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Bundesagentur für Arbeit Mehr Flüchtlinge machen eine Ausbildung

Möglichst schnell Arbeit finden: Dieses Ziel haben viele Flüchtlinge in Deutschland. Doch inzwischen absolvieren mehr Zugezogene zunächst eine Ausbildung - trotz Hürden und Vorbehalte.
Bäckerlehrling und Bäckermeister in Ulm

Bäckerlehrling und Bäckermeister in Ulm

Foto: Stefan Puchner/ picture alliance / dpa

Ob an der Werkbank oder am Computer-Terminal - immer mehr junge Flüchtlinge machen eine Lehre. Ende September 2017 absolvierten in Deutschland 27.678 junge Menschen aus den wichtigsten acht Asylherkunftsländern eine duale Ausbildung, wie eine Auswertung der Bundesagentur für Arbeit (BA) zeigt.

Das sind 15.400 mehr als ein Jahr zuvor. Im Vergleich zum Herbst 2015 waren es gut 21.000 mehr. Das Gros der Azubis aus Asylherkunftsländern seien Afghanen (9964) und Syrer (8216). Mit Abstand folgen Iraker (2844), Eritreer (2203) und Iraner (1760). Weitere Azubis kamen aus Nigeria, Pakistan und Somalia.

Die BA erhebt keinen Asylstatus. Doch der starke Anstieg der Zahlen innerhalb von zwei Jahren weise darauf hin, dass viele der Lehrlinge aus den acht Herkunftsländern frisch nach Deutschland gezogen seien, sagte ein Sprecher.

Zuvor hatten DIHK und Zentralverband des Deutschen Handwerks ihrerseits Zahlen dazu veröffentlicht, wie viele Azubis aus den acht Herkunftsländern eine kaufmännische oder handwerkliche Ausbildung machen. Die Berufe Arzt- und Praxishelfer, Altenpfleger sowie die Bereiche Landwirtschaft und öffentlicher Dienst waren damit nicht abgedeckt.

Mehr als 2200 Azubis haben laut Bundesagentur im Fahrzeugbau eine Lehrstelle gefunden, knapp 1700 in der Körperpflegebranche und mehr als 1600 in der Energietechnik. Zu Arzt- und Praxishilfen wurden im vergangenen September knapp 1400 junge Menschen aus Afghanistan, Syrien oder Irak ausgebildet. Eine Lehre zum Verkäufer machten 1300, knapp 1200 waren in Ausbildung zum Klempner und Sanitärtechniker.

Diese Zahlen sind jedoch immer noch gering angesichts der hohen Anzahl der arbeitslosen Menschen aus Asylherkunftsländern: Nach Angaben der Arbeitsagentur suchten etwa 200.000 Menschen unter 25 Jahren aus den acht Asylherkunftsländern Ende 2017 einen Job in Deutschland.

Das liegt auch daran, dass in der Regel nur anerkannte Asylbewerber und Geduldete eine Ausbildung machen können - und in vielen Fällen das Asylverfahren noch läuft. Außerdem sind die bürokratischen und sprachlichen Hürden sowie die Vorbehalte von Firmen, die Geflüchtete beschäftigen könnten, mitunter hoch.

Laut BA entschieden sich viele Flüchtlinge auch wegen finanzieller Verpflichtungen gegenüber Familienangehörigen in ihrem Heimatland eher für einen Job als für eine Lehre. Die aktuellen Zahlen zeigten jedoch, dass inzwischen offenbar mehr junge Geflüchtete die Bedeutung einer beruflichen Ausbildung erkannt hätten, sagte der BA-Sprecher. Umgekehrt sähen auch mehr Unternehmen in jungen Flüchtlingen das Potenzial, die Fachkräftelücke zu verkleinern.

Insgesamt ist der Anteil der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Ausländer aus den acht Hauptfluchtländern, die sich für eine Ausbildung entschieden haben, langsam aber stetig gewachsen: 2015 lag er bei knapp acht Prozent, inzwischen beträgt er etwa 14 Prozent.

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lov/dpa