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Homeoffice - so funktioniert's: Zehn Regeln für Arbeitnehmer

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Diskussion über Heimarbeit "Yahoo katapultiert sich ins Abseits"

Schluss mit Home Office - ab Juni gilt bei Yahoo wieder Anwesenheitspflicht. Diese Nachricht sorgte weltweit für Diskussionen. Bei Microsoft entscheidet noch jeder selbst, wann und wo er arbeiten will. Hat sich das Konzept schon wieder überholt? Ein Anruf bei Microsoft-Personalchefin Brigitte Hirl-Höfer.

KarriereSPIEGEL: Frau Hirl-Höfer, wer Anwesenheit mit Leistung verwechselt und seinen Mitarbeitern nicht vertraut, wird scheitern - dieser Satz stammt von Ihnen. Bei Yahoo wurde gerade die Anwesenheitspflicht eingeführt. Wird Yahoo jetzt scheitern?

Hirl-Höfer: Yahoo katapultiert sich mit dieser Entscheidung bei Bewerbern ins Abseits. Bei Microsoft werden flexible Arbeitszeiten immer mehr gefordert, gerade Jüngere fragen in den Bewerbungsgesprächen gezielt danach. Anwesenheit hat für mich immer mit Kontrolle zu tun. Ich bin sicher, dass der Trend mehr Richtung Vertrauensarbeitszeit geht. Dieser Schritt von Yahoo hat mich deshalb sehr überrascht.

KarriereSPIEGEL: Im Silicon Valley bieten Firmen wie Google oder Facebook ihren Angestellten ganze Wohlfühlwelten mit Sofalandschaften, Gärten, Fitnessangeboten. Statt Arbeiten von zu Hause wird die Arbeit das Zuhause. Ist nicht das eher der Trend?

Hirl-Höfer: An seinem Arbeitsplatz muss man sich wohlfühlen. Da achten auch wir drauf. Auf der anderen Seite ist es ein großer Mehrwert, selbst bestimmen zu können, ob man ins Büro fahren oder lieber in der eigenen Wohnung arbeiten will. Manche fühlen sich vielleicht im Büro wohler, andere müssen zu Hause das kranke Kind betreuen - das Stichwort Individualität ist hier entscheidend.

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Arbeiten von zu Hause aus: Zehn Regeln für Arbeitgeber

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KarriereSPIEGEL: Bei Microsoft gibt es keine Regelarbeitszeit. Jeder kommt und geht ohne Kontrolle. Bleibt da nicht die Teamarbeit auf der Strecke?

Hirl-Höfer: Es ist wichtig, dass man eine gute Balance findet. Ich bin weder ein Freund von einem ständigen Nicht-anwesend-Sein noch von einem Präsenzkult. Grundsätzlich steht es jedem Mitarbeiter zu, selbst zu entscheiden, wann und wo er arbeiten möchte. Es gibt aber Themen, die muss man persönlich und im Team besprechen. In der Regel entwickelt man ein gutes Feingefühl, um diese Themen zu erkennen. Wir haben da großes Vertrauen in unsere Mitarbeiter.

KarriereSPIEGEL: Sind es denn nicht eher die ungeplanten Begegnungen in der Kaffeeküche oder im Aufzug, bei denen neue Ideen entstehen?

Hirl-Höfer: Doch, sicher! Wir schätzen auch, dass soziale Kontakte gepflegt werden. Bei uns sind die Leute ja nicht mehrheitlich vier Tage pro Woche im Home-Office, sondern arbeiten gelegentlich von zu Hause aus.

KarriereSPIEGEL: Sie haben einen Leitfaden zum flexiblen Arbeiten herausgegeben. Darin zitieren Sie eine Studie des "Economist", die besagt, dass Unternehmen mit flexiblen Arbeitsformen bis zu dreimal profitabler sind als ihre Wettbewerber. Google ist als Marke mittlerweile wertvoller als Microsoft. Wie kommt's?

Hirl-Höfer: Der Zusammenhang zwischen wirtschaftlichem Erfolg und flexiblem Arbeiten ist schwer messbar. Wir erheben nicht, wer wie viele Tage im Home-Office arbeitet. Aber von Mitarbeiterumfragen wissen wir, dass flexibles Arbeiten eines der großen Steckenpferde von Microsoft ist. Und wenn ich eine hoch motivierte Belegschaft habe, bin ich natürlich insgesamt produktiver. Das spiegelt sich auch in einer sehr niedrigen Mitarbeiterfluktuation.

KarriereSPIEGEL: Wo sitzen Sie denn jetzt gerade, während wir telefonieren?

Hirl-Höfer: Ich bin heute im Home-Office, habe hier meinen Laptop und mein Smartphone, das ich sonst auch im Unternehmen nutze. Bei Microsoft kommunizieren wir über unser Lync-System, das heißt, ich sehe sofort, ob ein Kollege gerade ansprechbar ist. Unsere Mitarbeiter sind also auch sichtbar, wenn sie nicht im selben Raum sitzen. Ich habe heute schon mit einigen Mitarbeitern telefoniert, die auch im Home-Office sind. Das ist gar kein Thema.

KarriereSPIEGEL: Eine Anwesenheitspflicht wie bei Yahoo können Sie sich also gar nicht mehr vorstellen?

Hirl-Höfer: Nein. Wir müssen insgesamt sogar noch flexibler werden.

Foto: Jeannette Corbeau

Das Interview führte KarriereSPIEGEL-Redakteurin Verena Töpper.

Foto: Beatrice Blank
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