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"Barcodas": Da steckt Musik drin

Foto: SPIEGEL ONLINE

Barcode-Scanner macht Musik So schön klingt H-Milch

In ihrem Kühlschrank stecken mehr Melodien als in ihrer Plattensammlung: Die iPhone-App "Barcodas" macht aus Strichcodes Töne, aus 4-007929-053830 wird eine kleine Melodie. Mit Hilfe der Ziffernfolgen lassen sich auch virtuelle Krieger hochrüsten.

Piep. Piep. Monoton quittieren die Scannerkassen in den Supermärkten jeden eingescannten Barcode. Piep. Das mag ungeheuer praktisch für die Bandarbeiter sein, die sich über Preise und Produkte keine Gedanken mehr machen müssen. Die Muster aus dicken und dünnen Strichen können aber auch anders klingen - es steckt nämlich Musik drin.

Zumindest mit der richtigen App fürs iPhone: Der niederländische Medienkünstler Leo van der Veen hat ein kleines Programm geschrieben, das den numerischen Code in ein anderes Medium überführt. Die Kamera des Smartphones dient seiner App "Barcodas"  dabei als Scanner. Hat die 79 Cent teure Software einen Barcode erkannt, verwandelt sie die nüchterne Strichfolge in eine kleine Melodie.

"Barcodas" bringt so die Warenwelt zum Klingen und verpasst den maschinenlesbaren Gegenständen eine neue Persönlichkeit: Die H-Milch dudelt ganz aufgeregt, Paracetamol aus einer Apotheke in Großbritannien klingt ein wenig nach Kopfschmerzen.

Kaum sonstwo ist die moderne Welt derart durchorganisiert wie in einem modernen Supermarkt. Nichts wird dem Zufall überlassen, nicht die Position der Produkte im Regal, nicht die Farbe einer Verpackung. Auch die Barcodes folgen festen Regeln und werden nicht willkürlich zugeordnet - nur dass dabei niemand an Musik gedacht hat, sondern an Warengruppen und Länderkennzeichnungen. Die Tonmaschine "Barcodas" ist das Gegenmittel zu dieser gänzlich entzauberten Welt, ihre Sequenzen übersetzen die Kennziffern der Logistik in eine für Menschen zugänglichere Sprache.

Die Idee, mit den Barcodes auf Alltagsgegenständen zu spielen, ist so neu freilich nicht: Anfang der neunziger Jahre gab es einen regelrechten Boom, ausgelöst von dem tragbaren Videospiel Barcode Battler. Mit Hilfe der Strichcodes wurde die eigene Spielfigur ausgewählt und hochgerüstet, die sich dann im Zweikampf messen musste. Einige Barcodes für Kämpfer und Gegenstände wie goldene Baseballschläger wurden mitgeliefert - der Spaß bestand aber darin, alle möglichen Gegenstände zu scannen und sich überraschen zu lassen. Warcode heißt eine kostenlose App, die auf dem zwanzig Jahre alten Spielkonzept aufbaut.

In Japan soll es damals ganze Bücher gegeben haben, in denen Produkte mit besonders nützlichen Barcodes aufgelistet waren . Fans von "Barcode Battler" haben außerdem entschlüsselt, wie das Spiel aus den Codes Fähigkeiten für die Spielfiguren ableitet. Ein Barcode-Generator im Internet hilft beim Tricksen .

Natürlich lassen sich die so erstellten Barcodes auch vom Monitor abscannen und zu Musik machen. Wer will (und zu viel Zeit hat), kann so ganze Sinfonien in Barcode-Form notieren.