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Statistikerin Katharina Schüller: Lindner fordert regionale Unterschiede beim Corona-Shutdown - doch so einfach ist das nicht
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Christian Lindner fordert regionale Unterschiede bei Corona-Lockerungen.
gettyimages/Michael Kappeler/dpa Christian Lindner fordert regionale Unterschiede bei Corona-Lockerungen.
  • FOCUS-online-Redakteurin

In der Debatte um die Lockerungen der Corona-Maßnahmen und dem Shutdown sprach sich Christian Lindner (FDP) für regional unterschiedliche Herangehensweisen aus. Statistikerin Katharina Schüller erklärt, warum sie diese zwar für sinnvoll hält – es dafür aber noch viel zu früh ist.

In der Bundestagsdebatte am Donnerstag forderte der FDP-Vorsitzende Christian Lindner dazu auf, regionale Unterschiede in den Maßnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus zu machen. Seine Forderung erklärte er damit, dass etwa die Reproduktionsrate für ganz Deutschland auch dann steige, wenn es lediglich an einem einzigen Hotspot zu dramatischen Ausbrüchen mit vielen Infektionen komme.

„Da sagt der R-Faktor für das ganze Land gar nichts über die reale Situation aus“, betonte Lindner. „Deshalb macht es keinen Sinn, für Deutschland insgesamt einen Shutdown zu verhängen. Sondern wir müssen viel stärker regional gegen Infektionsketten vorgehen, dann haben wir eine Chance, Freiheit und Gesundheit wirksam zu vereinbaren – wirksamer als jetzt.“

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Lindner fürchtet gesundheitliche und wirtschaftliche Konsequenzen

Schon am Sonntag hatte sich der FDP-Politiker dafür ausgesprochen, dass Bund und Länder „mehr Flexibilität und auch regional unterschiedliche Herangehensweisen“ zeigten.

Lindner warnte davor, dass die negativen Konsequenzen des gegenwärtigen Zustands in der öffentlichen Debatte unterschätzt würden.

 „Die massiven Maßnahmen zum Schutz vor dem Virus bringen ihrerseits Gefahren für die Gesundheit. Unterbliebene Behandlungen, soziale Isolation und Angst um die wirtschaftliche Existenz bilden enorme Risiken.“ Schon jetzt sei mehr möglich, als die Regierungen zu entscheiden wagten.

Länder sind sich uneins

Doch so einfach, wie Lindner sich das vorstellt, ist es nicht. Zwar waren sich die Vertreter der Bundesländer in den vergangenen Wochen nicht immer einig, was erste Lockerungen der Maßnahmen angeht: So strebt etwa NRW-Ministerpräsident Armin Laschet schon jetzt weitere Lockerungen an, etwa Sportangebote für Jugendliche oder das Öffnen von Spielplätzen. Erste Schulen öffneten dort bereits am Donnerstag.

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Statistikerin: „viel zu früh“

Aufgrund von unterschiedlichen Fallzahlen regionale Unterschiede in den Maßnahmen zu machen, ist Statistikerin Katharina Schüller zufolge jedoch „viel zu früh.“

„Ich halte es für absolut sinnvoll, die Maßnahmen regional anzupassen“, erklärt sie gegenüber FOCUS Online, „aber noch nicht zum jetzigen Zeitpunkt.“

Zur Person

Katharina Schüller ist Vorständin der Deutschen Statistischen Gesellschaft sowie Geschäftsführerin und Gründerin des Unternehmens „Stat-up“. Die Statistikerin entwickelte bereits eine Risiko-Modellierungs-Software für das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und arbeitete mit Kary Mullis zusammen, der für die Entdeckung der PCR (die biochemische Grundlage von Corona-Tests) den Nobelpreis bekam. Gemeinsam mit anderen Statistik-Experten veröffentlicht sie die „Unstatistik des Monats“ zur Einordnung aktueller Statistiken. Seit Beginn der Pandemie setzt sie sich für repräsentative Corona-Tests ein und startete dafür eine Petition.

Die Maßnahmen müssten sich nach den Fallzahlen einer bestimmten Region richten. „Zum jetzigen Zeitpunkt sind die Infektionszahlen jedoch falsch“, betont Schüller. Die Dunkelziffer sei extrem hoch, es gebe sehr viele Menschen, die infiziert seien, ohne Symptome zu zeigen.

Selbstverständlich betrifft diese Dunkelziffer ganz Deutschland. Überall gibt es Fälle, die nicht gemeldet wurden. „Dennoch kann man nicht damit argumentieren, dass wir überall den ‚gleichen Messfehler‘ haben, dass die Dunkelziffer überall gleich hoch ist“, betont Schüller. Denn die Meldelücken hingen ebenfalls von regionalen Faktoren ab.

„Testkapazitäten sind regional unterschiedlich verfügbar und verfügbar gewesen“, erklärt sie. Es habe Unterschiede zwischen einzelnen Bundesländern gegeben, ebenso, zwischen Städten und ländlicheren Gebieten.

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Großflächige Tests notwendig

Erst, wenn man die tatsächlichen regionalen Unterschiede kenne, könne man auch an regionale Lockerungen denken. „Diese kennen wir jedoch erst, wenn wir bessere Zahlen haben.“ Dazu seien zum einen großflächige Tests notwendig. „Wir müssen zunächst ermitteln, wie durchseucht eine Region tatsächlich ist“, erklärt Schüller.

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„Je höher der Durchseuchungsgrad, desto mehr Menschen sind immun. Dann können wir darüber nachdenken, in stark durchseuchten Regionen die Maßnahmen zu lockern.“

„Die große Chance“

Die Statistikerin spricht sich schon seit Wochen für die Durchführung repräsentativer Tests aus. Um das Ausmaß des Coronavirus besser abzuschätzen, ist es Schüller zufolge unerlässlich, regelmäßig und flächendeckend Stichproben von mindestens 1000 Personen zu untersuchen. Darin liegt ihrer Ansicht nach „die große Chance“, das Virus zu verstehen.

„Wir sollten sie ergreifen, um von getesteten Menschen möglichst genau zu erfahren, wie sich Pandemie und Lockdown auf ihr Leben auswirken. Ob sie infiziert sind oder waren, ist nur eine – wenngleich gravierende – Auswirkung“. Gleichzeitig ließe sich erheben, ob Depressionen zugenommen hätten, wie hoch die Einkommensverluste seien, wie viele Menschen, insbesondere Kinder, dadurch von Armut bedroht seien. Wie Stress in Familien zu- und wie die Lebensqualität abnehme. „All dies wäre messbar“, betont die Statistikerin.

Mit Material der dpa

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