Hannover - Nach dem Vordringen eines Wolfes in Wohngebiete im Nordwesten Niedersachsens ist in sechs Landkreisen die Suche nach dem scheulosen Jungtier angelaufen. Der Wolf solle mit Gummigeschossen verscheucht oder mit einem Betäubungsgewehr gestoppt werden, kündigte Umweltstaatssekretärin Almut Kottwitz am Dienstag in Hannover an. „Es wird versucht, den Wolf einzufangen.“ Nur wenn der Wolf Menschen bedrohe, dürfe er erschossen werden.

Bislang wurde das Tier nicht aggressiv. Kürzlich hatte auch Schleswig-Holstein einem Wolfsbetreuer die Genehmigung gegeben, ein verhaltensauffälliges Tier im Herzogtum Lauenburg mit Gummigeschossen zu vertreiben.

Um den Wolf bei einer erneuten Sichtung mit Gummigeschossen oder dem Betäubungsgewehr ins Visier zu nehmen, werden in den Kreisen Nienburg, Diepholz, Vechta, Oldenburg, Ammerland und Cloppenburg nun Zuständige benannt. Dies können neben Wolfsberatern auch Veterinäre oder entsprechend ausgebildete Polizeibeamte sein, erklärte Kottwitz. Die Jägerschaft wurde nicht eingebunden.

Bei einer Betäubung des Wolfes werde dieser nach einer Untersuchung im Wildpark Lüneburger Heide oder dem Tierpark Görlitz mit einem Sender ausgestattet, um sein Bewegungsmuster bei einer erneuten Aussetzung in der niedersächsischen Natur zu verfolgen.

Reportage: Nachts verlässt der hungrige Wolf das Moor, Nordwest-Zeitung, 6. Februar 2015


Der Wolf war am Sonntag und Montag in Wildeshausen und Großenkneten im Kreis Oldenburg in Siedlungen gesichtet und auch fotografiert und gefilmt worden. „Mir ist nicht bekannt, dass das Tier wieder irgendwo aufgetaucht ist“, sagte Kreissprecher Oliver Galeotti am Dienstag. „Im Großen und Ganzen habe ich das Gefühl, dass die meisten Menschen damit gelassen umgehen, sie sehen die Gefährdungslage nicht“, sagte Galeotti. „Ich sehe keine Hektik oder Panik.“

Obwohl durch Wohngebiete streunende Wölfe ein Novum in Deutschland seien, gebe es für besondere Vorsichtsmaßnahmen keinen Grund, sagte Kottwitz. Wer einem Wolf begegne, solle ruhigbleiben, in die Hände klatschen und sich zurückziehen, riet die Staatssekretärin.