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Sein Golfplatz, seine Mega-Yacht, sein See : Janukowitsch übertrifft mit seinem Protz-Palast sogar Gaddafi und Hussein
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Ex-Präsident Janukowitsch hat sich abgesetzt – und hat seinen protzigen Palast am Rande von Kiew verlassen.  „Österreich“-Reporter Karl Wendl war im „Versailles“ des Despoten und fand einen Prunk vor, der selbst die überheblichsten Diktatoren in den Schatten stellt.

Seine Flucht war hektisch: Mit zwei Lasterwagen vollgestopft mit eilig zusammengerafften Papieren, Wertgegenständen und vermutlich 650 Millionen Dollar in bar setze sich Viktor Janukowitsch Freitagnacht aus seiner Prunk-Residenz Meschiguirja ab.

Wohin? Niemand weiß es derzeit. Fest steht nur, dass er Sonntag  früh mit einem Privatjet das Land verlassen wollte  - mit unbekanntem Flugziel. Die Fluglosten verweigerten allerdings die Starterlaubnis, der Jet musste auf der Rollbahn wenden.

Anti government protest in Ukraine
dpa Bild 2/4 - "Ich bin schockiert", sagt die pensionierte Soldatin Natalia Rudenko. "In einem Land mit so viel Armut, wie kann ein Mensch da so viel besitzen - er muss psychisch krank sein." Die Welt müsse das sehen und Janukowitsch vor Gericht stellen.
Ukraine protesters take over as president flees Kiev
dpa Bild 4/4 - Wie auch immer, das muss dem Volk zurückgegeben werden", sagt der Mechaniker Kowaltschuk. So sehen es auch die Politiker in Kiew: Am Sonntag beschließt das Parlament, die umstrittene Privatisierung des Anwesens wieder rückgängig zu machen.
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Opposition will Janukowitsch wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit anklagen

Janukowitsch rauschte in einer gepanzerten Limousine weg. Wahrscheinlich versteckt er sich in einem Bunker: „Sollten wir ihn erwischen“, sagt Andrey Parubiy, Chef der Maidan-Schutzeinheiten zu „Österreich“, „werden wir ihn vor ein Gericht stellen und wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit anklagen“.

Sein  Luxusanwesen 20 Kilometer außerhalb von Kiew, ist inzwischen zu einem der meistbesuchten Orte in der Ukraine geworden, die Demonstranten haben es eingenommen.

Überwachungsvideo zeigt Flucht von Janukowitsch

Zoomin.TV Wo steckt der Despot?: Überwachungsvideo zeigt Flucht von Janukowitsch

Der Janukowitsch-Palst übertrifft Gaddafi und Hussein

Ich war dort und staunte fassungslos. Vieles habe ich bisher gesehen: Die Paläste Saddam Husseins, die Residenz von Muammar Gaddafi in Tripolis mit kilometerlangen Bunkeranlagen und einem Vergnügungspark mit Ringelspiel und Rutschen, eine Art arabisches Neverland.

Die Janukowitsch-Herberge übertrifft aber alles. Zehntausende strömen am Sonntag von Kiew in die Ortschaft Novvi Petrivci. Die Straße ist ein einziger, durchgehender Stau. Was die Menschen zu sehen bekommen, lässt ihren Atem stocken.

Der Palast thront wie eine Festung über dem See

Janukowitsch ließ sich einen Protzbau der Sonderklasse errichten: Das Areal ist eine mehrere Hektar große Parkanlage, mächtiger als Schönbrunn, liegt an einem See von der Dimension des Faakersees. An der eigenen Schiffsanlegestelle eine Megayacht mit jedem nur erdenklichem Luxus.

Das Hauptgebäude ist in den falsch ansteigenden Hang gebaut, thront wie eine Festung über dem See. Vom Ufer  heraufführend  imperiale Treppen, Lust-Pavillons, ein Zauberwald, der Nachbau einer antiken römischen Palastanlage.

Geschmacklose Mischung aus Datscha und Palazzo

Die Villa selbst ist eine architektonisch völlig geschmacklose Mischung aus gigantischer russischer Datscha und italienischem Palazzo. Sie hat Dutzende Badezimmer, die Armaturen  sind vergoldet, ebenso die Toiletten. Seine eigene Toilette ließ sich Janukowitsch als mächtigen Thron bauen, mit feinem, güldenen Mosaiksteinchen drauf.

In allen Räumen  schwere Kristallluster, Bilder, zentimeterdicke Teppiche – kein durchgehender Stil, aber sündhaft teuer. Vor der Residenz drei riesige Zierteiche, mehrere Tennisplätze, daneben ein drei-Loch-Golfplatz, ein Gewächshaus, rund ein Dutzend Nebenhäuser, eine Straußenfarm, ein kleiner Zoo mit Wildschweinen, Hubschrauberlandeplätze. Die beiden Helis des Präsidenten sind weg.

Karl Wendl Reporter Karl Wendl auf dem Anwesen von Janukowitschs Protz-Palast

Janukowitsch hat sich sein eigenes Versailles gebaut

„Ich habe das nicht für möglich gehalten. Hier hat er sein Versailles errichtet“, ist Ludmilla, 72, eine Pensionistin aus Kiew, die mit ihrer Tochter und ihren Enkeln gekommen ist, überwältigt.

Wie tausende andere auch schiebt sie sich mit ihren Enkeln langsam in Dreireihen durch den Park, alle achten peinlich darauf, dass sie nichts zertrampeln. Trotz unbändiger Wut legen die Besucher eine Disziplin an den Tag, die einzigartig ist.

Es wird nicht geplündert, nicht getrampelt. Stattdessen leiden die Besucher und drücken ihre Nasen an die Panzerglasscheiben der Villa, sind sprach- und fassungslos: „Das ist der Sitz eines Größenwahnsinnigen Mafiapaten“, schimpfen sie. Igor, ein Architekt aus Lemberg ist 600 Kilometer mit seiner Familie angereist, nur um diesen bizarren Luxus zu sehen: „Jetzt wissen wir, wo unser Geld versickert ist. Weder Jelzin, noch Gorbatschow, noch sonstwer, hat so residiert“. Zusatz: „Wenn wir ihn erwischen, führen wir ihn über den Maidan-Platz“.

Karl Wendl ist Reporter der Tageszeitung "ÖSTERREICH".

Die aktuellen Entwicklungen zur Lage in der Ukraine  lesen Sie hier.

 

 

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