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Vorwahlen in den USA Sie ist wieder da! Sarah Palin zurück auf der großen Politbühne

Sarah Palin Donald Trump
Rückendeckung vom Ex-Präsidenten: Sarah Palin und Donald Trump auf der CPAC, der halbjährlichen Konferenz der US-Konservativen. 
© Patrick T. Fallon / AFP
In den USA finden Vorwahlen für die "Midterms" im Herbst statt. Nun hat Alaska abgestimmt und eine Ex-Gouverneurin ist, unterstützt von Donald Trump, wieder zurück im Politring: Sarah Palin. Als Endgegner wartet das neue Wahlsystem des Bundesstaats.

Sarah Louise Palin, geborene Heath, 58, aus Alaska, war schon Vize-Schönheitskönigin, "Pitbull mit Lippenstift", Bürgermeisterin, Gouverneurin ihres Heimatstaats, US-Vize-Präsidentschaftskandidatin, Reality-Star und immer wieder "Failin' Palin" – eine erzkonservative wie selbstgewisse Provinzpolitikerin mit Hang zum Fettnapf. Ruhig war es eigentlich nie um sie, doch nun kehrt sie wieder auf die große politische Bühne zurück. "Alaska garantiert Sarah Palin drei weitere Monate", lästerte jetzt die linke US-Seite "Daily Beast".

Sarah Palin ist wieder im Spiel

Zurzeit finden in den USA die Vorwahlen für die so genannten Midterms im November statt. Bei dem Urnengang wird ein Teil des Senats, das gesamte Repräsentantenhaus sowie einige Gouverneure neu gewählt. Diese Zwischenwahlen sind auch immer auch ein Test für die Stimmung im Land und in diesem Jahr speziell für die Bereitschaft der konservativen Republikaner, sich ein weiteres Mal auf Donald Trump einzulassen. Womit wieder Sarah Palin ins Spiel kommt.

Sie steht nun zusammen mit zwei weiteren Namen auf der Kandidatenliste für das Abgeordnetenhaus. Konkret geht es um einen Sitz, der durch den Tod des langjährigen Abgeordneten Don Young, ebenfalls Republikaner, freigeworden war. Weil Alaska erstmals nach einem neuen Wahlsystem abgestimmt hat, war bis zuletzt unklar, ob sich die in ihrem Heimatstaat weltberühmte Palin tatsächlich wird durchsetzen können. Zumal sie und Donald Trump sich gegenseitig höchstloyal unterstützen, was für manchen Kandidaten eher Bürde denn Hilfe ist. Doch der nördlichste Bundesstaat gibt der früheren Regierungschefin eine Chance.

Sarah Palin hat maßgeblich dazu beigetragen, dass die US-Republikaner seit Jahren unbeirrt nach Rechtsaußen abdriften. Gewissermaßen ist sie als frühere Tea-Party-Frau das Gesicht des Rechtsrucks. Als sie 2008 erstmals der US-Öffentlichkeit als "Running Mate" vorgestellt wurde, also als Kandidatin für die US-Vizepräsidentschaft, kannte sie zwar niemand, obwohl sie bereits Regierungserfahrung als Bürgermeisterin ihrer Heimatstadt Wasilla und als Gouverneurin von Alaska gesammelt hatte. Das mag damit zu tun gehabt haben, dass sie eine Frau ist, aber noch mehr damit, dass sie mit ihren naiven und gleichzeitig christlich-fundamentalistischen Äußerungen selbst bei den konservativen Republikanern aneckte.

Für den Großteil blieb sie ein Provinz-Sonderling

Sie erwecke den "vernichtenden Eindruck fröhlicher Inkompetenz" hieß es damals, es war einer der höflicheren Kommentare. Gutgelaunt allerdings war höchstens ihr Auftreten, inhaltlich vertrat sie damals wie heute ultrakonservative Ansichten: Nein zum Recht auf Abtreibung, Nein zu vorehelichem Geschlechtsverkehr, Nein zu Homosexuellen-Ehe und Sexualkundeunterricht. Ja zu Todesstrafe und Waffen. Über die Evolutionstheorie sagte sie: "Ich glaube nicht daran, dass Menschen – denkende, liebende Wesen – von Fischen abstammen, denen Beine gewachsen sind und aus dem Meer gekrochen kamen. Ich glaube, dass wir von Gott geschaffen wurden". In Alaska wurde sie so zu einer Sympathieträgerin mit Popularitätswerten bis zu 80 Prozent. Für den Großteil der Rest-USA aber blieb sie ein Provinz-Sonderling.

Dabei hätte ihre ländliche Herkunft eigentlich ihr entscheidender Pluspunkt sein sollen. Der damalige Präsidentschaftskandidat John McCain hatte darauf gesetzt, mit Palins unverbrauchter Erscheinung dem Kontrahenten dessen "Monopol auf Jugendlichkeit" (McCain) abnehmen zu können. Der hieß 2008: Barack Obama. Schon damals zeichnete sich ab, dass viele Amerikanerinnen und Amerikaner dem "System Washington" überdrüssig waren und sie nach frischen Gesichtern verlangten. Auch deshalb verlor Hillary Clinton in dem Jahr gegen den "Neuling" Barack Obama und acht Jahre später gegen den echten Polit-Außenseiter Donald Trump.

Was Palin und Trump verbindet

Sie und den 44. Präsidenten der USA verbindet bis zum heutigen Tag einiges: Beide galten einerseits als Witzfiguren, die sowohl im Washingtoner Establishment als auch in den Medien verlacht wurde, andererseits provozierten sich beide innerparteilich nach oben. Palin deckte als Ethikbeauftragte der Republikaner mehrfach Korruption und Interessenkonflikte auf und Trump bepöbelte so lange seine eigenen Leute, bis die entnervt aufgaben. Was bei den Wählern ankam, war die Botschaft: Hier kämpfen zwei unerschrocken für die Sache, statt mit den Mächtigen zu herumzukumpeln.

Beide stehen zudem gerne im Mittelpunkt sowie vor TV-Kameras und auch eine stattliche Liste an Verfehlungen und Skandalen teilen sie: Sie hatte Verfahren wegen Amtsmissbrauchs am Hals, ihm droht eines wegen Behinderung von Ermittlungen. Palins rigide Sexualmoral fiel auf sie zurück, als bekannt wurde, dass ihre damals 17-jährige Tochter Bristol schwanger war. Trumps lockere Sexualmoral ("Grab her by the pussy") hätte ihm beinahe die Präsidentschaftskandidatur gekostet. Und das Urteil der "New York Times" von 2008 über die Vizepräsidentschaftskandidatin hätte auch über ihn gefällt worden sein können: "rachsüchtig, tyrannisch und geheimniskrämerisch".

Alaska hat ein neues Wahlsystem

Wie sehr die Unterstützung Donald Trumps Sarah Palin hilft, wird sich allerdings erst in einigen Tagen zeigen, denn die Auszählung läuft noch. Die Bürger und Bürgerinnen von Alaska sind diesmal aufgefordert, ihre Kandidaten in eine Reihenfolge zu bringen. Wer 50 Prozent der Stimmen hat, gewinnt. Erreicht niemand die Hälfte, werden die Zweit- und Drittstimmen dazu addiert. Durch das neue System gewinnt nun die Kandidatin oder der Kandidat, der vielleicht nicht die meisten Erststimmen, aber insgesamt die meisten Stimmen bekommt hat.

Obwohl Sarah Palin in den Hochrechnungen vorne liegt, nannte sie das neue Abstimmungsverfahren noch am Wahlabend "verrückt, verschlungen und lästig." Kein Wunder. Denn das durchaus gewöhnungsbedürftige Wahlprozedere soll verhindern, dass allzu aggressive und populistische Politiker und Politikerinnen Vorteile haben. Außerdem sind die Wähler in Alaska zwar konservativ, aber nicht alle Trump-Fans. Denn als Kandidatin für den US-Senat wurde Lisa Murkowski bestimmt: Sie gehörte zu den nur sieben Republikanern, die in der Kongresskammer für eine Amtsenthebung Trumps gestimmt hatten.

Quellen: DPA, AFP, "Daily Beast", CNBC, NPR, "New York Times"

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