesem Zusammenhang auf einen Notenwechsel der franz sischen und der dnischen Regierung vom 28. Juli 1943, welcher das Abkommen vom 4. April 1942 erweitert habe.
[175]

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[176]

Die Reichskreditkassen-Scheine waren zum Jahresende 1943 aus dem Verkehr gezogen worden, vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 100 vom 26. November 1943, S. 565: Bekanntmachung vom 26. November 1943 betr. Ausserverkehrziehung der Reichskreditkassenscheine.. Zur franzsischen Staatsschuld 1944 vgl. Journal Officiel vom 31. Mai 1944, S. 1412: Situation rsume de la dette de l'tat et de la Caisse autonome d'amortissement la date du 29 fvrier 1944.
[177] [178]

Anlage hier nicht aufgenommen. Die franzsische Staatsverschuldung entwickelte sich laut Statistik demnach wie folgt:

Art der Schulden

31.12.41

30.6.43

30.11.43

31.12.43

29.2.44

Dette Perpetuelle Dette long terme amortisable Dette remboursable par annuitis Dette moyen et court terme

44 302 243 097 62 784 421 065

44 301 268 674 66 237 463 093

44 301 287 703 65 772 440 168 64 823

44 301 293 950 63 956 453 644 64 940 412 709 1 333 500

44 301 294 000 65 250 472 600 65 100 432 234 1 373 485

Dette envers les banques d'mission

295 431 1 066 679

346 548 1 188 853

399 075 1 301 842

Vgl. Journal Officiel vom 30. Mrz 1944, S. 945: Loi no 164 du 27 mars 1944 autorisant l'mission de titres amortissables par annuits sowie die diesbezglichen Ausfhrungsbestimmungen, S. 949: Arrt du 27 mars 1944 fixant les conditions d'mission de titres amortissables par annuits.
[179]

Unter der berschrift "Des billets de 1 000 francs sont vol s avant leur mission par la Banque de France" meldete L'uvre unter dem Datum des 30. Mrz 1944: "Un certain nombre de billets ont t vols, avant d'tre rgulirement mis par la Banque de France. Il s'agit uniquement de billets de mille francs de la pus rcente mission, reprsentant, au recto, la statue de Dmter tenant sur ses genoux un enfant; au verso, la statue de Mercure.
[180]

Les numros de srie des billets drobs sont compris entre 7 755 et 7 828 inclusivement. Ces chiffr5es sont inscrits au recto, c'est--dire sur la face qui porte la somme en lettres et les signatures. Ils sont plac s en haut, droite, et en bas, gauche, et sont prcds d'une lettre dont il n'y a pas lieu de tenir compte. Le public est inform que ces billets ne sont pas valables et ne doivent pas tre accepts en paiement."
[181]

Anlage hier nicht aufgenommen, Die Bilanzzahlen der Gro banken entwickelten sich demnach wie folgt (in Mill. Frs.):

31.12.42 Crdit Lyonnais Dpts Portefeuille 35 342 28 929

30.11.43

31.12.43

31.1.44

40 356 32 774

42 683 35 062

41 726 34 030

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3 867 4 153

5 095 4 581

4 839 4 711

4 732 4 799

Socit Gnrale Dpts Portefeuille C.C.db.Av. Cais.Bues. 30 370 22 933 3 867 4 026 35 972 27 496 5 095 3 773 38 080 28 845 5 047 4 572 37 520 29 007 4 811 4 019

C.N.E.P. Dpts Portefeuille C.C.db.Av. Cais.Bues. 19 231 15 509 1 655 2 562 22 678 18 578 2 322 2 317 23 450 18 861 2 268 2 831 22 841 18 857 2 144 2 351

[182]

Vgl. Journal Officiel vom 13. Februar 1944, S. 469-475: Loi no 75 du 31 janvier 1944 portant rforme fiscale. Vgl. Journal Officiel vom 2. April 1944, S. 975: Dcision de la commission de contrle des banques. Anlage hier nicht aufgenommen. Die Verfgungen ber das Besatzungskonto betrugen in Reichsmark: 6 987 683 000,-7 236 402 000,-4 367 665 938,30 2 505 186 048,30 5 443 475,44 69 606 546,48

[183]

[184]

Bar RKK Paris Bar RKK briges Frankreich bzw. Verstrkung der Konten berweisungen der Wehrmacht Von Bank von Frankreich eingel.[ste] Scheine und Mnzen Von Bank von Frankreich eingel.[ste] Reichsmnzen Eingel.[ste] Empfangsbescheinigungen Von Bank von Frankreich den evak.[uierten]

901 846,-Els.[ssern] und Lothr.[ingern] umgetauschte RM Sonstige Virements fr auf RKK gezogene Schecks 5 920 548 413,94 27 093 437 268,46

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[185]

Anlage hier nicht aufgenommen. Die Indexziffern betrugen am 31.4.1944: Im Vergleich zur Zeit vor der Besetzung am 9.5.1940 der Brsenwiedererffnung am 19.3.1941 105,82 218,99 170,41 189,83 197,30 162,53

Renten Banken Eisenbahnen Metallindustrie Metallbergbau Chem.[ische] Industrie Kohlenbergbau Nord Mitte

123,00 251,50 196,90 275,90 285,40 243,60

327,10 294,80

179,31

[186]

Vgl. den Lagebericht Oktober/Dezember 1943, II 7.

Vgl. Journal Officiel vom 12. Mrz 1944, S. 753f.: Loi no 684 du 24 dcembre 1943 relative l'assurance des sinistres rsultant d'actes de sabotage ou de terrorisme. Vgl. ebd., S. 758: Arrt du 7 fvrier 1944 relatif l'application de la loi no 684 du 24 dcembre 1943 relative l'assurance des sinistres rsultant d'actes de sabotage ou de terrorisme.
[187]

Vgl. Journal Officiel vom 5. Februar 1944, S. 382f.: Loi no 708 du 23 novembre 1943 autorisant le Gouvernement garantir les pertes rsultant de certains oprations d'importation prsentant un intrt essentiel pour l'conomie national sowie die entsprechende Durchfhrungsverordnung, S. 387f.: Dcret n 3636 du 24 novembre 1943 dterminant les conditions d'application de la loi n 708 du 23 novembre 1943 autorisant le Gouvernement garantir les pertes rsultant de certains oprations d'importation prsentant un intrt essentiel pour l'conomie nationale.
[188] [189]

Dr. Walther Funk. Dr. Hans Fischbck.

[190]

Hans Fischbck (1895-1967). Jurist und Bankdirektor. 1936 Leitender Direktor der sterreichischen Versicherungs AG. 1938 sterreichischer Bundesminister fr Wirtschaft. Vorsitzender des Vorstands der Creditanstalt - Bankverein in Wien und Prsident der dortigen Industrie- und Handelskammer. Ab Mai 1940 Generalkommissar f r Finanzen und Wirtschaft beim Reichskommissar fr die Niederlande in Den Haag. Am 16. Januar 1942 zum Reichskommissar f r die Preisbildung ernannt. 1943 SS-Brigadefhrer und gleichzeitig Staatssekretr im Planungsamt des Ministeriums fr Rstung und Kriegsproduktion. Nach 1945 zunchst in Argentinien, dann Wirtschaftsberater im Ruhrgebiet.
[191]

Nhere Einzelheiten nicht ermittelt. Rstungs-Stab.

[192]

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Vgl. Journal Officiel vom 11. Mrz 1944, S. 746: Dcret n 684 du 7 mars 1944 portant modification du dcret n 618 du 15 mars 1943 relatif la composition et au fonctionnement du comit contentieux prvu par l'article 49 de la loi du 21 octobre 1940, modifi par la loi du 31 dcembre 1942 et par la loi du 8 juin 1943.
[193]

Gemeint ist die berprfung der Betriebe und Firmen im Hinblick auf die vom Generalbevollmchtigten fr den Arbeitseinsatz, Fritz Sauckel, zu Beginn des Jahres geforderte Bereitstellung weiterer franzsischer Arbeitskrfte fr den "Reichseinsatz".
[194] [195]

Generalbevollmchtigter fr den Arbeitseinsatz, Fritz Sauckel.

Vgl. Journal Officiel vom 15. Mrz 1944, S. 793-795: Arrt du 10 mars 1944 relatif au rgime des salaires dans l'industrie textile sowie S. 795-797: Arrt du 10 mars 1944 portant fixation des salaires dans les tablissements ressortissant aux industries chimiques. Anders als der Bericht vermerkt, wurden die folgenden Lohnordnungen im Journal Officiel vom 17. Mrz 1944 verffentlicht: Arrt du 13 mars 1944 portant fixation des salaires des employ s des banques (S. 825f.); Arrt du 13 mars 1944 portant fixation des salaires des employ s des services administratifs des socits d'assurances du dpartement de la Seine (S. 827); Arrt du 13 mars 1944 portant fixation des salaires des employs des cabinets de courtage d'assurances dans les dpartements de la Seine et de Seine-et-Oise (S. 827f.). Fr das Baugewerbe wurden die Lohnordnungen erst im Journal Officiel vom 8. April 1944, S. 1020f. verffentlicht: Arrt du 6 avril 1944 portant fixation des salaires dans les industries du btiment et des travaux publics.
[196]

Vgl. Journal Officiel vom 15. Mrz 1944, S. 798: Arrt du 13 mars 1944 relatif l'incidence de la mise en ordre des salaires sur la fixation des prix: "Article unique: Les amliorations de salaires qui pourraient rsulter de l'application de l'arrt du 10 mars 1944 concernant les salaires des collaborateurs et employ s des tablissements ressortissant aux industries de la production et de la transformation des mtaux sont la charge des employeurs et ne peuvent tre cause de majoration automatique des prix."
[197]

Die Pariser Zeitung vom 22.2.1944 gab den Wortlaut der Erklrung in deutscher bersetzung wieder und informierte ber die neuen Lohnordnungen. Hinsichtlich der Metallbranche verweist der Artikel auch auf frhere Bemhungen, so die Lohnordnungen vom 21. Juni 1943 fr die Metallarbeiter, fr die Arbeiter von Eisenerz-Bergwerken vom 17. November 1943 und der metallschaffenden Industrie vom 27. November 1943. Am 16 Oktober und am 24. November 1943 seien schlielich auch die Lhne der Berg- bzw. Hafenarbeiter revidiert worden. Ziel sei es, dem Wettlauf zwischen Lhnen und Preisen ein Ende zu bereiten. hnlichen Inhalts war die Meldung in Le Petit Parisien vom 15.3.1944 (Titelseite), in welcher auch die Erklrung der Minister Bichelonne und Cathala im Wortlaut zitiert wurde: "Au cours des derniers conseils des ministres, le gouvernement a prcis sa politique en matire de salaires et de prix. Soucieux d'introduire plus de justice dans la rmunration des travailleurs, il a obtenu les moyens n cessaires afin de poursuivre plus rapidement la mise en ordre des salaires. Mais il ne se dissimule pas que cette mesure manquerait son effet si les avantages accords aux travailleurs entranaient une hausse gnralise du cot de la vie. Le moment est donc venu de stabiliser les prix. Le gouvernement, dans ces conditions, dcide qu'aucune hausse nouvelle ne sera, dornavant, accepte par le comit central des prix, moins qu'elle ne soit justifie par la constatation de prix de revient exceptionnellement accrus ou par la n cessit dmontre de maintenir ou de stimuler certaines productions. Le gouvernement estime, en outre, ncessaire de comprimer les frais de toute nature que les denres et marchandises supportent entre leur production et leur mise la disposition du consommateur. Il s'efforcera, notamment, d'viter l'interposition dans le circuit de la distribution de tous les interm diaires dont l'intervention ne rpond pas a un besoin certain. Il veillera par un renforcement du contrle, au respect de la discipline qu'il impose dans l'intrt de tous." Bezglich der einzelnen neuen Lohnordnungen wurden dort die Ausfhrungen des Commissaire gnrale la main-d'uvre et au travail, Chasseigne, in extenso wiedergegeben. Franois Ernest Edmond Chasseigne (1902-1977). Politiker. 1923 Stellvertreter Jacques Doriots als secrtaire des Jeunesses communistes. 1929 Austritt aus der kommunistischen Partei. 1932 Parlamentsabgeordneter des Parti ouvrier et paysan. 1937 Eintritt in die SFIO. Seit 1940 Anhnger Ptains. Verschiedene Ttigkeiten in der staatlichen Propaganda. 1944 zum Secrtaire d'tat au Ravitaillement ernannt. Lebte whrend der Befreiung von Paris zunchst unter falscher Identitt, wurde entdeckt und verhaftet. 1948 zu zehn Jahren Zwangsarbeit verurteilt, 1951 begnadigt.
[198]

Nhere Einzelheiten nicht ermittelt.

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Vgl. Journal Officiel vom 15. Mrz 1944, S. 785-793: Arrt du 7 mars 1944 dfinissant les zones territoriales pour la fixation des salaires sowie S 793: Arrt du 8 mars 1944 portant, pour certaines communes, modification l'arrt du 7 mars 1944 dfinissant les zones territoriales pour la fixation des salaires (Berichtigung: Journal Officiel vom 17. Mrz 1944, S. 825).
[199]

Vgl. Journal Officiel vom 15. Mrz 1944, S. 797f.: Arrt du 10 mars 1944 portant fixation des appointements des employs, techniciens, agents de matrise et assimils des tablissements et des industries de la production et de la transformation des mtaux .
[200]

Vgl. Journal Officiel vom 25. Februar 1944, S. 599: Arr t du 16 fvrier 1944 fixant les salaires moyens dpartementaux servant de base de calcul des allocations familiales.
[201] [202]

Nhere Einzelheiten nicht ermittelt.

Vgl. Journal Officiel vom 10. und 11. Januar 1944, S. 141f.: Loi n 10 du 8 janvier 1944 relative l'indemnisation des pertes de salaires rsultant de circonstances conscutives l'tat de guerre; sowie - anders als im Bericht behauptet - im Journal Officiel vom 16. Mrz 1944, S. 808: Arrt du 11 mars 1944 relatif l'application de l'article 3 de la loi du 8 janvier 1944 relative l'indemnisation des pertes de salaires rsultant de circonstances conscutives l'tat de guerre. Fr den Fall von Luftangriffen war bereits im Januar eine Regelung ber Nachholung oder Entschdigung verlorener Arbeitsstunden getroffen worden, vgl. Journal Officiel vom 29. Januar 1944, S. 323: Loi n 33 du 27 janvier 1944 relative la rcupration et l'indemnisation des heures perdues par suite d'interruptions collectives de travail provoques par les alertes ariennes.
[203]

Vgl. hierzu auch die Meldung "Le Travail Fran ais en Allemagne. Des Assurances protgent les ouvriers et leurs familles", des Paris-Soirvom 28.7.1943.
[204]

Vgl. Journal Officiel vom 12. Januar 1944, S. 149f.: Loi no 1 du 1er janvier 1944 relative au commissariat gnral la main-d'uvre franaise en Allemagne. Das Generalkommissariat war mit Gesetz vom 6. Februar 1943 (vgl. Journal Officiel vom 7. Februar 1943, S. 363: Loi no 79 du 6 fvrier 1943 portant cration du commissariat gnral la main-d'uvre franaise en Allemagne) unter dem Namen Commissariat gnrale la main-d'uvre franaise en Allemagne gegrndet worden und wurde mit diesem Gesetz 1944 in: Commissariat gnrale d'action sociale pour les Franais travaillant en Allemagne umbenannt.
[205]

Der Fhrer des RNP, Marcel Dat war am 16. Mrz 1944 auf deutschen Druck hin von Laval zum Secrtaire d'tat au Travail ernannt worden.
[206]

Vgl. Journal Officiel vom 1. Januar 1943, S. 2-9: Loi n 1128 du 31 dcembre 1942 portant fixation du budget de l'exercice 1943, in Verbindung mit den Beilagen: tats annexs la loi portant fixation du budget gnral de l'exercice 1943, S. 1a-59a, hier vor allem S. 47a, wobei hier die gesamten Einnahmen des frz. Staates mit 101,9 Mrd. FF beziffert werden.
[207] [208]

Vgl. unten Anlage 12.

Zum tatschlichen Steueraufkommen 1943 vgl. Journal Officiel vom 24. Mrz 1944, S. 894: Situation rsume des recouvrements budgtaires oprs pour le compte de l'tat au cours du mois de dcembre et des douze mois de l'anne 1943. Dort werden 119,0 Mrd. Frs. als gesamte Einnahmen genannt, was eine Steigerung um 25,2 Mrd. Frs. bedeuten wrde, davon 12,6 Mrd. Frs. Steigerung aus den direkten Steuern und 11,2 Mrd. Frs. aus den indirekten Steuern
[209] [210]

Vgl. Journal Officiel vom 6. Januar 1943, S. 41-47: Loi no 974 du 24 octobre 1942 portant rforme fiscale.

Zu den indirekten Steuern vgl. Journal Officiel vom 6. Januar 1943, S. 41-47: Loi no 974 du 24 octobre 1942 portant rforme fiscale sowie Journal Officiel vom 24. Januar 1943, S. 222f.: D cret n 193 du 23 janvier 1943 fixant les conditions d'application des articles 28 et 51 de la loi du 24 octobre 1942 portant r forme fiscale.
[211]

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Lagebericht Januar - Mrz 1944 (MBF)

http://www.ihtp.cnrs.fr/prefets/de/d010344mbf.html

Vgl. Journal Officiel vom 13. Februar 1944, S. 469-475: Loi n 75 du 31 janvier 1944 portant rforme fiscale. Vgl. hnlichen Inhalts wie der obige Bericht: Pariser Zeitung (17.2.1944), Petit Parisien, 12./13.2.1944.
[212]

Zum Staatshaushalt fr 1944 vgl. das Journal Officiel vom 1. Januar 1944, S. 3-6: Loi n 700 du 31 dcembre 1943 portant fixation du budget de l'exercice 1944, in Verbindung mit den Beilagen: Etats annexs la loi portant fixation du budget gnrale de l'exercice 1944, S. 1a-60a.
[213]

Der Wehrwirtschaftsstab West war am 1. Februar 1943 aus dem "Wehrwirtschafts- und R stungsstab in Frankreich" hervorgegangen. Dieser erhielt fachliche Weisungen nur vom OKW und den Oberbefehlshabern der drei Wehrmachtteile (Heer, Marine, Luftwaffe). Der WiRStab bzw. dann WwiStab West war dabei f r die Rstungsbetriebe im engeren Sinn zustndig, whrend der Militrverwaltung die fr den kriegswirtschaftlichen oder lebensnotwendigen franzsischen Bedarf produzierenden Vorzugsbetriebe unterstanden.
[214] [215]

Wehrwirtschafts-Stab.

[216]

Richtig: Ernst Becht (1895-?). Generalmajor. 1914 Leutnant. 1914/18 Kriegsteilnahme. Reichswehr. 1939 Abteilungschef im OKW. 1943 Chef Wehrwirtschaftsstab Inland und besetzte Gebiete, dann F hrer-Reserve. Mrz 1944 Chef Wehrwirtschaftstab West, dann Fhrer-Reserve.
[217]

Nichteisenmetalle. Wehrmachtserfassungskommando.

[218]

Major Hans Schu ( ? - ? ). Dieser war als "Beauftragter fr die Schrott- und Altmaterialerfassung" in den besetzten Westgebieten zustndig (Sonderstab Schu). Nhere biographische Angaben nicht ermittelt.
[219] [220]

Departement Bouches-du-Rhne.

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Lagebericht Juni 1944 (MBF)

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AN, AJ 40/ 444

Der Militrbefehlshaber in Frankreich[1] MVZ - Gruppe 3[2] - Br.[ief] B.[uch] Nr. 103/44 geh.[eim] Paris, den 13. Juli 1944[3]

Geheim!

Betrifft:

L a g e b e r i c h t ber Verwaltung und Wirtschaft fr den Monat Juni 1944.

Anlagen: 1 Heft Lagebericht einschl.[ielich] Anlagen

Geheim! Beiliegend wird der Lagebericht ber Verwaltung und Wirtschaft fr den Monat Juni 1944 vorgelegt.[4] Fr den Militrbefehlshaber Der Chef der Militrverwaltung[5] In Vertretung [Unterschrift]

[Stempel: Der Befehlshaber Nordwestfrankreich[6]. Verw. V 1736/44 g] [Handschriftlich: St. Germain, am 20.7.44. An alle Fken[7] weitergeleitet]

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Verteiler[8]: OKW[9] WFSt/Qu (Verw. 1)[10] Wi Amt[11] A Ausl. Abw.[12] OKH[13] Gen Qu[14] Adj. Chef Gen St d H[15] Org. Abt.[16] VA[17] Abt. Fremde Heere West Heerwesen-Abt. Chef Transportwesen Chef H Rst und BdE[18] Chef der Heeresarchive[19] Mil.Bef. i. Frkr. Gen St einschl. Prop.-Abt. Frkr.[20] Mil. Verw.[21] VO Oberstltn. v. Hofacker[22] Befh. i. Bez. Nordwestfrkr.[23] Befh. i. Bez. Sdwestfrkr.[24] Befh. i. Bez. Nordostfrkr.[25] Kdt. v. Gross-Paris[26] Kdt. Heeresgebiet Sdfrkr.[27]

Stck

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FKn Hh. SS- u. Polizeifhrer i. Ber. d. Mil. Bef. Frkr.[28] Hh. Feldwirtschaftsoffizier R Be Stab Frk.[29] H Na F Frk.[30] O Qu Frk.[31] HVD, Paris[32] Nachrichtlich: OB West[33] Wako[34] Mar. Grukdo West[35] Luftflotte 3 Luftgaukdo Westfrkr.[36] General der Luftwaffe, Paris[37] Mil. Bef. i. Belg. u. Nordfrkr. d. VO Oberstltn. Hartog[38] Staatssekretr Dr. Stuckardt[39], Berlin, Reichsinnenminist. Reichsleiter Bormann z.Hd. von Herrn Staatssekretr Klopfer, Mnchen, Arcisstr. 11 Vorrat

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Der Militrbefehlshaber in Frankreich MVZ - Gruppe 3 - Zu Br.B. Nr. 103/44 geh. Paris, den 13. Juli 1944

Geheim!

Lagebericht ber Verwaltung und Wirtschaft Juni 1944

Inhaltsverzeichnis

I. Die franzsische Verwaltung 1. Innere Verwaltung 2. Schule und Kultur 3. Verkehrswesen 4. Strassen- und Brckenbau 5. Postwesen 6. Justizwesen II. Die franzsische Wirtschaft Allgemeine Lage 1. Verschiedene Wirtschaftsgebiete 2. Die Entwicklung in den einzelnen Zweigen der gewerblichen Wirtschaft 3. Ernhrung und Landwirtschaft

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4. Forst- und Holzwirtschaft 5. Auswrtiger Waren- und Zahlungsverkehr 6. Bank-, Brsen- u. Versicherungswesen 7. Preisregelung 8. Arbeitseinsatz und Sozialwesen 9. Finanzwesen Anlagen 1-3

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I. Die franzsische Verwaltung

1. Innere Verwaltung Die Invasion ist wider Erwarten ohne besondere Rckwirkung auf den franz. Verwaltungsapparat geblieben. Eine nderung der Haltung der Beamtenschaft, insbes.[ondere] eine Verstrkung des passiven Widerstandes ist nicht eingetreten. Die Beamtenschaft arbeitet im ganzen noch ruhig weiter. Dies ist vor allem der vom Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] durch Jahre mit Schrfe und Stetigkeit gebten Aufsicht ber die franz. Verwaltung zu danken. Diese Aufsicht ist in Erwartung der Invasion und seit ihrem Beginn stndig verstrkt und, wo erforderlich, auch der notwendige Druck zur Durchsetzung der deutschen Forderungen ausgebt worden. Die Anwendung schrferer Massnahmen ist jedoch nirgends ntig gewesen. Die loyale Haltung der berwiegenden Mehrzahl der Prfekten, eren [sic!] Auswahl von der Militrverwaltung immer besonderes Augenmerk zugewandt wurde, hat sich auch seit der Invasion nicht gendert. Der Prfekt von Caen[40] und der mit der Leitung der Prfektur St. L beauftragte Generalsekretr[41] sind trotz schwerster Bombardements der vorgenannten Stdte getreu den von ihrer Regierung erteilten Anweisungen auf ihrem Posten geblieben und bemhen sich, der zurckgebliebenen Bevlkerung nach Krften zu helfen und fr die Befolgung der deutschen Befehle zu sorgen. Auch die Prfekten der zum Hinterland der Kampfzone gehrenden D[e]p[artemen]ts. erfllen weiterhin anstandslos ihre Aufgaben. Der Regionalprfekt von Rouen[42] hat sich besonders bewhrt. Er ist zum Schutze der Existenz der Bevlkerung auch von der Androhung und Anwendung drastischster Mittel gegen einzelne Personen nicht zurckgeschreckt. So hat er auf dem Gebiete der Ernhrung die Miliz eingesetzt und durch diese dafr gesorgt, dass die notwendigen Kauflden und Gaststtten offengehalten, Vorrte des Schwarzen Marktes erfasst und durch das Secours National[43] der Bevlkerung zugefhrt werden. Zur Linderung der Not der Bevlkerung in der Kampfzone hat auch die franz. Dienststelle zum Schutze der Zivilbevlkerung gegen Kriegsereignisse (SIPEG)[44] tatkrftig mitgewirkt. Von dieser wurden in die Kampfzone und das nchste Hinterland Transporte mit Bekleidungsgegenstnden, Lebensmitteln und Medikamenten entsandt. Eine grssere Anzahl von rzten wurde dorthin abgeordnet und eine Reihe von Hilfslazaretten fr die Zivilbevlkerung eingerichtet. Im allgemeinen kann festgestellt werden, dass die franz. Verwaltung in richtiger Erkenntnis des Ernstes und der Schwere der Zeit zum Schutze der franz. Bevlkerung tut, was in ihren Krften steht. Evakuierungen wurden, wie vorgesehen, seit Beginn der Kampfhandlungen in Nordfrankreich nicht mehr vorgenommen. Unter dem Einfluss der feindlichen Fliegerangriffe hat jedoch die Zivilbevlkerung, vor allem im Kstengebiet, aber auch im Kstenhinterland, die grsseren Stdte verlassen und ist in die Umgebung ausgewichen[45]. Diese Leute kehren vielfach tagsber wieder an ihre frheren Wohnorte zurck, um ihrer gewohnten Beschftigung nachzugehen. Zur Massenflucht ist es nicht gekommen. In der Sdzone sind in der letzten Zeit aus den 7 Kstend[e]p[artemen]ts., vor allem den Stdten Marseille[46] und Nizza[47], 116 000 Personen in das Innere Frankreichs berfhrt worden. Die Evakuierungen werden in der Sdzone nach den Weisungen der zustndigen Militrdienststellen fortgefhrt[48].

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Zu Beginn der Kampfhandlungen in der Normandie ist in den Bereichen von 4 FKn das Kampfplakat angeschlagen worden, womit weitgehende Beschrnkungen des ffentlichen Lebens verfgt wurden[49]. In Krze hat sich aber gezeigt, dass diese Einschrnkungen, vor allem das Verkehrsverbot fr Fahrrder und Fuhrwerke, die Schliessung von Gastwirtschaften, in den nicht unmittelbar vom Kampf berhrten Gebieten zu weit gingen. Es waren daher, vor allem im Sicherungsgebiet, aber auch in der Kampfzone, weitgehende Lockerungen notwendig. Im Laufe des Vormonats waren 11 Regional- bzw. Departementalprfekten aus ihrem Amte wegen nachgewiesener Beziehungen zur Widerstandsbewegung entfernt worden. Die Wiederbesetzung der dadurch freigewordenen Stellen ist teilweise bereits erfolgt, teilweise noch im Gange [50]. Der bisherige Staatssekretr des Innern Lemoine[51] ist in diesem Zusammenhang zurckgetreten. Der Generalsekretr fr die Aufrechterhaltung der Ordnung Darnand wurde unter Beibehaltung seiner bisherigen Funktionen am 14.6.44 zu seinem Nachfolger ernannt. Der Directeur gnral de la Police nationale Parmentier[52] ist zum Generalsekretr des Innern bestellt worden. 27 D[e]p[artemen]ts. Frankreichs, in der Hauptsache im westlichen und sdlichen Teil des Landes, sind mit Rcksicht auf den Beginn der Invasion, die allenfalls noch an anderen Orten zu erwartenden Landungen und die Bandenkmpfe vor allem in Sdfrankreich, zur Kampfzone erklrt worden[53].

2. Schule und Kultur Schulwesen Militrische Grnde sowie die zunehmende Schwierigkeit der Verkehrslage zwangen dazu, die franz. Unterrichtsverwaltung zu einer Verschiebung der Ende Mai beginnenden und bis in den August dauernden Concours-Prfungen zu veranlassen[54], durch die eine grosse Zahl von Studenten in und den Prfungszentren der Provinz zusammengezogen werden. Von der Gesamtzahl von r[un]d 28 000 (einschl. Frauen) entfallen auf Paris allein etwa 11 000 fr die schriftlichen, 4500 fr die mndlichen Prfungen. Um eine unerwnschte Auswirkung dieser einschneidenden Massnahme (Verstrkung des maquis!) zu verhten, musste den von ihr Betroffenen gleichzeitig eine Zurckstellung vom Arbeitseinsatz bis zur Ablegung der Prfung zugestanden werden.

Bibliotheksschutz Die Bibliotheken von Cambrai[55] (60 000 Bnde) und Chartres[56] (200 000 Bnde) wurden durch Fliegerbomben zerstrt. (In Chartres ber 1000 wertvolle Handschriften vernichtet.) Die geretteten, aber durch Feuer und Wasser stark beschdigten Handschriften werden z.[ur]Z[ei]t. in der Bibliothque Nationale einer mhevollen Restaurierungsarbeit unterzogen. Fr den Wiederaufbau der deutschen Bibliotheken wurden trotz der bestehenden Transportschwierigkeiten zwei weitere Waggons mit franz. Literatur nach Deutschland abgesandt.

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Kunstschutz Seit Beginn der Invasion und der Zunahme des anglo-amerikanischen Luftterrors ist der Schutz der historischen Schlsser naturgemss nicht mehr in dem bisherigen Umfange zu gewhrleisten. Um Verlusten vorzubeugen, ist schon zu Anfang d[iese]s. J[ahre]s. den Schlossbesitzern in den nahe der Kste gelegenen D[e]p[artemen]ts. empfohlen worden, wertvolle Einrichtungsgegenstnde, soweit nicht schon geschehen, bombensicher zu bergen. Whrend also die bisher mit Belegungsverboten ausgestatteten Schlsser angesichts des Bedarf der Truppe jetzt in manchen Fllen militrisch nutzbar gemacht werden mssen, bleibt der Schutz der Depots der franz. Museenmit ihren unermesslichen Schtzen in unverndertem Masse dringlichste Aufgabe. Es werden z.[ur]Z[ei]t. in Verbindung mit der Fhrungsabt. Ib(1) zustzliche Massnahmen fr die Sicherheit dieser 47 meist in Schlssern Mittelfrankreichs untergebrachten Depots eingeleitet[57]. Die Verlegung der in der sdfranz. Kstenzone befindlichen Depots von beweglichem Kunstgut in Innere des Landes wurde vom Kunstschutzbeauftragten fr Sdfrankreich[58] in Verbindung mit franz. Kunstverwaltung abgeschlossen. Ende Juni wurde die Aussenstelle Sdfrankreich Kunstschutzes wie vorgesehen aufgegeben. Die Ausbung des Kunstschutzes bernimmt Kunstschutzreferent[59] beim Mil.[itr]Bef.[ehlshaber] das der des der

In Verbindung mit der Propaganda-Abteilung Frankreich und der franz. Kunstverwaltung ist eine Inventarisation der durch den anglo-amerikanischen Luftterror verursachten Sch den an historischen Baudenkmalen (z.B. in Rouen[60], Orlans[61], Angers[62] usw.) begonnen worden[63]; sie wird laufend weitergefhrt. Wie wichtig eine solche Dokumentation fr die Zukunft ist, zeigt das Beispiel Italiens, wo die Alliierten an den durch ihre eigenen Luftangriffe zerstrten Baudenkmalen im Sden des Landes Schilder haben anbringen lassen mit der Aufschrift: "Zerstrt von den Deutschen!". Angesichts der intensiven anglo-amerikanischen Propaganda mit ihrer grossangelegten Kunstschutzkommission in Italien ist auf Anfordern dem Auswrtigen Amt zum Zwecke einer wirksamen Gegenpropaganda Material ber die bisherige Ttigkeit des deutschen Kunstschutzes zur Verfgung gestellt worden[64].

3. Verkehrswesen Dem gewaltigen Transportraumbedarf der Truppe wurde zunchst durch Einberufung der mobmssig erfassten Kfz Rechnung getragen. Darber hinaus sind sehr bald Ersatzgestellungen aus der Nachbarzone des Kampfgebietes in grsstem Umfange notwendig geworden; der zivile Lkw-Bestand einzelner D[e]p[artemen]ts. ist dadurch vllig erschpft. Der geregelte Ablauf dieser Aktion wurde dadurch wesentlich gestrt, da sich gewisse Truppenteile zivile franz., zivile deutsche, OT[65]- und Wehrmacht-Fahrzeuge mit Waffengewalt aneigneten, ohne ordnungsgemsse Beschlagnahmebesttigungen auszustellen. Die Mil.[itr-]Verwaltung versucht durch grosszgige Behandlung der Entschdigungsflle die propagandistische Auswirkung dieses Verhaltens abzumildern. Ab 25.6.44 wurde der Verkehr ziviler Kfz von der Erteilung eines Sonderausweises abhngig gemacht[66]. Diese mobmssig vorbereitete Massnahme konnte unter den gegenwrtig herrschenden Verhltnissen nur schrittweise durchgefhrt werden. Zur berstellung an die Wehrmacht wurden

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vorlufig nur die mit Dieselkraftstoff angetriebenen Lkw aus dem Verkehr gezogen, die benzin- und alkoholangetriebenen werden nach Bedarf und unter Bercksichtigung ihres Einsatzzweckes in den nchsten Wochen stillgelegt, whrend die mit Ausweichtreibstoff laufenden Kfz grundstzlich den Sonderausweis erhalten, um ggf. als Ersatz fr stillgelegte Kfz einsatzfhig zu bleiben. Die Stillegung der flssigtreibstoff-angetriebenen Pkw ist bis zum 15.7.44 angeordnet[67]. Seit Beginn der Kampfhandlungen haben sich die Anforderungen der bodenstndigen Einheiten auf kurzfristige Kfz-Gestellung verdoppelt. Neben diesen Leistungen fr die Wehrmacht ist dem zivilen Kfz-Park noch der Grossteil der Transportleistungen fr den zivilen Sektor, Versorgung der Zivilbevlkerung und Wirtschaft zugefallen. Dieser Verkehrsnotstand ist besonders fr Paris ein ernstes Problem geworden, wo die gesamte Versorgung der Millionenbevlkerung durch Lkw bestritten werden muss. Auf Anregung der Besatzungsbehrden wurde daher ein Sonderkommissar fr die Versorgungstransporte von Gross-Paris[68] eingesetzt, der Anweisungsgewalt an die Verkehrsdienststellen der Produktions- und Verbrauchsgebiete hat. Um die grsstmgliche Ausntzung des verbleibenden Restbestandes an Kfz zu gewhrleisten, ist auf Vorschlag des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] auf dem Gesetzesweg die Bildung von Transportgemeinschaften, die Auslastung der Nutzfahrzeuge und die Einschaltung der Fahrbereitschaften zur Transportraumbeschaffung fr Kfz-Halter bzw. Absender des Ladegutes zur Pflicht gemacht worden. Ebenso haben die Prfekten das Recht zur Beorderung von Kfz. erhalten[69].

4. Strassen- und Brckenbau In den Bezirken Nordwest- und Sdwestfrankreich wurde zur Wiederherstellung der zahlreichen durch Luftangriffe zerstrten Brcken neben dem Einsatz der von den Ponts et Chausses gebildeten Brckenbautrupps auch der Einsatz von Pionierkrften, OT u.a. Formationen erforderlich. Der Bau von Fhren erfolgte zum grssten Teil in krzester Frist. Die Wiederherstellung im Gebiet Sdfrankreich ist erschwert durch Terroristengruppen. Infolge Abzugs der gelagerten Reserve-Brckenbaustoffe fr die Wiederherstellung der zerstrten Brcken wurden Vorbereitungen zur Auffllung der Lager getroffen (Erweiterung des z.[ur]Z[ei]t. l[au]f[en]d.[en] Programms der 15 und 20 m Nageltrgerbrcken und Herstellung neuer Holzfachwerkbrcken mit 30-50 m Spannweite).

5. Postwesen Gemss OKH/Gen StdH/Gen Qu Abt. K. Verw. Nr. II 3476/44 v. 31.3.44[70] hat Chef OKW[71] sein Einverstndnis erklrt, dass der gesamte Nachrichtenverkehr zwischen dem Gebiet Sdfrankreich und dem Deutschen Reich an den Verkehr des altbes.[etzten] Gebietes angeglichen wird. Demzufolge wurde nach Zustimmung des Reichspostministeriums der allgemeine Briefpost- und Paketverkehr zwischen dem Gebiet Sdfrankreich und Deutschland aufgenommen. Die franz. Postverwaltung hat den Postdienst nach Indochina und dem Fernen Osten (Nationalchina,

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Japan, Thailand, Mandchoukouo) eingestellt.

6. Justizwesen Deutsch. Recht Strafrecht Die Zivilbevlkerung ist, um sich vor Bordwaffen- und Bombenangriffen zu schtzen, teilweise dazu bergegangen, die Hausdcher oder ihre Fahrzeuge mit dem Roten-Kreuz-Zeichen zu versehen (auch bei Fahrzeugen amtl.[icher] franz. Stellen, u.[nter]a.[nderem] der Polizei, beobachtet). Da ein energisches Einschreiten seitens der franz. Regierung nicht zu erwarten war, ist am 1.7.44 eine deutsche Verordnung[72] ber den Rundfunk ergangen, wonach Missbruche des Wahrzeichens oder der Worte "Rotes Kreuz" oder "Genfer Kreuz" oder der Gebrauch von Nachahmungen unter Strafe gestellt werden.

Zivilrecht Es mehren sich die Anfragen amtlicher deutscher Stellen, wie sie zivilrechtliche Forderungen gegen Franzosen eintreiben knnen. Die Ansprche stammen meist aus den zahlreichen Bauauftrgen oder sind der Schadensersatzpflicht aus einem Anstellungsverhltnis erwachsen. Da die Einschaltung franz. Gerichte wegen Exterritorialitt der deutschen Partei oder aus politischen Grnden in der Regel ausscheidet, die Zustndigkeit deutscher Gerichte aber weder gesetzlich begrndet noch vertraglich vereinbart ist, sind die deutschen Glubiger in der Regel auf Vorstellungen, Androhungen oder Zwangsmassnahmen allgemeiner Art angewiesen, um den franz. Schuldner zur Zahlung zu bewegen, die meist von dessen guten oder bsen Willen abhngt. Wre in Frankreich ein deutsches Zivilgericht geschaffen worden, dem die Entscheidung solcher Streitflle obliegt und das sich des franz. Vollstreckungsapparates bedienen kann, so wren derartige Misstnde vermieden worden. Die Einschaltung einer solchen gerichtlichen Instanz ist neuerdings in Norwegen erfolgt [73]. Wenngleich die Lage in Frankreich fr derartige Neuerungen im Augenblick nicht geeignet erscheint, muss doch hervorgehoben werden, dass die Entwicklung die von der Militrverwaltung zu Anfang der Besatzungszeit aufgestellte Forderung, ein deutsches Zivilgericht in Frankreich einzurichten[74], in vollem Umfange besttigt hat.

Franz. Justiz Es sind Massnahmen eingeleitet, um die an der Kste gelegenen franz. Gefngnisse weitestgehend, insbes.[ondere] von allen wegen politischer Straftaten einsitzenden Hftlingen zu rumen[75]. Die Rechtsprechung franz. Gerichte gegen Terroristen hat in einzelnen Fllen zu Beanstandungen gefhrt. Obwohl es sich dabei meist um sdfranz. Gerichte handelt, die sich der unmittelbaren Aufsicht des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] entziehen, wird versucht, ber den franz. Justizminister[76] durch entsprechende Personalmassnahmen eine schrfere Judikatur herbeizufhren.

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II. Die franzsische Wirtschaft

Allgemeine Lage Verkehr Die Schwierigkeiten auf dem Transportgebiet haben die ganze franz. Wirtschaft sehr gelhmt. Die Lage wurde weitgehend durch die Invasion und ihre Vorbereitungen beeinflusst. Die schon lange vor dem Invasionsbeginn einsetzenden Angriffe auf die Verkehrsadern haben sich stndig gesteigert und sich jetzt so weit verstrkt, dass eine Anzahl auch weiter rckwrtig gelegener Strecken laufend von Feindfliegern abpatrouilliert wird. Hinzu treten mehr und mehr die Sabotageakte in ganz Frankreich, insbes.[ondere] auf empfindlichste Verkehrseinrichtungen wie Schleusentore usw. Eine weitgehende Lahmlegung des Verkehrsnetzes ist die Folge, obwohl mit allen Krften an der Beseitigung der Schwierigkeiten gearbeitet ist und wird. Durch Einsatz von Pionier- und Bauzgen, durch Heranziehung grosser Einheiten der OT und durch die von den FKn[77] aufgerufenen und eingesetzten Hilfskrfte konnten viele Schwierigkeiten gemeistert und zerstrte und beschdigte Verkehrsanlagen in krzester Frist wieder in Betrieb genommen werden.

Ernhrung u.[nd] Landwirtschaft Die Invasion hat auch auf dem Gebiet der Ernhrung und Landwirtschaft eine vernderte Lage geschaffen. Der fast vllige Ausfall der D[e]p[artemen]ts. Manche und Calvados und die Behinderung der Erfassung und Erzeugung in den Nachbar-D[e]p[artemen]ts. bedeutet vor allem fr die schon seit langem vllig unzureichende Fettversorgung eine weitere schwere Belastung. Aus den D[e]p[artemen]ts. Manche und Calvados wurden im Vorjahr von Juni bis August allein 18% der im bes. Gebiet erfassten Buttermenge aufgebracht. Die geschilderte Transportlage hat die Versorgung auf dem normalen Wege unmglich gemacht. Die grosstdtische Bevlkerung leidet besonders darunter, dass die bisher noch bestehende Mglichkeit einer zustzlichen Versorgung durch die sog.[enannten]Familienpaketeinfolge der Postversandsperre gnzlich unterbunden wurde. Da die Masse der grosstdtischen Bevlkerung nunmehr allein auf die niedrigen offiziellen Zuteilungen[78] angewiesen ist, ist die Versorgung der rmeren Schichten des Volkes mehr als unzureichend, woraus sich schwere Gefahren fr die Aufrechterhaltung der Ordnung ergeben. Da in Frankreich die landwirtschaftliche Erzeugung rumlich stark spezialisiert ist, ergeben sich bei der gegenwrtigen Lage in den Erzeugergebieten z.T. berschsse, whrend in den Verbrauchszentren die Ware weitgehend ausfllt. Um einen grossen Verderb zu verhindern, mssen trotz unzureichender Mittel Massnahmen zur Konservierung ergriffen werden. Es ist notwendig, die Erfassung, den Abtransport und die Verteilung in weitgehendem Umfange zu improvisieren, da sich die Verhltnisse im einzelnen von Tag zu Tag ndern. Die La-Fhrer[79], die sich bisher in der Hauptsache mit der Wirtschaftsberatung der Erzeuger befassten, werden unter den vernderten Umstnden in wachsender Zahl bei der Erfassung und dem Abtransport eingesetzt. Auch die landw.[irtschaftliche] Erzeugung wird durch die militrische Entwicklung stark behindert. In den frontnahen Gebieten unterlassen die Bauern aus Furcht vor Fliegerangriffen manche notwendigen Aussenarbeiten. Die Heranziehung von Landwirten zu Befestigungsarbeiten u.[nter]a.[nderem] Aufgaben, die Inanspruchnahme von Gespannen und Fahrzeugen sowie die Beschlagnahme des gesamten Treibstoffes fr die Wehrmacht haben die Durchfhrung der landw.[irtschaftlichen] Arbeiten wesentlich

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erschwert, z.T. sogar unmglich gemacht. Die Heranschaffung und Verteilung der fr die Erzeugung notwendigen Betriebsmittel, insbes.[ondere] des fr die Getreideernte unentbehrlichen Bindegarns, konnte nicht planmssig durchgefhrt werden, sodass auch von dieser Seite Ausflle zu erwarten sind. Wegen des Mangels an Druschkohle, elektr.[ischem] Strom und Treibstoff knnen die noch vorhandenen Getreidevorrte alter Ernte nicht ausgedroschen werden, und die neue Druschkampagne wird wahrscheinlich nur langsam in Gang kommen. Es ist daher zu befrchten, dass der Anschluss an das neue Erntejahr nur unter grssten Schwierigkeiten gefunden wird.

Arbeitseinsatz Trotz der ausserordentlichen Inanspruchnahme fr den innerfranz. Arbeitseinsatz wurde von den Arbeitseinsatzdienststellen alles getan, um besonders den Krfteanforderungen des Reiches gerecht zu werden. Insgesamt wurden im Verlauf der Frankreich-Aktion 1944[80] in oft mhevollster Kleinarbeit r[un]d 40 000 Krfte dem Reich zugefhrt. Dabei ist festzustellen, dass trotz erfolgter Invasion, grsster Transportschwierigkeiten und verstrkten Terrors das Ergebnis der Krfteumsetzungen nach dem Reich im Juni gegenber dem Vormonat nicht erheblich geringer geworden ist. Es beruht, nachdem durch die militrische Fhrung mit Invasionsbeginn die Durchfhrung von Zwangsmassnahmen zur Umsetzung von Krften in das Reich ausgesetzt wurde, im wesentlichen auf der Werbung zu freiwilligem Einsatz. Diese Werbung[81] wird fortgesetzt und laufend verstrkt. Sie ist ergnzt worden durch Massnahmen zur Erfassung und arbeitseinsatzmssigen Betreuung und Lenkung derjenigen Arbeitskrfte, die unmittelbar oder mittelbar durch Feindeinwirkung lohn-, brot- und obdachlos geworden sind. Diese Erfassung und Lenkung der Arbeitslosen und Flchtlingewird in ihren Auswirkungen nicht nur den Bedarfswnschen des Reiches und der schnellen Erledigung innerfranz. Bedarfsanforderungen zugute kommen, sie kann vor allem auch den Schwierigkeiten entgegenwirken, die sich sonst fr die Aufrechterhaltung der Ordnung und Sicherheit aus der Hufung arbeits- und obdachloser Menschen ergeben mssen.

Preisbildung Die tatschliche Preisentwicklung wird z.[ur]Z[ei]t. durch die schwierige Transportlage sehr verschieden beeinflusst. Whrend sich in den Erzeugergebieten Preissenkungstendenzen bemerkbar machen, sind in den anderen Gebieten auf Grund der durch die Transportverhltnisse verursachten Mangellage und der zunehmenden Kostensteigerungen starke Preissteigerungstendenzen festzustellen. Auf dem Schwarzen Markt steigen in den Stdten ohne landw.[irtschaftliches] Hinterland die Preise fr fast alle landw.[irtschaftlichen] Erzeugnisse, andererseits steigen auf dem Lande die Preise fr gewerbliche Erzeugnisse an. In den von den grsseren Stdten entfernt liegenden landw. [irtschaftlichen] Gebieten sind die Preise fr landw.[irtschaftliche] Erzeugnisse auf dem freien Markt stark gesunken; teilw. werden hier Gemse und Obst, Butter und Fleisch frei zu amtlichen Preisen, z.T. sogar unter den amtlichen Preisen, verkauft.

1. Verschiedene Wirtschaftsgebiete

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Wi-Transporte[82] Eisenbahn Seit dem Invasionsbeginn ist der Verkehr auf der Schiene in den Gebieten der EBD'en[83] Paris-West, Paris-Nord und Lille[84] fast vllig zum Erliegen gekommen. Eine Kontingentierung der Waggons in der etwa bis zur 2. Hlfte Mai durchgefhrten Art ist auf Grund der Gesamtlage nicht mehr mglich. General des Transportwesens West[85] hat die Annahme von Wehrmachtgut in Einzel-Wagenladungen von allen Transportbezirken der bes.[etzten] Westgebiete in die Bezirke Lille, Paris-Nord und Paris-West und umgekehrt ab 15.6. gesperrt. Daneben besteht eine Wehrmachtgut-Sperre von und nach allen Bahnhfen der Bezirke Brssel, Nancy[86], Paris-Ost und Paris-Sd und schliesslich eine Wehrmachtgutsperre von Paris-Ost, Paris-Sd, Lyon[87] und Bordeaux[88] nach dem Reich. Zu diesen reinen Wehrmachtsperren treten zwei Sperranordnungen der HVD Paris[89], die sich ber ganz Frankreich erstrecken. Von diesen Sperren ausgenommen ist eine Anzahl kriegs- und lebenswichtiger Gter. General Transportwesen hat in den Sperrzonen-Strecken Kommissare mit besonderen Vollmachten eingesetzt, die den Verkehr in ihren Abschnitten verantwortlich zu leiten haben. Der Reisezug-Verkehr ist vorbergehend ganz erheblich eingeschrnkt. Bis zum Ablauf der Berichtszeit verkehrte von Paris zum Reich tgl.[ich] nur ein Zug und zurck. Nach Durchfhrung der Bewegungen fr den Kampfbedarf ist fr Anfang Juli wieder Einrichtung eines zweiten Zuges vorgesehen. Im Juni wurden 109 Loks infolge von Gleiszerstrungen eingeschlossen. Zerstrt wurden durch Sabotage 235, durch Bordwaffenbeschuss 200 und durch Bombenabwurf 122 Loks.

Wasserstrasse Die Ziffern an den Zhlstellen lassen die Auswirkungen der Feindeinwirkungen und Sabotage klar erkennen, insbes.[ondere] den Rckgang bei den Schiffahrtswegen Seine-Becken, Oise, St. QuentinKanal, Nordfrankreich-Belgien. Praktisch ruht dort die durchgehende Schiffahrt seit dem 25.5. Wiederaufnahme ist fr Anfang Juli vorgesehen. Die Wasserstrasse nach dem Reich konnte nur in geringem Umfange benutzt werden, da auch hier starke Zerstrungen vorlagen. Insbes.[ondere] ist durch Bombenangriff vom 29.6. der Kanal bei Vitry-le-Franois[90] beschdigt. Die Behebungsarbeiten werden 2 Monate in Anspruch nehmen. Auch im Raum Nancy[91] haben die Sabotageflle zugenommen, neben Attentaten auf die Wasserstrasse selbst werden Elektrizittswerke beschdigt, um die Stromzufhrung fr die Traktion zu unterbinden. Die Angriffe auf fahrende Fahrzeuge durch Bordwaffenbeschuss haben zum Verlust mehrerer Fahrzeuge gefhrt.

Entladekommissionen Zur Beseitigung oder Verminderung des Rckstaues wurden Entladekommissionen eingesetzt, die durch je einen Vertreter der EBD, des Generals Transportwesen, des R-Be-Stabes[92] und des Chefs der Mil.[ilitr]Verw.[altung] die Entladung und Verteilung rckgestauter Wagen durchfhren. Dabei wird versucht, Wagen mit kurzem Lauf dem Empfnger zuzufhren oder die Gter durch den Empfnger

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mit Lkw abholen zu lassen. Diejenigen Gter, bei denen ein lngerer Lauf notwendig ist, werden mglichst an Ort und Stelle verteilt und von den jeweils sachlich Zustndigen in der Nhe liegenden Verbrauchern zugefhrt. Kleinere Bestnde, bei denen auch das nicht mglich ist, werden auf Lager genommen.

Awi-Transporte[93] Das Awi-Transportprogramm konnte nur zu einem kleinen Teil erfllt werden. Insbes.[ondere] war die Durchfhrung der Transporte von Deutschland nach Frankreich ausserordentlich gering. Nicht einmal die von allen Seiten als vordringlich erklrten Erntebindegarn-Transporte konnten durchgefhrt werden. Gegen Ende des Monats ist durch eine besondere Aktion der Eingang von 5 Zgen sichergestellt. Schmierl- und Minerall-Transporte sind gleichfalls nur zum kleinsten Teil durchgefhrt. Die Kohlentransporte aus Deutschland waren unvollkommen. Statt 20 aus Lothringen vorgesehenen Kohlenzgen wurden tgl.[ich] nur hchstens 12-14 zugefhrt. Dadurch hat sich die Kohlenversorgung der Eisenbahndienstkohle und der Energiebetriebe weiter verschlechtert. Im Transit-Verkehr Spanien-Portugal nach Deutschland und umgekehrt ist der Verkehr gleichfalls gering trotz der Gleichrangigkeit dieser Transporte mit Wehrmachttransporten. In Besprechungen in Koblenz und Strassburg sind fr diesen Verkehr Verbesserungen erarbeitet, deren Voraussetzung aber ist, dass die EBD Bordeaux, die zeitweise fr jeden Verkehr mit den Nachbarbezirken abgeschnitten war, leistungsfhig bleibt. Die besonders wichtigen Wolframsendungen konnten unter Spezialbegleitung aus dem Rckstau bei Poitiers[94] herausgenommen und nach Deutschland verbracht werden. Der Verkehr von Frankreich nach Deutschland, der zunchst die gleichen Schwierigkeiten hatte, wurde in der zweiten Hlfte der Berichtszeit durch eine grosse Rckfhrungsaktion von WehrmachtNachschubwagen (Leerwagenbewegung "Westwind"[95]) entspannt. In den letzten 14 Tagen sind von diesen Leerwagen allein im Pariser Raum 700 Wagen beladen und nach Deutschland verbracht. Die Abfuhr von Walzwerkserzeugnissen aus Meurthe-et-Moselle nach Innerfrankreich ist nicht mehr mglich, so dass die Produktion nach Mglichkeit nach Deutschland abgeschoben wird. Hierfr wurden Zge der RBD[96] Saarbrcken gestellt und ber die Grenze gezogen. In gleicher Weise konnte die Minette-Abfuhr, diese sogar planmssig, durchgefhrt werden. Die Abfuhr von Normandie- und Bretagne-Erzen ist durch Feindeinwirkung auf Schiene und Wasserstrasse vllig unterbrochen. Die Bauxit-Transporte, die bis Ende Mai leidlich liefen, sind im Juni durch die grossen Schwierigkeiten im Rhne-Tal behindert. Die Lagerbestnde sind auf 215 000 t gestiegen, obwohl das Reich die Abfuhr von 100 000 t statt bisher 80 000 t fordert. Die Erreichung dieser Ziffer ist gegenwrtig ausgeschlossen, zumal die Leerwagenzufuhr aus Italien durch dauernde Strungen an den italienisch-franz. bergngen leidet. Retortenholzkohle konnte in kleinem Umfange mit Wehrmachtfrachtbriefen gefahren werden. Soda-Bikarbonat und tznatron liefen in der ersten Hlfte der Berichtszeit unbedeutend, in den letzen 14 Tagen konnten im Rahmen der "Westwind-Aktion" 4000 t abbefrdert werden. Wenn die hierdurch erzielte Leerwagengestellung anhlt, drfte ein Teil des Rckstandes

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aufgeholt werden. Rohphosphat kann z.[ur]Z[ei]t. nicht gefahren werden. Die Kalk-Zufuhr fr die Httenwerke war normal, der Abtransport des fr die Stahlproduktion wichtigen Somme-Phosphates ruhte. Kolophonium-Transporte aus dem Raum Bordeaux, die im Vormonat gut gefahren wurden, sind im Juni fast ganz liegen geblieben. ber den Abtransport von Schwefelsure liegen unvollkommene Meldungen vor, wie berhaupt die Ermittlung der Transportleistung unter den stndigen Unterbrechungen der Nachrichtenbermittlung[97] ausserordentlich leidet. Fliegerschadengut, insbes.[ondere] Mbel und keramische Erzeugnisse, konnten mit ertrglichem Erfolg abgefahren werden. Die besonders wichtigen Alkohol-Transporte fr die Pulvererzeugung litten unter mangelnder Gestellung von Leerkesselwagen. Es luft gegen Ende der Berichtszeit eine besondere Aktion fr Alkoholabfuhr an, die auf Wehrmachtfahrtnummer schnellstens durchgefhrt werden soll. (Pendelzge Richtung Reich Alkohol, Richtung Frankreich Treibstoff). Rund- und Schnittholztransporte aus Ostfrankreich sowie Schwellentransporte fr die Reichsbahn sind ungengend. Buchenschlholz wurde berwiegend auf Wehrmachtfrachtbriefe gefahren und drfte in ertrglichem Umfange abtransportiert sein. Grubenholz aus Ostfrankreich fr Nord und Pas-de-Calais, fr das ein Zug tgl.[ich] vom General Transportwesen genehmigt ist, ist in Nord und Pas-de-Calais nicht angekommen. Es kann auch z.[ur]Z[ei]t. nicht festgestellt werden, wieviele von den 30 vorgesehenen Zgen tatschlich beladen und wo diese liegen geblieben sind. Im Binnenverkehr Frankreich waren auf Grund der Sperren die Transporte gering. In kleinem Umfang sind Sperrausnahmen des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] gegeben, aber auch aus betrieblichen Grnden oftmals nicht zur Durchfhrung gelangt. Aluminium-Transporte fr das Jgerprogramm[98] sind auf Wehrmachtfrachtbriefe gefahren; 5 Zge sind abgegangen, jedoch noch nicht eingetroffen. Der Verbleib ist z.[ur]Z[ei]t. unbekannt. Pyrenen-Erze sind in ertrglichem Umfang gefahren. Die besonderen Schwierigkeiten im Gebiet ostwrts der Rhne verhinderten die fr die Wasserversorgung sehr wichtigen Transporte von Chlor fr die Wasserwerke, von Calciumkarbid fr die Schweissereien, von Schwefelsure u.a. Chemikalien fr die kriegswichtige Industrie. Dagegen konnte Meersalz zur Chlorfabrikation z.T. auf dem Wasserweg befriedigend befrdert werden. Die Pendelverkehre in Sdfrankreich sind erfolgreich durchgefhrt. Hierbei handelt es sich vor allem um Rohstofftransporte fr die Gerbstoffindustrie und Schwefelsurefabrikation. Zellwolle und Kunstseide sind aus Roanne[99] nach Ostfrankreich in geschlossenen Zgen transportiert worden. Die wichtigen Strohflachtransporte ruhten, da das Aufkommensgebiet im Kampfgebiet liegt. Rohholz fr Tankholz- und Holzkohlefabrikation ist auf Wehrmachtfrachtbriefen befriedigend gefahren worden.

Spanien-Erze Die Abfuhr der phosphorarmen Spanienerze war infolge Abziehung hollndischer Kleintonnage

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rcklaufend, sodass im Juni nur ca 30 000 t gefahren sind. Der Gross-Schiffsverkehr Bilbao-Bordeaux lief gedrosselt weiter. Im Juni sind ca 15 000 t angekommen. 2 Erzzge aus dem Rckstau mit spanischen Erzen wurden auf der Schiene in Grossraumwagen direkt nach Mannheim abgefahren.

Ernhrungstransporte Die Durchfhrung der Ernhrungstransporte hat besondere Schwierigkeiten bereitet. Durch das Fehlen fast jeder Mglichkeit der Nachrichtenbermittlung war die Weitergabe von Wi-Fahrtnummern[100] und Sperrausnahmen unmglich. Bei stark rcklufiger Versorgung und weil hufig gegebene Transportmglichkeiten wegen einengender brokratischer Bestimmungen nicht genutzt werden konnten, gab General Transportwesen West endlich Anfang Juni sein Einverstndnis zum Fortfall der Wi-Fahrtnummern im Lebensmittelverkehr. Die HVD trug dieser Regelung durch grundstzliche Ausnahme von Sperren Rechnung. Auch dieses Verfahren bleibt stark theoretisch, da vorwiegend betriebliche Schwierigkeiten, wie Ausfall von Strecken, Lok- und Wagenmangel die Heranfhrung der Lebensmittel unmglich machen. Immerhin gibt diese Regelung der SNCF die Mglichkeit, - auch aus der Zone I - Lebensmittel herauszufahren. Auch der sdfranz. Raum konnte trotz vielfltiger Schwierigkeiten mit Weizen einigermassen versorgt werden. Nach Paris nimmt jeder Zug des ffentl. Verkehrs Waggons mit Lebensmitteln mit. Trotzdem liegen die Anknfte ganz erheblich unter dem Soll, und zwar fr Paris fr Weizen mit etwa 33 1/3%, fr Sdfrankreich ca 50%, Milch fr Paris ca 66 2/3% und mehr, andere Molkereierzeugnisse annhernd 100%. Fleischzge fr Deutschland und Truppenversorgung ca 50%, fr Zivilbevlkerung von Paris ca 80% und mehr, Gemse fr Wehrmacht ca 20%, fr Zivil ca 50%. Nach Meldung des Kommandanten von Gross-Paris sind auf der Schiene fr die Versorgung von Paris mit Lebensmitteln im ganzen Juni 6137 Waggons angekommen gegenber einem Monatsdurchschnitt des Jahres 1943 von 30 000 Waggons. Diese Zufuhren werden ergnzt durch Weizentransporte, die auf Land- und Wasserstrasse tgl.[ich] annhernd 1000 t gegenber einem Soll von 1500 t erbringen. Weintransporte fr Zivil sind vllig unterblieben, fr Deutschland nur noch durchgefhrt, soweit beladene Kesselwagen vorhanden waren. Fast ganz zum Erliegen gekommen sind Dngemittel, Samen und Saaten, Pflanzenschutzmittel usw. Auf der Wasserstrasse erfolgte der Einsatz freien Kahnraumes hauptschlich fr die schon erwhnte Weizenfahrt zur Versorgung von Paris sowie in Richtung aus Deutschland mit Kali bis Nancy.

Wirtschaftl.[iche] Entjudung Der Wechsel in der Person des Generalkommissars fr Judenfragen im Mrz 1944 hat zu einer weitgehenden Lhmung der Arbeit des Generalkommissariats gefhrt. Der neue Mann du Paty de Clam[101] hat nicht das erforderliche persnliche und politische Format. Seine abwartende und ngstliche, gelegentlich sogar unaufrichtige Haltung hat vielmehr ein allgemeines Gefhl der Unsicherheit nach sich gezogen. Infolgedessen ist im Einvernehmen mit dem Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD[102] bei der Deutschen Botschaft seine beschleunigte Abberufung beantragt worden. Die franz. Regierung hat daraufhin den derzeitigen Generalkommissar beurlaubt und den Kabinettschef seines Amtsvorgngers Antignac[103] als Generalsekretr mit der Fhrung des

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Generalkommissariats fr Judenfragen beauftragt. Antignac hat stets besonderen Wert auf angere [sic!] Fhlung zu den deutschen Dienststellen gelegt, sodass nunmehr mit einer berwindung der Krise zu rechnen ist.[104]

Feindvermgen Da sich bei den Banken im Kstengebiet Mittelmeer noch erhebliche Devisenbestnde von Feinden befinden, ist die Feindvermgensverordnung in diesen Gebieten verffentlicht worden (VOBiM Nr. 5 vom 5.7.44[105]). Das Devisenschutzkommando hat vorsorglich bereits einen Betrag von 650 000,- $ in Banknoten bei Banken des Kstenbereichs Mittelmeer sichergestellt, die auf Grund der Verordnung der Reichsbank zum Verkauf angeboten werden sollen. Die Barguthaben der Treuhandstelle bei der Aero-Bank, Paris, aus treuhnderisch verwalteten Feindguthaben betragen z.[ur]Z[ei]t. mehr als 1,6 Mrd. frs.

Statistik Das franz. Produktionsministerium hat jetzt ausfhrliche Tabellen und Karten fr die Kapazitten und die tatschliche Produktion 1943 fr etwa 40 Industriezweige, und zwar hauptschlich der Grund- und Halbstoffindustrie, vorgelegt. Die Tabellen geben das Zahlenmaterial nach D[e]p[artemen]ts. an. Es wurde eine Arbeit fertiggestellt ber das Thema "Die franz. Industrieproduktion und ihr Absatz fr deutsche Rechnung seit 1942", die das seit Jahren anfallende Material aus der franz. Industrieberichterstattung fr einen lngeren Zeitraum zeitlich vergleichbar machen will. Dabei sollten alle fr die Industrieproduktion irgendwie bedeutsamen und statistisch fassbaren wirtschaftlichen Tatsachen (z.B. Arbeiterstunden, Arbeitsausflle, Lhne, Arbeitsleistung) mit in Betracht gezogen werden[106]. Die vielen Unklarheiten in der Beschftigtenmeldung und die Differenzen zwischen den vergleichbaren Ergebnissen der Industrieberichterstattung, der R- und V-Statistik[107], der Zast-Statistik[108] und derjenigen des Arbeitsministeriums wurden vielfach aufgeklrt. Insbes.[ondere] ist die Statistik auf dem Gebiet der Nahrungs- und Genussmittelindustrie wesentlich verbessert worden. Die Franzosen liefern jetzt auch die Ergebnisse aus der Sdzone und haben sich bereiterklrt, sie - zunchst fr einen Stichtag - nach D[e]p[artemen]ts. aufzugliedern. Die Ergebnisse der Industrieberichterstattung aus den D[e]p[artemen]ts. Nord und Pas-de-Calais werden jetzt laufend mitgeteilt; das Produktionsministerium stellt auf Ersuchen des Mil.[itr]Bef.[ehlshabers] hin die Ergebnisse zusammen.

2. Die Entwicklung in den einzelnen Zweigen der gewerblichen Wirtschaft Kohle Die Kohlenfrderung betrug im Tagesdurchschnitt im altbes.[etzten] Gebiet statt 7800 t nur 5000 t, im neubes.[etzten] Gebiet statt 32 000 t nur 19 000 t (Mangel an Grubenholz, Terroristenanschlge, kurze
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Streiks). Die Versorgung der Gruben mit Material aller Art stiess auf erhebliche Transportschwierigkeiten, sodass die Frderung auch in Zukunft weiter absinken wird. Der Chef des Transportwesens[109] ist gebeten worden, Grubenholz fr alle franz. Kohlengruben mit gleicher Dringlichkeit wie Kohle zu befrdern. Der Erfolg dieser Manahme bleibt abzuwarten. Die Einschrnkungsmassnahmen im Kfz-Verkehr haben den Kohlenbergbau empfindlich getroffen. Bisher war es nur z.T. mglich, grssere Auswirkungen zu verhindern. Diebsthle von Lkw, Treibstoff, Sprengstoff sowie Sabotageakte an Frdermaschinen, Transformatoren und elektr.[ischen] Zentralen hufen sich. Die Bewachung der Gruben und Sprengstoffdepots ist vllig unzureichend. Eine Bewachung dieser Anlagen durch die franz. Miliz ist beantragt worden. Die Eisenbahnstrecken zwischen Paris und Nordfrankreich sind erst am Ende des Monats nur in ganz geringem Umfange fr Kohlentransporte benutzbar. Die Strecken zwischen Nord- und Westfrankreich sind ebenfalls unterbrochen. Von Paris nach Mittel- und Sdfrankreich sind die Strecken trotz mehrfacher Unterbrechung noch befahrbar. Zwischen Saar und Lothringen und dem Pariser Raum ist die Verbindung bisher frei. Die aus Deutschland vorgesehenen tgl.[ichen] 20 Zge, die den Ausfall in der franz. Zufuhr ausgleichen sollten, werden durch Wehrmachttransporte stark behindert. Die Zge kommen nicht ber die Grenze der EBD Nancy und Paris-Ost. Der Rckstau im EBD-Bezirk Nancy hat zu einem entsprechend geringeren Versand in Deutschland gefhrt. Die Gaswerke verfgten Ende Juni ber einen Bestand von 24 000 t, tgl.[icher] Verbrauch etwa 2300 t. Der Bestand der Elt-Werke[110] bei einem tgl.[ichen] Verbrauch von 2300 t ist auf 24 500 t abgesunken. Industrie- und Hausbrandkontingente praktisch nicht mehr beliefert. Fr Kchenkohlenbedarf der Bckereien und sonstige Betriebe der Ernhrungsindustrie, Wschereien und Wasserwerke wurden insges.[amt] 19 000 t Kohle freigegeben. Bei schrfster Rationalisierung der in Paris noch vorhandenen Kohlenmengen (tgl.[icher] Bedarf r[un]d 2000 t, tgl.[iche] Zulieferung r[un]d 500 t) wre ein normales Weiterlaufen der Stromlieferung in Paris fr ungefhr 14 Tage gewhrleistet, deshalb wurde ein Notplan aufgestellt.

Eisenerzbergbau Von den 5 Normandie-Gruben liegen 3 (Soumont, May s/Orne und St. Rmy) in der Operationszone. Nach Zerstrung des Kraftwerkes Caen[111] ist die Belieferung mit Pumpstrom nicht mehr mglich, sodass die Gruben ersaufen. Die beiden etwa 60 km sdlich von Caen gelegenen Gruben La Ferrire und Halouze im Dep.[artement] Orne sind ebenfalls von jeder Energiezufuhr abgeschnitten, sodass auch hie[r] das Material aus den Gruben geschafft werden musste, da die tiefsten Sohlen bereits unter Wasser stehen. In Sdfrankreich ist in den Westpyrenen die Grube Baburet 40 km sdlich von Pau[112] von Terroristen besetzt worden. Die 12 dort eingesetzten Sonderfhrer (G) wurden in der Nacht vom 8. zum 9.6.44 von Terroristen entfhrt. Ein Sdf. (g) wurde erschossen. Die Suche nach den Sdf. verlief ergebnislos[113].

Metallerzbergbau

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Auf Grund der schlechten Nachrichtenbermittlung liegen weder fr den Metallerzbergbau noch fr den Sektor "Steine und Erden" Produktions- und Belegschaftszahlen f r Juni vor. Erst jetzt gingen die vorlufigen bersichten fr Mai ein. (Vgl. Anlage 1[114]). Auch fr die meisten Blei-Zink-Bergwerke sowie Bauxitbetriebe fehlen die Monatsproduktionszahlen.

Kali Trotz der Transportschwierigkeiten wurden die Kaliverladungen aus dem Elsa nach Frankreich auf dem Wasserwege fortgesetzt. Vom 1.-20.6. einschl.[ielich] wurden 7 876 t Kalisalze nach Frankreich verladen. Die militrischen Ereignisse an der West- und Mittelmeerkste lassen einen betrchtlichen Rckgang der Meersalzgewinnungerwarten. - Die Phosphatgrube der Cie. Guanos Franaise in Brvand-Carantan (Manche) mit einer durchschnittl.[icher] Monatsfrderung von 200 t liegt im Operationsgebiet und fllt fr die Frderung vorlufig aus.

Mineral-Oel Das Juni-Kontingent wurde bereits mit einer etwa 20-30%igen Krzung gegenber dem Mai-Kontingent angesetzt. Die erhhten Anforderungen der Landwirtschaft sowie der Binnenschiffahrt haben jedoch einen grossen Teil wieder absorbiert. Die Nachschubsituation hat sich gegenber dem Vormonat trotz der schwierigen Transportverhltnisse gebessert. Auch die vermehrten Dispositionen ber Strassburg auf dem Wasserwege haben sich trotz Schleusensprengungen bewhrt. Die Invasion brachte die Sperre aller zivilen Treibstoffbestnde fr die Wehrmacht, durch die etwa 14 000 cbm Vergaserkraftstoff und 3700 cbm Dieselkraftstoff blockiert wurden, von denen fr den Wirtschaftsbedarf im Juli inzwischen 2000 t Vk und 2000 t Dk[115] seitens O Qu Frankreich[116] freigegeben wurden. Im Berichtsmonat sind durch Bomben und Terror ca 1800 t Kraftstoffe und 1500 t Schmierle vernichtet worden.

Energie Die 220 KV-Leitung Kembs-Creney[117] war im Juni an 4 Tagen durch Sabotage unterbrochen, an zwei weiteren infolge Betriebsstrungen eingeschrnkte Bezugsmglichkeiten. Fr erhhte Sicherstellung der Stromlieferung nach Paris ist die 220 KV-Leitung Landres[118]-Aubange[119] fr RWE-Strom[120] im Bau; Inbetriebnahme ca Ende Juli. Gleichfalls dient der Verbesserung der Stromlieferung nach Paris die Errichtung des fehlenden Leitungsstckes Maubeuge-Valenciennes[121]. Der Einsatz der "Str-Trupps" (z.[ur]Z[ei]t. 6, in Krze verdoppelt) hat sich gut bewhrt. Die Versorgung des normannischen Kstengebietes ist durch zahlreiche Unterbrechungen der Zuleitungen im wesentlichen auf die rtlichen Dampfkraftwerke
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angewiesen und damit auf sich selbst gestellt. Im Osten Frankreichs, wo noch von einem verhltnismssig strungsfreien Betrieb gesprochen werden kann, war die Versorgungslage in der Berichtszeit nicht ungnstig. Im Alpengebiet fliesst infolge mangelnder Abtransport- und weiterer Speichermglichkeiten Wasser ungenutzt ber die Wehre, sodass Energie in einer Grssenordnung von 50 bis 60 MW[122] verloren geht.

Gas Die Lage der Gaswerke hat sich durch die noch weiter verminderten Kohlenzufuhren gegenber dem Vormonat bedeutend verschlechtert. Der Kohlenverbrauch belief sich in den ersten 21 Tagen des Juni auf 55 231 t (davon Paris 44 755 t). In der Provinz mussten insbes.[ondere] aus Kohlenmangel weitere, hauptschlich kleinere, Werke stillgelegt werden. Insgesamt sind z.[ur]Z[ei]t. etwa 200 Gaswerke ausser Betrieb. - Die wachsende Anspannung der Kohlenlage in Paris wird durch folgende Zahlen verdeutlicht: Kohlenzufuhren 47 479 t, Kohlenverbrauch: 62 924 t. Gaseinschrnkungen fr Paris: ab 10.6. tgl.[iche] Abgabezeit von 4 12 Stunden auf 4 Std., ab 19.6. auf 3 Std., ab 28.6. auf 1 34 Std. ermssigt. Weitere Restriktionen stehen bevor. Die Gasabgabe fr Paris einschl.[ich] Banlieu belief sich im Juni auf 51 544 500 cbm gegenber 55 816 400 im Vormonat und 76 815 400 cbm im Juni 1943.

Wasser Die Stdte Nantes[123] und Chartres sind ohne normale Wasserbelieferung. Die Notversorgung erfolgt durch Wasserwagen. Das in Nantes verteilte Wasser ist nicht trinkbar, weil Chlor zur Sterilisierung fehlt. Abhilfemassnahmen sind eingeleitet. - In Paris wurden die im Mai angeordneten Einschrnkungsmassnahmen[124] zur Ersparnis elektr.[ischer] Arbeit aufrechterhalten.

Eisen und Stahl Zur Produktionslage in den Gebieten Meurthe-et-Moselle, Binnenfrankreich und Sdfrankreich wird in Anlage 1 eine bersicht ber die am 15.6.44 in Betrieb befindlichen Werksanlagen gegeben im Verhltnis zu den vorhandenen (bei Meurthe et Moselle betriebsfhigen) Werkseinrichtungen. ber die Produktion fr Juni liegen noch keine genauen Berichte vor. Es wurde deshalb auf der Grundlage der Mitteilungen vom 15.6. eine mutmassliche Produktion fr Juni l[au]t. Anlage 2[125] ermittelt. Die Roheisen- und Rohstahlproduktion sank auf etwa 40% und die Produktion von Walzwerkserzeugnissen auf 37% der Erzeugungsziffer fr den Monatsdurchschnitt des Jahres 1943. Dieser Produktionsabsturz ist verursacht worden durch die Transportnot, die es nicht gestattete, die vorhandenen Kohlenbestnde, insbes.[ondere] im Liller Becken, heranzuziehen. Die Abhngigkeit der einzelnen Produktionsgebiete von den verschiedenen Kohlenrevieren wird durch die Tabelle in Anlage 2 veranschaulicht. Nach der heutigen Transportlage ist nur mit einer Belieferung der Werke im Raum von Belfort[126] und Besanon[127] aus Lothringen zu rechnen, die nur durchfhrbar ist, wenn der Transport aus Deutsc[h]land in Gang kommt. Da die Kohlenvorrte in Binnenfrankreich im wesentlichen aufgebraucht sein drften, wird bei Fortdauer dieser Transportlage mit einem vollstndigen Erliegen der Erzeugung

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in Binnenfrankreich gerechnet werden mssen. Die Kohlenversorgung Sdfrankreichs erfolgte bisher aus sdfranz. Kohlenrevieren. Infolge der Transportlage, durch Terroraktionen noch verschrft, ist auch das sdfranz. Produktionsgebiet stark in Mitleidenschaft gezogen, sodass selbst das ausserordentliche St. Etienner Gebiet [128], das auf der Kohle bei St. Etienne aufgebaut ist, nicht ausreichend mit Kohle versorgt werden konnte. Mit R cksicht auf die kriegsentscheidende Bedeutung der eisenschaffenden Industrie muss alles versucht werden, die Kohlenversorgung in den einzelnen Gebieten sicherzustellen.

Metalle Die Produktionszahlen entwickelten sich l[au]t. Anlage 3[129]. Die Tonerdeproduktion leidet immer noch an den Folgen des Attentats auf Gardanne[130]. Ab ca 10.6. ist die Produktion aus Kohlenmangel um 50% eingeschrnkt worden, sodass die Juli-Produktion, wenn keine Besserung eintritt, nur bei 5000 t liegen wird. Im brigen ist ein Mangel an Natronlauge infolge Ausfall der chemischen Industrie zu befrchten. Die Aluminiumproduktion knnte ber 5000 t liegen. Da jedoch die verringerte Tonerdeproduktion sich trotz des augenblicklichen Bestandes in Tonerde fr eine doppelte Monatsproduktion an Aluminium auf die Dauer nachteilig auswirken muss, wird die Aluminiumproduktion nicht mehr voll ausgefahren. Der deutsch-franz. Metallplan wurde in dem wichtigsten Metall - Blei - auch im Juni plangemss von den Franzosen mit ca 2000 t erfllt. Die Abtransporte fr Deutschland in Aluminium im Rahmen des Aluminium-Tonerde-Vertrages und in Magnesium sind ausgesprochen schlecht; ca 7000 t Aluminium und 300 bis 400 t Magnesium sind im Rckstand (Terroristenttigkeit in den Gebirgstlern der Alpen und Pyrenen). Das Hauptaufkommen der franz. Mobilisation sollte die Metallsteuer[131] erbringen, die aber nach den bisherigen Berichten ein aussergewhnlich schlechtes Ergebnis haben wird. Gegenber dem Vorschlag auf ca 25 000 t Kupfer kann im Augenblick nicht mit ber 5000 t Kupfer gerechnet werden. Die meisten Giessereien in der Nordzone sowie ein grosser Teil in der S dzone stehen still oder arbeiten nur in unbedeutendem Umfange (Mangel an Rohstoffen und Betriebsmitteln, vor allem an Koks, Roheisen und Strom).

Maschinenbau Im Werkzeugmaschinenbau muss damit gerechnet werden, dass die dringenden Anforderungen fr Jgerprogramm, Eisenbahn, Kugellager-Schnellaktion[132] u.[nd]a.[ndere] dringende Bedarfsflle nur mit Verzgerungen beliefert werden knnen. Das Haushaltsnhmaschinenprogramm fr Bombengeschdigte in Deutschland[133] muss fr lngere Zeit zurckgestellt werden, da die Firma Singer in Bonnire[134] durch Bombardement vllig zerstrt wurde. Die Auftragsverlagerung lief bisher in normaler Weise weiter. Grssere Auftrge wurden vergeben auf dem Gebiet der Maschinen und Przisionswerkzeuge und im Vorrichtungsbau.

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Chemie Die militrischen Ereignisse in Verbindung mit Terror- und Sabotageakten haben fr die chemische Industrie Frankreichs Schwierigkeiten im Gefolge, deren Auswirkungen fr die gesamte gewerbliche Wirtschaft des Landes in kurzer Frist ausserordentliche sein werden. Von einzelnen Gebieten abgesehen kann man den Rckgang der Erzeugung im letzten Quartal durchschnittl.[ich] auf mindestens 50% der Normalerzeugung des Jahres 1943 veranschlagen. Im Invasionsraum ist die Chemie nur schwach vertreten gewesen, sodass namhafte Objekte bisher nicht verloren gegangen sind. Der Ausfall der Stickstoffwerke, der Schwefelsure-Industrie und des Francolor-Betriebes Oissel bei Rouen sowie der Werke in Le Havre[135] macht sich auf die Gesamtversorgung sehr empfindlich bemerkbar. Die grsseren Chemie-Betriebe des Gross-Pariser Raumes liegen fast vollkommen still (v llig unzureichende Versorgung mit Kohle und Koks sowie Unmglichkeit der Heranschaffung von Roh- und Hilfsstoffen). Mit einer Fortfhrung der Algenfischerei zur Joderzeugung an den Ksten der Bretagne ist auf absehbare Zeit nicht zu rechnen. Von den vorgesehen 500 moto[136] Chlor konnten im Mai nur 100 t ins Reich geliefert werden. Soweit bisher feststellbar, ist im Juni keinerlei Lieferung nach Deutschland erfolgt, weil jeder Zulauf von Kesselwagen in die Werke unterblieb. Die Stickstoffindustrie liegt zu etwa 85% der bisherigen Normalerzeugung still. Eine geregelte Versorgung der Hauptverbraucher mit Schwefelsure war nicht mehr mglich. Selbst die relativ kleinen Mengen an Akkumul[a]torensure standen insbes.[ondere] im Pariser Raum und in den Nordgebieten f r die kmpfende Truppe nicht mehr ausreichend zur Verfgung (ausschl.[ielich] Transportgrnde). Die Abfuhr der vertraglich festgelegten Kolophonium- und Terpentinlmengen (28 000 bzw. 9000 jato[137]) ins Reich gestaltet sich immer schwieriger. Aus dem alten Vertrag 1943/44 ist noch ein Rckstand von r[un]d 6000 t Kolophonium im Gebiet Bordeaux auf Lager; mit einem Produktionsabfall von durchschnittl.[ich] 40% gegenber dem normalen Aufkommen der frheren Jahre ist zu rechnen, da insbes.[ondere] in den Kstengebieten die Harzungdurch militrische Massnahmen stark behindert ist. Die Waldbrnde haben das bliche Ausmass bisher nicht berschritten. Anstelle der vertragsmssig vorgesehen 1 300 moto Retortenholzkohle wurden weniger als 100 t abgefahren. - Die einzige Butanol-Anlage liegt wegen der Unmglichkeit der Beschaffung von Kohle und Strom in der Hauptproduktion vollkommen still. Die Durchfhrung der dringendsten Fertigungen l[au]t. Lack-Plan wird damit in krzester Frist unmglich. Die Herstellung pharmazeutischer Spezialitten ist infolge verhltnismssig guter Bevorratung mit Ausgangsprodukten bisher noch ohne grosse Schwierigkeiten mglich gewesen. Die Herstellung rohstoffverbrauchender und nicht dringendst bentigter Strkungsmittel wurde untersagt. Die Grundstofferzeugung fr pharmazeutische Zwecke leidet unter den allgemeinen Schwierigkeiten, konnte jedoch bisher sowohl bei Rhne-Poulenc wie bei der UCLAF[138] in den wichtigsten Produkten aufrechterhalten werden. Die Erfassung tierischer Rohstoffe, wie Pankreas, Schlachtblut, Drsen usw., wird infolge der verschiedenen Verkehrssperren, Transportschwierigkeiten usw. immer unzulnglicher. Infolgedessen ist in Krze u.[nter]a.]nderem] mit sehr fhlbarem Insulin-Mangel in Frankreich zu rechnen. Auch das Aufkommen an Abfallfetten und die Kadawer-Verwertung leiden unter den beschriebenen Zustnden. Ebenso ist ein erheblicher Produktionsausfall an Knochen- und Abdeckerei-Fett festzustellen. Der allgemeine Kohlenmangel verhindert darber hinaus die Aufarbeitung der Rohstoffe. Das Gesamt-Fettaufkommen aus diesen Quellen sank infolgedessen von 300 t im April ber 247 t im Mai auf weniger als 200 t im Juni.
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Industr.[ielle] Fette u.[nd] Waschmittel Die franz. Regierung hat sich gegen Monatsende ausserstande erklrt, die vereinbarungsgemss vorgesehenen Mengen pflanzlicher le zur Verarbeitung fr technische Zwecke im 3. Quartal zur Verfgung zu stellen. Dadurch ist die Versorgung der Zivilbevlkerung mit Seife und Waschmitteln aufs usserste gefhrdet. Der chemisch-technische Verbrauchssektor konnte mit Fettrohstoffen ausreichend beliefert werden. Der Bedarf fr die Rstung ist auch fr das 3. Quartal 1944 gesichert. Die Seifenproduktion konnte im Juni wieder etwas gesteigert werden und lag bei 50% der Planung gegenber nur 30% im Mai. In den nrdl.[ichen] und westl.[ichen] Teilen Frankreichs ist die Seifenproduktion vollkommen stillgelegt, whrend die Kapazitten vor allem in Sdfrankreich (Marseille) besser ausgenutzt werden. Der zivile Sektor ist in Seife fr etwa 2 Monate bevorratet. Die Seifenpulverbestnde reichen infolge des Sodamangels bei den Produzenten (Transportfrage) nur 4-6 Wochen. Die Truppe ist mit Ausnahme von Kernseife fr durchschnittl. 4-5 Monate bevorratet. Die Produktionsrckstnde in Seifenpulver betragen fr den innerfranz. Verbrauch z.[ur]Z[ei]t. r[un]d 6000 t. Die deutsche Produktionsverlagerung konnte auf dem Seifengebiet zu etwa 30% des Solls durchgefhrt, die Ware unter Einschaltung der ROGES-Paris[139] im wesentlichen ins Reich abgefahren werden.

Kautschuk Die Autoreifen-Erzeugung war infolge Ausfalles eines weiteren Werkes im Pariser Raum (mit je 50% der Gesamtfertigung an Reifen, Runderneuerungs- und Reparaturmaterial sowie mit 40-45% der franz. Gesamtproduktion an Frderbndern) durch Feindeinwirkung[140] abermals rcklufig und erreichte nur 40-50% der Planung. Der Wehrmachtsanteil konnte zu Lasten des franz. zivilen Anteils voll befriedigt werden, was jedoch nur durch Rckgriff auf Reserven mglich war. Die in den Kstend[e]p[artemen]ts. von den AOKs[141] durchgefhrte Entreifung stilliegender Pkw erbrachte r[un]d 300 000 Decken und ber 200 000 Schluche, die - soweit sie nur Schrottwert haben - zu Gunsten des Reiches auf Regenerat verarbeitet werden.

Asbest Infolge der militrischen Ereignisse sind die Asbest-Spinnerei und -Pappefabriken im Gebiet Orne/Calvados und im D[e]p[ar]t.[ement] Seine-Inf. zum Erliegen gekommen. Die Bestnde an Rohasbest in Hhe von 106 t = r[un]d 25-30% der gesamt-franz. Bestnde konnten bisher von dort nicht abtransportiert werden.

Bauwirtschaft Mit Beginn der Invasion sind die Arbeiten am Atlantikwall eingestellt und die OT-Bauleitungen[142] in das

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rckwrtige Gebiet verlegt worden. Die Auswirkungen dieser Verlagerung lassen sich noch nicht bersehen. Anstelle der alten Bauaufgaben treten neue, der Landstrassen- und Brckenbau, die Instandsetzung der zerstrten Verkehrsanlagen und Bahnhfe sowie die Beseitigung von Fliegerschden, vor allem in den R- und S-Betrieben[143]. Der Baustoffversand kann trotz der bestehenden Schwierigkeiten als zufriedenstellend bezeichnet werden, da r[un]d 90% aller Transporte als Wehrmachtgut gefahren werden und sich die Transporte auf kurzen Strecken, was bei den Baustoffen meist der Fall ist, relativ leichter durchfhren lassen. Ausserdem hat der Versand auf den Wasserstrassen eine erfreuliche Zunahme erfahren. Das Ausbleiben der Kohle- und Energiezufuhren hat sich namentlich auf dem Zementsektor verhngnisvoll ausgewirkt. Die Produktion ist nahezu um 80% des seitherigen Umfanges abgesunken. In vielen Fllen mussten schon jetzt, namentlich bei Lieferungen fr die Wehrmacht, betrchtliche Reservestocks freigegeben werden. Der Versand an Baustoffen, vor allem Dachziegel und Bauplatten ins Reich zur Beseitigung von Fliegerschden, ging nur schleppend. Auf dem Gebiet des Baues von Behelfsheimen sind weitgehende Vorkehrungen zu Gross-Lieferungen ins Reich getroffen worden. Der Auftragsbestand der Firmen stellt sich z.[ur]Z[ei]t. auf mehrere 10 000 solcher Heime, die schon in krzester Zeit geliefert werden sollen.

Textilien Die Kunstfaserproduktion drfte etwa 3000 t erreichen gegenber dem Plansoll von 5000 t. Die weitere Entwicklung ist jedoch sehr ungewiss; zwar laufen die meisten Werke, doch ist die Versorgung mit tznatron noch vllig ungeklrt, und es fehlt bislang auch die Zulaufgenehmigung fr weitere Zellstofflieferungen aus dem Reich. - Es konnten etwa 700 t Lumpen ins Reich verladen werden.

Papier Die Produktion ist im Juni auf r[un]d ein Drittel der durchschnittl.[ichen]- Monatserzeugung des ersten Halbjahres 1943, die als Mindestproduktion zur Deckung des Bedarfs angesehen wird, gesunken (schtzungsweise r[un]d 10 000 t). Um die regionale Versorgung der Truppe und des Landes aufrechterhalten zu knnen, wurden Erzeugungsschwerkpunkte gebildet, d.h. in jedem Gebiet wurden Fabriken ausgewhlt, die in jedem Fall ihre Ttigkeit aufrechterhalten sollen. In jedem Bezirk laufen fr die verschiedenen Papiersorten 2-4 Werke, in die alle ankommenden Rohstoffe und Kohlen dirigiert werden und die ausserdem die Restmengen an Rohstoffen oder Kohle der ausgelaufenen Werke fr ihre Fabrikation aufnehmen. Das einzige franz. Sulfitzellstoffwerk bei Rouen hat seinen Betrieb aus Kohlenmangel und Transportgrnden einstellen mssen. Die Papierindustrie ist daher ausschl.[ielich] auf die Einfuhr aus Deutschland, Finnland und Schweden angewiesen. Deutschland soll mtl.[144] r[un]d 1500 t liefern, die aber seit April nicht mehr eingetroffen sind. Aus den skandinavischen Lndern stehen r[un]d 1000 t aus. Insges.[amt] sind nach Frankreich r[un]d 4000 t unterwegs. Die deutschen Lieferungen fr Kunstfaser sind auf mtl. 5000 t festgesetzt, von der im Juni ein Bruchteil angeliefert worden ist. Die vier in den Landes liegenden grossen Natronzellstoffabriken haben auch im Juni noch gearbeitet. Sie leiden unter der Unmglichkeit, das erzeugte Kraftpapier oder die daraus hergestellten Scke abzutransportieren. Es ist zu befrchten, dass die Werke im Juli, obwohl sie mitten im Holzgebiet liegen und sich die Kohle selbst heranfahren, zum Erliegen kommen, da sie an ihrer eigenen Produktion ersticken.

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Die Versorgung der Wehrmacht, der Rstung und der lebenswichtigen franz. Organisationen konnte bisher, wenn auch mit Schwierigkeiten, durchgefhrt werden dank der bei den Grossisten und Druckereien, teilweise sogar auch noch bei den Fabriken lagernden Papiermengen. Im Juli wird mit einer starken Verknappung gerechnet werden mssen (besonders Pappe und technische Papiere).

Rauchwaren Die Rohwareneinkufe und damit die Abwicklung des deutsch-franz. Kaninlieferungsabkommens konnte mit 100% und die Auftragsverlagerung (Pelzbekleidungsprogramm des OKW) mit ca 80% gegenber der vorgesehenen Planung durchgefhrt werden. Es liegen z.[ur] Z[ei]t. folgende termingebundene Auftrge vor: 330 000 Kaninfellwesten mit rmeln, 35 000 Wachpostenpelze aus Schaffellen, 100 000 Paar Handschuhe aus Lammfellen, 10 000 pelzgeftterte Anoraks fr die Waffen-SS, Dachau. Ausserdem sind von der Betriebsstelle des Deutschen Rauchwarengrosshandels pro Halbjahr 100 000 Stck chrom- und eulangegerbte Schaffelle, die fr Fliegerpelzstiefel geeignet sind, bereitzustellen. Die Durchfhrung dieses Auftragsverlagerungsprogramms wird in 52 franz. Betrieben vorgenommen. Ein weiteres Auftragsverlagerungsprogramm luft auf dem Gebiet der Schneidekaninfelle. In dem deutsch-franz. Kaninlieferungsabkommen ist vorgesehen, dass 50 000 kg mtl. zu Kaninhaar verarbeitet werden, wobei gleichzeitig Kaninblssen (Leder) anfallen. Dieses Programm konnte auch mit ca 70% erfllt werden. Das Kaninhaar ist zur Anfertigung von Filzfsslingen bestimmt, die in franz. Hutfabriken, die zum Textilsektor gehren, angefertigt werden sollen. Die Einkufe des Reichsinnungsmeisters[145] sind im Mai/Juni fortgesetzt worden, indem 11 013 Pelzmntel fr 5,1 Mio RM eingekauft worden sind. Hierdurch erhhen sich die Gesamteinkufe seit Beginn der Aktion auf 46 497 Pelzmntel fr 26,4 Mio RM.

Waren versch.[iedener] Art Die vorgesehenen Auslieferungen an Behelfshusern konnten bisher nicht durchgefhrt werden, da die Lieferung von Glaswolle zu Isolationszwecken aus dem Norden aufhrte. Die bis auf die Isolation fertiggestellten Behelfshuser werden aushilfsweise mit Aluminiumfolie isoliert. - Die Produktion an Mbeln fr Bombengeschdigte, die um die Jahreswende auf das Dreifache des Bisherigen gesteigert worden war, ist auf die Hhe der normalen Vorjahrsproduktion zurckgefallen. - Auf dem Glassektor haben sich die Spezialanfertigungen (optisches Rohglas, Laboratoriumsglas, Ampullen f r Pestaktion[146]) noch durchfhren lassen. Im brigen sind die Glashtten mangels Kohle und Soda zum grssten Teil zum Erliegen gekommen. Eine Flaschenproduktion im altbes.[etzten] Frankreich findet nicht mehr statt. Im Sdgebiet arbeiten z.[ur]Z[ei]t. noch zwei Flaschenhtten. Die Herstellung von Haushaltssteingut kann mit etwa 40 bis 50% der Vormonate veranschlagt werden. Die Herstellung von Sanitrkeramik, bei der es sich im Augenblick zum wesentlichsten Teil um Spezialfertigung fr unterirdische Krankenhausanlagen (Auftragsverlagerung) handelt, bleibt um ca 25% hinter dem geplanten Ausstoss zurck. Die Lieferungen von Zahnbrsten (500 000 Stck je Monat) nach Deutschland hren fast restlos auf.

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Tabak Die Regie hat die 20 Mio Zigaretten (Mai-Kontingent) fr Sonderaktion an R-Wi-Betriebe[147] trotz Ausfall von ca 30% der Fabrikation zur Verfgung gestellt. Infolge Transportschwierigkeiten wurde die fr Juni vorgesehene 3. Dekade fr den franz. Zivilsektor gekrzt. Die Lieferungen an den "Leitenden Intendanten Paris"[148] in Hhe von mtl. 70 mio Zigaretten werden regelmssig ausgefhrt.

Altmaterial Die Knochensonderaktion "Knochen gegen Seife"[149] wurde in der Berichtszeit auf einige Gebiete erweitert und dabei z.T. im Vergleich zum theoretisch-mglichen Aufkommen betrchtliche Steigerungen erzielt (bis zu 50%). Der Abtransport der fr das Reich bestimmten Waren wurde berwiegend auf Schifftransporte umgestellt. Nach wie vor schlecht ist der Abtransport von Schrott. Es liegen in Hndlerlgern z.[ur]Z[ei]t. immer noch 100 000 t Schrott, die wegen Waggonmangel nicht abgeliefert werden knnen.

Handel und Handwerk Der Einkaufsauftrag deutscher Handelsfirmen in Frankreich zur Beschaffung von Fertigwaren (Einkaufskreis Frankreich G.m.b.H.[150]) steht und fllt gegenwrtig mit der Transportlage. Erhebliche Millionenbetrge fest abgenommener Waren, die sich auf Lager befinden und nicht abtransportiert werden knnen, sind auf diese Weise eingefroren, sodass auch der Devisennachschub fr neue Kufe fast vollkommen ins Stocken geraten ist. Die Versorgung der in Betracht kommenden S-Betriebe (Wschereien, 3 chemische Reinigungsanstalten) mit Kohle, Gas, elektr.[ischer] Energie und den erforderlichen Fahrzeugen ist vorlufig sichergestellt. Trotzdem wird die Aufrechterhaltung der Betriebe schon in nchster Zeit infolge Mangel an Soda und Trichlorthylen z.T. hchst problematisch. (Uniformnachschub der Truppe z.[ur]Z[ei]t. fast ausschl.[ielich] ber chemische Reinigung; hierbei handelt es sich um riesige Mengen). Ebenso wird durch die 10 Wschereibetriebe fast ausschl.[ielich] Wehrmachtbedarf gewaschen, sodass bei dem Mangel an den erforderlichen Mengen Soda sehr erhebliche Schwierigkeiten zu befrchten sind.

3. Ernhrung und Landwirtschaft Erzeugung Die Ernteaussichten sind wegen der wenig gnstigen Witterungsbedingungen und des verminderten Dngemittelaufwandes schlechter als im Vorjahr. Beim Weizen erwartet man nach den ersten Vorschtzungen einen um 1,5 bis 2 dz[151] geringeren Hektarertrag als 1943, was eine um mindestens 600 000 t geringere Weizenernte bedeuten wrde. Auch bei Hafer, Gerste und Roggen liegen die ersten

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Vorschtzungen unter der Vorjahreshhe. Es ist jedoch noch zu frh, um ein klares Bild von dem tatschlichen Ertragsausfall zu gewinnen. Bei den Sommerlfrchten ist infolge der anhaltenden Trockenheit die Anbauflche weit hinter dem Plan zurckgeblieben, auch sind die lsaaten z.T. nicht aufgegangen. Die Ernte der Winterlfrchte war Ende Juni zum grssten Teil durchgefhrt, doch liegen noch keine zuverlssigen Angaben ber den Gesamtertrag vor. Die Kartoffeln waren am Ende des Berichtsmonats mit der Entwicklung noch weit zurck; der Stand der Rben war mittelmssig. Die neuerdings eingetretenen Niederschlge bessern die Aussichten der Hackfruchternte. Der erste Schnitt der Wiesen blieb weit hinter dem Durchschnitt zurck. Da auch Luzerne und Klee nur verhltnismig geringe Ertrge ergeben und das Stroh kurz bleibt, sind im weiteren Verlauf des Jahres erhebliche Ftterungsschwierigkeiten zu erwarten. Die Versorgung der Landwirtschaft mit den notwendigsten Betriebsmitteln wird st ndig schwieriger. Der Transport von Dngemitteln musste vollkommen eingestellt werden. Nur die in der Nhe der Fabriken wohnenden Landwirte sind in der Lage, sich mit eigenen Transportmitteln zu versorgen. Die Bindegarnversorgung ist in diesem Jahr ausserordentlich mangelhaft. Die fr die Ernte 1944 von Deutschland zugesagten 9000 t Bindegarn wurden noch nicht geliefert; auch sind die von Holland auf dem Wasserweg abgesandten Mengen noch nicht eingetroffen. Das franz. Erzeugungsprogramm fr Bindegarn konnte, da das Rohmaterial nicht in der vorgesehenen Menge geliefert wurde, nicht voll durchgefhrt werden. Der Abtransport der erzeugten Mengen in die von den Fabriken weiter entfernten Anbaugebiete ist nur beschrnkt mglich. Die aus dem Ostackerprogramm fr Frankreich zur Verfgung gestellten Landmaschinen sind bisher nicht eingegangen. Die Belieferung mit Ersatzteilen ist bis jetzt einigermassen gesichert, doch knnen neue Landmaschinen praktisch nicht mehr verteilt werden. Die vor einem Jahr begonnene Brachlandaktion kann infolge einer erheblichen Einschrnkung der Treibstoffzuteilung, der Behinderung durch den wachsenden Terrorismus und die zunehmende Inanspruchnahme der La-Fhrer fr andere Zwecke nicht mehr in dem vorgesehenen Masse weitergefhrt werden[152].

Versorgung In Sdfrankreich musste die Brotration mit Wirkung vom 15.6. um mehr als 10% herabgesetzt werden. Diese Massnahme reicht jedoch nicht aus, sodass weitere st rkere Rationssenkungen fr Juli notwendig werden[153]. In vielen Gemeinden der Bretagne konnte Brot berhaupt nicht mehr zugeteilt werden, da die Vorrte erschpft sind und sich eine Zufuhr nicht ermglichen lsst. An Fleisch wurden in den grossen Verbrauchszentren 90 g je Woche an die Normalverbraucher zugeteilt. Um dies zu ermglichen, konnten gegen Ende des Monats die Prioritten einschl.[ielich] der bisherigen Zuschlge an Schwerund Schwerstarbeiter nicht gewhrt werden. Die Fettzuteilung von 5 g je Tag fr den Normalverbraucher wurde offiziell aufrechterhalten; doch befinden sich die tatschlichen Lieferungen z.T. erheblich im Rckstand. Die Versorgung mit Frischobst, Gemse und Kartoffeln war in den grossen Konsumzentren vllig ungengend. Aus den Frhkartoffelanbaugebieten der Bretagne konnten die dort anfallenden Mengen nicht abtransportiert werden. Die Truppenversorgung mit Brotgetreide wurde im allgemeinen sichergestellt. Wo die notwendigen Mengen nicht herangeschafft werden konnten, geschah die Belieferung der Truppe auf Kosten der Zivilversorgung. Der Ausdrusch des in Nordfrankreich z.T. noch vorhandenen Getreides alter Ernte lsst
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sich infolge des Mangels an Druschkohle, elektr.[ischem] Strom und Treibstoff nicht in der gewnschten Weise durchfhren. Gross-Paris wurde fast ausschl.[ielich] mit Hilfe der fr diesen Zweck eingesetzten Lkw versorgt. Die eingetroffenen Mengen erreichten jedoch nicht immer die geplante Hhe. Die vorhandenen Brotgetreidevorrte in Paris reichen fr einen Zeitraum von etwa 20 Tagen. Noch erheblich schwieriger ist die Versorgung der sdfranz. Zuschussgebiete[154], da bis dorthin grosse Entfernungen zu berwinden sind. Die Truppenversorgung mit Kartoffeln war z.T. stark beeintrchtigt, da Kartoffeln aus alter Ernte kaum noch vorhanden sind und die Frhkartoffeln der Bretagne nicht herangefhrt werden knnen. Die Fleischversorgung der Truppe war im allgemeinen noch zufriedenstellend, wobei allerdings die Zufuhr von Schlachtschweinen nicht ausreichte. Im belgisch-nordfranz. Raum musste die Truppe einige Ausflle in Kauf nehmen. In Sdfrankreich ist die Wehrmacht in Einzelfllen zur direkten Requisition geschritten. Die bestehenden Lcken in der Versorgung wurden durch Zufhrung geschlossener Viehtransportzge aus Sdwestfrankreich nach Mglichkeit ausgefllt. Starke Rckgriffe auf die Gefrierfleischbestnde liessen sich nicht vermeiden. Beim Viehtransport wurde eine Verlagerung von der Eisenbahn zum Lebendtransport im Fussmarsch und zum Fleischversand mit Lkw vorgenommen. Im Juni sind von 55 geplanten Zgen insges.[amt] 30 gefahren worden, von denen 7 ins Reich gingen. Die Belieferung des Pariser Marktes aus den umliegenden D[e]p[artemen]ts. erfolgt jetzt weitgehend durch Viehtreks, die vom Mil.[itr]Bef. [ehlshaber] in Zusammenarbeit mit den franz. Dienststellen organisiert werden. Aus den entfernteren D[e]p[artemen]ts. wird das Fleisch mit Lkw herbeigeschafft; der Fleischversand mit der Eisenbahn ist z.[ur]Z[ei]t. vllig unmglich. Am strksten wurde die bisher schon ausserordentlich schwierige Fettversorgung von der Invasion getroffen. Die zwei fr die Milch- und Butterversorgung wichtigsten D[e]p[artemen]ts.[155] sind mit ihren berschssen fr die allgemeine Versorgung ganz ausgefallen. In den benachbarten D[e]p[artemen]ts. wurde das bisherige Erfassungssystem durch die Kriegsereignisse in Unordnung gebracht. In grossen Teilen des Landes, die weit ber die eigentliche Kriegszone hinausgehen, konnten die Molkereien infolge des Kohle- und Strommangels nicht mehr arbeiten; auch wurde das Einsammeln der Milch durch den Mangel an Fahrzeugen und die Unsicherheit auf den Strassen (Fliegerbeschuss) unm glich gemacht. Schliesslich hat die Trockenheit die Milchertrge weit unter die normale Hhe absinken lassen. Die Buttererzeugung verlagert sich unter diesen Umstnden wieder sehr stark aus den Molkereien in die Bauernbetriebe, was zustzliche Erfassungsschwierigkeiten und eine schlechte Ausnutzung des in der Milch vorhandenen Fettes zur Folge hat. In den der Front nahe gelegenen Gebieten wird die Erfassung der Bauernbutter fr die allgemeine Versorgung mit Hilfe der La-Fhrer neu organisiert. Die Gemse- und Obstversorgung der grossen Verbrauchszentren war infolge der Ausschaltung der Eisenbahn unzureichend. Auch der Bedarf der Wehrmacht konnte trotz aller Anstrengungen nicht voll befriedigt werden. Die Lage wurde dadurch erschwert, dass im Juni saisonmssig ein grosser Anteil des Bedarfes der nordfranz. Verbrauchsgebiete aus entfernten Erzeugergebieten geliefert wird, die jetzt ausgeschaltet sind. Die Konservierung des in den berschussgebieten reichlich vorhandenen Gemses bereitet grsste Schwierigkeiten, da die notwendigen Produktionsmittel und Anlagen fr eine Grossverarbeitung dort nicht zur Verfgung gestellt werden knnen. Beim Obst sucht man durch grosszgige Herstellung von Plpe[156] dem sonst mit Sicherheit zu erwartenden Verderb entgegenzuwirken. Dabei steht allerdings noch nicht fest, ob die fr die Marmeladeherstellung notwendigen Voraussetzungen (z.B. Lieferung von Zucker) geschaffen werden knnen.
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Die Versorgung der Grosstadtbevlkerung mit Konsumweinen wird stndig schwieriger, da der Antransport aus den Massenweingebieten Sdfrankreichs restlos unterbunden wird.

4. Forst- und Holzwirtschaft Die infolge fehlender Antransportmglichkeiten zwangslufig steigende Inanspruchnahme der Wlder hinter der Kampffront und besonders auch in der Bretagne durch Einschlge an Ort und Stelle zeigt bereits jetzt, wie unvernnftig es war, dass jahrelang gegen alle Warnungen[157] des Mil.[itr]Bef. [ehlshabers] die Wlder im weiteren Kstenraum zur Herstellung von Festkraftstoffen (Tankholz und Holzkohle) durch Selbstaufbereitungsanlagen der OT und der Luftwaffe bermssig in Anspruch genommen wurden zu einer Zeit, als die Transportlage das Heranschaffen der forstlichen Erzeugnisse aus den waldreichen Rumen Mittel- und Ostfrankreichs noch leicht ermglichte. Das Gebude des Holzbewirtschaftungssystems ist im und hinter dem Kampfraum bei der vordringlich militrischen Bedarfsdeckung vielfach gestrt. In Verbindung mit den hheren militrischen Kommandostellen, die z.T. ausgezeichnete allgemeine Befehle wegen Mitwirkung der Forstdienststellen bei allen Eingriffen in den Wald, in Sgewerke usw. erlassen haben, wird versucht, auch diese Dinge nach dem ersten Ansturm wieder in geordnete Bahnen zu lenken.

5. Auswrtiger Waren- und Zahlungsverkehr Warenverk. mit d.[em] D[eu]tsch.[en] Reich, Elsa u.[nd] Lothring.[en] Die Steigerung der Warenausfuhr von Frankreich nach dem Reich hatte ein weiteres Ansteigen des Clearing-Saldos zur Folge, der nach dem letztbekannten Ausweis vom 30.5. einen Stand von 7,7 Mrd. RM erreicht hat und Ende Juni die 8 Mrd.-Grenze berschritten haben drfte.

Warenverk.[ehr] m.[it] den brig.[en] Lndern Im zweiten Vierteljahr 1944 hat sich der Warenverkehr mit den neutralen und besetzten Lndern besonderen Schwierigkeiten gegenbergesehen, die nach Beginn der Invasion ihren Hhepunkt erreichten. Besonders die Transportlage wirkte sich ungnstig aus. Es ist jedoch gelungen, nach Abschaltung unwichtiger Transporte einige wichtige Warenlieferungen auszufhren. Allerdings ist der Umfang des Handelsverkehrs mit einzelnen Lndern, insbes.[ondere] Schweden, so gering geworden, dass mit dem Schwinden des Austauschinteresses der Handelspartner gerechnet werden muss. Die Erteilung von Ausfuhrgenehmigungen wurde bei weniger wichtigen Waren mit Verzgerung behandelt, sofern die Transportlage die Durchfhrung der Ausfuhr in der nchsten Zeit nicht mglich erscheinen liess. Die Exporteure versuchen auf die Landstrasse auszuweichen. Die Aufrechterhaltung der Ausfuhr unter Umstellung von Massengut auf hochwertiges Spezialgut wird es auch in Zukunft ermglichen, die dringendsten Einfuhrbedrfnisse zu befriedigen unter der
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Voraussetzung, dass von allen beteiligten Stellen die Bedeutung erkannt und Untersttzung gewhrt wird.

Kapitalverkehr In einem in Genf ausgehandelten franz.-ungarischen Lieferungsvertrag war u.[nter]a.[nderem] die Einfuhr von 5000 t Speiseerbsen aus Ungarn im Gesamtwert von 65 Mio ffrs vorgesehen. Von dem Kaufpreis sollten 20% in Schweizer Franken beglichen werden, was einem Devisenaufwand von sfrs 1 112 000,gleichgekommen wre. Deutscherseits ist gegen den Aufwand des schweizer [sic!] Frankenbetrages Einspruch erhoben und Lieferung gegen Frankenzahlung in voller Hhe durchgesetzt worden[158]. Bei der Bezahlung von Demontagekosten, die deutsche Unternehmer an franz. Abbruchfirmen fr die Demontage requirierter franz. Industrieanlagen schuldeten, sind Schwierigkeiten entstanden. Die franz. Regierung lehnt nicht nur die Entgegennahme des Gegenwertes solcher requirierter Anlagen, sondern auch die Bezahlung von Demontagekosten als Nebenkosten der Requsition im Verrechnungswege ab. Ministerprsident Laval hat darauf hingewiesen, dass die Entgegennahme dieser Zahlungen im Clearingwege aus politischen Grnden untragbar sei, ist aber bereit, einen anderen Ausweg ausserhalb der Besatzungskosten zu suchen[159]. Die geplante Abforderung von Pfunden auf den englischen Kanalinseln konnte infolge der militrischen Ereignisse nicht mehr in vollem Umfange durchgefhrt werden. Es ist jedoch gelungen, einen beim Schatzamt in Jersey greifbaren Betrag von 11 000 Pfunden auf dem Luftwege nach dem Festland zu berbringen. Der Betrag kommt zusammen mit den bereits nach hier verbrachten Pfundbest nden der Sparkassen auf den Inseln zur Ablieferung an die Reichsbank. Der Umtausch von Zahlungsmitteln, die franz. Arbeiter aus von ihnen nicht zu vertretenden Grnden entgegen den Devisenbestimmungen nach Frankreich verbracht haben, ist neu geregelt worden[160]. Die eingelsten Betrge werden in Zukunft im Clearingwege vergtet, sodass die bisherige Belastung der Besatzungskosten durch diese Umwechslung entfllt.

6. Bank-, Brsen- und Versicherungswesen Whrung, Kredit, Versicherung Der Notenumlauf hat bis zum 8.6., dem Tag des letztbekannten Ausweises, auf 564 Mrd. frs zugenommen[161]. Mit weiteren Steigerungen ist zu rechnen. Der allgemeine Betriebsmittelkredit der Notenbank an den Staat wurde, um dem Tresor eine grssere Bewegungsmglichkeit - auch in Bezug auf die Vernderung der Zahlungstermine der Besatzungskosten - zu erffnen, um 30 Mrd. frs auf 100 Mrd. frs erhht. Auch der eigentliche Besatzungskostensonderkredit wurde um 30 Mrd. frs heraufgesetzt. Die Befrchtungen ber einen verminderten Schatzscheinabsatz scheinen sich nicht bewahrheitet zu haben. Neuere Zahlen waren indessen wegen der notwendigen Stillegung der Buchungsmaschinen infolge der Schwierigkeiten der Elektrizittsversorgung noch nicht zu erhalten. Aus diesem Grunde ist auch die Berichterstattung ber die brigen Gebiete des Geld- und Finanzwesens sehr im Rckstand. Doch scheinen bei den Grossbanken und Sparkassen, obwohl z.T. erhebliche Abzge vorgenommen worden sind, die Einlagen im wesentlichen konstant geblieben zu sein.
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Erschwerungen auf dem Gebiet des Fernsprech- und Telegrammverkehrs sowie die unzulngliche Postzustellung haben die Auszahlungsschwierigkeiten vermehrt. Die Reichskreditkasse Caen ist nach Alenon[162] verlegt worden. Die Reichskreditkasse St. Malo[163], die nach Niort[164] (Bezirk Sdwestfrankreich) verlegt werden sollte, konnte ihre Ttigkeit dort nicht aufnehmen, da in Niort smtliche Bankgebude zerstrt sind. Wegen der Verkehrsschwierigkeiten lsst sich noch nicht bersehen, wo das Personal der frheren St. Maloer Kasse zweckmssigerweise einzusetzen ist. Die Brse hat als Folge der propagandistischen Herausstellung des von den Anglo-Amerikanern eingefhrten Besatzungsgeldes[165], von dem 80 Mrd. frs ausgedruckt sein sollen, eine ziemlich scharfe Hausse-Periodezu verzeichnen, die aber jetzt wieder - wenn z.T. auch nur durch technische Massnahmen - abgefangen zu sein scheint. Die Vorschriften des Gesetzes zur Regelung der Schden[166], die bisher nur bei der Feuerversicherung angewandt wurden, sollen auch auf die Einbruchsdiebstahlversicherung ausgedehnt werden. Die Verhandlungen hierber laufen noch.

7. Preisregelung Preisbildung Die franz. Regierung hat eine Erhhung des Weizenpreises von 410 frs pro dz auf 500 frs beantragt. Da der Weizenpreis fr die gesamten landwirtschaftlichen Preise richtunggebend ist und seine Erhhung weitere Preissteigerungen zur Folge gehabt htte, ist der Antrag abgelehnt worden. Um die Deckung des stark ansteigenden Bedarfs an festen Treibstoffen sicherzustellen, mussten die Preise fr Holzkohle und Generatorholz wesentlich erhht werden. Fr Generatorholz wurde ein Erzeugerpreis von 1500 frs/t festgesetzt und bis zum 30.9.44 eine Prmie von 450 frs/t bewilligt. Fr Holzkohle wurde ein Erzeugerpreis von 5900 frs/t und bis zum 30.9.44 eine Prmie von 1100 frs/t zugelassen. Auf Grund der Holzpreiserhhung Ende Dez.[ember] 1943 und des Rckganges der Produktion war es notwendig, die Papierpreise um 12% zu erhhen. Die Preise fr Zeitungen mussten, soweit Zeitungen im Grossformat erscheinen, von 1 frs auf 1,50 frs erhht werden, da die Auflageziffern infolge des Papiermangels um 50% herabgesetzt werden[167].

Preisberwachung In den vom Kriegsgeschehen nicht unmittelbar berhrten D[e]p[artemen]ts. geht die Ttigkeit des franz. Wirtschaftsberwachungsdienstes[168] ordnungsmssig weiter. Die Arbeit der Wirtschaftsberwachung leidet allerdings stark unter den Verkehrs-, Postund Fernsprechschwierigkeiten, der Beschlagnahme der Wagen sowie dem Treibstoffmangel. Mi stnde zeigen sich besonders in den Mangelgebieten sowie in den Orten, die der Aufnahme der Flchtlinge und der Evakuierten dienen. Die franz. Preisberwachung ist angewiesen worden, den hier auftretenden ungerechtfertigten Preissteigerungen mit Entschiedenheit entgegenzutreten. Da bei der ungnstigen Versorgungslage der Bevlkerung die Aufrechterhaltung der Luxusgaststtten

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nicht mehr tragbar war, werden in Paris die Luxusgaststtten geschlossen bzw. in die Klasse A[169] berfhrt.

Arbeitseinsatz und Sozialwesen Ordnung der Arbeit Fr die sich aus der Invasion ergebenden Notwendigkeiten, insbesondere fr die Erfllung pltzlich und in grossem Umfange eintretenden Bedarfes der Truppe, hat sich der Arbeitseinsatz in der Mi.[litr]Verw.[altung] als unentbehrliches Hilfsinstrument erweisen und bewhrt. Ihm kam dabei die Auswirkung der von Gauleiter Sauckel eingeleiteten Zusammenfassung[170] aller deutschen Arbeitseinsatzdienststellen in Frankreich in der Mil.[itr]Verw.[altung] zugute. Daher war es im Verlauf der letzten Monate mglich, den innerfranz. Arbeitseinsatz so zu ordnen, dass alle neben- oder gegeneinander wirkenden Interessen der verschiedenen Bedarfstrgergruppen ausgeschaltet sind und fr die Deckung des Krftebedarfes nur noch seine Echtheit und Dringlichkeit massgebend ist. So konnten im letzten Halbjahr die Arbeitseinsatzdienststellen des Mil.[it r]Bef.[ehlshabers] von einer anfnglich nur knapp 40%igen Einschaltung bei der Erfassung und Erledigung des im deutschen Interesse liegenden innerfranz. Bedarfes zu einer nahezu 100%-igen kommen. Diese Entwicklung wurde auch angesichts des stndigen und sprunghaften Steigens dringlichsten Sofortbedarfes (insbes.[ondere] fr den Krftebedarf der Wehrmacht und des Verkehrs) gehalten bzw. noch verstrkt. Trotz der sich hufenden Schwierigkeiten (Transport-, Nachrichten, Terror) ist es gelungen, selbst strksten und kurzfristig zu erfllenden Anforderungen, namentlich fr die Beseitigung der Schden der feindlichen Luftkriegsfhrung laufend nachzukommen. So ist im Mai - fr Juni liegen lckenlose Zahlen noch nicht vor - der Bedarf der Wehrmacht trotz 150%iger Steigerung gegenber dem Vormonat, der des Verkehrssektors trotz r[un]d 400%iger Steigerung fast restlos gedeckt worden. Von 51 000 Krfteanforderungen der Wehrmachtteile wurden im Mai r[un]d 50 000 erledigt; 22 000 Anforderungen im Verkehrssektor fhrten zur Stellung von 21 000 Krften; im Bausektor wurden im Mai von 31 000 neuen Anforderungen 28 000 abgedeckt.

Sozialversicherung Die nderung des Gesetzes ber die Erstattung kriegsbedingter Lohnausflle und das Verfahren zur Rckerstattung der von deutschen Betrieben aufgewandten Betrge durch den franz. Staat sind durch Erlass vom 26.5.44[171] geregelt worden. An zum Wehrdienst einberufene, in Frankreich ansssige Reichsdeutsche werden nun gemss Erlass vom 2.6.44[172] neben den bisherigen Dienstbezgen auch die Familienzuschlge der franz. Familienausgleichskassen in der bisherigen Hhe aus Reichsmitteln gewhrt (Erlass vom 2.6.44). Richtlinien zur Bekmpfung des Streiks und des passiven Widerstandes wurden an die nachgeordneten Dienststellen hinausgegeben (Erlass (g.) vom 16.6.44[173]). Allen einheimischen Arbeitskrften der Wehrmacht und der angeschlossenen Organisationen und Verbnde ist gemss Verfgung OKH vom 1.6.44[174] ab sofort kostenlose Unterkunft zu gewhren,

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wenn sie ausserhalb ihres Wohnortes beschftigt werden (Erlass vom 20.6.44[175]). Entsprechend den Bestimmungen im Reich hat das franz. Arbeitsministerium den Urlaub in Frankreich fr 1944 ebenfalls auf hchstens 15 bzw. 20 Werktage beschrnkt (Erlass vom 29.6.44[176]). Die Lohn- und Gehaltsstze der im Krankenpflegedienst der Wehrmacht und angeschlossen Organisationen und Verbnde beschftigten einheimischen Arbeitskrfte wurden fr ganz Frankreich festgesetzt (Erlass vor Verffentlichung[177]). Gelegentlich der am 1. Mai 1944 herausgegebenen nderungen der "Arbeitsrechtlichen Anordnungen"[178] ist auch das Sozialversicherungsrecht der Frankreich-Reichsdeutschen und der anerkannten Volksdeutschen neu geregelt worden. Diese Personengruppe konnte bisher schon anstelle der Sozialversicherung nach franz. Recht den Anschluss an die Reichsversicherung whlen; die bei deutschen Dienststellen und Betrieben Beschftigten erhalten nunmehr mit der Ausbung des Wahlrechtes vllig die Rechtstellung eines Pflichtversicherten der Reichsversicherung (nur die in franz. Betrieben Beschftigten mssen weiterhin selbst fr die Abfhrung der Betrge sorgen). Die franz. Sozialversicherung hat mit Wirkung vom 1.1.44 die Versicherungsobergrenze fr die Assurances Sociales von 42 000,- frs auf 48 000,- frs jhrliches Einkommen erhht[179]. Die Haltung der franz. Sozialversicherungs-Dienststellen zeigte nach Einsetzen der Invasion usserlich keine Vernderungen. Bei der deutschen Krankenkasse in Frankreich kam es zunchst durch Einziehungen zur Wehrmacht zu schweren Strungen des Geschftsbetriebes, der mehrere Tage praktisch stillgelegt werden musste.

8. Finanzwesen Tabakmonopol Mit Wirkung vom 1.6.44 sind die franz. Monopolpreise fr Tabakerzeugnisse[180] wesentlich erhht worden (bei den einzelnen Gruppen der Tabakerzeugnisse 25, 30 und 35%). Die Erhhung geht auf eine Anregung des Chefs der Militrverwaltung zurck. Sie ist ein wirksames Mittel zur Abschpfung von Kaufkraft und zur Verbesserung der Lage des franz. Staatshaushaltes. Die offiziellen Preise fr Tabakwaren waren vor der Erhhung in Frankreich wesentlich niedriger als im Reich. Whrend in Deutschland ein Arbeiter fr 20 Zigaretten einen Durchschnittsstundenlohn (RM 1,-) aufwenden muss, betrug in Frankreich der Preis fr 20 Zigaretten der blichen Beschaffenheit 9 frs und der durchschnittliche Stundenlohn eines Arbeiters 15-18 frs. Dieses Verhltnis ist durch die neue Erhhung dem deutschen Preisniveau mehr angepasst. Der Zeitpunkt des Inkrafttretens der neuen Regelung war insofern gnstig, als die franz. Monopolverwaltung in der Lage gewesen war, im Mai eine zustzliche Dekade Tabakwaren zur Verteilung zu bringen. Die franz. ffentlichkeit ist darber aufgeklrt worden[181], dass es sich nicht um eigentliche Preiserhhung, sondern um eine Steuererhhung handelt[182] und dass somit ein Widerspruch zu der Regierungserklrung ber den Preisstopp nicht besteht.

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Besatzungskosten Durch die Invasion und die damit verbundenen gesteigerten Ausgaben ist die Lage des Besatzungskostenkontos noch ungnstiger geworden[183]. berstiegen bereits im Monatsdurchschnitt des ersten Vierteljahres 1944 die Ausgaben die Einnahmen um r[un]d 30 Mio frs, so ist diese Divergenz durch die jngsten Ereignisse noch ungnstiger geworden. Die militrischen Ereignisse haben den Bargeldbedarf aus Besatzungskostenmitteln so erheblich gesteigert, dass die Lage des Besatzungskostenkontos als usserst angespannt bezeichnet werden muss. Die Deutsche Waffenstillstands-Delegation fr Wirtschaft hat deshalb jetzt wegen einer nderung des Zahlungssystems der Besatzungskosten mit den Franzosen verhandelt. Um die grbsten Kassenschwierigkeiten zu beseitigen, sind zunchst die Dekadenzahlungen durch einmalige vorverlegte Monatszahlungen ersetzt worden. Dies kann jedoch nur als bergangsmassnahme betrachtet werden, frher oder spter wird man wahrscheinlich zu einer Erhhung des Besatzungskostenbeitrags kommen mssen. Eine derartige Erhhung ist auch gerade durch die Invasion als franz. Beitrag zum Kampf fr Europa gerechtfertigt.

[1]

Carl-Heinrich von Stlpnagel Militrverwaltung, Zentralabteilung Gruppe Z 3, Presse und Propaganda. Stempel: Feldkommandantur 758 [St-Cloud, Versailles]. Empf.[ang] 20.7.1944 Nr. 2246/44

[2]

[3]

Ein Lagebericht fr die Monate April und Mai 1944 fehlt aufgrund des Beginns der alliierten Landung in der Normandie am 6. Juni 1944 und den sich daraus ergebenden, v llig neuen Voraussetzungen. In einem Schreiben des Befehlshabers Nordwestfrankreich an die Feldkommandanten heit es: "Lagebericht fr das vergangene Vierteljahr entfllt. Dagegen Bericht ber die Zeit seit der Invasion." Vgl. Befehlshaber Nordwestfrankreich. Verw. I/1. St. Germain, 19. Juni 1944. Betr.: Lagebericht. Abschrift. AN AJ 40/898, dr. 4.
[4] [5]

Dr. Elmar Michel. Erwin Vierow. Feldkommandanturen. Vgl. hierzu die Verteiler zum Lagebericht November 1940 bzw. Januar/M rz 1943. Oberkommando der Wehrmacht. Wehrmachtfhrungsstab/Quartiermeister. Wehrwirtschaftsamt im Oberkommando der Wehrmacht. Amt Ausland-Abwehr. Oberkommando des Heeres. Generalquartiermeister Eduard Wagner. Adjudantur Chef des Generalstabs des Heeres.

[6]

[7]

[8]

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[11]

[12]

[13]

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Organisationsabteilung. Oberkommando des Heeres, Verwaltungsamt. Chef der Heeresrstung und Befehlshaber des Ersatzheeres Friedrich Fromm. Walter Scherff. Generalstab [vormals Kommandostab] einschlielich Propaganda-Abteilung Frankreich. Militrverwaltung. Verbindungsoffizier Oberstleutnant Csar von Hofacker. General Erwin Vierow, Befehlshaber im Bezirk Nordwestfrankreich, vormals Milit rverwaltungsbezirk A. Generalleutnant Kurt Feldt, Befehlshaber im Bezirk S dwestfrankreich, vormals Militrverwaltungsbezirk B. Generalmajor Wilhelm Hederich, Befehlshaber im Bezirk Nordostfrankreich, vormals Militrverwaltungsbezirk C. Kommandant von Gross-Paris Hans Freiherr von Boineburg-Lengsfeld. Kommandant des Heeresgebietes von Sdfrankreich Heinrich Niehoff. Hherer SS- und Polizeifhrer im Bereich des Militrbefehlshabers Frankreich Carl-Albrecht Oberg. Rstungs- und Beschaffungsstab Frankreich. Hherer Nachrichtenfhrer Frankreich Eugen Oberhuer.

[17]

[18]

[19]

[20]

[21]

[22]

[23]

[24]

[25]

[26]

[27]

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[29]

[30]

[31]

Richtig: Oberquartiermeister West. Die Stelle des Oberquartiermeisters Frankreich war am 15. April 1941 mit dieser Bezeichnung dem Stab des Oberbefehlshabers West zugeteilt worden.
[32]

Hauptverkehrsdirektion Paris. Oberbefehlshaber West Gerd von Rundstedt. Waffenstillstandskommission. Marinegruppenkommando West, vormals Kommandierender Admiral Frankreich. Luftgaukommando Westfrankreich. Friedrich-Carl Hanesse. Militrbefehlshaber in Belgien und Nordfrankreich, der Verbindungsoffizier Oberstleutnant Hartog. Richtig: Stuckart.

[33]

[34]

[35]

[36]

[37]

[38]

[39]

[40]

Michel Maurice Yves Cacaud (1898-1962). Beamter. Licence in Rechtswissenschaften. 1916 Kriegsfreiwilliger. 1920 Rdacteur au secrtariat gnral du commissariat gnral de la Rpublique in Straburg. 1922 Stellvertretender Chef de cabinet du Commissaire gnral. 1923 Chef de cabinet des Prfekten im Departement Moselle. 1924 Sous-Prfet von

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Weienburg. Als Directeur de cabinet zur Verfgung des Prfekten des Departements Moselle. 1929 Sous-Prfet von Bellac. 1933 Secrtaire gnral des Departements Indre-et-Loire. 1934 Secr taire gnral des Departements CharenteInfrieure. 1940 Prfekt dieses Departements, dann des Departements Gers. 1942 Prfekt des Departements Calvados. Juli 1944 vom Dienst suspendiert. Zunchst zur Verfgung ohne Gehaltszahlung. 1946 endgltiger Ruhestand. M. Husson. Am 15. Mai 1944 wurde der Prfekt des Departements Manche, Henri Joseph Faugre, von den Deutschen verhaftet. Der bisherige Generalsekretr Husson leitete daraufhin kommissarisch die Prfektur bis Anfang Juli 1944 Jacques Martin-San als neuer Prfekt eingesetzt wurde.
[41]

Zu Husson konnten keine weiteren biographischen Angaben ermittelt werden. Henri Joseph Faugre (1900- ?). Verwaltungsbeamter. 1914/18 Kriegsteilnahme, Kriegsfreiwilliger. Seit 1922 verschiedene Verwendungen als Beamter in Ministerien und der Verwaltung; 1934 Sous-Pr fet von Saint-Omer, 1938 von Guingamp. 1940 Secrtaire gnral des Departements Seine-Infrieure. 1942 Prfekt des Departement Manche, am 15.Mai 1944 verhaftet und nach Eisenberg deportiert; 1945 Rckkehr und zunchst Prfekt von Charente-Maritime, spter des Departement Loire; 1950 Conseiller d'tat; 1962 Cong spcial. Jacques Martin-San (1907-1977). Jurist und Verwaltungsbeamter. Verschiedene Verwendungen in der Verwaltung. 1941 Prft dlgu in Orlans. Mrz 1943 Rgisseur des octrois de Paris. November 1943 Charg de Mission du service interministriel de protection contre les vnements de la guerre. Juni 1944 Prft dlgu des Departements Manche. Am 9. September 1944 verhaftet, 1945 aus dem Staatsdienst entlassen. Louis Marie Charles Dramard (1898-?). Jurist und Verwaltungsbeamter. 1916 im Kabinett des Prfekten von Alger. 1917 Kriegsteilnahme. 1919 im Cabinet militaire des Generalgouverneurs von Algerien. 1920 Secrtaire particulier des Prfekten von Alger. 1922 im Kabinett des Prfekten. 1924 Chef de cabinet des Prfekten im Departement Vienne. 1925 Sous-Prfet von Montmorillon, dann von Chteau-Chinon. 1930 Directeur de cabinet beim sous-secr taire d'tat l'ducation physique. 1935 Sous-Prfet von La Flche. 1940 Sous-Prfet von Bayonne. 1941 Sous-Prfet von Dnkirchen. 1942 Prfekt des Departements Meurthe-et-Moselle. 1943 Prfekt des Departements Nivre. 1944 Prfekt des Departements Seine Infrieure und Regionalprfekt von Rouen. 1945 Annullierung aller frheren Befrderungen.
[42] [43]

Vgl. Lagebericht August 1940, B, 1, d.

Service interministriel de protection contre les vnements de la guerre. Dieser wurde am 12. Februar 1943 gegrndet und war fr alle Fragen zustndig, die sich fr die franzsische Zivilbevlkerung aus den angloamerikanischen Luftangriffen ergaben. Vgl. auch Lagebericht Januar bis M rz 1943, I, 1.
[44] [45]

Bereits vor dem Beginn der alliierten Landung in der Normandie am 6. Juni 1944 hatten die Deutschen mehrere Tausend Bewohner der Kstengebiete ins Hinterland evakuiert. Weitere deutsche Aufrufe vor der Landung in Zusammenarbeit mit den Prfekten wurden ohne besonderen Nachdruck betrieben, so da viele Franzosen der Aufforderung nicht nachkamen. Selbst der deutsche Aufruf, wenigstens die Kinder zu evakuieren, verhallte nahezu ungeh rt. Am 29. Juni und am 10. Juli 1944 wiesen die deutschen Behrden ber den Service interministriel de protection contre les vnements de la guerre (SIPEG) noch einmal die Zivilbevlkerung an, die kstennahen Orte teilweise oder gar komplett zu r umen (vgl. Paris Soir vom 1.7.1944, bzw. fr den Pariser Raum Paris Soir vom 5.7.1944). Da aber die deutschen Truppen ber keinerlei Mittel zur Durchfhrung verfgten, war die Bevlkerung von vornherein auf sich selbst angewiesen. Bis zum 26. Juni 1944 waren aus dem Departement Calvados 15 000 Menschen ins benachbarte Departement Orne geflohen, vgl. Danile VOLDMAN, La destruction de Caen en 1944, in: Vingtime Sicle 39 (1993) S. 10-22, besonders S. 19f. Insgesamt drften 150 000 Einwohner aus dem Departement Manche und 25 000 aus dem Calvados geflohen sein, vgl. Hans UMBREIT, Der Militrbefehlshaber in Frankreich, Boppard 1968, S. 61.
[46]

Departement Bouches-du-Rhne. Departement Alpes Maritimes. Diese Evakuierungen betrafen die K stendepartements Pyrnes-Orientales, Aude, Hrault, Gard, Bouches-

[47]

[48]

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du-Rhne, Var und Alpes-Maritimes (einschlielich des Frstentums Monaco) im zur "Kampfzone" erklrten sogenannten "Kstenbereich Mittelmeer". Diese Departements schieden nach einem Befehl des OB West am 15. Februar 1944 aus der Zustndigkeit der Vichy-Regierung aus und wurden der deutschen Militrverwaltung unterstellt. Sie erhielten daher jeweils eine Feldkommandantur statt des bisherigen Verbindungsstabes und wurden unter einer Oberfeldkommandantur (zunchst Marseille, ab Juni 1944 in Avignon) zusammengefat. Formal war im "Kstenbereich Mittelmeer" der Militrbefehlshaber rechtlich fr die Anordnungen verantwortlich, in der Praxis wurden sie allerdings vom Kommandanten des Heeresgebiets Sdfrankreich herausgegeben. Bis Ende Februar 1944 waren bereits 300 000 bis 350 000 Personen aus den Kstendepartements abgewandert oder evakuiert, bis Juni 1944 folgten noch weitere 100 000 bis 150 000. Bis Anfang August 1944 waren schlielich insgesamt etwa 500 000 der ursprnglich knapp 3,5 Millionen Einwohner dieser Departements evakuiert. Vgl. auch Lagebericht Januar bis M rz 1944, I, 1. Fr eine Zusammenstellung der wichtigsten Befehle und Anordnungen hierzu bis Anfang Juli 1944 vgl. Kommandant Heeresgebiet S dfrankreich. Gr. V in. Auszug aus den Akten ber Rumung und Auflockerung des Kstenbereiches Mittelmeer. Lyon, den 4. Juli 1944. AN AJ 40/467, dr. 7 Das Kampfplakat wurde im Bereich der Feldkommandanturen 517 (Rouen), 723 (Caen), 722 (St. L) sowie 801 (Evreux) angeschlagen. Es verfgte ein allgemeines Verbot, sich bei Nacht auf den Stra en aufzuhalten, ein Verbot jeglichen Fahrzeug- und Fahrradverkehrs sowie die Schlieung von Gastwirtschaften und Vergngungssttten.
[49]

Richtig: 13 Regional- bzw. Departementalprfekten. Darunter befanden sich die Regionalprfekten von Lyon, Marseille, Montpellier, Laon und Nizza sowie die Prfekten der Departements Vosges, Manche, C tes-du-Nord, Aveyron, Vaucluse, Seine-et-Marne (alle am 14. Mai 1944 verhaftet), Haute Sa ne (am 17. Mai 1944 verhaftet) und Drme (am 24. Mai 1944 verhaftet).
[50] [51]

Antoine Jean Marcel Lemoine (1888-1962). Verwaltungsbeamter. Licence in Rechtswissenschaften. 1910 Mitglied im Kabinett des Prfekten des Departements Meurthe-et-Moselle. 1914-1916 Chef de cabinet beim Pr fekten des Departements Seine-et-Oise. 1914/15 Kriegsdienst, dann Hilfsdienst. 1916 Sous-Prfet von Loches, dann Doullens. 1919 Secrtaire gnral des Departements Aisne. 1922 Sous-Prfet von Soissons. 1929 Directeur de cabinet des Ministre de la marine marchande. 1930 Prfekt des Departements Ain. 1931 Prfekt des Departements Indre. 1934 Prfekt des Departements Indre-et-Loire. 1936 Prfekt des Departements Gard. 1936 Prfekt des Departements Loiret. 1940 abberufen und zur Verfgung gestellt. 1941 Directeur du corps des gardes de communication. 1942 Pr fekt des Departements Haute-Vienne und Regionalprfekt von Limoges. 1943 Prfekt des Departements Bouches-du-Rhne und Regionalprfekt von Marseille, dann Staatssekretr des Inneren. Von der Haute Cour zu 5 Jahren Dgradation nationale verurteilt, wegen Hilfe fr die Rsistance aber wieder aufgehoben. Andr Auguste Parmentier (1896 - ?). Beamter. Licence in Rechtswissenschaften. 1915 Kriegsfreiwilliger, letzter Dienstgrad Hauptmann. 1920-1932 Rechtsanwalt in Dnkirchen. 1932 Abgeordneter der URD. 1936 einer der Hauptoppositionellen zur Volksfront. 1941 Prfekt des Departements Vosges. 1942 Prfekt des Departements SeineInfrieure und Regionalprfekt von Rouen. 1943 Dircteur gnral de la Police Nationale. 1944 Generalsekretr des Inneren. Nach dem Krieg rehabilitiert.
[52]

Richtig: 26 Departements laut Kriegstagebuch des LVIII. Panzerkorps. Am 17. Januar 1944 wurde mit der Fhrerweisung Nr. 51c dem OB West das Recht zugesprochen, eigenm chtig Gebiete zu Kampfzonen zu erklren. Am 16. Juni 1944 machte Generalfeldmarschall von Rundstedt davon Gebrauch und erkl rte die Departements Vende, Charente-Infrieure (heute: Charente-Maritime), Charente, Gironde, Landes, Basses-Pyr nes (heute: Pyrnes-Atlantiques), HautesPyrnes, Lot-et-Garonne, Gers, Dordogne, Lot, Tarn-et-Garonne, Haute-Garonne, Ari ge, Aveyron, Tarn, Aude, Pyrnes-Orientales, Hrault, Lozre, Gard, Bouches-du-Rhne, Vaucluse, Var, Basses Alpes (heute: Alpes-de-HauteProvence) und Alpes-Maritimes zu Kampfzonen.
[53]

Vgl. Journal Officiel vom 4. Juli 1944, S. 1690: Dcret n1196 du 2 juin 1944 fixant la date du concours d'admission aux coles suprieures de commerce pour 1944.
[54]

In der Nacht vom 12. auf den 13. Juni 1944 griffen Bomberverb nde der Royal Air Force den Bahnhof von Cambrai (Departement Nord) an, wobei allerdings auch viele Bomben ins Stadtzentrum fielen, vgl. Martin MIDDLEBROOK, Chris EVERITT (Hg.), The Bomber Command War Diaries. An operational reference book 1939-1945, Leicester 1996, S. 526f.
[55] [56]

Beim amerikanischen Luftangriff auf Chartres (Departement Eure-et-Loire) war am 26. Mai 1944 einer der Bomber von

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Typ Marauder, der von Flak abgeschossen worden war, neben der glise de Mainvilliers abgestrzt und hatte die Bibliothque municipale in Brand gesetzt. Ein kleiner Teil der dabei verloren gegangenen liturgischen Handschriften ist heute dank der Aufzeichnungen des Mnches Delaporte in der Bibliothque Diocsaine der Stadt berliefert. Insgesamt kamen bei diesem Angriff 49 Personen ums Leben, vgl. Roger JOLY, La Libration de Chartres, Paris 1994, S. 16f.
[57]

Bisher waren lediglich Schilder mit Belegungsverboten angebracht worden. Am 16. Juli 1944 wurden dann die neuen Manahmen in Befehlsform herausgegeben (Der Militrbefehlshaber in Frankreich. Abt. Ib. Br.N. 1725 v. 16.7.44. Betr.: Verstrkter Schutz fr die Bergungsdepots der franz. Museen. AN, AJ 40/573, dr. 10). Von nun an galten vom Militrbefehlshaber signierte Schutzbriefe fr die Depots, wobei die Belegung der Schlsser durch die Truppe entweder vllig untersagt wurde oder mglichst vermieden werden sollte. Dabei hatte "der Einheitsf hrer fr weitestgehende Schonung der Archivbestnde zu sorgen". Zuwiderhandelnde Truppenteile waren unverzglich dem Militrbefehlshaber zu melden.
[58]

Prof. Dr. Hans Mbius. Dr. Bernhard von Tieschowitz.

[59]

Bernhard von Tieschowitz (1902-1968). Militrverwaltungsrat. Leiter der photographischen Abteilung des Kunsthistorischen Instituts in Marburg. 1940 zunchst Stellvertreter des Kunstschutzreferenten beim Milit rbefehlshaber in Frankreich. 1942 Kunstschutzreferent beim Militrbefehlshaber in Frankreich. 1943 Leiter zum Aufbau der Kunstschutzorganisation in Italien. 1944 Leiter in der Allgemeinen Verwaltung der Gruppe 2: Kultur- und Kunstverwaltungen (Kunstschutzreferat). Nach dem Krieg im Auswrtigen Amt (Legationsrat I. Klasse).
[60]

Departement Seine-Infrieure. Departement Loiret. Departement Maine-et-Loire.

[61]

[62]

Zur Inventarisierung keine nheren Einzelheiten ermittelt. Ursprnglich oblag der franzsischen Kunstverwaltung (Les Monuments Historiques) die Berichterstattung ber die Schden. Am 26. Mai 1944 hatte der Oberkommandierende der alliierten Streitkrfte, General Dwight D. Eisenhower, erklrt, da auch im Krieg "unsere Zivilisation" und die Kultur erhalten bleiben msse und man daher historisch bedeutende Bauten mglichst schonen sollte. Allerdings werde er sich auch nicht grundstzlich scheuen, Kulturdenkmler zu zerstren, da das Leben seiner Soldaten Vorrang habe. Die Kathedrale von Rouen ging bei einem alliierten Luftbombardement am 2./3.6. 1944 in Flammen auf. Angers wurde am 28./29.5. sowie am 8. und 17.6.1944 von den Alliierten angegriffen, wobei insgesamt 1000 Huser zerstrt und etwa 8000 beschdigt wurden. Knapp 350 Menschen fanden dabei den Tod.
[63]

Beim deutschen Rckzug aus Sd- und Mittelitalien kam es vereinzelt zu mutwilliger Zerst rung von Kunstdenkmlern, wie etwa den Galeeren des Caligula in Frascati bzw. der Verbrennung der Archivalien im Staatsarchiv in Neapel. In Siena entwickelte sich um die Frage nach der Urheberschaft der Zerst rungen eine regelrechte Propagandaschlacht. Whrend die Alliierten die Deutschen der Plnderung beschuldigten, erklrten die Deutschen ihrerseits die Schden als Folge der alliierten Bombardements. In Florenz hingegen hatte der deutsche Kunstschutz unter dem SS-Standartenfhrer Alexander Langsdorff sich frhzeitig darum bemht, die wertvollsten Gemlde und Statuen zu evakuieren bzw. an sichere Orte in der Umgebung zu bringen. Insgesamt suchten die Offiziere des alliierten Kunstschutzes, des Monuments, Fine Arts and Archives (MFA&A), in Italien meist vergeblich nach Spuren "deutscher Barbarei", vgl. Lutz KLINKHAMMER, Die Abteilung "Kunstschutz" der deutschen Militrverwaltung in Italien 1943-1945, in: Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken 72 (1992) S. 483-549.
[64] [65]

Organisation Todt.

Der Kommandant des Heeresgebietes S dfrankreich hatte bereits im Mai eine entsprechende Verordnung herausgegeben, vgl. Verordnungsblatt des Kommandanten des Heeresgebietes S dfrankreich fr den Kstenbereich Mittelmeer Nr. 3 vom 20. Mai 1944, S. 16: Verordnung ber die Regelung des zivilen Kraftfahrwesens. Vom 10. Mai 1944. Der Militrbefehlshaber in Frankreich brachte eine hnliche Verordnung erst im Juli heraus, vgl. Verordnungsblatt des
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Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 105 vom 26. Juli 1944, S. 580: Verordnung ber den Gterfernverkehr mit Kraftfahrzeugen. Vom 19. Juli 1944. Vgl. hierzu auch den Schlubericht der Gruppe Verkehr, der in diesem Zusammenhang einen Erla vom 25. Juni 1944 erwhnt, s. Schlubericht ber die Ttigkeit der Gruppe Verkehr (V 1/3) S. 20, BA-MA (Freiburg) RW 35/251.
[67]

Ab dem 3. Juli 1944: Georges Potut, zuvor M. Celier, vgl. Journal Officiel vom 8. Juli 1944, S. 1746: Dcret n 1912 du 3 juillet 1944 nommant le commissaire aux transports d'approvisionnement de la r gion parisienne. Zur Einrichtung dieses Amtes vgl. Journal Officiel vom 4. Juni 1944, S. 1434: Loi n 294 du 31 mai 1944 crant au secrtariat d'tat aux communications un commissariat aux transports d'approvisionnements de la rgion parisienne.
[68]

Ein entsprechender Erla konnte im Journal Officiel nicht ermittelt werden. Statt dessen findet sich ein Erla zur Bildung entsprechender Comits, vgl. Journal Officiel vom 16. August 1944, S. 2071: Arrt du 13 juillet 1944 portant cration de comits Departementaux et rgionaux de transports routiers privs. Allerdings gab der Kommandant des Heeresgebietes Sdfrankreich bereits im Mai 1944 eine Verordnung betreffend von Fahrbereitschaften heraus. Vgl. Verordnungsblatt des Kommandanten des Heeresgebietes Sdfrankreich fr den Kstenbereich Mittelmeer Nr. 3 vom 20. Mai 1944, S. 17-19: Verordnung ber Fahrbereitschaften. Vom 10. Mai 1944. Vgl. ergnzend auch den Schlubericht ber die Ttigkeit der Gruppe Verkehr (V 1/3) S. 20-22, BA-MA (Freiburg) RW 35/251.
[69]

Vgl. Journal Officiel vom 27. Juli 1944, S. 1905f.: Dcret n 1558 du 23 juin 1944 fixant les conditions d'excution du service postal entre la France et certains pays d'Europe.
[70] [71]

Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel.

Vgl. Verordnungsblatt des Militrbefehlshabers in Frankreich Nr. 104 vom 3. Juli 1944, S. 578. Verordnung zum Schutz des Roten Kreuzes. Vom 1. Juli 1944, S. 578. Nach dieser Verordnung drohte bei Mi brauch Gefngnisstrafen. Diese Verordnung wurde auch verffentlicht in: Paris Soir vom 4.7.1944.
[72]

Am 31. Mai 1944 lie der Reichskommissar fr die besetzten norwegischen Gebiete, Josef Terboven, eine Verordnung zur "Errichtung eines deutschen Zivilgerichts beim Reichskommissar f r die besetzten norwegischen Gebiete" herausgeben. Diese war vor allem auf das Drngen der Wirtschaft zustande gekommen, da alle ab 1940 nach Norwegen gekommenen reichsdeutschen Firmen und Industriellen in zivilrechtlichen Fragen der norwegischen Justiz unterstanden und daraus fters Reibereien resultierten. Das neue Gericht war ein reines SS-Zivilgericht, das erste dieser Art berhaupt, vgl. Robert BOHN, Reichskommissariat Norwegen. "Nationalsozialistische Neuordnung" und Kriegswirtschaft, Mnchen 2000.
[73]

Josef Terboven (1898-1945). Politiker. Bankbeamter. 1923 Mitglied der NSDAP und Teilnahme am Hitler-Putsch. Herausgeber der Zeitung Die neue Front. 1930-1945 Mitglied des Reichstages. 1933 Preuischer Staatsrat. 1935 Oberprsident der Rheinprovinz. 1940 Reichskommissar fr die besetzten Norwegischen Gebiete. 1945 Selbstmord.
[74]

Vgl. Lagebericht Dezember 1940/Januar 1941 C, III, 8, Einrichtung deutscher Zivilgerichte im besetzten Gebiet. Lagebericht Dezember 1941/Januar 1942 IV, 7, Deutsche u. Zivilrechtspflege. Nhere Einzelheiten hierzu nicht ermittelt. Es ist allerdings ein Befehl des Milit rbefehlshabers in Frankreich erhalten, Gefangene der Kriegswehrmachtstrafanstalten im Falle der R umung zurckzufhren und nicht zu erschieen. Stlpnagel sah sich zu diesem Schritt veranlat, als zu Beginn der alliierten Landung der SD in Caen die dort einsitzenden Hftlinge umbrachte und sich ber eine frhere Verfgung des Militrbefehlshabers vom 23. Februar 1943 hinwegsetzte. Vgl. Der Militrbefehlshaber in Frankreich. Abteilung Ib - Gruppe 3. Ib Br.B.Nr. 1288/44 g.K. v. 26.6.1944. Betr.: Behandlung der SD-Gefangenen im Falle der Rumung von Kriegswehrmachtstrafanstalten. NOKW-2466.
[75] [76]

Maurice Gabolde. Feldkommandanten. Um die Situation in den Grostdten (Grands Centres) zu entspannen, wurden dort die bislang g ltigen

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Lebensmittelkarten gegen spezielle Bezugskarten eingetauscht, vgl. Paris Soir vom 29.6.1944. Zu den offiziellen Zuteilungen vgl. Journal Officiel vom 28. Mai 1944, S. 1393-1395: Arrt du 23 mai 1944 fixant le taux des rations pour le mois de juin 1944. Vgl. Journal Officiel vom 4. Juni 1944, S. 1436: Arrt du 23 mai fixant le taux des rations pour le mois de juin (rectificatif)
[79]

Landwirtschaftsfhrer.

Die Anfang 1944 vom Generalbeauftragten fr den Arbeitseinsatz, Fritz Sauckel, geforderte Bereitstellung einer weiteren Million franzsischer Arbeiter fr den "Reichseinsatz" erwies sich rasch als utopisch. Bis April 1944 waren von den 182 000 geforderten erst 13 000 Arbeiter nach Deutschland abtransportiert worden. Der Generalbeauftragte fr den Arbeitseinsatz (GBA) kam deshalb noch einmal persnlich nach Frankreich. In einem Abkommen mit Regierungschef Laval und dem neuen Arbeitsminister, Marcel Dat, handelte er am 11. Mai 1944 ein Abkommen aus, in dem die Grndung des "Service National du Travail" (SNT) beschlossen wurde. Demnach waren fortan alle Franzosen der Jahrg nge 1923 und 1924 zu einem zweijhrigen Arbeitseinsatz in Deutschland verpflichtet. Nach anf nglichen Widerstnden im OKW billigte Hitler am 27. Mai 1944 die Einrichtung des SNT, der aber dann aufgrund der militrischen Ereignisse nicht mehr vollstndig umgesetzt wurde.
[80]

Bereits 1943 hatten der OB West und der Militrbefehlshaber auf die negativen Auswirkungen der Sauckel-Aktionen auf die innere Lage im besetzten Gebiet hingewiesen. Nach der Invasion verbot Carl-Heinrich von Stlpnagel die Zwangsaushebung von franzsischen Arbeitskrften und Generalfeldmarschall von Rundstedt machte sie von seiner Genehmigung abhngig, die er nicht mehr erteilte. Im Einvernehmen mit Laval sollten nur mehr freiwillige Arbeitskrfte angeworben werden. Dazu wurden Plakate mit Werbespr chen entworfen wie beispielsweise: "Chaque heure de travail en Allemagne, c'est une pierre apporte au rempart qui protge la France." Im Juni 1944 wurden zwei weitere Plakate konzipiert und angeschlagen. Dazu kamen Annoncen in den Tageszeitungen mit Inhalten wie: "Travailler aujourd'hui en Allemagne, c'est travailler pour la paix mondiale" (vgl. Paris Soirvom 22.6.44) oder "Nous sommes associs dans une uvre commune, c'est donc encore pour la France que nos compatriotes travaillent en Allemagne" (vgl. Paris Soir vom 23.6.44). Rundstedts Nachfolger, Generalfeldmarschall Hans-G nther von Kluge, gab zwar am 11. Juli 1944 sein Einverst ndnis zu erneuten Zwangsrekrutierungen, doch kam es wegen der angespannten milit rischen Lage nur mehr in Einzelfllen dazu. Meist geschah dies im Rahmen von Unternehmen gegen Partisanen, wobei man sich auf einen Befehl Generalfeldmarschall Keitels vom 8. Juli 1944 berufen konnte, der in "bandenverseuchten Gebieten" den Abtransport der gesamten mnnlichen Bevlkerung zum Arbeitseinsatz nach Deutschland vorsah.
[81]

Hans Gnther von Kluge (1882-1944). Generalfeldmarschall. Kadett. 1901 Leutnant. 1914/18 Kriegsteilnahme. Reichswehr. 1939 Oberbefehlshaber der 4. Armee im Polen-, Frankreich- und Ru landfeldzug. 1941 Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Mitte in Ruland. 1943 Fhrer-Reserve. 1944 Oberbefehlshaber West (ab 19.7. auch Oberbefehlshaber der Heeresgruppe B). Am 19. August 1944 Selbstmord, da von Hitler der Beteiligung am 20. Juli 1944 verdchtigt.
[82]

Wirtschaftstransporte. Einsenbahndirektionen. Departement Nord. General Hans Hoeffner. Departement Meurthe-et-Moselle. Departement Rhne. Departement Gironde. Hauptverkehrsdirektion Paris. Departement Marne.

[83]

[84]

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[86]

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Nancy war als mglicher Ausweichstandort fr den Stab des Militrbefehlshabers in Frankreich im Falle einer eventuell notwendig werdenden Rumung von Paris vorgesehen, vgl. den Erlebnisbericht.
[91] [92]

Rstungs- und Beschaffungsstab. Allgemeine Wirtschafts-Transporte.

[93]

Das fr die deutsche Rstung unentbehrliche Wolfram (vor allem zur Werkzeugherstellung) wurde zum gr ten Teil aus Spanien sowie vor allem aus Portugal bezogen und per Eisenbahn ins Reich transportiert. Durch einen britischen Angriff in der Nacht vom 12. auf den 13. Juni 1944 wurde der Bahnhof von Poitiers (Departement Vienne) vllig zerstrt, weshalb man fr den Wolframtransport auf die Strae ausweichen mute, vgl. Alan S. MILWARD, The New Order and the French Economy, Oxford 1970, S. 244-253 sowie Martin MIDDLEBROOK, Chris EVERITT (Hg.), The Bomber Command War Diaries. An operational reference book 1939-1945, Leicester 1996, S. 526f.
[94]

Tarnbezeichnung fr den Abtransport von Rumungsgtern aus den besetzten Westgebieten nach Beginn der alliierten Landung in der Normandie.
[95] [96]

Reichsbahndirektion. der des auf der

Nach dem Willen des Alliierten Oberkommandos hatte die franz sische Rsistance zur Untersttzung Landeoperationen in der Normandie und der Provence vier Plne auszufhren: 1. Plan Vert (Lhmung Eisenbahnverkehrs), 2. Plan Tortue, ab Mai 1944 in Bibendum umbenannt (direkte Bek mpfung deutscher Truppen Nachschubstraen), 3. Plan Violet (Unterbrechung der Funk- und Telefonverbindungen) sowie 4. Plan Bleu (Sabotage Stromleitungen).
[97] [98]

Nach dem ersten Einsatz von amerikanischen Langstreckenj gern vom Typ P-51 Mustang und P-47 Thunderbolt, die in der Lage waren, die eigenen Bomberverbnde whrend der gesamten Dauer ihres Einsatzes ber dem Reichsgebiet zu begleiten, rief Generalfeldmarschall Erhard Milch in seiner Eigenschaft als Generalluftzeugmeister der Luftwaffe in Zusammenarbeit mit dem Beauftragten Speers, Karl Otto Saur, am 23. Februar 1944, den sogenannten "Jgerstab" mit dem Ziel einer raschen Steigerung der Jagdflugzeugproduktion ins Leben. Vor allem sollten neue, leistungsfhigere Flugzeugmuster, neben Jgern mit Kolbenmotoren erstmals auch Dsenflugzeuge, zum Einsatz kommen. Zu Beginn des Krieges hatte die Firma Heinkel in Warnem nde mit den Erstflgen der He 176 und der He 178 die Entwicklung eines Raketen- und eines Strahlantriebs erfolgreich beendet. Ende 1942 hatte die Firma Messerschmidt in Augsburg mit der Me 262 ein zweistahliges Jagdflugzeug zur Serienreife entwickelt. Dessen Bau und Einsatz verzgerten sowohl technische Probleme als auch Hitlers Forderung, das Flugzeug nicht nur als J ger, sondern auch als "Blitzbomber" auszulegen, nachdem sie ihm am 26. November 1943 in Insterburg erstmals vorgef hrt worden war. Als sich die Hoffnung, die alliierte Landung mit Hilfe der Maschine abwehren zu knnen, nicht erfllte, wurde der Leiter des Jgerstabes, Karl Otto Saur, am 22. Juni 1944 ermchtigt, ber smtliche Ressourcen der deutschen Rstungsindustrie zu verfgen. Dafr wurde eigens die neue hchste Dringlichkeitsstufe "Null" eingefhrt. Gleichzeitig wurde zugunsten der Jagdflugzeuge die Produktion aller Kampf- und Transportflugzeugmuster eingestellt. Trotz beeindruckende Produktionszahlen gelangten Dsenflugzeuge bis zum Ende des Krieges infolge von Mangel an Treibstoff und gut ausgebildeten Piloten nur noch vereinzelt zum Einsatz. Karl Otto Saur (1902-1966). Ingenieur. 1929 Direktor der betriebswirtschaftlichen Abteilung der August-Thyssen-Htte in Duisburg. 1931 Eintritt in die NSDAP. 1935 Gauamtsleiter fr Technik in Essen. 1939 Stellvertreter von Fritz Todt im Hauptamt fr Technik in der Reichsleitung der NSDAP. 1940 Zuweisung zum Reichsminister fr Bewaffnung und Munition. 1942 Chef des Technischen Amtes im R stungsministerium. 1945 von Hitler in seinem Testament zum Nachfolger Speers bestimmt, von Dnitz jedoch nicht besttigt. 1945 verhaftet und Zeuge im Nrnberger Proze. 1948 als "Verantwortlicher" eingestuft und unter der Auflage, keine Leitungsfunktion in der Industrie zu bernehmen, aus der Internierung entlassen. Ttigkeit als technischer Berater.
[99]

Departement Loire.

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[100]

Wirtschafts-Fahrtnummern. Charles Claude Marie Victor Mercier du Paty de Clam. Helmut Knochen.

[101]

[102]

Joseph Antignac (1895- ?). 1914/18 Kriegsteilnahme im Offiziersrang, sp ter in der Wirtschaft ttig. 1941 Leiter der Polizei fr Judenfragen (Police aux questions juives, PQJ, der Vorgngerorganisation des Commissariat gnral au questions juives) in Limoges, spter der ganzen Sdzone. 1942 Chef de cabinet (ab 1943 Directeur de cabinet) im Generalkommissariat fr Judenfragen CGQJ. 1944 Secrtaire gnral und dessen Leiter. November 1944 verhaftet. 1946 Flucht und spurlos verschwunden. 1949 in Abwesenheit zu Tode verurteilt.
[103]

Die Ernennung du Paty de Clams zum Generalkommissar fr Judenfragen im Mrz 1944 fiel mit einem rapiden Machtverlust dieser Behrde zusammen. In den Augen der Deutschen mangelte es dem neuen Generalsekret r offenkundig an der erforderlichen Einsatzbereitschaft. Sein Nachfolger, Antignac, der einmal sagte, er sei "antismite d'abord, partisan de la politique du Marchal et son gouvernement ensuite", schien dagegen im Sinne der von den Deutschen verlangten durchgreifenden Lsung der "Judenfrage" besser geeignet. Auch in den Augen Vichys schien er der richtige Mann zu sein, um die schwindende Autoritt der Regierung in diesem Punkt wieder zu festigen. Zur nderung der Stellung des Secrtaire gnral, vgl. Journal Officiel vom 16. Juni 1944, S. 1524: Dcret n 1477 du 5 juin 1944 relatif au traitement du commissaire gnral aux questions juives et du secrtaire gnral aux questions juives.
[104]

Vgl. Verordnungsblatt des Kommandanten des Heeresgebietes S dfrankreich fr den Kstenbereich Mittelmeer Nr. 5 vom 5. Juli 1944, S. 38ff.: Verordnung betreffend das feindliche Vermgen im Kstenbereich Mittelmeer (Feindvermgensverordnung). Vom 5. Juli 1944. Laut dieser Verordnung durfte ber das Vermgen von Staatsbrgern des Vereinigten Knigreiches, gyptens, des Sudans, des Irak, der UdSSR, der USA, sowie von Personen, die in diesen Staaten ihren Wohnsitz oder Aufenthalt hatten (Aufenthaltsfeinde), nicht verf gt werden. (1.1). Als Feindvermgen im Kstenbereich waren alle Vermgensgegenstnde anzusehen, die rechtlich oder wirtschaftlich Feinden oder Aufenthaltsfeinden gehrten. Dazu zhlten unter anderem Grundstcke, Wertpapiere und gewerbliche Schutzrechte und Urheberrechte.
[105] [106]

Nhere Einzelheiten nicht ermittelt.

Statistik der sogenannten R-Betriebe (Rstungsbetriebe) und V-Betriebe (Betriebe fr die Kriegswirtschaft und fr den lebensnotwendigen franzsischen Bedarf).
[107] [108]

Zentralauftragsstelle-Statistik. General Otto Hoeffner. Elektrizittswerke. Departement Manche. Departement Basses-Pyrnes. Nhere Einzelheiten nicht ermittelt. Anlage hier nicht aufgenommen. Vergaserkraftstoff und Dieselkraftstoff.

[109]

[110]

[111]

[112]

[113]

[114]

[115]

Amtlich richtige Bezeichnung: Oberquartiermeister West. Am 25. Juni 1944, also noch w hrend des Berichtszeitraums, wechselte der Inhaber dieser Stelle. Oberst i.G. Finckh lste am gleichen Tag den bisherigen Amtsinhaber, Otto Eckstein, ab.
[116]

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Eberhard Finckh (1899-1944). Oberst i.G. 1916 Kriegsfreiwilliger. Nach dem Krieg zun chst Studium der Ingenieurswissenschaften. 1920 Eintritt in die Reichswehr, 1923 Leutnant. 1939 Ib in einem Panzerkorps im Polenfeldzug, anschlieend bei der 5. Infanteriedivision. 1940 zum Generalquartiermeister ins OKH versetzt und Verbindungsoffizier zur 6. Armee im Frankreichfeldzug. 1942 Oberquartiermeister der 6. Armee, nach deren Vernichtung in Stalingrad Oberquartiermeister der Heeresgruppe S d in Ruland. 1944 Oberquartiermeister West. Wegen Teilnahme am Attentat vom 20. Juli 1944 auf Hitler verurteilt und hingerichtet.
[117]

Richtig: Creney-Prs-Troyes, Departement Aube. Departement Meurthe-et-Moselle. Departement Bouches-du-Rhne. Rheinisch-Westflische-Elektrizittswerke-Strom. Departement Nord. Megawatt. Loire-Infrieure.

[118]

[119]

[120]

[121]

[122]

[123]

Am 1. Juli 1944 wurden weitere Strom-Sparmanahmen fr Paris in der Zeitung angekndigt. So war vom 3. bis 9. Juli der Haushaltsstrom von 6.30 h bis 13 h und von 13 h 30 bis 21 h 30 gesperrt, die Industriebetriebe muten gnzlich darauf verzichten, sofern sie nicht eine Sondergenehmigung hatten. Smtliche Opernhuser, Theater und Kinos durften nur mehr eine Abendvorstellung abhalten, vgl. Paris Soirvom 1.7.1944.
[124] [125]

Anlage hier nicht aufgenommen. Territoire de Belfort. Departement Doubs. Departement Loire. Anlage hier nicht aufgenommen. Departement Bouches-du-Rhne. Einzelheiten zu diesem Attentat konnten nicht ermittelt werden.

[126]

[127]

[128]

[129]

[130]

Vgl. Journal Officiel vom 13. Februar 1943, S. 418f.: Loi n 85 du 9 fvrier 1943 relative l'impt mtal sowie Journal Officiel vom 13. Februar 1943, S. 423f.: Arrt du 10 fvrier 1943 concernant l'impt mtal. Zu den Abnderungen vgl. Journal Officiel vom 1. Januar 1944, S. 7: Loi n 712 du 31 dcembre 1943 modifiant la loi n 85 du 9 fvrier 1943 relative l'impt mtal; Journal Officiel vom 1. Februar 1944, S. 14: Arrt du 31 dcembre 1943 relatif l'impt mtal sowie Journal Officiel vom 11. August 1944, S. 2023: Arrt du 7 aot 1944 relatif l'impt mtal. Vgl. auch den Lagebericht Januar/Mrz 1943, II, 2, Metalle.
[131]

Am 14. Oktober 1943 hatten Bomberverbnde der 8. amerikanischen Luftflotte Schweinfurt angegriffen und unter hohen eigenen Verlusten das Zentrum der deutschen Kugellagerproduktion weitgehend zerst rt. Um den drohenden Rstungsengpa abzuwenden, wurde bereits am 19. Oktober 1943 Philipp Kessler als Generalkommissar f r die Wiederingangbringung der Wlzlagerproduktion bestimmt, der seinem Programm den griffigen Namen "KugellagerSchnellaktion" gab. Durch partielle Umstellung auf W lzlager, die Verlagerung der Produktion ins Umland und Untertage sowie radikale Sparmanahmen und umfangreiche Importe aus Frankreich, Italien und vor allem Schweden, gelang es der deutschen Kriegswirtschaft, den Produktionsausfall zu kompensieren. Im Februar 1944 griffen amerikanische und britische Bomberverbnde daraufhin erneut die Zentren der deutschen Kugellagerindustrie in Schweinfurt, Erkner, Steyr und Bad
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Cannstadt an, der anschlieende Zielwechsel der Alliierten auf die Hydrierwerke bewahrte die deutsche Kriegswirtschaft vor dem Zusammenbruch. Die ursprnglich angestrebte Steigerung der franzsischen Lieferungen blieb insgesamt weit unter den Planungen, weil durch die vorangegangenen "Frankreich-Aktionen" des GBA, Fritz Sauckel, nicht mehr gengend Facharbeiter zur Verfgung standen. Vgl. Friedhelm GOLCKE, Schweinfurt und der strategische Luftkrieg 1943, Paderborn 1980, S. 351ff. Vgl. auch die Lageberichte Januar/Mrz 1943, II, 5; April/Juni 1943, II, 5 sowie Juli/September 1943, II, 5, hier jeweils den Abschnitt "m.[it] d.[en] brigen Lndern". Philipp Kessler (1888- ? ). Industrieller. 1914/18 Kriegsteilnahme als Artillerieoffizier. 1920 Leitender Ingenieur der SiemensSchuckert-Werke. 1931 Generaldirektor der Bergmann-Elektrizit tswerke AG. 1933 Vorsitzender des Reichsfachverbandes der elektrotechnischen Industrie. NSDAP und SA-Mitglied. Mitglied des R stungsrates. 1943 Generalkommissar fr die Wiederingangbringung der Wlzlagerproduktion.
[133]

Nhere Einzelheiten nicht ermittelt. Departement Indre, commune de Mign, ar. Blanc. Departement Seine-Infrieure. Monatstonnen. Jahrestonnen. Usines chimiques des laboratoires franais. Rohstoff-Handelsgesellschaft Paris.

[134]

[135]

[136]

[137]

[138]

[139]

Es drfte sich hierbei um das Michelin-Werk in St. Denis/Aubervilliers handeln, welches durch einen alliierten Luftangriff beschdigt wurde.
[140]

Armeeoberkommandos. Zu diesem Zeitpunkt standen in Frankreich das AOK 1 an der Biscaya-Kste, das AOK 7 in der Bretagne und an der Normandiefront, die Panzergruppe West (spter Panzerarmeeoberkommando 5) an der Normandiefront, das AOK 15 am Pas-de-Calais, Belgien und den Niederlanden sowie das AOK 19 an der franzsischen Mittelmeerkste.
[141] [142]

Die Organisation Todt war in Frankreich wie folgt gegliedert: Oberste Instanz war die Einsatzgruppe West. Ihr unterstanden die Oberbauleitungen (5000-15 000 Arbeiter), die Bauleitungen (1000-3000 Arbeiter) und auf unterster Ebene die einzelnen Baustellen (bis zu 1000 Arbeiter). Die Zahlen waren aber in keiner Weise verbindlich, da die statistische Erfassung der Arbeiter der Organisation Todt aufgrund der hohen Fluktuation und dem Fehlen einer festen Zhlweise nicht durchfhrbar war. Insgesamt drfte die Organisation Todt in Frankreich zur Zeit der alliierten Landung ber 200 000 Mann verfgt haben. Oberbauleitungen befanden sich 1943 in Rouen, Cherbourg, Saint-Malo, Brest, Lorient, Saint-Nazaire, La Rochelle, Bordeaux, Bayonne und Marseille, vgl. Franz W. SEIDLER, Die Organisation Todt. Bauen fr Staat und Wehrmacht 1938 und 1945, Stuttgart 1982.
[143]

Rstungs- und Sperrbetriebe. Monatlich. Name nicht ermittelt. Nhere Einzelheiten nicht ermittelt. Rstungs-Wirtschaft-Betriebe. Name nicht ermittelt.

[144]

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Um den durch Verknappung der Konsumgter hervorgerufenen Tausch- und Schwarzhandel einzudmmen, fhrte der Reichskommissar fr Altmaterialverwertung eine Art Prmientausch ein. Gegen Ablieferung von fnf Kilogramm Knochen wurde ein Gutschein fr den Kauf eines Stcks Kernseife ausgegeben.
[149] [150]

Richtig: Einkaufsring Frankreich. Vgl. den Lagebericht Oktober/Dezember 1943, II, 5, Warenverk.[ehr] m.[it] d.[em] Deutschen Reich, Elsa und Lothring.[en].
[151]

Doppelzentner. Vgl. dazu unter anderem auch die Anlage 13 zum Lagebericht Oktober/Dezember 1943.

[152]

Die Versorgungslage in Sdfrankreich war durch die immer seltener werdenden Lebensmitteltransporte h chst unterschiedlich. Die Brotration sank in der zweiten Junih lfte offiziell auf 250g pro Tag ab. Vor allem in Grostdten wie Marseille trafen ab Ende Juni keine nennenswerten Lebensmitteltransporte mehr ein. Als Reaktion wurden die Bezugsmarken fr Brot fr ungltig erklrt und durch die Einschreibung bei einem rtlichen Bcker ersetzt. Vom 9. bis 16. Juli 1944 blieben die Bckereien an vier Tagen geschlossen. Die Versorgung wurde mit Nudeln und Kartoffeln sichergestellt, vgl. Marseille-Matin vom 8. und 14. Juli 1944. Bereits seit dem 8. Mai 1944 war der Handel mit Mehl im Departement Bouchesdu-Rhne verboten worden.
[153]

Traditionell wird in Frankreich Getreide haupts chlich im Norden und Osten angebaut. An der Mittelmeerk ste hngt der Ernteertrag von der jeweiligen Bew sserung des Gebietes ab. Die am wenigsten fruchtbaren B den in Frankreich befinden sich im Sdwesten des Landes und im Massif Central, wo intensive Ackerbauwirtschaft kaum betrieben wird und stattdessen Weidekultur vorherrscht. Im Grossraum Marseille entsprach die Jahresanbaukapazitt fr Getreide etwa dem Versorgungsbedarf eines Monats der Stadt.
[154] [155]

Es handelt sich hierbei um die Departements Calvados und Manche, die mit der alliierten Landung vom 6. Juni 1944 zum Kampfgebiet geworden waren.
[156]

Breiige Masse mit greren Fruchtstcken, die als Ausgangsbasis fr die Marmeladenherstellung dient. Vgl. den Lagebericht April/Juni 1943, II, 4, Holzeinschlag. Einzelheiten zum Liefervertrag mit Ungarn und der finanziellen Regelung s. AN, AJ 40/1025 und 1025. Nhere Einzelheiten nicht ermittelt. Nhere Einzelheiten nicht ermittelt.

[157]

[158]

[159]

[160]

In seiner bersicht weist Alan S. Milward (DERS., New Order, S. 63) unter der Rubrik "Money in French Economy" fr August 1943 insgesamt 759 Mrd. Frs. (davon 500 Mrd. Frs. ungedeckte Ausgaben) bzw. f r August 1939 211 Mrd. Frs. (davon 142 Mrd. Frs. ungedeckte Ausgaben) aus. Charles de Gaulle wiederum beziffert in seinen Erinnerungen die Umlaufmenge bei Kriegsbeginn auf 123 Milliarden Frs. Neben der Verdreifachung der Geldumlaufmenge sank die Warenmenge bis 1944 auf 50 Prozent, vgl. Charles DE GAULLE, Mmoires de Guerre. T. 2: L'unit, Paris 1956, p. 180, sowie Pariser Zeitung vom 22.6.1944, S. 5.
[161] [162]

Departement Orne. Departement Ille-et-Villaine. Departement Deux-Svres.

[163]

[164]

[165]

Die Geldscheine hatten das halbe Format des US-Dollars, auf der Vorderseite befand sich neben dem Zahlwert und der Seriennummer der Hinweis "mis en France". Auf der Rckseite waren die Trikolore und die republikanische Losung "Libert, galit, Fraternit" abgedruckt. General De Gaulle setzte sich vehement gegen eine Ausgabe dieses

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Lagebericht Juni 1944 (MBF)

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Besatzungsgelds durch die Amerikaner zur Wehr, da dies nicht nur eine Einschr nkung der franzsischen Souvernitt bedeutete, sondern die Einrichtung einer neuen Besatzungsverwaltung in Frankreich durch die Alliierten prjudiziert htte, vgl. Charles DE GAULLE, Mmoires de Guerre. Bd. 2, l'Unit, Paris 1956, S. 637.
[166]

Vgl. den Lagebericht Oktober/Dezember 1943, II, 6, Versicherungswesen.

[167]

Mit Ausnahme der Zeitungen Nouveau Temps, L'Auto, Paris-Sport und La Vie Industrielle, die aufgrund ihres Formates 2 Frs. kosteten, wurden alle Zeitungen von 1 Frs. auf 1.50 Frs. verteuert, vgl. Paris Soir vom 26.6.1944.
[168]

Service gnral du contrle conomique, vgl. den Lagebericht Oktober/Dezember 1943, II, 7, Preis berwachung. Nhere Einzelheiten nicht ermittelt.

[169]

Als der Generalbeauftragte fr den Arbeitseinsatz, Fritz Sauckel, im Oktober 1942 mit Julius Ritter einen eigenen Beauftragten nach Frankreich sandte, sollte dieser urspr nglich eng mit dem Militrbefehlshaber zusammenarbeiten. Die Spannungen zwischen den beiden Dienststellen nahmen aber bald ein derartiges Ausma an, da Ritter im Frhjahr 1943 seine eigenen territorialen Dienststellen einrichtete und im August 1943 vom GBA die Gesamtverantwortung fr den Arbeitseinsatz in Frankreich bertragen bekam. Damit unterstand Ritter formal wieder der Milit rverwaltung. Nachdem er am 23. September 1943 bei einem Attentat der R sistance ums Leben gekommen war, wurde unter seinem Nachfolger, SS-Brigadefhrer Alfons Glatzel, am 20. November 1943 eine "Hauptabteilung Arbeit" im Verwaltungsstab des Militrbefehlshabers eingerichtet und somit die beiden Arbeitseinsatzdienststellen wiedervereinigt, vgl. Hans UMBREIT, Der Militrbefehlshaber in Frankreich, Boppard 1968, S. 320-331.
[170]

Alfons Glatzel ( ? - ? ). SS-Sturmbannfhrer und Leiter des SD-Oberabschnitts West in Dsseldorf. SS-Brigadefhrer. 1943 Beauftragter des Generalbeauftragten fr den Arbeitseinsatz in Frankreich. Nhere biographische Angaben nicht ermittelt. Vgl. Journal Officiel vom 26. Mai 1944, S. 1374f.: Loi n 259 du 20 mai 1944 modifiant la loi n 10 du 8 janvier 1944 relative l'indemnisation des pertes de salaires rsultant de circonstances conscutives l'tat de guerre.
[171] [172]

Nhere Einzelheiten nicht ermittelt. Vgl. hierzu AN, AJ 40/550.

[173]

Bereits am 26. Januar 1943 hatte das OKW die kostenlose Unterbringung von einheimischen Arbeitskrften fr die Wehrmacht und der ihr angeschlossenen Verbnde angeordnet. In Frankreich wurde diese Regelung in Einvernehmen mit dem Leitenden Intendanten zunchst ausgesetzt, am 1. Juni 1944 aber mit sofortiger Wirkung befohlen.
[174]

Der Militrbefehlshaber in Frankreich setzte diesen OKH-Erla am 20. Juni 1944 um, vgl. Der Militrbefehlshaber in Frankreich. Abt. B 1/772/50 vom 20.6.44, AN AJ 40/966, dr. 5.
[175]

Richtig: Erla vom 14.6.1944 und am 27.6.1944 verffentlicht, vgl. Journal Officiel vom 27. Juni 1944, S. 1645: Arrt du 14 juin 1944 portant limitation de la dure effective des congs pays pour l'anne 1944.
[176]

Im Journal Officiel konnte nur ein Erla fr die Zahlung einer einmaligen Summe von 500 Frs. fr franzsische Arbeiter im Dienste der Besatzungsmacht ermittelt werden, vgl. Journal Officiel vom 3. August 1944, S. 1962 f.: Arrt du 12 juillet 1944 portant attribution d'une allocation temporaire mensuelle.
[177] [178]

Nhere Einzelheiten nicht ermittelt.

Vgl. Journal Officiel vom 26. April 1944, S. 1154: Loi n 187 du 24 avril 1944 modifiant la loi n 27 du 6 janvier 1942 relative l'admission au bnfice des assurances sociales.
[179]

Vgl. Journal Officiel vom 28. Mai 1944, S. 1391: Dcret n 1167 du 19 mai 1944 portant relvement des prix de vente l'intrieur des tabacs de vente courante et de vente restreinte. Vgl. dazu auch die Ankndigung der Preiserhhung im
[180]

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Lagebericht Juni 1944 (MBF)

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Paris Soir Nr. 1259 vom 22.05.1944, S. 3: "Le prix du Tabac et des cigarettes va tre relev" sowie die Gesetzesankndigung im Paris Soir Nr. 1265 vom 30.05.1944, S. 1: "Les nouveaux prix du tabac". Die Steuererhhung wurde mit einer allgemeinen Harmonisierung in Bezug auf die restlichen Verbrauchsgter begrndet.
[181] [182]

Wort nachtrglich eingefgt.

[183]

Zur Entwicklung des Besatzungskostenkontos vgl. die vorangehenden Lageberichte Oktober/Dezember 1943, II 9 bzw. Januar/Mrz 1944, II 9.

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AN, AJ 40/ 444

Erlebnisbericht ber den Rckmarsch des Stabes des Chefs der Militrverwaltung aus Frankreich *

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Erlebnisbericht

ber den Rckmarsch des Stabes des Chefs der Militrverwaltung[1] aus Frankreich

Nach Abschluss des Waffenstillstandvertrages mit Frankreich hatte die Milit rverwaltung vier Jahre ihre vielseitige und umfangreiche Ttigkeit in dem fast befriedetem Lande ausben knnen, bis mit der Landung englischer und amerikanischer Truppen in der Normandie der Krieg von neuem in das Land getragen wurde.

Da die Invasion der Alliierten nicht unerwartet kam, hatte auch der Militrbefehlshaber[2], wie alle Dienststellen der Wehrmacht, gewisse mobmssige Vorbereitungen[3] fr den Fall neuer kriegerischer Ereignisse getroffen. Folgende Massnahmen, deren Bearbeitung als militrische Angelegenheit ausschliesslich in den Hnden des Chefs des Generalstabes[4] und seiner Abteilungen (Fhrungsstab oder Kommandostab genannt) lag, kamen in Betracht: I. Beschaffung von Ausweichmglichkeiten oder einer bombensicheren Unterkunft innerhalb Paris fr den Fall, dass die bisherigen Brorume im Hotel Majestic zerstrt wrden. II. Bestimmung und Einrichtung eines oder mehrerer Ausweichquartiere ausserhalb Paris f r den Fall, dass die Stadt verlassen werden Musste [sic!]; Vorbereitung der Ausweichbewegung aus Paris. III. bungsmssige Vorbereitung der Selbstverteidigung des Stabes und Beschaffung der erforderlichen Ausrstung und Bewaffnung. I. Zum Schutze gegen Bombenangriffe und feindliche berflle in Paris liess der Militrbefehlshaber neben dem Hotel Majestic einen Hochbunker bauen, der im Herbst 1943 fertig wurde[5]. Der Bunker enthielt fr den Fhrungsstab Arbeitsrume, whrend die brigen Angehrigen des Stabes nur fr die Dauer von Luftangriffen in Sammelrumen Platz fanden. Der Fhrungsstab war bei Errichtung des Bunkers davon ausgegangen, dass bei kriegerischen Ereignissen jede Art von Ttigkeit der Militrverwaltung schlagartig aufhren wrde. Spter, im Mrz 1944, wurde der Chef der Militrverwaltung aufgefordert, sich selbst nach einem geeigneten Ausweichquartier in Paris umzusehen. Vorgeschlagen wurden unter anderem die unterirdischen Tresoranlagen der Bank von Frankreich, die sich aber als vllig ungeeignet erwiesen. Da andere bombensichere Rume nicht vorhanden waren, wurden einige geeignete Gebude in verschiedenen Gegenden von Paris als Ausweichquartier vorgesehen und entsprechend vorbereitet. Die endgltige Entscheidung sollte der jeweiligen Lage nach grsseren Bombenangriffen vorbehalten bleiben.

II. Die ersten Massnahmen des Fhrungsstabes zur Bereitstellung eines Ausweichquartiers fr den Fall,

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dass Paris verlassen werden musste, wurden im Herbst 1943 eingeleitet, nachdem der Chef der Militrverwaltung dazu den Anstoss gegeben hatte. Vorher hatte der Fhrungsstab zwar schon das Schloss Cernay de Vaux, 20 km sdlich Paris, als Ausweichquartier vorgesehen und eingerichtet. Wegen der Nhe von Paris, der ungnstigen strategischen Lage und des viel zu geringen Fassungsvermgens des Schlosses kam dieses ernsthaft als Sitz fr den gesamten Stab nicht in Betracht. Jetzt wurden zunchst die Stdte Bourges[6], Moulins[7] und Nevers [8]in Mittelfrankreich als geeignete Ausweichorte in Aussicht genommen. Der Chef der Militrverwaltung wurde gebeten, Angaben ber Art und Umfang der erforderlichen Ausweichquartiere zu machen. Im September 1943 nahmen einige Beamte an der Besichtigungsfahrt teil. Von den zur Auswahl gestellten Orten entschied sich der Chef der Militrverwaltung fr Moulins. Im November 1943 erfuhr der Chef der Militrverwaltung, dass der Fhrungsstab in der Zwischenzeit berlegungen angestellt hatte, Reims[9] als Ausweichort vorzusehen. Mit Schreiben vom 26. Februar 1944 teilte der Chef des Generalstabes mit, dass Reims endgltig als Ausweichquartier bestimmt sei. Nach Besichtigung der Quartiermglichkeiten in Reims im Mrz 1944 erfuhr der Chef der Militrverwaltung im April 1944, dass der Fhrungsstab den Entschluss gendert hatte, jetzt die Umgebung von Dijon[10], vor allem Beaune[11], als Ausweichquartier vorsah und auch schon besichtigt hatte. Anfang Juli 1944 wurde Nancy[12] als Ausweichquartier bestimmt. Nach Besichtigung von Nancy unter Beteiligung der Militrverwaltung wurden St. Di[13], Raon l'Etape[14] und Fraize[15] ausersehen, da der Fhrungsstab Nancy als zu luftgefhrdet ansah. Mitte Juli 1944 fand eine Besichtigungsfahrt nach St. Di, Raon l'Etape und Fraize statt. Diese Orte wurden dann endgltig vom Fhrungsstab als Ausweichquartiere bestimmt. Der Chef der Militrverwaltung war allerdings der Ansicht, dass diese Orte nur als Auffanglager in Betracht kamen, aber nicht gengend Arbeitsmglichkeiten bieten wrden. Er behielt sich deshalb vor, mit wesentlichen Teilen der Militrverwaltung sich nach Nancy abzusetzen.

III. Mit den mobmssigen Vorbereitungen fr eine militrische Selbstverteidigung des Stabes wurde schon im Frhjahr 1942 begonnen aufgrund eines Befehls des OB-West[16], der bestimmte, dass der letzte deutsche Soldat und Arbeiter fr den Kampf erfasst werden msste. Der Fhrungsstab verfgte die Aufstellung des Sicherungsregimentes Majestic, dem bis auf geringe Ausnahmen ("Reststbe") alle Angehrigen der im Bereich des Sicherungsblocks Militrbefehlshaber liegenden Dienststellen angehren sollten. Der Zweck des Regiments war nach ausdrcklicher Bestimmung "der Selbstschutz des Sicherungsblocks Majestic."

Fr die Militrverwaltungsbeamten ergab sich die Frage, in welcher Form sie dem Sicherungsregiment einzugliedern waren. Der Fhrungsstab glaubte aus der Tatsache, dass die Militrverwaltungsbeamten nicht aktive Soldaten, wenn auch Wehrmachtsangehrige sind, die Schlussfolgerung ziehen zu mssen, dass sie nicht in der Beamtenuniform, sondern in der dem soldatischen Dienstrang entsprechenden Uniform, zum Teil also im Mannschaftsrang Dienst zu tun htten. Vom Wehrbezirkskommando Ausland[17] wurden zu diesem Zweck Einberufungsbefehle im militrischen Dienstrang angefordert und den einzelnen Militrverwaltungsbeamten ausgehndigt. Dies stand im Gegensatz zu der fr die Wehrmachtsbeamten und Kriegsverwaltungsbeamten auf Kriegsdauer getroffenen Regelung, deren Militrverhltnisse damals in den wesentlichen Punkten denen der Militrverwaltungsbeamten
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glichen, die aber als Beamte im Offiziersrang den Offizierseinheiten eingegliedert wurden.

In der Ecole Militaire in Paris und spter auf dem bungsplatz von Bonnires[18] in der Nhe von Mantes[19] wurden achttgige bungskurse abgehalten. Die Offiziere und Wehrmachtsbeamten nahmen daran in Offizierszgen zusammengefasst teil. Die Militrverwaltungsbeamten wurden, soweit sie im Mannschaftsrang standen, in die Mannschaften des Sicherungsregimentes, denen ausserdem die Kraftfahrer und Ordonnanzen des Hotel Majestic angehrten, eingegliedert. Die sich hieraus ergebenden Situationen wurden mit gutem Willen und viel Humor hingenommen, zumal die Kurse von jungen Frontoffizieren ausgezeichnet geleitet waren. Weniger erfreulich und auch dem Ansehen der deutschen Wehrmacht vor den Franzosen abtrglich waren die in Paris selbst angesetzten Nachmittagsbungen, die den merkwrdigen Uniformwechsel in den Bro- und Unterkunftsrumen in Erscheinung treten liessen. Konnte es noch mit Humor hingenommen werden, wenn der Militrverwaltungsbeamte nach dem Wechsel der Uniform seine Unteroffiziersordonanz stramm grssen musste, so wren derartige Begegnungen mit der franzsischen Bevlkerung doch besser vermieden worden. Eine nderung trat erst aufgrund der Neuregelung der Rechtsverhltnisse der Militrverwaltungsbeamten durch den Erlass des OKH[20] v[om]. 1.5.1943 (1792/43 V 1 (1A)[21] nach lngeren Verhandlungen mit dem Fhrungsstab ein. Im Juli 1944 wurde endgltig durch Verfgung[22] des Chefs des Generalstabes[23] befohlen, dass die Militrverwaltungsbeamten ebenso wie die Wehrmachtsbeamten in ihrer Beamtenuniform den militrischen Dienst in den Alarmeinheiten zu versehen htten. bungsmssig wurde die Besetzung und Verteidigung des Sttzpunktes Majestic durch die Angehrigen des Sicherungsregiments vorbereitet. Dabei sollten nach den ursprnglichen Plnen im Alarmfalle die Huserblocks, die zu dem Sttzpunkt Majestic gehrten, mit mehreren Tausend nicht wehrfhigen reichsdeutschen Zivilisten belegt werden. Als bomben- und artilleriesicherer Unterstand war in dem Sttzpunkt nur der oben erwhnte Hochbunker vorhanden, der aber keine Verteidigungsmglichkeiten (keine Bewaffnung, keine Schiesscharten) hatte. Die Bewaffnung der im Sicherungsregiment zusammengefassten Stabsangehrigen bestand aus Beutegewehren, einigen franzsischen und tschechischen Maschinengewehren, 112 Handgranaten pro Kopf, einigen Maschinenpistolen und den Dienstpistolen der einzelnen Angehrigen des Regiments. Soweit waren die mobmssigen Vorbereitungen getroffen, als die lang erwartete Invasion Wirklichkeit wurde.

Durch den Einfall der Alliierten in die Normandie traten zunchst beim Stabe des Chefs der Militrverwaltung keine wesentlichen Vernderungen ein. Die Ttigkeit der Militrverwaltung wurde fortgesetzt. Der Erfolg der Ttigkeit litt am Anfang weniger unter dem Bestehen der Invasionsfront als unter den stndigen Unterbrechungen der Transportwege und der elektrischen berlandleitungen durch Fliegerangriffe und Sabotageakte[24]. Der Umfang der Arbeit wurde dadurch nicht geringer, da jede Lei-Leistung [sic!] auf den verschiedenen Ttigkeitsgebieten der Militrverwaltung einen erheblich grsseren Kraftaufwand erforderte. Man muss sich vor Augen halten, dass die Militrverwaltung in ganz Frankreich mit einem Personalbestand von nur 1100 Beamten,

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900 Landwirtschaftsfhrern und 250 Sonderfhrern-Dolmetscher arbeitete. Sobald diese wenigen Krfte sich nicht mehr auf die Kontrolle der franzsischen Verwaltung und Wirtschaft beschrnken konnten, sondern berall helfend eingreifen mussten, um auch nur einen Bruchteil der bisherigen Leistungen der franzsischen Verwaltung und Wirtschaft im Interesse des Reichs aufrecht zu erhalten, machte sich der Mangel an Personal bemerkbar.

Bei den Feldkommandanturen trat dieser Mangel besonders stark in Erscheinung, vor allem im sdfranzsischen Raum, in dem die Militrverwaltung erst im Aufbau[25] begriffen war. Da das OKH eingearbeitete Krfte so schnell nicht im gengenden Masse nachschieben konnte, entschloss sich der Chef der Mililtrverwaltung Ende Juni 1944, die Arbeiten in den Fachgebieten, die als nicht kriegsentscheidend angesehen werden konnten (z.b. Verwaltung des Feindvermgens, des deutschen Vermgens, Arisierungen, Verwaltung des Judenvermgens) einzustellen, auf anderen Gebieten stark einzuschrnken und die freiwerdenden Krfte den Feldkommandanturen zur Verfgung zu stellen. Mit dem Vordringen des Feindes in den franzsischen Raum wurden die Arbeitsverhltnisse fr die Militrverwaltung in Paris immer schwieriger. Die Anforderungen der Truppe an Nahrungsmitteln und Ausrstungsgegenstnden aller Art, die aus der franzsischen Wirtschaft zu liefern waren, an Holz fr die Verteidigungsanlagen, vor allem aber an Fahrzeugen aller Art wurden grsser und waren immer schwerer zu erfllen, weil die Truppe zunchst selbst alles beschlagnahmt und damit die zur Verfgung stehenden Reserven aus der franzsischen Wirtschaft frhzeitig verbraucht hatte. Soweit die Beamten nicht mit diesen Aufgaben fr die Truppe befasst waren, wurden sie, vor allem in den Abteilungen Ernhrung und Landwirtschaft und gewerbliche Wirtschaft, fr die Rckfhrung von Wirtschaftsgtern und Produktionsanlagen eingesetzt. Jede Entscheidung ber Fortsetzung der Arbeit oder Abbau zu Gunsten einer rechtzeitigen Rckfhrung der wichtigen Rohmaterialien und Produktionsanlagen wurde dabei leicht zu einer politischen Frage.

In diese Zeit der hchsten Spannung, der stetig fortschreitenden Invasion und der verstrkten Arbeitsleistung der Militrverwaltung platzten die Ereignisse des 20. Juli[26] herein. Von einschneidender Bedeutung war fr die Militrverwaltung der durch die Ereignisse bewirkte Wechsel in der Person des Militrbefehlshabers und seines Generalstabschefs[27]. Der neue Militrbefehlshaber, General der Flieger K i t z i n g e r [ 2 8 ] , bisher Wehrmachtsbefehlshaber in der Ukraine, ernannt mit Wirkung vom 22. Juli 1944, traf am 28. Juli in Paris ein. Aus Russland kommend, ohne Mglichkeit, sich vorher mit den franzsischen Verhltnissen vertraut zu machen, ohne den Beistand eines eingearbeiteten Generalstabschefs, war General Kitzinger vom ersten Tage an vor schwierige Entscheidungen gestellt. Die Militrverwaltung war ihm fremd, zumal in der Ukraine die Zivilverwaltung eingesetzt und diese ihm nicht unterstellt gewesen war. General Kitzinger war nach seiner eigenen Erklrung bei Antritt seiner eiligen Fahrt nach Frankreich auch ber die Gesamtlage und die grossen Schwierigkeiten, die sich schon damals durch die Unterbrechungen der Transportwege, durch den Mangel an Kohle und Energie, durch die Zerstrung der Nachrichtenmittel und durch die Kmpfe mit den Terroristen ergaben, nicht unterrichtet. Als er ins Bild gesetzt war, zog er daraus die Schlussfolgerung, dass eine wirksame Ttigkeit des grssten Teiles seines Stabes nicht mehr mglich

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sei. Er gab dem ebenfalls aus Russland kommenden Oberstleutnant L i n s e [29], der ihm als Stabsoffizier z.b.V.[30] unmittelbar unterstellt wurde, schon am ersten August den Auftrag, bei den ihm unterstellten Stben und angegliederten Dienststellen eine wesentliche Verminderung des Personalbestandes oder eine teilweise Verlagerung nach Ostfrankreich durchzufhren. Nach der damaligen Lage konnte der Chef der Militrverwaltung sich mit derartigen Massnahmen nur in beschrnktem Umfange einverstanden erklren. Eine Verlagerung grsserer Teile der Militrverwaltung stiess auf die Schwierigkeit, dass sich noch alle franzsischen Staatsbehrden und Wirtschaftsverwaltungen, mit denen eng zusammen gearbeitet werden musste, in Paris befanden. Solange noch eine nutzbringende Arbeit mglich war, durfte sie nicht durch eine rumliche Trennung von den franzsischen Dienststellen erschwert werden. Zudem war schon in frheren Besprechungen mit dem bisherigen Militrbefehlshaber, dem OB-West und dem OKH geklrt worden, dass ein zu frhzeitiges Ausweichen der mit den franzsischen Dienststellen arbeitenden Stbe aus politischen Grnden vermieden werden musste. Es gab aber keine Abteilung in der Militrverwaltung, bei der dieser Gesichtspunkt nicht ins Gewicht gefallen wre.

Eine wesentliche Verringerung des Personals kam, abgesehen von der damals immer noch vollen Beschftigung der Militrverwaltung, vor allem aus folgendem Grunde nicht in Betracht: Nach den Plnen des OKW[31] war fr den Fall, dass Paris nicht gehalten werden konnte, beabsichtigt, eine neue Widerstandslinie[32] entlang der Seine, Marne und Rhne aufzubauen. Das verbleibende Frankreich hinter dieser Linie sollte in intensiver Weise im Interesse des Reichs weiter verwaltet und bewirtschaftet werden. Wenn, wie vorauszusehen war, die franzsische Verwaltung in diesen restlich besetzten Gebieten nicht wie bisher loyal mitarbeiten wrde, mussten die Aufgaben der franzsischen Verwaltung von der Militrverwaltung bernommen werden. Dazu htte der Personalbestand in diesen Bezirken sehr wesentlich verstrkt werden mssen. Diese Ansicht wurde spter auch durch einen Erlass des OKH[33] besttigt. Bevor die Errterungen ber die Verringerung des Stabes abgeschlossen waren, befahl der OB-West mit Erlass vom 2.8.1944 (Az.: Ia 6311/44 g.K.)[34] aufgrund der Entwicklung an der Invasionsfront[35] zur Abwehr der Angriffe im Seineraum alle verfgbaren Krfte, auch der Gliederungen und Verbnde ausserhalb der Wehrmacht, der Partei und der zivilen Dienststellen heranzuziehen und einzusetzen. Die Sicherungsregimenter von Gross-Paris sollten dem AOK 7[36] zur Verwendung an der Kampffront unterstellt und in Paris durch aufzurufende Alarmeinheiten ersetzt werden. Nach diesem Erlass wurden die wehrfhigen Angehrigen der zivilen Dienststellen und Firmen, soweit sie nicht von einer beim Wehrmachtsbefehlshaber [sic!][37] Gross-Paris[38] eingesetzten Kommission fr unentbehrlich in ihrem bisherigen Arbeitsgebiet erklrt wurden, durch das Wehrbezirkskommando Ausland zu den Alarmeinheiten eingezogen und in den Sttzpunkten, die in Paris und am Stadtrand gebildet waren, eingesetzt. Gleichzeitig rief der Militrbefehlshaber ein Bataillon des Sicherungsregiments Majestic auf und befahl durch Verfgung vom 4.8.1944 (Ia 59/44 geh.)[39], dass dazu ein Drittel der Beamtenkompanie heranzuziehen sei.

Dieser Befehl entsprach nicht dem Zweck des Sicherungsregiments Majestic, das nach ausdrcklicher Bestimmung dem Selbstschutz dienen sollte. (Der Selbstschutz war brigens insofern schon seit lngerer Zeit in Kraft getreten, als die Angehrigen des Stabes nach Abzug der Wachkompanien ihre
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Unterknfte nachts selbst bewachten.) Die einzelnen Stbe und Dienststellen kamen der Auflage, fr das aufgerufene Bataillon Leute zu melden, in der Form nach, dass sie Ordonnanzen und andere im Mannschaftsrang stehende Mnner freigaben. Die Aufstellung einer Alarmeinheit, die sich aus Beamten und Sonderf hrern im Offiziersrang zusammensetzte, wurde nur von der Militrverwaltung verlangt. Der Fhrungsstab einschliesslich der dort noch im Bro beschftigten 175 Unteroffiziere und Mannschaften wurde nicht herangezogen. Entsprechend dem Befehl wurden aus der Militrverwaltung 78 Mnner namhaft gemacht und in einer besonderen Kompanie unter Fhrung eines Militrverwaltungsrats[40], Oberleutnant im militrischen Rang, dem zweiten Bataillon des Sicherungsregiments Majestic unterstellt. Diese Beamtenkompanie rckte am 7.8.1944 ab und lste die sechste Kompanie des Sicherungsregiments 190 auf dem Sicherungsring von Gross-Paris, Abschnitt Pierrefit-Le-Bourget, ab. Die Aufgabe der Beamtenkompanie bestand in der Bewachung von Bahnbergngen, Brcken, Bahnen und Meldeeinrichtungen. Bei Besuchen, die der Beamtenkompanie abgestattet wurden, musste man sich davon berzeugen, dass die Mnner, weil die sechste Kompanie des 190. Sicherungsregiments ihre Quartiere noch nicht aufgegeben hatte, sehr primitiv untergebracht waren und vor allem darunter litten, dass ihnen die Verpflegungs-, Sanitts- und sonstigen Einrichtungen einer planmssigen Kompanie fehlten. Nach und nach musste dies alles erst beschafft und eingerichtet werden.

In den ersten Tagen des Einsatzes hatte die Beamtenkompanie nur unter hufigen Fliegerangriffen zu leiden und dabei zwei Verletzte zu verzeichnen. Aber schon am 15. August, als sie nach dem Abrcken des Sicherungsregiments den grossen Abschnitt allein bewachen musste, hatte sie den ersten Terroristenberfall[41] auf eines ihrer Wachlokale zu bestehen, der besonders durch das tapfere Verhalten eines schwerkriegsbeschdigten Militrverwaltungsamtsrats abgeschlagen werden konnte. Ein Sonderfhrer wurde dabei durch Brustschuss verwundet. Durch die Einziehung der 78 Beamten und Sonderfhrer war die Anordnung des Militrbefehlshabers, den Militrverwaltungsstab zu verringern oder teilweise nach Ostfrankreich zu verlagern, zunchst gegenstandslos geworden. Der Abzug dieser Mnner hatte schon eine so grosse Lcke gerissen, dass die Aufgaben der Militrverwaltung nur noch unter Schwierigkeiten erledigt werden konnten. Deshalb wurden in der Zeit vom 4.-14. August 1944 nur etwa 60 Stabshelferinnen und eine Reihe von Beamten, Sonderfhrern und Amtsgehilfen, deren Gesundheitszustand krperlichen Anstrengungen nicht gewachsen war, in Marsch gesetzt.

Nach den frheren Befehlen des OB-West war die Rckkehr der frei werdenden Stabshelferinnen in die Heimat eigentlich nicht vorgesehen. Der grsste Teil des weiblichen Wehrmachtsgefolges war in Kursen fr Verwundetenhilfe ausgebildet worden und sollte den Lazaretten zur Verfgung gestellt werden. Dort war jetzt auch dringender Bedarf. Den vom Militrbefehlshaber zum Roten Kreuz abgegebenen Stabshelferinnen wurde jedoch erklrt, dass keine Verantwortung fr ihre Unterbringung, Verpflegung und rechtzeitige Fortschaffung aus Paris bernommen werden knne. Dadurch wurde die

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Durchfhrung des Befehls unmglich gemacht. Die Stabshelferinnen kamen nach kurzer Frist zurck; einige wurden in Lazarettzgen eingesetzt, in den meisten Fllen aber wieder zurckgeschickt, wenn sich herausstellte, dass die Zge wegen der Zerstrungen Paris nicht verlassen konnten. Seit dem 1. August, dem Tage des Durchbruchs der feindlichen Streitmchte bei Avranches[42], hatte sich die militrische Lage in Frankreich so verschrft, dass mit einem Verlust des franzsischen Raumes bis zur Seine, wenn nicht bis zu der geplanten Auffanglinie ber kurz oder lang gerechnet werden musste. Deshalb trat seit dieser Zeit neben der noch zu leistenden Verwaltungsarbeit die Frage wieder in den Vordergrund, wohin die Militrverwaltung, um weiter arbeiten zu knnen, im gegebenen Zeitpunkt ausweichen und mit welchen Transportmitteln die Ausweichbewegung vorgenommen werden sollte. Erkundigungen beim Fhrungsstab ergaben, dass die Vorbereitungen nicht weiter fortgeschritten waren. Trotz der fast vlligen Zerstrung der Eisenbahnlinien wurde von einigen Offizieren noch der Standpunkt vertreten, dass der Abtransport durch die Eisenbahn zu geschehen habe[43]. Fr den Transport durch Kraftwagen stand nur eine Kolonne, von der erwartet wurde, dass sie mehrmals zwischen Paris und den Ausweichquartieren hin- und herfahren knne, um den Stab in einzelnen Staffeln abzuholen, zur Verfgung. Dabei hatte die Erfahrung der letzten Zeit gezeigt, dass mit der Rckkehr einer fr so weite Entfernungen in Marsch gesetzten Kraftfahrkolonne nicht mehr gerechnet werden konnte, weil erhebliche Ausflle unterwegs zu erwarten waren und ausserdem die Truppe auf den Strassen die Fahrzeuge fr sich beschlagnahmte, ohne auf Ziel und Zweck der Fahrt Rcksicht zu nehmen. Da die Vorbereitungen des Fhrungsstabes, der sich bisher fr allein zustndig erklrt hatte, daher als unzureichend angesehen werden mussten, gab der Chef der Militrverwaltung am 9. August dem Militrverwaltungschef Dr. Ermert[44] den Auftrag, fr einen Abtransport der Militrverwaltung durch Kraftwagen alle erforderlichen Vorbereitungen zu treffen.

Die Beschaffung der bentigten Kraftwagen machte Schwierigkeiten. Mit Personenkraftwagen allein konnte der Abtransport der Stabsangehrigen nicht durchgefhrt werden. Fr Akten und Gepck musste ausserdem Transportraum herangeschafft werden. In den Wochen vorher war zwar schon ein erheblicher Teil der Akten aus Paris weggeschafft worden. Vieles wurde aber bis zum letzten Augenblick bentigt und konnte erst gleichzeitig mit den Angehrigen der Militrverwaltung abgefahren werden. Ein Erlass des OB-West, durch den die Verminderung des Gepcks der Angehrigen aller Stbe auf Rucksackstrke verfgt wurde[45], hatte ferner Anlass dazu gegeben, das berflssige Gepck, das sich im Laufe der Jahre angesammelt hatte, fr mehrere Stbe in einem Eisenbahntransport zu sammeln. Nach wochenlangen Mhen der auf den Zug abgeordneten Beamten und Soldaten und aller Abteilungen der Militrverwaltung konnte dieser noch im letzten Augenblick ber die deutsche Grenze gebracht werden.

Der franzsische Lastkraftwagenbestand war seit langer Zeit durch die Inanspruchnahme seitens der deutschen Wehrmacht und der brigen deutschen Dienststellen erheblich eingeschrumpft. Seit der Invasion hatte die Truppe alles, was greifbar war, beschlagnahmt[46]. Was jetzt noch an Nutzfahrzeugen vorhanden war, wurde fr die Anfuhr von Lebensmitteln nach Paris dringendst bentigt, nachdem Eisenbahntransporte kaum mehr mglich waren. Die Militrverwaltung half sich deshalb dadurch, dass sie bei der Pariser Strassenverkehrsgesellschaft, der Metro, 20 Stadtomnibusse und das dazu erforderliche Benzin beschlagnahmte. Ausserdem konnten zwei Lastkraftwagen aufgetrieben und 40

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Personenkraftwagen herangeschafft werden. Dieser Transportraum, der noch durch einige Fahrzeuge, die die Gruppen Strassen- und Brckenbau, gewerbliche Bauwirtschaft und Energiewirtschaft dienstlich zur Verfgung hatten, verstrkt werden konnte, musste ausreichen. Den einzelnen Abteilungen wurde deshalb befohlen, alles Aktenmaterial, das nicht als unbedingt wichtig anzusehen war, rechtzeitig vor dem Abmarsch zu vernichten.

Zu den Stadtomnibussen und Lastkraftwagen mussten aber auch noch Fahrer beschafft werden. Auf die franzsischen Omnibuslenker konnte man sich fr diese Fahrt nicht verlassen. Deutsche Fahrer standen nicht zur Verfgung. Deshalb wurden aus den Militrverwaltungsbeamten und Sonderfhrern, soweit diese Erfahrung in der Fhrung eines Personenkraftwagens hatten, 30 Mnner ausgewhlt und in einem Kursus, der von den franzsischen Fahrlehrern der Metro geleitet wurde, als Omnibusfahrer in wenigen Stunden ausgebildet. Mit sportlichem Eifer fanden sich diese Fahrer, Oberrte, Rte und einige Sonderfhrer in diese neue Aufgabe herein. Die Personenkraftwagen mussten selbstverstndlich ebenfalls von den Insassen selbst gesteuert werden. Am 12. August 1944 konnte dem Chef der Militrverwaltung gemeldet werden, dass die Transportkolonne in dem erforderlichen Umfange marschbereit sei.

Weil auch die Vorbereitungen fr die Ausweichquartiere nicht vorangetrieben worden waren, vor allem eine endgltige Beschlagnahme der in St. Di und Fraize vorgesehenen Unterkunfts- und Brorume noch nicht ausgesprochen war und die Gefahr bestand, dass andere Dienststellen den verfgbaren Raum fr sich in Anspruch nehmen wrden, entsandte der Chef der Militrverwaltung am 9. August den Leiter der Zentralabteilung[47] mit einigen Beamten als Vorkommando nach Nancy, St. Di, Raon l'Etape und Fraize mit dem Auftrag, Quartiere fr einen Arbeitsstab des Chefs der Militrverwaltung in Nancy zu beschaffen, im brigen fr endgltige Bereitstellung der Quartiere in St. Di und Fraize Sorge zu tragen.

In diesen Tagen, in denen der Feind Paris immer nher rckte, war die Stadt weiter ruhig geblieben. Das Leben in Paris hatte sich ja schon seit vielen Wochen kriegsmssig gewandelt. Durch die andauernden Zerstrungen der Energieanlagen[48] und durch die Transportschwierigkeiten hatte Paris seit langem unter erheblichem Lichtmangel gelitten. Zunchst wurde der Strom stundenweise abgeschnitten, bis dann ab Ende Juni 1944 nur noch nachts zwischen 23,00 und 24,00 Uhr und morgens zwischen 6,00 und 7,00 Uhr das Licht brannte. Die ffentlichen Lokale, Theater und Lichtspiele waren geschlossen oder hatten den Betrieb stark eingeschrnkt. Aber trotz der Gefahren, die der nchtliche Lichtmangel, die mit der Stillegung der Industrien verbundene Arbeitslosigkeit und die Lebensmittelknappheit heraufbeschworen hatten, blieb Paris ruhig. Die Terroristen fgten den deutschen Interessen erheblichen Schaden zu und strten vor allem die Nachschubwege zur Front, die Masse des franzsischen Volkes blieb jedoch davon usserlich unberhrt. Deshalb wurde auch die Polizeistunde fr die Zivilbevlkerung in Paris, die im Juni 1944 auf 1,00 Uhr festgelegt wurde[49], erst unmittelbar vor dem Abrcken aus Paris auf 22,30 Uhr vorverlegt[50]. Die Vertreter der Behrden und franzsischen Dienststellen erschienen wie bisher zu Besprechungen im Majestic und liessen sich in meisten Fllen kaum anmerken, dass sie mit dem baldigen Abzug der Deutschen aus Paris rechneten. Nur wo sich aus lngerer Zusammenarbeit ein persnlicheres Verhltnis entwickelt hatte, konnte man wohl aus dem lnger als blichen Hndedruck entnehmen, dass der Franzose sich wortlos verabschieden wollte.

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Die Arbeitsmglichkeiten wurden in dieser zweiten Augustwoche von Stunde zu Stunde schlechter. War es bisher noch mglich gewesen, die Verbindung zu den Befehlshabern aufrecht zu erhalten, so war jetzt jeder Telefon- und Fernsprechverkehr unmglich. Der Befehlshaber Sdwestfrankreich[51] hatte Angers[52] schon am 5. August 1944 verlassen mssen. Der Verwaltungschef[53] beim Befehlshaber Sdwestfrankreich hatte sich mit einem kleineren Teil seines Stabes nach Bordeaux[54] in Marsch gesetzt, nachdem der Feldkommandant[55] dort mit der Wahrnehmung der Geschfte des Befehlshabers Sdwestfrankreich beauftragt worden war. Die westlich von Paris gelegenen Feldkommandanturen waren entweder schon vom Feind besetzt oder Kampfgebiet und nicht direkt von Paris, sondern nur noch von Sden oder Norden her erreichbar. Die bisher durch den allgemeinen Vertreter des Chefs der Militrverwaltung mit jeweils zwei Militrverwaltungsbeamten vorgenommenen Fahrten zu den im Kampfgebiet liegenden Feldkommandanturen (29. u. 30. Juni St. Lo[56], 19. und 20. Juli Ausweichquartier der Feldkommandantur Caen[57], Evreux[58] und Alenon[59], 3. und 4. August Rouen[60], Le Havre[61], Amiens[62] und Beauvais[63]) waren damit ebenfalls unmglich geworden. Die gewerbliche Wirtschaft und die Landwirtschaft sahen sich gezwungen, ihre Referatsleiter zum Teil an die Auenstellen, vor allem nach Lyon[64] und Dijon[65], oder an die Orte, an denen die wichtigsten Industrien strker vertreten waren und noch arbeiteten, zu setzen. Die Bemhungen, noch mglichst viel Wirtschaftsgter aus Paris herauszuholen, muten im wesentlichen an der Transportfrage scheitern. Eine regelrechte Produktionsttigkeit war schon aus Elektrizitts- und Kohlenmangel in den Bezirken in und um Paris nicht mehr mglich. Bei dieser Lage, die ungefhr um den 12. August 1944 eingetreten war, konnte nur noch die grundstzliche Frage zur Entscheidung stehen, ob der Militrbefehlshaber, um sich fr das verbleibende, noch nicht in das Kampfgebiet einbezogene Frankreich arbeitsfhig zu erhalten, einen neuen Standort in Ostfrankreich zu beziehen, oder ob er unter Aufgabe der eigentlichen Ttigkeit alle wehrfhigen Mnner aus dem Stabe zur Verteidigung von Paris freigeben sollte. Davon getrennt war die Frage zu prfen, wann fr den Militrbefehlshaber selbst, seine Chefs und seine Abteilungsleiter der richtige Zeitpunkt unter dem Gesichtspunkt des ueren Ansehens gegenber den Franzosen gegeben sein wrde, Paris zu verlassen. Die Hoffnung, dass es dem Heer mglich sein wrde, die Alliierten kurz hinter Paris in den Stellungen, die dort vorbereitet wurden, endgltig aufzufangen, und der Gedanke, dass das restliche Frankreich dann mit doppelter Energie und Intensitt den Interessen des Reichs nutzbar gemacht werden msse, dazu also alle Krfte zur Verfgung stehen mssten, war bisher bei den Massnahmen und Entscheidungen des Militrbefehlshabers bestimmend gewesen. Deshalb wurde, unabhngig von den Befehlen des OB-West, die jeden wehrfhigen Mann in Paris zum Kampf aufriefen, auch vom Militrbefehlshaber mit Verfgung vom 12. August 1944 (Az.: Ia Id 6241/44 geh.)[66] befohlen, dass bis zum 15. August alle Abteilungen der beiden Stbe zu melden htten, ob und welche geschlossenen Arbeitsgebiete zur Auflockerung von Paris in einem noch zu bestimmenden Ort nahe der Grenze zurckverlegt werden knnten. In Paris sollten nur die Abteilungen oder Gruppen bleiben, deren Anwesenheit weiterhin unbedingt erforderlich war.

Da die Ereignisse an der Front sich berstrzten, wurde der Berichtstermin fr diese Verfgung auf den 13. August 1944 12,00 Uhr vorverlegt.

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Am 14. August 1944 schon verfgte der Militrbefehlshaber, dass die erste Kolonne der Abteilungen, die Paris verlassen sollten, am selben Tage abends unter Leitung des IIb, des Oberst B t t c h e r [67], abfahren sollte. Fr diesen Transport hatte der Fhrungsstab die ihm zur Verfgung stehende Kraftwagenkolonne eingesetzt und befohlen, dass die Fahrzeuge nach Erledigung des Auftrages von St. Di sofort nach Paris zurckkehren und dann fr den Abtransport der zweiten Staffel eingesetzt werden sollten. Es handelte sich vorwiegend um Lastkraftwagen und um 5 oder 6 Reiseomnibusse. Von diesen wurden der Militrverwaltung 3 Lastkraftwagen zur Verladung von Akten zur Verfgung gestellt. Dagegen benutzten die mit der Kolonne in Marsch gesetzten 40 Angehrigen des Verwaltungsstabes, zum grossen Teil Stabshelferinnen, zwei von der Militrverwaltung gestellte Stadtomnibusse. Der grssere Teil der Fahrtteilnehmer bestand aus Angehrigen des Fhrungsstabes. Von der Verwaltung wurde unter anderem ein Militrverwaltungsrat, der den Auftrag hatte, sich der Feldkommandantur Nancy[68] als Meldekopf des Chefs der Militrverwaltung anzuschliessen, mitgesandt. Gegen 20,00 Uhr standen alle Fahrtteilnehmer zur Verladung bereit. Um 23,00 Uhr setzte sich die Kolonne in Bewegung.

Von den Fahrzeugen dieser Kolonne kam nicht ein einziger Wagen nach Paris zurck. Sie wurden, soweit sie sich nach der Fahrt noch in marschfhigem Zustande befanden, von der Truppe mit Beschlag belegt.

Am 15. August wurde von der Militrverwaltung eine weitere Wagenkolonne, bestehend aus 10 Stadtomnibussen, einem Lastkraftwagen und 6-8 Personenkraftwagen auf den Weg gebracht. ber hundert Angehrige des Stabes, dazu eine Reihe von Offizieren und Mannschaften des Fhrungsstabes, die gebeten hatten, mitfahren zu drfen, und Zivilangestellte des Arbeitseinsatzes wurden abtransportiert. Da Lastkraftwagen nicht gengend zur Verfgung standen, wurden auch die Omnibusse mit Akten beladen. Der einzige Lastkraftwagen der Kolonne enthielt die Akten der Gruppe Feindvermgen und wurde von dem Leiter dieser Gruppe[69] gesteuert. Am Lenkrad der Omnibusse sassen die dazu bestimmten Militrverwaltungsbeamten und Sonderfhrer. Um 20,00 Uhr fuhr die Kolonne ab.

Am 16. August morgens teilte der Stabsoffizier z.b.V. Oberstleutnant Linse in einer Unterredung mit, dass am Sptnachmittag des Vortages beim Wehrmachtsbefehlshaber Gross-Paris eine Sitzung stattgefunden habe. In dieser Sitzung habe sich der fr die Verteidigung von Paris verantwortliche Wehrmachtsbefehlshaber beschwert, dass die wehrfhigen Mnner des Militrbefehlshabers ebenso wie die Angehrigen der anderen leitenden Stbe (Hherer SS- und Polizeifhrer[70], Luftwaffe und Marine) Paris verliessen. Dies wrde zurzeit dem Militrbefehlshaber vorgetragen. Vor weiteren Massnahmen msse seine Entscheidung abgewartet werden. Kurz darauf ging vom Militrbefehlshaber eine Verfgung[71] heraus, nach welcher ab sofort vom Kommando- und Verwaltungsstab keine Mnner, sondern nur noch Frauen Paris verlassen drften. Dementsprechend wurden die Vorbereitungen getroffen und allen Stabshelferinnen der Militrverwaltung der Befehl erteilt, bis 16,00 Uhr sich marschfertig zu machen. Gegen 13,00 Uhr erging eine neue Verfgung des Militrbefehlshabers (Az.: Ia/Id/Ia 6421/44 geh.) vom 16. August 1944[72] des Inhalts, dass die in Paris noch befindlichen Angehrigen der beiden Stbe in eine erste und zweite Staffel einzuteilen seien. Zur ersten Staffel (Gefechtsstab) sollten der Milit rbefehlshaber mit
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Ordonnanzoffizier, der Chef des Generalstabs[73] mit Ordonnanzoffizier, der Chef der Militrverwaltung mit einem Sachbearbeiter und die wichtigsten Abteilungsleiter des F hrungsstabes, insgesamt 16 Stabsangehrige, dazu einige Ordonnanzen und ein Verpflegungszug gehren. Alle brigen Angehrigen des Stabes und die gesamte Militrverwaltung wurden der zweiten Staffel zugeteilt. Fr den Abtransport der Angehrigen der Militrverwaltung hatte diese nach dem Befehl entgegen allen bisherigen Anordnungen selbst zu sorgen. In einem der Verfgung angehefteten Nachtrag war fr beide Staffeln der Abtransport auf den 17. August 1944 vormittags festgesetzt. Wie mndlich dazu mitgeteilt wurde, hatte der Militrbefehlshaber sich zu diesem Befehl entschlossen, nachdem feststand, dass auch der OB-West die in Paris befindlichen Teile seines Stabes zurckverlegte, ebenso alle anderen nicht nur fr Paris, sondern in ihrem Arbeitsgebiet fr ganz Frankreich verantwortlichen Stbe, Paris verliessen oder bereits verlassen hatten.

Da ein Teil der Angehrigen beider Stbe sich vor dem am Morgen des 16. August ergangenen Verbot, Paris zu verlassen, schon auf die Abfahrt vorbereitet hatte, wurde im letzten Augenblick der ursprngliche Plan, auch mnnliche Stabsangehrige in Marsch zu setzen, durchgefhrt. Der Transport wurde von einem Major des Kommandostabes, dem bisherigen Betreuer der Soldatenheime[74], geleitet. Seitens der Militrverwaltung wurden zu der Kolonne drei Stadtomnibusse und ca. 15 Personenkraftwagen gestellt. Mit den letzten noch in Paris befindlichen Stabshelferinnen vom Stabes des Chefs der Militrverwaltung wurden gegen 60 mnnliche Stabsangehrige abtransportiert. Dazu wurden von der Militrverwaltung noch Versprengte von Feldkommandanturen und von Pariser Dienststellen, Angehrige des Roten Kreuzes, weibliche Angestellte der Deutschen Botschaft und einige Nachrichtenhelferinnen der Propagandaabteilung mitbefrdert. Wo in den Wagen noch Platz vorhanden war, wurden Akten untergebracht. Gegen 20,00 Uhr verliess auch diese Kolonne Paris.

An diesem Tage, dem 16. August 1944, kam aufgrund eines Erlasses des Wehrmachtsfhrungsstabes, der nach den Erfahrungen bei den Aufstnden in Warschau[75] die Zusammenlegung aller deutschen Dienststellen in den Stdten der besetzten Gebiete verfgte[76], der Befehl durch, dass die bisherigen Unterknfte in den Hotels und Privathusern zu rumen und alle Stabsangehrigen in den Brorumen des Majestic unterzubringen seien, soweit sie nicht schon innerhalb des St tzpunktes Majestic wohnten. In den Rumen des Majestic wurden behelfsmssige Matratzenlager geschaffen. Diese Vorsichtsmassnahme wurde durchgefhrt, obwohl sich Paris selbst immer noch so ruhig verhielt, dass mit Gefahren fr die Stabsangehrigen in ihren einzelnen Unterknften kaum gerechnet werden musste.

Am 17. August wurden abermals von der Militrverwaltung 6 Stadtomnibusse und eine grssere Anzahl von Personenkraftwagen, mit ihnen ca. 60-70 Stabsangehrige, dazu weitere Versprengte, Angehrige anderer Dienststellen und Volksdeutsche, die um Mitnahme baten, gegen 18,00 Uhr in Marsch gesetzt. Gegen 21,00 Uhr dieses Tages setzte sich der restliche Teil des Fhrungsstabes unter Leitung des IIa[77] von Paris ab.

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Damit hatten fast alle Angehrigen des Stabes des Militrbefehlshabers Paris verlassen. Es blieben noch zurck der Militrbefehlshaber selbst, der Chef des Generalstabes und wenige Offiziere der Begleitung, ferner der Chef der Militrverwaltung, seine Abteilungsleiter und einige Beamten der Zentralabteilung, die bis zum letzten Augenblick bentigt wurden, mitsammen 32 Beamte. Darber hinaus befand sich im Majestic noch die Wachkompanie unter dem Befehl des Kommandanten des Hauptquartiers[78], der in Paris verbleiben musste und den Auftrag hatte, den Sttzpunkt Majestic zu verteidigen. Auch die 78 zu der Beamtenkompanie einberufenen Angehrigen der Militrverwaltung waren in dem ihnen zugeteilten Sicherungsabschnitt Le Bourget verblieben. Ihre Rcknahme war vom Militrbefehlshaber abgelehnt worden. Die Militrverwaltung hatte in diesen Tagen vom 14. bis 17. August 1944 insgesamt gegen 500 Personen, und zwar 310 Stabsangehrige, dazu 25 Zivilangestellte des Arbeitseinsatzes, 40 Bergleute, die als Sonderfhrer dem Militrbefehlshaber angegliedert waren, ca. 20 Offiziere, Mannschaften und Sonderfhrer, die in der Gruppe Energiewirtschaft und in der Kupferaktion[79] ttig waren, 60-70 Angehrige anderer deutscher Dienststellen und des Kommandostabes, schliesslich 40 Angehrige von Feldkommandanturen (vor allem Quimper[80] und Laval[81]) zum Abtransport gebracht. Dazu waren ca. 250 Kisten verschiedener Grsse mit Akten von einem Rauminhalt von ca. 75 cbm und einem Gewicht von ca. 30 to zur Verladung gebracht worden. Der wesentliche Teil der Akten war damit aus Paris weggeschafft, whrend alles Andere vorher vernichtet worden war.

Von den verbliebenen Beamten wurde am 17. abends noch eine Nachlese in den leer gewordenen Brorumen gehalten. Einige Kisten, fr die es im letzten Augenblick an Transportraum gefehlt hatte, wurden in dem Hof eines Hauses zusammengetragen und verbrannt.

Die Abfahrt der Militrverwaltungsbeamten fand an diesem Abend nicht mehr statt, weil der Chef der Militrverwaltung noch einmal Mitglieder der franzsischen Regierung zu einer Schlussbesprechung gebeten hatte. Im Auftrage des deutschen Botschafters[82] hatte er dabei zu erffnen, dass die franzsischen Regierungsmitglieder noch in derselben Nacht mit der Deutschen Botschaft Paris in Richtung Belfort[83] verlassen sollten.[84] Nach Tagen grsster Unruhe und strkster Arbeitsbelastung in qulender Hitze, in denen alle hatten mitanfassen mssen, um die Fahrzeuge fahrbereit zu machen, Benzin zu beschaffen, Akten zu packen und zu verladen oder zu vernichten, fr 500 Menschen Marschpapiere auszustellen und einen Platz in einem der Fahrzeuge zu beschaffen, war fr die noch in Paris verbliebenen Beamten wieder Ruhe eingetreten. Es fand sich wieder Zeit zu einem letzten Gang durch Paris. Man konnte feststellen, dass das Stadtbild im Zentrum sich kaum gegenber frher gendert hatte. Die Tage vorher hatten allerdings stark unter dem Eindruck des Abzuges der ungezhlten deutschen Dienststellen und Firmen gestanden. berall in den Hauptstrassen hatten vollgeladene Fahrzeuge aller Art, Mbelwagen, Lastzge, Omnibusse, Trecker und Personenkraftwagen gestanden. Nicht immer hatten diese Bilder einen erfreulichen Anblick geboten, wenn die Fahrzeuge mit Mbeln, Teppichen, Hausrat, Lebensmitteln oder Getrnken hochgetrmt beladen waren. Dazu hatte Paris seit vielen Tagen unter einem Aschenregen gelegen, der aus den Hfen, in denen Berge von Akten verbrannt wurden, aufstieg und auf die Stadt niederfiel.

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Jetzt war wieder Ruhe eingetreten. Der grsste Teil der Dienststellen und Firmen, vor allem die unzhligen Stellen der Organisation Todt und der fr sie ttigen Baufirmen, die leitenden Stbe der Marine, der Luftwaffe und des Sicherheitsdienstes hatten Paris verlassen. Riesige Vorratslager waren zum Teil von ihnen zurckgelassen worden. Dem Wehrmachtsbefehlshaber Gross-Paris wurde die schwierige Aufgabe berantwortet, diese Lger vor Plnderung zu schtzen und rechtzeitig zu vernichten[85]. In die Stille der Innenstadt tnte aus der Ferne Geschtzdonner von der Front, hallten dazwischen Detonationen, die durch Sprengungen kriegswichtiger Anlagen in den Aussenbezirken von Paris hervorgerufen wurden. In den Durchgangsstrassen, im Bois de Boulogne und in anderen Grnanlagen parkten einige Geschtze, Panzerwagen und Nachschubfahrzeuge, die erst bei beginnender Dunkelheit, wenn die Tiefflieger ihre Ttigkeit einstellten, den Marsch zur Front antreten konnten. Die franz sische Bevlkerung ging dabei in Ruhe ihrer Wege. An diesem Abend versammelten sich die verbliebenen Angehrigen des Stabes nocheinmal im Hotel Raphael. Der Chef der Militrverwaltung wurde dort benachrichtigt, dass die franzsische Regierung, die von der Deutschen Botschaft in das Hotel Matignon[86] bestellt war, um von dort die Fahrt nach Belfort anzutreten, bis auf die Vertreter des Ernhrungs- und des Finanzressorts[87] dort eingetroffen war. Die beiden zustndigen Abteilungsleiter wurden vom Chef der Militrverwaltung beauftragt, diese Regierungsmitglieder in ihren Privatwohnungen aufzusuchen, um sie zur Fahrt in das Hotel Matignon zu veranlassen. In beiden Fllen stellte sich heraus, dass sie am Nachmittag unter einem Vorwand Paris verlassen hatten. Das war das letzte dienstliche Ereignis des Tages.

Am 18. August morgens um 9,00 Uhr verliess der Militrbefehlshaber, General der Flieger Kitzinger, mit den ihn begleitenden Offizieren Paris, um sich nach Reims zu begeben.

Nach gemeinsamen Essen im Hotel Raphael gegen 14,00 Uhr verliess auch der Chef der Militrverwaltung mit den noch verbliebenen Beamten in einer Kolonne von 10 Personenkraftwagen Paris. Nur der Abteilungsleiter gewerbliche Wirtschaft[88] blieb mit zwei Beamten zurck, um die immer noch erhoffte Rckkunft der Kraftwagenkolonne des Fhrungsstabes abzuwarten und damit weitere Wirtschaftsgter aus Paris abzutransportieren. Er folgte in der Frhe des nchsten Morgens nach, als sich herausgestellt hatte, dass alles Warten vergeblich war und weiterer Transportraum nicht zur Verfgung stand. Bei der Durchfahrt der Kolonne des Chefs der Militrverwaltung durch die Stadt und ihre Aussenbezirke zeigte sich Paris nochmals von der friedlichen Seite. Es fiel kein Schuss, keine Zusammenrottung von Menschen wurde festgestellt, kein Schimpfwort wurde laut. Die Fahrt wurde ber Meaux, Chalons s.[ur]M.[arne], wo bei der Feldkommandantur[89] eine kurze Rast gemacht wurde, bis nach Verdun[90] fortgesetzt und verlief ohne Zwischenflle. Nur ein Wagen fiel aus und wurde nach Entladung zerstrt, um ihn nicht in die Hnde der Partisanen fallen zu lassen. Fr die Nacht wurde der Chef der Militrverwaltung mit seinen Stabsangehrigen bei dem Bezirkslandwirt der Reichsland GmbH[91] auf einem Gute in der Nhe von Verdun untergebracht. Die Gastgeber hatten fr freundliche Bewirtung und ein Matratzenlager vorgesorgt. Am nchsten Morgen wurde die Fahrt nach vorheriger telefonischer Anmeldung von Verdun ber Pont--Mousson[92] nach Nancy fortgesetzt. In Pont--Mousson wurde

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die Kolonne durch den Verwaltungsgruppenleiter der Feldkommandantur Nancy[93] und den als Meldekopf dorthin entsandten Militrverwaltungsrat empfangen und nach Nancy gebracht. Aus ihren Mitteilungen ergab sich, dass seitens des Feldkommandanten und eines durch den Befehlshaber im Bezirk Nordostfrankreich[94] der Feldkommandantur als Strassenkommandanten zugeteilten Generals der Unterbringung des Arbeitsstabes der Militrverwaltung erheblicher Widerstand entgegengesetzt wurde. Der Strassenkommandant hatte die Aufgabe, versprengte Soldaten und ungeordnet zurckflutende Truppeneinheiten aufzufangen und in Alarmeinheiten zu sammeln, die Fahrzeuge zu beschlagnahmen und der Truppe zur Verfgung zu stellen. In Verkennung seiner Aufgabe und in Unkenntnis der Organisation des Miltitrbefehlshabers hatte er schon verschiedene Angehrige des Stabes aus den frher aus Paris abgegangenen Kolonnen aufgefangen und in eine Kaserne bringen lassen, wo sie unter Schwierigkeiten ausgelst werden mussten. Er berief sich dabei auf die Verfgungen des Chefs des Stabes[95] des Befehlshabers im Bezirk Nordostfrankreich "als einer hchsten, dem Militrbefehlshaber also bergeordneten Stelle." Unter grssten Schwierigkeiten wurden fr die Angehrigen des Stabes in einem in der Nhe des Bahnhofs gelegenen Hotel Quartiere beschafft. Mangels eines Arbeitsraumes wurde die erste Sitzung vom Chef der Militrverwaltung im Garten des Gerichtsgebudes der Feldkommandantur abgehalten. Der Abteilungsleiter gewerbliche Wirtschaft, der an demselben Abend in Nancy ankam, hatte fr die Angehrigen seiner Abteilung und fr die Roges Rohstoffhandelsgesellschaft m.b.H. die in enger Zusammenarbeit mit der Militrverwaltung mit der Rckfhrung von Wirtschaftsgtern aus Frankreich beschftigt war, durch ein Vorkommando wenige Rume in der Handelskammer Nancy beschlagnahmen lassen knnen. Hier liess sich auch die Zentralabteilung behelfsmssig nieder, um ihre Ttigkeit gleich wieder aufnehmen zu knnen. Der Abteilung Ernhrung und Landwirtschaft standen die Rume der Reichsland GmbH. zur Verfgung, die Abteilung Forst- und Holzwirtschaft konnte in der franzsischen Forsthochschule (Ecole Forestire) ein Unterkommen finden. Der Militrbefehlshaber, General der Flieger Kitzinger, hatte Reims als Standort gewhlt. Der Fhrungsstab sass in Verdun, weitere Angehrige des Kommandostabes befanden sich mit dem IIb, Oberst Bttcher, in St. Di. Der Chef der Militrverwaltung erhielt den Befehl, sich zum Vortrage jeden zweiten Tag in Reims einzufinden.

Bei dem ersten Besuch in Reims, am 20. August, wurde in einer Besprechung des Chefs der Militrverwaltung mit dem Generalstabschef beim Militrbefehlshaber dem ebenfalls anwesenden Leiter der Abteilung Ernhrung und Landwirtschaft[96] der Auftrag erteilt, nocheinmal nach Paris zurckzukehren, um die Sicherstellung der Ernhrung der Stadt zu versuchen, weil Unruhen in der Stadt unmittelbar hinter der Front befrchtet werden mussten. Dies geschah, um nichts unversucht zu lassen, obwohl aus den Erfahrungen der letzten Zeit eigentlich schon feststand, dass die Zerstrungen der Eisenbahnanlagen eine weitere Versorgung der grossen Stadt mit Getreide unmglich machten. Im Anschluss an Besprechungen, die der Abteilungsleiter Ernhrung und Landwirtschaft mit dem Wehrmachtsbefehlshaber Gross-Paris hatte, ordnete er in Meaux[97], dem in der Zwischenzeit von der Feldkommandantur Melun[98] bezogenen Ausweichquartier, an, dass die erforderlichen Getreidemengen aus den Dpartements Aisne und Seine et Marne bereitzustellen seien. Wie befrchtet, gelang es nicht, das Getreide nach Paris hereinzubringen. Die Vorrte wurden deshalb spter zur Truppenversorgung freigegeben. Der Abteilungsleiter Ernhrung und Landwirtschaft kehrte nocheinmal nach Paris zurck
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und verliess die Stadt endgltig am 24. August. In den wenigen Tagen, seitdem sich die Militrverwaltung aus Paris abgesetzt hatte, hatten sich die Verhltnisse dort wesentlich verschlechtert. An mehreren Stellen der Stadt, so am Grand Palais in der Champs-Elyses, hatten Strassenkmpfe stattgefunden. Dem Abteilungsleiter Ernhrung und Landwirtschaft und seinen Mnnern gelang die Ausfahrt aus Paris am 24. August erst, nachdem einige Panzerwagen herangeholt waren, mit deren Hilfe sie sich der Terroristen erwehren und die berall aufgebauten Strassensperren beiseite rumen konnten. Einen Tag spter, am 25. August, rckten die regulren Truppen der Feindmchte[99] in Paris ein. Mit dem Auffanglager St. Di, wohin die brigen Transportkolonnen geleitet worden waren, hatte der Chef der Militrverwaltung gleich nach seiner Ankunft in Nancy Fhlung aufgenommen und festgestellt, dass alle Angehrigen seines Stabes dort wohlbehalten eingetroffen waren. Auch die Stadtomnibusse hatten, teilweise mit vielen Pannen, die Strecke bis St. Di durchgehalten[100]. Die Kolonnen waren zwei bis vier Tage unterwegs gewesen. Unangenehme Zwischenflle blieben nur den drei mit Stabshelferinnen besetzten Stadtomnibussen, die am 16. August 1944 der Kolonne des Majors des Fhrungsstabes und Betreuers der Soldatenheime angeschlossen waren, nicht erspart. Die drei Fahrzeuge hatten unterwegs mehrfach repariert werden mssen. Dem Transportfhrer war diese Verzgerung zu lang geworden; er war deshalb selbst mit der brigen Kolonne weitergefahren, ohne fr die drei, fast nur von weiblichen Stabsangehrigen besetzten Omnibusse einen bewaffneten Schutz zurckzulassen. Whrend einer neuerlichen Pannenreparatur wurde einer der Omnibusse, dem glcklicherweise ein Militrverwaltungsrat als Fahrer beigegeben war, bei Meaux durch Tiefflieger angegriffen. Wie durch ein Wunder blieben alle Stabshelferinnen und sonstigen weiblichen Insassen, die in einem Kartoffelfeld Deckung gesucht hatten und dort von den hin- und herfliegenden englischen Jgern immer wieder beschossen wurden, unverletzt. Zwei Tage spter als die Kolonne trafen auch diese Omnibusse in St. Di ein. Nur eine Stabshelferin, die einen schweren Krankheitsanfall bekam, musste unterwegs in einem franzsischen Zivilhospital zurckgelassen werden. Das Kriegslazarett in Reims wurde mit ihrer Abholung beauftragt und konnte diesen Auftrag auch durchfhren. Bei drckend heisser Temperatur wurde in Nancy die Arbeit auf allen Gebieten in raschem Tempo wieder aufgenommen. Vor allem galt es, aus den rckwrtigen Kampfgebieten noch Vorrte und Wirtschaftsgter aller Art herauszuholen und in das Reich abzutransportieren. Ganz besonders bettigte sich auf diesem Gebiet die Abteilung Ernhrung und Landwirtschaft. Der Leiter der Abteilung hatte alle bei den westlichen Feldkommandanturen freigewordenen Beamten seines Fachgebietes und Landwirtschaftsfhrer zusammengezogen und mit der Rckfhrung des Rindviehs in die rckwrtigen Gebiete beauftragt. Da andere Krfte dazu kaum zur Verfgung standen und die Franzosen sich gegen den Abtrieb des Viehs zur Wehr setzten, wurden die Beamten und Sonderfhrer selbst als Fhrer der Viehtrecks eingesetzt und zogen mit den zusammengetriebenen Herden hunderte von Kilometern ber die Strasse. Unter den Beamten und Sonderfhrern sind dabei erhebliche Verluste im Kampf mit den Partisanen eingetreten.

Die gewerbliche Wirtschaft suchte ebenfalls berall Transportmglichkeiten ausfindig zu machen. Beamte dieser Abteilung holten, zum Teil selbst am Steuer, Lastwagen aus den deutschen, luxemburgischen, belgischen und elsssischen Grenzgebieten. Daneben wurde versucht, die im Osten Frankreichs liegenden Industrien, vor allem die eisenschaffende, die metallverarbeitende und die Textilindustrie in Gang zu halten. Die Gruppe Energie hatte sich gesondert an der els ssischen Grenze

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niedergelassen, steuerte von dort aus die Stromversorgung und die rechtzeitige Lahmlegung[101] der Energiewirtschaft vor dem anrckenden Feinde. Die Gruppe Bauwirtschaft arbeitete zusammen mit Dienststellen der Organisation Todt in Briey[102]. Die Gruppe Minerall hatte ihren Sitz in Raon l'Etape, zwischen Nancy und St. Di. Die Abteilung Forst- und Holzwirtschaft befasste sich mit der Beschaffung aller f r den Bau der neuen Verteidigungslinie bentigten Hlzer und der Brennholzversorgung fr die Truppe, die bei der Kohlenknappheit immer dringlicher wurde.

Die Abteilung Auswrtiger Handel und Zahlungsverkehr bemhte sich, weil der offizielle Zahlungsverkehr mit dem Office de Change abgerissen war, diesen ber die Reichskreditkasse Nancy zu leiten und die fr das Wirtschaftsleben und die Besatzungstruppen notwendigen Zahlungsmittel sicher zu stellen.

Die Hauptabteilung Arbeit hatte sich in Fraize niedergelassen und bte von dort ihre Ttigkeit aus, die in der Untersttzung der rtlichen Dienststellen bei der Beschaffung von Arbeitskrften fr die Errichtung von Verteidigungsanlagen bestand. Auf Bitten des Prfekten von Nancy[103], der von Laval aufgrund der fr den Fall einer Isolierung des Dpartements vorgesehenen Bestimmungen mit weitgehenden Vollmachten ausgestattet worden war, wurden Lohnregelungen getroffen und damit die ersten Schritte zu einer verselbstndigten Verwaltung in den restlichen besetzten Gebieten eingeleitet. Whrenddessen trafen die Abteilung Verwaltung und die Zentralabteilung alle Vorbereitungen, um im strkerem Umfange, als es im Rahmen der bisher gebten Aufsicht der Fall war, die Ttigkeit der Verwaltungsbehrden zu kontrollieren, zu beeinflussen oder selbst zu bernehmen.

Trotz der Schwierigkeiten, die seitens des Strassenkommandanten und des Feldkommandanten, dessen Ablsung vom Militrbefehlshaber aus diesem Grunde auch befohlen wurde, gemacht wurden, gelang es, in Nancy mehr und mehr zu geregelten Verhltnissen zu kommen. Fr den Chef der Militrverwaltung selbst, die Abteilung Verwaltung, einige Gruppen der gewerblichen Wirtschaft und die Zentralabteilung konnte eine Schule, die Ecole Jeanne d'Arc, beschlagnahmt und damit der fr die Ttigkeit dringend bentigte Raum beschafft werden. Von den in St. Di einquartierten Stabsangehrigen konnten nunmehr auch weitere Beamte nach Nancy zur Verstrkung des Arbeitsstabes herbergeholt werden, whrend andere den Feldkommandanturen, Kreiskommandanturen und Aussenstellen entsprechend einem Erlass des OKH zur Erledigung der vermehrten Aufgaben[104] dort zugeteilt wurden.

Als sich nach einiger Zeit ergab, dass auch die neue Verteidigungslinie, die nach Befehl des OB-West vorbereitet wurde, nicht gehalten werden konnte, gab der Chef der Militrverwaltung nach Fhlungnahme mit dem OKH Befehl, die in St. Di aufgefangenen Angehrigen der Militrverwaltung, soweit sie nicht bereits zu neuer Ttigkeit eingesetzt waren, nach Marburg[105] oder zu ihren anderen Ersatztruppenteilen zu entlassen. Ebenso wurde mit den Beamten und Sonderfhrern der Befehlshaber und Feldkommandanturen, die nach und nach aus ganz Frankreich in St. Di eintrafen,

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verfahren.

Von Paris aus waren auch die Akten, Schreibmaschinen und Bromaterialien nach Nancy und St. Di verbracht worden, weil man vermeinte, sie dort noch zu bentigen. Nachdem sich die Lage gendert hatte, wurden nun Transporte in verschiedene Orte des Reichs abgesandt, um vor allem die wichtigsten Akten vor den Bomben und Angriffen des Feindes sicherzustellen.

Am 29. August erschienen in Nancy die Mnner der in Le Bourget bei Paris eingesetzt gewesenen Beamtenkompanie. Sie waren zunchst, nachdem der Militrbefehlshaber Paris verlassen hatte, in ihrem Sicherungsabschnitt verblieben. In den Tagen vom 19. bis 23. August 1944 ereigneten sich dort noch mehrere Zwischenflle mit Terroristen. So fand am 19. August ein Gefecht am Bahnhof Stains[106] statt. Die dort aufgestellte Feldwache der Beamtenkompanie wurde von Partisanen umstellt. Ein Unterhndler verlangte kampflose bergabe, die abgelehnt wurde. Auf telefonischen Anruf wurde von der Beamtenkompanie ein Entsatzkommando zu der Feldwache entsandt und gemeinsam mit einer SS-Schtzengruppe die Mairie von Stains, in der sich die Terroristen festgesetzt hatten, ausgeruchert. Die Terroristen verschwanden unter Zurcklassung einer Anzahl von Toten und Schwerverletzten. Am 20. August wurde die Unterkunft der Kompanie in der Schule Pierrefit[107] von Terroristen beschossen. Am Abend des gleichen Tages erfolgte ein Feuerberfall auf eine Feldwache. Bei Einholung des Wachpostens um Mitternacht wurde der Feldwachhabende, ein Landwirtschaftsf hrer, der den Postenanruf offenbar berhrt hatte, von deutscher Seite angeschossen, schwerverwundet und verstarb auf dem Wege in das Lazarett. Bei weiterem Heranrcken der Amerikaner wurde der von der Beamtenkompanie gehaltene Sicherungsabschnitt am 23. August von Pionieren bernommen. Am 24. August wurden die Brcken und sonstigen Bewachungsobjekte gesprengt. Damit war der Auftrag der Beamtenkompanie erledigt[108]. Die Mnner wurden, nachdem sie noch in der Nacht vom 24. auf 25. August das mitternchtliche Glockengelute aus Paris, mit welchem der Einmarsch der ersten Truppen De Gaulles und amerikanischen Panzern begrsst wurde, gehrt hatten, mit requirierten Fahrzeugen und Fahrrdern marschbereit gemacht. Da die Verbindung zum Bataillon und Regiment abgeschnitten war und Befehle von dort nicht mehr eintrafen, gab der Kompaniefhrer am 25. August 19,00 Uhr Abmarschbefehl mit dem Ziel Soissons[109]. Die Kompanie traf nach berwindung verschiedener Schwierigkeiten mit ihren Fahrzeugen und Fahrrdern am 27. August geschlossen in Laon[110] ein und wurde von dort bis auf die Landwirtschaftsfhrer, die von der der [sic!] Abteilung Ernhrung und Landwirtschaft in Laon gleich zurckbehalten wurden, mit der Eisenbahn nach Nancy in Marsch gesetzt. Als der Chef der Militrverwaltung am 29. August den Militrbefehlshaber aufsuchte, wurde Reims bereits gerumt. General der Flieger Kitzinger siedelte an diesem Abend nach Verdun ber. Am 30. August fuhren Militrverwaltungsbeamten als Kuriere zum Fhrungsstab nach Verdun. Zwei Beamte, die am 31. August ebenfalls dorthin fahren sollten, mussten 17 Kilometer vor Verdun umkehren, weil der Feind in die Stadt eingedrungen war.

An demselben Tage erfuhr der Chef der Militrverwaltung mittags, dass das Fallschirmjger-AOK[111] und die brigen in Nancy liegenden Stbe die Stadt in wenigen Stunden verlassen wrden, weil nach vorliegenden Nachrichten die Englnder wenige Kilometer von Nancy stehen sollten und die deutschen Truppen nicht ausreichen wrden, um ein weiteres Vordringen auf Nancy zu verhindern. Er erteilte deshalb Befehl, noch am Abend den Arbeitsstab der Militrverwaltung aus Nancy heraus zu verlegen.
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Die Transportkolonne bestand jetzt noch aus drei Omnibussen, einem Tankwagen und ungefhr 15 Personenkraftwagen; sie wurde auf dem Hof der Schule Jeanne d'Arc aufgestellt, die Akten verladen und das persnliche Gepck aus den Quartieren zusammengetragen. Um 19,30 Uhr war die Kolonne abmarschbereit. Die in der Handelskammer untergebrachten Gruppen der gewerblichen Wirtschaft hatten sich ebenfalls fr diese Zeit fahrbereit gemacht. Der Chef der Militrverwaltung beschloss mit der Zentralabteilung, den Abteilungen Verwaltung, Forst- und Holzwirtschaft und Ausw rtiger Waren- und Zahlungsverkehr nach St. Di berzusiedeln. Der Abteilungsleiter gewerbliche Wirtschaft setzte sich nach Luneville[112] ab, um von dort aus solange als mglich Abtransporte aus Nancy vornehmen zu knnen. Die Abteilung Ernhrung und Landwirtschaft wurde in dem Orte Benamesnil[113] in der Nhe von Raon l'Etape untergebracht.

Die im Hofe des Schulgebudes aufgestellte Kolonne setzte sich kurz nach 19,30 Uhr in Bewegung. Der Chef der Militrverwaltung, sein allgemeiner Vertreter und drei weitere Beamte mit drei Personenkraftwagen blieben zunchst zurck, um den Feldkommandanten, der als Kampfkommandant in Nancy zu bleiben hatte, nochmals aufzusuchen. Sie folgten gegen 23,00 Uhr der in Richtung St. Di abgegangenen Kolonne nach. Auf der Strasse nach St. Di ber Luneville, Baccarat[114] und Raon l'Etape musste in stockfinsterer Nacht ohne Licht Kolonne nach Kolonne rckflutender Fahrzeuge berholt werden. Vor einem Dorfe kurz hinter Baccarat hatte sich ein General der Flieger mit Panzerwagen und anderen Fahrzeugen aufgestellt und wollte den Personenwagen des Chefs der Militrverwaltung den weiteren Weg nicht freigeben, weil es in dem Dorfe geschossen hatte und nach seiner Ansicht mit Terroristenberfllen gerechnet werden musste. Nach der Erklrung, dass kurz vorher die Kolonne der Militrverwaltung denselben Weg genommen htte und der Chef der Militrverwaltung wieder zu seinen Mnnern zurckkehren msse, konnte die Fahrt fortgesetzt werden. Kurze Zeit darauf wurde die Kolonne eingeholt. In der Dunkelheit waren zwei Stadtomnibusse aufeinandergefahren und mussten notdrftig wieder fahrtfertig gemacht werden. Verletzte hatte es glcklicherweise nicht gegeben. Die Kolonne fuhr bald weiter und kam geschlossen gegen 2,00 Uhr nachts am Zielort an. Die hier whrend der ganzen Zeit verbliebene Auffangstelle der Militrverwaltung hatte fr notdrftige Unterknfte gesorgt, die aufgesucht wurden, nachdem die noch im Marinevorratslager Nancy gefassten Lebensmittel an einer behelfsmssig in der Kaserne aufgestellten langen Tafel gemeinsam verzehrt worden waren.

Am nchsten Tage, dem 1. September 1944, als der Stab sich gerade wieder behelfsmssig in der Wgerkaserne fr die Weiterarbeit eingerichtet hatte, traf die Nachricht ein, dass auch der General der Flieger Kitzinger mit seiner Begleitung hier erwartet w rde. Noch am Abend erschien General der Flieger Kitzinger. Am 2. September 1944 wurde auf seinen Befehl der bisherige IIb des Frhungsstabes zum Standortkommandanten bestellt und mitgeteilt, dass ber die Einsetzung eines Kampfkommandanten noch besonderer Befehl ergehen wrde. Stabsoffizier z.b.V. Oberstleutnant Linse wurde beauftragt, Alarmeinheiten aufzustellen und ihm das uneingeschrnkte Recht erteilt, im Namen des Militrbefehlshabers allen Dienststellen und Einheiten die erforderlichen Befehle zu erteilen. Ausser den Angehrigen der beiden Stbe des Militrbefehlshabers befanden sich in St. Di Dienststellen des Sicherheitsdienstes, der Organisation Todt und der Reichsbahn, deren Angehrige fr die Aufstellung der Alarmeinheiten in Betracht kamen. In der Verfgung des Militrbefehlshabers vom 2. September heisst es weiter, dass smtliche Dienststellen und Einheiten alles Personal an demselben Tage noch abzuschieben htten, welches nicht fr die allernotwendigsten Arbeiten und fr die Aufstellung der Alarmeinheiten bentigt wrde. Der Oberquartiermeister und Ib beim Militrbefehlshaber,

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Oberstleutnant H a r t m a n n [115], wurde gleichzeitig mit der Zusammenfassung aller in St. Di befindlichen Kraftfahrzeuge in eine Fahrbereitschaft beauftragt. Allen Dienststellenleitern und Einheitsfhrern wurde verboten, den Standort ohne persnliche Abmeldung beim Militrbefehlshaber zu verlassen.

Mit der Durchfhrung des Befehls wre die Fortfhrung der Ttigkeit der Militrverwaltung unmglich geworden. Doch wurden die Abteilungen gewerbliche Wirtschaft und Ernhrung und Landwirtschaft, da sie ausserhalb von St. Di untergebracht waren, nicht davon erfasst. Schon am nchsten Tage, dem 3. September 1944, wurde dieser Befehl wieder berholt durch eine Verfgung des Militrbefehlshabers, welche dem Chef der Militrverwaltung aufgab, seinen Stab noch am gleichen Tage nach Kehl a.[m]Rh.[ein] zu verlegen. In St. Di sollte nur eine Verbindungs- und Weiterleitungsstelle fr noch von den Feldkommandanturen eintreffende Beamte und Sonderfhrer in Strke von vier Beamten bleiben. In Kehl sollte die Auflsung des Stabes bis auf einen noch nher zu bestimmenden Abwicklungsstab beschleunigt durchgefhrt werden. Der Chef der Militrverwaltung war der Ansicht, dass dieser Befehl zum Verlassen von Frankreich verfrht gegeben war, weil eine Reihe von Feldkommandanturen noch arbeitete und mittels des Stabes noch erhebliche Mengen von Wirtschaftsgtern aus Frankreich herausgeholt werden konnten. Am Tage vorher hatte in Vesoul[116] in Anwesenheit des Leiters der Abteilungen Verwaltung, Militrverwaltungschef Dr. Ermert, eine Besprechung der noch im Amt befindlichen Verwaltungsgruppenleiter stattgefunden, bei der sich ebenfalls zeigte, welche wichtigen Aufgaben die Militrverwaltung noch zu erfllen hatte. Spter hat sich ja auch besttigt, dass das Vordringen des Feindes bis zur Grenze noch fr lange Zeit aufgehalten werden konnte[117] und damit noch Raum und Mglichkeiten fr eine Ttigkeit gegeben war. In Ferngesprchen mit dem OKH/Gen.Qu.[118] wurde versucht, den Befehl zum Abrcken hinauszuschieben. Das OKH erklrte jedoch, dass im Einvernehmen mit OKW und OB-West[119] die Auflsung des Militrbefehlshabers beschlossen sei. Der Verfgung des Militrbefehlshabers musste deshalb Folge geleistet werden. Whrend der Bemhungen um ein weiteres Verbleiben in Frankreich rief der Abteilungsleiter f r Ernhrung und Landwirtschaft aus Epinal[120] an und teilte mit, dass er auf der Strasse von Epinal nach Remiremont[121] von Terroristen berfallen worden sei. Die Insassen des ihn begleitenden Wagens, ein Oberrat und ein Landwirtschaftsfhrer seien stark beschossen worden. Der Oberrat habe mehrere Verwundungen, auch einen Kopfschuss erhalten und sei mit grosser Wahrscheinlichkeit den Verletzungen erlegen. Wegen der starken Beschiessung habe er trotz des von ihnen abgegebenen Feuerschutzes nicht geborgen werden knnen. Dem Landwirtschaftsfhrer sei es dagegen trotz eines Schusses in den Ellenbogen gelungen, sich an den Wagen des Abteilungsleiters heranzuarbeiten. Er habe gerettet werden knnen. Der Abteilungsleiter fr Ernhrung und Landwirtschaft bat gleichzeitig, die noch in Benamesnil befindlichen Angehrigen seiner Abteilung zu benachrichtigen und nach St. Di herberzuziehen, da sie in dem kleinen Ort den berfllen der Terroristen schutzlos ausgesetzt seien. Erst Wochen spter stellte sich heraus, dass der verwundete Oberrat trotz schwerster Verletzung am Kopf, an Armen und Beinen und der linken Hand gerettet werden konnte. Die Terroristen hatten ihn nach

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lngerer Beratung zu einem Pfarrer geschleppt, der ihn gemeinsam mit einer Hebamme verband und gut versorgte, bis er einem deutschen Truppenkommando bergeben und ber die Grenze gebracht werden konnte. Dort wurde er in einem Lazarettzug nach Prag geschickt.

Dem Wunsch des Abteilungsleiters entsprechend wurde also am 3. September nachmittags die Abteilung Ernhrung und Landwirtschaft nach St. Di geholt. Von hier aus setzte sich der restliche Stab des Chefs der Militrverwaltung gegen Abend in Marsch. Eine direkte bersiedlung nach Kehl erschien unzweckmssig, weil nicht erwartet werden konnte, dass dort gengend Unterknfte zu beschaffen waren. Deshalb wurde zunchst ein Vorkommando dorthin gesandt, um die Quartiermglichkeiten zu prfen und alles vorzubereiten. Die Kolonne machte in Fraize, wo die Hauptabteilung Arbeit fr sie Quartier gemacht hatte, halt, whrend der Chef der Militrverwaltung mit seinem persnlichen Referenten diese letzte Nacht in Frankreich noch in St. Di verbrachte. Dem Abteilungsleiter gewerbliche Wirtschaft wurde in letzter Minute vom Militrbefehlshaber gestattet, mit einigen Beamten in Luneville zu bleiben, um die Bemhungen fr den weiteren Abtransport von Wirtschaftsgtern fortsetzen zu knnen.

Am 4. September 1944 gegen mittag sammelten sich die Fahrzeuge auf dem Marktplatz in Fraize und fuhren nach Eintreffen des Chefs der Militrverwaltung in geschlossener Kolonne bei herrlichem Sonnenwetter durch die Vogesen ber den Col du Bonhomme, ber Kolmar nach Neubreisach[122], berquerten dort den Rhein und kamen bei Nacht in Kehl an. Das Vorkommando hatte hier Nachricht hinterlassen, dass der zustndige Wehrmachtstandortbereichs-lteste verboten htte, in Kehl Quartier zu machen und dass als Standort fr den restlichen Stab nur Oberkirch mit seiner Gauschule und zustzlichen Brgerquartieren in Betracht kme. So wurde die Kolonne dorthin geleitet und die bereitgestellten Unterknfte in der Nacht noch bezogen. Die Abteilung Ernhrung und Landwirtschaft mit den aus allen Teilen Frankreichs zusammengezogenen Landwirtschaftsfhrern bezog in dem Ort Sand auf dem Wege zwischen Kehl und Oberkirch Quartier.

Die in Oberkirch zur Verfgung stehenden Rume boten keine Mglichkeit, um dort schon mit den in allen Ttigkeitsgebieten erforderlichen Abwicklungs- und Abschlussarbeiten zu beginnen. Wegen der Verbindung mit den noch in Frankreich verbliebenen Feldkommandanturen und Angehrigen der gewerblichen Wirtschaft, und um die noch aus Frankreich einstrmenden Beamten und Sonderfhrer aufgelster Dienststellen der Militrverwaltung aufzufangen und zu den Ersatztruppenteilen abzufertigen, war aber ein weiteres Verbleiben unmittelbar an der Grenze zunchst erforderlich. Fr die eigentlichen Abwicklungsarbeiten hatte der Chef der Militrverwaltung ursprnglich Rdesheim als Sitz des Restsabes [sic!] in Aussicht genommen. Weil dies bekannt geworden war, hatten sich viele versprengte Angehrige der Militrverwaltung dort eingefunden. Der Chef der Militrverwaltung entsandte deshalb den Leiter der Zentralabteilung, der bis zum 7. September als Nachkommando und Auffangstelle in St. Di verblieben war, am 8. September 1944 nach Rdesheim, um die dort eingetroffenen Beamten und Sonderfhrer mit Marschpapieren nach Marburg oder zu den zustndigen Dolmetscherkompanien zu versehen.

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Der Militrbefehlshaber, General der Flieger Kitzinger, hatte Frankreich am 5. September, einen Tag spter als der Chef der Militrverwaltung, verlassen und sass jetzt in Freudenstadt. Der Fhrungsstab war in mehreren kleinen Orten in Baden untergebracht. Am 9. September fand bei dem Militrbefehlshaber ein Sitzung statt, zu der der Chef der Militrverwaltung zwei Beamte entsandte, und in welcher Besprechungen ber die Zusammensetzung des Reststabes und dessen zuknftigen Sitz abgehalten wurden. Der Chef der Militrverwaltung hatte vorher schon Gelegenheit genommen, mit Militrverwaltungschef Dr. M e d i c u s [123] vom OKH, der nach Strassburg gekommen war, ber die erforderlichen Abwicklungs- und Abschlussarbeiten zu sprechen.

Unter dem 10. September 1944 teilte der SS-Obergruppenfhrer und General der Polizei O b e r g , der frher in Paris dem Militrbefehlshaber als Hherer SS- und Polizeifhrer zugeteilt war, mit, dass er den Auftrag erhalten habe, die noch in Ostfrankreich befindlichen Wirtschaftsgter zurckzufhren und dass er den bisherigen Abteilungsleiter der gewerblichen Wirtschaft mit seinem Arbeitsstab fr die Erfassung, mit Ausnahme der landwirtschaftlichen, und den bisherigen Gruppenleiter f r Ernhrung und Landwirtschaft im Bezirk des Befehlshabers Nordostfrankreich fr die Erfassung aller Landwirtschaftsgter eingesetzt habe und darum bte, das die Genannten fr eine andere Verwendung nicht abgezogen wrden. Der Militrbefehlshaber erklrte sein Einverstndnis hierzu. Unter dem 11. September wurde der bisherige Abteilungsleiter fr Ernhrung und Landwirtschaft mit einem grsseren Teil der bisher fr diese Abteilung in Frankreich ttig gewesenen Beamten und Landwirtschaftsfhrer vom OB-West als Sonderbeauftragter des Reichsernhrungsministers[124] eingesetzt und mit der Durchfhrung ernhrungswirtschaftlicher Aufgaben zur Untersttzung der Landesbauernschaften beauftragt.

Der bisherige Leiter der Gruppe Energiewirtschaft[125] im Stabe des Chefs der Militrverwaltung wurde mit seinen Beamten als Sonderbeauftragter des Generalinspektors fr Wasser und Energie beim OB-West zu neuer Verwendung gebracht.

Damit war fr die im rckwrtigen Kampfgebiet bisher noch von der Militrverwaltung erledigten Aufgaben eine besondere Regelung geschaffen worden. Da auch die in Frankreich noch verbliebenen bisherigen Dienststellen des Militrbefehlshabers den Heeresgruppen unmittelbar unterstellt wurden, konnte die Verwaltungsttigkeit des Militrbefehlshabers als abgeschlossen angesehen werden. Der Chef der Militrverwaltung musste, bevor die bersiedlung nach Potsdam, wo auf Befehl des OKH der Reststab die Abwicklungsarbeiten durchzufhren hatte, stattfinden konnte, noch einmal den Standort wechseln. Oberkirch wurde vom Stabe der Heeresgruppe Gustav[126] belegt. Die Militrverwaltung erhielt neue Quartiere in Wolfach zugewiesen. Von dort aus wurden die Angehrigen des Reststabes so in Marsch gesetzt, dass mit der Ttigkeit in Potsdam am 20. September begonnen werden konnte.

[1]

Elmar Michel.

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Zum Zeitpunkt der alliierten Landung in der Normandie vom 6. Juni 1944: Carl Heinrich von Stlpnagel. Mobilmachungsmige Vorbereitungen.

[3]

[4]

Seit dem 1.4.1942: Oberst i.G. Karl-Richard Kossmann bzw. ab April 1944: Oberst i.G. Hans-Otfried von Linstow. Oberst i.G. Hans Speidel, der diese Funktion bei Beginn der Besetzung bernommen hatte, fungierte inzwischen, nach einer Verwendung an der Ostfront, als Generalstabschef der Heeresgruppe B. Deren Oberbefehlshaber, Generalfeldmarschall Erwin Rommel, war im Dezember 1943 von Hitler mit dem Ausbau der Verteidigung Frankreichs gegen eine alliierte Landung beauftragt worden.
[5]

Ein Photo des Hochbunkers, der nach dem Krieg abgerissen wurde, findet sich in Gilles PERRAULT, Paris sous l'Occupatin, Paris 1987, S. 316.
[6]

Departement Cher. Departement Allier. Departement Nivre. Departement Marne. Departement Cte-d'Or. Departement Cte-d'Or. Departement Meurthe-et-Moselle. Departement Vosges Richtig: Raon-l'tape. Departement Vosges.

[7]

[8]

[9]

[10]

[11]

[12]

[13]

[14]

[15]

[16]

Generalfeldmarschall Gerd von Rundstedt hatte wenige Wochen nach seiner Ernennung mit dem "Grundlegenden Befehl Nr. 1 des OB West" vom 28. April 1942 die Vorgaben von Hitlers Fhrerweisung Nr. 40 vom Mrz 1942 umgesetzt, mit der eine einheitliche Kampffhrung in den Kstengebieten im Falle einer alliierten Invasion geregelt werden sollte, vgl. Dieter OSE, Entscheidung im Westen 1944. Der Oberbefehlshaber West und die Abwehr der alliierten Invasion, Stuttgart 1982, S. 25. Das Wehrbezirkskommando Ausland mit Sitz in Berlin verf gte in Paris ber eine Auenstelle in der Rue de Tilsit (im 8. Arrondissement) Seine Aufgabe war die Erfassung und Heranziehung der Auslandsdeutschen zum Wehrdienst, vgl. Rudolf ABSOLON, Wehrgesetz und Wehrdienst 1935-1945. Das Personalwesen in der Wehrmacht, Boppard am Rhein 1960, S. 135-137.
[17]

Bonnires liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zu La-Roche-Guyon, dem Stabsquartier des Oberbefehlshabers der Heeresgruppe B, Generalfeldmarschall Rommel.
[18] [19]

Richtig: Mantes-La-Jolie, Departement Seine-et-Oise. Oberkommando des Heeres. Nhere Einzelheiten nicht ermittelt.

[20]

[21]

Dieser Befehl wurde am 19. Juli 1944 herausgegeben (Milit rbefehlshaber in Frankreich. Chef des Generalstabs. Br. B. Nr. Ia 5038/44. Das Original und smtliche Abschriften sind vermutlich vernichtet). Die Militrverwaltungsbeamten hatten
[22]

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gem dieses Befehls ihre Beamtenuniform bei allen bungen und auch im Einsatz zu tragen. Am 20. Juli 1944 veranlate das Regiment Majestic mit dem Befehl Nr. 75/44 die Bildung einer Beamten-Kompanie, AN AJ 40/451, dr. 10.
[23]

Hans-Otfried von Linstow (1899-1944). Oberst i.G. 1917 Leutnant. Reichswehr. 1939 Ia der 15. Infanteriedivision am Westwall. 1940 Ia des X. Armeekorps im Frankreichfeldzug. 1941 Chef des Stabes des IX. Armeekorps in Ruland. 1942 Ia des stellvertretenden Generalkommandos VII in M nchen. April 1944 Chef des Stabes beim Milit rbefehlshaber in Frankreich. Wegen Teilnahme am Attentat gegen Hitler vom 20. Juli 1944 hingerichtet. Ernst Jnger, damals Hauptmann d.R. in der Abteilung Ic des Militrbefehlshabers, bezeichnete Linstow als eine "v llig unfhige und magenkranke" Person. Linstow wurde in die Verschwrung des 20. Juli erst "kurz zuvor eingeweiht", "weil er technisch unentbehrlich" f r ein Gelingen des Umsturzversuches war, vgl. Ernst JNGER, Strahlungen II, Nrdlingen 31995, S. 288. Eintrag vom 21. Juli 1944.
[24]

Vgl. hierzu vor allem den Lagebericht Juni 1944.

Nach dem deutschen Einmarsch in S dfrankreich im November 1942 wurden in den neubesetzten Gebieten keine Feldkommandanturen, sondern sogenannte Verbindungsstbe eingerichtet, womit dieses Territorium de jure nicht der Militrverwaltung in Paris unterstand. Hinter dieser Manahme verbarg sich die Absicht, den Anschein des Fortbestehens der franzsischen Souvernitt zu bewahren. Am 16. Februar 1944 wurden dann jedoch die sieben K stendepartements am Mittelmeer aufgrund eines Befehls des OB West zur Kampfzone erkl rt und der Militrverwaltung unterstellt. Die dortigen Verbindungsstbe wurden daraufhin durch Feldkommandanturen abgel st. In den Dienstakten vom Sommer 1944 wurden auch die restlichen Verbindungsstbe immer hufiger als Feldkommandanturen bezeichnet.
[25]

Am 20. Juli 1944 hatte der Oberst i.G. Claus Schenk Graf von Stauffenberg im Fhrerhauptquartier "Wolfsschanze" bei Rastenburg in Ostpreuen auf Hitler ein Bombenattentat verbt. Parallel zum Attentat hatten die Verschwrer des 20. Juli getarnt als eine Abwehrmanahme des Befehlshabers des Ersatzheeres gegen einen etwaigen Aufstand von Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen - eine Operation vorbereitet, bei der auf das Stichwort "Walk re" hin in allen Wehrkreisen des Reiches und in Paris die SS- und Parteidienststellen ausgeschaltet werden sollten. Au er in Wien gelang es lediglich dem Militrbefehlshaber in Frankreich, Carl Heinrich von Stlpnagel, "Walkre" planmig durchzufhren und den Hheren SS- und Polizeifhrer Carl-Albrecht Oberg sowie andere Parteivertreter verhaften zu lassen. Nachdem offenkundig wurde, da das Attentat fehlgeschlagen war, lie er die Verhafteten wieder frei. Obwohl Oberg versuchte, die Angelegenheit als Alarmbung hinzustellen, um Stlpnagel damit zu entlasten, war dessen f hrende Beteiligung an der Verschwrung nicht zu bersehen. Als der Militrbefehlshaber daraufhin nach Berlin gerufen wurde, versuchte er vergeblich, sich auf der Fahrt bei Verdun - wo er im Ersten Weltkrieg im Einsatz gewesen war - das Leben zu nehmen. Obwohl schwer verletzt und erblindet wurde er vom Volksgerichtshof zu Tode verurteilt und am 30. August 1944 geh ngt.
[26]

Claus Schenk Graf von Stauffenberg (1907-1944). Oberst i.G. 1926 Eintritt in das Bamberger Reiterregiment 17. 1930 Leutnant. 1934 Bereiteroffizier der Kavallerie-Schule Hannover. 1937 Rittmeister. 1938 Ib (Quartiermeister) der 1. leichten Division (Hoepner). 1939 Polen- und 1940 Frankreichfeldzug. Mai 1940 Major in der Organisationsabteilung des Generalstabs des Heeres. 1943 Oberstleutnant und Ia der 10. Panzerdivision in Nordafrika. Nach schwerer Verwundung seit dem 1.10.1943 Chef des Stabes beim Allgemeinen Heeresamt. Seit dem 1.7.1944 Chef des Stabes des Befehlshabers des Ersatzheeres. Organisator und Attentter des 20. Juli 1944, am Abend des fehlgeschlagenen Attentates auf Hitler in Berlin standrechtlich erschossen. Carl Heinrich von Stlpnagel und Oberst i.G. Hans-Otfried von Linstow wurden beide im Zuge des fehlgeschlagenen Attentats verhaftet, vom Volksgerichtshof in Berlin verurteilt und hingerichtet.
[27] [28]

Karl Kitzinger (1886-1962). General der Flieger. 1939 Befehlshaber der Luftverteidigungszone West (Westwall). 1940 Kommandierender General und Befehlshaber des Luftgaues Norwegen. 1941 Wehrmachtbefehlshaber in der Ukraine. 1.8.1944 Militrbefehlshaber in Frankreich, 1.10.1944 Oberbefehlshaber Festungsbereich West (Westwall). Oberstleutnant Linse. Stabsoffizier z.b.V beim Militrbefehlshaber in Frankreich. Nhere biographische Angaben nicht ermittelt.
[29] [30]

Zur besonderen Verwendung.

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[31]

Oberkommando der Wehrmacht. Es handelt sich hier um die sogenannte Kitzinger-Linie. Nhere Einzelheiten nicht ermittelt. Zum Wortlaut dieses OB West-Erlasses vom 2. August 1944 s. BA-MA (Freiburg) RH 19 IV/52.

[32]

[33]

[34]

Am 1. August 1944 durchbrachen starke amerikanische Panzerverbnde unter General Patton bei Avranches die deutschen Abwehr-Linien und drangen rasch in die Bretagne und nach Zentralfrankreich vor. Ein deutscher Gegensto auf Avranches (Unternehmen "Lttich"), der die durchgebrochenen amerikanischen Verb nde abschneiden sollte, scheiterte nach zwei Tagen am 8. August 1944. Der Stellungskrieg an der Normandiefront wurde nun durch den Bewegungskrieg, dem die rasche Befreiung Frankreichs folgen sollte, abgelst, vgl. Dieter OSE, Entscheidung im Westen 1944. Der Oberbefehlshaber West und die Abwehr der alliierten Invasion, Stuttgart 1982, S. 207 ff.
[35] [36]

Armee-Oberkommando 7. Oberbefehlshaber war zu diesem Zeitpunkt SS-Oberstgruppenf hrer Paul Hausser. Richtig: Wehrmachtbefehlshaber.

[37]

[38]

Dietrich von Choltitz (1894-1966). General der Infanterie (ab 1.8.1944). Kadett. 1914/18 Kriegsteilnahme, zu Beginn als preuischer Leutnant. Reichswehr. 1939 Bataillonskommandeur im Infanterieregiment 16 im Polenfeldzug. 1940 Kommandeur des Infanterieregiments 16 zuerst im Westfeldzug, dann in Ru land. 1942 Kommandeur der 260. Infanteriedivision, anschlieend mit der Fhrung verschiedener Armeekorps im Osten beauftragt. 1944 mit der Fhrung des LXXIV. Panzerkorps in Italien beauftragt, anschlieend Kommandierender General des LXXXIV. Armeekorps in der Normandie, ab 7.8.1944 Kommandierender General und Wehrmachtbefehlshaber von Gro -Paris.
[39]

Richtig: Ia. Nr. 5964/44 geh. Der Befehl Nr. 76/44 vom 4.8.44 des Sicherungsregiments Majestic setzte den Befehl des Militrbefehlshabers um und beorderte dessen Angehrige "hiermit zum militrischen Einsatz". Zum Wortlaut der beiden Befehle s. AN AJ 40/451, dr. 10. In einem Befehl des Chefs der Milit rverwaltung (Der Chef der Militrverwaltung. Abt. MVZ. Az. 143,1) vom 6. August 1944 werden zwar alle 78 Mnner aus der Beamten-Kompanie (B-Kompanie) namentlich aufgelistet, der Chef dieser neuen Kompanie allerdings nicht genannt, vgl. AN AJ 40/451, dr. 10. Als Kompaniechef der gesamten B-Kompanie wird in diesem Dossier ein Hauptmann Schler genannt, was allerdings mit dem angegebenen milit rischen Dienstgrad (Oberleutnant im militrischen Rang) nicht bereinstimmt.
[40] [41]

Nhere Einzelheiten zu diesem Vorfall nicht ermittelt. Departement Manche.

[42]

[43]

Zur Transportlage vgl. die Abschrift des Berichts "Die letzten Wochen in Paris" der Hauptverkehrsdirektion (HVD)in Paris aus dem Nachlades ehemaligen Reichsbahndirektionsprsidenten AdolfSarter, Bundesarchiv Berlin, Bestand R 5, Anhang 1.
[44]

Dr. Ermert. Seit Mitte September 1943 Leiter der Abteilung Verwaltung und allgemeiner Vertreter des Chefs der Militrverwaltung. Nhere Biographische Angaben nicht ermittelt. Offiziere bis einschlielich Oberst durften einen Grorucksack mit sich fhren, Unteroffiziere und Mannschaften einen Gefechtsrucksack. Ausnahmen von dieser Regelung wurden ausdrcklich nicht geduldet, vgl. OB West Ia Nr. 6320/44 geh. V. 1.8.44. Abschrift. AN AJ 40/967, dr. 1.
[45] [46]

Vgl. dazu die vorangehenden Lageberichte, insbesondere den Lagebericht Juni 1944. Dr. Wilhelm Otto von Jonquires (1894-1945). Vor dem Krieg Oberregierungsrat und Direktor im Statistischen

[47]

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Reichsamt. Seit Oktober 1943 Leiter der Zentralabteilung des Milit rbefehlshabers in Frankreich.
[48]

Vgl. dazu den Lagebericht Juni 1944, II 2. Am 15. Juni 1944 wurde die Sperrstunde in Gro-Paris auf 1Uhr morgens festgelegt.

[49]

Nach franzsischen Angaben wurde am 17. August 1944 der "couvre-feu" nicht auf 22 h 00, sondern bereits auf 21 h 00 festgelegt, um den deutschen Dienststellen einen ungest rten Rckzug aus der Stadt zu ermglichen, vgl. Adrien DANSETTE, Histoire de la Libration de Paris. Paris 1946, S. 73.
[50] [51]

General der Kavallerie Kurt Feldt. Departement Maine-et-Loire. Militrverwaltungsrat Dr. Bnner. Keine nheren biographischen Angaben ermittelt. Departement Gironde.

[52]

[53]

[54]

Hans Knoerzer (1889- ? ). Generalmajor. 1909 Leutnant. 1914/18 Kriegsteilnahme. Reichswehr. 1937 Ergnzungsoffizier. 1939 Ausbildungsleiter Graz. 1941 aktiviert und Kommandeur des Infanterieregiments 353 zuerst in Frankreich, dann in Ruland. 1942 im Stab des Militrbefehlshabers in Frankreich, dann Feldkommandant der FK 529 (Bordeaux). Herbst 1944 Wehrmachtkommandant von Freiburg/Breisgau.
[55] [56]

Richtig: St-L, Departement Manche. Departement Calvados. Departement Eure. Departement Orne. Departement Seine-Infrieure. Departement Seine-Infrieure. Departement Somme. Departement Oise. Departement Rhne. Departement Cte-d'Or. Nicht ermittelt. Keine biographischen Angaben ermittelt. FK 591 (Nancy), Departement Meurthe-et-Moselle. MVOR Rinke. Nhere biographische Angaben nicht ermittelt. Carl-Albrecht Oberg.

[57]

[58]

[59]

[60]

[61]

[62]

[63]

[64]

[65]

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[71]

Text der Verfgung nicht ermittelt. Nicht ermittelt.

[72]

Seit dem 1.8.1944: Ernst von Krause (1884- ? ). Generalmajor. 1903 preu ischer Leutnant. 1914/18 Kriegsteilnahme. 1920 verabschiedet. 1933 wieder eingetreten. 1939 im OKH. 1940 Chef des Generalstabs der deutschen Truppen in Dnemark. 1941 Chef des Generalstabs Wehrmachtbefehlshaber Ukraine. 1944 Chef des Generalstabs beim Militrbefehlshaber in Frankreich, dann Chef des Generalstabs Oberkommando Festungsbereich West.
[73]

Vermutlich Major Rotter. Keine nheren biographischen Angaben ermittelt. F r die Leitung der Soldatenheime war die Abteilung Ib (2) zustndig.
[74]

Unmittelbar nachdem die Spitzen der sowjetischen Verbnde bei ihrem Vorsto nach Westen das stliche Ufer der Weichsel erreicht hatten, hatte am 1. August 1944 in Warschau der Aufstand der Polnischen "Heimatarmee" gegen die deutsche Besatzung begonnen. Die Rote Armee, die am 30. Juli 1944 durch einen deutschen Gegensto aufgehalten worden war, verblieb in ihren Stellungen, so da der Aufstand, der bis zum 31. Oktober 1944 whrte, entsprechend einer Weisung Hitlers unter SS-Obergruppenfher Erich von dem Bach-Zelewski blutig niedergeschlagen und Warschau "dem Erdboden gleichgemacht" wurde.
[75]

Der "Fhrer-Befehl" bestimmte unter anderem: "Deutsche Dienststellen aller Art, die in gro en Stdten der besetzten Gebiete aus dienstlichen Grnden untergebracht bleiben mssen, sind nach ausschlielich kriegsmigen Grundstzen unter Bercksichtigung der luftschutzmigen Erfordernisse in geeigneten Stadtteilen zusammenzufassen. Soldaten aller Dienstgrade und alle Reichsdeutschen sind unter Aufhebung der Einzelquartiere geschlossen unterzubringen. Die Unterbringungsrume sind als Verteidigungsblocks unter militrischer Fhrung einzurichten." Zitiert nach: Hanns VON KRANNHALS, Der Warschauer Aufstand, Frankfurt/Main 1962, S. 231. Allgemein zu den deutschen Lehren aus dem Warschauer Aufstand vgl. ibid., S. 217-232.
[76] [77]

Oberst von Scheven. Keine nheren biographischen Angaben ermittelt. Vermutlich Oberstleutnant Besser. Keine nheren biographischen Angaben ermittelt.

[78]

Zur "Kupferaktion" vgl. auch "Die Kupferaktion": Einsatz von Entstrungstrupps gegen Sabotage und Schdigungen in der Energieversorgung, BA-MA (Freiburg) RW 35/233.
[79] [80]

FK 752 (Quimper), Departement Finistre. FK 582 (Laval), Departement Mayenne. Otto Abetz. Territoire de Belfort.

[81]

[82]

[83]

[84]

Nach Fred Kupferman wurde Pierre Laval die Nachricht, sich mit seiner Regierung nach Belfort zu begeben, nicht von der deutschen Militrverwaltung berbracht, sondern von einem Botschaftsrat Hoffmann, vgl. Fred KUPFERMAN, Laval 1883-1945, Paris 1987, S. 453. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich von der Vichy-Regierung neben Laval noch Abel Bonnard (Erziehung), Eugne Bridoux (Verteidigung), Henri Blhaut (Marine), Maurice Gabolde (Justiz), Jean Bichelonne (Produktion) und Paul Marion (Staatssekretr beim Regierungschef) in Paris und befolgten die deutsche Aufforderung. Fernand de Brinon (Staatssekretr beim Regierungschef), Marcel Dat (Arbeit) und Joseph Darnand (Inneres) hatten bereits kurz zuvor Paris verlassen. Der Befehl, die Vorratslager zu zerstren, wurde nicht ausgefhrt, sondern von Choltitz trug statt dessen dafr Sorge, da vor allem die Lebensmittel aus Wehrmachtsbest nden im Umfang von ca. 4000 to an die hungernde Pariser Bevlkerung verteilt wurden. berdies machte er die bereits befohlenen Zerst rungen des Wasserleitungsnetzes rckgngig. Der Wehrmachtbefehlshaber von Gro-Paris wollte unter allen Umstnden eine weitere Verschrfung der inneren Lage in der Stadt vermeiden, da die wenigen ihm verbliebenen deutschen Truppen einem Volksaufstand nicht
[85]

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gewachsen gewesen wren, vgl. Joachim LUDEWIG, Der deutsche Rckzug aus Frankreich 1944, Freiburg im Breisgau 2 1995, S.157 ff. Im Unterschied zu seinen beiden Vorgngern, Lon Nol und Fornel de La Laurencie, die in den Rumen des Arbeitsministeriums, in der Rue de Grenelle, residierten, hatte Fernand de Brinon nach seiner Ernennung zum Generaldelegierten im Besetzten Gebiet das H tel Matignon (6, Avenue Matignon), den traditionellen Amtssitz des franzsischen Regierungschefs (Prsident du Conseil) zu seinem offiziellen Dienstsitz erklrt.
[86]

Der Ministre secrtaire d'tat aux Finances, Pierre Cathala, suchte am 17. August 1944 bei seinem Bruder vor den Deutschen Zuflucht. Secrtaire d'tat au Ravitaillement, Franois Chasseigne, nahm eine falsche Identitt an und tauchte kurz vor der Befreiung von Paris unter. Einem weiteren Mitglied der Regierung, Raymond Grasset, Ministre secrtaire d'tat la Sant et la Famille, gelang es offenbar im Anschlu an dieses Treffen im Hotel Matignon, sich in letzter Sekunde noch zu verstecken und entging auf diese Weise dem Abtransport nach Deutschland.
[87] [88]

Vermutlich Militrverwaltungschef-Vertreter Jehle. Nhere biographische Angaben nicht ermittelt. FK 531 (Chlons-sur Marne), Departement Marne. Departement Meuse.

[89]

[90]

[91]

Die Reichsland-GmbH war im Verlauf des Krieges aus der Ostdeutschen Landbewirtschaftungs-GmbH (Ostland) hervorgegangen.
[92]

Departement Meurthe-et-Moselle. FK 591 (Nancy, Departement Meurteh-et-Moselle. Generalleutnant Wilhelm Hederich. Oberst i.G. von Wallenberg. Nhere biographische Angaben nicht ermittelt. Vermutlich Militrverwaltungschef-Vertreter Karl Wilhelm Reinhardt. Nhere biographische Angaben nicht ermittelt. Departement Seine-et-Marne. FK 680 (Melun), Departement Seine-et-Marne.

[93]

[94]

[95]

[96]

[97]

[98]

Am 24. August griff die 2e Division Blinde unter der Fhrung von General Leclerc entgegen den urspr nglichen Weisungen des vorgesetzten V. US-Korps den ueren Sperrgrtel um Paris an und marschierte am spten Nachmittag ber die Porte d'Orlans von Sden her in die Hauptstadt ein. Am frhen Nachmittag des folgenden Tags kapitulierte General von Choltitz gegenber General Leclerc als Kommandeur der regul ren franzsischen Streitkrfte. Eine alleinige Kapitulation vor den Partisanenkrften der FFI hatte der Wehrmachtbefehlshaber von Gro-Paris mehrmals zuvor abgelehnt.
[99]

Vgl. hierzu den "Bericht ber die Fahrt von Paris nach St. Di (Vosges) vom 16.-19.8. 1944" von MVR Dr. von Tieschowitz vom 23.8.1944, BA-MA (Freiburg) RW 35/268.
[100]

Die deutsche Strategie der "Verbrannten Erde" trug den offiziellen Namen ARLZ-Ma nahmen (Auflockerungs-, Rumungs-, Lhmungs-, Zerstrungs-Manahmen). In seiner Eigenschaft als Reichsminister fr Bewaffnung und Munition hatte Albert Speer gegenber Hitler darauf gedrngt, vor allem im Westen und sptestens bei Erreichen der ehemaligen Reichsgrenze auf die v llige Zerstrung von Industrieanlagen und Versorgungseinrichtungen zu verzichten. Speer pldierte statt dessen dafr, durch gezielte Teilzerstrung wichtige Anlagen und Einrichtungen vorbergehend zu "lhmen".
[101] [102]

Departement Meurthe-et-Moselle.

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Jean Jacques Marie Andr Faure (1887-1972). Verwaltungsbeamter. Promotion in Rechtswissenschaften und sp ter in Philosophie. 1910 Rechtsanwalt am Berufungsgericht in Bordeaux. W hrend des Ersten Weltkriegs Sous-Prfet von Role. 1919 Secrtaire gnral des Dpartements Charente. 1929 Sous-Prfet von Cognac. 1937 Prfekt des Dpartements Ardche, spter des Dpartements Haute-Loire. 1941 zur Verfgung des Secrtaire gnral de la police au Ministre de l'intrieur, mit der Funktion des Inspecteur des camps d'internement beauftragt. 1943 als Regionalprfekt von Limoges und Prfekt des Dpartements Haute-Vienne delegiert. Mrz 1944 Regionalprfekt von Nancy und Prfekt des Dpartements Meurthe-et-Moselle. November 1944 seines Amtes enthoben. 1950 offiziell in den Ruhestand.
[103] [104]

Nhere Einzelheiten nicht ermittelt.

Zur Aufstellung in Marburg 1939/40 und der Auflsung des Stabes im Jahre 1944 vgl. Hans UMBREIT, Der Militrbefehlshaber in Frankreich, Boppard 1968, S. 1 ff. und S. 338 f.
[105] [106]

Departement Seine-Saint-Denis. Richtig: Pierrefitte-sur-Seine, Departement Seine-Saint-Denis.

[107]

Zur Befreiung von Paris s. Paris 1944. Les enjeux de la Lib ration. Actes du colloque (2-4 fvrier 1994), publi par. Christine LEVISSE-TOUZ, Paris 1994.
[108] [109]

Departement Aisne. Departement Aisne.

[110]

Richtig: Fallschirm-AOK1 (Fallschirm-Armeeoberkommando 1). Dieses wurde im M rz 1944 aus dem Generalkommando Fliegerkorps XI als Ausbildungsstab gebildet. Am 4. September 1944 wurde es als Armeeoberkommando aktiviert und erhielt bald darauf einen Einsatzraum am Niederrhein zugewiesen. Dort leitete es die Abwehr der groen alliierten Luftlandeoperation (Operation "Market-Garden") bei Nijmwegen und Arnheim. Oberbefehlshaber des FallschirmArmeeoberkommandos war Generaloberst Kurt Student.
[111]

Kurt Student (1890-1978). Generaloberst. 1913 Offizier bei der Fliegertruppe. 1914/18 Kriegsteilnahme. 1919 Referent fr Flugtechnik im Reichswehrministerium. 1933 bernahme ins Reichsluftfahrtministerium. Kommandeur der Erprobungsstellen und Inspekteur der Fliegerschulen. Seit 1938 Chef der Fallschirm- und Luftlandetruppen. 1940 General der Flieger. 1941 Leitung der Landung auf Kreta. 1944 Generaloberst und Oberbefehlshaber der Fallschirmtruppen. 1946 von einem britischen Militrgericht zu 5 Jahren Gefngnis verurteilt, das Urteil wurde jedoch nicht besttigt.
[112]

Richtig: Lunville, Departement Meurthe-et-Moselle. Richtig: Bnamnil, Departement Meurthe-et-Moselle. Departement Meurthe-et-Moselle.

[113]

[114]

Nhere biographischen Angaben nicht ermittelt. Die Abteilung Ib (Oberquartiermeister) war Anfang 1942 beim Militrbefehlshaber eingerichtet worden, nachdem der bisher zust ndige Oberquartiermeister Frankreich vom Oberbefehlshaber West bernommen wurde.
[115] [116]

Departement Vosges.

[117]

Nach dem Durchbruch bei Avranches gelang es den Amerikanern, gemeinsam mit britischen und kanadischen Truppen die Reste der vormals in der Normandie kmpfenden deutschen Verbnde bei Falaise einzuschlieen. Am 20. August 1944 entkam jedoch der Groteil aus dem Kessel; zur gleichen Zeit gelang es vielen der deutschen Einheiten, sich aus Sdfrankreich zurckzuziehen. Der deutsche Rckzug aus Frankreich kam vielerorts einer hilflosen Flucht gleich. Die mit der Entfernung von der Kste zunehmenden Nachschubprobleme der Alliierten gaben der Wehrmachtf hrung Ende

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August/Anfang September die ntige Zeit, die Verbnden im Westen neu zu formieren und vor der Reichsgrenze wieder eine zusammenhngende Front zu bilden, wenn auch unter groen Verlusten an Menschen und Material. Der schnelle alliierte Vormarsch kam nach dem Scheitern der groen Luftlandeoperation bei Arnheim vom 17.-26. September 1944 (Operation "Market-Garden") endgltig zum Erliegen. Das Elsa und Lothringen konnte von amerikanischen und franzsischen Truppen erst im Laufe des Herbst und des Frhwinters 1944 unter schweren Verlusten genommen werden.
[118]

Oberkommando des Heeres/Generalquartiermeister.

Zum Zeitpunkt der Auflsung der Dienststelle des Militrbefehlshabers in Frankreich um den 10. September 1944 war Generalfeldmarschall Gerd von Rundstedt erneut OB West. Er hatte am 5. September Generalfeldmarschall Walter Model abgelst.
[119] [120]

Richtig: pinal, Departement Vosges. Richtig Vosges. Departement Haut-Rhin.

[121]

[122]

[123]

Dr. Franz Albrecht Medicus (1890- ? ). Jurist und Beamter. Ministerialdirigent im Reichsministerium des Innern. Schriftleiter des Reichsgesetzblatt. August 1942 bis Herbst 1943 Leiter der Abteilung Verwaltung beim Militrbefehlshaber in Frankreich. September 1943 Chef der Verwaltungsgruppe beim Generalquartiermeister (Qu. 2) im Generalstab des Heeres. Herbert Backe (1896-1947). Politiker. Rulanddeutscher. Im Ersten Weltkrieg in Ruland interniert. 1918 Flucht nach Deutschland. 1920 Landwirtschaftsstudium. 1922 Eintritt in die SA. 1932 Mitglied des Preuischen Landtags und Ttigkeit im agrarpolitischen Apparat der NSDAP. 1933 Reichskommissar im Reichsern hrungsministerium. 1936 Leiter der Geschftsgruppe Ernhrung beim Beauftragten fr den Vierjahresplan. 1942 Leiter (ab 1944 Minister) des Reichsernhrungsministeriums und des Reichsnhrstandes. Nach dem Krieg im Nrnberger sogenannten "Wilhelmstraenproze" angeklagt. Freitod.
[124] [125]

Militrverwaltungsabteilungschef Dr. Bach. Keine nheren biographischen Angaben ermittelt.

[126]

Gemeint ist hier die Heeresgruppe G unter dem Oberbefehl von Generaloberst Johannes Blaskowitz (dessen Nachfolger war ab 21. September 1944 der General der Panzertruppe Hermann Balck).

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BA-MA RW 36/1316

Kommandant Heeresgebiet Sdfrankreich[1] Abteilung Verwaltung und Wirtschaft - Reststab[2] -

Schlussbericht fr die Zeit vom 1.7.-2.9.1944

Inhaltsverzeichnis

I. Zusammenfassender berblick ber die Entwicklung der Lage

II. Fachlicher Teil

A. B. C. D. E. F. G. H.

Allgemeines Allgemeine und Innere Verwaltung Strassen- und Brckenbau Kraftfahrzeugverkehr Gewerbliche Wirtschaft Ernhrung und Landwirtschaft Forst- und Holzwirtschaft Arbeitseinsatz

III. Rckmarsch

Anhang

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I. Zusammenfassender berblick ber die Entwicklung der Lage

Die fortlaufende Zunahme der Spannung hielt seit Beginn der Berichtszeit an und steigerte sich nach dem Durchbruch der Anglo-Amerikaner in der Normandie[3] noch weiter. In der Stimmung der Bevlkerung war die Hoffnung auf einen baldigen alliierten Sieg vorherrschend, zumal die Machtlosigkeit der Deutschen auch usserlich in Erscheinung trat durch die Rckziehung von Truppen und Dienststellen aus den von der Arme Secrte (A.S.)[4] und den Forces Franaises de l'Intrieur (F.F.I.)[5] beherrschten Gebieten. Je nach den in den einzelnen Gebieten herrschenden Machtverhltnissen untersttzte die Bevlkerung die Widerstandsbewegung offen oder versteckt durch Lieferung von Lebensmitteln, Kleidung, Kraftfahrzeugen, Treibstoffen und Ausrstungsgegenstnden aller Art. Die deutschfeindliche Stimmung war allgemein und kam nur dort nicht offen zum Ausdruck, wo deutsche Truppen konzentriert waren oder sich grssere Dienststellen oder Kommandobehrden befanden. Allgemein wurde in der Bevlkerung die Ansicht vertreten, dass die deutsche Niederlage unmittelbar bevorstehe, da die Deutschen nicht mehr ber gengend Truppen und Material verfgten, um mit den inneren Streitkrften fertig zu werden. Die deutschfreundlichen Kreise zogen sich mehr und mehr zurck. Soweit sich deutschfreundliche Franzosen zu sehr exponiert hatten, baten sie, bei einem etwaigen Rckzug mitgenommen zu werden, um nicht der Widerstandsbewegung in die Hnde zu fallen. Der Beginn der Invasion an der Sdkste, der 15.8.44[6], brachte eine weitere Verschrfung der Gesamtlage. Die Wirtschaft kam fast vllig zum Stillstand, besonders in den Grosstdten wurden Betriebe, Geschfte und Restaurants geschlossen, die Eisenbahner, die bisher von der OT[7] eingesetzten Baubetriebe und der Bergbau traten in Streik, Strassenbahnen und Fernsprechmter wurden stillgelegt. Die Behrden verhielten sich im allgemeinen ruhig, aber sehr zurckhaltend. Insbesondere in Gebieten, in denen die Widerstandsbewegung besonders stark war, begannen auch die Behrden mit passiver, ja sogar aktiver Resistenz. In vielen Fllen war eine Zusammenarbeit mit der Widerstandsbewegung unverkennbar. In den grsseren Stdten war die Zusammenarbeit mit den franzsischen Verwaltungsbehrden im allgemeinen bis zum Schluss vorhanden, auf franzsischer Seite jedoch aus dem Grunde, um durch stndige Verbindung und Fhlungnahme mit den deutschen Behrden bergriffe der Truppe zu vermeiden, dadurch die Bevlkerung zu schtzen und insbesondere deren Ernhrung sicherzustellen. Eine positive Einstellung konnte nur noch bei solchen Beamten beobachtet werden, die Anhnger einer der Kollaborationsparteien[8] waren. Mit Beginn der Invasion im Sden machte sich eine noch strkere Zurckhaltung der Behrden bemerkbar. Leitende Beamte waren hufig nicht mehr auffindbar, die Bros stillschweigend geschlossen worden. In Nizza[9] und Lyon[10] hielten die Prfekturbehrden die Verbindung mit den Besatzungsbehrden bis zum letzten Tage aufrecht und versuchten sogar, zwischen diesen, der Widerstandsbewegung und den Invasionstruppen zu vermitteln. Ein Antrag des Prfekten, Nizza[11] zur offenen Stadt zu erklren, wurde von deutscher Seite abgelehnt. Bei der Bevlkerung machte sich kurz vor und bei Abzug der deutschen Truppen und Dienststellen eine starke Beunruhigung bemerkbar, da der Ausbruch innerer Unruhen befrchtet wurde. Kurz vor und nach der Invasion im Sden nahm die Ttigkeit der Widerstandsbewegung sprunghaft zu. Die Mobilmachung wurde in aller ffentlichkeit fortgesetzt und durchgefhrt. Aus vorgefundenen Unterlagen geht hervor, dass die Mobilmachung der verschiedenen militrischen Organisationen der Befreiungsbewegung planmssig und nach militrischen Grundstzen vorbereitet war. Genaue

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Anweisungen ber Erfassung, Einberufung, Bekleidung, Bewaffnung, Ausrstung, Besoldung, Familienuntersttzung und Hinterbliebenenfrsorge waren schon seit langer Zeit ausgearbeitet und erlassen worden[12]. Der Schwerpunkt der Widerstandsbewegung lag im Heeresgebiet Sdfrankreich vor allem in drei Gebieten, in den Alpen, im Zentralmassiv und in den Pyrenen. Im Alpengebiet war die mehr rechts gerichtete A.S., im Zentralmassiv und in den Pyrenen - im letzteren Gebiet durch die Rotspanier untersttzt - die links gerichteten F.F.I. vorherrschend. Die in diesen Gebieten befindlichen deutschen Truppenteile und Dienststellen wurden binnen kurzem vollstndig abgeschnitten und isoliert. Die FKn[13] Annecy[14], Chambry[15], Grenoble[16] und Lons-le-Saulnier[17] waren bereits von Anfang August an nur noch mit strksten Geleitzgen zu erreichen. Das Gleiche traf zu fr Limoges[18], Agen[19], Cahors[20], Pau[21] und Tarbes[22]. Auch die FKn Gueret[23], Montluon[24], Gap[25] und Digne[26] waren zeitweise eingeschlossen. Mit Prigueux[27] und Tulle[28] war seit Anfang August berhaupt keine Verbindung mehr herzustellen. Die FK Aurillac[29] wurde Anfang August unter schwersten Kmpfen und erheblichen Verlusten nach Clermont-Ferrand[30] zurckgezogen. Verschiedenen Feldkommandaturen, darunter Montluon und Privas[31] wurden von der Widerstandsbewegung Ultimaten zur bergabe gestellt, die jedoch nicht beantwortet wurden. Allein in den Departements Haute Loire und Allier waren 12 000 bzw. 15 000 Mann der F.F.I. zusammengezogen worden. In den brigen Departements lagen die Verhltnisse hnlich. Auch in die grossen Stdte sickerten planmssig kleine und mittlere Gruppen ein. Die entfernt liegenden FKn Perpignan[32], Nizza[33], Pau, Tarbes und Digne waren auch verkehrsmssig seit dem Monat Juli vollstndig abgeschnitten. Die verschiedenen Gruppen der Aufstandsbewegung gingen nunmehr dazu ber, auch aktiv in die Verwaltung und Wirtschaft des Landes einzugreifen. Sie erteilten den Staats- und Gemeindebehrden laufend Anweisungen, ersuchten die Betriebsinhaber, ihre Betriebe zu schliessen, die Vorrte sicherzustellen und wiesen die Bauern an, nur noch soviel Getreide auszudreschen, als fr die Ernhrung der rtlichen Bevlkerung notwendig war. Sie versorgten sich unmittelbar selbst durch Requisitionen gegen ordnungsmssige Requisitionsbescheinigungen mit allem, was fr die Mobilmachung einer Truppe erforderlich ist, besonders mit Lebensmitteln, Kraftfahrzeugen und Treibstoff. Auch die Sabotagen nahmen in erheblichem Masse zu. Sie richteten sich gegen alle Einrichtungen, die in irgendeiner Weise unmittelbar oder mittelbar der Besatzungsmacht dienten, in erster Linie gegen Eisenbahnen, Nachrichtenmittel, Strassen, Brcken, Ernergieanlagen, Bergwerksbetriebe (insbes. [ondere] auch die Bauxitgruben in den Departements Var und Herault), Flugpltze, wehrmachtseigene Einrichtungen, Truppenunterknfte, Kraftfahrzeugparks, Treibstofflager usw. Die Diebsthle an Treibstoff, Kraftfahrzeugen, Waffen und Sprengstoff nahmen berhand. Das Verkehrswesen war vollstndig zum Erliegen gekommen. Im Heeresgebiet Sdfrankreich waren laufend 2-300 Schadstellen an Eisenbahnanlagen vorhanden, die nicht mehr ausgebessert werden konnten. Die Notbetriebsstrecken Chalons[34]-Marseille[35] und Marseille-Toulouse[36]-Bordeaux[37] konnten gleichfalls nicht mehr laufend aufrechterhalten werden, der Rckstau war nicht mehr zu beseitigen. Hierzu kam als Vorbereitung der Invasion im Sden eine erhebliche Zunahme der feindlichen Luftttigkeit, die sich insbesondere gegen Eisenbahnanlagen, Eisenbahn- und Strassenbrcken und sonstige wichtige Verkehrseinrichtungen richtete. Das Zusammenspiel zwischen der feindlichen Luftwaffe und den Sabotagetrupps der Widerstandsbewegung war vorbildlich. Alle diejenigen Objekte, die die feindliche Luftwaffe nicht erreichen konnte, wurden von der Widerstandsbewegung zerstrt.

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Demgegenber war die deutsche Gegenwehr unbedeutend. Es wurde zwar von militrischer Seite versucht, durch Einzelunternehmen bestimmte Zentren der Widerstandsbewegung zu zerschlagen[38], jedoch scheiterten alle diese Unternehmungen an dem Mangel gengender Krfte und an der elastischen Kriegsfhrung der einzelnen Gruppen, die bei ihren Ausweichbewegungen von der Bevlkerung weitestgehend untersttzt wurden und hierbei auch die gnstigen geographischen Verhltnisse auszunutzen verstanden. Dazu kam, dass sich die eingesetzten Osttruppen[39] als unzuverlssig erwiesen und zum Teil bergelaufen sind. Die vom SD[40] mit drakonischen Mitteln gefhrten Vergeltungsmassnahmen[41] blieben ohne jeden Erfolg, ja im Gegenteil, sie steigerten die Wut der Bevlkerung und fhren zu Repressalien gegen deutsche Wehrmachtsangehrige und Zivilpersonen, die in die Hnde des Feindes gefallen waren. Auch gegen die feindliche Luftwaffe konnte keinerlei Gegenwehr festgestellt werden. Deutsche Flugzeuge und Flak waren im Inneren des Heeresgebietes Sdfrankreich berhaupt nicht vorhanden. Hierdurch war es auch mglich gewesen, dass die Widerstandsbewegung bereits seit Monaten vor Beginn der Invasion durch tgliche Einflge grsserer Verbnde planmssig aus der Luft versorgt werden konnte und alles an Waffen und Munition erhalten hatte, was sie zur Ausrstung ihrer Verbnde brauchte. Mit Beginn der Invasion im Sden setzte gleichzeitig eine verstrkte Luftttigkeit ein. Die Hauptrckzugsstrassen, insbesondere die Rhnetalstrasse, standen unter stndigen und pausenlosen feindlichen Luftangriffen. Insbesondere haben die rollenden Tieffliegerangriffe den geordneten Rckmarsch fast vllig zerschlagen. Hierdurch sind ungeheure Verluste an Material und auch an Menschen eingetreten. Kurz nach der Landung im Sden wurden die Kriegslazarette in Chamonix[42], Evian[43] und Thonon[44], deren Zurckziehung schon lngst befohlen, aber noch nicht durchgefhrt worden war, und die Garnison Annecy einschliesslich der Feldkommandantur von der A.S., die Garnison Dragignan[45] von gelandeten Fallschirmtruppen[46] berraschend berwltigt, die Garnison Tulle zur bergabe gezwungen. Eine Reihe anderer Feldkommandanturen erlitt einige Tage spter das gleiche Schicksal. Von einer Anzahl anderer Dienststellen (s. auch Teil III) liegen bis heute noch keine Nachrichten vor.

II. Fachlicher Teil

A. Allgemeines Die Entwicklung der Lage brachte fr die Militrverwaltung in Sdfrankreich eine ausserordentliche Erschwerung ihrer Aufgaben. Schon von Beginn der Berichtszeit an waren die Fernsprechverbindungen zu den Oberfeldkommandanturen[47] und von diesen zu den Feldkommandanturen laufenden Strungen ausgesetzt, von Anfang August an fast vollstndig unterbrochen. Die Funkverbindungen zu den Oberfeldkommandanturen waren ausschliesslich fr militrisch-taktische Zwecke vorbehalten und wurden der Verwaltung in Verkennung der Wichtigkeit ihrer Aufgaben nicht zur Verfgung gestellt. Die Kurierverbindungen waren unregelmssig und wegen der dauernden Unterbrechung des Eisenbahnverkehrs und der Unzugnglichkeit weiter Gebietsteile praktisch unbrauchbar geworden. Hierdurch wurde die Fhrung der nachgeordneten Dienststellen wesentlich behindert. Der grsste Teil der Feldkommandanturen war von Anfang bis Mitte August an praktisch auf sich selbst gestellt. Trotzdem kann aufgrund der jetzt vorliegenden Berichte und Unterlagen festgestellt werden, dass die Militrverwaltung berall ihre Aufgaben mit bemerkenswerter Energie und Umsicht bis zum letzten Tage erfllt hat. Die Fhlung mit den franzsischen Behrden wurde fast berall aufrechterhalten
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und die von aussen abgeschnittenen Feldkommandanturen haben versucht, sich fr die Durchfhrung ihrer Massnahmen, soweit sie infolge der Bandenlage[48] die Departementsorte nicht mehr verlassen konnten, der franzsischen Prfekturbehrden zu bedienen. Im allgemeinen fand die Verwaltung wenig Untersttzung bei den Kommandanten der territorialen Dienststellen, die gerade in Sdfrankreich kurz vor der Invasion zum grssten Teil ausgewechselt worden waren[49], wenig Verstndnis fr die Aufgaben der Verwaltung besassen und kaum Erfahrungen auf diesen Gebieten mitbrachten. Auch den fortgesetzten, immer wieder von allen Dienststellen der Verwaltung erhobenen Forderungen auf Stellung militrischen Schutzes fr wichtigste, auch fr die Truppe unentbehrliche Objekte, wie Energieanlagen, Transporteinrichtungen, Treibstofflager, wichtige Betriebe, Kraftfahrzeugparks, Rohstofflager usw., wurde nur in den seltensten Fllen entsprochen. Auf diese Weise sind unschtzbare Mengen unersetzbarer Gter verloren gegangen. Diese allgemein feststellbare Einstellung war umsoweniger erklrlich, als sich die Aufgaben der Verwaltung von Beginn der Berichtszeit an mehr und mehr auf rein militrische Bedrfnisse konzentrierten. Die Versorgung der Truppe mit Lebensmitteln, Kraftfahrzeugen, Treibstoffen und Ausrstungsgegenstnden aller Art stand im Vordergrund. Daneben nahm die Mitarbeit bei der Wiederherstellung von Strassen und Brcken, die Gestellung von Arbeitskrften fr diese Aufgaben und fr den Stellungsbau einen weiten Raum ein. Leider hat auch die Operationstruppe selbst in vieler Hinsicht die Arbeit der Verwaltung nicht unerheblich gestrt, da sie glaubte, durch den grundlegenden Befehl Nr. 9[50] des OB West[51] zu jedem auch unmittelbaren Eingriff in die Verwaltung und Wirtschaft berechtigt zu sein. Im Bezirk der OFK Avignon[52] hatte sich die Zusammenarbeit mit dem AOK[53] 19 gut eingespielt. Zwischen den Divisionen und Regimentern einerseits und den Feldkommandanturen andererseits bestand durchweg eine enge Verbindung. Die Dienststellen der Verwaltung konnten den Anforderungen an Stellungsbaugerten, Arbeitskrften, Kraftfahrzeugen, Ausrstungsgegenstnden und Verpflegungsmitteln bis zum Schluss nachkommen, soweit dies bei den vorhandenen Best nden, die seit Beginn der Berichtszeit wegen der mangelhaften Transportverbindungen kaum noch aufgefllt wurden, berhaupt noch mglich war. Hierbei konnten im grossen und ganzen stets ein Ausgleich mit den Bedrfnissen der zivilen Wirtschaft und den notwendigsten Erfordernissen der Bevlkerung gefunden werden. Die Ernhrungslage im Kstenbereich war allerdings ausserordentlich gespannt und konnte bis zum Schluss nicht mehr gebessert werden. Der Anschluss an die Ernte wurde zwar erreicht, aber nur unter Herabsetzung der Rationen unter das Existenzminimum[54]. Im Zuge des Rckmarsches der 19. Armee wurde die OFK am 18./19.8. nach Valence[55] und am 28.8. nach Vienne[56] verlegt und fhrt von dort aus ihre Aufgaben als Ko-Rck[57] AOK 19 weiter durch. Schwieriger gestaltete sich die Arbeit der Verwaltung im Bereich der OFK Toulouse[58], deren Bezirk gleichzeitig rckwrtiges Armeegruppengebiet der erst kurz vor Beginn der Berichtszeit eingesetzten Armeegruppe G[59] war. Schon organisatorisch ergaben sich aus der Tatsache, dass der Bereich der Armeegruppe G die Armeebereiche der 19. und 1. Armee, also auch Teile des Bezirks des Befehlshabers Sdwestfrankreichs umfasste, besondere Probleme. Durch Abstellung von Verbindungsbeamten zur Armeegruppe G konnte der stndige Einfluss der Verwaltung gesichert werden. In den Armeegruppenbereich wurden in laufendem Wechsel abgekmpfte Truppenteile[60] verlegt, deren Ausrstung ergnzt werden sollte. Hierzu musste in erheblichem Umfange auf franzsische Zivilbestnde an Bekleidung, Aussrstung und Ernhrung zurckgegriffen werden. Dies ist der OFK in enger Zusammenarbeit mit der Armeegruppe einerseits und der franzsischen Verwaltung andererseits im allgemeinen gelungen, obgleich gerade auf dem Ernhrungsgebiet die Region Toulouse selbst

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Zuschussgegiet ist. Im Bereich der OFK Clermont-Ferrand[61] standen in der Berichtszeit diejenigen Aufgaben im Vordergrund, die sich daraus ergaben, dass seit dem 10.7. bestimmte Rechte der besetzenden Macht ausgebt wurden[62]. Die franzsische Verwaltung hat hierbei zufriedenstellend mitgearbeitet. Die deutschen Anordnungen, die durch die verschrfte Bandenlage hervorgerufen worden waren, konnten berall, wo eine Einflussmglichkeit berhaupt noch vorhanden war, durchgefhrt werden. Daneben hatte die Verwaltung im Bezirk Clermont-Ferrand die besondere Aufgabe, das LXVI. RK.[63], dem die taktische Durchfhrung der Befriedungsaktion[64] bertragen war, laufend in allen Angelegenheiten der Verwaltung und Wirtschaft zu beraten und zu untersttzen. Alle notwendigen Verhandlungen mit den franzsischen Behrden wurden durch die Verwaltungsgruppe gefhrt, der ausserdem die Aufgabe oblag, die eingesetzten Truppen zu versorgen. Das Schwergewicht der Aufgaben der OFK Lyon[65] lag in der Sicherung und Aufrechterhaltung der rckwrtigen Verbindungen der im Sden, Sdwesten und Westen des Bezirks eingesetzten und kmpfenden Truppenteile. Die Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung in der Stadt Lyon selbst mit einer massierten Industrie, einem bedeutenden Verkehrszentrum und einer ausgesprochen deutschfeindlichen Bevlkerung gestaltete sich besonders schwierig. Hierzu kam, dass auch die Ernhrungslage in Lyon aufs usserste angespannt war, und dass es, obgleich Lyon selbst in einem landwirtschaftlichen berschussgebiet liegt, wegen der dicht um die Stadt liegenden Widerstandsgebiete[66] nur mit grosser Mhe gelang, die Ernhrung der Bevlkerung notdrftig sicherzustellen. Da von vornherein ersichtlich war, dass Lyon als Verkehrsmittelpunkt des Heeresgebiets Sdfrankreich bei etwaigen Rckzugsbewegungen eine entscheidende Rolle spielen wrde, hat der Kommandant Heeresgebiet Sdfrankreich und insbesondere die Verwaltung dem Problem Lyon seine besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Kurz nach der Landung in Sdfrankreich nderten sich die Verhltnisse der Verwaltung in aufgabenmssiger und organisatorischer Hinsicht grundlegend. Mit Wirkung vom 19.8.44 unterstellte sich die Armeegruppe G den Kommandanten des Heeresgebiets mit den OFKn Avignon[67] und Lyon und beauftragte ihn, die ostwrtige Rhnestrasse und die Strassen von Lyon nach Chalons s.S.[68] und ber Bourg[69] - Lons-le Saulnier[70] nach Besanon[71] fr die erforderlichen Bewegungen der im Sden stehenden Truppen zu sichern. Hierzu erliess der Kommandant des Heeresgebiets S dfrankreich einen Ausfhrungsbefehl vom 19.8.44 (Rhnetal-Befehl)[72], in dem u.a. bestimmt wurde, dass alle ausserhalb des Sicherungsbereichs des Rhne- und Sane-Tals gelegenen Dienststellen in den Sicherungsbereich einzurcken htten. Als vordringlichste Aufgaben wurden herausgestellt die Freihaltung, Instandhaltung und Sicherung der Marschstrassen und Brcken, die Erkundung und Festlegung von Nebenstrassen und Ausweichmglichkeiten, die berwachung des gesamten Verkehrs, die Erfassung aller Verkehrsmittel und Betriebsstoffmengen und die Zerstrung aller dem Feind dienlichen Anlagen und Einrichtungen. Jede ausserhalb dieser Aufgaben liegende Ttigkeit sollte mit sofortiger Wirkung eingestellt werden. Die OFKn Toulouse und Clermont-Ferrand haben von der Armeegruppe G unmittelbar Sonderbefehle erhalten. Damit war die Rckzugsbewegung aus dem Heeresgebiet Sdfrankreich eingeleitet. Die Verwaltung ist beim Erlass dieser Befehle nicht beteiligt worden und war infolgedessen auch nicht in der Lage, die Art der Durchfhrung der von der Armeegruppe G befohlenen Rumung unter Brcksichtigung der politischen, verwaltungsmssigen und wirtschaftlichen Gesichtspunkte zu beeinflussen sowie den Umfang der noch zu erfllenden Restaufgaben zu bestimmen. Die Verbindungen

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zu den OFKn Clermont-Ferrand und Toulouse waren nunmehr auch befehlsmssig abgeschnitten. Die angeordnete beschleunigte Heranziehung aller ausserhalb des Sicherungsbereichs liegenden Einheiten wurde zum grossen Teil so berstrzt durchgefhrt, dass die notwendigen wirtschaftlichen Massnahmen (Rckfhrung wichtiger Wirtschaftsgter, Lhmung[73] usw.) trotz der hierfr vorliegenden Befehle nicht mehr vorgenommen werden konnten. Hinzu kam, dass die gut organisierte Widerstandsbewegung durch die berstrzten Absetzbewegungen, die sich einschliesslich ihrer Vorbereitungen in aller ffentlichkeit vollzogen, ein ausgezeichnetes Material erhielt und hieraus einwandfreie Schlsse ber die deutschen Absichten ziehen konnte. Ausserdem bekam die Widerstandsbewegung durch den beschleunigten Abmarsch der deutschen Dienststellen und Truppen einen bedeutenden moralischen Auftrieb, nicht nur bei ihren eigenen Abhngern, sondern vor allem auch bei der Bevlkerung. Hierzu zwei Beispiele: a) Die OFK 564 Toulouse erhielt ihren Abmarschbefehl am Abend des 18.8.44 f r den 19.8.44, 14 Uhr. Ausreichende Vorbereitungen fr die planmssige Zurckfhrung des Stabes waren nicht getroffen worden, sondern wurden erst in der Nacht vom 18./19.8.44 in Angriff genommen. Die Folge davon war ein vllig ungeregelter Abmarsch. Massnahmen zur Rckfhrung von Wirtschaftsgtern und zur Zerstrung wichtiger industrieller Anlagen konnten nicht mehr durchgefhrt werden. Der Kommandant[74] fuhr mit seinen engsten Mitarbeitern der Marschkolonne mit schnellen Fahrzeugen voraus und erreichte Lyon bereits am 21.8.44. Der Rest des Stabes wurde seinem Schicksal berlassen. Die eingetretenen Verluste, insbesondere an Material, waren erheblich. Die meisten Angehrigen des Stabes erreichten Lyon erst nach 10 Tagen, einige sogar noch spter. Eine berwachung des geordneten Abmarsches der unterstellten Feldkommandanturen erfolgte berhaupt nicht. Als z.B. die Kolonne der Feldkommandantur Agen[75] Toulouse zwei Stunden nach Abmarsch der OFK 564 erreichte, wurde sie bereits von einer Gruppe der Widerstandsbewegung, die in der Zwischenzeit von der Stadt Besitz ergriffen hatte, mit heftigem Feuer empfangen.

b) Der oben erwhnte Rhnetal-Befehl vom 19.8.44 war in der Nacht vom 18./19.8.44 ausgearbeitet worden. Unabhngig hiervon fand am 19.8.44 zwischen der Verwaltung und dem Rstungskommando Lyon eine Besprechung ber die Durchfhrung von Lhmungs- und Zerstrungsmassnahmen statt. Hierbei wurde Einigkeit darber erzielt, dass solche Massnahmen bei militrisch bedeutsamen Objekten in den Bezirken Lyon und St. Etienne[76] durchgefhrt werden mssten. In der Zwischenzeit hatte jedoch der Feldkommandant von St. Etienne[77] aufgrund des Befehls vom 19.8. die Weisung erhalten, sich mit seinem Stabe unverzglich nach Villefranche[78] in Marsch zu setzen. Als der Leiter der Abteilung Verwaltung und Wirtschaft[79] von diesem Befehl gegen Mittag des 19.8.44 Kenntnis erhielt, hat er bei dem Chef des Stabes[80] sofort Einspruch eingelegt mit der Begrndung, dass die befohlenen Massnahmen in St. Etienne nur dann durchgefhrt werden knnten, wenn sich die Feldkommandantur noch an Ort und Stelle befnde. Trotz gegenteiliger Zusage wurde St. Etienne am Sonntag, den 20.8., morgens, gerumt. Damit sind dem Feinde wichtigste industrielle und bergbauliche Anlagen und erhebliche Vorrte an Treibstoffen unbeschdigt in die Hnde gefallen. Fr die Verwaltung ergaben sich auf Grund des Rhnetal-Befehls umfangreiche Restaufgaben, die den nachgeordneten Dienststellen, nmlich den OFKn Avignon und Lyon und den noch im Einsatz
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befindlichen Feldkommandanturen nebst eingehenden Durchfhrungsanweisungen bermittelt wurden. Es handelte sich hierbei insbesondere um folgende Aufgaben:

a) Strassen- und Brckenbau Bereitstellung des notwendigen Strassen- und Brckbaumaterials, Mobilisierung der franzsischen Strassen- und Brckenbautruppen, Erkundung und Festlegung von Neben- und Umgehungsstrassen. Hierzu erfolgte die Zuweisung je eines technischen Inspektors der Abteilung Verwaltung und Wirtschaft zu den FKn Macon[81] und Valence[82]. Fr den Bereich der FK Lyon[83] wurde die Bearbeitung durch die Abteilung Verwaltung und Wirtschaft selbst bernommen.

b) Verkehr Erfassung aller brauchbaren Kfz. fr die Wehrmacht. Sicherstellung eines vorbergehenden Einsatzes fr die Lebensmittelversorgung der Stdte, verschrfte berwachung des gesamten zivilen Kraftfahrzeugverkehrs.

a) Gewerbliche Wirtschaft Aufrechterhaltung der Versorgungsbetriebe (Gas-, Wasser- und Elektrizittswerke), Sicherung der beiden Kraftwerke Beaumont-Monteux[84] und Pizanon[85] (7 km nrdl.[ich] Valence am Rande des Rhnetals gelegen), ferner Sicherung der im Rhnetal befindlichen Brunnen. Energieversorgung der Reparaturwerksttten und der noch aufrechtzuerhaltenden Betriebe. Aufrechterhaltung der Kfz. Reparaturwerksttten (einschliesslich der hierzu vorzusehenden Kfz.-Werke Berliet, Somua und Schneider Lyon) und deren Belieferung mit Strom, Wasserstoff, Sauerstoff und Karbid (Wasser- und Sauerstoffwerk "Air Liquide", Lyon fr Auffllung von Sperrballons). Aufrechterhaltung einiger wichtiger Werke fr Sofortbedarf der Truppe (Munitionsfabrik Valence fr MPi-Munition[86], ein Betrieb fr elektrische Autoausrstung, Eisenbahnreparaturwerksttten und Werk fr Funkgerteteile). Sicherstellung der noch greifbaren Treibstoffvorrte. Sofortbedarf der Truppe (Textilien, Schuhe aus dem zivilen Sektor). Vorbereitung der Lhmung oder Zerstrung von Betrieben der Energieversorgung, des Bergbaus, der Zementindustrie. Hierzu Aufstellung und Einsatz besonderer Sprengtrupps aus vorhandenen Krften der Technischen Nothilfe[87].

b) Land- und Forstwirtschaft Sicherstellung der Ernhrung der Wehrmacht (durchziehende Truppen), Rckgriff auf
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franzsische Verpflegungslger, notfalls zustzliche Aufbringung aus dem Lande. Sicherung der notbedrftigsten Ernhrung der Bevlkerung zur Vermeidung von Unruhen, vor allem in den Stdten Lyon, Valence, Macon und Bourg. Nachweis und Zuweisung von Bau-, Brenn- und Tankholzlgern. c) Wirtschaftstransporte Erfassung des fr die Wehrmacht nicht bentigten Transporttraumes fr die lebenswichtige Versorgung der Bevlkerung, Abtransport der fr die Heimatrstungsindustrie unentbehrlichen Mangelgter. Hierzu Ausnutzung des Transportraumes rckfahrender Leerkolonnen.

d) Arbeitseinsatz Bereitstellung von Arbeitskrften fr die Instandsetzung von Strassen und Brcken sowie sonstiger, die Truppenbewegung hindernder Luftkriegsschden. Zu diesem Zwecke wurde zu jedem Strassenkommandanten ein fachkundiger Arbeitseinsatzsachbearbeiter abgestellt. Aus dem Bestand der Abteilung Verwaltung und Wirtschaft wurden hierfr 5 Sachbearbeiter zur Verfgung gestellt. Weitere Aufgaben: Eingreifen bei Streiks, Bereitstellung von Arbeitskr ften fr den Truppenbedarf (Ausbau von Stellungen im Sicherungsbereich), Bereitstellung von Fachkrften fr noch aufrechtzuerhaltende Instandsetzungswerksttten usw. Auch diese Aufgaben konnten jedoch nur noch zum Teil durchgefhrt werden, da ihre Wichtigkeit fr die geordnete Rckfhrung der Armee von den militrischen Stben fast durchweg nicht erkannt worden ist. Das den nachgeordneten Dienststellen fr diese Zwecke zugewiesene Personal und auch die bodenstndigen Verwaltungsgruppen selbst wurden nicht hierfr, sondern fr Bewachungs- und Sicherungsaufgaben eingesetzt. Der Kommandant Heeresgebiet Sdfrankreich selbst hat sich bereits am 24.8.44 augrund einer V-MannMeldung, wonach amerikanische Panzerspitzen angeblich in Bourgoin[88] etwa 40 km sdstlich Lyon eingetroffen seien, in das oberhalb gelegene Fort St. Foy, eine alte, hinsichtlich ihrer Befestigungsanlagen den kriegstechnischen Erfordernissen etwa des Krieges 1870 entsprechende Befestigungsanlage abgesetzt. Die von Seiten der Verwaltung erhobenen Vorstellungen, dass ein Ausweichen des Kommandanten des Heeresgebiets Sdfrankreich, der hchsten Territorialdienststelle Sdfrankreichs, ausserordentich ungnstige Auswirkungen auf die Gesamtlage, insbesondere auf die Stimmung der Bevlkerung und die Haltung der Behrden haben msse, waren ergebnislos. Wie vorausgesehen kam es am gleichen Tage zu Strassenkmpfen am Parc Tte d'or, einen Tag spter wurde der gesamte Stadtteil Villeurbanne von der Widerstandsbewegung in Besitz genommen. Auch am Flugplatz Lyon-Bron entwickelten sich heftige Kmpfe. Gleichzeitig mit dem Abrcken des Kommandanten des Heeresgebiets Sdfrankreich wurde der gesamte Fernsprech- und Strassenbahnverkehr stillgelegt und die Geschfte geschlossen. Erst nach Tagen trat wieder eine gewisse Beruhigung ein. Am 28.8.44 zog schliesslich die Oberquartiermeisterabteilung des AOK 19 ohne Behinderung in die alte Dienststelle des

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Kommandanten des Heeresgebiets Sdfrankreich ein. Durch das vorzeitige Absetzen der Dienststelle des Kommandanten des Heeresgebiets S dfrankreich wurden der Militrverwaltung praktisch alle Einwirkungsmglichkeiten auf ihren Aufgabengebieten, insbesondere aber hinsichtlich der ihr verbliebenen Restaufgaben abgeschnitten. Ein Fernsprechverkehr vom Fort St. Foy war nur noch in beschrnktem Umfange mglich, der Funkverkehr auch weiterhin lediglich fr taktische Befehle vorgehalten. Zwei Tage nach dem Absetzen der Dienststellen des Kommandanten des Heeresgebiets Sdfrankreich wurde auch die OFK 590 Lyon durch Befehl des Kommandanten des Heeresgebiets Sdfrankreich in das benachbarte Fort St. Irne verlegt und dadurch auch dieser die Einflussnahme auf die franzsischen Behrden erschwert. Als besonders hemmend fr die Abwicklung der noch verbliebenen Aufgaben der Militrverwaltung hat sich ferner der Umstand erwiesen, dass auch fr die Rckfhrung aller sonstigen in Sdfrankreich befindlichen Dienststellen, mit denen die Militrverwaltung zusammenzuarbeiten hatte, keine einheitliche Planung vorhanden war. Der Kommandant des Heeresgebiets, der auf diesen Misstand mehrfach aufmerksam gemacht wurde, hat den Erlass eines entsprechenden Befehls zwar zugesagt. Trotzdem haben sich diese Dienststellen, da es wohl zum Erlass eines solchen Befehls nicht gekommen ist, jeweils nach eigenem Entschluss oder nach Weisungen ihrer vorgesetzten Dienststellen, die die rtliche Lage gar nicht bersehen konnten, vorzeitig in Marsch gesetzt. Dies traf insbesondere fr diejenigen Dienststellen zu, die ihrem Aufgabengebiet nach am lngsten htten bleiben mssen. Der Kommandeur des SD[89] und der Kommandeur der Ordnungspolizei[90] sind bereits am 23.8.44. abgerckt. Die Technische Nothilfe hat Lyon ebenfalls am 23.8.44 fluchtartig unter Zur cklassung eines grossen Teils ihres Aktenmaterials, das erst spter durch Zufall entdeckt worden ist und noch rechtzeitig vernichtet werden konnte, verlassen. Das Rstungskommando, der Feldwirtschaftsoffizier[91] und das Feldwirtschaftskommando 9 haben Lyon am 24.8.44 verlassen. Das deutsche Eisenbahnpersonal ist fast durchweg vor den Territorialdienststellen herausgezogen worden, ohne mit diesen vorher Fhlung aufgenommen zu haben. Der grsste Teil der Dienststellen des Bahnbevollmchtigten[92] in Lyon ist schon vor dem 22.8.44 abgerckt. Die Absetzbewegungen der OFKn und FKn ergeben sich aus dem Zeitplan in Teil III.

B. Allgemeine und Innere Verwaltung Die Zusammenarbeit mit den franzsischen Behrden war in den noch in unserer Hand befindlichen Gebieten im allgemeinen und von Einzelfllen abgesehen bis zum Schluss der Besetzung Sdfrankreichs reibungslos. Allerdings war berall eine zunehmende Zurckhaltung der Beamten festzustellen. In Einzelfllen versuchten auch Behrdenvertreter, insbesondere leitende Beamte, sich weiteren Verhandlungen mit deutschen Dieststellen durch Nichterscheinen unter vorgeschobenen Grnden zu entziehen, da sie sich dem stndigen Druck, den die Widerstandsbewegung auf alle Behrden ausbte, nicht entziehen konnten. Denn von deutscher Seite konnte ein nachhaltiger Schutz nicht erwartet werden. Die Regionalprfekten in Toulouse[93], Clermont-Ferrand[94] und Lyon[95] haben jedoch bis zum Schluss enge Fhlung mit der Militrverwaltung gehalten. Sehr strend machte sich die allgemein nur sehr lockere Zusammenarbeit mit dem SD bemerkbar. Aufgrund von Sonderlisten, die der Militrverwaltung nicht bekannt waren, fhrte der SD laufend Verhaftungen von zum Teil leitenden Beamten durch, ohne die Verwaltung hiervon in Kenntnis zu setzen.

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Durch diese Massnahmen sind in wiederholten Fllen wichtige Verhandlungen gestrt worden. Zum Teil musste sogar auf die Mitarbeit franzsischer Behrden auf gewissen Gebieten ganz verzichtet werden, da die massgeblichen Beamten in der Zwischenzeit vom SD verhaftet worden waren. Auch ber die Grnde solcher Verhaftungen wurde die Militrverwaltung niemals ausreichend unterrichtet. Antworten auf derartige Anfragen wurden entweder berhaupt nicht oder erst auf wiederholte Rckfragen erteilt. Das Fehlen der vollziehenden Gewalt wirkte sich gerade in letzter Zeit sehr nachteilig fr die Arbeit der Verwaltung in Sdfrankreich aus. Die franzsischen Behrden waren von ihren vorgesetzten Dienststellen eingehend ber die Rechtslage unterrichtet worden und beriefen sich insbesondere nach dem bekannten Zwischenfall[96] in Clermont-Ferrand hufig auf die Note des Militrbefehlshabers[97] an den Generaldelegierten der franzsischen Regierung[98], wenn Eingriffe vorgenommen werden mussten, die sich nicht einwandfrei mit Bedrfnissen der Operationstruppen begrnden liessen. Dies war hufig nicht mglich, so dass viele Massnahmen, deren unbedingte Durchfhrung entweder von den vorgesetzten Behrden oder von der Truppe verlangt wurde, von der franzsischen Verwaltung als Bruch der ihr gegebenen Zusagen ber Beachtung der franzsischen Verwaltungshoheit in Sdfrankreich angesehen wurden. Aufgrund des Rumungsbefehls vom 19.8. kam es bei vielen Feldkommandanturen zu einem so raschen Abmarsch, dass die franzsischen Behrden hiervon nicht einmal mehr verstndigt werden konnten. Ordnungsmssige bergabe der Dienstgebude fand durchweg nicht mehr statt. Bis auf einige Ausnahmen verblieben die franzsischen Behrden gemss den Richtlinien der franzsischen Regierung auf ihren Posten, um den Einmarsch des Feindes abzuwarten. Wie sich nunmehr herausgestellt hat, sind zahlreiche franzsische Beamte von der Widerstandsbewegung wegen ihrer Zusammenarbeit mit den deutschen Besatzungsbehrden zur Verantwortung gezogen worden. Ob auch die angloamerikanischen Truppen Eingriffe vorgenommen haben, ist nicht bekannt [ge]worden. Die Aufgaben des Kunstschutzes wurden bis zum Schluss durchgefhrt. Insbesondere sind gerade am Anfang der Berichtszeit vom Militrbefehlshaber noch eine grssere Anzahl von Belegungsverboten erlassen worden, die durchweg an die nachgeordneten Stellen weitergegeben und ausgefhrt wurden. In verschiedenen Fllen hat sich die Widerstandsbewegung diese Belegungsverbote zunutzegemacht und einige Objekte zur Anlegung versteckter Waffenlager benutzt. Gegenmassnahmen der Truppe waren in diesen Fllen unvermeidbar. Die Evakuierung der Kstenzone war in reibungsloser Zusammenarbeit mit dem Beauftragten der franzsischen Regierung[99] vorbereitet worden. Zu einer Auslsung des Rumungsbefehls ist es nicht mehr gekommen. Der Abmarsch der Miliz wurde durch die SD-Kommandeure veranlasst.

C. Strassen- und Brckenbau Die Aufgaben des Strassen- und Brckenbaues waren im Armeegebiet des AOK 19 bereits in einem frheren Zeitpunkt und spter auch im Bereich der Armeegruppe G vom Kommandanten des Heeresgebiets Sdfrankreich auf die Armee bezw. die Armeegruppe bergegangen. Fr das brige

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Gebiet wurde Ende Juli der Brckenbaustab VI eingesetzt, mit dem eng zusammengearbeitet wurde. Am 19.8. wurde der Brckenbaustab VI der Armeegruppe G unterstellt und mit der alleinigen Durchfhrung aller Brckenbauaufgaben beauftragt. Am 23.8.44 wurden die laufenden Geschfte an den Brckenbaustab VI bergeben. Da es dem Brckenbaustab jedoch an Unterpersonal fehlte, blieben die Feldkommandanturen auch weiterhin in grossem Masse in die Durchfhrung seiner Aufgaben eingeschaltet. Zur Beschleunigung dieser Arbeiten wurden am 21.8.44 zwei Militrverwaltungsbeamte zu den FKn Valence und Macon kommandiert. Zur Zusammenfassung der vorhandenen Krfte hat sich der Kommandant des Heeresgebiets Sdfrankreich am gleichen Tage das Luftwaffenfeldbauamt 11 in Lyon und den Verbindungsfhrer der OT beim Bbv. Lyon[100] unterstellt. Diese Unterstellung ist spter auf die OFK 590 Lyon bertragen worden mit der Weisung, diese beiden Dienststellen fr die notwendigen Reparaturarbeiten an Strassen, Brcken und sonstigen fr die Truppenbewegungen wichtigen Einrichtungen einzusetzen. Ein Teil der Dienststelle des Verbindungsfhrers der OT beim Bbv. Lyon wurde gleichzeitig nach Macon verlegt und zur Zusammenarbeit mit der dortigen FK angewiesen. Es zeigte sich jedoch auch hier, dass die franzsischen Baufirmen von dem Zeitpunkt an, an dem der Kommandant des Heeresgebiets Sdfrankreich das Stadtgebiet von Lyon verlassen hat, praktisch nicht mehr eingesetzt werden konnten, da sich sowohl die Unternehmer wie auch die Arbeiterschaft weigerten, fr deutsche Interessen weiterzuarbeiten. Die franzsische Strassenbauverwaltung erwies sich im allgemeinen als zu schwerfllig. Auf ihre Mitarbeit musste grsstenteils verzichtet werden. Lediglich in Nizza[101] hat die Strassenbauverwaltung bis zum Abmarsch der FK tatkrftig mitgearbeitet.

D. Kraftfahrzeugverkehr Im Anfang der Berichtszeit wurden die vom Militrbefehlshaber angeordneten einschneidenden Beschrnkungen des Kfz.-Verkehrs (Sonderausweiszwang[102]) durchgefhrt. Die franzsische Verwaltung widersprach zunchst dieser Regelung und berief sich darauf, dass hierfr in Sdfrankreich keine Rechtsgrundlage vorhanden sei. Sie hat sich erst nach energischen Gegenvorstellungen zur Mitarbeit bereit gefunden. Ferner wurden in solchen Gebieten, in denen die Widerstandsbewegung besonders ttig war, Nachtfahrverbote eingefhrt. Hierdurch wurde der Wirtschaftsverkehr, insbesondere die Milchversorgung der Grosstdte und die Arbeit der Reparaturkolonnen an Energieanlagen und Strassen- und Brckeninstandsetzungen erheblich gestrt. Nur gegen starken Widerstand der militrischen Stellen und des SD konnten Ausnahmeregelungen fr die zu diesen Zwecken eingesetzten Fahrzeuge erwirkt werden. Im Vordergrund der Aufgaben stand whrend der ganzen Berichtszeit die Motorisierung der in Sdfrankreich eingesetzten Truppenteile, deren Ausstattung mit Fahrzeugen mangelhaft und unzureichend war. Whrend auf der einen Seite die Anforderungen fr die verschiedensten militrischen Zwecke stndig anstiegen, ging auf der anderen Seite der Fahrzeugbestand laufend zurck durch unkontrollierte Aufkufe, wilde Beschlagnahmen, durch zahlreiche Sonderaktionen, z.B. die Auskmmaktion des Heereskraftfahrzeuginspizienten[103] und schliesslich auch durch die Massnahmen der Widerstandsbewegung, die jede Gelegenheit ausnutzte, um Kraftfahrzeuge aufzugreifen oder unbrauchbar zu machen und hierbei von den franzsischen Kfz.-Besitzern weitestgehend untersttzt wurde. Hierdurch ging den Fahrbereitschaftsleitern jeder berblick ber den vorhandenen

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Kfz.-Bestand ihres Bezirks verloren. Dazu kam, dass auch die Anforderungen fr militrische Zwecke nicht mehr zu bersehen waren. Teils stellte die Truppe ihre Forderungen unmittelbar an Ort und Stelle, teils wurden die Forderungen durch die Armeen, die Armeegruppe G, den OB West[104] und schliesslich auch den Oberquartiermeister[105] des Militrbefehlshabers erhoben und ihre Erfllung befohlen. Tglich gingen neue Befehle ein, durch die vorhergehende berholt, ergnzt oder auch gar nicht berhrt wurden. Selbst beim Quartiermeister des Kommandanten des Heeresgebiets S dfrankreich[106] bestand schliesslich keine Klarheit mehr ber Hhe der Anforderungen und die Bedarfstrger, da sich die Befehle verschiedener Dienststellen hufig widersprachen. Noch schwieriger waren die Verhltnisse bei den nachgeordneten Stellen, denen die Ausfhrung oblag, die aber wegen der Mangelhaftigkeit und hufigen Unterbrechung der Nachrichtenverbindungen wichtige Befehle teilweise berhaupt nicht mehr erhalten haben. Die Folge davon war ein berhandnehmen wilder Beschlagnahmen durch Truppe und SD, wodurch schliesslich jede geregelte Arbeit unmglich gemacht wurde. Daneben oblag den Fahrbereitschaftsleitern auch die Bereitstellung von Kraftfahrzeugen fr die lebenswichtige Wirtschaft, insbesondere die Lebensmittelversorgung der franz sischen Zivilbevlkerung. Zu diesem Zwecke erliess der Kommandant des Heeresgebiets Sdfrankreich einen Sonderbefehl[107], durch den insbesondere die Fahrzeuge der Lebensmittelversorgung der Grosstdte sichergestellt und dem Zugriff durch die Truppe entzogen werden sollten. Auch diese Massnahme fhrte zu keinem vollen Erfolg. Um wenigstens den notwendigsten Bedrfnisse nachzukommen, wurden geschlossene franzsische Fahrbereitschaften gebildet, die unter Aufsicht des Fahrbereitschaftsleiters fr lebenswichtige franzsische Zwecke eingesetzt wurden. Sehr nachteilig machte sich bemerkbar, dass nicht gengend ausgebildete Fahrer vorhanden waren, um die erfassten Fahrzeuge betreiben zu knnen. Die franzsischen Fahrer weigerten sich durchweg, noch fr deutsche Interessen zu arbeiten, da ihnen von Seiten der Widerstandsbewegung mit Repressalien gedroht wurde. Auch die Truppe war in vielen Fllen nicht in der Lage, die erforderliche Anzahl von geeigneten und gengend ausgebildeten Fahrern fr die von ihr angeforderten Fahrzeuge, insbesondere die Generatorfahrzeuge zu stellen. Betriebsstrungen, Ausflle und damit Verlust wertvollen Materials waren die Folge. Infolge der berstrzten Rumung Sdfrankreichs konnte schliesslich ein grosser Teil von fahrbereiten Kraftfahrzeugen nicht mehr ordnungsgemss erfasst und zurckgefhrt werden. Zahlreiche Fahrzeuge des KIP[108] in Lyon, die an sich fahrbereit waren und als Reserve zurckbehalten worden waren, mussten wegen des vorzeitigen Abmarsches des KIP ausgeschlachtet, verschleudert oder berhaupt zurckgelassen werden. Die Fahrbereitschaftsleiter, die zum grossen Teil erst kurze Zeit auf ihrem Fachgebiet ttig waren und ber wenig oder gar kein Hilfspersonal verfgten, waren der stndig steigenden Belastung nicht mehr gewachsen. Die franzsische Verwaltung erwies sich fr die Lsung aller dieser Probleme als unfhig und hat versucht, schon um einer politischen Belastung zu entgehen, die Verantwortung mehr und mehr der deutschen Verwaltung zu berlassen.

E. Gewerbliche Wirtschaft

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Die Verschrfung der Lage in Sdfrankreich zeitigte zunchst und fr noch geraume Zeit auf dem Gebiete der Gewerblichen Wirtschaft geringere Folgen als man erwarten konnte. Zwar machte sich der Ausfall der von der Widerstandsbewegung beherrschten Gebiete und die Zunahme der Sabotagen unangenehm bemerkbar. Auch der Abtransport des Bauxits kam ab Mitte Juli vollstndig zum Stillstand. Auf dem Gebiet der Energiewirtschaft konnte zwar die bezirkliche Versorgung noch einigermassen aufrechterhalten werden; die Ausfuhr von Energie, insbesondere nach Nordfrankreich entfiel jedoch vollstndig, da grosse berlandleitungen planmssig zerstrt waren. Im brigen aber hielten sich die Verhltnisse in wesentlichen Teilen Sdfrankreichs, vornehmlich im Gebiet der Rhne etwa in dem im letzten Vierteljahresbericht[109] dargelegten Rahmen. Diese Erscheinung beruhte im wesentlichen darauf, dass sich die franzsische Wirtschaftsverwaltung und auch die franzsischen Betriebsfhrer, von Einzelfllen abgesehen, grundstzlich mit der Militrverwaltung auf einer einheitlichen Linie befanden und das Bestreben hatten, den Wirtschaftsapparat intakt zu halten. Zwar kann nicht angenommen werden, dass dies auf loyaler Bercksichtigung der deutschen Auftrge beruhte. Wollte die franzsische Seite aber ihre eigenen Interessen durchsetzen, so konnte dies nur in Zusammenarbeit mit der Milit rverwaltung und unter Eingehen auf deren Wnsche geschehen. Dies ergab sich zwangslufig aus dem Einfluss, der deutscherseits durch Einschaltung in die Waren- und Rohstoffbewirtschaftung gewonnen worden war. Die im letzten Augenblick eingerichtete rtliche berwachung der von Militrbefehlshaber und Produktionsministerium zentral gelenkten Bewirtschaftungsstellen[110] begann sich gerade auszuwirken. Hinzu kam, dass eine gewisse deutsch-franzsische Interessengemeinschaft an der gemeinsamen Abwehr gegen die Zerstrungsaktionen der Widerstandsbewegung geraume Zeit erprobt worden war. Der Verkehr mit den franzsischen Gegenspielern, vornehmlich den Unter-Repartiteuren[111] setzte sich daher ungestrt und ohne Anzeichen einer Verzgerungs- oder Ablehnungstaktik fort. Die den regionalen Bewirtschaftungsorganen vorsorglich gegebenen Vollmachten ermglichten bei fortschreitendem Zerfall des Eisenbahnnetzes durch Bindung der Verbraucher an die nchstgelegenen Kohlenbecken und Energieversorgungsanlagen wenigstens eine Aufrechterhaltung derjenigen Betriebe, die noch Vorrte an Rohstoffen zu verarbeiten hatten. In den der Landung folgenden Tagen fanden Besprechungen mit allen Unter-Repartiteuren statt, in denen ihre Mithilfe an der Aufrechterhaltung der Produktion gefordert und von ihnen auch zugesagt wurde. Am 21.8.44 beispielsweise wurde die letzte Lastverteilerbesprechung abgehalten, deren Folge war, dass der Bereich Lyon bis zum Tage des Abrckens der Militrverwaltung mit Energie versorgt wurde. Der Unter-Repartiteur fr Minerall[112] stellte sich ohne Zgern in den Dienst der Zusammenfassung aller noch greifbaren Treibstoffvorrte. Er war ohne weiteres mit der vlligen Einstellung der Zuteilung flssiger Treibstoffe an zivile Verbraucher einverstanden. Die Tankausweise wurden daher nicht mehr an die nachgeordneten Dienststellen versandt. Ebenso leisteten die Unter-Repartiteure fr Textil[113] und Chemie[114] noch wertvolle Hilfe in Truppenversorgungs- und Rohstoffrckfhrungsangelegenheiten. Erwhnenswert ist auch, dass die Manufacture de Tabac in Lyon ohne schriftliche Anweisung ihrer vorgesetzten Dienststelle unschwer veranlasst werden konnte, 3 Millionen Zigaretten zum Ausgleich nichteingetroffenen Truppennachschubes zur Verfgung zu stellen. Auch in den Bezirken hat die franzsische Verwaltung an der Belieferung der Truppe mit notwendigen Ausrstungsgegenstnden mitgewirkt. So konnten beispielsweise in Toulouse grssere Truppenteile

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mit Textilwaren, Schuhen und Fahrrdern ausgestattet werden. Die Voraussetzungen fr eine grsstmgliche Ausnntzung der wirtschaftlichen Kapazitt Sdfrankreichs waren also, soweit die franzsische Seite in Betracht kam, durchaus noch gegeben. Wenn sie nur unbefriedigend ausgewertet werden konnten, so lag dies an Schwierigkeiten, die auf der deutschen Seite auftauchten. Der fr wirtschaftliche Interessen aufgewandte, von jeher schon zu geringe militrische Schutz wurde entzogen oder in neu auftretenden Fllen nicht gestellt, sobald irgend eine andere, militrisch wichtiger erscheinende Aufgabe auftrat. Gewhnlich stellte sich dann erst hinterher heraus, dass die militrischen Stellen sich ber die wirtschaftliche Bedeutung des Objektes, dem sie den Schutz versagt hatten, berhaupt nicht im Klaren gewesen waren. Das mit besten Aussichten auf Erfolg zum Abtransport bedeutender Rohstoffmengen des chemischen Sektors in den Gebieten von Savoie und Isre angelaufende Unternehmen "Hochsommer" wurde nach der Landung im Sden sofort abgebrochen. Deshalb konnten selbst die bereit[s] zur Verladung bereitgestellten, dringend bentigten Karbid- und Calcium-Silicium-Mengen nicht mehr abgefahren werden. Inwieweit der anderweit befohlene Einsatz der fr dieses Unternehmen eingesetzten militrischen Krfte taktisch erforderlich war, kann nicht beurteilt werden. Tatsache ist jedoch, dass die Verwaltung vorher nicht gehrt wurde und ihr so die Mglichkeit entzogen war, begrndete Einwendungen zu erheben, die wenigstens einen Teilerfolg des Unternehmens noch htten herbeifhren knnen. Von beraus nachteiligen Folgen war ferner die am 20.8.44 ebenfalls ohne Anhren der Verwaltung und ohne erkennbaren Grund erfolgte Rumung des Raumes St. Etienne. Hier war es trotz einer verhltnismssig schwachen militrischen Belegung, von Einzelfllen abgesehen, bis dahin ruhig gewesen. Kohlefrderung, Stahl- und Industrieproduktion waren ungestrt verlaufen. Mit Beginn der Landung war die Bedeutung des Beckens von St. Etienne noch wesentlich gestiegen, da St. Etienne zum Zentrum der Kohleversorgung des Raumes von Lyon und darber hinaus der Versorgung der S.N.C.F. mit Betriebskohle geworden war. In Lyon standen Strassenkesselwagen zum Abtransport von ca. 170-190.000 Ltr. in St. Etienne gewonnenen und nach langwierigen Verhandlungen bereits auf die Treibstoffwirtschaft (vornehmlich fr den militrischen Sektor) und Industrie aufgeteilten Benzols bereit. Ca. 1.500 Fahrrder sollten nach Lyon geschafft werden, um dort zur Beweglichmachung der Truppe bereitgehalten zu werden. Ohne Zweifel htten weiterhin betrchtliche Mengen von Halbfabrikanten, insbesondere der Manufacture d'Armes noch zurckgefhrt werden knnen. Die mit der Rumung verbundene Besetzung des Beckens durch organisierte Abteilungen der Widerstandsbewegung vereitelte die Durchfhrung aller Planungen. Ferner wurde die militrische Sicherung der beiden fr das Gebiet von Valence usserst wichtigsten Kraftwerke Beaumont-Monteux und Pizanon nicht gestellt. Die geplanten Abtransporte fr Maschinen und Rohstoffe konnten wegen des vorzeitigen Abrckens der hierfr notwendigen Dienststellen, insbesondere der Roges[115], der deutschen Speditionsunternehmen, des Bahnbevollmchtigten Lyon und des Feldwirtschaftskommandos nicht mehr durchgefhrt werden. Die erforderlichen Plne fr die Lhmung besonders wichtiger

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industrieller Betriebe und der Energieversorgungsanlagen konnten noch fristgemss erstellt werden. Ihre Durchfhrung wurde 4 besonderen Kommandos der 3/T B 23[116] und der 14. Kompanie des Sicherungsregiments 100 bertragen. Die Auslsung sollte befehlsgemss der letzte Kampfkommandant bernehmen. In den brigen Bezirken konnten entsprechende Massnahmen wegen des beschleunigten Abmarsches nicht mehr durchgefhrt werden. Mit dem Tross der 3/T B 23 wurden die wertvollsten Gerte des Energiegertelagers Lyon abtransportiert. Mit der Verlegung der Dienststelle des Kommandanten des Heeresgebiets S dfrankreich auf das Fort St. Foy hrten die Einwirkungsmglichkeiten auch auf dem Gebiete der Gewerblichen Wirtschaft praktisch auf. Es gelang lediglich noch, die bereits im Auftrag des Militrbefehlshabers geborgenen 3 t Molybdn in einer Kaserne in Fssern verpackt sicherzustellen. Die OFK Lyon wurde an Ort und Stelle eingewiesen und beauftragt, das Molybdn im Falle des Nichteintreffens der durch den Befehlshaber Nord-Ost[117] angekndigten Abholkolonne des Militrbefehlshabers beim eigenen Abmarsch auf einem LKW mitzufhren. Hierzu kam es jedoch nicht mehr, da die erwhnte Kolonne des Militrbefehlshabers noch vor der endgltigen Rumung Lyons eintraf und das Molybdn mitgenommen hat.

F. Ernhrung und Landwirtschaft Die Schwierigkeiten der Gesamtlage traten auch auf dem Gebiet der Ernhrung und Landwirtschaft besonders zutage. Diese hatte insbesondere darin seinen Grund, dass das Heeresgebiet Sdfrankreich in seiner Gesamtheit als Zuschussgebiet anzusehen ist, und dass insbesondere diejenigen Gebietsteile, die verkehrsmssig am gnstigsten liegen, nmlich der Kstenbereich und die Alpengebiete, am meisten auf die Zufuhren angewiesen sind. So deckt beispielsweise die Brotgetreideerzeugung des Kstenbereichs Mittelmeer nur den Verbrauch von etwa 2 1/2 Monaten. Die gegen Anfang August eintretende vollstndige Unterbrechung der Verkehrswege fhrte in den Aussendepartements des Gebietes zu katastrophalen Ernhrungsverhltnissen. Auch die grsseren Stdte hatten in besonderem Masse hierunter zu leiden, auch soweit sie aus ihren eigenen Bezirken htten versorgt werden knnen. Die Widerstandsbewegung wachte scharf darber, dass die Zufuhren nach den grsseren Stdten, an deren Versorgung die deutschen Besatzungsbehrden aus Sicherheitsgrnden ein besonderes Interesse haben mussten, unterbunden wurden. Dies geschah, wie schon erwhnt, entweder durch unmittelbare Anweisung an die Bauern, ihren Ausdrusch- und Ablieferungsverpflichtungen nicht nachzukommen, oder auch durch rcksichtslose Eingreifen in die Lebensmitteltransporte. Dreschmaschinen wurden zerstrt, Transportkolonnen beraubt und Viehauftrge verhindert. Die franzsische Verwaltung hat es im allgemeinen nicht verstanden, geeignete Gegenmassnahmen zu treffen. Von Seiten der Militrverwaltung wurden daher besondere Fahrbereitschaften zur Anfuhr von Lebensmitteln gebildet. Auch die Truppe wurde angewiesen, bei ihren Suberungsaktionen[118] Requisitionen vorzunehmen. Die beschlagnahmten Lebensmittel wurden, den franzsischen Ernhrungsbehrden zur Verfgung gestellt. In grossem Umfange musste auch auf die vorhandenen Lebensmittelreserven in Speichern und Khlhusern zurckgegriffen werden. Auf diese Weise ist es im allgemeinen gelungen, die Lebensmittelversorgung der franzsischen Zivilbevlkerung bis zum Schluss notdrftig aufrechtzuerhalten. Zu grsseren Unruhen ist es aus diesem Grunde jedenfalls

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nirgends gekommen. Im Kstenbereich Mittelmeer hatte sich die Lage allerdings ausserordentlich zugespitzt. Ab Anfang August konnten nur noch die halben Brotrationen und fast gar kein Fleisch und Fett mehr zugeteilt werden. In den grsseren Stdten wurde daher Gemeinschaftsverpflegung eingerichtet. Andererseits konnten die ausserordentlichen berschsse an Gemse und Obst aus den Haupterzeugungsgebieten Sdfrankreichs nicht mehr abgefahren und verwertet werden. Im Bezirk der Feldkommandantur Valence sind schtzungsweise wchentlich 500 t Obst verdorben. Die Erntearbeiten konnten im allgemeinen befriedigend durchgefhrt werden. Sie wurden auch von der Widerstandsbewegung nicht wesentlich behindert, da auch diese ein Interesse hatte, dass die Ernte von den Bauern eingebracht wurde. Die Ernteergebnisse lagen im allgemeinen ber Durchschnitt (Getreide, Frhkartoffeln) und waren zum Teil sogar gut. Auch in Sdfrankreich begann sich allmhlich die Arbeit der landwirtschaftlichen Sachbearbeiter[119] in den einzelnen Departements erfolgreich auszuwirken. Die aufgrund des Rhnetal-Befehls vom 19.8. verbliebenen Restaufgaben auf dem Gebiete der Ernhrungswirtschaft konnten wegen der vielseitigen Behinderungen auch nur noch zum Teil durchgefhrt werden. Zu Schwierigkeiten bei der Truppenversorgung ist es nirgends gekommen. Die fr die Truppe notwendigen Verpflegungsmittel wurden weitestgehend aus dem Lande beschafft. Hinsichtlich der Brotversorgung musste teilweise auf die Bestnde der Zivilbevlkerung zurckgegriffen werden. Die Beschaffung von Schlachtvieh war nicht mehr mglich, da die Erfassung und der Abtransport nur aus solchen Gebieten htte erfolgen knnen, die sich in Hnden der Widerstandsbewegung befanden. Es war vorgesehen, in den Departements Sane et Loire, Jura und Aine grssere Viehmengen unter Einsatz von Truppen zusammenzutreiben, zu welchem Zweck auch AOK 19 Truppen entsenden wollte. Hierzu ist es jedoch wegen des beschleunigten Rckzuges nicht mehr gekommen. Die Truppe musste infolgedessen aus den an sich ausreichenden Konservenbestnden der Heeresverpflegungsstellen versorgt werden. In der Versorgung der Zivilbevlkerung des noch in deutscher Hand befindlichen Rhne- und Sane-Tals traten whrend der Zeit des Rckzuges keine wesentlichen Schwierigkeiten ein. Noch in den letzten Tagen ist es gelungen, zwei im Rckstau befindliche Weizenzge fr die Versorgung von Lyon heranzuziehen. Fleischzuteilungen waren jedoch nicht mehr mglich, da die geringen Viehbestnde der Wehrmacht zur Verfgung gestellt werden mussten. In der Zeit vom 19.-23.8. wurden noch 23 Waggons Kakaobohnen nach dem Reich abbefrdert. Nur ein geringer Teil konnte nicht mehr zur Verladung gebracht werden, da die deutschen Eisenbahndienststellen Lyon bereits verlassen hatten. Von den 23 Waggons sind 16 tatschlich im Reich angekommen, whrend 7 Waggons durch Fehlleitung des Zuges, an den sie angehngt waren, wahrscheinlich in die Hnde des Feindes gefallen sind. Die Zusammenarbeit mit den franzsischen Dienststellen war bis zum Schluss zufriedenstellend. Durch die Verlegung des Kommandanten des Heeresgebiets auf das Fort St. Foy wurde die Verbindung unterbrochen. Die OFK Lyon hat jedoch bis zum Tage ihres Abmarsches auch weiterhin mit den franzsischen Dienststellen der Ernhrungswirtschaft zusammengearbeitet.

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G. Forst- und Holzwirtschaft Die Aufgaben der Forst- und Holzwirtschaft litten gleichfalls in besonderem Masse unter der allgemeinen Zuspitzung der Gesamtlage. Die forstwirtschaftlichen Erzeugungsgebiete befanden sich fast durchweg in den Hnden der Widerstandsbewegung. Eine einheitliche Lenkung der Produktion und Bedarfsdeckung war daher nicht mehr mglich. Sowohl die deutschen wie auch die franzsischen Dienststellen besassen keinen berblick mehr ber die Mglichkeiten der Produktion und den Verbrauch. Nur ganz kleine Rume, die noch zugnglich waren, standen noch unter einem gewissen Einfluss der deutschen und franzsischen Stellen. Wichtigste Anforderungen, z.B. fr Hlzer zum Befehlsbrckenbau, zum Stellungsbau und zum Bau von Fhren wurden viel zu spt gestellt und konnten daher berhaupt nicht mehr oder nur zum geringen Teil aus den noch zugnglichen Lagern befriedigt werden. Die hierfr notwendigen Hlzer waren zwar vorhanden, konnten aber nicht mehr angefahren werden. Die Arbeiten mit den mit Impositionen belegten Sgewerken fr die grossen Bedarfstrger kamen vllig zum Stillstand. Die fr diese Betriebe ausgestellten H-Bescheinigungen[120], welche ber die Oberfeldkommandanturen und Feldkommandanturen den Werken zugestellt werden sollten, wurden zurckgehalten und weisungsgemss nicht mehr ausgegeben. Die in den Ausfhrungsbestimmungen zum Befehl vom 19.8. vorgesehene Erfassung der im Rhnetal vorhandenen Holzlager konnte nicht mehr durchgefhrt werden. Die fr Sdfrankreich getroffene Sonderregelung fr Erzeugung und Verteilung von Festkraftstoffen[121], die zu Anfang der Berichtszeit anlaufen sollte, konnte gleichfalls nicht mehr weitergefhrt werden. Eine Erfassung der Betriebe war wegen der Unzugnglichkeit der Hauptproduktionsgebiete nicht mehr mglich. Die Produktion der Kraftstoffe selbst, die vorher schon stark rcklufig war, sank weiter ab. Auch hier lag die Hauptschwierigkeit in dem Mangel an Transportmglichkeiten. Die vorher angesammelten Stocks zur Versorgung der Wehrmacht haben bei den Absetzbewegungen im allgemeinen ausgereicht. Die franzsische Forstverwaltung verhielt sich bis zum Schluss korrekt, aber usserst zurckhaltend.

H. Arbeitseinsatz Die Aufgaben des Arbeitseinsatzes wurden durch die Entwicklung der Lage wohl am meisten von allen Sachgebieten beeintrchtigt. Von Anfang an war die Durchfhrung der verschiedenen Aktionen[122] in Sdfrankreich auf besonders starken Widerstand gestossen, da hier der Gegenpropaganda und den sonstigen widerstrebenden Strmungen mit Rcksicht auf die Schwche der deutschen Besatzungstruppen weniger wirksam entgegengetreten werden konnte als im altbesetzten Gebiet. Darin liegt auch der Grund fr die besonders starke Entwicklung der Widerstandsbewegung in Sdfrankreich. Hier hat es sich mit aller Deutlichkeit gezeigt, dass alle auf dem Gebiet des Arbeitseinsatzes getroffenen Massnahmen der Widerstandsbewegung immer wieder neuen Auftrieb gebracht haben. Auch in den Kreisen wohlgesinnter Franzosen wurde die Auffassung vertreten, dass die deutschen Forderungen auf dem Gebiet des Arbeitseinsatzes und die zur Durchsetzung dieser Forderungen ergriffenen Massnahmen, insbesondere der zwangsweise Abtransport, dann aber auch die Nichteinhaltung der Zeitdauer der abgeschlossenen Arbeitsvertrge und schliesslich der Einsatz des mit zahlreichen verbrecherischen

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Elementen durchsetzten sog.[enannten] Schutzkorps[123] wesentlich zur Bildung der Widerstandsbewegung beigetragen haben. Die Richtigkeit dieser Auffassung zeigte sich gerade in der besonderen Spannungszeit kurz vor der Landung im Sden. Die von deutscher Seite beabsichtigte Einziehung des geschlossenen Jahrgangs 24[124] war sehr rasch bekannt geworden, in erster Linie wohl durch die franzsischen Arbeitseinsatzbehrden[125] selbst. Die Folge davon war eine verstrkte Abwanderung der jungen Leute in das Maquis. Die Vorbereitungen zur Erfassung dieses Jahrgangs sind zwar noch durchgefhrt worden, es ist aber sehr zu bezweifeln, ob es tatschlich gelungen wre, die getroffenen Vorbereitungen in die Praxis umzusetzen. Auch der kurz vor der Landung an der sdfranzsischen Kste erlassene Befehl[126], wonach bei der Durchfhrung militrischer Aktionen in Gebieten mit besonders stark ausgebauter Widerstandsbewegung die gesamte mnnliche Bevlkerung festgesetzt und sodann abtransportiert werden sollte, fhrte bald zu Gegenmassnahmen. In allen Gebieten, in denen Truppen auftauchten, verliess die mnnliche Bevlkerung, auch soweit sie unter normalen Umstnden nicht bereit war, mit der Widerstandsbewegung zusammenzuarbeiten, ihre Wohnorte und suchte, sich in den Wldern zu verbergen. Dass dies in enger Fhlung mit der Widerstandsbewegung geschah, steht wohl ausser Zweifel. An der ausserordentlich starken Abneigung aller Kreise der Bevlkerung und auch der franzsischen Behrden gegen die Arbeitseinsatzmassnahmen hat auch die Einstellung der Dienstverpflichtungen[127] nach dem Reich nichts mehr gendert, da man den deutschen Zusicherungen auf diesem Gebiet einfach keinen Glauben mehr schenkte. Hierunter litten selbstverstndlich auch alle Massnahmen, die auf dem Gebiet des innerfranzsischen Arbeitseinsatzes in Angriff genommen wurden. Auch die franzsischen Arbeitseinsatzbehrden haben nicht mehr erfolgreich mitgearbeitet, da sie sich nicht der Deportation ihrer eigenen Landsleute schuldig machen wollten und sie vor allem, wie sich dies ja auch in der Praxis besttigte, dem starken Druck der Widerstandsbewegung ausgesetzt waren. Beamte des franz sischen Arbeitseinsatzes, die wirklich loyal mitgearbeitet haben, wurden stets in kurzer Zeit persnlich bedroht, in zahlreichen Fllen auch beseitigt. Dem Erfolg der Arbeiten stand auch entgegen, dass in der Berichtszeit die praktischen Voraussetzungen fr die Durchfhrung der einzelnen Massnahmen nicht mehr gegeben waren. Die Arbeitseinsatzstbe waren grsstenteils wie die Feldkommandanturen isoliert und abgeschnitten. Eine F hrung von oben war nicht mehr mglich, da zu den Arbeitseinsatzstben, die grsstenteils an das franzsische Fernsprechnetz angeschlossen waren, keine Nachrichtenverbindungen mehr bestanden. Die notwendigen Krfte zur Bewachung und Betreuung waren nicht vorhanden. Das Schutzkorps hat sich im allgemeinen als gnzlich unbrauchbar und unzuverlssig erwiesen und hat dem deutschen Interesse eher geschadet als gentzt. Die Einwirkungsmglichkeiten der Liga[128] waren ebenfalls gering. Schliesslich bestanden von Anfang der Berichtszeit an so grosse Transportschwierigkeiten, dass es nicht mehr mglich war, grssere Transporte ordnungsgemss abzufertigen. Abtransporte mit Kraftfahrzeugen wurden in der Regel durch die Terroristen verhindert und zersprengt. Aus diesem Grunde konnten auch die im Rahmen des zuletzt durchgefhrten Unternehmens "Hochsommer" in Haft genommenen Arbeitskrfte nicht mehr abtransportiert werden. Am 18.8.44 wurde der letzte Transport von Arbeitskrften aus dem Bereich Sdfrankreich nach Deutschland in Marsch gesetzt. Mit diesem Transport wurden 160 Arbeitskrfte, darunter 32 Krfte aus Polizeiaktionen[129] vom Arbeitseinsatzstab Clermont-Ferrand nach Deutschland berfhrt.

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Nach der Landung im Sden beschrnkten sich die Aufgaben auf dem Gebiet des Arbeitseinsatzes lediglich auf die Bereitstellung von Krften fr die Truppe, zur Reparatur von Flugpltzen und zum Stellungsbau und auch fr die Durchfhrung von Strassen- und Brckeninstandsetzungen. Die hierbei erzielten Erfolge waren gering, da die Arbeitskrfte den Beorderungen zum grssten Teil nicht mehr Folge leisteten.

III. Der Rckmarsch Durch Befehle der Armeegruppe G vom 18.8. und des Kommandanten des Heeresgebiets Sdfrankreich vom 19.8.44 (Rhnetal-Bef[e]hl, s. S. 11[130]) wurde die beschleunigte Rckfhrung der meisten Oberfeldkommandanturen und Feldkommandanturen veranlasst. Das Fehlen eines einheitlichen Rckmarschplanes fr alle in Frage kommenden Dienststellen erschwerte diese Operation umso mehr, als die Nachrichtenbermittlung bereits weitgehend unterbrochen und die meisten Verbindungswege unter Feindbedrohung lagen. Viele Dienststellen waren damit sich selbst berlassen. Besonders schwierig war die Rckfhrung der Dienststellen aus abgelegenen Gebieten, insbesondere aus den Alpen, den Pyrenen, dem Zentralmassiv und aus der Kstenzone. Alle Dienststellen standen bei ihrem Rckmarsch fast dauernd unter Feindeinwirkung. Die Widerstandsbewegung hatte die Strassen durch Anlage von Sperren, Minenfeldern und Brckensprengungen z.T. ungangbar gemacht und versuchte durch laufende Angriffe und Feuerberflle die Kolonnen abzuschneiden oder zu zersprengen. Die grossen Durchgangsstrassen, insbesondere die Rhnetalstrasse, ihre nrdliche Verlngerung und die Zugangspunkte lagen unter pausenlosen Tieffliegerangriffen. Durchgebrochene Feindkrfte und Widerstandsgruppen hielten wichtige Abschnitte und bergnge unter Artillerie- und Granatwerferbeschuss. Die Verstopfung der Strassen erhhte die feindlichen Einwirkungsmglichkeiten erheblich. Schwere Gefechte hatten vor allem die Stbe Cahors[131], Toulouse[132], Aurillac[133], Limoges[134], Montluon[135], Chateauroux[136] und Privas[137]. Die Abteilung Verwaltung und Wirtschaft konnte auf die Art der Rumung und der Rckfhrung keinen Einfluss nehmen, da alle diesbezglichen Befehle ohne ihre Einwirkung erlassen worden waren. Es kann deshalb von hier aus auch nicht bersehen werden, ob die militrische Lage eine so pltzliche und unvorbereitete Auslsung des Rckmarsches erforderte. Tatsache ist jedoch, dass der Mangel ausreichender Vorbereitungen und vor allem das Fehlen einer straffen und verantwortungsbewussten Fhrung erheblich dazu beigetragen hat, die allgemeine Verwirrung und Planlosigkeit, und als Folge davon auch die Verluste an Menschen und Material erheblich zu vergrssern. Die Dienststellen der Verwaltung wurden durch die Umstnde besonders benachteiligt, da die Rckfhrung eine militrische Angelegenheit war und sie Vorbereitung und Durchfhrung des Rckmarsches daher nicht entscheidend beeinflussen konnten. Sie waren infolgedessen darauf angewiesen, die erforderlichen Fahrzeuge, Waffen, Verpflegungsmittel und auch die militrische Fhrung gestellt zu halten und sind hierbei hufig benachteiligt worden. Diejenigen Verwaltungsdienststellen, die ihre Vorbereitungen selbst in die Hand genommen hatten und geschlossen zurckmarschiert sind, haben verhltnismssig geringe Ausflle gehabt.

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Auf dem Rckmarsch selbst wurden viele Kolonnen zersprengt, einzelne Dienststellen oder Beamte erhielten Sonderauftrge oder wurden fr Kampfaufgaben eingesetzt. ber die Absetzbewegungen und die dabei eingetretenen Ausflle konnte bis jetzt folgendes festgestellt werden: Mit Wahrscheinlichkeit in Gefangenschaft geraten sind die FKn 497 Marseille, 800 Draguignan, 792 Digne, 739 Tulle, 988 Annecy und Teile der OFK 588 Clermont-Ferrand. Einige Dienststellen konnten ber Italien zurckgefhrt werden, nmlich die FKn 994 Nizza, 502 Chambry und 735 Grenoble. Von Angehrigen anderer Dienststellen liegen keine oder nur unvollstndige Nachrichten vor. Dies sind die FKn 496 Albi[138], 802 Rodez[139], 659 Tarbes, 806 Foix[140], 989 Mende[141], 993 Auch[142], 996 Montauban[143], 995 Le Puy[144], 730 Prigueux, 555 Gap. Die brigen Dienststellen rckten wie folgt ab:

am 10.8. am 12.8. am 17.8. am 18.8. am 19.8.

FK 494 Aurillac (17.8. Clermont-Ferrand, von da ins Reich) FK 577 Privas (Verlegung nach Tournon) FK 495 Cahors (verlegt nach Caussade) OFK 894 Avignon (verlegt nach Valence) FK 734 Carcassonne[145], FK 997 Perpignan, OFK 564 Toulouse, FK 798 Agen,

am 20.8.

FK 502 Chambry, FK 732 Pau, FK 990 Chateauroux,

am 21.8.

FK 563 Montpellier[146], FK 747 Nimes, FK 586 Limoges,[147]

am 22.8.

FK 761 Avignon,

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am 23.8. am 24.8.

FK 577 Privas (Verlegung von Tournon nach Tain) Abt. Verwaltung und Wirtschaft (1 Teil nach St. Foy, 1 Teil nach Belfort[148]) FK 786 Montluon,

am 25.8.

FK 711 Lons-le-Saulnier, OFK 588 Clermont-Ferrand,

am 29.8.

Kommandant Heeresgebiet, Abteilung Verwaltung und Wirtschaft (Rest der Abteilung), OFK 894 Avignon (Verlegung von Valence nach Vienne), FK 994 Nizza, OFK 894 Avignon (von Vienne) FK 998 Valence,

am 30.8. am 1.9.

FK 577 Privas (von Tain) OFK 590 Lyon, FK 493 Bourg,

am 2.9.

FK 893 Macon.

Von den 251 MV-Beamten Sdfrankreichs sind nach den bisherigen Feststellungen 49 vermisst und 3, soweit bisher bekannt, verwundet; ber die Sonderfhrer liegen noch keine abschliessenden Zahlen vor, ber den Rckmarsch sind die aus der Anlage ersichtlichen Einzelheiten bekannt geworden.

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Anhang

Abteilung Verwaltung und Wirtschaft des Kommandanten des Heeresgebiets Sdfrankreich

Am 23.8. wurde auf Befehl des Kommandanten ein Vorkommando von 3 MV-Beamten nach Belfort in Marsch gesetzt. Am 24.8. wurden die Dienststellen des Kommandanten des Heeresgebiets nach dem Fort St. Foy bei Lyon verlegt. Da die Aufgaben der Verwaltung inzwischen wesentlich eingeschrnkt worden waren, wurde der grssere Teil der Abteilung von dort aus am 24.8. nach St. Di in Marsch gesetzt. Diesem Kommando hatte am 25.8. bei Tournus[149] ein mehrstndiges Gefecht mit Terroristen. Es erreichte am 26.8. Belfort und am 29.8. St. Di[150]. Am 29.8. erfolgte der Abmarsch des Restes der Abteilung Verwaltung und Wirtschaft nach St. Di, das ber Mirebeau[151] und Luxeuil[152] am 31.8. erreicht wurde. Ein Reststab wurde nach Rdesheim zum Meldekopf des Militrbefehlshabers in Frankreich kommandiert, wo er am 6.9. eintraf.

Bereich der OFK Av i g n o n

OFK 894 Avignon Am 18.8. erging Befehl des Oberfeldkommandanten[153] zur Verlegung der Militrverwaltung nach Valence. Abmarschvorbereitungen waren nicht getroffen worden. Die Beschaffung der Kraftfahrzeuge machte besondere Schwierigkeiten, da die Zivilbevlkerung die Fahrzeuge versteckt hielt und die Behrden nicht mehr mitarbeiteten. Am 28.8. erfolgte die Verlegung nach Vienne und am 29.8. der Weitermarsch ber Lyon, Chalon[154], Dijon[155] nach St. Di. Unterwegs wiederholt Tieffliegerbeschuss. Am 31.8. Ankunft in St. Di und Inmarschsetzung nach Marburg[156].

FK 563 Montpellier Am 21.8. rckte die FK ber Nimes[157] am westlichen Rhneufer ab. Schwerer Beschuss durch Tiefflieger und Terroristen hinderte das Vorwrtskommen. Am 31.8. erreichte ein Teil der FK Lyon[158] und fuhr von dort ber Dijon[159] nach Belfort. Die Fhrung der Kolonne war mangelhaft, der Zusammenhalt ging verloren. Die Fahrzeuge der Verwaltungsgruppe wurden fr andere Zwecke eingesetzt, die Beamten ihrem Schicksal berlassen. In Le Teil[160] wurden Teile der Verwaltungsgruppe als Sonderkommando fr Truppenbetreuung der Abteilung IVa des 4. Luftwaffenfeldkorps zugewiesen. In den Vogesen war dies Kommando noch mit Rckfhrung von Vieh und Rckfhrung industrieller

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Produkte fr Armeelazarette und Heimat ttig.

FK 734 Carcassonne Die gesamte FK verliessen am 19.8. auf Pkw und Lkw Carcassonne. Die Fahrt ging ber Narbonne[161], Montpellier[162], Lyon, Dijon, Besanon[163], Belfort nach St. Di. Eintreffen dort am 29.8. Die mangelhafte Beschaffenheit der Fahrzeuge, Ausflle und Pannen, das Einschieben anderer Kolonnen fhrten zur Auflockerung der Marschordnung. Die Fhrung war nicht in der Lage, die Verbindung mit dem Tross und anderen Fahrzeugen aufrecht zu erhalten. Schwierigkeiten ergaben sich beim Rhnebergang bei Avignon[164].

FK 747 Nimes Am 19.8. erging der Befehl zum Abmarsch nach Montlimar[165]. Der Abmarsch am 21.8. morgens wurde durch starken Beschuss verhindert[166] und erfolgte erst am 21.8. nachmittags. Marschroute war Barjas [sic!][167], Vallon[168], Viviers[169], Guillerand [sic!][170] und Macon[171]. Neben Tieffliegerangriffen erfolgte hufig Beschuss durch feindliche Artillerie, namentlich in der Nhe der Rhne und sdlich und nrdlich von Viviers[172]. Ankunft in Macon am 2.9. Hier wurden auf Anordnung der 716. Division smtliche Kraftfahrzeuge an die Truppe abgegeben. Weiterfahrt erfolgte per Gterwagen ber Chagny[173], Dijon, Vesoul[174] bis 7 km vor Belfort. Hier fiel am 8.9. der Zug durch Tieffliegerbeschuss aus. Die Weiterfahrt nach Belfort erfolgte auf Pferdefuhrwerken, von dort erhielten die MV-Beamten Marschbefehl nach Marburg.

FK 994 Nizza[175] Am 24.8. wurde ein erster Kraftfahrzeugtrupp der FK nach Cuneo[176] in Marsch gesetzt. Ein Teil der FK und der Verwaltungsgruppe blieb zunchst in Nizza, um Unruhen in der Bevlkerung, die inzwischen begonnen hatten, zu verhindern. Die franzsischen Behrden versuchten ein Eingreifen der Truppe zu vermeiden und durch eigene Ordnungskrfte die Ruhe wieder herzustellen. Am 28.8. wurde ein deutscher Stadtkommandant [177] eingesetzt, der den Belagerungszustand verhngte. Am gleichen Tage erfolgte der Abmarsch der FK mit 7 Lkw und 14 Pkw. Der Marsch fhrte zunchst auf der Kstenstrasse ber Mentone und Ventimiglia, dann ber den Col di Tenda. Am 29.8. wurde Cuneo erreicht. Am 4.9. wurde der Marsch ber Turin, Magenta, Bergamo, Brescia bis Pozzolengo fortgesetzt. Nach lngerer Wartezeit wegen Zerstrung der Bahnstrecke konnte die Verladung endlich am 16.9. in Peri an der Brennerbahn erfolgen.

FK 997 Perpignan[178] Vom Feldkommandanten[179] wurde um 19.8. der gemeinsame Abmarsch der FK mit allen restlichen Splittergruppen angeordnet. Am 19.8. ereigneten sich Feuerberflle aus dem Postgebude, das

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darauf mit Pak[180] beschossen und gestrmt wurde, wobei es die ersten Toten gab. Der Abmarsch verzgerte sich durch Feuerberflle. Eine gemeinsame Abfahrt wurde dadurch unmglich. Der Zusammenschluss der FK erfolgte erst am 20.8, abends in Castelnau[181]. Die FK konnte ohne viel Ausflle Montpellier erreichen. Die anderen Einheiten waren aber zum grten Teil abgesplittert. Der weitere Rckmarsch verlief ohne Zwischenflle ber Cabillac[sic!][182], Vallon, Viviers, Valence, Manoes[183], Chavanay[184], Limonest[185] und Macon, wo die FK am 2.9. eintraf. Von hier Weiterfahrt per Bahn ber Dijon, Belfort nach Mhlhausen[186]. Ankunft 8.9.

FK 761 Avignon Am 21.8. erhielt die FK Avignon als letzte Dienststelle in Avignon Abmarschbefehl zum 22.8., um 22.30 Uhr rckte die FK geschlossen ab. Am 25.8. wurde die Kolonne in Lapalud[187] dem Stab General Baessler[188] fr besonderen Einsatz zur Verfgung gestellt. Offiziere und Beamte bernahmen die Funktionen der Strassenkommandanten und Vorkommandos. Am 25.8. fiel der La-Fhrer, Sonderfhrer (Z)[189] Karl Krumsiek bei Chteauneuf-du-Rhne[190] bei einem Tieffliegerangriff. Auf dem Wege von Montlimar zum Drmebergang wurde die Kolonne durch schweres Artilleriefeuer zersprengt. Die Gruppen trafen am 31.8. in Lyon zusammen. Die Verwaltungsgruppe war vollstndig. Auf diesem Wege ging fast das ganze Gepck verloren. Von 14 Kraftfahrzeugen waren 11 ausgefallen. Die Beamten der Verwaltungsgruppe wurden sodann weitergeleitet.

FK 989 Mende[191] Am 17.8. erliess der Feldkommandant[192] den Abmarschbefehl fr den 18.8. 5.00 Uhr. Smtliche Akten wurden befehlsgemss vernichtet. Der Abmarsch erfolgte gemeinsam mit der Armenischen Legion und der Sicherungskompanie. Unter stndigen Tieffliegerangriffen, Angriffen durch die Widerstandsbewegung und Artilleriefeuer wurde Lyon ber Villefort[193], Vallents[194], Viviers, St. Peray[195], Toronon [sic!][196], auf der westlichen Rhnestrasse am 30.8. erreicht. Bis dahin hatte die Marschgruppe bereits mehrere Tote und ber 50 Verwundete. Der Wagen des Sdf[197]. Gentges fiel aus. Gentges ist seitdem versprengt. Von Macon aus wurde die Weiterfahrt mit der Bahn am 1.9. fortgesetzt. In Chagny[198] erfolgte abermals ein Tieffliegerangriff, durch den die FK 2 Verwundete verlor. Am 4.9. wurde Dijon erreicht, am 9.9. Belfort, wo abermals ein Fliegerangriff erfolgte. Die FK marschierte von dort aus ber Mhlhausen, Freiburg nach Grafenwhr, wo die FK am 30.9. aufgelst wurde.

Bereich der OFK To u l o u s e

OFK 564 Toulouse Am 18.8. erhielt die OFK zugleich fr die unterstellten Einheiten von der Armeegruppe C den Rckfhrungsbefehl. Die OFK sollte sich bis zum 20.8. abends bei einem Meldekopf in der Nhe von Avignon zum Befehlsempfang melden. Die Vorbereitungen zur Beweglichmachung waren noch nicht abgeschlossen. Noch whrend der Nacht mussten Fahrzeuge, Tankwagen, Benzin und Tankholz requiriert werden, da die vorhandenen Bestnde nicht ausreichten. Die Abfahrt erfolgte am 19.8., 14 Uhr. Als Ziel wurde Lyon bekannt gegeben mit Fahrtroute Caracassonne[199], Montpellier, Nimes. Bei

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Tagesanbruch sollte gesammelt, in der Nacht mglichst durchgefahren werden. Es gab nur eine einzige Fahrstrasse, auf der insgesamt 20 000 Mann aus dem Raume der OFK marschieren mussten. ber die Rhne fhrten keine passierbaren Brcken mehr, das rechte Ufer war vom Feinde gesperrt. Die grsste Behinderung bedeuteten die Feindeinwirkungen aus der Luft und auf der Erde. Der Oberfeldkommandant[200] setzte mit der Spitzengruppe am Morgen den 20.8. die Fahrt fort, ohne die Kolonne erneut zu sammeln. Die Spitzengruppe der OFK traf rechtzeitig am 20.8. den vorgesehenen Meldekopf und war am 21.8. in Lyon. Der am rechten Rhneufer zurckbleibende Quartiermeister[201] sollte nach Mglichkeit die nachkommenden Fahrzeuge sammeln, was jedoch nicht gelang, da die Kolonne infolge der schnellen Nachtfahrt der Spitzengruppe vollstndig den Zusammenhang verloren hatte. Die Angehrigen der Verwaltungsgruppe haben sich einzeln durchgeschlagen und erreichten Lyon z.T. erst nach 10 Tagen. Alle Beamten und Sonderfhrer der Verwaltungsgruppe der OFK sind bis Mitte September zur Entlassung gekommen, mit Ausnahme eines Beamten, der bei einem Tieffliegerangriff zwischen Montpellier und Nimes gefallen ist.

FK 495 Cahors[202] Am 16.8. kam der Befehl zur Verlegung der FK nach Caussade[203]. Der Abmarsch der gesamten deutschen Kolonie erfolgte am 17.8. frh mit 25-30 Kw[204]. Das Trk. [sic!][205] Batl. I/370 sollte sich ebenfalls nach Caussade absetzen, ging jedoch zum Maquis ber. In Caussade wurden die Stabshelferinnen mit Begleitkommando sofort in Richtung Montauban[206] weitergeleitet. Die Feuerberfall wurden die Wagen beschdigt, Verluste traten nicht ein. Am 18. Weiterfahrt des restlichen Stabes nach Montauban und Toulouse, und von dort ber Montpellier und Nimes bis Bagnols[207]. Etwa 2 km vor Bagnols wurde die Marschkolonne durch Tiefflieger erneut angegriffen. Zahlreiche Fahrzeuge und Gepck gingen verloren. In dem stark bombardierten Pont St. Esprit[208] lsten sich viele Einheiten, teils mit, teils ohne Befehl auf und versuchten auf Flssen und Khnen das linke Rhneufer zu erreichen. Die FK setzte die Fahrt, nach Verbrennung von Akten und Gepck, die durch Ausfall von Wagen erforderlich war, nach Bourg St. Audeol [sic!][209] fort. Am 23.8. Weitermarsch in Richtung Viviers. Vor Baix[210] schwere Tieffliegerangriffe und Artilleriebeschuss; es gab Verluste. Bei Charmes[211] weitere schwere Materialverluste durch Tiefflieger (60 Pferde einer bespannten Kolonne wurden erschossen), auch 2 Stabshelferinnen wurden verletzt. ber Givors[212] wurde am 31.8. Oullins[213] bei Lyon erreicht. ber Chalon s.S. gelangte die Kolonne endlich am 2.9. nach Dijon. Offiziere und Beamte wurden nach Belfort bzw. St. Di weitergeleitet.

FK 832 Pau[214] Der Rckmarsch erfolgte auf Befehl der I. Armee am 20.8., mittags, und zwar nach Westen in Richtung Dax[215]; nach Osten war ein Ausweichen wegen der Bandenttigkeit nicht mehr mglich.

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Am 26.8. wurde Angoulme[216] ohne Zwischenflle erreicht. Auf Befehl der I. Armee mussten hier alle Fahrzeuge, Akten, Gepck vernichtet werden. Am 30.8. begann der Fussmarsch der FK in Richtung Poitiers[217] im Verband des Bataillon Spielberg[218]. Der Leiter der Verwaltungsgruppe[219] fuhr ber Bourges[220] - Nevers[221] - Gradmer[222] nach Kolmar[223] zurck.

FK 798 Agen[224] Ab Anfang Juli war das gesamte Gebiet der FK bis auf die Hauptstrasse Toulouse-Bordeaux[225] in Hnden der Terroristen. Am 18.8. erhielt die FK Befehl, mit allen in Agen liegenden Einheiten abzurcken und bis 19.8. in Toulouse einzutreffen. Der Abmarsch erfolgte am 19.8. um 8 Uhr frh. 5 km vor Toulouse wurde festgestellt, dass Toulouse bereits von deutschen Truppen gerumt war. Nach Ausfall der Offiziere der FK wurde der Leiter der Verwaltungsgruppe[226] vom schwerverwundeten Feldkommandanten[227] mit der Weiterfhrung der Kolonne beauftragt. Die Kolonne konnte ohne weitere Ausflle ber Carcassonne, Bezirs[228], Montpellier und Nimes bis Remontiers[229] zurckgefhrt werden. Hier musste auf Befehl des Strassenkommandanten[230] die Kolonne wegen der Feindfliegerttigkeit aufgelockert fahren und verlor dadurch den Zusammenhang. Ein Teil der Kolonne versuchte das linke Rhneufer zu erreichen, ein anderer ber Barjac[231][,] St. Etienne[232] nach Lyon zu kommen. Letzterer ist in die Hnde der Terroristen geraten.

Bereich der OFK C l e r m o n t - F e r r a n d

OFK 588 Clermont-Ferrand[233] Die OFK setzte sich am 25.8. in Marsch. Am 26.8. zwei Feuergefechte mit Terroristen zwischen Digoin[234] und Autun[235]. Der Vormarsch war durch Baumsperren und Brckensprengungen erschwert. Am 27.8. wurde Dijon erreicht. Der Fhrungsstab verblieb dort mit 8 Beamten und Sonderfhrern zur Durchfhrung eines Sicherungsauftrages. Der Rest der Verwaltungsgruppe setzte sich am 29.8. in Marsch und erreichte St. Di am 31.8., wo die Inmarschsetzung nach Marburg befohlen wurde. Von dem ehemaligen Oberfeldkommandanten[236], von dem zuletzt als "Kampfgruppe Brodowski" am 13.9. ein Funkspruch empfangen wurde, liegt keine Nachricht mehr vor. Es drfte in Kriegsgefangenschaft geraten sein.

FK 494 Aurillac[237] In der Zeit vom 10. Bis 17.8. hat sich die FK befehlsgemss unter schweren Kmpfen mit rtlichen Banden von Aurillac ber Murat[238], St. Flour[239], Brioude[240] nach Clermont-Ferrand zurckgezogen, wo ihre Auflsung erfolgte. Der Leiter der Verwaltungsgruppe[241] wurde zur OFK 588[242] bernommen und dem Feldwirtschaftsstab 9. Staffel in Royat[243] zugeteilt. Nach Auflsung der Staffel am 5.9. Ankunft in Dijon.
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FK 586 Limoges[244] Die FK war die letzten 3 Monate von jeder Verbindung mit der Aussenwelt abgeschlossen[245]. Am 21.8. wurde der Rckzug angetreten. Es gab schwere und verlustreiche Kmpfe mit Partisanen, so stlich von Langres[246]. Die meisten Mitarbeiter der Verwaltungsgruppe konnten sich in die Heimat durchschlagen. Zwei bis zuletzt in Limoges verbliebene Stabshelferinnen wurden als Hilfsschwestern beim Kriegslazarett 953 umgekleidet und drften in Kriegsgefangenschaft geraten sein.

FK 739 Tulle[247] Von der FK liegt Nachricht eines Uffz.[248] und eines Gefreiten vor, die als Verwundete im Flugzeug in die Heimat zurckgefhrt wurden, wonach am 16.8. die kampflose bergabe unter Fhrung des Kampfkommandanten Hauptmann Dr. Reiche[249] erfolgte. Es gingen ber, ausser 300 Mann des Sicherungsr[e]g[imen]t.[s] 95, einer Komp.[anie] des Fla-Batl. (mot) 958[250], die FK, berwachungskommando der Munitionsfabrik und Feldgendarmerie mit 50 Mann.

FK 786 Montluon[251] Am 17.8. wurde von der FK die Kaserne bezogen, da ein Verbleib im Ort nicht mehr mglich war. Am 20.8. wurde dem Kommandanten[252] durch den Sous-Prfekten[253] von Montluon ein Ultimatum der brit. amerikan. Mission berreicht, das bergabe der Waffen und Kapitulation forderte. Das Ultimatum wurde abgelehnt. Daraufhin wurde die Kaserne bis zum 24.8. abends eingeschlossen und belagert, Wasser und Licht abgeschnitten. Am 24.8., 8.20 Uhr, erfolgte der gewaltsame Ausbruch in Richtung Moulins[254]. Die KV-Beamten taten whrend der Belagerung Dienst als Rondeoffiziere[255]. Die Beamten der Verwaltungsgruppe konnten rechtzeitig ber Clermont-Ferrand in die Heimat geleitet werden.

FK 990 Chteauroux[256] Mitte August erhielt die FK den Befehl, mit der Truppe abzurcken. Der Abmarsch erfolgte am 20.8. mit der Flugplatzbesatzung. Am 20.8. kam es bei St. Amand[257] zum Feuergefecht. Es gab einen Verwundeten. Der Rckzug erfolgte meist nachts ber Moulin[s], Vichy[258] nach Digoin[259], wo Zuteilung zu einer OS-Einheit[260] erfolgte. Die Marschgruppe blieb 9 Tage zum Schutz noch durchfahrender Verwundeten-Transportzge in Digoin. stlich Paray-le-Monial[261] schwerer Feuerberfall durch Terroristen. Es gab 2 Schwer- und 1 Leichtverwundeten. Von Digoin ging der Weitermarsch am Canal du Centre entlang nach Monceau[262], das am 5.9. erreicht wurde.

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Am 7.9. kam die Gruppe in Belfort an, wo die Fahrzeuge abgeliefert und der Verbindungsstab aufgelst wurde.

Bereich der OFK Ly o n

OFK 590 Lyon Am 24.8. setzte die OFK ein Vorkommando mit entbehrlichem Gepck und Personalakten nach Grafenwhr in Marsch. Die beteiligten MV-Beamten kamen am 6.9. nach Marburg und wurden dort entlassen. Am 24.8. erteilte der Kommandant des Heeresgebiets Sdfrankreich dem Kommandanten der OFK 590[263] den Befehl, das Fort St. Irne zu beziehen. Der Abmarsch erfolgte am 2.9. ber Tournus Beaune[264], wo die feindliche Tieffliegerttigkeit besonders rege war, nach Dompirre[265] (5.9.). Am 6.9. erging der Befehl, ber Vesoul[266] bis Rioz[267] zu fahren, da ein Durchkommen ber Besanon bereits unmglich war. Auf Umwegen (bei Boult[268] wurde die Kolonne durch eine Baumsperre der Terroristen behindert) wurde Rioz erreicht und weiter nach Vesoul gefahren. Vom 7.-9.9. Aufenthalt in Vesoul. Zwei MV-Beamte wurden hier vom 8.-10.9. zum Auffangstab des Strassenkommandanten[269] abgestellt. Am 9.9. kam der Befehl zur Weiterfahrt in Richtung Belfort. In Chalonsvilliers[270], 5 km vor Belfort, wurde erneut Quartier gemacht. Vier MV-Beamte wurden f r einen Meldekopf in Essert[271] abgestellt, die brigen zu Wachen eingeteilt. Am 11.9. wurde die Kolonne nach Rougemont-le-Chteau[272] verlegt. Am 13.9. erging vom Befh. NO-Frankreich der Befehl zur Auflsung der Gruppe Verwaltung und Wirtschaft. Die MV-Beamten wurden nach Marburg bzw. Gera in Marsch gesetzt. Die Angehrigen der Gruppe Verwaltung und Wirtschaft der OFK sind ohne Verluste aus Frankreich zurckgekehrt.

FK 493 Bourg[273] Der Abmarsch erfolgte am 1.9. abends. Fahrtroute: Chalon - Dijon - Gray[274] - Besanon. Bei Gray ging ein grosser Teil der Pkw und Lkw durch Tieffliegerangriff verloren. Eine Stabshelferin wurde verwundet. Von Besanon erfolgte die Rckfhrung ber Giromagny[275] bei Belfort ins Lager Grafenwhr, wo die Abwicklung und Auflsung ordnungsmssig erfolgte.

FK 502 Chambry[276] Am 20.8. kam der Befehl zum Rckzug, der bis auf gelegentliche Feuerberflle (Verlust einiger Fahrzeuge) gut vonstatten ging. Am 22.8. wurde La Chambre[277] erreicht. Am 25.8. wurde der Sitz nach Lanslebourg[278] verlegt. Am 31.8. Weitermarsch nach St. Antonio (Italien), am 2.9. nach Deutschland.

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FK 577 Privas[279] Am 11.8. wurde dem Feldkommandanten[280] ein Ultimatum zur bergabe der Stadt gestellt, das nicht beantwortet wurde. Jegliche Verbindung zu anderen deutschen Dienststellen war abgeschnitten. Am 12.8. erfolgte die Entsetzung durch Russenformationen[281]. Am gleichen Tage rckten smtliche Fahrzeuge der FK und das Kriegslazarett ab. Die Strasse wurde hufig beschossen, dabei Ausflle an Wagen. Am 13.8. traf die Feldkommandatur in Tournon ein; stndige Feindeinwirkung fhrte am 23.8. zur bersiedlung aufs andere Rhneufer nach Tain[282]. Auch hier dauerndes Strungsfeuer und Strassenkmpfe. Die Verwaltungsgruppe beteiligte sich an den Kmpfen. Am 30.8. Abfahrt nach Tain; auf dem Wege gingen durch Tieffliegerangriff erneut 4 Fahrzeuge verloren. Am 1.9. Ankunft in Lyon, am 2.9. nach Villefranche[283] und ber Chalon - La Rochepot[284] nach Besanon (4.9.). Durch starken Beschuss gingen wieder 4 Fahrzeuge verloren (Artilleriebeschuss amerikanischer Truppen). Die Weiterfahrt nach Belfort erfolgte auf Umwegen. Am 8.9. wurden die Fahrzeuge beim Auffangstab Hbner[285] in Belfort bernommen, die Verwaltungsgruppe wurde nach Grafenwhr weitergeleitet.

FK 711 Lons-le-Saulnier[286] Die FK war schon von Mitte Juni bis Mitte August vllig abgeschlossen. Der Abmarsch erfolgte auf Befehl der OFK 590 am 25.8. In der Nacht vom 24. zum 25. wurde die FK von einer starken Terroristenbande aus dem gegenberliegenden Bahnhofsgebude beschossen, gleichzeitig fanden auch Feuerberflle auf die brigen Dienststellen (Lazarette, SD, Truppe usw.) statt. Auf dem Marsch fanden verschiedene Feuerberflle auf die FK statt. Es gab Materialverluste. Der Rckmarsch ist am 16.9. in Grafenwhr beendet worden.

FK 893 Macon[287] Am 2.9. erfolgte der Abmarsch ber Beaune[288] nach Autun[289]. Hier Rckbeorderung nach Beaune zum Anschluss an OFK 590, die jedoch schon nach Besanon weitergefahren war. Am 5.9. erfolgte die Weiterfahrt ber Gray in Richtung Besanon.

FK 998 Valence[290] Am 29.8. wurde der Befehl zum Abrcken gegeben. Auf der Strecke Valence - Lyon Tieffliegerangriffe. Bei Villefranche Feuerberfall durch S.M.G.'s[291]. Das Feuer wurde erwidert, es gab keine Verluste. Die Nachtfahrt vom 3. Bis 31.8. ging ber Macon, Chalon bis Beaune. Am 1.9. wurde die Weiterfahrt tags ber Dijon, Dle[292], Besanon nach Beaune-Les-Dames[293] angetreten. Am 3.9., 13 Uhr, langte die Kolonne in Belfort an. Auf der Fahrt ging ein Lkw durch Tieffliegerbeschuss verloren, der Fahrer wurde verletzt und ins Lazarett nach Lyon eingeliefert. Alle MV-Beamten trafen mit

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der Kolonne in Belfort ein und kamen von dort ber Grafenwhr zur Entlassung nach Marburg.

[1]

Vom November 1942 bis Juli 1944: Heinrich Niehoff

Als Nachfolger vorgesehen: Theodor Geib (1885-1944). General der Artillerie. 1906 bayerischer Leutnant. 1914/18 Kriegsteilnahme. Reichswehr. 1939 Heeresfeldzeugmeister. 1943 Deutscher bevollm chtigter General in Albanien. Anfang Juni 1944 Kommandant Heeresgebiet Sdfrankreich. Ende Juli 1944 an den Folgen eines Attentats des Maquis gestorben. Zum berfall vgl. Fernschreiben des OB West vom 31.7.1944, BA-MA (Freiburg) RH 19/IV/51. Ab Anfang August 1944: Ernst Dehner (1889- ? ). General der Infanterie. 1911 bayerischer Leutnant. 1914/18 Kriegsteilnahme. Reichswehr. 1939 Kommandeur des Infanterieregiments 87 im Westen. 1940 Kommandeur der 106. Infanteriedivision in der Heimat, im Osten und in Frankreich. 1942 Kommandierender General des LXXXII. Armeekorps an der Kanalkste. 1943 Kommandierender General des LXIX. Reservekorps in Kroatien. Anfang August 1944 Kommandant Heeresgebiet Sdfrankreich, nach deutschem Rckzug aus Frankreich umbenannt in Generalkommando Dehner. Nach der Rumung Frankreichs wurden smtliche Stbe der deutschen Besatzungsverwaltung aufgel st. Fr Abwicklungsaufgaben wurden einige wenige, ausgesuchte Beamte in den sogenannten Reststab bernommen, der in den folgenden Monaten insbesondere mit der Auswertung der Akten und dem Abfassen von Erfahrungs- und Schluberichten beauftragt war.
[2]

Am 1. August 1944 durchbrachen amerikanische Panzerverb nde unter General Patton bei Avranches den deutschen Verteidigungsring und rckten rasch in die Bretagne und nach Zentralfrankreich vor. Ein deutscher Gegensto auf Avranches (Unternehmen "Lttich"), der die durchgebrochenen amerikanischen Verb nde abschneiden sollte, scheiterte nach zwei Tagen am 8. August. Der Stellungskrieg an der Normandiefront wurde durch den Bewegungskrieg abgelst. Am 24. August erreichte die 2. Panzerarmee unter General Leclerc Paris, am 23. November 1944 wurde Straburg befreit.
[3]

Die Arme Secrte war als Untergrundarmee gleichsam der verlngerte Arm des Generals de Gaulle in Frankreich. Sie hatte Weisung, ein Widerstandsnetz aufzubauen und erst bei einer Landung der Alliierten in das Kriegsgeschehen einzugreifen. Die Arme Secrte rekrutierte sich hauptschlich aus ehemaligen Angehrigen der franzsischen Waffenstillstandsarmee und stand vor diesem Hintergrund, nicht zuletzt auch der politischen N he eines Teils ihrer Fhrer zu Ptain, bis Ende 1943 im Gegensatz zu den kommunistisch orientierten Francs-Tireurs-et-Partisans (FTP). Anfang 1944 trat die Arme Secrte den Forces Franaises de l'Intrieur bei.
[4]

Die Forces Franaises de l'Intrieur entstanden am 1. Februar 1944 durch den Zusammenschlu fast aller innerfranzsischen Widerstandskrfte unter dem Oberbefehl von General Marie-Pierre Koenig von London aus. Die FFI sahen sich als Teil der freifranzsischen Armee, der Kombattantenstatuts wurde ihnen aber von seiten der Deutschen erst im September 1944 zuerkannt. Nach der Befreiung Frankreichs wurde viele Einheiten der FFI in die 1. Franzsische Armee integriert.
[5]

Marie-Pierre Koenig (1898-1970). Marchal de France. 1917 Kriegsfreiwilliger. 1920-1922 Besatzungssoldat in Oberschlesien, 1923-1929 im Rheinland. 1932 Capitaine und Einsatz in Marokko bis zum Kriegsausbruch. 1940 Teilnahme an der britisch-franzsischen Norwegen-Unternehmung. 1940 Bataillonskommandeur bei der gescheiterten Landung de Gaulles in Dakar. Im Dezember 1940 Lieutenant-Colonel unter General Leclerc in Gabun. Eins tze im Sudan. Juni 1941 Colonel und Einsatz in Syrien. August 1941 Gnral de Brigade im Libanon. 1942 Teilnahme am Afrikafeldzug und Verteidiger von Bir-Hakheim. Mai 1943 Gnral de Division. 1944 Oberbefehlshaber der franzsischen Truppen in Grobritannien. 1944 Gouverneur de Paris. 1945-1949 Oberbefehlshaber der franzsischen Truppen in Deutschland. 1946 Gnral d'Arme. Nach seiner Verabschiedung Abgeordneter des Bas-Rhin und Verteidigungsminister 1955 und 1956. 1958 Rckzug aus der Politik. 1984 posthum zum Marchal de France erklrt. Am 15. August 1944 landeten an der franzsischen Riviera zwischen Hyres und Saint-Raphal im Departement Var amerikanische Verbnde des VI. US-Korps unter Generalmajor Lucian Truscott, tags darauf gefolgt von Verb nden des II.
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freifranzsischen Korps unter General Jean de Lattre de Tassigny. Unterst tzt wurde dieses amphibische Unternehmen (Operation "Dragoon") durch den Absprung von Fallschirmjgern der amerikanischen 1st Airborne Division im Rcken der Deutschen bei Draguignan (Var). Um zu verhindern, da die in Sdwestfrankreich verbliebenen deutschen Einheiten abgeschnitten wurden, ordnete Hitler bereits am 16. August den R ckzug aus ganz Sdfrankreich an. Dies war der einzige grere von Hitler befohlene Rckzug whrend des gesamten Zweiten Weltkriegs. Dem Oberbefehlshaber der Armeegruppe G, Generaloberst Johannes Blaskowitz, gelang es trotz der bermacht der Alliierten an Menschen und Material sowie der Bedrohung durch franzsische Partisanenverbnde, den berwiegenden Teil der deutschen Einheiten an die Reichsgrenze zurckzufhren, wodurch es im Herbst 1944 noch einmal gelang, die deutsche Front im Westen zu stabilisieren.
[7]

Organisation Todt.

Die beiden grten Kollaborationsparteien waren der Parti Populaire Franais (PPF) unter Jaques Doriot und der Rassemblement National Populaire (RNP) unter Marcel D at. Daneben existierten noch weitere Splitterparteien, wie Le Francisme und der Mouvement Social Rvolutionnaire (MSR).
[8] [9]

Departement Alpes Maritimes. Departement Rhne.

[10]

Einen Tag nach der Verhaftung und Deportation des letzten Pr fekten von Nizza, Chaigneau, wurde der bisherige Secrtaire gnral, Lauvel, mit der Verwaltung der Prfektur betraut. Nach der Befreiung wurde dann Maurice Jean Moyon am 23. August 1944 zum neuen Prfekten von Alpes-Maritimes, ernannt. Maurice BORDES (Hg.), Histoire de Nice et du pays niois, Toulouse 1976 (Univers de la France et des pays francophones. Srie: Histoire des Villes).
[11]

Marie Joseph Jean Chaigneau (1895-1955). Verwaltungsbeamter. 1914/18 Kriegsteilnahme. 1919 Attach au cabinet du Prfet de la Gironde. Verschiedene Verwendungen im Staatsdienst, zuletzt Pr fekt der Departements Basses Alpes (1939); Tarn, 1939; Indre-et-Loire (1940); Seine-et-Marne (1941; Alpes Maritimes (1943). Wurde am 14. Mai 1944 verhaftet und nach Deutschland deportiert. 1945 Rckkehr nach Frankreich. Zu Lauvel konnten keine weiteren biographischen Angaben ermittelt werden. Jean Moyon (1888- ? ). Jurist und Verwaltungsbeamter. 1914 Eintritt in den Staatsdienst als Chef de cabinet des Prfekten der Drme. Danach verschiedene Verwendungen, zuletzt 1940 Pr fekt der Corrze. 1942 Directeur des services administratifs de la ville de Marseille. 1944 Prfekt der Alpes Maritimes. 1945 Prfekt von Seine-Infrieure. 1946 Prfekt Bouchesdu-Rhne. 1948 verabschiedet. Die vom CFLN (Comit Franais de la Libration Nationale) in London konzipierte Strategie sah mit dem Beginn der Landung der Alliierten ein konzentriertes Losschlagen der Widerstandskr fte in Frankreich vor. Eine umfassende Mobilmachung nach militrischen Gesichtspunkten, wie hier im Bericht beschrieben, sollte bewirken, da die FFI knftig von den Deutschen als Kombattanten - und nicht mehr wie bisher - als "Freisch rler" behandelt werden wrden.
[12]

Obwohl es sich - mit Ausnahme der K stendepartements am Mittelmeer - eigentlich um Verbindungsst be handelte, spricht der Bericht hier von Feldkommandanturen bzw. Oberfeldkommandanturen.
[13] [14]

FK 988 Annecy, Departement Haute-Savoie. FK 502 Chambry, Departement Savoie. FK 735 Grenoble, Departement Isre. Richtig: Lons-le-Saunier. FK 711 Lons-Le-Saunier, Departement Jura. FK 586 Limoges, Departement Haute-Vienne.

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FK 798 Agen, Departement Lot-et-Garonne. FK 495 Cahors, Departement Lot. FK 732 Pau, Departement Basses-Pyrnes. FK 659 Tarbes, Departement Hautes-Pyrnes. FK 994 Guret, Departement Creuse. FK 786 Montluon, Departement Allier. FK 555 Gap, Departement Hautes-Alpes. FK 792 Digne-les-Bains, Departement Basses-Alpes (heute: Alpes de Haute-Provence). FK 730 Prigueux, Departement Dordogne. FK 739 Tulle, Departement Corrze. FK 494 Aurillac, Departement Cantal. Departement Puy-de-Dme. Der Rckzug erfolgte am 17.8.1944. FK 577 Privas, Departement Ardche. FK 997 Perpignan, Departement Pyrnes-Orientales. FK 994 Nizza, Departement Alpes-Maritimes. Departement Sane-et-Loire. Departement Bouches-du-Rhne. Departement Haute-Garonne. Departement Gironde.

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[38]

Gemeint sind hier vor allem die deutschen Unternehmen am Mont Mouchet (Departement Haute-Loire) Anfang Juni und das von besonders grausamen Repressionsmanahmen begleitete Unternehmen auf dem Plateau de Vercors (Departement Drme bzw. Isre) von Mitte Juni bis Mitte Juli 1944. Die Osttruppen rekrutierten sich aus ehemaligen Angeh rigen der Roten Armee, die die Wehrmacht unter den Kriegsgefangenen rekrutiert hatte. Die Soldaten waren russischer (sogenannte Ostbataillone) oder nicht-russischer (sogenannte Ostlegionen) Nationalitt und wurden unter deutscher Fhrung ab dem Jahr 1942 an der Ostfront zum "Kampf gegen den Bolschewismus" eingesetzt. Als sich mit dem deutschen R ckzug im Sommer 1943 unter diesen Verbnden Meutereien zu hufen begannen, wurden alle Ostbataillone von der Ostfront nach Italien oder auf den Balkan, vorrangig aber nach Frankreich verlegt. Dort wurden sie innerhalb deutscher Divisionen am sogenannten "Atlantikwall" oder auch zur Bekmpfung des franzsischen Widerstandes eingesetzt, wobei sie offenbar durch besondere Brutalit t auffielen. Als sich bei den Osttruppen im Sommer 1944 die Flle von Desertion huften, wurden sie im Herbst 1944 entwaffnet, aufgelst und zu Schanzarbeiten herangezogen. Die in deutschen Augen zuverl ssigen Einheiten wurden zur Bildung der russischen Befreiungsarmee (ROA) verwendet.
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Sicherheitsdienst der SS.

Anders als hier im Bericht angegeben, wurden die Vergeltungsma nahmen nicht nur vom SD, sondern auch von der Waffen-SS und der Wehrmacht durchgefhrt, wenn auch hinsichtlich der Brutalitt mit graduellen Unterschieden. Besonders bekannt ist der sogenannte "Blutmarsch" der 2. SS-Panzerdivision "Das Reich" von S dfrankreich an die Normandiefront im Juni 1944, wobei am 9. Juni 1944 in der Stadt Tulle als Vergeltung f r die Ermordung und die angebliche anschlieende Verstmmelung der Leichen deutscher Landessch tzen 99 Einwohner der Stadt ffentlich gehngt wurden. In keinem Zusammenhang mit Repressalien steht die Vernichtung des Dorfes Oradour-sur-Glane (Haute-Vienne). Die Ermordung aller 642 Einwohner, einschlielich der Frauen und Kinder, durch das I. Bataillon des zur 2. SS-Panzerdivision geh renden Regiments "Der Fhrer" am 10. Juni 1944. Oradour ist zwar das bekannteste und grausamste, allerdings keineswegs das einzige Massaker der Deutschen in Frankreich whrend des Sommers 1944. Maill (Indre-et-Loire), Marsoulas (HauteGaronne), Valras (Vaucluse) und Vassieux-en-Vercors (Drme) stehen als Beispiele weiterer deutscher Kriegsverbrechen im Rahmen von "Repressalmanahmen".
[41] [42]

Departement Haute-Savoie. Richtig: Evian-les-Bains, Departement Haute-Savoie. Richtig: Thonon-les-Bains, Departement Haute-Savoie. Richtig: Draguignan, Departement Var.

[43]

[44]

[45]

Whrend der Operation "Dragoon" landeten am 15. August amerikanische Fallschirmj ger der 1st Airborne Division in der Ebene von Les Maures (Departement Var) und setzten nach kurzem Vormarsch den gr ten Teil des in der nahegelegenen Stadt Draguignan gelegenen deutschen Verbindungsstabes 800 sowie den Stab des LXII. Reservekorps auer Gefecht. Der Kommandierende General dieses Korps, General der Infanterie Ferdinand Neuling, geriet bereits am 16. August in amerikanische Kriegsgefangenschaft.
[46]

Ferdinand Neuling (1885- ? ). General der Infanterie. 1906 preu ischer Leutnant. 1914/18 Kriegsteilnahme. bernahme in die Reichswehr. 1939 Generalmajor und Kommandeur der 239. Infanteriedivision in Polen. 1940 Teilnahme am Westfeldzug, 1941 am Ostfeldzug. 1942 Kommandeur der 294. Infanteriedivision im Osten, anschlie end Fhrerreserve. Herbst 1942 General der Infanterie und Kommandierender General des LXII. Reservekorps beim Wehrmachtbefehlshaber Ukraine. 1944 Verlegung nach Sdostfrankreich. Gefangennahme nach Landung der Alliierten. Hauptverbindungsstbe bzw. Oberfeldkommandanturen bestanden in Avignon (OFK 894), Departement Vaucluse; in Clermont-Ferrand (OFK 588), Departement Puy-de-Dme; in Lyon (OFK 590), Departement Rhne und in Toulouse (OFK 564), Departement Haute-Garonne.
[47]

Gemeint ist hier die Bedrohung durch die franzsische Widerstandsbewegung, die in den deutschen Berichten nur selten als Maquis oder Rsistance, sondern meist als "Terroristen" oder "Banden" bezeichnet wurden.
[48]

Signifikant ist in diesem Zusammenhang auch die Abl sung des Kommandanten des Heeresgebiets Sdfrankreich, General Heinrich Niehoff, der zunchst durch General Theodor Geib, und nachdem dieser einem Anschlag des Maquis zum Opfer gefallen war, im Ende Juli 1944 von General Ernst Dehner ersetzt wurde. Im Unterschied zu Niehoff, der von 1940 bis 1942 Kommandant der OFK 670 in Lille (Departement Nord) war, verf gten sowohl Geib als auch Dehner aufgrund ihres vorherigen Einsatzes auf dem Balkan bereits ber einschlgige Erfahrungen im Partisanenkampf.
[49] [50]

Die bei dem britischen Landeunternehmen in Dieppe gemachten Erfahrungen hatten Generalfeldmarschall Gerd von Rundstedt dazu bewogen, auf ein eigenes r ckwrtiges Armeegebiet zwischen dem Gefechtsbereich der Truppe an der Kste und dem Bereich des Militrbefehlshabers zu verzichten. Der am 7. Oktober 1942 herausgegebene "Grundlegende Befehl des OB West Nr. 9" ermchtigte die an der Kste stationierten Operationstruppen zum direkten Zugriff auf die Stellen der Militrverwaltung im Gefechtsgebiet.

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Zu diesem Zeitpunkt: Generalfeldmarschall Gerd von Rundstedt. Oberfeldkommandantur 761 (Avignon), Departement Vaucluse. Armeeoberkommando.

[52]

[53]

So berichtete die FK 994 (Nizza), da sie seit Wochen nur mehr halbe Brotrationen und fast kein Fleisch und Fett mehr ausliefern konnte. 10 Tage vor ihrem Abmarsch konnte nur noch "eine d nne Suppe aus der Volkskche" ausgegeben werden, vgl. Abschlubericht der OFK 894 Avignon. o.D. AN AJ 40/965 dr. 4. Vgl. auch den Lagebericht Juni 1944 II, 3. Ernhrung u. Landwirtschaft.
[54] [55]

Departement Drme. Departement Isre. Kommandant rckwrtiges Armeegebiet. OFK 564 Toulouse, Departement Haute-Garonne.

[56]

[57]

[58]

Die Armeegruppe G wurde am 28. April 1944 fr die in Sdfrankreich stehenden Armeeoberkommandos 1 und 19 gebildet, um einer mglichen alliierten Landung an der Mittelmeerk ste und der stetig wachsenden Widerstandsbewegung besser begegnen zu knnen. Erst im September 1944 wurde die Armeegruppe in eine Heeresgruppe umgewandelt. Offenbar wollte Hitler aus persnlichen Grnden dem dortigen Oberbefehlshaber, Generaloberst Johannes Blaskowitz, zun chst keine eigene Heeresgruppe antragen.
[59]

Im Frhjahr/Sommer 1944 wurden die 9. und 11. Panzerdivision sowie die 2. SS-Panzerdivision "Das Reich" und die 198. Infanteriedivision von der Ostfront der Armeegruppe G zur "Auffrischung" nach S dfrankreich zugefhrt. Dazu kam im Juli 1944 die 716. Infanteriedivision von der Normandiefront. Frankreich diente von 1941 bis 1944 insgesamt 23 Divisionen als "Auffrischungsraum". Abgekmpfte Truppen wurden von der Ostfront ins besetzte Frankreich mit dem Ziel verlegt, sich dort zu erholen. Gleichzeitig sollten die Einheiten personell und materiell wieder auf die alte Soll-Strke aufgefllt werden.
[60] [61]

OFK 588 Clermont-Ferrand, Departement Puy-de-Dme.

Die Rechte der besetzenden Macht wurden bereits Mitte Juni 1944 im Bereich der OFK Clermont-Ferrand ausgebt. Dazu gehrte unter anderem das Verordnungsrecht des Militrbefehlshabers.
[62]

LXVI. Reservekorps. Die Reservekorps wurden ab 1942 von der Heimat in die besetzten deutschen Gebiete berall in Europa verlegt. Dort bildeten sie die vorgesetzten Stellen der Reservedivisionen, denen einerseits die Rekrutenausbildung, andererseits Wachaufgaben und mitunter auch die Bek mpfung des Widerstandes oblag.
[63]

Das Massif Central war eines der Hauptgebiete des bewaffneten franz sischen Widerstandes und wurde deshalb auf deutscher Seite unter Anspielung auf die Lage im Osten bisweilen auch als "Kleine Ukraine" bezeichnet. Mehrere deutsche Unternehmungen, wie zum Beispiel beim Mont Mouchet Anfang Juni 1944, f hrten jeweils nur fr kurze Zeit zu einer Beruhigung der Lage; trotz der Hrte in der Vorgehensweise gelang es den Deutschen nie, den franz sischen Widerstand vllig auszuschalten.
[64] [65]

OFK 590 Lyon, Departement Rhne.

Die Deutschen beherrschten im Sommer 1944 in dieser Gegend de facto nur mehr das f r den Verkehr und Nachschub strategisch wichtige Rhnetal, whrend das Massif Central westlich und der Jura sowie die franz sischen Alpen stlich von Lyon zu weiten Teilen in Hand der Widerstandsgruppen waren.
[66] [67]

OFK 894 Avignon, Department Vaucluse.

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Richtig: Chalon-sur-Sane, Departement Seine-et-Loire. Richtig: Bourg-en-Bresse, Departement Ain. Richtig: Lons-le-Saunier, Departement Jura. Departement Doubs. Vgl. Kommandant des Heeresgebiets Sdfrankreich. Ia/Nr. 1708/44 g.Kdo. 19. August 1944. AN AJ 40/965, dr. 5

[69]

[70]

[71]

[72]

In seiner Eigenschaft als Reichsminister f r Bewaffnung und Munition hatte Albert Speer gegenber Hitler darauf gedrngt, vor allem im Westen und sptestens bei Erreichen der ehemaligen Reichsgrenze auf die v llige Zerstrung von Industrieanlagen und Versorgungseinrichtungen (Strategie der "Verbrannten Erde") zu verzichten. Speer pldierte statt dessen dafr, durch gezielte Teilzerstrung wichtige Anlagen und Einrichtungen vorbergehend zu "lhmen". Die offizielle deutsche Bezeichnung lautete ARLZ-Manahmen (Auflockerungs-, Rumungs-, Lhmungs-, Zerstrungs-Manahmen), vgl. auch Oberkommando der Wehrmacht. WFSt/Qu. 2 Nr. 06850/44geh.Kdos. vom 6.9.44. Betr.: ARLZ-Manahmen. NOKW-375.
[73]

Otto Schmidt-Hartung (1892-?). Generalleutnant. 1912 Leutnant. 1914/18 Kriegsteilnahme. 1920 bertritt zur badischen Landespolizei. 1936 bertritt ins Heer. 1939 Kommandeur des Infanterieregiments 35 im Westen, dann in Ru land. 1941 Kommandeur der 14. Schtzenbrigade in Ruland. 1943 Kommandant der Feldkommandatur 520 (Antwerpen). Mai 1944 Kommandant des Hauptverbindungsstabes (Oberfeldkommandatur) 564 (Toulouse). November 1944 Befehlshaber der Operationszone Alpenvorland in Norditalien.
[74] [75]

FK 798 Agen, Departement Lot-et-Garonne. Richtig: Saint-tienne, Departement Loire. Oberst Wittekind. Keine nheren biographischen Angaben ermittelt. Richtig: Villefranche-sur-Sane, Departement Rhne. Name nicht ermittelt. Name nicht ermittelt. FK 893 Mcon, Departement Sane-et-Loire. FK 998 Valence, Departement Drme. FK 987 Lyon, Departement Rhne. Departement Drme. Departement Drme. Maschinenpistolen-Munition.

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[77]

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[86]

Die Technische Nothilfe (TN), 1919 gegrndet, war seit dem Gesetz vom 25. Mrz 1939 eine Krperschaft des ffentlichen Rechts und unterstand dem Reichsf hrer-SS und Chef der Deutschen Polizei, Heinrich Himmler. Sie hatte technische Hilfe zu leisten bei der Bek mpfung ffentlicher Notstnde. Ihr oblag neben der Sicherstellung staats- und lebenswichtiger Einrichtungen, die Untersttzung bei der Landesverteidigung, beim Luftschutz und bei Katastrophen. Die Aufgaben erfllten unter einem hauptamtlichen Fhrerkorps notdienstverpflichtete Einsatzkrfte (Nothelfer).
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Departement Isre.

Dr. Werner Knab ( ? - 1945). Jurist. Obersturmbannfhrer. Bis 1939 bei der Stapo-Leitstelle M nchen ttig. 1941 bis 1943 In der Einsatzgruppe C, dann Leiter der Abteilung IV beim Befehlshaber der Sicherheitspolizei in Kiew. Juni 1943 bis August 1944 Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD in Lyon. 1945 Tod infolge eines alliierten Tieffliegerangriffs in Bayern.
[89] [90]

Name nicht ermittelt. Name nicht ermittelt. Name nicht ermittelt.

[91]

[92]

Andr Sadon (1891-1965). Jurist und Verwaltungsbeamter. 1914/18 Kriegsteilnahme als Unteroffizier d.R. 1920 Chef de cabinet des Prfekten von Yonne. 1921 Secrtaire gnral von Yonne. 1928 Sous-Prfet von Marmande. 1930 Chef de cabinet beim Sous-secrtaire d'tat l'ducation physique. 1932 Sous-Prfet von Parthenay. 1935 Secrtaire gnral fr Verwaltung im Departement Bouches-du-Rhne. 1939 Prfekt von Aude. 1940 Prfekt von Nivre. 1942 Prfekt von Cher. 1943 Prfekt hors classe von Pas-de-Calais. Januar 1944 Prfekt von Haute-Garonne und Regionalprfekt von Toulouse. August 1944 seines Amtes enthoben, 1945 Ruhestand. 1955 Honorarprfekt.
[93]

Honor Guerrin (1885-1964). Verwaltungsbeamter. Baccalaurat in Literatur und Rechtswissenschaften. 1905 bis 1923 bei der Prfektur in Algier, unterbrochen vom Kriegsdienst als Leutnant d.R. 1914/15. 1923 als Chef de cabinet des Secrtaire gnral der Regierung angeschlossen. 1931 Secrtaire gnral fr die Polizei in Bouches-du-Rhne. 1934 zur Verfgung der Regierung. 1937 Prfekt von Dordogne. 1941 Regionalprfekt von Clermont-Ferrand (bis 1942 lediglich delegiert). 1944 seiner mter enthoben. 1945 Ruhestand.
[94]

Andr Boutemy (1905-1959). Licence in Rechtswissenschaften. 1933 bis 1939 verschiedene Verwaltungsfunktionen beim Gouverneur von Franzsisch-Westafrika. 1939/40 Kriegsteinahme. 1940 Sous-Prfet von Thonon-les-Bains. 1941 mit der Funktion des Intendant de Police beauftragt. 1942 Directeur der renseignements g nraux. 1943 Prfekt von Loire. Juni 1944 Prfekt von Rhne und Regionalprfekt von Lyon. Herbst 1944 im Gefngnis, 1945 Freilassung. Bis 1951 Politischer Berater von L'nergie industrielle. 1952 Honorarprfekt und Senator von Seine-et-Marne. 1953 kurzzeitig Ministre de la sant publique.
[95] [96]

Nhere Einzelheiten nicht ermittelt. Nhere Einzelheiten nicht ermittelt. Fernand de Brinon. Monsieur Mer. Keine nheren biographischen Angaben ermittelt. Bahnbevollmchtigter Lyon, Name nicht ermittelt. FK 994 Nizza, Departement Alpes-Maritimes. Zu den einzelnen Manahmen des Militrbefehlshabers vgl. den Lagebericht Juni 1944, I 3, Verkehrswesen. Name nicht ermittelt. Bis 2. Juli 1944: Gerd von Rundstedt, danach bis zum 15. August 1944: Generalfeldmarschall Hans Gnther von Kluge.

[97]

[98]

[99]

[100]

[101]

[102]

[103]

[104]

Bis 5. September 1944: Walter Model (1891-1945). Generalfeldmarschall. 1910 Leutnant. 1914/18 Kriegsteilnahme. Reichswehr. 1939 Chef des Stabes des IV. Armeekorps im Polenfeldzug, dann Chef des Stabes der 16. Armee im

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Frankreichfeldzug. 1940 Kommandeur der 3. Panzerdivision. 1941 Kommandierender General des XXXXI. Armeekorps im Osten. 1942 Oberbefehlshaber der 9. Armee im Osten. 1944 Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Nord, dann der Heeresgruppe Nordukraine, anschlieend Oberbefehlshaber West und Oberbefehlshaber der Heeresgruppe B, ab September 1944 nur noch Oberbefehlshaber der Heeresgruppe B. Selbstmord im Ruhrkessel. Ab 5. September 1944: erneut Gerd von Rundstedt.
[105]

Friedrich-Wilhelm John (1905-?). Oberst i.G. Reichswehr. 1939 Quartiermeister im Stab des X. Armeekorps in Polen, dann im Westen. 1940 im Stab des Milit rbefehlshabers in Frankreich/Quartiermeisterabteilung. 1941 Ia der 6. Infanteriedivision im Rulandfeldzug. 1943 Abteilungschef im Generalstab des Heeres, Generalquartiermeisterabteilung III, Nachschub, dann Abteilungschef, Generalquartiermeisterabteilung I. Juli 1944 Oberquartiermeister West.
[106]

Vermutlich: Oberstleutnant Graf Finckenstein. Keine n heren biographischen Angaben ermittelt. Nicht ermittelt. Kraftfahrzeug-Inspektionspark. Gemeint ist hier der Lagebericht des Militrbefehlshabers in Frankreich von Januar/Mrz 1944. Nhere Einzelheiten nicht ermittelt. Vgl. hierzu den Lagebericht September 1940, C I, b. Name nicht ermittelt. Name nicht ermittelt. Name nicht ermittelt. Rohstoffhandelsgesellschaft.

[107]

[108]

[109]

[110]

[111]

[112]

[113]

[114]

[115]

3. Kompanie des Technischen Bataillons 23. Das Bataillon war seit 1943 in S dfrankreich mit Kommandos in Narbonne (Aude) und Nizza (Alpes-Maritimes) stationiert.
[116] [117]

Wilhelm Hederich.

In damaligen Sprachgebrauch hufig verwendeter verklausulierter Begriff fr die Bekmpfung der franzsischen Widerstandsbewegungen.
[118] [119]

Gemeint sind hier vermutlich die Landwirtschaftsfhrer. Nhere Einzelheiten nicht ermittelt.

[120]

Im Verordnungsblatt des Kommandanten des Heeresgebiets S dfrankreich fr den Kstenbereich Mittelmeer nicht nachgewiesen.
[121]

Der Generalbeauftragte fr den Arbeitseinsatz, Fritz Sauckel, hatte die franzsische Regierung am 22.8.1942 sowie am 15.3., 9.4. und 6.8.1943 aufgefordert, fr den Arbeitseinsatz im Reich franzsische Arbeitskrfte zur Verfgung zu stellen. Am 4.9.1942 hatte die Regierung Laval daraufhin eine erste gesetzliche Regelung erlassen, auf die im Mrz 1943 schlielich die Einrichtung des Service de Travail Obligatoire (STO) folgte, in dessen Rahmen ganze Jahrgnge von jungen Mnnern und Frauen geschlossen zum Arbeitseinsatz im Reich verpflichtet waren.
[122] [123]

Eventuell gemeint: Comit pour la paix sociale.

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Im Rahmen der letzten Stufe der Arbeitskrfteaushebung war vom Generalbevollmchtigten fr den Arbeitseinsatz, Fritz Sauckel, die Ausdehnung der Arbeitsdienstpflicht in Frankreich auf die Angeh rigen des Jahrgangs 1924 erwogen worden.
[124]

Commissariat gnral du Service de Travail Obligatoire, spter umbenannt in Commissariat gnral interministriel la main d'uvre bzw. Scrtariat gnral la main d'uvre.
[125] [126]

Dieser OKW-Befehl vom 8. Juli 1944 bestimmte unter anderem: "Aus bandenverseuchten Gebieten ist die gesamte arbeitsfhige Bevlkerung, die in irgendeiner Weise des Zusammenwirkens mit Banden, Widerstandsorganisationen und dgl. berfhrt ist oder als verdchtig bzw. sympathisierend bezichtigt werden kann, durch die bei den Bandenunternehmen eingesetzte Truppe geschlossen in vorzubereitende Auffanglager und von dort in das Reich zum Arbeitseinsatz abzubefrdern." Der Befehl, der nur noch in Ausnahmef llen ausgefhrt wurde, ist auszugsweise abgedruckt in: Europa unterm Hakenkreuz. Die Okkupationspolitik des deutschen Faschismus (1938-1945), Bd. 4, hg. von einem Kollegium unter Leitung von Wolfgang SCHUMANN und Ludwig NESTLER, Berlin (Ost) 1990.
[127]

Vgl. auch den Lagebericht Juni 1944, II, 1, Arbeitseinsatz.

Am 25. Januar 1944 ordnete Sauckel die Bildung einer franzsischen Institution an, welche sich um die Aufbringung von Arbeitskrften fr die deutsche Kriegswirtschaft kmmern sollte. Daraus gingen das "Comit pour la paix sociale" und die "Ligue pour l'ordre et la justice sociale" (kurz: Liga) hervor und es begann eine regelrechte Kopfgeldjagd auf die franzsischen Landsleute: Fr die Aufbringung einer ungelernten Arbeitskraft erhielten Angehrige der Liga 30 Mark Prmie, fr gelernte Spezialisten gar 50 Mark. Insgesamt waren etwa 1800 Franzosen in den beiden Organisationen beschftigt.
[128] [129]

Hier handelt es sich vermutlich um rtliche Anti-Partisanenunternehmen. Vgl. oben II A. FK 495 Cahors, Departement Lot. OFK 564 Toulouse, Departement Haute-Garonne. FK 494 Aurillac, Departement Cantal. FK 586 Limoges, Departement Haute-Vienne. FK 786 Montluon, Departement Allier. FK 990 Chteauroux, Departement Indre. FK 577 Privas, Departement Ardche. Departement Tarn.

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Die Feldkommandantur 802 und ein ihr unterstelltes aserbaidschanisches Bataillon gerieten am 30. August bei Privas (Departement Ardche) in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Der verantwortliche amerikanische Offizier lieferte einen Tag spter die deutschen Offiziere und mehrere aserbaidschanische Legion re an den Maquis aus. Am 3. September 1944 wurden ber 60 deutsche Offiziere und Legionre, darunter der Feldkommandant Oberst Walter Steuber und der Kommandeur des Aserbaidschaner Bataillons, durch die FFI in Vals-les-Bains (Departement Ardche) erschossen. Diese Exekution, der kein gerichtliches Verfahren vorausging, war eine Repressalie f r angebliche und tatschliche Kriegsverbrechen dieser Einheit beim Abzug aus Rodez und beim R ckmarsch in Sdfrankreich.
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Departement Arige.

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Departement Lozre. Departement Gers. Departement Tarn-et-Garonne. Departement Haute-Loire. Departement Aude. Departement Hrault. Richtig: Nmes, Departement Gard. Territoire de Belfort. Departement Sane-et-Loire. Departement Vosges. Departement Cte-d'Or. Departement Haute-Sane. Rudolf Hnermann. Richtig: Chalon-sur-Sane. Departement Cte-d'Or.

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In Marburg an der Lahn erfolgte die Auflsung der verschiedenen Verwaltungseinheiten. Die Verwaltungsbeamten wurden offiziell entlassen und erhielten bei dieser Gelegenheit zum Teil auch neue Papiere, aus denen ihren letzte Verwendung nicht zu entnehmen war.
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Departement Gard. Departement Rhne. Departement Cte-d'Or. Departement Ardche. Departement Aude. Departement Hrault. Departement Doubs. Departement Vaucluse. Departement Drme

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Bei dem Gegner handelt es sich nicht, wie von den Deutschen zun chst vermutet, um Angehrige des franzsischen Widerstandes, sondern um eine Kampfgruppe des VI. US-Corps, die auf Befehl von General Lucian K. Truscott am 20.8.1944 von Osten kommend in Richtung Rhnetal - Raum Montlimar vorgerckt war und nun den deutschen Rckzugweg unmittelbar bedrohte, vgl. Joachim LUDEWIG, Der deutsche Rckzug aus Frankreich 1944, Freiburg 1994, S. 129f.
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Richtig : Barjac, Departement C te-d'Or. Richtig: Vallon-Pont-d'Arc, Departement Ardche. Departement Ardche. Richtig: Guilherand, Departement Ardche. Departement Sane-et-Loire.

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Am 25. August war es Teilen der 36. US-Division gelungen, n rdlich von Montlimar, bei La Coucourde, die Rhnetalstrae (heute RN 7) vorbergehend zu sperren. Am 26. August wurde die Strae daraufhin zwar von deutschen Einheiten, vor allem der 11. Panzerdivision, wieder freigek mpft, doch blieb die Strae im Feuerbereich der amerikanischen Artillerie, vgl. Joachim LUDEWIG, Der deutsche Rckzug aus Frankreich 1944, Freiburg 1994, S. 204.
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Departement Sane-et-Loire. Departement Haute-Sane. Departement Alpes-Maritimes. Die Rckfhrung der Feldkommandantur erfolgte ber Italien. Name nicht ermittelt. Departement Pyrnes Orientales. Oberst Luyken. Keine nheren biographischen Angaben ermittelt. Panzerabwehrkanone. Richtig: Castelnau-d'Aude, Departement Aude. Richtig : Cabrillac, Departement Lozre. Schreibweise unsicher. Departement Loire. Departement Rhne. Departement Haut-Rhin. Departement Vaucluse.

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Johannes Baeler (1892-1944). Generalleutnant. 1914 Leutnant. 1914/18 Kriegsteilnahme. Reichswehr. 1939 Chef des Stabes des XI. Armeekorps in Polen, Frankreich, Serbien und im Osten. 1942 Kommandeur der 9. Panzerdivision im Osten. 1943 Kommandeur der 242. Infanterie-Division in Toulon. An den Folgen einer Verwundung beim deutschen Rckzug
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gestorben.
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Zugfhrerstelle. Departement Drme. Departement Lozre. Oberst Bassompierre. Keine nheren biographischen Angaben ermittelt. Departement Lozre. Gemeint ist hier vermutlich Vallon-Pont-d'Arc. Departement Ardche. Richtig Tournon, Departement Ardche. Sonderfhrer. Departement Sane-et-Loire. Departement Aude. Schmidt-Hartung. Name nicht ermittelt. Departement Lot. Departement Tarn-et-Garonne. Kraftwagen.

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Richtig: Turk. Batl. I/370. Gemeint ist das Turkestanisches Bataillon I/370. 1942 im Kaukasus bei der 370. Infanteriedivision aus turkestanischen Freiwilligen aufgestellt. Spter Einsatz auf der Krim. Frhjahr 1944 Verlegung nach Sdfrankreich zum Freiwilligen-Stamm-Regiment 1.
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Departement Tarn-et-Garonne. Richtig: Bagnols-sur-Ceze, Departement Gard. Departement Gard. Richtig: Bourg-Saint-Andeol, Departement Ardche. Departement Ardche. Richtig: Charmes-sur-Rhne, Departement Ardche. Departement Rhne. Departement Rhne.

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Departement Basses-Pyrnes. Departement Landes. Departement Charente. Departement Vienne. Nhere Einzelheiten nicht ermittelt. Name nicht ermittelt. Departement Cher. Departement Nivre. Departement Vosges. Departement Haut-Rhin. Departement Lot-et-Garonne. Departement Gironde. Name nicht ermittelt. Oberst Lobach. Keine nheren biographischen Angaben ermittelt. Departement Hrault. Gemeint ist hier vermutlich: Remoulins, Departement Gard. Name nicht ermittelt. Departement Gard. Departement Loire. Departement Puy-de-Dme. Departement Sane-et-Loire. Departement Sane-et-Loire.

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Fritz von Brodowski (1886-1944). Generalleutnant. 1905 Leutnant. 1914/18 Kriegsteilnahme. Reichswehr. 1939 Inspekteur der Wehr-Ersatz-Inspektion Stuttgart. 1942 Kommandeur der Division 404 in Dresden. 1943 Kommandant der Oberfeldkommandantur 398 in Sdruland. 1944 Kommandant der Oberfeldkommandantur 588 (Clermont-Ferrand). In der Nhe von Besanon gefallen.
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Departement Cantal. Departement Cantal.

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Departement Cantal. Departement Haute-Loire. Name nicht ermittelt. OFK 588 Clermont-Ferrand. Departement Puy-de-Dme. Departement Haute-Vienne.

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Der Feldkommandant von Limoges, Generalmajor Walter Gleininger, der nach der vor bergehenden Einschlieung bereits die bergabe der Stadt an die FFI erwogen und daraufhin vom SD verhaftet worden war, unternahm kurz vor der Rumung Selbstmord, um dem drohenden Kriegsgerichtsverfahren zu entgehen, s. Zusatz zur Tagesmeldung des OB West fr den 23.8.1944, BA-MA (Freiburg) RH 19 IV/54, S. 105.
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Walter Gleininger (1892-1944). Generalmajor. 1910 Einjhrig-Freiwilliger. 1914/18 Kriegsteilnahme. 1915 Leutnant im aktiven Dienst. Reichswehr. 1939 Kommandeur der Panzerj gerabteilung 18 in Polen und Frankreich. 1941 Kommandeur des Infanterie-Ersatz-Regiments 18 in Liegnitz. 1942 Kommandeur der 4. Panzerbrigade im Osten. 1943 im Stab der 1. Infanteriedivision im Osten. 1944 Kommandant der Feldkommandantur 586 (Limoges). Freitod.
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Departement Haute-Marne. Departement Corrze. Unteroffizier. Dr. Reiche. Hauptmann. Nhere biographische Angaben nicht ermittelt. Motorisiertes Flak-Bataillon 958. Departement Allier. Oberst Sylvius Graf von Pckler (1889-1979). Keine nheren biographischen Angaben ermittelt. Name nicht ermittelt. Departement Allier. Gemeint ist hier der Einsatz der Kriegsverwaltungsbeamten als Offiziere zur Kontrolle der Wachtposten. Departement Indre. Richtig: St-Amand-Montrond, Departement Cher. Departement Allier. Departement Sane-et-Loire. Objektschutz-Einheit.

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Departement Sane-et-Loire. Richtig: Montceau-les-Mines, Departement Sa ne-et-Loire. Otto Kohl. Departement Cte-d'Or. Richtig: Dompierre-les-Tilleuls, Departement Doubs. Departement Haute-Sane. Departement Haute-Sane. Departement Haute-Sane. Name nicht ermittelt. Richtig: Chlonvillars, Departement Haute-Sane. Territoire de Belfort. Territoire de Belfort. Richtig Bourg-en-Bresse, Departement Ain. Departement Haute-Sane. Territoire de Belfort. Departement Savoie. Departement Savoie. Richtig: Lanslebourg-Mont-Cenis, Departement Savoie. Departement Ardche. Oberst Benazek. Keine nheren biographischen Angaben ermittelt. Gemeint sind hier die sogenannten "Ostbataillone." Richtig: Tain-l'Hermitage, Departement Drme. Richtig: Villefranche-sur-Sane, Departement Rhne. Departement Cte-d'Or. Nhere Einzelheiten nicht ermittelt. Departement Jura.

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Departement Sane-et-Loire. Departement Cte-d'Or. Departement Sane-et-Loire. Departement Drme. Schwere Maschinengewehre. Departement Jura. Richtig: Baume-les-Dames, Departement Doubs.

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