Oldenburg - Neue Methode zum Herdenschutz: Die Beißprothese für Schafe ist in England ein Erfolg. Keine guten Aussichten für Wölfe also, die jetzt mit Gegenwehr rechnen müssen. Zäune werden künftig vielleicht überflüssig.

Erfolgreich erprobt wurde die Beißprothese mit den angeschliffenen Eckzähnen in Nordmittelengland, wo es besonders niederträchtige Wölfe gibt. Shaun Lamb vom königlich-britischen Schafzuchtverband zu NWZonline: „Wir hatten zunächst einige Probleme, aber dann zeigten die Schafe Biss.“ Lamb weiter: „Schafe müssen künftig keine Opferlämmer mehr sein.“ Wölfe könnten so bald lammfromm werden.

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Lamb züchtet selbst Schafe und will die eher als friedfertig bekannten britischen Rassen Leicester, Shropshire und Swaledale angriffslustiger machen. Offiziell ist die Beißprothese von den Behörden noch nicht genehmigt. Lamb ist aber optimistisch, dass sich seine leicht modifizierten Tiere weltweit durchsetzen werden. Falls nicht, will der 68-Jährige wieder zur guten alten Flinte greifen und den Wölfen „ordentlich eins auf den Pelz brennen“.

Und wie reagiert die deutsche Politik auf die Innovation aus England? Das verantwortliche Umweltministerium in Niedersachsen erklärte dazu: „Vorausschauende Maßnahmen könnten voreilig sein.“ Ein Sprecher der Staatskanzlei sagte: „Was für Wölfe?“ Die Opposition bleibt bei ihrer Forderung, Wölfe ins Jagdrecht aufzunehmen. „Schießen, schaufeln, schweigen“, sagte der stellvertretende nutztierpolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Manfred Bock.

Die schwarz-rote Bundesregierung hat überhaupt kein Verständnis für das Verhalten der Wölfe und hält Herdenschutz deshalb für überflüssig. „Der Wolf müsse seine klassische Rolle als scheues Raubtier im Wald einnehmen, das von Wild lebt“, sagte Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU). Der Isegrim müsse sich an die dicht besiedelte Kulturlandschaft in Deutschland anpassen. In der Koalition ist allerdings noch umstritten, wie man verhindern will, dass der Wolf künftig aus der Rolle fällt.

Naturschutzverbände warnten vor unabsehbaren Folgen der Beißschienen für das sensible deutsche Ökosystem. Die Wolfspopulation in Deutschland sei noch nicht groß genug für wehrhafte Schafe, hieß es bei den Verbänden NDUB und UBAN. Die Naturschützer schlagen im Gegenzug vor, die Schafe mit einer bissfesten Halskrause auszustatten. So hätten die Tiere eine leicht verbesserte Überlebenschance, ohne die Wölfe zu sehr vor den Kopf zu stoßen.


Das Land Sachsen, das schon seit Jahrzehnten an Wolfsbefall leidet, will die königlich-britische Beißprothese demnächst in einem Pilotprojekt testen. Die Schafzüchter dort wollen allerdings nicht auf ihre staatlich subventionierten Schutzzäune verzichten. Die Beißschiene müsse förderfähig sein, forderte deshalb der Verband der sächsischen Schaf-, Ziegen-, Gams- und Mufflonhalter in Limbach-Oberfrohna.