Schon in der Kindheit war es vorgekommen, dass die beiden über ein Jahr lang nicht miteinander gesprochen hatten, weil ihnen eine bis heute unbekannte Laus über die Brüderlebern gelaufen war. Sobald sie beide Schriftsteller waren, folgten ständige Konkurrenz, magenbelastender Eifersuchtsgram, Kriechströme, die zu Explosionen führten; zuzeiten Feindschaft bis zum Hass. Als sie sich wegen ihrer Gedanken zum Kriege entzweit hatten und sich jahrelang aus dem Weg gingen, hatte sich die Laus monströs zu der Frage vergrößert: Er oder ich?
Thomas und Heinrich Mann: Die größte Liebe ihres Lebens, der größte Hass
Selten war so viel Konflikt, selten so viel Zuneigung. Die Schriftsteller Thomas und Heinrich Mann konkurrierten wie kein zweites Geschwisterpaar der Literaturgeschichte um Ruhm und Erfolg und waren auch politisch mitunter entzweit. Unser Autor, der Essayist Michael Maar, diesjähriger Heinrich-Mann-Preisträger, deckt auf, wie die Brüder mit größter Hinterlist in ihren Werken aufeinander Bezug nahmen.