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BND-Neubau in Berlin.

© dpa

Sabotage vermutet: BND-Hauptquartier offenbar vorsätzlich unter Wasser gesetzt

Der Wasserschaden im BND-Neubau in Mitte war höchstwahrscheinlich Absicht. Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele fordert, dass der BND mehr Verantwortung für die Baustelle übernehmen soll.

Von Sandra Dassler

Für den Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele kam die Nachricht nicht überraschend. "Seit ich weiß, dass die Wasserhähne im BND-Neubau abmontiert wurden, obwohl die Leitungen unter Druck standen, ist mir klar, dass es sich höchstwahrscheinlich um einen Anschlag oder Sabotageakt handelte", sagte er dem Tagesspiegel. Am Sonnabend hatte der Spiegel gemeldet, dass der massive Wasserschaden im neuen Berliner Hauptquartier des Bundesnachrichtendienstes (BND) vorsätzlich herbeigeführt worden sei. Der oder die Täter hätten in der Nacht zum 3. März mehrere Wasserhähne an Leitungen abmontiert, die bereits unter Druck standen. Damit sei bewusst in Kauf genommen worden, dass 2000 Quadratmeter Bürofläche überflutet wurden.

Die Räume seien zu diesem Zeitpunkt bereits baulich abgenommen und verschlossen gewesen, so dass nur jemand hineingelangen konnte, der über eine von insgesamt 118 elektronischen Schlüsselkarten verfügte. Dass sich der Täterkreis damit drastisch einengt, hält Ströbele für eine vorschnelle Einschätzung. "So eine Schlüsselkarte kann ja auch jemand verloren und ein anderer widerrechtlich an sich genommen haben", sagte er: "Entscheidender ist, dass die ursprüngliche Version, wonach möglicherweise Diebe von außen in das Gebäude eingedrungen sind, um die Wasserhähne zu stehlen, nicht zutrifft."

"Wasserüberströmte Personen" waren gesehen worden

Ganz neu ist die vom Spiegel verbreitete Erkenntnis nicht. Bereits am 5. März hatte der Tagesspiegel berichtet, dass die Ermittler mangels Einbruchspuren von "Binnentätern" ausgingen, also von Personen, die für das Gelände akkreditiert gewesen seien. Zeugen hatten schon damals über zwei "wasserüberströmte" Personen auf dem Gelände berichtet. Außerdem stellten die Ermittler schnell fest, dass der Wert der Wasserhähne kaum so hoch war, dass sich das Risiko für Diebe gelohnt hätte.

Weder die Polizei - das Berliner Landeskriminalamt führt die Ermittlungen - noch der BND wollten den Spiegel-Bericht kommentieren. "Das Gebäude baut nicht der Bundesnachrichtendienst", sagte BND-Sprecher Martin Heinemann dem Tagesspiegel. Bauherr sei das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR). Dort war am Sonnabend niemand erreichbar.

Ströbele fordert mehr Verantwortung

Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele kritisiert die Haltung des BND. "Wenn man schon ein solches Monstrum baut, hat man auch die Verpflichtung, dafür zu sorgen, dass es sicher ist", sagte er: "Das bezieht sich auf die besonderen Sicherheitsvorkehrungen aber auch auf die Milliarden, die der Bau dem Steuerzahler kostet."

Ströbele spielt darauf an, dass sich die Fertigstellung des Baus noch aus anderen Gründen weiter verzögern könnte: Zwei von drei Firmen, die für die technische Ausstattung verantwortlich waren, mussten laut "Spiegel" Insolvenz anmelden. Ein Ausfall des verbleibenden Unternehmens würde "dramatische Folgen für den weiteren Bauablauf" haben, zitierte das Magazin aus einem vertraulichen Regierungsbericht. Die Firma teilte ihrerseits mit, sie habe die Arbeit trotz der insolventen Partnerunternehmen "fast ohne Unterbrechung fortsetzen" können. Es seien "keine negativen Auswirkungen auf das Projekt zu erwarten".

Immer höhere Kosten

Allerdings hatten sich, wie der Tagesspiegel berichtete, die Kosten für den Bau bereits mehrfach erhöht.
Die Fertigstellung der neuen BND-Zentrale hat sich auch wegen Baumängeln bereits mehrfach verzögert. Im Jahr 2011 war der Neubau wegen des Diebstahls von Bauplänen in die Schlagzeilen geraten. Inzwischen ist für den Umzug das Jahr 2017 im Gespräch. (mit AFP)

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