Narzissmus :
Ich kam, ich sah, ich wirke!

Lesezeit: 6 Min.
Benvenuto Cellinis marmorner Narziss aus dem Jahr 1548
Jede Zeit sucht sich die Krankheit, die zu ihr passt: Nach dem Ausgebrannten betritt nun der Narzisst die Bühne. Seine Hemmungslosigkeit ist nicht sein einziges Problem.

Bislang galt Burnout als das charakteristische Krankheitsbild unserer Zeit. Mittlerweile aber wird man den Eindruck nicht mehr los, dass die narzisstische Persönlichkeitsstörung dem Burnout diesen Rang gerade streitig macht. Wohin man blickt, überall begegnen einem Narzissten. Ein paar willkürlich aus dem Medienalltag herausgegriffene Schlagzeilen zeigen, wie beliebig der Narzissmus-Begriff verwendet wird: „Bei Tattoos spielt Narzissmus eine große Rolle“, „Selbstbezogen und eitel: Diese Frage entlarvt Narzissten“, „Psychopathen und Narzissten träumen oft von Sex“, „Burnout für Narzissten“ und „Der Foto-Quickie mit sich selbst: Sind wir zu narzisstisch geworden?“ Denken wir uns den Foto-Quickie einmal weg, ist das eine wichtige Frage, nur büßt sie durch die inflationäre Begriffsverwendung ihre Dringlichkeit ein. Uli Hoeneß gilt als Narzisst, Bernd Lucke, Chef der AfD, auch, ebenso Thomas Middelhoff, die RTL-Dschungelcamper und natürlich Dieter Bohlen, wobei sich die Liste seitenlang fortschreiben ließe.

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