„Spiegel“-Ausstieg : Augsteins Erben wollen verkaufen
- -Aktualisiert am
Hier steht es noch immer Spitz auf Knopf: das „Spiegel“-Gebäude in Hamburg Bild: Henning Bode
Der Streit um den richtigen Kurs des „Spiegel“-Verlags schien mit der Berufung der neuen Chefredaktion beendet. Jetzt haben drei der vier Erben von Rudolf Augstein genug. Wer kauft ihrer Anteile?
Drei der vier Erben des „Spiegel“-Gründers Rudolf Augstein wollen ihre Anteile am Verlag verkaufen. Jakob, Maria Sabine und Julian Augstein wollen aussteigen, ihre Schwester Franziska jedoch nicht, wie das Magazin „Horizont“ berichtet. Die Augsteins halten 24 Prozent der Anteile am Verlag, nach Ansicht von „Horizont“ stellt der Spiegel-Verlag einen Wert von zurzeit 160 Millionen Euro dar.
Kampf um den richtigen Kurs
Ganz überraschend ist das Ansinnen nicht. Im „Spiegel“ wird seit Jahren um den richtigen Kurs gekämpft. Die Auseinandersetzungen haben drei Chefredakteure und einen Geschäftsführer den Job gekostet. Durchgesetzt hat sich der Mehrheitsgesellschafter, die Mitarbeiter KG, die 50,5 Prozent der Anteile hält und hinter der die Redakteure des gedruckten Magazins stehen.
Sie hatten sich mit überwältigender Mehrheit gegen den Plan des Chefredakteurs Wolfgang Büchner gewendet, der die Redaktionen des „Spiegel“ und von „Spiegel Online“ in einer gemeinsamen Struktur eng miteinander verzahnen wollte. Jakob Augstein hatte sich als Vertreter der Minderheitsgesellschafter stets im Hintergrund gehalten, doch wurde augenfällig, dass ihm nicht unbedingt Büchners Vorgehen im einzelnen, wohl aber der Plan für einen digitalen „Spiegel 2.0“ einleuchtete, und er den Grabenkampf, der den Verlag immer wieder auf null zurückwarf, für ausgesprochen gefährlich hielt.
Er habe, sagte Jakob nun auf Anfrage dieser Zeitung, keinen Grund, jemandem das Vertrauen zu entziehen, weder der Geschäftsführung noch der neuen Chefredaktion. Diese bilden seit Januar der Chefredakteur Klaus Brinkbäumer und als Chef von „Spiegel Online“ Florian Harms. Als Käufer der Anteile der Augstein-Erben käme nun zunächst der Verlag Gruner + Jahr in Frage, der bislang 25,5 Prozent am Spiegel-Verlag hält.