In den Vorständen deutscher Dax-Unternehmen arbeiten nach wie vor nur wenige Frauen. Eine Studie der Allbright Stiftung hat die jeweils 30 größten börsennotierten Firmen in Frankreich, Großbritannien, Polen, Schweden, den USA und Deutschland verglichen und kommt zu dem Ergebnis: Nirgendwo sind auf der Führungsebene so wenige Frauen vertreten wie in Deutschland.

Insgesamt seien in der Bundesrepublik nur rund 12 Prozent der Vorstandsmitglieder weiblich. Ähnliche Quoten fänden sich in der Türkei oder in Indien. In den USA oder Schweden liege der Anteil an Frauen in den Vorständen der Top-Unternehmen bei rund einem Viertel. In Großbritannien sind laut Studie etwa 20 Prozent der Vorstandsmitglieder weiblich, in Polen und Frankreich jeweils 15 Prozent.

In großen Unternehmen wie Apple, IBM, Coca-Cola, Hennes & Mauritz, L'Oréal, Danone oder Unilever arbeiteten bereits deutlich mehr als 30 Prozent Frauen in den Vorständen. In Deutschland erreiche dagegen kein einziger Dax-Konzern einen Frauenanteil von 30 Prozent im Führungsgremium. Außerdem wird in Deutschland kein Topunternehmen von einer Frau geführt – ein Alleinstellungsmerkmal.

USA stellen am konsequentesten Managerinnen ein

Den Ergebnissen der Studie zufolge entscheidet nicht nur die Vereinbarkeit von Familie und Beruf über den Frauenanteil im Management, sondern vor allem die Einstellung der Unternehmen. Die USA seien im Vergleich das Land mit den schlechtesten Rahmenbedingungen, dennoch stellten Unternehmen am konsequentesten Managerinnen ein.

Die mangelnde Beteiligung von Frauen in den deutschen Vorständen gefährde die Konkurrenzfähigkeit deutscher Unternehmen: "Ein weiteres Zurückbleiben bei Diversität und Digitalisierung wäre mit Blick auf den internationalen Wettbewerb gefährlich", sagten die Geschäftsführer der Allbright Stiftung, Wiebke Ankersen und Christian Berg. Das Festhalten am Gewohnten verhindere einen wirtschaftlichen Fortschritt.

"Rückwärtsgewandt und unklug"

Auch Franziska Giffey, die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (SPD), richtete Kritik an die deutschen Dax-Konzerne: Die derzeitige Personalpolitik der Firmen sei "nicht nur rückwärtsgewandt, sie ist auch unklug". Der Mehrwert von gemischten Teams in Chefetagen sei wissenschaftlich belegt. "Innovation in Deutschland ist nur möglich, wenn wir die Potenziale von Männern und Frauen voll nutzen", sagte die Ministerin.

Auch der Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) rief zu einem Umdenken auf: "Deutschland wird vor dem Hintergrund des fortschreitenden demografischen Wandels zunehmend darauf angewiesen sein, dass alle klugen Köpfe, ob männlich oder weiblich, ihr Potenzial entfalten können."

Die gemeinnützige Allbright Stiftung hat ihren Sitz in Berlin und Stockholm. Die Stiftung setzt sich für mehr Diversität in den Führungspositionen der Wirtschaft ein.