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Bericht zur Einheit Politikverdrossenheit in Ostdeutschland wächst rasant

Der Ostbeauftragte der Bundesregierung hat zur Lage der Einheit die Befindlichkeiten im Land abgefragt. Demnach ist nur noch jeder Dritte im Osten grundsätzlich mit seinem Leben zufrieden – ein starker Einbruch zu 2020.
Der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Carsten Schneider (SPD)

Der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Carsten Schneider (SPD)

Foto: Political Moments / IMAGO

Gestiegene Preise, eine unsichere Energieversorgung, Krieg in Osteuropa: Die Menschen in Deutschland stehen vor großen Belastungen. Vor allem in den östlichen Bundesländern führt das zu einer immer größeren Politikverdrossenheit. Das geht aus dem Jahresbericht zum Stand der Deutschen Einheit hervor, der dem Portal »The Pioneer« vorliegt.

Im Sommer 2022 seien demnach nur noch 31 Prozent der Menschen alles in allem zufrieden gewesen. Das seien neun Prozentpunkte weniger gewesen als 2020. In den westlichen Ländern habe die Zufriedenheit bei 44 Prozent gelegen, zehn Punkte weniger als zwei Jahre zuvor. Der Bericht soll kommende Woche vom Ostbeauftragten der Bundesregierung, Carsten Schneider (SPD), offiziell veröffentlicht werden.

Laut »The Pioneer« basieren die Erkenntnisse des Berichts auf dem sogenannten Deutschland-Monitor. Das Institut hatte rund 4000 Menschen in Ost und West im Juli und August 2022 befragt. Zum Befragungszeitpunkt waren nur 26 Prozent der Befragten im Osten mit der Arbeit der Bundesregierung zufrieden – ein Rückgang um neun Prozentpunkte gegenüber 2020. Im Westen dagegen liegt die Zufriedenheit aktuell bei 44 Prozent. Vor zwei Jahren waren es noch 54 Prozent gewesen.

Angst vor Meinungsäußerung

Nur noch 43 Prozent der Ost- und 58 Prozent der Westdeutschen seien zudem der Auffassung, »dass man seine Meinung immer frei äußern kann, ohne Ärger zu bekommen«, im Vergleich zu 50 respektive 63 Prozent vor zwei Jahren.

Wirtschaftlich schließt der Osten nur sehr langsam zum Westen auf, hieß es zudem. Die Lage im Land werde zunehmend als sozial ungerecht empfunden. Nur noch 23 Prozent im Osten und 33 Prozent im Westen sind mit der sozialen Gerechtigkeit (eher) zufrieden. Vor zwei Jahren waren es noch 32 beziehungsweise 42 Prozent.

Der Ostbeauftragte Schneider sagte, besonders der Osten stehe vor »großen Herausforderungen, die politische Antworten erfordern«. Vor allem die unsichere Energieversorgung und die stark gestiegenen Preise infolge des russischen Angriffskrieges seien »für die ostdeutsche Bevölkerung besonders bedrohlich«.

mrc