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Meret Becker über #allesdichtmachen »Ich möchte auch nicht mit Aluhütchen oder dergleichen verglichen werden«

Mit Meret Becker und Ken Duken distanzieren sich die nächsten #allesdichtmachen-Teilnehmer von der Videoaktion. Derweil hat sich Schauspielkollege Florian David Fitz aus dem Krankenhaus zu Wort gemeldet.
Schauspielerin Meret Becker

Schauspielerin Meret Becker

Foto: Soeren Stache / dpa

Die Schauspielerin Meret Becker (»Tatort«) und ihr Kollege Ken Duken (»Traumfabrik«) haben sich von der Videoaktion #allesdichtmachen distanziert. Kunst müsse Fragen stellen können, sagte Becker am Freitag in einem Beitrag bei Instagram. »Aber diese Aktion ist nach hinten losgegangen.« Sie werde das Video runternehmen lassen. »Und ich entschuldige mich dafür, dass das falsch verstanden werden konnte.«

Mehrere Schauspieler hatten mit ironisch-satirischen Clips die Coronapolitik der Bundesregierung kommentiert. Neben Becker machten Künstler wie Jan-Josef Liefers, Ulrich Tukur und Volker Bruch mit. Einige andere prominente Kollegen reagierten entsetzt. Unter anderem kommentierte Florian David Fitz die Aktion aus dem Krankenhaus heraus: »Liege grade im Krankenhaus nach Bandscheiben OP. Genügend Gelegenheit, die Geschichten des Pflegepersonals anzuhören. Relativiert vieles. #allesdichtmachen #??? #ichsagmallieber #danke«, schrieb der Münchner am Freitag bei Instagram. Dazu veröffentlichte der Darsteller aus »Der geilste Tag« und der Serie »Doctor's Diary« ein Foto von sich in einem Krankenhausbett.

Becker sagte nun, sie lasse sich impfen, trage Maske, halte Abstand und lasse sich testen, wenn sie mit Menschen in Kontakt trete. Das sei damit nicht gemeint. Dass die Aktion instrumentalisiert werde von der rechten Seite, sei das Letzte, was sie gewollt habe. »Ich möchte auch nicht mit Aluhütchen oder dergleichen verglichen werden.«

»Jetzt gibt's auf die Nase«

Es sei eine vielleicht zu zynisch gestaltete Kunstaktion gewesen. Sie kritisierte, in der Pandemie sei immer eine Tür für die Wirtschaft offengehalten worden. Die Theater seien zu, aber die Flieger voll. Menschen müssten zur Arbeit gehen, damit die Industrie weiterlaufe. Es gehe auch darum, dass Menschen allein sterben.

»Wir hätten vielleicht mehr das sagen sollen, was eigentlich gemeint ist«, sagte Becker. Sie habe das auch geäußert und gezweifelt. Die Kunstfreiheit oder das Infragestellen von Dingen hätten sie dann doch überzeugt, mitzumachen. »Jetzt gibt's auf die Nase.«

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Schauspieler Ken Duken schrieb bei Instagram, er distanziere sich von rechtem Gedankengut und rechten Ideologien. Die Gefahr, die von der Coronapandemie ausgehe, sei ihm mehr als bewusst. Er habe sich auch nicht über die Opfer oder ihre Angehörigen lustig machen wollen. »Ich befürworte sinnvolle Maßnahmen und eine Impfstrategie. Diese Aktion ist gründlich in die Hose gegangen. Ich entschuldige mich für jegliche Missverständnisse.«

Noch in der Nacht auf Freitag hatte Heike Makatsch auf Kritik an der Aktion reagiert und ihren Videobeitrag aus dem Netz genommen. »Wenn ich damit rechten Demagogen in die Hände gespielt habe, so bereue ich das zutiefst«, sagte sie dazu. Auch habe sie niemals das Leid der Corona-Erkrankten und ihrer Angehörigen schmälern oder sie mit ihrem Beitrag verletzen wollen. Dazu postete sie den Hashtag #womöglichgescheitert.

Grütters hätte sich »mehr Empathie« gewünscht

Kulturstaatsministerin Monika Grütters hatte sich am Freitag zu den Videos geäußert. »Wir alle, jeder einzelne von uns, viele Berufszweige, ganze Branchen, bringen enorme Opfer in dieser Pandemie«, sagte die CDU-Politikerin. Sie habe großes Verständnis dafür, dass viele Betroffene dabei auf ihre jeweils spezifischen Einschränkungen aufmerksam machten. »Das ist auch nötig, damit die Politik in einem wahnsinnig schwierigen Abwägungsprozess nichts übersieht.«

Das Virus sei ein Angriff auf ein Lebensmodell, »es trifft die Kulturwelt in ihrem Lebensnerv«, sagte Grütters. Sie verstehe die Nöte der Kreativen. »Bei allem Respekt vor der Freiheit der Kunst« wandte sie zugleich ein: »Ich hätte mir von den an der Aktion #allesdichtmachen beteiligten Schauspielerinnen und Schauspielern deutlich mehr Empathie für die Menschen gewünscht, die vom Coronavirus betroffen sind oder im Gesundheitssystem harte Arbeit leisten.« Es gehe in dieser Naturkatastrophe um die Rettung von Menschenleben, »das dürfen wir nie vergessen«.

Grütters sagte, sie werde sich »weiterhin mit aller Kraft für die Sicherung der kulturellen Vielfalt in Deutschland einsetzen«. So sei das Programm »Neustart Kultur« auf zwei Milliarden Euro aufgestockt worden.

hpi/dpa