Zum Inhalt springen

Verwirrung um Snowden Flugzeug von Präsident Morales zu Wien-Stopp gezwungen

Präsident Morales war an Bord - aber auch Edward Snowden? Eine aus Moskau kommende bolivianische Regierungsmaschine musste wegen entsprechender Gerüchte in Wien landen. Der Außenminister des Landes wies die Vermutungen als "enorme Lüge" zurück.
Verwirrung um Snowden: Flugzeug von Präsident Morales zu Wien-Stopp gezwungen

Verwirrung um Snowden: Flugzeug von Präsident Morales zu Wien-Stopp gezwungen

Foto: Helmut Fohringer/ dpa

Wien - Wegen des Gerüchts, der flüchtige US-Geheimdienstenthüller Edward Snowden befinde sich an Bord seines Flugzeugs, ist Boliviens Präsident Evo Morales zu einer Zwischenlandung in Österreich gezwungen worden. Frankreich und Portugal hätten ihren Luftraum für die Präsidentenmaschine geschlossen, die daraufhin in Wien habe landen müssen, sagte der bolivianische Außenminister David Choquehuanca am Dienstag (Ortszeit) vor Journalisten in La Paz. Grund dafür seien vorab kursierende "Gerüchte" gewesen, der IT-Spezialist befinde sich an Bord.

Er wisse nicht, wer diese "enorme Lüge" verbreitet habe, sagte der Minister auf der Pressekonferenz weiter. Er wolle zudem seinen "Ärger" über die erzwungene Zwischenlandung zum Ausdruck bringen. Dadurch sei "das Leben des Präsidenten" Boliviens gefährdet worden.

Auch die österreichische Regierung wies die Gerüchte über den Passagier Snowden zurück. "Nach unserem Wissenstand stimmt das einfach nicht", sagte der Sprecher des österreichischen Außenministeriums.

Verteidigungsminister Rubén Saavedra sagte dem staatlichen Radiosender Partia Nueva in einem Telefongespräch aus Wien, die Präsidentenmaschine hätte französischen Luftraum überfliegen und eine Zwischenlandung in Lissabon einlegen müssen. Als das Flugzeug bereits in der Luft war, seien sie informiert worden, dass sie den französischen Luftraum nicht überfliegen könnten. Deshalb sei die Maschine in Wien gelandet.

Fotostrecke

Boliviens Präsident: Morales in der Warteschleife

Foto: Helmut Fohringer/ dpa

Wenige Stunden nach dem Vorfall erklärte die bolivianische Regierung, Paris und Lissabon hätten ihren Luftraum wieder freigegeben. Es ist aber noch unklar, wann die Präsidentenmaschine ihren Flug nach La Paz fortsetzen kann. Saavedra sagte in einem späteren Fernsehinterview, Frankreichs Regierung habe so ihren Fehler zugegeben. Portugal, Italien und Spanien verweigerten die Überflugrechte jedoch, wurde Saaverdra weiter zitiert.

Weder aus Frankreich noch aus den anderen erwähnten Staaten gibt es bislang eine Bestätigung des Vorfalls.

Morales hatte zuvor Moskau besucht. Im Transitbereich des Moskauer Flughafens Scheremetjewo soll sich Snowden seit über einer Woche aufhalten. Er hatte Ausspähaktionen der Geheimdienste der USA und Großbritanniens publik gemacht und wird von den US-Behörden per Haftbefehl gesucht. Auf dem Flughafen sitzt er fest, weil die USA seinen Pass für ungültig erklärten. Unter anderem in Bolivien beantragte er Asyl.

Diplomatisches Nachspiel

Der Vorfall könnte ein diplomatisches Nachspiel haben: Der südamerikanische Staatenbund Unasur soll Stellung dazu nehmen. Ecuadors Staatschef Rafael Correa und seine argentinische Kollegin Cristina Fernández de Kirchner forderten am Dienstagabend (Ortszeit) die Einberufung einer außerordentlichen Sitzung der Unasur, um gegen das Überflugverbot des bolivianischen Präsidentenflugzeugs über mehrere europäische Staaten Protest einzulegen.

Cristina Kirchner erklärte über ihren Twitter-Account, der peruanische Präsident und Unasur-Vorsitzende Ollanta Humala habe ihr die Einberufung der Sitzung bestätigt.

Venezuelas Regierung kritisierte Frankreich und Portugal. Dies sei eine Verletzung der Immunität, die jedem Staatschef zustehe, sagte Venezuelas Außenminister Elías Jaua am Dienstagabend (Ortszeit) in Caracas. "Wir machen die Regierung der Vereinigten Staaten und alle Regierungen, die ihm die Flugerlaubnis verweigert haben, für Leben und Würde von Präsident Evo Morales verantwortlich", betonte er. Auch an Venezuela und Ecuador stellte Snowden einen Asylantrag.

cai/fab/AFP/dpa