Weil sie nach Hause wollen: ISIS richtet ausländische Mitglieder hin

Die Terrormiliz ISIS hat offenbar hundert für sie kämpfende Ausländer hingerichtet. Die Getöteten hätten den Kämpfen entkommen wollen und versucht, das ISIS-Hauptquartier im syrischen Rakka zu verlassen, berichtete die Zeitung „Financial Times“( FT) am Samstag.

Die FT berief sich dabei auf Angaben eines Aktivisten, der sowohl gegen den ISIS als auch gegen die syrische Regierung agiere. Dieser habe Berichte über die Hinrichtungen überprüft und könne „100 Tötungen“ bestätigen.

Nach Angaben von ISIS-Kämpfern hat die Dschihadistenmiliz eine eigene Militärpolizei aufgebaut, um gegen ausländische Mitglieder vorzugehen, die desertieren wollen. Dem Zeitungsbericht zufolge wurden bereits dutzende Häuser durchsucht und zahlreiche Kämpfer festgenommen.

Medienberichten zufolge sollen einige Dschihadisten desillusioniert sein von der Realität der Kämpfe in Syrien. Der militärische Vormarsch von ISIS ist gebremst, der Schwerpunkt liegt jetzt eher darauf, die Kontrolle in den eroberten Gebieten auszuüben.

Auch zeigen die Luftschläge der US-geführten Allianz Wirkung. Zwei ranghohe ISIS-Führer sollen dabe in der vorigen Woche getötet worden sein.

Erst am Freitag errangen die kurdischen Peschmerga einen militärischen Erfolg, als sie den ISIS-Belagerungsring im Sindschar-Gebirge durchbrachen, wo Tausende Jesiden eingeschlossen waren.

Britischen Medienberichten vom Oktober zufolge wollten fünf Briten, drei Franzosen, zwei Deutsche und zwei Belgier zurück in ihre Heimat, nachdem sie sich beklagt hatten, dass sie mehr gegen andere Rebellen als gegen die syrische Regierung kämpfen würden.

Sie sollen vom ISIS gefangen gehalten werden. Insgesamt sollen zwischen 30 und 50 Briten in ihre Heimat zurück wollen, fürchten aber laut dem Internationalen Zentrum für Radikalisierungsstudien am Londoner King's College dort eine Gefängnisstrafe.

„Die Moral sinkt nicht, sie ist am Boden“, zitiert die „Financial Times“ einen syrischen Oppositionellen aus der Provinz Deir Ezzor. „Die Kämpfer sind frustriert, sie haben das Gefühl, dass sie die Hauptlast tragen, und dass sie es sind, die sterben müssen.“ Ausländische Kämpfer, die das Abenteuer gesucht hatten, seien nun enttäuscht.

Teaser-Bild

Foto: coremedia

„Nach dem Fall des irakischen Mossul im Juni schien ISIS unbesiegbar“, zitiert das Blatt einen US-Offiziellen. Die US-Luftangriffe hätten dann aber dazu beigetragen, den Vormarsch der Terroristen zu stoppen und den Zustrom von Kämpfern aus aller Welt einzudämmen.

Ein Angehöriger der syrischen Opposition mit guten Kontakten zu ISIS berichtete der Zeitung, die Kämpfer seien zunehmend unzufrieden mit ihren Anführern. „Wir dürfen nicht die Wahrheit sagen und werden gezwungen, sinnlose Dinge zu tun.“

Auch ein österreichisches „Dschihad-Mädchen“ soll mit seinem Leben dafür bezahlt haben, für ISIS nach Syrien gegangen zu sein.

„Wir haben erst kürzlich Informationen über zwei 15-jährige, aus Bosnien stammende Mädchen erhalten, die aus Österreich, wo sie in den vergangenen Jahren gelebt haben, ausgereist sind“, erklärte der Experte des Anti-Terror-Komitees des UN-Sicherheitsrates, David Scharia. „Eine ist bei den Kämpfen in Syrien umgekommen, die andere ist verschwunden.“

Man werde „grundsätzlich keine Einzelfälle kommentieren”, sagte ein Sprecher des Innenministerium der Tageszeitung „Österreich“. Der Fall erinnert an die Wienerinnen Samra K. (17) und Sabina S. (15), die im April als „Terrorbräute“ in die ISIS-Hochburg Rakka (Syrien) flüchteten.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.