Barry Eichengreen ist Professor für Wirtschafts- und Politikwissenschaften an der University of California in Berkeley, wo er seit 1987 lehrt. In den Neunzigerjahren war er leitender politischer Berater des Internationalen Währungsfonds in Washington, D. C.
ZEIT ONLINE: Herr Eichengreen, wir steuern auf einen schwierigen Winter zu – mit zehn Prozent Inflation in Deutschland und einer womöglich schweren Wirtschaftskrise. Gibt es überhaupt noch einen Grund optimistisch zu sein?
Barry Eichengreen:
Ich sehe relativ wenig Anlass für Optimismus. Es wird nicht nur kurzfristig
schwierig werden. Deutschland wird noch länger ein Problem haben aufgrund der hohen
Energieabhängigkeit der deutschen Industrie, aber auch wegen der Bedeutung der Autoindustrie
und des Verbrennungsmotors und wegen der historischen Bedeutung des Exports
nach China. Es wird dauern, bis hier die nötigen Anpassungen vollzogen sind. Das wird
das deutsche Wirtschaftswachstum beeinträchtigen, selbst wenn der Winter mild
und die Energiekrise nicht so schwerwiegend sein wird.