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Todesurteil gegen christliches Ehepaar wegen SMS

Das pakistanische christliche Ehepaar Schaukat Emmanuel und seine Frau Shagufta ist wegen angeblich blasphemischer SMS zum Tode verurteilt worden Das pakistanische christliche Ehepaar Schaukat Emmanuel und seine Frau Shagufta ist wegen angeblich blasphemischer SMS zum Tode verurteilt worden
Das pakistanische christliche Ehepaar Schaukat Emmanuel und seine Frau Shagufta ist wegen angeblich blasphemischer SMS zum Tode verurteilt worden
Quelle: rescuechristians.org
Weil sie den Propheten in einer SMS beleidigt haben sollen, verurteilt ein Richter ein Ehepaar zum Tode. Dass beide kaum schreiben können und das Telefon Wochen vorher verloren ging, ist ihm gleich.

Die Geschichte beginnt am 18. Juni vergangenen Jahres mit mehreren verhängnisvollen telefonischen Textnachrichten (SMS). Schaukat Emmanuel, ein nach einem schweren Unfall im Jahr 2004 von der Hüfte abwärts gelähmter und an den Rollstuhl gefesselter, des Lesens und Schreibens kaum mächtiger Hausmeister, soll an diesem Tage gotteslästerliche Nachrichten per Mobiltelefon an den muslimischen Imam Mohammed Hussain verschickt haben. Der zeigte den 43-Jährigen prompt an und ließ ihn festnehmen.

Beleidigungen des Propheten Mohammed ahnden pakistanische Gerichte gern mit der Todesstrafe. So auch diesmal in einem kurzen und juristisch höchst zweifelhaften Prozess. Und da das inkriminierte Mobiltelefon auf den Namen von Schaukats Frau Shagufta registriert war, wurde die als Putzfrau in einer Schule tätige 38-Jährige gleich mit zum Tode verurteilt.

Ehefrau gleich mitverurteilt

Da spielte es für den eherenwerten Richter Mian Amir Habib auch keine große Rolle, dass das Paar vier minderjährige Kinder zurückließe, sollte das Urteil tatsächlich vollstreckt werden: Ambrose, 13 Jahre alt, Danish (10), Sarah (7) und Amir (5).

Der Richter in Gorja, Provinz Pundschab, folgte in vollem Umfang der Argumentation der Staatsanwaltschaft und berief sich auf ein geltendes Recht aus dem Jahr 1985, das Beleidigungen des Koran oder des Propheten mit der Todesstrafe belegt.

Anwalt Nadeem Hassan will für das Paar in Berufung gehen, weil der Prozess nicht fair geführt worden sei. Er sprach sogar davon, dass sein Mandant gefoltert worden sei, um ein Geständnis abzulegen, das er dann später vor Gericht widerrief. Der Richter, so Hassan, habe sich islamistischem Druck gebeugt und die Staatsanwälte seien bedroht worden.

„Sie haben geweint“

Farrukh Harrison, Leiter von World Vision in Progress, einer Organisation, die die Rechte religiöser Minderheiten in Pakistan unterstützt, sagte: „Die beiden Angeklagten haben geweint, als der Richter ihnen sagte, dass sie durch den Strang sterben werden.“

Die Verteidigung machte zwar geltend, das Handy der Frau sei zum fraglichen Zeitpunkt bereits seit einem Monat nicht mehr in ihrem Besitz gewesen, weil sie es verloren hatte. Möglicherweise sei die Textbotschaft von jemandem gesendet worden, der ihnen schaden wolle. Doch das änderte nichts an der Verhängung der Höchststrafe – obwohl die Anklage weder das Mobiltelefon noch die SIM-Karte vorlegen konnte. Eine Abrechnung der Telefongesellschaft reichte dem Gericht als Indiz, um die Schuld des Paares festzustellen.

Das Gericht ließ sich auch nicht von der Argumentation beeindrucken, dass die SMS-Texte in sauberem Urdu verfasst waren, das Ehepaar aber Urdu weder korrekt lesen noch schreiben könne. Auch die Motivfrage spielte nur eine sehr untergeordnete Rolle.

Mehrere Todesurteile gegen Christen

Vor zehn Tagen verurteilte ein Gericht in Lahore einen anderen Christen, Pastor Adnan Masih, zum Tode, weil er angeblich den Propheten im betrunkenen Zustand während eines Streits mit einem muslimischen Freund beleidigt habe. Mit dem Ehepaar Emmanuel, Masih und der im November 2010 wegen Blasphemie verurteilten Mutter Asia Bibi warten nun vier Christen in Pakistan auf Begnadigung oder Vollstreckung.

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Pakistan hat de facto ein Moratorium über die Vollstreckung der Todesstrafe verhängt, weshalb es unwahrscheinlich ist, dass die vier hingerichtet werden. Doch sie bleiben bis zu ihrer möglichen Begnadigung oder vorzeitigen Entlassung aus dem Gefängnis in Haft, was in Pakistan ohnehin schon eine schwere Strafe ist.

Die Stadt Gorja ist immer wieder Tatort religiös motivierter Unruhen. 2009 ging dort das Gerücht um, Christen hätten einen Koran verbrannt. Die Folge war, dass ein muslimischer Mob 40 christliche Häuser und eine Kirche in Brand steckte.

Dieser kleine Junge ist wegen Totschlag angeklagt

Der neun Monate alte Musa Khan soll Polizisten in Pakistan gesteinigt haben. Nun steht er vor Gericht. Sein Großvater hält die Anklage für absurd. "Er kann noch nicht mal seine Milchflasche richtig greifen.“

Quelle: Reuters

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