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Flaschenpfand im Sommerloch

10. Juli 2013 um 15:43 Uhr von Atari-Frosch

Offenbar ist keine Forderung zu absurd, als daß Politiker aus der zweiten Reihe sie nicht aussprechen könnten, um das vermeintliche politische Sommerloch zu füllen. Eigentlich haben wir ja immer noch genug Themen, allein die täglich neuen Enthüllungen über die Aktivitäten der Geheimdienste würden vollauf genügen, um uns ausgedehnt zu beschäftigen. Aber vielleicht geht es ja gar nicht darum, sondern eher um Ablenkung.

Und zur Ablenkung eignen sich ja immer ganz hervorragend die selbst produzierten Zwangsverarmten. In diesem Fall diejenigen, die finanziell so übel dran sind, daß sie weggeworfene Pfandflaschen einsammeln. Für diese armen Leute will sich die CDU jetzt als Wohltäter präsentieren – aber nicht etwa, indem sie die Renten oder den Regelsatz für Grundsicherung und Hartz IV erhöht oder Mindestlöhne einführt.

Mehrere CDU-Leute und SPD-Mann Heinz Buschkowsky schlagen statt dessen vor, das Flaschenpfand zu erhöhen:

Der CDU-Mann macht auch einen besonderen sozialen Aspekt geltend: „Wenn Menschen bedürftig sind und zur Aufstockung ihrer Stütze schon früh morgens Leergut einsammeln, dann sollten sie davon auch finanziell etwas haben. Derzeit liegt das Pfand auf Einwegflaschen bei 25 Cent, das Pfand auf Mehrwegflaschen bei 8 bis 15 Cent.“

Ich habe den Artikel ja erst für Satire gehalten und mit einem Blick ins Impressum der mir bis dahin unbekannten Website überprüft, ob das vielleicht ein Satiremagazin sein könnte. Es ist keins. Die meinen das offenbar ernst.

Wenn das also keine Satire ist, dann ist das mit eine der schlimmsten Verhöhungen der selbst produzierten Zwangsverarmten, die ich von Politikern von CDU und SPD je gehört habe. So viel Kopfschütteln, Facepalm und Fremdschämen geht ja schon gar nicht mehr:

„Viele Menschen kommen mit ihren Niedriglöhnen oder ihren geringen Renten nicht aus. Eine große Zahl davon bessert daher mit dem Sammeln von Pfandflaschen ihren Lebensunterhalt auf. Sie könnten von der Pfanderhöhung direkt profitieren.“

Man möchte den Herrn Paul von der CDU, der das sagte, am Kragen packen, kräftig durchschütteln und ihn anbrüllen: „UND WARUM HABEN WIR SO GERINGE LÖHNE UND RENTEN???“

Wenn Du denkst, mehr Merkbefreiung geht nicht mehr, dann kommt von irgendwo ein CDU-Mann her. Oder eben Buschkowski von der SPD (war da nicht mal was mit „sozial“ im Parteinamen?), der von einem „Rückgabe-Gen“ schwallt. Wo hat er das abgeguckt, bei seinem Genossen Thilo Sarrazin? Der schwafelt doch auch immer von komischen Genen.

Wie gesagt, vermutlich ist das nur Ablenkung. Die NSA-Affäre füllt selbst die konservativsten Zeitungen, und irgendwie muß man den Leuten ja mal wieder was anderes präsentieren, nicht wahr? Aber keine Sorge, wir lassen Euch mit den wirklich ungemütlichen Themen keine Ruhe. 🙂


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4 Kommentare zu “Flaschenpfand im Sommerloch”

  1. Die Dümmsten… (I) — Der Triebtäter quakte:

    […] Einen anderen, lesenswerten Beitrag hierzu gibt es übrigens beim “Atari-Frosch“ […]


  2. Simon quakte:

    Ein 81 jähriger Politiker steht für die CDU im Gesamten, der Bürgermeister von Neukölln für die ganze SPD und konservative Medien sind ja eh blöd. Das Leben ist so schön, wenn das eigene Weltbild immer so stimmig ist.


  3. frosch quakte:

    @Simon: Auch wenn ich das so nicht gesagt habe: Doch, gerade bei der CDU ist sowas zu vermuten. Zumindest bei denen, die da was zu sagen haben (von ihrer Basis hört man ja so nichts). Sowas sagen die Damen und Herren aus der ersten Reihe nicht selbst, das überlassen sie den Hinterbänklern, bevorzugt eben in der Sommerpause, und nicken dann verstohlen mit dem Kopf.

    Ansonsten: Ist das, was Du mir gerade vorwirfst, nicht genau das, was sonst mit den PIRATEN gemacht wird? 🙂


  4. Simon quakte:

    Im Umkehrschluss kann man auch behaupten, die gesamte Piratenpartei bestünde aus Antisemitisten, nur weil sich einige Mitglieder klar antisemitisch geäußert haben. Das tue ich jedoch nicht. Denn auch wenn man unterschiedlicher politischer Auffassungen ist, darf eine gegenteilige Argumentation nicht generalisiert werden.Soetwas fällt nämlich in den Bereich des Totschlag-Argumentes.


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