Es war ein Experiment. Zwei Monate lang, den Januar und Februar hindurch, habe ich mir an jedem Sonntagabend um 20.15 Uhr den Krimi im Ersten Programm angesehen. Achtmal wurde der Tatort gezeigt, einmal der Polizeiruf . Das ZEITmagazin hatte mich als Gerichts- und Kriminalreporterin auf diesen Marathon durch die Welt ausgedachter Verbrechen geschickt.

Eigentlich gehen mir Kriminalromane und Kriminalfilme auf die Nerven. Wer beruflich ständig mit Polizei und Strafjustiz zu tun hat, bei dem kommt angesichts der Fantasieleistungen von Schriftstellern und Drehbuchautoren nur selten Spannung auf. Der Plot erscheint ihm oft naiv, angestrengt und psychologisch überladen. Oder er errät schon nach zehn Minuten, wer der Mörder ist. Aber es gibt Ausnahmen, doch davon später.