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Versteigerung ausrangierter Behördenfahrzeuge: Drei, zwei, eins, meins - Hier geht es zur Versteigerung

Foto: Fabian Hoberg

Versteigerung alter Behördenautos Schnäppchen aus dem Staatsdienst

Egal ob Feuerwehrauto, Polizei- oder Krankenwagen, auch blecherne Lebensretter haben ein Recht auf Rente. In Düsseldorf kommen die ausrangierten Behördenautos unter den Hammer - manchmal sind auch beschlagnahmte Auto-Schätzchen dabei.

Morgentau perlt von den Scheiben der alten Krankenwagen ab. Blaulicht und Schriftzug fehlen, der Lack ist verwittert und ein paar Beulen zeichnen die Karosserien. Stumme Zeugen, deren Blessuren im Blech von harten Einsätzen an Rhein und Ruhr erzählen. Vom Kampf um jede Sekunde, Leben und Tod oder dem großen Glück der Geburt. Nun parken die Mercedes-Rettungsfahrzeuge menschenleer auf dem Schotterplatz vor der Halle. Ausrangiert - und warten auf einen neuen Besitzer.

Jeden ersten Mittwoch im Monat versteigert die Oberfinanzdirektion des Landes Nordrhein-Westfalen Fahrzeuge, die außer Dienst sind. Dazu kommen sichergestellte, eingezogene und beschlagnahmte Autos. Rund 150 Fahrzeuge der verschiedenen Landesdienststellen werden versteigert. "Hier wird alles verkauft, verschrottet wird nichts", sagt Herbert Bolten von der Oberfinanzdirektion NRW. Seit zehn Jahren kümmert er sich schon um das alte Blech. "Vom beschlagnahmten Ferrari, Rolls-Royce und Mercedes AMG bis zum Gefängnisbus und Bagger haben wir schon alles versteigert", sagt er.

NRW sei das einzige Bundesland, das noch eine Versteigerung mit Ortstermin anbiete. Alle anderen Länder verkaufen ihre ausrangierten Fahrzeuge über die Onlinebörsen zoll-auktion.de  oder vebeg.de  oder bieten sie im Paket Händlern an. Alles, was kein Panzer ist, steht auf den Onlineplattformen zum Verkauf. Unimogs, Müllwagen und Straßenkehrmaschinen, aber auch zivile Pkw aller Klassen - vom VW Golf bis zum BMW 5er.

Es riecht nach Gummi, Lack und Filterkaffee

Bei der Versteigerung in Düsseldorf ist das Angebot an diesem Mittwoch im Oktober eher Durchschnitt: ein paar ehemalige Streifenwagen von Opel, eine Vielzahl von VW Bullis und ein paar edle Limousinen von Mercedes und Audi. Dazu kommen noch ein Porsche 911, ein Mercedes SL und zwei Harley-Davidson-Maschinen - eingezogen von der Staatsanwaltschaft.

Es riecht nach Gummi, Lack und Filterkaffee. Einen Euro kostet die Tasse, ein belegtes Brötchen 1,30 Euro. Schnäppchenpreise für eine Schnäppchenauktion. Mit der Fahrzeugliste unter dem Arm klappern die Besucher die Autos ab. Unter ihnen sind viele Gebrauchtwagenhändler. Der Blick geht unter die Karosserie, auf den Kilometerzähler und in den Motorraum. Probefahren ist nicht möglich. Dafür sind die Kisten auch günstig.

"Die Autos sind bis zu 30 Prozent preiswerter als auf Gebrauchtwagenbörsen, das kann sich lohnen", sagt Karl Leicht aus Ramstein. Der Familienvater besucht mit seiner Tochter die Auktion. "Bei drei Kindern, meiner Frau und mir muss ich mich um fünf Autos kümmern. Manchmal kaufe ich ein Auto auf Vorrat", sagt Leicht. Er sucht deutsche Modelle ab Baujahr 2007 zwischen 5000 und 10.000 Euro. "Die Autos fahren wir dann zwei Jahre und verkaufen sie fürs gleiche Geld wieder", sagt er. Das Nervigste bei der Versteigerung sei die Anfahrt, weshalb er das immer mit einem Besuch bei der Tochter in Köln verbinde.

Die Profi-Teilnehmer stehen die Auktion nicht durch - sie sitzen

In der großen Halle sammeln sich die Bieter. Die Profis bringen ihre Campingstühle mit - je nach Anzahl der zu versteigernden Autos dauert die Auktion drei Stunden. Auktionator Klaus Kratz schnallt sich pünktlich um 9.30 Uhr das Mikrofon um, betet monoton im tiefsten Rheinisch die Versteigerungsbedingungen runter und startet gleich mit dem ersten Angebot. Der Mercedes 507 Transporter mit einem Startpreis von 1900 Euro ist nach einer Minute für 4100 Euro verkauft. Gezahlt wird in bar, spätestens eine Stunde nach Beendigung der Versteigerung. Die Autos müssen bis Freitag abgeholt sein. Für Profis ist das aber kein Problem: Transporter mit Anhänger aus Berlin, Frankfurt, Hamburg und Aachen stehen schon auf dem Gelände parat. Auch die drei Sattelschlepper mit litauischen Kennzeichen sind zum Aufladen bereit.

Ein letzter Blick auf das Smartphone, ein kleiner Schluck vom tiefschwarzen Kaffee und die linke Hand schnellt zum Bieten nach oben. Der Opel Astra Caravan geht für 600 Euro an einen Händler aus Bulgarien.

Viktor Sörensen* aus dem benachbarten Ratingen ist das erste Mal hier. Der Student sucht ein günstiges Motorrad, wie die gut abgehangene BMW R850 RT. Das ehemalige Polizei-Streifenmotorrad wird ab 600 Euro angeboten, bis 1000 Euro will der 20-Jährige anfangs mitbieten. "Im Gegensatz zu Internetauktionen weiß man hier, was man kauft", sagt Sörensen. Außerdem werdem die Polizeifahrzeuge regelmäßig gewartet, so dass das Risiko eines Fehlkaufs eher niedrig sei. Die paar Gebrauchspuren am Motorrad stören ihn nicht.

Als endlich die Auktionsnummer 137 aufgerufen wird, schaukeln sich aber schnell die Preise hoch. Sörensen hebt bis 1300 Euro die Hand - danach verschwindet sie in der Jackentasche. Limit erreicht. Die BMW geht schließlich für 2600 Euro weg. "Pech gehabt, zu viele Händler hier. Im Dezember komme ich aber wieder, vielleicht ist dann die Chance auf ein Schnäppchen größer", sagt er. Zeit hat er noch genug, und das hat weniger mit seinem Studentenleben zu tun. Bis er das Motorrad fahren darf, muss er ohnehin noch warten: Die Fahrerlaubnis für die großen Maschinen erhält der junge Mann erst Anfang Januar 2014.

*Name von der Redaktion geändert