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21.12.2010 14:11

DFG fördert geisteswissenschaftliches Forschungsprojekt an der FAU

Pascale Anja Dannenberg Kommunikation und Presse
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

    Es ist das einzige geisteswissenschaftliche Projekt im derzeit laufenden Bewertungszeitraum der Deutschen Forschungsgemeinschaft: Die DFG hat die Einrichtung einer Forschergruppe an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) bewilligt, die sich auseinandersetzt mit dem Thema „Sakralität und Sakralisierung in Mittelalter und Früher Neuzeit. Interkulturelle Perspektiven in Europa und Asien“. In sieben Einzelprojekten gehen die beteiligten Wissenschaftler interdisziplinär der Frage nach, wie sich der Umgang mit Heiligem und Heiligenkulten zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Kulturen gestaltet hat.

    Für zunächst drei Jahre stellt die DFG Sach- und Personalmittel für ein bis zwei wissenschaftliche Mitarbeiter pro beteiligtem Projekt sowie studentische Hilfskräfte und eine Koordinatorenstelle zur Verfügung. Mit dem Internationalen Kolleg für Geisteswissenschaftliche Forschung „Schicksal, Freiheit und Prognose. Bewältigungsstrategien in Ostasien und Europa“ ist das bereits die zweite große geisteswissenschaftliche Forschungsorganisation an der FAU, die in jüngster Zeit genehmigt wurde. Erst im Juli 2009 hatte die Universität offiziell das Kolleg „Schicksal, Freiheit und Prognose“ eingeweiht, das für zunächst sechs Jahre mit bis zu zwölf Millionen Euro gefördert werden soll.

    Die Projekte
    Die kultische Verehrung der beiden Züricher Stadtpatrone und (angeblichen) spätantiken Märtyrer Felix und Regula nimmt Prof. Dr. Michele Ferrari, Inhaber des Lehrstuhls für Lateinische Philologie des Mittelalters und der Neuzeit, unter die Lupe. Er untersucht die identitätsstiftende Wirkung, die der Kult auf die städtische Gemeinschaft Zürichs hatte. Unter dem Titel „Von der kultischen Verehrung zur Verehrung ohne Kult: Felix und Regula in Zürich (8.-18. Jahrhundert)“ fokussiert Ferrari das Phänomen der Sakralität im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit.

    Das Projekt „Heilige an den Grenzen Lateineuropas“ unter der Leitung von Prof. Dr. Klaus Herbers, Inhaber des Lehrstuhls für Mittelalterliche Geschichte, dient der Erforschung der Rolle von Heiligen und Heiligenkulten an den Grenzen Mittel- und Süditaliens sowie der Iberischen Halbinsel mit Blick auf die Entwicklung einer europäischen Identität. Berücksichtigt werden sollen auch islamische, byzantinisch-griechische, ost- und südslawische sowie jüdische Kulturen und Traditionen, die diese Prozesse an den Grenzen Europas beeinflussten.

    Anhand von Bodenmosaiken in Kirchen, die zwischen dem 4. und 7. Jahrhundert nach Christus entstanden sind, geht Prof. Dr. Carola Jäggi, Inhaberin des Lehrstuhls für Christliche Archäologie, der Frage nach, mit welchen gestalterischen Mitteln heilige Räume geschaffen wurden. Das Projekt trägt den Titel „Sakrale Zonen im frühchristlichen Kirchenbau. Zum Kommunikationspotential von Bodenmosaiken für die Binnenhierarchie heiliger Räume – ein west-östlicher Vergleich“.

    Als heilig verehrte Personen standen im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit teilweise der institutionalisierten Macht, zum Beispiel der Kirche, als subversive, gefährliche Gewalt gegenüber. Diese Spannungen zwischen Individuen und Institutionen stehen im Fokus des Projekts „Heiligkeit auf Widerruf. Zur Spannung von Individuum und Institution in Heiligkeitsentwürfen der Mystik des Mittelalters und der Frühen Neuzeit“. Geleitet wird das Projekt von Prof. Dr. Susanne Köbele, der Inhaberin des Lehrstuhls für Germanistische Mediävistik.

    Die Kritik an der Verschwendung materieller Ressourcen bei traditionellen Begräbnissen in China steht im Mittelpunkt des Projekts von Prof. Dr. Michael Lackner, Inhaber des Lehrstuhls für Sinologie. Unter dem Titel „Sakralität und Verausgabung im Rahmen chinesischer Trauer- und Begräbniszeremonien“ will er die Veränderungen dieser Zeremonien im 20. Jahrhundert untersuchen und in Zusammenhang stellen mit den theoretischen Überlegungen französischer Denker wie Marcel Mauss und Georges Bataille.

    Wie Religion entsteht und auf welche Ursprünge das Sakrale zurückgeführt werden kann, hat bereits im 19. Jahrhundert der Oxforder Indologe und Sprachwissenschaftler Max Müller (1823-1900) erforscht. Prof. Dr. Andreas Nehring, Inhaber des Lehrstuhls für Religions- und Missionswissenschaft, hinterfragt die Ergebnisse Müllers in dem Forschungsvorhaben „Von der Sakralität des Ursprungs zum Ursprung des Sakralen – Max Müllers Rekonstruktion der Religion aus den Partikeln der Sprache“.

    Das siebte Teilprojekt steuert die Julius-Maximilians-Universität Würzburg bei. Darin analysieren Prof. Dr. Heidrun Brückner, Inhaberin des Lehrstuhls für Indologie, und Dr. Karin Steiner sakrale Phänomene im südindischen Reich Vijayanagara vom 14. bis zum 16. Jahrhundert. Das Forschungsthema lautet „Modelle der Konstruktion von Sakralität im Zuge der hinduistischen Restauration im südindischen Großreich von Vijayanagara (14.-16. Jahrhundert)“.

    Zum Sommersemester 2011 nimmt die Forschergruppe ihre Arbeit auf.

    Die Universität Erlangen-Nürnberg, gegründet 1743, ist mit 29.000 Studierenden, 550 Professorinnen und Professoren sowie 2000 wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte Universität in Nordbayern. Schwerpunkte in Forschung und Lehre liegen an den Schnittstellen von Naturwissenschaften, Technik und Medizin in engem Dialog mit Jura und Theologie sowie den Geistes-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. Seit Mai 2008 trägt die Universität das Siegel „familiengerechte Hochschule“.

    Mehr Informationen:
    Hans-Christian Lehner
    Tel.: 09131/85-20605
    Hans_Christian.Lehner@ikgf.uni-erlangen.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wissenschaftler, jedermann
    Geschichte / Archäologie, Kulturwissenschaften, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Philosophie / Ethik, Religion
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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