16. Prozesstag im Rocker-Prozess von Berlin: Kronzeuge packt weiter aus – Rocker-Boss rastet aus

Kadir Padir verliert Berherrschung während Aussage von Kassra Z.

Von: Von KARIN HENDRICH und ANNE LOSENSKY

16. Tag in Berlins größtem Prozess gegen elf Rocker der Hells Angels. Lange beißt Boss Kadir Padir (30) die Zähne zusammen. Doch dann verliert er die Beherrschung ....

Berlin – Am Donnerstag wurde der Prozess um den „Wettbüro-Mord“ fortgesetzt. Ein Dutzend vermummter Rocker stürmte damals in den Laden – Tahir Özbek (26) starb im Kugelhagel. Rein, raus, keine 25 Sekunden. Ein Rachemord im Auftrag von Rocker-Boss Kadir Padir (30) – da ist sich die Staatsanwaltschaft sicher.

Kassra Z. war in der Tatnacht dabei. Auch er ist wegen Mordes angeklagt. Alle anderen schweigen. Er packt aus, mit schusssicherer Weste. Bewaffnete Bodyguards schützen ihn, im Saal nebenan steht eine Polizeihundertschaft bereit. Der Kronzeuge sagt, er habe nichts vom Mordplan gewusst.

Mit bemerkenswerter Präzision beschreibt er dann seine ehemaligen Rocker-Kumpanen.

★ Über Recep „Richie“ O. (25), den Todesschützen: „Leicht beschränkt, respektlos. Einsortierer bei Kaufland. Wollte vorankommen im Klub. Eher der Klassenclown.“

★ Über Ersoy „Chucky“ P., den Bruder des Bosses: „Psychisch gestört. Durfte sich alles erlauben. Hemmungs- und gnadenlos. Betrieb über Strohleute ein Tattoo-Studio, wollte auf Hartz IV aber nicht verzichten.“

★ Über Marko Pf. (30): „Hat Pflichten erfüllt. Der Club versucht aus jedem seinen Nutzen zu ziehen: Geld, Lückenfüller, Masse, Draufgänger, Mitmacher.“ Zu den anderen Angeklagten gewandt: „Macht euch da nichts vor!“

★ Über Rami El-S. (32): „Korrekt, faul, unerzogen. Vagabund, umgab sich gern mit Frauen. Leichter Analphabet. Fixiert auf den Klub. Hartz IV, fuhr aber mit dem Auto zum Klo, um es mal so zu sagen.“

★ Steve St. (32): „Ostler-Fraktion. Führte für Kadir Padir in Dresden ein Bordell.“

★ Über Selim B. (31): „Gutes Zuhause, Eigentumswohnung, BMW. Aber narzisstisch, egoistisch, cholerisch, ignorant, selbstdarstellungsgeil.“

★ Über Sardar H. (31): „Psychisch leicht gestört, besonders Frauen gegenüber. Kann seinen Trieb kaum unter Kontrolle halten. Nutzte den Club für seine Geschäfte. Betrieb eine Bar in der Nähe vom Alhambra, die machte Kadir Padirs Laden Konkurrenz, sicher gab es da für den Prozente.“

★ Über Marcel K. (28): „Starker Kiffer. Farbige dürfen nach den Worldrules eigentlich nicht Mitglied werden. Aber Kadir Padir hat gesagt: ,Mulatten sind wie Südländer.' Für Kadir Padir galten nur seine eigenen Regeln. Seine Cousins sind bekannte Profi-Fußballer. Er machte mit Drogen am Nauener Platz.“

Über die Hells Angels allgemein: „Dieses Klientel ist eine eingeschworene Truppe, da wird nicht geredet, das ist milieutypisch. Die sind darauf fixiert, illegal ihr Geld zu verdienen. Das ist kein Dartverein, kein Sprechverein!“

Kadir Padir hört scheinbar gleichmütig zu, wenn Kronzeuge und Ex-Rocker Kassra Z. (27) Kübel um Kübel Dreck auf ihn und seine Gefolgsleute kippt. Doch plötzlich springt der Rocker-Boss auf in seinem Panzerglaskäfig, hämmert mit der Faust gegen die Scheibe, brüllt. Teuflische Wut bricht aus dem „Höllenengel“ heraus. Unkontrolliert. Aggressiv. Beängstigend. Böse.

Am 13. Januar wird der Prozess fortgesetzt.

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