Protesttraining der Klimaaktivisten

RTL-Reporter filmen undercover bei der Letzten Generation

Bundesweit finden inzwischen nahezu täglich Klimaproteste der Letzten Generation statt.
Bundesweit finden inzwischen nahezu täglich Klimaproteste der Letzten Generation statt.
jst wst, dpa, Julian Stratenschulte

von Liv von Boetticher

Bundesweit finden inzwischen nahezu täglich Klimaproteste der Letzten Generation statt. Die Nachwuchsrekrutierung läuft auf Hochtouren. In so genannten Protesttrainings werden die Klimaaktivisten auf ihre Aktionen vorbereitet. RTL-Reporter waren undercover dabei.

Letzte Generation hat sich nicht nur radikalisiert, sondern auch professionalisiert

Die derzeit wohl wertvollste Trophäe der Letzten Generation misst etwa 30 mal 30 Zentimeter und wiegt ein paar Kilo. Es ist ein Stück Straße, das an Klimaaktivist Raúl Semmler nach seiner letzten Aktion in Mainz sprichwörtlich "kleben blieb". Nun liegt der Asphaltblock samt Handabdruck in einem Kölner Versammlungsraum und wird von den Teilnehmern eines so genannten Protesttrainings bestaunt. Der Aktivist selbst ist offenkundig stolz, Bilder wie die seiner festgeklebten Hand sind für PR-Zwecke wichtig.

Die Letzte Generation hat sich in den vergangenen Monaten nicht nur radikalisiert, sondern auch professionalisiert: Bundesweit gibt es inzwischen Vorträge und Schulungen, etwa über das richtige Verhalten in einem Gerichtsprozess, zu Tipps und Tricks zur besseren "Manipulation" von Presse und Autofahrern, mit welcher die Protestler im Zuge einer Klebe-Blockade zwangsläufig konfrontiert werden, und nicht zuletzt über die richtige Art, sich festzukleben und das Wegtragen durch die Polizei zu erschweren. Ziel ist die größtmögliche Störung, der größtmögliche Schaden.

"Wir werden weiter auf die Straße gehen" "Letzte Generation" im RTL-Interview
01:25 min
"Letzte Generation" im RTL-Interview
"Wir werden weiter auf die Straße gehen"

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Ziel des Klimaprotests ist die größtmögliche Störung

RTL-Reporterin Liv von Boetticher hat undercover bei der Letzten Generation gefilmt.
RTL-Reporterin Liv von Boetticher hat undercover bei der Letzten Generation gefilmt.
Isabella Sperl

Die Aktivisten geben sich transparent, Journalistinnen und Journalisten seien bei Trainings wie jenem in Köln willkommen. Doch Tatsache ist auch, dass der Organisator des Workshops, Raúl Semmler, ein gelernter Schauspieler, trotz mehrfacher Anfrage nicht reagiert und die RTL-Journalisten die Protestkurse daher an mehreren Tagen undercover besuchen.

Vermutlich, so werden es die Reporter später merken, sollen nicht alle Taktiken der Letzten Generation mit der Öffentlichkeit geteilt werden. In den Trainings werden die Teilnehmenden durch meditative Entspannungsübungen immer wieder mental auf die Kernbotschaften eingestellt: der Protest solle friedlich wirken – Bilder von blutenden Händen oder das vermeintlich brutale Vorgehen der Polizei seien jedoch durchaus erwünscht, sie "klicken sich gut" und seien daher "wertvolle Ware". Der Eindruck von vermeintlicher Gewalt gegenüber den Aktivistinnen und Aktivisten brächte "Aufmerksamkeit und Empathie" – und damit am Ende Spendengelder. Allein im vergangenen Jahr hat die Gruppierung laut eigener Aussage mehr als 900.000 Euro für ihre Zwecke eingenommen.

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Bilder des Asphalt-Klotzes an der Hand gingen viral

Immer wieder betonen die Organisatoren des Workshops jedoch gegenüber den Teilnehmenden, dass die Realität im Zusammenspiel mit der Polizei eine ganz andere sei: Man werde meistens "respektvoll" von den Beamtinnen und Beamten behandelt, diese zeigten auch durchaus "Verständnis" für die Protestierenden. Hin und wieder gebe es im Gewahrsam sogar "vegane Burger", und auch zur "Asphalt-Hand" sei es im Prinzip nur gekommen, weil Semmler die Beamten aufgefordert habe, die Hand "sanfter" zu entfernen, das Ablösen des Klebers mit Öl habe ihm weh getan – zu Hause hätte er jedoch die Hand mit ebenjenen Mitteln problemlos selbst befreien können. Doch Bilder des Asphalt-Klotzes an der Hand gingen viral – und damit war das Ziel offenbar erreicht. Auch gehe man im Moment am liebsten zum Protestieren nach Bayern, da dort der Staat härter durchgreife, die Repressalien größer seien – und damit auch die öffentliche Aufmerksamkeit und damit verbunden, die Bereitschaft zu spenden.

Aktivisten sehen sich als gewaltfreie Protestbewegung

Die Aktivisten der Letzten Generation sehen sich als gewaltfreie Protestbewegung, verlangen mehr Ehrgeiz beim Klimaschutz, doch inzwischen fordern sie ihre Mitglieder auch ganz offen zum Betrug auf: Derzeit versuche man beispielsweise neue Mitstreiter für noch aufsehenerregendere Aktionen zu gewinnen, beispielsweise die Sperrung von Flughäfen oder das Abdrehen von Pipelines. Da hier Schadenersatzanforderungen im Millionenbereich erwartet werden, empfehlen die Organisatoren des Workshops, sich gegenüber den Behörden mittellos zu geben, das eigene Vermögen zu verschleiern. Man könne "deutlich mehr Geld haben", aber es dann eben "bar beim Nachbarn" lagern. Inzwischen gebe es "gut vorgearbeitete Strukturen" zur Vermeidung von hohen Geldstrafen, interessierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Protesttrainings könnten im Anschluss gerne auf die Aktivisten zukommen.

Der Undercover-Einsatz heute Abend bei RTL Extra

Kritik hingegen ist bei der Gruppierung lediglich in Richtung Politik und Gesellschaft möglich, das Handeln der Aktivisten selbst zu hinterfragen nahezu unmöglich, wie die RTL-Reporter erfahren.

Wer die Menschen hinter der Gruppierung Letzte Generation sind und was die RTL-Reporter bei ihrem Undercover-Einsatz erlebt haben, sehen Sie heute Abend bei RTL Extra um 22:35 Uhr auf RTL.