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Einzug ins Weiße Haus Obamas Mitarbeiter leiden unter Uralt-Technik

Schlechte Telefonleitungen, veraltete Computer und keine Verbindung zu Community-Web-Seiten: Die Mitarbeiter von US-Präsident Barack Obama haben es nicht leicht, ihre Arbeit im Regierungssitz aufzunehmen. Für viele am schlimmsten: Es gibt keine Macs.

Damit hatte im Team Barack Obamas, des neuen Präsidenten der USA, wohl niemand gerechnet: "Es ist, als würde man von einer Xbox zu einem Atari wechseln", sagte Präsidentensprecher Bill Burton der " Washington Post " nach seinem Einzug ins Weiße Haus. Wie er waren viele der neuen Regierungsmitarbeiter geschockt, als sie sich am ersten Tag in ihrem neuen Job im US-Regierungssitz einzurichten versuchten.

Probleme bereitete zunächst vor allem die Telefonanlage. Der Zeitung zufolge bekamen Anrufer, die versuchten, den Westflügel des Gebäudes zu erreichen, stundenlang nur ein Besetztzeichen zu hören. Wer gar versuchte, die Hauptnummer der Regierung anzurufen, landete bei einer Bandansage, die auf die Web-Seite des US-Präsidenten, whitehouse.gov , verwies.

Diejenigen, die versuchten, wenigstens per E-Mail mit der Außenwelt in Kontakt zu treten, hatten kaum mehr Erfolg. Obama-Mitarbeiter, die an Macintosh-Computer gewöhnt sind, sahen sich reichlich angestaubten Windows-PCs gegenüber, deren Software seit sechs Jahren nicht mehr aktualisiert wurde. Aber PC-Arbeitsplätze scheinen beim Einzug ohnehin Mangelware gewesen zu sein. Notebooks, mit denen man sich im Haus frei bewegen könnte, wurden offenbar nur sehr wenigen Mitarbeitern zugeteilt.

Anrufumleitung zur Ehefrau

Einige der Mitarbeiter greifen in ihrer Not zur Selbsthilfe, um ihre Kommunikationsprobleme zu lösen. Ein Offizieller, der es nur mit Mühe durch die Sicherheitskontrollen geschafft hatte, benutze jetzt sein ausländisches Handy, weil er weder Telefonanschluss noch Computer an seinem Arbeitsplatz vorfand, berichtet die "Washington Post". Das ist zwar teuer, aber es funktioniert wenigstens. Ein anderer, so heißt es, hat auf der Mailbox seines Handys eine Ansage aufgesprochen, die Anrufer auf das Telefon seiner Frau verweist. Sein bisheriges Mobiltelefon musste er abgeben.

Neu sind solche Probleme offenbar nicht. Schon der Internet-Beauftragte von George W. Bush sah sich unerwarteten Schwierigkeiten gegenüber, als er 2005 sein Amt antrat. Eine Woche dauerte es damals, bis er endlich einen Computer und einen Blackberry bekam.

Die Vorgänger brauchten weniger Technik

Die Schuld an der aktuellen Technik-Misere im Regierungssitz der mächtigsten Nation der Erde dem Ex-Präsidenten Bush und seinen Mitarbeitern anzulasten, wäre allerdings verfehlt, meint Scott Merrill von Crunchgear . Die hätten ihren Nachfolgern wohl kaum wissentlich Stolpersteine in den Weg gelegt. Vielmehr sei es wohl so, dass die Vorgänger der aktuellen Regierung mit moderner Technik nicht ganz so selbstverständlich umgegangen seien wie ihre Nachfolger aus dem Obama-Team.

Eben deshalb habe es im Weißen Haus keinen Grund gegeben, die interne Informationsinfrastruktur auf den neuesten Stand zu bringen. Wer kein Facebook nutzt, nicht per Twitter kommuniziert und eilige Nachrichten per Kurier statt per E-Mail verschickt, braucht eben kein W-Lan, kein iPhone und keine modernen Computer.

"Die Macs werden kommen"

Obamas Mannschaft hingegen geht vollkommen selbstverständlich mit den neuen Medien um, nutzte die Möglichkeiten des Internets, um ihren Chef den Ruf eines "Internet-Präsidenten" zu verschaffen.

Diesem Ruf aber kann der neue Herr im Weißen Haus bisher noch nicht ganz gerecht werden. Im Blog des Präsidenten jedenfalls sind bisher fünf Einträge zu finden, kommentieren darf man keinen davon. Der neueste davon ist auf den 21.1. datiert, also bereits zwei Tage alt, enthält Obamas Antrittsrede (interessanterweise mit dem Vermerk, dass es am Ende Applaus gab). Dafür gibt es auf der Seite "Executive Orders" schon reichlich Lesestoff zu Themen wie Guantanamo und Folterverbot.

Vermutlich müssen sich präsidialen Webmaster erst einmal an die neue alte Technik gewöhnen. Matt Asay von cnet  jedenfalls macht Hoffnung, mahnt zu Geduld. "Die Macs werden kommen, genau wie Open-Source-Software. Nur nicht über Nacht."

Der Wechsel braucht eben Zeit - und das Weiße Haus einen Haufen neuer Hardware.

mak

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