Blockchain? Leider nichts dazugelernt!

Bedeutung von Distributed Ledger Technologien für Finanzdienstleister

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Nachdem das Internet den Zugang zu Informationen demokratisiert hat, beginnen nun Blockchain-Technologien, das Vertrauen zu demokratisieren. Klassischen Finanzmarktakteuren könnte bei der Blockchain das gleiche Schicksal wie Verlagen beim Internet blühen.

Distributed Ledger Technologien für Finanzdienstleister

Distributed Ledger Technologien, wie Blockchain sollten für Finanzdienstleister hohe Priorität haben.

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Die Erfindung und Verbreitung des Internets demokratisierte den Zugang zu Informationen – und schuf hiermit die Grundlage für einen tiefgreifenden Transformationsprozess, dem sich keine Branche entziehen konnte. Mit der Erfindung und Verbreitung von Distributed Ledger Technologien (DLT) wie der Blockchain wird Vertrauen demokratisiert.

Auch dies wird die Welt fundamental verändern, wobei insbesondere die vertrauensstiftenden Intermediäre von dieser Disruption betroffen sein werden. Das bedeutet, dass sich Banken, Asset Manager und Verwahrstellen gewaltig anpassen müssen, wollen sie nicht genau so bedeutungslos werden wie Medienhäuser. Man vergleiche nur einmal die Verschiebung der Werbeausgaben von Verlagen in Richtung Google und Co.

Entscheider zurückhaltend bei Blockchain

Das maßgebliche Problem bei der Bewältigung dieser Aufgabe sind häufig leider genau diejenigen, die in den etablierten Unternehmen mit der Bewältigung großer Aufgaben betraut sind – die „Entscheider“. Aber natürlich bestätigen auch hier Ausnahmen die Regel.

Bei Gesprächen mit der „alten Welt“ fühlt man sich manchmal in die 1990er bzw. frühen 2000er Jahre zurückversetzt. Es ist genau der gleiche „Typ“ Mensch, der Distributed Ledger Technologien wie Blockchains mit Ablehnung bzw. Zurückhaltung gegenübersteht wie der, der damals die Meinung vertrat, dass sich das Internet niemals durchsetzen würde.

Und immer, wenn ich dann ärgerlich werde, versuche ich mich zurückzuhalten und zu reflektieren. Wer sitzt vor dir? Was hat die Person aktuell noch für Herausforderungen? Will diese Person überhaupt das Beste für die Firma – oder nur das Beste für sich selbst? Wie ist die Person sozialisiert? Wofür wurde gelobt und befördert oder aber bestraft?

Leider wird in Deutschland, aber auch in anderen europäischen Ländern Nichtstun immer noch stärker goutiert als Handeln. Fehlerkultur ist ein Riesenthema.

Blockchain mit Potenzial zur Disruption

Es ist mittlerweile unbestritten, dass die DLT das Potenzial hat, die Finanzindustrie maximal zu disruptieren. Der Wegfall ganzer Industriezweige wird beispielsweise in einem bereits im April 2016 erschienenen Paper der EZB prophezeit, da deren – auch zukünftig wichtige – Funktion eben keine Entität mehr benötigt, sondern durch Technologie und Code abgebildet werden kann.

Einfluss von Blockchain auf die Wertpapierabwicklung

Wie ein verteiltes Hauptbuch die Effizienz der Abwicklung im Wertpapierhandel beeinflussen kann.

Der vielfache Trugschluss, dass es „dieses oder jenes schon vor dem Hintergrund des Verbraucherschutzes/der Regulatorik“ ewig geben würde, ist falsch. Und ganz nebenbei: Die BaFin ist was das Thema DLT angeht wirklich gut drauf. Zwar wird auch diese zunehmend reguliert (was wir gut finden) – aber erstens wurde an dieser Stelle rechtzeitig Kompetenz aufgebaut und zweitens wird hier in einem engen Dialog mit den Marktakteuren der neuen Welt gearbeitet, was gleichfalls begrüßenswert ist. Hoffnungen, dass die BaFin die alte Welt bevorzugen wird, können wir nicht nähren. Sie macht genau das, was sie soll: Ein Level Playing Field für alle Akteure schaffen.

Mut zur Veränderung

Natürlich machen solche fundamentalen Veränderungen Angst. Und der ein oder andere Entscheider in gehobener Position, der „seine Schäfchen schon im Trockenen hat“ und vielleicht durch die vielen geschlagenen Schlachten ein wenig müde geworden ist, mag sich die Frage stellen, ob er sich darum jetzt wirklich auch noch kümmern muss. Hat er doch mit MiFID 2 und Konsorten doch wirklich schon genug zu tun.

Unsere Antwort darauf ist eindeutig: Die bisherigen Veränderungen sind nichts gegen das, was der Finanzindustrie bevorsteht. Aber natürlich braucht es Mut. Auch den Mut, Fehler zu machen. Und Kraft sowie Gestaltungswillen.

Kryptowerteverwahrung als erster Schritt

Mit der Einführung der Kryptowerteverwahrung – im aktuell diskutierten Entwurf nebenbei explizit unter Ausschluss aller Marktteilnehmer, die bereits eine beaufsichtigte Tätigkeit durchführen (ob das endgültig so bleibt, wird abzuwarten sein) – schafft der Gesetzgeber mehr Sicherheit für institutionelle Anleger. Dies wird zu einer größeren Akzeptanz für Kryptoassets führen und ebnet gleichfalls den Weg für die anstehende Tokenisierung von Eigenkapitalinstrumenten – also unter anderem Wertpapieren. Diese Wertpapiere werden irgendwann mittels DLT kostengünstiger begeben, gehandelt und auch verwahrt werden können. Der Markt wird entscheiden, ob dann Wertpapiere alter Couleur (T+2) oder Token gehandelt (T‑instant) werden. Wir hätten da eine Vermutung.

Was also tun?

Unserer Meinung nach ist Lernen und Informieren das Gebot der Stunde. Setzen Sie sich mit dem Thema DLT, Token, Blockchain, Wallets, Private Keys etc. auseinander und machen Sie sich Ihr eigenes Bild. Das können Sie entweder im Selbststudium via Internet tun oder uns beauftragen, um dies dann in komprimierter Form und auf Ihren Sachverhalt zugeschnitten zu erhalten. Danach werden Sie sich dafür entscheiden, sich dem Thema zu widmen, da sind wir uns sicher. Auch dabei helfen wir dann gern.

Nur Bitte tun Sie eines: Beschäftigen Sie sich mit dem Thema. Primär vielleicht gar nicht so sehr für sich selbst, sondern für Ihre Gesellschaft. Und für die 25‑Jährigen, die in dem Vertrauen bei Ihnen arbeiten, dass Sie als Entscheider das Richtige tun werden. Denn diese haben ihre Schäfchen vermutlich noch nicht im Trockenen.

Über den Autor

Dr. Sven Hildebrandt

Dr. Sven Hildebrandt ist Partner der DLC Distributed Ledger Consulting GmbH und verfügt über langjährige Erfahrung im Bereich Unternehmensentwicklung und Digitalisierung sowie Marketing und Corporate Communications. Nach Studium und Promotion in BWL war er in unterschiedlichen Agenturen und Unternehmensberatungen im Finanzdienstleistungssektor, bei der Techniker Krankenkasse sowie für die HANSAINVEST Hanseatische Investment-GmbH aktiv.

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