Frau als Vater?

Genforscher stellen “weibliches Sperma” her

Wissenschaft
01.02.2008 12:35
"Jetzt steht die Welt nicht mehr lang", werden Wissenschafts-Skeptiker angesichts dieses Durchbruchs sagen: Forscher der englischen Universität Newcastle Upon Tyne haben es geschafft, aus Rückenmarkszellen einer weiblichen Maus eine chemische Form von Sperma herzustellen. Die Rolle eines männlichen Samenspenders zur Befruchtung einer Eizelle wird somit obsolet. Der Science-Fiction-Faktor des Forschungsprojekts: In drei Jahren wollen die Gentechniker so weit sein, Stammzellen einer Frau in "weibliches Sperma" umwandeln zu können.

Die britischen Forscher sehen ihre Ergebnisse als Durchbruch und zukünftiges Heilmittel für Unfruchtbarkeit. Paare, die keine Kinder bekommen könnne, weil die Samen des Mannes untauglich sind, könnten mit der Technik der Forscher zukünftig trotzdem zu Kindern kommen.

Zwei Jahre werde es noch dauern, bis Versuche an menschlichen Zellen glücken werden, berichtet das britische Forscherteam im Fachmagazin "New Scientist". Drei Jahre, bis das Verfahren erstmals zu einem Ergebnis - einem Baby - führen kann. Bis man aber soweit ist, "weibliches Sperma" in ganz normalen Kliniken herzustellen, werde es noch ein Jahrzehnt dauern.

Aus "weiblichem Sperma" enstehen nur Mädchen
Die Gentechniker werden dann Stammzellen aus dem Rückenmark einer weiblichen Spenderin im Reagenzglas mittels Chemikalien und Vitaminen zu "weiblichem Sperma" umwandeln. Die Zellen müssen dann nur mehr in die Eizelle einer anderen Frau - Selbstbefruchtung ist natürlich nicht möglich - gebracht werden, den Rest erledigt dann wieder die Natur gemäß dem althergebrachten Vorgang.

Die Umwandlung von männlichen Stammzellen in befruchtbare Eizellen - auch das übt die Forschung bereits, nur ist die Herstellung künstlicher Eizellen ungleich schwieriger als beim Samen - dürfte noch etwas länger dauern, sobald bei den weiblichen Zellen ein sicheres Verfahren steht, geht das aber auch. Babys, die aus mit "weiblichem Sperma" befruchteten Eizellen entstehen, werden nur Mädchen sein, da in den Zellen ja kein Y-Chromosom vorhanden sein kann.

Forscher: "Ich bin ein Unruhestifter"
Das "Rennen" um die Produktion von "weiblichem Sperma" und "männlichen Eizellen" wird nicht nur in England gefahren: Forscher in den USA und Brasilien - wo es ja auch Reproduktionskliniken gibt und die Stammzellenforschung große Freiheiten genießt - versuchen bereits, ihre Verfahren zu patentieren. Greg Aharonian aus San Francisco will mit damit aber vor allem homosexuellen Paaren helfen. Er wolle das Argument zerstören, das heterosexuelle Ehen höhergestellt sind, weil aus ihnen Kinder hervorgehen können. "Ich bin ein Unruhestifter", zitiert ihn der New Scientist.

Bei den Briten sorgt man derweil schon in eine andere Richtung vor. Eine Novelle des Gesundheitsgesetzes geht gerade durchs Parlament. Darin enthalten: Die Erlaubnis künstlich hergestellte, menschliche Ei- und Samenzellen für Versuche und letztendlich einen klinischen Regelbetrieb zuzulassen - allerdings nur für Hetero-Paare.

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