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Warum ein Paderborner Fußballer Priester werden will

Patrick Kaesberg war Vertragsfußballer in Darmstadt und Aachen. Doch seine wahre Erfüllung fand er im Glauben. Am Samstag wird er zum Diakon geweiht

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Priester statt Profifußballer: Patrick Kaesberg hat den Ball gegen den Messkelch eingetauscht. | © Birger Berbüsse

Priester statt Profifußballer: Patrick Kaesberg hat den Ball gegen den Messkelch eingetauscht. | © Birger Berbüsse

04.06.2019 | 06.06.2019, 17:34

Paderborn-Schloß Neuhaus. Früher dachte er nur an Fußball – heute ist Gott der Mittelpunkt seines Lebens. Patrick Kaesberg aus Schloß Neuhaus wäre beinahe Profifußballer geworden. Nun befindet er sich auf der Zielgraden zum Priestertum. Am Samstag, 21. April, wird der 31-Jährige in der Paderborner Marktkirche zum Diakon geweiht.

Mit 19 hatte Patrick Kaesberg das Leben erreicht, von dem er immer geträumt hatte. Dachte er jedenfalls. Er war Vertragsfußballer beim damaligen Regionalligisten SV Darmstadt, bekam vergleichsweise viel Geld, wohnte im Hotel und hatte eine Freundin. Doch etwas fehlte ihm. „Ich habe gemerkt, dass alle nur auf sich schauten", blickt er zurück. Allen sei es nur um Karriere, Geld, Macht und Sex gegangen, aber Freundschaften habe es keine gegeben. „Da habe ich immer deutlicher gespürt, dass ich damit nicht glücklich werde", sagt Kaesberg.

"Ich muss etwas ändern"

Auch bei seiner Station beim Oberligisten Alemania Aachen sei sein Leben oberflächlich gewesen. „Das lässt dich traurig zurück und bringt keine Erfüllung." Das war für den jungen Mann, der bis dahin nichts anderes als Fußball im Kopf gehabt hatte, der Wendepunkt: „Ich muss etwas ändern", wurde ihm damals bewusst. Zumal er auch gemerkt hatte, dass es zur ganz großen Karriere als Profifußballer nicht reichen würde.

Sein Talent hatte Kaesberg bis dahin von der F-Jugend in Mastbruch in die A-Junioren-Bundesliga gebracht, wo er für den SC Paderborn und Arminia Bielefeld spielte. Von dort ging es zum Delbrücker SC, wo er in der Oberliga seine erste Senioren-Saison spielte. Es folgte der Wechsel in die Regionalliga nach Darmstadt. Ein paar Mal habe er auf der Schwelle zum Profi gestanden, erinnert sich Kaesberg. „Vom Glauben her sage ich heute, dass da schon jemand seine Finger im Spiel hatte."

"Ich möchte für das Reich Gottes eintreten"

Nach seinem Sinneswandel begann Kaesberg zunächst ein BWL-Studium in Bergisch-Gladbach, das er sich finanzierte, in dem er für Windeck in der Oberliga, also der obersten Amateurklasse, spielte. Sein Ziel: Im Fußball-Management Fuß fassen. Doch bei jedem Praktikum habe er gespürt: „Das ist nichts für mich." Schrittweise wurde ihm bewusst, dass er etwas Sinnvolles machen wollte: „Ich möchte für das Reich Gottes eintreten." Zunächst dachte Kaesberg an Entwicklungshilfe oder soziales Management.

Doch mit dem Abschluss seines BWL-Studiums „hatte ich die Berufung klar": Er würde Theologie studieren, um Priester zu werden. Zunächst habe er sich innerlich lange dagegen gewehrt, sagt Kaesberg, der zwar in einem katholisch geprägten Elternhaus groß wurde, aber nicht übermäßig religiös war. Doch schließlich habe er sich an die Zeile aus dem Vaterunser beherzigt: „Dein Wille geschehe."

"Ich habe meine Erfüllung gefunden"

Seit 2012 ist Kaesberg nun im Paderborner Priesterseminar. Ein Weg, den er bislang nicht bereut hat. Im Gegenteil: „Ich habe meine Erfüllung gefunden", sagt er. Nun freut er sich, dass dieser Weg bald zu Ende ist und er von den Büchern endlich zu den Menschen, zur eigentlichen Seelsorge kommen kann. Das Kollar, den „Priesterkragen" trägt er bereits: „Als Zeichen der Zugehörigkeit zu Gott." Als Diakon darf er ab nächster Woche nun endlich Aufgaben wie Taufen, Beerdigungen und das Spenden der Kommunion übernehmen. „Ich freue mich, Menschen in ganz besonderen Situation zu begegnen und sie zu begleiten", sagt Kaesberg.

Fußball spielt er auch noch. Einmal in der Woche, ganz zwanglos mit seinen Jugendfreunden. Einfach zum Spaß. Denn der einstige Mittelfeldspieler hat seine wahren Lebensmittelpunkt gefunden.

Information
Diakonenweihe am 21. April

Derzeit bereiten sich drei Seminaristen des Erzbischöflichen Priesterseminars Paderborn auf den Empfang der Diakonenweihe vor: Weihbischof Matthias König wird ihnen am Samstag, 21. April, in der Marktkirche durch Handauflegung und Gebet die Weihe spenden.

Gemeinsam mit dem Schloß Neuhäuser Patrick Kaesberg werden auch Sascha Heinrich aus Iserlohn-Letmathe (geboren 1987) sowie Christian Mersch aus Neuenkirchen bei Rietberg (geboren 1983) geweiht.
Ein Jahr später, am Pfingstfest 2019, werden die drei Männer dann zum Priester geweiht.