Russland und Katar – offensichtlicher geht es nicht. In Katar müssen Stadien für Milliarden gebaut und klimatisiert werden, damit die Athleten nicht bei bis zu 50 Grad Hochleistungssport treiben. Russland muss für ähnlich hohe Beträge Fluglinien schaffen und Stadien bauen, damit das Turnier ausschließlich im Westteil des Landes stattfinden kann. Der Sieger heißt wie bei Olympia 2014 Wladimir Putin.

Einen besseren Beleg für die Bestechlichkeit der Fifa hätte sie selbst nicht liefern können. Sollte man meinen. Doch so einfach ist das nicht. In Wahrheit ist es noch viel einfacher: Der Laden stinkt ohnehin . Auch wenn anders entschieden (von wählen wollen wir nicht reden) worden wäre, bewiese das keineswegs die Unabhängigkeit der Züricher Altherrengarde.

Allein die Tatsache, dass erstmalig und ohne Angabe von Gründen zwei Turniere auf einmal vergeben werden, macht die Sache hochverdächtig. Muss die Fifa in ihren Statuten nicht klar regeln, wann sie WM-Turniere vergibt? Die wahren Gründe für dieses Double liegen auf der Hand: doppelte Sieger, doppelter Profit.

Die betagten Mitglieder aus dem Exekutivkomitee werden die Turniere in acht und zwölf Jahren vermutlich nicht mehr alle erleben. Doch bis dahin lassen sich noch gute Geschäfte mit den beiden Öl- und Gasimperien machen. Insofern das nicht längst geschehen ist. Der Insider Jens Weinreich erinnert sich heute daran , wie der Emir von Katar den Wahlkampf des heutigen Fifa-Präsidenten 1998 unterstützte.

Die mit nur zwei Stimmen erneut unterlegenen Engländer können nun den Aufklärer Andrew Jennings und die BBC zu Mutterlandsverrätern machen. Denn die Botschaft der Fifa lautet: Das habt Ihr nun von Eurer Pressefreiheit! In diesem Punkt haben Russland und Katar einen Standortvorteil.

Man muss nicht so weit gehen wie Lord Triesman, der damalige Bewerbungschef Englands, im Frühjahr, als er bei einer Verschwörungstheorie belauscht wurde: Russland werde bei der WM in Südafrika Schiedsrichter bestechen, damit Spanien Weltmeister wird. Und Spanien unterstütze dafür Russland bei der WM-Bewerbung. Oder hat sich seine Einschätzung als prophetisch erwiesen?