Hannover/Berlin/Moskau - Der Wirtschaftskonflikt mit Russland im Zuge der Ukraine-Krise trifft auch Niedersachsens Wirtschaft hart. Wegen der EU-Sanktionen gegen Moskau „gibt es eine riesige Verunsicherung gerade bei mittelständischen heimischen Unternehmen“, sagte Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) im Interview mit der NWZ : „Viele Projekte mit Russland stehen auf der Kippe.“

Im vergangenen Jahr wurden Waren im Wert von 2,7 Milliarden Euro von Niedersachsen in die Russische Föderation geliefert. Besonders der Automobilbereich, der Maschinenbau und die Agrartechnik sind stark in Russland engagiert. Diese Geschäfte sind teils dramatisch eingebrochen. Das Landesamt für Statistik verzeichnet für die ersten fünf Monate einen Rückgang beim Export um 24,4 Prozent.

Niedersachsens Unternehmer befürchten durch die unsichere Lage in der Ukraine und die Sanktionen gegen Russland im kommenden Winter Probleme bei der Energieversorgung. „Wir wissen nicht, was da im Winter noch auf uns zukommen wird“, sagte Volker Müller, der Hauptgeschäftsführer der Unternehmensverbände Niedersachsen (UVN). Der Niedersächsische Industrie- und Handelskammertag sieht Probleme vor allem durch die schwieriger werdende Finanzierung des Russland-Geschäfts. Viele Banken zeigten eine zunehmende Zurückhaltung.

Die EU-Regierungen haben am Donnerstag offiziell Sanktionen gegen Russland beschlossen, die an diesem Freitag in Kraft treten. Sie richten sich vor allem gegen fünf russische Großbanken.