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Glatze Uwe Ochsenknecht

Mängel im Kopf betrüben kaum einen Mann. Auf dem Kopf dagegen sind sie eine Katastrophe. Ein Leidgeplagter gibt hoffnungsvolle Antworten zum heiklen Thema Haarausfall

Mängel im Kopf betrüben kaum einen Mann. Auf dem Kopf dagegen sind sie eine Katastrophe. Ein Leidgeplagter gibt hoffnungsvolle Antworten zum heiklen Thema Haarausfall

Oben ohne? Da stehen Frauen gar nicht drauf. Als Geschäftspartner würden 75 Prozent von ihnen einen Mann mit vollem Haar bevorzugen, als Kollegen sogar 81 Prozent, und 71 Prozent vermuten, dass ein Glatzkopf seine Kunden schlechter berät als ein Mann mit Matte. Das ist fies, ungerecht, aber das Ergebnis einer repräsentativen Emnid-Umfrage. Und noch schlimmer: Männer mit Haarkranz werden rund fünf Jahre älter geschätzt, sie wirken spießiger, unattraktiver. Dafür gelten sie aber als kinderlieb, fürsorglich und treu – vermutlich nur, weil man ihnen den Gigolo nicht zutraut.

Ein Zeichen für Virilität sind Glatze und Geheimratsecken auch nicht, sondern im Wesentlichen das Ergebnis einer Veranlagung. Der vererbte männliche Haarausfall kann schon mit Mitte 20 den Scheitel lichten und ereilt hierzulande jeden zweiten Mann spätestens ab 50. Er wird mit den ewig gleichen, uralten Tricks zu kaschieren versucht: Silvio Berlusconi lässt seine lichten Stellen auf Wahlplakaten retuschieren, Udo Lindenberg ist mutmaßlich seit Jahrzehnten nicht ohne Hut aus dem Haus gegangen, als James Bond verbarg Sean Connery seine Blöße unterm Toupet, Napoleon Bonaparte glaubte, eine putzige Stirnlocke könne ablenken vom allzu schütteren Dachbewuchs.

Lange galt, was der amerikanische Glatzenspezialist James B. Hamilton 1942 formulierte: "Allein die Kastration hemmt den zur Glatze führenden Haarausfall." Das stimmt so nicht mehr. Außer den Hormonen greifen seit einigen Jahren auch ein paar wenige erfolgversprechende Mittel in den Kampf um die Haarpracht mit ein – "Propecia" mit dem Wirkstoff Finasterid etwa, "Regaine" mit der Substanz Minoxidil, die Stickstoffmonoxid-Therapie. Bei rechtzeitigem Behandlungsbeginn können sie den hormonbedingten Haarausfall offenbar stoppen. Durchaus zufrieden mit dem Stand seiner Haare ist auch der Schauspieler Uwe Ochsenknecht. Das war nicht immer so.

Herr Ochsenknecht, wann lichtete sich Ihr Haupthaar?

Mit Anfang 20. Erst kamen die Geheimratsecken, dann wurde es oben dünner. "Mensch, bei dir wird’s aber auch langsam weniger!" Solche Sätze bekam ich plötzlich zu hören. Da fing ich an, mich zu wehren.

Wie das?

Hier habe ich ein Wässerchen probiert, dort eine Creme benutzt, da eine Tinktur. Unterm Strich hat es sehr viel gekostet und nichts geholfen. Heutzutage sind wenig Haare und Glatzen ja kein so fürchterliches Drama mehr wie vor 25 Jahren. Damals waren lange Haare schick. Ich bin in der Zeit des Afro-Looks aufgewachsen. Und mit 20 ist Haarausfall sowieso auch ein psychisches Problem. Man glaubt, es gehe die Männlichkeit verloren.

Wann haben Sie zum ersten Mal offen über Ihre Haarprobleme gesprochen?

Das hat lange gedauert, und dann auch nur mit engsten Freunden, wie das unter Männern eben so üblich ist. Und in meinem Beruf, da ist ja jeder noch viel eitler als sonst schon. Ich kenne eine Menge Schauspieler, die haben riesige Probleme mit dem Thema.

Mit welchen Tricks lässt sich kaschieren?

Kahle Stellen kann man oben mit dunklem Make-up übertünchen. Oder ein Toupet tragen. Aber ich bin nicht jemand, der sich solch einen Fiffi auf den Kopf setzen würde. Dieser Stress, bloß niemals ohne gesehen zu werden. Aber so schlimm ist es bei mir zum Glück nicht gekommen. Seit vier Jahren nehme ich Propecia, das hat meinen Haarausfall gestoppt.

Sie machen Reklame für das Mittel.

Ich habe mir das sehr gründlich überlegt, doch es wirkt tatsächlich. Und nicht nur bei mir: Bei fast 90 Prozent aller Männer scheint es zu helfen.

Zählen Sie Ihre Haare?

Nicht ich, aber mein Hautarzt, der das Mittel auf Wirkungen und Nebenwirkungen untersucht. Alle drei, vier Monate macht er Fotos von meinem Kopf und vergleicht.

Was ist mit den Nebenwirkungen?

Zu den 1,8 Prozent, die Potenzprobleme bekommen sollen, gehöre ich nicht. Das wäre ja wie ein Sechser im Pech-Lotto.

Hätten Sie auch als Nicht-Schauspieler den Kampf um Ihre Haarpracht aufgenommen?

Ja. Sich gehen zu lassen, das sollte man seinen Mitmenschen nicht zumuten.

Der Wunsch, attraktiver zu sein, steigt bei Männern jenseits der 40 Jahre enorm an. Ist das ungesunde Eitelkeit?

Ich kann das Bedürfnis, gut aussehen zu wollen, sehr gut verstehen. Das hat sich bei mir schon in jungen Jahren gebildet. Denn ich sah mit 15 so richtig scheiße aus, es gibt da einige Fotos, die dürfen nie an die Öffentlichkeit geraten.

Vollhaarige Männer sind attraktiver, Glatzköpfe gute Familienväter. Sagen jedenfalls die Frauen.

Solche Trends ändern sich glücklicherweise. Wenn George Clooney einen guten Film macht, dann sind volle Haare Trend. Dann kommt wieder ein Bruce Willis.

Haben Sie es mal mit einer Glatze probiert?

Selbst mit ein paar Fusseln sieht das bei meiner Kopfform noch besser aus. Glatze steht nicht jedem.

Welche Frisur tragen Sie in Ihrem neuen Film "Luther" in der Rolle des Papstes Leo XII.?

Eine dicke Perücke, die Haare fallen über die Ohren, wie es damals üblich war. Doch wie das so ist: Im wirklichen Leben helfen mir die Filmtricks auch nicht weiter.

Dirk van Versendaal

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