Nach Katar-Einstieg bei Deutscher Bank: Wie Scheich ist Deutschland?

30 bis 50 Milliarden Dollar investieren die Scheichs aus Katar jedes Jahr in ausländische Unternehmen oder Projekte – zuletzt in ein Aktienpaket der Deutschen Bank. Doch die Kataris sind nicht die einzigen.

Die arabischen Golf-Staaten verfügen dank der Petro-Dollars aus dem Öl- und Gasgeschäft über sprudelnde Einnahmequellen. Doch die Ära der fossilen Rohstoffe neigt sich dem Ende zu und die Scheichs sorgen vor. Milliarden pumpen sie in internationale Unternehmen – bevorzugte Branchen: Finanzen, Immobilien oder Tourismus. Gerne auch in Deutschland.

Das einfache Prinzip der Wüsten-Scheichs: Sie investieren ihr Kapital in Form von Beteiligungen an internationalen Konzernen, um es dort – so das Kalkül – über Kurssteigerungen und Dividendenzahlungen weiter zu vermehren.

So viel Scheich steckt in Deutschland

Katar: Der Golfstaat Katar besitzt in Deutschland unter anderem bereits Anteile am Volkswagen-Konzern (15,6 Prozent der Stammaktien) und am Bauriesen Hochtief (10 Prozent).

Zudem investieren die Kataris in Siemens, und neuerdings auch in die Deutsche Bank.

Mit einem Investment in Deutschlands größtes Bankhaus von 1,75 Milliarden Euro gehören 6 Prozent der Bank-Anteile jetzt dem Staatsfonds „Qatar Investment Authority“ (QIA).

Abu Dhabi: Die staatseigene Fluggesellschaft Etihad hat an Deutschlands zweitgrößter Fluggesellschaft Air Berlin einen Anteil von 29,2 Prozent. 300 Millionen Euro investierten sie allein in diesem Jahr, um die Airline zu retten.

Auch der deutsche Energiekonzern Eon holte 2008 beim milliardenschweren Windenergie-Projekt „London Array” einen arabischen Investor mit ins Boot. „Masdar“, eine Initiative des Emirats Abu Dhabi zur Entwicklung erneuerbarer Energien, übernahm 20 Prozent an dem Großprojekt im Mündungsgebiet der Themse. Der Düsseldorfer Konzern gab dafür einen Teil seiner Projektanteile ab und hält noch 30 Prozent.

Kuwait: Die Aktien des Autobauers Daimler befinden sich weitgehend in Streubesitz. Nach dem Ausstieg des Staatsfonds „Aabar“ aus Abu Dhabi ist Kuwait im Besitz von 6,8 Prozent direkter Anteile.

Dax-Unternehmen nicht mehr deutsch

Fakt ist: Die deutschen Top-Konzerne gehören mehrheitlich Investoren aus dem Ausland.

54 Prozent der Aktien der 30 Dax-Unternehmen liegen in Depots ausländischer Anleger, wie die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY berichtete.

Nur noch 37 Prozent entfallen auf das Inland, 9 Prozent der Aktien konnten keiner Region zugeordnet werden.

In den vergangenen Jahren sei der Aktienanteil ausländischer Investoren deutlich gestiegen:

Bei den 23 Unternehmen, deren Daten den Vergleich mit dem Jahr 2005 zulassen, stieg er von durchschnittlich 45 Prozent auf 58 Prozent im Geschäftsjahr 2013.

Dabei ist die am Sonntag angekündigte Kapitalerhöhung bei der Deutschen Bank noch gar nicht berücksichtigt.

Die Zahlen zeigen, dass die Dax-Konzerne für Investoren aus dem Ausland sehr attraktiv bleiben, sagt auch EY-Experte Martin Steinbach: „Das anhaltend starke Engagement ausländischer Investoren beweist, wie sehr die deutschen Konzerne auf dem Weltmarkt geschätzt werden. Zudem zeigt es die Sichtbarkeit, Internationalität und Reichweite des deutschen Finanzplatzes.”

Bei insgesamt 18 Unternehmen könne hingegen mindestens die Hälfte der Aktien ausländischen Aktionären zugeordnet werden, bei sechs Dax-Unternehmen sind nach den Angaben sogar mehr als 70 Prozent der ausgegebenen Aktien in ausländischer Hand: Bei der Deutschen Börse (84 Prozent), Linde (80 Prozent), Adidas (74 Prozent), Munich Re (74 Prozent), Bayer (72 Prozent) und der Allianz (71 Prozent).

Es gibt Ausnahmen

Allerdings sind einige Börsenschwergewichte nach wie vor mehrheitlich im Besitz deutscher Investoren, darunter die Deutsche Telekom, ThyssenKrupp, Continental oder die Lufthansa. Bei BMW und Henkel befinden sich aktuell nur 31 beziehungsweise 25 Prozent der Papiere in den Depots ausländischer Investoren.

Gegenüber dem Vorjahr sank der Anteil ausländischer Investoren bei zwölf Unternehmen, bei elf ist er gestiegen.

Besonders deutlich ging der Anteil ausländischer Anteilseigner bei ThyssenKrupp (von 50 auf 38 Prozent), Merck (von 77 auf 66 Prozent) und Infineon (von 66 auf 57 Prozent) zurück.

Deutliche Zuwachsraten verzeichneten die Commerzbank (von 42 auf 52 Prozent) sowie die Deutsche Lufthansa und Continental (jeweils von 34 auf 38 Prozent).

Besonders gefragt sind die Anteile der deutschen Top-Unternehmen bei Investoren aus dem europäischen Ausland (27 Prozent). Auch Nordamerikaner halten inzwischen 20 Prozent der von den Konzernen ausgegebenen Aktien, 2010 waren es nur 17 Prozent.

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