Weil die Asylverfahren so lange dauern, ist ihnen einige Monate lang ein gutes Auskommen gesichert: Monatlich reisen 30.000 Kosovaren in Bussen nach Deutschland, warnt die Botschaft in einem Brandbrief. Es brauche dringend eine „Hauruckaktion“ – mit medienwirksamen Massenabschiebungen.
Angesichts einer dramatischen Ausreisewelle aus dem Kosovo schlägt die deutsche Botschaft in Pristina Alarm und fordert medienwirksame Massen-Abschiebungen von der Bundesregierung. Das berichtet die „Bild am Sonntag“ unter Berufung auf ein Schreiben der Deutschen Botschaft an das Auswärtige Amt vom 3. Februar, das der Zeitung vorliege.
Demnach fordere die deutsche Vertretung einen „Nachweis, dass abgelehnte Asylantragsteller umgehend rückgeführt werden“. Der Kosovo stehe vor einem „Massenexodus“. Dieser könne „nur durch schnelle Maßnahmen vor allem in Deutschland gestoppt werden“. Allein aus der Hauptstadt Pristina nähmen täglich „500 Personen Busse nach Serbien“. Das wären mindestens 15.000 Personen im Monat.
„Können wir die Lawine aufhalten?“
Ein Botschaftsmitarbeiter habe „am Busbahnhof das Gerangel um freie Busplätze selbst beobachtet". „Hält der Trend an, dürften monatlich etwa 25.000 bis 30.000 Kosovaren das Land verlassen“, so das Schreiben weiter. Binnen eines Jahres „wären dies etwa 300.000 Personen, ein Sechstel der Gesamtbevölkerung“.
Die deutsche Vertretung fordert einen „Nachweis, dass abgelehnte Asylantragsteller umgehend rückgeführt werden“. Nötig sei eine „Hauruckaktion des Bundes und der Länder“. Unter der Überschrift „Können wir die Lawine aufhalten?“, schreiben die Diplomaten. „Erst wenn eine größere Anzahl von Kosovaren medienwirksam per Sammel-Charterflieger zurückkehrt, deren Verfahren innerhalb weniger Wochen in Deutschland abgeschlossen wurden, spricht sich herum, dass sich illegale Einwanderung nach Deutschland nicht rechnet.“
„Einige Monate ein gutes Auskommen gesichert“
In dem Schreiben heiße es weiter, es habe „sich herumgesprochen, dass die Verfahren in Deutschland in der Tat immer noch so lange dauern, dass sich ein Asylantrag in Anbetracht der Sozialleistungen auf jeden Fall rechnet und einige Monate gutes Auskommen sichert“. Aus der Botschaft werde die Forderung erhoben, die Verfahren in Deutschland „sichtbar“ zu verkürzten“. Asylanträge aus dem Kosovo sollten vorrangig bearbeitet werden.
Im Vorjahr hätten sich „vor allem Angehörige der Roma, Ashkali und Kosovo-Ägypter“ auf den Weg gemacht. Doch nun fliehe auch die Mittelschicht, was in kurzer Zeit „gravierende Auswirkungen (leere Schulklassen, erste Lehrerentlassungen)“ habe.