Die nackten Brüste übersieht die Putzfrau einfach. Job ist schließlich Job, und wenn es hinter den Pornofilmen staubig ist, muss auch dort gewischt werden. Die Putzfrau schiebt den Stapel Top Sluts 4 ein paar Zentimeter auf die Seite, macht kurz sauber und zieht weiter. Sie muss noch den Tisch mit den Vibratoren putzen. In einer halben Stunde kommen die ersten Kunden, bis dahin muss der Laden glänzen.

Noch ist es ruhig bei Beate Uhse. Eine Kassiererin befüllt die Kasse mit Kleingeld und Uta Barkow macht ihren morgendlichen Kontrollgang. Die 45-Jährige leitet die Beate Uhse-Filiale am Berliner Zoo. Auf drei Etagen betreibt der Konzern einen Sexshop, mehrere Pornokinos und ein Erotikmuseum. "Wir verkaufen Spaß", sagt Barkow und rückt ein paar Dildos zurecht. An guten Tagen schieben sich Tausende Kunden an den Regalen vorbei.

Aber die guten Tage sind selten geworden. Der Erotikbranche geht es so schlecht wie nie.

Beate Uhse, das größte Erotikunternehmen Deutschlands, hat allein im ersten Halbjahr einen Verlust von 6,1 Millionen Euro gemacht . Das Jahr davor lief kaum besser: Bei einem Umsatz von 230,6 Millionen blieb nur ein magerer Gewinn von 1,9 Millionen Euro. Noch vor fünf Jahren waren es 14 Millionen Euro, die am Jahresende übrig geblieben sind. Die Aktie des Konzerns hat in den letzten Jahren stark verloren. Der Konzern hat Fehler gemacht.

Beate Uhse hat das Internet unterschätzt. Wie dem Marktführer geht es der gesamten Branche. Im Netz sind Pornos in fast unendlicher Menge kostenlos zu haben. Vier von zehn Internetnutzern schauen regelmäßig Pornofilme im Netz . Wie viel Umsatz die Online-Konkurrenz macht, ist nicht ganz klar, doch Schätzungen schwanken zwischen einer Milliarde und 100 Milliarden Euro weltweit – Geld, das der traditionellen Branche verloren geht. Viele Kunden fragen sich: Wieso sollte ich im Laden für etwas bezahlen, das ich im Netz kostenlos bekomme?

Dennoch spricht sich Beate Uhse-Vorstandssprecher Serge van der Hooft Mut zu: "Das Geschäft mit den Filmen war immer ein wichtiges Standbein und wird es auch in Zukunft bleiben", sagt er. Dabei verstauben die Pornofilme in den Regalen der Erotikläden, ihre Preise sind in den vergangenen Jahren stark gefallen. Ähnliches gilt für das Geschäft mit den Pornoheften. Früher seien die Männer schon morgens um neun in die Sexshops gekommen und hätten in den Heften geblättert, sagt die Berliner Filialleiterin Uta Barkow. Nur selten verirrte sich mal eine Frau in den Laden. Heute steht das Regal mit den Pornoheften verwaist in der hinteren Ecke des Ladens, direkt neben dem Eingang zu den Videokabinen.

Beate Uhse hat sich eine neue Zielgruppe suchen müssen. Frauen und junge Paare sollen es nun richten – ein Ergebnis der Marktforschung. "Mit Frauen und Paaren kann die Erotikbranche in Zukunft viel Geld verdienen", sagt Christian Rauch vom Kelkheimer Zukunftsinstitut. In einer Studie haben die Trendforscher vor vier Jahren analysiert, wer künftig die Produkte des Unternehmens kaufen soll . Rentner zum Beispiel. Beate Uhse hat sich lieber auf Frauen und Paare konzentriert. Seit der Konzern 2008 damit begonnen hat, seine Läden umzubauen, hat sich vieles verändert.