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Der letzte Zar von Russland

Vor 100 Jahren beendete die Februar-Revolution die Herrschaft von Nikolaus II.

Drei Jahrhunderte lang herrschte die Zarendynastie der Romanows in Russland. Nikolaus II. sollte der letzte Zar sein: Vor 100 Jahren setzte die Februarrevolution der Herrschaft der Romanows ein Ende.

St. Petersburg
St. Petersburg
Quelle: imago

Als Nikolaus Alexandrowitsch Romanow wird der letzte Zar von Russland am 18. Mai 1868 im Alexanderpalast nahe St. Petersburg geboren. „Nicky“, wie er in Familienkreisen genannt wird, lebt abgeschottet von der Außenwelt, hat kaum Kontakt zur Bevölkerung.  Seine fünf jüngeren Geschwister sind seine Spielkameraden.

Thronfolger und Familienmensch

Als sein Großvater, Zar Alexander II., einem Bombenattentat zum Opfer fällt, ist er gerade zwölf Jahre alt. Sein Vater, Alexander III., wird der neue Zar und Nikolaus der neue Zarewitsch (Thronfolger). Mit 16 Jahren beginnt Nikolaus das Studium der Rechtswissenschaften in St. Petersburg und erhält eine militärische Ausbildung. Zum ersten Mal genießt er das Leben mit Gleichaltrigen.

Am 8. April 1894 verlobt er sich in Coburg mit der deutschen Prinzessin Alix von Hessen-Darmstadt. Es wird eine Liebesheirat. Das Paar bekommt fünf Kinder: vier Töchter und einen Sohn.

Zar Nikolaus II. und seine Familie
Zar Nikolaus II. mit Olga, Marija, Zarin Alix, Anastasia, Alexei und Tatjana (v. l. n. r.).
Quelle: imago
  • Alix von Hessen-Darmstadt

    (6. Juni 1872 - 17. Juli 1918)

  • Olga Nikolajewna Romanow

    (15. November 1895 - 17. Juli 1918)

  • Tatjana Nikolajewna Romanow

    (10. Juni 1897 - 17. Juli 1918)

  • Marija Nikolajewna von Russland

    (26. Juni 1899 - 17. Juli 1918)

  • Anastasia Nikolajewna Romanow

    (18. Juni 1901 - 17. Juli 1918)

  • Alexei Nikolajewitsch Romanow

    (12. August 1904 - 17. Juli 1918)

Das Verhältnis der Kinder zu den Eltern ist herzlich, Nikolaus II. ist ein Familienmensch. Doch die Krankheit des Sohnes wirft einen Schatten auf das Glück: der kleine Alexei leidet an der unheilbaren Bluterkrankheit. Zarin Alix wendet sich in ihrer Sorge um den Jungen an den Wandermönch und umstrittenen Wunderheiler Rasputin. Der gewinnt immer mehr an Einfluss auf die Zarin und die Regierungsgeschäfte. Das Zarenpaar vertraut ihm blind. In der Petersburger Gesellschaft erregt er Aufsehen, er avanciert zum Liebling der Damen.

Russland - Rasputin
Russischer Wanderprediger Rasputin
Quelle: imago

Doch beim Volk ist Rasputin nicht zuletzt wegen seines unmoralischen Lebenswandels unbeliebt. Nikolaus und Alix hingegen vertrauen Rasputin immer mehr, er greift in politische Angelegenheiten ein, wird zum "Zarenflüsterer". Das enge Verhältnis der Zarin zu ihm wird von der russischen Bevölkerung misstrauisch beobachtet und schadet dem Ruf der Zarenfamilie: Während des Ersten Weltkrieges entstehen sogar Gerüchte, dass Alix eine Spionin Deutschlands sei. Rasputin wird schließlich 1916 ermordet.

Eremitage in St. Petersburg bei Nacht
Eremitage in St. Petersburg bei Nacht
Quelle: imago

Die Machtübernahme

Als Zar Alexander III. nach kurzer Krankheit unerwartet 1894 stirbt, wird Nikolaus II. dessen Nachfolger. Er führt die Politik seines Vaters weitgehend fort, zu Reformen ist er nicht bereit. Unruhen und Demonstrationen lässt der Zar mit Gewalt beenden, die Opposition wird durch die Geheimpolizei bespitzelt. Die Zeichen der neuen Zeit, der industriellen Revolution, erkennt er nicht. Im Land breitet sich Widerstand gegen die Politik von Nikolaus II. aus. Nach großen Protesten und einem Generalstreik macht er schließlich ein Zugeständnis und führt mit der Duma die gesetzgebende Volksvertretung ein.

Die Familie wohnt derweil abgeschirmt und weitgehend sorglos im repräsentativen Alexanderpalast, 1000 Bedienstete gibt es dort. Die Romanows leben im Luxus, zum Vermögen der Zarenfamilie gehören millionenschwere Juwelen, Kunstschätze und Gold. Einen kleinen Teil ihres Reichtums hat die Familie auch später bei ihrer Verhaftung und Verbannung nach Sibirien bei sich: Die Diamanten sind als Sicherheit in den Kleidern der Töchter eingenäht.

Europas Hochadel bei Queen Victoria
Europas Hochadel bei Queen Victoria
Quelle: bpk/ZDF

In der Außenpolitik führt Nikolaus II. ebenfalls die Politik seines Vaters fort:  Das Bündnis mit Frankreich bleibt bestehen. Eine Annäherung zum deutschen Kaiser Wilhelm II. – und damit zum Deutschen Reich – gelingt jedoch nicht.  Zwar ist die Zarenfamilie mit den europäischen Königshäusern eng verwandt - Nikolaus II. wird durch seine Ehefrau Alix von Hessen-Darmstadt ein angeheirateter Cousin von Wilhelm II. -, aber die familiären Verhältnisse bewirken nicht, dass es auch politische Bündnisse gibt.

Man trifft sich auf verschiedenen Familienfeiern wie dem Geburtstag von Queen Victoria oder der Hochzeit von Willhelms Tochter Viktoria Luise von Preußen im Berliner Schloss, doch eine enge Verbundenheit zwischen dem deutschen Kaiser und dem russischen Zaren will sich nicht einstellen.

Grafik: Die drei Vettern
Grafik: Die drei Vettern
Quelle: ZDF/imago/dpa

Im Sommer 1914 verschlechtert sich die angespannte politische Stimmung in Europa, denn nach dem Attentat von Sarajevo unterstützt der Zar Serbien, Kaiser Wilhelm II. steht hingegen fest an der Seite von Österreich-Ungarn. Am 29. Juli 1914 schreibt „Nicky“ an „Willy" in einem Telegramm nach Berlin: "Ich bitte Dich im Namen unserer alten Freundschaft, alles Dir Mögliche zu tun, um Deinen Bundesgenossen davon abzuhalten, zu weit zu gehen."

1. Weltkrieg - Zar Nikolaus II.
1. Weltkrieg - Zar Nikolaus II.
Quelle: imago

Kriegsausbruch in Europa

Doch der Krieg ist nicht mehr aufzuhalten: Österreich-Ungarn erklärt Serbien den Krieg. Daraufhin macht Serbiens Verbündeter Russland mobil. Nun erklärt Deutschland Russland den Krieg. Zwei Tage später folgt die Kriegserklärung der Deutschen an Frankreich. Dass russische Zarenreich steht im Ersten Weltkrieg als Verbündeter Serbiens, Frankreichs und Großbritanniens gegen den deutschen Kaiser.

Nikolaus II. verfügt über ein großes Heer, jedoch ist die Ausrüstung mangelhaft. 1915 übernimmt der Zar den Oberbefehl über sämtliche russische Truppen. Fortan wird man ihm jede Niederlage als persönliches Versagen zuschreiben.

St. Petersburg - Februarrevolution
St. Petersburg - Februarrevolution
Quelle: imago

Die Februarrevolution

Auf den Schlachtfeldern sterben hunderttausende russische Soldaten. Und auch an der Heimatfront wächst der Widerstand. Anfang 1917 schließlich gleicht Russland einem Pulverfass: Demonstrationen, Streiks, Hunger. Die Stimmung in der Bevölkerung wendet sich immer stärker gegen den Zaren. In Petrograd (St. Petersburg) bricht die „Februarrevolution“ aus.

Nikolaus II. dankt schließlich ab und verzichtet auf sein Amt zugunsten seines Bruders Michail Romanow. Auch der verzichtet auf den Thron. Über 300 Jahre Romanow-Herrschaft sind damit beendet. Russland wird eine Republik. 

Der Alexanderpalast in Puschkin nahe St. Petersburg
Der Alexanderpalast in Puschkin nahe St. Petersburg
Quelle: imago

Doch die Revolution in Russland geht weiter. Die Familie Romanow wird im Alexanderpalast von der provisorischen Regierung unter Hausarrest gestellt, wobei sie hier zunächst in ihren eigenen Räumlichkeiten nur wenige Unannehmlichkeiten hinnehmen muss. Spaziergänge im Garten sind genauso möglich wie abendliche Gesellschaftsspiele mit der Familie.

Zarenwappen in Gold am Eingangstor
Zarenwappen in Gold am Eingangstor
Quelle: imago

Abdankung und Ermordung

Der gestürzte Zar und seine Familie werden im August 1917 nach Sibirien verbannt. Die letzten Wochen ihres Lebens verbringen die Romanows in Jekaterinburg. Hier wird die Familie in der Ipatjew-Villa festgehalten, wenig komfortabel, in totaler Isolation von der Außenwelt. Man übermalt sogar die Fenster mit weißer Farbe, so dass niemand aus dem Gefängnis hinaus - oder hineinsehen kann.

Im Herbst wird die bürgerliche Regierung durch die Bolschewiken unter Lenin gestürzt. Pläne, Nikolaus II. in einem großen Schauprozess zu verurteilen, werden verworfen: In Moskau fällt die Entscheidung, dass der Zar sterben muss.


So unauffällig wie möglich soll der Zarenmord passieren, Nikolaus darf keine Symbolfigur für die Gegner der Bolschewiken werden, lautet der Befehl aus Moskau. In der Nacht vom 16. auf den 17. Juli 1918 werden die Zarenfamilie sowie einige treue Bedienstete - unter anderem Leibarzt, Hofdame, Koch - in den Keller des  Ipatjew-Hauses gebracht.

Zar von Russland und seine Familie

ZDFzeit - Zarensturz - Das Ende der Romanows 

Der Aufstand im Februar 1917 stürzte Nikolaus II., die Rote Revolution im Oktober ermordete ihn. Es war das Ende der Romanows, ein Wendepunkt der Weltgeschichte.

Es gebe Unruhen in der Stadt, teilt man ihnen mit, die Versammlung in den Keller-Räumen diene lediglich ihrem Schutz. Tatsächlich aber werden sie in der Nacht von einem bolschewistischen Exekutionskommando erschossen. Zunächst der Zar und die Zarin, dann die Kinder. Ihre Leichen verscharren die Mörder in einem nahe gelegenen Waldstück. 

Zuvor war bereits im Juni Michail, der Bruder des Zaren, ermordet worden. Später töten die Bolschewiken noch weitere Mitglieder der Romanow-Familie. Die russische Bevölkerung erfährt davon zunächst wenig. Eine Zeitungsmeldung informiert die Öffentlichkeit lediglich über den Tod des Zaren, das Schicksal der weiteren Familienmitglieder bleibt dem Volk verborgen.

Das Ipatjew-Haus in Jekaterinburg
Das Ipatjew-Haus in Jekaterinburg
Quelle: imago

Erst 1991 werden bei offiziellen Ausgrabungen die Schädel gefunden und genauer untersucht. Gentests bestätigen: Es handelt sich um die Zarenfamilie. Die russische Kirche spricht Zar Nikolaus II. und seine Familie im Jahr 2000 als Märtyrer heilig. Und auch offiziell endet eine lange Diskussion um den Zarenmord: 2008 entscheidet der russische Gerichtshofs ganz offiziell, dass die Familie Romanow Opfer eines politischen Mordes geworden ist.

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