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Bundesliga-Check: FC Schalke 04 "Königsblauer Kosmos funktioniert"

"Vor allem aber ist Boateng der erklärte Leader dieses jungen Kaders."

"Vor allem aber ist Boateng der erklärte Leader dieses jungen Kaders."

(Foto: imago/Team 2)

Die Fußball-Bundesliga geht in ihre 52. Saison. Vor dem Start lassen wir die Experten zu Wort kommen - wie sehen Vereinsblogger die Chancen ihrer Klubs? Torsten Wieland ist Schalker, seine Plattform ist der "Königsblog". Sein Fazit: Trotz einiger Widrigkeiten läuft es bei seinem Lieblingsverein rund und Trainer Jens Keller verfügt über einen Kader, der ihm viele Möglichkeiten bietet. Wenn da nicht die Schulden wären.

Bayern und Dortmund scheinbar unerreichbar, Leverkusen und Wolfsburg im Angriffsmodus: Welches Saisonziel kann der FC Schalke 04 realistischerweise angehen?

Bayern und Dortmund sind fraglos voraus. Aber gerade Dortmund muss sich nach Abgängen von Schlüsselspielern ständig neu erfinden. Leverkusen und Wolfsburg haben seit Jahr und Tag mit Weltkonzern-Unterstützung ungleich größere Möglichkeiten als Schalke, und doch konnten sich die Blauen oben etablieren. Schalke hat sich dreimal in Folge für die Champions League qualifiziert, trotz Trainerwechsel, trotz Schulden, trotz ständiger Unruhe in und um diesen Klub. Schalke funktioniert, gehört zu den ersten drei Klubs im Land und es ist auch realistisch, dass man auch in der kommenden Saison auf einem der ersten drei Plätze landet.

Torsten Wieland.

Torsten Wieland.

Kevin Prince-Boateng würde gern auf der Zehn agieren, mit diesem Wunsch steht er aber nicht allein. Wie wird Jens Keller mit ihm umgehen - und was ist die taktische Ausrichtung des Teams?

Kevin-Prince Boateng wurde für das offensive Mittelfeld gekauft und wird dort sicherlich wieder vermehrt Einsatzzeiten erhalten. Vor allem aber ist Boateng der erklärte Leader dieses jungen Kaders. Auch wenn er auf dem Platz ins zentrale Mittelfeld zurückweichen muss, um der Qualität eines Max Meyers Raum zu geben, wird Boateng als solcher stets hofiert werden. Stress mit dem variabelsten und wichtigsten Mittelfeldspieler kann und will sich Jens Keller sicher nicht leisten. Der Trainer hat angekündigt, zukünftig mit verschiedenen Formationen agieren zu wollen. Die Vorbereitung lief allerdings nicht glücklich. Schalke hatte mit vielen Verletzten zu kämpfen und in den Testspielen gegen namhafte Gegner funktionierten die Experimente nicht. Ich denke, dass vor allem die Defensive zunächst mit bewährter Viererkette und mit zwei defensiven Mittelfeldspielern agieren wird. Was sich unter Erfolgsdruck dann im Laufe der Saison ändern lässt, bleibt abzuwarten.

Kritischer Beobachter

Torsten Wieland ist 42 Jahre alt, wohnt in Duisburg und schreibt seit 2007 in seinem "Königsblog" über Fußball im Allgemeinen und Schalke 04 im Besonderen. In seinen Texten vertritt er eine klare Meinung zu den Dingen und ist dabei keineswegs stets jubelnder Fan, sondern auch kritischer Beobachter der Geschehnisse in und um seinen Klub. Auszüge seines Blogs erscheinen regelmäßig in der Gelsenkirchener Lokalausgabe der "WAZ".

Personell hat sich bislang nicht viel getan auf Schalke. Braucht der Kader noch einen richtigen Knaller-Transfer?

Schalkes erste Elf ist gut besetzt. Durch die Einkäufe von Maxim Choupo-Moting und Sidney Sam, durch das Dazukommen von Jan Kirchhoff, der in der letzten Saison verletzungsbedingt nicht zur Verfügung stand, wurde der Kader durchaus verstärkt. Ich denke, der Kader ist stark genug, um einen Platz unter den ersten Drei erreichen zu können.

Wie wird die erste Elf vermutlich aussehen?

Wenn alle fit sind sehe ich Ralf Fährmann im Tor, Atsuto Uchida als Rechtsverteidiger, Sead Kolasinac als Linksverteider und Joel Matip und Benedikt Höwedes in der Innenverteidigung. Dennis Aogo und Roman Neustädter im defensiven Mittelfeld, Kevin-Prince Boateng hinter Sturmspitze Klaas-Jan Huntelaar, Julian Draxler und Jefferson Farfan auf den Flügeln. Dennis Aogo ist aber auch ein sehr guter Linksverteidiger. Leon Goretzka ist ein prima zentraler Mittelfeldspieler. Jan Kirchhoff ist ein starker Spieler für die Innenverteidigung oder das defensive Mittelfeld. Max Meyer ist ein bereits viel besungenes Juwel für die Position hinter der Spitze. Und Choupo-Moting und Sidney Sam sind offensiv auch sehr variabel einsetzbar. Kurz: Eine Voraussage ist unmöglich, dem Trainer stehen unendliche Varianten zur Verfügung.

Wo liegt die größte Baustelle im Verein?

Natürlich im finanziellen Bereich. Die Schuldenlast drückt. Schalke kann sein in der Champions League verdientes Geld nicht ohne Weiteres in die Mannschaft investieren. Schalke ist dazu verdammt, erfolgreich zu sein, hohe Einnahmen zu generieren. Misserfolg kann sich der Club nicht leisten, weshalb nach zwei Niederlagen in Folge gleich der ganze Königsblaue Kosmos unruhig wird.

Jetzt, wo mit dem WM-Titel der große Burgfrieden zwischen Schalkern, Borussen und Bayern geschlossen wurde - was werden die heißesten Spiele der Saison?

Gerade die Spiele gegen Bayern München waren in den letzten Spielzeiten eh nie heiß, Schalkes Auftritte gegen den Rekordmeister waren grauenvoll. Welche Spieler gut miteinander können war aber natürlich schon immer egal, schließlich macht die Rivalität der Fans die Stimmung aus. Dabei geht nichts über das Derby gegen Borussia Dortmund.

Was wird das Schalker Saisonhighlight?

Vermutlich das Champions League-Halbfinale gegen Manchester City. Genau weiß ich das aber noch nicht.

Und, wie finden wir das Trikot?

Hinter dem Design des neuen Heimtrikots steckt eine Idee. Der Stehkragen mit Knopf und die feinen Nadelstreifen sollen an ein Bergmannshemd erinnern. Passend zu einem Verein, der im Bergarbeitermilieu gegründet und lange von der hiesigen Zeche Consol gefördert wurde. Ich mag das. Da ich mich aber auch nach siebeneinhalb Jahren nicht an den aktuellen Hauptsponsor gewöhnen lassen möchte, werde ich mir auch dieses Trikot nicht kaufen.

Quelle: ntv.de

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