Eco: Löschen funktioniert zu 98%

Eco, der Verband der deutschen Internetwirtschaft, hat heute in einem Pressegespräch in Berlin aktuelle Zahlen zur Bekämpfung von Kinderpornographie verkündet. Demnach funktioniert das „Löschen statt Sperren“-Prinzip. 98% der gemeldeten Inhalte mit kinderpornographischen Inhalten seien nach einer Woche abgeschaltet.

„Von den 197 Websites, die im ersten Halbjahr 2010 an die eco Internet-Beschwerdestelle gemeldet wurden, konnten 194 binnn einer Woche abgeschaltet werden. Darstellungen, die auf deutschen Servern gehostet wurden, waren dabei regelmäßig binnen eines Werktages offline.“

Als Grund für den besseren Erfolg im vergangenen Jahre verweist Eco auf die Etablierung von „Notice and Takedown“-Löschverfahren durch immer mehr nationale Beschwerdestellen. Die Zahlen sind besser, weil im vergangenen Jahr oft nur die Sicherheitsbehörden informiert wurden, die dann nicht so effektiv die Inhalte löschten, als wenn die Hosting-Provider direkt informiert wurden.

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36 Ergänzungen

  1. Moin Moin,

    wo kann ich als normaler Bürger eigentlich ohne belangt zu werden eine Seite melden mit kinderpornographischen Inhalten melden.

    Bisher ist mein Informationsstand, dass ich es tunlichst meiden sollte so was zu melden, weil ich mich dadurch selbst strafbar mache. Ich war dann ja schließlich auf so einer Seite und es wäre nicht von Interesse ob per Zufall oder gewollt.

    Für mein Verständnis ist diese Argumentation zwar falsch, aber solche Aussagen würden mich davon abhalten eine solche Seite irgendwo zu melden, wenn ich auf solch eine stoße.

    Vielleicht kann mir da einer auf die Sprünge helfen?

    Vielen Dank schon mal im Voraus!

    mfg
    Thomas

  2. Sollte das nicht takedown statt tagedown heißen? Oder kenne ich mal wieder ein Internetjargon nicht?

  3. @markus: „Takedown“, nicht „Tagedown“.

    Ansonsten sehe ich leider nicht, dass diese Meldung die Argumentationsstrukturen der Zensur- err, Sperr-Befürworter ändern könnte. Schließlich ist die Faktenlage, dass Löschen funktioniert, schon länger bekannt und wurde bisher weiterhin konsequent ignoriert.

  4. Jedoch: rechstaatl. Verfahren sind, auch wenn langsamer, grundsätzlich den Von-Privat-zu-Privat-kleiner-Dienstweg-Aktionen vorzuziehen.

    Die Maßstäbe für Löschungen sind nämlich, wenn staatliche Akteure handeln, öffentlich bekannt und zuvor demokratisch legitimiert.

    Man stelle sich vor, Private Hostingprovider kämen alle überein, irgendwelche anderen Inhalte aus ethischen Gründen zu löschen.

    Natürlich kann es sein, dass in bestimmten Ländern die Behörden „pennen“. Andererseits, manche möchten vielleicht erst die Strafverfolgung weiter vorantreiben und die Daten online lassen.

    Differenzierungsprobleme zwischen Kinder- und Jugendpornographie sind ja bereits andernorts diskutiert worden, wenn es um grenzfälle bei dem Anschein des Alters geht.

    Was wir also mE bräuchten wären Kennzahlen (Stunden /Tage zwischen Benachrichtigung, Sichtung, Prüfung, Löschaufforderung und Löschung), die einheitlich dokumentiert sind, und die _staatliches Handeln_ dokumentieren.

    Ein Rechtsschutz, so sei hier gesagt, ist nämlich kaum möglich, wenn Private mit anderen Privaten übereinkommen, unliebsame Daten zu löschen, um es mal vom KiPo Thema losgelöst zu sagen.

  5. Andere Frage:
    ist es eigentlich Strafvereitelung?
    Denn es wird seit Mai 2009 nirgendwo darüber berichtet, ob die Ermittlungsbehörden – nach identifizieren, löschen und oder sperren, der Straftat noch nachgehen.
    Denke an: „aus den Augen, aus dem Sinn“.
    mfg
    Anselm

  6. @anonymous: Aber man kennt das doch: je öfter eine Aussage wiederholt wird, umso Wahrer wird sie. Selbst wenn es sich um belegbare Fakten handelt, wird an ihrer Wahrheit beim ersten mal Hören/Lesen i.d.R. gezweifelt.
    Also: je öfter, um so „Wahrer“ und un-ignorierbarer.

  7. @thomas
    wo kann ich als normaler Bürger eigentlich ohne belangt zu werden eine Seite melden mit kinderpornographischen Inhalten melden.\n
    wenn du möchtest, dass zierckes sturmtruppen ein paar tage nach deiner meldung deine tür eintreten, dein haus verwüsten, deine geräte rauschleifen, deine ehe zerstören und deine existenz vernichten, kannst du gerne melden.

    am besten mal nachfragen bei dem oberstaatsanwalt aus dem osten, der ja angeblich das handtuch geworfen hat. der kennt sich da gut aus…

  8. Um mal die Lektorenrunde vollständig zu machen:

    – Takedown statt Tagedown
    – „Demnach wird funktioniert …“ – da ist auch was zu viel
    – „wie wenn die Hosting-Provider…“ – besser: als wenn die Hosting-Provider…

    Wir erwarten hier ja auch Qualität für unser Geld ;-)

  9. Sowas aber auch, wer hätte das gedacht? (sarkasmus)

    @Joachim 5: Erstmal geht es darum, zu zeigen, dass es keinen gesetzlichen Rahmen braucht, wenn es auch so funktioniert. Und dass es einwandfrei funktioniert, nur das BKA und INHOPE sich schlicht und ergreifend zu dämlich anstellen. Ausserdem ist ein Hinweis an den Provider etwas anderes als das Eintragen in einer geheimen Zensurliste.

  10. Für mich gehört diese Headline auf Titelseiten von großen Tageszeitungen.
    Finden tut man es aber eigentlich nur hier, also Blogs etc.
    Schade…

  11. @Joachim „irgendwelche anderen Inhalte aus ethischen Gründen zu löschen“: Provider, die das tun (zumindest ohne es in den AGB verankert zu haben wie das bei Ü18-Inhalten gerne der Fall ist), werden in Grund und Boden geklagt werden.

    1. @Andreas Krey:

      Erinnern Sie sich noch an http://www.horst-koehler-consulting.de ? Wurde sie Site nicht vom Hostingprovider auf einem, sagen wir etwas undefinierten Weg (angebl. Fax einer Behörde) kurzzeitig und kurzfristig offline genommen? Entsprach dieses Vorgehen einem rechtstaatlichen Verfahren?

      Wie und worauf genau wollen Sie denn klagen? Ist dieser Provider heute noch im Geschäft? Ich vermute schon.

      Und erinnern Sie sich noch daran, wie Microsoft Cryptome offline nehmen ließ?

      http://www.wired.com/threatlevel/2010/02/microsoft-cryptome/

      Was ich damit sagen will: Vorsicht bei dieser Art von Vorgehen „von privat“ ohne genau definiertes Verfahren.

  12. Das Problem ist doch nicht, daß Löschen nun erwiesenermaßen so gut funktioniert und man meinen könnte, diese Tatsache würde einfach übersehen.

    Man hat sich einfach auf EU-Ebene genauso wie auf Seiten der CDU und diverser Kinderschutzorganisationen versteift darauf, daß man eine Sperrinfrastruktur haben will. Kinderpornografie ist eh nur ein Vorwand. Man will ganz einfach eine inhaltsneutrale Zensurinfrastruktur haben. Da können die Zahlen noch so sehr nahelegen daß Löschen funktionert, es interessiert am Ende keinen.

    Wenn es der Politik wirklich darum ginge, den bestmöglichen Ansatz zu verfolgen um Kinderpornografie aus dem Netz zu verbannen, dann wäre man auch offen dafür, wenn Statistiken beweisen daß Löschen an der Quelle das effektivere Mittel ist. Stattdessen wiederholt man in der CDU gebetsmühlenartig wie notwendig das Sperren ist, bis hin zu Lügen und Verdrehung von Tatsachen, sogar bis hin zu mutwillig gefälschten oder falsch zitierten Statistiken.

    Und man macht dort nicht halt. Man kann argumentieren, daß international einheitliche Standards und Definitionen zu „Kinderpornografie“ das Löschen wesentlich erleichtern würden. Was in Deutschland illegal ist, hätte dann auch in den USA oder der Schweiz nichts auf einem Webserver verloren. Sieht man sich jedoch die geplante neue Definition von Kinderpornografie in der EU-Richtlinie an, dann ist ganz klar, wohin die Reise gehen soll: man will den Begriff so extrem ausdehnen, in der Praxis selbst auf 20jährige die wie unter 18 aussehen, daß man die strengsten Definitionen auf der ganzen Welt zementiert. Daß da dann natürlich die meisten anderen Länder nicht mitziehen, allen voran die USA, wenn es um das Löschen von Inhalten geht wo nachweislich und dokumentiert Volljährige in Teenie-Pornos mitspielen, dürfte klar sein. Und schwupps hat man eine riesige Welle künstlich und juristisch erzeugter Kinderpornografie, und ein grandioses Argument dafür, Sperren einzurichten – weil der Rest der Welt logischerweise bei sowas nicht mitzieht.

    Wir sehen also – egal wie erfolgreich Löschen ist, selbst wenn es 99,9 Prozent und nicht 98 wären… man will politisch einfach etwas anderes.

  13. Eco: Löschen funktioniert zu 98%

    das würde ja bedeuten, dass uns ziercke und die ganzen sperrfreaks die ganze zeir fröhlich belogen haben und dinge ohne jegliche begründung forderten. da muss doch rechtlich was zu machen sein. ich würde schreien vor freude, wenn den politfantasten ohne irgendwelche ahnung von der materie mal richtig eins übergebraten wird.

    die andauernden keulen aus karlsruhe beeindrucken ja offenbar nicht.

  14. @Andreas

    Wir sehen also – egal wie erfolgreich Löschen ist, selbst wenn es 99,9 Prozent und nicht 98 wären… man will politisch einfach etwas anderes.

    richtig, also müssen wir versuchen, die politik zu ändern in diesem land….die schwarze pest verliert SH demnächst und den mappus schiessen die spätzlefresser auch in den wind.

    sieht doch gar nicht sooo schlecht aus.

  15. @principal…

    meine Hoffnung ist auch, daß Baden-Württemberg der CDU verlorengeht. Das wäre ein noch größeres Erdbeben als 2005 die verlorene NRW-Wahl für Schröder… ab da wäre Merkels Koalition endgültig am Ende, da dies ein Machtwechsel im am längsten schwarz regierten Bundesland der BRD wäre (korrigiert mich wenn ich mich irre).

    Bis dahin ist es aber noch ein langer Weg, auf dem die Union noch genug Schaden anrichten kann auf EU-Ebene bei der Verabschiedung der Richtlinie die ja auch Sperren beinhaltet… und die soweit ich weiß spätestens Ende des Jahres verabschiedet werden soll.

  16. Nachtrag: Die Präsentation zum „Arbeitsweise und Erfolgsbilanz der eco Internet-Beschwerdestelle“ weist von November 2009 bis August lediglich lediglich die Reaktionszeiten für 24 Fälle im Ausland auf. In 79.2% der Fälle erfolgte die Löschung innerhalb einer Woche, in 4.2% der Fälle in 2 Wochen und in 16,6% der Fälle „danach“.

    Das ist erfreulich, allerdings wohl zu dünn, um gegen Sperren ausländischer Inhalte zu argumentieren.

  17. der letzte Satz ist auch ganz nett: „Etwas vom Gesetzgeber Verbotenes dem öffentlichen Zugriff zu entziehen, kann keine Zensur sein.“

  18. ein BKA-chef, der ständig gegen die verfassung und gegen die grundrechte der bürger polemisiert, gehört in den ars.. getreten, zumindest aber zum teufel gejagt. was bildet dieser piss.r sich eigentlich ein?

  19. @anonymous: Aber man kennt das doch: je öfter eine Aussage wiederholt wird, umso Wahrer wird sie. Selbst wenn es sich um belegbare Fakten handelt, wird an ihrer Wahrheit beim ersten mal Hören/Lesen i.d.R. gezweifelt.
    Also: je öfter, um so “Wahrer” und un-ignorierbarer.

  20. Morgen!
    Zwei Fragen dazu:
    a) Gibt es die Zahlen auch irgendwo Schwarz auf Weiss?
    b) Kann denn das „Notice and take down“-Verfahren nicht auch zu Missbrauch führen und wie transparent ist das Ganze?
    Danke!

  21. Mit Löschen alleine ist es aber nicht getan,…die Verrbrecher die dahinter stehen, die müssen gefasst werden, denn die machen munter weiter.

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