Der umstrittene SPD-Politiker Thilo Sarrazin hat nach eigenen Angaben eine Einladung zur Mitarbeit bei der eurokritischen Partei Alternative für Deutschland (AfD) abgelehnt. Er sei von AfD-Chef Bernd Lucke umworben worden, habe dies aber wegen der noch unklaren Positionierung der neuen Partei zurückgewiesen, sagte Sarrazin in einem vorab verbreiteten Interview mit dem SWR.

Die AfD müsse intern "noch Ordnung schaffen", sagte Sarrazin dem Sender. "Ob die AfD nun den Weg schafft, zu einer wirklich konservativ-liberalen Partei, die wir in Deutschland brauchen, das ist für mich noch offen." Sarrazin verglich die eurokritische Partei mit dem "Chaoshaufen", den die Grünen in ihrer Anfangszeit abgegeben hätten. Zudem brauche eine Partei mehr als nur ein Thema, "so wichtig der Euro ist".

Auch sein Alter habe ihn dazu bewogen, das Angebot der AfD auszuschlagen: "Man muss dann für sich selber Entscheidungen treffen. Und ich bin für einen der Parteigründer auch entschieden zu alt." Zudem sei er der Meinung, dass alle Parteien Stimmen ökonomischer Vernunft in ihren Reihen bräuchten. Das gelte besonders für die SPD.    

Lucke bestätigt Gespräche

Ein Sprecher von AfD-Chef Lucke sagte, dass dem früheren SPD-Finanzpolitiker nie ein Amt angeboten worden sei. Lucke habe aber tatsächlich bei Sarrazin nachgefragt, ob dieser beim Gründungsparteitag der AfD im Frühjahr 2013 als Gastredner auftreten wolle. Sarrazin habe dies mit dem Verweis abgelehnt, er wolle in der SPD bleiben.

Der frühere Berliner Finanzsenator Sarrazin hatte einen großen Erfolg mit dem Buch Deutschland schafft sich ab, in dem er umstrittene Thesen zur Integration verbreitete. In seinem aktuellen Buch Der neue Tugendterror kritisiert er einen nach seiner Meinung bestehenden "Meinungskonformismus" in Deutschland und kritisiert Denk- und Redeverbote bei bestimmten Themen. In seinem Buch Europa braucht den Euro nicht hatte der frühere Mitarbeiter im Bundesfinanzministerium die Gemeinschaftswährung als "Zwangskorsett" bezeichnet.