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Meinung Rassismus

Die „gelbe Gefahr“ ist zurück

Zwei Wuhan-Rückkehrer mit Coronavirus infiziert

Die Rückholaktion der Deutschen aus dem chinesischen Wuhan ist beendet. Die über 100 ausgeflogenen Passagiere haben die Quarantänestation in Germersheim erreicht. Zwei Personen haben sich bereits mit dem Coronavirus infiziert.

Quelle: WELT

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Vorsicht vor dem Coronavirus ist angebracht. Aber Diskriminierung von Menschen, die asiatisch sind oder asiatisch aussehen, ist nicht zu akzeptieren. Und doch ist sie ein weltweites Phänomen.

„Gelber Alarm“, titelte vor wenigen Tagen die französische Tageszeitung „Le Courrier Picard“. In der Titelgeschichte ging es um die Auswirkungen des Coronavirus auf Frankreich. Das Titelfoto zeigte eine Chinesin mit einem Mundschutz, das Gesicht ein bisschen zu gelbstichig.

Die „gelbe Gefahr“ ist ein Schmähwort, mit dem ab Ende des neunzehnten Jahrhunderts Ressentiments gegen Chinesen geschürt wurden. Die angebliche Gefahr in Fernost bildete den geistigen Nährboden für den europäischen Kolonialismus, für die Expansionsgelüste der wilhelminischen Ära und für die „Hunnenrede“ von Wilhelm II.

Der deutsche Kaiser verabschiedete 1900 in Bremerhaven das deutsche Ostasiatische Expeditionskorps zur Niederschlagung des Boxeraufstands in China mit dem Appell, „dass es niemals wieder ein Chinese wagt, einen Deutschen scheel anzusehen“. Jetzt ist er zurück, dieser Rassismus – befeuert von der Panikmache vor dem Coronavirus. Und zwar nicht nur in Europa.

In Japan trendete der Hashtag „Chinese don’t come to Japan“. In Rom verbot eine Bar am Trevi-Brunnen, einer der populärsten Sehenswürdigkeiten der Stadt, „allen Menschen, die aus China kommen“ den Eintritt.

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In Deutschland entschied sich nun der „Spiegel“ zu einem Cover, das in Rassismus abrutscht. „Made in China“ steht – in gelben Buchstaben – auf der aktuellen Titelseite, die das Coronavirus behandelt. Dahinter ist ein Chinese zu sehen, der einen Schutzanzug, eine Atemmaske, eine Brille und einen Gehörschutz trägt. „Made in China“ ist ein Stigma, das in Deutschland für minderwertige Billigware steht. Mehr noch: Meist dehumanisiert dieses Stigma die Menschen, die diese Ware hergestellt haben, zu hirn- und herzlosen Arbeitsrobotern. Zum Glück gibt es dieser Tage aber auch Unterstützung für Chinesen, die Rassismus erleben. In Frankreich erfand man etwa den Hashtag „Ich bin kein Virus“.

Vorsicht vor dem Virus ist das eine. Sie ist angebracht. Aber Diskriminierung von Menschen, die asiatisch sind oder asiatisch aussehen, ist das andere. Sie ist widerwärtig.

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