Aufforderung der Bundesregierung: Deutsche sollen raus aus Ebola-Ländern!

Aufforderung der Bundesregierung : Deutsche sollen raus aus Ebola-Ländern!

Helfer tragen in Monrovia (Liberia) einen mutmaßlich an Ebola verstorbenen Mann weg. Die Bundesregierung fordert deutsche Staatsbürger auf, die Seuchen-Länder zu verlassen

Foto: AP/dpa

Berlin – Das Todes-Virus ist noch nicht gestoppt. Ebola wütet weiter. Jetzt fordert das Auswärtige Amt alle Deutschen auf, die betroffene Staaten zu verlassen!

Ministeriumssprecher Martin Schäfer sagte am Mittwoch in Berlin, deutsche Staatsangehörige sollen aufgrund der weiterhin kritischen Lage die Länder Guinea, Sierra Leone und Liberia verlassen. Dort wütet derzeit das Virus am schlimmsten.

Schäfer ergänzte, die Aufforderung gelte nicht für das dringend benötigte medizinische Personal, das vor Ort Hilfe leiste. Auch die deutschen Botschaften blieben geöffnet.

Behörden befürchten zudem das Übergreifen der Seuche auf weitere afrikanische Staaten. Insbesondere für Kenia besteht laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) ein erhöhtes Risiko. Der Flughafen der Hauptstadt Nairobi gilt als wichtiges Drehkreuz im afrikanischen Luftverkehr. Die zuständige Landesdirektorin Custodia Mandlhate sagte, es sei sehr wichtig, dass das ostafrikanische Land seine Kontrollen weiter verschärfe.

Nach Angaben des britischen Senders BBC landen wöchentlich 70 Flüge aus Westafrika in Kenia – darunter auch aus den von Ebola betroffenen Ländern Guinea, Sierra Leone, Liberia und Nigeria. Die Regierung schloss zunächst aus, Flüge wegen der Epidemie zu streichen.

In Ostafrika wurden bisher Verdachtsfälle in Uganda und Ruanda bekannt. Die Ebola-Tests fielen aber jeweils negativ aus.

Bis zum 9. August hatten die Behörden der betroffenen Länder der WHO 1800 bestätigte und Ebola-Verdachtsfälle gemeldet, mehr als 1000 Tote waren registriert. Doch es gibt Hoffnung.

Laut dem russischen Virologen Mikhail Shchelkanov hat sich die Lage in den vergangenen Tagen verbessert. Das berichtet das Onlinemagazin „Russia beyond the Headlines". Die Infizierten begeben sich früher in ärztliche Behandlung. Dadurch sei die Sterberate von Anfangs 90 Prozent auf mittlerweile 50 Prozent gesunken. Die Behörden hätten verstanden, dass sie die Zahl der Infizierten nicht mehr verheimlichen müssen. Ein echter Wendepunkt, so Shchelkanov.

Hoffen auf das Wundermittel

Auch Nigeria hat um die Lieferung des Ebola-Mittels „ZMapp” gebeten. Die Regierung habe sich bei der US-Gesundheitsbehörde CDC gemeldet, um das Medikament zu erhalten und Patienten damit behandeln zu können, sagte Nigerias Informationsminister Labaran Maku. Eine Antwort aus den USA stehe noch aus.

Liberia hatte die Zusage aus den USA erhalten, mit „ZMapp” zwei infizierte Ärzte behandeln zu können.

Danach hatte der Hersteller Mapp Biopharmaceutical allerdings mitgeteilt, seine Vorräte seien vorerst erschöpft. Es werde Monate dauern, die Produktion hochzufahren, hatte der US-Sender CNN kürzlich einen Unternehmenssprecher zitiert.

Auch bei anderen möglicherweise in Frage kommenden Präparaten sind die verfügbaren Mengen bei weitem nicht groß genug, um damit alle Patienten behandeln zu können.

Vorbeugende Mittel sollen zumindest begrenzt vorhanden sein: Schätzungsweise 800 bis 1000 Dosen Impfstoff könnten nach Westafrika gebracht werden, sagte der stellvertretende Leiter der kanadischen Gesundheitsbehörde, Gregory Taylor. Allerdings: Auch dieser potentielle Wirkstoff wurde noch nicht in klinischen Studien am Menschen getestet. Die WHO hatte erst am Dienstag den Einsatz kaum erprobter Medikamente als ethisch vertretbar eingestuft.

Warum bekam Dr. Khan das Wundermittel nicht?

Unterdessen sorgt der tragische Tod des renommierten afrikanischen Virologen Sheik Umar Khan (39) für heftige Diskussionen.

Sheik Umar Khan galt als ausgewiesener Ebola-Experte. Am 29. Juli starb Dr. Khan, nachdem er selbst mit der Seuche infiziert worden war. Offenbar hatte ein Team von Ärzten kurz zuvor intensiv beraten, ob Khan mit dem Mittel „ZMapp“ behandelt werden soll – oder ob es wegen der bislang unbekannten Nebenwirkungen zu riskant sei. Die Ärzte entschieden sich letztendlich dagegen…

Alhajie Khan, Bruder des verstorbenen Mediziners, erhebt laut „New York Times“ schwere Vorwürfe: „Das war eine politische Entscheidung. So sehe ich das jedenfalls.“ Und weiter stellt er die Frage: „Warum hat man es ihm vorenthalten. Ihm, der so vielen Menschen geholfen hat?“

Im Gegensatz zu Dr. Khan erhielten der US-amerikanische Arzt Kent Brantly (33) sowie die US-Missionarin Nancy Writebol beide das Serum. Beiden Ebola-Patienten soll es mittlerweile besser gehen.

Die Vergabe des Wunder-Mittels an zwei weiße Ausländer nährt den Verdacht, dass womöglich ethnische Kriterien eine Rolle spielen. Brisant: Auch der mittlerweile verstorbene spanische Priester Miguel Pajares (75) erhielt „ZMapp“.

Mitglieder des Ärzteteams, das die verhängnisvolle Entscheidung traf, weisen die Vorwürfe zurück. Sie sagen, ihnen sei zum fraglichen Zeitpunkt nicht bekannt gewesen, dass zwei amerikanische Helfer ebenfalls erkrankt waren.

US-Missionarin Nancy Writebol im Oktober vergangenen Jahres mit Kindern in Liberia

US-Missionarin Nancy Writebol im Oktober vergangenen Jahres mit Kindern in Liberia

Foto: AP/dpa

Sie hätten ganz andere Befürchtungen gehabt. Dr. Armand Sprecher von „Ärzte ohne Grenzen“ sagte der „New York Times“: „Was auf keinen Fall geschehen sollte, war, dass Dr. Khan in Folge der Therapie stirbt.“ Denn das hätte die ohnehin vorhandenen Vorbehalte der Bevölkerung gegen westliche Medizin weiter geschürt. Und so die Eindämmung der Seuche weiter erschwert, argumentiert der Experte.

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