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Bekannter Blogger Deutsch-ägyptischer Student in Kairo festgenommen

Er demonstrierte gegen den Krieg im Gaza-Streifen, jetzt wird er an einem unbekannten Ort festgehalten. Der Student Philip Rizk, 26, versuchte mit Filmen, Demos und seinem Blog Aufmerksamkeit zu schaffen für Palästinenser - wurde ihm dies jetzt zum Verhängnis?

Der Nahost-Konflikt und das Leiden der Menschen im Gaza-Streifen, mit keinem anderem Thema hat sich der Student und Blogger Philip Rizk, 26, so beschäftigt wie mit diesem. Zwei Jahre hat er im Gaza-Streifen gelebt, einen Film gedreht und Journalisten unterstützt, die sich vor Ort selbst ein Bild von der Lage machen wollten. Er hat geholfen, Medikamente in den Gaza-Streifen zu schaffen, und er hat ein Blog betrieben, "tabulagaza" .

Jetzt ist Philip Rizk in Ägypten festgenommen worden - wegen seines politischen Engagements, wie seine Freunde und seine Familie vermuten.

Ein bisschen klingt es wie eine Agentengeschichte, was seine Schwester Jeanette und die Polit-Aktivistin Salma Said erzählen: Als Philip Rizk mit Said und anderen Freunden in der Nacht von Freitag auf Samstag von einer Demonstration nach Kairo zurückkehrte, seien sie von der Polizei gestoppt und für mehrere Stunden festgesetzt worden. Schließlich hätten Beamte gezielt nach Rizk gefragt, ihn in einen Minibus ohne Nummernschild geschafft und seien davon gefahren. Seine Freunde seien von der Polizei daran gehindert worden, dem Wagen zu folgen.

Ist er zu laut geworden und zu unbequem?

"Wir wussten erst nicht, wo Philip ist", sagte seine Schwester SPIEGEL ONLINE. Es gebe bisher auch keine formale Anklage, ihm sei nichts zur Last gelegt worden. "Aber wahrscheinlich ist er zu laut und unbequem geworden", sagt sie. Mittlerweile sei er zum "Hauptsitz des Nationalen Sicherheitsdienstes" gebracht worden, sagt sie, "das haben wir heute aus inoffiziellen Quellen des Nationalen Sicherheitsdienstes erfahren."

Eine Bestätigung dafür gibt es bisher nicht. Ein Sprecher des ägyptischen Innenministeriums sagte, ihm lägen keine Berichte zu der Festnahme vor. Das Auswärtige Amt in Berlin bestätigte unterdessen, dass der Fall bekannt und die Botschaft vor Ort eingeschaltet sei. "Wir bemühen uns um Aufklärung", sagte ein Sprecher.

Philip Rizk ist Deutsch-Ägypter, er hat die doppelte Staatsbürgerschaft. Sein Vater stammt aus Ägypten, seine Mutter aus Deutschland. Geboren ist er auf Zypern, aufgewachsen in Kairo, wo er die deutsche Schule besuchte. Um Philosophie zu studieren, ging er für ein Semester nach Freiburg und dann mit einem Stipendium in die USA, nach Wheaton. Jetzt studiert er Middle East Studies an der American University in Kairo. Momentan schreibt er an seiner Master-Arbeit, auch darin beschäftigt er sich mit dem Gaza-Konflikt.

In Interviews und in seinem Blog hat Rizk immer wieder über Gaza geschrieben. Sein letzter Eintrag datiert auf Mittwoch, 4. Februar. Dort berichtet er von Gerüchten, wonach Ägypten den Zugang zum Flüchtlingslager und der Stadt Rafah im Gazastreifen für Journalisten und Ärzte gesperrt habe.

Mit der Demonstration am Freitag wollte er zusammen mit Aktivisten aus Spanien, Großbritannien, den USA und Polen, auf die Lage im Gaza-Streifen aufmerksam machen. "Unser Demonstrationszug ist eine Erinnerung an das andauernde Leiden in Palästina", zitierte ihn die Internet-Seite der Zeitung "Daily News Egypt" am Freitag.

Der Gazastreifen war zuletzt Ziel einer 22-tägigen Militäroffensive Israels, das damit den Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen auf sein Territorium unterbinden wollte. Israel hat eine Blockade gegen den von der radikal-islamischen Hamas kontrollierten Gazastreifen verhängt. Die ägyptische Regierung beteiligt sich insofern an der Blockade, als dass sie ohne die Zustimmung Israels den Grenzübergang Rafah in den Gazastreifen nicht öffnet.

Mit Material von Reuters