IT-Größen kehren Business Software Alliance den Rücken

Konzerne wie Cisco Systems, EMC, IBM oder HP gehören nicht mehr zu den Mitgliedern der Lobbyvereinigung der Softwareindustrie, die sich insbesondere im Kampf gegen illegale Kopien und für Softwarepatente hervorgetan hat.

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Mitgliederschwund bei der Business Software Alliance (BSA): IT-Größen wie Cisco Systems, EMC, IBM oder HP haben die Lobbyvereinigung mit Hauptsitz in Washington verlassen. Dies bestätigte ein Sprecher der deutschen BSA-Abteilung gegenüber heise online. Die BSA hat sich in den vergangenen Jahren vor allem im Kampf gegen rechtswidrige Kopien von Computerprogrammen sowie mit ihrem Eintreten für Softwarepatente auch in Europa nach US-Vorbild hervorgetan. Sie trat zudem jüngst vehement für den Einschluss auch patentgeschützter und lizenzierungspflichtiger Erfindungen in "offene Standards" ein. Nach eigenen Angaben hat es sich die BSA zum Ziel gesetzt, ein "beständiges rechtliches und gesetzliches Umfeld zu erschaffen, in dem die Branche gedeihen kann". Dafür wolle man den weltweiten Mitgliedern eine "gemeinsame Stimme" leihen. Weiter an Bord sind Konzerne wie Adobe, Apple, Dell, Intel, Microsoft oder Siemens.

Auf die Abwanderungsbewegung war zunächst das Blog Techrights durch einen Vergleich der aktuellen Mitgliederliste mit der von 2008 aufmerksam geworden. Anders als dort berichtet soll SAP aber nach wie vor der BSA angehören. Die Walldorfer seien weiter im Kreis der politisch beratenden Unterstützer vertreten, erklärte der Sprecher. Ihr Logo findet sich im Mitgliedsverzeichnis derzeit nur noch, wenn man über die deutsche Startseite darauf zugreift. In der US-Version ist SAP nicht mehr aufgeführt. Dies sei aber nicht verwunderlich, da es etwa auch nur regional angeschlossene Partner oder reine "Anti-Piraterie-Mitglieder" gebe, erklärte die BSA. Letztere würden sich nicht an der Debatte über alle politischen und rechtlichen Ziele beteiligen.

Zu den Gründen für den Weggang einzelner Unternehmen konnte der Sprecher keine genauen Angaben machen. Es sei generell nicht ungewöhnlich, dass die Mitgliederstruktur fluktuiere. Die Motive dürften bei den meisten Ausgeschiedenen verschieden gelagert sein. Dass die Austritte auch etwas mit der Patentpolitik der Vereinigung zu tun haben könnten, sei nicht auszuschließen. In diesem Bereich hätten viele Mitglieder "grundsätzlich unterschiedliche Meinungen". Spekulationen, wonach sich vor allem IBM an einem Übergewicht von Microsoft in dem Verband gestört habe, wollte der Sprecher nicht nachvollziehen. Ein solcher Konflikt wäre sonst angesichts der bereits langjährigen Mitgliedschaft beider Firmen sicher nicht erst in den vergangenen Monaten ausgebrochen. Big Blue hatte zuvor auch dem Verband CompTIA den Rücken gekehrt, der sich ebenfalls forciert für Softwarepatente und deren Durchsetzung stark macht und Microsoft zu seinen führenden Vertretern zählt. (anw)