LEGO sagt „Grünwende“ ab – weil ohne Öl geht es nicht

26. September 2023von 5,8 Minuten Lesezeit

Nach den „bösen Mächten“ in China und Russland sowie dem Abschwächen des „grünen“ Endzeitwahns in Großbritannien und Schweden bezieht nun auch der weltgrößte Spielzeughersteller aus Dänemark recht eindeutig Position: ohne fossile Inputs klappt die Herstellung der bunten Spielsachen zwar auch, aber nur unter vollkommen marktfernen und produktionslogistischen Aspekten. Am Rande erwähnt sei auch, dass die erprobten „Ersatzstoffe“ allesamt einen „größeren CO-Fußabdruck“ haben als die ursprüngliche Herstellungsmethode, wie die Financial Times kürzlich berichtete.

Nun ist es gleichsam offiziell, denn wenn etwas in dem lachsrosafarbenen Medium berichtet wird, so hat dies in jedem Fall eine nicht zu unterschätzende Vorbildwirkung für insbesondere die Damen und Herren in den Vorstandsetagen. In der FT heißt es hierzu konkret (meine Übersetzungen, Hervorhebungen):

Der weltgrößte Spielzeughersteller gab vor zwei Jahren bekannt, dass er einen Prototyp eines Steins getestet hat, der aus recycelten Plastikflaschen statt aus erdölbasiertem ABS hergestellt wurde, das derzeit für etwa 80% der jährlich produzierten Milliarden von Spielzeugen verwendet wird.

Niels Christiansen, der Vorstandsvorsitzende des dänischen Familienunternehmens, erklärte jedoch gegenüber der Financial Times, dass die Verwendung von recyceltem Polyethylenterephthalat (RPET) während der Lebensdauer des Produkts zu höheren Kohlendioxidemissionen geführt hätte, da dafür neue Anlagen erforderlich gewesen wären.

Anders ausgedrückt: die „Kur“ (Erzatzverbundstoffe) ist schlimmer als die „Krankheit“ (CO2-Emissionen).

Klar ist auch, dass der materiale Input von 2kg Petroleum für 1kg Plastik nicht zu unterschätzen ist, doch, wie Christiansen anführt, „anfangs glaubte man, dass es einfacher sei, dieses oder jenes magisches Ersatzmaterial zu finden, um das Nachhaltigkeitsproblem zu lösen“. Mittlerweile aber ist man bei LEGO offenbar in der Realität angekommen: „Das scheint nicht der Fall zu sein. Wir haben Hunderte und Aberhunderte von Materialien getestet. Es ist uns einfach nicht gelungen, ein solches Material zu finden.“

ABS, RPET und die Realität: das ist Brutalität…

Aus der Abteilung für Nachhaltigkeit bei LEGO verlautet es, dass RPET an sich weicher als das herkömmliche Material (Acrylnitril-Butadien-Styrol, ABS) sei und daher zusätzliche Inhaltsstoffe benötigt werden, um eine ähnliche Sicherheit und Haltbarkeit zu verleihen. Hinzu kommen daher große zusätzliche Mengen an Energie in der Verarbeitung. Hierzu meinte Tim Brooks, Direktor der Nachhaltigkeitsabteilung von LEGO, trocken: „Es ist, als würde man versuchen, ein Fahrrad aus Holz statt aus Stahl herzustellen“, und fügte dem hinzu:

Um die Produktion [von recyceltem PET, Anm.] in größerem Umfang zu ermöglichen, mussten wir in unseren Fabriken alles umstellen. Nach all dem wäre der Kohlenstoff-Fußabdruck höher gewesen. Das war enttäuschend.

Lego ist weiterhin bestrebt, jeden einzelnen Bestandteil der Produktionskette nachhaltiger zu gestalten, indem es schrittweise mehr biobasierte und recycelte Materialien einsetzt, aber, so Vorstandsvorsitzender Christiansen, „es geht nicht darum, von heute auf morgen von 0 auf 100% nachhaltig zu werden, aber man fängt damit an, dass ein Teil des Materials entweder auf biologischen Materialien oder auf recycelten Materialien basiert. Vielleicht sind es 50% 30% oder 70% die darauf basieren“.

Ein Problem damit gibt LEGO jedoch recht unverblümt zu: diese Faktoren erschweren möglicherweise die Kommunikation mit den Verbrauchern erschweren würde, da es zunächst unmöglich wäre, das Ausmaß der Emissionsreduzierung bei jedem einzelnen Produkt anzugeben.

Lernen aus den Nachhaltigkeits-Erfahrungen von LEGO?

Die bisher dominanten Ambitionen haben sich als Mirage erwiesen. Brooks fügt hinzu, dass sich LEGO von einem singulären Fokus auf nachhaltige Materialien hin zu einem Ziel mit geringeren Emissionen und potenziell zirkulären Materialien, die recycelt und wiederverwendet werden können, entwickelt:

RPET ist ein großartiges Beispiel dafür, warum wir nicht versuchen, so dogmatisch zu sein.

Daher hat LEGO in den USA und Kanada nun das sog. „Replay“-Programm gestartet, das nächstes Jahr auch nach Europa kommen soll. Dabei geht es darum, dass unbenützte Bausteine zurück an LEGO gehen sollen, wo diese dann sortiert und gereinigt werden, bevor sie an Wohltätigkeitsorganisationen abgegeben werden.

Nachhaltigkeits-Chef Brooks führte aus, er hoffe, dass LEGO in den nächsten zwei bis drei Jahren Antworten auf die Frage finden werde, wie die Steine am besten gesammelt und sortiert werden können, bevor das Unternehmen ein kommerzielleres Angebot auf den Markt bringe, bei dem die Menschen mit der Rückgabe ihrer alten Sets Geld verdienen könnten, das dann wiederum wiederverwendet und als neue Sets verpackt werden könne:

Es ist besser, wiederzuverwenden als zu recyceln. Wir denken also über ein zirkuläres Geschäftsmodell nach – wie können wir mit der Wiederverwendung von Steinen Geld verdienen? Das ist ein ziemlicher Wechsel im Denken und in den Ideen.

Weitere Hinweise über erzielte Verbesserungen – aus dem Norden

Auch hierzulande sind die erwähnten Entwicklungen in den „Leit- und Qualitätsmedien“ angekommen. So berichtete etwa das Tekniske Ukeblad (etwa: Technische Wochenzeitung) über ein paar weitere Details. Nachhaltigkeits-Chef Brooks gab folgendes an:

Heute sind die Bausteine 25 Prozent energieeffizienter als noch vor fünf Jahren. Unter anderem verbrauchen wir weniger Energie im Formungsprozess. Zu den weiteren Umweltmaßnahmen gehört die Verringerung der Anzahl der Kartons um 18%, was bedeutet, dass wir das Äquivalent von 3.000 LKWs pro Jahr von den europäischen Straßen entfernt haben.

Die Herausforderung besteht darin, dass wir die Artikel in die Kiste bekommen und die Kiste schließen können müssen. Je kleiner die Box ist, desto schwieriger ist es, die Teile hineinzubekommen.

Dennoch gibt es weiterhin einiges zu tun, u.a., da man – so Brooks – nicht wisse, woher die Rohstoffe für die Bausteine kommt. LEGO kaufe Granulat von Lieferanten aus der ganzen Welt, einschließlich Südkorea, will aber keine Namen von Lieferanten nennen. Angesprochen auf die möglicherweise problematische Herkunft der Rohstoffe, zeigt sich Brooks jedoch ausweichend: „Die Lieferanten können beantworten, woher das Öl kommt. Aber wir wissen, dass die Ölförderung nicht gut für die Umwelt ist, deshalb bauen wir unser neues Zentrum [für Wertstoffinnovation]“.

Schließlich berichtete auch Packaging World kürzlich darüber, dass die bis anhin in mehreren Plastikbeuteln verpackten LEGO-Steine ab 2025 in Papierbeuteln verpackt werden.

„Wir sind gerade dabei, viele Produktionsmaschinen in allen unseren Fabriken auszutauschen, um dies zu ermöglichen“, sagte Vorstands-Chef Christiansen. „Das ist keine leichte Aufgabe, aber sie ist jetzt in der Umsetzung. Wir wissen, was zu tun ist, wir investieren, und Sie werden bereits jetzt erste Papierbeutel in Europa sehen.“

Und die Moral von der Geschichte? Dogmatismus kann die Realität nicht überkommen – und „Kleinvieh macht auch Mist“.

Bild Dave Catchpole, LEGO Offshore Rig with Fuel Tanker – Set 373 (1977), CC BY 2.0

Unsere Arbeit ist spendenfinanziert – wir bitten um Unterstützung.

Folge TKP auf Telegram oder GETTR und abonniere unseren Newsletter.


Die “Pandemie” als natürliches Experiment des Klimawahns

Polen erhebt Klage gegen “autoritäre” EU-Klimapolitik

Elf Länder wollen UN-Erklärungen zu Gesundheit und “nachhaltigen” Entwicklungszielen blockieren

Die Pläne für Enteignungen, Nahrung aus genmodifizierten Insekten und Landnutzung

EU plant ab 2030 Enteignung von Hausbesitzern zwecks „Klimarettung“

10 Kommentare

  1. Ralf Thomas 27. September 2023 at 11:11Antworten

    „weil ohne Öl geht es nicht“

    Muss man die hässliche Mode „weil + Hauptsatzstellung“ hier mitmachen…?

    • I.B. 27. September 2023 at 20:29Antworten

      Freut mich, dass es nicht nur mir weh tut.

  2. Gabriele 26. September 2023 at 18:17Antworten

    Jetzt aber ehrlich…. die Lego-Industrie zerstören fürs Klima? Eines der wenigen sinnvollen Spielzeuge, die es je für Kinder gab und das wirklich die Kreativität gefördert hat. Man müsste aber nicht jeden modemäßigen Unsinn daraus herstellen – einfach nur Lego. Deshalb geht die Welt bestimmt nicht unter…
    Und altes Lego nicht wegschmeißen, wer das tut, ist sowieso bäh…. Kann man waschen (nicht zu heiß), dann hält es ewig.
    Muss man so fanatisch sein? Auch das ist dümmer, am dümmsten.

  3. randy andy 26. September 2023 at 17:23Antworten

    Und auf die Idee Granulat aus Hanf zu probieren sind sie nicht gekommen ? Ich habe jetzt zwar nicht nachgelesen aber so weit ich mich erinnere, ist die Technik aus Hanf Granulat als einen Ersatz für Plastikgranulat herzustellen schon sehr weit fortgeschritten !?! Das wäre dann endlich einmal wirklich Nachhaltig.

    • Fritz Madersbacher 26. September 2023 at 23:55Antworten

      @randy andy
      26. September 2023 at 17:23
      Die LEGO-Bausteine bestehen nicht aus einem Verbundwerkstoff (wie oben irgendwo fälschlich erwähnt), sondern werden aus dem Thermoplast ABS (Acrylnitril-Butadien-Styrol) spritzgegossen. Der Versuch, PET zu verwenden, schafft sofort das Problem, keine Phtalate als „Weichmacher“ dafür verwenden zu dürfen, die wegen ihrer zytotoxischen Eigenschaften z.B. in Kinderspielzeugen oder Medizinprodukten verboten sind. Hanf-Fasern dienen – eingebettet in eine Kunststoff -„Matrix“ aus einem Thermoplast (z.B. Polyurethan) oder Duromer (z.B. Phenol oder Epoxy) zur Herstellung von Verbundwerkstoffen. Der beste Werkstoff wäre das chemisch völlig inerte Polyethylen, aber zur Erreichung der nötigen Steifigkeit und Kerbschlagzähigkeit müßte man ein „UHMW“ (‚Ultra-High-Molecular-Weight‘) – Polyethylen verwenden, und das lässt sich nicht spritzgiessen, sondern nur sintern, scheidet also aus Kosten- und verarbeitungstechnischen Gründen aus …

  4. Jurgen 26. September 2023 at 15:32Antworten

    Ja, ja, wohl Holz noch nicht probiert? Ist viel umweltfreundlicher als ABS. Wäre doch ganz einfach in den Niederlanden Bäume dafür zu pflanzen!

  5. Fritz Madersbacher 26. September 2023 at 10:57Antworten

    „Nachhaltigkeits-Chef Brooks gab folgendes an: Heute sind die Bausteine 25 Prozent energieeffizienter als noch vor fünf Jahren. Unter anderem verbrauchen wir weniger Energie im Formungsprozess. Zu den weiteren Umweltmaßnahmen gehört die Verringerung der Anzahl der Kartons um 18%, was bedeutet, dass wir das Äquivalent von 3.000 LKWs pro Jahr von den europäischen Straßen entfernt haben“
    Das ist zugleich eine Einsparung bei den Herstellkosten, eine ‚win-win‘- Situation, die jedes Unternehmen anstrebt, eine fraglos positive Entwicklung …

  6. Fischefrau99 26. September 2023 at 9:53Antworten

    Kann man die Klötzchen nicht aus ausgedienten Windradflügeln schnitzen?

    Ironie aus.

    • Jurgen 26. September 2023 at 15:34Antworten

      Wer will denn so einen Glasfaserscheiß als Spielzeug für kleine Kinder?

  7. Hasdrubal 26. September 2023 at 9:41Antworten

    „Anders ausgedrückt: die “Kur” (Erzatzverbundstoffe) ist schlimmer als die “Krankheit” (CO2-Emissionen).“

    Da das Klima bekanntlich weit mehr von der Sonne abhängt, wüsste ich hier nicht mal eine „Krankheit“. Schön, dass eine weitere Firma weniger hysterisch wird – doch ein heutiger UncutNews-Artikel warnt, dass die vielen minimalen Rückzuge vom Great Reset nur taktischer Natur sind. Der langsam gekochte Frosch (westliche Gesellschaften) wurde ab der COVID-Plandemie schneller gekocht und scheint aufzuwachen – ob es bloß darum geht, uns wieder ins Schlafwandeln zu beruhigen?

Regeln für Kommentare: Bitte bleibt respektvoll - keine Diffamierungen oder persönliche Angriffe. Keine Video-Links. Manche Kommentare werden erst nach Prüfung freigegeben, was gelegentlich länger dauern kann.

Aktuelle Beiträge