Französische und frankofone Karikaturisten wehren sich mit einem Flugblatt gegen die Pegida-Bewegung. Die islamfeindliche Gruppierung versuche, aus den Anschlägen von Paris Kapital zu schlagen. In einem Flugblatt rufen sie die Dresdner zu Toleranz und Weltoffenheit auf. Die Pegida-Organisatoren hatten ihre Anhänger aufgefordert, als Reaktion auf die Attentate in Paris bei der Kundgebung an diesem Montag Trauerflor zu tragen. 

Die Pegida versuche auf zynische Weise, die Attentate zu instrumentalisieren, heißt es in dem Aufruf. Sie seien empört über den in der sächsischen Landeshauptstadt geplanten "Trauermarsch" am Montagabend. Pegida stehe für all das, was die Kollegen von Charlie Hebdo durch ihr Werk bekämpft hätten.

"Wir, die französischen und frankofonen Zeichner, sind entsetzt über die Ermordung unserer Freunde. Und wir sind angewidert, dass rechte Kräfte versuchen, diese für ihre Zwecke zu instrumentalisieren", heißt es in dem Flugblatt. Die klare Aussage: "Pegida, verschwinde!"

In einem Aufruf an die Dresdner fordern sie, sich gegen Pegida einzusetzen: "Im Andenken an unsere ermordeten Freunde und Kollegen müssen wir uns in Dresden gegen diesen Akt der Instrumentalisierung erheben. Sonst würde man sie ein zweites Mal töten."  Die Vereinnahmung dieser Morde durch Kräfte, die das Gegenteil von dem repräsentierten, "für das unsere Freunde zeitlebens warben, gleicht einer Grabschändung. Pegida steht für all das, was sie durch ihr Werk und ihr Leben bekämpften".

Eine der Karikaturen zeigt zum Beispiel eine Hyäne und einen Aasgeier, die aus dem Terroranschlag Kapital schlagen wollen. Eine andere Zeichnung zeigt einen offenbar rechtsextremen Mann mit einem Baseballschläger, der sagt: "Ich leide unter Rassismus gegen Rassisten."

Das Flugblatt wurde unter anderem von Willem Holtrop unterzeichnet, einem Karikaturisten bei Charlie Hebdo. Er hatte den Anschlag nur deshalb überlebt, weil er zu spät zur Redaktionskonferenz kam. In Interviews sagte er bereits, dass er angewidert sei von den vielen falschen Freunden, die das Satiremagazin seit dem Anschlag habe. Die anderen Zeichner, die den Aufruf unterschrieben, arbeiten größtenteils für französische Zeitungen wie Le Monde.

Politiker kritisieren Pegida

Mehrere Politiker wendeten sich ebenfalls an die Pegida-Organisatoren und forderten, die Demonstration abzusagen. Justizminister Heiko Maas (SPD) warf den Organisatoren eine Instrumentalisierung der Pariser Attentate vor. "In Dresden wollen Menschen mit Trauerflor am Arm eben jener Opfer in Paris gedenken, die sie vor einer Woche noch als Lügenpresse beschimpft haben", sagte der SPD-Politiker. Horst Seehofer (CSU) forderte, bis auf Weiteres auf die allwöchentlichen Proteste zu verzichten. "Ich möchte die Verantwortlichen auffordern, dass sie jetzt, wo die ganze Welt trauert und schockiert ist über die Vorgänge in Paris, auf absehbare Zeit ihre Demonstrationen absagt", sagte der bayerische Ministerpräsident.

Auch Bundesinnenminister Thomas de Maizière warf den Pegida-Organisatoren einen Missbrauch der Terroranschläge gegen das Satiremagazin Charlie Hebdo und einen koscheren Supermarkt vor. Bundeskanzlerin Angela Merkel betonte, die Aufforderung in ihrer Neujahrsansprache, sich den Pegida-Demonstrationen nicht anzuschließen, gelte weiter.