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Raddatz auf Goethes Bahnhof

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aus DER SPIEGEL 42/1985

»Lange ist's her«, da soll schon ein alter Frankfurter ahnungsvoll und doch irgendwie rückblickend fatale Wirkungen der Buchmesse beklagt haben: Man habe begonnen, »das Gebiet hinter dem Bahnhof zu verändern«, »Bücherstände« hätten »die alten Schreberhäuslein« verdrängt, und »des Lebens Rankenwerk« habe der »neuen Unübersichtlichkeit des Geistes« weichen müssen. »Modische Eitelkeit.« Wer war's? »Goethe hieß der Mann«, behauptet ernsthaft Literaturprofessor und Feuilletonchef Fritz J. Raddatz in der »Zeit«. Er hat das allerdings nicht geradezu in Goethes Werken gelesen, sondern hastig einer mit verwegenen Zitaten ("Erfunden, alles erfunden ..") gespickten Messe-Glosse der »Neuen Zürcher Zeitung« entlehnt. Schade: Goethe starb zu früh, um einen Bahnhof in Frankfurt und Schrebergärten zu kennen oder gar »Die neue Unübersichtlichkeit« von Jürgen Habermas (1985) zu lesen.

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